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SPECIAL KäLTEMITTEL 49 KI Kälte · Luft · Klimatechnik · 08-09 2013 www.ki-portal.de V or fast 70 Teilnehmenden prä- sentierten internationale Refe- renten auf der Vortragsveranstal- tung neue Entwicklungen und aktuelle Trends in der Kältetechnik. „Wir freuen uns sehr, dass unser Symposium auch in diesem Jahr auf großes Interesse stößt“, so Monika Witt, Vorsitzende von eurammon, einer gemeinsamen euro- päischen Initiative von Unternehmen, Institutionen und Einzelpersonen, die sich für den verstärkten Einsatz von natürlichen Kältemitteln engagieren. „Das Leitthema ‚Green Economy‘ ver- deutlicht, dass zukunftsgerechte Kälte- anlagen schon heute weitaus mehr als nur umweltfreundlich sein müssen. Uns ist es wichtig, darüber zu informie- ren, wie energieeffizient Lösungen mit natürlichen Kältemitteln sind – und dass sie sich damit für Betreiber doppelt auszahlen.“ Plattform für Informationen und Austausch Als Kompetenzzentrum für die Anwen- dung natürlicher Kältemittel in der Kältetechnik sieht die Initiative ihre Aufgabe darin, eine Plattform für Infor- mationen und Austausch zu bieten und eurammon Symposium 2013: Natürliche Kältemittel - ökologisch und ökonomisch attraktiv Mit dem Leitthema „Green Economy with Natural Refrigerants“ zeigte das eurammon Symposium am 28. Juni 2013 in Schaffhausen (Schweiz) das große Potenzial natürlicher Kältemittel: Sie sind nicht nur umweltfreundlich, sondern auch wirtschaftlich profitabel. Zudem lässt sich mit ihrer Hilfe in intelligenten Anlagenkonfigurationen auch die CO 2 -Bilanz aufpolieren. Das Klostergut Paradies nahe Schaffhausen war Veranstaltungsort des eurammon Symposiums 2013. Bilder: eurammon den Bekanntheitsgrad und die Akzep- tanz natürlicher Kältemittel zu erhö- hen. Ziel ist es, ihren Einsatz im Inter- esse einer gesunden Umwelt zu fördern und so nachhaltiges Wirtschaften in der Kältetechnik weiterzuentwickeln. An- wendern und Planern von Kälteprojek- ten stellt eurammon konkrete Pro- jekterfahrung sowie umfangreiches In- formationsmaterial zur Verfügung und berät sie zu allen Fragen im Zusammen- hang mit Planung, Genehmigung und Betrieb von Kälteanlagen. Die Initiative wurde 1996 gegründet und steht euro- päischen Unternehmen und Institutio-

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Special Kältemittel

49Ki Kälte · Luft · Klimatechnik · 08-09 2013www.ki-portal.de

Vor fast 70 Teilnehmenden prä-sentierten internationale Refe-renten auf der Vortragsveranstal-

tung neue Entwicklungen und aktuelle Trends in der Kältetechnik. „Wir freuen uns sehr, dass unser Symposium auch in diesem Jahr auf großes Interesse stößt“, so Monika Witt, Vorsitzende von eurammon, einer gemeinsamen euro-päischen Initiative von Unternehmen, Institutionen und Einzelpersonen, die sich für den verstärkten Einsatz von natürlichen Kältemitteln engagieren. „Das Leitthema ‚Green Economy‘ ver-deutlicht, dass zukunftsgerechte Kälte-

anlagen schon heute weitaus mehr als nur umweltfreundlich sein müssen. Uns ist es wichtig, darüber zu informie-ren, wie energieeffizient Lösungen mit natürlichen Kältemitteln sind – und dass sie sich damit für Betreiber doppelt auszahlen.“

plattform für informationen und austauschAls Kompetenzzentrum für die Anwen-dung natürlicher Kältemittel in der Kältetechnik sieht die Initiative ihre Aufgabe darin, eine Plattform für Infor-mationen und Austausch zu bieten und

eurammon Symposium 2013:

Natürliche Kältemittel - ökologisch und ökonomisch attraktivMit dem Leitthema „Green Economy with Natural Refrigerants“ zeigte das eurammon Symposium am 28. Juni 2013 in Schaffhausen (Schweiz) das große Potenzial natürlicher Kältemittel: Sie sind nicht nur umweltfreundlich, sondern auch wirtschaftlich profitabel. Zudem lässt sich mit ihrer Hilfe in intelligenten Anlagenkonfigurationen auch die CO2-Bilanz aufpolieren.

Das Klostergut paradies nahe Schaffhausen war Veranstaltungsort des eurammon Symposiums 2013.

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den Bekanntheitsgrad und die Akzep-tanz natürlicher Kältemittel zu erhö-hen. Ziel ist es, ihren Einsatz im Inter-esse einer gesunden Umwelt zu fördern und so nachhaltiges Wirtschaften in der Kältetechnik weiterzuentwickeln. An-wendern und Planern von Kälteprojek-ten stellt eurammon konkrete Pro-jekterfahrung sowie umfangreiches In-formationsmaterial zur Verfügung und berät sie zu allen Fragen im Zusammen-hang mit Planung, Genehmigung und Betrieb von Kälteanlagen. Die Initiative wurde 1996 gegründet und steht euro-päischen Unternehmen und Institutio-

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nen im Interessebereich natürlicher Kältemittel, aber auch Einzelpersonen beispielsweise aus Wissenschaft und Forschung offen.

Zu den bereits langjährig etablierten Foren gehört auch das eurammon Sym-posium in Schaffhausen. In diesem Jahr standen neben der Präsentation des neuen eurammon Films zur Geschichte der natürlichen Kältemittel auch ein Diskussionspanel zum Einsatz des Käl-temittels Ammoniak im Mittelpunkt der Veranstaltung. Dabei stellten die Referenten internationale Referenzbei-spiele – etwa aus Australien, den USA und der Schweiz – vor.

So zeigte Beat Schuppisser von Johnson Controls, wie sich mit einer Kombination von Kälteanlage und Wärmepumpe 790 Tonnen CO

2-Emissi-

onen und 500.000 m³ Erdgas einsparen lassen. In seinem Vortrag stellte er ein Referenzbeispiel der Firma Kellermann vor. Das Schweizer Agrar- und Lebens-mittelunternehmen operiert entlang der gesamten Produktionskette – vom Anbau von Salat und Gemüse bis zur industriellen Verarbeitung.

Wärmepumpe und ammoniak-Kälteanlage kombinieren Um umweltfreundlicher zu kühlen und zu heizen, ersetzte Kellermann beste-hende Gaskessel durch eine Wärme-pumpe und baute eine neue Ammoni-ak-Kälteanlage mit einer Leistung von 1.000 kW ein. Durch die Kombination der Kälteanlage mit der Wärmepumpe ist es möglich, Abwärme für die Wär-meerzeugung zu nutzen und damit Energie zu sparen. Insgesamt verbessert Kellermann so seine CO

2-Bilanz und

reduziert die Produktionskosten zudem deutlich. „In agrarindustriellen Betrie-ben ist es notwendig, sowohl umwelt- als auch kostenbewusst zu denken“, verrät Beat Schuppisser. „Sie spüren die direkten Konsequenzen des Klimawan-dels als erstes, da mit den Folgeerschei-nungen der zunehmenden Erderwär-mung – etwa Trockenheit oder Hoch-wasser – auch die Ernteerträge schwin-den. Green Economy ist hier also mehr als nur eine Imagefrage.“

Eine Lösung, um weniger Energie zu verbrauchen und CO

2-Emissionen zu re-

duzieren, präsentierte auch Bruce Nel-son. Der Geschäftsführer von Colmac Coil, Inc. aus den USA stellte mit der Di-rektverdampfung eine Technologie vor, die beides möglich macht. Als Beispiel führte er eine Ammoniak-Kälteanlage

mit Direktverdampfung eines großen Tiefkühllieferanten aus Australien an. Sie ersetzte die vorher verwendete Anlage mit R404a. Mit dieser Technologie verrin-gert sich die Ammoniaklast auf nur 20 kg. Eine vergleichbare Anwendung ohne Direktverdampfung benötigt demgegen-über 600 kg Ammoniak. Die Anlage ver-ringert den CO

2-Ausstoß jährlich um

rund 60 % und den Energieverbrauch um 61 %. Diese Einsparungen gleichen die höheren Investitionskosten bereits nach drei bis vier Jahren wieder aus.

energie sparen und lebenszykluskosten senken„Die finanziellen Vorteile einer Kältean-lage lassen sich am besten über die Le-benszykluskosten erkennen“, betonte Bob Port von Con-Agra Foods. Die neu installierte Ammoniak- Kälteanlage des großen US-amerikanischen Lebensmit-telherstellers spart mit weniger kW-Leistung viel Energie und damit bares Geld. „Trotz hoher Anschaffungskosten amortisiert sich die Investition in eine Ammoniak-Anlage bereits nach einigen Jahren – hier fehlt es vielen Betreibern an Verständnis, finanziell längerfristig zu kalkulieren und damit auch nach-haltig wirtschaften zu können“, erklärte Port. „Deshalb ist es wichtig, Betreiber für den Blick auf die Lebenszykluskos-ten zu sensibilisieren.“

Die Frage, wie es gelingt, Betreiber von umweltfreundlichen Kälteanlagen mit natürlichen Kältemitteln auch in fi-nanzieller Hinsicht zu überzeugen, stellte sich Gabor Tasnádi von Q-Plan aus Un-garn. Eine Möglichkeit, geplante Kälte-

Das Symposium informierte fast 70 teilnehmer über neueste entwicklungen rund um natürli-che Kältemittel.

Dr. Robert lamb von Star Refrigeration ltd. moderierte ein Diskussionspanel über den si-cheren einsatz von ammoniak.

anlagen bestehenden Systemen gegen-überzustellen und zu vergleichen, bietet das Programm „Pack Calculation“. Es liefert Betreibern auf einen Blick einen Kostenvergleich: So erfahren sie, wie schnell beispielsweise der günstigere Be-trieb einer Kälteanlage mit natürlichen Kältemitteln den Anschaffungspreis aus-gleicht und wie viel Geld die Anlage über den gesamten Lebenszyklus einspart.

Als weiteres Highlight präsentierte eurammon den Film „naturally cool“. Mit Illustrationen zeigt das kurze Er-klärvideo, wie sich der Einsatz natürli-cher Kältemittel im Laufe seiner Ge-schichte entwickelte und welche Fak-toren dazu führten, dass natürliche Kältemittel schon heute die zukunfts-

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Special Kältemittel

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Xiangping Zhang ermittelte die ide-ale R744-basierte Mischung für Wär-mepumpensysteme. In ihrem Ab-schlussprojekt bestimmte sie eine Flu-idkombination, die in den Aspekten Sicherheit, Umweltverträglichkeit und Wärmeeigenschaften besonders positi-ve Charakteristika aufweist. In einem zweiten Schritt arbeitete sie weitere Kennzahlen der Fluidmischung, wie den optimalen Massenanteil, heraus. „Der Ausstieg aus der Produktion von

sichere Lösung für die Kälteanwen-dungen von morgen sind. Der Film steht zum Download unter http://bit.ly/14mAhpI.

eurammon ehrt Gewinner des Natural Refrigeration awardFür besondere Abschlussarbeiten im Bereich der natürlichen Kältemittel zeichnet eurammon alle zwei Jahre Nachwuchswissenschaftler mit dem Natural Refrigeration Award aus. Part-ner sind die Technische Universität Hamburg-Harburg als Universitätspart-ner und die Norwegische Fachzeit-schrift „Kulde og Varmepumper“ als Medienpartner. Im Rahmen des eu-rammon Symposiums verlieh die Initi-ative für natürliche Kältemittel am 28. Juni 2013 die Preise an die diesjährigen Gewinner. „Wir freuen uns besonders über die steigende Anzahl an Bewer-bern von Universitäten auch außerhalb Europas“, erklärte Monika Witt, Vorsit-zende von eurammon. In diesem Jahr gewann Frau Xiangping Zhang (Donghua University, China) den Award für herausragende Forschungs-beiträge von jungen Wissenschaftlern. Platz zwei belegte Bernd Bierling von der Universität Stuttgart, den dritten Preis erhielt Jens Eiseler von der Hoch-schule Karlsruhe – Technik und Wirt-schaft. Nach der Preisverleihung prä-sentierten die drei Gewinner ihre Ab-schlussprojekte vor dem internationa-len Publikum des Symposiums.

H-FCKWs in China fordert uns dazu heraus, das meist verwendete Kälte-mittel R22 zu ersetzen. Mir ist es sehr wichtig dazu beizutragen, die Kälte- und Klimatechnik in meinem Land umweltfreundlicher zu gestalten – da-für plane ich bereits die nächsten For-schungsprojekte“, verriet die Preisträ-gerin.

Simulationsmodell für eine Diffusions-absorptionskältemaschineDer zweitplatzierte Bernd Bierling er-stellte ein Simulationsmodell für den Hilfsgaskreislauf einer solar angetriebe-nen Diffusions-Absorptionskältema-schine, mit dem er verschiedene Ein-flüsse auf die Kälteleistung modellierte: einerseits den der Stoffübertragung in Absorber und Verdunster, andererseits den wärmenergetischen Einfluss, den der Gaswärmeübertrager auf die Kälte-leistung nimmt.

Auch Jens Eiseler als Drittplatzierter überzeugte mit seinem Projekt über die Planung, den Bau und die Inbetrieb-nahme eines Kühlkreislaufs zu De-monstrationszwecken. Seine Modell-Kälteanlage mit dem Kühlmittel Propan bietet Studierenden die Chance, ihr theoretisches Wissen aus der Kältetech-nik an einem Praxis-Objekt zu testen. Als Kältemittel hat Propan die Bezeich-nung R290 und wird in Kühlgeräten und Wärmepumpen eingesetzt. In Aus-tralien wird Propan schon in über 1.000.000 Auto-Klimaanlagen verwen-det. Propan hat ein niedriges Treib-hauspotenzial (das 3,3-fache der glei-chen Menge Kohlendioxid), kein Ozon-abbaupotenzial und kann als Ersatz für R12 , R22 , R134a und andere Fluor-chlorkohlenwasserstoffe dienen. Alte Anlagen dürfen aber nicht einfach mit Propan gefüllt werden, da es brennbar ist. Für Propananlagen sind eigene Si-cherheitsvorschriften zu erfüllen.

„Das wissenschaftliche Engagement unserer Award-Gewinner für den Ein-satz natürlicher Kältemittel beeindruckt uns sehr. Die preisgekrönten For-schungsarbeiten sind eine wichtige Ba-sis, um Anwendungen mit natürlichen Kältemitteln kontinuierlich weiterzu-entwickeln“, resümierte Monika Witt zufrieden. n

Die Vorträge der einzelnen Referenten stehen allen Interessierten auf der eurammon Website http://bit.ly/15uoGjb zum Download zur Verfügung.

www.eurammon.commonika Witt, Vorstandsvorsitzende von eurammon, überreichte die auszeichnungen: (v.l.) Jens eiseler, monika Witt, Xiangping Zhang, Bernd Bierling.

Beat Schuppisser von Johnson controls präsentierte ein anwenderbeispiel aus der Schweiz, das die abwärme einer Wärme-pumpe für die Kälteanlage nutzt.