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fast steuerfrei Das Magazin für die Freunde der Kanzlei sauer + windhorst März 2011 VK 3 euro frau MusterManns neuer Fürs Internet und die Brieftasche: der neue Personalausweis BetrieBsprüfung Das sollten Sie wissen Boxenstopp Carrera-Bahn in der Werkstatt Buchführung als selBstläufer FiBu übers Internet – Die Firma jotbe macht es vor

fast steuerfrei (01/2011)

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Das Magazin fpür die Freunde der Kanzlei sauer+ windhorst

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fast steuerfreiDas Magazin für die Freunde der Kanzlei sauer + windhorst

März 2011VK 3 euro

frau MusterManns neuerFürs Internet und die Brieftasche: der neue Personalausweis

BetrieBsprüfungDas sollten Sie wissen

BoxenstoppCarrera-Bahn in der Werkstatt

Buchführung als selBstläuferFiBu übers Internet – Die Firma jotbe macht es vor

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Nun ist es endlich soweit! Heute halten Sie die erste Ausgabe unseres Magazins „fast steuerfrei“ in der Hand. Wie der Titel bereits verrät, soll damit nicht ausschließlich Fachwissen weitergegeben werden. In erster Linie geht es uns darum, dass Sie unsere Kanzlei, unsere Dienstleistungen, aber vor allem uns als Menschen besser kennen lernen. Sehen Sie, wer hinter Ihrem Jahresabschluss, Ihrer Steuer-erklärung u.s.w. steckt. Die meisten Menschen unseres Teams kennen Sie nur flüchtig vom Telefon oder womöglich noch gar nicht. Das würden wir gerne ändern und laden Sie dazu ein.

Aber es geht nicht nur um uns. Es ist unser gemeinsames Magazin und somit darf auch ein Erfahrungsbericht eines Kunden nicht fehlen. Dieses Mal ist es die Firma Jotbe Systemhandel GmbH mit einem Bericht über den Umgang mit dem digitalen Belegwesen, der so ge-nannten Online-Buchhaltung. Vielleicht gibt es in der nächsten Aus-gabe auch einen Bericht über Sie? Über Ihren Betrieb, Ihre Hobbys? Wir lassen uns überraschen. Selbstverständlich soll auch der fachliche Teil nicht fehlen. Aber im-mer bietet er Themen, die die meisten auch wirklich betreffen und das in einer verständlichen Sprache und mit praktischen Beispielen. Sie sollen ja schließlich Spaß beim Lesen haben. So, jetzt geht es los. Wir sind bereits alle sehr gespannt auf Ihr Feed-back und wir freuen uns bereits jetzt auf die nächste Ausgabe. Wenn es wieder heißt: „fast steuerfrei“ …

Manfred Sauer Marco Windhorst

editorial

Liebe Freunde der Kanzlei sauer + windhorst!

StB Manfred Sauer StB Marco Windhorst

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inhalt

herausgeber:sauer+windhorstIndustriestraße 3728199 BremenTelefon (0421) 59 58 6 - 0Telefax (0421) 59 58 6 - 22E-Mail: [email protected] Web: www.sauwind.de

autoren:Claas Beckmann (CB)Tanja Krämer

Bildnachweise:Seite 1, 4, 8ff: Bundesministeri-um des Innern. Seite 12 f., 17, 18, 22 f.: Claas Beckmann. Seite 14–17: verticalfarm.org. Seite 20 f.: Alasdair Jardine, baumraum.de

hinweisDiese Magazin wurde mit Sorgfalt erstellt, kann aber keine persönliche Beratung durch Steuerberater oder andere Be-rufsträger ersetzen. Für etwaige Fehlinformationen übernehmen wir keine Haftung.

iMpressuM

Seite 8 – 11

frau MusterManns neuerFürs Internet und die Brieftasche: der neue Personalausweis

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Seite 7

drei geBurten und so Viele neuigKeitenGeburten, Zertifikat und Party – Das hat unsere Kanzlei beschäftigt

Seite 12 – 13

Boxenstopp zwischen KühlanlagenIn Norbert Grönes Werkstatt flitzen Carrera-Autos über die Bahn

Seite 14 – 17

der trauM Von den stadt-toMatenHochhäuser zu Gewächshäusern? Anbauflächen der Zukunft

Seite 18 – 19

BetrieBsprüfungDas sollten Sie wissen

Seite 20 – 21

trauMstationenAndreas Wenning bietet im besten Sinne abgehobene Architektur

Seite 22 – 23

Buchführung als selBstläuferFiBu ausgelagert und doch stets griffbereit – dank Internet und BMZ

Seite 12 – 13

BoxenstoppHandwerker geben Gas

Seite 22 – 23

Buchführung onlineEdwin Blaak spart Zeit und Mühe

Klimaneutral:Dieses Magazin wird klima-neutral gedruckt. Die ent-standenen CO2-Emissionen wurden durch Zertifikatshandel ausgeglichen.

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Abwechslungsreich, anspruchsvoll und attraktive Auf-stiegsmöglichkeiten bietend – das sind die Eigenschaften eines Berufs, der ein ganz anderes Image hat: Das Steu-erfach gilt zu Unrecht als staubtrocken und langweilig. Zudem eröffnen sich angehenden Steuerfachangestellten sichere Arbeitsplätze und Aufstiegsmöglichkeiten.Die gut 51.000 Steuerberatungskanzleien in Deutschland su-chen händeringend Fachkräfte. Und die Vielfalt der Arbeitgeber ist groß: von der kleinen Kanzlei mit einem Steuerberater oder einer Steuerberaterin bis hin zu großen Steuerberatungsgesell-

wichtig und begehrtSteuerfachangestellte haben einen anspruchsvollen Job mit guten Perspektiven

schaften mit Niederlassungen bundesweit. Unter dem Motto „Mehr als Du denkst“ hat die Bundessteuerberaterkammer eine Kampagne gestartet, die Jugendlichen diesen Beruf, seine Vor-aussetzungen und Vorteile näher bringen will.

„Steuerfachangestellte müssen Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge, Interesse an steuerlichen und rechtlichen Fra-gen und die Fähigkeit zu analytischem Denken haben. Sie sollten kontaktfreudig und zur ständigen fachlichen Weiterbildung so-wie zu einem serviceorientierten Umgang mit den Mandanten bereit sein“, so beschreibt die Kammer das Anforderungsprofil für diesen Beruf.

Drei Jahre dauert die Ausbildung in der Regel. Steuer- und Rech-nungswesen, Betriebswirtschaft und Wirtschaftsrecht werden in der Praxis und in der Berufsschule vermittelt. Steuerfachange-stellten stehen weitere Chancen offen: mehr Verantwortung und Verdienst als Steuerfachwirt und der Weg in die Selbstständig-keit mit dem Steuerberater-Titel. Auf der Internetseite zur Kam-pagne finden sich viele Informationen rund um den Beruf, den Alltag in der Kanzlei und Tipps zur Bewerbung. Auch ein kleiner Test zur Eignung fehlt nicht. Wer sich lieber persönlich über den Beruf informieren möchte, findet einen Veranstaltungskalender, der Jobmessen im ganzen Bundesgebiet auflistet.

Infos zur Ausbildung in der Steuerberatungskanzlei gibt es unter: www.mehr-als-du-denkst.de

Das Bundesverfassungsgericht hat dem Gesetzgeber aufgetragen, Kosten für ein Heimbüro wieder öfter als steuerlich mindernd anzuerkennen.

Gemeint sind die Fälle, in denen für die betriebliche oder beruf-liche Nutzung kein anderer Arbeitsplatz zur Verfügung steht. Es ist offen, wie der Gesetzgeber dieser Forderung nachkommt; klar ist, dass viele Berufstätige rückwirkend ab dem 1.1.2007 zumin-dest teilweise ihre Heimbüro-Kosten wieder absetzen können.

Zum Hintergrund: Seit 2007 hatte der Gesetzgeber Kosten für ein häusliches Arbeitszimmer nur als Werbungskosten oder Betriebsausgaben akzeptiert, wenn es „den Mittelpunkt der gesamten betrieblichen und beruflichen Tätigkeit“ darstellt. Es ging also leer aus, wer dort weniger als 90 Prozent seiner Ar-beitszeit verbringt.

Das ist nicht in Ordnung, befand das Verfassungsgericht. Wer auf

heimbüros wieder besser absetzbarNicht wie viel, sondern ob zu Hause gearbeitet werden muss, entscheidet über die Abzugsfähigkeit

ein Heimbüro angewiesen ist, muss dessen Kosten auch abset-zen können. Vom Beschluss könnten also zum Beispiel Orches-termusiker profitieren, die zu Hause üben oder Lehrer, die dort den Unterricht vorbereiten oder Vertreter, die die beim Kunden erzielten Verkäufe im Heimbüro abwickeln. Wer aber lieber zu Hause arbeitet, obwohl er einen betrieblichen Arbeitsplatz hat, kann die Kosten auch weiterhin nicht geltend machen.

Und jetzt? Das Bundesfinanzministerium hat die Behörden an-gewiesen, bis zur Neuregelung alle betroffene Steuerbescheide ab 2007 im Rahmen der verfahrensrechtlichen Möglichkeiten vorläufig durchzuführen. Sollten Bescheide aufgrund der Neure-gelung zu ändern sein, wird dies von Amts wegen geschehen, sofern das Amt von den Kosten weiß. Ein gesonderter Einspruch ist nicht notwendig. Nachgewiesene oder glaubhaft gemachte Aufwendungen für ein häusliches Arbeitszimmer sollen vorläu-fig bis zur alten Grenze von 1.250 Euro berücksichtigt werden. (Beschluss des BVerfG vom 6.7.2010 – 2 BvL 13/09. BMF-Schreiben 12.8 2010 – IV A 3 – S-0338/07 /10010-03).

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Hurra! Unser Mitarbeiter Sebastian Kulcke ist zum er-sten Mal Vater geworden und zwar gleich doppelt: Seine Frau Katja schenkte im Oktober Malina und Jannis das Leben. Wir freuen uns mit den jungen Eltern.

Erstaunlicherweise wirkt der Zwillingsvater ausgeschlafen und fit wie eh und je. Damit er Job und Familie besser unter einen Hut bringen kann, haben wir ihm einen Heimarbeitsplatz ein-gerichtet.

Das dritte Neugeborene halten Sie gerade in der Hand. Es ist zwar nur ein Magazin, aber wir verspüren trotzdem ein klein wenig Elternstolz und hoffen, dass es Ihnen und uns noch viel Freude bereitet.

uMzugGut ein Jahr sind wir jetzt an unserem neuen Standort an der Industriestraße und die Freude über die neuen Räume ist immer noch groß. Wir haben uns von 300 auf 700 qm vergrößert. Die Dachterrasse und ein 150 qm großer Raum eignen sich gut für Events. Unsere Mandanten parken bequem auf dem Hof. Am Eingang werden Sie von Angelika Kuhlmann und Vanessa Cas-sau in Empfang genommen.

papierlos und papier losVor Kurzem war das ganze Team wieder in den alten Kanzlei-räumen, um das Archiv auszumisten. Die Unterlagen sind alle revisionssicher eingescannt und auf mehrfach abgesicherten Servern abgelegt. Für das Papierarchiv in der alten Kanzlei war die Existenzberechtigung damit entfallen. 2.130 Kilogramm Ak-ten haben wir einem professionellen Datenvernichter überge-ben – was für eine Erleichterung.

zertifiKatSeit zwei Jahren arbeiten wir übrigens prozessorientiert. Alle unsere Arbeitsschritte sind optimiert und dokumentiert und

drei geburten und so viele neuigkeiten!Kinder, Kinder – In unserer Kanzlei ist ganz schön was los gewesen

stehen unter der Prämisse der Kundenorientierung. Über das Qualitätsmanagement wacht auch unsere Qualitätsbeauftragte Sigrid Reisel. Mit dieser Arbeitsweise haben wir gute Erfahrun-gen gesammelt und nach bestandenem Audit führen wir jetzt offiziell das Zertifikat nach EN ISO 9001 als auch das Qualitätssie-gel des Deutschen Steuerberaterverbands. Obwohl die ISO-Norm bekannter ist, steht das Qualitätssiegel für höhere Standards, es ist strenger und genauer auf unseren Berufsstand abgestimmt.

partyUmzug, Zertifizierung, das gute Verhältnis untereinander in der Kanzlei und zu unseren Mandanten – gute Gründe, auch mal zu feiern. Unser 50-jähriges Jubiläum bot dafür den besten Anlass. Auf dem Hof stellten wir Pavillons auf. Für das Essen sorgte Tho-mas Lang, Dritter bei der Grill-Weltmeisterschaft. Und gut 180 Gäste machten uns die Freude eines Besuchs, darunter auch der Kanzleigründer Jürgen Burmester. Falls Sie also in der Nacht auf den 4. September wegen lauter Musik schlecht schlafen konn-ten, möchten wir uns in aller Form entschuldigen.

– anzeige –

Psssst! Malina (links) und Jannis auf der Neugeborenen-station.

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frau Mustermanns neuerFürs Internet und die Brieftasche: der neue Personalausweis

Haben Ihnen Ihre Freunde schon von den vielfältigen Möglichkeiten des neuen Personalausweises vorge-schwärmt? Nein? Dann sind Sie in guter Gesellschaft. Der neue Personalausweis ist seit November verfügbar, aber seine Einsatzmöglichkeiten zeichnen sich erst ab: Er überträgt die Ausweisfunktion in die digitale Welt. Was heißt das?

Im Scheckkartenformat kommt er daher, der neue Personalaus-weis. Und er hat ein paar neue Tricks gelernt. Die Identitätsdaten sind nicht nur aufgedruckt, sondern auch auf einen Funk-Chip im Ausweis gespeichert und sollen sich so sicher und komfor-tabel zum Beispiel an Automaten oder am PC auslesen lassen. Außerdem ist der neue Personalausweis für die Nutzung einer qualifizierten elektronischen Signatur (QES) vorbereitet, damit lassen sich digital und rechtsverbindlich zum Beispiel Verträge unterschreiben. Durch eine geheime PIN und andere Sicherheits-maßnahmen soll der Ausweisinhaber stets die Kontrolle darüber behalten, ob und welche Daten digital übermittelt werden.

das Bin ichWie der alte Personalausweis dient auch der neue als „Sicht-Do-kument“ zum Vorzeigen. Darüber hinaus stellt der Ausweis die Daten auch digital bereit, wenn der Nutzer das wünscht. Dazu muss der Nutzer die so genannte eID-Funktion (elektronische Identität) auf dem Meldeamt freischalten lassen, dort lässt sie sich auch jederzeit wieder deaktivieren. Per Post erhält der Besit-zer des Ausweises eine fünfstellige Geheimnummer, die er durch eine persönlich gewählte sechsstellige Nummer ersetzen muss.

Um die eID auch im Internet nutzen zu können wird zusätzlich noch Hard- und Software benötigt: Ein Lesegerät für den Aus-weis (siehe Kasten S. 11), das mit dem Computer verbunden wird und die so genannte Ausweis-App, die als Treiber-Software die Verbindung zwischen Ausweis und Computer herstellt.

Auch die Anbieter von Internetdiensten müssen sich auswei-sen, wenn sie auf die Daten des Personalausweises zugreifen möchten. Das geschieht in Form eines so genannten Berechti-gungszertifikats, das vom Bundesverwaltungsamt herausgege-ben wird. So soll sichergestellt werden, dass der Anbieter auch

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tatsächlich derjenige ist, für den er sich ausgibt.

Das Berechtigungszertifikat wird angezeigt und enthält Infor-mationen darüber, welche Daten – zum Beispiel Name, Anschrift, Geburtsdatum – angefragt werden. Nur der Nutzer der Dienst-leistung entscheidet, ob er seine Daten übermitteln möchten, und wenn ja, welche. Die Freigabe der Daten erfolgt erst nach Eingabe der PIN.

das haBe ich unterschrieBenVerträge, Urkunden, Erklärungen oder Anträge – so mancher „Papierkram“ erforderte bisher die eigene Unterschrift, um rechtsverbindlich zu sein. Die qualifizierte elektronische Signa-tur (QES) ist der eigenhändigen Unterschrift gleich gestellt. So ist es möglich, digital vorliegende Dokumente rechtsverbindlich und bequem am Bildschirm zu signieren.

Der neue Personalausweis ist zur Nutzung der QES vorbereitet. Die Signatur wird nicht vom Staat, sondern von freien und ge-prüften Zertifikatsanbietern herausgegeben (siehe Kasten S. 11) und auf dem Chip des Ausweises gespeichert.

Der Ablauf und die Kosten der Signatur-Beantragung unter-scheiden sich von Anbieter zu Anbieter. Grundsätzlich lässt sich eine QES aber online bestellen: Der Zertifizierungsdienst-Anbieter prüft mit Hilfe der Ausweisfunktion die Identität des Nutzers. Anschließend wird ein privater Schlüssel generiert, das Signaturzertifikat erstellt und auf dem Ausweis gespeichert. Vo-raussetzungen: Die eID-Funktion des Ausweises ist aktiviert und es steht ein Komfort-Lesegerät bereit. Die QES kann nur mit einer weiteren, selbst gewählten PIN genutzt werden.

in deutschland

Etwa eine Millionen neue Personalausweise wurden seit No-vember beantragt. Aber das Interesse, ihn auch im Internet einzusetzen, scheint gering: Etwa 50 Prozent der Antragsteller haben sich die eID-Funktion freischalten lassen und nur etwa drei Prozent haben auch die Ausweis-App heruntergeladen, die für die Nutzung im Internet notwendig ist.

Auch auf Anbieter-Seite ist das Interesse noch sehr verhalten. Die Liste der Diensteanbieter (im Menüpunkt Bibliothek auf www.ausweisportal.de) ist noch sehr überschaubar: einige Ver-sicherungen, wenige Banken, die Deutsche Rentenversicherung, die Schufa – insgesamt nur rund 60 Anbieter. Von diesen 60 Anbietern haben nur wenige ihren Service auch schon online umgesetzt.

Auch die Versorgung mit Lesegeräten lief holpernd an. Sieben Lesegeräte sind derzeit zertifiziert, darunter noch kein Komfort-Lesegerät (siehe Kasten Lesegeräte). Diese sollen aber vor dem Sommer ihre offiziellen Weihen erhalten.

Das Thema elektronischer Identitätsnachweis steckt noch in den Kinderschuhen, wird aber immer wichtiger werden. Wenn das derzeitige Angebot auch derzeit sehr überschaubar und wenig attraktiv erscheint, zeichnen sich bereits weitere Nutzungssze-narien ab:

in nürnBergRund acht Millionen Lohn- und Gehaltsabrechnungen werden Monat für Monat bei der Datev in Nürnberg erstellt, gedruckt »

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und versendet. Wie dieser Prozess auch papierlos abgewickelt werden kann, wird derzeit erprobt. Rund 700 Datev-Mitarbeiter nehmen an dem Pilotversuch teil. Sie weisen sich online mit dem neuen Personalausweis aus und laden die Abrechnungen auf den eigenen PC herunter.

Das Programm soll im Laufe des Jahres auf alle Arbeitnehmer in Deutschland ausgeweitet werden, die einen neuen Personalaus-weis haben und deren Gehaltsabrechnung mit Datev-Software erstellt wird. Dies ist aber nur der erste von einer ganzen Reihe möglicher Online-Dienste für Arbeitnehmer, die in einem Ar-beitnehmerportal denkbar sind, heißt es bei der Datev.

Neben dem reinen Abruf von Informationen und Auswertungen könnte ein solches Portal nach Meinung der Datev zum Beispiel auch für Erfassungskomponenten genutzt werden, die im Zu-sammenhang mit dem Beschäftigungsverhältnis oder der eige-

nen Steuererklärung stehen, und so den Informationsaustausch mit dem Arbeitgeber und dem Steuerberater vereinfachen und beschleunigen.

in BreMenIn den Bremer Meldestellen sollen künftig Automaten die Um-meldung nach einem Wohnungswechsel erleichtern. Derartige Pläne verfolgt die Firma Bremen Online Services (bos) gemein-sam mit dem IT-Hersteller Wincor Nixdorf. Anstatt sich beim Meldeamt in die Schlange zu reihen, sollen die Bürger sich dann an einem Selbstbedienungsterminal mit ihrem neuen Personal-ausweis anmelden können und die ersten Schritte der Ummel-dung selber ausführen.

Abgeschlossen wird die Ummeldung dann aber doch von einem Mitarbeiter: Dieser überprüft die Eingaben und klebt den Auf-kleber mit der neuen Adresse auf den Personalausweis. Ein klei-

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Der Verlust des Ausweises muss gemeldet werden. Die eID-Funktion sollte flugs telefonisch gesperrt werden. Sperrnotruf: 0180 1 33 33 33. Dabei werden Name, Geburtsdatum und Sperr-kennwort (im PIN-Brief vermerkt) abgefragt. Wird auch die Signaturfunktion genutzt, muss diese separat beim Signaturan-bieter gesperrt werden. Sollte Ihnen das Sperrkennwort abhan-denkommen, können Sie es bei der Behörde erfragen, in der Sie Ihren Ausweis beantragt haben. Hier sind aus Sicherheitsgründen das persönliche Erscheinen und der Nachweis Ihrer Identität notwendig. Dort können Sie auch eine neue PIN setzen lassen. Nach zweimaliger Falscheingabe der PIN muss der dritte Versuch durch das Eingeben der so genannten Zugangsnummer freige-schaltet werden (auf der Vorderseite des Ausweises). Nach einer dritten Falscheingabe der PIN wird die online-Ausweisfunktion gesperrt und erst durch Eingabe der PUK wieder entsperrt.

» Verlust und gedächtnisVerlust

Folgende Daten sind auf dem Chip gespeichert und können durch den Ausweisinhaber mit der Online-Ausweisfunktion (eID) übermittel werden:

Familienname und Vornamen•Geburtsdatum und -ort•Anschrift und Postleitzahl•ggfs. Ordens- oder Künstlername•ggfs. Doktorgrad•

Ausschließlich für die hoheitliche Identitätskontrolle sind zusätz-lich folgende Daten auf dem Chip abgelegt:

das Passfoto als digitale Datei•die Seriennummer•auf Wunsch des Inhabers lassen sich auch zwei Fingerabdrü-•cke speichern

» was ist drauf?

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ner Schritt für den Bürger, ein großer Schritt für die Verwaltung – denn diese hat mehr Ummeldungen zu bewältigen, als der einzelne Bürger. Noch ist diese Anwendung aber Zukunftsmusik, das Projekt ist noch im Planungsstadium.

Weiter gediehen ist ein anderes Projekt von bos: der so genann-te Bürger-Safe, eine Art Schließfach für wichtige Dateien. Das Unternehmen stellt den Nutzern Festplattenspeicher in einem Rechenzentrum zur Verfügung, auf den sie über das Internet Zugriff haben. Die Nutzung dieses Service ist nur mit dem neu-en Personalausweis möglich. Er soll sicherstellen, dass das nur der jeweilige Nutzer Zugriff auf die dort abgelegten Dokumente hat.

Der Bürger-Safe eignet sich gut, um Dokumente – zumindest in digitaler Kopie – aufzubewahren, so dass sie auch nach einem Wohnungsbrand oder Einbruch verfügbar sind, zum Beispiel Versicherungsscheine, Kontounterlagen oder Verträge.

Nutzer aus den Postleitzahlbereichen 27 und 28 können 100 MB Festplattenspeicher kostenlos nutzen, allen anderen Nutzer ste-hen 5 MB bereit. Noch vor dem Sommer soll der Bürger-Safe an den Start gehen. Das Angebot ist dann unter www.bremen.de – übrigens auch von bos betrieben – erreichbar und soll kostenlos angeboten werden.

in europaVon einer breiten Akzeptanz sind die online-Funktionen des neu-en Personalausweises noch weit entfernt. Und Forscher haben ergründet, woran das liegen könnte: In einem europäischen Ver-gleich fanden sie heraus, dass der elektronische Identitätsnach-weis nur dort eine echte Verbreitung gefunden hat, wo er beim Online-Banking eingesetzt werden kann. In Deutschland nutzen die Banken aber weiterhin ihre etablierten TAN-Verfahren, um ihre Online-Kunden zu identifizieren.

Den elektronischen Identitätsnachweis gibt es aber nicht nur in Deutschland: Spanien und Belgien haben schon länger entspre-chende Ausweise und führen derzeit schon die zweite Genera-tion ein. Und wie heise online weiter berichtet, wird in Spanien der elektronische Identitätsnachweis nicht nur zur Authentifi-zierung gegenüber Behörden verwendet, sondern auch gern bei Restaurantreservierungen genutzt. CB

Lesegeräten mit eigener Tastatur sind sicherer. Am grün-blauen Logo ist die Zertifizierung zu erkennen.

Die Lesegeräte kommen in drei Varianten: Basis, Standard und Komfort. Die Basis-Geräte sind tastenlos, um zum Beispiel eine PIN einzugeben, muss der Nutzer zur Computertastatur greifen. Dabei droht die Gefahr, dass die Eingaben auf einem Viren-ver-seuchten PC von Fremden ausgespäht werden. Diese Möglichkeit ist bei dem Standard-Lesegeräten ausgeschlossen. Sie haben eine eigene Tastatur zur Zifferneingabe, Schadsoftware hat so keine Chance. Komfort-Lesegeräte haben ebenfalls eine Tastatur und können mit der qualifizierten elektronischen Signatur umgehen. Wer also die Signaturfunktion nutzen will, ist auf Komfort-Lesegeräte angewiesen. Die Lesegeräte kosten zwischen 20 (Ba-sis) und 150 Euro (Komfort). Einige Unternehmen und Banken subventionieren ihren Kunden den Kauf der Lesegeräte. Es lohnt sich, die Augen nach Schnäppchen offen zu halten. Grundsätzlich sollten die Lesegeräte zertifiziert sein, erkennbar an dem Logo mit dem blauen und grünen Halbbogen. Eine Liste zertifizierter Geräte findet sich auf der Seite des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik unter www.ausweisapp.bund.de.

» lesegeräte: MerKMale und Kosten

www.personalausweisportal.de Infoportal des Ministeriums, Übersicht über online-Anwendungen des Ausweises.

www.ausweisapp.bund.de Ausweis-App, Infos zu Kartenlesern, Support-Anfragen und häufig gestellte Fragen zur App.

www.bsi-fuer-buerger.de Sicherheitstipps vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik.

www.ccepa.de Das Kompetenzzentrum neuer Personalausweis des Fraunhofer Instituts mit Infos für Firmen und Verwaltung

www.bundesnetzagentur.de Liste der Anbieter einer qualifizier-ten elektronische Signatur (QES).

» info-seiten iM internet

Auch an Automaten wird sich der neue Personalausweis nutzen lassen, zum Beispiel zur Altersüberprüfung.

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Boxenstopp zwischen KühlanlagenUnternehmer Norbert Gröne baut mit seinem Team das gemeinsame Hobby aus

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Stolze drei mal fünf Meter misst die Bahn, die Strecke ist vierspurig und 16 Meter lang. Der Run-denrekord liegt bei 4,9 Sekunden. Eine computergesteuerte Ampel- und Startanlage sorgt für faire Bedingungen und mittels Lichtschranke werden die Zeiten bis auf die Tausendstelsekunde genau gemessen. Boxengasse und Zuschauertribüne sind detailreich gestaltet. Ein Fest für Carrera-Fans.

„Die Carrera-Bahn kommt bei Lieferanten und Auftraggebern gut an“, sagt Inhaber Norbert Gröne. Vor allem aber sind die Rennen gut für das Team des alteingesessenen Bremer Handwerksbetriebs Alfred Chairsell Kühl- und Klimaanlagen. „Das Fahren verbindet die Kollegen“, sagt Gröne. Die Idee zur gemeinsamen Bahn kam von den Mitarbeitern. Zusammen konnten sie die Bahn verwirkli-chen, von der jeder geträumt hatte. Und die Begeisterung steckte an. Der Carrera-Händler gab bei dem Projekt großzügig Rabatt, lieferte am Wochenende und baute selbst mit auf.

Nach Feierabend jagen die Männer ihre Flitzer über die Bahn. Sie selbst scheinen dabei fast un-beweglich (siehe oben rechts: v.l.n.r. Björn Welz, Martin Magiera, René König und Norbert Gröne). Die wachen Augen und die wohl dosierten Fingerbewegungen an der Fernsteuerung verraten ihre Konzentration. Umso lauter fällt der Jubel aus oder der Wutschrei, wenn der Nachbar einem – ganz vorsichtig und möglichst unbemerkt – unter der Tischkante das Fernsteuerungskabel aus der Buchse gezogen hat.� CB

Nach Feierabend bleiben Norbert Gröne und seine Handwerker gern noch eine Weile im Betrieb. Dann seilen sie die große Carrera-Bahn von der Werkstattdecke herab und fahren ein paar Rennen.

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der traum von den stadt-tomatenForscher wollen die Landwirtschaft in die Städte holen

Die Weltbevölkerung wächst, immer mehr Menschen leben in Städten. Um unter diesen Vorzeichen die Ernährung zu sichern, wollen einige Forscher die Landwirtschaft in die Großstädte verlegen – und sie dort in die Vertikale bringen. Die Idee klingt visionär. Aber ist sie auch vielversprechend?

Unabhängig von Wetter und Jahreszeiten könnten urbane Treibhäuser das ganze Jahr produzieren.

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Es gibt wohl nur wenige Universitätsseminare, die eine solche Sogkraft entwickeln wie das Projekt des Mikrobiologen Dickson Despommier von der Columbia University in New York. 2001 überlegte der Professor für Umwelt und Gesundheit zusam-men mit seinen Studenten, wie man es schaffen könnte, mehr Nahrung auf weniger Fläche zu produzieren. Die Antwort war so einfach wie bestechend: Wir verlagern die Landwirtschaft in die Vertikale – und produzieren Salate, Tomaten und Zucchini in städtischen Hochhäusern statt auf dem Acker. Aus der Idee wurde ein Konzept, inzwischen interessieren sich Architekten, Wissenschaftler und auch Politiker für das ‚vertical farming‘.

„Landwirtschaft in Gebäude zu verlegen, ist die beste Metho-de, Nahrungssicherheit zu gewährleisten“, ist Despommier überzeugt. Und genau diese sehen Experten zunehmend in Gefahr. Denn die Weltbevölkerung wächst – und damit auch der Bedarf an Nahrung. Bis 2050, schätzt die UN, müsse sich die Nahrungsproduktion verdoppeln, um die bis dahin prog-nostizierte Zahl von etwa 9 Milliarden Menschen wie bisher ernähren zu können.

giBt es genügend platz für äcKer?Für so viel Landwirtschaft aber, errechnete Despommier mit seinen Studenten, ist auf der Welt gar kein Platz: Bereits 2006 betrug seinen Schätzungen zufolge die weltweite Fläche für Ge-treide- und Gemüseanbau zusammen mit dem Weideland für Nutztiere 800 Millionen Hektar. Um die Nahrungsproduktion zu verdoppeln, müssten Despommier zufolge eine weitere Milliarde Hektar hinzu kommen. Das entspräche in etwa der Größe Brasili-ens. Schon heute jedoch würden etwa 85 Prozent der geeigneten Flächen für Ackerbau und Viehzucht genutzt. Außerdem: Bereits 2030 werden über die Hälfte der Menschen in Städten leben. Da klingt die Idee, ihnen vertikale Farmen direkt ins Wohnviertel zu stellen, durchaus logisch.

Glaubt man Despommier, hätten die Gemüse-Wolkenkratzer nur Vorteile: Sie könnten das ganze Jahr über produzieren, wären un-abhängig vom Wetter, Dürren oder Überschwemmungen. Zudem wären die Hochhäuser dank effizienter Anbaumethoden sehr er-tragreich: Eine vertikale Farm mit 30 Stockwerken könne seinen Berechnungen nach genügend Nahrung produzieren, um 50.000 Menschen satt zu machen – und das bei geringem Ressourcen-verbrauch. Denn wie in vielen Treibhäusern üblich, könnte man die Pflanzen in den vertikalen Farmen statt über Boden durch Nährlösungen versorgen und so mehr als 90 Prozent Wasser ein-sparen. „Es gibt keinen anderen Weg als nach oben“, sagt er.

ressourcen würden theoretisch reichenDiese Folgerung jedoch ist umstritten. „Im Grunde brauchen wir keine neuen Anbauformen, um die Ernährung der Weltbe-völkerung zu sichern“, sagt etwa Eckhard George, der Leiter des Leibniz-Institutes für Gemüse und Zierpflanzenanbau. Zwar könne man die landwirtschaftlichen Erträge nicht ins Unend-liche steigern, aber effizienter nutzen. Dies empfiehlt auch das United Nations Environment Programme (UNEP). Nur 45 Prozent des jährlichen Getreideertrages, hat die UNEP errechnet, stehen den Menschen zur Ernährung zur Verfügung. Der Rest gehe bei der Ernte verloren oder werde an Tiere verfüttert. Etwa 3,5 Milli-arden Menschen könnten ernährt werden, würde man statt der »

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Tiere die Menschen mit diesem Getreide versorgen, folgern die UN-Experten. Die heutigen Ackerflächen wären also – zumin-dest theoretisch – ausreichend.

Auch Katrin Bohn, Architektin an der University of Brighton und Gastprofessorin für Stadt und Ernährung an der TU Ber-lin, glaubt nicht, dass vertikale Farmen oder urbane Landwirt-schaft die alleinige Lösung der Ernährungsfragen der Zukunft darstellen: „Wollte man eine Stadt ganz aus sich selbst heraus ernähren, müsste man die heutigen Nahrungsgewohnheiten radikal ändern“, sagt sie. Der Anbau von Getreide zum Beispiel sei in Städten kaum zu realisieren – die benötigten Flächen sei-en einfach zu groß. Auch die Zucht von größeren Tieren werde bei Konzepten wie dem von Despommier ausgeschlossen: Die industrielle Abfertigung von Rindern in Hochhäusern fände in der Bevölkerung nur wenig Zustimmung.

Keine daten üBer rentaBilität und öKologischen nutzenOb vertikale Farmen überhaupt rentabel und vor allem öko-logisch wären, ist zudem noch völlig offen. Despommier plant darum eine Versuchsanlage in den USA. Außerdem hat er eine Absichtserklärung für den Bau eines vierstöckigen Gewächs-hauses in Masdar City in Abu Dhabi unterzeichnet. Auch die Uni Hohenheim aus Stuttgart hat vor kurzem ein Projekt mit dem Namen „Skyfarm“ gestartet. Die Forscher um Joachim Sauerborn, geschäftsführender Direktor des Instituts für Pflanzenprodukti-on und Agrarökologie in den Tropen und den Subtropen, wollen versuchen, Reis in Treibhäusern anzubauen, ebenfalls wasser-sparend mit Nährstofflösungen. Bis es konkrete Ergebnisse gibt, wird es aber noch Jahre dauern.

Selbst wenn die Forscher Erfolg haben: In der Realität hat es sich als schwierig erwiesen, Großprojekte, wie sie für vertikale Farmen notwendig wären, zu finanzieren. Die chinesische Öko-Stadt Dongtan etwa, bei der urbane Landwirtschaft eine wichti-ge Rolle spielen sollte, wurde nach vierjähriger Planung wegen Finanzierungsproblemen auf Eis gelegt. Und obwohl es zahlrei-che Architekten gibt, die ausgefallene und visionäre Pläne für vertikale Farmen entworfen haben, tun sie sich schwer damit, Investoren zu finden.

Dennoch glaubt auch Katrin Bohn an die Zukunft urbaner Land-wirtschaft – allerdings unter anderen Vorzeichen als ihr Kollege Despommier. „Urbane Landwirtschaft ist eine gute Sache“, sagt die Architektin. Schließlich gehe es dabei nicht allein um die Fra-ge, ob mit Treibhäusern in der Stadt die Ernährung der Milliar-den gesichert werden könne, sondern auch um eine neue Form der Lebensqualität.

„Urbane Landwirtschaft ist in gewissem Sinne auch eine Bewe-gung von unten, die mindergenutzten Raum für sich entdeckt

Hochhäuser zu Gewächshäusern! Architekten aus aller Welt haben bereits Pläne dazu entworfen.

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und ihn für Landwirtschaft nutzt“, sagt sie. Überall in den Städ-ten gebe es Flächen, die für Ackerbau genutzt werden könnten – und das nicht nur in der Vertikalen, also auf Balkonen, Dächern oder an Fassaden, sondern auch in der Horizontalen: In Parks, neben Bahngleisen, auf Abrissflächen. In zahlreichen Städten gebe es einen Trend zum urbanen Gärtnern, in Kleinprojekten würden verschiedene Verfahren ausgetestet.

zahlreiche projeKte iM KleinenSo pflanzen Studenten der McGill-University im kanadischen Montreal etwa auf ihrem Campus in Pflanzenkübeln und längs aufgeschnittenen Regentonnen seit 2007 Gemüse und Salat an und versorgen damit ein Hilfsprojekt, das Essen für Bedürftige anbietet. Ähnliche Projekte hat Vikram Bhatt von der McHill School of Architecture auch in Sri Lanka, Uganda und in Argenti-nien angeregt. In New York und Berlin betreiben mehrere Nach-barschaftsprojekte gemeinsame Gärten, es gibt Restaurants, die auf heimische Produktion im Hinterhof umgestellt haben.

Eine Vielzahl solcher Projekte, ist Bohn sicher, könnte deutlich zur Versorgung der Städter beitragen: „Würde man zum Beispiel in London öffentlichen Stadtraum in produktive Landflächen umwandeln, könnte man 30 Prozent des Obst- und Gemüsebe-

darfes der Stadtbewohner abdecken – und das, ohne jeden Park in ein Kohlfeld zu verwandeln“, sagt sie.

Auch Eckhard George vom Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenanbau empfindet gärtnerische Produktion als ein Bedürfnis, das immer mehr Anhänger findet. „Menschen haben einen intimen Bezug zu ihrer Nahrung“, sagt er. „ Der ist in unse-rer modernen Gesellschaft nur in den Hintergrund getreten. Das könnte sich durch urbane Landwirtschaft wieder ändern – und so ein grundlegendes Bedürfnis der Stadtbewohner befriedigen.“

Katrin Bohn wird sich davon bald selbst überzeugen können: Auch die University of Brighton plant, Studenten zu Gärtnern zu machen. Erste Pflanzenkübel wurden bereits 2009 aufge-stellt, jedes Jahr soll der Campus-Garten ein Stückchen wach-sen. Die Salate und Tomaten werden in der Mensa verkocht.� Tanja�Krämer

Die Wissenschaftsjournalistin Tanja Krämer lebt in Bremen. Ihre Artikel erscheinen unter anderem in Spektrum der Wissenschaft, der ZEIT, der Süddeutschen Zeitung sowie dem Tagesspiegel und wurden schon mit Auszeich-nungen prämiert. Sie beschäftigt sich mit Zu-kunftsthemen, etwa dem Klimawandel oder der Wasserknappheit. www.tanjakraemer.de

» üBer tanja KräMer

Ob vertikale Farmen rentabel sind, muss sich noch zeigen. Erste Projekte starten derzeit, auch in Deutschland.

Die städtische Gemüsezucht kann unser Verhältnis zum Essen positiv beeinflussen, sagen die Forscher.

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Für den Staat ist die Betriebsprüfung eine wichtige Ein-nahmequelle, die Zahlen des Bundesfinanzministeriums für 2009 belegen dies (siehe Grafiken unten rechts). Fir-men und Freiberufler kann es treffen, aber auch Privat-personen, die mehr als 500.000 Euro verdienen.

Wer�wird�besonders�häufig�geprüft?

Die höchste Prüfungsdichte wird bei den Großbetrieben erreicht, die im Schnitt alle vier Jahre dran sind. Mittelgroße Betriebe müssen statistisch gesehen alle 14 Jahre mit einer Betriebsprü-fung rechnen, Kleinbetriebe sehr viel seltener.

Das�heißt,�man�wird�rein�turnusmäßig�geprüft?

Nein, das sind nur statistische Werte. Die Finanzämter wählen die zu prüfenden Betriebe zum größten Teil mit Hilfe des so genannten Risikomanagements aus. Der kleinere Teil der Prü-fungskandidaten wird durch ein Losverfahren bestimmt; auch, damit die Betriebsprüfung als unvorhersehbares Kontrollinstru-ment eine prophylaktische Wirkung entfalten kann. Aus Sicht des Finanzamts bedeutet Risikomanagement, keine Ressourcen für die Prüfung ordentlicher Steuerzahler zu verschwenden, sondern sie auf Steuerpflichtige zu konzentrieren, die erst durch den Druck einer Prüfung zu einer ordentlichen Besteuerung zu bewegen sind. Im Klartext: Die Finanzämter möchten nur Be-triebe prüfen, bei denen auch was zu holen ist. Dazu werden Da-ten ausgewertet, die dem Finanzamt ohnehin schon vorliegen: Umsatzsteuervoranmeldungen, Daten der Vorjahre, Daten über Mitwirkung und Zahlungsverhalten des Steuerpflichtigen und so weiter. Das Verfahren ist ziemlich treffsicher.

BetriebsprüfungDas sollten Sie wissen

Worauf�achten�die�Finanzämter�dabei?

So ganz lässt sich das Finanzamt nicht in die Karten blicken. Sei-ne Aufmerksamkeit erregen schwankende Umsätze und Gewin-ne, Firmenverkäufe, angehäufte Verluste, Vorsteuerüberhänge oder verspätete Erklärungen und Zahlungen.

Wie�erfahre�ich�von�einer�anstehenden�Betriebsprüfung?

Per Post. Das Finanzamt wird Ihnen die Prüfungsanordnung�senden. Darin ist aufgeführt, welche Steuerarten für welche Jahre und aufgrund welcher Rechtsgrundlage geprüft werden sollen. Ihnen wird mitgeteilt, ob und wie Sie dem Prüfer digitale Buchhaltungsdaten geben müssen. Außerdem wird der Prüfer namentlich angekündigt und wann und wo er Ihre Unterlagen prüfen wird. In der Regel haben Sie dann zwei bis vier Wochen Zeit, sich auf den Termin vorzubereiten. Der Termin ist gleichzei-tig die letzte Frist, um von einer strafbefreienden Selbstanzeige Gebrauch zu machen – wenn es dafür einen Grund geben sollte. So oder so sollten Sie sofort Ihren Steuerberater informieren.

Kann�ich�die�Prüfung�verschieben?

In Abstimmung mit dem Finanzamt: Ja. Die Gründe sollten al-lerdings stichhaltig sein, zum Beispiel eine schwere Erkrankung, und nicht durch Fadenscheinigkeit wie mangelnde Mitwirkung aussehen und die Neugier des Prüfers steigern.

Kann�die�Prüfung�nicht�gleich�beim�Steuerberater�stattfinden?

Ja, aber das muss beantragt und begründet werden.

Was�muss�ich�vorbereiten?

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Im Grunde wird das Prüfer nur das sehen wollen, was Selbststän-dige ohnehin aktuell und griffbereit halten müssen: Geschäfts-bücher, Verzeichnisse und Verträge. Also die ordnungsgemäße Buchführung inklusive aller Belege, Inventare, Anlageverzeich-nis, eine Liste über Grund und Boden mit Grundbuchauszügen, alle Lohnunterlagen vom Chef bis zur Aushilfskraft. Sowie alle Verträge mit Verwandten und alle Verträge zwischen Kapital-gesellschaften und Gesellschaftern oder mit anderen Unterneh-men. Richten Sie dem Prüfer einen Platz ein, an dem er seinen Laptop aufstellen, alle Unterlagen ausbreiten und vernünftig arbeiten kann.

Was�ist�mit�den�digitalen�Buchführungsdaten?

In der Regel wird der Prüfer vor dem Termin einen Datenträger mit den gewünschten Buchhaltungsdaten anfordern und sich beim eigentlichen Termin auf die Fragen konzentrieren, die sich aus der Auswertung dieses Datenträgers ergeben haben oder da-bei offen geblieben sind. Dieser Schritt dient der Beschleunigung des ganzen Verfahrens und ist auch für den Steuerpflichtigen im Grunde eine Erleichterung. Gesetzlich geregelt ist das in den „Grundsätzen zum Datenzugriff und zur Prüfbarkeit digitaler Unterlagen“ (GDPdU). Neben der Datenträgerüberlassung kann der Prüfer auch auf mittelbaren (jemand setzt sich mit dem Prü-fer an den Firmen-PC) oder unmittelbaren Zugriff auf die Daten-verarbeitungssysteme (der Prüfer bedient den Firmen PC selber) bestehen. Gängige Buchhaltungsprogramme – und natürlich die Software der Steuerberatungskanzlei – erlauben den Export der Daten in das GDPdU-Format und durch Einschränkungen lässt sich festlegen, dass auch nur der zu prüfende Zeitraum expor-tiert wird.

Was�gilt�es�beim�eigentlichen�Prüfungstermin�zu�beachten?

Üblicherweise wird der Prüfer mit Ihnen anfangs den Ablauf besprechen. Bei dieser Gelegenheit stellen Sie ihm gegebenen-falls Ihre weiteren Auskunftspersonen vor, die dem Prüfer ne-ben Ihnen selbst für Antworten zur Verfügung stehen. Das kann ein geeigneter Mitarbeiter sein oder besser noch Ihr Steuerberater, der dem Prüfer fachlich und strategisch auf Augenhöhe gegenübertreten kann. Anschließend wird sich der Prüfer an die Arbeit ma-chen und die Buchführung kontrollieren.

Muss� ich� die� Fragen� des� Be-triebsprüfers�beantworten?�

Ja, als Steuerpflichtiger sind Sie zur Mitwirkung verpflich-tet. Sie sollten dessen Fragen beantworten und auch ge-wünschte Dokumente vorle-gen – selbst wenn Sie dadurch

eigene steuerliche Rechtsverstöße aufdecken müssen. Sie haben kein Auskunftsverweigerungsrecht, können das Reden aber weitgehend dem Steuerberater überlassen.

Müssen�meine�Mitarbeiter�Fragen�beantworten?

Mitarbeitern steht ein Auskunftsverweigerungsrecht zu. Was sie dem Prüfer jedoch aus freien Stücken erzählen, darf dieser auch verwenden. „Das müssen Sie den Chef oder seine Auskunftsper-son fragen“, sollte daher die Standardantwort aller Mitarbeiter sein. Nur wenn Sie als Steuerpflichtiger nicht oder nur unzurei-chend antworten, darf der Betriebsprüfer sich für eine Antwort an die Mitarbeiter wenden.

Wie�wird�das�Ergebnis�der�Prüfung�mitgeteilt?

Am Ende des Prüfungstermins wird Ihnen der Prüfer eine Liste mit seinen Beanstandungen geben, die so genannten Prüfungs-feststellungen. Diese Liste gehen Sie in Ruhe mit Ihrem Steuerbe-rater durch. Legen Sie sich Argumente und Verhandlungsspiel-räume zurecht. Dann geht es in die letzte Runde: die Schlussbe-sprechung. Dabei werden alle offenen Punkte verhandelt und es geht mitunter zu wie auf dem Basar. Auch der Prüfer hat ein Interesse, in der Schlussbesprechung zu einem Ergebnis zu kommen, denn ohne sie kann er den Fall nicht abschließen. Das Ergebnis der Betriebsprüfung wird Ihnen schriftlich mitgeteilt. Im Prüfungsbericht finden Sie die Prüfungsfeststellungen und – gegebenenfalls – die Änderungen der Besteuerungsgrundlagen. Gegen den Prüfungsbericht ist kein Einspruch möglich, wohl aber gegen die Steuerbescheide, die aufgrund der Prüfung ver-ändert worden und noch nicht bestandskräftig sind.

Gibt� es� Betriebsprüfungen,� die� ohne� eine�Nachforderung�des� Fi-nanzamtes�ausgehen?

Theoretisch ja, aber ein Betriebsprüfer wird immer etwas finden. Bei korrektem Geschäftsbetrieb wird die Nachforderung nur sehr gering ausfallen. CB

20

3,84

143,46

14

3,74

2,895 2,65 3,31

Fenster gebogen

Polsterflächen

Aufhängung zur Eiche

Rückenpolster

Hauptgabel EicheFlügeltür verglast

Treppe

Treppe

traumstationenAndreas Wenning bietet im besten Sinne abgehobene Architektur

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Eichen eignen sich gut, aber auch Linden, Eschen, Buchen, Kastanien, ausgewachsene Obstbäu-

me oder große Nadelgehölze. Sie sind das Fundament für die Häuser des Architek-

ten Andreas Wenning. Mit Textilgurten und Stahlseilen verankert er seine Häuser zwischen den Bäumen, mal hoch in der Krone, mal nur wenig über dem Boden. Die Projekte sind ab-gehoben, sie verbinden die Ansprüche von Erwachsenen mit den Träumen von Kindern. Die meisten Baumhäuser sind isoliert und beheizt, bieten Strom- und in manchen Fällen auch Wasseranschluss. Sie sind über Leitern zu erklimmen oder bequem per Treppe zu erreichen. Sein Planungsbüro hat Wenning in Bremen. Seine bisher rund 30 Baumhäuser hat er in Deutschland, Österreich,

Italien, Ungarn sowie in Brasilien und den USA re-alisiert. Auf Wennings Internetseite lassen sich die

Projekte bestaunen. In seinem großformatigen und reich bebilderten Buch „Baumhäuser – Neue Architektur

in den Bäumen“ stellt Wenning ausgewählte Projekte vor und bietet einen Rückblick auf die Geschichte und die Ausprä-

gungen der Baumhausarchitektur in den verschiedenen Kulturen weltweit (ISBN 978-3-938666-85-2, 58 Euro). Siehe: www.baumraum.de.

An Orten, die Kinder verzaubern und Erwach-sene immer noch träumen lassen, baut Architekt Andreas Wenning seine Häuser. Er vereint mit seinen Baumhäusern Komfort und Abenteuer unter dem Blätterdach.

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Beim Thema Buchfühung kann sich Mitinhaber Edwin Blaak (links) entspannt zurücklehnen.

Buchführung als selbstläuferFiBu ausgelagert und doch stets griffbereit – dank Internet und BMZ

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Heute dauert es nur noch eine Personalstunde pro Woche. Früher, so erinnert sich Edwin Blaak, ging wöchent-lich ein halber Tag drauf, um die Buchführung für den Steuerberater vorzubereiten, Blaak behält alle Belege in der Firma und schickt sie lediglich elektronisch an die Kanzlei sauer + windhorst. Auf die dort erstellte Buch-führung hat er per Internet jederzeit Zugriff. Buchfüh-rung mit Zukunft heißt das Konzept und es eignet sich für alle Betriebe, die Zeit sparen und sich zukunftssiche-re Technologien erschließen möchten.

Jotbe Systemhandel verkauft und repariert handgehaltene Werkzeuge: Akkuwerkzeuge, Druckluft- oder Hochfrequenz-werkzeuge sowie Prüf- und Messtechnik für Automobilherstel-ler und andere Industriekunden. In Dreye bei Bremen betreiben die beiden Geschäftsführer Edwin Blaak und Harald Jüttner ihre Firma. Dort steht auch der Multifunktionsdrucker mit Papierein-zug, Scanner und Netzwerkanbindung – das technische Herz-stück ihrer Finanzbuchhaltung. Seit 2003 ist die Mitarbeiterzahl kontinuierlich auf acht gestiegen. „Wir hatten zwischenzeitlich überlegt, ob wir wieder eine Teilzeitkraft einstellen, um die Be-lege für den Steuerberater aufzubereiten“, sagt Blaak, „aber in-zwischen ist das durch BMZ so vereinfacht worden, dass es gar nicht mehr nötig ist.“

papierwust ade„Früher haben wir jede Rechnung kopiert, gestempelt und drei- oder viermal angefasst, heute wird sie vorkontiert, gescannt und abgelegt – fertig“, sagt Blaak. „Die Ersparnis an Zeit und Papier ist enorm.“ Die Rechnungs-Originale bleiben bei jotbe – prak-tisch für Nachfragen und Reklamationen. Die eingescannten Dokumente werden per Internet an sauer + windhorst übertra-gen. Der Pendelordner, mit dem früher die Dokumente zwischen Betrieb und Kanz-lei hin- und herwanderten, ist überflüssig geworden. Auch die zeitliche Verzöge-rung durch den Postweg ist ausgeschaltet.

Bei jotbe werden die Doku-mente gescannt. Es ist aber ebenso möglich, die vorkon-tierten Papiere auf das Fax zu legen. Hinter der Buch-führung mit Zukunft steht die Infrastruktur der Datev. Im Datev-Rechenzentrum laufen die Dateien und Faxe auf. Eine automatische Buch-stabenerkennung wandelt die Bilddateien – und etwas anderes sind gescannte Do-

kumente oder Faxe nicht – in Textdokumente um. So werden aus papiernen Dokumenten Daten, die sich nahtlos weiter ver-arbeiten lassen. Für Blaak bedeutet das zum Beispiel, dass er auf seinem Online-Portal nach Stichworten oder Rechnungsnum-mer suchen kann und augenblicklich das passende Schriftstück angezeigt bekommt.

zahlungsVerKehr autoMatisierenBuchführung mit Zukunft ist mehr als nur ein elektronischer Ersatz des Pendelordners. Unter dem Stichwort „Unternehmen online“ stehen weitere Dienste bereit. Der Clou: Es ist der Ein-stieg in die digitale Abwicklung des Zahlungsverkehrs. Anstatt Rechnungen manuell zu begleichen, können aus den vorliegen-den Daten automatisch die Zahlungsvorgänge generiert wer-den. Von der Kanzlei erhält der Betrieb eine digitale Liste mit den anstehenden Überweisungen. Der Mandant klickt die einzelnen Vorgänge einfach ab: Überweisung ausführen, aufschieben oder auf Wiedervorlage sind die Optionen. Die Bank führt nach diesen Maßgaben dann die Zahlungen durch. Auch die Offene-Posten-Liste und das Mahnwesen können so automatisiert werden: Be-quemlichkeit ohne Verzicht auf Kontrolle.

fit für die zuKunftFür Blaak besonders wichtig: Mit BMZ kann er gelassen den Anforderungen seiner Industriekunden entgegensehen. Denn diese fordern Rechnungen zunehmend in digitaler Form, statt auf Papier – schließlich sollen auch dort Papier und Zeit gespart werden. Digitale Rechnungen müssen aber elektronisch signiert sein, sonst kann der Kunde den Vorsteuerabzug nicht geltend machen. Dank BMZ ist auch das möglich, ohne dass der Man-dant sich selbst um eine digitale Signatur bemühen muss. Egal, ob die Rechnung als unsignierte Datei am PC entsteht, eine Pa-pierrechnung eingescannt oder gefaxt wird – beim Kunden läuft sie dank BMZ digital signiert auf. Für Blaak ist diese Option so gut wie gebucht. „Das ist einfach die Zukunft“, sagt er. CB

In drei Schritten zur Buchführung mit Zukunft: Belege vorkontieren, dann faxen oder scannen, schließlich ablegen.

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