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PersänLichkeitsinstrumente erfreuen sich in der Weiterbildungs-branche einer ungebrochenen Beliebtheit. Die Methodenstudie desVerlags managerSeminare untersuchte die Marktverbreitung der zahl-reichen Modelle. Welche Vorlieben haben Trainer und Coachs, welcheZielgruppen werden angesprochen?
Sie gehören so selbstverständlich zumTraining wie Pinnwand und Rollen-spiel: Persönlichkeits- und (Selbst-)Di-agnose-Instrumente sind feste Größenin der schnelllebigen Weiterbildungs-branche. Ihre Aussagekraft mag regel-mäßig in Zweifel gezogen werden, auchmelden sich immer wieder kritischewissenschaftliche Stimmen zu Wort,die die Validität und Reliabilität ihrerErgebnisse als allenfalls bescheidenkritisieren. Der Popularität und Nach-frage tut dies keinen Abbruch, weder
SERVICE
Die Studie "WeiterbildungsSzene 2017
- Erfolgreiche Methoden und Modelle
in Training, Beratung, Coaching" ist bei
managerSeminare erhältlich (Preis:
99,50 Euro). Abonnenten von Training
aktuell bekommen diese als eBook
kostenlos. Weitere Infos:
www.trainingaktuell.de/abonnement
10 Trainingaktuell I April 2017
auf Seiten der Anbieter der Instrumentenoch auf Seiten der Weiterbildner, diediese Instrumente im Rahmen ihrerTätigkeit einsetzen und damit offen-bar ein zentrales Bedürfnis ihrer Teil-nehmer stillen: zu wissen, wie manselbst und wie die Mitmenschen undKollegen denn bitte "ticken". Die aktu-ellen Zahlen der Methodenstudie desVerlags managerSeminare, bei der sichi.ns Trainer, Berater und Coachs auchzum Einsatz dieser Instrumente äußer-ten, liefern diesbezüglich eindeutige
Ergebnisse. Stattliche 43 Prozent derbefragten Weiterbildner sind im Be-sitz mindestens einer entsprechendenLizenz (siehe Abb. 1), die sie berechtigt,das jeweilige Instrument resp. Testver-fahren im Rahmen ihrer Trainings, Se-minare oder Coachings einzusetzen.Knapp 28 Prozent unter ihnen nutzenzwei, jeder vierte ist sogar im Besitz vondrei und mehr Lizenzen. Für diese Nut-zung müssen Weiterbildner in der Regelein entsprechendes Train-the-Trainer-Seminar des Lizenzgebers buchen undvon ihm die entsprechenden Materia-lien, etwa die Auswertungsbögen proTeilnehmer, für den Einsatz in den ei-genen Veranstaltungen einkaufen.
Ein höchst dynamischer Markt
Eine dominierende Stellung kann keinesder Instrumente für sich beanspruchen.Der Markt ist vielmehr äußerst dyna-misch, und es zeigt sich, dass es mit ge-schicktem wie geballtem Marketingein-satz gelingt, das eigene Instrument auchin relativ kurzer Zeit weit nach vornezu bringen. Im Vergleich zu den Ergeb-nissen der ersten Methodenstudie ausdem Jahr 2014 gehören das Reiss-Profiie,das Big Five/NEO-Persänlichkeitsinventar
sowie 9LEVELS zu den Instrumenten, dieim deutschen Sprachraum eine stark stei-gende Verbreitung verzeichnen und da-mit viele neue Lizenznehmer gewinnen
ABB. 1: ANTEIL LIZENZIERTER TRAINER, BERATER, COACHS
im Besitz mind.
einer Lizenz 4
kei ne Lizenz
(n=1.017)
konnten. So stieg das Reiss-Profile vom fünften auf denzweiten Platz des Rankings(siehe Abb. 2). Fast jeder vier-te Weiterbildner, der Lizenz-nehmer ist, nutzt in seinenTrainings und Seminaren dasReiss-Profile (oranger Balken),bezogen auf alle Befragtenbesitzt jeder zehnte die ent-sprechende Lizenz (blauerBalken).
Bei aller Marktdynamikhat sich eines nicht verän-dert: die führende Positionder sogenannten typenbil-denden Tests wie DISG, MBT!oder persolog. Diese lieferneher plakative Ergebnisse,die sich aufgrund dessen aberauch im Rahmen von Trai-nings und Seminaren leich-ter vermitteln lassen als diemit Vergleichsgruppen arbei-tenden Strukturtests, derenbekanntester Vertreter dasBochumer Inventar ist (siehehierzu auch Kasten auf S. 8)
Wachstum stattVerdrängung
Was die Lizenzgeber der Di-agnosetools unisono freuendürfte: Für Weiterbildnerscheint der Lizenzerwerbnach wie vor attraktiv zusein, um das eigene Leis-tungsportfolio zu erweitern.Wachstum statt Verdrängungist in diesem Bereich offen-bar noch möglich, der Trendgeht jedenfalls in RichtungMeh rf ach -Li ze nzierung.Gegenüber den Ergebnissender ersten Studie hat der An-teil der Weiterbildner, die imBesitz von mehr als einer Li-zenz sind, um knapp sieben
ABB. 2: VERBREITUNG LIZENZIERTER INSTRUMENTE
DISC/DISG (Inscape Publishing Inc.)
Reiss-Profile (16 Lebensmotive)
MBTI - Myers-Briggs-Typen-Indikator
persolog - Persö n lich keitsprofi l
Bochumer Inventar zur berufsbezogenen
Persönlichkeitsbeschreibung (BIP)
Big Five/N EO-Persönlichkeitsinventar
TMS Team Management System
Insights MDI
9LEVELS
HBDI (Hermann Brain Dominance Instrument)
Insights Discovery
Structogram
LIFO Life Orientations Method
16 PF - 16 Persönlichkeits-faktoren-Test
GPOP - Golden Profiler of Personality
profilingvalues
e-interplace (Belbin Teamrollen)
S.c.I.L. Performance Strategy
MPA Motivations-Potenzial-Analyse
13,3% 06%
186%
186
3,9%
1%3,9%
5,4%2,4%
5,2%2,3%
4,1%1,8%
3,9%1,7%
3,6%1,6%
3,6%1,6%
3,4%1,5%
• Verteilung bezogen auf lizenzierte Weiterbildner (n=441)
• Verteilung bezogen auf alle Befragten (n=1017)
Trainingaktuell I Apri 2017 11
12 Trainingaktuell I April 2017
Prozentpunkte zugelegt. Und immerhin22 Prozent der befragten Weiterbildnertragen sich mit dem konkreten Gedan-ken, in den kommenden drei Jahren eine(weitere) Lizenz für ein Diagnosetool zuerwerben (siehe. Abb. 3).
Psychologen sind die häufigstenLizenznehmer
Einen erheblichen Einfluss auf Vorlie-be und Auswahl bestimmter Verfahrenhat der universitäre Background derBefragten. Die Psychologen zählen zuden häufigsten Nutzern, setzen bei derWahl der Instrumente allerdings klarePräferenzen in Sachen wissenschaft-liche Fundierung. Sie favorisieren diestark differenzierenden Persönlichkeits-Struktur-Verfahren wie das BochumerInventar (BIP), den 16 PF und das BigFiveINEO-Persänlichkeitsinventar. So istjeder zweite Weiterbildner mit akademi-schem Abschluss, der das BIP einsetzt,ein Psychologe. Als Lizenznehmer desDISG-Modells treten sie weit wenigerin Erscheinung. Akademiker mit wirt-schaftswissenschaftlichem Abschlusszeigen sich dem DISG-Modell hingegenüberdurchschnittlich aufgeschlossenund nutzen es entsprechend intensiv.
Topmanager und -verkäuferim Blick der Anbieter
Auch bei der Frage, welche Zielgruppenfür Persönlichkeitsinstrumente beson-ders empfänglich sind, zeigt sich einüberraschend klares Ergebnis: Es sinddie Topmanager und die Topverkäufer.So sind zwei von drei Trainern, die dasTopmanagement zu ihrer Zielgruppezählen, im Besitz mindestens einer ent-sprechenden Lizenz. Dieses Ergebnis sagt
nicht zwingend etwas überdie inhaltliche Eignung derVerfahren für diese Zielgrup-pe aus. Dass sich die Anbie-ter und Trainer zu allererstan die besonders lukrativenZielgruppen wenden, liegtauf der Hand. Dennoch: Werals Topmanager oder Spitzen-verkäufer unterwegs ist undwessen geschäftlicher Erfolgvom unmittelbaren Kontaktmit höchst unterschiedli-chen Menschen abhängt,der scheint genau das nach-zufragen: klare Typologienund handfeste Erklärungs-hilfen, warum der Menschso denkt und handelt, wie erdenkt und handelt - und wieer dann zu nehmen ist. Hier-für liefern Persönlichkeits-instrumente zumindestgriffige und schnell nachvoll-ziehbare Erklärungen. Ob sienun holzschnittartig oderdifferenziert sind, steht aufeinem anderen Blatt.
So genießen unter den Wei-terbildnern, die auf Top-Exe-cutive-Ebene unterwegs sind,der MBT! und das DISG eineweit überdurchschnittlicheVerbreitung (siehe Abb. 4).DesWeiteren werden 9LEVELS,Insights Discovery sowie dasBig FiveINEO-Persänlichkeits-inventar von Trainern mit derZielgruppe Top-Managementauffallend stark genutzt.
Unter den Sales-/Key-Ac-count-Managern und Verkäu-fern ist der MBT! deutlichweniger vertreten. Wer als
Weiterbildner mit dieserZielgruppe arbeitet, bringthingegen weit überdurch-schnittlich das persolog-Per-sönlichkeitsprofil sowie In-sights MDI zum Einsatz. Auchdas DISG-Modell sowie dasBig Five/NEO-Persänlichkeits-inventar wird Topverkäufernaus den einschlägigen Semi-naren und Trainings sehrgut bekannt sein. Jenseitsder Zielgruppen Topmanage-ment und Vertrieb sucht manderart klare Präferenzen fürbestimmte Persönlichkeits-modelle und -verfahren ver-geblich. Zum Einsatz kom-men sie aber grundsätzlichebenso bei Facharbeiternwie kaufmännischen Ange-stellten, wenn auch wenigerhäufig.
Ein Geschäftsfeld mitPotenzial und Zukunft
Das Streben des Menschennach Selbsterkenntnis ist letzt-lich universell. Und obwohl-oder gerade weil - unsere Ge-sellschaft Individualität undEinzigartigkeit propagiert,so braucht der Mensch undso brauchen Führungskräftedoch Erklärungshilfen, ummenschliches Denken undHandeln irgendwie einordnenund klassifizieren zu können.Der Markt für Persönlichkeits-modelle und -verfahren istdaher lukrativ, in steter Bewe-gung - und zukunftsträchtig.
Jürgen Graf.
ABB. 3: KAUF VON (WEITEREN) LIZENZEN GEPLANT?
in den nächsten drei Jahren gepLant
%nicht gepLant
(n=1.071)
ABB. 4: VERBREITUNG BEI ZIELGRUPPEN
DISCjDISG (Inscape PubLishing Inc.)
26,8%MBTI - Myers-Briggs- Typen-Indikator 18~iiiiiiiiiiii~1~4,2%
15,9%persoLog-PersönLichkeitsprofiL
25%
16,7%
17%Big FivejN EO-PersönLich keitsinventar
Insights MDI
._II,N9LEVELS, 9,8%
Insights Discovery t."8,9%
• Verteilung bezogen auf alle lizenzierten Weiterbildner (n=441)
• Verteilung bei Trainern mit Zielgruppe Topmanagement (n=226)
• Verteilung bei Trainern mit Zielgruppe Sa les-jKey-Accou nt-
Manager, Verkäufer (n=217)
Der Autor: Jürgen Graf beobachtet den Weiterbildungsmarkt seit über 20Jahren. Regelmäßig analysiert und interpretiert er in umfassenden Markt-erhebungen die Weiterbildungsszene in Deutschland. Kontakt: [email protected]
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