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Io96 KLINISCH :E W O C H E N S C H R I F T . 5. JAtlRGANG. Nr. 24 I:. JUNI :926 wie jede andere praktische, ihre Aufgabe zeitgem~tft erffillende Wissenschaft. Was sind denn die Aufgabengebiete geworden in unserer Zeit, wie stellen sie sieh an Beispielen dar ? Wir haben uns fiber 4 Reihen yon Grundlagen klarzu- machen: Natfirlich basiert i. d e Leistung auf dem wissen- schaftlichen ~ortschritt der Methodik, der Apparaturen. Als feste Grundlage mfissen wir betrachten 2. alle Rechte, deren sinngemgfte Anwendung nut dutch die Mitarbeit der Nedizin m6glich ist, 3. ferner die der Zeit entsprechende progressiv fortschreitende Ausgestaltung der Sicherung durch die Ver- sicherung (inklusive Vertrgge usw.) und 4. die Prophylaxe. Wer gibt sich heute fiberhaupt Rechenschaft, wie viele tier begrfindeten Gesetze (sogar in vielen leicht erfal3baren Einzelfgllen) toter Buehstabe blieben, nut weil die Arzte diese Gesetze nicht kennen, well sie im Unterricht nicht diese Anwendungsm6glichkeiten kennen lernten, sich nicht in diesem Denken einfibten. Wenn die Zahl der Strafrechtsi~ille in 5 ~ Jahren sich ver- doppelt, vielerorts vervierfacht hat (als K6rperverletzungen), so hat sich die Zahl der fibrigen rechtlich-medizinischen wichtigen F~lle ver]i~n#ig]acht. (Bfirgerliches Recht, ins- besondere Personenrecht [Ehe, Familie, TestamentS, Haft- pflicht, staatliche Versicherungsgesetze, Unfallversiche- rungen, Berufskrankheiten, wie z. t3. die neueste Verord- hung yore 12. Mai 1925 in Deutschland und dazu die Zeit- sehriften:Abonnentenversicherungen.) ~)berall da kann die medizinische Feststellung und Kontrolle der Angaben dazu he]fen, dab diese so berechtigten Gesetze und Vertr~ge sach- lich richtig und nicht dutch Mil3brauch der Rechtsmittel zum Schaden eines Beteiligten (und oft zum moralischen nnd mate- riellen Schaden der Allgemeinheit) verwendet werden k6nnen, Das jedem anschauliche Gebiet sind z. t3. die aul3erge- w6hnlichen Todesf~ille (die verd~ichtigen, plStzlichen Todes- fglle, die Todesf/ille ohne Zeugen). Alle diese Fglle mtissen sofort nach /iuBeren Ursachen abgekl~rt werden; sehr viele sind zivilrechtlich wichtig, sei es aus Haftpilicht (z. ]3. die h~ufiggn Automobilunf,alle), sei es wegen Unfallversicherung oder Strafrecht. Sehr vide Fglle werden im Laufe yon Wochen oder Monaten fiir alle diese Rechte wichtig. Wie oft stellt sich heute bei Verletzungen die Frage nach Verteilung der Schuld, der Fahrl~tssigkeit, in besonderer Form in Versicherungspro- zessen die Frage nach akutem Alkoholismus, nach dem Pro- zentgehalt des Alkohols im Gehirn, im Blut im Moment des Unglfickes bei den Beteiligten (wir haben fiber 5 ~ solcher Untersuchungen pro Jahr), analoge Fragen bei CO-Vergiftung. Bei Spontantod stellen sich oft die gleichen Fragen, gerade bei Mangel an ~ufteren Verletzungen, bei komplizierten ~ugeren M6glichkeiten, wenn Vergiftungen, elektrisehe Verletzungen oder sukzessiv verschiedene Ursachen in Betracht kommen. (Die TodesfMle sind deshalb auch ffir Laien das eindringlichste Beispiel, weil ja hier aus den stummen Leichen die Ver~inde- rungen zum Sprechen gebracht werden, gedeutet, konserviert werden mfissen durch den Arzt. Alles, was sonst festgestellt wurde, muft auf dessen Beiunde bezogen werden dutch den Arzt selbst, der hier nut rechtlich-medizinische, keine thera- peutischen Interessen mehr verfechten kann.) Wie oft ergibt sich, dab kein strafrechtlich wichtiger Fall vorliegt, ,,keine Anhaltspunkte ffir Verbrechen", aber nach Wochen, Monaten schickt man uns Versicherungspolicen und Fragen der Gerichte, und jetzt plStzlich ist es wichtig, ent- scheiden zn kSnnen, war es Selbstmord, Spontankrankheit, versicherter Unfall, Teilunfall usw. Diese Unterscheidung war vor 2o--5o Jahren gar nicht nStig, weil keine Rechts- konsequenzen an die Unterscheidung sich knfipften, weil keine groBen privaten und 6ffentlichen Interessen mit solchen Feststellungen verbunden waren. Der Arzt kann oft das Entseheidende mit roller Begrfindung beibringen; er ent- scheidet damit oft fiber Familienschicksaale -- abet leider oft -- leichter Hand mit einer medizinisch unbegrfindbaren Pr/~sumption (Herzschlag) 1 Ganz besonders werden die schnellen rechtlich-medi- zinisch zureichenden Feststellungen wichtig bei der ja so erwfinschten Zunahme der Eingscherungen, die nut eine zuver- l~ssige Untersuchung davor bewahrt, dab nicht mit ihrer Hilfe die Verbrechenspuren verbrannt werden. (Wir haben so eine Reihe yon Verbrechen entdeckt.) Die Feuerbestattung gibt jedem Arzt, der ja Leichenschauen maehen muB, kann und will, Aufgaben, zu denen er Kenntnisse und Erfahrungen braucht. Der Arzt hat durch die neuen Gesetzgebungen und neuen Rechtsmittel, die neuen Tendenzen der Sicherung (Versiche- rungen) ungeheuer wichtige, umfassende, in das Leben der einzelnen und der Fanlilien tier eingreifende Kompetenzen bekommen und sich auch schnell angemaBt (oft, ohne sieh fiber die rechtlichen Verpflichtungen zu orientieren); so ist es klar, dab eine furchtbare Verwirrung und Ungerechtigkeit durch willkfirliche, ohne Bildung angemagte Wirkungsmittel der )krzte im sozialen Rechtsleben sich einschleichen muB, dab nur eine allgemeine Ausbildung der J~rzte tiber das ganze Gebiet, in welchem im Einzelfall ihre Feststellungen weir fiber die therapeutisehen, rein medizinischen, im Unterrieht sonst fast ausschliel31ich praktisch in Betracht kommende Mal3nahmen hinaus wirken, ngmlich vermSge der durchgreifendsten Mitre1 der Staatsgewalt: Gesetz, Rechtssprechung usw. Wie hat man im Unterricht ffir Mediziner (abet auch ffir Juristen und andere Interessierten am Recht) die geeigneten Grundlagen im jungen Arzt zu schaffen gesueht? Die Wege sind hier dutch die Erfahrungen in allen andern Gebieten gegeben (Recht, Wissenschaft und Technik). Nicht nur, dab hente bereits die Gesetzgebung besteht, die eine spezi- alistische Ausbildung aller Jkrzte im Dienst der Gesetzgebung eigentlich voransgesetzt, ja, die ganze Tendenz geht dahin, mug dahin gehen, in den Gesetzen die Mitarbeit der Arzte zu verlangen. Es gibt keinen anderen Weg, wenn das Gesetz bessernd, auf Grund tats~chlicher Verhgltnisse ausgleiehend, schfitzend, d. h. im Sinne des Gesetzgebers wirken soll. Also muB neben dem klinischen Unterricht erstens die allgemeine Prophylaxe in der Hygiene und zweitens die Ge- samtheit der rechtlich-wichtigen ~ufteren Ursaehen ffir den Einzel]all in dem yon der K6rperverletzung, Vergiftung resp. Tod im gerichtlich-medizinischen Unterricht jedem Arzt der Zukunft gelehrt werden -- und zwar allgemein in einer l~bersieht, einheitlich (ohne dab die langweiligen formalen Dinge in verschiedenen Gebieten wiederholt werden mfissen) und vor allem so, dab die Studierenden lernen, in einer kompli- zierten erschreckenden Situation als J~rzte zu sehen, zu han- deln, anzuordnen, daft sie im Studium mit dem Lehrer mit dem Geffihl der Mitverantwortung feststellen, urteilen und die weitere Entwicklung der Untersuchung bis zum Urteil vor Schwurgericht oder anderen Gerichten erleben, als ein- drucksvolle Beispiele, so dab die Mediziner, welche die Be- gabung zur Einsicht haben, die Verantwortung, die sie der Welt gegenfiber haben mfissen, auf Grund der miterlebten Erfahrungen im Unterricht aueh im Leben tragen k6rlnen. REFERATENTEIL. EINZELREFERATE UND BUCHBESPRECHUNGEN. ALLGEMEINES. O Die Biologie der Person. Ein Handbuch der allgemeinen und speziellen Konstitutionslehre. Hrsg. v. TH. BIZUGSCH und F. H. LEWY. Liefg. I, Bd. I: TIt. BRUGSCH, Einftihrung in die Konstitutionslehre, ihre Entwicklung zur Personallehre. -- E. STRAUS, Das Problem der Individualit~it. -- H. SALINGER, Die rechnerisehe Auswertung statistischer Beobachtungsergebnisse. (Einffihrung in die KollektivmaBlehre.) -- J. KAUP, Bedeutung des Normbegriffes in der Personallehre. -- W. JOHANNSEN, Ail- gemeine Vererbungslehre. 22 Textabb. S. VI, :--322. Berlin und Wien: Urban & Schwarzenberg 1926. 15 Reichsmark. Die tlerausgeber haben sich ein weites Ziel gesteckt und eine groBe Zahl Berufener zur Mitarbeit genommen. Sie meinen, wir wiiBten wohl viel yon Krankheiten, vim weniger dagegen von

Einzelreferate und Buchbesprechungen

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Io96 K L I N I S C H :E W O C H E N S C H R I F T . 5. J A t l R G A N G . Nr. 24 I:. JUNI :926

wie jede andere praktische, ihre Aufgabe zeitgem~tft erffillende Wissenschaft.

Was sind denn die Aufgabengebiete geworden in unserer Zeit, wie stellen sie sieh an Beispielen dar ?

Wir haben uns fiber 4 Reihen yon Grundlagen klarzu- machen: Natfirlich basiert i. d e Leistung auf dem wissen- schaftlichen ~ortschritt der Methodik, der Apparaturen. Als feste Grundlage mfissen wir betrachten 2. alle Rechte, deren sinngemgfte Anwendung nut dutch die Mitarbeit der Nedizin m6glich ist, 3. ferner die der Zeit entsprechende progressiv fortschreitende Ausgestaltung der Sicherung durch die Ver- sicherung (inklusive Vertrgge usw.) und 4. die Prophylaxe.

Wer gibt sich heute fiberhaupt Rechenschaft, wie viele tier begrfindeten Gesetze (sogar in vielen leicht erfal3baren Einzelfgllen) toter Buehstabe blieben, nut weil die Arzte diese Gesetze nicht kennen, well sie im Unterricht nicht diese Anwendungsm6glichkeiten kennen lernten, sich nicht in diesem Denken einfibten.

Wenn die Zahl der Strafrechtsi~ille in 5 ~ Jahren sich ver- doppelt, vielerorts vervierfacht hat (als K6rperverletzungen), so hat sich die Zahl der fibrigen rechtlich-medizinischen wichtigen F~lle ver]i~n#ig]acht. (Bfirgerliches Recht, ins- besondere Personenrecht [Ehe, Familie, TestamentS, Haft- pflicht, staatliche Versicherungsgesetze, Unfallversiche- rungen, Berufskrankheiten, wie z. t3. die neueste Verord- hung yore 12. Mai 1925 in Deutschland und dazu die Zeit- sehriften:Abonnentenversicherungen.) ~)berall da kann die medizinische Feststellung und Kontrolle der Angaben dazu he]fen, dab diese so berechtigten Gesetze und Vertr~ge sach- lich richtig und nicht dutch Mil3brauch der Rechtsmittel zum Schaden eines Beteiligten (und oft zum moralischen nnd mate- riellen Schaden der Allgemeinheit) verwendet werden k6nnen,

Das jedem anschauliche Gebiet sind z. t3. die aul3erge- w6hnlichen Todesf~ille (die verd~ichtigen, plStzlichen Todes- fglle, die Todesf/ille ohne Zeugen). Alle diese Fglle mtissen sofort nach /iuBeren Ursachen abgekl~rt werden; sehr viele sind zivilrechtlich wichtig, sei es aus Haftpil icht (z. ]3. die h~ufiggn Automobilunf,alle), sei es wegen Unfallversicherung oder Strafrecht. Sehr v ide Fglle werden im Laufe yon Wochen oder Monaten fiir alle diese Rechte wichtig. Wie oft stellt sich heute bei Verletzungen die Frage nach Verteilung der Schuld, der Fahrl~tssigkeit, in besonderer Form in Versicherungspro- zessen die Frage nach akutem Alkoholismus, nach dem Pro- zentgehalt des Alkohols im Gehirn, im Blut im Moment des Unglfickes bei den Beteiligten (wir haben fiber 5 ~ solcher Untersuchungen pro Jahr), analoge Fragen bei CO-Vergiftung. Bei Spontantod stellen sich oft die gleichen Fragen, gerade bei Mangel an ~ufteren Verletzungen, bei komplizierten ~ugeren M6glichkeiten, wenn Vergiftungen, elektrisehe Verletzungen oder sukzessiv verschiedene Ursachen in Betracht kommen. (Die TodesfMle sind deshalb auch ffir Laien das eindringlichste Beispiel, weil ja hier aus den stummen Leichen die Ver~inde- rungen zum Sprechen gebracht werden, gedeutet, konserviert werden mfissen durch den Arzt. Alles, was sonst festgestellt wurde, muft auf dessen Beiunde bezogen werden dutch den Arzt selbst, der hier nut rechtlich-medizinische, keine thera- peutischen Interessen mehr verfechten kann.)

Wie oft ergibt sich, dab kein strafrechtlich wichtiger Fall vorliegt, ,,keine Anhaltspunkte ffir Verbrechen", aber nach Wochen, Monaten schickt man uns Versicherungspolicen und Fragen der Gerichte, und jetzt plStzlich ist es wichtig, ent- scheiden zn kSnnen, war es Selbstmord, Spontankrankheit,

versicherter Unfall, Teilunfall usw. Diese Unterscheidung war vor 2o--5o Jahren gar nicht nStig, weil keine Rechts- konsequenzen an die Unterscheidung sich knfipften, weil keine groBen privaten und 6ffentlichen Interessen mit solchen Feststellungen verbunden waren. Der Arzt kann oft das Entseheidende mit roller Begrfindung beibringen; er ent- scheidet damit oft fiber Familienschicksaale - - abet leider oft - - leichter Hand mit einer medizinisch unbegrfindbaren Pr/~sumption (Herzschlag) 1

Ganz besonders werden die schnellen rechtlich-medi- zinisch zureichenden Feststellungen wichtig bei der ja so erwfinschten Zunahme der Eingscherungen, die nut eine zuver- l~ssige Untersuchung davor bewahrt, dab nicht mit ihrer Hilfe die Verbrechenspuren verbrannt werden. (Wir haben so eine Reihe yon Verbrechen entdeckt.) Die Feuerbestat tung gibt jedem Arzt, der ja Leichenschauen maehen muB, kann und will, Aufgaben, zu denen er Kenntnisse und Erfahrungen braucht.

Der Arzt hat durch die neuen Gesetzgebungen und neuen Rechtsmittel, die neuen Tendenzen der Sicherung (Versiche- rungen) ungeheuer wichtige, umfassende, in das Leben der einzelnen und der Fanlilien tier eingreifende Kompetenzen bekommen und sich auch schnell angemaBt (oft, ohne sieh fiber die rechtlichen Verpflichtungen zu orientieren); so ist es klar, dab eine furchtbare Verwirrung und Ungerechtigkeit durch willkfirliche, ohne Bildung angemagte Wirkungsmittel der )krzte im sozialen Rechtsleben sich einschleichen muB, dab nur eine allgemeine Ausbildung der J~rzte tiber das ganze Gebiet, in welchem im Einzelfall ihre Feststellungen weir fiber die therapeutisehen, rein medizinischen, im Unterrieht sonst fast ausschliel31ich praktisch in Betracht kommende Mal3nahmen hinaus wirken, ngmlich vermSge der durchgreifendsten Mitre1 der Staatsgewalt: Gesetz, Rechtssprechung usw.

Wie hat man im Unterr icht ffir Mediziner (abet auch ffir Juristen und andere Interessierten am Recht) die geeigneten Grundlagen im jungen Arzt zu schaffen gesueht? Die Wege sind hier dutch die Erfahrungen in allen andern Gebieten gegeben (Recht, Wissenschaft und Technik). Nicht nur, dab hente bereits die Gesetzgebung besteht, die eine spezi- alistische Ausbildung aller Jkrzte im Dienst der Gesetzgebung eigentlich voransgesetzt, ja, die ganze Tendenz geht dahin, mug dahin gehen, in den Gesetzen die Mitarbeit der Arzte zu verlangen. Es gibt keinen anderen Weg, wenn das Gesetz bessernd, auf Grund tats~chlicher Verhgltnisse ausgleiehend, schfitzend, d. h. im Sinne des Gesetzgebers wirken soll.

Also muB neben dem klinischen Unterricht erstens die allgemeine Prophylaxe in der Hygiene und zweitens die Ge- samtheit der rechtlich-wichtigen ~ufteren Ursaehen ffir den Einzel]all in dem yon der K6rperverletzung, Vergiftung resp. Tod im gerichtlich-medizinischen Unterricht jedem Arzt der Zukunft gelehrt werden - - und zwar allgemein in einer l~bersieht, einheitlich (ohne dab die langweiligen formalen Dinge in verschiedenen Gebieten wiederholt werden mfissen) und vor allem so, dab die Studierenden lernen, in einer kompli- zierten erschreckenden Situation als J~rzte zu sehen, zu han- deln, anzuordnen, daft sie im Studium mit dem Lehrer mit dem Geffihl der Mitverantwortung feststellen, urteilen und die weitere Entwicklung der Untersuchung bis zum Urteil vor Schwurgericht oder anderen Gerichten erleben, als ein- drucksvolle Beispiele, so dab die Mediziner, welche die Be- gabung zur Einsicht haben, die Verantwortung, die sie der Welt gegenfiber haben mfissen, auf Grund der miterlebten Erfahrungen im Unterricht aueh im Leben tragen k6rlnen.

REFERATENTEIL. EINZELREFERATE UND BUCHBESPRECHUNGEN.

A L L G E M E I N E S . O Die Biologie der Person. Ein Handbuch der allgemeinen und speziellen Konstitutionslehre. Hrsg. v. TH. BIZUGSCH und F. H. LEWY. Liefg. I, Bd. I: TIt. BRUGSCH, Einftihrung in die Konstitutionslehre, ihre Entwicklung zur Personallehre. -- E. STRAUS, Das Problem der Individualit~it. -- H. SALINGER, Die rechnerisehe Auswertung statistischer Beobachtungsergebnisse.

(Einffihrung in die KollektivmaBlehre.) -- J. KAUP, Bedeutung des Normbegriffes in der Personallehre. -- W. JOHANNSEN, Ail- gemeine Vererbungslehre. 22 Textabb. S. VI, :--322. Berlin und Wien: Urban & Schwarzenberg 1926. 15 Reichsmark.

Die tlerausgeber haben sich ein weites Ziel gesteckt und eine groBe Zahl Berufener zur Mitarbeit genommen. Sie meinen, wir wiiBten wohl viel yon Krankheiten, vim weniger dagegen von

Page 2: Einzelreferate und Buchbesprechungen

xI. JUNI 1926 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T .

iKranken und vielleicht noch weniger yon Gesunden. Die ,,Biologie licjakeit. der Person" mfisse dort einsetzen, wo die Anthropologie aufhOrt. Es w~ire auch unm6glich gewesen, die Lehre yon der Person an die Lehre yon der Krankheitsbetrachtung anzuschlieBen: das wXre ,,heterogen" geworden. Das neue Handbuch solle vor allem das zeigen, was in der 1V[enschenkunde noch nicht gewugt wird. Der Ausbau der Personallehre mfisse nach folgenden Gesiehtspunkten durchgefiihrt werden: statistische (Habitus und Struktur), kine- matische (Entwicklung), dynamische (Beurteilung der Reaktions- norm auf Grund der Organisation der Person im allgemeinen und im speziellen), genetische (Vererbungswissenschaft) und personale (psycho-physische) BeurteiIung. Wer nun glaubt, dab dieses ein- leitend formulierte Programm Neuartiges, Unbekanntes bringen werde, wird zunXchst auf die weiteren Lieferungen des Werkes war- ten mtissen, die vorliegende erste wird ihn in dieser Hinsicht ent- t~iuschem Vorerst schreibt BRUGSCH einen kurzen A:bschnitt ,,Zur Geschichte der l(onstitutionsforschung" yon HIPPOKRATES an. Darf abel7 in einer handbuchm~iBigen Darstellung dieses Gegen- standes das Wort Arthrit~smus, dfirfen die Nalnen LANCERAUX, BOUCHARD, HUCHARD fehlen? Darf gleich auf der ersten Seite FERDINAND HUEPPES Taufname irrig angegeben sein ? Dann folgt eine sehr gelehr~e na~urphilosophische Abhandlung yon ERWlN SrRAUS fiber ,,Das Problem der Individualit&t". Zum Teil sehr interessant, zum Teil abet auch Widerspruch herausfordernd, scheint sie alIerdings so wenig dazu angetan, die tats~ichliche Be- deutung des t<onstitutionsproblems populXr zu machen wie einst die geistreiche iKraussche ,,Syzygiologie". Vc'enn t3RUGSCH der An- Sicht ist, man dfirfe die Definition des Konstitutionsbegriffes litera- risch vSllig vernachl~issigen, dann m6chte ich meinen, sie w~ire dem Arzte vielleicht doch noch wichtiger als derlei noeh so geistvolle philosophische Betrachtungem Die Abschnitte yon SALINGER, 142AUp und JOHANNSEN sind ausgezeich~et und werden dem wissen- schaftlichen Arbeiter auI diesem Gebiete wertvolle Dienste leisten. Nut die vollkommen sinnlose de la Campsche,, Konstitutionsformel", der im Kaupschen t fapi te l fast eine gauze Seite gewidmet ist, mug schleunigst aus der Erinnernng verschwinden. Sie war ein bedauer- licher Lapsus des verdienstvollen Klinikers. Das weitere Programm des Werkes gibt die Berechtigung, den Iolgenden Lieferungen mit Spannung entgegenzusehen. J. ]BAUER, Wien.

O Ei und Geschlecht. Ein kritisch-statistischer Beitrag zur L6sung des Problems yon der willkfirlichen Geschlechtsbestimmung beim Menschen. Von J. BRODAUF. 88 S. Dresden-A.: Richard A . Giesecke 1926. Geh. 3,5 o, geb. 4 Reichsmark.

iKeinen Neuerscheinungen t r i t t man berechtigterweise mit mehr Skeptizismus entgegen als Ver6ffentlichungen, welche die wili- kiirliche Bestimmung des Geschlechtes bei S~ugetieren, insbesondere beim Menschen, er6rtern oder gar noch Rezepte ft~r die Erzeugung eines best immten Geschlechtes bringen. Dieser Skeptizismus ist auch der Broschfire yon BRODAUF gegenilber erlaubt, wenn auch anerkannt werden muB, dab der Verf. die moderne Literatur berficksichtigt hat und mi~ Klarheit seine Anschauungen ent- wickelt. Er geht yon der Ansicht aus, dab aus fiberreifen Eiern nur Knaben entstehen, und stiitzt sich dabei haupts~ichlich auf die Beobachtungen yon R. HER~WlG bei Fr6schen. Es ist sehr gewagt, eine ParalIele zu ziehen zwischen den zwar experimentell einwand- freien, theoretiscb_ aber durchaus noch nicht v6ilig geklXrten Beobachtungen bei Amphibien und zwisehen den Verh~iltnissen bei S~tugern, und meiner Ansicht nach nut dann erlaubt, wenn I. die Existenz yon fiberreifen Eiern, 2, die Ents tehung yon M~inn- chert aus fiberreifen Eiern ebenso gesichert w~ire wie bei den Am- phibien. ~Das ist aber durchaus nicht der Fall. Rein hypothetisch ist z. B. die Annahme einer I4tf~gigen Lebensdauer der Eier nach AblSsung aus dem Ovar. (SIEGEL nimmt ebenso unbewiesen eine 28t~gige Lebensdauer an.) Ebenso anfechtbar ist die Annahme, daft es 20vula t ions typen bei der Fr'au gibt; entgegen der in der Gyn~tkologie heute nach FR:4NKEL am meisten vertretenen Ansicht des Follikelsprnnges in der Mitte zwischen 2 Perioden, h~ilt der Verf. an der alten Leopoldschen Theorie aus den achtziger Jahre~ lest. Schliel31ich wird die Annahme, dab junge Eier nur M~idchen ergeben, durch keine entsprechende Beobachtung bei irgendeiner an deren Tierart gestfitzt. HER~Wla, Berlin-Grunewald.

C) Geschlechtskunde auf Grund dreil3igj~hriger Forschung und Erfahrung bearbeitet. Von M. HIRSCHFELD. Bd. I : Die k6rper- lichen Grundlagen. XV, 638 S. Stut tgart : Julius Pfit tmann 1926.

Der bekannte Vork~.mpfer auf dem Gebiete der Sexnalforschung gibt ein zweib~indiges Werk heraus, das den Titel Ifihrt : ,, Geschlechts- kunde, auf Grund dreiBigj~ihriger Forschung und Erfahrung be- arbeitet". Von diesem Werk liegt der erste Band im Umfang yon 638 Seiten vor und handelt von den ,,kOrperseelischen Grundlagen". Das Buch wendet sich an wei~e Kreise und i s t in sehr gutem Stil ge- meinverstXndlich geschrieben. Es erl~iuter/c alle Begriffe, die es gebraucht, und bringt Mar zur Darstellung, was der Verfasser sagen will. Das erste ~apitel handelt yon der k6rperseelischen Geschlecht:

5. J A H R G A N G . Nr . 24 lO97

Hier wendet sich der Verf. gegeu die fibliche Ui~ter- scheidung yon Eros urid SexualitXt und t r i t t ffir dienatfirl iche und moralinfreie Auffassung der sexuellen Dinge ein. Das zweite I~apitel gilt dem temperamentvoll gefiihrten Kampie gegen die asketische Weltanschauung, w~ihrend das drit te die ,,menschliche Geschlechts- n o t " unserer heutigen abendI~indischen, dutch das Cbxistentum bestimmten Kultur auseinandersetzt: Es Iolgen Ausffihrungen fiber den sexuellen Aberglauben, Ermahnungen zu eiuer Erziehung zur NaJcfirlichkeit in sexuellen Dinge n. F~EUDS sexuelle Theorien wet- den mit vorsichtiger 14ritik erI~iutert und bewertet, wobei ich dem Verf. weitgehend zustimmen m6chte. Sehr ausffihrlich kommt die Ipsation (Onanie) zur Schilderung, wobei der Verf. vielleicht doch eine zu geringe Bewertung der Bedeutung der ,,Sublimierung" an den Tag legt, wie denn flberhaupt das Ethisehe, das if~ tier Selbst'- beherrschung liegt, nicht framer genfigend hervorgehoben wird. So werden sich gegen das achte Kapitel (Geschlechtswille und Trieb- st~i_rke) manche Bedenken geltend machen lassen. Im neunten Kapitel erl~utert der Verf. seine nocb keineswegs sieher fundierten Anschauungen f iber ,,das Wunder der .Geschl6chtsdriise". Die Schilderung der Geschleehtswerkzeuge, die das zehnte ]Kapite.1 ausffihrlich bringt, hat bei dem Mangel aller Abbi!dung.en wenig Wert. Mit dem elften Kapitel betr i t t dann der Verf. dasjenige Tatsachengebiet, das ihn ja wohl am meisten bekauntgemacht hat: Die konstitutionelle Grundlage der angeborenen Anoma!ien des sexuellen Lebens, vor allem der Homosexualit~it Im tetz~cen Kapitel, das von der infantilen Sexualkonstitution handelt, se tz t sich def VerI. auch mit manchen neueren Anschauungen ausein~nder; abet auch bier vermisse ich eir~e pr~izisere Trennung yon erwiescnen Tat-

�9 sachen und theoretischen Erkl~irungen. Das Buch ist so geschrieben, dab es sicherlich viele Leser iinden wird. Obgleich es in eruster und wfirdiger Sprache verfaBt ist und nieht der Sensation dient, ist doch auch hier, wie bei allen ausffihrlichen Sexualwerken, zu ffirch= ten, dab es aus anderen Grfinden als denen eines ~ehrlichen Willen~ zur \u in die Hand genommen und gelesen wird. R. GAUPP.

PHARMAKOLOGIE UND T H E R A P I E . Ober die therapeutische Anwendung intravenSser Traubenzucker2 16sungen. I. Einleitende Bemerkungen. Von E: M E Y E R . (Med. Klin., G6ttingen.) Zeitschr. I. klin. ivied. Bd. Io2, H. 4/5, S. 343. I925.

Der Mechanismus der Traubenzuckerwirkung ist wahrscheinlicti sehr kompliziert; jedenfalls handelt es sich dabei nicht um osmo- therapeutische Wirkungen, sondern die AnspruchsfXhigkeit der Gef~ige wird durch Ver/inderung der Plasmakolloide verXndert~ Die Wirkung ist in erster Linie eine periphere; durch die Trauben- zuckerinjektion wird zun~tchst ein Tell des Cholesterins aus' seineri :Bindunger~ gel6st und dadurch die Ansprechbarkeit der Gef~B- nerven ver~indert. Der Traubenzucker vermag durch seine F~.higi keit, die Coronargef~ige zu erweitern, die \Virkung anderer 3/~ittel, wie Stmphanthin, Euphyllin, zu erh6hen. Das Hauptanwendungs- gebiet ist die Angina pectoris und besonders die mit Blntdruck, steigerung einhergehende Form. Am auffallendsten ist die Tat- sache dab auch Diabetiker bezfiglich ihrer Herzerscheinungmi durch Traubenzuckerinjektionen gfinstig beeinflul3t werden.

C-RASSIIEIM.

fiber die therapeutische Anwendung intravenSser Traubenzucker- 15sungen. If. Experimentelle Untersuchungen fiber die spasmov lytische Wirkung des Traubenzuckers. Von H. HANDOVSKY. Zeitschr. f. klin. Med. Bd. 1o2, It. 4/5, S. 347. 1925.

Zum Znstandekommen der spasmolytischen Wirkung des Traubenzuckers am isolierten Gef~iBapparat ist das System: Blutserum-- Gewebe-- Traubenzucker notwendig. Ffir die Trauben- zuekerWirkung ist eine Ver~nderung des Serums notwendig, und zwar stellte es sich heraus, dab sowohl intra vi tam als auch im Reagensglas eine Ver~indernng des Cholesterins erfolgt. Die Traubenzuckerwirkung h~ngt also eng mit der Labilit~it des Zn- standes des Cholesterins zusammen. GRASSHEIM. ~Jber die thera..peutische Anwendung intra~renSser Traubenzucker- 15sungen. III. Uber die Wirkung kleiner Mengen krystalloider Stoffe~ insbes, des Traubenzuckers, auf Blutdruck und Blutbild. Von P. ~VVICHELS. (Med. t(lin., G6ttingen.) Zeitschr, f. klin. l~Ied, ~Bd. To2, H. 4/5, S. 352. 1925.

Auf den normalen Blutdruck fibt Traubenzucker keinen Ein- fluB aus. Bei essentieller Hypertonie resultiert fast immer eine ausgesprochene Senkung des Blutdrucks, jedoch nicht bei den Hypertonien im Gefolge der Nephrosklerose. Stets t r i t t ein starker Leukocytensturz ein, der im Mittel etwa 3ooo Lc. betrug. Dabei relative Vermehrung der Lymphoeyten. Durch Atropinisierung der Patienten gelingt�9 es, den Leukocytensturz aufzuheben, ein Beweis daffir, d a b durch die Traubenzuckerinjektion das auto- nome Nervensystem mit betroffen wird. GRASSHEIM. Uber die therape.utische Anwendung intravenSser Traubenzucker- 15stingen. IV. Uber die Wirkung intravenSser Traubenzucker-

Klinische Woctlenschrift, 5. Jahrg. 73

Page 3: Einzelreferate und Buchbesprechungen

I098 K L I N I S C I K E W O C H E N S C H R I F T . 5. J A H R G A N G . N r . 24 If. JUNI 1926

injektionen auf das Capillarbild. Von A. J. WELL. Zeitschr. f. klin. Med. 13d. lO2, H. 4/5, S. 357- 1925.

Dutch intraven6se Traubenzuckerinjektionen wird die Ca- pillardurchstr6mung bei Fiillen essentieller I-typertonie verbessert, und die vorher engen arterietlen Capillarschenkel werden erweitert. Diese u gehen im allgemeinen der Senkung des arteriellen 131utdruckes parallel, tilei nephritischen Hypertonien dagegen meist keine -4mderung. GRASSHEIM.

Beitrag zur Kenntnis der entgiftenden Wirkung des Traubenzuckers bei Guanidinvergiftung. Von J. 13AKUCZ. Arch. f. exp. Pathol. u. PharmakoI. 13d. lZO, H. 1/2, S. 121. I925.

Bei guanidinvergifteten t(anillchen sinkt zwar der Blutzucker ab, jedoch verhindert die Einfiihrung yon Zucker gleichzeitig mit Guanidin nlcht die I{rtimpfe, noch werden solche durch Zucker gelindert. FREUDENBI~RG.

STRAHLENWIRKUNGEN. Zum Problem der Latenz und Rhythmizit~it bei den Strahlen- reaktionen der Haut. Von G. SCHXYARZ. Mt:nch. med. Wochen- schr. Jg. 72 , Nr. 44, S. 1867 . 1925.

Bei den R6ntgenreaktionen der Haut wird eille Primer- oder Frahreaktion mit der kurzen Latenz yon I - - I o S t u n d e n yon einer oder lnehreren Sekund~rreaktionen mit l~ngerer Latenz yon 3--5 Woehen unterschieden. Von MIESCHER wurde eine gewisse Rhythmizit~,t des Ablaufs einer R6ntgenreaktion der Haut fest- gestellt. SC~WARZ weist darauI hill, dab eine ~hnliche Rhyth- mizitAt auch bei dem Ablaut eines durch Sent61 auf der I~aut erzeugten Erythems zu beobachten ist. "Weder das Phanomen d e r Latenz noch das der Rhythmizi t~t ist a Is eine prinzipielle, aus- schliel31ich den R6ntgen- und Radiumdermatit iden zukommellde Besonderheit anzusehen. Vieles deutet darauf bin, dab es sich aueh bei ihnen um biochemische Stuienreaktionen und Entwick- lung geweblicher Allergic handelt. HAL~RSTA~I~r

Beitrag zur Frage der RSntgenreizbestrahlung der 0varien. Von MENNET. (Frauenklin., 13ern.) Schweiz. med. Wochenschr. Jg. 55, Nr. 48, S. lO91. 1925.

l~berblick fiber die experimentelle Erforschullg der Reizwirkung der RSntgenstrahlen auf Pflallzen, Bakterien, Tiere und Menschem Kleine Dosen wirken ant Pflanzen wachstumsbeschleunigend, ant Mikroorganismen bewegungssteigernd, auI sXurebildende Bakterien funktionssteigernd. Am Tier beobachtete man Entwicklungs- f6rderung und Wachstumsbeschleunigullg, am Menschen auliMlige Vermehrung tier Carcinomzellen nach Bestrahlung mit kleinen Dosen. Diese Beobaehtungen haben in Verbindung mit der Tat- sache, dab grot3e Dose:: zellsch~digend wirken, vielfach Veran- lassung gegeben, auf die R6ntgenstrahlen das Arndt-Schulzsche Gesetz anzuwendell. Die Lehre der stimulierenden Wirkung kleiner Strahlenmengen wird namentlich yon der Wiener Schule abgelehnt. Trotzdem liegen 13erichte fiber erfolgreiche ,,Reiz- therapie" vor, z .B. iiber Knochenmarksbestrahlung bei Alli~mie, Nierenbestrahlung bei Allurie, Milzreizbestrahlung bei Blutungen, Eierstocksreizbestrahlungen bei Menstruationsanomalien und Steri- liter. Die Literatur fiber erfolgreiche Sterilit~tsbehandlung wird besproehen, die Kasuistik um 3 FMle (einer friiher schon yon S ~ E I ~ pnbliziert) bereichert. Es handelt sich um sekund~re Sterilit~tsfMle (Partus vor 3, 71[~ und 8 Jahren). Dosis x[a his 1/~ bis ~]s der Wintzschen Kastrationsdosis. Dosierung und Auswahl der F~lle streng zu individualisieren. (Es sei der Einwurf gestattet, dab die Dosell in dell BerichtsfAllen vermutlich h6her waren. ReL)

FLASKAMP.

Zur Technik der RSntgenbehandlung des Oteruscarcinoms. Rich- tungsanzeiger zum genauen Einstellen des Strahlenkegels auf das Collum und zur Tiefenlagenbestimmung. Von W. HAUPT. (Frauen- klin., K61n.) Strahlentherapie Bd. 2I, H. I, S. 132. 1925.

Beschreibung einer Einstellvorrichtung, welche bei jeder Apparatur anwendbar ist und es erm6glicht, mit gent~gender Genauigkeit den Strahlenkegel auI die Cervix uteri (evtl. Para- metrien) zu richten. Ein einziges vaginales Eingehen genagt ffir alle Felder. -- AuBerdem kann mit dem Instrument ohne aber- maliges Eillgehen die Entfernung der Cervix (bzw. des Krank- heitsherdes) yon Mien Hautfeldern aus gemessen werden. -- Angabe der m6glichen Fehlerquellen und FehlergrSgen. Diese Zusammenstellungen.besitzen zum Tell auch Ifir die 13eurteilung anderer Einstellarten Geltung. Die Anwendung einer genauen Einstellvorrichtung ist zur Erzielnllg richtiger Zentrierung des Strahlenkegets ant die Cervix notwendig. ~FLASKAMP.

Beitrag zur experimental-biologischen Strahlenforschung des Kreb- ses. Von E. MARKOVITS. Strahlentherapie Bd. 2I, H. I, S. 81. 1925.

Der Autor legt dar, dab Zellen nicht nut zur Zeit ihrer leb- haftesten Teilung hochempfindlich Mud, sondern auch zur Zeit ihrer geringsten Vermehrung. Nach dem bisher Erforschten

besitzen die Zellen mit indirekter Teilung die gr613te Radiosensi- bilit~t zur Zeit ihrer lebhaftesten Teilung, die Zellen mit direkter Teilung in der Zeit ihrer geringsten Vermehrung. Die Erkl~rung besserer Wirkung fraktionierter, nicht sehr kleiner Dosen auf malign6 Tumoren kann daher in dem weiteren Moment gesehen werden, dab die fraktionierte Behandlung, welehe, ganz allgemein gesagt, geeigneter als die einzeitige ist, die Zellen in verschiedenen Zust~nden trKft, bei Vorkommen indirekter Teiiung im Stadium der Karyokinese, bei Umordnung der Chromosomen, nnd bei direkter Teilung im Stadium bisweilen sehr empfindlicher Auf- 10sung und Degeneration des Chromatins, welches mit dem Neu- aufbau der TochterzeIlen zusammenf~Ilt. HALBt~RSTAF, DTI~R.

TOXIKOLOGIE. Experimentelle Beitr~ige zur Pathologie des Gef~tBsystems bei Blei- vergiftung. I. Mitteilung: 0her die Einwirkung yon Bleisalzen auf die Gef~ille isolierter 0rgane. Von A. TSCHERNESS. Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol. 13d. I08, H. 3/4, S. 22o. 1925.

An isolierten Organen yon Kaninchen, wie Ohr, Niere und Milz, erzeugen 131eiacetat and Bleinitrat in I(onzentrationen 1: 1o Mil- lionen bis 11 IOOO GefN3verengerung. Die Gef~13e yon 13auch- organell, wie der Niere und 3~ilz, sind gegen Bleisalze viel empfind- licher und reagieren auch mit st~irkerer Verengerung. Scheinbar wirken die Bleisalze in erster Linie auf die glatte Muskulatur der BlutgefaBe. SCHOBI~L.

Experimentelle Beitrgge zur Pathologie des Gef~Bsystems bei Blei- vergKtung. II. Mitteilung: Funktionelle Ver/inderungen der GefiiBe bei Bleivergiftung. Von A. TSCHERKESS und EK. PHILIPPOW~. Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol. Bd. Io8, IK. 5/6, S. 365 . 1925.

I(aninchen, die 6 3 - lO4 Tage Init Bleisalzen vergiftet wurden, wiesen eine funktionelle Sch~digung des Gef~Bsystems isolierter Organe auf. Schon Irt~hzeitig wird der gef~tl3erweiternde Apparat in Mitleidenschaft gezogen. Gef~Berweiternde Mittel, wie Coffein, Chloralhydrat, Natriumnitrit , verengern das Gef~lglumen. Gef~ttl- verengernde Mittel, wie Adrenalin und Chlorbarium, rufen so gut wie keine VerXnderung an den GefXl?en hervor. Im allgemeinen besteht zwischen inneren und ~Lul?eren Organen in bezug auf GefAB- reaktion kein Untersehied. Die Geffil3e der Milz und der Niere zeigten 6fters einen st~rkeren Grad yon Sch~,digung. Bei subakuter 131eivergiftung wird die erweiternde und verengernde Funktion der Get,Be paralysiert. SCHL:BEL.

lJber Hypochlor~imie bei Sublimatvergiftung. Von F. HELM. (Med. Klin., Lausanne.) Schweiz. med. Wochenschr. Jg. 55, Nr. 48, S. lO85. 1925 .

Es gibt nur wenige Pharmaka, die beim Menschen eine Hypo- chlor~mie erzeugen. Sublimat erzeugt fast immer und im extremen Grade I-Iypochlor~mie. Man braucht keine spezifische Eigentamlich- keit des Sublimats anzunehmen, um die Chlorverarmung des Blutes zu erklAren. DieNephritJs, welcheSublimat hervorruft, erkl~rt diese HypocMorXmie. Unter seinem EinfluB hat die Niere die F~tligkeit verloren, fiir die Chloride eine h6here Schwelle zu halten. Vielleicht vermehrt das Sublimat die Durchl~ssigkeit der Gef~Bw~nde Iflr Chloride, vielIeicht verXndert es die physikMisch-chemische Zu- sammensetzung des Blutes, indem es qualitativ und quanti tat iv die Zusammensetzung der Kolloide beeinflugt. SCHOBEL.

Die Augenst6rungen beiVergiftung durchVeronal und die ihm nahe- stehenden Schlafmittel. Von K. STEINDOtlFF. (Pharmakol. Inst., Berlin.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 51, Nr. 38, S. 1565. 1925.

STEINDOP.Fte bespricht aus AnlaB des Falles I-I6FLE die wechseln- den Pupillensymptome bei Morphin-, Veronal-und LuminMvergif- tung. Bei den beide~a letzteren Giften ist auch Nystagmus beobachtet worden und im Rekonvaleszenzstadium Akkommodatio~asl~hmung und Parese ~uBerer Augenmuskeln. Keines der Sylnptome, weder bei akuter noeh ehronischer Luminal-und Veronalvergiftung, ist so charakteristisch, dab es eine genaue Diagnose erlaubt, die nur durch chemische Untersuchung des Mageninhaltes, der Faeces mid nament- Iich des Stuhles gewonnen werden kann. MEESMANN.

SPEZIELLE PATHOLOGIE UND T H E R A P I E . INFEKTI ONS KRANKH EITEN.

�9 Die Chemoprophylaxis des Rfickfallfiebers und der Trypano- somenerkrankungen durch das Stovarsolan. Von j . L. KRIT- SCt lEWSKY nnd K. A. FRIEDE. Arch. f. Sehiffs- u. Tropenhyg. Bd, 29, Beih. 5, S, I. 1925. 2,4o Reichsmark.

Stovarsolan (eine komplizierte organische Arsenverbindung) tibt, oral verabfolgt, im Tierexperiment bei verschiedener Yersuchs- anordnung sowohl bei der Prophylaxe als auch bei frtiher 13ehand- lung eine sterilisierende Wirkung gegen RecurrensspirochXtell und Trypanosomen a u s . t'IERZFELD, Berlin.

Page 4: Einzelreferate und Buchbesprechungen

xi. JUNI 1926 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 5. J A H R G A N G . N r . 24 i 0 9 9

Eine neue Immunit~itsreakfion bet experimentellem Rfickfallfieber. Von A. M. BRUSSIN. Zeitschr. f. Inlmunit~tsforsch. u. exp. Therapie Bd. 44, H. 4/5, S. 328. 1925.

Yerf. land im infizierten M~useblut besondere Antik6rper, die Thrombocytobarine, die eine Beladung der Sp. Duttoni mit BluCcpl~ttchen hervorrufen. Diese Aiitik6rper findeii sich i - - 2 Tage nach der Krisis. Das neue Ph~nomen dfirfte Bedeutuug ffir die Diagnose und die Artdifferenziernng der SpirochAten haben.

SCHMITZ.

Zur Frage fiber einige morphologische Besonderheiten der Partheno- genese und die Bedeutung derselben bet den sp~iteren Rezidiven der Malaria. Von P. F. SAMSONOFF. Zeutralbl. f. Bakteriol., Parasi- tenk. u. Infekdonskrankh. Abt. i, Orig. Bd. 96, H. 2, S. lO9. 1925.

An Hand eines beobachteten Falles wird auf Besonderheiten hingewiesen, die im Original nachgelesen werden mfissen.

HERZFELD.

Die Atiologie der epidemischen Encephalitis. Von F. JAHNEL. Zeitschr. f. d. ges. Neurol. u. Psychiatric Bd. 99, H. 1/2, S. 253. 1925.

Der Verf. bespricht die Bedeutung der verschiedenen als Er- reger der Encephalitis epidemica angenommenen Krankheits- erreger, wie den Diplostreptococcus pleomorphus Wiesner, und befaBt sich dann in eingehender Weise mit dem ~tiologischen Zusammen- hang des Herpesvirus und der menschlichen Encephalitis, wobei er in geistreicher YVeise den newels ft~brt, dab ein soleher nicht besteht. Er kommt zu dem Schlusse, dab der Encephalitiserreger noch nicht gefunden ist. O. WlEI~*ER.

Zur Afiologie der postvaccinalen Et~cephalifis. Von R. KRAUS und J. TAKAKI. Med. Klinik Jg. 21, Nr. 5 o, S. 1872. 1925.

Die Untersuchungen ergaben, dab die Erkrankungen nicht auf das Vaecinevirus znrfickzuffihren sind. Es handelt sich wobl um ein neurotropes Virus, das durch die Vaccinierung aktiviert wird. Verff. machen den Vorschlag zur Vermeidung mit dosierten Vaccinen zu impfen, die mSglichst geringe lokale und allgemeine Reaktionen ausl6sen. SCHMITZ.

Isolierte Vaccineerkrankung der Zunge. Von E. ZURHELLE. Dermatol. Zeiischr. Bd. 45, H. 1/2, S. 28. 1925.

Besehreibung eines Falles isolierter Vaccineerkrankung der Zunge bet ether 6Ij~br. Frau, die in ihrer Jugend 2mal geimpft war und mit ihrem soeben geimpften Enkelkinde yon 2 Jahren zn- sammenschlief. FINKENRATH.

Zur Pathologic und Theraple des Erysipeloids. Von F. ARNHOLZ. Arch. f. Min. Chit. Bd. 135, H. 3/4, S. 736. 1925.

Beschreibung der allgemeinen Pathologic und Therapie des Erysipeloids an Hand der bekannten Literatur. Mitteilung yon 9 Fi~llen eigener Beobachtung. Empfehlung absperrender Rivanol- injektionen. Serumbehandlung ergibt eklatante Erfolge (Susserin). Wahrscheinlich ist der Schweinerotlauf identisch nlit dem Erysipe- loid des Mensehen. PEII'ER.

KRANKHEITEN DEN KREISLAUFSORGANE. O Deux conf@rences sur l 'angine de poitrine. I. Pathog6nie de l 'angine de poitrine. II. Traitement m6dical et chirurgical de l 'angine de poitrine. M6thodes personnelles. Par D. DANIELOFOLU. 51 S. Bucarest: hnprimerie graphique ,,Cultura" 1925.

Im ersten Tell der Arbeit diskiitiert der Verf. ZUll~chst die Symptome und das Wesen der Aortalgie und der Angina pectoris. Er ffihrt 3 Erkl~rungen fiber das Wesen der Angina pectoris an: 1. die Aortalgie; 2. Herzmuskelinsuffizienz; 3. Coronarerkrankung. Verf. kritisiert die Theorie 1, ohne deshalb die Teilnahme der Aorta an den Syndromen der Angina pectoris ganz leugnen zu wollen, die Aorta k6nne sich zum Schmerz der Angina pectoris hinzugeselten. Ebenso spricht er sich gegen 2 aus. Bet der Herz- muskelinsuffizienz verschwindet die Angina pectoris. 3. Die Theorie yon analomischen L~sionen der Coronararterien mfisse man ersetzen dutch die Annahme einer funktionellen UnfXhigkeit derselben, den tlerzmuskel mit Blut zu versorgen. Die Theorie des Verf. lautet daher: Die Angina pectoris beruht ant einer Ermfidung des Herzmuskels, analog der Ermfidung der wiltkfirlichen Mus- kulatur, wetche zu ether Intoxikation des Herzmuskels ft~hre. Die Ermfidung set dutch ungenflgende Blutversorgung bedingt. Das MiBverhXltnis zwischen Arbeitsbelastung des Herzens und Blut- versorgung desselben kann sowohl dutch eine zu groBe Arbeit wie dutch einen Spasmus der Coronararterien herbeigefflhrt werden, welcher an gesunden Arterien auf Grund nerv6ser Uberempfindlich- keit, an Kranken infolge ihrer grSBeren Neigung zu Spasmen zustande kommen k6nne. DANIELOPOLU vermutet , dab sich noch ein Circulus vitiosus anschlieBt, indem die Reizung der sensiblen Herznerven infolge der Ermfidungs-Intoxikation einen pressorisoben Reflex auf den Herzsympathicus und zugleich eiuen Coronarspasmus ausI6se. Ref. m6chte bemerken, dab die Theorie des Verf. nicht neu ist und gegen sic schon der Umstand spricht, dab selbst bet starker Pulsbeschleunigung durchaus keine Angina

pectoris einzutreten pflegt. Die Linksseitigkeit des Schmerzes erkl~rt Verf. so: Die sensible Versorgung des Herzens set wahr- scheinlich anMog der motorischen so, dab das lillke Herz VOlt den linksseitigen Nerven versorgt wird. Das linke Herz sei aber bei Anstrengungen am meisten beteiligt. -- Der zweite Tell beschMtigt sich mit der Behandlung der Angina pectoris, wobei den wesent- lichen Anteil der Bespreehung die chirurgische t3ehandlung aus- macht. Als Ziel derselben stellt Verf. hin, die sensibten Herz- aortennerven zu trennen, ohne die zentrifugalen Nerven zu sch~- digen. Er lehnt die Jonnescosche Sympathicusoperation mit Entfernung des Ganglion stellatum ab und h~lt fflr die beste und ungei~hrlichste Methode folgende: Resektion des linksseitigen Halssympathicus unter Schonung des Ganglion stellatum, ver- vol!st~ndigt durch die Entfernung derjenigen cervicalen Vagus- ~tste, welche in den Thorax eintreten, und der Rami communi- cantes, welcbe das untere Halsganglion und oberste Brusfganglion (Ganglion stellatum) mit der 6. bis 8. Cervical- und I. Dorsal- wurzel verbinden. Finder man einen vom Laryngeus superior ausgehenden Nervenfaden, welcher in den Vagus eintritt, so soll man ihii gleichfalls durchschneiden. Die Operation ist yon Fall zu Fall den anatomischen Verh~ltnissen augepaBt zu modifizieren und zun~chst links, wenn n6tig auch rechts auszufflbren. Mehrere Tafeln, welche die Innervation des Herzens schematisch darstellen, sowie eine IJbersichtstafel der Operationsmethoden sind bet-

�9 gegeben. Ref. mSchte nicht unterlassen~ auf die kfirzlich erschienene A_rbeit won RICHARD SINGER (Wien. Arch. f. inn. Med. 12. 1926) hinzuweisen, welche sich gegen die Annahme richtes dal3 die Isch~mie des Muskels direkt oder indirekt den Schmerz aus16se, welcher hanpts~chlich mit der Dehnung der arteriellen Gef~iBe zusammenh~nge. THOMA JONNESCO und DIMITRI JONESCU er- heben in einer neueren Arbeit (Zeitschr. f. d. ges. exp. Med. 48, H. 3/5. 1926) gegen die Einw~nde, welche DANIELOPOLU gegen die Resektlon des Ganglion stellatum geltend macht, Widerspruch.

GOLDSCHEIDER, Cbarlottenburg.

Experimentelle Untersuehungen fiber Kreislaufst6rungen bet der Embolie der Aorta unterhalb des Abganges der A. mesenterica inf,

�9 Von O. WIEDHOPF. (Chir. I~21in., Marburg.) Bruns' Beitr. z. klin. Chir. ]3d. x35 , I-I. I, S. I. 1925 .

Bericht fiber eine Reihe von Tierversuchen. Beobachtungen des Blutdrucks bet Abklemmung der Aorta nach Einlegen eines Embolus. Als praktisch verwertbare Ergebnisse der Tierversuche slnd folgende Punkte anzusehen: Die operative ]3ehandlung der arterlellen Embolle soll so rasch als m6glich erfolgen, es gibt.offen- bar aul3er der Operation kein Mi• die regelm~13ig als Embolie- folge auftretende Blutdrucksteigerung und Pulsbeschleunigung zu verhindern. Hoher Blutdruck vor tier Operation ist prognostisch gfinstig. Die nach der Embolektomie framer eintretende Blut- drucksenkung bis auf 2/s der Norii1 kann durch intraven6se Dauer- tropfinfusion mit Adrenalinzusatz verhindert werden.

A. W. FISCHER.

KRANKHEITEN DER ATMUNGSORGANE. Zur Diagnose yon Erkrankungen des Interlob~rspaltes auf Grund des charakteristisehen Brustschmerzes. Von F. DEUTSCH. Med. Klinlk Jg. 2I, Iqr. 43, S. 1614. 1925.

Auf Grund des yon ORTNER beschriebenen charakteristiscben pl6tzlichen Schmerzes in der HShe der 4. Rippe vorn (bei dem Tall DEUTSCHS rechts), der in die Achselh6hle und ill die Rficken- Schultergegend bis hinauf zum Nacken unter Atembehinderung ausstrahlte, wurde eine yore Interlob~rspalt ausgehende Affektion der rechten Lunge diagnostiziert: akuter bronchopneumonischer Herd mit Durchbruch ill den Pleuraraum. Totaler Pneumothorax. 2 Wochen sparer zeigte die nochmalige R6ntgenkontrolle ira unteren Tell der in Entfal tung begriffenen Lunge einen minimalen Exsudatschat ten mit deuttichem Niveau, zugeh6rig dem schr~gen Interlob~rspalt. 4 Wochen sparer sah man im rechten unteren Lungenfetde einen pflaumengrogen, aus verdichteten Str~Lngen und einzelnen Flecken zusammengesetzten Herd: interlob~re Schwarte. Die Erkraiikung heilte aus. ZINN.

Interlob/irexsudat und spontaner Inferlob~trseropneumothorax. Von L. BELTZ und E. KAUFMANN. Forfschr. a. d. Geb. d. R6ntgen- strahten Bd. 33, H. 5, S. 781. 1925 ,

Klinisch 8 Tage lang fieberhafte Erkrankuug mit starker Schmerzhaftigkeit auf der Brust und reichlich 3-geschichtetem Auswurf ohne Tuberkelbacillen. R6ntgenologiscb: Lungenfelder leicht emphysematisch, besonders im rechten O.L., darunter in H6he der Aehsel sehfisself6rmiger ErguS mis horizontalem Spiegel (Wellenbewegung, beim Scbfitteln), tiefster Punkt in H6he des Sternalansatzes der IV. Rippe. Auch im frontalen Bild Schfissel- form. In Horizolltallage breiter wenig verschieblicher Ergul3 mit kleinapfelgroBer Gasblase. Dazu wird bemerkt, dab interlobiire Ergfisse viel h~iufiger im mittleren Interloblirspalt als in den beiden Hauptspatten auftreten. Atiologisch in erster Linie Pneumonie

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Page 5: Einzelreferate und Buchbesprechungen

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die Ursache . Die bogenf6rmige un t e r e B e g r e n z u n g wird d u t c h Nachg ieb igke i t des Mi t t e l l appens erkl~rt . D e r L u f t g e h a l t k a n n n a c h den A u t o r e n e inem D u r c h b r u c h in e inen Bronchus , wie a u c h einer L u n g e n r u p t u r bei v ika r i i e r endem E m p h y s e m e n t s t a m m e n . Die Diagnose k 6 n n t e m i t B e s t i m m t h e i t n u r r6n tgenolog isch ges te l l t w e r d e n ; Spon t anhe i l ung . CRA~ER.

U n t e r s u c h u n g e n fiber das wr Blutbild Lungen tube rku l6se r im Hochgebirge, zugle ich ein Bei t rag zur kr i t i schen Bewer tung des weiflen Blutbildes. Von N. M O S C Z Y T Z . Beitr . z. Kl in . d. Tuberku l . Bd. 59, H. 1/2, S. I28. 1925.

N a c h e ingehender B e s p r e c h u n g der L i t e r a t u r b r ing t VerI. seine e igenen Ergebnisse . Die G e s a m t l e u k o c y t e n z a h l is t u m so h6her , je n n g f n s t i g e r die FMIe liegen. Die ung i ins t igen F~ille h a t t e n he r abgese t z t e ~r~r te f i r die Eos inophi len . Die Neu t roph i l en waren in le ich ten F~l len normal , in schwereren e rh6h t , die S u m m e der L y m p h o c y t e n u n d Monocyren , die Verf. m i t BERGEL f i r funkt ione l l z u s a m m e n g e h S r i g h~tlt, verh ie l t s ich nmgekelzr t . AuffMlig is t die hohe P rozen t zah l der M onocy t en in al len U n t e r s u c h u n g e n des VerI., der s chon bei Gesunden i m Hochgeb i rge 18,6~ findet . I m einzelnen wa ren abe t die B lu tb i lde r so s chwankend , dab VerI. jede B e w e r t u n g des weiBen Blu tb i ldes als n ich t ge rech t fe r t ig t a n s i e h t die au s ibm m e h r als n u r einen Hinweis z u m F o r schen nach wei te ren Zu- s a m m e n h ~ n g e n im jeweil igen Krankhe i t sb i l d e n t n e h m e n will.

H, ~-IIRSCHFELD.

Klinische Versuche mi t Sanoc rys inbehand lung bei Lungen tuberku lose . ' Von TH. B E G T R U P - H A N S E N . For t sch r . d. The rap ie Jg. 1, H. I2, S. 393. 1925.

Der VerL be r i ch te t t iber ' se ine E r f a h r u n g e n m i t der Sanocrys in- b e h a n d l u n g an ioo F~llen, yon denen 77 fer t ig b e h a n d e l t s ind. Bei etwa 45% (meis t mi t t e l schwere n n d schwere F~lle) t r a t im Ver laufe ' der 4 - - 6 w 6 e h i g e n B e h a n d l u n g eine Besse rung ein, l~'ber die D a u e r des Erfolges k a n n noch n ich ts gesag t werden, doch t r a t en in mehre ren F~,llen schon Rezidive auf. Die B e h a n d l u n g se lbs t ist auge ro rden t l i ch angre i fend u n d in den me i s t en F~llen m i t erhebl ichen Tempera~ur reak t ionen ve rbunden . Meis t t r i t t a u c h AIbuminur ie , in ~[s der F~lle a u c h H a u t e x a n t h e m e , bisweilen eine universe l le De rma t i t i s , Ierner R e a k t i o n e n yon sei ten des In tes t ina l t rak t~ ls auf. Schock wurde in 2 F~llen beobach te t . D e m VerI. is t es zweifelhaft , ob es sich bei diesen R e a k t i o n e n u m Wir- kungen der Tox ine der ze rs t6 r ten Tuberke lbac i l l en oder doch viel le icht u m Meta l lve rg i f tungen hande l t . Die G e w i c h t s a b n a h m e w~hrend der N u t war racist be t rach t l i ch , wurde aber in den ge- besse r t en F~llen r a sch eingehol~. I n der Mehrzah l der F~lle k o m m t m a n bei vors ich t iger Dos i e rung des S a n o c r y s m s ohne Se rum aus. T ro tz aller Gefahren i s t der Verf. f b e r z e u g t , dab das Sanocrys in in geeigne~en F~llen e inen b i sher bei ande ren Mi• n i ch t be- o b a c h t e t e n g f n s t i g e n EinfluB, besonders au f fr isehe p r o d u k t i v e u n d e x s u d a t i v e L u n g e n t u b e r k u l o s e n , ausf ibt . D ~ u s c m L!ber das Verha l ten der Lungen tube rku lose bei den J uden. Von J. W E R N E R . Zeitschr. f. T u b e r k u h Bd. 43, H. 2, S. 13o. ~925.

Be r i ch t fiber 225 FXlle. D a v o n I38 ~ 61,3% M~inner, 87 = 38,7% Frauen : E s s t a r b e n 87 P a t i e n t e n - - 38,7%, gebesser t w u r d e n lO 3 = 45,8%, unbee inf luBt b l ieben 35 = 15,5~ �9 Verf. e r6 r t e r t die B e z i e h u n g e n yon I{ranMlei t sbeginn zu d e m 'Lebens- a l te r ( H 6 h e p u n k t im 3. Dezenn ium) , wel ter die ve r sch iedenen Formen , B e h a n d l u n g und D a u e r der E r k r a n k u n g . Z u s a m m e n - f a s send is t zu sagen, dab in der Nachkr i egsze i t eine bemerkens - wer t e Ve r sch l ech t e rung des u der L u n g e n t u b e r k u l o s e bei den Juden e inge t r e t en ist , dab aber t r o t z d e m der Ver lauf re la t iv le ichter und chron ischer ist, dab eme gewisse Widers tandsf~hig-kei t der J u d e n d u r c h eine i m Lanfe der J a h r h u n d e r ~ e e rworbene kon- s t i tut ioneI1 ve re rbba re I m m u n i t ~ t a n g e n o m m e n werden m u g .

EISNER. STOFFWECHSEL.

Z u r Pa thogenese der diabet ischen Glykosurie . Von H. S C t l U R u n d F. K O R N F E L D . Wien. klin. Wochenschr . Jg. 38, Nr. 43, S. 1153. 1925.

Bei Diabe t ikern , die n a c h d i~te t i scher 13ehandlung normale N i i ch t e rnb lu t zucke rwer t e u n d zuckerf re ien H a m aufwiesen, k o n n t e d u t c h geeigueze K o h l e n h y d r a t z u f u h r ( 4 o - - 8 o g Semmel) eine Z u c k e r a u s s c h e i d n n g bei re la t i~ n i ed r i gem Blu t zucke r (o,11o bis o,145%) erziel t werden tsog. renale Glykosurie) . N a c h Ans i ch t der Verff . i s t n i ch t die H y p e r g l y k ~ m m , sondern die d iabe t i sche S to f fwechse l s t6 rung in der Niere die p r i m a t e Ur saehe der diabet i - schen Glykosur ie . Die t Iyperglyk~tmie ist nu r A u s d r u c k dessen, dab auBer der Niere a u c h die f b r i g e n Gewebezel len an emer S t6 rung i m Z u c k e r v e r b r e n n u n g s v e r m 6 g e n leiden. GOTTSCIIALK,

Bei t rag zu r Different ia ld iagnose zwischen Diabetes mel l i tus a n d Glycosuria innocens . Von E. K U L C K E . ,Dtsch. Arch. f. klin. Med. Bd. 148, H. 3/4, S. 262. 1925.

13eobachtungen an e inem i i . j ahr , ne rv6sen Madchen , das so- wohl Zeichen eines ech ten p a n k r e a t o g e n e n Diabe tes (hohe t I a r n - zuckerwer te , s t a rke Ne i gung zu Acidosis, Dur s tge f fh I ) h a t t e als

K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 5. J A H R G A N G . N r . 24 n . jUNIx925

a u c h S y m p t o m e einer , , ha rmlosen Glykosur ie" (niedriger Blu t - zuckergeha l t , no rma le r Ausfa l l der B l u t z u c k e r k u r v e n a c h in t ra- ven0ser T raubenzucke r in j ek t i on , r e f rak t~res Ve rha l t en gegenflber s u b c u t a n e r lnsu l ingabe) . Es h a n d e l t s ich wahr sche in l i ch u m eine Misch- bzw. l~be rgangs fo rm beider E r k r a n k u n g e n . GO~TSCHAL~.

Die the rapeu t i sche Verwendung der A n h y d r o z u e k e r be im Diabetes. Von W. N O N N E N B R U C H . Mfinch. med. ~ :ochensch r . Jg. 72, Nr. 43, S. I821. 1925 .

Saccha rosan (Mellitose), ein d u t c h E rh i t z en yon .Rohrzucker u n t e r v e r m i n d e r t e m Drucke e rha l t ene r A n h y d r o z u c k e r , sowie ~ -Glucosan se tz ten , an S t u d e n t e n im Z u s t a n d e der Hu n g e rac id o s i s sowie an P a t i e n t e n m i t d iabe t i scher Acidosis verabfo lg t , den Ace tongeha l t des B lu t e s u n d H a r n e s sowie die N~A u s fu h r erhebl ich herab . Es gelang, das Saccharosan in groBen Mengen ( lOO g = 5o0 Cal.) u n d in s c h m a c k h a f t e r F o r m der Diabe t ike rkos t z u z u f f g e n u n d als K o h l e n h y d r a t e r s a t z zu ve rwenden . GOTTSCHALK.

Zur Frage der W i r k u n g s w e i s e des Insul ins . I. Mit te i lung: Insu l in u n d die Glucosever te i lung zwischen flfissigen u n d nichtflf issigen Sys temen. Von H. t t A U S L E R und O. L O E W I . Pfl i igers Arch. I. d. ges. Phys io l . Bd. 21o, H. 1/3, S. 238. 1925 .

Znsa t z von Insu l in zu d e m S y s t e m Glucose -c F l u o r n a t r i u m b l u t yon R ind bzw. Mensch bed ing t bzw. steiger~ die B i n d u n g y o n T r a u b e n z u c k e r an die B ln tk6 rpe rchen Glucoseges~,t t igte Mensehen- b l u t k 6 r p e r c h e n geben an zuckerfre ie Kochsa l z l6 s u n g u n t e r d e m Einf lusse yon In su l i n weniger Glucose ab Ms ohne Insul in . In de f ib r in ie r tem Rinde rb lu t ~,uf3ert s ich der In su l ine f f ek t n ich t n u t in B i n d u n g zugese tz te r Glucose an die B i u t k 6 r p e r c h e n , sondern a u c h m e inem aku t en Zucke~schwund aus d e m Blute Dieser Z u c k e r s c h w u n d stel t t j edoch keine d i rek te I n s u l i n w i r k u n g dar, sondern ist Folge der du rch das In su l in zuwege g e b r a c h t e n Glucose- b i n d u n g an die B lu tk6 rpe rchen . Die pr im~re U r s a c h e der )~nderung des KH~Stoffwechsels unzer d e m Ein f lusse des Insu l ins wird in der ges te igerren B i n d u n g yon Glucose an die Zellen gesehen.

GOTTSCttALK

Beitrag zur K e n n t n i s der Insu l inwi rkung . Von A. GIGON, (Med. Poliklin. , Basel.) Schweiz. reed. Vc'ochenschr. Jg . 55, Nr. 42, S. 968. 1925.

I n su l i n in j ek t i on b e d i n g t bei K a n i n c h e n eine erhebl iche Ab- n a h m e des Gesamtkoh lens to~fgeha l t e s des B lu t e s u n d der Musku- la tur , h ingegen e m e n s t a r k e n Ans t i eg des G e s a m t k o h l e n s t o f f e s der Leber . Diese S c h w a n k u n g e n der C-~hrerte lassen sieh n i ch t allein d u t c h VerXnderungen des Zucker- und G lykogengeha l t e s in den herr. Geweben erM~ren. U m g e k e h r t wie der C:, aber den Gr6Ben seiner S e h w a n k u n g e n en t sp rechend , ve rh~ l t s ich der W a s s e r g e h a l t yon Leber u n d M u s k u l a t u r der Insul in t ie re . GOTTSCHALK.

Uber T r o c k e n i n s u l i n - K a h l b a u m . Von J. P R E U S S u n d A. J ACOBY. Med. Kl in ik Jg. a i , N r 43, S. I619. 1925.

E in yon KAHLBAU~, Berlin. herges te l l t es Trockeninsu l in , das ers t ku rz vor der I n j ek t i on in e infacher Weise in L 6 s u n g gebrach t wird, erwies s ich im T i e r e x p e r i m e n t u n d bei D iabe t ike rn y o n s t~rkerer W i r k u n g als die ve r sch i edenen handels t~bl ichen gel6s ten Prgpara~e, deren L a g e r u n g s d a u e r im a l lgemeinen u n b e k a n n r ist.

GOTTSCHALK.

KRANKHEITEN DES FROHEN KINDESALTERS, Bei t rag zu r Kl in ik des K e u c h h u s t e n s . Von S. M E Y E R u n d E. B U R G t t A R D . ( K i n d e r k l i n , DiisseldorL) Zeitschr . f. Kinderhe i lk . Bd. 40, H. 1/2, S. lO 3. 1925 .

Von i9o 7 bis I925 k a m e n lO64 ~ i n d e r m i t K e u c h h u s ~ e n zur B e o b a c h t u n g , vorwiegend im Al ter yon 1 - -3 J a h ren . Vortei le der A n s t a l t s b e h a n d l u n g s ind vor al lem F r e i h f t b e h a n d l u n g (Tag u n d N a c h t m i t den nOtigen Kaute len) , H 6 h e n s o n n e , Ar te r io tomie usw. Nachtei le der A n s t a l t s b e h a n d l u n g s ind Saal infekt ionen, , p s y c h i s c h e In fek t ion" , s c h e m a t i s c h e Massenbehan d lu n g . Desha lb h6chs t ens 6 Kinder in e m e m Saah S~iuglinge h a b e n racist ein ab- gekfi-rztes Vor s t ad ium, kein t 6nendes In sp i r i um, wohl abe t anfal ls- weisen H u s t e n , bei d e m sie b lau werden. Das H a f t e n der Infekt ion se tz t keine besondere Dispos i t ion voraus , wohl aber s ind Dauer und Ver lauf yon ihr abh~tngig. Direkte T o d e s u r s a c h e r bei S~iug- l ingen s ind Glo t t i sverschIug u n d ech te K e u c h h u s t e n k r ~ m p f e . I nd i r ek t e T o d e s u r s a e h e n s ind L u n g e n k o m p l i k a t i o n e n . a l lgemeine Bak te r i amie , E r n g h r u n g s s t 6 r u n g e n usw, Der K e u c h h u s t e n spiel t ftir die Tube rku lose n i ch t die i h m zugeschr iebene verhXngnisvol le Rolle. F i r die Fr f ihd iagnose is t der B e f u n d g r a m n e g a t i v e r St~b- ehen auf b e h u s t e t e n P l a t t en wicht ig . In der The rap le spie l t neben der F re i l u f t behand lung , die vor a h e m die Anf~,lle milder t , die Digit eine groBe Rolle. F r a u e n m i l c h , B re inah rung , u m die F lass igke i t e inzuschr~nken . Die f b l i c h e n M e d i k a m e n t e h a h e n wenig W i r k u n g . Gelegent l ich s ind Sch la fmi t t e l r a t s a m EISNER-BEB aEND. B e t r a c h t u n g e n und E r f a h r u n g e n fiber Tuberku l in gegen K e u c h h u s t e n . Von C. S T U H L . Arch. f. Kinderhe i lk . Bd. 76, H. 4, S. 253. 1925.

3 ~ PMle yon ausgeb i lde t em K e u c h h u s ~ e n w u r d e n m i t Tuber - ku l ine in sp r i t zungen behande l t . Bei dieser B e h a n d l u n g s a r t wurde

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~LJUNI :926 K L I N I S C H E W O C H E N S C H

ein milder Verlauf beobachtet , verf. kommt zu folgenden Schlfissen : Bei Beginn einer Pertussis ist eine tnberkul6se Infektion vor- handen, und zwar mul3 ein ganz bestimmtes Stadium einer j eweiligen Tuberkulose vorhanden sein. Die spezifische Tuberkulosebehand- lung ist einer spezifischen Keuchhustenbehand!ung vorzuziehen.

EISNER-BEtlREND.

Zur Frage der unspezifischen Reaktion auf Tuberkulin. Von G. SINGER. (poliklin., Wien.) Med. Klinik Jg. 2z, Nr. 32, S. 1195. 1925.

Bei einem SXugling mit Dystrophia adiposogenitalis, der zweifellos tuberkulosefrei war, t ra t eines Tages eine scheinbar positive Intracutanreaktion auI. Es handelte sich m6glicherweise um eine Sensibilisierungsreaktion, wenn auch nicht Mar wurde, welcher Bestandteit des Tuberkulins als sensibilisierendes Agens zu betrachten ist. M6glicherweise h~ngt das beobaehtete Ph~nomen mit der vorhandenen endokrinen St6rung zusammen. WEIGXRT.

Paracentese, Antrotomie und Radikaloperation im Kindesalter. Von G. BR1JHL. Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. I io, 3. Folge: Bd. 60, H. 1/2, S. I. 1925.

V~hrend Verf. bezgl, der Paracentese meint, dab sie weder einer Einschr~nkung noch einer Uberlegung bedflrfe, stellt er bezgI. der Antrotomie sehr strenge Indikationen (Schfittelfr6ste, py~mi- sches Fieber, meningeale Reizerscheinungen, Taubheit, Nystagrnus, Faeialisl~hmung) und l~B% ffir die Radikaloperation im Kindesalter nur die Indicatio vitalis gelten. WEtGERT.

0her die Behandlung der Hasenscharten. Von H. MEYER. Bruns' Beitr. z. Min. Chit. Bd. 135, H. I, S. 136. 1925.

Der Zeitpunkt der Operation soll yon den Forderungen der kindlichen ErnXhrung abhXngen, daher ist ein Zusammenarbeiten mi% dem P~diater erforderlich. Frfihoperationen empfehlen sich wenig; gfinstig ist das Alter yon 3--6 Mouaten. Beschreibung operativer Einzelheiten and einige Abbildungen yon operierten F~llen. P.F.IPER.

FRAUENKRANKHEITEN UND GEBURTSHILFE. Einiges fiber weibliche Konstitutionstypen. Von W. HANNES. Med. I~linik Jg. 21, Nr. 48 , S. 1793 . 1925 .

Gerade in den letzten Jahren hat sich ill der GynXkologie die Erkenntnis Bahn gebrochen, dab viele St6rungen uud Erkrankungen der Genitalorgane mit der Konstitution der Patientinnen im Zusammenhang stehen. Jedoch mug man sich hfiten, Verschieden- heiten des K6rperbaues lediglich nach morphologischen Gesichts- punkten zu betrachten, sondern muB auch chemisch-funktionelle Stigmata berficksichtigen. Ein Fehler ist es ferner, Rassenmerkmale und I{onstitutionszeichen miteinander zu vergleichen oder in Vertretern best immter Rassen aueh Vertreter best immter Konsti- tutionen zu erblieken. Von den verschiedenen Konsti tutionstypen sind ffir die GynXkologie am wichtigsten: die Asthenie, die Hypo- plasie und der Infantilismus. Bei den Asthenikerinnen ist Amenor- rh6e, Dysmenorrh6e und Menorrhagie recht h~ufig, eins der charakteristischsten Stigmata Ierner die Enteroptose, die sich in Uterusprolapsen zu erkennen gibt. Bei dem hypoplastischen Typus ist zweifellos eine Neigung zu Aborten und Frfihgeburten vor- handen, f e r n e r finder mail bei ihm schwerer and h~mf.iger als bei Normalen Hyperemesis und Wehenschw~che. Hypoplasie und Infantilismus sind auch die h~ufigsten Ursachen der Sterilit~t.

GRASSHE:M.

Die Prognose der Funktionsschw/iche der 0varien mif besonderer Berficksichtigung der ArnenorrhSe. V0n R. H O F S T ~ T T E R . Arch. f. GynXkol. Bd. I27, It. I, S. 39: 1925.

830 genfigend beobachtete F~lle yon Amenorrh6e und 356 Falle yon Oligo- oder Hypomenorrh6e ohne irgendeinen pathologischen Organbefund (auger Hypoplasie) werden v o n verschiedenen Ge- sichtspunkten aus besprochen: Bedeutung des Alters, der Jahres- zeit, die prognostische Verwertung yon Blur- und Blutdruck- untersuehungen, die Wirkung der intrauterinen Faradisation, Konstitution und Lebensweise, endlich der Zusammenhang mit Tuberkulose and (selten!). mit G0norrh6e. SCHRADER.

Die artifizielle tempor~ire AmenorrhSe im Heilplan der entzfindlichen Adnexerkrankungen. Von W. FLASKAMP. (Frauenklin., Erlangen.) Dtsch. reed. Wochenschr. Jg. 5z, Nr. 44, S. 1815. 1925:

Um den schXdlichen EinfluB der Periode bei der konservativen Behandlung entzfindlieher Adnexerkrankungeu auszuschalten, werden die Eierstocksfunktionen auf einige Zeit behufs Ruhig- stellung der Genitalien durch Strahlenbehandlung (28~o der HED, also nur 6% weniger Ms die Dosis, welche den Eierstock vollst~ndig lahmlegt) aufgehoben. Wiehtig ist, dab d i e Amellorrh6e nich% sofort eintritt. Betont wird die Bedeutung der exakten Dosierung and zugegeben, dab sie schwer ist and yon einer allgemeinen Verbreitung der Methode nicht die Rede sein kann.

SCHI~AD:ER.

R I F T . 5. J A H R G A N G . N r . 24 II01

Die RSntgentherapie und die Organotherapie bei innersekretorischen Erkrankungen. Von J. BORAK. Strahlentherapie Bd. 2o, H. 3, S. 441. 1925.

Ffir ak~te Blutungen, auch gyn~kologische, besser Organo- theraple als OvariMbestrahlungen. ~hnlich wie Organpr~parate wirken Milz-, oft sogar besser Leberbestrahlungen. Zur Verhfitung rezidivierender Blutungen wird R6ntgenbestrahlung als Elimina- tionstherapie empfohlen, die der chirurgischen Therapie zwar an Schnelligkeit nachsteht, abet an Einfachheit und" Gefahrlosigkei% fiberlegen ist. BORAK beifirwortet die Seitz-Wintzsche Bezeichnung des Eingriffs als Exovulation. Es werden gegeben bei Amenorrh6e 5-- lO% HED., Oligomenorrh6e io - - 15% HED., Blutungen, Ab- schw~chung i5--25%, Sterilisation 2 5 , 5 o % , je j finger um so mehr.. Bei jfingeren Frauen selten Daueramenorrh6e. O~~ be- wirkt anf ,,proteinogenem" Wege an den Ovarien sehwere De- generationserscheinungen, ~hnlich der Bestrahlung, aber dabei starke eytotoxische Komponente. Auch durch Milzbestrahlung gelingt es, die Ovarialfunktion tempor~r auszuschalten und anderer- seits auch zu korrigieren. Hypophysenbestrahlung bei Blutungen nicht kausal, da Pitnitrin nur auf die Uterusmuskulatur wirkt. Dagegen sind bei Bestrahlung der t-Iypophyse wegen AmenorrhSe in mehr als 50~o Erfolge, und zwar ohne Gefahr evtl. m6glicher Fruchtsch~digung. Es seheint sich um die Korrektur einer Hyper- Iunktion der t lypophyse zu handeln. Die Bestrahlung ist meist wirkungslos, wenn die Menses fiber 2x/3 Jahre sistierten.

CRAMER.

Zurlndikation der tempor/iren RSntgenkastration. Yon W. LI~TTGE. Monatsschr. f. Geburtsh. u. Gyn~kol. Bd. 7 o, H. 5/6, S. 3o6. 1925.

Die noch ungekl~rte Frage der Sch~digung der Nachkommen- sehaft dutch R6ntgenbestrahlung, ferner die technischen Dosierungs- schwierigkeiten, zumal an einem biologisch nicht konstanten Organ, lassen es ratsam erscheinen, mit der Indikation zur tempor~ren R6ntgenkastration, somit auch zur R6ntgenreizbestrahtung m6g- lichst zurfickhaltend zu sein. JONAS.

Die in Lokalan~isthesie vorgenommene Totalexstirpati0n des Uterus, ein typisches Sterilisierungsverfahren bei.Lungentuberkulose. Won W. STOECKEL. (Frauenklin., Leipzig.) Fortschr. d. Therapie Jg. : , It. 12, S. 387 . 1925.

WAhrend STOXCKEX ebenso wie B u ~ : zuerst die schwangere GebArmutter mit den Eierst6cken v o n d e r Scheide aus entfernte, b6gnfigt er sich jetzt mit der Uterusexstirpation unter Zurflck- lassung der Ovarien, da einmal der Mensch nfcht so sicher wie das Tier auf die ovarielle Kastration mi% Fettansatz antwortet, dann abet (besonders bei jfingeren Frauen) der hormonale Wert der EierstScke eiu zu groBer and es yon Vorteil ist, wenn sie erst nach Jahren der allm~hlichen Atrophie verfallen. Denn0ch er- scheint es ReI. fraglich, ob man schon yon einem typischen Ver- Iahren sprechen kann, zumal STOXCKEI. selbst hervorhebt, dab noch festzustellen ist, ob die Totalexstirpation wirklich berechtigt ist, ob sie mit Erha l tung oder Entfernung der Anh~nge durch- zufflhren sei. Vor ahem muB die Iudikationsstellung in gemein- samer Arbeit, mit den Internister% besonders den Tuberkulosef~rzten, noch viel sch~rfer pr~zisiert werden. SC~IR~.DER.

Scheidenersatz bei vorhandenem Uterus. Von G. SCHUBERT. Bruns' Beitr. z. ktin. Chir. Bd. :34, H. 3, S. 421. 1925 .

Verf. gibt eine genaue Beschreibung seiner Methode, nach der er im ganzen 17 FXlle, 3 davon mit funktionstflchtigem Uterus operiert hat. JoNAs.

NERVEN- UND GEISTESKRANKHEITEN. NERVENKRANKHEITEN.

Uber Stirnhirnsyndrome. Vofi A. HENNING. (Nervenklin., Rostoek-Gehlsheim.) Monatsschr. f. Psychiatrie u. Neurol. Bd. 59, H. 3/4, S. 215 . 1925.

2 Falle yon Stirnhirntumor werden mitgeteilt. Im 1. Falle depressive u groBer Mangel an motorlschen Antrieben auf dem Gebiete der 1K6rperbewegung und der Sprache; in allen B ewegungen grol3e Ungeschicklichkeit; die Bewegungsarmu% nahm immer mehr zu, besonders die der rechten Extremiti~ten (der Tumor sag im Iinken Stirnhirn, Obduktion). Im 2. Falle (Tumor im rechten Stirnhirn, Obdukt ion)bes tand Depression, Ged~chtnis- sehw~che, Mangel an motorischen Antrieben sowohl auf dem Gebiete der K6rperbewegung als aueh dem der Sprache, sehlieBlich v611ige Apathie und Somnolenz. -- Antriebsschw~che, Akinese Interesselosigkeit und Iron tale Ataxie sprechen ffir den Sitz des Erkrankungsherdes in den vordereI1 Teilen des GroBhirns. Diese Symptome kommen nicht etwa durch Fern- oder Druckwirkung auI andere Teile des Grol3hirns, etwa auf die Stammganglien, zu- stande, sondern sin& direkte Stirnhirnzeichen. Die vorderen Ab- schnitte des GroBhirns enthalten besonders wichtige , ,Knoten- punkte" ffir aktuelle und such emotional funktionelle Anteile des

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II02

gesamten psychischen Geschehens. Diese frontale Antriebs- schw~iche kann zun&chst auf der sp~ter paretischen Seite stiirker in Erscheinung treten. MENDEL.

Die r6ntgenologisehe Darstellung yon Rfickenmarkstumoren mi% Jodipin. Von N. ALBRECHT. (Nervenklin., Berlin.) Mona%schr. f. Psychiatrie u. Neurol. Bd. 6o, H. I, S. I. 1925.

16 F~ille werden mitgeteilt. Injiziert wurde suboccipital 2o bis 25 proz. Jodipin. Finder es kein Hindernis im Wirbelkanal, so sinkt es schon in der ersten halben Stunde bis in das Ende des Duralsackes hinunter, dort eine charakteristische Figur bildend, ~hnlich einer Rfibe. Die H6he des Blindsackes ist nicht konstant, sie liegt nach den R6ntgenhildern zwischen dem 5. LumbaI- und I. Sakralwirbel. ]3ei allen 8 Rfickenmarkstumorf~illen kam es zu einer Dauerarretierung des Jodipins. Die r6ntgenologische Tumor- darstellung zeigte sich als gI~inzendes h6hendiagnostisches Mittel. Das eingeft~hrte Jod wird allm~ihlich, wenn auch sehr langsam, resorbiert In einem Falle land sich 2 Montae nach der Injektion das Jodipin nicht mehr in Niger Form vor, sondern als organisches, yon Bindegewebsfasern durchzogenes Fettgewebe. Das Jodipin macht hiiufig akute Reizerscheinungen (Riicken-, Nopfschmerzen, Fieber, Meningismus ). MENDEL.

Zur H6henlokalisation der Rfickenmarkstumoren. Von O. SITTIG. Nlonatsschr. f. Psychiatrie u. Neurol. Bd. 59, H. 3/4, S. 200. 1925.

Bet Rfickenmarkstumoren kann die H6hendiagnose schwieriger sein als die Diagnose, dab es sich fiberhaupt nm einen Rficken- markstumor handelt. VerL teilt 2 solche F~ille mit. Im I. Falle schien der stets konstante Sitz der Schmerzen der beste Anhalts- punkt ffir die Niveaudiagnose (D s entsprechend dem Schmerz- punkt fiber der linken IO. Rippe), der Tumor saB aber, wie die Operation ergab, in H6he yon Dlo und Dn; hierauf hatte vor allem das Vorhandensein des oberen u n d Fehlen des unteren Bauchdeckenreflexes und die obere Grenze der Sensibilit~ts- stOrung filr Beri~hrung hingedeatet. Der Tumor saf~ also tiefer als der H6he des Wurzelschmerzes entspraeh, wohl infolge starker, Liquorstauung oberhalb des Tumors. Im 2. Falte wies die Sensi- bilit~tsst6rung, in H6he der Mamilla beginnend, auf D mder Tumor sub abet in H6he yon D4; auch hier Liquorstauung oberhalb des Tumors, welche den letzteren zu hoch lokalisieren lieB.

MENDEL. Zur Kenntnis der Knochenneubildung an der eerebralen Fl~tche der Duraendotheliome. Von A. WEISER. Dtsch. Zeitschr. I. Chir. Bd. I92, If. 6, S. 4o5 . I925.

Veri. zeigt an 2 Fiilien, dab ein Endotheliom der Dura dutch Einwuchern in den knOehernen Sch~idel nieht nur durch Waehs- tumsreizung eine Hyperostosenbildung hervorrufen kann, sondern dab es auch mitunter zur Knoehenlamellen- bzw. Nnochensehalen- bildung an der cerebrcde~ Fl~iche des Duraendothelioms kommt. Eine diesbezt~gliche Beobachtung liegt in der Literatur bisher nicht vor. K. HIRSCHFELD.

Lebensgenul3 und Lebensnerven. Von F. GLASER. Med. Nlinik Jg. 21, int. 13, S. 459. 1925.

Aus einem kursorischen Uberbliek fiber die in der Natur nieder- gelegten Erfahrungen und ans den Resnltaten eigener experimen- teller Untersuchungen, letter GLASER die folgenden Thesen her: i. Das Geffihl des Lebensgenusses, das mit ether zufriedenen Stim- mungslage einhergeht, kommt wahrscheinlich in vegetativen Zwi- schenhirnzentren zustande, die fiber die Lebensnerven (= Vagus und Sympathicus) die inneren Organe zu ether angeregteren Tiitig- keit veran!assen; 2. Bet Affekten entstehen auf Grund der Unter- suchungen des Verf. Serumkalkschwankungen, die als Ausdruck yon Tonusver~inderungen im vegetativen Nervensystem anznsehen sind. 3. Wenn iirztticherseits infolge yon Suggestivbehandlung -- dutch die verschiedensten therapeutischen Methoden erreichbar -- sich die TonusverSmderungen im vegetativen Nervensystem, die sieh dureh Sernmkalkschwankungen knndgeben, beseifigen lassen, so ist fiber lustbetonte Geffihle auf das vegetative Nervensystem ein- gewirkt worden. 4. Die Genul3mittel, wie Naffee, Nicotin, Alkohol, aber auch das Stillen yon Hunger und Durst, wirken fiber das vege- tative Nervensystem ant die inneren Organe ein und steigern so den LebensgenuB. 5. Auch Bet~tnbnngsmittel, wie Morphium und Cocain, erregen bet der Ents tehung des dabei stattf indenden so trfigerischen Lebensgenusses die Lebensnerven. STRAUS.

Uber die physiologischen Grundlagen der natiirlichen Euthanasie. Von F. K. WALTER. Mfinch. med. Wochenschr. Jg. 72, Nr. 21, S. 844. 1925.

Bet der nahen klinischen Verwandtschaft der symptomatischen Psychosen mit der agonalen BewuBtseinstriibung liegt es nahe, die Ents tehung beider auf die gleiche Ursache zurfickzuffihren. Vert. hat daher Untersuehungen mit der yon ihnl angegebenen ]3rommethode durehgeffihrt zur Feststellung, oh die in F~illen symptomatiseher Psychosen nachgewiesene erh6hte Permeabilit~t der lVieningen auch in der Agonie bes t eh t Die Befunde in i i FMlen

K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 5. J A H R G A N G . Nr . 24 ~.JUNI x920

zeigten, dal3 die agonale BewuBtseinstriibung oft die gleiche physio- logische Grundlage wie die, , toxischen symptomatischen Psychosen" hat. Durch Defektwerden der Barriere zwischen Blur und Liquor ist den im Blute kreisenden toxischen Substanzen der normalerweise verschlossene Weg zum Gehirn ge6ffnet, so dab sie eine Vergiftung des Gehirns herbeiffihren k6nnen. STRM3S.

PSYCHISCHE ERKRANKUNGEN. Fiinfzig Jahre Psyehiatrie. Von BUMKE. Arch. f. Psychiatrie u. Nervenkrankh. Bd. 76 , H. i, S. 58. I925.

,Der Verf. entwirft ein kritisches Bild fiber die Entwicklung der Psychiatrie in den letzten 5 ~ Jahren und fiber die Wandlungen in den wissenschaftlichen Auffassungen, mit besonderer Berficksichti- gung der Mitarbeit der Vereinigung sfidwestdeutseher Neurologen und Irren~rzte. O. WIENER.

Einheitseharakter des seelischen Geschehens und Lokalisations- prinzip. Von K. MOLLWEIDE. Zeitschr. f. d. ges. Neurol. u. Psychiatrie Bd. 98, H. 3/4, S. 615. 1925.

Psychische Ph~inomene als solche sind nicht lokMisierbar. Dagegen lassen psychische Teil~iuBerungen wie die Funktionen des Sprechens bet Rindenherdst6rungen eine expressive und eine impressive Komponente deutlich hervortreten, welche auf eine be- s t immte lokalisatorische Gliederung hinweisen. Nicht nur bet apha- sischen St6rungen, sondern anch bet der visnellen Agnosie lassen sich solche motorische und sensorische Symptome unterscheiden. Die Hirnrinde scheint grunds~itzligh in eine motorische (pr~zentrale) und eine sensorische (postzentrale) Region gegliedert zu sein. Parafunktionen (Paraphasie usw.) weisen auf den Sitz der St6rung im sensorischen Gebiete hin. Der Einheit der psychischen Ph~ino- mene steht eine Zweiheit physiologischer Komponenten gegenfiber,

O. WIENER.

Uber die anthropologische Genese der K6rperbautypen im Zusammen- hang mit der Veranlagung zu einigen Psychosen. Von W. E. MAKA- RO~q Arch. f. Psychiatrie u. Nervenkrankh. Bd. 75, H. 2/3, S. 256. 1925.

Da das yon 14~RETSCKMER vorgeschlagene ,,Konstitutions- schema" ffir die allt~igliche klinische Arbeit zu kompliziert ist, schlug OsSlPOW eine anthropometrische Untersuchnng an Schizo- phrenen, Cyklophrenen und Paralytikern unter Anwendung anthropologischer Technik mit der Berechnung der entsprechenden Indices vor, welche Untersuchung der VerI. an 25 Patienten vor- nahm. Er verwendete hierzu den Sch~del-Becken-Schulter-Brust- Abdominal- und Gewichtsindex. In der Gruppe des schizophrenen Schwachsinnes fiberwiegen die mnskul~ren Typen und nach dem Index dominiert die Mesocephalie. Pyknische Typen, nach dem SchXdelindex mit Brachycephalie, wiegen bet Cyklophrenen vor und in der Gruppe der Paralytiker steht an der S.pitze der respi- ratorische, zum Tell der muskul~ire Typus, bet Uberwiegen dcr DolichocephMie. Auf diese Weise wurde ein anatomisch-anthro- pologischer Standpunkt festgestellt, wobei der Becken-Schulter- Index in den Augen des Verf. die Bedeutung des Sch~delindex gewonnen hat. O. WIENER.

K6rperbauuntersuchungen an Schizophrenen. II. Mitteilung, Yon K. NOLLE. Arch. f. Psychiatrie u. Nervenkrankh. Bd. 75, H. I, S. 21. 1925.

Verf. hat in ether zweiten Untersuchung IOO Schizophrene aus der Thfiringer BevSlkerung ant ihren K0rperbau untersucht. Das Ergehnis weicht wiederum erhehlich von den Feststellungen KRETSCIIIViERS ab. Die yon NRETSCIIMER behaupte~e Affinit~t bestimmter N6rperbautypen zu den iKraepelinschen Formen- kreisen wurde nicht bestXtigt. Die Untersuehungen sind grflndlieh nach der genauen anthropologisehen Methode ([nstrumentarium mit Beobachtungsblatt nach MARTIN) ausgeffihrt. S~RAUS.

Der K6rperbau der Sehizophrenen. Erg~inzungsmitteilung. Von N. NOLLE. Arch. f. Psychiatrie u. Nervenkrankh. Bd. 75, H. I, S. 62. 1925.

t{OLLE hat auf die scharfe Nritik hin, die ]~RETSCHMER an seiner ersten Untersuchung gefibt hat, das dort verwendete Material noch einmal nach rein anthropologischen Gesichts- punkten durchgearbeitet. Auch jetzt kommt er wiederum zu dem Ergebnis, dab die mecklenburgischen Dementia praecox-Kranken ann~ihernd dieselbe N6rperbeschaffenheit zeigen wie die bayrischen

�9 Manisch-Depressiven. STRAIJS.

Wesen und Erfassung des $chizophrenen. Von N. SCHNEIDER. Zeitschr. f. d. ges. Neurol. u. Psychiatrie Bd. 99, H. 3/4, S. 542. 1925.

Es erscheint zweckm~Big, yon der Schizophrenie als Struktur wieder zur ProzeB- bzw. Verlanfsschizophrenie zuri~ckzukehren. Prozesse lassen sich in seltenen F~itlen arts Erlebnissen, abet weder aus Struktur, Ansdruck noch aus Beziehung sicher erfassen. Die klinisch brauchbarste Methode ist die Erfassung aus dem Verlauf.

0 . WIENER.

Page 8: Einzelreferate und Buchbesprechungen

I I . J U N I 1926 KLINISCHE W O C H E N S C H

Uber Pers6nlichkeitsmerkmale hypophys~ir Fettsfichtiger. Von W. RIESE. Monatsschr. f. Psychiatrie u. Neurol. Bd. 59, H. 5/6, S. 240. 1925 .

Es wird die Selbstbiographie und die klinische Beobachtnng eines Hypophysenkranken mitgeteilt. In seiner Unf~higkeit zur ]3e- wMtigung der Welt und in seinem Zurfickweichen vor ihr, in seiner hochgradigen Toteranz und Indifferenz ~uBeren Reizen gegenfiber liegeil schizophrene Ankl~nge. Natur und Schitksal eines Menschen k6ilneil durch ]gonstitutioilelle Voraussetzungen umschriebener innersekretorischer Art bedingt sein. O. WIENER.

HALS-, NASEN-, OHRENKRANKHEITEN. Zur Physiologie des H6rens. Eine neue Ansicht yon der Schallfiber- tragung im Mittelohr und der Schallwahrilehmung im Labyrinth. Von F. SPECHT. Arch. f. Ohreil-, Naseil- u. Kehlkopfkrailkh. Bd. II 4 , H. 1/2, S. I. 1925.

Nach einleitenden physikalischen Vorbemerkungen bespricht Verf. kritisch die bisherigen Anschauuilgen yon der Schalleitung in der Pauke. Bet Begrfindilng seiner eigenen Theorie der SchM1- leitung geht u davoil aus, dab der Mittelohrapparat eiil physi- kalischer Apparat ist, der sich am besten mit einer Grammophon- schMldose vergleichen l~gt. Seine Theorie gipfelt darin, dab die durch den Schall gesetzten Luftdruckschwankungen stets gleich- zeitig dutch die Geh6rkn6chelchenkette Ilnd Schalldose auf das Labyrinthwasser fibertragen werden und Druek und Zug stets gleichzeitig und gleichsinnig an beiden Fenstern angreifen. Die Wirknng der Kr~fte, die haupts~chlich nut in Druck~nderungen des Labyrinthwassers bestehen kann, wird dadurch wesentlich erh6ht werden mflssen. Im 2. Tell der Arbeit, d e r m i t ether kriti- scheil ]3etrachtung der alten It6rtheorien beginnt, geht Verf. zur Begrfindung seiner Theorie fiber die Vorg~nge im Labyrinth gleichfalls voil physikalischen ErwXgungen aus. Er nimmt an, dab die l~rMte, die auf die Fenster wirken, in einem Augenblick den ganzen LabyrinthinhMt nnter einen einheitlichen Druck setzen, der jeweils in der Zeiteinheit zu dem Druck in einem bestimmten Verh~tltilis steht, der ffir jeden Augenblick aus der Elongation der komplexen Schwingungskurve abgelesen werden kann. Er stellt sich ferner vor, dab in dem Cortischen Organe eine kontinuierliche Reihe verschieden empfindlicher drucksensibler Zellen vorhanden ist. DaB solche Zellen in den H6rzellen wahrscheinlich vorliegen, isfi mit den neileren Anschauungen fiber die physikalische Chemie der Zelle durchaus vereinbar. Bezfiglich der aus beiden Theorien

R I F T . 5. J A H R G A N G . Nr . 42 I~O3

sich ergebendeil weitgehenden SchluBfolgerungen muB ich auf die sehr lesenswerte Originalarbeit verweisen. PREUSS.

Eehola]ie oder Taubstummheit? Von E. SCHLITTLER. (Oto- Laryngol. Klin., Basel.) Med. Klinik Jg. 21, Nr. 45, S. 1686. 1925.

Verf. n immt Bezug auI die Arbeit yon PICK und erkl~rt die Sprachst6rungen als durch angeborene hochgradige Schwerh6rigkeit bedingt. Er hat die beiden Ig_ranken nachtr~glich ether genanen Untersilchilng unterzogeil und bet beiden eine beiderseitige hoch- gradige Schwerh6rigkeit festgestellt. Nach dem Stimmgabel- befuild handelt es sich Ilm eine St6rung im schallempfindenden Apparat. Er nimmt ein angeborenes Leiden an, gegen eiil er- worbenes Leiden sprich% die ilormale Funktion des Vestibular- apparates. EsctG Leipzig.

Uber l~ingeren Stillstand der kindliehen Spraehentwicklung im Stadium der Echospraehe (Eeholalie) mit.sehlieglich gfinstigem Aus- gang. Von A. PICK. Med. Kliilik Jg. 2o, Nr. 2I, S. 706. I924.

Kasuistische Mitteilung. 2 Z6glinge Miler Taubstummenanstal t mit verh~ltnismfd3ig gutem H6rverm6gen und normaler Intelligenz sprachen Mles, was ihnen vorgesprochen wurde, papageienhaft nach. Es handelt sich also nm einen Stillstand der Spraehent- wicklung im Stadium der Echolalie. SpXter setzte bet den Kranken die \u der Sprache ein. Verf. konnte dureh Rfick- frage feststellen, dab die Betreffenden in der Lage waren, ein Gesch~ft zu fiihren, ohne dab St6rungeil der Sprache 0der des Schreibens irgendwie bemerkt worden wXren. Zur Erkl~rung nimmt Verf. ,,eine familiar auftretende mangelhafte Entwicklung der Sprache" an. Gegen die Anilahme ether Herdaffektion spreche die spXtere normale Sprachentwicklung, die mit seinem Erkl~rungs- versuch besser in Einldang zil bringen set. ESCH, Leipzig.

Uber die Sing- und Spreehatmung bet akuter Laryngitis. Von E. FROSCHELS. (Klin. f. Hals- II. Nasenkrankh., VCieil.) Zeitschr. f. Hals-, Nasen- u. Ohrenheilk. Bd. 13, H. i, S. 7. 1925.

Die pneumographischen Untersuchungen yon Kranken mit akilter Laryngitis wXhrend des Siilgens Ilnd Sprechens ergaben eiile Verz6gerung im Ablauf dieser Fuilktioilen und eine Zunahme der Zahl der IIlspirationen, w~hrend die Ruheatmung in keinem Falle yon der Norm abwich. Es ist damit bewiesen, dab die Funk- tioilsst6rung durch die akute Kehlkopferkrankung hervorgerufeil ist. Da aber diese St6rungen denen bet Iunktionellen Erkrankungen entsprechen, so ist es wahrscheinlich, dab sie auch bet ihnen se- kundXr sind. STURMANN.

VERHANDLUNGEN ARZTLICHER GESELLSCHAFTEN.

17. T a g u n g d e r D e u t s c h e n R 6 n t g e n g e s e l l s c h a f f

z u B e r l i n v o m I i . - - I3 . A p r i l I 9 2 6 .

Die Referate JD'NGLING, Tt~bingen, und HOLEELDER, Frankfurt, fiber die Berechtigung der postoperativen Mamma- carcinombestrahlung leiteten den ersten u eiil. Die Verschiedenheiten der bisherigen Bestrahlilngstechnik und stati- stischen Verwertung des Materials lassen eine definitive Ent- scheidung dieser Frage verfrfiht erscheinen. Um ffir die ZII- kunft eine gemeinsame exakte Vergleichsbasis zu schaffen, wird yon JONoLI~a eine modifizierte Steinthalsche Einteilung vor- geschlagen, in der besonders die histologischen Ver~nderungen der Drfisen berficksichtigt sind. J. betont, dab die Operation des Mammacarcinoms ohne Rficksicht auf die BestraMung so radikal als m6glich auszuffihren ist, sowie ffir das Stadium I die prophylak- tische Nachbestrahlilng abgelehilt werden mfisse. Im fibrigen schwenkt die Technik yon der Anwenduilg der einmaligen Carcinom- dosis fiber zu der yon der Kieler Klinik geflbten H. Meyerschen Appli- kation mehrfacher mittlerer Dosen, ffir die die Holfeldersche Methode mit flankierendem Strahienkegel zur Schoilung der Lunge nnd Pleura empfohlen werden muB. HOLFELDER warnt ausdrflck- lich vor kritikloser Nachbestrahlung ohne genfigende Technik. Die postoperative Nachbestrahlung des Mammacarciiloms wird yon beiden Referenten nicht znm Postulat erhoben, wenn man auch aus den in der Diskussion beigebrachten Statistiken zahlreicher Kliniken den Eindruck gewinilen mul3te, dab da, wo mit der Meyerschen Technik sachgem~B gearbeitet wurde, die bisherigen Erfolge gtinstige Aussichten bieten. -- Unter den weiteren Vortr~gen des Tages sind die Ausfflhrungen voil E. G. MEYER, Wien, yon besonderem Interesse, in deilen der Autor fiber Erfolge bet der Carcinom- behandluilg dutch Kombination yon R6ntgenbestrahlung mit intraven6sen Dextrose-Injektionen berichtet. FRIK und POSTER, Berlin, gelang es, durch ]3estrahlung voil Carcinomzellen in vitro, die Glykolyse unter O-AbschluB zu hemmen, w~hrend die Atmung nicht ver~ndert gefilnden wurde. ]3ei Versuchen in vivo hat te Tranbenzucker hierbei eine sensibilislerende Wirkung. LEV Y-DO RN

und BURGHEIM, Berlin, konnteil zeigen, dab der R6ntgenkater sich parallel dem Blutcholesterinspiegel bewegt und im Gegensatz zum Normalen bet maligneil Tumoren der Cholesteringehalt nach der Bestrahluilg ansteigt; eine Reaktion, die unter Umst~nden ft~r die Tumordiagnose Bedeutuilg gewinnen kann. l~berraschende Erfolge zeigte yon WIESER, Wien, durch R6ntgeilbehandlilng bei psych- iatrischen und neurologischen Erkrankungen im Kindesalter. Er er- zielte dutch Applikation kleinster Dosen auf Hypophyse, Thymus, Ovarieil, Hoden Temperaments~nderungeil und konnte Mongoloide und Idioten his zur Schulf~higkeit f6rdern.

Der Abschnitt ,,Diagnostik" hat te als Haupt thema die r6ntgen- ologische Darstellung der Gallenblase mit den Referaten O. STRAUSS, Berlin, und PRIBRAM, Berlin. STRAUSS ffihrt u. a. aus, dab als Haupthindernis f~r die Darstellung der Gallenblase ohne Kontrast- mittel die durchblutete Leber in Betracht kommt, so dab Steine und Blase nur zur Darstellilng kommen, wenn die Blase den untereil Leberrand weft fiberschreitet oder abet die Konkremente 2o% Kalkcarbonat enthalten. Daher ist die Grahamsche Methode be- sonders zu begrfiBeil. PRIBRAM empfiehlt iiltraven6se Applikation des JodprXparates, well es am uilgiftigsten ist und den dichtesten Schatten gibt. Kontraindikation: Herzmuskelsehw~che, niederer Blutdruek, nicht aber: Ikterus, Diabetes, Basedow, subakut6 gelbe Leberatrophie. Bet Ikterus keinesfalls orale Methode. P. sah fast ausnahmslose Darstellung der gesunden Gallenblase nach ihrer Ent- leerung, so dab er aus dem Fehlen der Ffillung auf ein Hindernis am Blaseneingang schliel3t. Ffir u Kombination der Magen-Gallenblasenffillung. In der Aussprache bemerkt BAETZNEE, daB zur Vermeidung voil Thrombosen auf 4 o - 8o ccm zu verdfinnen ist. Ferner beobachtete er bet intakteil Gallenwegen Fehlen der Gallenblasenft~llung bet Pankreatitis, Appendicitis, Pankreas- nekrose und in einem Falle yon verschluektem GebiB, so dab die Methode, die zweifellos eine auBerordenfliche Lficke ausffillt, wie alle klinischen Methoden aueh nicht unfehlbar ist. Die weitere Aus- sprache ergab, was P. schon betonte, dab die perorale Methode die Zukunft besitzt, ja bereits in Amerika und \Vien bevorzugt wird, w~hrend in Berlin vorwiegend intraven6s gearbeitet wird. Als