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L EBEN & M ENSCHEN 16 Dienstag, 28. Mai 2019 Erstes Gefängnis in der Schlossküche Böblingen: Mit einem Festakt feiert das Amtsgericht am Mittwoch seinen 200. Geburtstag / Festakt am morgigen Mittwoch mit Justizminister Guido Wolf Von unserem Mitarbeiter Thomas Oberdorfer Das Amtsgericht Böblingen feiert ein besonderes Jubiläum: Vor 200 Jahren wurde diese Behörde 1819, die zu- nächst den Titel „Oberamts-Gericht“ trug, ins Leben gerufen. Grundlage da- für war ein Edikt von König Wilhelm vom 31. Dezember 1818. Immanuel Gotthold David Conz war der erste Amtsrichter. Aktuell sind 270 Personen am Amtsgericht beschäftigt, davon 20 als Richter. Am Mittwoch wird der run- de Geburtstag in Böblingen in der Aula des Wirtschaftsgymnasiums im Rah- men eines Festakts gefeiert, Hauptred- ner ist der Baden-Württembergische Justizminister Guido Wolf (CDU). Es sind zumeist die spektakulären Fälle, die überregional in der Presse behandelt wer- den. Mord und Totschlag, Raser-Urteile, Wirtschafts- oder Steuerdelikte, bei denen Schäden in Millionenhöhe verursacht wur- den. Über diese zumeist von den Landge- richten gefällten Urteile wird viel disku- tiert, sie stechen aus der Masse hervor. Sie bilden aber nur einen kleinen Teil der Rechtsprechung in Deutschland ab. Weit überwiegend urteilen die Amtsgerichte. So hat das Amtsgericht Böblingen im ver- gangenen Jahr etwa 6500 Verfahren in den Bereichen Strafrecht, Zivilrecht und Fami- lienrecht bearbeitet. Dazu kommen noch et- wa 6000 Zwangsvollstreckungen und 400 Fälle, bei denen es in Betreuungssachen um Maßnahmen der Unterbringung in einer Psychiatrie geht. Das Amtsgericht ist zudem für Nachlass- sachen, Landwirtschaftssachen und Grund- buchsachen zuständig. Letzteres ist der Grundbuchreform Baden-Württemberg ge- schuldet, die etwa 660 Grundbuchämter wurden zum 31. Dezember 2017 aufgelöst, 13 Amtsgerichte führen diese zentralisiert, darunter auch das Amtsgericht Böblingen. „Wir führen über eine Million Grundbü- cher“, sagt Dr. Tobias Brenner, seit 2011 Di- rektor der Behörde. „Es ist wichtig für die Bevölkerung, dass die Amtsgerichte zügig und schnell urtei- len“, betont Dr. Brenner. Amtsgerichte sei- en ein wesentlicher Faktor für den sozialen Frieden in der Gesellschaft und für eine funktionierende Wirtschaft. Dr. Brenner nennt ein Beispiel: „Ein Handwerker hat eine offene Rechnung, deren Bezahlung er einklagt. Er muss schnell einen vollstre- ckungsfähigen Titel bekommen.“ Das ist wichtig, damit der Handwerker nicht in eine Insolvenz rutscht. Derzeit sind am Amtsgericht Böblingen rund 270 Personen beschäftigt, davon 20 Richter, 100 Rechtspfleger und Notare, zehn Gerichtsvollzieher, vier Wachtmeister und 120 Servicekräfte. Das sind Beamte des mitt- leren Dienstes und Justizangestellte, die bei- spielsweise auf den Geschäftsstellen der Richter tätig sind. In Strafsachen entschei- det entweder ein Einzelrichter, das Schöf- fengericht oder das Jugendschöffengericht. Das Schöffengericht, bestehend aus einem Richter als Vorsitzenden und zwei ehren- amtlichen Richtern, kann maximal eine Freiheitsstrafe bis vier Jahren auswerfen, das Jugendschöffengericht bis maximal fünf Jahren. Bei Zivilrechtsstreitigkeiten ist das Amtsgericht für einen maximalen Streit- wert von 5000 Euro zuständig. Stärke des Standorts Prof. Hilmar Raeschke-Kessler ist Rechts- anwalt beim Bundesgerichtshof, er hält die Amtsgerichte für eine „Stärke des Stand- orts Deutschlands“, und weiter: „Auf be- stimmten Gebieten, in denen die Amtsge- richte eine ausschließliche Eingangszustän- digkeit haben, wie zum Beispiel für das In- solvenzrecht und das Reiserecht, haben ein- zelne Gerichte das Rechtsgebiet maßgeb- lich mitgeprägt und einzelne Richter zu- gleich wissenschaftliche Spitzenleistungen vollbracht.“ König Wilhelm erließ am 31. Dezember 1818 das Edikt Nummer IV. Darin stand unter anderem: „Für den ganzen Umfang der Rechtspflege, mit Ausschluss adminis- trativer Funktionen, wird in jedem Ober- amts-Bezirk ein Richter aufgestellt.“ Die Rechtsprechung wurde dadurch neu geord- net, die Verwaltung und die Justiz wurden voneinander getrennt. Zuvor war der Ober- amtmann, in etwa vergleichbar mit dem heutigen Posten des Landrats, für beides zu- ständig. „Ein zentraler Punkt war die Ge- waltenteilung“, sagt der Böblinger Stadt- archivar Dr. Christoph Florian. „Der Rich- ter war nun ein Profi mit entsprechender Ausbildung, die neuen Rechtsstrukturen wurden der gesellschaftlichen Entwicklung angepasst.“ Immanuel Gotthold David Conz war der erste Richter des Oberamts Böblingen. Er durfte damals maximale Freiheitsstrafen von vier Wochen oder Geldstrafen von höchstens 30 Talern verhängen, ab 1824 bis zu drei Monaten Haft. Ein Geselle oder Arbeiter verdiente damals monatlich etwa acht bis zwölf Taler. „Wo das Gericht da- mals getagt hat, ist offen“, sagt Dr. Florian. Sicher ist hingegen, dass es 1838 in ein für 8000 Gulden gekauftes Gebäude am Böb- linger Schlossberg eingezogen ist, heute be- kannt als Kleinkunstbühne unter dem Na- men „altes Amtsgericht“. Beleidigung und Ehrenkränkung Vielfach ging es in den Verhandlungen da- mals und in den folgenden Jahrzehnten um Beleidigungen. „In der Schöffensitzung vom 18. Juli wurden verurteilt: Schreiner Chris- tian Maier von Böblingen – unter Freispre- chung von der Beschuldigung gefährlicher Drohung – wegen wörtlicher gegen Schrei- ner Albert Sautter zu Böblingen verübter Ehrenkränkung zu 10 Talern Geldbuße, eventuell 6 Tagen Bezirksgefängnis.“ So stand es 1871 in der örtlichen Presse. Zum Oberamtsgericht gehörte damals auch ein Oberamtsgefängnis in unmittelbarer Nachbarschaft. Es wurde 1823 in den ehe- maligen Räumen der Schlossküche errich- tet. Das Gefängnis wurde im Jahr 1962 auf- gelöst. „Dort saßen bis zu 25 Insassen bei- derlei Geschlechts, die vom Gefängnis- wachtmeister und seiner Frau und seinem Schäferhund betreut wurden. Die Verpfle- gung erfolgte durch die Frau des Wacht- meisters; der Speisezettel wurde nach Ka- lorien aufgestellt und musste wöchentlich vom Amtsvorstand genehmigt werden“, steht in dem Buch von Erich Kläger „Böb- lingen, vier Jahrzehnte Stadtentwicklung 1945 – 1985.“ 1964 schließlich erfolgte der Umzug in das neue Gebäude in der Stein- beisstraße. Daran nagt seit längerem der Zahn der Zeit, eine Sanierung des Gebäu- des sowie ein Anbau sind beschlossene Sa- che. Wann beides in Angriff genommen wird, steht noch nicht fest. Der Eingang zum Amtsgericht in Böblingen. Hier hat sich schon manches menschliche Drama abgespielt, doch letzten Endes führen die Richter den jeweiligen Fall immer zu einem konkreten Ergebnis. Bild: Heimeier/Archiv Das Portal zum Alten Amtsgericht auf dem Schlossberg. Bild: Stampe/Archiv Anzeige Sindelfingen, den 28. Mai 2019 Ekkehard Schröter * 20. 10. 1941 † 19. 05. 2019 Wir vermissen Dich. In Liebe und Dankbarkeit nehmen wir Abschied: Lore Schröter Dr. Marc Schröter und Christiana mit Marinus Achim Schröter und Susete mit Enya Die Trauerfeier mit anschließender Urnenbeisetzung findet am Freitag, 31. Mai 2019, um 12 Uhr auf dem Waldfriedhof in Maichingen statt. Anstelle von Blumen bitten wir um eine Spende an das Hospiz Leonberg e.V. mit dem Kennwort „Ekkehard Schröter“ unter der IBAN: DE03 6039 0300 0360 4000 00. Bestattungen Mittwoch, 29. Mai 2019 Sindelfingen, Burghaldenfriedhof: Rene Dorschlag, 78 Jahre, 14.00 Uhr (Trauerfeier mit Urnenbeisetzung) Aidlingen, Friedhof: Gerhard Rapp, 78 Jahre, 12.30 Uhr (Trauerfeier mit Urnenbeisetzung) Renningen, Friedhof: Hannelore Ursula Strebel, 67 Jahre, 11.00 Uhr (Trauerfeier mit Urnenbeisetzung) Steinenbronn, Friedhof: Horst Weiß, 79 Jahre, 13.00 Uhr (Trauerfeier) Angaben ohne Gewähr – Im Goldenen Hahn in Maichingen Vatertagshocketse ab 11 Uhr Steak und Rote vom Holzkohlegrill Schnitzel mit Pommes frites und Salatbeilage Happy Hour von 15 bis 16 Uhr Halbe Bier 2.- EUR Maybachstraße 12, Maichingen Tel. 0 70 31 / 4 92 13 79 www.goldenerhahn.npage.de IMMOBILIEN ALLG. 72202 Nagold-Vollm. • Schönbuchstr. 51 • Tel. 07459 - 93 00 40 inkl. Busreise! Prospekte anfordern! Bad Kissingen 8/7 Tage inkl. 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Erstes Gefängnis in der Schlossküche · Umzug in das neue Gebäude in der Stein-beisstraße. Daran nagt seit längerem der ... TV-Sender Nitro sendet den raffinierten und ... langen

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Page 1: Erstes Gefängnis in der Schlossküche · Umzug in das neue Gebäude in der Stein-beisstraße. Daran nagt seit längerem der ... TV-Sender Nitro sendet den raffinierten und ... langen

LEBEN & MENSCHEN16 Dienstag, 28. Mai 2019

Erstes Gefängnis in der SchlosskücheBöblingen: Mit einem Festakt feiert das Amtsgericht am Mittwoch seinen 200. Geburtstag / Festakt am morgigen Mittwoch mit Justizminister Guido Wolf

Von unserem Mitarbeiter

Thomas Oberdorfer

Das Amtsgericht Böblingen feiert einbesonderes Jubiläum: Vor 200 Jahrenwurde diese Behörde 1819, die zu-nächst den Titel „Oberamts-Gericht“trug, ins Leben gerufen. Grundlage da-für war ein Edikt von König Wilhelmvom 31. Dezember 1818. ImmanuelGotthold David Conz war der ersteAmtsrichter. Aktuell sind 270 Personenam Amtsgericht beschäftigt, davon 20als Richter. Am Mittwoch wird der run-de Geburtstag in Böblingen in der Aulades Wirtschaftsgymnasiums im Rah-men eines Festakts gefeiert, Hauptred-ner ist der Baden-WürttembergischeJustizminister Guido Wolf (CDU).

Es sind zumeist die spektakulären Fälle, dieüberregional in der Presse behandelt wer-den. Mord und Totschlag, Raser-Urteile,Wirtschafts- oder Steuerdelikte, bei denenSchäden in Millionenhöhe verursacht wur-den. Über diese zumeist von den Landge-

richten gefällten Urteile wird viel disku-tiert, sie stechen aus der Masse hervor. Siebilden aber nur einen kleinen Teil derRechtsprechung in Deutschland ab. Weitüberwiegend urteilen die Amtsgerichte.So hat das Amtsgericht Böblingen im ver-

gangenen Jahr etwa 6500 Verfahren in denBereichen Strafrecht, Zivilrecht und Fami-lienrecht bearbeitet. Dazu kommen noch et-wa 6000 Zwangsvollstreckungen und 400Fälle, bei denen es in Betreuungssachen umMaßnahmen der Unterbringung in einerPsychiatrie geht.Das Amtsgericht ist zudem für Nachlass-

sachen, Landwirtschaftssachen und Grund-buchsachen zuständig. Letzteres ist derGrundbuchreform Baden-Württemberg ge-schuldet, die etwa 660 Grundbuchämterwurden zum 31. Dezember 2017 aufgelöst,13 Amtsgerichte führen diese zentralisiert,darunter auch das Amtsgericht Böblingen.„Wir führen über eine Million Grundbü-cher“, sagt Dr. Tobias Brenner, seit 2011 Di-rektor der Behörde.„Es ist wichtig für die Bevölkerung, dass

die Amtsgerichte zügig und schnell urtei-len“, betont Dr. Brenner. Amtsgerichte sei-en ein wesentlicher Faktor für den sozialenFrieden in der Gesellschaft und für einefunktionierende Wirtschaft. Dr. Brennernennt ein Beispiel: „Ein Handwerker hateine offene Rechnung, deren Bezahlung ereinklagt. Er muss schnell einen vollstre-ckungsfähigen Titel bekommen.“ Das istwichtig, damit der Handwerker nicht in eineInsolvenz rutscht.Derzeit sind am Amtsgericht Böblingen

rund 270 Personen beschäftigt, davon 20Richter, 100 Rechtspfleger und Notare, zehnGerichtsvollzieher, vier Wachtmeister und120 Servicekräfte. Das sind Beamte des mitt-leren Dienstes und Justizangestellte, die bei-spielsweise auf den Geschäftsstellen derRichter tätig sind. In Strafsachen entschei-det entweder ein Einzelrichter, das Schöf-fengericht oder das Jugendschöffengericht.Das Schöffengericht, bestehend aus einemRichter als Vorsitzenden und zwei ehren-amtlichen Richtern, kann maximal eineFreiheitsstrafe bis vier Jahren auswerfen,

das Jugendschöffengericht bis maximal fünfJahren. Bei Zivilrechtsstreitigkeiten ist dasAmtsgericht für einen maximalen Streit-wert von 5000 Euro zuständig.

Stärke des Standorts

Prof. Hilmar Raeschke-Kessler ist Rechts-anwalt beim Bundesgerichtshof, er hält dieAmtsgerichte für eine „Stärke des Stand-orts Deutschlands“, und weiter: „Auf be-stimmten Gebieten, in denen die Amtsge-richte eine ausschließliche Eingangszustän-digkeit haben, wie zum Beispiel für das In-solvenzrecht und das Reiserecht, haben ein-zelne Gerichte das Rechtsgebiet maßgeb-lich mitgeprägt und einzelne Richter zu-gleich wissenschaftliche Spitzenleistungenvollbracht.“König Wilhelm erließ am 31. Dezember

1818 das Edikt Nummer IV. Darin standunter anderem: „Für den ganzen Umfangder Rechtspflege, mit Ausschluss adminis-trativer Funktionen, wird in jedem Ober-amts-Bezirk ein Richter aufgestellt.“ DieRechtsprechung wurde dadurch neu geord-net, die Verwaltung und die Justiz wurdenvoneinander getrennt. Zuvor war der Ober-amtmann, in etwa vergleichbar mit demheutigen Posten des Landrats, für beides zu-ständig. „Ein zentraler Punkt war die Ge-waltenteilung“, sagt der Böblinger Stadt-archivar Dr. Christoph Florian. „Der Rich-ter war nun ein Profi mit entsprechenderAusbildung, die neuen Rechtsstrukturenwurden der gesellschaftlichen Entwicklungangepasst.“Immanuel Gotthold David Conz war der

erste Richter des Oberamts Böblingen. Erdurfte damals maximale Freiheitsstrafenvon vier Wochen oder Geldstrafen vonhöchstens 30 Talern verhängen, ab 1824 biszu drei Monaten Haft. Ein Geselle oderArbeiter verdiente damals monatlich etwaacht bis zwölf Taler. „Wo das Gericht da-mals getagt hat, ist offen“, sagt Dr. Florian.Sicher ist hingegen, dass es 1838 in ein für8000 Gulden gekauftes Gebäude am Böb-linger Schlossberg eingezogen ist, heute be-kannt als Kleinkunstbühne unter dem Na-men „altes Amtsgericht“.

Beleidigung und Ehrenkränkung

Vielfach ging es in den Verhandlungen da-mals und in den folgenden Jahrzehnten um

Beleidigungen. „In der Schöffensitzung vom18. Juli wurden verurteilt: Schreiner Chris-tian Maier von Böblingen – unter Freispre-chung von der Beschuldigung gefährlicherDrohung – wegen wörtlicher gegen Schrei-ner Albert Sautter zu Böblingen verübterEhrenkränkung zu 10 Talern Geldbuße,eventuell 6 Tagen Bezirksgefängnis.“ Sostand es 1871 in der örtlichen Presse.Zum Oberamtsgericht gehörte damals auch

ein Oberamtsgefängnis in unmittelbarerNachbarschaft. Es wurde 1823 in den ehe-maligen Räumen der Schlossküche errich-tet. Das Gefängnis wurde im Jahr 1962 auf-gelöst. „Dort saßen bis zu 25 Insassen bei-derlei Geschlechts, die vom Gefängnis-wachtmeister und seiner Frau und seinemSchäferhund betreut wurden. Die Verpfle-gung erfolgte durch die Frau des Wacht-meisters; der Speisezettel wurde nach Ka-lorien aufgestellt und musste wöchentlichvom Amtsvorstand genehmigt werden“,steht in dem Buch von Erich Kläger „Böb-lingen, vier Jahrzehnte Stadtentwicklung1945 – 1985.“ 1964 schließlich erfolgte derUmzug in das neue Gebäude in der Stein-beisstraße. Daran nagt seit längerem derZahn der Zeit, eine Sanierung des Gebäu-des sowie ein Anbau sind beschlossene Sa-che. Wann beides in Angriff genommenwird, steht noch nicht fest.

Der Eingang zum Amtsgericht in Böblingen. Hier hat sich schon manches menschliche Drama abgespielt, doch letzten Endes führen die Richterden jeweiligen Fall immer zu einem konkreten Ergebnis. Bild: Heimeier/Archiv

Das Portal zum Alten Amtsgericht auf demSchlossberg. Bild: Stampe/Archiv

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Sindelfingen, den 28. Mai 2019

Ekkehard Schröter* 20. 10. 1941 † 19. 05. 2019

Wir vermissen Dich.

In Liebe und Dankbarkeit nehmen wir Abschied:

Lore Schröter

Dr. Marc Schröter und Christiana mit Marinus

Achim Schröter und Susete mit Enya

Die Trauerfeier mit anschließender Urnenbeisetzung

findet am Freitag, 31. Mai 2019, um 12 Uhr auf dem

Waldfriedhof in Maichingen statt.

Anstelle von Blumen bitten wir um eine Spende an das Hospiz

Leonberg e.V. mit dem Kennwort „Ekkehard Schröter“ unter

der IBAN: DE03 6039 0300 0360 4000 00.

BestattungenMittwoch,29. Mai 2019

Sindelfingen, Burghaldenfriedhof:Rene Dorschlag, 78 Jahre, 14.00 Uhr(Trauerfeier mit Urnenbeisetzung)

Aidlingen, Friedhof:

Gerhard Rapp, 78 Jahre, 12.30 Uhr(Trauerfeier mit Urnenbeisetzung)

Renningen, Friedhof:

Hannelore Ursula Strebel, 67 Jahre, 11.00 Uhr(Trauerfeier mit Urnenbeisetzung)

Steinenbronn, Friedhof:

Horst Weiß, 79 Jahre, 13.00 Uhr (Trauerfeier)

– Angaben ohne Gewähr –

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p. P. ab €57815.10.-22.10.1904.11.-10.11.1922.11.-28.11.19

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Quelle: ZMG-Bevölkerungsumfrage 2012

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LEBEN & MENSCHEN 17Dienstag, 28. Mai 2019

Beim Süddeutschen Immobilientag in Ulmwurde Bärbel Falkenberg-Bahr, Inhaberinvon Immobilien Service Bärbel Bahr, als Re-gionalbeirätin, und Claus Falkenberg, ge-schäftsführender Gesellschafter der BBWohnbau Böblingen, als Regionalbeirat be-sonders geehrt. Jürgen Michael Schick, Prä-sident des Bundesverbandes, und ErikNothhelfer, Vorsitzender des IVD Süd,zeichneten das Unternehmerpaar mit einerUrkunde aus.

… Bärbel Falkenberg-Bahr und Claus Falkenberg

Tipp des Tages

Ein Spiel mitdoppeltem Boden

Weil er ein eiskalter Unsympath ist, be-kommt Geschäftsmann Michael Douglasvon seinem Bruder Sean Penn die Teilnah-me an einem Spiel geschenkt. Doch das wirftihn je länger desto mehr komplett aus derBahn. Und eine geheimnisvolle schöne Fraulernt er obendrein auch noch kennen. TV-Sender Nitro sendet den raffinierten undextrem spannenden Thriller „The Game“aus dem Jahr 1997 ab 20.15 Uhr. Das Endebitte nicht verraten. Bild: z

Wir freuen uns mit …

Pferdestärken auf dem FlugfeldBöblingen: Porsche-Fans aus Nah und Fern zu Gast in der Motorworld

Elegante Silhouetten, röhrende Motoren und

viele Fahrergespräche. In der Motorworld

drehte sich am Samstag alles um schnelle

Flitzer. Das Treffen des Forums PFF lud zum

12. Mal Porsche-Fahrer und Freunde zum

Austausch ein. Vom ersten Porsche 356 bis

zum ganz neuen 992-Modell war alles ver-

treten. Viele Porsche-Fahrer aus der Schweiz

und aus den Niederlanden waren aufs Flug-

feld zu Austausch und Präsentation ihrer

Fahrzeuge gekommen. „Wir sind mit der An-

zahl der Teilnehmer sehr zufrieden,“ sagte

Organisator Andreas Bippes. „Ungefähr 800

Teilnehmer zeigen die Vielfalt des Zuffen-

hausener Autobauers auf.“ Neben dem Wett-

bewerb „Concours d’Elégance“ bot das Rah-

menprogramm auch Gesprächsrunden unter

anderem mit Hans Mezger, Ingenieur und

ehemaliger Chef von Porsche Motorsport,

und mit Eberhard Mahle, Ex-Porsche-Renn-

fahrer. So Mancher hatte mit dem wechsel-

haften Wetter zu kämpfen, so auch Markus

Rieber mit seinem Targa 3L-SC, Baujahr

1984. „Ich fahre grundsätzlich ohne Dach,

und beim ersten Gewitter musste ich mich

schnell in einer der Hallen unterstellen“, sag-

te der Brackenheimer und fuhr anschließend

seinen orangenen Boliden wieder in einer der

langen Reihen der Edelfahrzeuge. Das Mo-

dell Porsche 917 feiert 2019 seinen 50. Ge-

burtstag. Der Rennwagen 917/30 mit 1100

PS und nur 800 Kilogramm Gewicht ließ er-

folgreiche Zeiten lebendig werden. „Wir sind

sehr stolz, so ein außergewöhnliches Fahr-

zeug hier zu haben“, sagte Andreas Bippes.

- an -/Bild: Nüßle

Brecht mit frischen IdeenSindelfingen: Brechts „Heilige Johanna der Schlachthöfe und „Der gute Mensch von Sezuan“ am GGS

Von unserem Mitarbeiter

Matthias Staber

Als Collage von Brechts „Die heiligeJohanna der Schlachthöfe“ und „Dergute Mensch von Sezuan“ haben UlrikeFritz und Tobias Walldorf die neue In-szenierung der Theater-AG des Gold-berg-Gymnasiums (GGS) angelegt. Beider Premiere in der GGS-Aula hat „Dergute Mensch von S.“ das Publikum mitfrischen Ideen überzeugt. Bei der Pre-miere in der GGS-Aula hat „Der guteMensch von S.“ das Publikum mit fri-schen Ideen überzeugt.

„Der gute Mensch von S.“ verlangt dem Pu-blikum einiges ab. Nicht nur haben die bei-den Leiter der GGS-Theater-AG, UlrikeFritz und Tobias Walldorf, zwei Stücke vonBertolt Brecht miteinander verwoben, diebereits jeweils für sich nicht leicht zu kna-cken sind. Darüber hinaus legten die bei-den Lehrer ihrer Arbeit mit den rund 20

Schülern der Klassenstufen 9 bis 12 Ansät-ze poststrukturalistischer Theoriebildungzugrunde. Was ist das denn?Der Zuschauer bekommt es nicht nur mit

Brechts Epischem Theater zu tun, das mit al-len Konventionen bricht, um die ganz gro-ßen Fragen zu stellen – nach dem Verhält-nis von Individuum und Gesellschaft, mo-ralischer Schuld und System, Religion undKapitalismus etwa.Sondern darf sich zudem auch fragen, wie

sich die These Roland Barthes‘ vom „Tod desAutors“ in die ohnehin schon recht kom-plexe Motiv-Konstellation einfügt. Kann dasfunktionieren? Es kann, wie das spielfreu-dige Ensemble in etwas über 2 Stundenunter Beweis stellt.Kein Zuschauer braucht braucht in

Schnappatmung zu verfallen, der kein Li-teraturseminar zum Thema „Postmoderneund Dekonstruktion“ besucht hat. Vielmehrzeigt die Inszenierung mit viel spielerischerFreude am Experiment, Video-Technik und

reichlich popkulturellen Zitaten die Aktua-lität der Fragen auf, die sowohl Brecht alsauch nachgeborene Theoretiker aufwerfen.Wo endet individuelle Verantwortung, wobeginnt die Notwendigkeit der Verände-rung von Systemen? Wie lässt sich Schulddefinieren, wenn die Umstände amorali-sche Verhaltensweisen überlebensnotwen-dig machen?Sagt ein Text tatsächlich immer das, was

der Autor im Sinn hatte? Oder erschließt sichein Kunstwerk niemals endgültig, weil sichBedeutung in einem unendlichen Geflechtaus Querverweisen verliert? Um solche Fra-gen kümmert sich „Der gute Mensch von S.“,ohne den schieren Spaß am Theaterspielenaus dem Auge zu verlieren. Das ist die gro-ße Stärke sowohl der Inszenierung als auchdes ambitionierten Schüler-Ensembles.Weitere Aufführungen von „Der gute

Mensch von S.“ um 19.30 Uhr in der Aulades Goldberg-Gymnasiums am heutigenDienstag, 28. und am Mittwoch, 29. Mai.

Am Goldberg-Gymnasium Sindelfingen hat die Theater-AG aus zwei Bühnenstücken von Bertolt Brecht eins gemacht: „Der gute Mensch von S.“ lau-tet der neue Titel. Bild: Staber

„Von Gott erschaffen, vomMenschen zerstört“Renningen: Sonderausstellung Krippenmuseum von Pfarrer Pitzal

Von unserem Mitarbeiter

Berkan Cakir

Eine Sonderausstellung im RenningerKrippenmuseum bringt die biblischeSchöpfungsgeschichte in Verbindungmit der Umweltzerstörung. Die Ausstel-lung dauert bis zum 27. Oktober.

In dem kleinsten Zimmer des RenningerKrippenmuseums sind Knopfaugen aus al-ler Welt auf einen gerichtet. Die Wänderingsherum sind voll mit Puppen aus denunterschiedlichsten Ecken der Erde, dieFranz Pitzal, katholischer Pfarrer der Ge-meinde, von seinen Reisen in mehr als 150Ländermitgebracht hat. AfrikanischeBuschmänner, Folkloretänzer aus dem Bal-kan, Indianer – insgesamt stehen hier mehrals 400 Puppenverschiedener Völker zusam-menpfercht auf engstem Raum. „Ich kennekeine vergleichbare Sammlung“, sagt derPfarrer stolz.Nur zwei Räume weiter entsteht gerade das

Universum aus dem Nichts. Der zweite vonden sieben Tagender Schöpfungsgeschich-te: Gott erschafft den Himmel. Was beim All-wissenden den Platz eines gesamten Plane-ten benötigt hat, findet bei Pitzal auf einemTisch statt. Hier und da haben er und seineMitarbeiter einige Muscheln auf blauemPapier verteilt, hölzerne Engelsfiguren flan-kieren einen hellblauen Bogen. „Es war garnicht so leicht, sich für jeden Schöpfungs-tag etwas einfallen zu lassen“,gibt Pitzal zu.

Immer ein neues Thema

Seit zehn Jahren überlegt sich der Pfarrer,der mittlerweile mehr als vier Jahrzehntelang seinen Beruf in Renningen ausübt, einneues Thema für das Krippenmuseum. Dieam Donnerstag eröffnete neue Sonderaus-stellung behandelt dieses Mal die biblischeSchöpfungsgeschichte – und hat darüberhinaus auch einen aktuellen Bezug: „Unswar wichtig, auch auf die Erderwärmungund die Umweltverschmutzung hinzuwei-sen“, sagt Pitzal und zeigt auf einen aus Sty-ropor gebauten Iglu, neben dem ein kleinerEisbär sitzt. Diesen hat der 83-Jährige vonseiner Grönlandreise mitgebracht. Er weißdaher aus erster Hand zu berichten: „DasEis schmilzt, der Wasserpegel steigt immermehr, und die Eisbären sind bedroht, weilsie ihren natürlichen Lebensraum verlie-ren.“

Die Verbindung zwischen biblischerSchöpfungsgeschichte und Umweltver-schmutzung ist für Pitzal von großer Be-deutung. Für den katholischen Pfarrer wirdnämlich das,was vor unbestimmter Zeit vonGottes Hand erschaffen wurde, nun Stückfür Stück durch Menschenhand zerstört.Auf der anderen Seite des Raums, gegen-

über dem bedrohten Eisbär, wird das deut-lich gemacht. Dort hat Pitzal die Karosse-riemodelle von alten Dreckschleudern vorden Hintergrund einer grün erblühendenLandschaft gesetzt. Papiermüll,Jägermeis-ter-Fläschchen und Plastik liegen auf Wie-sen herum. Es sieht alles nicht so professio-nell inszeniert aus, wie es in einem größe-ren Museum vermutlich der Fall gewesenwäre. Aber Pitzal geht es hauptsächlich umdie Botschaft.Fast schon düster wirkt deshalb die Arche

Noah im Raum vor Pitzals stolzer Puppen-sammlung. Pferde, Kühe,Schafe, die derPfarrer selbst aus Styropor aufwendig ge-bastelt hat,steigen in das Schiff ein, um sichvor der nahenden Flut zu retten. In der Mit-te des Raums stehen die Puppen aus allenTeilen der Erde.Ihre Knopfaugen beobach-ten regungslos den Fortlauf der Katastro-phe.

Auf unserem Foto ist Pfarrer Franz Pitzal (imweißen Hemd) zu sehen, im Hintergrund seinePuppensammlung. Bild: Cakir