846 W. WOLF:

oder Zeichen einer Insuffizienz lassen sich nicht nachweisen. Auch makroskopisch land sich immcr tin normal grol3er Vorhof und Ven- trikel. Leider fiberlebten die Tiere jeweils nut wenige Stunden und verstarben alle an schweren, unstillbaren Blutungen.

Auf Grun4 unserer experimentellen Untersuchungen glauben wir in dieser Klappe einen befr]edigenden Ersatz fiir die pathologisch ver- i~nderte Herzklappe gefunden zu haben. Auf Grund der gewonnenen Ergebnisse erfiillt dieses alloplastische Ventil die eingangs gestellten Forderungen nach einfacher Mechanik, sicherer Funktion ohne Blut- traumatisierung und ohne zusi~tzlichen Widerstand zu bilden, vollauL

Um diese Klappe aber aueh beim Menschen anwenden zu kSnnen, bedarf es noch weiterer experimentel]er Studien, besonders im I-Iinblick auf die thrombotisehe Ablagerung und die Dauerhaftigkeit des ver- wandten Materials. Es ist beabsichtigt, die Klappe ganz aus Silikon- kautschuk zu bilden, wobei das Stfitzgerfist innerhalb der Gummi- membran liegen soll.

Wir sind der Ansicht, dab wir mit dieser Entwieklung dem Ziel der Klappenehirurgie etwas ns sind, zumal sieh am Menschen der Einsatz der Klappe wesentlieh einfaeher durchf/ihren lassen dfirfte als an den hauehdfinnen Klappenringen gesunder Itunde.

Vorsitzender: Ieh danke Herrn Se~6N~Ac~ vielmals. Ich sehl~ge vor, jetzt zun/~chst den Vortrag yon Herrn WoL~ zu hSren und dann erst in die Diskussion einzutreten: Experimenteller Herzklappenersatz.

174. Experimenteller Taschenklappenersatz des Herzens Von

W. WOLF-Berlin

Mit 4 Textabbi]dungen

Die Rekonstruktion yon Taschenklappen des Herzens bietet dann besondere Schwierigkeiten, wenn sie weitgehend zerstSrt sind, so dub die Wiederherstellung der SchluBf~higkeit unm6glich ist.

Wir haben in einer Serie an Hunden Augenlinsen Ms Riicksehl~gventil in den Anf~ngsabschnitt der Aorta thorac~lis ~scendens pendelnd so ~ufgeh/~ngt, dab die Linsen den Blutstrom in der Systole frelgeben, das Aor~enklappenostium in der Diastole auf Grund der Druekdifferenz ~ber versehlieBen. Die Linsen sind kreuz- weise mit Seidenf/~den durchstochen, welche zur Ver~nkerung in der Aortenwand dienen. Der Eingriff gelingt in Hypothermie und Kreislaufunterbreehung. Die Gefahr liegt im Kammerflimmern. Abb. 1 zeigt unser Operationsschem~.

Um die Linsen und Ankerfiiden finder eine Fibrinapposition statt. Im Str6mungsschatten dcr Linse kann sich ein Abscheidungsthrombus bilden. Perfusionsversuche im excidierten Pr/~parat zeigen, dai~ der

Exper imente l le r Taschenklappenersa tz des Herzens 847

Linsendurchmesser dem des Aortenlumens weiSgehend nahekommen darf, ohne das Durehfluglumen zu beein~rgehtigen.

Digs/vie

,.gysr Abb. 1. Augenlinsen als Rfickschlagventil im Anfangsabschnitt der Aorta

Tabelle. Pe~'/usionsversuche mi t Augenl insen in der Aorta

Membranpumpe

- Vakuum Aorta, Aug ~n- u I Lfd. Fre- Druck li~ ~e fluI3- l Nr. [ quenz

I je rain atii ~ atfl ~ mm ~ I n n min/cm~ I

1 60 ~- 0,5 - - 0 , 7 5 14 7 > 4 1290 2 1240 3 1300 6390:5 ~ 1278 cm ~ 4 1300 5 1260

l a 9 > 7 1260 2a 1200 3 a 1280 6270 : 5 = 1254 cm ~ 4a 1240 5a 1290

l b l l , 5XE 1230 ] 2b 1240 / 3 b 1290 6290 : 5 ~ 1258 cm 8 4b 1270 5 b 1260

W i r s e h e n i n d i e s e m V e r f a . h r e n e i n e M 6 g l i c h k e i t z u r B e h a n d l u n g d e r

A o r $ e n k l a p p e n i n s u f f i z i e n z . M i t t I i l f e e i n e r e x t r a k o r p o r a l e n Z i r k u l a t . i o n

d i i r f t e es g e J i n g e n , e x a k t e r u n d o h n e Z e i t d r u e k z u a r b e i t e n .

848 W. WOLF: Experimenteller Taschenklappenersatz des Herzens

In einer zweiten Serie mit 20 Hunden haben wit Aorten- und Pulmonalklappen- ringe in die linke Hglfte des Aortenbogens ~hnlieh wie LA~ eingen~iht.

Die Unt . . . . . bis zu 2 8 ~ ws der k lemmung, d 50 mitt notw~

Ta~whenAlapzel, Abb. 2. Operut ionssehem~. Einbau yon Taschenkl~l)pen- ringen in die linke I4~tlfte des

Aortenbogeus

Abb. 3. Taschenk]~ppenrJng eme W o c h e n~ch I m p l a n t a - t ion. Die distMe, masch ine l l hergeste l l te A n a s t o m o s e is t

s t r i ch f6 rmig

Abb. 4. Tasohenk lappe 11~/2 MoItate n a c h Tr~nsp l~nt~ t iom H . - E . - F ~ r b u n g , 640s g r 6 g e r u n g . F i b r 6 s h y M i n e U m w a n d l u n g . D i e w e n i g e n F i b r o e y t e n s t ~ m m e n v o m V V i r t s g e w e b e

Aussprache 849

kann, die nachgeschalteten Organe vor bleibenden morphologischen Ver- ~nderungen. Histologisehe Untersuchungen an Leber und Nieren be- weisen dies. W~thrend der Blu~sperre sink~ die Iterzfrequenz, die Herzaktion wird arrhythmisch, um sich nach Freigabe des Blutstromes zu normalisieren.

WJr haben lyophilisierte und fiir Zei~ bis zu 3 Wochen in Eigenblu~ stabilisier{e Klappenringe verwand$. Letztere lassen sieh sicherer ein- nghen, die primgre Naehblutungsquote ist hier geringer.

Die Lumendifferenz zuSsehei1 Wir tsaor~ und dem trieh~erf6rmig gestalteten, yon Myokard gebildeten proximalen Transplantatende er- schwert teehniseh die Naht. Eine masehinelle Anastomosierung mit Hilfe des sowje~ischen Universal-Nghapparates gelingt nicht bei lyo- philisierten Klappenringen, wohl abet naeh peripher bei in Eigenblut sbabilisierten.

Die Thrombosierungsquote ist bei lyophilisierten und bei in Eigen- blur anfbewahrten Klappenstficken gleich. Pulmonalklappenringe er- weitern sich naeh dem Einbau druckpassiv.

Die histologisehe Auswertung ergibt, dab sieh beim Vergleich mit h'ischen Klappen im lyophilisierten Gewebe anscheinend weniger Zellen nachweisen iassen. Diese gehen bald nach der Transplantation zugrunde. Nach lgngerer Zei~ (111/2 Mona~e) ist eine Organisagion yore Wir~s- gewebe aus, eine fibr6s-hyaline Umwandlung abgeschlossen. Anch makroskopiseh erscheinen die Klappen nach einem Jahr narbig ver- andert. In Tasehenklappenringen, die in Eigenblu~ stabilisiert sind, bleiben die Zellelemente bis zu 3 Woehen weit~gehend erhalten, tiler fehlen die naeh der Lyophilisierung festgesbellten Artefak~e.

Vorsitzender: Ieh danke Herrn WOLF vielmals fiir seine sehr sehSnen Unter- suchungen und daI~ um Wortme]dungen zur Diskussion bitten. - - Herr WEIS, bitf, e sehSn !

Aussprache J. ~'E1S-31ainz: Ich bin eigentlich etwas iiberrascht, dab man im Laufe der

letz~en Jahre mit dem Ersatz der Gef~Bklappen, insbesondere dureh Mloplastisches Material, nur recht wenig weitergekommen ist. Ieh habe schon vor 10 Jahren bei Herrn Prof. VOSSSCa~LT~ ahnliche Versuehe durehgefiihrt und babe darnels sehon recht schSne Ergebnisse erzie]t. Wenn ich die von Herrn Scg6~B_~c~ vor- getragenen Versuche kritisch betraehte, so glaube ich, dab die Ursache des Nicht- iiber]ebens der Tiere darin zu suehen ist, dab die Anbringung der Klappe technisch zu schwierig ist mid da[~ die Tiere an dieser komplizierten Teehnik und an dem groBen Sehoekzustand zugrunde gehen. Man mug bei diesen Experimenten woh] von den einfachsten Methoden ausgehen, wie ich sie zun~chst seinerzeit ange- wendet hate. Ieh erinnere daran, dub ieh damals nur eine einfaehe Plexi-

Langenbecks Arch. klin. Chir., Bd. 298 (KongreBbericht) 54

850 Ausspraehe

glaskugel pendelnd in der linken Herzkammer aufgeMngt habe. Die Tiere haben die Operation praktiseh alle fiberstanden. Die Versuehe scheiterten nach Wochen daran, dab die F~den, an denen die Kugel aufgehingt war, unter der raeehanischen Beanspruchung abrissen. Den riehtigen Faden zu finden, tier nach Woehen, Monaten oder Jahren nicht abreiBt, w~re sehon ein Sehritt weiter. Ich glaube aber, wenn man den Faden an der Stelle aufhi~ngt, an der die meeh~nische Belastung am geringsten ist ~ entspreehend den StrSmungsverhiltnissen im IIerzen, also ganz nahe am Anulus fibrosus, so dab praktisch die Huge1 nur in der Systole in des Leek der Mitralklappen hineingeschwemmt wi rd - - , dab dann die Dauererfolge besser wiren. Der Frothesenring, den Herr SC~6XBAC~ benutzt hat, und die Aui- hgngung des Klappenmechanismus erscheinen mir unzweckmiBig und zu kompli- ziert. Der Ring mfiBte praktisch so gestaltet werden, dab er ohne Aufh/~ngefiden in diesen Anulns fibrosus hineinp~Bt. Er miiBte also eine etwas mehr konkave Form haben, damit er nur mit einem Faden oder mit zwei F iden aufgeh~ngt werden kSnnte. Ich habe es mit zwei r i d e n und spi ter mit drei versucht; mit drei Fgden ist es mir auch gelungen, den Hand fiber vier Wochen durchzubringen.

Vorsitzender: Ieh danke Herrn WEIS und bitte Herrn WAG~EIr

E. WAGNER-GieBen (a. G.) : Herr SC~6~IBACH wie auch Herr Wsls haben auf die umfangreiche Problematik des Herzklappenersatzes dutch Prothesen hinge- wiesen. Wir haben in den Surgical Research Laboratory der Havard Medical School (Leiter: Dr. DWlGIaT E. HARJIE~) in Boston unter Mithilfe yon Mr. C. BraT- WEI~L yon der Davol Rubber Co. in Providence Rhode Island USA eine Apparatur entwickelt, um die strukturelle, die hydraulischen and die himodynamischen Eigensch~ften einer kfinstlichen Herzklappe testen zu kSrmen. Es handelt sich um einen sog. Pulsduplikator. Des System arbeitet mit gesteuerter Prei]luft. Die damit gewormenen Druckkurven entsprechen einer Yentrikel- bzw. Aortendruck- kurve. Die Aortendruckkurve wurde dutch die yon derselben Gruppe entwickelte ,,Caged-ball"-Klappe gewonnen. Erf~hrungen mit dieser Klappe als Aorte~klappen- ersatz beim Menschen liegen bereits vor.

Vorsitzender: Ich danke Herrn WAG~I~Ir Wird noch des Wort gewiinscht ? - - Des ist nicht mehr der Fall. ])ann mSchte ich daran erinnern, dab ich selbst vor 8 oder 9 Tagen erst Kenntnis erhalten habe yon einer neuen Klappe, die McGoo~ an der Mayo-Klinik entwiekelt hat. Sie seheint wirklich auBerordentlieh einfaeh zu sein. Die Frage ist nut, wird des Material in der Lage sein, die Beanspruchung auszuhalten. _&us einer Gef~Bprothese yon Aortenstirke wird ein Stfiek in geeigne- ter Weise herausgeschnitten, des dann dutch bestimmte lqahtteehnik so angebracht werden kann, dab eine zweizipflige Klappe geschaffen wird. Es sind jetzt schon besondere dreizipflige Klappen konstruiert worden, die sieh ebenfalls nur aus wei- ehem Material zusammensetzen und mit 1Nihten befestigt werden. In der Zeich- nung machte es einen sehr soliden Einchmck. Die Frage ist eben nur, was wird aus dem Material werden.

Dann muB ich leider feststel]en, dab unsere Arbeitszeit abgelaulen ist. Der Herr Pris ident hat entschddend Wert darauf gelegt, dal~ wir pfinktlich schlieBen. Ich bitte zu entsehuldigen, dab die beiden Herren J. STAIB-Marburg nnd H. H. Hx~sc~-Frankfurt a.M., die fiir die Reservevortrige vorgesehen waren, nicht mehr spreehen kSnnen.

Ausspraehe 851

Ich mSehte gber die Sitzung nieh~ schliegen, ohne allen Vortragenden und Diskussionsrednern zu danken, und zwar nieht nut fiir das, was Sie hier gesagt haben, sondern ffir das, was an Arbeit und Miihe und ganz sieher auch an Ent- ti~uschungen vorausgegangen ist.

Ihnen allen abet mSchte ieh danken, dal~ Sie bis zum SehluB so treu mitgemaeht haben. Ich bin sieher, dab der Wert dieses ganzen Tages der experimentellen Chir- urgie so entseheidend ist, daft wit dem Presidium doch den Vorsehlag m~chen mSeh~en, diese Einrichtung beizubehaiten und im kleinen Kreis in jedem Jahr zu einem solehen experimentellen Tag zusammenzukommen, in dem man sieh aueh einmal unterhalten und diskutieren kann.

Damit sehlieBe ieh die Sitzung.

Die Vortr~ge Nr. 175: J. STAIB 11. Mitaxb. ,,Experimentelle Untersuehungen fiber den Wert der

Farbstotfverdiinnangskm've bei ~litralinsulfizienz ~' und Nr. 176: Ho H. HI!~SCH u. bii~arb. ,,Yor- und Nachteile der tiefen Unterkiihlung

naeh DI~EW ~ sind ausgefMIen.

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