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K. FRIEDERICHS: Epilog zum Eutomologisehen Seminar in Rostock 79 Epilog zum Entomologischen Seminar in Rostock Von K. FRIEDERICHS Im Jahre 1927 regte ein Kreis Berliner Ento- mologen, zu dem Oberregierungsrat Dr.M.Sc~vARTz und Direktor HoPer gehSrten, die Griindung eines Universitatsinstitutes ffir die Ausbildung yon Be- rufsentomolgen an, well der zoologische Unter- richt an den Universitaten im allgemeinen zu wenig yon dem vermittelt, was filr den Entomologen speziell erforderlich ist und die forsflichen und landwirtschaftlichen Hochschulen und Fakultitten ebenfalls nicht auf den Unterricht yon Biologen eingerichtet zu sein pflegen. Die Wanderversamm- lung deutseher Entomologen in Stettin befaBte sich mit der Frage und sprach sich ffir die No~vendig- keit spezieUen Unterrichtes aus. Die Grilndung des Ins.tituts daffir erfolgte dann zufolge Verfilgung des ReiehsernRhrungsministeriums in Rostock durch den Schreiber dieses, der bis 1938 neben dem Ordinarius ffir Zoologie, Professor Dr. PAuL SCHUr~E als Leiter fungierte, dann allein. Die Mittel zum Aufbau des Instituts bewilligte das Reichsern'~hrungsministerium, well die Aufgabe des Instituts vornehmlich sein sollte, Nachwuchs filr den wissenschaftlichen Pflanzenschutz heran- zubilden; das Geb/~ude gab die Universit'~t Rostock her und lie~ es dazu durchbauen. Die Mittel waren hinreichend bemessen, der Raum aus- reichend, so dal~ ein gut eingerichtetes und wfir- diges Institut entstehen konnte. Die Betriebs- mittel mul~ten jedes Jahr yore Reichsernahrungs- ministerium, in dem zuerst Ministerialdirektor STREm, spater der damalige Oberregierun~rat, jetzige Ministerialdirigent LUDWIG SCHUSTER zu- st~ndig waren, neu bewilligt werden. Dies war eine Auflage, die manche Schwierigkeiten und Yifihe mit sich bmchte, aber die ]~Iittel sind auf Veranlassung der Genannten immer reichlich be- willigt worden, und das Institat hat niemals Mangel an M_itteln gehabt, wie hier dankbar anerkannt sei; besonders konnten wir sehr zufrieden sein, als in den spateren Jahren auch die Mittel ffir die Forschung von seiten der Deutschen Forschungs: gemeinschaft in groBzfigiger Weise gegeben wurden. Die Betriebsmittel waren, absolut gerechnet, den- noch winzig, aber nach einer Au.6erung yon Ober- regierungsrat SCHWXR~Zbei einem Besuch im In- stitut wurde hier ,,mit den vorhandenen ]~Iitteln der grSl~tmSgliche Effekt erzielt". Doch war nur ffir die sachlichen Ausgaben hinreichend gesorgt. Der Personaletat sah ledig- ich einen Insfitutsdiener vor, der -- ein glilek- licher Fall -- zugleich entomologischer Praparator sein mu~te und sein konnte. Essei gestattet, meinen alten Arbeitskameraden H~ca LOTH, den angemessen zu besolden, leider Tarifvor- schriften verhinderten, die nicht selten mit dem Leistungsprinzip schwer vereinbar sind, bier namenflich zu erwahnen. Es gibt aber an Hoch- schulen nicht wenige solche Kr'~fte, ~[echaniker usw., die in ahnlicher Lage sind und denen schwer zu helfen.ist, well ,,Pr~zedenzf~tlle" vermieden werden. Sehr brauchbare Unterrichtstafeln stellte der Pr~ parator des Zoologischen Instituts her -- ein sehr wichtiger Umstand -- well ffir speziell ento- mologischen Unterricht solche ja nur in Gestalt von Habitus- und Lebensbildern im Handel sind. Ich bin Herrn Professor P. SCHWZE sehr dank- bar, daI~ er dies ermOglichte und vor aUem, daJ~ er seine Zusfimmung zum selbst~ndigen Bestehen des Instituts gab. Im ilbrigen bestand der Zu- sammenhang mit dem Zoolo6dschen Institut wesent- lich darin, dab ein Tell der Schiller des neuen Insfituts dort die Dissertation ausarbeitete, withrend andere dies im Entomologischen Institut taten. Zugleich aber war und wird immer wichtig ffir eine Bildungsstatte dieser Art die Beriihrung mit der ,,reinen Wissenschaft" sein, die an Fachhoch- schulen weniger gegeben ist. Andrerseits ist leider der Zusammenhang und das Zusammenarbeiten mit der allgemeinen Zoologie wohl in der Regel nicht in der wfinschenswerten Intensitat gegeben; die Gesichtspunkte sind verschieden, oft polar entgegengesetzt und die Br~cke nicht immer leicht zu schlagen. Daffir, daI~ die angewandte Zoologie ebensowohl die andere Seite befruchten kann wie umgekehrt, ist die 0kologie ein Bei- spiel. Am entomologischen Unterricht war auch Prof. Dr. SCn-LOTT~CZ zeitweilig beteiligt. Ich gehe schwerlich fehl in der Meinung, dab die hier zu gebende Darstellung der gemachten Erfahrungen kfinftig yon Wert sein wird, nach- dem zufolge der Berufung des Verfassers nach Posen das Seminar aufhSren mull, sicherlich aber eines Tages etwas Ahnliches neu wird erstehen mtissen. Das Ende hittte vermieden werden kSunen, wenn der Etat eine plan mal~ige Professur vor- gesehen h/ttte. Die Universit/tt tat 1930 durch einen entsprechenden Antrag das ilu'ige, aber die mecklenburgische Regierung sali wohl keine Veran- lassung, fiir eine Professur zu sorgen, die nur zum kleinsten Tell den Aufgaben der Landes-

Epilog zum Entomologischen Seminar in Rostock

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K. FRIEDERICHS: Epilog zum Eutomologisehen Seminar in Rostock 79

Epilog zum Entomologischen Seminar in Rostock Von

K. FRIEDERICHS

Im Jahre 1927 regte ein Kreis Berliner Ento- mologen, zu dem Oberregierungsrat Dr.M.Sc~vARTz und Direktor HoPer gehSrten, die Griindung eines Universitatsinstitutes ffir die Ausbildung yon Be- rufsentomolgen an, well der zoologische Unter- richt an den Universitaten im allgemeinen zu wenig yon dem vermittelt, was filr den Entomologen speziell erforderlich ist und die forsflichen und landwirtschaftlichen Hochschulen und Fakultitten ebenfalls nicht auf den Unterricht yon Biologen eingerichtet zu sein pflegen. Die Wanderversamm- lung deutseher Entomologen in Stettin befaBte sich mit der Frage und sprach sich ffir die No~vendig- keit spezieUen Unterrichtes aus. Die Grilndung des Ins.tituts daffir erfolgte dann zufolge Verfilgung des ReiehsernRhrungsministeriums in Rostock durch den Schreiber dieses, der bis 1938 neben dem Ordinarius ffir Zoologie, Professor Dr. PAuL SCHUr~E als Leiter fungierte, dann allein. Die Mittel zum Aufbau des Instituts bewilligte das Reichsern'~hrungsministerium, well die Aufgabe des Instituts vornehmlich sein sollte, Nachwuchs filr den wissenschaftlichen Pflanzenschutz heran- zubilden; das Geb/~ude gab die Universit'~t Rostock her und lie~ es dazu durchbauen. Die Mittel waren hinreichend bemessen, der Raum aus- reichend, so dal~ ein gut eingerichtetes und wfir- diges Institut entstehen konnte. Die Betriebs- mittel mul~ten jedes Jahr yore Reichsernahrungs- ministerium, in dem zuerst Ministerialdirektor STREm, spater der damalige Oberregierun~rat, jetzige Ministerialdirigent LUDWIG SCHUSTER zu- st~ndig waren, neu bewilligt werden. Dies war eine Auflage, die manche Schwierigkeiten und Yifihe mit sich bmchte, aber die ]~Iittel sind auf Veranlassung der Genannten immer reichlich be- willigt worden, und das Institat hat niemals Mangel an M_itteln gehabt, wie hier dankbar anerkannt sei; besonders konnten wir sehr zufrieden sein, als in den spateren Jahren auch die Mittel ffir die Forschung von seiten der Deutschen Forschungs: gemeinschaft in groBzfigiger Weise gegeben wurden. Die Betriebsmittel waren, absolut gerechnet, den- noch winzig, aber nach einer Au.6erung yon Ober- regierungsrat SCHWXR~Z bei einem Besuch im In- stitut wurde hier ,,mit den vorhandenen ]~Iitteln der grSl~tmSgliche Effekt erzielt".

Doch war nur ffir die s a c h l i c h e n Ausgaben hinreichend gesorgt. Der Personaletat sah ledig- ich einen Insfitutsdiener vor, der - - ein glilek-

licher Fall - - zugleich entomologischer Praparator sein mu~te und sein konnte. E s s e i gestattet, meinen alten Arbeitskameraden H ~ c a LOTH, den angemessen zu besolden, leider Tarifvor- schriften verhinderten, die nicht selten mit dem Leistungsprinzip schwer vereinbar sind, bier namenflich zu erwahnen. Es gibt aber an Hoch- schulen nicht wenige solche Kr'~fte, ~[echaniker usw., die in ahnlicher Lage sind und denen schwer zu helfen.ist, well ,,Pr~zedenzf~tlle" vermieden werden. Sehr brauchbare Unterrichtstafeln stellte der P r~ parator des Zoologischen Instituts her - - ein sehr wichtiger Umstand - - well ffir speziell ento- mologischen Unterricht solche ja nur in Gestalt von Habitus- und Lebensbildern im Handel sind. Ich bin Herrn Professor P. SCHWZE sehr dank- bar, daI~ er dies ermOglichte und vor aUem, daJ~ er seine Zusfimmung zum selbst~ndigen Bestehen des Instituts gab. Im ilbrigen bestand der Zu- sammenhang mit dem Zoolo6dschen Institut wesent- lich darin, dab ein Tell der Schiller des neuen Insfituts dort die Dissertation ausarbeitete, withrend andere dies im Entomologischen Institut taten. Zugleich aber war und wird immer wichtig ffir eine Bildungsstatte dieser Art die Beriihrung mit der ,,reinen Wissenschaft" sein, die an Fachhoch- schulen weniger gegeben ist. Andrerseits ist leider der Zusammenhang und das Zusammenarbeiten mit der allgemeinen Zoologie wohl in der Regel nicht in der wfinschenswerten Intensitat gegeben; die Gesichtspunkte sind verschieden, oft polar entgegengesetzt und die Br~cke nicht immer leicht zu schlagen. Daffir, daI~ die angewandte Zoologie ebensowohl die andere Seite befruchten kann wie umgekehrt, ist die 0kologie ein Bei- spiel. Am entomologischen Unterricht war auch Prof. Dr. SCn-LOTT~CZ zeitweilig beteiligt.

Ich gehe schwerlich fehl in der Meinung, dab die hier zu gebende Darstellung der gemachten Erfahrungen kfinftig yon Wert sein wird, nach- dem zufolge der Berufung des Verfassers nach Posen das Seminar aufhSren mull, sicherlich aber eines Tages etwas Ahnliches neu wird erstehen mtissen. Das Ende hittte vermieden werden kSunen, wenn der Etat eine plan mal~ige Professur vor- gesehen h/ttte. Die Universit/tt tat 1930 durch einen entsprechenden Antrag das ilu'ige, aber die mecklenburgische Regierung sali wohl keine Veran- lassung, fiir eine Professur zu sorgen, die nur zum kleinsten Tell den Aufgaben der Landes-

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universitat diente. Das mochte nicht sehr weft~ sichtig sein, denn es war fiir die Uaiversitat nicht gleichgilltig, dal~ sie das einzige !nstitut dieser Art besa~ und eines, das im Ausland viel beachtet wurde. Das war aber damals weniger deuflich erkennbar als spater, wenngleich der Umstand, dall der Berichterstatter ein Jahr nach der @rfindung des Seminars zu Vorlesungen nach den USA. eingeladen wurde, ein Fingerzeig hatte sein kSnnen. Die dort gesammelten Erfahrungen kamen dem Seminar zugute. Heute freilich scheint mir der Vorsprung, den damals Amerika in einigen Dingen unseres Faches noch hatte, langst eingeholt und fiberholt zu sein.

Das Institut hat auch" nie einen planma~igen Assistenten gehabt und yon der Deutschen For- schungsgemeinschaft aus Hilfskritfte nur zeit- weise. Man mag hieran ermessen, was zu leisten war, und messen, was geleistet ist und was nicht geleistet werden konnte. Eine weitere groi~e Schwierigkeit lag in der Ungleichalterigkeit der Praktikanten. Man war .etwa in der Lage eines einzigen Schullehrers, der in alien Klassen unter- richten mu~. In jedem Semester kamen nur einige Schiller neu hinzu, oft nur einer. Dieser ,,Femel- betrieb" stellte an einen einzigen Dozenten fast unerffillbare hnforderungen. Die Aufgabe ware unerffillbar gewesen, wenn nicht die Schiller, die den Weg nach Rostock [anden, durchweg solche gewesen waren, die leidenschaftliches Interesse mitbraehten. Wer das nicht hatte, dem haben wir allerdings selten auf den Weg helfen kSnnen, denn die geschilderten Verhiiltnisse setzten selbst- verstandlich und yon vornherein ziemlich selb- standiges Arbeiten voraus. Es konnten nur vor- handene Anlagen entwickelt, nicht aber Studenten ,,trainiert" werden, denen der Gegenstand fern lag. Solches Studentenmaterial, wie es demnach fast allein in Betracht kommen konnte, gibt es nicht in h[enge. Dementsprechend wurde das Seminar nur yon wenigen in Anspruch genommen. Die h(ichste Zahl der ,,Gro~praktikanten" war 6--7, im Durchschnitt nur 4, immerhin eine Anzahl, die in manchem Zoologisehen Institut auch nut den Durchschnitt bilden mag. Vereinzelt kamen Studenten aus anderen Landern und Erdteilen; die )[ehrzahl soleher pflegt ja die 5[etropolen auf- zusuchen.

Die ,,Skologischen" Verhaltnisse sind in Rostock gfinstig, nnd das war einer der Hauptgriinde, die die Grilndung daselbst vemnlaI~ten. Damals noch im wesentlichen rein agrarisch, ist die mecklen- burgische Landschaft auch heute noch, obgleich Rostock seitdem zur Gro[~stadt geworden ist, yon dort ohne den Zeitverlust zuganglich, den man etwa in Berlin oder Hamburg framer hat. Wir

konnten dabei meist Kraftrad oder Wagen be- nutzen, ohne welche man zu faunistischen Studien wandern, aber nicht vergleichend iikologisch ar- beiten kann. Damit ist bereits gesagt, dai~ die Feldentomologie sehr im Vordergrund stand. In den letzten Jahren bestand eine Waldstation und zeitweise auch Arbeitslager zum Zwecke forst- zoologischer Arbeit. Die Forschung war vor- zugsweise auf Forstentomologie gerichtet, weft diese Probleme in Fiille bot, die mit unseren Mitteln bearbeitet werden konnten, wahrend die landwirtschaftlich-entomologische Arbeit meist ein Versuchsfeld nebst dem Personal da[fir voraus- setzt. Davon, dail daneben die faunistische und landschaf-tsbiologische Arbeit nicht vernachlassigt wurde, geben die Dissertationen fiber die Cara- biden und die Cicaden l~ecklenburgs yon E. GEgS- DORF und H. A. Kv~Tze Kunde, die Arbeiten R. ROESL~RS fiber Psociden, ferner die yon W. Dr.aKsr~ fiber die Succession im toten Buchenholz.

Ich bin der l~einung, da~ Gegenstand des Unterrichts an einem Institut dieser Art vor allem viererlei zu sein hat. Erstens mu~ der Schiller eine vollstandige l~bersicht fiber die vielgestaltige Welt der Insekten erhalten, wenngleich wir alle wissen, dab wir in bezug auf Larvenformen nie auslernen. Dieser Unten-icht war in beschranktem i~Ial~e selbstverstandhch auch auf ,,Biologen" aus- gedehnt und wurde durch Exkursionen erg'~zt, die insbesondere den Schadlingen galten. Zweitens mull die ~)kologie, aUgemeine und spezielle, als eine Grandlage des Pflanzenschutzes sehr gepflegt werden. Drittens mfissen die Schadlinge bevor- zugter Gegenstand des Unterrichtes sein, u n d e s mu~ auch die Praxis ihrer Bekampfung sowie der fiir den Entomologen in Betracht kommenden ]~[ethoden der Untersuchung im Labor demonstriert werden. Endlich ist die allgemeine Entomologie ausfilhrlich zu behandeln, ha Praktikum waren Morphologie und Physiologie yon minderer Be- deutung aus drei Grilnden. Erstens spielt die Morphologie in der Praxis des praktischen Ento- mologen keine erhebliche Rolle. Zweitens sind die betreffenden l~ethoden sowie die physio- logischen Gegenstand des allgemein-zoologischen Unterriehtes und keine spezifischen fiir Insekten. Drittens war mit der dem Schiiler zur Verffigung stehenden Zeit zu reehnen. Er mul~te das ento- mologische Studium meist neben der Promotions- arbeit bzw. neben den Vorbereitungen zum Staats- examen betreiben. Auch die Erwerbung von Formenkenntnis braucht Zeit. Deshalb waren die physiologischen Kenntnisse vomuszusetzen; da~ sie yon ganz wescntlicher Bedeutung fiir die praktische Insektenkunde sind und kfin[tig noch

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mehr sein werden, zeigt sich immer mehr, doch pflegt ja in dieser Hinsicht der zoologische Unter- richt der Universitaten auch fiir Entomologen aus- zureichen. Der Unterricht in ,Pflanzensehutz ~ war durch Dozent Dr. REn~UTH Vertreten.

Die Schiller kamen nicht selten in ihrem ersten Semester und wurden dann fast immer abgewiesen, da eingehender entomologischer Unterricht Auf- b a u auf dem zoologischen Studium sein mul~. Allerdings besteht dann die Gefahr, da~ der Schiller yon seiner ursprfinglichen Absicht abgelenkt wird. In der Regel begann das entomologische Studium nach dem dritten oder vierten Semester. Der Praktikant erhielt dann bald ein Dissertations- thema, um sich ohne [~bereiIung in dieses hinein- zufinden. Selten waren die Pral~tikanten dann bereits mit den Hauptfachern im wesentlichen fertig; dies ist aber unbedingt wilnschenswert. Manche kamen erst nach der Promotion; dann mul~te die entomologische Schulung kursorisch und summarisch erfolgen, da den Betreffenden rein rezeptive Arbeit nicht mehr geniigte, sondern sie ein produktives Thema verlangten. So war in jedem einzelnen Falle der Ausbildungsgang zu variieren - - eine sehwere Aufgabe.

Die ~[ehrzahl der sich fiir diesen Unterricht Meldenden fragte begreiflicherweise nach den Aussichten auf spatere .Anstellung. Es mul~te wahrheitsgemal~ geantwortet werden, daI3 an Stellen kein l)berfluB und dal~ es Sache jedes Einzelnen sei, sieh durch Leistung durchzusetzen, dab aber kaum Falle bekannt seien, daI~ jemand auf die Dauer vergeblich auf Anstellung gewartet habe. Diese wahrheitsgema[~e Antwort schreckte viele ab. Ms die Generation, zu der der Ver- fasser gehiirte, vor der Berufsfrage stand, gab es so gut wie k e i n e Stellen. Es hat uns nicht abgeschreckt, aber freilich haben sich die sozialen Verhaltnisse seitdem griindhch gewandelt und es wird noeh davon zu reden sein, wie es jetzt und kiinftig mit den ]~iSglichkeiten im Berufe steht.

Uber das Schieksal des Instituts ist noch folgendes zu berichten: Im Jahre 1938 mu~te es dem Neuban einer Bibliothek weichen und in Raume ilbersiedeln, die so wenig wilrdig waren, dal~ die Leitung selbst das fiir einen hinreichen- den Besuch des Instituts nicht zu vermeidende Mindestmal~ an Propaganda vorlaufig nicht mehr glaubte verantworten zu kSnnen. Dann kam der Krieg, und die ttSrsale und Laboratorien leerten sich. Die Institutsraume, vorher als Provisorium gedacht, wurden zur Unterkunft ftir die Dauer. Dem unbefriedigenden Zi~stand machte die Uber- siedelung des Leiters an die Reichsuniversitat Posen ein Ende. Da die Einrichtungen des Seminars ausschliel~lich mit Reichsmitteln beschafft, daher

reichseigen sind und nicht an Ort und Stelle anf wei- tere Verwendung harren konnten, so sind sie mit Genehmigung des Reichsernahrungsministeriums in das Institut filr landwirtschaftliche Zoologie und Schadlingskunde der Reichsuniversitat Posen fibergeftihrt worden, urn allgemeinen Lehr- und Forschungszwecken zu dienen, wobei die Frage often gelassen wird, ob sie spater wieder ihrem eigentlichen Zweck an anderer Stelle zugefiihrt werden. Es ware durchaus mSglich gewesen, in Rostock den Eintritt normaler VerhMtnisse abzu- warten, da das Institut den Schwerpunkt seiner Tatigkeit zuletzt in die Forschung verlegt hatte und in dieser Hinsicht auch wahrend des Krieges in roller Tatigkeit war, aber die obenerwahnten personellen VerhMtnisse waren auf die Dauer nicht haltbar.

Das Institut hat wahrend der ]4 Sahre seines Bestehens eine Lficke ausgefilllt, die numnehr wieder often ist. Es liegt auf der Hand, da[~ nach dem Kriege voraussichtlich der Bedarf an geschulten praktischen Entomologen wie an Fach- leuten jeder Art brennend sein wird. Versuche, dafilr schon jetzt Vorbereitungen zu treffen, die yon anderer Seite vorgesch!agen wurden, fanden nirgends einen Anhalt. Die Lage wird meines Erachtens kilnftig so seim dab wir den Bedarf an Entomologen nicht mehr allein durch die ,geborenen" Entomologen werden decken kSnnen (so wenig wie den an Hedizinern durch die dazu yon vornherein Berufenen), dies um so weniger, als das Interesse an dieser BeschMtigung nicht gerade zuzunehmen scheint. Es wird eine staat- liche Gewahr nStig sein, dal] spater (mindestens vorlaufig) jeder, der di~ Voraussetzungen in bezug auf-Kenntnisse und sonstige Leistungsfahigkeit durch einen entsprechenden Bildungsgang nach- weisen kann, auf Anstellung im Staatsdienst als Entomologe rechnen kann. Die husbildung wird vorzuschreiben sein; die Verhaltnisse werden da- fiir sorgen, da~] trotzdem wie bisher auch Auto- didakten und anderweitig Vorgebildete in den Beruf gelangen kSnnen, denn man wird auch sie brauehen.

Ffir die Ausbildung wird mindestens eine Professur und ein Spezialinstitut geschaffen werden milssen nebst einem kleinen Stab. Das Ziel wird w a h r e n d d e r e r s t e n J a h r e sein, den un- mittelbaren Bedarf dureh eine Schnellausbildung zu decken. Dies ist kein Ideal, aber es wird notwendig sein. Man wird dazu fertige Biologen ein Jahr lang intensiv auSbilden milssen. Damit das Institut damit rechnen kann, dal] es in hin- reichendem ]~alle yon Schfilern in Anspruch ge- nommen wird, mul~ staatlicherseits i n e r s t e r L i n i e auf die daselbst Ausgebildeten zurtick-

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gegriffen werden. Die Erfahrungen im Ento- mologischen Seminar haben gezeigt, dal~ dies u n- u m g a n g l i c h e V o r a u s s e t z u n g i s t . Eswurde als solche schon vor der Grilndung des Seminars yon mir bezeichnet; diese Forderung wurde damals yon einigen Interessierten heftig bekampft, ihre Berechtigung aber hat sich erwiesen. Ein eigent- hches Monopol ware damit nicht gesehaffen und ist auch nicht wfmschenswert, aber olme eine besondere staatliche FSrderuug in diesem Sinne k~innten sich wiederum Schwierigkeiten ergeben.

Es wurde schon gesagt, dab die allgemein- biologische Vorbildung vorauszusetzen ist; der Unterricht h~tte dementsprechend rein ento- molegisch und praktisch, mit besonderer Berilck- sichtigung kblonialer Verhaltnisse za sein. Der Unterrieht wird sich in der zur Verfilgung stehen- den kurzen Zeit insbesonder.e auf Formenkennt- nis, Naturbeobachtung und spezielle Arbeits- methoden zu erstrecken haben, dazu auf Biblio- graphie, systematische Grundbegriffe und Prin- zipien und auf Publikations- und Sammtungs- technik. Unterricht im ,Pflanzenschutz '~ �9 hat nehenherzugehen, soweit nicht das Ziel ein anderes ist. Die Ausbfldung filr landwirtschaft- liche und medizinische Entomologen ist im Grunde die gleiche, wilrde aber fiir die letzteren teilweise spezialisiert werden miissen.

Solche einjahrige husbildung, die eine kaum unterbrochene wird sein milssen, stellt an Schiller und Lehrer hSchste Anforderungen in bezug auf die Intensitat der Leistung.

Es ist 1927 in Stettin viel fiber die hus- bildung-theoretisch gesproehen worden. Da wurde beispielsweise das Examen ffir die Tatigkeit an h(iheren Schulen als Grundlage empfohlen. Jeder Lehr- und husbildungsplan bringt die Gefahr mit sich, dal~ das Mall der Ausbildung' hyper- trophiert. Das Lehrerexamen, das mit einer .~Ienge yon Nebenanforderungen verbunden ist, ware eine unnStige Kraftvergeudung. Die Gefahr der ttypertrophie hat bisher auch alle Bemilhungen, den ,Diplombiol0gen" zu schaffen, vereitelt. Jedes Fach stellt dabei die Ansprilche eines Hauptfaches, und der Praktikant wiirde das Opfer sein oder einen anderen Beruf vorziehen. Datum sind zu genaue Vorschriften in dieser Hinsicht zu ver-

meiden. Das Doktorexamen oder - - nach Wahl - - eine zu schaffende allgemein- biologisch- natur- wissenschaftliche Prilfung wiirden zweckma~ig Voraussetzung filr Zulassung zum entomologischen Studium sein und dieses ware mit eifler im wesentlichen nut entomologischen Priifung zu beschlie~en, etwas abgewandelt je nach dem Ziel. Besonders ist hierbei an den kolonialen Bedarf, auch filr den europaischen Osten gedacht. Der so vorgebildete Biologe k(innte als ,Diplom-Ento- mologe" bezeichnet werden. Doch wird,, wie schon gesagt, immer der Nachwuchs daneben auch auf anderen Wegen heranwachsen und heranwachsen mtissen, denn gerade der geborene Entomologe neigt dazu, sich der Gangelung weitgehend zu entziehen. Bei dem heutigen Stand der Wissen- schaft kSnnen nur kleine Genies dabei dem Dilet- tantismus entgehen, und diesen zu verhilten eben ist hufgabe der erwahnten Schulung.

Man hat welter yon einem ,praktischen 3ahr" Ms Voraussetzung der Anstellung gesproehen. Dieses praktische 3ahr ist faktisch gegeben durch das erste der Berufstatigkeit. In den Kolonien allerdings ist der Biologe oft genug auf sich und die mitgebrachten Kenntnisse angewiesen und hat keine hnleitung, hndrerseits muI~ der Kolonial- beamte f r ilh, in yeller Jugendkraft, in diesen Bemf kommen. Und endhch dilrfe~ die hnsprilche nicht zu welt ausgedehnt werden, damit keine Abwanderung in gewerbliche Berufe eintritt, eine Gefahr, die mir durchaus zu bestehen scheint.

Sicher ist jedenfalls, dab wir bei Eintritt normaler Verhaltnisse sofort eine zentYale Ein- richtung fiir die Heranbildung entomologischen Nachwuchses durchaus nStig haben werden, da[~ dafiir e twas G a n z e s geschaffen werden muf$ und dal~ es gut ware, dies schon jetzt vorzubereiten. Dabei ist noch die Frage zu streifen, w o eine solche Einrichtung zweekmal~ig zu schaffen ware. Dazu ist jetzt nur zu sagen, dal~ eigentliche Gro~- stadte dabei yon vornherein ausseheiden sollten, weil man mls ihnen nur mit zuviel Zeitverlust ins Freie gelangt. - - Die Forschungsarbeit des Entomologischen Seminars liegt noch nicht ab- geschlossen vor, sondern eine Reihe von Ver- 5ffenthchungen wartet noch auf den Druck.

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