Einführung in das Verhältnis der Muslime mit Nichtmuslimen

Embed Size (px)

Citation preview

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    1/158

    Einfhrung in das Verhltnis zwischenMuslimen und Nichtmuslimen

    n Grundstzen Geschichten Muslime im Westen

    Eine Zusammenstellung von Ausschnitten (bzw. vonderen Zusammenfassungen) aus Werken von Yusuf al-Qaradawi, Feisal Maulawi, Mahmud Schakir u.a.

    Samir Mourad

    Muslimischer Studentenverein Karlsruhe e.V.

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    2/158

    Reproduktion:Alle Teile dieses Buches drfen vervielfltigt, nachgedruckt undbersetzt werden, wenn dabei auf diese Quelle hingewiesen wird, undwenn vorher die Erlaubnis des Autors eingeholt worden ist, falls dieser noch leben sollte. Ansonsten mu ein Teil des Erlses an einewohlttige Organisation im Sinne des Autors abgefhrt werden.

    1.Auflage 1420/1999

    Muslimischer Studentenverein Karlsruhe e.V.c/o Deutsprachiger Muslimkreis Karlsruhe e.V.

    Stefanienstr.2176133 Karlsruhe

    Tel. 0721/22307 Fax. 0721/22304

    ISBN 3-00-00-004867-7

    2

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    3/158

    Bismillahi-r-Rahmani-r-Rahim

    Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen

    3

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    4/158

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    5/158

    InhaltsverzeichnisVorwort................................................................ 8Erluterung einiger islamischer Fachbegriffe.13

    Definition von Din............................................................... 13Definition von Iman / Mumin..........................................15Definition von Kufr / Kafir ..............................................17Definition von Schirk / Muschrik.....................................20Definition von Hadith.......................................................... 20Definition von Sahih-Hadith................................................21

    Definition von Sunna........................................................... 21Definition von Tauhid..........................................................23

    1 Grundstze in den Beziehungen zwischenMuslimen und Nichtmuslimen ......................... 26

    1.1 Friedliches Miteinanderleben, gegenseitigesKennenlernen und rechtschaffenes Verhalten der Muslimegegenber den Nichtmuslimen.............................................261.2 Die Nichtmuslime zum Islam einladen (Dawa)............32

    Fr einen Muslim, der zum Islam einldt, ist diese Handlungein Mittel seiner eigenen Annherung an Gott und ein Mittel,Sein Wohlgefallen zu erlangen................................................35ber den Islam informieren.....................................................37Liebevoller, barmherziger, geduldiger und respektvoller Umgang mit den neuen Muslimen...........................................41

    2 Verteidigung im Islam.................................... 462.1 Wann gehen Muslime mit militrischen Mitteln vor?....462.2 Die militrische Auseinandersetzung der Gefhrten desPropheten (Allahs Segen und Heil auf ihm) mit denByzantinern und den Persern.............................................. 53

    3 Nichtmuslime im islamischen Staat...............623.1 Die Ahlu-Dhimma (Dhimmis)........................................62

    5

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    6/158

    3.2 Die Rechte der Ahlu-Dhimma........................................651- Recht auf Schutz................................................................. 652- Leiblicher Schutz................................................................ 66

    3- Unantastbarkeit des Besitzes...............................................684- Schutz der Ehre...................................................................695- Alters-, Sozial- und Pflegeversicherung..............................696- Bekenntnisfreiheit und Recht auf freie Religionsausbung....717- Recht auf freie Berufswahl und -ausbung......................... 738- Recht auf Ausbung staatlicher mter................................739- Sicherheitsgarantien bzw. Brgschaften fr dieobengenannten Rechte.............................................................74

    3.3 Die Pflichten der Ahlu-Dhimma....................................79Die Pflicht, die Gefhle der Muslime zu respektieren............ 85

    4 Toleranz im Islam........................................... 864.1 Stufen der Toleranz.........................................................864.2 Auf welcher Toleranzstufe steht die islamischeGesellschaft bzw. der islamische Staat?..............................884.3 Der Geist der Toleranz bei den Muslimen....................924.4 Die religise Grundlage fr die Toleranz im Islam..... 97

    5 Muslime als Minderheit................................1015.1 Einige wichtige Tatsachen ber muslimischeMinderheiten........................................................................1015.2 Die Geschichte von muslimischen Minderheiten ineinigen Lndern...................................................................104

    5.2.1 Die Muslime auf den Philippinen.................................1055.2.2 Die Muslime in China.................................................. 116Die Ausbreitung der Einladung zum Islam im Westen Chinasunter dem Schutz des islamischen Heeres.............................120Die Ausbreitung des Islam durch Da'is und Hndler bzw.handeltreibende Seefahrer..................................................... 123Die Muslime in der Republik China (1911-1949 n.Chr.)......130Die kommunistische Herrschaft seit 1369 n.H. (1949 n.Chr.)....

    6

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    7/158

    1315.2.3 Die Muslime in Gabun................................................. 134Die Einwohner.......................................................................135

    Wie der Islam nach Gabun gekommen ist.............................135Die Kolonialisierung der Region...........................................136

    6 Muslime im Westen...................................... 139Die Heirat zwischen einem Muslim und einer nichtmuslimischen Frau unter heutigen Umstnden..............142Die Pflichtbereiche eines im Westen lebenden Muslims.......148

    Literaturverzeichnis........................................ 154

    7

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    8/158

    Vorwort

    Dank sei Allah, dem Herrn aller Welten, und Sein Segenund Heil seien auf dem Gesandten Allahs, dessen Familieund Gefhrten.

    Die vorliegende Zusammenstellung behandeltverschiedene Aspekte des Verhltnisses zwischenMuslimen und Nichtmuslimen.Die Benutzung und Gegenberstellung der WorteMuslime und Nichtmuslime mag vielleicht etwas wieschwarz und wei oder wie die Guten und dieSchlechten klingen. Dies ist jedoch nicht beabsichtigt. Esmute jedoch ein Wort zur Bezeichnung all derjenigenMenschen, die eine andere berzeugung bzw. Religion alsden Islam haben, gewhlt werden. So mge der christliche, jdische, buddhistische, hinduistische oder atheistische

    Leser also bitte Verstndnis haben und dies nicht alsArroganz oder Diskriminierung verstehen.

    Viele Teile sind im wesentlichen Zusammenfassungenvon entsprechenden Teilen der Fachliteratur bekannter muslimischer Gelehrter und Autoren wie Yusuf al-Qaradawi, Feisal Maulawi und Mahmud Schakir. Es istalso eher eine Zusammestellung von bersetzungen vonTeilen einiger Bcher, als eine eigenstndigeForschungsarbeit.

    Das erste Kapitel umreit kurz die Grundprinzipien desVerhltnissses zwischen Muslimen und Nichtmuslimenaus islamischer Sicht.Kapitel 2 und 3 behandeln Situationen, die fr Muslime

    als Minderheit, die sie u.a. hier im Westen darstellen,keine praktische Relevanz haben: Kapitel 2 zeigt auf, in

    8

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    9/158

    welchen Situationen ein militrischer Eingriff von Seitender Muslime stattfindet. Kapitel 3 zeigt die Situation vonnichtmuslimischen Minderheiten in einem Staat auf, der

    nach islamischem Recht gefhrt wird. Da diese beidenThemenkomplexe dennoch in diesem Buch behandeltwerden, liegt u.a. an folgendem: Zwischen den von der Kirche beherrschten bzw. dominierten europischenLndern des Mittelalters und spter den europischenKolonialmchten - und der muslimischen Welt herrschteim Laufe der Geschichte oft Krieg, was dazu fhrte, daauf europischer Seite und in jngster Zeit auch in denmuslimischen Lndern ein realittsverzerrendes Feindbildgegenber der jeweils anderen Seite entstand, was bisher ein Hindernis fr eine sachliche Auseinandersetzung mitden Anschauungen der jeweils anderen Seite darstellte.Zumindest auf europischer Seite grndet das heutigerealittsverzerrende Feindbild zum groen Teil auf einemfalschen Geschichtsbild, wo der Islam als agressivefeindliche Religion dargestellt wird, die sich mit Feuer und Schwert ausgebreitet hat. Um dieses Feindbildabzubauen, ist es wohl ntig, die Geschichte, die bisher leider oft falsch dargestellt wurde, richtig zu verarbeiten.

    Von dieser Basis ausgehend ist dann zu hoffen, dawenigstens ein Hindernis auf dem Weg der Verstndigungund des friedlichen und freundschaftlichenZusammenlebens zwischen den verschiedenen

    Religionsgemeinschaften hier in Deutschland aus demWeg gerumt ist. Dies knnte dann eine Grundlage fr eine richtige und auch die Muslime selbstzufriedenstellende Integration der Muslime in die deutscheGesellschaft darstellen.

    Denn wie soll sich ein muslimischer Mitbrger alsvollwertiger deutscher Mitbrger fhlen, wenn er dasGefhl hat, da viele Menschen in Deutschland ihn alsAngehrigen einer fremden und mehr oder weniger

    9

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    10/158

    feindlichen Religion betrachten?

    Kapitel 4 untersucht, wie tolerant eine muslimische

    Gesellschaft gegenber nichtmuslimischen Minderheitenim eigenen Land ist.Kapitel 5 behandelt die Geschichte muslimischer

    Minderheiten in einigen Lndern.Kapitel 6 ist eine kurze und allgemeingehaltene

    Darstellung der Situation und der Aufgaben der Muslimehier im Westen.

    Nun etwas zu bersetzungsspezifischen Fragestellungen:Da Quranverse, Aussprche des Propheten (Allahs Segenund Heil auf ihm) und der berwiegende Teil der benutzten Fachliteratur in arabischer Sprache vorhandenist, mute eine Lsung gefunden werden, wie einigeislamische Fachbegriffe ins Deutsche bertragen werdensollten. Es wurde der Ansatz gewhlt, wie er u.a. in[Zaidan] und [Mourad, As-Sabuni] gemacht wird. Er besteht darin, da diese Fachbegriffe zunchst ausfhrlicherlutert werden und im weiteren Verlauf des Buches inlateinischer Umschrift als arabische Fremdwrter benutztwerden.1 Da es sich in der vorliegenden Abhandlung nur um einige wenige Begriffe handelt, ist dies dem Leser wohl zumutbar, zumal die Bedeutung einiger oder aller dieser Begriffe einem Groteil der Muslime ohnehin

    bekannt ist. Im Verlaufe der Abhandlung kommen nochweitere arabische Fremdwrter vor, die jedoch an der jeweiligen Stelle selbst kurz erlutert werden.1 Das Kapitel Erluterung einiger islamischer Fachbegriffe wurde innahezu unvernderter Form aus dem entsprechenden Kapitel in [As-Sabuni, Mourad] bernommen. Der Grund dafr, da der gleiche Textnochmals in diesem Buch abgedruckt wird, ist der, da man nichtvoraussetzen kann, da der Leser des vorliegenden Buches auch [As-Sabuni, Mourad] gelesen hat. Andererseits ist aber das Verstndnis der eingefhrten Begriffe unbedingt ntig fr das richtige Verstndnis desvorliegenden Buches.

    10

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    11/158

    Es ist bekannt, da der Quran nur auf Arabisch existiert,er ist das Wort Allahs, so wie Er es Seinem Propheten(Allahs Segen und Heil auf ihm) geoffenbart hat. Jegliche

    bersetzung in eine andere Sprache kann man nicht Qurannennen, sondern allenfalls eine ungefhre Bedeutung. Inder folgenden Abhandlung wird beim Zitieren vonQuranversen der Einfachheit halber so etwas wie Allahhat gesagt: vorangestellt, obwohl dies nicht korrekt ist.Der Leser soll sich immer bewut sein, da dies nur eineungefhre Bedeutung dessen ist, was Allah gesagt hat.

    Die bersetzung der Quranverse stammt teilweise vonden Quranbersetzungen von Ahmad v. Denffer undMuhammad Rassoul und teilweise vom Autor selbst. Dateilweise die Quranverse vom Autor selbst bersetztwurden und nicht eine bereits existierendeQuranbersetzung allein herangezogen wurde, liegt vor allem an zwei Grnden: Zunchst einmal existiert bisher keine vollstndige deutsche Quranbersetzung mit demoben angeschnittenen Konzept, welches zunchst diearabischen Fachausdrcke erlutert, und sie dann alsarabische Fremdwrter im bersetzten Text stehen lt.Zum anderen lassen die Quranverse mehrere Bedeutungenzu. Je nach Zusammenhang mu also die entsprechendeBedeutung herangezogen werden, welche dann bersetztwird. Die verschiedenen Bedeutungen der Quranverse

    kann man aus den zahlreichen klassischen und modernenQurankommentaren entnehmen.

    An dieser Stelle soll all denen gedankt sein, die bei der Zusammenstellung dieser Abhandlung einen Beitraggeleistet haben. Ich bitte Allah, da Er uns alle im Paradieswieder vereint, ohne da einer von uns vorher die StrafeAllahs kosten mute.

    11

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    12/158

    Mein Herr, verzeih mir, meinen Eltern und wer inmein Haus hineingeht als Mumin, und den Muminunund den Muminat ...[71:28]

    Samir Mourad

    12

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    13/158

    Erluterung einiger islamischer Fachbegriffe

    In diesem Kapitel werden einige islamische Fachbegriffeeingefhrt. Dabei sind die Einfhrungen zu einigen dieser Begriffe im wesentlichen vereinfachteZusammenfassungen von Auszgen aus denentsprechenden Begriffseinfhrungen von [Zaidan]. DieAuszge sind so gewhlt, da sie in etwa die Bedeutungder Begriffe im Zusammenhang des vorliegenden Buchesabdecken.

    Definition von Din

    Nach der Wissenschaft der sinnverwandten Wrter undnach den Qurankommentatoren wird Din im Quran als

    Synonym fr 11 verschiedene Begriffe verwendet. Din als Synonym fr:n Islamn Tauhid (Monotheismus im islamischen Sinne)n die Abrechnung am Jngsten Tagn die Vergeltungn das Gesetzn der Gehorsam / die Loyalittn die Gewohnheit /die Sitten die Gemeinschaft /das Volk n die nach der Scharia (Gottes Gesetz) unvernderbar

    festgelegten Strafen fr bestimmte Verbrechenn die Anzahln den Quran

    13

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    14/158

    Resmee

    Zum richtigen Verstndnis der quranischen Texte ist eineDifferenzierung bei der bersetzung unersetzlich.In [Zaidan] heit es: Fr den Fall, da eineDifferenzierung in einem begrenzten Rahmen nichtmglich ist und ein bergreifender Sammelbegriff verwendet werden soll, empfehle ich als mglichebersetzung fr die elementare Bedeutung von Din , denAusdruck

    Lebensweise

    und fr ad- Din-ul-islami, den Ausdruck

    die islamische Lebensweise

    weil meines Erachtens nur der Begriff Lebensweiseentsprechend dem islamischen Verstndnis alle Bereicheund Ebenen der Lebensgestaltung, nmlich dieideologischen, religisen, kulturelle, politische,wirtschaftliche, soziale, wissenschaftliche, usw. impliziertund umfat.

    14

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    15/158

    Definition von Iman / Mumin

    Das Wort Iman wird in der Regel in der Literatur alsGlaube bersetzt. Diese bersetzung ist nicht ganzkorrekt, wie wir sehen werden.

    a. Iman in Bezug auf Allah

    Die Verinnerlichung der bewuten Unterwerfung, Hingabeund Unterordnung Allah gegenber und diewiderspruchslose Akzeptanz Seiner Gebote undVorschriften in aufrichtiger Ergebenheit.

    b. Iman im islamischen Kontext

    Allgemeine Bedeutung:

    Iman ist die sichere, keinen Widerspruch duldendeVerinnerlichung der gesamten Inhalte und der Substanzdessen, was der Prophet Muhammad (Allahs Segen und Heil

    auf ihm) als abschlieende Offenbarung definitiv fr alle Muslime verkndet hat und

    was per definition notwendiger Bestandteil desislamischen Din ist;

    wie z.B. der Iman an Allah, an Seine Engel, an Seinegeoffenbarten Schriften, an den Jngsten Tag, an SeineGesandten, an die Pflicht des rituellen Gebets, des Fastensim Monat Ramadan, usw.

    15

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    16/158

    Resmee

    In verschiedenen Standardlexika wird Glaube definiert

    als : innere Sicherheit, die keines Beweises bedarf; primr

    (gefhlsmiges) Vertrauen, feste Zuversicht ohne berprfung, meist gefhlsmig ohne Beweise

    fr wahr gehaltene Vermutung Gefhl, unbeweisbare Herzensberzeugung usw.

    Aus diesen Definitionen ergibt sich, da man denarabischen Begriff Iman auch nicht annhernd mit demdeutschen Wort Glaube wiedergeben kann, weil einfachsein Bedeutungsinhalt Beweisfhrung und bewuteVerinnerlichung (d.h. die wesentlichen Inhalte von Iman)im deutschen Sprachgebrauch explizit ausgeschlossenwerden.

    In [Zaidan] heit es: fr den Fall, da eineDifferenzierung bei der bersetzung nicht mglich ist undein bergreifender Sammelbegriff verwendet werden soll,empfehle ich als mgliche bersetzung fr die elementareBedeutung von Iman , den Ausdruck

    die mit Wissen verbundene bewuteVerinnerlichung

    ...

    Personen, die Imanpraktizieren, heien dementsprechend:

    mask.: sg. Mumin , pl. Muminunfem.: sg. Mumin a, pl. Muminat

    16

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    17/158

    Definition von Kufr / Kafir

    Kufr wird gewhnlich mit Unglaube bersetzt. Wir werden sehen, da dies nicht ganz korrekt ist.

    a. Kufr in Bezug auf Allah

    Kufr hat hier fnf verschiedene Erscheinungsformen:

    Kufr des kompletten Verleugnens:Diese Art des Kufr uert sich in absichtlichemuerlichen und innerlichen Verleugnen der ExistenzAllahs, d.h. in verbalem Abstreiten bzw. Negieren Allahsund Seines Daseins. Diese Form des Kufr ist ein Synonymfr Atheismus.

    Kufr der Heuchelei:Diese Art des Kufr uert sich als rein formale, d.h. nur verbale uerliche Anerkennung des Daseins von Allahmit gleichzeitigem innerlichem Leugnen.

    Kufr der Ignoranz:Diese Art des Kufr uert sich in absichtlichvorgetuschtem uerlichen Leugnen des Daseins vonAllah (d.h. verbales Abstreiten/Negieren) trotz echter innerer berzeugung.

    Kufr des Trotzes:Diese Art des Kufr uert sich als formal korrekteuerliche und innerliche Anerkennung der ExistenzAllahs, ohne jedoch die notwendigen Konsequenzendaraus zu ziehen und Allah zu dienen, durchVerherrlichung und Anbetung, durch Unterwerfung,

    17

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    18/158

    Bindung und Hingabe.Dies geschieht entweder aus Starrsinn oder ausberheblichkeit.

    Kufr des Polytheismus:Diese Art des Kufr uert sich in echter (d.h. von tiefer innerer berzeugung geprgte) uerlicher und innerlicher Anerkennung des Daseins von Allah in Kombination miteiner komplett und/oder partiell inkorrekten Praxis der daraus folgenden notwendigen Handlungsweisen wie z.B.Verherrlichung und Anbetung Allahs auf eigenmchtigfestgelegte und unzulssige Art und Weise, d.h. durchVollziehen der gottesdienstlichen Handlungen unter Zuhilfenahme eines (Ver-)Mittlers oder durch verbaleBenennung bzw. Vorstellung und Anerkennungzustzlicher gttlicher Mchte neben Allah oder durchunerlaubte Interpretation von Tauhid (d.h. desMonotheismus im Sinne des Islam).

    b. Kufr im islamischen Kontext

    allgemeine Bedeutung:

    Jede Religion, Glaubensgemeinschaft, Weltanschauungoder Gruppierung auerhalb des Islam fllt unter dieRubrik Kufr .

    Das komplett bzw. partiell bewute Leugnen bzw. Negieren eines Iman-Inhaltes und/oder eineseindeutigen Gebotes des islamischen Din fllt unter dieRubrik Kufr .

    Heuchelei im Sinne von rein formalem, d.h. nur verbalem uerlichem Bekenntnis zum Islam (ohneechte innere berzeugung) fllt unter die Rubrik Kufr .Diese Form gilt als die verabscheuungswrdigste Art

    18

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    19/158

    des Kufr . Jeder Versto gegen die Prinzipien vonTauhid (d.h.

    des islamischen Verstndnisses des Monotheismus)

    fllt unter die Rubrik Kufr :....

    Personen, die Kufr praktizieren, heien dementsprechend:

    mask.: sg. Kafir , pl. Kafirunfem.: sg. Kafir a, pl. Kafirat

    Resmee

    Bei der bersetzung des Wortes Kafir mssen zweiEbenen bercksichtigt werden: Die sprachliche Ebene:Auf sprachlicher Ebene hat Kafir unterschiedliche

    Bedeutungen: Ackerbauer, undankbar sein, zudecken,verhllen, Lossagung, Ignoranz, usw. Die religise Ebene:Auf religiser Ebene steht Kafir / Kafir a bzw. Kafirun/ Kafirat als Sammelbegriff fr das Gegenteilvon Muslim/Muslima bzw. Muslime/Musliminnen.

    In [Zaidan] heit es: Deshalb empfehle ich fr den Fall,da eine Differenzierung bei der bersetzung nichtmglich ist und ein bergreifender Sammelbegriff verwendet werden soll, als mgliche bersetzung fr dieelementare Bedeutung von Kafir / Kafir a, den Ausdruck

    der/die Nicht-Gottergebene...

    Wichtig ist zu erkennen, da Kafir als Sammelbegriff

    19

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    20/158

    fr die unterschiedlichen Erscheinungsformen einer bestimmten Geisteshaltung der verschiedenstenPersonengruppen verwendet wird.

    Als Kafir werden beispielsweise bezeichnet: Atheisten Polytheisten sogenannte Muslime, die einen Pflichtteil des

    islamischen Din aberkennen Juden oder Christen, welche die Prophetenschaft

    Muhammads (Allahs Segen und heil auf ihm) und denQuran als die Offenbarung Allahs ignorieren bzw. nichtanerkennen

    Oft kann man das Wort Kafir/Kafira auch einfach als Nichtmuslim/Nichtmuslima bersetzen.

    Definition von Schirk / Muschrik Unter Schirk versteht manPolytheismus im eigentlichen,wrtlichen und im bertragenen Sinne.

    Personen, die Schirk praktizieren, heiendementsprechend:

    mask.: sg. Muschrik , pl. Muschrikunfem.: sg. Muschrik a, pl. Muschrikat

    Die ausfhrliche Definition kann der Leser selbst in[Zaidan] nachlesen.

    Definition von Hadith

    20

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    21/158

    (aus [AvD 94]:)Bezeichnung fr Berichte, in denen die ->Sunna desPropheten Muhammad berliefert wurde...Die Ahadith (pl.

    von Hadith) wurden zunchst grtenteils mndlichberliefert und dann niedergeschrieben. Die bekanntestenSammlungen sind die von Buchari und Muslim.

    Definition von Sahih-Hadith

    Ein -> Hadith, der eine "gesunde"(arab. sahih) (d.h. stark gesicherte) berlieferungskette hat. Solch ein Hadith wirdauf deutsch manchmal auch als authentischeberlieferung bersetzt.

    Definition von Sunna 1

    Beispiel fr eine Lebensweise; speziell gebraucht fr dasvorbildhafte Leben des Propheten Muhammad, das fr denMuslim zweite Wissensquelle neben dem Quran, demWort Gottes, ist.In der islamischen Religionswissenschaft gibt es mehrereSparten. Darunter gibt es 1. Die Hadithgelehrten, die sichmit der berlieferung der Ahadith beschftigen, 2. DieGelehrten desUsulu-l-fiqh,die sich mit den Fundamentendes islamischen Rechts (arab. fiqh) beschftigen, und 3.Die Rechtsgelehrten, die sich mit dem islamischen Recht(arab. fiqh) beschftigen.Fr das, wasSunna ist, geben die oben erwhnten Vertreter der unterschiedlichen Sparten der islamischenReligionswissenschaft eine etwas abweichende Definition:1. Sunna im Sinne der Hadithgelehrten: Alles, was vom Propheten Muhammad (Allahs Segen und1 zumeist aus [Al-Khatib] entnommen

    21

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    22/158

    Heil auf ihm) berliefert wurde an Taten, Aussagen, dem,was er stillschweigend duldete, die charakterlichen oder krperlichen Eigenschaften, seine Biographie gleich, ob

    es vor oder nach der Berufung Muhammads zum Prophetenwar.2. Sunnaim Sinne der Gelehrten desUsulu-l-fiqh:Alles, was vom Propheten (Allahs Segen und Heil auf ihm)herrhrt auer dem Quran an Aussagen, Taten und dem,was er stillschweigend duldete, wenn es mglich ist, einenislamischen Rechtsbeschlu daraus abzuleiten.3. Sunnaim Sinne der Rechtsgelehrten ( Fiqh-Gelehrten) Alles, was vom Propheten herrht an Taten oder Aussagenund nicht zu den islamischen Pflichten (arab. fard undwadschib) gehrt.

    Was der Prophet bezglich der Religion sagte, ist genausoOffenbarung wie der Quran. Der Unterschied zum Quranliegt u.a. in zwei Sachverhalten:

    Erstens ist der Quran das Wort Allahs, wohingegen das,was der Prophet bezglich der Religion gesagt hat, eineOffenbarung ist, welche der Prophet in seinen eigenenWorte wiedergegeben hat. Ein Beispiel dafr ist, wie mandas fnfmalige Gebet zu beten hat.Zum zweiten ist der Quranmutawatir , d.h. auf sehr vielenverschiedenen berliefererketten berliefert.1 Damit

    besteht nicht der kleinste Zweifel an der richtigenberlieferung jedes einzelnen Wortes. Die meisten Ahadithsind jedoch nichtmutawatir berliefert.Die Sunna wird im -> Hadith (Bericht ber die Sunna)berliefert. Der Muslim bemht sich, in allenLebensbereichen dem Vorbild des Propheten zu folgen, um

    1 Die gngige Ansicht unter den Gelehrten fr die Bedingung dafr, daeine berlieferung als mutawatir gilt, ist, da es mindestens 9verschiedene berlieferungsketten der gleichen berlieferung gibt.

    22

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    23/158

    ein Gott wohlgeflliges Leben zu fhren (siehe auch[33:21]).

    Definition von Tauhid

    (im wesentlichen aus [M.N.Yasin]:)Bezeichnung fr die Einheit und Einzigkeit Allahs. Der Imanan Allah bedeutet folgendes:Die feste berzeugung ohne jeden Zweifel, da Allah der Schpfer und Herr aller Dinge ist, und da Er derjenige ist,der alleinig den Anspruch hat, angebetet zu werden. Zudieser Anbetung gehren Gebet, Fasten, Bittgebet. Ebensogehrt hierzu, da man allein von Allah etwas erwartet, nur Allah frchtet, sich nur Allah unterordnet,.. Undschlielich gehrt dazu, da man fest davon berzeugt ist,da Er alle Eigenschaften der Vollkommenheit besitzt, undda Er frei ist von jeglicher Eigenschaft der Unvollkommenheit.

    23

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    24/158

    Die Aspekte der Einheit Allahs:

    Der Iman an Allah beeinhaltet die Einheit bezglich dreier

    Aspekte:1. Da Er der alleinige Herr ist (Tauhid ar-rububiyya) undda es keinen anderen Herrn gibt,

    2. Da Er der allein Anbetungswrdige ist (Tauhid al-uluhiyya)

    3. Die Einheit bezglich Seiner Namen undEigenschaften: Da Er der Vollkommene in SeinenEigenschaften und Namen ist, und da es keinenanderen Vollkommenen gibt.

    Nur wenn der Mensch von dem obengenannten berzeugtist, besitzt er den richtigen Imanan Allah.

    24

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    25/158

    TEIL I: Grundstze

    25

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    26/158

    1 Grundstze in den Beziehungen zwischenMuslimen und Nichtmuslimen

    In den folgenden Abschnitten dieses einfhrenden Kapitelswerden einige allgemeine Grundstze betrachtet, die dasVerhalten von Muslimen gegenber Nichtmuslimen bestimmen.

    1.1 Friedliches Miteinanderleben, gegenseitiges Kennenlernen und rechtschaffenes Verhalten der Muslime gegenber den Nichtmuslimen

    Allah der Erhabene hat gesagt:"O ihr Menschen, Wir haben euch aus Mann und Frauerschaffen und euch zu Vlkern und Stmmengemacht, auf da ihr einander kennenlernen mget.Wahrlich, vor Allah ist von euch der Angesehenste,welcher der Gottesfrchtigste ist."[49:13]Und Er hat auch gesagt:"Allah verbietet euch nicht, gegen jene, die euch nicht

    wegen des Din bekmpfen und euch nicht aus eurenHusern vertreiben, gtig zu sein und redlich mitihnen zu verfahren; wahrlich, Allah liebt dieGerechten." [60:8]Aus diesen Versen lt sich ein Grundsatz fr dasVerhalten eines Muslims gegenber Nichtmuslimenableiten: Der Muslim soll gtig und gerecht gegenber allen Menschen sein - gleich welcher Abstammung oder

    Religion -, solange sie sich nicht mit Gewalt der

    26

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    27/158

    Verbreitung der Dawa, d.h. der Einladung zum Islam, inden Weg stellen, oder gegen die Muslime mit Gewaltvorgehen.

    Die Ahlul-kitab

    Die Ahlul-kitab, die Schriftbesitzer, nehmen unter den Nichtmuslimen eine besondere Stellung ein. Mit Ahlul-kitab sind diejenigen Nichtmuslime gemeint, derenReligion ursprnglich auf einem von Allahherabgesandtem Buch basiert, selbst wenn dieses Buch mitder Zeit verflscht und verndert wurde, und sich diese Nichtmuslime nach dieser verflschten Fassung richten.Die Juden und die Christen gehren zu den Ahlul-kitab, daderen Religion auf der Thora bzw. auf dem Evangelium basiert. Diejenigen z.B., die behaupten, da Jesus (Friedesei mit ihm) Gott sei, gehren ebenso zu den Ahlul-kitabwie diejenigen, die behaupten, da Maria die Mutter Gottes sei.Yusuf al-Qaradawi sagt in [Qaradawi1992]: ...mit Ahlul-kitab sind diejenigen gemeint, deren Religion ursprnglichauf einem von Gott geoffenbarten Buch basiert, selbstwenn dieses spter verndert und verflscht wurde. Dazugehren z.B. die Juden und die Christen, deren Religionenauf der Thora bzw. dem Evangelium basieren.1

    Der Einwand, da die heutigen Christen keine Ahlul-kitabwren, ist nicht gerechtfertigt. Denn bereits zur Zeit desPropheten (Allahs Segen und Heil auf ihm) hatte dieKirche die gleichen Anschauungen bezglich Gott, Jesusund allgemeinen Glaubensfragen.2 Trotzdem wurden siezur Zeit des Propheten (Allahs Segen und Heil auf ihm) als1 Siehe [Qaradawi1992], S.62 Dies sagte auch Qaradawi in der Sendung Asch-Scharia wal-Hayatvom 8.5.1999 des per Satellit bertragenen Fernsehsenders Al-Dschazira aus Qatar.

    27

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    28/158

    Leute der Schrift (arab. Ahlul-kitab) bezeichnet, obwohl sietheologisch gesehen als Kafirunbetrachtet wurden, wie ausden folgenden Quranversen hervorgeht:

    Wahrlich, Kufr begehen diejenigen, die sagen:"Messias, der Sohn der Maria, ist Gott", whrend derMessias doch selbst gesagt hat: "O ihr Kinder Israels,betet zu Gott, meinem Herrn und eurem Herrn." Wer

    Muschrik ist, dem hat Gott das Paradies verwehrt, unddas Feuer wird seine Herberge sein. Und die Frevlersollen keine Helfer finden.Wahrlich, Kufr begehen diejenigen, die sagen: "Gottist der Dritte von dreien"; und es ist kein Gott daauer einem Einzigen Gott. Und wenn sie nicht vondem, was sie sagen, Abstand nehmen, wahrlich, sowird diejenigen unter ihnen, die Kafirun bleiben, eineschmerzliche Strafe ereilen.Wollen sie sich denn nicht reumtig Gott wiederzuwenden und Ihn um Verzeihung bitten? Und Gott ist

    Allverzeihend, Barmherzig.Der Messias, der Sohn der Maria, war nur einGesandter; gewi, andere Gesandte sind vor ihmdahingegangen. Und seine Mutter war eineWahrhaftige; beide pflegten Speise zu sich zu nehmen.Siehe, wie Wir die Zeichen fr sie erklren, und siehe,wie sie sich abwenden.Sprich: "Wollt ihr statt Gott das anbeten, was nicht die

    Macht hat, euch zu schaden oder zu ntzen?" UndGott allein ist der Allhrende, der Allwissende.Sprich: "O Leute der Schrift (arab. Ahlul-kitab),bertreibt nicht zu Unrecht in eurem Din und folgtnicht den bsen Neigungen von Leuten, die schonvordem irregingen und viele irregefhrt haben undweit vom rechten Weg abgeirrt sind."[5:72-77]1

    1 Zur genaueren Erluterung mge der Leser den Kommentar zu diesenVersen in deutscher Sprache lesen (siehe [Bavaria], Kommentare zur

    28

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    29/158

    Der Quran hlt die Muslime an, in Din-Angelegenheitenmit den Ahlul-kitab nur auf eine schne Weise zu

    diskutieren, damit keine Streitereien entstehen, und damitin den Herzen der Menschen kein Fanatismus und Haentsteht:"Und fhrt keine Streitgesprche mit dem Volk derSchrift, es sei denn auf vortreffliche Art und Weise.Ausgenommen davon sind die von ihnen, die Unrechttun. Und sprecht: "Wir sind Muminun frwahr andas, was uns als Offenbarung herabgesandt worden istund was zu euch herabgesandt wurde; und unser Gottund euer Gott ist Einer; und Ihm sind wirergeben."[29:46]

    Fr Muslime sind ihre Speisen und Getrnke - sofern sienicht ohnehin verboten sind, wie z.B. Alkohol undSchweinefleisch, erlaubt insbesondere ist es denMuslimen erlaubt, von den von ihnen geschlachtetenTieren zu essen, sofern sie geschchtet wurden. Wenn alsoz.B. ein Christ ein Tier schlachtet und dabei sagt: "Im Namen Gottes", so ist es fr einen Muslim erlaubt, vondiesem Fleisch zu essen.

    Eine muslimische Frau darf keinen Nichtmuslimheiraten. Hingegen ist es fr einen muslimischen Mannunter bestimmten Rahmenbedingungen1 gestattet, einenichtmuslimische Frau zu heiraten. Zu diesen

    Rahmenbedingungen gehren, da sie keusch ist und zuden Ahlul-kitabgehrt.Dies ist in der Tat eine groe Toleranz des Islam, gestatteter doch, da diejenige Frau, die das Haus eines Muslimsfhrt und seine Kinder erzieht, eine Nichtmuslima ist.Gleichzeitig sollte man jedoch sagen, da dies lediglich

    Sure 5, Verse 72-77).1 Diese Rahmenbedingungen insbesondere im Lichte der heutigenSituation der Muslime im Westen werden in Kap.6 nher erlutert.

    29

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    30/158

    eine Erlaubnis darstellt; die Empfehlung lautet jedoch,nicht nur eine Muslima, sondern eine gute Muslima zuheiraten, die fromm und islamisch lebt. Diesbezglich hat

    der Gesandte Allahs (Allahs Segen und Heil seien mitihm) gesagt: "Gewhnlich werden die Frauen ausviererlei Grnden geheiratet: Wegen ihres Vermgens,ihrer Abstammung, ihrer Schnheit und ihrer Frmmigkeit im Islam. Du aber sollst dich bemhen, ein

    fromme muslimische Frau zu bekommen. Dann hast du gewonnen." 1

    Auf die Heirat zwischen einem Muslim und einer nichtmuslimischen Frau und die Bedingungen, die darangeknpft sind, wird in Kap. 6 ausfhrlicher eingegangen.

    Verhalten gegenber nichtmuslimischen Eltern

    Eine wohl fters gestellte Frage ist die, wie sich ein neuer Muslim gegenber seinen nichtmuslimischen Elternverhalten soll. Es ist bekannt, da ein Muslim besonderszu seinen Eltern gtig sein soll. Was macht man also z.B.,wenn der Vater beleidigt ist, wenn man sich nicht an denGeburtstagstisch setzt, an dem die anderen Alkoholtrinken2?

    Allgemein gilt das islamische Prinzip:"Kein Gehorsam gegenber einem Geschpf, wenn dies mit Ungehorsam

    gegenber dem Schpfer verbunden ist." In allen weltlichen Dingen jedoch soll man sie gut undehrenvoll behandeln - dies, obwohl sie vielleichtversuchen, ihr Kind von den Anweisungen Gottesabzubringen: "Und Wir haben dem Menschen imHinblick auf seine Eltern anbefohlen - seine Mutter

    1 Dies berichtete Buchari.2 Im Islam ist es verboten, an einem Tisch zu sitzen, an dem Alkoholgetrunken wird.

    30

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    31/158

    trug ihn in Schwche ber Schwche, und seineEntwhnung erfordert zwei Jahre -: "Sei Mir unddeinen Eltern dankbar. Zu Mir ist die Heimkehr. Doch

    wenn sie dich auffordern, Schirk zu betreiben, wasgegen dein Wissen luft, da es nur einen Gott gibt,dann gehorche ihnen nicht. In weltlichen Dingen aberverkehre mit ihnen auf gtige Weise. Und folge demWeg dessen, der sich zu mir wendet. Dann werdet ihrzu Mir zurckkehren, und ich werde euch dasverknden, was ihr getan habt." [31:14-15]Allgemein kann man sagen, da die Freundschaft undBeziehung eines Muslims zu Nichtmuslimen soweit gehenkann, solange er dabei nicht vom eigenen Din, dem Islam,Abstriche machen mu oder eine der Regeln des Islamverletzt wird.

    31

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    32/158

    1.2 Die Nichtmuslime zum Islam einladen (Dawa )1

    Allah hat Muhammad (Allahs Segen und Heil seien auf ihm) als abschlieenden Gesandten zu der gesamtenMenschheit entsandt. Allah sagt im Quran:"...Und Wir haben dich nur als Bringer froherBotschaft und Warner fr alle Menschenentsandt..."[34:28]Damit die Botschaft Allahs zu Lebzeiten Muhammads undnach seinem Tode auch wirklich zu allen Menschengelangt, hat Allah der muslimischen Gemeinschaft diesePflicht auferlegt:"Und aus euch soll eine Gemeinde werden, die zumGuten einldt und das gebietet, was Rechtens ist, unddas Unrecht verbietet; und diese sind dieErfolgreichen."[3:104]

    Die Einladung zum Islam betrachtet Allah als dievorzglichste Tat des Muslim:"..Und wer ist besser in der Rede als der, der zu Allahruft, Gutes tut und sagt: "Ich bin einer derGottergebenen."?..."[41:33]Diese Einladung soll freundlich und mit Weisheiterfolgen:"Rufe zum Weg deines Herrn mit Weisheit undschner Ermahnung auf, und streite mit ihnen auf diebeste Art. Wahrlich, dein Herr wei am besten, wervon Seinem Wege abgeirrt ist; und Er kennt jene ambesten, die rechtgeleitet sind. "[16:125]Die erste weise Handlung in dieser Beziehung ist es, eine1 Im Arabischen wird die Die Einladung zum Islam mit dem WortDawa bezeichnet. Dawa ist ein umfassendes Wort, welches sowohldie Einladung der Nichtmuslime zum Islam bedeuten kann wie auch dieEinladung der nichtpraktizierenden Muslime, sich an den Islam zuhalten. Sprachlich gesehen heit Dawa allgemein Einladung.

    32

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    33/158

    angenehme und ansprechende Sprache zu whlen:"Siehstdu nicht, wie Allah das Gleichnis eines guten Wortesprgt? Es ist wie ein guter Baum, dessen Wurzeln fest

    sind und dessen Zweige bis zum Himmel ragen. Erbringt seine Frucht zu jeder Zeit mit der Erlaubnisseines Herrn hervor. Und Allah prgt Gleichnisse frdie Menschen, auf da sie nachdenken mgen."[14:24-25]Wenn der Muslim die Einladung zum Islam wirklichaufrichtig, um Allahs Wohlgefallen zu erlangen,ausspricht, so untersttzt Allah denMumin, und Er ltdie Frchte dieses Wortes immer wieder hervorkommen.

    Ob der Nichtmuslim letztendlich den Islam annimmt oder nicht, ist seine persnliche Sache. Sollte der Nichtmuslimden Islam annehmen, freut sich der Muslim natrlich, daAllah einen Menschen durch ihn vor dem Hllenfeuer errettet hat. Sollte der Nichtmuslim jedoch der Einladung

    nicht folgen, so hat der Muslim durch die bloe Einladungseine Aufgabe vor Gott erfllt.

    Die Rechtleitung des Herzens, d.h. die Akzeptanz undAnnahme des Islam, ist etwas, was bei Allah liegt:"Dir obliegt nicht ihre Rechtleitung, sondern Allahleitet recht, wen Er will"[2:272]

    Htte dein Herr es gewollt, so wren alle auf der Erde Muminun geworden. Willst du also die Menschen dazuzwingen, Muminun zu werden? Niemand steht es zu,

    Mumin zu werden ohne die Erlaubnis Allahs. Und Erlt (Seinen) Zorn auf jene herab, die ihre Vernunft(dazu) nicht gebrauchen wollen.[10:99-100]

    Hierzu sollte angemerkt werden, da Allah niemandendazu zwingt, Kafir zu werden. Sondern es ist so, da Allah

    33

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    34/158

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    35/158

    Fr einen Muslim, der zum Islam einldt, ist diese

    Handlung ein Mittel seiner eigenen Annherung an Gottund ein Mittel, Sein Wohlgefallen zu erlangen

    Allah der Erhabene hat gesagt:"O du Mensch, du mhst dich hin zu deinem Herrn,und du wirst ihm begegnen."[84:6]Dieser Vers bedeutet, da jeder Mensch - gleich obMumin oder Kafir - zwangslufig einen Weg hin zuseinem Schpfer schreitet, zu dem er am Tag der Auferstehung zurckkehren wird.Der Unterschied zwischen einemMuminund einem Kafir besteht darin, da der Mumin diesen Weg bewutschreitet. Er versucht diesen Weg im Wohlgefallen Allahszu gehen. Derjenige jedoch, der Gott leugnet, geht diesenWeg unbewut, bis schlielich im Jenseits, nach seinem

    Tode, ein bses Erwachen stattfindet: Er findet sich pltzlich vor Allah, seinem Schpfer, den er Zeit seinesLebens geleugnet hatte. Hierzu sagt Allah:"Die Taten der Kafirun sind wie eine Luftspiegelungauf einer Ebene, - der Durstige hlt sie fr Wasser, bis,wenn er dahin kommt, er da nichts findet, und findetAllah bei sich, und Er begleicht ihm seine Abrechnung,und Allah ist schnell bei der Abrechnung"[24:39]

    Da der Muslim, der zum Islam einldt in erster Linie einMuslim und Mumin ist und das Einladen zum Islam einGottesdienst ist, ist also die Dawa selbst ein Mittel fr ihn,das Wohlgefallen Allahs zu erlangen, whrend er sichzielstrebig auf seinem Weg zu seinem Schpfer befindet,dem er nach dem Tod begegnen wird.

    So kann man also klar den Unterschied feststellen

    35

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    36/158

    zwischen einem Muslim, der zum Islam einldt, undirgendeinem anderen Menschen, der zu einer bestimmtenIdeologie einldt.

    Derjenige, der zu einer bestimmten Ideologie einldt,verfolgt ein irdisches Ziel.Dies verhlt sich nicht so beim Muslim, der zum Islameinldt. Es kann durchaus mglich sein, da er keineaufrichtige Absicht bei seiner Einladung zum Islam hatte.So lernten zwar einige Menschen etwas ber den Islam vonihm kennen, er selbst kommt aber ins Hllenfeuer, weil er diese Einladung zum Islam aus eigenschtigen Motivenheraus ausgesprochen hat.

    Der Gesandte Allahs (Allahs Segen und Heil auf ihm) hatgesagt:"...Ein Mann, der Wissen erwarb und es lehrte, wird (zu

    Allah) gebracht. Er lt ihn wissen, welche Gnade Er ihm gewhrte, und er erkennt sie. Allah spricht: "Washast du damit gemacht?" Er antwortet: "Ich habeWissen erworben und es weitergegeben, und ich rezitierteum Deinetwillen den Quran." Allah spricht: "Du hast

    gelogen. Vielmehr lerntest du, damit gesagt wrde: Er ist ein Gelehrter, und du rezitiertest den Quran, damit

    gesagt wrde: Er ist ein Quran-Rezitator - was auch geschah." Dann wird befohlen, ihn auf seinem Gesicht fortzuziehen

    und ins Feuer zu werfen..."1

    1 Dies berichtete Muslim.

    36

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    37/158

    ber den Islam informieren

    ber den Islam zu informieren bedeutet, den Islam klar und deutlich darzulegen. Dazu mu ein Muslim, der zumIslam einldt, selbst gengend Wissen ber den Islam besitzen, d.h. ber die verschiedenen Bereiche der islamischen Wissenschaft wie z.B. die Aqida (d.h. die islamischen Iman-Inhalte), den Fiqh (d.h. die Wissenschaft des islamischen

    Rechtes), die Prophetenbiographie, usw.

    Dies ist wichtig, damit man die Menschen nicht falsch ber den Islam informiert und sie so eher irreleitet als auf dengeraden Weg fhrt.

    Man kann im wesentlichen den Islam folgendermaenzusammenfassen:Die erste und grte Wahrheit ist, da Allah existiert.Desweiteren hat Allah, der Allmchtige, Gesandte zur Rechtleitung der Menschen entsandt hat, von denen der letzte Muhammad (Allahs Segen und Heil auf ihm) ist.Folgen die Menschen den Anweisungen Allahs, die er ihnen durch Seine Gesandten mitteilt, werden sie imJenseits fr ewig belohnt werden; widersetzen sich jedochdie Menschen den Anweisungen ihres Schpfers undverweigern das Akzeptieren der Tatsache, da Er existiert,so werden sie fr ewig bestraft werden.

    Said Hawwa (Allah mge ihm barmherzig sein) schrieb

    eine dreiteilige Reihe mit dem Namen "ZielgerichteteUntersuchungen ber: 1. Allah, 2. Der Gesandte, 3. Der

    37

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    38/158

    Islam". Im ersten Band, "Allah", legt er eineBeweisfhrung fr die Existenz Allahs anhand vonnaturwissenschaftlichen Ergebnissen dar. Im zweiten Band,

    "Der Gesandte", fhrt er eine Beweisfhrung dafr an, daMuhammad (Allahs Segen und Heil auf ihm) tatschlichder Gesandte Allahs ist. Dabei betrachtet er u.a. denCharakter Muhammads und seine Aufrichtigkeit, diesowohl von seinen Freunden wie auch seinen Feinden besttigt wurde. Desweiteren fhrt er Wunder Muhammadsan. Auerdem wird aufgezeigt, da in den berlieferungensowohl der Christen als auch der Juden das KommenMuhammads angekndigt wurde. Es wird aufgezeigt, dadie Juden in Arabien auf sein Kommen warteten, ihn dannauch erkannten, sich aber weigerten ihm zu folgen, weil er nicht aus ihrem Volk kam. Diese wissenschaftlicheUntersuchung ber den Propheten (Allahs Segen und Heilauf ihm) umfat etwa 500 Seiten, wobei am Anfang desBuches folgendes angemerkt ist: "Wir werden in dieser Untersuchung sehen - durch Indizien und Beweisfhrung -da Muhammad tatschlich der Gesandte Allahs ist undda Muhammad der grte Mensch in jeglicher Beziehungist..."Im Vorwort zu dieser dreiteiligen Reihe sagt Said Hawwa:"Der Leser dieser Reihe stellt fest, da ich mich in denersten beiden Teilen "Allah" und "Der Gesandte" oft langemit verdeutlichenden Ausfhrungen, Erluterungen und

    Beweisfhrungen aufhalte, wobei ich dabei mit Geduld undRuhe den menschlichen Verstand anspreche. Dabei geheich auf jeden mglichen Zweifel und Einwand ein; der dritte Teil "Der Islam" hingegen ist mehr eine Vorstellungals eine Erluterung. Der Grund dafr ist der folgende:wenn der Mensch erst einmal von der Existenz Allahsberzeugt ist, und davon, da Muhammad Sein Gesandter ist, dann bleibt ihm nichts anderes mehr brig, als sichSeiner Religion und Seinem Gesetz unterzuordnen. Es geht

    38

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    39/158

    hier also nicht darum, da jeder einzelne Teil des Islamgerechtfertigt werden mu - obwohl diese Rechtfertigungohne Zweifel vorhanden ist -, sondern es geht beim dritten

    Teil darum, den Islam kennenzulernen. Denn der logischeMenschenverstand sagt: Dem Menschen bleibt nichtsanderes brig, als sich unter Allahs Gesetz unterzuordnen,denn Er ist der Herr und Seine Geschpfe sind SeineKnechte, und derjenige von beiden ist der Wissendere, der "dem Menschen das gelehrt hat, was dieser nichtwute"[96:5]...."

    U.a. in [As-Sabuni, Mourad], Kap.1.2 und in [Azzindani]wird ausfhrlich eine Beweisfhrung fr die Wahrheit desIslam vorgenommen.

    Die Einladung zum Islam beschrnkt sich jedochkeineswegs auf verbale Informationen ber den Islam.Dawa bedeutet auch, da ein Muslim durch sein Verhalten

    den Islam vorlebt. Aischa, die Frau des Propheten (AllahsSegen und Heil auf ihr) hat einmal gesagt: Der Charakter des Propheten war der Quran.

    Ein solches lebendiges Beispiel der Dawa zeigt der folgende Bericht, den Ibn Kathir in seinem Geschichtswerk "Al-bidaya wan-nihaha" (Der Anfang und das Ende)berliefert1:

    "...Der Kalif Ali (Allahs Wohlgefallen sei auf ihm) verlor einmal seine Rstung, welche er bei einem Christenwiederfand. Daraufhin brachten sie die Angelegenheit vor den Richter Schuraih. Ali sagte: "Die Rstung ist meine,ich habe sie weder verkauft noch verschenkt." Daraufhin befragte Schuraih den Christen nach dem, was der Kalif gesagt hatte. Da sagte der Christ: "Die Rstung ist meine.1Diese Begebenheit wird ebenfalls von Tirmidhi und Hakim berliefert.

    39

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    40/158

    Der Befehlshaber der Muminun(d.h. der Kalif) ist jedochfr mich kein Lgner."Schuraih wandte sich daraufhin zu Ali und fragte ihn:

    "Hast du einen Beweis fr deine Behauptung?", woraufhinAli lachte und sagte: "Schuraih hat richtig gerichtet. Ichhabe keinen Beweis." Daraufhin sprach der Richter demChristen die Rstung zu, weil sie sich in seinen Hnden befand und Ali keinen Beweis erbracht hatte, da dieRstung dem Christen trotzdem nicht gehrte. Da nahmder Christ die Rstung und ging weg. Er ging nur einigeSchritte, kam dann zurck und sagte: "Ich bezeuge, dadies Gesetze sind, nach denen Propheten richten. Der Kalif bringt mich zu dem von ihm eingesetzten Richter, der dannmir das Recht zuspricht gegen den Kalifen! Ich bezeuge,da es keinen Gott gibt auer Allah und da Muhammadder Gesandte Allahs ist. Die Rstung ist deine Rstung, oKalif...ich bin dem Heer gefolgt, als du von Siffinweggingst. Da ist die Rstung von deinem Kamel ...gefallen."Daraufhin sagte Ali (Allahs Wohlgefallen sei auf ihm):"Da du nun Muslim geworden bist, soll die Rstung dir gehren!"..."

    40

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    41/158

    Liebevoller, barmherziger, geduldiger und respektvoller

    Umgang mit den neuen MuslimenIm Quran steht:"Und durch Barmherzigkeit von Allahwarst du (o Prophet) mild zu ihnen. Wrest du aberbarsch und harten Herzens gewesen, dann wren siebestimmt von dir weggelaufen..."[3:159]

    Sayyid Qutb dazu: "Dies ist eine Barmherzigkeit, diesowohl ihn (d.h. den Propheten) wie auch sie erfate. DieseBarmherzigkeit lie den Propheten (Allahs Segen und Heilauf ihm) barmherzig und mild zu ihnen sein. Wre er aber hart und barsch gewesen, so wrden sich nicht die Herzenum ihn vereinigen...Die Menschen brauchen eineAtmosphre der Barmherzigkeit, sie brauchen es, da mansich auf vorzgliche Art und Weise um sie kmmert, sie

    brauchen ein gtiges Lcheln. Sie brauchen es, da sieliebevoll behandelt werden und da man geduldig ihreUnwissenheit, ihre Schwchen und Fehler ertrgt...sie brauchen jemanden mit einem groen Herz, welches ihnenetwas gibt und nichts von ihnen verlangt, welches sich ihrer Sorgen annimmt und nichts von seinen eigenen Sorgen auf sie abldt. Sie brauchen einen Menschen, bei dem sie jederzeit Frsorge, Mitgefhl und Liebe finden, und der sieimmer so annimmt, wie sie sind...So jemand war der Gesandte Allahs (Allahs Segen und Heil auf ihm), und sowar sein Zusammenleben mit den anderen Menschen. Er wurde nie zornig, auer um Allahs willen. Niemals wurdeer ungeduldig aufgrund ihrer menschlichen Schwchen.

    41

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    42/158

    Niemals behielt er etwas fr sich von den irdischen Gtern,ohne bereit zu sein abzugeben. Vielmehr gab er ihnenfreigiebig alles, was er besa. Seine Geduld, seine Gte,

    sein Mitgefhl und seine edle Liebe umschlosie...Niemand hatte mit dem Propheten (Allahs Segen undHeil auf ihm) Umgang, ohne da sein Herz sich mit Liebeihm gegenber fllte..."1Az-Zuhaili sagt in seinem Qurankommentar zu diesemVers: "Allah gab dem Propheten (Allahs Segen und Heil auf ihm) einen solchen Charakter, damit dieMuminun einBeispiel haben, dem sie nacheifern sollen."2

    Abu Huraira berichtete in einer berlieferung von Buchari:"Ein Wstenaraber stand auf und urinierte in der Moschee.Als die Leute nach ihm griffen, sagte der Phophet (AllahsSegen und Heil auf ihm):"Lat ihn und giet einen Eimer Wasser - oder etwas mehr - auf seinen Urin; denn eure

    Aufgabe besteht darin, es den Menschen leichter zumachen, nicht es ihnen zu erschweren." "

    Ebenfalls berichtet Abu Huraira (Allah mge mit ihmzufrieden sein) in einer berlieferung von Al-Bazar:"Einmal kam ein Wstenaraber zum Propheten (Allahs

    Segen und Heil auf ihm), um von ihm finanzielle Hilfe 3

    zu erbitten. Da gab der Gesandte Allahs (Allahs Segenund Heil auf ihm) ihm etwas und sagte: "Ich habe dir

    Gte erwiesen." Darauf antwortete der Wstenaraber:"Nein, und du hast mir auch keinen Gefallen getan." Dawurden einige Muslime, die dabei waren, zornig und wollten aufstehen und ihn packen. Da machte der

    Prophet (Allahs Segen und Heil auf ihm) ihnen eine

    1 aus: Sayyid Qurb; Fi dhilal al-quran (Im Schatten des Quran), Band1, S.500 f., Dar asch-Schuruq, 21. Auflage, 1414 n.H. (1993 n. Chr.)2 aus [Az-Zuhaili]3 Ikrima sagte: Ich denke, Abu Huraira sagte: ...finanzielle Hilfe wegeneines zu entrichtenden Blutgeldes...

    42

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    43/158

    Andeutung, da sie von ihm ablassen sollen. Der Gesandte Allahs (Allahs Segen und Heil auf ihm) stand auf und ging zu seinem Haus. Als er sein Haus erreichte,

    bat er den Wstenaraber zu sich ins Haus und sagte: "Dubist zu uns gekommen und hast um etwas gebeten. Wir haben dir daraufhin etwas gegeben, worauf du dasnmliche gesagt hast." Dann gab ihm der Prophet (Allahs Segen und Heil auf ihm) noch etwas und sagte:"Ich habe dir Gte erwiesen." Da sagte der Wstenaraber: "Ja, mge Allah dich und deine Familiebelohnen!" Der Prophet (Allahs Segen und Heil auf ihm)

    sagte: "Du kamst zu uns, batest uns um etwas. Wir gabendir daraufhin etwas, worauf du das nmliche gesagt hast.

    Aufgrund dieser Worte hegen meine Gefhrten etwas gegen dich in ihren Herzen. Sage zu ihnen deshalb das,was du mir eben gesagt hast, wenn du zu ihnen kommst,damit das, was sie gegen dich in ihren Herzen hegen,verschwindet." Da sagte der Wstenaraber: "Ja." Als der Wstenaraber nun zu den Prophetengefhrten kam, sagteder Gesandte Allahs (Allahs Segen und Heil auf ihm):"Euer Gefhrte hier kam zu uns, bat uns um etwas,worauf wir ihm etwas gaben. Daraufhin sagte er dienmlichen Worte. Daraufhin gaben wir ihm noch mehr,worauf er sich zufrieden zeigte. War es nicht so, o duWstenaraber?" Der Wstenaraber sagte: "Ja, so war es.

    So mge Allah dich und deine Familie belohnen!" Daraufhin sagte der Prophet (Allahs Segen und Heil auf ihm): "Das Gleichnis von mir und diesem Wstenaraber ist wie das eines Mannes, der eine Kamelstute besa, dieihm durchging und von ihm weglief, worauf die Leute ihr

    folgten. Dadurch lief die Kamelstute jedoch nur nochmehr weg. Da sagte der Besitzer der Kamelstute: "Lat mich alleine mit meiner Kamelstute, denn ich bin gtiger

    zu ihr und kenne sie besser." Da wandte er sich zu ihr,

    nahm einige pflanzliche Reste vom Boden auf und rief sie zu sich, bis sie zu ihm kam und er sie bestieg...Wahrlich,

    43

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    44/158

    htte ich euch zu dem Zeitpunkt walten lassen, als der Wstenaraber seine beleidigenden Worte mir gegenber

    sagte, (und ihr httet ihn gettet) 1 , so wre er ins Feuer

    gekommen."

    Eins sollte jedoch noch in diesem Abschnitt erwhntwerden. Der Islam erzieht den Menschen zu einemselbststndigen und emanzipierten Menschen. Der Prophet(Allahs Segen und Heil auf ihm) erzog seine Gefhrten zusolchen Menschen. So sagt Allah am Ende des obenerwhnten Verses: ...und ziehe sie zur Beratungheran.[3:159].Ein Beispiel fr diese selbststndige Denkweise der Gefhrten war der Rat, den die Frau des Propheten, UmmSalama, dem Propheten nach dem Vertrag von Hudaibiyyagab, als die Gefhrten zgerten, seine Anweisung, dasislamische Ritual der Haarscherung bei der Pilgerfahrtdurchzufhren. Der Prophet war aufgrund dieses Verhaltensseiner Gefhrten sehr bse, da er ja diese Anweisung inseiner Eigenschaft als Prophet gab. Seine Frau sagte ihmdarauf, da er doch selbst damit beginnen sollte, sich dieHaare zu scheeren. Er tat dies daraufhin, worauf dieGefhrten ihm folgten.Die Beziehung zwischen erwachsenen Muslimen sollte alsoimmer eine brderliche Beziehung sein, und niemals einesog. Meister-Schler-Beziehung, in der der Schler

    nicht lernt, selbststndig zu denken.

    1 In dem Bericht, den Al-Bazar berliefert, kommt der Teilsatz "...und ihr httet ihn gettet..." nicht vor. Muhammad Al-Ghazzali erwhnt jedochden gleichen Bericht in "Khuluq al-Muslim" (Der Charakter des Muslim)in einer etwas anderen Fassung, wobei bei ihm der letzte Satz lautet:"..Wahrlich, htte ich euch zu dem Zeitpunkt walten lassen, als der Wstenaraber seine beleidigenden Worte mir gegenber sagte, und ihr httet ihn gettet, so wre er ins Feuer gekommen."

    44

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    45/158

    TEIL II:Muslime als Mehrheit

    45

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    46/158

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    47/158

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    48/158

    Etwas weiter unten wird dieser Fall ausfhrlich behandelt.

    3. Um unterdrckte, schwache Menschen - gleich welcher

    Religion zu verteidigen. Maulawi sagt in[Maulawi87]: Der Muslim hat nicht nur die Pflicht zukmpfen, um sich selbst und sein Land zu verteidigen,sondern er ist auch verpflichtet zur Verteidigung eines

    Die Muslime waren nun zu einer militrischen Macht geworden,die strker als die der Mekkaner war.

    Die aus Mekka vertriebenen Muslime hatten sich inzwischen gutin Medina eingelebt, und die Probleme, die sich aus der Immigration einer solch groen Zahl von Menschen ergaben,begannen, sich zu lsen.

    Es war nun nicht mehr angebracht, da der Kampf nur erlaubtwar, sondern es wurde ntig, gegen diejenigen zu kmpfen, diedie Muslime bekmpfen, damit die Feinde nicht hoffen konnten,da sie gegen die Muslime kmpfen knnen, wobei diese sichevetuell nicht verteidigen wrden. So fing also die 3. Phase nachdem Ende der groen Schlacht von Badr an und dauerte bis zumFeldzug nach Tabuk im 9. Jahr n.H. an.

    [8:39-40], [8:61], [2:216] und [2:190-193] gehren zu den Versen, diefr diese Phase galten.Die Regeln fr den Kampf in dieser Phase kann man in zwei Regelnzusammenfassen:1. Die Muslime haben die Pflicht gegen diejenigen zu kmpfen, die siebekmpfen.2. Die Muslime haben die Pflicht, Frieden zu schlieen, wenn dieFeinde einen Frieden wollen.

    4. Phase: Die wesentlichen Bestimmungen dieser Phase sind im Text

    dieses Kapitels auerhalb dieser Funote gegeben.

    Im folgenden wird auf die Gltigkeit der Bestimmungen der obengenannten Phasen eingegangen. In [Maulawi87] heit es:...Dr. Kamil ad-Daqs untersttzte in seinem Buch "Die Verse ber denDschihad im Quran" die Meinung, da die von den entsprechendenPhasen abhngigen Bestimmungen des Dschihad nicht abrogiert sind,so da es nach der Offenbarung der Bestimmungen der letztenPhase, welche sich in der 9. Sure befinden, verboten wre, danach zuhandeln, gleich unter welchen Umstnden sich die muslimischeGemeinschaft (arab. Umma) befindet. Zur Besttigung dieser Anschauung fhrte er die Einteilung der Abrogation in drei Arten von

    48

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    49/158

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    50/158

    Angriffs gegen den Islam. Es ist nicht erlaubt, diejenigenzu bekmpfen, die nicht den Islam bzw. die Muslimeangreifen. Mit diesen Menschen sollen die Muslime auf

    friedliche Weise umgehen....Wenn es erlaubt wre, wegen Kufr jemanden zu tten,dann wre es auch erlaubt, jemanden zum Islam zuzwingen. Dies ist aber aufgrund des eindeutigen Verses"Es gibt keinen Zwang im Din ..."[2:256] und aufgrunddes Beispiels des Propheten (Allahs Segen und Heil auf ihm) untersagt, welcher nie jemanden zur Annahme desIslam gezwungen hat..."1.

    Die obige Aussage Az-Zuhailis zitiert Maulawi in seinemBuch "Die Prinzipien der Scharia, auf denen dieBeziehungen zwischen Muslimen und Nichtmuslimengegrndet sind"2 und kommentiert hierzu:"Wir wollen hier klarstellen, da mit Bekriegung und

    Angriff nicht nur gemeint ist, da Armeen sich zum Kampf formieren. Die Bedeutung von Bekriegung hat einenumfassenderen Sinn. Wenn Menschen davon abgehaltenwerden, den Islam anzunehmen bzw. versucht wird, siewieder davon abzubringen, so ist dies auch eine Art der Bekriegung3 - dies kann sogar manchmal schlimmer als

    1Dr. Az-Zuhaili; "Athar al-harb fil fiqh al-islami" (Der Krieg und das

    islamische Recht); Verlag: Dar-ul-fikr; Damaskus2 siehe [Maulawi87]3 In [Maulawi97] macht Maulawi klar, da diese Abwegigmachunggewaltsam sein mu, um einen Krieg mit Waffengewalt von Seiten der Muslime zu rechtfertigen. Maulawi meint also, da etwa verbaleKriegsfhrung z.B. durch systematisches Lgenverbreiten der nichtmuslimischen Massenmedien bezglich des Islam keinenKriegsgrund darstellen.Gewaltsames Abwegigmachen hingegen wre z.B., wenn manMenschen, die die Einladung zum Islam aussprechen, ins Gefngnisstecken wrde. Ein anderes Beispiel wre, wenn man Menschen, dieden Islam angenommen haben, foltern wrde, um sie dazu zu bringen,wieder aus dem Islam auszutreten.

    50

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    51/158

    Kampf und Tten sein. Aus diesem Grund hat Allahgesagt:"...Und fitna 1 ist schlimmer als Tten..."[2:217]

    und Er hat gesagt:"Und kmpft gegen sie, bis es keine fitna mehr gibt undder Din fr Allah ist... [2:193]"und"Und kmpft gegen sie, bis es keine fitna mehr gibt undder Din ganz fr Allah ist... [8:39]" So hat Allah es den Muslimen zur Aufgabe gemacht, allenMenschen die Mglichkeit zu erffnen, frei whlen zuknnen, ob sie den Islam annehmen oder ablehnen wollen.Wenn also die Menschen vom Islam abwegig gemachtwerden oder aber sich jemand dagegen stellt, da dieMenschen den Islam kennenlernen oder den Islamannehmen knnen, so ist dies eine bertretung. Eine solchebertretung ist ein Grund fr die Muslime, in einen

    militrischen Krieg einzutreten2

    , um die Unterdrckten zu befreien und das Abwegigmachen der Menschen vomIslam zu beseitigen. Der Krieg wird also gefhrt, damitsich die Menschen frei entscheiden knnen, was sie wollen.Was die Aussage Allahs "und der Din fr Allahist"[2:193] betrifft, so bedeutet das nicht, da alleMenschen Muslime werden sollen. Ein solches Verstndnisstnde im Widerspruch zu vielen anderen Versen, wie z.B.:

    "Und htte Allah gewollt, so htte Er sie zu einereinzigen Gemeinschaft gemacht"[42:8]und "doch sie wollten nicht davon ablassen, uneins zusein"[11:118]und

    1 Mit fitna ist hier gemeint, da Menschen mit Gewalt vom Islamabgehalten bzw. wieder davon abgebracht werden.2 natrlich nach Ausschpfung aller friedlichen Mittel

    51

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    52/158

    ".. Und die meisten Menschen werden nicht Muminunwerden, magst du es auch noch so eifrig wnschen.[12:103].

    Das richtige Verstndnis der Aussage Allahs"und der Din fr Allah ist"[2:193] ist, da die Menschen ihreReligion bzw. Lebensweise ausschlielich um AllahsWillen whlen - ohne jeglichen Druck und Zwang, selbstwenn sie in unseren Augen eine falsche Wahl treffenwrden."1

    Wenn das Abwegigmachen aufhrt, und die Menschenfern von Zwngen ihre Religion bzw. Lebensweise whlenknnen, dann hrt auch die Androhung mit Kampf bzw.der Kampf auf.

    1aus: [Maulawi87], 4. Kapitel

    52

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    53/158

    2.2 Die militrische Auseinandersetzung der

    Gefhrten des Propheten (Allahs Segen und Heil auf ihm) mit den Byzantinern und den Persern

    Der Normal- bzw. Grundzustand im Verhltniszwischen Muslimen und Nichtmuslimen ist der, in demdie Muslime die Nichtmuslime zum Islam einladen, undnicht der Zustand des Kampfes zwischen beiden

    Nachdem der Prophet (Allahs Segen und Heil auf ihm) unddie muslimische Gemeinschaft in Medina den erstenislamischen Staat errichtet hatten, begann der Prophet(Allahs Segen und Heil auf ihm) damit, Gesandte zu denHerrschern der umliegenden Gebiete bzw. Staaten zuentsenden, um diese zum Islam einzuladen. DieseEntsendungen fanden im Zeitraum zwischen den Jahren 6n.H. bis 10 n.H. statt.

    Er sandte1 Duhya bin Khalifa al-Kalbi zum byzantinischen (d.h.

    ostrmischen) Kaiser, Abdullah ibn Hudhafa zum persischen Herrscher, Amr bin Umayya zum Negus, dem Herrscher

    Abessiniens, Hatib bin abi Baltaa zu Muqauqis, dem Herrscher

    Alexandrias, Amr bin al-As zu Dschaifar und Ayyan, den Shnen von

    Hulundi al-Azdayin, dem Herrscher Omans, Sulait bin Amr zu Tamama bin Athal und Haudha bin

    Ali al-Hanfaiin, den beiden Herrschern Yamamas, al-Alaa bin al-Hadrami zu Mundhir bin Sawa al-Abdi,

    1Siehe Prophetenbiographie von Ibn Hischam und anderen.

    53

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    54/158

    dem Herrscher Bahrains, Schadscha' bin Wahab zu Harth bin abi Schamr al-

    Ghassani, dem Herrscher des Grenzgebietes von Asch-

    Scham, Schadscha' bin Wahab zu Dschablatu bin Aiham al-

    Ghassani und Muhadschir ibn Abu Aima al-Makhzumi zu al-Harath

    bin Abd Kalal al-Humairi, dem Herrscher Jemens.

    Die Reaktionen auf die Gesandtschaften verliefenunterschiedlich.

    Die Muslime bekmpften die Byzantiner und die Perser,um die unterdrckten Vlker davon zu befreien, mitGewalt vom Islam abgehalten zu werden

    - Der Grund fr die Schlacht von Mu'ta, der ersten Schlacht

    zwischen den Muslimen und den Byzantinern, war der, daScharhabil ibn Amr al-Ghassani, einer der Befehlshaber des byzantinischen Kaisers Heraklios, al-Harith ibn Amr gettet hatte, welcher ein Gesandter des Propheten zumHerrscher von Basra war. Scharhabil hatte ihn gefragt, ober ein Gesandter von Muhammad sei, was al-Harith ibnAmr bejahte. Daraufhin ttete ihn Scharhabil. Dies war der Grund fr die Entsendung einer muslimischen Armee unter Fhrung von Zaid bin Haritha, um die erste Schlacht gegendie Byzantiner in Mu'ta zu fhren. Es war damals und ist bis heute eine allgemein anerkannte bereinkunft zwischenden Menschen, da man Botschafter nicht ttet.1 Nachallen Rechtssystemen der Gegenwart und Vergangenheitkommt der Mord an einem Botschafter einer

    1 Auslndische Diplomaten genieen bis heute Sonderbehandlung. Sowird z.B. ihr Gepck bei Ein- und Ausreise nicht durchsucht, wenn esals Kuriergepck ausgewiesen ist.

    54

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    55/158

    Kriegserklrung gleich.In dieser Schlacht siegten die Muslime nicht, da dasmuslimische Heer nur aus dreitausend Mann bestand. Die

    Byzantiner hatten hingegen einhunderttausend Mann unter der Fhrung Theodors, des Bruders von Heraklios,zusammengezogen. Die Muslime hatten eigentlich nichtvorgehabt, die Byzantiner zu bekmpfen; sie wolltenlediglich Scharhabil bekmpfen, weil dieser denBotschafter des Propheten gettet hatte. Die Byzantiner untersttzten jedoch die Ghassanis, und so kam es zumehreren Schlachten, die schlielich dazu fhrten, da dieMuslime das gesamte Gebiet von Asch-Scham eroberten.Als die Einladung des Propheten den byzantinischen Kaiser Heraklios erreichte, nahm er anfangs keine ablehnendeHaltung ein. Der dort anwesende Abu Sufyan berichtetedem Kaiser genaueres ber Muhammad (Allahs Segen undHeil auf ihm). Abu Sufyan war Fhrer der MuschrikunvonMekka, welche den Muslimen gegenber feindlich gesinntwaren, und die Muslime zunchst in Mekka verfolgt hattenund spter nach der Auswanderung der Muslime nachMedina, gegen sie Kriege gefhrt hatten. Abu Sufyanwurde spter Muslim, zu dem Zeitpunkt jedoch, als er beim byzantinischen Kaiser war, war er noch nicht Muslim. Nach dem Gesprch mit Abu Sufyan sagte Heraklios: "Ichwute, da der Prophet kommen wrde. Ich habe blonicht gedacht, da er einer von euch sein wrde. Wenn ich

    wte, da ich zu ihm gelangen knnte, wrde ichStrapazen auf mich nehmen, um ihn zu treffen. Und wennich bei ihm sein wrde, wrde ich ihm die Fewaschen...". Abu Sufyan berichtet weiter: "Als Herakliosdies gesagt hatte, und mit dem Lesen des Briefes desGesandten Allahs fertig war, wurde es um ihn herumunruhig. Die Stimmen wurden lauter, und wir wurdenherausgefhrt...".1

    1siehe Buchari; dort wird die Angelegenheit mit Heraklios ausfhrlich

    55

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    56/158

    Diese Aussage Abu Sufyans zeigt den Druck, demHeraklios von Seiten seiner Gefolgschaft ausgesetzt war,

    so da er von einer anfnglichen Annahme der BotschaftMuhammads zu einem Zusammenziehen eines Heeres zur Bekmpfung der Muslime berging. Wenn der Druck auf Heraklios dieses Ausma erreichte, wie war dann erst der Druck auf das gewhnliche Volk?! Wir knnen nun klar den folgenden Satz verstehen, den der Gesandte Allahs(Allahs Segen und Heil auf ihm) in dem Brief an Herakliosgerichtet hat: "...Wenn du dich abwenden solltest, d.h.den Islam ablehnen solltest, so wird die Snde deiner Untertanen auf dir lasten..." .

    Noch deutlicher wird diese Unterdrckung in der folgendenberlieferung klar, die in [IbnKathir2] steht:Ibn Dscharir berichtet in seinem Geschichtswerk: IbnHamid berichtete uns: Salama berichtete uns: Muhammadibn Ishaq berichtete uns von einem Gelehrten, da dieser gesagt hat:Heraklios sagte zu Duhya bin Khalifa al-Kalbi, als dieser zu ihm mit dem Brief des Gesandten Allahs (Allahs Segenund Heil auf ihm) kam: Bei Gott, ich wei sehr wohl, dadein Gefhrte ein (von Gott) gesandter Prophet ist, und er derjenige ist, auf den wir warteten und den wir (angekndigt) in unserem Buch finden. Jedoch frchte ich

    die Byzantiner. Sonst wrde ich ihm folgen. Geh zuSafatir, dem Bischof, und berichte ihm ber dieAngelegenheit eures Gefhrten, denn er gilt in den Augender Byzantiner mehr als ich und kann besser mit ihnen alsich reden. Schau mal, was er dir sagt. Daraufhin traf Duhya mit ihm zusammen und berichtete ihm von der Botschaft, mit der er vom Gesandten Allahs (Allahs Segenund Heil auf ihm) zu Heraklios geschickt wurde und von

    berichtet.

    56

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    57/158

    dem, zu dem der Gesandte Allahs (Allahs Segen und Heilauf ihm) einlud. Da sagte Safatir: Bei Gott, euer Gefhrteist ein (von Gott) gesandter Prophet, den wir von seinen

    Eigenschaften her kennen und der in unserem Buch mitseinem Namen erwhnt ist. Dann ging er hinein, zog seineschwarze Kleidung aus und zog anstatt dessen weieKleidung an. Dann nahm er seinen Stab und trat hinaus indie Kirche zu den Byzantinern und sagte: O ihr Byzantiner, zu uns ist ein Brief von Ahmad1 gekommen, indem er uns zu Gott einldt. Ich bezeuge, da es keinenGott auer Allah gibt und da Ahmad Sein Diener und Gesandter ist 2. Daraufhin eilten sie auf ihn einheitlich zuund schlugen ihn, bis sie ihn tteten. Als Duhya zuHeraklios zurckkehrte und ihm dies berichtete, sagte er:Ich sagte dir doch, da wir sie frchten. Bei Gott, Safatir galt bei ihnen mehr als ich und hatte mehr berzeugungskraft ihnen gegenber, wenn er mit ihnenredete....3

    1 vgl. Sure 61, Vers 6: Und da sagte Jesus, der Sohn der Maria: Oihr Kinder Israels, ich bin Allahs Gesandter bei euch, der Besttiger dessen, was von der Thora vor mir gewesen ist, undBringer der frohen Botschaft eines Gesandten, der nach mir kommen wird. Sein Name wird Ahmad sein. Und als er zu ihnenmit den Beweisen kam, sagten sie: Das ist ein offenkundiger Zauber.Buchari berichtete von Dschubair ibn Mutim, der gesagt hat: Ich hrteden Gesandten Allahs (Allahs Segen und Heil auf ihm) sagen: Ichhabe fnf Namen: Ich bin Muhammad, und ich bin Ahmad, und ichbin der Beseitiger ( arab . al-Mahi ), durch den Allah den Kufr beseitigt, und ich der Versammler (arab. al-Haschir), nach dem dieMenschen versammelt werden (d.h. nach mir kommt der Tag der

    Auferstehung, an dem die Menschen versammelt werden), und ichbin der Hinterherkommende (arab. al-`Aqib ) (d.h. der Letzte, der nach allen anderen Propheten kommt). 2 arab. aschhadu an la ilaha illallah wa aschhadu anna Ahmadanrasulullah3 Siehe [IbnKathir2], Band 2, 4.Teil, S. 266

    57

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    58/158

    Jetzt wird klar, da die Muslime die Byzantiner somit auszwei Grnden bekmpften: Erstens als Vergeltung fr denMord an dem Botschafter des Propheten und zweitens, um

    den unterdrckten Vlkern, die sich unter der Herrschaftder Byzantiner befanden, die Freiheit zu geben, sich freiund ohne Druck fr oder gegen die Annahme des Islam zuentscheiden.

    - Nachdem der persische Herrscher den Brief desGesandten Allahs (Allahs Segen und Heil auf ihm) gelesenhatte, zerri er diesen und lie Badhan, seinem Statthalter im Jemen, ausrichten, da er zwei starke Mnner zuMuhammad schicken solle, die ihm Muhammad bringensollten. Badhan fhrte auch tatschlich den Befehl aus undschickte zwei Mnner zu Muhammad. Jedoch endete dieAngelegenheit damit, da Badhan und seine Mnner Muslime wurden und sich der Islam im Sden der arabischen Halbinsel unter den bisherigen Christen undZoroastriern stark ausbreitete.Mit dem Zerreien des Briefes und dem Entsenden von

    Soldaten, um den Propheten zum persischen Herrscher zu bringen, hatten die Perser den Muslimen den Krieg erklrt.Bercksichtigt man noch die soziale und religiseUnterdrckung, die im persischen Reich genauso wie im byzantinischen Reich herrschten, so werden die Grnde fr

    das militrische Eingreifen der Muslime gegen die Perser und die Byzantiner klar: Sie waren einerseits Reaktionenauf eine Kriegserklrung und andererseitsBefreiungsaktionen der Vlker von Unterdrckung undvon Druckausbung bezglich der Wahl des Din. DieMuslime kmpften dafr, da jeder Mensch frei und ohneirgendeinen Druck den Din auswhlen konnte, den er wollte.Die Muslime kmpften nicht gegen die Vlker selbst,

    58

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    59/158

    sondern gegen die ungerechten Regime. Deshalb waren dieVlker auch auf der Seite der Muslime, selbst wenn sieihre frhere Religion beibehielten.

    Im folgenden werden einige Stellen aus dem Buch "DieEinladung zum Islam" des Orientalisten Sir ThomasArnold zitiert:

    Sir Thomas Arnold zitiert aus dem Buch Al- Kharadsch von Abu Yusuf:

    "Als Abu Ubaida, der muslimische Heeresfhrer im Gebietdes Asch-Scham, erfuhr, da Heraklios ein groes Heer mobilisiert hatte, um gegen die Muslime anzutreten,schrieb er an die Verantwortlichen der von den Muslimenverwalteten Stdte, und wies sie an, dem Volk die bezahlteDschizya1 wieder zurckzuerstatten. Weiterhin schrieb er zu den Brgern der Stdte: "Wir haben euch euer Geldzurckerstattet, weil uns die Kunde erreicht hat, da sichein groes Heer gegen uns gesammelt hat. Weil es aber eine Bedingung des Vertrages zwischen uns und euch war,da wir euch beschtzen, wir jetzt aber nicht in der Lagesind, dies zu tun, erstatten wir euch das zurck, was wir von euch genommen haben. Wir verbleiben bei denBedingungen, die zwischen uns und euch ausgehandeltwurden, sollte Allah uns gegen die Feinde zum Sieg

    verhelfen."Die Christen beteten daraufhin um Segen fr die Fhrer der Muslime und sagten: "Mge euch Gott zu unszurckfhren und euch gegen die Byzantiner helfen. Wennsie an eurer Stelle wren, htten sie uns nichtszurckerstattet, und htten uns alles genommen, was wir noch haben...

    1was die Dschizya ist, wird in Kap. 3 genauer erlutert

    59

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    60/158

    Sir Thomas Arnold berichtet auch, wie die Perser dieorthodoxen Christen unterdrckt hatten, und wie dieMuslime sie von dieser Unterdrckung befreiten:

    "Im fnften Jahrhundert brachte Busuma, einnestorianischer 1 Priester, den persischen Herrscher dazu,der orthodoxen Kirche einen schweren Schlag zuversetzen. Es wird berichtet, da 7800 Kirchenmnner der orthodoxen Kirche und eine riesige Anzahl von weltlichenBrgern bei dieser Verfolgung abgeschlachtet wurden.Chosroe II. verfolgte die orthodoxen Christen ein weiteresMal, nachdem die Byzantiner unter Heraklios gegen das persische Reich gekmpft hatten.

    Die islamische tolerante Grundhaltung verbot jedoch einsolches Vorgehen, welches auf Ungerechtigkeit beruht.Vielmehr scheuten die Muslime keine Mhe, um ihrechristlichen Brger gerecht und korrekt zu behandeln. EinBeispiel dafr ist folgende Begebenheit: Als die Muslime

    gypten eroberten, nutzten die Jakobiter die Gelegenheit,da die byzantinischen Machthaber nicht mehr da waren,um die orthodoxen Kirchengebude fr sich einzunehmen.Die Muslime jedoch gaben sie ihren rechtmigenEigentmern wieder zurck, nachdem die orthodoxenChristen beweisen konnten, da die Kirchengebude ihnenund nicht den Jakobitern gehrten.

    Sir Thomas Arnold zitiert im selben Buch die Worte des jakobitischen Patriarchs von Antiochia2, Michael desGroen, nachdem er die Verfolgungen aufzhlte, dieHeraklios begangen hatte:

    "...Gott ist der Rchende, und Ihm allein schreiben wir dieMacht und die Herrschaft zu; Er fhrt den Staat der

    1 die Nestorianer sind eine christliche Gruppierung2arab. Antakya; liegt in der heutigen Trkei

    60

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    61/158

    Menschen so, wie Er es will, und Er gibt die Macht, wemEr will und Er erhht die Niedrigen.Als Gott sah, wie die blen Byzantiner von der Gewalt

    Gebrauch machten, und in ihrem gesamten Reich unsereKirchen raubten, sich unserer Einsiedeleien bemchtigten,und uns erbarmungslos und mitleidslos verfolgten, schickteEr die Shne Ismaels aus dem Sden, um uns durch sie ausder Gewalt der Byzantiner zu befreien...".

    Alle diese Berichte besttigen folgendes:

    1. Die Vlker waren unterdrckt, und die Muslimekmpften nur, um die Menschen vom Religionszwangund der Unterdrckung zu befreien;

    2. Die Muslime haben tatschlich die Menschen von der Unterdrckung befreit;

    3. die Muslime gaben den Vlkern die Freiheit, bei ihrer Religion zu bleiben, oder diese zu wechseln. Wenn esgroe Wellen von bertritten zum Islam gab, so lag diesvor allem an dem, was die Menschen im Islam selbst anMenschlichkeit wahrnahmen. Dies besttigen vieleOrientalisten - vor allem Sir Thomas Arnold in demoben erwhnten Buch "Die Einladung zum Islam".

    61

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    62/158

    3 Nichtmuslime im islamischen Staat1

    Im Vorwort wurde bereits darauf verwiesen, da diesesKapitel keine unmittelbar praktische Relevanz fr dasVerhltnis der Muslime zu den Nichtmuslimen hier imWesten hat. U.a. aus folgenden Grnden ist der Inhaltdieses Kapitel trotzdem mit in dieses Buch aufgenommenworden:1. Um ein umfassendes, ausgeglichenes Gesamtbild vom

    Verhltnis zwischen Muslimen und Nichtmuslimen zu bekommen, ist es sinnvoll, auch diesen Aspekt bzw.diese Situation zu betrachen;

    2. um sich selbst ein Bild von dem zu machen, wieislamisch eigentlich die heutigen Staaten der muslimischen Welt sind, ist es ntig zu wissen, wieeigentlich ein islamischer Staat - und insbesondere die

    dortige Behandlung Andersglubiger - sein sollte.

    3.1 Die Ahlu-Dhimma (Dhimmis)

    Die Nichtmuslime in einem islamischen Staat werden als"Ahlu-Dhimma" oder als "Dhimmis" bezeichnet. Qaradawisagt :Das Wort "Dhimma" beinhaltet die Bedeutungen"Vertrag", "Garantie" und "Sicherheit". Die Nichtmuslimeim islamischen Staat wurden so genannt, weil sie einenVertrag mit Allah, Seinem Gesandten und der muslimischen Gemeinschaft abgeschlossen hatten.

    Dieser Vertrag garantiert, da die Nichtmuslime, diediesen Vertrag mit den Muslimen geschlossen haben,1 Der Inhalt dieses Kapitels ist im wesentlichen eine Zusammenfassungder Kapitel 1 und 2 aus [Qaradawi1992].

    62

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    63/158

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    64/158

    Der Dhimma-Vertrag beinhaltet Rechte und Pflichten fr beide Vertragspartner - Muslime und "Ahlu-Dhimma". Inden folgenden Unterkapiteln werden die Rechte und

    Pflichten der "Ahlu-Dhimma" nher erlutert.

    zwischen der Annahme des Islam oder bekmpft zu werden - da alsodie Dschizya nicht akzeptiert wird - gilt ausschliesslich fr diearabischen Gtzendiener, welches die Meinung der meisten

    Quranexegesen und der groen Mehrheit (arab. Dschumhur) der Rechtsgelehrten ist. Die Weisheit, welche hinter dieser Bestimmungsteckt, ist, wie es scheint, der Wunsch des Gesandten Allahs (AllahsSegen und Heil auf ihm), die arabische Halbinsel gnzlich von jeglichenAnzeichen der Gtzendienerei zu reinigen, damit diese ein Zentrum fr die Ausbreitung der Einladung zum Islam in alle Welt werde. DieBestimmung, aus der arabischen Halbinsel ausgewiesen zu werden, gilt

    jedoch nicht allein fr die Gtzendiener, sondern gilt auch fr dieBesitzer der Schrift, d.h. die Juden und Christen. Es war einer der letzen Anweisungen des Gesandten Allahs (Allahs Segen und Heil auf ihm) - als er bereits auf dem Totenbett lag -, da auf der arabischenHalbinsel nicht zwei Religionen vorhanden sein sollten.Trotzdem existiert auch die Meinung unter Gelehrten, da es nicht

    absolut verboten ist, da Nichtmuslime sich in diesem Gebiet aufhalten.

    Im Kapitel Einige Hadithe, die vom Kampf handeln, und derenAuslegung aus [Maulawi87] ist folgendes zu lesen:Buchari und Muslim berlieferten, da Abu Huraira berichtete, dader Gesandte Allahs (Allahs Segen und Heil auf ihm) gesagt hat:"Mir wurde befohlen, die Menschen (arab. an-nas) solange zubekmpfen, bis sie "Es gibt keinen Gott auer Allah" sagen.

    Wenn sie es gesagt haben , so bewahren sie ihr Leben und ihreGter vor mir, es sei denn, sie begehen eine nach dem Islamstrafbare Handlung; und ihre Rechenschaft ist (letzten Endes) bei

    Allah." Mit Menschen sind hier ausschlielich die arabischen Gtzendiener gemeint - darber sind die Gelehrten bereingekommen (arab.idschma'). Der Hinweis darauf, da hier mit dem Wort Menschen nur einige und nicht alle Menschen gemeint sind, ist, da von denBesitzern der Schrift (d.h. den Juden und den Christen) die Dschizyaangenommen wird, wie es im Quran steht, und da die Dschizya vonNichtarabern angenommen wird, wie die meisten (arab. dschumhur)Rechtgelehrten bereingekommen sind. Die berlieferung diesesHadith von Nasaii besttigt diese Bedeutung, wo es heit: "Mir wurde

    64

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    65/158

    3.2 Die Rechte der Ahlu-Dhimma

    1- Recht auf Schutz

    a) Schutz vor Aggression von auerhalb desislamischen Staates

    b) Schutz vor Unterdrckung innerhalb desislamischen Staates oder von Seiten des islamischen

    StaatesDer Gesandte Gottes (Allahs Segen und Heil auf ihm) hatgesagt:"Wenn jemand jemanden, mit dem ein Vertrag

    geschlossen wurde, unterdrckt, eines seiner Rechteberaubt, ihn ber seine Krfte hinaus belastet oder vonihm etwas gegen sein Einverstndnis nimmt, so werde

    ich am Tag der Auferstehung in dieser Sache fr denjenigen, mit dem der Vertrag geschlossen wurde,eintreten. 1

    befohlen, die Gtzendiener zu bekmpfen, ...". In der arabischenSprache ist es gebruchlich, da man einen allgemeinen Ausdruckgebraucht, obwohl man nur einen Teil der Mitglieder meint. Allah hatgesagt: "Diejenigen, zu denen die Menschen (arab. an-nas)sagten: "Seht, die Menschen (an-nas) haben sich bereits gegeneuch geschart; frchtet sie darum!" - nur strker wurden sie imIman ..."[3:173]. Diejenigen, die dies sagten, waren mit Sicherheit nur ein Teil der Menschen und nicht alle Menschen, sowie auchdiejenigen, die sich versammelten, um die Muslime zu bekmpfen, nur einige Menschen und nicht alle Menschen waren. Es wird sogar ineinigen berlieferungen berichtet, da diejenigen, die dies sagten,Na'im ibn Masud al-Aschdschai war, und diejenigen, die sichversammelten, Sufyan ibn Harb war.

    1 Dies berichteten Abu Dawud und Baihaqi.

    65

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    66/158

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    67/158

    gegenber dem Staat - wie z.B. der Dschizya - nichtnachkommen. Die Rechtsgelehrten vertreten die Meinung,da es in einem solchen Fall als maximale Sanktion

    gestattet ist, den betreffenden Nichtmuslim zur Zurechtweisung einzusperren. Im Gegensatz dazu werdendie Muslime sehr unter Druck gesetzt, damit sie die Zakat1 bezahlen. Die Zakat gehrt zu den Sulen des Islam und isteine Abgabe, die jeder Muslim entrichten mu, der dazu inder Lage ist.Wenn ein Nichtmuslim zur Zurechtweisung eingesperrtwird, darf dies keinesfalls mit Folter oder entwrdigendenManahmen verbunden sein.Abu Yusuf berichtet in seinem BuchAl-Kharadsch:

    "Einmal sah der Prophetengefhrte Hakim bin Haschim inHoms2 einen Mann, wie er die Menschen in der Sonnenhitze stehen lie, whrend sie die Dschizya bezahlten. Da sagte Hakim bin Haschim zu ihm:"Was soll denn das? Ich hrte den Gesandten Allahs(Allahs Segen und Heil auf ihm) sagen:

    "Allah der Erhabene qult (bzw. bestraft) diejenigen, die imirdischen Leben die Menschen qulen." 3 " "

    1 Bedrftigenabgabe; 3. Sule des Islam2 eine Stadt im heutigen Syrien3 Dies berichtete Muslim.

    67

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    68/158

    3- Unantastbarkeit des Besitzes

    In dem Vertrag, den der Prophet (Allahs Segen und Heilauf ihm) mit den christlichen Einwohnern Nadschransabschlo, wurde folgendes festgelegt:"...Nadschran und ihre Gefolgschaft sind unter den SchutzAllahs und Muhammads, des Propheten und Gesandten,gestellt bezglich ihres Besitztums, ihres Handels undalles, was sich in ihren Hnden befindet, sei es viel oder wenig..."1Wenn ein Muslim in einem islamischen Staat eineAlkoholflasche zerstrt, welche einem anderen Muslimgehrt, so wird er nicht dafr bestraft. Im Gegenteil, diesgilt als Verhinderung eines bels. Wenn ein Muslim jedoch bei Christen eine Alkoholflasche zerstrt, mu er sie ersetzen, weil dies zu ihrem Besitz gehrt, der ihnen

    zusteht.2

    Der vierte Kalif Ali (Allah mge mit ihm zufrieden sein)sagte: "Die Nichtmuslime entrichten die Dschizya, damitihr Blut wie unser Blut und ihr Besitztum wie unser Besitztum behandelt wird."

    Die Behandlung der Nichtmuslime verblieb bei diesemGrundsatz, und zwar die vielen Jahrhunderte der

    islamischen Herrschaft hindurch.Wer also z.B. von einem Nichtmuslim etwas gestohlenhatte, dem wurde genauso die Hand abgeschlagen, wiewenn er von einem Muslim etwas gestohlen htte.

    1aus: Al-Kharadsch von Abu Yusuf 2 Siehe auch Kap.4

    68

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    69/158

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    70/158

    Bewohnern von Hira im Irak, welche Christen waren,folgendes: "..Folgende Dhimmis sind von der Dschizya befreit, und sie und ihre Familien werden aus der

    muslimischen Staatskasse versorgt, solange sie sich imLand des Islam (d.h. im islamischen Staat) aufhalten: ein arbeitsunfhiger Greis; jemand, der von Schicksalsschlgen heimgesucht

    wurde; jemand, der reich war, aber verarmt ist und auf dem

    Schulden lasten, und dem man nun Almosen gibt...."1

    Umar, der zweite Kalif, sah einmal einen alten jdischenMann, wie er vor den Leuten bettelte. Er erfuhr, da seinAlter und die Bedrftigkeit ihn dazu trieben. Da nahm er ihn und ging mit ihm zur muslimischen Staatskasse und befahl, da man ihn und seinesgleichen ausreichendversorgen solle, und sagte: "Wir haben uns nicht gerecht zu

    ihm verhalten, da wir von ihm die Dschizya nahmen,solange er ein junger Mann war, und ihn nun fallen lassenund nicht untersttzen, da er nun ein alter undarbeitsunfhiger Mann geworden ist."2

    1 aus: Al-Kharadsch von Abu Yusuf 2 aus: Al-Kharadsch von Abu Yusuf

    70

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    71/158

    6- Bekenntnisfreiheit und Recht auf freie

    ReligionsausbungDer Islam schtzt das Recht auf freie Entfaltung der Nichtmuslime im islamischen Staat. Dazu gehrtzuallererst die Religionsfreiheit und das Recht auf freieReligionsausbung.So steht im Quran:"Es gibt keinen Zwang im Din ..."[2:255]und"Willst du etwa die Menschen zwingen, da sie

    Muminun werden?!"[10:99]

    Der groe klassische Qurankommentator Ibn Kathir sagt inseinem Kommentar zum ersten der beiden obenangefhrten Verse folgendes: "Dies bedeutet: Zwingt

    niemanden dazu, den Islam anzunehmen, denn der Islam istoffen klargelegt, die Hinweise und Beweise fr seineWahrheit sind klar und deutlich. Der Islam hat es nichtntig, da irgend jemand gezwungen wird, ihnanzunehmen. Es ist vielmehr so, da jeder, den Gott zumIslam leitet, und dem Er seine Brust weitet und seinegeistige Wahrnehmenungskraft erleuchtet, den Islamaufgrund eines Beweises annimmt. Wem hingegen Gottdas Herz blind gemacht hat und Siegel vor Augen undOhren gelegt hat, dem ntzt es auch nichts, wenn er zwangsweise den Islam annimmt."Der Islam ist kein bloes Lippenbekenntnis, sondern dieberzeugung des Herzens und eine Ergebenheit desHerzens vor Gott dem Schpfer. Es ntzt einem vor Gottohnehin nichts, wenn man ohne innerliche berzeugungzum Islam gezwungen wurde.Und so ist es auch leicht erklrlich, da es nie in der

    71

  • 8/14/2019 Einfhrung in das Verhltnis der Muslime mit Nichtmuslimen

    72/158

    Geschichte vorkam, da ein muslimisches Volk seinenichtmuslimischen Brger zum Islam z