6
Ube r La u t8 uBe r un ge n be i w e ibl i c h e n F e I dhe u s c h re c ken 141 Sehrifttum 1. KUCKUK. Zschr. T’ergl. Physiol. 24. 14-41 (1937). - 2. GRZIYEK, B., Zschr. Tierpsychol. 4, 311-325 (1941) - 3. KOEHLER, O., Vom Edernen unbenannter Anzahlen he1 Viigeln. Die Naturwiss. 1941, 201--21P. -- 4. GREIMBK, B., Zschr. Tierpsychol. 5, 59 bis 73 (1942). - 5. HUXTER, W. S., Behavior monographs 2 (1913). - 5. KRUMBIKOEL, Der sfrikanische Elefant. Leipzig, Paul Schops, 1943. - 6. F X. Graf ZEDTWITZ, Beobachtungen ails dem Zool. Garten Berlin. Der Zool. Garten 3, 250-255 (1930). - 7. L. BRRTEG- NIEII, 1,’mtiviti. psychique chez les animaux. Paris, Vigot frkres. 1930. - 8. W. FISCHEI., Atfekt, GedLchtnis und Leistung bei Wirbeltieren. Ztschr. Tierpsychol. 2 (1938), 199-220. 11. Einige Beobachtungen iiber Lautiinl3erungen bei weiblichen Feldheuschrecken Von WERXER JACOBS, Munchen, z. %. im Felde Eingegangen a m 27. September 1943 Einleitung Bus verschiedenen Grunden schienen mir die Heuschrecken fur eine vergleichende Verhaltensforschung besonders gut geeignet. Wie wir vor alleni durch die Arbeiten von FABJCR (1928, 1929, 1933) wissen, kann man die Mehrzahl der Arten nach dem Gesang der Manncben leicht erkennen; zudem bringen wenigstens bei den Feldheuschrecken die Mannchen nicht seltsn iiberraschend verschiedenartige, bestimmten Lebenslagen zugeordnete Laute hervor (gewohnlicher Gesang, Rivalenlaute, Werbelaute, Paarungslaute). Es muBte reizvoll und lohnend sein, die Bedeutung der Lautaulerungen als angeborener Bewegungsformen, d. h. als Instinkthandlungen, im wecbsel- seitigen Verhalten der Geschlechter genauer zu erforschen. Es liegt auf der Hand - auch FABER weist schon darauf hin -, daB bei einer ver- gleichenden Setracbtung den fast oder ganz stummen Arten eine besondere Bedeutung zukommt. Durch eine umfassende vergleichende Untersuchung zunachst der Feldheuschrecken - in dem Sinne, wie es LORENZ (1941) bei Schwimmenten durchfuhrte - sollte versucht werden, einerseits den Besitz an Instinkthandlungen und ihre Bedeutung im Leben des Tieres zu erfassen, daruber hinaus Einblicke in die stammesgeschichtlichen Beziehungen der Arten zueinander auch von dieser Seite her zu erhalten. Durch den Krieg wurden die Arbeiten einstweilen unterbrochen. Doch liegen einige Beobachtungen vor, die u. a. die bisher unklare Bedeutung der weiblichen Lautorgane von Feldheuscbrecken in helleres Licht rucken. Da ich nicht weil, wann die Beobachtungen fortgesetzt werden konnen, will ich einiges hier vorlaufip mitteilen. Bekanntlich haben bei den Feldheuschrecken (Acridiidae = Locustidae nach neuerer Nomenclatur, vgl. BEIER) nicht nur die Mannchen, sondern, wenn auch meist in schwacherer Ausbildung, auch viele Woibchen Laut- organe, in der Begel eine Zapfchenreihe an der Innenseite der Hinterschenkel, die iiber eine vorstehende Ader des Vorderfliigels streicht (BERLESE 2909, Bmx, FAUER 1929, 1933, WEBER 1933). Ansatze zu einer genaueren anatopliechen Untersnchung fand ich nur bei FABER fur einige wenige Arten. Uber die Bedeutung der weiblichen Lautorgane scheiat kaum etwas bekannt zu sein.

Einige Beobachtungen über Lautäußerungen bei weiblichen Feldheuschrecken

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Einige Beobachtungen über Lautäußerungen bei weiblichen Feldheuschrecken

Ube r L a u t8 uBe r u n ge n be i w e i b l i c h e n F e I d h e u s c h r e c k e n 141

Sehrifttum 1. KUCKUK. Zschr. T’ergl. Physiol. 24. 14-41 (1937). - 2. GRZIYEK, B., Zschr.

Tierpsychol. 4, 311-325 (1941) - 3. KOEHLER, O., Vom Edernen unbenannter Anzahlen he1 Viigeln. Die Naturwiss. 1941, 201--21P. -- 4. GREIMBK, B., Zschr. Tierpsychol. 5, 59 bis 73 (1942). - 5. HUXTER, W. S., Behavior monographs 2 (1913). - 5. KRUMBIKOEL, Der sfrikanische Elefant. Leipzig, Paul Schops, 1943. - 6. F X. Graf ZEDTWITZ, Beobachtungen ails dem Zool. Garten Berlin. Der Zool. Garten 3, 250-255 (1930). - 7. L. BRRTEG- NIEII, 1,’mtiviti. psychique chez les animaux. Paris, Vigot frkres. 1930. - 8. W. FISCHEI., Atfekt, GedLchtnis und Leistung bei Wirbeltieren. Ztschr. Tierpsychol. 2 (1938), 199-220.

11.

Einige Beobachtungen iiber Lautiinl3erungen bei weiblichen Feldheuschrecken

Von

W E R X E R J A C O B S , Munchen, z. %. im Felde

Eingegangen a m 27. September 1943

Einleitung Bus verschiedenen Grunden schienen mir die Heuschrecken fur eine

vergleichende Verhaltensforschung besonders gut geeignet. Wie wir vor alleni durch die Arbeiten von FABJCR (1928, 1929, 1933) wissen, kann man die Mehrzahl der Arten nach dem Gesang der Manncben leicht erkennen; zudem bringen wenigstens bei den Feldheuschrecken die Mannchen nicht seltsn iiberraschend verschiedenartige, bestimmten Lebenslagen zugeordnete Laute hervor (gewohnlicher Gesang, Rivalenlaute, Werbelaute, Paarungslaute). Es muBte reizvoll und lohnend sein, die Bedeutung der Lautaulerungen als angeborener Bewegungsformen, d. h. als Instinkthandlungen, im wecbsel- seitigen Verhalten der Geschlechter genauer zu erforschen. Es liegt auf der Hand - auch FABER weist schon darauf hin -, daB bei einer ver- gleichenden Setracbtung den fast oder ganz stummen Arten eine besondere Bedeutung zukommt. Durch eine umfassende vergleichende Untersuchung zunachst der Feldheuschrecken - in dem Sinne, wie es LORENZ (1941) bei Schwimmenten durchfuhrte - sollte versucht werden, einerseits den Besitz an Instinkthandlungen und ihre Bedeutung im Leben des Tieres zu erfassen, daruber hinaus Einblicke in die stammesgeschichtlichen Beziehungen der Arten zueinander auch von dieser Seite her zu erhalten.

Durch den Krieg wurden die Arbeiten einstweilen unterbrochen. Doch liegen einige Beobachtungen vor, die u. a. die bisher unklare Bedeutung der weiblichen Lautorgane von Feldheuscbrecken in helleres Licht rucken. Da ich nicht weil, wann die Beobachtungen fortgesetzt werden konnen, will ich einiges hier vorlaufip mitteilen.

Bekanntlich haben bei den Feldheuschrecken (Acridiidae = Locustidae nach neuerer Nomenclatur, vgl. BEIER) nicht nur die Mannchen, sondern, wenn auch meist i n schwacherer Ausbildung, auch viele Woibchen Laut- organe, in der Begel eine Zapfchenreihe an der Innenseite der Hinterschenkel, die iiber eine vorstehende Ader des Vorderfliigels streicht (BERLESE 2909, Bmx, FAUER 1929, 1933, WEBER 1933). Ansatze zu einer genaueren anatopliechen Untersnchung fand ich nur bei FABER fur einige wenige Arten. Uber die Bedeutung der weiblichen Lautorgane scheiat kaum etwas bekannt zu sein.

Page 2: Einige Beobachtungen über Lautäußerungen bei weiblichen Feldheuschrecken

142 JACOBS

Die Autoren heben hochstens hervor, daB in seltenen Fallen auch die Weib- chen meist schwache Laute hervorbringen, eine Deutiing wird jedoch nicht gegeben. Nur FABER (1933) beschreibt fur das Weibchen der Feldheuschrecke Stauroderus inorio Fabr. ein mit Gerausch verbundenes Wugellupfen als Zeichen der Paarungsbereitschaft, also eine Bewegung ohne Verwendiing der Hinterschonkel.

Meine Untersuchungen erstrecken sich bisher vor allem auf Stauroderus bicolor Charp. und Oomphocerus rufus L., beides bei Miinchen sehr haufige Arten. Freilandbeobachtungen sind naturlich unerlaBlich , aber die besten Aufschliisse ergaben doch die gekafigten Tiere. Sie wurden in bepflanzten OlasgefaBen nach Cieschlechtern getrennt gehalten. Zum Versuch kamen sie in ein besonderes GetaB, das entweder im Freien im grellen Sonnenscheia oder i m Zimmer unter einer Vitaluxlampe stand, um eine den Tieren an- genehme Temperatur zu schaffen.

Beobachtungen an Stauroderzcs bicolor Chrrp. FABER (1929) beschreibt fur das Mannchen eine Heihe verschiedener

Laute, die ich hier kurn aufziihle. 1. Gewohnlicher Gesaog: psrr kurz, Dauer etwa Sekunde, 6-11

solche Laute in Abstanden von je etwa 2 Sekunden hintereinander gereiht. Dieser-Gesang ist nur zu horen, wenn kein anderes Mannchen in der Kahe singt,

2. Rivalengesang : ahnliche Einzellaute wie beim gewohnlichen Gesang folgen jedoch schneller aufeinander und regelmaBig alternierend mit denen des rivalisierenden Miinnchens: a - b - a - b -.

3. Werhelaut: tritt aut, wenn Mannchen vor Weibchen sitzt; leises flatterndes rrr, nur in der Nahe horbar; Schenke[ langsamer bewegt als beim normalen Gesang.

4. Paarungslaute: Daruber schreibt FABER: ,,Beobachtungen iiber d i e Paarungslaute bei hicolor besitze ich nicht. Zweifellos zeigen sie nichts Be- sonderes." Ich komme auf die Paarungolaute weiter unten zuruck.

Wenn man ein Mannchen und ein Weibchen zusammensetzt, so wird die weitere Entwicklung des Verhaltens weitgehend vom Weibchen bestimmt. 1st das Weibchen nicht paarangslustig, so kummert es sich iiberhaupt nicht um das werbende Mannchen, wehrt Zudringlichkeiten mehr oder weniger energisch ab oder begibt sich mit einem Sprung aus dem Mannerbereich- Das Verbalten kann aber auch ganz anders sein. Als Beispiel gebe ich ein Beobachtungsprotokoll.

P r o t o li o 1 1. 2. 9. 42. QbJ beide zusammengesetzt, $2 9 cm vom d, Kopfe zngemandt. g 5 ~ d singt

normal, 0 f r i l t gbe d singt normal, 9 antwortet im Interval1 2mal sehr leise, friBt welter. QLS d singt normal, 9 antwortet intermittierend 2 ma1 mit deutlichern etwas flatternden h u t und zwar gleich nach dem 1. Mannchenlaut. looL d singt normal, 9 antwortet sofort; d mauht dann 2 I m t e im Tempo des Wechselgesangs, zwischen die das einfallt, also typischer liurzer Wechselgesang wie bei rivalisierenden Mannchen. d singt normal,

antwortet sofort, f r i l t noch immer. 10"' ebenso. lobs ebenso. lolo $2 geht anf d zu, an Ihm vorbei; d s i rb t ; $2 3 cm rechts vom d. I O l 3 d singt normal, 9 antwortet 2mal. loL& d singt normal, 9 antwortet 4mal. geht dann 2mal mit vielen AnreiBerlanten uber das 9 weg, das ruhig sitzen bleibt; d singt dann normal welter, 9 antwortet einmal. 10l8 d singt kurz, $2 antwortet sofort einmal. 10'" d singt, $2 antwortet 4mal; d geht rnit SnreiBerlauten auf das 9 los, 9 hebt ab- wehrend die Hinterschenkel, d singt weiter, $2 antwortet.

Zur Erliiuterung des Protokolls: Die AnreiBerlaute des Mtinnchens kommen dadurch zustande, daB beide Hinterschenkel mit kurzem Ruck nicht ganz bis zur senkrechten Haltung hocbgerissen werden. Nan hort sie in der Regel, kurz bevor sich das Miinnchen nach der Werbung auf das Weib-

Staurodemur bicolor, d 5 + $2 6.

1 0 I 6 d singt normal, $2 antwortet 2ma4

loz1 das gleiche.

Page 3: Einige Beobachtungen über Lautäußerungen bei weiblichen Feldheuschrecken

U b e r L n ti t L 11 fie r u i i g e n b e i w e i b l i c h e n F e I d h e u s c h r e c k e n 143

chen stiirzt ; sie sind daher als Paarungslaute aufzufassen. FABER beschreibt sie in ahnlicher Form bei verschiedenen anderen Arten.

Am Verhalten des Weibchens ist bemerkenswert, daB es sich auch durch energische Zudringlichkeiten des Mannchens nicht vertreiben laBt. Es wehrt kurz ab, ergreift aber nicht die Flucht, sondern bleibt unrnittelbar a m Mannchen. Man hat den Eindruck, daB die LautauBerungen des Weibchens mit diesem Verhalten in Zusammenhang stehen.

Die Laute, die das Weibchen mit Hilfe seiner Hinterschenkel hervor- bringt, ahneln denen des Mannchens, sind aber etwas weniger geschlossen, mehr kratzend, manchmal auch so leise, daB sie kauni zu horen sind. Beide Hinterschenkel werdeu synchron bewegt. Das Mannchen brachte in dem hier geschilderten Pall kaum je einen typischen Werbegesang vor, ging aber zuweilen mit Paarungslauten nuf das Weibchen Ios, ohne da13 es zu einer Paarung kam. Es bleibt der Eindruck-, daI3 das mit LautauSerungen ver- bundene Verhalten des Weibchens mesentlich zu einer Paarungseinleitung gehiirt. Dieser Eindruck wird durch eine weitere Beobachtung befestigt.

P r o t o k o 1 I a n s z u g. Veisuchstiere: ein d Nr. 1, dem am 19. 8. 42, 9 I b im Zusammenhang mit andereii

Versuchen die T r o m m e l f e l l e m i t f e i n e r N a d e l z e r s t t i r t w a r e n ; ein 9 , rnit rotem Farbfleck gezeichnet. - 19. 8. 42. 15'* $2 zum d gesetzt. 1519 d singt 5 cm vor dem $2 normal, antwortet alternierend rnit fast typischen d-Lauten, die aber mehr liratzend lilingen, 9 fnBt dabei. 15q2 das gleiche; d hat sich dem 9 zugenandt; sitzt etwa 4 um vom 0 entfernt, 9 antwortet ziemlich schnell. ljZr das gleiche, $2 fallt aber nicht sofort em, f r i l t weiter. 15yb und 1528 das gleiche. 15H0 d beginnt mit normalem Gesang, $2 ant- wortet, geht auf d z u ; d springt auf $2. kommt links auf ? zu sitzen, bringt Abdomen von unten her zur Kopulation. macht Bewegung rnit dern freien rechten Hinteischenkel, dabei leises Gerausch; d macht mehrere AnreiBerlaute. Irn Lauf der Kopulation beaegt sich das

Beide Tiere waren vorher mehrere Ttlge in Gefangenschaft und voni andern Geschlecht isoliert, sind also bezuglich der Paarungsbereitschaft wohl als schwellenerniedrigt zu bezeichnen.

Bus vorangehenden Versuchen kann geschlossen werden , daB dieses Mannchen taub ist: es ist nicht fahig, mit einem normalen Mannchen zu- sarnmen einen typischen, alternierenden Rivalengesang hervorzubringen. Es ist also nicht sicher, soireit es das Mannchen angeht, ob der gauze Vorgang bis zur Paarung als vollkommen normal angesehen werden kann. Es iehlt ganz der bezeichnende Werbegesang des Mannchens. Die Verhaltnisse miissen durch weitere Beobachtungen geklart werden. Es ware immerhin denkbar, daB der typische Werbegesang nur sturnmen, also anscheinend noch nicht paarungslustiqen Weibchen gegeniiber vorgebrdcht wird.

ofter weiter, friBt auch; d macht dabei oft seine AnreiBerlaute.

Bevor wir weitere Schlusse ziehen, sollen einige

Beobachtungen an Gornphocerus k f u s L. mitgeteil t werden.

Beim Nannchen konnte ich verschiedene Arten von LautauBerungen feststellen, von denen ich folgende nenne :

1. Gewohnlicher Gesang: mehrere Sekunden anhaltender sirrender Laut, verbundcn rnit wenigen Kwzlauten.

2. ,,GehlauteLL: kurze Einzellaute beim Herumgehen (git, git), ziemlich leise, in wechselnden Intervallen hervorgebracht ; entstehen durch kurzes Anheben bald des linken, bald des rechten Hinterechenkels, selten beider Schenkel zugleich; Amplitude am Knie etwa 1 mm.

3. Werbegesang : eine sehr eigentiimliche Kom bination von Bewegungen und Lauten. Zuerst leichte spnchrone Bewegungen der Hinterschenkel mit

Page 4: Einige Beobachtungen über Lautäußerungen bei weiblichen Feldheuschrecken

144 J A C O B S

leisen Reiblauten, dann erster Schleuderlaut durch HochreiSen der Hinter- scbenkel bis zur senkrechten Stellung verbunden mit kurzem , lautem siss- Latit, zugleich werden Hinterschienen wenige Male einige Millimeter nach hinten geschleudert; etwa 1 Gekunde darauf in der Regel ein auf die g!eiche Weise hervorgebrachter zweiter Schleuderlaut. Vor dem ersten Schleuder- h u t wird der Kopf von links nach rechts geschiittelt, zuletzt synchron mit den Beinbewegungen; auch die Taster machen rbythmische Seitwarts- hewegongen. Die Fiihler werden dabei schriig nach hinten seitwarts gefubrt; beim zweiten Scbleuderlaut zucken beide Fiihler synchron vor und zuruck. An den 2. Schleuderlaut kann sich normaler Gesang anschlieWen.

4. Beim Angriff des Mannchens auf das Weibchen: der normale Werbe- gesang schlieflt nicht mit einem, sondern rnit mehreren zmeiten Schleuder- lauten, vergleichbar den AnreiBerhuten von &color.

5. Wahrend der Paarunr : des ofteren kurze Zicklaute, entatehen durch kurze Abwartsbewegung der Hinterschenkel.

Auch nach der Kopulation bringt dab: Mannchen hezeichnende Laute hervor, auf die ich hier nicht naher eingehe. Uber Rivalenlaute ist mir bisher nichts bekann t.

Ich bringe zunachst einige Protokollauszuge aus Beobachtungen an Mannchen Nr. 1 und Weibchen Nr. L und 2, alle gefangen am 16. 8. 42. Mannchen und Weibchen wurden getrennt voneinander gehalten.

21. 8. 42. goo d 1 allein; einige Gehlaute. gLa normaler Gesang. 973 einige Geh- laute. g2'' S? 1 in 10 cm Entfernung dazu gesetzt. gz9 $2 geht in die Nahe des d, d wendet sich mit Gehlaut dem 0 zu, wirbt; 9 antwortet rnit schiittelnden Bewegungen beider Hinterschenkel, wobei ein leises Gerausch zu horen ist. Dieser Wechselgesang zwischen d und $! wiederholt sich 3mal. Diese dauert bis 1 1 I z . Wahrend der Kopulation des ofteren Zicklaute des d, besonders dann, wenn das 9 sich bewegt.

21. 8. 0. 138s d 1 zu $2 2 gesetzt, d singt normal, so bis 13'" mehrere l a l e . 13'O d singt normal, $! geht in die Niihe des d, dies wirbt rechts neben 9 mehrere Male. 13" $2 antwortet rnit leisem Schiittelgesang.

146U 9 1 zu d 1 gesetzt. 1461 d nahert sich rnit Gehlauten dem 9, wirbt, $! springt weg, d riiclit mit Gehlauten nach, 9 geht weg, d folgt rnit Gehlauten, 9 springt weg, d sucht weiterhin mit Gehlauten nach dem $2. 15"" d wirbt liingere Zeit, $! springt fort, als das d rnit mehreren Schleuderlautsn auf das 9 losgeht: d folgt mit Gehlauten nach.

1. 9. 42. loBo 9 2 zu d 1 gesetzt. 10:" d singt normal, 9 sitzt still. loy8 d sin@ normal, dann, als $! sich ruhrt, dndeutung von Werbung; $2 hat sich etwas dem d zu- gewandt. d wirbt mehrore Male, 9 still. d wendet sich vom $! ab, 9 springt weg. lo4' d geht dem 9 nacb, wirbt. 10" 0 macht mit beiden Hinterschenkeln Schiittelbewegungen, verbunden rnit sehr leisem Gerausch; d geht anschlieflend mit lauten Ziclilauten von vorn auf das 9. 9 macht dabei wieder die Singbewegungen; d dreht sich auf dem 9 um, lo'* Beginn der Kopulation.

AnschlieWend gB0 Kopulation.

AnschlieQend Kopulation bis 15z4. 28. 8. C2.

loR0 und lo4" d tyirbt, untypisoh rnit nur einem Schleuderlaut. 10" und

Auswertung Des ofteren konnte ich beobachten, worauf auch FABER kurz hinweist,

daB die Mannchen auch vor artfremden Weibchen werben. Das den Werbe- gosang auslosende Schema muS also wohl sehr unbestimmt sein; hier sind weitere Untersuchungen durcheufuhren. Indem wir die Ergebnisse von REGEN (1913, 1923) an der B'eldgrille auf unsere Versuchstiere ubertrqen, durfen wir wohl annehmen, daB die paarungsboreiten Weibchen durch den artspeeifischen Oesang der lannchep angelockt merden; paarungsunlustige Weibchen dagegen verhalten sich den Mannchen gegenuber gleichgiiltig oder mehr oder weniger deutlich ablehnend. Als Anzeichen fur die Paarungs- bereitschaft des Weibchens gibt FABER (LY33) z. B. fur Staurodems mmio Fabr. an : debnende und reckende Bewegungen des .Abdomens, Aufsperren

Page 5: Einige Beobachtungen über Lautäußerungen bei weiblichen Feldheuschrecken

Ober LauttiuSerungen bei weiblichen Feldheuschreckeo 145

der Genitalklappen, Flugelschlagen verbunden mit einer bezeichnenden Laut- au13erung. Doch scheint es sich hierbei um unbestimmte, in den Ablauf der Vorgange zeitlich nicht eindeutig eingebaute Zeichen zu handeln. Diese Anzeichen habe ich iibrigens des ofteren auch . bei anderen Arten gesehen. Meine Beobachtungen bei St. bicolor, mehr noch bei 0. rufus legen den SchluS nahe, da13 wenigstens bei diesen beiden Arten d ie beschriebenen LautauBerungen de r Weibchen - oder v ie l le ich t auch nur d i e en t sp rechenden Beinbeweguogeu - e in wesent l iches Glied i n d e r Verke t tung der Hand lungen s ind , d ie zur P a a r u n g fiihren. In 4 von den in den Protokollen beschriebenen 5 Fallen kam es mr Paarung, wiihrend bei eindeutig begattungsunlustigen Weibchen niemals Lautauhrungen gehort wurden. Insbesondere bei Q. rufus hat man den Eindruck, da13 nach einer mehr oder minder langen Werbung das Mannchen erst dnnn zur Paarung schreitet, wenn das Weibchen durch seinen Laut gleichsam seine Zustimmung gegeben hat; daB also d u r c h den Ruf d e s Weibchens de r Ansprung d e s Miinnchens ge radezu ausge los t wird. Weitere Beobachtungen miissen hier einsetzen. Der Versuch mit dem tauben bicolor- Hannchen deutet darauf hin, daIj es auch zur Paarung kommt, ohoe daB das Mannchen die Paarungslaute hort. EY ist also von Fall zu Fall zu ent- scheiden, ob die Weibchenlaute nur Paarungsbereitschaft anzeigeu oder wirli- lich Paarungsausloser sind. Beides ist denkbar. Di3 bestirnmende Kolle des Weibchens beim Zustandekommen der Paarung wird durch seine mit LautauSerung verbundene Handlunpsweise jedenfalls besonders hervorgehoben.

Zugleich zeigen die Beobachtungen einwandfrei , daS die bisher nur morphologisch bekannten Lautorgane der Weibchen aiich wirklich gebraucht werden, zum mindesten bei manchen Arten. Vergleichende Untersuchungen mussen zeigen, wie weit diese Handlungsweisen rerbreitet sind. PABER (1933), der die bei der Paarung von Stauroderus biguttulus L., St. rnorio Fabr. und St. vagans Eversrn. auftretenden Laute eingehend beschreibt, er- wiihnt fur die Weibchen nichts von Lauten, die mit den Hinterschenkeln erzeugt werden.

Die hier mitgeteilten Beobachtungen konnen auch einen Beitrag liefern zu der eigenartigen Erscheinung der Am bivalenz der Geschlechter. Es 1st bekannt, da13 z. B. bei nianchen Vogeln jedes Qeschlecht fahig ist, die Instinkthandlungen beider Geschlechter ablaufen zu lassen, so daB man bei fehlenden au13eren Geschlechtsmerkrnalen bald ein Mannchen, bald ein Weib- chen vor sich zu haben glaubt (z. B. Kolkrabe, LOREEZ 1939). Das Weibchen von Stauroderus bico2or hat jedenfalls die FIhigkeit. die man bisher nur \.om Mannchen kannte, in das Interval1 des Mannchengesanges einzufallen ; daraus kann sich unter Umstiinden sogar ein ganz typischer Rivalenwechsel- gesang entwickeln, wie er sonst nur zwischen Mannchen zu horen ist.

Zusam meiihsmng Die Weibchen der Beldheuschrecken Stauroderus bicolor Charp. und

Oomphomw rufus L. vermogen in der gleichen Weise wie die Miinnchen durch Reiben der Hinterschenkel an einer Vorderflugelader Laute hervor- zubringen. Diese Laute sind kurz vor der Paarung zu horen uud sind offenbar ein Zeichen fur die Paarungsbereitschaft des Weibchens. EY hat den Anschein, daB sie bei Q. rufus die eigentliche I’aarungshandlung des Nannchens erst auslosen.

Zeilschr. f. Tierpsychologio Bd. 6 Heft 1 10

Page 6: Einige Beobachtungen über Lautäußerungen bei weiblichen Feldheuschrecken

146 HEINROTH : E i n E s e l - E r l e b n i s

Schrifttnm IK. BEIER, Saltatoria in P. SCHULZE, Biologie der Tiere Deutschlands. - A. BERLBSE,

cfli Insetti Bd. 1, 1909. - A. FABER. Die Bestimmung der deutschen Geradflugler (Ortho- pteren) nach ihren LautiMierungen. Z. wiss. Ins. biol. 23, 1928. - Ders.. Die bautauhrungen der Orthopteren I. Z. Morph. Okol. 13, 1929. - Ders., Die LautiuBerungen der Orthopteren XI. Z. Morph. C)kol. 26, 1933. - K. IARRNZ, Die Paarbildung beim Kolh7.aban. Z. Tier- psych. 3, 1939. - Ders., Vergleichende Bewegungsstudien an Anatinen. J. f. Ornith. 89, 1941. Sonderheft. - J. REQEN, Uber die Anlockung des Weibchens von GyZlus camprestria L. Pfliigers Arcbiv 155. 1913. - Ders., uber die Orientierung des Weihchens von Lwgiyllus oampeatria L. nach dem Stridulationsschall des Mannchens. S. B. Ak. Wiss. Wien 132, 1923. - H. WERER, Lehrbuch der Entomologie. 1933.

Ein EsebErlebnis Von

0. H E I N R o T H, Aquarium Berlin

Eingegangen am 29. Oktober 1943

Wahrend meines Urlaubs auf einem ,Gute im Wartheland im Ju l i 1943 machte ich Bekanntschaft mit einer angeblich zweijahrigen Ceylon-Zwerg- e se l in , die vollig frei auf dem Gutshofe umherging und sich gern an den Kutscher und an Bewohner des Gutshauses anschlol. Bald kam sie auch zu mir nnd meiner Frau. Eines Tages iiberquerte ich den Hof, um einen Spaziergang in die Umgehung zu machen; Jiierbei begleitete sie mich un- aufgefordert, galoppierte auf der LandstraBe vor mir her, blieb plotzlich stehen, bis ich sie uberholte, rannte dann wieder an mir vorbei usw. Bsi ihrem jedesmaligen Stehenbleiben kehrte sie mir etwa i m Winkel von 45@ das Hinterteil ZU. drangte bei meinem Herannahen die Schulter an mich und schnappte spielend nach mir. Dies tat sie aupli, wenn sie mich i m Galopp uberholte. Ich hatte bei ihrem Tun das Gefuhl, daB es sich um eine Art ,,geschlechtlicher Anfreundung" handle. Wir gingen auf unserem Weg durch Felder und Wiesen in einen hiigligen Wald, wo sie mich in einer kleinen Talsenke einmal aus den Augen serlor. Alsbald meldete sie sich mit dem bekannten Eselsruf, so dal3 ich gleich wieder zu ihr fand. Als ich ein kleines Becliirfnis au eineni Baum befriedigte, fand sie sich sofort bei mir ein, stellte sich neben mich und harnte gleichfalls! Ein solches Verhalten war mir von Equiden bisher nicht bekannt; jedenfalls war ich von der Eselstute hiermit als Mitosel anerkannt und begriiBt worden.

Irgendwelche Zeichen von Rossigkeit zeigte die Eselin nicht, von Pferden wollte sie nichts wissen, auch nicht von einem Ponyhengst, der sie eigent- lich decken sollte. Begegneten wir auf der .LandstraBe andereu Personen oder Fuhrwerken, so kam sie jedesmal dicht zu mir, bis die ,,Qefahr" vos- uber war. Ein Offnen des Maules, wie es ANTONIUS als Ausdrucli der Freude oder Wollujt beschreibt uad abbildet, konnte ich nicht beobachten.