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ELEMETARTEILCHEN
Elementarteilchen ist ein Film, den der Regisseur Oskar Roehler 2005 in Deutschland gedreht hat. Er
beruht auf demgleichnamigen Roman von Michel Houellebecq, verlegt dessen Handlung allerdings von
Paris nach Berlin.
Die Premiere des Films war am 12. Februar 2006 im Rahmen der 56. Berlinale.[2] In den deutschen Kinos
startete er am 23. Februar 2006, auf DVD wurde er am 5. Oktober veröffentlicht.[2]
Bruno und Michael sind Halbbrüder. Ihre Mutter Jane schiebt die beiden zu unterschiedlichen
Großmüttern ab, sodass beide zunächst nicht voneinander wissen.
Nachdem sich der sexuell frustrierte Literaturlehrer Bruno, der in seiner Freizeit rechtsradikale Texte
verfasst, seiner Schülerin Johanna unsittlich genähert hat, begibt er sich freiwillig in psychiatrische
Behandlung zu Frau Dr. Schäfer. Ihr offenbart er, dass sein bisheriges Leben aus einer Aneinanderreihung
von Tiefpunkten und Rückschlägen bestand. Mit zwei Jahren hat ihn seine Mutter verlassen, um
nach Puna auszuwandern, sodass er bei seiner Großmutter aufwuchs. Sein Großvater starb kurz nach
seiner Ankunft beim Pilzesuchen im Wald und wurde erst drei Tage nach seinem Tod gefunden. Als
Bruno 13 Jahre alt war, starb seine Großmutter auf tragische Weise beim Zubereiten des Mittagessens.
Daraufhin wurde er in ein Internat gebracht, wo er von den älteren Mitschülern drangsaliert wurde.
Einmal im Jahr holte ihn seine Mutter aus dem Internat ab und nahm ihn in eine Hippie-Kommune mit.
Seine ersten sexuellen Erfahrungen hatte Bruno mit einer Verwandten auf der Trauerfeier seiner
Großmutter.
Seine aktuelle Beziehung befindet sich in einer Krise, seine Frau ist mit seiner Tochter aus der
gemeinsamen Wohnung ausgezogen, sodass er beschließt, in einem esoterischen New Age-Camp neue
Kontakte zu knüpfen. Dort lernt er die sexuell aktive Christiane kennen und lieben. Gemeinsam leben sie
ihre Lust in Swinger-Clubs mit wechselnden Sexpartnern aus. Bei einer Sexorgie bricht Christiane
zusammen – sie leidet an Steißbeinnekrose in fortgeschrittenem Stadium, ihre Beine sind fortan gelähmt
und sie ist dadurch auf den Rollstuhl angewiesen. Bruno zögert, sich zu ihr zu bekennen und ihr
anzubieten, zu ihm zu ziehen. Christiane begeht Selbstmord, indem sie sich vom Balkon ihrer Wohnung
in die Tiefe stürzt. Bruno begibt sich erneut in psychiatrische Behandlung und lebt seither mit der Illusion
weiter, dass Christiane an seiner Seite lebt. So sieht man ihn in der unten erwähnten Schlusseinstellung
am Strand des Seebads sitzen, vermeintlich Hand in Hand mit Christiane.
Brunos Halbbruder ist im Gegensatz zu ihm nicht an Frauen interessiert. Der introvertierte Michael, seit
seiner Jugendmathematisch hochbegabt, widmet sich inzwischen beruflich mit fast autistischer Hingabe
der Molekularbiologie, um neue Wege der Reproduktion menschlichen Erbguts zu entdecken. Weil das
Grab seiner Großmutter durch den Baubeginn der örtlichen Bundesstraße bedingt umgebettet werden
muss, reist er nach Winzhofen, in den Ort seiner Kindheit, wo er seine Jugendfreundin Annabelle
wiedertrifft. Als Schülerin hatte Annabelle vergeblich auf die Erwiderung ihrer Gefühle für ihn gehofft.
Sie verführt Michael, der zuvor noch nie mit einer Frau geschlafen hat, und sie werden ein Liebespaar.
Annabelle wird schwanger, doch wird bei ihr ein Unterleibstumor festgestellt, weshalb sie
einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen lassen muss. Michael eilt aus Irland zurück, wohin er wegen
seiner Forschungsarbeiten übersiedelt ist, um ihr während ihrer Genesung Beistand zu leisten. Schließlich
bittet er sie, zu ihm nach Irland zu ziehen, worauf sie einwilligt.
Kurz vor ihrem Aufbruch nach Irland verabschieden sich Michael und Annabelle von Bruno, indem sie
ihn an einem sonnigen Tag aus der psychiatrischen Klinik abholen und einen gemeinsamen Tag am See
verbringen.
Hintergrund[Bearbeiten]
Dem Film stand ein geschätztes Budget von etwa 6 Millionen Euro zur Verfügung.[3] Elementarteilchen erreichte in den europäischen Kinos über 1,1 Millionen Zuschauer, darunter 840.000
in Deutschland, über 100.000 in Italien, 50.000 in Frankreich und 35.000 in Österreich.[4]
Der Film entstand größtenteils in Berlin.[5] Darüber hinaus wurden Außenaufnahmen am Bahnhof
von Hetschburg vorgenommen und Innenaufnahmen im alten Pfarrhaus vonDrößnitz durchgeführt.[5]
Kritik[Bearbeiten]
Das Lexikon des internationalen Films erkennt in Elementarteilchen eine „Verfilmung des gleichnamigen
Romans von Michel Houellebecq, die weniger die kulturpessimistischen Weitungen der Vorlage als
primär die seelische Befindlichkeit der Protagonisten ausloten will. Ein inszenatorisch etwas zu glatter,
vor allem in der ersten Hälfte überdeutlicher Parforce-Ritt durch die Tiefen menschlicher Abgründe, der
durch das hervorragende und engagierte Schauspieler-Ensemble überzeugt.“[6]
Michael Dlugosch schreibt auf filmrezension.de: „Eine seltsame Seichtigkeit anstelle des
gesellschaftskritischen Zynismus Houellebecqs macht sich im Film, der den Roman inhaltlich wesentlich
umkrempelt, breit.“ Er kritisiert, dass „Roehler sich nach Agnes und seine Brüder thematisch wiederholt,
ohne einen Fortschritt zu erlangen“ und vergibt für den Film zwei von möglichen fünf Punkten.[7]
Von einer „Sensation“ spricht dagegen Jan Schulz-Ojala im Tagesspiegel: „Der souveräne Umgang mit
dem schwierigen Material bereitet den Boden für zwei der schönsten, melancholischsten, gebrochensten
Skizzen der Liebe, die man seit langem im Kino hat sehen können. […] Der Mensch ist eine von der
Evolution überholte, dennoch zähe und deshalb anrührende Spezies: Roehler transponiert dieses Credo
Houellebecqs wie traumwandlerisch bis in die Großaufnahmen, mit denen die Kamera die Gesichter
ausforscht …“[8]