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Nockherstraße 2 81541 München www.dji.de Erfassung von informell erworbenen Sprach- und sozialen Kompetenzen durch Portfolioverfahren Nora Gaupp/Birgit Reissig Deutsches Jugendinstitut, München/Halle Halle, 20.Oktober 2006

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Nockherstraße 281541 Münchenwww.dji.de

Erfassung von informell erworbenen Sprach- und sozialen Kompetenzen durch Portfolioverfahren

Nora Gaupp/Birgit ReissigDeutsches Jugendinstitut, München/HalleHalle, 20.Oktober 2006

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Halle 20.10.2006Gaupp/Reissig Seite 2

Typen von Kompetenzfeststellungsverfahren

Standardisierte TestverfahrenVersuch, Kompetenzen objektiv, reliabel und valide zu messenBeispiele: Sprach-, Schulleistungs-, Berufseignungstests

SelbsteinschätzungsverfahrenPersonen beurteilen selber ihre Kompetenzen über Selbstbeobachtung oder -beschreibungBeispiele: Fragebogen zu Kontrollüberzeugungen, Lebenszielen oder LebenszufriedenheitSonderform Portfolio-Verfahren

Fremdeinschätzungsverfahrendritte Personen, z. B. LehrerInnen, Eltern, AusbilderInnen beurteilen die Kompetenzen einer PersonBeispiel: Assessment Center

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Anforderungen an KFV für benachteiligte Jugendliche

Fokussierung auf die spezifische Zielgruppe von benachteiligten JugendlichenAltersgruppe der etwa 14- bis 20-JährigenKompetenzansatzInstrumente sollen von SozialpädagogInnen/LehrerInnen angewandt werden können und in die tägliche pädagogische Arbeit mit den Jugendlichen integrierbar seinInterpretation der Ergebnisse sollte nicht ausschließlich ExpertInnen vorbehalten sein (wie z.B. bei psychometrischen Testverfahren)Instrumente sollen für die Jugendlichen einen nachvollziehbaren Sinn habenErgebnisse sollen für den Bildungs-/Ausbildungsweg konkret nutzbar sein

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Anlass für die Beschäftigung mit Sprachkompetenzen

Sprachkompetenzen als Bestandteil des Konstrukts der Berufs-oder Ausbildungsreife Beherrschung der deutschen und möglichst auch einer Fremdsprache als wichtige Voraussetzung für den Übergang in Ausbildung und Arbeit Fehlende Sprachkompetenzen als zentrales Hindernis für das Gelingen des Einstiegs in betriebliche Berufsausbildung Insbesondere für junge Migrantinnen und Migranten besteht die Notwendigkeit, ihre Sprachkompetenzen sichtbar zu machen, da sie sich häufig mit dem pauschalen Vorurteil konfrontiert sehen,nicht ausreichend gut deutsch zu sprechenBetonung von Mehrsprachigkeit als besondere Kompetenz und Ressource

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Merkmale des europäischen Sprachenportfolios ESP

Es werden nicht nur in der Schule, sondern auch informell in anderen Kontexten erworbene Sprachkompetenzen Fähigkeiten dokumentiert. Es existieren verschiedene ESP-Versionen für spezielle Alters- und Zielgruppen.Es werden Sprachkompetenzen für alle Sprachen dokumentiert, über die eine Person verfügt. Grundlage für die Einschätzung der Sprachkompetenzen ist der Europäische Referenzrahmen der Sprachen CEF.Die Dokumentation der Sprachkompetenzen erfolgt über Selbsteinschätzungen der Jugendlichen.

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Aufbau und Inhalt des europäischen Sprachenportfolios ESP

Dreigliedriger Grundaufbau des Sprachenportfolios

1. Sprachenbiographie• detaillierte „Sprachlernbiographie“• Checklisten zur Selbsteinschätzung von

Sprachkompetenzen• individuelle Ziele für das weitere Sprachenlernen

2. Dossier• Sammlung von Dokumenten wie Zeugnissen, Zertifikaten,

Arbeitsproben3. Sprachenpass

• zusammenfassender Überblick über Sprachlernerfahrungen und -kompetenzen

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Erfahrungen aus der Erprobung des ESP

Voraussetzungen für eine erfolgreiche Arbeit mit dem ESPMotivation der PädagogInnenAusreichend ZeitGute Passung zwischen Portfolioversion und dem allgemeinen sprachlichen Niveau der JugendlichenIntensive Anleitung für die Selbsteinschätzung der Sprachkompetenzen mit Hilfe der Checklisten

Erprobung in neun Hauptschulklassen der Klassenstufen 9 und 10Arbeit mit dem ESP über 3 MonateEvaluations-Interviews mit den JugendlichenEvaluations-Interviews mit den Lehrerinnen

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Diskussion der Erfahrungen mit dem ESPStärken des ESP

ESP fördert Bewusstsein über die eigenen SprachfähigkeitenESP motiviert Jugendliche zum SprachenlernenPrinzip der Selbsteinschätzung aus pädagogischer Sicht günstig, da es selbstverantwortliches Lernen fördertDurch den CEF transparente und europaweit vergleichbare Beschreibung von SprachkompetenzenDokumentation von Sprachkompetenzen, die nicht durch Schulzeugnisse oder andere formale Qualifikationen zertifiziert sind

Schwächen des ESPUnsicherheit bei der Verwertung der Ergebnisse aus dem ESP (d.h. Klärung der Frage „Was nützt mir das Sprachenportfolio?“)Intensive Anleitung zur Arbeit mit den Checklisten zur Selbsteinschätzung notwendig. Gefahr der Überschätzung (Reliabilität!).

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Anlass für die Beschäftigung mit sozialen Kompetenzen

Ausbildende Betriebe und Einrichtungen betonen die Wichtigkeit sozialer und personaler Kompetenzen für das Erlernen und Ausüben eines BerufesGleichzeitig häufige Klage über vorhandene Defizite bei den Jugendlichen Jugendlichen ohne oder mit niedrigen Schulabschlüssen wird –neben mangelnden fachlichen Kenntnissen – wird oft abgesprochen, ausreichend sozial kompetent zu sein Jugendliche sind daher gezwungen, ihre sozialen Kompetenzen zu belegenDie kann über entsprechende Kompetenzfeststellungsverfahren geschehen

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Aufbau und Inhalt des Portfolios Soziale Kompetenzen

Grundaufbau des Portfolios in vier Blöcken

1. Einführung in die Arbeit mit einem Portfolio sowie in den Begriff „soziale Kompetenz“

2. biografischen Bilanzierung bisher erworbener sozialer Kompetenzen in verschiedenen Lebensbereichen

3. zwei Gruppenübungen mit anschließender Selbsteinschätzung sozialer Kompetenzen

4. Zusammenfassung zu einem persönlichen Profil sozialer Kompetenzen

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Erfahrungen aus der Erprobung des Portfolios Soziale Kompetenzen

Voraussetzungen für eine erfolgreiche Arbeit mit dem PSKIntensive Begleitung der Jugendlichen während der Arbeit mit dem PortfolioHäufiger Einsatz praktischer Beispiele und ÜbungenKlarer Bezug zum Thema Übergang Schule - Beruf

Erprobung in drei Hauptschulklassen (1x 9., 2 x 10. Klassenstufe)Arbeit mit dem Portfolio an 2 TagenEvaluations-Interviews mit den JugendlichenEvaluations-Interviews mit den Lehrerinnen

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Halle 20.10.2006Gaupp/Reissig Seite 12

Diskussion der Erfahrungen mit dem Portfolio Soziale KompetenzenStärken des PSK

Leicht durchzuführen und in 2 Projekttagen in den Unterricht zu integrierenMethodenvielfalt bei der Erarbeitung vorhandener sozialer Kompetenzen Attraktivität für die Jugendlichen

Schwächen des PSK(noch) fehlende Validierung der Selbsteinschätzungen durch externe DatenSelektivität bei der Auswahl von sozialen Teilkompetenzen

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Diskussion des Portfolio-Ansatzes zur Erfassung informell erworbener Kompetenzen

Unabhängigkeit vom Lernort

Für die Jugendlichen erkennbare Alltagsnähe

Praxistauglichkeit/leichte Anwendbarkeit

Unabhängigkeit von „Diagnostikexperten“

Prozess der Selbsteinschätzung fördert Eigenverantwortung

Knackpunkt ist die Güte der Selbsteinschätzungen

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Halle 20.10.2006Gaupp/Reissig Seite 14

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Nora Gaupp/ Birgit Reissig Forschungsschwerpunkt „Übergänge in Arbeit“ DJI München/Halle

[email protected]@dji.de

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Halle 20.10.2006Gaupp/Reissig Seite 15Nora Gaupp, Deutsches Jugendinstitut e.V. München

Beispiel: Verstehen A2

Ich kann einfache Sätze und die gebräuchlich-sten Wörter verstehen, wenn es um für mich wichtige Dinge geht (z.B. sehr einfache Informationen zur Person und zur Familie, Einkaufen, Arbeit, nähere Umgebung). Ich verstehe das Wesentliche von kurzen, klaren und einfachen Mitteilungen und Durchsagen.

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Halle 20.10.2006Gaupp/Reissig Seite 16

Portfolio Soziale Kompetenzen DJI e.V.

Wichtige Lernerfahrungen in meiner Biographie

Arbeitsblatt 3

Wie gut kannst du diese Kompetenzen insgesamt anwenden?

kann ich sehr gut kann ich gut daran muss ich noch arbeiten

Was hast du dabei gelernt?Welche Kompetenzen hast du angewandt?

Beschreibe deine Aufgabe/n oder Tätigkeit/en!

Schule Familie Verein/ Sport JobPraktika Freundeskreis sonst. Freizeit

Formelle Lernorte Informelle Lernorte