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~1~ WIESER, ST., t~. FETZ~I~I~ und_ D. Jo~a~¢: Elektrosehock und vegetative Integration. Klinisehe Woohenschrift ELEKTR 0SCHOCK UND ¥E fiETATIVE INTE GRATIOI~ *. Von WIESER, ST., ~,. F:ETZNI~R und D. JOgDA~. Aus der Universi~Rts-Nervenklinik Tfibingen (Direktor: :Prof. :Dr. Dr. h. c. E. KI~ETSCt~a~IER). Eine kaum abersehbare Anzahl yon Arbeiten hatte in den letzten Jahren die Wirkung des Elektroschoeks auf Einzelfunktionen des vegetativen Systems zum Gegenstand. In den Fragestellungen der meisten Referate war die maausgesproehene Annahme ent- halten, dab die Antwort des autonomen Systems auf den Elektrosehoek eine konstante, sieh stets in gleieher Gestalt abhebende Reaktion darstelle. Zuf~llig beob- aehtete Ver~nderungen abnormer Temperatur- und Blutdruekverh/fl~nisse naeh Elel~rosehocktherapien liegen vermuten, dab jene Standardreaktion auf den Heilkrampf Erregbarkeitsverh/~ltnisse hinterl~Bt, die you der ursprfingliehen Reaktionsbereitsehaft ver- schieden sind. Es sehien ferner, als ob die Riehtung und das Ausmag dieser sekund~ren Ver~ndertmg der Erregbarkeit eines bestimmten Teflsystems ,con dessen Ausgangslage abh~ngen ~drde. In ~hnliehe Riehtung wies aueh die Arbeit VO~LX~LS fiber die Wirkung des Elektrosehocks auf die Capillardiehte. Sie ergab, dab bei der Regelung der Tonusverh~ltnisse der Capillarw~nde naeh dem Heflkrampf dasjenige vegetative Teilsystem den ersten kompensatorisehe n Schritt nnter- nimmt, das zur AusgangsIage ia anf~gonistiseher Beziehung steht. D~mit sehienen aueh bei unserer ]~ragestellung die Beziehungen zum Ausgangswertgesetz yon WILD]~ gegeben zu sein. In den darauffolgenden Unter- suehungen wurde das S~LB~C~sehe Kippschwingm~gs- prinzip bei der Steuerung der vegetativen Funl~ionen mit in Ansatz gebraeht. Naeh diesem Prinzip ist das vegetative Gesamtsystem in 2 polaren Strukturen gedaeht. Es l~gt sieh zergliedern in eine ergotrope Leistungsphase und in eine trophotrope Restitutions. phase, die zueinander in ganz bestimmten funktionalen Be- ziehungen stehen. Die Erregung des einen Partners hat aueh eine solehe des anderen zur ]~olge, so dab die zunehmende Er- regung etwa des ergotropen Teilsystems mi~ einer gleiehzeitig anwachsenden Hemmung durch das Jbrophotrope System ein- hergeht. Diese Iunktionelle Weehselbeziehung bewahrt das Gesamtsystem vor ex~remen Erregungssteigerungen und be- wirkt den Ausgleieh j eder I~eizbeantwortung auf einer mittleren Linie. Es galt daher Yfir uns, zuerst aus dem Verband des vegetativen Gesamtsystems die Erregungslage eines Teilverbandes dutch einen pharmakodynamisehen Test zu erfassen. Die wiederholten Prfifungen der Erregbarkeit nach Abklingen der unmittelbaren Sehockwirkung sollten ein Bild vermitteln fiber die lZiehtung und das A usmaB der nunmehr eingenomme- nen Reagibihtat des betreffenden Teilsystems. D~e Untersuehungen wurden in den Jahren 1949--1951 durehgefiihrt. Die 1. Versuchsserie umfaBte 19 Sehizophrene und Depressive. Es karaen nur die Protokolle kreislaufgesun- der Versuehspersonen zwisehen 18 nnd 45 Jahren zur Auswer- tung. Naehdem bei den nfiehternen Patienten die im Liegen wiederholten Messungen ausgegliehene Blutdruckverhaltnisse ergeben hatten, wurden 33 y Suprarenin Knoll in 1 em a Aqua destillata innerhalb yon 5 see in~raven6s injizier~, Die Kaniile -- * Das Weft ,,Integration" ist hier mi~ yeller Absich$ gew~hl~. Es deekt sich mit dem Begriff ,,Synergismus" yon W. R. HESS und meint das auf eiae Leistung orientier$e shnul$ane bzw. kurzfristige Zusammenspiel ver- schiedener Effektoren. W~bxend aber in dem Begriff ,,Synergismus" tm wesentliehen das Prinzip der Gleichzeitigkei$ der Znsammenwirl~mg ver- schiedener :Funktionen zum Ausdruck komm~, beinhalte~ der Terminus ,,Integration'" die GanzheltIichkeit Ms :Ergebnis der Koordina~ion. So wirk~ z.B. tier pressorische :Effek~ gu~ Suprarenin als eine einhei~Hche b[ologische Reaktion, deren integrierende funk~ionalen Besta, ndtefle sich nut experimentell voneinander isolieren lassen. blieb bei der Injektion solange in der Vane liegen, bis der Einstieheffekg abgeklungen war. Naeh der Einspritzung wurden Puls and Blutdruek in Abst~nden yon 30 see bis zum Abklingen der Reaktion laufend registriert. Daraufhin wurde der Heilkrampf ausgel~st, wobei es in allen F~llen durch eine entspreehende Dosierung der Strommenge und der Dureh- flutungszeit zu einem Vollkrampf kam. Naeh Abklingen der motorischen Urrruhe, die sieh meist an die komat6se Phase anseMieBt, wurde der Suprareninversuch unter gleichen Be- dingungen wiederholt. Zwischen den beiden Injektionen lag eine Zeitspanne yon etwa 15 rain. Eine weitere Serie yon 24 Schizophrenen und Depressiven wurde bei der eben gesehflderten Versuehsanordnung vor dem ersten Elek~rosehock experimentell geprfift. Es wurden bier jedoeh nicht Einzelschocks, sondern nach der klassischen Blockmethode an 3 aufeinanderfolgenden Tagen insgesamt 3 Heilkr~mpfe gesetzt. Den Suprareninversueh ffihrten wit bei dieser Serie nieht unmittelbar nach dam Abklingen des Sehoeks, sondern 48 Std naeh dem letzten Heflkrampf des Blockes dutch. Parallel zu diesen Serien n~hmen wit Langssehnittunter- suehungen an einzelnen Se~dzophrenen vet, und zwar in der Weise, dab der pressorisehe Effekt des Suprarenins ira Vertaufe einer l~ngeren Behandlung naeh jedem Sehock laufend registriert wurde. W~hrend der Siehtung der experimentellen Be- funde ersehien die Arbe~t yon S:ELBACt[ trod PLOOG fiber die Sympatolbelastung w~hrend der Elektro- sehockbehandlung. Es ergab sieh, dab sieh unsere Befunde weitgehend mit denen der beiden Autoren deckten, so dab in unseren Ergebnissen gleiehzeitig auch die Best£tigung der Resultate beider Verfasser erbliek~ werden karm. Wit dfirfen nun auf die Dis- kusaion bestimmter anderer Ergebnlsse fibergehen, die geeigne~ erscheinen, Neues zum Verst~ndnis der inte- gra~iyen Wirkung des Elektrosehocks beizutragen. Die bei insgesamt 45 ~nbehandelter~ Schizophrenen und Depressiven gemaehten Suprareninversuehe er- gaben ira ganzen fiberaus uneinheitliche Befunde. Insbesondere die Blutdruckktrcven Schizophrener sehwankten zwisehen extremen ~ormen. Einige Pa- tienten lieBeu die pressoHsehe Wirkung des Supra. renins vermissen, andere zeigteu einen paradoxen Effekt, indem der Blutdruck primer sank, manehe wiederum wiesen einen sehr starken Blutdruckanstieg ohne depressorisehe Naehsehwankung auf. Eine be- tr~ehtliche Zahl der Versuchspersonen zeigte einen physiologisehen Kurventypus. Grundsatzlich gleich verhie]t sieh aueh die Pu]sfrequenz. Diese Befunde best/£tigen die Ergebnisse zahl- reieher Autoren, die fibereinstimmead yon einer unein- heitliehen Reaktion der Schizophrenen auf vegetative Pharmaka sprechen. Das Wesen dieser Unregelm~Big- keiten der vegetativen Reaktionen besteht naeh An- sitar yon NAorL, SELBACHU. a, m. in einer Desinte- gration yon ~unktionsverbanden, so dab sich daraus ein Zerfall in unkoordinierte vegetative Teflfunktionen ergibt. Unseren Arbeiten lieg~ die Ansicht yon W. R. HEss fiber die funktionelle Organisation des vegetafiven Nervensystems zugrunde. Relativ selbstandige Funktionen peripherer Auto- nomie ffigen sich in progressiver Aufstoekung zu immer hSheren :Funktionsverbanden zusammen, deren Koordination auf eine Leistung orientiert ist. Unter diesem Aspekt ist einerseits das pressorisehe Teilsystem in den tibergreifenden Verband des erg0tropen Systems eingebettet, andererseiis 1/~gt es sieh in eine Anzahl relativ selbst~ndiger peripherer

Elektroschock und vegetative Integration

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Page 1: Elektroschock und vegetative Integration

~ 1 ~ WIESER, ST., t~. FETZ~I~I~ und_ D. Jo~a~¢: Elektrosehock u n d v e g e t a t i v e I n t e g r a t i o n . Klinisehe Woohenschrift

E L E K T R 0SCHOCK UND ¥E fiETATIVE INTE GRATIOI~ *.

V o n

W I E S E R , S T . , ~ , . F:ETZNI~R u n d D . J O g D A ~ .

Aus der Universi~Rts-Nervenklinik Tfibingen (Direktor: :Prof. :Dr. Dr. h. c. E. KI~ETSCt~a~IER).

Eine kaum abersehbare Anzahl yon Arbeiten ha t te in den letzten Jahren die Wirkung des Elektroschoeks auf Einzelfunktionen des vegetat iven Systems zum Gegenstand. I n den Fragestellungen der meisten Referate war die maausgesproehene Annahme ent- halten, dab die Antwort des autonomen Systems auf den Elektrosehoek eine konstante, sieh stets in gleieher Gestalt abhebende Reakt ion darstelle. Zuf~llig beob- aehtete Ver~nderungen abnormer Temperatur- und Blutdruekverh/fl~nisse naeh Elel~rosehocktherapien liegen vermuten, dab jene Standardreakt ion auf den Hei lkrampf Erregbarkeitsverh/~ltnisse hinterl~Bt, die you der ursprfingliehen Reaktionsbereitsehaft ver- schieden sind. Es sehien ferner, als ob die Riehtung und das Ausmag dieser sekund~ren Ver~ndertmg der Erregbarkei t eines bes t immten Teflsystems ,con dessen Ausgangslage abh~ngen ~drde.

In ~hnliehe Riehtung wies aueh die Arbeit VO~LX~LS fiber die Wirkung des Elektrosehocks auf die Capillardiehte. Sie ergab, dab bei der Regelung der Tonusverh~ltnisse der Capillarw~nde naeh dem Heflkrampf dasjenige vegetative Teilsystem den ersten kompensatorisehe n Schritt nnter- nimmt, das zur AusgangsIage ia anf~gonistiseher Beziehung steht.

D~mit sehienen aueh bei unserer ]~ragestellung die Beziehungen zum Ausgangswertgesetz yon WILD]~ gegeben zu sein. In den darauffolgenden Unter- suehungen wurde das S~LB~C~sehe Kippschwingm~gs- prinzip bei der Steuerung der vegetat iven Funl~ionen mit in Ansatz gebraeht.

Naeh diesem Prinzip ist das vegetative Gesamtsystem in 2 polaren Strukturen gedaeht. Es l~gt sieh zergliedern in eine ergotrope Leistungsphase und in eine trophotrope Restitutions. phase, die zueinander in ganz bestimmten funktionalen Be- ziehungen stehen. Die Erregung des einen Partners hat aueh eine solehe des anderen zur ]~olge, so dab die zunehmende Er- regung etwa des ergotropen Teilsystems mi~ einer gleiehzeitig anwachsenden Hemmung durch das Jbrophotrope System ein- hergeht. Diese Iunktionelle Weehselbeziehung bewahrt das Gesamtsystem vor ex~remen Erregungssteigerungen und be- wirkt den Ausgleieh j eder I~eizbeantwortung auf einer mittleren Linie.

Es galt daher Yfir uns, zuerst aus dem Verband des vegetat iven Gesamtsystems die Erregungslage eines Teilverbandes dutch einen pharmakodynamisehen Test zu erfassen. Die wiederhol ten Prfifungen der Erregbarkei t nach Abklingen der unmit telbaren Sehockwirkung sollten ein Bild vermitteln fiber die lZiehtung und das A usmaB der nunmehr eingenomme- nen Reagibihtat des betreffenden Teilsystems.

D~e Untersuehungen wurden in den Jahren 1949--1951 durehgefiihrt. Die 1. Versuchsserie umfaBte 19 Sehizophrene und Depressive. Es karaen nur die Protokolle kreislaufgesun- der Versuehspersonen zwisehen 18 nnd 45 Jahren zur Auswer- tung. Naehdem bei den nfiehternen Patienten die im Liegen wiederholten Messungen ausgegliehene Blutdruckverhaltnisse ergeben hatten, wurde n 33 y Suprarenin Knoll in 1 em a Aqua destillata innerhalb yon 5 see in~raven6s injizier~, Die Kaniile

- - * Das Weft ,,Integration" ist hier mi~ yeller Absich$ gew~hl~. Es deekt sich mit dem Begriff ,,Synergismus" yon W. R. HESS und meint das auf eiae Leistung orientier$e shnul$ane bzw. kurzfristige Zusammenspiel ver- schiedener Effektoren. W~bxend aber in dem Begriff ,,Synergismus" tm wesentliehen das Prinzip der Gleichzeitigkei$ der Znsammenwirl~mg ver- schiedener :Funktionen zum Ausdruck komm~, beinhalte~ der Terminus ,,Integration'" die GanzheltIichkeit Ms :Ergebnis der Koordina~ion. So wirk~ z.B. tier pressorische :Effek~ gu~ Suprarenin als eine einhei~Hche b[ologische Reaktion, deren integrierende funk~ionalen Besta, ndtefle sich nut experimentell voneinander isolieren lassen.

blieb bei der Injektion solange in der Vane liegen, bis der Einstieheffekg abgeklungen war. Naeh der Einspritzung wurden Puls and Blutdruek in Abst~nden yon 30 see bis zum Abklingen der Reaktion laufend registriert. Daraufhin wurde der Heilkrampf ausgel~st, wobei es in allen F~llen durch eine entspreehende Dosierung der Strommenge und der Dureh- flutungszeit zu einem Vollkrampf kam. Naeh Abklingen der motorischen Urrruhe, die sieh meist an die komat6se Phase anseMieBt, wurde der Suprareninversuch unter gleichen Be- dingungen wiederholt. Zwischen den beiden Injektionen lag eine Zeitspanne yon etwa 15 rain.

Eine weitere Serie yon 24 Schizophrenen und Depressiven wurde bei der eben gesehflderten Versuehsanordnung vor dem ersten Elek~rosehock experimentell geprfift. Es wurden bier jedoeh nicht Einzelschocks, sondern nach der klassischen Blockmethode an 3 aufeinanderfolgenden Tagen insgesamt 3 Heilkr~mpfe gesetzt. Den Suprareninversueh ffihrten wit bei dieser Serie nieht unmittelbar nach dam Abklingen des Sehoeks, sondern 48 Std naeh dem letzten Heflkrampf des Blockes dutch.

Parallel zu diesen Serien n~hmen wit Langssehnittunter- suehungen an einzelnen Se~dzophrenen vet, und zwar in der Weise, dab der pressorisehe Effekt des Suprarenins ira Vertaufe einer l~ngeren Behandlung naeh jedem Sehock laufend registriert wurde.

W~hrend der Siehtung der experimentellen Be- funde ersehien die Arbe~t y o n S:ELBACt[ trod PLOOG fiber die Sympatolbelastung w~hrend der Elektro- sehockbehandlung. Es ergab sieh, dab sieh unsere Befunde weitgehend mit denen der beiden Autoren deckten, so dab in unseren Ergebnissen gleiehzeitig auch die Best£tigung der Resultate beider Verfasser erbliek~ werden karm. Wit dfirfen nun auf die Dis- kusaion best immter anderer Ergebnlsse fibergehen, die geeigne~ erscheinen, Neues zum Verst~ndnis der inte- gra~iyen Wirkung des Elektrosehocks beizutragen.

Die bei insgesamt 45 ~nbehandelter~ Schizophrenen und Depressiven gemaehten Suprareninversuehe er- gaben ira ganzen fiberaus uneinheitliche Befunde. Insbesondere die Blutdruckktrcven Schizophrener sehwankten zwisehen extremen ~ormen. Einige Pa- tienten lieBeu die pressoHsehe Wirkung des Supra. renins vermissen, andere zeigteu einen paradoxen Effekt, indem der Blutdruck pr imer sank, manehe wiederum wiesen einen sehr s tarken Blutdruckanstieg ohne depressorisehe Naehsehwankung auf. Eine be-

tr~ehtl iche Zahl der Versuchspersonen zeigte einen physiologisehen Kurventypus. Grundsatzlich gleich verhie]t sieh aueh die Pu]sfrequenz.

Diese Befunde best/£tigen die Ergebnisse zahl- reieher Autoren, die fibereinstimmead yon einer unein- heitliehen Reakt ion der Schizophrenen auf vegetat ive Pha rmaka sprechen. Das Wesen dieser Unregelm~Big- keiten der vegetat iven Reaktionen besteht naeh An- s i tar yon NAorL, SELBACH U. a, m. in einer Desinte- gration yon ~unktionsverbanden, so dab sich daraus ein Zerfall in unkoordinierte vegetat ive Teflfunktionen ergibt.

Unseren Arbeiten lieg~ die Ansicht yon W. R. HEss fiber die funktionelle Organisation des vegetafiven Nervensystems zugrunde. Relativ selbstandige Funktionen peripherer Auto- nomie ffigen sich in progressiver Aufstoekung zu immer hSheren :Funktionsverbanden zusammen, deren Koordination auf eine Leistung orientiert ist. Unter diesem Aspekt ist einerseits das pressorisehe Teilsystem in den tibergreifenden Verband des erg0tropen Systems eingebettet, andererseiis 1/~gt es sieh in eine Anzahl relativ selbst~ndiger peripherer

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J~. Sl, t{eft 13/14 WII~StlR, S~., R. F~TZ~r~R und D. J o ~ ' ~ : Elektrosehock und vegetative Integration. ~15 1. April 1968

Einzelfunktionen zergliedert deaken. In der Tat handel$ es sieh bei der Regulierung der Blutdruekverh~ltnisse um eine Koordination mehrerer peripherer Effektoren, Me Elastizita$ der groBen Gef~Be, Querschnit$ der Aorta, Sehlagvolumen, Schlagfrequenz und peripherer Widerstand.

In diesem Sirme ist der Suprarenintest als ein At~rappen- versueh anzusehen, der auch oline konkretes biologisehes Leistfingsziel die Teflftmktionen des autonomenNervensystems zu einer einheNiehen tleakgionsform (ergo~Lrope ~unktionslage) zusammenfagt. Nut auf dem t~undament dieser vegetativen Gesamtschaltung vermag sieh die spezifisehe Gestalt einer dynamisehen biologiselien Anpassungsleistung aufzubauen.

S~L~ACH ha~ vor ku rzem den Versueh un te r - nommen, die Nannigfalgigkeig der vege~at iven Abi~ufe wahrend des Anla l l sgesehehens t m t e r e inem einhei t - l ichen gheoregisehen Aspek~ zusammenzufassen . Seiner .aJnsichg naeh soil der K r a m p f eine m o m e n t a n e Synchronis ie rung al ler vegegat iver Te i l sys teme er- zwingen, u n d zwar in F o r m einer b iphas isehen K i p p - sehwingung des Gesamtsys t ems . Die Er regung der

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Abb. 1. - . . . . Die blutdrucks~eigernde Wirkung des Suprarenins bei der unbehandel~en Patientin. - - - - - Dasselbe nach dem ersten :Elek~rosehoek.

Die Reaktion des Blu~lruckes auf Suprarenln naeh dem le~zten Sehock einer Serie yon 3 ~efikr~mp~em Die ~eaktion auf des vegetative Pharmakon ha~'sieh nunmehr normaIisier~, d.h. sie pendelte sieh in eine

mitt]ere Lage ein.

einzelnen F u n k t i o n e n des auf diese Weise schwin- genden vegeta~iven Verbandes kling~ je naeh der Eigentr~ghei~ der Komponen~en in verseh iedenen Ze i t in t e rva l l en ab.

Aus der pressor ischen W i r k u n g des Suprarenins , d ie naeh dem Auskl ingen dieser Synchronis ie rung erfolg$, kSnnen Rtiekschlt isse auf die nunmehr ein- genommene Er regba rke i t s l age gezogen werden. Fas~ du rchweg erhiel~en wir naeh dem I t e i l k r a m p f K u r v e n , die y o n den pressor isehen Ef fek ten vor dem Elek t ro - schock versehieden waren. I n den me i s t en FKllen zeigte sich eine Tendenz zur Normal i s i e rung ; die p a r a d o x e n Re~k t ionen schlugen in pressorisehe Ef fek te urn, die K u r v e n mi~ e inem vorher a tak~ischen Verlauf ~narden stet iger , und f ibersehiegende Blu tdruekerhS- hungen ze ig ten nach dem K r a m p f eine ger ingere Reak t ion . Noeh deu~licher war die Normal i s ie rungs- t endenz im Ver laufe einer l anger daue rnden E lek t ro - schoekbehandlung .

Die gepunk te t e K u r v e auf Abb . 1 zeig~ eine ex t r eme Biutdrueks~eigerung Ms Ausd ruck der hohen Er regba r - kei~ des wesso r i schen Sys t ems bei de r unbehande l t~n Pat ien~in an. Die gesgrichel~e Lin ie g ib t den Verlauf des pressor ischen Effek~es naeh dem ers ten Heft- k r a m p f wieder . Aus der n u n m e h r schwaehen Reiz-

beantwort~mg is~ auf eine geringere E r r e g b a r k e i t zu schlieSen. ErsC die ausgezogene Kurve , die nach e inem Block gewonnen wurde, zeig~e einen phys io- logisehen Verlauf, aus dem ein E inpende ln der Er reg . ba rke i t auf eine mi t t l e re Lin ie gefolgerC werden kann .

Da.$ diese Neigung zur Normal i s i e rung ke in ver- einzel~er B e f u a d ist, geh t aus den Abb. 2 und 3 hervor ,

/o,0

{: - IP g~

7;s [] = ~eehl/onsfl~'che /z cnz ~ vor der E £-Behendlun~ I = Zu:bz~,Abnehme derReeldion~Ple'~ha nech

einem el'nzeloen ~qhoc~

Abb. 2,

auf denen alle P a t i e n t e n be ider Versuchsser ien dar- ges~ell~ s in&

Auf beiden Bildern (Abb. 2 u. 3) ist die pressorische Antwort aufSuprareni~ in Quadratzentimetern graphiseh fllus~riert. Da- mit beide Dimensionen des pressorischen Effektes, sowohl die HShe tier systolisehen Blutdrucksteigerung in 5Ii]limeter Itg,wie

cr~ 2

.~ 7,s

.~ z,5

o

. . . , , i I , gg

[ ] = ReaktionsH~che in ~r~ ~ roe dee £. £-~ehandlun~ I = Z~4z~. Ab#ehme denReeklion¢#~'~he nech dem E-Block

Abb. 3.

auch die Dauer in Sekunden in einor einzigen Indexziffer zum Ausdruck kommen, wurde des ]?l~ehenintegral der graphiseh da~gestellten Verlaufskurve de.r Blutdruekreakt.ion berechnet. Des Ft~ehenin~egral ist semi* des Produkt zwisehen Dauer und HShe der pressorischen Wirkung des Suprarenins, und es is~ demnaeh als MaBzahl fiir die Starke der Blutdruckreaktion au~ des Mi~tel aufzufassen. Eine negative Indexziffer zeigt einen paradoxen Effekt mit primarer Blutdrucksenkung an, wfichrend grebe Zahlen eine sehr starke oder langdauernde Blu~druekreaktion ausdrticken.

Die he]len Saulen reprgsen~ieren die Flgchen, die bei den unbehandelten Patienten gewonnen ~-arden. So ist z. B, in der ersten senkreehten Kolonne links eine ]~lgehe yon 6,5 cm ~ unterlialb der Nullillie in Form einer weil?en Sgule ~uf- getragen. Es ist damit ausgedrtiekt, dab bei dieser Patientin eine primate Blutdrueksenkung auf Suprarenin erfolg~e, die kurvenm/~gig dargestell~ eine Flgehe yon 6,5 em 2 bedeekte. Die sehwarze S~ule dar~ber soil die Zmm~hme der pressorisehen Wirkung naeh dem Elektrosehock anzeigen. Da die Reaktion auf Suprarenin naeh dem Elektrosehoek 4 em ~ betrug gegen- fiber - -6,5 cm ~ vet dem Krampf, so handelt es sieh in diesem ]?alle um eine Zunahme der pressorisehen Wirkung yon

21"

Page 3: Elektroschock und vegetative Integration

316 Wi~s~a, ST., R. FETZlCEI~ und D. JO~DA~: Elektrosohock und vegetative Integration. Klinische Wochenschrift

Mu.

Bi.

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Seh. ]

WS.

Her.

Vor dem Elektroschock

Ausgangswer$ des Blutdruckes

120/75

no/so 135/85

12o/7o 125/60 I30/75

130/75 13o/95 12o/9o [

125/95 I 125/95

135/7o 12o/85 130/70 100/50

n6chster Blut- druckwert auf 83 y Suprarenin

intraven6s

135/85

175/120 '

160/110

180/115

165/115 165/95 14o/12o 165/110 165/115

150/135

150/115 150/120

155/85 135/85 145/85 110/55

Sic. 115/75 125/75

Ha. 110/95 110/75

Ho. 125/95 110/80

Br. 11o/8o,

Tabelle 1.

Pa~ien- ¢en

+55 + 50 +45 ÷ 40 +4O + 40

+ 35 4 3 5 + 30

+ 25 + 25

+ 20

+ 15 + 15

4 1 0 + 10

±o

Nach dem Elektroschock

H(ichster BluV Ausgangswer~ drltckwert~ auf

des Blu~ru@es 33 r Suprarenin intraven0s

125/90 160/115

135/100 165/135

125/95 140/105

125/110 150/125 125/70 150/95 130/85 140/100

130/90 155/120 125/!10 150/125

i 11.0/90 125/110

130/90 175/105 120/95 115/110

130/95 160/105

105/80 115/110 130/85 185/115

110/65 140/75 130/70 160/70 120/105 140/125

125/95 155/120

115/80 140/105

435 - -20 ÷ 30

4 1 5 + 30 + 25 + lO + 25 425 + 1 5

+ IO +50 + 30

I +25

Tabelle 2.

renin um 4 cm ~ abgenommen hat, da die Reaktion nach dem Heilkrampf nunmehr 5,5 em ~ betrug.

Die Abb. 3 ste]l~ dieselben Ergebnisse dar, nut mit dem Untersehied, dab bier nieht vor bzw. nach einem einzigen Elektroschock, sondern vor

~ 2 0 und 48 Std naeh einem Dreier- - block, bes~ehend aus 3 Einzel-

- -30 schoeks, getestet wurde. Aus beiden Abbildun-

~20 gen ist zu ersehen, dab die Versuch.spersonen, die vor

--10 dem Schock gering oder gar pa radox reagiert~n,

- -15 stets eine Zun~hme der Er- ± 0 regbarkei~ nach dem tieil-

k rampf zeig~en. (Die ersten + 10 Kolormen der Abbildung).

Die Patienten mit ursprang- +15 lieh iiberschieBender Ant- -F 20 wor~ auf Suprarenin wiesen + 20 dagegen ebenso konstan~ + 20 eine Minderung der presso-

rischen Reak t ion naeh dem + 4 5 Schock auf. (Die le~zten + 5 0 Kolonnen der Abbildung.)

I n einem relat iv schmMen Mittelfeld lagen die Ver- suchspersonen, die eine mitflere Reak t ion ha t t en

D= n,--~, und bei denen en~weder keine oder nur eine geringe Anderung der Erregbarkei t im Sirme einer Zu- oder

~ 5 5 Abnahme erfolgte. Dabei verhielten sieh sowohl die

- -37 Versuehspersonen, bei - -25 - denen ein Einzelschoek er-

folgte, wie auch diejenigen, ± 0 die mi t der Blockmethode

behandel~ wurden, grund- --3,3 s~tzlich gleieh. Der Unter-

schied ist nur ein graduel- 4 3 ler, weft die Normalisie-

rung nach einer Serie yon + 20 Schocks markan te r isL als

dies bereits nach einem einzigen Hei lkrampf zu sein pflegt.

Die Tabellen 1 und 2 steL len im wesentliehen denselben Vorgang dar wie die Abb. 2 und 3. Auf der Tabelle 1 sind die Patienten dargestellt, die vor nnd nach einem einzelnen Elektmsehock und auf Ta- belle 2 die Versuehspersonen, die vor und naeh einem Block experimentell geprfift wurden. Die zweite senkreehte Xolorme enth~l$ die Aus-

Patien- ten

Wi.

K1. Seh5.

Nfi.

Vo. Ste. Sehm.

~ehw. t)e. Sehn.

Go. Bi. Zi. Lo. M:a. Spe. Str.

Go.

Ke. Sehr. H~. Ne.

Bo.

Snprareninprobe bei den unbehandeRen Patienten

j HSchster Blut- Ausgangswer~ I drackwert auf

des Blutdruckes 33 y Suprarenin intravenSs

12o/75 115/8o 135/75 12o/8o 120/60

105/75 11o/9o 115/80

15o/8o 12o/85 120/85

115/80 130/65

115/60 120/70 135/85 135/80 105/70 125/70

14o/7o 115/55 130/100

115/9o 135/7o

210/100

lSO/95 300/80 18o/115 170/75

15o/12o 155/10o 160/110

190/12o 16O/lOO 16O/lOO

15o/115 165/12o

145/7o 150/130 165/110 165/80 135/7o 150/90

16o/95 135/8o

- i 1 /125 t. 125/95

11o/65

+ 90

+ 65 4 6 5 ÷ 6O

4 5 0 4 4 5 4 4 5 4 4 5

+ 4 0 44O +40

+ 40 4 3 5

4 3 0 4 3 0 4 3 0 + 30 4 3 0 4 2 5

4 2 0 + 2O

.I 4 1 0 - -15

Suprareninprobe 48 Stdnach demElektroschock-Block

Ausgangswert des Blutdruckes

115/75

11o/8o 125/8o 125/85 115/65 115/7o 12o/85 125/so 135/95 120/70 14o/8o 120/95 12o/75 12o/8o lOO/6O 130/65 14O/80 n5/85 1~o/75 13o/7o 115/70 120/70

12o/75 130/75

KSchster Blut- druckwert auf 33 V Suprarenln

intravenifs

150/75 ±35

150/95 4 4 0 14o/9o +15 100/125 435

175/90 4 5 0

155/lOO 44o 160/105 4 4 0

........... 170/125 445

175/90 • 4 4 0 175/90 4 5 0 180/150 440 170/105 +50 180/95 +60

195/85 +75 160/75 + 6 0 180/85 4 50 4 22 180/80 4 4 0 155/85 4 4 0

155/lO5 4 25 ± o

200/90 4 70 155/8o ~ + 4 o +35 160/100 I 4O +25 150/85 + 30 + 20 175/105 ~ + ~ ± 60

10,5 cm% die Ms dunkle Si~ule fiber der betreffenden hellen aufgetragen ist. In der letzten senkrechten Xolonue rech$s ist eine helle ~l/~che entsprechend 9,5 em 2 fiberder Nullinie einge- zeichnet, als Ausdruek dessen, dab die Reak~ion auf Suprarenin bei diesem Patienten vor dem Elektroschoek 9,5 em 2 betrug. Die dunlde Si~ule darunter zeigt an, dab nach dem Elektro- sehoek die Antwort des systotischen Blu~lrueks auf Supra-

gangswerte des Blutdxhekes bei den unbehandelten Patienten. In der dritten Kolonne kommt der maximMe Blutdruekwer~ auf 33 y Suprarenin zur Dars~ellung. In der Kolonne 3 (bezeichnet mit nl) ist die Steigerung des BluMruckes auf Suprarenin zum Ausdruck gebraeht, und zwar vom Ausgangswer~ bis zur hSehsten Spitze der pressorisehen Kurve. Die Ziffern unter n l besagen, dM~ z. B. bei der Patieritin Mu. der Blutdruck auf die Einspritzung

Page 4: Elektroschock und vegetative Integration

Zg. 3~, Heft ~3 /~4 J . Z . ~ R und K. SOLTH: Die Ausseheidung der Ce~-Steroide bei Neugeborenen. 317 1. April 1953

yon Suprarenin vet dem Elek$roschoek mit e'mer ErhShung yon 55 mm Hg (yon 120 auf 175 mm Hg) reagierte. Die darauffo]genden Ko]onnen 5--7 repr~scntieren die Werte, die bei demsclben Suprareninversuch, diesmal jedoch nach dem Abklingen des Elektroschocks, gewonnen wurden. Die Patientin Mu, z.B. reagiert diesmat mi$ einer BlutdruekerhS- hung yon 35 mm Hg auf die Injektion yon 33 7 Suprarenin in~ravenils (yon 125 auf 160 mm Hg). Der anf/~nglichen Erh6- hung des systolisehen Blutdruckes bei der unbehandelten Pati- en~in yon 55 mm Hg steht nach dem Elektrosehoek eine solehe yon 35 mm ltg gegeniiber. Demnaeh betr~ig~ bei derselben Patientin nach dem Elektrosehock die Reaktion auf Supra- renin 20 mm ~tg weniger. Naeh diesen Ausfiihrungen stellen sich die Werte der letzten Kolonne als die Differenz zwisehen der Reaktion auf Suprarenin vor und nach dem Elektro- schock dar.

Die Tabelle 2 gibt die Ergebnisse derselben Versuehs: anordnung wieder, diesmal jedoeh bei den Patienten, die mib einem Block behandeI$ wurden.

Diese Tabellen vermit~eln ebenfalls ein Bild fiber den Wandel der Erregbarkeit des pressorischen Sy- stems dureh den tteilkrampf. Auch hier sehen wir, da$ eine starke Erregbarkeit ged~mpft und eine schwache vergr5$ert wird, w~hrend das mittlere Feld physiologischer Kurvenabl/~ufe relativ geringe ~nde- rung durch den E]ektroschock erf/~hr~. Je welter die Erregbarkei~ yon der mit~leren Lage nach der einen oder der anderen Seite abgewichen und in dieser S~ellung fixiert war, um so ausgiebiger ist die gegen- sinnige Xnderung naeh dem Heilkrampf.

Es ist noch hervorzuheben, dal~ sieh die Puls- frequenz vor und naeh dem Elektroschock ebe~ffalls so verh~lt, wie dies ffir den pressorisehen Teflverband aufgezeigt wurde.

Kehren wir nun zu den anfi~ngtiehen ErSrterungen fiber die Unregelmi~Bigkei~ der vegetativen Reiz- beantwortung bei den Psychosen zurfick. Sic wurde eingangs ats der Ausdruck einer mangelnden vege- tat iven Integrationsf/~higkeit aufgefaSt. Auf Grund der aufgezeigten experimentellen Ergebnisse eiseheint nun eine genauere Deutung dieser vegetativen Des- integration mSglieh. Einerseibs liegt der Gedanke nahe, dal~ das pressorisehe Teilsystem in unvoll-

stgndig koordinierte Einzelfunk~ionen zerf/~ll~, die auf diese Weise aus dem Funktionsverband herausgelSs~, jeweils selbst~ndige,raumzei~liche Ablaufgestalten be- sibzen. Zum anderen aber wi~re es denkbar, da$ so, wie dies fiir die Pulsfrequenz als Komponente des pressorischen Systems aufgezeigt wurde, aueh andere elementarere Funktionen in abnormer Erregbarkeit yon der Mi~tellage abgewichen und in dieser Stellung fixie~ sind. Wenn nun jene Funktionsteile eines bestimmten vegetativen Teilverbandes durch den Elektroschock in eine normale mittlere Tonuslage gebrach~ werden, so is~ diese ers~ die Voraussetzung ffir einen gleichm~13igen und synchronen raumzeit- lichen Ablauf der fibergreifenden vege~ativen Gesamt- funktion. Die Frage, ob der Elektroschock auch in die zentrale Koordination selbst regulierend eingreift, kann auf Grund unserer Untersuehung nicht beant- wortet werden.

Zusammen[assung. Es wurde bei 43 Schizophrenen und Depressiven die Erregbarkei~ eines vegetativen Teilsys~ems mi~tels einer pharmakodynamischen Be- las~ungsprobe vor und naeh dem Elektroschoek be- stimmt. Die unmi~telbare Krampfwirkung besteh~ in der Synehronisierung aller vegetativer Teflfunk- tionen, und zwar in Form einer biphasischen Kipp- schwingung. Nach Abklingen dieser Standardr.eak- tion pendelt sich das vorher in pathologischer Erreg- barkeitslage fixierte pressorische Teilsystem auf eine mi~tlere Linie ein. Diese mitt.lere Ausgangslage nor- maler Erregbarkei~ is$ Bedingung ffir eine auf bio- logische Leis?~ung ansgerichtete vegetative Gesamt- sehal~ung.

Litera/ur. H~ss, W.R.: Schweiz. Arch. Neur. 15, 260 (1924); 16, 36 (1925); 50, 88 (1943). - - Die funktionetle Organisation des vegeta~iven Nervensystems. Basel: Benno Schwabe 1948. - - NAa~L, W.: Schweiz. Arch. Neur. 52, 55, 238 (1943). - - PLOO~, D., u. H. S ~ x c ~ : Dtsch. Z. Nerven- heilk. 167, 270 (1951/52). - - S~L~Ae~, H.: Fortschr. Neur. 17, 129, 151 (1949).- VO~LK]~L, A.: Klin. Wschr. 1949, 174. Wr~D~, W.: Z. Neur. 137, 319 (1931).

D I E A U S S C H E I D U N G D E R C ~ - S T E R O I D E B E I NEUGEBORENEN*.

YOn

J. ZA~'~D~ und K. SoL~r~r. Aus der Universit~its-Frauenklinik Marburg a. d. Lahn (Direk~or: Prof. Dr. C. KAU~'~ANN).

Das Verhalten hormonaler Wirkstoffe in der Neu- geborenenperiode beansprucht besonderes Interesse. Die Kenntnis der typischen Verhaltensweisen der ver- schiedenen Stoffweehselendprodukte in diesem Lebens- absehnitt gehSrt zu den Voraussetzungen tier weiteren K1/irung des endokrinen Gesehehens ira mii~terlichen und fetalen Organismus kurz vor der Geburt und im kindlichen Organismus kurz nach der Geburt.

Im Rahmen yon Un~ersuchungen fiber die C21- Steroide bestimm~en wir die Ausscheidung der freien Cor~icoide und des Pregnandiolkomplexes im H a m yon Neugeborenen.

DAY. 2, M~kTSON u n d LONG~rELL s, VENI~ING, ~ A N -

DALL l i n d ~xZORG¥ ls , I~EAD, V E N N I N G und RIP= STEIh ~12, s o w i e STR(~DER u n d M i t a r b e i t e r 1~ h a b e n mit einem biologischen Test x9 und mit chemischen Gruppenbestimmungen s, 12, x7 das Vorkommen yon

* Durehgefiihr~ mit Unterstfltzung 4er Deutsehen Forschungsgemein- s chart.

Corticoiden im Neugeborenenharn im Prinzip n aeh- gewiesen. Sie fanden in den ersten Lebenstagen kein typisches Verhalten, sondern eine ziemlieh gleich- bleibende Ausscheidung.

Zum Pregnandiolkomplex gehSrende Stoffe wurden bisher im Neugeborenenharn nich~ nachgewiesen 22.

Es ersehien uns jedoeh angezeig~, das Verhalten der C~-Steroide bei Neugeborenen beiderlei Ge- schlechts in den ersten 10 Lebenstagen mit empfind- lichen Methoden an einem grSBeren Material, das statistische Schlfisse zul~Bt, z u prfifen.

_Material und Methoden ** 1. Pregnandiolkomplex. Es wurde der H a m yon

Neugeborenen yore 1.--5. T~g und vom 6.--10. Tag getrenn~ nach dem Geschlecht gesammelt. Ins- gesamt wurden 2330 em 3 vom 1.--5. Tag und 3850 em 3

** Wit danken Frl. W,R~ W:~ISS und Frau ERIKA hI/~RX fiir ihr¢ zuverIKssige ~Y/Jtarbeit bei der Durchffihrung der Har~anal:~sen~