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1 arbeitsmarkt UMWELTSCHUTZ | NATURWISSENSCHAFTEN hrsg. vom Wissenschaftladen Bonn e.V.,Reuterstr.157,53113 Bonn [email protected], Tel. 0228/20161-15 Berichte und 300 Stellenanzeigen aus dem Arbeitsmarkt Umweltschutz sind Woche für Woche im arbeitsmarkt Umweltschutz l Naturwissenschaften. Informationen zum Abonnement unter www.wila-arbeitsmarkt.de S chon vor knapp 400 Jahren wuss- te der englische Philosoph Francis Bacon, dass Wissen Macht ist. Auch oder vielleicht gerade heute ist die- se Aussage aktueller denn je. Denn der Wissenserwerb endet häufig nicht mit der Entgegennahme des Hochschulzeugnis- ses. Der Weiterbildungssektor boomt, auch was das Thema Erneuerbare En- ergien betrifft. Durch energiepolitische Beschlüsse wie beispielsweise dem Ausstieg aus der Kernenergienutzung bis spätestens Ende 2022, dem Ausbau und der Modernisierung der Stromnetze und der Steigerung der Energieeffizienz mit modernen Technologien, insbesondere im Gebäudebereich, bei der Mobilität und beim Stromverbrauch gibt es eine große Nachfrage nach Fachkräften in die- sem Bereich. So ist das erklärte Vorhaben des Bundesministeriums für Umwelt, Na- turschutz und Reaktorsicherheit (BMU), dass Energiequellen, wie beispielsweise Solar-, Wind und Bioenergieanlagen, im Laufe der kommenden Jahre „zur tragen- den Säule der zukünftigen Energieversor- gung werden“. Dass man sich von einer Großen Koa- lition in Berlin etwas mehr Enthusiasmus in der Umsetzung der Energiewende wünschen könnte, ändert nichts am grundsätzlichen Konsens in diesem Be- reich. Auch wenn sich die Solarenergie/ Solarproduktion gerade durch eine Krise kämpft, sind dafür Wind- und Bioener- gie auf dem Vormarsch und schaffen Arbeitsplätze. Da die Möglichkeit, sich schon im Studium auf erneuerbare En- ergietechniken zu spezialisieren, noch nicht sehr lange gegeben ist, werden spezialisierte Experten händeringend gesucht. „Deshalb bietet die Erneuerba- ren-Branche auch Berufsanfängern und Quereinsteigern aus anderen Fachrich- tungen, wie z.B. Naturwissenschaftlern, Geographen, Agrarwissenschaftlern oder Raum-, Stadt- und Landschaftsplanern gute Chancen auf einen Arbeitsplatz“, weiß Laura Friedel zu berichten. Sie ist Diplom-Ingenieurin für Umweltschutz und Raumordnung und Mitarbeiterin der Key Wind Energie GmbH, einem unabhängigen Dienstleistungsunterneh- men in der Windenergiebranche. In der Studie „Erneuerbar beschäftigt in den Bundesländern: Bericht zur aktualisierten Abschätzung der Bruttobeschäftigung 2012 in den Bundesländern“ der Ge- sellschaft für Wirtschaftliche Strukturfor- schung mbH (GWS) ist zu lesen, dass „der Ausbau der Erneuerbaren Energien [...] erhebliche Beschäftigungseffekte mit sich [bringt]: Seit dem Jahr 2000 hat sich die Zahl der Beschäftigten in Deutsch- land fast vervierfacht auf rund 378.000 im Jahr 2012.“ Auch Alexander Knebel, Sprecher der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) ,sieht die Branche durch das sehr breite Spektrum an Berufen und Tätigkeitspro- filen als insgesamt stark an. „Die große Spanne der nachgefragten Berufe reicht unter anderem vom Agraringenieurwe- sen über den Maschinenbau bis hin zum Vertrieb. Eine Expertise in Elektrotechnik wird ebenfalls stark nachgefragt.“ Neben dem Anlagenbau, Service und Wartung sowie der Produktentwicklung sieht Knebel beispielsweise auch das Projekt- management als einen wichtigen Bereich der Erneuerbaren Energien. „Wegen des großen Aufgabengebiets sind auch die Möglichkeiten zur Weiterbildung sehr unterschiedlich.“ Motivationslage Aus verschiedensten Beweggründen treibt es die Lernwilligen wieder hinter Weiterbildungen sind nicht nur wichtig, um auf dem neu- esten Stand zu bleiben. Auch für Quereinsteiger lohnt sich die Wissenserweiterung. | Nina Kep © C.Voß/WilaBonn Erneuerbare Energien n WEITERBILDUNGEN

Erneuerbare Energien - WILA Arbeitsmarktwila-arbeitsmarkt.de/files/uws_2013_51_weiterbildung-ee.pdf · EE_WS2012-2013_NEU.pdf. Neben den mehrere Semester um-fassenden Studiengängen

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Berichte und 300 Stellenanzeigen aus dem Arbeitsmarkt Umweltschutz sind Woche für Woche im arbeitsmarkt Umweltschutz l Naturwissenschaften.Informationen zum Abonnement unter www.wila-arbeitsmarkt.de

Schon vor knapp 400 Jahren wuss-te der englische Philosoph Francis Bacon, dass Wissen Macht ist.

Auch oder vielleicht gerade heute ist die-se Aussage aktueller denn je. Denn der Wissenserwerb endet häufig nicht mit der Entgegennahme des Hochschulzeugnis-ses. Der Weiterbildungssektor boomt, auch was das Thema Erneuerbare En-ergien betrifft. Durch energiepolitische Beschlüsse wie beispielsweise dem Ausstieg aus der Kernenergienutzung bis spätestens Ende 2022, dem Ausbau und der Modernisierung der Stromnetze und der Steigerung der Energieeffizienz mit modernen Technologien, insbesondere im Gebäudebereich, bei der Mobilität und beim Stromverbrauch gibt es eine große Nachfrage nach Fachkräften in die-

sem Bereich. So ist das erklärte Vorhaben des Bundesministeriums für Umwelt, Na-turschutz und Reaktorsicherheit (BMU), dass Energiequellen, wie beispielsweise Solar-, Wind und Bioenergieanlagen, im Laufe der kommenden Jahre „zur tragen-den Säule der zukünftigen Energieversor-gung werden“.

Dass man sich von einer Großen Koa-lition in Berlin etwas mehr Enthusiasmus in der Umsetzung der Energiewende wünschen könnte, ändert nichts am grundsätzlichen Konsens in diesem Be-reich. Auch wenn sich die Solarenergie/Solarproduktion gerade durch eine Krise kämpft, sind dafür Wind- und Bioener-gie auf dem Vormarsch und schaffen Arbeitsplätze. Da die Möglichkeit, sich schon im Studium auf erneuerbare En-

ergietechniken zu spezialisieren, noch nicht sehr lange gegeben ist, werden spezialisierte Experten händeringend gesucht. „Deshalb bietet die Erneuerba-ren-Branche auch Berufsanfängern und Quereinsteigern aus anderen Fachrich-tungen, wie z.B. Naturwissenschaftlern, Geographen, Agrarwissenschaftlern oder Raum-, Stadt- und Landschaftsplanern gute Chancen auf einen Arbeitsplatz“, weiß Laura Friedel zu berichten. Sie ist Diplom-Ingenieurin für Umweltschutz und Raumordnung und Mitarbeiterin der Key Wind Energie GmbH, einem unabhängigen Dienstleistungsunterneh-men in der Windenergiebranche. In der Studie „Erneuerbar beschäftigt in den Bundesländern: Bericht zur aktualisierten Abschätzung der Bruttobeschäftigung 2012 in den Bundesländern“ der Ge-sellschaft für Wirtschaftliche Strukturfor-schung mbH (GWS) ist zu lesen, dass „der Ausbau der Erneuerbaren Energien [...] erhebliche Beschäftigungseffekte mit sich [bringt]: Seit dem Jahr 2000 hat sich die Zahl der Beschäftigten in Deutsch-land fast vervierfacht auf rund 378.000 im Jahr 2012.“

Auch Alexander Knebel, Sprecher der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) ,sieht die Branche durch das sehr breite Spektrum an Berufen und Tätigkeitspro-filen als insgesamt stark an. „Die große Spanne der nachgefragten Berufe reicht unter anderem vom Agraringenieurwe-sen über den Maschinenbau bis hin zum Vertrieb. Eine Expertise in Elektrotechnik wird ebenfalls stark nachgefragt.“ Neben dem Anlagenbau, Service und Wartung sowie der Produktentwicklung sieht Knebel beispielsweise auch das Projekt-management als einen wichtigen Bereich der Erneuerbaren Energien. „Wegen des großen Aufgabengebiets sind auch die Möglichkeiten zur Weiterbildung sehr unterschiedlich.“

Motivationslage

Aus verschiedensten Beweggründen treibt es die Lernwilligen wieder hinter

Weiterbildungen sind nicht nur wichtig, um auf dem neu-esten Stand zu bleiben. Auch für Quereinsteiger lohnt sich die Wissenserweiterung. | Nina Kep

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Erneuerbare Energienn WEITERBILDUNGEN

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Berichte und 300 Stellenanzeigen aus dem Arbeitsmarkt Umweltschutz sind Woche für Woche im arbeitsmarkt Umweltschutz l Naturwissenschaften.Informationen zum Abonnement unter www.wila-arbeitsmarkt.de

die Schulbank. Da findet sich zum Bei-spiel der Umwelttechniker, der in dem Bereich der Erneuerbaren Energien be-ruflich Fuß fassen möchte. Oder der Geo-graph, der plant, sich in einem Ingenieur-büro zu bewerben und hierfür noch spe-zielle Fachkenntnisse benötigt. Vielleicht betrifft es auch den Wasserschutzbeauf-tragten, bei dem im Rahmen der Über-wachung einer Biogasanlage eine Auffri-schung der Sachkunde fällig wird.

Egal ob Neu-, Quer-, Auf- oder Wieder-einsteiger: Das Weiterbildungsangebot ist groß –nicht nur die Institutionen betref-fend, auch bei der Art der Weiterbildung bieten sich vielfältige Möglichkeiten. Manch einer verspürt hier die Qual der Wahl. Es ist also äußerst wichtig, sich vorab genau darüber klar zu werden,

was man sich auf der einen Seite von der Weiterbildung verspricht, aber auch zu überlegen, wieviel Zeit und Geld man zu investieren bereit ist.

Wer sein Ziel klar vor Augen hat, kann konkret recherchieren. Denn auch der Umstand, dass keine allgemein gültigen Standards in der Weiterbildungsbranche existieren, macht die Entscheidung, welches die richtige Maßnahme für die eigene Situation ist, nicht gerade einfa-

cher. So bieten viele Institute zumindest trägerinterne Zertifikate an.

Informationsquellen

Eine erste Anlaufstelle bei der Suche nach der passenden Weiterbildungsmaß-nahme bietet zum Beispiel die AEE. Auf ihrer Homepage bekommt man neben wissenswerten Informationen einen Überblick über das aktuelle Angebot von Weiterbildungen in diesem Bereich. So stehen laut Angaben der AEE zurzeit rund 120 Weiterbildungen zur Auswahl, die spezifische Fertigkeiten und Kenntnisse vermitteln. Diese findet man beispiels-weise auch über die Online-Datenbank der EnergieAgentur.NRW „who is who“. Die Datenbank liefert Informationen zu

Aus- und Weiterbildungsangeboten für die Themen rationelle Energieverwen-dung und Nutzung Erneuerbarer Energie-quellen. Knebel rät außerdem zu einem Blick auf die Seiten der Handwerks-, In-dustrie- und Handelskammern (IHK). So wird man zum Beispiel auf der Seite der IHK Köln über den Registerreiter Weiter-bildungsprogramme auf den Zertifikats-lehrgang Europäische/r EnergieManager/im Jahr 2014 aufmerksam. Des Weiteren

lohnt sich ein Besuch auf den Internetsei-ten der jeweiligen Branchenverbände, erklärt Friedel. So erhält man zum Bei-spiel Informationen zu Weiterbildungsan-geboten in der Windenergiebranche beim Bundesverband WindEnergie e.V. (BWE). Außerdem empfiehlt Friedel, Wei-terbildungsportale im Internet wie bei-spielsweise www.semigator.de oder www.emagister.de für einen Überblick über das aktuelle Weiterbildungsangebot zu nutzen. Gibt man den Themenbereich Erneuerbare Energie beispielsweise bei semigator ein, erzielt man über 130 Tref-fer zu Veranstaltungen für diesen The-menbereich. Nicht nur die Kosten und die Art der Veranstaltung variieren aller-dings stark, auch ist natürlich bei fast 40 unterschiedlichen Anbietern stets die Seriosität zu prüfen. Friedel empfiehlt hier auf einige Anhaltspunkte zu achten: „Wird die Weiterbildung von einem professio-nellen Veranstalter durchgeführt? Wie viele Veranstaltungen führt mein Anbieter durch und ist er bundesweit tätig? Han-delt es sich um einen zertifizierten Bil-dungsträger? Spricht mich das Programm der Veranstaltung an? Sind die Referen-ten Experten der Branche, die aktuelles Wissen aus der Praxis mitbringen?“

Weiterbildungsformen

Der Bereich der Erneuerbaren Energien ist zukunftsweisend, das ist nicht erst seit gestern bekannt. Auch die Bildungsbran-che hat sich längst dieser Nachfrage an-gepasst. Schaut man sich alleine das An-gebot an Studiengängen an, die „explizit erneuerbare Energien als gewichtigen Bestandteil im Lehrangebot haben“, sind es bereits insgesamt 385 Studiengänge. Dies hat der Wissenschaftsladen Bonn (WiLa Bonn) bei einer Befragung aller Hochschulministerien der Bundesländer im Frühjahr 2007 und einer fortlaufen-den Recherche herausgefunden. Für manche zählt der Master dabei allerdings aufgrund der noch hohen Direkt-Über-gangsquote vom Bachelor- zum Master-studium nicht zu dem Bereich Weiterbil

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dies entweder berufsbegleitend oder in Vollzeit absolvieren.

Der Schritt zurück ins Studentenleben fällt vielen allerdings schwer. Hier ist es ratsam, dem Vorgesetzten gegenüber seine Wünsche und Pläne zu äußern und gemeinsam die gegebenen Möglichkei-ten zu erörtern. Auch Christina Fischer kennt diese Situation: „Ein Schritt zurück ins 100%ige Studentenleben kam für mich nicht mehr in Frage“. Nach ihrem Bachelor hat sie bei einem Unterneh-men, dass sich auf Industriedienstleis-tungen im Umweltsektor spezialisiert hat, eine Anstellung gefunden. Seit etwa drei Jahren arbeitet sie nun dort im administrativen Bereich und macht seit einem halben Jahr nebenher einen Master in Betriebswirtschaftslehre. „Das wöchentliche Arbeitspensum aus Job und Studium ist manchmal hart, aber ich möchte beruflich weiterkommen. Das motiviert mich,“ so Fischer. An zwei Abenden unter der Woche und jeden Samstag nimmt sie nun für insgesamt sechs Semester an den Seminaren teil. Eine Auflistung der Studienangebote für Erneuerbare Energien sowie eine Zusam-menfassung der oben erwähnten Befra-gung des WiLa Bonn findet man über den Link www.wilabonn.de/images/PDFs/Erneuerbare/Studienangebote_EE_WS2012-2013_NEU.pdf.

Neben den mehrere Semester um-fassenden Studiengängen werden von den Hochschulen auch Block-Veranstal-tungen angeboten, die innerhalb von wenigen Tagen bis Wochen zu einem Wissenserwerb im Bereich regenerative Energien führen. Außerdem bieten die Hochschulen Fernstudiengänge an. Die Voraussetzungen für die Teilnahme ist in den meisten Fällen wie bei einem regulären Vollzeit-Master-Studiengang ein erfolgreich abgeschlossenes erstes Bachelor- oder Diplomstudium in einem verwandten Studiengang. Wer nicht über eine derartige akademische Qualifikation verfügt, kann aber durchaus auch mit relevanten Berufserfahrungen weiter kommen. So nennt Knebel als Beispiel

eine Weiterbildung zum Servicemon-teur für Photovoltaikanlagen, die von der Handwerkskammer Berlin angebo-ten wird. „Als Zielgruppe werden hier Meister/-innen und Gesellen/-innen mit mindestens zweijähriger Berufserfahrung aus dem SanitärHeizungKlima-, Elektro- und Ausbau-Handwerk genannt.“ Auch das sonstige Weiterbildungsangebot der unterschiedlichen Institute und Einrich-tungen ist vielfältig.

Es bedient den Weiterbildungsinter-essierten mit einer Angebotspalette von Ein-Tages-Seminaren über Zwei-Wochen-Workshops bis hin zu mehrmonatigen Programmen. Je nach Interessens- und Verfügbarkeitslage sollten sich Interes-sierte direkt bei den Anbietern über die tatsächlichen Bewerbungsvoraussetzun-gen informieren.

Quereinstieg

Wie der WiLa Bonn mit seiner Befragung weiter herausgefunden hat, kommen bis heute „auch viele Absolventen herkömm-licher ingenieur-, natur- oder wirtschafts-wissenschaftlicher Studiengänge als Nachwuchskräfte in die Branche“. Um ei-nen Überblick über die jeweilige Branche zu bekommen, verweist Friedel auf Ein-steiger-Seminare. „Diese Seminare sind auf die Bedürfnisse von Quereinsteigern abgestimmt. Sie bieten den Teilnehmern einen Überblick über die aktuellen Ent-wicklungen der Branche und stellen ihnen die technischen, juristischen und planeri-schen Grundlagen dar.“ Beispielsweise bietet der Bundesverband für WindEner-gie e.V. (BWE) ein Einsteiger-Seminar zum „Basiswissen Onshore Windenergie – Wirtschaft, Technik und Recht“ an. „Je nach persönlichem Interesse und Anfor-derung der angestrebten Position kann eine Spezialisierung über weitere Semina-re, zum Beispiel zur Regional- und Bau-leitplanung, zur Flächensicherung oder zur Genehmigung von Windprojekten, er-folgen“, so Friedel weiter.

Das große Interesse der Unternehmen an Quereinsteigern zeigt sich auch

dung, sondern mit zu der ersten Bil-dungsphase. Dennoch gibt es auch eini-ge Entschlossene, die nach dem Bache-lor erst einmal den Sprung ins Berufsle-ben wagen. Wer sich so nach einer ge-wissen Zeit aus Gründen des beruflichen Aufstiegs, eines höheren Verdienstes oder gar einer Umorientierung doch noch für ein Masterstudium entscheidet, kann

ADRESSEN

Anbieter für Weiterbildungen (eine Auswahl)

Berufsverband Deutscher Geowissen-schaftler (BDG) e.V. – Bildungsakademie,

Ute Büttgenbach, Lessenicher Straße 1,

53123 Bonn, Tel. (02 28) 69 66 01,

www.geoagentur.de

Institut für Berufliche Bildung AG (IBB), Bebelstraße 40, 21614 Buxtehude,

Tel. (0 41 61) 5 16 50, www.ibb.com

WBS Training AG, Mariendorfer Damm 1-3,

12099 Berlin, Tel. (0 30) 6 95 45 04 00,

www.wbstraining.de

Fortbildungszentrum für Technik und Umwelt (FTU), KIT – Campus-Nord, Her-

mann-von-Helmholtz-Platz 1, 76344

Eggenstein-Leopoldshafen, Tel. (07 21)

60 82 48 01, www.fortbildung.kit.edu

Institut für Wirtschaft und Umwelt e.V., Maxim-Gorki-Str. 13, 39108 Magdeburg,

Tel. (03 91) 7 44 78 94, www.iwu-ev.de

Industrie- und Handelskammer zu Köln,

Unter Sachsenhausen 10 - 26, 50667

Köln, Tel. (02 21) 1 64 00, www.ihk-

koeln.de

Natur- und Umweltschutz-Akademie NRW (NUA), Siemensstr. 5, 45659 Reck-

linghausen, Tel. (0 23 61) 30 50,

www.nua.nrw.de

VDI Wissensforum GmbH, VDI-Platz 1,

40468 Düsseldorf, Tel. (02 11) 6 21 42 01,

www.vdi-wissensforum.de

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Neben den Anlagenkomponenten und ihrem Zusammenspiel lernen die Teil-nehmer auch den Einfluss des Standor-tes auf den Stromertrag oder technische Herausforderungen des Betriebes von Windenergieanlagen kennen.“ Wie die persönliche Ausgangslage auch ausse-hen mag: man sollte sich in jedem Fall darüber klar werden, was man von der Weiterbildung erwartet – welches Ziel man anstrebt. Denn im Dschungel der Weiterbildungsangebote kann man nicht nur leicht den Überblick, sondern auch einiges Erspartes verlieren.

Finanzierung

Den Eindruck, dass Wissen nicht nur Macht sondern auch ein äußerst lukrati-ves Geschäft sein kann, vermittelt der Blick auf die Preislisten der Weiterbil-dungsinstitute. Hier belaufen sich die Gebühren für einzelne Seminare je nach Anbieter und Art der Weiterbildung bis auf mehrere hundert, teils sogar mehrere tausend Euro. Hilfe können Förderpro-gramme bieten. Je nach Ausgangssituati-on besteht die Möglichkeit, bei unter-schiedlichen Trägern teilweise oder sogar

vollständige finanzielle Unterstützung für die anfallenden Gebühren zu beantra-gen.

Da gibt es zum einen den Bildungs-gutschein. Dieser ist bei Vorliegen der Förderungsvoraussetzungen bei den Agenturen für Arbeit zu erhalten. Er richtet sich, was Akademiker betrifft, an Arbeitslose und an Personen, denen die Arbeitslosigkeit ohne eine Weiterbil-dungsmaßnahme droht. In jedem Fall ist ein persönliches Gespräch mit einem Zuständigen der Arbeitsagentur nötig und auch ratsam, um die Möglichkeiten sei-ner individuellen Situation und die Höhe der Förderung prüfen zu lassen. Nähere Informationen findet man auf den Seiten der Arbeitsagenturen beziehungsweise dem Merkblatt 6 „Förderung der beruf-lichen Weiterbildung“. Über die Seite der Arbeitsagenturen steht auch das In-formationsportal Kursnet zur Verfügung. Hier kann man zwischen über 500.000 Aus- und Weiterbildungsangeboten das passende für sich heraussuchen. Zudem findet man auch immer einen Vermerk, ob der betreffende Kurs im Rahmen des Bildungsgutscheins gefördert wird.

Das seit Ende 2008 laufende Pro-gramm Bildungsprämie wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt. Das Förderprogramm wird aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds kofinanziert. Es bietet eine Kostenübernahme von 50% für eine berufliche Weiterbildungs-maßnahme. Sehr hilfreich ist auch die Suchmaske der Förderdatenbank des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi). Hier kann man sich einen Überblick über Förderprogramme und Finanzhilfen des Bundes, der Länder und der Europäischen Union verschaffen. Wer sich für eine berufsbegleitende Wei-terbildung entscheidet, kann häufig auf Unterstützung vom Arbeitgeber zählen. Dieser hat immerhin auch ein Interesse daran, seine Mitarbeiter zielgenau für ihr spezifisches Aufgabenfeld zu schulen. Aber auch wenn es auf den ersten Blick wie eine Win-Win-Situation aussieht, ist

deutlich in den Stellenausschreibun-gen mancher Firmen. So findet sich beispielsweise auf der Internetseite der Ever Energy Group GmbH, einem mittel-ständischen Bauunternehmen, das sich auch um Energieversorgung kümmert, unter der Rubrik Karriere ein gesonder-ter Link für Quereinsteiger. Sie bieten Interessierten eine siebenmonatige du-ale Ausbildung zum Energieberater, zum Fachberater für Erneuerbare Energien oder zum Projektanten für PV-Anlagen an und richten sich damit ausdrücklich an Fachkräfte aus fachfremden Berei-chen. Gerade für Generalisten, die den Quereinstieg in die Energiebranche wagen möchten, stellt häufig die techni-sche Komponente eine Hürde dar. Laut Friedel kommt man im Bereich der Er-neuerbaren Energien früher oder später in Kontakt mit der Anlagentechnik. „Ein grundlegendes Verständnis der Anlage und ihrer technischen Zusammenhänge ist dann unerlässlich.“ Allerdings werden auch hierfür Seminare angeboten: „Auch ohne technischen Hintergrund können Quereinsteiger in einem zweitägigen Se-minar beispielsweise die Funktionsweise der Windkraftanlage verstehen lernen.

Quereinsteiger in die Energiebranche können sich in Seminaren und Kursen technische Grundlagen aneignen. Foto: © C.Voß/WilaBonn

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Vorsicht geboten: Wer sich nicht sicher ist, ob er die Weiterbildungsmaßnahme wirklich zum Abschluss bringt oder gar über einen baldigen Firmenwechsel nachdenkt, sollte sich rückversichern. „Anstelle der Kostenübernahme habe ich mit meinem Chef ausgehandelt, dass mir die Firma eine Gehaltserhöhung gewährt und ich die Gebühren dann sozusagen privat bezahle“, erzählt Fischer. „Ich war anfangs unsicher, ob ich den Anforderun-gen einer Doppelbelastung aus Vollzeit-job und Studium gerecht werden kann. Durch die Regelung, dass ich die Finan-zierung meiner Weiterbildung sozusagen selbst übernehme, konnte ich zumindest den Druck von außen reduzieren.“

n INTERVIEW

Nina Kep im Gespräch mit Andreas Mein-hold, der als Quereinsteiger in dem Be-reich der Windenergie nun bei der Bür-gerwindpark Betriebsführungs GmbH ar-beitet.

Informationsdienst arbeitsmarkt: Ur-sprünglich kamen Sie nicht aus dem Be-reich der Windenergie. Was haben Sie eigentlich gelernt?Andreas Meinhold: Gelernt habe ich an-fangs zwei Ausbildungsberufe: Elektroge-rätemechaniker und Energiegeräteelek-troniker. Danach folgte ein Studium der Nachrichtentechnik an einer Fachhoch-schule. Nach erfolgreicher Beendigung

des Studiums habe ich in verschiedenen Bereichen der Telekommunikation im Vertrieb gearbeitet. Später folgte dann ein Wechsel in ein Ingenieur-Büro, wo es um die Herstellung von alternativen Kraft-stoffen auf Basis von Biostoffen ging. Leider musste das Büro Insolvenz anmel-den, so dass ich mich gezwungen sah, mich entsprechend umzuorientieren.

Haben Sie bei dieser Umorientierung von irgendeiner Seite Unterstützung er-halten?Mit Unterstützung des Arbeitsamtes kam ich an eine Weiterbildung zum Service-techniker für Windenergieanlagen. Die Schulungen haben sich immer nach den Standards des Bildungszentrums für Er-neuerbare Energien (BZEE) gerichtet. Die Dauer dieser Weiterbildung betrug 9 Monate in Vollzeit. Das Arbeitsamt hat hierfür die Kosten von ca. 11.000 € über-nommen.

Sind Ihnen in Bezug auf die Weiterbil-dung und Umorientierung Hürden be-gegnet?

Hürden und/oder Hindernisse waren keine vorhanden. Das einzige Problem war augenscheinlich mein Alter – zu der Zeit war ich 47 Jahre alt, was einen direk-ten Einstieg als Servicetechniker schwer macht. Dennoch bot sich die Chance, über ein Praktikum im Rahmen der Wei-terbildungsmaßnahme in den Bereich „Betrieb und Überwachung von Getriebe der Windenergieanlagen“ reinzuschauen. Nach Beendigung der Maßnahme folgte ein nahtloser Übergang in die Beschäfti-gung als technischer Betriebsführer vonWindenergieanlagen. In dieser Tätigkeit bin ich nun verantwortlich für den rei-bungslosen Betrieb von demnächst 36 Windenergieanlagen der Multimegawatt-klasse verschiedener Hersteller. Die Ge-samtleistung dieser Anlagen liegt bei ca. 100 MW, was einer Jahresproduktion für ca. 75.000 Haushalten entspricht.

Haben Sie Tipps, die Sie Weiterbildungs-interessierten und Quereinsteigern mit-geben möchten?Um einen Einstieg in die Erneuerbaren Energien zu erhalten, ist es notwendig, sich vorher Gedanken über einen mögli-chen Beschäftigungsbereich zu machen. Dies können beispielsweise die Bereiche Service, Montage, Aufbau, Engineering, Entwicklung oder eine kaufmännische Ausrichtung sein. Sinnvoll ist aus meiner Sicht eine vorherige Ausbildung – kauf-männisch oder technisch – um so das Grundverständnis zu erlangen.

Wird über einen Quereinstieg aus an-deren Berufen nachgedacht, sollte man sich unbedingt mit unterschiedlichen Bildungsträgern in dem Bereich der Er-neuerbaren Energie unterhalten und so nicht nur die Voraussetzungen, sondern auch die Finanzierungsmöglichkeiten zu klären.

Abschrecken lassen sollte man sich nicht von bestehenden Altersvorgaben. Solange die entsprechende Gesundheit vom Amtsarzt bescheinigt wird, zum Beispiel über die G41 Untersuchung, be-steht immer die Chance, in den Bereich der Erneuerbaren Energie zu wechseln.

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