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Eintrübung einer Intraokularlinse: Kalzifizierung hydrophiler IOL´s nach Gastamponaden Fallbeschreibung: Bei einer Pa)en)n mit Fuchs´scher Endotheldystrohpie wurde im November 2009 eine hintere lamelläre HornhauAransplanta)on (DSAEK) durchgeführt. Aufgrund einer TransplantatAbstoßung musste im April 2010 eine ReDSAEK durchgeführt werden. Diese Opera)on wurde mit einer Kataraktopera)on und Implanta)on einer hydrophilen Intraokularlinse (Len)sL312, Oculen)s GmbH, Berlin, Deutschland) kombiniert. Der intraopera)ve Verlauf dieser „TripleProcedure“ war komplika)onsfrei. Neun Monate später war der brillenkorrigierte Fernvisus von 0,7 logMAR auf 0,15 logMAR anges)egen. Im Oktober 2011 beschrieb die Pa)en)n eine progressive Sehverschlechterung am betroffenen Auge. Der Fernvisus war zu diesem Zeitpunkt auf 0,52 logMAR abgefallen. Das Transplantat und die Hornhaut waren frei von Narben, das dünne DSAEKTransplantat zeigte sich in situ. Die IOL wies auf der anterioren Op)k zentrale Trübungen innerhalb der Grenzen der Pupille auf. Eine OCTUntersuchung der IOL zeigte eine oberflächliche Trübung der Op)k. Laboranalyse der IOL: Die mikroskopische Untersuchung der IOL zeigte eine Trübung der Op)k in den zentralen 3 mm. (Foto 1, 2) Die Trübung war durch mul)ple granuläre Ablagerungen unterschiedlicher Größe im Bereich der Op)koberfläche und in den oberflächlichen Schichten der vorderen Op)k bedingt. Die restlichen Oberflächen der Linse, einschließlich der Hap)k und der Rückfläche der IOL, waren frei von diesen Ablagerungen. Die durchgeführten histochemischen Untersuchungen (Alizarinfärbung) konnten eine Kalzifizierung als Ursache der Trübung bestä)gen. (Foto 3). Schlussfolgerungen: In den letzten Jahren wurden vermehrt Fälle von Trübungen hydrophiler Intraokularlinsen nach Gas füllung der Vorderkammer beschrieben. 1 Die Form der Kalzifizierung nach Lugtamponaden unterscheidet sich von den bisher beschriebenen Kalzifizierungen bei hydrophilen Linsen. Ass.-Prof. PD Dr. Gerald Schmidinger 1 , Dr. Berthold Pemp 1 , Dr. Liliana Werner PhD 2 1 Department of Ophthalmology, Medical University of Vienna 2 University of Utah, Salt Lake City, Utah 84132, USA Department of Ophthalmology | www.meduniwien.ac.at/ophthalmology [email protected] - Vienna Cornea Study Group Interessenkonflikte: KEINE DOG 2013, Berlin Ergebnisse: Ein Versuch die Ablagerungen an der IOL Oberfläche mit dem Nd:YAG Laser zu polieren blieb erfolglos. Im Februar 2012 wurde ein IOLTausch durchgeführt. Die Linse wurde an Dr. Liliana Werner (University of Utah) gesendet. Ein Monat nach dem Linsentausch erreichte die Pa)enten bereits wieder einen bestkorrigierten Fernvisus von 0,22 logMAR. Foto 1: Lichtmikroskopische Aufnahme der explan)erten Intra okularlinse. Die Darstellung zeigt eine Eintrübung der Linse im Bereich der zentralen 3 mm (unterbrochene Kreislinie). Der Pfeil weist auf Ablagerungen, welche durch Abtrocknung der Transportlösung (BSS) entstanden sind. Foto 2: Lichtmikroskopische Aufnahme der explan)erten Intra okularlinse. Der zentrale Anteil der Linse zeigt granuläre Ablagerungen unterschiedlicher Größe. Foto 3: AlizarinrotFärbung der zentralen Op)k. Die starke Färbung der zentralen Anteile der IOLOberfläche weist die Ablagerung von Kalzium nach. Fazit für die Praxis: Bei Pa)enten mit Hinweisen auf eventuell erforderliche Hornhauteingriffe sollten keine hydrophilen Linsen implan7ert werden. Im Falle des Augretens einer Linsentrübung nach Lugtamponaden der Vorder kammer sollte darauf geachtet werden, keinesfalls eine Nd:YAG Kapsulotomie durchzuführen, um einen IOL Tausch problemlos durchführen zu können. 1: Literaturverweise unter dieser URL

Eintrübung einer Intraokularlinse - Ihr Augenarzt · 2013-10-08 · Foto3: AlizarinrotFärbung!der!zentralen!Op)k.!Die!starke!Färbung!der! zentralen!Anteile!der!IOLMOberfläche!weistdie!Ablagerung!von!

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Page 1: Eintrübung einer Intraokularlinse - Ihr Augenarzt · 2013-10-08 · Foto3: AlizarinrotFärbung!der!zentralen!Op)k.!Die!starke!Färbung!der! zentralen!Anteile!der!IOLMOberfläche!weistdie!Ablagerung!von!

Eintrübung einer Intraokularlinse: Kalzifizierung hydrophiler IOL´s nach Gastamponaden

Fallbeschreibung:

 

Bei   einer   Pa)en)n   mit   Fuchs´scher   Endotheldystrohpie  wurde   im   November   2009   eine   hintere   lamelläre  HornhauAransplanta)on   (DSAEK)   durchgeführt.   Aufgrund  einer   Transplantat-­‐Abstoßung   musste   im   April   2010   eine  Re-­‐DSAEK   durchgeführt   werden.   Diese   Opera)on   wurde  mit   einer   Kataraktopera)on   und   Implanta)on   einer  hydrophilen  Intraokularlinse  (Len)s-­‐L312,  Oculen)s  GmbH,  Berlin,   Deutschland)   kombiniert.   Der   intra-­‐opera)ve  Verlauf   dieser   „Triple-­‐Procedure“   war   komplika)onsfrei.  Neun   Monate   später   war   der   brillenkorrigierte   Fernvisus  von  0,7  logMAR  auf  0,15  logMAR  anges)egen.    Im  Oktober   2011  beschrieb  die  Pa)en)n  eine  progressive  Sehverschlechterung   am   betroffenen   Auge.   Der   Fernvisus  war  zu  diesem  Zeitpunkt  auf  0,52   logMAR  abgefallen.  Das  Transplantat  und  die  Hornhaut  waren  frei  von  Narben,  das  dünne  DSAEK-­‐Transplantat  zeigte  sich   in  situ.  Die  IOL  wies  auf  der  anterioren  Op)k  zentrale  Trübungen  innerhalb  der  Grenzen   der   Pupille   auf.   Eine   OCT-­‐Untersuchung   der   IOL  zeigte  eine  oberflächliche  Trübung  der  Op)k.  

Laboranalyse der IOL:

Die   mikroskopische   Untersuchung   der   IOL   zeigte   eine  Trübung   der   Op)k   in   den   zentralen   3   mm.   (Foto   1,   2)    Die  Trübung  war  durch  mul)ple  granuläre  Ablagerungen  unterschiedlicher  Größe  im  Bereich  der  Op)koberfläche  und  in  den  oberflächlichen  Schichten  der  vorderen  Op)k  bedingt.   Die   restlichen   Oberflächen   der   Linse,  einschließlich   der   Hap)k   und   der   Rückfläche   der   IOL,  waren  frei  von  diesen  Ablagerungen.  Die  durchgeführten  histochemischen   Untersuchungen   (Alizarinfärbung)  konnten   eine   Kalzifizierung   als   Ursache   der   Trübung  bestä)gen.  (Foto  3).  

Schlussfolgerungen:

In   den   letzten   Jahren   wurden   vermehrt   Fälle   von  Trübungen   hydrophiler   Intraokularlinsen   nach   Gas-­‐füllung   der   Vorderkammer   beschrieben.1   Die   Form   der  Kalzifizierung   nach   Lugtamponaden   unterscheidet   sich  von   den   bisher   beschriebenen   Kalzifizierungen   bei  hydrophilen  Linsen.    

Ass.-Prof. PD Dr. Gerald Schmidinger1, Dr. Berthold Pemp1, Dr. Liliana Werner PhD2 1  Department  of  Ophthalmology,  Medical  University  of  Vienna  

2  University  of  Utah,  Salt  Lake  City,  Utah  84132,  USA      

Department of Ophthalmology | www.meduniwien.ac.at/ophthalmology

[email protected] - Vienna Cornea Study Group Interessenkonflikte: KEINE

DOG  2013,  Berlin    

Ergebnisse:

Ein  Versuch  die  Ablagerungen  an  der   IOL  Oberfläche  mit  dem  Nd:YAG  Laser  zu  polieren  blieb  erfolglos.  Im  Februar  2012  wurde  ein  IOL-­‐Tausch  durchgeführt.  Die  Linse  wurde  an   Dr.   Liliana  Werner   (University   of   Utah)   gesendet.   Ein  Monat   nach   dem   Linsentausch   erreichte   die   Pa)enten  bereits  wieder   einen  bestkorrigierten   Fernvisus   von  0,22  logMAR.  

Foto  1:  Lichtmikroskopische   Aufnahme   der   explan)erten   Intra-­‐okularlinse.  Die  Darstellung  zeigt  eine  Eintrübung  der  Linse   im  Bereich   der   zentralen   3   mm   (unterbrochene   Kreislinie).   Der  Pfeil   weist   auf   Ablagerungen,   welche   durch   Abtrocknung   der  Transportlösung  (BSS)  entstanden  sind.  

Foto  2:  Lichtmikroskopische   Aufnahme   der   explan)erten   Intra-­‐okularlinse.   Der   zentrale   Anteil   der   Linse   zeigt   granuläre  Ablagerungen  unterschiedlicher  Größe.  

Foto  3:  Alizarinrot-­‐Färbung  der  zentralen  Op)k.  Die  starke  Färbung  der  zentralen  Anteile  der  IOL-­‐Oberfläche  weist  die  Ablagerung  von  Kalzium  nach.  

Fazit für die Praxis: Bei  Pa)enten  mit  Hinweisen  auf  eventuell  erforderliche    Hornhauteingriffe   sollten   keine   hydrophilen   Linsen  implan7ert   werden.   Im   Falle   des   Augretens   einer  Linsentrübung   nach   Lugtamponaden   der   Vorder-­‐kammer  sollte  darauf  geachtet  werden,  keinesfalls  eine  Nd:YAG   Kapsulotomie   durchzuführen,   um   einen   IOL-­‐Tausch  problemlos  durchführen  zu  können.    

1: Literaturverweise unter dieser URL