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2288 KLINISCHE WOCHENSCI~RIFT. 8. JAHRGANG. Nr. 49 3. DEZEMBER I929 EXPERIMENTELLER BEtTRAG ZUM MECHANISMUS DER ALIMENT.~REN HYPERGLYKAMIE. Von W. WACHS~UTH und M. LOEWEN~CK. Ftir die nach peroraler Kohlehydratzufuhr auftretende Hyperglyk/~mie bestehen zwei Erkl/~rungen: die Reiz- und die Resorptionstheorie. Erstere nirnmt eine durch die Auf- nahme yon Nahrungszucker ausgel6ste Ausschtittung yon Zucker aus den K6rperreserven an, letztere fiihrt das An- steigen des Blutzuckers auf das EinflieBen des zugeftihrten Zuckers in die 131utbahn zur/ick. Unterstrichen wurde die Reiztheorie dutch die M6glichkeit, die aliment~re Hyperglyk~mie dutch pharmakologische Aus- schattung des autonomen und sympathischen Nervensystems zu unterdrficken. Ftir die zweite Erkl~rung sprach der Nachweis der unter dem EinfluB yon Ergotami n und Atropin verlangsamten por- talen Durehstr6mung der Leber und der damit gegebenen intensiveren Zuckerresorption. Zur Kl~rung dieser Frage verwandten wit folgende Ver- suchsanordnung: Das Portalblut wurde bei 4 Hunden mi~tels Eckfistel unmittelbar in den groBen Kreislauf geleitet. W~h- rend bei einfacher Zuckerbelastung die 131utzuckerkurve h6her und langgestreckter als bei den K.ontrotltieren vertief, lieg sich auch beim Eckhund die Hyperglyk/imie dutch Ergotamin-Atropingabe unterdrficken. Um eine wesentliche Beeinflussung der Darmresorp~on durch die beiden AIkaloide auszuschlieBen, wurde im Serum das Auftreten peroral zugeffihrter Farbstoffl6sung colori- metrisch mis und ohne Alkaloidgabe geprfift, w0bei sich ein Unterschied nicht ergab. Es scheint uns damit die Reiztheorie experimentell eine wesentliche Sttitze zu erfahren. Die Technik der 131utzuckerbestimmung war die zaach H~azI~OI~-J~Ns~, die der Eckfistel die an der Enderlen- schen Klinik geiibte und yon KI.ZI~SCttMIDT beschriebene. Ausf/ihrliche Mitteilung erfolgt an anderer Stelle. (Aus der Chirurgischen Universit~tsklinik Bonn [Dir.: Pro/. E. t~rhr. v. Redwitz].) Der Harns/~aregehait des Blutes wurde jeden Morgen niichtern zur gleichen Stunde bestimmt. Auf die Entnahme der ]31u• folgte die intraven6se Injektion yon Biocal. Die Einzelheiten der zahlreiehen ausgeffihrten IYntersuchungen geben wir in einer Arbeit des einen yon uns wieder (P~LL~GglNO, Abb. x. Riv. Pat. sper. I929) und fassen hier in Form yon Diagrammen die Ergebnisse zusammem In Abb. I sind die Harns~urewerte des Blutes vor und nach der intraven6sen Injektion yon Biocal bei 3 Versuchs- personen (F~tlle N. I. -- VII. -- X. der ausffihrlichen Arbeit CALCIUM UND HYPERURIKAMIE. Von Prof. Dr. G. IZAR, Direktor und Dr. FR. PELLE~RINO, Volont~rassistent. Der EinfluB des Calcium auf den Harns/~urestoffwechsel, die antigichtische Wirkung gewisser alkalischer W/~sser yon relativ hohem Calciumgehalt wurden frfiher abwechselnd verfochten und in Frage gestellt. Die ~irkungen haben dann in den Untersuchungen von FIN'K, GALUP, •IOLE und LES- COUR und insbesoi)dere von CIAMBELLOTTI und POI~TICACClA eine experimentelle Basis gefunden. Es fehlt jedoch eine genaue, mit allen entsprechenden Kautelen durchgeftihrte Ana!yse an gesunden Menschen und solchen mit Harnsgure- diathese; die Untersuchungen von CIAMB~LLOTTI betrachteten das Problem insofern nut yon einem tangentiellen Gesichts- punkt aus, als der EinfluB des Calcium auf die HyperurikXmie bei cutanen Formen studiert wurde. PONTICACClA hat das Problem nur yon genetischem Gesichtspunkt aus studiert. Zur Harnsaurebestimmung wurde die colorimetrische Methode yon LAIJDAT.verwandt und das Verhalten der zirkulierenden Ham u saure auf wiederholte intraven6se Injektionen yon Biocal oder Caicium2hexoser0xy-Propionat studiert, einem Pr~tparat, dessen Calciumgehalt einer 62proz. Calciumchloridl6sung aquivalent ist. Als der geeignetste Weg wurde der intraven6se gewahlf, um dutch ;zerschiedene R~sorption de's Calcium bedingte Variati0nen aus- zuschliegen. Die zu Untersucheliden -wurden w/~hrend der ganzen Dauer des Versuches bei einer streng konstarlten Di/~t gehalten. Die Ern~hrung setzte sich zusammen aus 2oo g Milch, ioo g Nudeln, ioo g Fisch, i El, 2oo g ger6stetes 13roL 5 ~ g O1, ~quivalent ca. 150o Calorien. Abb. 2. dargestellt. In Abb. 2 ist die Kurve der t/~glichen Harnaus- scheidung derselber~ Versuchspersonen unter gleichen Ver- suchsbedingungen gezeichnet. Die Kurve A betrifft einen in bezug auf t-tarns~urestoff- wechsel und Nierenfunktiou gesunden Menschen. Die Kurve 13 stammt yon einem hyperurikXmischen Kranken (Nephro- lithiasis) init normai funktionierender Niere. Die Kurve C zeigt hingegen das Verhalter~ der I-IarnsS~ure bzw. des Wassers bei einem: andern hyperurik~mischen Kranken (Arthritis urica chronica), jedoch mit, infolge Nephrose, abweichender

Experimenteller Beitrag zum Mechanismus der Alimentären Hyperglykämie

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2288 K L I N I S C H E W O C H E N S C I ~ R I F T . 8. J A H R G A N G . Nr . 49 3. DEZEMBER I929

EXPERIMENTELLER BEtTRAG ZUM MECHANISMUS DER ALIMENT.~REN HYPERGLYKAMIE.

Von

W. WACHS~UTH und M. LOEWEN~CK.

Ftir die nach peroraler Koh lehydra t zu fuhr auf t re tende Hyperglyk/~mie bes tehen zwei Erkl/~rungen: die Reiz- und die Resorpt ionstheor ie . Ers te re n i rnmt eine durch d i e Auf- nahme yon Nahrungszucker ausgel6ste Ausscht i t tung yon Zucker aus den K6rper rese rven an, le tz te re f i ihrt das An- s teigen des Blutzuckers auf das EinflieBen des zugeft ihrten Zuckers in die 131utbahn zur/ick.

Unte r s t r i chen wurde die Reiz theor ie du tch die M6glichkeit, die a l iment~re Hyperg lyk~mie du tch pharmakologische Aus- schat tung des au tonomen und sympa th i schen Nervensys tems zu unterdrf icken.

Ftir die zweite Erk l~rung sprach der Nachweis der un te r dem EinfluB yon E rgo t ami n und At rop in ve r l angsamten por- ta len Durehs t r6mung der Leber und der dami t gegebenen in tens iveren Zuckerresorpt ion.

Zur Kl~rung dieser Frage ve rwand t en wit folgende Ver- suchsanordnung: Das Por t a lb lu t wurde bei 4 H u n d e n mi~tels Eckf is te l unmi t t e lba r in den groBen Kreis lauf geleitet . W~h- rend bei e infacher Zuckerbe las tung die 131utzuckerkurve h6her und langges t reckter als bei den K.ontrotlt ieren vertief, l ieg sich auch be im Eckhund die Hyperg lyk / imie dutch E rgo tamin -At rop ingabe unterdrf icken.

U m eine wesent l iche Beeinflussung der Da rmreso rp~on durch die beiden AIkaloide auszuschlieBen, wurde im Serum das Auf t r e t en peroral zugeffihrter Farbs tof f l6sung colori- met r i sch mis und ohne Alkaloidgabe geprfift, w0bei sich ein Unterschied nicht ergab.

Es scheint u n s dami t die Reiz theor ie exper imente l l eine wesent l iche Stt i tze zu erfahren.

Die Technik der 131utzuckerbestimmung war die zaach H ~ a z I ~ O I ~ - J ~ N s ~ , die der Eckfis te l die an der Ender len- schen Kl in ik gei ibte und yon KI.ZI~SCttMIDT beschriebene.

Ausf/ihrl iche Mit te i lung erfolgt an anderer Stelle. (Aus der Chirurgischen Universit~tsklinik Bonn [Dir.: Pro/. E. t~rhr. v. Redwitz].)

Der Harns/~aregehait des Blutes wurde jeden Morgen niichtern zur gleichen Stunde bestimmt. Auf die Entnahme der ]31u• folgte die intraven6se Injektion yon Biocal.

Die Einzelheiten der zahlreiehen ausgeffihrten IYntersuchungen geben wir in einer Arbeit des einen yon uns wieder (P~LL~GglNO,

Abb. x.

Riv. Pat. sper. I929) und fassen hier in Form yon Diagrammen die Ergebnisse zusammem

In Abb. I s i n d die Harns~urewer te des Blutes vor und nach der in t raven6sen In jek t ion yon Biocal bei 3 Versuchs- personen (F~tlle N. I. - - VI I . -- X. der ausffihrlichen Arbei t

CALCIUM UND HYPERURIKAMIE.

V o n

Prof. Dr. G. IZAR, Di rek to r und Dr. FR. PELLE~RINO, Volont~rass is tent .

Der EinfluB des Calcium auf den Harns/~urestoffwechsel, die ant igicht ische Wi rkung gewisser alkal ischer W/~sser yon re l a t iv hohem Calc iumgehal t wurden frfiher abwechselnd ver fochten und in Frage gestellt . Die ~ i r k u n g e n haben dann in den Un te r suchungen v o n FIN'K, GALUP, •IOLE und LES- COUR und insbesoi)dere v o n C I A M B E L L O T T I und POI~TICACClA eine exper imente l le Basis gefunden. Es fehl t jedoch eine genaue, m i t al len entsprechenden Kau te len durchgef t ihr te Ana!yse an gesunden Menschen und solchen m i t Harnsgure - diathese; die Unte r suchungen von CIAMB~LLOTTI be t r ach t e t en das P rob lem insofern nu t yon einem tangent ie l len Gesichts- punk t aus, als der EinfluB des Calcium auf die Hyperur ikXmie bei cu tanen F o r m e n s tud ier t wurde. PONTICACClA ha t das P rob lem nur yon genet i schem Ges ich tspunkt aus s tudier t .

Zur Harnsaurebestimmung wurde die colorimetrische Methode yon LAIJDAT .verwandt und das Verhalten der zirkulierenden Ham u saure auf wiederholte intraven6se Injektionen yon Biocal oder Caicium2hexoser0xy-Propionat studiert, einem Pr~tparat, dessen Calciumgehalt einer 62proz. Calciumchloridl6sung aquivalent ist. Als der geeignetste Weg wurde der intraven6se gewahlf, um dutch ;zerschiedene R~sorption de's Calcium bedingte Variati0nen aus- zuschliegen. Die zu Untersucheliden -wurden w/~hrend der ganzen Dauer des Versuches bei einer streng konstarlten Di/~t gehalten. Die Ern~hrung setzte sich zusammen aus 2oo g Milch, ioo g Nudeln, ioo g Fisch, i El, 2oo g ger6stetes 13roL 5 ~ g O1, ~quivalent ca. 150o Calorien.

Abb. 2.

dargestel l t . In Abb. 2 ist die K u r v e der t/~glichen Harnaus- scheidung derselber~ Versuchspersonen un te r gleichen Ver- suchsbedingungen gezeichnet.

Die K u r v e A bet r i f f t einen in bezug auf t-tarns~urestoff- wechsel und Nierenfunkt iou gesunden Menschen. Die K u r v e 13 s t a m m t yon einem hyperurikXmischen Kranken (Nephro- lithiasis) ini t normai funkt ionierender Niere. Die K u r v e C zeigt hingegen das Verhalter~ der I-IarnsS~ure bzw. des Wassers bei e inem: a n d e r n hyperur ik~mischen Kranken (Arthri t is urica chronica), jedoch mit, infolge Nephrose, abweichender