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L. Rosenthaler: Weinsaure, Oxalsaure, Zitronensanre. 479 Mitteilnng &us dem pharmazeutischen Institnt der Universitat Strassburg i. E. Eisenchlorid als Reagens auf Weinsaure, Oxalsaure und Zitronensaure. Von L. Rosenthaler. (Eingegangen den 3. VIII. 1903.) Gelegentlich einer sptiter zu veroffentlichenden Untersuchung tiber Fehling'sche Losung bemerkte ich, dall dieselbe nach der Neutralisat.ion mit Salzslure einen gelben Niederschlag mit Eisenchlorid gab, wenn letzteres in groLlem UeberschuD zu der erhitzten Fliissigkeit zngesetzt wurde. Die sehr naheliegende Vermutnng, da13 der Nieder- schlag ein weinsaures Eisenoxyd sei, konnte ich mit Hilfe der gewohnlichen Reagentien beweisen, nachdem ich ihu durch Kochen mit Natronlauge zersetzt hatte. Andererseits konnte ich die in der mir zuganglichen Literatur nicht angegebene Tatsache feststellen, dall Eisenchlorid ein sehr brauchbares Reagens auf Weinsaure ist. Wenn man zu der heillen wasserigen Losung eines neutralen Tartrats Eisen- chloridlosung zutropfelt, so bemerkt man zunachst an der Einfallsstelle der Tropfen einen gelben amorphen Niederschlag, der sich anfangs wieder lost und erst bei weiterem Zusatz von Eisenchlorid sich voll- stiindig abscheidet. Der Niederschlag tritt noch in 0,1% iger Losung ein, ist gut abzufiltrieren und lost sich leicht in Salz- und Schwefel- slure, schwer in Essigsaure. Auch in Alkalien ist er loslich, so in Ammouiak, Natronlauge und ohne Kohlensawe-Entwickelung in Natriumkarbonatltisung. Beim Erhitzen der beiden letzteren Losungen tritt Abscheidung von Eisenhydroxyd ein ; durch Zusatz von Weingeist wird der Vorgang beschleunigt. Mit Oxalaten und Citraten gibt Eisenchlorid ebenfalls Nieder- schlage, allerdings nur in verdiinnten Losungen. So erhalt man einen Niederschlag von der Farbe des Eisenhydroxyds, wenn man zu einer kochenden 0,1% igen Kaliumoxalatlosung 1-2 Tropfen Eisenchlorid- losung fugt; der analoge Citrat-Niederschlag ist gelblichrot und tritt schon in 1 % iger Losung nicht mehr ein, wtihrend dies bei dem Oxalat noch der Fall ist. Weitere Unterschiede zeigen sich zwischen den drei Stiuren, wenn man soviel Eisenchlorid zu ihren wasserigen Losungen hinzugibt, dall die Stiuren im Ueberschull sind. Gibt man z. B. je 4 Tropfen einer 5 % igen Eisenchloridlosung zu 2 g einer 25 % igen Wein- slurelosuug, so zeigt diese eine gelbe Farbung, die analog hergestellte

Eisenchlorid als Reagens auf Weinsäure, Oxalsäure und Zitronensäure

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Page 1: Eisenchlorid als Reagens auf Weinsäure, Oxalsäure und Zitronensäure

L. Rosenthaler: Weinsaure, Oxalsaure, Zitronensanre. 479

Mitteilnng &us dem pharmazeutischen Institnt der Universitat Strassburg i. E.

Eisenchlorid als Reagens auf Weinsaure, Oxalsaure und Zitronensaure.

Von L. Rosen tha le r . (Eingegangen den 3. VIII. 1903.)

Gelegentlich einer sptiter zu veroffentlichenden Untersuchung tiber Fehling'sche Losung bemerkte ich, dall dieselbe nach der Neutralisat.ion mit Salzslure einen gelben Niederschlag mit Eisenchlorid gab, wenn letzteres in groLlem UeberschuD zu der erhitzten Fliissigkeit zngesetzt wurde. Die sehr naheliegende Vermutnng, da13 der Nieder- schlag ein weinsaures Eisenoxyd sei, konnte ich mit Hilfe der gewohnlichen Reagentien beweisen, nachdem ich ihu durch Kochen mit Natronlauge zersetzt hatte. Andererseits konnte ich die in der mir zuganglichen Literatur nicht angegebene Tatsache feststellen, dall Eisenchlorid ein sehr brauchbares Reagens auf Weinsaure ist. Wenn man zu der heillen wasserigen Losung eines neutralen Tartrats Eisen- chloridlosung zutropfelt, so bemerkt man zunachst an der Einfallsstelle der Tropfen einen gelben amorphen Niederschlag, der sich anfangs wieder lost und erst bei weiterem Zusatz von Eisenchlorid sich voll- stiindig abscheidet. Der Niederschlag tritt noch in 0,1% iger Losung ein, ist gut abzufiltrieren und lost sich leicht in Salz- und Schwefel- slure, schwer in Essigsaure. Auch in Alkalien ist er loslich, so in Ammouiak, Natronlauge und ohne Kohlensawe-Entwickelung in Natriumkarbonatltisung. Beim Erhitzen der beiden letzteren Losungen tritt Abscheidung von Eisenhydroxyd ein ; durch Zusatz von Weingeist wird der Vorgang beschleunigt.

Mit Oxalaten und Citraten gibt Eisenchlorid ebenfalls Nieder- schlage, allerdings nur in verdiinnten Losungen. So erhalt man einen Niederschlag von der Farbe des Eisenhydroxyds, wenn man zu einer kochenden 0,1% igen Kaliumoxalatlosung 1-2 Tropfen Eisenchlorid- losung fugt; der analoge Citrat-Niederschlag ist gelblichrot und tritt schon in 1 % iger Losung nicht mehr ein, wtihrend dies bei dem Oxalat noch der Fall ist. Weitere Unterschiede zeigen sich zwischen den drei Stiuren, wenn man soviel Eisenchlorid zu ihren wasserigen Losungen hinzugibt, dall die Stiuren im Ueberschull sind. Gibt man z. B. j e 4 Tropfen einer 5 % igen Eisenchloridlosung zu 2 g einer 25 % igen Wein- slurelosuug, so zeigt diese eine gelbe Farbung, die analog hergestellte

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480 L. Rosent haler: Weinsiiure, Oxalsiiure, Zitronensaure.

Rhodan- ammonium

Ferro- cyankalium

Jod- zinkstiirke

Guajak- tinktur

Oxalsaurelosung ist hellgriin, die Zitronensgurel6sung brlunlichgelb gefarbt. Nimmt man statt der freien Stiuren die neutralen Salze, so wird die Losung des Tartrats braun, die"des Oxalats. grlin, die des Citrats gelbgriin. Einige weitere Reaktionen der drei Sauren seien in tabellarischer Form wiedergegeben. Die Versuche mit den freien SSiuren wurden mit den Fliissigkeiten angestellt, welche beim Erhitzen von 0,s g Slure rnit 5 Tropfen einer 5%igen Eisenchloridlosung resultierten. Bei den V,ersuchen mit den neutralen Salzen verwendete ich 25Zige Losungen, denen ebenfalls 5 Trppfen derselben Eisenchlorid- 16song zugefiigt war.

' Rotfarbung

Blaufarbung

Blaufarbung

Cfriinfiirbung ,

E i s e n c h l o r i d + gibt mit

Ferro- cjankalium

Jod- zinkstarke Guajak-

Grauviolette Griinfiirbung Triibung

Keine Keine Reaktion Reaktion

Keine Keine

Braun- Rotfarbung Nach Zusatz von Salzailure tritt such bei oxalalinrs rotfarbung

Blaufarbung Schwache Blaufarbung

Keine Rlaufdrbung,l A Yeah . Zusatz von Salzsaure gibt OxalsAure allmahlich Reaktion ~1 Blaufarbung.

Keine Griinfiirbung 1 I1 Re a k t i o n

Citrat j j _ _ _ _ ~ - ~

Nach Salzsilurezusate

Nach SalesLurezusotz griinfarbung tritt bei allen Flitssigkeiten 11 Berliner Blau-Bildung ein

Nach Salesilurezusat~

Keine Reaktion / /

Zur Erkllrung dieser Reaktionen darf man annehmen, dall die drei untersuchten SZiuren rnit Eisenoxyd Verbindungen geben, die, wie es j a auch bei anderen organischen Eisensalzen der Fall ist (wohl wegen zu geringer Dissoziation), nicht im stande sind, die Reaktionen der anorganischen Eisenoxydsalze zu zeigen. Dafl diese Reaktionen bei den Salzen erst nach Zusatz von SalzsSiure eintreten, ist leicht verstandlich. Die Zusammensetzung der Kiederschlage, welche die drei Sauren rnit Eisenchlorid geben, ihre eventuelle Verwendbarkeit zu quantitativen Bestimmungen und zu Trennungen bleibt noch zu untersuchen.