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1 Energiewende Ruhr - Innovative Partizipationsansätze und Change Agents Kulturwissenschaftliches Institut Essen Wissenschaftlicher Abschlussbericht (Februar 2017) IN KOOPERATION MIT: Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Ener- gie GmbH (Koordination) Kulturwissenschaftliches Institut Essen Technische Universität Dortmund, Fachge- biet Städtebau, Stadtgestaltung und Bau- leitplanung Spiekermann & Wegener (S&W) Stadt- und Regionalforschung Bergische Universität Wuppertal, Lehrstuhl Umweltverträgliche Infrastrukturplanung, Stadtbauwesen

Energiewende Ruhr - Innovative Partizipationsansätze … · Goethestraße 31, 45128 Essen Lea Schmitt Stefan Schweiger Britta Acksel Jennifer Kappmeier-Klenk Claus Leggewie Gefördert

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Energiewende Ruhr - Innovative Partizipationsansätze und Change Agents Kulturwissenschaftliches Institut Essen Wissenschaftlicher Abschlussbericht (Februar 2017)

IN KOOPERATION MIT: Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Ener-gie GmbH (Koordination) Kulturwissenschaftliches Institut Essen Technische Universität Dortmund, Fachge-biet Städtebau, Stadtgestaltung und Bau-leitplanung Spiekermann & Wegener (S&W) Stadt- und Regionalforschung Bergische Universität Wuppertal, Lehrstuhl Umweltverträgliche Infrastrukturplanung, Stadtbauwesen

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Impressum Bearbeitung:

Kulturwissenschaftliches Institut Goethestraße 31, 45128 Essen Lea Schmitt Stefan Schweiger Britta Acksel Jennifer Kappmeier-Klenk Claus Leggewie Gefördert durch:

Stiftung Mercator GmbH Huyssenallee 40, 45128 Essen Ansprechperson: Dr. Klaus Kordowski ([email protected])

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Inhalt

1   AUSGANGSPROBLEM UND ZIELSETZUNG 5  

2   DEZENTRALE DIFFUSION DER ENERGIEWENDE DURCH AGENTINNEN DES WANDELS 9  2.1   Methodischer Zugang 9  2.2   Zentrale Ergebnisse 14  

3   DER „ZUKUNFTSRAT“: TRANSFORMATION DURCH KOOPERATION 20  3.1   Methodischer Zugang 20  3.2   Zentrale Ergebnisse 22  

4   ZENTRALE SCHLUSSFOLGERUNGEN UND STRATEGISCHE EMPFEHLUNGEN 27  4.1   Perspektiven für Forschung und Methode 27  4.2   Perspektiven für Akteure / für die Region 30  

5 PRODUKTÜBERSICHT 32  

6 LITERATUR 35  

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1 Ausgangsproblem und Zielsetzung

Normativer Ausgangspunkt des Forschungsprojekts war die Überlegung der „Ethikkommissi-

on für eine sichere Energieversorgung“, dass Deutschland besser in der Lage sei, innerhalb

einer Dekade aus der Atomenergie auszutreten und gleichzeitig seine Klimaziele zu errei-

chen, insofern es sich bei der Energiewende um ein „Gemeinschaftswerk“ handele (Kleiner

2013, 78). Der Projektfokus lag auf Grund dessen dabei – erstens – auf der Identifizierung

und ethnografischer Analyse sogenannter AgentInnen des Wandels1 (AdW) im Ruhrgebiet.

Zweitens wurde eine forschungspraktische Intervention vorgenommen, um im Rahmen eines

experimentellen Beteiligungsexperiments ein Impuls für eine ko-kreative Zusammenarbeit

zwischen den AdW und kommunalen Akteuren aus Politik und Verwaltung aus den Berei-

chen Energiewende und Nachhaltigkeit zu setzen.

Dem übergeordneten Ziel des Projektes, „Instrumente und Mechanismen [zu identifizieren

und analysieren], mit deren Hilfe sich die Rahmenbedingungen für Innovationsfreudigkeit po-

sitiv beeinflussen bzw. verbessern lassen […]“ (Forschungsantrag 2012, 9) wurde in diesem

Teilprojekt in folgende Zielsetzungen übersetzt:

1.) Soziokulturelle Kartierung des Ruhrgebiets: Die Erstellung von insgesamt 202 Narra-

tiven über AdW aus dem Ruhrgebiet dient dazu, „gesellschaftliche Veränderungsalli-

anzen“ (Leggewie et al. 2015) und bestehende, lokal anschlussfähige soziale Innova-

tionen3 in ausgewählten Arenen der Energiewende und Nachhaltigkeit aufzuzeigen.

Die Narrative geben einen Einblick in erfahrungsgesättigtes, bottom-up entstandenes

………………………………................ 1 Zivilgesellschaftliche AkteurInnen, die sich im Rahmen ihres bürgerschaftlichen Engagements in un-terschiedlichen Bereichen (z. B. Mobilität, Energieproduktion, Energie- und Ressourceneffizienz, Bil-dung) für Energiewende und Nachhaltigkeit einsetzen. Sommer und Schad unterscheiden zwischen „implizit“ und „explizit“ nachhaltig orientierten AdW (Sommer & Schad 2014): AkteurInnen mit einer expliziten Nachhaltigkeitsorientierung legen ihrem Handeln bewusst Motive der Nachhaltigkeit, des Umwelt- und Klimaschutzes zu Grunde und lassen sich etwa in sozialen Bewegungen wie der Um-welt- und Anti-Atom-Kraft-Bewegung finden. AkteurInnen mit einer impliziten Nachhaltigkeitsorien-tierung hingegen sind in ihrem Wirken nachhaltig, ohne dass dies die primäre Intention ihres Handelns ist. 2 Um höchstmögliche Synergien zu erlangen, fand eine intensive methodische und konzeptionelle Zu-sammenarbeit mit dem Projekt „EnerTransRuhr“ am KWI statt, aus dem insgesamt 5 der 20 Narrative resultierten. Aus dem Projekt „Klimainitiative“ am KWI stammt ein weiteres Narrativ. In der Publikation „Geschichten einer Region“ werden die aus diesen drei Projekten gewonnenen Ergebnisse zusam-mengeführt, um ein umfassenderes Bild von AdW im Ruhrgebiet zu erhalten. 3 Eine „soziale Innovation“ ist eine von bestimmten AkteurInnen bzw. Akteurskonstellationen ausge-hende intentionale, zielgerichtete Neukombination bzw. Neukonfiguration sozialer Praktiken in be-stimmten Handlungsfeldern bzw. sozialen Kontexten, mit dem Ziel, Probleme und/oder Bedürfnisse besser zu lösen bzw. zu befriedigen, als dies auf Grundlage etablierter Praktiken möglich ist (Howaldt & Schwarz 2010, 54).

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Transformationswissen ausgewählter AdW, deren Motive, Allianzen, Zukunftsvisio-

nen und ruhrgebietstypische Lebenswelten. Diese Transformationserzählungen bzw.

transformativen Erzählungen, die wiederum selbst in bestehende Strukturwandelpro-

zesse eingebettet sind, machen die Energiewende mithilfe konkreter Beispiele er-

fahrbar und zeigen auf, wie es zu veränderten Handlungsroutinen der jeweiligen Ak-

teurInnen gekommen ist.

2.) Erprobung eines experimentellen Beteiligungsverfahrens: Der so genannte Zukunfts-

rat ist als spezifisch konzipierter Experimentierraum der intervenierende Teil des Pro-

jekts. Ziel war es, ein informelles, dialogisches Beteiligungsverfahren zu erproben,

das als strukturelle Kopplung zwischen formellen Bürokratien und informellen Netz-

werken fungieren kann (Sabel 2001, 136). Ein derartiges Verfahren führt idealer-

weise dazu, dass sich die Teilnehmenden durch verbesserte wechselseitige Wahr-

nehmung und Wertschätzung gegenseitig als gleichwertige und relevante AkteurIn-

nen der Energiewende erkennen und so unterschiedliche Arten von Potenzialen mit-

einander verbunden werden: Während AdW in ihrer Rolle als Insider informeller

Netzwerke das Potenzial aufweisen, lokales, erfahrungsgesättigtes Wissen dieser

Netzwerke weitergeben zu können, ist es das Potenzial der Verwaltung, auf Grund

formeller Strukturen und Verfahren systematisch und losgelöst von der konkreten lo-

kalen Ebene lernen zu können sowie Ergebnisse und Prozesse transparent darzu-

stellen zu können (Sabel 2001, 123).

Die beiden o. g. Zielsetzungen des Projekts leiten sich vorrangig aus zweierlei Überlegungen

ab: Energie- und klimapolitische Pläne und Programme sind Ausdruck einer zukunftsorien-

tierten Politik, die Zeiträume in den Blick nimmt, die den gewohnten Handlungshorizont von

Individuen und Institutionen in der Regel übersteigen. So agiert der Mensch erfahrungsge-

mäß in hohem Maße zu Gunsten gegenwartsbezogener Interessen und auch die innersys-

temische Logik des politischen Systems wie etwa Wahlrhythmen, Budgetierung, als auch in-

nerparteilichen Vorgängen, beeinflusst durch Wirkmechanismen z.B. der Mitglieder- und

Verbandslogik, denen sich die Parteien stellen müssen. Diese Vorgänge, die sich an verhält-

nismäßig kurzfristigen Intervallen orientieren, erschweren eine Langfristorientierung, die im

Bereich der Energiewende erforderlich wäre (vgl. Giddens 2009). Zudem wirken ebenfalls

organisationskulturelle Kräfte wie bspw. eine Verzerrung durch den budgetmaximierenden

Bürokraten (vgl. Niskanen 2007, 37ff.). Darüber hinaus stellen klima- und energiepolitische

Pläne vorrangig quantitative Zielvorgaben und damit lediglich Entwicklungskorridore dar, für

die es konkrete Ausgestaltungsideen und die Möglichkeit von Aushandlungsprozessen

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braucht. Aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang der Blick auf AdW, die zu einer de-

zentralen Verbreitung von lokalen Veränderungsprozessen beitragen können, sowie auf Pro-

zesse, die es ermöglichen, über Akteursgrenzen hinweg, von den Erfahrungen und dem

Wissen der AdW zu lernen, um Rahmenbedingungen für deren soziale Innovationen zu ver-

bessern.

Hinzu kommt, dass es sich bei der Energiewende um einen experimentellen Lern- und Aus-

gestaltungsprozess handelt. So wichtig ein gestaltender Staat, Expertise und technologische

Innovationen sind – die Energiewende ist kein ex-ante umsetzbares Projekt, sondern bleibt

immer vor allem ein politisches Vorhaben, über dessen Wege und Ziele sich alle AkteurInnen

diskursiv verständigen müssen.

Die Umsetzung der Energiewende bedeutet nicht nur für die Politik, sondern auch für die Wirtschaft

und Zivilgesellschaft eine neue Herausforderung, für die es nirgendwo auf der Welt eine Blaupause

gibt (Bartosch et al. 2014, 26).

Der französische Soziologe und Philosoph Bruno Latour vertritt wohlbegründet die These,

dass es vor dem Hintergrund der Komplexität gegenwärtiger Probleme keinen wissen-

schaftsbasierten Typ rationalen Handelns mehr gebe, bei dem das Wissen von ExpertInnen

zu Rate gezogen und deren Wissen lediglich umgesetzt werden müsse. Experimente würden

– so Latour – heute in Echtzeit und im Maßstab 1:1 durchgeführt werden, was alle zu Mitfor-

schenden werden ließe (Latour 2001, o. S.). Experimente sind dabei nicht im klassisch poli-

tikwissenschaftlichen Sinne als Mittel zu verstehen, mit dem Ursache-Wirkungs-

Zusammenhänge eruiert werden, sondern als Möglichkeit, sukzessive und zweckbestimmt

ein problemlösungsorientiertes Erfahrungswissen zu erarbeiten:

Here, we do not use experiment in the formal scientific sense of the term but rather to signify pur-

posive interventions in which there is a more or less explicit attempt to innovate, learn or gain expe-

rience (Bulkeley & Broto 2012, 363).

Wenn man aus dem Übergang von der Wissenschaft zur Forschung im Sinne Latours ver-

fahrensorganisatorische bzw. legitimationstheoretische Konsequenzen hinsichtlich des politi-

schen Prozesses ableitet, bedeutet dies, verstärkt einen Fokus auf inputorientierte Beteili-

gungsverfahren zu legen. Charakteristisch für gegenwärtige Politik, die es mit äußerst kom-

plexen Problemlagen zu tun hat, ist deren starke Orientierung an einer Arbeitsweise, die sich

über die Qualität ihrer Ergebnisse bzw. den Sachverstand ihrer Führung legitimiert (Output-

Legitimierung) und weniger über die Rückkopplung an demokratische Prozesse (Input-

Legitimierung). Nach Andras Körösény sprechen Schaal & Ritzi hier von der Entwicklung von

einem „responsive government“ – „eine[r] Regierungsform, deren Ziel es war, so viele Präfe-

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renzen der Bürger wie möglich zu realisieren“ (Schaal & Ritzi 2010, 10) – hin zu einem

„responsible government“ – „eine[r] Herrschaftsform, in der die Regierung Verantwortung für

Bürgerinnen und Bürger übernimmt, und zwar durch gute Politik, die jedoch nicht an den In-

put des demokratischen Prozesses rückgekoppelt sein muss.“ (Schaal & Ritzi 2010, 11). An

dieser Stelle soll weder einem liberalen noch einem republikanischen normativen Demokra-

tieverständnis das Wort gesprochen werden, vielmehr argumentieren wir im Sinne Mark

Warrens (2012) problemlösungsorientiert-funktional: Eine Transformation hin zu einer nach-

haltigen Gesellschaft ist auf die funktionalen Vorteile beider Arten von Verfahrensverständ-

nissen angewiesen. Es braucht Output-orientierte, sachlich fundierte Entscheidungen und

Pläne, die auf Fachexpertise beruhen, ebenso wie es diskursive, an den demokratischen

Prozess rückgekoppelte Verfahren braucht, die auf erfahrungsgesättigtes Wissen zurückgrei-

fen, um einer realistischen und bürgerschaftlich legitimierten Ausgestaltung von Politiken nä-

herzukommen. So verstehen wir das „Gemeinschaftswerk“ Energiewende nicht zuletzt als

einen experimentellen Prozess auf Verfahrensebene, bei dem sich Input- und Output-

Responsivität und Legitimität-orientierte Prozesse wechselseitig ergänzen. Bürgerbeteiligung

ist demnach nicht reiner Selbstzweck, sondern ein Mechanismus unter anderen mit jedoch

funktionalen Vorteilen. Dabei gilt zu beachten, dass unterschiedliche Problemstellungen je-

weils spezifizierte Partizipationsmuster indizieren (Leggewie 2013, 46).

Der Beitrag der beiden Zielsetzungen zur Umsetzung der Energiewende im Ruhrgebiet ist

insbesondere auf der politisch-kulturellen Ebene anzusiedeln: Die Identifizierung und Koope-

ration mit AdW über kommunale Grenzen und Akteursgruppengrenzen hinweg könnte lang-

fristig zur Überwindung des Kirchturmdenkens führen, indem die wechselseitige Wahrneh-

mung als relevante AkteurInnen der Energiewende verbessert und unterschiedliche Kompe-

tenzen zusammengeführt werden. Zudem wird erfahrungsgesättigtes Lösungswissen der

AdW sichtbar gemacht, auf das nicht zuletzt die vielen haushaltsschwachen Kommunen des

Ruhrgebiets angewiesen sind. Soziale Innovationen können sich verstärkt verbreiten, wenn

gemeinsam förderliche Rahmenbedingungen erarbeitet werden und systematisches Lernen

ermöglicht würde. Nicht zuletzt würde sich so die Selbst- und Fremdwahrnehmung der

Kommunen darüber verbessern, auf welche Lösungspotentiale bereits zurückgegriffen wer-

den kann.

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2 Dezentrale Diffusion der Energiewende durch AgentIn-

nen des Wandels

2.1 Methodischer Zugang

2.1.1 Auswahl der AgentInnen des Wandels

In einem ersten Schritt wurden Auswahlkriterien für die Einzelfallanalysen erarbeitet. Ausge-

hend von der Vielgestaltigkeit des polyzentrischen Ruhrgebiets und von der thematischen

Bandbreite von Energiewendeprozessen in Sektoren wie Mobilität, Wohnen, Konsum, Pro-

duktion oder Bildung, war es ein Anliegen, die Fallzusammenstellung möglichst sowohl in In-

halt und Form des Engagements als auch in der geographischen Verteilung innerhalb des

Ruhrgebiets abwechslungsreich zu gestalten. Es wurde darauf geachtet, dass sowohl Akteu-

rInnen aus eher ländlichen Gegenden des Ruhrgebiets vertreten waren, als auch aus den

Kernstädten; dass AdW aus rheinländischen, und westfälischen Gebieten aufgenommen

wurden sowie aus dem östlichen, westlichen, nördlichen und südlichem Ruhrgebiet. Es wur-

den Heterogenitätskriterien entwickelt, auf deren Basis Einzelfälle gesucht wurden.

Die Suche nach und Auswahl der AdW gestaltete sich, basierend auf diesen Heterogenitäts-

kriterien, multimodal. Es wurde eine breit angelegte Internetrecherche (u.a. Blogs, Newslet-

ter, Twitter, Facebook) durchgeführt sowie lokale und regionale Medien verfolgt. Weiter wur-

de an thematisch einschlägigen Veranstaltungen teilgenommen, um Kontakte zu Gatekee-

pern und potentiellen AdW herzustellen.

2.1.2 Datenerhebung – Ethnographische Forschung

Die 20 AdW wurden mittels teilnehmender Beobachtung, Interviews aus dem Methodenre-

pertoire der Qualitativen Sozialforschung, z.B. narrativen Interviews, ero-epischen Gesprä-

chen (vgl. Girtler 2001, 147ff.), leitfadengestützten Interviews, aber auch begleitend durch

externe Experteninterviews beforscht.

Die teilnehmende Beobachtung ist eine Basismethode ethnographischer Forschung. For-

scherInnen nehmen an Interaktionen im Kontext ihrer Forschung teil, beobachten und doku-

mentieren diese in Feldnotizen. Für die Forschung mit den ausgewählten AdW bedeutete

dies, dass an konkreten Engagementtätigkeiten oder Aktionen der AdW teilgenommen und

diese beobachtet wurden. Teilnehmende Beobachtungen haben so etwa im Rahmen von

Repair Cafés, bei der Gartenarbeit, in Workshops oder bei Gruppen- und Vereinstreffen

stattgefunden. Die unmittelbare Nähe und Interaktion mit den AdW in diesen Zusammen-

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hängen ermöglichte es, vertiefte, umfassende Informationen und Einblicke in ihr Handeln zu

gewinnen, welches den Zugang auch zu nicht verbalisierbarem Wissen gestattet und somit

die Erforschung von Sinnzusammenhängen erlaubt (Cohn 2014, 72f; Gajek 2014, 69). Im

Schnitt haben pro Fall 4-7 teilnehmende Beobachtungen stattgefunden.

Kernelement der Forschung waren biographische Interviews, die in besonderer Weise dafür

geeignet sind, Erfahrungen zu erheben und zu kontextualisieren (Picard 2014, 180). So war

es möglich, individuelle Erfahrungen, Problemwahrnehmungen und Zukunftsvorstellungen

der AdW zu rekonstruieren und dabei prägende sozio-kulturelle und sozio-historische Kon-

textbedingungen zu berücksichtigen. Es konnte in Erfahrung gebracht werden, in welchen

individuellen und strukturellen Kontexten sich die Akteure bewegen, auf welchen Annahmen

objektiver Wirklichkeit ihre Entscheidungen beruhen und wen oder was sie in Bezug auf ih-

ren Sozialisationsprozess als bedeutend erachten. Es wurden Interviews mit Personen aus

dem Umfeld der AdW geführt, etwa mit Freunden, teils auch mit Familienmitgliedern und na-

türlich auch mit Personen, die organisatorisch oder institutionell mit den AdW verbunden

sind. Dies ermöglicht eine sowohl intensive als auch breit angelegte Auseinandersetzung mit

den Tätigkeiten, Problemwahrnehmungen, Kooperationsformen und Zukunftsvorstellungen

der AdW. Zusätzlich wurden diese Interviewformen durch klassische Experteninterviews er-

gänzt, die eine weitergehende Einordnung des Engagements ermöglichten, wobei es nicht

um eine Bewertung oder Evaluation des jeweiligen Engagements ging. Im Durchschnitt wur-

den pro Fall sieben Interviews geführt, die anschließend zur weiteren Bearbeitung transkri-

biert wurden.

Ergänzt wurden die teilnehmenden Beobachtungen und die qualitativen Interviews durch

Dokumentenrecherche. Diese beinhaltet sowohl die Sammlung und Aufbereitung von Doku-

menten aus dem Feld, wie etwa Flyer und Broschüren aus dem Umfeld der AdW, als auch

Internetauftritte wie Facebookprofile, Blogs oder Twitteraktivitäten sowie Fachliteratur zu den

speziellen Engagementfeldern der AdW.

2.1.3 Datenanalyse und Interpretation

Die Methodentriangulation aus teilnehmenden Beobachtungen, qualitativen Interviews und

Literatur- und Dokumentenanalyse ergab eine tiefgehende und umfassende Datenbasis, um

Zukunftsvorstellungen und Entscheidungsverhalten der AdW kontextualisiert zu analysieren.

Triangulation meint dabei keine Validierung von Befunden, sondern wird als offener Such-

prozess zur Zentrierung der Ergebnisbildung verstanden (Picard 2014, 187).

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Für die Analyse der erhobenen Daten wurden gemeinsam neun zentrale Kategorien heraus-

gearbeitet, um Motivlagen, Kooperationsgefüge, zum Gelingen beitragende und hemmende

Faktoren als auch die Selbst- und Fremdwahrnehmung des Engagements zu beforschen.

Diese Kategorien waren:

• Zeitbezug:

o In dieser Kategorie wurden die Motive, die sich aus einer angestrebten Zu-

kunft speisen und Motivlagen, die aus einer Kritik bestehender Verhältnisse

herrühren, gesammelt.

o Hier zeigten sich zwei unterschiedliche Motivformen. Zum einen von den AdW

positiv konnotierte imaginierte Zukünfte, die motivational wirkten, zum ande-

ren jedoch auch dystopische Vorstellungen, welche die Personen zum Han-

deln brachten.

• Ruhrgebietsbezug:

o In dieser Kategorie wurde Datenmaterial gesammelt, in welchen das jeweilige

Engagement durch die Beforschten in ruhrgebietsspezifische Kontexte ge-

setzt wurde, sowie Daten darüber, wie das Ruhrgebiet durch die Beforschten

gerahmt wurde.

o Hier zeigten sich Rückbezüge auf Klischees und Stereotype, die zum Teil für

die Visionen einer positiv konnotierten Zukunft abweichend zum hegemonia-

len Diskurs modifiziert wurden.

• Selbst- und Fremdwahrnehmungen des AdW:

o Hier wurden Daten darüber einsortiert, wie das eigene Engagement durch die

Beforschten wahrgenommen wurde und wie sie meinten, dass es von ande-

ren wahrgenommen wird und wie es tatsächlich von anderen wahrgenommen

wird.

o Dies ermöglichte einen Abgleich von verschiedenen Einschätzungen von Re-

levanz und antizipierten Skalierungs- und Erfolgsaussichten der Projekte.

• Lernprozesse und Engagement:

o Hier fanden Daten ihren Platz, mit denen es möglich ist, Anhaltspunkte über

Lernkurven hinsichtlich Engagementpraxis und andere Lernprozesse zu erhal-

ten.

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o Dabei war nicht nur zu bemerken, dass Engagement zu Bildungserfolgen und

damit zur Integration in die (Arbeits-)Gesellschaft beiträgt, sondern auch das

Wissen um Engagementpraxis erhöht. Allerdings war auch zu bemerken,

dass nahezu jede/r AdW jeden Prozess immer wieder neu lernen muss, da

keine institutionelle Lernmöglichkeit für diese Art von Tätigkeit existiert.

• Biographische Daten:

o In dieser Kategorie wurde Datenmaterial gesammelt, das Aussagen über die

biographischen Einordnungen des Engagements durch die Beforschten ent-

hielt.

o Motive rühren nicht nur aus Informationen aus dem sozial-ökologischen politi-

schen Diskurs heraus, sondern sind oftmals eng mit persönlichen Erlebnissen

verbunden. Dazu zählen unter anderem die Sinnsuche nach privaten Rück-

schlägen, berufliche Umorientierungen oder aber auch die Veränderungen

des Alltags durch die Kindererziehung.

• Governance:

o Hier wurden Daten gesammelt, die das Engagement in Zusammenhängen mit

Verwaltung und Politik brachten.

o Hier fanden sich zahlreiche Beispiele positiver Zusammenarbeit von Politik,

Verwaltung und engagierter Zivilgesellschaft und nur wenige, in denen Kon-

flikte im Vordergrund standen. Dies muss jedoch auf die Auswahl der Fallbei-

spiele zurückgeführt werden, da man sich bei der Auswahl der AdW auf er-

folgreiches Engagement konzentriert hatte und diejenigen Projekte, die an

Widerstand von Politik und/oder Verwaltung scheiterten, nicht in den Blick ge-

nommen wurden.

• Raumbezug:

o In diese Kategorie kamen Daten, die mit dem nahräumlichen Umfeld des En-

gagements zu tun hatten.

o Dabei wurde nicht auf die biologisch fassbare objektive Nahwelt des Enga-

gements abgezielt, sondern auf die soziale Konstruktion der Nahwelt durch

die Beforschten.

• Fakten:

o Hier wurde Faktenwissen über das Engagement gesammelt.

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o Diese Kategorie diente vor allem dazu, das erworbene Faktenwissen zur spä-

teren Überprüfung zu sammeln.

• Methodische Selbstreflexion:

o Hier wurden Artefakte gesammelt, die darauf hinwiesen, dass der Forscher

auf das Feld Einfluss ausgeübt hat.

Diese konzeptionell hergeleiteten und gleichzeitig forschungsbasierten Kategorien waren die

Basis für die Analyse der Daten (Feldnotizen, Transkripte, Dokumente) mit Hilfe der Analy-

sesoftware MAXQDA. Die Arbeit mit dem Analysewerkzeug MAXQDA lässt sich nach der

Entwicklung der zentralen Kategorien in drei Phasen einteilen: (1) die Aufbereitung des Da-

tenmaterials für die Software, (2) das Kodieren des Datenmaterials und (3) die Analyse. Ge-

folgt wurden diese Schritte von der Synthese, für die sowohl thematische, als auch konzepti-

onelle Literatur herangezogen wurde (Sattler 2014, 478f). Dies bedeutete die Auseinander-

setzung mit so unterschiedlichen Themen wie bspw. Mülltrennung, Bienen- und Schafzucht,

Alevitentum oder Aquaponik, ebenso mit Konzepten, Ansätzen und Studien zu zivilgesell-

schaftlichen Engagement, Mobilität und Migration oder Bildung für Nachhaltige Entwicklung.

Um eine multi-perspektivische Auseinandersetzung mit den erhobenen Daten zu ermögli-

chen, fand die Analyse, Synthese und Reflexion in Gruppensitzungen statt.

Dieses Vorgehen ermöglichte eine kohärente und vergleichbare Auseinandersetzung mit den

Forschungsfragen und legte die Basis für die 20 Narrative, welche Einblicke in kulturelle Tie-

fenschichten im vom multiplen Strukturwandel geprägten Ruhrgebiet bieten.

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2.2 Zentrale Ergebnisse

Die Ergebnisse teilen sich in die beiden Gebiete sozialökologische „Transformationsfor-

schung“ (Kollmorgen/Wagener 2015) und sozialökologisch transformative Forschung. Unter

Transformationsforschung wird innerhalb des Teilprojekts die Beobachtung und Beschrei-

bung von Veränderungsprozessen im lokalen Umfeld durch das Engagement eines oder

mehrerer AdW verstanden. „Hier werden Übergangsprozesse exploriert, um Aussagen über

Faktoren und kausale Relationen in Transformationsprozessen zu treffen“ (WBGU 2011, 23).

Dies ist durch die Beforschung von 20 AdW gelungen und ist in der Forschungsrealität nur

analytisch-heuristisch von der transformativen Forschung zu trennen. Das Teilprojekt hat

sich definitorisch am Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltverän-

derung orientiert, der unter transformativer Forschung diejenige Bemühung der Wissenschaft

versteht, welche die Transformation „konkret befördert“ (Ebd.). Seit dieser Publikation hat

sich eine breite Diskussion über Umsetzungsbedarf, -möglichkeiten und -grenzen transfor-

mativer Wissenschaft ergeben (Schneidewind/Singer-Brodowski 2013, Strohschneider 2014,

Wissenschaftsrat 2015, Grunwald 2015). In diesem Teilprojekt wird Transformative Wissen-

schaft verstanden als eine Form von Wissenschaft, die „Veränderungsprozesse selber mit

anstößt und katalysiert und damit als Akteur von Transformationsprozessen über diese Ver-

änderungen lernt“ (Schneidewind 2015, 88). Zu beiden Forschungsgebieten hat das Teilpro-

jekt relevante Ergebnisse erzielen können. Diese werden im Folgenden pointiert vorgestellt.

2.2.1 Transformationsforschung

Die ethnografischen Methoden machten es möglich, tief in die Lebenswelt der Menschen

einzudringen und Prozesse offenzulegen, die den Beforschten nicht immer bewusst waren.

Es bot sich deswegen an, von den Begriffen impliziter und expliziter AdW Gebrauch zu ma-

chen, wobei die impliziten AdW andere, nicht an der Energiewende orientierte Handlungszie-

le hatten und Beförderung einer gelingenden Energiewende vor allem eine positive Externali-

tät darstellte, bzw. durch Narrativisierung überhaupt erst sichtbar gemacht wurde. Die explizi-

ten AdW hingegen waren motiviert durch einen verinnerlichten Klima- und Umweltschutzdis-

kurs. Es zeigte sich, dass die impliziten AdW, denen es z.B. um die Wiedereingliederung am

Arbeitsmarkt, um kulturelle Teilhabe ihrer selbst oder anderer ging, mit ihrem Engagement

breitere Teile der Gesellschaft anzusprechen vermochten, als die expliziten AdW. Dies ge-

lingt ihnen dadurch, dass sie sich zu nicht irrelevanten Teilen anderen hegemonialen oder

gegenhegemonialen Diskursen anschlossen. Sei es, wenn sie sich durch Selbstständigkeit

aus beruflich prekären oder ungeliebten Situationen kämpften, ihr Vermögen zu allgemein

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anerkannten guten Zwecken einsetzten oder Strukturen zum Erhalt oder Aufbau einer Ge-

meinschaft schaffen wollten. Ihre geäußerte Kritik zieht sich von einer Meso-Ebene, wenn es

z.B. um die Anbindung des eigenen Ortes an die öffentlichen Verkehrsmittel sich geht, bis

zur Makroebene einer Kritik der ökonomischen Verhältnisse bzw. der Durchdringung aller

Lebensverhältnisse durch Verwaltung, Ökonomie und Recht (Habermas 1981, 293). Letzte-

res zeigt sich auf der Handlungsebene durch die Schaffung von Räumen auf lokaler Ebene,

die sich außerhalb des Kreislaufs von Produktion und Konsumtion fortentwickeln sollen. An-

stelle einer zweckrationalen Orientierung am materiellen Nutzen wird versucht, Umgangs-

formen zu entwickeln, die sich mehr am Gemeinwohl und einem demokratisch und von Acht-

samkeit geprägten Umgang miteinander orientieren. Implizite AdW haben so nicht (oder

nicht in erster Linie) eine gelingende Energiewende als Handlungsziel oder –ideal, sondern

erstens, die positive Gestaltung anderer erwünschter Transformationsprozesse wie soziale

Gerechtigkeit und kulturelle Integration, also neue Vorstellungen urbanen Zusammenlebens,

aber zweitens auch individuelle Ziele, die im Subjekt selbst begründet sind. Letzteres ist da-

bei in der Regel weniger systemkritisch, denn affirmativ. Es geht dabei oft um individualisier-

te Anpassungs-, Wiedereingliederungs- oder punktuelle und stark kooperative Verände-

rungsversuche im engen Beziehungsumfeld der AdW. Dabei wird versucht, die eigenen Be-

dürfnisse und die Anforderungen der Umwelt in Einklang zu bringen, ohne dabei das Ziel zu

verfolgen, gesamtgesellschaftliche Transformationsprozesse anzustoßen.

Im Falle von expliziten AdW verschieben sich das telos der Handlung und damit auch die In-

tention in Richtung gelingender Energiewende bzw. Klima- oder Umweltschutz. In dieser

Gruppe kommt oft noch die Mikroebene der Kritik individuellen (Fehl-)Verhaltens und Han-

delns ihrer Mitmenschen hinzu, wenn es z.B. um Mülltrennung und anderer Arten des Um-

weltverhaltens geht. Dadurch erwächst ein Erwartungsmanagement gegenüber dem sozia-

len Umfeld, welches in der Regel verbunden ist mit einem sozialsemiotisch fassbaren Stil

(vgl. Meier 2012, 15ff.), der sie als Mitglieder bestimmbarer sozialer Milieus und Gruppen ei-

ner ökologischen Bewegung ausweisen. Die Untersuchung des Einflusses des Stils als eine

wichtige Größe bei der Skalierung sozialer Innovation bedürfte dabei eines eigenen For-

schungsprojektes. Die Unterscheidung zwischen diesen beiden Typen der AdW ist idealtypi-

scher Natur und oftmals eine Abwägung sowohl des Forschers/der Forscherin als auch des

Beforschten, was nun Haupt- und was Nebenfolge des Engagements ist. Dies wurde in der

Feldforschung durch die transparente Offenlegung der Forschungsfrage gegenüber stets in-

direkt thematisiert.

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Die Handlungsmotive der AdW gründeten unter Anderem in Protesttraditionen, unterschiedli-

cher religiöser, manchmal synkretistischer Überzeugungen oder humanistischen Grundhal-

tungen. Ausgelöst wurde die Handlung jedoch auch durch biographische Brüche, diskursive

Ereignisse, welche die AdW empörten oder durch negativ empfundene Veränderungen (z.B.

Gentrifizierung, architektonische Veränderungen durch den Strukturwandel im Ruhrgebiet) in

ihrer Stadt oder ihrem Stadtteil. Oft mussten Hindernisse überwunden werden, um das En-

gagement zu initiieren, aufrechtzuerhalten oder zu erweitern. Neben Hindernissen wie dem

Mangel finanzieller Möglichkeiten, fehlender Zeitressourcen vor allem durch gleichzeitige Be-

rufstätigkeit, waren auch bürokratische Hürden zu überwinden. In vielen Fällen zeigten sich

die VerwaltungsmitarbeiterInnen sehr kooperativ. Hier kann jedoch eine methodische Schief-

lage vermutet werden, da Projekte, die an dieser Hürde scheiterten, gar nicht in den Daten-

korpus Eingang finden konnten. Die Untersuchung gescheiterter Projekte ist hier sicherlich

noch ein Forschungsdesiderat. Eine Erforschung des Scheiterns würde an diese Sammlung

von good-practice-Beispielen sinnvoll anschließen. Durch Kontrastierung würde sich noch

stärker aufweisen, welche Bedingungen ein Soziotop erschaffen, in denen AdW mit höherer

Wahrscheinlichkeit entstehen. Zeichen für die Sinnhaftigkeit eines solchen Forschungspro-

jekts lieferten stark innovative Projekte wie z.B. der Lernbauernhof. Die Form, auf diese Wei-

se betriebener Landwirtschaft, war nicht das einzige Novum für die Administration innerhalb

der untersuchten Fälle. Mit solchen komplexen verwaltungs- steuer- und vereinsrechtlichen

Fragen mussten sich die AdW oftmals in Eigenregie auseinandersetzen. Dies war immer

verbunden mit der Gefahr, Fehler aus Unwissenheit zu begehen, die vor allem negative fi-

nanzielle Folgen haben können. Es ist nicht auszuschließen, dass dies auf andere potentielle

AdW eine eher abschreckende Wirkung haben kann. Sprachliche Probleme traten ebenfalls

auf und dies nicht nur für die Engagierten mit Migrationshintergrund, sondern auch das Prob-

lem eine gemeinsame Sprache zwischen den Sektoren Verwaltung, Politik und Zivilgesell-

schaft zu finden. Überlastung der AdW ist ein weiteres Hemmnis. Engagierte werden oft zu

„Mädchen für alles“ und brechen dann aus Überlastung ihr Engagement ab. Insbesondere

war dies bei Engagierten der Fall, die Fähigkeiten besaßen, die für die Menschen in ihrem

Projektumfeld eine Erweiterung ihrer Handlungsmöglichkeiten bedeuteten. Ein Beispiel dafür

sind in den untersuchten Fällen die sprachlichen Fähigkeiten von Menschen mit Migrations-

hintergrund, welche die Bearbeitung von Geschäfts- und Verwaltungsverkehr erlaubten. Um

solche Zusammenhänge abbildbar zu machen, wurden bereits Diskussionen mit ForscherIn-

nen geführt, die sich mit agentenbasierter Modellierung beschäftigen, was sich auch in einer

Publikation niederschlug (Wuppertal Institut 2016, 116 - 125).

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Doch es gab nicht nur Hürden, die überwunden werden mussten und Belastungen, mit de-

nen ein Umgang gefunden werden musste, sondern auch funktionierende Kooperation. Die-

se erstreckte sich über alle Sektoren von Familie, Freunde, Wirtschaft, Verwaltung, Politik,

Vereinen und auch Universitäten. Selten waren diese getragen von do ut des-Verhältnissen,

sondern in der Regel ausgerichtet an einem gemeinwohlorientierten Ziel, das man erreichen

wollte/will oder einem Projekt, das man vorantreiben wollte/will. Alle AdW hatten eine starke

Neigung, sich zu vernetzen, die Offenheit, auf andere zugehen zu können und den Mut, um

Hilfe zu bitten. AdW zogen so bislang unbekannte oder unkonventionelle Querverbindungen

zwischen Politik, Administration, unterschiedlichen sozialen Gruppen und Einzelpersonen.

Aus dem Forschungsauftrag ergab sich hier ein bias, da erfolgreiche Projekte beforscht wur-

den, sodass die erfolgreiche Kooperation öfter vorzufinden war, als es wahrscheinlich in der

Realität der Fall ist. Ein Schluss auf das Allgemeine wäre hier sicherlich unzulässig und wur-

de die Realität nicht widerspiegeln.

Die AdW beziehen sich auf hegemoniale als auch gegenhegemoniale Diskurse. Diese Viel-

falt trägt dazu bei, dem Ideal eines „Gemeinschaftswerks“ näher zu kommen. Dies manifes-

tiert sich auch daran, dass die Personen, die in diesem Projekt ein Stück auf ihrem Weg be-

gleitet worden sind, aus vielen unterschiedlichen Schichten und Milieus stammen. Vom/Von

ALG-II-EmpfängerInnen, über Verwaltungsangestellte, etablierte UnternehmerInnen, jungen

SozialunternehmerInnen in der Gründungsphase bis zu Rentner(n)Innen; überall waren en-

gagierte Menschen zu finden. Dies betrifft auch die Milieus. Unter den AdW fanden sich He-

donistInnen, PostmaterialistInnen sowie Menschen, die sich dem konservativen und traditi-

onsbewussten Milieu zuordnen lassen. Dies ist nicht darauf zurückzuführen, dass das Pro-

jekt diese Diversität angestrebt hat, sondern es ist – das legen die Rechercheergebnisse na-

he – der Tatsache geschuldet, dass sich bei einem näheren Blick in all diesen Schichten und

Milieus Engagement für die Energiewende ausmachen lassen.

2.2.2 Transformative Forschung

Grundsätzlich ist die Transformationsforschung bereits transformativ. Sie gibt den Engagier-

ten das Gefühl von Anerkennung, bietet eine Vernetzungsplattform, stellt Expertise zur Ver-

fügung und steigert den Bekanntheitsgrad und die Sichtbarkeit des jeweiligen Engagements.

Bespielsweise stieß man in einigen Fälle auf eine anfängliche Skepsis gegenüber dem For-

schungsvorhaben. Die AdW sahen darin für das eigene Fortkommen keinen Vorteil, jedoch

schon vor Erscheinen des Buches „Geschichten einer Region“, in dem alle Narrative zuzüg-

lich dazugehörigen Potentiallandkarten und Interviews mit EntscheiderInnen und Multiplikato-

18

rInnen aus dem Ruhrgebiet beinhaltet sind, wurde den Beteiligten deutlich, welchen Anschub

das Teilprojekt für ihr Engagement mit sich brachte. Diese Trennung ist also vielmehr eine

analytisch-theoretische, denn eine empirische Trennung. Sie lohnt aber doch, da sie zwei

unterschiedliche Vorgehensweisen des Forschers und der Forscherin anzeigt. Transformativ

ist in diesem Teilprojekt in erster Linie die Darstellung der Ergebnisse in Form von öffentlich-

keitswirksamen Publikationen. Die erste Auflage von „Geschichten einer Region“ ist auf

amazon.de nahezu vergriffen. Transformativ soll dort die analytisch-theoretische Wissen-

schaftsvermittlung auf Basis von Narrativen wirken. Dies wird in einem Aufsatz, der in einem

von Dr. Steven Engler herausgegebenen Sammelband 2017 erscheinen wird, thematisiert

und kritisch reflektiert. Zusammenfassend kann man sagen, dass im Sinne Hayden Whites

(1991, 23) eine komödiantische Form der Erzählungen gewählt wurde, die sich von einer

tragischen Form der Narrativisierung vor allem durch ihre lustvolle, vorbildhafte Umschrei-

bung des im Feld beobachteten Lebensausschnitts des/der jeweiligen AdW unterscheidet.

Bürgerschaftliches Engagement wird so nicht angetrieben mit der Warnung vor einer bedroh-

lichen Situation (5 vor 12-Erzählungen), die es zu verhindern gilt, was stets einen präskripti-

ven und moralisierenden Charakter hat, sondern mit der Darstellung von Menschen, die

Handlungsmöglichkeiten erkennen, sie ergreifen, MitbürgerInnen dafür begeistern können

und diesen so alternative Handlungsmöglichkeiten aufzeigen, die nicht auf tugendhafter Mä-

ßigung oder einer strengen Pflichtenethik beruhen, sondern auf Freude am gemeinsamen

Tun. Es handelt sich um „Vorwärtsgeschichten, die sich der Frage Wo wollen wir hin? zu

widmen in der Lage“ (Gadinger et al. 2014,17, Hervorhebungen im Original) sind. Die Diver-

sität der Protagonisten in Bezug auf Geschlecht, Alter, Migrationshintergrund, sozio-

ökonomischer Status, politischer Attitüde, Bildungsstand, religiöser Glaube, Stadt-Land-

Gegensatz, Familienstand und jeweils aktueller Lebenssituation führt dazu, dass die Rezipi-

entInnen zahlreiche unterschiedliche Identifikationsmerkmale vorfinden können. Die Unter-

scheidung lag aber vor allem in den Themen, denen sich die AdW in ihrem Engagement

widmeten. Aus dieser Sicht erscheint es notwendig, den Begriff des Vorbilds zu präzisieren.

So wie Ernst Bloch von konkreten Utopien spricht, hat man es in dieser narrativen Darstel-

lung mit konkreten Vorbildern zu tun. Dies ergibt sich erstens aus der Diversität, aber zwei-

tens auch aus den biographischen Annäherungen, die erkennen lassen, wie eine Person zu

einem AdW werden kann. Unterstrichen wird dies durch das professionell erstellte Foto- und

Filmmaterial, das den heute vorherrschenden multimodalen Rezeptionsgewohnheiten ge-

recht wird.

Diese Nutzung verschiedener medialer Kanäle eröffnet für die LeserInnen bzw. Zuschaue-

rInnen die Möglichkeit, den jeweils eigenen Handlungsspielraum nach Potentialen für ein

19

Engagement zu untersuchen und bestenfalls selbst aktiv zu werden, sich den vorhandenen

Aktivitäten anzuschließen oder zumindest eine Vorstellung davon zu entwickeln, was alles

geschehen kann und so einen neuen Blickwinkel auf eine gelingende Energiewende zu be-

kommen, in der sich Bottom-Up-Initiativen und Top-Down-Strukturen aufeinander zubewe-

gen. So tun sich neben den BürgerInnen, die selbst aktiv sind oder die beschriebenen sozia-

len Innovationen unterstützen, weiter mögliche LeserInnengruppen auf, z.B. VertreterInnen

aus Politik und Verwaltung, die, durch die Publikation sensibilisiert, derartige Engagierte und

ihre sozialen Innovationen als relevante Akteure der Energiewende erkennen, ihre Vernet-

zung untereinander und mit staatlichen Stellen vorantreiben und die daraus resultierenden

Erfahrungen weitertragen, sodass die Kommunen systematisch voneinander lernen. Damit

solche Überlegungen bei den LeserInnen von abstrakten mentalen Möglichkeitsräumen zu

konkreten lokalisierbaren Potentialen werden, wurden in Kooperation mit der Technischen

Universität Dortmund Potentiallandkarten angefertigt und der Publikation beigefügt. In diesen

Karten kann abgelesen werden, an welchen Orten und Gebieten im Ruhrgebiet, solche und

ähnliche Projekte möglich, erstrebenswert oder – wenn es sich z.B. um den Bereich der Mo-

bilität handelt – sogar notwendig erscheinen. Am KWI fanden dafür aufwändige Recherche-

arbeiten in enger transdisziplinärer Kooperation mit den AdW und Kommunen statt. Dabei

handelte es sich zum Teil um diskursiv heikle Informationen wie Ortsangaben von Flücht-

lingsheimen, die viel sensible Überzeugungsarbeit erforderten, um an die, für die Potentiall-

andkarten notwendigen, Informationen zu kommen. Zum Teil mussten externe Experten zu

Rate gezogen werden, da auf die Informationen der Beforschten nicht ausreichend Verlass

war. Eine besondere Schwierigkeit war dabei, mit dem Begriff des Potentials umzugehen,

denn potentiell ist nahezu alles möglich. Das Bestreben war es jedoch, eine realistische An-

gabe zu den Möglichkeiten nachhaltiger Entwicklung im Ruhrgebiet zu geben. Da in den so

genannten Potentiallandkarten auch bereits umgesetzte Projekte eingezeichnet wurden, er-

schwerte dies diese Fragestellung deutlich. Es ist aber letztlich in enger Kooperation mit den

Kollegen der TU Dortmund gelungen, eine Darstellung zu finden, die ermutigt, aber keine

‚Märchenschlösser‘ aufbaut.

20

3 Der „Zukunftsrat“: Transformation durch Kooperation

3.1 Methodischer Zugang

Am 4. und 5. September 2015 fand in Lünen das experimentelle Beteiligungsverfahren Zu-

kunftsrat statt. Der Zukunftsrat sollte als dialogisches Beteiligungsverfahren Impulse für die

folgenden Bereichen geben: Vernetzung unterschiedlicher Akteursgruppen (AdW, kommuna-

le Politik und Verwaltung) aus den Bereichen Energiewende und Nachhaltigkeit; Verbesse-

rung der wechselseitigen Wahrnehmung und Wertschätzung dieser Akteure sowie die Gene-

rierung praktischer Handlungsempfehlungen und den Ausbau förderlicher Rahmenbedin-

gungen für soziale Innovationen von AdW.

Insgesamt nahmen sieben zivilgesellschaftliche AdW4, vier Akteure aus der Verwaltung5 und

fünf politische VertreterInnen6 teil. Zentrales Kriterium für die Gruppenzusammenstellung des

Zukunftsrats war nicht soziale Repräsentativität, sondern Heterogenität: Die TeilnehmerIn-

nen wurden auf Basis ihrer unterschiedlichen Beiträge zu ökologischer Nachhaltigkeit im

Ruhrgebiet sowie deren Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Akteursgruppen (Politik, Verwal-

tung, engagierte Zivilgesellschaft) ausgewählt.

Der Ablauf des Zukunftsrats umfasste folgende Sektionen: Wechselseitige Vorstellung der

Akteure, Herausforderungen und Probleme auf dem Weg zu einem zukunftsfähigen Ruhrge-

biet, individuelle Zukunftsvisionen eines ökologisch nachhaltigen Ruhrgebiets, Suche nach

Problemlösungen/Visionsumsetzungen, Rückblick und Fragen. Er wurde so konzipiert, dass

er möglichst kontinuierlich kommunikative Stimuli für wechselseitige Wahrnehmungs- und

Kooperationsprozesse setzt.7

Daten wurden sowohl während als auch nach dem Zukunftsrat erhoben: Um dem Ereignis-

charakter und der sozialen Situation des Experiments Zukunftsrat analytisch gerecht zu wer-

den, führte das Wissenschaftsteam vor Ort teilnehmende Beobachtungen durch. Diese Er-

………………………………................ 4 Konkret handelte es sich um folgende good practice Beispiele aus der Zivilgesellschaft: Lernbauern-hof für nachhaltige Entwicklung und solidarische Landwirtschaft, nachhaltige Farbproduktion als Vehi-kel für Bildung für nachhaltige Entwicklung, Umweltschutz-Blog in türkischer Sprache, biodiversitäts-verträgliche Biomasseproduktion, Kleingärten als Ort von Biodiversität und gesellschaftlicher Teilhabe, Tauschgemeinschaften, Lastenfahrräder. 5 Die administrativen AkteurInnen kamen aus den Fachbereichen Energiewende und Innovation, Bür-gerbeteiligung und Klimaschutz. 6 Bei den politischen VertreterInnen handelte es sich um Umweltausschussvorsitzende der Parteien SPD, CDU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. 7 Der detaillierte Ablauf des Zukunftsrats kann dem Anhang entnommen werden.

21

hebung war nicht explorativ, sondern orientierte sich entlang zuvor erarbeiteter Analysekate-

gorien, die in Form eines Feldtagebuchrasters festgehalten waren. Im Fokus der Beobach-

tung stand die Frage, inwiefern die verbalen und non-verbalen Interaktionen der Teilneh-

menden Folgendes erkennen lassen:

- Wertschätzungsgesten über Akteursgrenzen hinweg

- bestehende Erwartungen und Ansprüche zwischen den Akteursgruppen oder auch

Kommunen

- Selbst- und Fremdwahrnehmung der Teilnehmenden als relevante AkteurInnen der

„Großen Transformation“

- Arten der Vernetzungen und Gruppenbildungen unterhalb der Teilnehmenden

- Hinweise auf ein gemeinsames Problemverständnis bzw. auf Momente der Einigkeit

und Kontroversen zwischen den AkteurInnen

- Zustimmungs- und Ablehnungsreaktionen der Teilnehmenden auf das Beteiligungs-

format bzw. auf einzelne Bausteine des Verfahrens

Um für die anschließende Analyse eine gewisse Wiederholbarkeit der sozialen Situation si-

cherzustellen, wurden die Gespräche und Diskussionen zudem mit einer statischen Filmka-

mera aufgenommen. Darüber hinaus wurde rund ein bis zwei Wochen nach dem Zukunftsrat

eine ex-post-Befragung aller Teilnehmenden auf Basis eines Leitfadens durchgeführt. Dieser

legte den Fokus auf insgesamt acht Themenblöcke: Die Bewertung der einzelnen Verfah-

rensbausteine, Moderation, Effizienz und Effektivität der Ergebnisse, Lernprozesse & Selbs-

treflexion, Kooperation mit und Wahrnehmung der AkteurInnen, Rolle der Wissenschaft, In-

stitutionalisierung des Zukunftsrats.

Es wurden im Anschluss an den Zukunftsrat 16 TeilnehmerInnen mittels der Methode eines

leitfadengestützten Interviews8 zu Ihrer Bewertung des Zukunftsrates befragt, 15 Interviews

wurden transkribiert. Die Einstiegsfrage war, welche Schulnote sie der Veranstaltung geben

würden. Daraus ergibt sich ein Notenschnitt von 2,44 bei einer Enthaltung. Auch wenn die

Aussagekraft solcher Abfragen begrenzt ist, kann konstatiert werden, dass das Format Zu-

kunftsrat Potential besitzt, wenn es bereits in der experimentellen Phase solchen Zuspruch

erfährt. Die ex-post- Interviews waren hinsichtlich des übergeordneten Ziels, die Energie-

wende als Gemeinschaftswerk zu verstehen, ambivalent. Das Prinzip des e pluribus unum

gefiel einigen sehr gut, anderen wiederum fehlten die Reibungspunkte und schätzen den ex-

perimentellen Zukunftsrat damit als wenig realitätsnah ein. Dass die TeilnehmerInnen aus

………………………………................ 8 Der Leitfaden kann dem Anhang entnommen werden.

22

unterschiedlichen Schichten und Gruppen kamen, nahmen alle wahr, jedoch störte viele die

Einigkeit in Fragen der Energiewende und des Klimaschutzes. Von einer Außenperspektive

her betrachtet war nur so eine lösungsorientierte Diskussion zwischen den TeilnehmerInnen

möglich, da niemand mehr von der grundsätzlichen Richtung überzeugt werden musste. So

eine Situation ist für viele aber ungewohnt. In der westlichen Welt wird Argumentation mit

Gewalt- und Kriegsmetaphorik (Lakoff und Johnson 2003, 4f.) bebildert, was auch das Den-

ken und Handeln mitbestimmt. Fehlt der Widerpart, sind die Menschen in einer für sie unge-

wohnten Situation und müssen sich erst zurechtfinden. Die Ambivalenz hinsichtlich dieser

Frage zeigt, dass VertreterInnen aus Politik eher damit Probleme haben, als die bürger-

schaftlich Engagierten. Von Seiten der Politik wurde das z.B. mit „Das war nicht der Normal-

bürger“ kommentiert, wohingegen eine Person, die in der Verwaltung beruflich tätig ist, mein-

te, dass „das genau der richtige Ansatz [ist], die unterschiedlichen Akteure, unterschiedlicher

Herkunft, unterschiedlicher Einschätzung […] zusammenzubringen, um ja um dazu zu kom-

men, dass alle eigentlich am gleichen Strick arbeiten, ziehen“. In diesem Spannungsfeld be-

wegten sich hinsichtlich dieser Frage die Aussagen.

3.2 Zentrale Ergebnisse

3.2.1 Politisches Experiment „Zukunftsrat“

Auch an dieser Stelle kann die Durchführung des Formates Zukunftsrat entlang der Katego-

rien Transformationsforschung und transformativer Forschung unterschieden werden: Der

Zukunftsrat ist einerseits Transformationsforschung, da er dazu diente, AkteurInnen, die

selbst an gesellschaftlichen Transformationsprozessen beteiligt sind, zu beforschen. Er stell-

te damit eine Feldforschungssituation dar, in der die Zusammenarbeit dieser Transformati-

onsagentInnen beobachtet werden konnte. Ebenso lässt sich der Zukunftsrat als transforma-

tive Forschung verstehen, da er intervenierend wirkte im Sinne eines praktischen Inputs in

den gesellschaftlichen Transformationsprozess in Richtung Nachhaltigkeit. Das Format

selbst bildet ein Novum und hat bisher keinen etablierten Stellenwert in akteursübergreifen-

den Kommunikations- und Arbeitsprozessen, kann aber die Richtung zu einer kooperativen

Ausgestaltung gemeinsamer Zukunftsvorstellungen weisen (Nanz und Leggewie 2016).

Wenn auch – anders als etwa von Nanz und Leggewie (ebd., 56) angeregt – der hier be-

schriebene Zukunftsrat keine Regelmäßigkeit und keine zweijährige Amtsperiode aufwies,

sondern einmalig stattfand, sowie zudem keine sehr jungen AkteurInnen einband9, so wurde

………………………………................ 9 Nanz und Leggewie (2016, 69) sprechen etwa von einer Mischung von Altersgruppen ab einem Min-destalter von 14 Jahren.

23

dennoch der Versuch gewagt, das Format in einem überkommunalen und akteursgruppen-

übergreifenden setting im Nachhaltigkeitskontext auszuprobieren sowie durch die gezielte

Einladung ausgewählten Personen vorzustellen.10

Die Ausgestaltung des Beteiligungsformats Zukunftsrat folgte aus den Forschungsergebnis-

sen der vorgelagerten ethnografischen Forschung. Analog zu deren Forschungsdesign soll-

ten die Teilnehmenden dazu bewegt werden, ausgehend von ihrer Problemwahrnehmung zu

einer (gemeinsamen) Zukunftsvision eines nachhaltigen Ruhrgebiets zu gelangen11. In der

Planung wurde viel Zeit für die Genese einer gemeinsamen Gruppenidentität verwendet. Die

Frage nach positiven, negativen und herausragenden Aspekten des Ruhrgebiets sollte ei-

nerseits durch Ruhrgebiets-Zugehörigkeit Gemeinsamkeiten (Gemeinschaft) in einer hetero-

genen Gruppe schaffen sowie andererseits als Eisbrecher fungieren. Die Gruppe nahm sich

jedoch selbst bereits als homogen wahr, da alle Teilnehmenden aus Nachhaltigkeitskontex-

ten im weitesten Sinne stammten. Im Laufe der Diskussionen stellte sich aber wiederholt

heraus, dass man sich zwar einig über grobe Zielkorridore (also die Notwendigkeit einer ge-

sellschaftlichen Transformation in Richtung Nachhaltigkeit) war, hingegen überhaupt nicht

einig über den Weg, wie dies umgesetzt werden soll.

Als positive Methode wurden die wertschätzenden Interviews wahrgenommen, in denen die

Teilnehmenden sich zunächst wechselseitig interviewten, um sich dann in der großen Grup-

pe gegenseitig vorzustellen. Auch aus unserer Sicht war dies eine fruchtbare Methode:

Selbst AkteurInnen mit großem inhaltlichen und lebensweltlichen Differenzen gelangten so

zu einer Perspektivenübernahme und situativem Verständnis füreinander.

Eine spätere inhaltliche Diskussion über Hindernisse zu einem zukunftsfähigen Ruhrgebiet12

wies aus Sicht der Teilnehmenden zu viel Ähnlichkeit mit der ersten „Eisbrecher“-Runde auf.

Während in der Planung also gänzlich unterschiedliche Intentionen mit diesen beiden Run-

den verfolgt wurden, nahmen die Teilnehmenden sie als redundant und problemorientiert

wahr. Es folgte von unserer Seite eine Anpassung des Prozesses: Zusammen mit dem Mo-

derationsteam entschieden wir uns für eine Umplanung vor Ort. Statt weiter Hindernisse für

ein nachhaltiges Ruhrgebiet zu sammeln, sollten die Teilnehmenden nach einer kurzen Zeit

der Kontemplation ihre sehr persönlichen Visionen einer möglichen Zukunft mitteilen. Dabei

………………………………................ 10 Dieses letztgenannte Ziel verfolgten auch die konkreten Produkte, die im Anschluss an das Format erstellt wurden: Neben einem policy paper und einem kurzen Image-Film über den „Zukunftsrat“ stellte das Projektteam ebenfalls auf der „Werkstatt Zukunftsrat“ das Format einem größeren, ausgewählten Publikum vor und nutzte die Fachexpertise vor Ort zur Diskussion sowie zur kommunalen, inter-kommunal/regionalen sowie deutschlandweiten Vernetzung der anwesenden AkteurInnen. 11 Vgl. hierzu den Ablaufplan Zukunftsrat im Anhang. 12 Bemerkenswerterweise wurde das Meta-Thema des „Zukunftsrates“ - also Kooperation und Koordi-nation von Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft - immer wieder als zentrale Herausforderung im lokalen Transformationsprozess benannt.

24

ließ sich beobachten, dass einigen Teilnehmenden die angepasste Methode sehr zusagte,

während andere sich komplett verweigerten. Eine solche kontemplative Einführung kann bei

einer heterogen zusammengestellten Gruppe exkludierend wirken, was bei der Wahl der Me-

thoden zu berücksichtigen ist. Dies macht zudem die Relevanz der Rolle der Moderation

deutlich: Ihr kommt eine tragende Rolle zu, nicht nur bei der Schaffung einer gemeinsamen

und fruchtbaren Gesprächsatmosphäre, sondern auch bei der Explikation differierender An-

sichten. Irritationen können durchaus fruchtbar sein, wenn es gelingt, die abweichenden Ver-

ständnisse zu verbalisieren und in einen gemeinsamen Diskurs zu stellen. Zudem kann es,

wie in unserem Fall, von Vorteil sein, wenn die Moderation nicht-ortsansässig ist, da es

durch Abgrenzung zu einem stärkeren „Wir-Gefühl“ beitrug, was wiederum der Herausarbei-

tung gemeinsamer Zielverständnisse dienlich sein kann. Ebenfalls wurde die Unterschied-

lichkeit des Moderationsstils bei der Methode der „Dynamic Facilitation“ sichtbar, da diese in

zwei Gruppen stattfand, die jeweils von einem/einer ModeratorIn angeleitet wurde.

Für den Einsatz des „Zukunftsrats“ als Transformationsinstrument lassen sich konkrete

Handlungsempfehlungen ableiten, die vor allem auf der Analyse der Interaktions-Ebene be-

ruhen. Folgerungen aus dem politischen Experiment „Zukunftsrat“ lassen sich einerseits aus

den von den beobachtenden WissenschaftlerInnen geführten Feldnotiz-Tagebüchern ziehen

sowie ebenfalls aus den einige Tage bis Wochen nach der Veranstaltung geführten Inter-

views mit den Teilnehmenden. Zur systematischen Evaluation wurden diese als Leitfadenin-

terviews geführt.

Bemängelt wurde von einigen Teilnehmenden, dass das Format insgesamt zu dicht geplant

war: Einerseits empfanden es viele als zu lang, 2 Tage intensiv miteinander zu diskutieren,

andererseits drückten einige retrospektiv aus, dass ihnen die Zeit in bestimmten Sektionen

zu kurz vorkam. Die heterogene Zusammenstellung der Teilnehmenden (in Hinblick auf Pro-

fession, sozioökonomischen und politischen Status, verfügbare Kompetenzen und Hand-

lungsspielräume) fand großen Anklang, zeigte jedoch auch damit einhergehende Herausfor-

derungen, da etwa unterschiedliche Habitus, Sprechweisen und Redegewohnheiten vorlie-

gen und dennoch alle zu gleichen Teilen zu Wort kommen sollten. Gegebenenfalls könnte

bei zukünftigen Formaten auch Heterogenität in den Einstellungen zu gesellschaftlicher

Nachhaltigkeitstransformation hinzukommen, was von einigen Teilnehmenden im Nachhinein

als fehlend genannt wurde. Dies verdeutlicht, welche Anforderungen an ein solches Beteili-

gungsformat gestellt werden müssen: Es muss allen Teilnehmenden transparent gemacht

werden, was durch die gemeinsame Arbeit erreicht werden soll und kann. Damit sind zu-

gleich die Grenzen deutlich zu machen, in denen das Format als Forum agiert. Im Falle des

Zukunftsrats war dies die Tatsache, dass es sich um ein experimentelles Format im Rahmen

eines Forschungsprojekts handelte, das demzufolge wissenschaftliche Ergebnisse produ-

25

ziert, die jedoch nicht in einen politischen Prozess eingebunden sind. Intensives gemeinsa-

mes Arbeiten wird laut den Teilnehmenden durchaus akzeptiert, wenn der jeweilige Output

ergebnisorientiert in entsprechender Form umgesetzt wird oder zumindest in weiteren Pla-

nungsprozessen berücksichtigt wird. Die Teilnehmenden müssen mit einem gewissen

Selbstwirksamkeitsgefühl nach Hause gehen, andernfalls werden sie kaum ein zweites Mal

zu einem vergleichbaren Format erscheinen. Beteiligung, so wurde auch an dieser Stelle

deutlich, kann also nicht um ihrer selbst Willen durchgeführt werden, sondern muss wohl

durchdacht angewandt werden, wenn sie in gesellschaftlichen Prozessen wie der Nachhal-

tigkeitstransformation dienlich sein sollen. Die vor Ort und retrospektiv erhobenen Daten zum

Zukunftsrat bestätigen die von Nanz und Leggewie aufgestellten Kriterien für „gut organisier-

te Partizipation“:

- eine angemessene Moderation

- ein ausreichender zeitlicher Rahmen

- effektive Rückbindung in Entscheidungsprozesse sowie

- ein möglichst hohes Maß an Repräsentativität und Inklusivität

(vgl. Nanz und Leggewie 2016, 30-31).

Die Leistung der Teilnehmenden muss ferner, so wurde deutlich, honoriert werden: monetär,

durch Freizeitausgleich, durch Entscheidungskompetenz oder andere adäquate Formen der

Anerkennung.

Situatives Verständnis und Wertschätzung füreinander sind vor allem über die Grenzen der

Akteursgruppen Zivilgesellschaft/Politik/Verwaltung hinweg in Transformationsprozessen von

hoher Bedeutung, denn sie ermöglichen langfristige Kooperation, die von den Anwesenden

unseres Zukunftsrats als Notwendigkeit erkannt wurde, sofern sie dies nicht bereits zu Be-

ginn so empfanden. Die Teilnehmenden wurden in ihren Bestrebungen für Nachhaltigkeit

bestärkt. Darüber hinaus entstanden besonders in der Gruppe der zivilgesellschaftlich Enga-

gierten Synergieeffekte, die vor allem von einem besonders aktiven Netzwerker unter ihnen

ausging. Diese Aspekte lassen sich alle unter einem zentralen Motiv vereinen, welches Nanz

und Leggewie mit Beteiligungsprozessen assoziieren: Sie dienen als „Keimzelle gemeinsa-

men Lernens“ (ebd., 31). Dieses soziale Lernen kann, so bestätigen ebenfalls die Ergebnis-

se unseres Zukunftsrates, die Grundlage für erfolgreiche lokale Kooperation im Rahmen der

zahlreichen notwendigen Wenden hin zu mehr Nachhaltigkeit schaffen.

3.2.1 Reflexion „Werkstatt Zukunftsrat“

Wie oben dargelegt wurde durch den Zukunftsrat ein neuer Raum des Politischen in Form

einer Kooperations- und Kommunikationsplattform aufgemacht und den AkteurInnen als

26

neue Form politischen Agierens im Transformationsprozess angeboten (vgl. Behringer 2002,

35). Das auf diese Weise erprobte Beteiligungsformat wurde am 13.11.2015 im Wasser-

schloss Herten von 10 bis 16.30 Uhr im Rahmen der Werkstatt Zukunftsrat eingeladenen

Gästen aus Wissenschaft, Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft vorgestellt. Damit sollten

einerseits die gemachten Erfahrungen der Teilnehmenden praxisnah aufgegriffen werden

sowie andererseits eine Kommunikationsplattform als Intervention angeboten werden, um

Kooperationsprozesse zu verbessern und dabei in einen gemeinsamen Gestaltungsmodus

zu gelangen (vgl. Forschungsantrag 2012, 5).

Mit dieser Veranstaltung wurde zum einen die ethnografische Forschung sichtbar gemacht,

indem in einer kleinen Ausstellung die erstellten Fotoarbeiten sowie die Kurzfilme über einige

der beforschten AgentInnen des Wandels gezeigt wurden. Zum anderen wurde das Konzept

des Formates Zukunftsrat einer größeren Öffentlichkeit vorgestellt. Dazu wurde eingangs der

Kurzfilm gezeigt, den das Filmteam produzierte. Daran anschließend stellte das wissen-

schaftliche Team in Kurzvorträgen das Konzept und die Ergebnisse des Zukunftsrats in Lü-

nen vor. Im zweiten Teil der Veranstaltung wurde das Format mit den geladenen Gästen in

Form eines World Cafés diskutiert. Der Werkstatt-Charakter sollte über den Titel hinaus sig-

nalisieren, dass das Beteiligungsformat Zukunftsrat ein Experiment war, das durchaus als

weiter im Entstehungsprozess befindlich aufgefasst werden kann. Jede Kommune, jeder

Projektverband, jede andere denkbare regionale Formation, die ihn weiter ausdefinieren

möchte, sollte eben dazu eingeladen werden. Anhand von drei Fragerunden brachten die

Anwesenden dann ihren Input, ausgehend von eigenen Erfahrungen und Kompetenzen, in

die World Café-Diskussion ein. Somit konnte die Expertise gänzlich verschiedener Vertrete-

rInnen aus Politik, Verwaltung, Zivilgesellschaft und Wissenschaft einfließen. Fehlende fi-

nanzielle, zeitliche, räumliche und personelle Ressourcen wurden als mögliche Hindernisse

genannt. Um eine mögliche Institutionalisierung von Zukunftsräten zu ermöglichen, braucht

es jedoch nicht viel – auch kürzere, kleinere und günstige Prozesse wären hier denkbar.

Wiederholt angesprochen wurde außerdem das Legitimierungs-Problem: Wer ist in konkre-

ten politischen Prozessen legitimiert, AkteurInnen auszuwählen und zu einem solchen Betei-

ligungsformat einzuladen? Hier ließe sich die transformative Wissenschaft als Akteur nen-

nen, jedoch müssen ebenfalls Verwaltung und ggf. auch Politik über mittelfristig veränderte

Aufgabenprofile nachdenken. Auch die Gefahr, Parallelstrukturen zu bereits bestehenden zu

schaffen, wurde genannt. Ein weiterer Punkt, den die Anwesenden bei der Werkstatt Zu-

kunftsrat als mögliches Problem nannten, ist eine gewisse Unverbindlichkeit der Ergebnisse

von Zukunftsräten. An dieser Stelle ist jedoch zu betonen, dass das Format weniger als

streng output-orientiert zu verstehen ist, als vielmehr im Sinne einer prozessorientierten

27

Aushandlungsplattform, die bislang in (über-)regionalen und lokalen Arrangements weitge-

hend fehlt und fortlaufend Dialog und Kooperation ermöglichen kann.

4 Zentrale Schlussfolgerungen und strategische Empfeh-

lungen

4.1 Perspektiven für Forschung und Methode

Hinsichtlich der ethnografischen Methode hat sich gezeigt, dass die Nähe zum Forschungs-

subjekt eine entscheidende Größe ist. In diesem Projekt gab es ausreichend Zeit zum Ver-

trauensaufbau zur Anbahnung der Zusammenarbeit zwischen Beforschten und ForscherIn-

nen. In einem Fall wurden harsche Forderungen aufgestellt. Die erste Frage, die sich den

Protagonisten dieses Falls stellten, war, was Ihnen diese Zusammenarbeit denn für Vorteile

in Ihrem Projekt bringen könne. An dieser Stelle offen und sich nicht kompromissbereit zu

zeigen, war von Forschungsseite von großem Vorteil. Die Vorteile für das Engagement of-

fenbarten sich für die Beforschten früh genug. Dies zeigt nicht nur der im Anhang befindliche

Pressespiegel und damit die verbesserte mediale Sichtbarkeit des jeweiligen Engagements,

sondern auch die Motivationssteigerung aller Beteiligten, die so lange anhielt, dass noch En-

de November 2016 AdW zur Teilnahme an projektnahen und anderen Veranstaltungen be-

reit waren.

Es zeigte sich, dass über vertrauensvolle Gespräche eine Basis aufgebaut werden konnte,

die zu einer von beiden Seiten verständnisorientierten Kommunikation anstelle einer strate-

gisch orientierten Kommunikation (vgl. Purcell 2009, 149ff.) führte. Die Bereitschaft der For-

schenden zur Feldforschung in den Abendstunden ist für so eine Studie unabdingbar, auch,

wie Roland Girtler (2004, 4) meint, dass man als FeldforscherIn immer bereit sein müsse, zu

essen und zu trinken. Jedoch ist zu ethnografischer Forschungspraxis bereits viel publiziert

worden und dieses Forschungsprojekt hat zur Vorgehensweise wenig hinzuzufügen. Jedoch

wurde deutlich, dass die heute weit verbreitete Internetrecherche nicht die Erfolge zeitigt, die

sich durch persönliche Kontakte aus dem Feld ergeben. Immer wieder zu einschlägigen Ver-

anstaltungen zu gehen und die zu beforschenden Personen über soziale Kontakte zu suchen

und zu finden, bringt schon vor dem ersten Kontakt Informationen darüber, wie sie in dem

sozialen Nahfeld wahrgenommen werden und ob und welchen Einfluss sie auf ihn haben.

Dies lässt sich unter anderem daran ablesen, welche Menschen, deren Realtyp sich be-

stimmbaren Idealtypen annähern, was über ihn sagen. In welche Milieus strahlt das Wirken

des potentiellen AdW ab? Mit diesen Informationen ausgestattet kann man auf die Person

28

zutreten. Dies bewirkt erstens Sicherheit im Umgang mit der Person, beugt zweitens nicht

zielführender Ansprache vor und drittens kennt man bereits eine Vertrauensperson, auf die

man sich beim ersten Kontakt berufen kann. Nur selten können Menschen die Wirkung des

eigenen Tuns richtig einschätzen bzw. ihre eigene Einschätzung kommunizieren. Das eigene

Tun wird entweder in seiner Wirkung und Relevanz überschätzt oder im Glauben an soziale

Erwünschtheit unterschätzt und sich in Bescheidenheit geübt. Richtet man sich dann auf

Quellen aus dem Internet, dann werden solche Kontexte oft undeutlich. Jedoch können sol-

che Informationen mit dem Internet abgeglichen werden. Beispielsweise gab es einen poten-

tiellen und aussichtsreichen AdW-Fall, bei dem beim „Faktencheck“ im sozialen Netzwerk

Facebook klar wurde, dass die Workshops, die diese Person anbietet, gar nicht besucht

werden. So empfiehlt sich ein Eintauchen in das Feld bei gleichzeitiger Internetrecherche

über die zu beforschenden Personen, um Enttäuschungen auf beiden Seiten zu vermeiden.

Letzteres ist nicht zu unterschätzen, denn die Erwartungen für das jeweilige bürgerschaftli-

che Projekt durch das Interesse von wissenschaftlicher Seite können beträchtlich sein. Wenn

es dann zu keiner Kooperation und Forschung kommt, geraten die Personen unter Umstän-

den in die Position, sich vor ihren MitstreiterInnen rechtfertigen und ausgebliebenes Erwar-

tungsmanagement a posteriori ausgleichen zu müssen. Zudem wurde im Projekt deutlich,

dass man sich juristisch sehr gut absichern muss, wenn es um sensible persönliche Daten

geht. Dies erforderte die Entwicklung einer Datenschutzvereinbarung. Für zukünftige Projek-

te sollten solche Datenschutzvereinbarungen entweder nach dem Vorbild dieses Projektes

genutzt werden, um die Aufmerksamkeit des Tuns stärker an der Forschung orientieren zu

können oder juristischer Beistand angefragt werden. Die Verwendung von Klarnamen bein-

haltet zudem die Auseinandersetzung mit forschungsethischen Fragen. In diesem Projekt

wurde dies in einem Aufsatz, der 2017 in dem Sammelband „Dezentral, partizipativ und

kommunikativ – Energiewende als Teil der Großen Transformation“, herausgegeben von Dr.

Steven Engler, erscheinen wird, nochmal reflektiert und der Umgang damit für andere Wis-

senschaftlerInnen offengelegt. Dort wird auch die narrative Ausarbeitung offengelegt und

Thesen entworfen, die für die transformative Forschung von Interesse sein können. Die er-

zählerische Ausgestaltung hat besondere Bedeutung, um transformative Effekte erzielen zu

können. Dies kann aber in seiner Komplexität an dieser Stelle nicht ausformuliert werden.

Jedoch wird die transformative Wirkung von Narrativen gestärkt, indem man darauf achtet,

dass sich möglichst viele verschiedene Milieus, Schichten, Ethnien und politische Ideologien

angesprochen fühlen. Dies mag banal klingen, ist aber in der Forschungspraxis nicht einfach

zu erfüllen, schließlich steht das Projekt des jeweils Beforschten im Vordergrund und nicht

z.B. seine politische Haltung, die sich aus den Interviews meist erst durch eine Analyse der

darin enthaltenen Metanarrative (Somers 1992, 605) und Metaphorik nach der Methodik von

29

Lakoff und Johnson erschließen lässt. Dies bedeutet, dass man bei der Auswahl der sozialen

Innovationen keine Kompromisse eingehen darf, um selbstgewählte Quoten zu erfüllen, son-

dern besser einen breiten Korpus an möglichen AdW anlegen, die allein auf Grund ihrer so-

zialen Innovation(en) ausgewählt worden sind, um dann auch nach Zielgruppen eine Aus-

wahl zu treffen. Schließlich wäre es auch eine Verzerrung, wenn in einer Region wie dem

Ruhrgebiet gar keine MigrantInnen ausgewählt worden oder keine Frauen unter den Agen-

tInnen des Wandels gewesen wären.

Im Falle des Zukunftsrates wurde im Bereich der experimentellen Politikwissenschaft mit

transformativen Charakter deutlich, wie wichtig die Auswahl der und Absprache mit den Mo-

deratorInnen eines solchen Verfahrens ist. Mit der Sympathie und Antipathie gegenüber den

ModeratorInnenteam steht und fällt ein solches Experiment. Die Menschen sind bei einem/r

ihnen sympathischen ModeratorIn leichter dazu geneigt, sich auch für Partizipationsformate

offen zu zeigen, die für sie ungewohnt sind. WissenschaftlerInnen sollten sich bei der Aus-

führung solcher experimentaldemokratischen Veranstaltungen nicht allein auf die Prozess-

dienstleisterInnen verlassen und sich auf die BeobachterInnenrolle zurückziehen, sondern

stets bereit sein, flexibel auf veränderte Bedingungen zu reagieren. Das Format des Zu-

kunftsrates wurde in diesem Teilprojekt auch während der Durchführung an die Wünsche

und Bedürfnisse der TeilnehmerInnen angepasst und stets nachjustiert. Das Experiment wä-

re zwar hinsichtlich eines Scheiterns nicht ohne Erkenntnisgewinn geblieben, jedoch hat man

sich von diesem Prozess von vornherein mehr als nur die Widerlegung einer These erhofft.

Ziel war es auch das Instrument Zukunftsrat einer Gruppe von Engagierten und Entscheide-

rInnen aus Verwaltung und Politik vorzustellen. Falls eine ForscherInnengruppe ein ähnli-

ches Projekt plant, würden wir empfehlen, die Frage eindringlich zu diskutieren, ob man auch

VertrererInnen des Sektors Wirtschaft einlädt, um ein ganzheitliches Bild der Akteure der

Stadt zeichnen zu können. Die Gefahr besteht allerdings hier darin, dass die Akteure aus der

Wirtschaft oft auch als Geldgeber fungieren, sodass unter Umständen nicht mehr so frei ge-

sprochen werden kann. Dies gilt vor allem von Seiten der AdW, aber auch von Seiten der

Verwaltung und der Politik. Es ist vorstellbar, die Wirtschaft zu Teilen dazu zu holen und aus

anderen Teilen auszuschließen. VertreterInnen der Wirtschaft haben Partialinteressen, was

vollkommen legitim ist, wohingegen beim Zukunftsrat das gemeinsame Handeln und das

Gemeinwohl im Vordergrund stehen. Auch wenn man diese These der Partialinteressen der

Wirtschaft nicht teilt, muss man sich gewahr sein, dass diese Vorstellung bei den AdW als

auch bei den VertreterInnen der Verwaltung als auch der Politik vorherrschen könnte und

auch solche sozialen Konstrukte, möchte man sie als solche ansehen, Beachtung finden

30

müssen, damit eine gemeinsame Orientierung an z.B. Nachhaltigkeit möglich wird. Die Bür-

gerInnen haben dafür also wahlweise ein feines Gespür oder manchmal Ressentiments.

4.2 Perspektiven für Akteure / für die Region

Prof. Dr. Claus Leggewie sprach bei der Buchvorstellung der „Geschichten einer Region“ bei

der Stiftung Mercator am 10. Oktober in einer Podiumsdiskussion davon, dass es für eine

„Große Transformation“ 4-5% AdW in der Bevölkerung benötigt. Auch wenn diese Zahl nicht

empirisch gesichert ist, so scheint klar, dass Veränderung, soll sie „Bottom-Up“ vonstatten-

gehen, AdW benötigt. Auf regionaler Ebene müssen solche Akteure sichtbar gemacht wer-

den, um auch andere anzuspornen aktiv zu werden. Natürlich ist es Kommunen nicht mög-

lich, so umfangreiche Buchproduktionen zu gestalten wie in diesem Projekt, jedoch müssen

AdW auch durch die Politik Anerkennung erfahren. Dies kann kostengünstig durch die Kanä-

le der sozialen Medien erfolgen, durch Pressearbeit, durch Preise, die ausgeschrieben wer-

den, durch Fördermittel oder aber auch durch unbürokratische Hilfe über den Klimamanager

der Kommune. Hier tun sich viele Möglichkeiten auf, mit denen auch ohne Sichtbarmachung

Anerkennung erfolgen kann. Einige AdW lehnten Geld und öffentliches Lob konsequent ab,

wünschten sich aber einen einfacheren Zugang zur Verwaltung und kurze Wege bei der Be-

arbeitung von Anfragen in der Verwaltung. Hier gilt es individuell zu reagieren, möchte man

Lebensstiländerungen in der eigenen Kommune voranbringen. Natürlich kostet das Zeit und

damit auch Geld, aber die Unternehmen haben in den letzten Jahrzehnten auch sehr viel

Geld in Werbung investiert, damit die Menschen einen nicht nachhaltigen Lebensstil präferie-

ren. Die Kritik an der Kulturindustrie, wie sie von Max Horkheimer und Theodor W. Adorno

bereits in den vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts kritisiert worden ist, wurde in

den sechziger Jahren von Erich Fromm und Herbert Marcuse erneuert. Diese Kritik verflach-

te und endete mit dem Zusammenbruch des real existierenden Kommunismus. Heute kommt

Konsumkritik vor allem von den VertreterInnen einer Postwachstumsgesellschaft und wird in

neuer Form in den gesellschaftlichen und politischen Diskurs eingespeist. Diese lange Tradi-

tion der Konsumkritik, die heute positiv gewendet als Suffizienz ins Feld geführt wird, bestä-

tigt, wie festgefahren viele Verhaltensweisen sind. Möchte man diese (nur als Beispiel) ange-

führte Denk- und damit Handlungsweise aufbrechen oder aber auch nur in Frage stellen,

dann müssen Räume wie der Zukunftsrat geschaffen werden. Solche Investitionen sind je-

doch dann immer noch günstiger als die Folgen eines Klimawandels, der die 2 Grad-Grenze

übersteigt. Sie sind also eine Investition in die Zukunft.

31

Hinsichtlich der Durchführung von Zukunftsräten bietet dieses Projekt eine Handreichung an,

die besonders für kommunale EntscheidungsträgerInnen konzipiert worden ist. Diese ist die-

sem Bericht angehängt. Ergänzend dazu kann angemerkt werden, dass der Zukunftsrat da-

rauf ausgelegt ist, dass Menschen mit unterschiedlichen soziodemographischen, Merkmalen,

die auf ein bestimmtes Ziel hinwirken, das den TeilnehmerInnen bekannt ist und auf welches

sich alle TeilnehmerInnen weitestgehend einigen können. Es wurde hier bereits ausgeführt,

dass dieser Umstand ambivalent aufgenommen worden ist. Die Schlussfolgerung daraus ist,

dass gerade politische VertreterInnen Kommunikation eher als Konfrontation unterschiedli-

cher Meinungen ansehen und so die Realitätsnähe eines Zukunftsrates anzweifeln. Aus die-

sem Grunde sollten gerade VertreterInnen von Parteien im Vorfeld in ausreichendem Maße

über die Ziele und Vorgehensweise eines Zukunftsrates in Kenntnis gesetzt werden. Es gilt,

dass der Zukunftsrat während der Durchführung ebenfalls real ist, aber eben nicht repräsen-

tativ. Dies muss im Vorfeld im Sinne eines Erwartungsmanagements mit den TeilnehmerIn-

nen geklärt werden, denn Repräsentativität ist nicht alles. Es geht in der Demokratie auch

darum, Minderheiten – wie z.B. AdW – die Möglichkeit zu geben, in der politischen Sphäre

nicht nur an Entscheidungen mitzuwirken, sondern sich selbst zu entfalten und nicht nur

durch Sprechhandeln, sondern durch die Tathandlung wirksam zu werden.

32

5 Produktübersicht

Tabelle 1: Übersicht über die in den KWI-Teilprojekten erstellten Produkte

Datum Titel Kurzbeschreibung

2015

(erscheinen 2016)

Filme AgentInnen des Wandels Kurzfilme über 5 ausgewählte

AgentInnen des Wandels. Die-

se wurden bereits vom LVR-

Museum Oberhausen ange-

fragt. Im Moment werden diese

geprüft und bewertet und bei

positivem Bescheid in die Aus-

stellung für ein Jahr aufge-

nommen.

2015

(erscheinen Okt. 2016)

Fotos AgentInnen des Wandels Reportagefotos von allen 20

AgentInnen des Wandels

4. und 5.9.2015 Zukunftsrat in Lünen Experimentelles Beteiligungs-

verfahren

13.11.2015 Werkstatt Zukunftsrat Präsentation und Diskussion

der Erfahrungen aus Zu-kunfts-

rat mit Fachpublikum

Nov. 2015 Film Zukunftsrat Kurzfilm über den Zukunfts-rat

in Lünen mit Statements aller

Teilnehmenden

Juni 2016 Policy Paper Zukunftsrat Das Policy Paper richtet sich an

kommunale Politik und Verwal-

tung, stellt den Zukunftsrat vor

und spricht Handlungsempfeh-

lungen aus.

Okt. 2016 Leggewie, Claus; Reicher,

Christa; Schmitt, Lea (2016):

Geschichten einer Region.

AgentInnen des Wandels für ein

nachhaltiges Ruhrgebiet. Dort-

mund: Kettler.

Soziale Kartografierung des

Ruhrgebiets mit Hilfe 20 Narra-

tiven über AgentInnen des

Wandels und informa-tiven Kar-

tenstücken sowie einigen Inter-

views mit EntscheiderInnen aus

dem Untersuchungsgebiet

33

Okt. 2016 Buchdiskussion „Geschichten

einer Region“

Erscheinen des Buches als An-

lass einer Experten-diskussion

über die Frage, welche Akteure,

Strukturen und Prozesse die

Große Transformation im Ruhr-

gebiet braucht. Moderiert wurde

die Veranstaltung von Jürgen

Wiebicke (WDR) und es disku-

tierten Gerhard Spörl (DER

SPIEGEL), Babette Nieder (Be-

auftragte des Bürgermeisters

von Herten für Energie und In-

novation), Prof. Dr. Claus Leg-

gewie (Politikwissenschaftler),

Prof. Dr. Christa Reicher (Archi-

tektin, Städteplanerin), Konrad

Hummel (Geschäftsstelle Kon-

version Mannheim), Dr. Lea

Schmitt (Projektkoordinatorin

Energiewende Ruhr). Die Ver-

anstaltung hatte über 100 An-

meldungen.

Dez. 2016 2 Beiträge in Roadmap des

Forschungsverbundes

Ein Beitrag plädiert für eine dif-

ferenzierte Sicht auf Bürgerbe-

teiligung im Rah-men der Ener-

giewende. Der andere Beitrag

stellt mit dem Zukunftsrat ein

spezifisches Beteiligungs-

instrument vor.

2016 Claus Leggewie & Patrizia

Nanz (2016): Die Konsultative.

Mehr Demokratie durch Bür-

gerbeteiligung. Berlin: Wagen-

bach

Konzeptionelle Studie über Zu-

kunftsräte.

2017 Schweiger, Stefan/Acksel, Britta

(2017): Die Energiewende als

In diesem Aufsatz werden die

Narrative aus dem Buch „Ge-

34

Komödie? Narrativisierung als

transformative Methode am

Beispiel des Projekts Energie-

wende Ruhr. In: Engler, Steven:

„Dezentral, partizipativ und

kommunikativ – Energiewende

als Teil der Großen Transfor-

mation“

schichten einer Region. Agen-

tInnen des Wandels für ein

nachhaltiges Ruhrgebiet“ aus

erzähltheoretischer Sicht be-

trachtet.

35

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