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KLINISCHE WOCHENSCHRIFT x7. JAHRGANG Nr. 35 27. AUGUST I938 ORIGINALIEN. ERGEBNISSE DER ERGOMETRIE UND ERGOGRAPHIE UNTER BESONDERER BE- ROCKSICHTIGUNG DER ERKRANKUNGEN DES HERZENS, DES KREISLAUFES UND DER LUNGEN. Von Prof. H. W. KNIPPING. Aus der Medizinischen Poliklinik der reed. Akademie und der II. Medizinischen Ab- teilung der Krankenanstalten Diisseldorf. I. Die respiratorische Insu]]izienz. Wenn wir den gesunden Organismus und seine verschiedenen Funktionssysteme, ins- besondere Herz und IKreislauf und Lungen unter schwerster Arbeit, an der Grenze des Leistungsspielraumes studieren, er- gibt sich eine Ffille neuer wichtiger Beobachtungen und Probleme. Die Gesamtleistungsgrenzen der Kranken sind enger; die entscheidenden Ver~nderungen linden sich natfirlich bet der Austastung der Leistungsbreite des erkranktell Or- ganes. Immer sehen wit, dab die fibrigen noch intakten bzw. weniger ill ihrer Leistung eingeschr~llkten Organsysteme kom- pensierend eingreifen. Wollen wir fiber die Arbeitsf~higkeit irgendeines Patienten wirklich befriedigende Aussagell er- halten, so mfissen wir grunds~itzlich den Organismus im ArbeitsprozeB beobachten, und zwar nicht nur den Gesamt- .organismus und das kranke Organ, sondern ebenfalls die ver- schiedenen maBgeblichen, funktionell miteinander verknfipften Systeme, z. t3. Herz und Kreislauf, Atmung, ins Allge fassell (BRAVER). Wit sind heute ill der Lage, w~hrend des Be- lastungsversuches in dell entscheidenden Positionen quan- titative Angaben fiber die noch erhaltene Leistungsbreite zu Inachell. Es genfigt nicht, festzustellen, dab diese oder jene Person noch diese oder jene Arbeitsintensit~t bew~ltigt. Nur .die sichere Kenntnis der Leistungsgrenze der am meistell bedrohten Organe gibt uns eine Vorstellung davon, ob irgend-' eine Arbeit nicht in verh~ltnism~Big kurzer Zeit diese Organe sehr ernsthaft zu sch~digen vermag. So gibt es Kranke mit Klappenfehlern bzw. bedeutenden Herzmuskelsch~den, aber noch erhaltener und robuster Skeletmusklllatur, welche oft genug das alte Arbeitstempo beibehalten und in wenigen Jahren ruiniert sind. Dyspnoeempfindung u. a. sind ill vielell F~llen nicht ausreichende Warner. Allf der anderen Seite sieht man Herzkranke, die llnn6tig and allzusehr geschont werden, obwohl die HerzleistungsgrenzeI1 sich yon denell eines Normalen kaum unterscheiden. Ich glallbe, es ist fast ebenso verdienstlich, den zwar noch nicht dekompensierten, abet doch hinsichtlich des Herzens ernsthaft gesch~tdigten Kranken richtig zu beurteilen und zu fiihren, und seine Dekompensation vielleicht um Jahre hinauszuschieben, als eine viel zu frfihe nnd vermeidbare Dekompensation in bekanllter Weise zu be- handeln. Falls bet einem Herzkranken noch keine Dekom- pensation vorliegt, k6nnen wir uns also nicht darauf be- schr~inken, festzustellen, we und welcher Art der Schaden ist, ob das Endokard, das Myokard, das Perikard, der Reiz- bildungs- oder Reizleitungsapparat krank sind, und welcher Art diese Erkrankung ist, sondern wir mfissen darfiber hinaus fragell, in welchem Umfange die normale Herzleistungsbreite eingeengt ist. Das gilt natfirlich auch ffir das Lungengebiet. In ether vorangehenden Mitteilung (diese Wschr. 1938, lO97) habe ich diese ganze, sich aus dem ernsthaften Belastungsversuch ergebende Problematik, den Vita-maxima-Begriff (BI~AUER), .die ergometrische und ergographische Technik, die Prfifung des Wirkungsgrades an Hand der speziellen Erfahrungen meiner IZlinik er6rtert. Der vofliegende bzw. folgende Auf- satz ist den besollderen Fragen des Lungell-, des Herz- llnd Kreislaufgebietes gewidmet. Als ebenso einfach wie praktisch bedeutsam hat sich die Prfifung auI respiratorische Arbeitsinsllffizienz erwiesen. Der Klinische Wochenschrift, 17. Jahrg. Lungenkranke wird am Ergometer in kleinen Stufen ansteigend belastet; fieberhafte und infarktgef~thrdete Kranke u, a. sind natfirlich yon der Untersllchung auszuschlieBen ; ebenso selbst- verst~ndlich Kranke, welche am Spirographen schon in K6rperruhe ein gr6Beres arterielles S~ttigungsdefizit erkennen lassen. Zugleich werden Atmung und Sauerstoffaufnahme veto grogen Spirographen geschriebeI1 [Beitr. 1Klin. Tbk. 88, 504 (1936)'1. Die Belastung wird soweit gesteigert, bis das Spirogramm ein arterielles S~ttigungsdefizit aufdeckt, die Lunge also nicht mehr in der Lage ist, die im ArbeitsprozeB yon Arbeitsstufe zu Arbeitsstufe zunehmende Blutmenge, welehe die Lunge passiert, yell zu arterialisieren. Wenn man ill diesem Zeitpunkt yon Luft allf Sauerstoff umschaltet, er- gibt sich eille Ver~inderung der Sauerstoffaufnahme und der Atmung. Falls abet in irgendeiner Arbeitsstufe doch noch yell ges~• wird, so kann natiirlich beim Wechsel yon Luft auf Sauerstoff keine Anderung der Sauerstoffaufnahme und der Atmung eintreten. ~ber die Wattstufe hinaus, bet der ein arterielles Defizit aufgedeckt wird, ist Arbeit, soweit die Lungenfullktion zur Diskussion steht, nicht erlaubt. Bet st/irkerer ]3elastung wfirde das arterielle Sallerstoffs~ttigungs- defizit gr613er werden, die Coronargef~tge wiirden zunehmend schlechter mit Sauerstoff versorgt werden, und in einem Circnlus vitiosus k~ime es nicht allein bald zum Abbruch der Arbeit, solldern auch zu ether sehr ernsthaften St6rung nnd Sch~digung des tterzens, des Kreislaufes usw. Unterhalb der genannten Arbeitsstufe ist die Lungenfunktion ffir jede 13e- lastung ausreichend. Diese Lungenfunkfionsprfifung bzw. Prfifung der Arbeitsf~higkeit yon Lungenkranken ist deft- nitionsm~Big und methodisch Mar und einfach. Sic ist natiirlich im klinischen 13etrieb sehr viel einfacher als die unmittelbare Kontrolle des arteriellen Bllltes, yon der wir ursprfinglich ausgegangen sind [JANSEN, KNIPPING, STROM- BragGER, Beitr. Klin. Tbk. 80, 3o4 (1932); 89, 47 ~ (1937)]. Tausende yon Gesllnden und Kranken sind in dieser Weise bisher hinsichtlich ihrer Lungenfunktion geprfift worden. Beim Gesunden kani1 die Arbeitsleistung bis fiber 30o Watt und fast bis zur v611igen Ersch6pfung vorgetriebei1 werden, ohne dab nennenswerte arterielle Defizite sich entwickeln, also das arterielle Blut nicht mehr in der Lunge yell ges~ttigt wird. Wenn wit Lungenkranke in dieser Weise kontrollieren und begutachten, werden selbstverst~ndlich Anamnese, kli- nischer Befund, R6ntgenbild usw. sorgfMtig gewiirdigt. Abet bei der Beurteilung der Arbeitsf~higkeit ergibt doch nut die Funktionsprfifung ein quantitativ zuverl~ssiges ]3ild. Bezfig- lich der mannigfachen Konsequenzen, welche sich aus diesen Lungenfunktionsprfifungen, insbesondere bet der Silikose nnd ant dem Lungentuberklllosegebiet usw. ergaben, verweise ich auf die ausgedehnten Untersuchungen yon BI~AUEI~, Verh. dtsch. Ges. inn. Med. I932, I32; ANTHONY, Lungenfunktions- prfifung, Leipzig 1937 (daselbst die vollst~ndige methodische Literatur bis 1937); REICttMANN, Ned. Welt 1937, 44; GAU- BATZ, Beitr. Klin. Tbk. 88, 13 ~ (1936); VO~WE~K, Beitr. Klin. Tbk. 90, 87 (1937); H~RBST, Dtsch. Arch. klin. Med. * Steigt lmter der Belastung mit schwerer Arbeit die Atmung auf Ioo 1 und mehr, so kann ~at/~lieh das ldeine Model1 mit kleiner Pampe nicht verwandt werden. Es sind Pumpenaggregate bis zu einer Leistung yon 240 1 und mehr pro Minute und auch ent- sprechend grebe Sinterflaschea erh~ltlich. Rfickatmung ist unbedlngt vermeidbar, ebenso wie aueh die CO~ sieher zn binden ist. Es handett sich dabei lediglieh um die richtige Dimenslonlerung yen Pumpe und Sinterflasche. Die Genatfigkeit l~tBt sieh so und dutch Verwendung guter Thermometer in beliebigem Umfange steigern. Wit haben Ifir den sehweren Arbeitsversuch mit tmserem geschlossenen System aueh Kalkpatronen verwandt, d. h. abet genereller Verzicht auf die CO~-Bestimmung. Man muB sehon einmal selbst bet schwerster Arbeit gezwungen gewesen sein, rmr dutch ein Mundstfiek zu atmen, um zu verstehen, warum ~ir bei schwerer Arkei~ den Ansehlul3 Ilfit grogen und weiten Masken verlangen. Das abet war wiederum tilt uns der Anlag, veto gesehlos- seneu System mit automatischer Zirkulation ~auszugehen, welches als einziges Ventile vermeiden t~gt m~d so am leichtesten die freie Mund- und Nasenatmmtg bet der Ver- wendung grol3er wetter Masken ermOglicht. 84

Ergebnisse der Ergometrie und Ergographie unter Besonderer Berücksichtigung der Erkrankungen des Herzens, des Kreislaufes und der Lungen

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KLINISCHE WOCHENSCHRIFT x7. J A H R G A N G Nr. 35 27. A U G U S T I938

ORIGINALIEN. ERGEBNISSE DER ERGOMETRIE

UND ERGOGRAPHIE UNTER BESONDERER BE- ROCKSICHTIGUNG DER ERKRANKUNGEN DES HERZENS, DES KREISLAUFES UND DER LUNGEN.

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Prof . H. W . KNIPPING. Aus der Medizinischen Poliklinik der reed. Akademie und der I I . Medizinischen Ab-

teilung der Krankenanstalten Diisseldorf.

I. Die respiratorische Insu]]izienz. Wenn wir den gesunden Organismus und seine verschiedenen Funktionssysteme, ins- besondere Herz und IKreislauf und Lungen unter schwerster Arbeit, an der Grenze des Leistungsspielraumes studieren, er- gibt sich eine Ffille neuer wichtiger Beobachtungen und Probleme. Die Gesamtleistungsgrenzen der Kranken sind enger; die entscheidenden Ver~nderungen linden sich natfirlich bet der Austastung der Leistungsbreite des erkranktel l Or- ganes. Immer sehen wit, dab die fibrigen noch in takten bzw. weniger ill ihrer Leistung eingeschr~llkten Organsysteme kom- pensierend eingreifen. Wollen wir fiber die Arbeitsf~higkeit irgendeines Pat ienten wirklich befriedigende Aussagell er- halten, so mfissen wir grunds~itzlich den Organismus im ArbeitsprozeB beobachten, und zwar nicht nur den Gesamt- .organismus und das kranke Organ, sondern ebenfalls die ver- schiedenen maBgeblichen, funktionell miteinander verknfipften Systeme, z. t3. Herz und Kreislauf, Atmung, ins Allge fassell (BRAVER). Wi t sind heute ill der Lage, w~hrend des Be- lastungsversuches in dell entscheidenden Positionen quan- t i ta t ive Angaben fiber die noch erhaltene Leistungsbreite zu Inachell. Es genfigt nicht, festzustellen, dab diese oder jene Person noch diese oder jene Arbeitsintensit~t bew~ltigt. Nur .die sichere Kenntnis der Leistungsgrenze der am meistell bedrohten Organe gibt uns eine Vorstellung davon, ob irgend-' eine Arbei t nicht in verh~ltnism~Big kurzer Zeit diese Organe sehr ernsthaft zu sch~digen vermag. So gibt es Kranke mi t Klappenfehlern bzw. bedeutenden Herzmuskelsch~den, aber noch erhal tener und robuster Skeletmusklllatur, welche oft genug das alte Arbei ts tempo beibehalten und in wenigen Jahren ruiniert sind. Dyspnoeempfindung u. a. sind ill vielell F~llen nicht ausreichende Warner. Allf der anderen Seite sieht man Herzkranke, die llnn6tig and allzusehr geschont werden, obwohl die HerzleistungsgrenzeI1 sich yon denell eines Normalen kaum unterscheiden. Ich glallbe, es ist fast ebenso verdienstlich, den zwar noch nicht dekompensierten, abet doch hinsichtlich des Herzens ernsthaft gesch~tdigten Kranken r icht ig zu beurteilen und zu fiihren, und seine Dekompensation vielleicht um Jahre hinauszuschieben, als eine viel zu frfihe nnd vermeidbare Dekompensat ion in bekanll ter Weise zu be- handeln. Falls bet einem Herzkranken noch keine Dekom- pensation vorliegt, k6nnen wir uns also nicht darauf be- schr~inken, festzustellen, we und welcher Ar t der Schaden ist, ob das Endokard, das Myokard, das Perikard, der Reiz- bildungs- oder Reizlei tungsapparat krank sind, und welcher A r t diese Erkrankung ist, sondern wir mfissen darfiber hinaus fragell, in welchem Umfange die normale Herzleistungsbreite eingeengt ist. Das gilt natfirlich auch ffir das Lungengebiet. In ether vorangehenden Mitteilung (diese Wschr. 1938, lO97) habe ich diese ganze, sich aus dem ernsthaften Belastungsversuch ergebende Problematik, den Vita-maxima-Begriff (BI~AUER), .die ergometrische und ergographische Technik, die Prfifung des Wirkungsgrades an Hand der speziellen Erfahrungen meiner IZlinik er6rtert . Der vofliegende bzw. folgende Auf- satz is t den besollderen Fragen des Lungell-, des Herz- llnd Kreislaufgebietes gewidmet.

Als ebenso einfach wie prakt isch bedeutsam ha t sich die Prfifung auI respiratorische Arbeitsinsllffizienz erwiesen. Der

Klinische Wochenschrift, 17. Jahrg.

Lungenkranke wird am Ergometer in kleinen Stufen ansteigend belastet ; f ieberhafte und infarktgef~thrdete Kranke u, a. sind natfirlich yon der Untersllchung auszuschlieBen ; ebenso selbst- verst~ndlich Kranke, welche am Spirographen schon in K6rperruhe ein gr6Beres arterielles S~ttigungsdefizit erkennen lassen. Zugleich werden Atmung und Sauerstoffaufnahme veto grogen Spirographen geschriebeI1 [Beitr. 1Klin. Tbk. 88, 504 (1936)'1. Die Belastung wird soweit gesteigert, bis das Spirogramm ein arterielles S~ttigungsdefizit aufdeckt, die Lunge also nicht mehr in der Lage ist, die im ArbeitsprozeB yon Arbeitsstufe zu Arbeitsstufe zunehmende Blutmenge, welehe die Lunge passiert, yel l zu arterialisieren. Wenn man ill diesem Zei tpunkt yon Luft allf Sauerstoff umschaltet , er- gibt sich eille Ver~inderung der Sauerstoffaufnahme und der Atmung. Falls abet in irgendeiner Arbeitsstufe doch noch yell ges~• wird, so kann natiirlich beim Wechsel yon Luft auf Sauerstoff keine Anderung der Sauerstoffaufnahme und der Atmung eintreten. ~ b e r die Wat t s tufe hinaus, bet der ein arterielles Defizit aufgedeckt wird, ist Arbeit , soweit die Lungenfullktion zur Diskussion steht, nicht erlaubt. Bet st/irkerer ]3elastung wfirde das arterielle Sallerstoffs~ttigungs- defizit gr613er werden, die Coronargef~tge wiirden zunehmend schlechter mi t Sauerstoff versorgt werden, und in einem Circnlus vitiosus k~ime es nicht allein bald zum Abbruch der Arbeit, solldern auch zu ether sehr ernsthaften St6rung nnd Sch~digung des tterzens, des Kreislaufes usw. Unterhalb der genannten Arbeitsstufe ist die Lungenfunktion ffir jede 13e- lastung ausreichend. Diese Lungenfunkfionsprfifung bzw. Prfifung der Arbeitsf~higkeit yon Lungenkranken ist deft- nitionsm~Big und methodisch Mar und einfach. Sic ist natiirlich im klinischen 13etrieb sehr viel einfacher als die unmit telbare Kontrolle des arteriellen Bllltes, yon der wir ursprfinglich ausgegangen sind [JANSEN, KNIPPING, STROM- BragGER, Beitr. Klin. Tbk. 80, 3o4 (1932); 89, 47 ~ (1937)]. Tausende yon Gesllnden und Kranken sind in dieser Weise bisher hinsichtlich ihrer Lungenfunktion geprfift worden. Beim Gesunden kani1 die Arbeitsleistung bis fiber 30o W a t t und fast bis zur v611igen Ersch6pfung vorgetriebei1 werden, ohne dab nennenswerte arterielle Defizite sich entwickeln, also das arterielle Blut nicht mehr in der Lunge yell ges~ttigt wird. Wenn wit Lungenkranke in dieser Weise kontrollieren und begutachten, werden selbstverst~ndlich Anamnese, kli- nischer Befund, R6ntgenbild usw. sorgfMtig gewiirdigt. Abet bei der Beurteilung der Arbeitsf~higkeit ergibt doch nut die Funktionsprfifung ein quant i ta t iv zuverl~ssiges ]3ild. Bezfig- lich der mannigfachen Konsequenzen, welche sich aus diesen Lungenfunktionsprfifungen, insbesondere bet der Silikose nnd ant dem Lungentuberkll losegebiet usw. ergaben, verweise ich auf die ausgedehnten Untersuchungen yon BI~AUEI~, Verh. dtsch. Ges. inn. Med. I932, I32; ANTHONY, Lungenfunktions- prfifung, Leipzig 1937 (daselbst die vollst~ndige methodische Li te ra tur bis 1937); REICttMANN, Ned. Wel t 1937, 44; GAU- BATZ, Beitr. Klin. Tbk. 88, 13 ~ (1936); VO~WE~K, Beitr. Klin. Tbk. 90, 87 (1937); H~RBST, Dtsch. Arch. klin. Med. * Steigt lmter der Belastung mi t schwerer Arbeit die Atmung auf Ioo 1 und mehr, so kann ~at/~lieh das ldeine Model1 mi t kleiner Pampe nicht verwandt werden. Es sind Pumpenaggregate bis zu einer Leistung yon 240 1 und mehr pro Minute und auch ent- sprechend grebe Sinterflaschea erh~ltlich. Rfickatmung ist unbedlngt vermeidbar, ebenso wie aueh die CO~ sieher zn binden ist. Es handett sich dabei lediglieh um die richtige Dimenslonlerung yen Pumpe und Sinterflasche. Die Genatfigkeit l~tBt sieh so und dutch Verwendung guter Thermometer in beliebigem Umfange steigern. Wi t haben Ifir den sehweren Arbeitsversuch mi t tmserem geschlossenen System aueh Kalkpatronen verwandt, d. h. abet genereller Verzicht auf die CO~-Bestimmung. Man muB sehon einmal selbst bet schwerster Arbeit gezwungen gewesen sein, rmr dutch ein Mundstfiek zu atmen, um zu verstehen, warum ~i r bei schwerer Arkei~ den Ansehlul3 Ilfit grogen und weiten Masken verlangen. Das abet war wiederum tilt uns der Anlag, veto gesehlos- seneu System mi t automatischer Zirkulation ~auszugehen, welches als einziges Ventile vermeiden t~gt m~d so am leichtesten die freie Mund- und Nasenatmmtg bet der Ver- wendung grol3er wetter Masken ermOglicht.

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I62, 33 (1928); 162, 257 (1928); GILBEAU-MARZAHN-ZAEPER, Z. klin. Med. I29, 437 (1936); ZAEPER, Klin. V~Tschr. 16, 1523 (1937); A. BERTHOLD, Tuberkulose, Berlin 1937. Ich bin mit REICHMANN (Med. Welt 1938, 345) der Ansicht, dab wir z .B. auch einen Silikosekranken hinsichtlich seiner Ar- beitsf~higkeit sehr genau beurteilen k6nnen. Die Auswir- kungen pneumonotischer Zust~nde auf die Lungenfunkt ion und die Gesamtleistungsf~ihigkeit lassen sich ebenfalis quan- t i ta t iv erfassen.

Von den mannigfachen weiteren praktischen Resultaten dieser Untersuehungen kann ich in dieser kurzen l)bersicht nur einige hier streifen. Die Untersuchungen zeigten, wie viele Lungenprozesse die Lungenfunktionsreserven weit mehr dezimieren, Ms wir aus Minischem Befund, IR6ntgenbild usw. vermutet hat ten. Fast immer ist der Leistungsspielraum ein- geengt. Die quant i ta t ive Funktionsanalyse erwies sich mehr und mehr, zum mindesten ffir viele Invalidisierungsverfahren, als unentbehrlich; das gilt auch ftir die generelle Beurteilung yon therapeutischen MaBnahmen. Die verschiedenen Formen des therapeutischen Kollapses greifen tiefgreifend in die Lnngenfunkt ion und den Leistungsspielraum teils vorfiber- gehend, teils irreparabel ein. Welche Ausmage die ent- sprechenden Auswirkungen dieser schlieBlich unvermeid- baren und im iibrigen so segensreichen Eingriffe annehmen k6nnen, zeigen die groBen und aufschtuBreichen klinisehen Untersuehungsserien yon GA~JBATZ [Beitr. Klin. Tbk. 91, 2Ol (1938)] ; VOl~WE~t~ [Beitr. Klin. Tbk. 90, 88 (1938)] ; PETZOLD, ROTKOPF U.a. Eine nicht geringe Zahl derartiger Kranker 1ABt schon in .K6rperruhe arterielle S~ttigungsdefizite, also eine respiratorische Ruheinsuffizienz erkennen, d. h. selbst in KSrperruhe, also ohne jede Belastung gelingt es den Lungen nicht einmal, die in K6rperruhe nu t geringe, die Lungen durch- str6mende Blutmenge rol l zu s~ttigen. Man registriert also in KSrperruhe mit dem Spirographen, wenn man yon Luft auf Sauerstoff umschaltet, eine Zunahme der Sauerstoffauf- nahme. Alan muB schon einmal diese Zahlen, insbesondere bet den irreparablen Kollapsmal3nahmen, durchsehen, um die Forderung zu verstehen, dab wir alle Chancen des einfachen Pneumothorax bis zum Xul3ersten ausnutzen mfissen, solange die Lungen noch vom Thorax ablSsbar sind, und dab wit aUe reparablen Kollapsformen auf weite Sicht f6rdern sollten, selbst wenn einzelne yon diesen zur Zeit noch ungemein sch~aderig und komplikationsreich erscheinen. Man kann mit dem Pneumothorax, sofern es notwendig ist, unbesorgt so weir gehen, his schon ein geringes arterielles Sauerstoffs~ttigungs- defizit eben nachweisbar wird, also bis zu einer scharf deft- nierten und spirographisch leicht zu ermittelnden Grenze. Ist aber eine Verbreiterung des Kollapses fiber diese Grenze der noeh vollst~ndigen arteriellen S~ttigung hinaus aus der klinischen Situation erforderlich, so erscheint es durchaus diskutabel, den Pneumothorax bzw. den doppelseitigen Pneu- mothorax in einem solchen Umfange auszudehnen, sofern die sch~Ldlichen' Auswirkungen des arteriellen S~ttigungs- defizites durch Zugabe yon Sauerstoff vermieden werden. P~TZOLD (Beitr. Klin. Tbk. im Druck) ha t zuerst diesen Vor- schlag gemacht und zugleich gezeigt, mi t wie geringen Er- h6hungen der Sauerstoffkonzentration der Einatmungsluf t sieh selbst schwerste arterielle Defizite vermeiden lassen, und dab man diese Prozedur so lange, wie der umfangreiche Kollaps einwirken mug, durchffihren kann. Selbst einseitige Teilplastiken geringen Umfanges und mit nn r relativ geringer Minderung des Atemgrenzwertes k6nnen schon sehr deutliehe SAttigungsdefizite in K6rperruhe aufweisen. Diese durch eng lokalisierte Ver~nderungen verursachten Defizite brauchen unter Arbeit nicht zu dem oben angedeuteten Cireulus vitiosus zu ffihren. Sie mfissen zwar bet der weiteren Entwicklung der Kollapstherapie beachtet werden, sie zeigen abet auch, dab wit bet der funktionsm~13igen Beurteilung der Lunge in Hinblick auf die Arbeitsf~higkeit des Gesamtorganismus in gleicher Weise die Wattstufe, bet welcher nicht mehr rol l arterialisiert wird, abet auch den Atemgrenzwert beachten mtissen. Der Atemgrenzwert, d . i . die maximal in I Minute ventilierbare Luftmenge in Litern, betr~gt bet gesunden jungen Personen im Durchschnit t IOO 1, maximal etwa 16o I [Bo~-

GARD, HER~IANNSXN ulld VAN UYTVANK, Beitr. Klin. Tbk. 84, 194 (1933); BOH~f~, Beitr. Klin. Tbk. 91, 244 (1938)]. Man kann ihn in K6rperrnhe durch Aufforderung zu schnellster Spontanatmung bet nicht zu geringer Atenlfrequenz am Spiro- graphen leicht und schnell registrieren, Die Atemfrequenz soll dabei m6giichst zwischen 5O--lOO liegen. Das VerhXltnis yon Ruhe-A.M.V. zu Atemgrenzwert betr~igt nach GAUBATZ (I. C.) beim Normalen etwa I : 8 his I : IO. GAUBATZ stellt die Forderung auI, dab diese Relation durch den therapeutischen Kollaps nicht unter 1:2 gebracht wird. Da wit heute eine gewisse l)bersicht fiber den zu erwartenden Verlust an Atem- reserven durch die verschiedenen KollapsmaBnahmen haben, k6nnen wit schon vorher eine befriedigende Aussage machen, was den Pat ienten zugemutet werden dart. GAIJt3ATZ, der sich auf ein Material yon mebr als 4000 spirographischen Lungen- funktionsprtifungen an TuberkulSsen stfitzt, hglt im fibrigen ein arterielles S~ittigungsdefizit bet der Umschaltung yon Luft auf Sauerstoff von mehr als 25--30 ccm mit nur langsamer Rimkkehr zur Norm ffir eine Kontraindikat ion in Hinblick auf verschiedene kollapstherapeutische Eingriffe. Im einzelnen verweise ich auf das ansffihrliche Tabellenwerk yon GAIJBATZ. Die detaillierte Analyse des Mechanismus der groBen arteriellen Defizite ergab einen Einblick in die interessanten funktionellen Beziehungen zwischen Lungenfunktion, Herz und Kreislanf- peripherie. So sehen wit, dat3 dieses grot3e Geb~.ude der I~ol- lapstherapie bet der Lungentuberkulose nicht nu t auf den Kollapseffekt ausgerichtet werden dart und ebenso wie andere lnngenchirurgische Bestrebnngen nicht ohne Rficksicht auf die vitale Funkt ion dieses Organs weiterentwickelt werden kann. Aul3erdem haben obige Untersuchungen sehr deut- itch gezeigt, daB, wenn man die Defizitgrenze beim Kollaps fiberschreitet, die Herz- und Atemzentren so erregt werden, dab die ganze Ruhigstellung illusorisch sein kann, nnd dab kranke Herde in gr6Bere Unrnhe versetzt werden, als vor dem die Ruhigstellung anstrebenden Eingriff.

PETZOLD (im Druck) hat die Auswirkungen yon arteriellen S~ttigungsdefiziten bet Lungentuberkul6sen auf die Atmung und auf die Herzarbeit gleichzeitig registriert. Vv'ir haben uns ~rhher yon dem Umfang dieser Sekund~rwirknngen der respiratorischen Insuffizienz keine rechte Vorstellung ge- inacht. Diese Dinge tragen mit dazu bet, dab bet chronischen spezifischen Prozessen ans einem Lungenkranken zunehmend, wie GAI3BATZ betont, ein Herzkranker wird, der schliegtieh nicht seiner Tuberkulose ertiegt, sondern durch ein Versagen seines Herzens stirbt. Die Ergebnisse der hier er6rterten spirographischen Untersuchungen bet der Lungentuberkulose und bet dem Kollaps, vor allem aber auch die entsprechenden Herz- und Kreislaufkontrollen [Beitr. Klin. Tbk. I9, 5oz (1936); Dtsch. med. V~rschr. 1938, 433) werden, wie Bm~uER schon ganz im Anfang dieser methodischen Entwieklung ge- sagt hat, nicht ohne EinfluB ant die weitere Entwicklung der Kollapstherapie seth. Wenn man gesehen hat, in welchem Umfange verschiedene KollapsmaBnahmen gelegentlich irre- parabel die Lungen-, Herz- nnd Kreislauffunktion reduzieren k6nnen, versteht man am besten die ungeheure abet auch erfolgreiche Arbeit, welche gerade jetzt in den Ausbau des Setektivkollapses und des in gewissem Sinne reversiblen Kollapses (Pneumolyse mit Pneumothorax bzw. Oleothorax u. a. m.) gesteckt wird. Ich verweise auf die Arbeiten yon W. GRAF, Dtsch. med. Wschr. I936 I, 632 u. 671; I937 1, 4; MA~JREI~, Societ. de la Tbc. 12. VI. 1937; W. SCI~MIDT, Beitr. Klin. Tbk. 9 I, 121 (1938); KREMER, Z. Tbk. 78, 331 (1937); H~II% u . a . Die neuere Literatur finder sich bei ~V. GRAF (1. C.) und W. SCHMIDT (l. C.). Die Bedeutung des Pneumo- thorax in seiner ursprtinglichen Form (s. oben) und der Ptastik wird dadurch nicht gemindert. Der Pneumothorax wird ein viel sichereres therapeutisches Ins t rument in unserer Hand; und das Ptastikproblem wird man nicht durch F~lle belasten, in welchen die Plastik nicht tragbar ist und andere MaBnahmen angezeigt sind, die heute schon zur Verffigung stehen bzw. noch entwickelt werden. Es ist erstaunlich, in welchem Umfange auch im ]~inzelfall die sichere Kenntnis der Funkt ion yon Atznung und Kreislauf und der vielf~.ltigen funktionellen Beziehungen unseren therapeutischen Be-

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mfihungen zugute kommt, v i e z. ]3. durch die richtige Aus- wahl der Kollapsmaf3nahmen wiederum allch die arterielle S~ittigung verbessert werden kalln, z. ]3. bei ]3ronchusfisteln (ScHmDr llnd GAUBATZ, 1. c.) nnd v. a. m, Manches kann erst dutch die Spirographie unter 13elastung erkannt werden, z. ]3. die Nolle der Lullgenspitzen bzw. der Spitzellausschal- tung, die t3edeutung der mediastinalen Schwankungell llnd der ]3ehinderung der Arterial isierung in benachbarten, all sich funktiollstiichtigeml Gewebe bei s tar rem ulld elastischem Kollaps, durch Luftldssen, Plombell nsw. Ffir den ProzeB selbst is t dabei wiederum, ~de schon angedeutet, wichtig, ob und in welchem Umfange die sog. Ruhigstel lung sekund~tr wieder illusorisch gemacht wird.

Es gibt Normale, welche ull ter bes t immten ]3edingungen wghrend schwerster Arbei t arterielle Defizite allfweisell und schlieBlich also durch eine respiratorische Arbeitsillsllffizienz zu einem kollapsart igen Abbruch der Arbei t veranlaBt werdell. Bei gr6Beren Dauerleistungen sollten diese Dinge beachtet werden, da man dllrch eille richtige Gestal tung und Dosierung der Arbei t viele Sch'~den vermeiden und unter Umst~ndert gr6t3ere Gesamtleistungen allf dem Gebiete schwerer k6rper- licher Berllfsarbeit nnd auch bei bes t immten Spor tar ten er- reichen kann. Ich verweise auI eine diesbeziigliche Arbei t yon ZAEP~R [Med. Wel t I938, Nr I n. i i ; Luftf .med. I, 1 (1936)] und ro l l Koch [Luftf.med. 2, 185 (I938)], welche insbesondere die manlligfachell Ergebnisse dieser funktions- m~Bigen Betrachtung der Lullgell liar den Sport, die H6hell- tour is t ik llnd die Luftfahr~: berfihrell. In diesem 1Rahmen kann auf diese Dinge llicht ansffihrlicher eingegangen werden.

Es kommen viete Lullgellkrallke in die Klinik, denen man nicht gerll eine kr~ftige Belastung, anch wenn sie nur yon kurzer Dauer ist, zumutei1 inag, nnd die man aber doch s tarker belasten muB, wenll mall die Leistungsgrellze, d . h . die ~u bei der l l icht mehr ganz ges~Lttigt wird, er- kennen will. Ich denke an Krallke mi t spezifischen cirrho- fischen Prozessen, die allch hinsichtlich der Lungenfullktioll zu begutachten sind und bei dellell mall noch llicht sicher ist, ob der spezifische ProzeB schon v611ig vernarbt is t ; an Rekollvaleszellten nach Thoraxverletzungen, die zu begut- achten sind, vor allem ferner an Pulmonalsklerosen und schwere Emphyseme mi t gleichzeitiger EinschrXllkung der Herz- und Kreislallfleistullgsbreite, all vorgeschrit tene Sili- kosen llnd ~hnliche F~lle. Ffir diese h a t MALAMOS eill Stufen- verfahren, ~hlllich dem bei llns yon BORGARI), ta r die Herz- funktionsprfifung entwickelten Stmfellverfahren allsgearbeitet. Der Lnngel lkranke wird lediglich in 3 sehr Meillen W a t t - stufen belastet , die so klein silld, daft man sie llahezu jedem Kranken zumuten kann. Die Reakt ion der Atmung auf diese 3 Stufell wird in eill Diagramm eillgetragen, und man kann den ffir gr6Bere Arbeitsstufen erforderlichell Atemumfang aus dem kurvellm~Ngell Verlauf bei dell kleinen Wat t s tufen ab- sch~tzen. Prfift mall nun in K6rperruhe den Atemgrenzwert [13eitr. Ktill. Tbk. 82, 134 (I933)] bei diesem Krallken, so kann mall eine prakt isch brauchbare. Voraussage machen, bei welcher Arbeitsstufe die Lungen versagen und nicht mehr ganz s~ittigei1 werden. MALAMOS wird fiber eine groBe Zahl yon Normalen und Kranken, die in dieser Weise gepriiflc wurdell, in Kfirze berichtell. 13ORGARD (inl Drllck) machte die fiberraschende Feststellung, dab die respiratorische Insuffiziellz bei der Arbeitsinsuffizienz ro l l Herz und Kreislallf eine viel gr613ere lZolle spielt, als wir bisher angenommen habell, nnd zwar llicht nur bei dell Kranken, deren Atemreservell durch Emphysem, Lullgenstallung usw. entscheidelld eillgeellgt sind. Es gibt ~iltere, l l icht dekom- pellsierte Corollarsklerosell, welche unter re]ativ geringer Arbei t gr6Bere arterielle S~ittigungsdefizite allfweisen. Die Atmung erreicht dabei unter Arbei t durchalls nicht den Atemgrenzwert , sic is t auch nicht so groB, wie sie in I-Iinblick auf die Ver~illderungell der Dissoziationskurve (ZA~P~R) nlld der erforderlichen Siitt igungsspallnung sein sollte, Im all- gemeinen ist die Arbei tsa tmung des Herzkral lken gr613er als die des Gesunden; sie muB es auch wegen der relat iv gr6Beren Arbeitsacidose seill, so dab die Eillschr'~tnkullg der Atemreser-

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yen durch Emphysem, z. t3. bei vielell CoronarsMerosen in I t inbl ick auf die F~higkeit bzw. Unf~thigkeit ffir schwere Arbei t den Ausschlag gibt. ]3ORGAI~D nimmt aber all, dab darfiber hinaus die bier maBgeblichen t~egulationszelltren und die an- geschlossenen Leistungssysteme nicht in dem erforderlichen IJmfallg reagieren. Es is t damit , wie frfiher ifir I-Ierz ulld Kreislallf ausgeffihrt wurde [Beitr. IZlin. Tbk. 88, 736 (1936)] : eine noch gr613ere Arbeitsstufe kalln zwar eine gr6Bere Leistung erzwingell, aber der Einsatz yon Atmung, Herz und Kreislauf bleibt immer hinter dem des Norlllalell bei der gleichen Arbeitsstufe erheblich zurtick. Das gilt ffir alle Arbeitsstllfen, so dab also weder mit der Atmung, noch mit dem Herz- minutenvolumen keineswegs die hohen Grellzwerte des Nor- malen erreicht werden. Diese Dinge werden ll icht ohne Ein- ftuB auf ein Gebiet seill, welches lloch ziemlich in den All- f~ngen, ffir die Praxis aber recht bedeutungsvoll is t : Die Therapie derjelligen Illsuffizienzformen yon Atmung, Herz und Kreislanf, die nur bei ernsthafter k6rperlicher Arbr manifest werden.

L i t e r a t u r : ]3RAIZ~R, Verb. dtsch. Ges. inn. Ned. 1932, 132.

LICHTELEKTRISCHE PLETHYSMOGRAMME. volt

K. MATTHES und W. HAUSS. Aus der Medi~irfischell Universitats-Klir~ik Leipzig (Direktor: Prof. Dr. BfJRGER)

]3ei der Untersuchullgder Sauerstoffs~ttigung des arteriellen Blutes, mi t der wir lllls seit einigen Jahrell beschMtigen, wird fortlaufelld die Lichtabsorpt ion menschlicher K6rperteile mi t einer Photozelle aufgezeichnet (I, 2, 3)- Durchleuchtet man z. ]3. ein menschliches Ohrl~ippchen, einen Finger oder eine Zehe mit einer GlfiMampe, und registr iert man die durch- fallende Lichtmenge mi t I-liKe einer rotempfilldtichell Photo- zelle llnd eines Galvanometers, so is t die Lichtabsorpt ion, abgesehen yon der konstanten Absorpt ion des Gewebes, ab- h~ngig yon der Menge llnd der Farbe des ]3Illtes, welches sich in deal durchlellchteten K6rpertei t befilldet. Die AbMingig- keit der Lichtabsorptiol l yon der Farbe des ~31utes erm6glicht die 1Registrierung der arteriellen Sauerstoffs~ttigung.

Um die ~nderungen der Menge des Blutes in dem durch- leuchteten I<Srperteil kennenzulernen und bei Registrierung der Sauerstoffs~ttigung auszuschalten, wurden nebcn der ,,Durchleuchtungskurve" Plethymogramlme des zu durch- leuchtellden K6rperteiIs aufgezeichnet. Es wurdell zu diesem Zweck ffir Finger und Ohrl~ippchen Plethysmographel l ver- wandt, bei denell die Schwankungell des Meniscus der den untersuchten K6rpertei l im Plethysmographen umschlieBenden Flfissigkeit dadurch registert werden konnten, dab sie einen Schatten auf eine Photozelle warren (MATTI~St). ES zeigte sich, dab , ,Durchleuchtungskurve" und , ,P le thysmogramm" des gleichen K6rpertei ls stets in allen Einzelheiten iiberein- st immten, solange sich die Fa rbe des 13lutes (SanerstoffMitti- gung) nicht ~inderte.

In Abb. 1 ist eine scholl 1935 publizierte Kurve, die Plethysmo- gramm ulld Durchleuchtungskurve des OhrlXppchens wiedergibt, nochmals reproduziert. Man sieht, dab beide Kurven, abgesehell yon den dutch die Satlerstoffatmung bedingten Bewegungen der Durchleuchttmgskurve, in allen Einzelheiten fibereinstimmen. Die Durchleuchttmgskurve registriert ebenso wie das Pleihysmogramm den peripheren Volumenpuls.

Vor der plethysmographischen 1Registriernng ha t die licht- elektrische 1Registrierung des Volumenpulses den Vorzug gr6Berer methodischer Einfachheit . Ferner erm6glicht sie eine wirklich tr~gheitslose Registrierung des peripheren Volllmenpulses. Lichts t raht und Photozelle silld ohne Trag- heir, llnd a llch zur 1Registrierung der Photost r6me k6nllen tr~gheitslose I l ls t rumell te (Saitengalvanometer, Yerst~rker- oszillographen) verwelldet werden. Demgegellfiber bedillgen bei der gew6hnlichell plethysmographischen Registrierung die Tr/igheit der zur Ober t ragung verwelldeten Flfissigkeiten und die Schwierigkeiten der Abdichtung der Organe im Ple- thysmographen erhebliehe Fehlerqllellen.

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