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Sonderausgabe CONSAJO zum 100-jährigen Bestehen der Pfarrei St. Josef in Winterthur-Töss
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Jahre100
Kirche St. Josef Töss
Katholische Kirche in WinterthurPfarrei St. Josef
CONSAJOSonderausgabe zum Jubiläumsjahr
Jahrgang 31, Nr. 3
2
Gestatten: Pfarrei St. Josef
Aus der Geschichte der Kirche . . .
. . . und der Pfarrei St. Josef Töss
3 Editorial des Präsidenten
des Organisationskomitees
3 Grusswort des Pfarrers von St. Josef
4 Gestatten: Pfarrei St. Josef
22 Fremdsprachige Missionen:
Offene Türen für andere Kulturen
25 Aus der Geschichte
der Kirche und Pfarrei St. Josef
33 Die Seelsorgenden der Pfarrei St. Josef
34 Die Pfarrei im Jubiläumsjahr 2013/2014
Inhaltsverzeichnis
Liebe Leserin, lieber Leser
Diese CONSAJO-Sonderausgabe erscheint zum Jubiläum
«100 Jahre Kirche St. Josef». Die Redaktionskommission
hat sich dafür entschieden, nicht nur über die hundert Jah-
re Baugeschichte der Kirche St. Josef zu berichten, son-
dern auch die zur Kirche gehörende Pfarrei zu Wort kom-
men zu lassen. Und was lag näher, als die Vereine,
Organisationen und Gruppierungen aufzufordern, ihre
Geschichte, Gegenwart und/oder Zukunft darzustellen?
Die Baugeschichte der Kirche hat der Historiker Peter
Niederhäuser zusammengetragen. Weitere Teile stammen
aus der Jubiläumsschrift «75 Jahre Kirche St. Josef», die
immer wieder fortgeschrieben wurden und deren Autoren
unbekannt sind. Auch wir haben diese Historie mit den
Ereignissen der letzten 25 Jahre ergänzt.
Obwohl alle unsere Vereine, Organisationen und Grup-
pierungen an der modernen Krankheit «Mitglieder-
schwund» leiden, haben die meisten die Gelegenheit ge-
nutzt, sich in dieser Jubiläumsausgabe darzustellen und
damit kund zu tun, dass sie immer noch zu den tragenden
Elementen der Pfarrei St. Josef gehören.
Die Drucklegung wurde durch eine breit abgestützte Fi-
nanzierung mit Mitteln der Kirchgemeinde, des Pfarreira-
tes, des Pfarramtes, der Sammelaktion und des CONSA-
JO-Spendenfonds ermöglicht. An dieser Stelle sei für die
breite Unterstützung herzlich gedankt.
Ihnen liebe Leserin, lieber Leser wünsche ich eine inter-
essante Lektüre unserer Jubiläumsausgabe und der Pfar-
rei St. Josef eine florierende Zukunft.
Ferdinand Hess, OK-Präsident
Liebe Pfarreimitglieder, liebe Leserin, lieber Leser
Es freut mich besonders, zu dieser Festschrift das Geleit-
wort schreiben zu dürfen. Ich bin zwar erst seit knapp vier
Jahren in St. Josef tätig, habe also nur einige kleine Mo-
saiksteine hinzugefügt zum grossen Gesamtbild unserer
Kirche und Pfarrei in Töss. Dies natürlich nicht alleine,
sondern in schöner Zusammenarbeit mit haupt- und ehren-
amtlichen Mitarbeitenden, die alle gemeinsam jeden Tag
mit grossem Engagement dazu beitragen, dass St. Josef in
Töss eine lebendige Gemeinde ist. So danke ich an dieser
Stelle all den Frauen und Männern, jungen und älteren
Menschen verschiedenster Nationalitäten und mit unter-
schiedlichen kulturellen Hintergründen. Sie alle tragen
mit ihrem Engagement dazu bei, dass wir hier in St. Josef
gemeinsam einen guten, geistlichen Weg gehen. Deshalb
präsentieren sich in unserer Festschrift all die Gruppie-
rungen und Vereine, die mit uns in St. Josef so aktiv un-
terwegs sind.
Unser Weg ist nicht immer einfach – und er war es auch
in der Vergangenheit nicht. Denken wir nur an die Schwie-
rigkeiten, die vor 100 Jahren überwunden werden muss-
ten, damit die Tössemer Katholikinnen und Katholiken
einen Ort bekamen, an dem sie ihren Glauben feiern durf-
ten. Die Einführung der Kirchensteuer hat die materiellen
Probleme der Katholiken in Töss weitgehend gelöst.
Nicht aber die spirituellen. Die multikulturelle Gesell-
schaft in unserem Töss mit ihren unterschiedlichen Be-
dürfnissen, die über die Nationalitäten hinausgehende
Vereinzelung und manchmal Entfremdung im Quartier,
die durch eine rege Bautätigkeit noch verstärkt wird – ich
nenne hier nur einige der Herausforderungen, die sich uns
heute und in Zukunft stellen.
Ich freue mich, mit Ihnen in St. Josef den Weg in der
Nachfolge Christi auch im Hinblick auf die nächsten 100
Jahre weiterzugehen.
Pfarrer Jacek Jeruzalski, [email protected]
Editorial3
Gestatten: Pfarrei St. JosefZusammen kommen, aktiv sein, sich für die Pfarrei und die Kirche engagieren, Feste feiern, Gutes tun oder inne hal-ten – die Vereine und Gruppierungen der Pfarrei St. Josef bieten den Tössemerinnen und Tössemern jeden Alters ver-schiedenste Betätigungsmöglichkeiten. Bereits vor 100 Jahren bildeten die Vereine und Gruppierungen den Mitgliedern der Pfarrei St. Josef eine Heimat und sie sind es noch heute. Ins Leben gerufen wurden die Gemeinschaften teilweise, bevor die Katholikinnen und Katholiken in Töss überhaupt in einer eigenen Kirche zusammen kommen konnten. In ihrer Vielfalt weisen sie auf das grosse Gemeinschaftsbedürfnis der damals als Minderheit in Winterthur lebenden Katholik-innen und Katholiken hin. Wie überall in «Katholisch Winterthur» werden die zahlreichen Gruppierungen als typisch für das Diaspora- Dasein vor knapp 100 Jahren betrachtet: Die Vereine für fast jede Lebensphase und für die verschiedens-ten Interessen sorgten dafür, dass Katholikinnen und Katholiken ihre Freizeit auch ausserhalb der Familie unter Gleich-gläubigen verbringen konnten.
Heute, im Jahr 2014, bilden die katholischen Glaubens angehörigen keine Minderheit mehr und Menschen verschie-denster Glaubensrichtungen leben und arbeiten miteinander. Geblieben ist den Tössemer Katholiken eine lebendige Vereinslandschaft, in der alte Traditionen hoch gehalten und neue Wege als Gemeinschaft gesucht werden. Wenn die Vereine und Gruppierungen der Pfarrei St. Josef im Nachfolgenden vorgestellt werden, wird darüber hinaus nach-vollziehbar, welch bedeutende Rolle sie bei der Ausgestaltung der Kirche und des Pfarreizentrums hatten: Wichtige Aufgaben wurden dabei beispielweise vom Pfarreirat übernommen. Mit Hilfe der Sammelaktion konnten zudem vor rund vier Jahren Reno vationsarbeiten finanziert werden, für die anderweitig keine Mittel zur Verfügung gestanden hatten. Auch diese Festschrift profitiert von einem Zustupf der Sammelaktion.
Jacek Jeruzalski,
Pfarrer
Ursula Holenstein,
Pfarreisekretärin
Ines Bolthausen,
Pastoralassistentin
Paul Miklovic,
Pastoralassistent
Dajana Herzig,
Sozialarbeiterin FH
Das Seelsorgeteam St. JosefDas Seelsorgeteam St. Josef stellt sich persönlich vor:
Jacek Jeruzalski, Pfarrer
Seit Oktober 2010 bin ich in der Pfarrei St. Josef Winter-
thur-Töss zuerst als Pfarradministrator, dann als Pfarrer
tätig. Ich kümmere mich um die Planung und Koordi-
nation aller Gottesdienste sowie der Seelsorge- und Pfar-
reiveranstaltungen.
Die Freude an Begegnungen mit Menschen aller Art und
das Evangelium als alltagstaugliche und sympathische
Botschaft zu vermitteln, habe ich mir zum Ziel gesetzt.
Auch die Sakramente – Zeichen der Nähe Gottes – will
ich mit vielen unterschiedlichen Lebenssituationen ver-
binden.
Auf dem grossen Pilgerweg des Lebens darf ich hier in
St. Josef Station machen. Ich hoffe auf einen guten, geist-
lichen Weg, den wir gemeinsam gehen.
Mein Primizspruch, bzw. mein Lebensmotto ist:
«Fürchte dich nicht, denn ich habe dich ausgelöst,
ich habe dich beim Namen gerufen, du gehörst mir.»
(Jesaja 43,1)
Dazu lade ich Sie herzlich ein.
Ursula Holenstein, Pfarreisekretärin
Im nächsten Jahr betreue ich bereits seit zehn Jahren das
Sekretariat der Pfarrei St. Josef. Der christliche Glaube
und meine Mitmenschen sind mir sehr wichtig. Aus die-
sem Grund habe ich mich immer schon im kirchlichen
Bereich engagiert, sei es im Blauring, als Katechetin, bei
Kindergottesdiensten usw.
Im Pfarreisekretariat habe ich vielfältige Aufgaben:
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organisatorische, Führung der Pfarreibücher, Pfarrei-
Buchhaltung usw. Als meistens erste Ansprechperson des
Pfarr amtes kommen die Menschen mit den verschiedens-
ten Anliegen zu mir und ich schätze die wertvollen Be-
gegnungen sehr.
In meiner Freizeit interessiere ich mich für Kultur und
Musik, Singen ist meine Passion.
Ines Bolthausen, Pastoralassistentin
Seit inzwischen vier Jahren bin ich Pastoralassistentin in
St. Josef Winterthur. Die vielfältige Arbeit in der Pfarrei
gefällt mir. Ich freue mich besonders darüber, dass ich
dabei mit so vielen unterschiedlichen Menschen unter-
wegs sein darf. Es ist ein grosses Geschenk, einen sol-
chen Beruf ausüben zu dürfen.
Meine spirituelle Grundhaltung auf diesem Weg ist stark
von den beiden Jahren geprägt, die ich in einer christ-
lichen Lebensgemeinschaft von Menschen mit und ohne
intellektueller Behinderung verbracht habe.
Jean Vanier, der Gründer dieser Bewegung, schrieb ein-
mal: «Jeder Mensch ist einzigartig und wichtig, welches
auch seine Kultur, seine Religion, seine Gaben oder
Schwächen seien. Jeder ist von Gott und für Gott geschaf-
fen. Jeder von uns hat ein verwundbares Herz, wir haben
Sehnsucht, zu lieben und geliebt und geachtet zu werden.
Jeder hat seine eigene Sendung. Jeder Mensch wurde ge-
boren, damit das Werk Gottes sich an ihm erfülle.»
In diesem Sinne bin ich gerne weiterhin mit Ihnen unter-
wegs!
Paul Miklovic, Pastoralassistent
Die Geschichte schrieb das Jahr 1959, als ich das Licht
der Welt erblickte. Die weiteren Jahre meines jungen
Lebens genoss ich in einer achtköpfigen Grossfamilie.
Unsere Familie lebte in Zürich, bis einer nach dem andern
seine eigene Familie gründete oder sich selbständig
machte. Inzwischen – glücklich verheiratet – arbeite ich
in St. Josef Töss als Pastoralassistent. Es ist mein Her-
zensanliegen, mit den Mitmenschen der Pfarrei gemein-
sam den Weg des Glaubens und der Solidarität zu gehen.
Dabei ist es mir wichtig, jedem Menschen – gleich wel-
cher Gesinnung – gebührend Respekt, Mitgefühl und Of-
fenheit entgegenzubringen.
Dajana Herzig, Sozialarbeiterin FH
Ich bin seit dem 1. Oktober 2011 als Sozialarbeiterin in
der Pfarrei St. Josef tätig.
Warum habe ich diesen Beruf gewählt? Menschen ein
Stück weit auf ihrem Lebensweg zu begleiten, gemein-
sam die Steine aus dem Weg zu räumen und sie in ihrer
Selbstwirksamkeit zu bestärken, erfüllt auch mich. Da-
durch lerne ich viel vom ungeschminkten und vielseitigen
Leben, welches mich auch Gott und seine Liebe besser
erkennen lässt und mich dankbar stimmt. So kann ich viel
Gutes wieder zurückgeben.
Als Abwechslung widme ich mich gerne einem meiner
grossen Hobbies, dem Flamencotanz.
In unserer Pfarrei St. Josef Winterthur-Töss sind ausser-
dem tätig: Susanne Partalov, Sakristanin; Dile Palushaj,
Stv. Sakristanin; Ela Fiabane, Fabiola Wurm, Michaela
Schiewe, Katechese; Felix Marti, Religionspädagoge;
Kristine Sutidze, Hauptorganistin; Maarten Van der Lek,
Organist, und Caroline Green, Leitung des Cäcilienchors.
Pfarreirat St. Josef TössMitwirken am Pfarreileben
Anfänge und Professionalisierung
Wie die spärlichen Aufzeichnungen zeigen, gab es schon
vor 1982 in St. Josef einen ersten «Pfarreirat» oder eine
Pfarreikommission unter dem damaligen Kirchenpfleger
Bruno Hottiger, dem Aktuar Paul Widmer und dem Kas-
sier Hans Schneider. Im Archiv waren dazu jedoch kei-
nerlei Unterlagen zu finden.
Mit der Ankunft des neuen Pfarrers von St. Josef Töss,
Alfred Böni, trat ein neuer Pfarreirat sein Amt an. Die
Mitglieder der Pfarreikommission traten zurück, Hans
Schneider blieb weiter als Kassier tätig.
Zusammengesetzt war der neue Pfarreirat aus Alfred
Böni, Pfarrer (von Amts wegen), Peter Rüesch, Präsident,
Regula Ammann, Vizepräsidentin, Hans Schneider, Kas-
sier, Ferdinand Hess, Aktuar, und von Amtes wegen Ruth
Mäder, Kirchenpflegerin.
Pfarrer Alfred Böni vertrat die seelsorgerischen und
kirchlichen Belange. Peter Rüesch wünschte eine optima-
le Zusammenarbeit zwischen Vorstand und Pfarrer.
Peter Rüesch bemühte sich, mit den damaligen drei Gre-
mien Pfarreirat, Initiativ-Team und Vorständekonferenz
zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit zu gelangen. Sein
Ziel war es, die Verbindungen zu den Teams, den Verei-
nen und der Pfarrei zu verstärken. Ein weiteres Ziel des
Pfarreirats war damals die Erwachsenenbildung. Es sollte
ein Bildungsprogramm geschaffen werden, das durch den
Pfarreirat angeboten werden konnte.
Mit frischem Elan an der Arbeit
Schon im ersten Amtsjahr wurde sehr fleissig gearbeitet. So
konnten an der Pfarreiversammlung vom 21.03.1983 etli-
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che Anträge zur Abstimmung gebracht werden: ein Miet-
reglement für die Räumlichkeiten des Pfarreiheims wurde
erstellt und angenommen, dem Antrag für ein jährlich
durchzuführendes «Dankeschön Fest» für alle Helferinnen
und Helfer wurde mit grossem Mehr zugestimmt, der An-
trag für ein vierteljährlich erscheinendes eigenes Pfarrei-
blatt wurde von der Versammlung «noch» abgelehnt.
Ein gemeinsames «Pfarreiweekend» fand in Trogen statt.
Die Vorständekonferenzen dienten der Terminplanung für
das neue Kirchenjahr, der Organisation der Pfarreianlässe
und es wurde noch einmal eingehend über eine eigene
Pfarreizeitung diskutiert. 1984 wurde eine «Statuten-
kommission» gebildet, die die überalterten Statuten über-
arbeiten und ändern sollte. Das «Pfarreiforum St. Josef»
entstand. Es entstand eine Organisation, welche dem
Pfarrer beratend zur Seite steht. Sie bezweckt die Ge-
währleistung, Unterstützung und Förderung der Seelsor-
ge in der Pfarrei. Sie setzt sich zum Ziel, das Leben in der
Pfarrei zu gestalten und geeignete religiöse, kulturelle,
bildende und gesellige Veranstaltungen für alle Pfarrei-
angehörigen anzubieten.
Das «Pfarreiforum St. Josef»
Das «Pfarreiforum St. Josef» gliedert sich einerseits in die
Pfarreiversammlung, sie ist das oberste Organ des Pfarrei-
forums St. Josef. Sie umfasst alle Pfarreiangehörigen so-
wie die Personen, welche sich der Pfarrei zugehörig fühlen
und regelmässig mitmachen. Alle Pfarreiangehörigen ab
dem 16. Altersjahr sind stimm- und wahlberechtigt. Die
ordentliche Pfarreiversammlung tritt einmal jährlich zu-
sammen. Das Datum der Durchführung ist vom Pfarreirat
festzulegen und hat in der Regel im ersten Quartal zu er-
folgen. Die Einladung erfolgt durch Ausschreibung im
offiziellen Pfarrblatt und hat unter der Angabe der Trak-
tanden mindestens 20 Tage vorher zu erscheinen. Die Pfar-
reiversammlung beschliesst über Angelegenheiten von
grundsätzlicher Bedeutung, über Annahme und Änderung
der Statuten, über die Annahme des Protokolls, des Präsi-
dentenberichts, der Berichte der Rechnungsrevisoren und
der Jahresrechnung, des Budgets, der eingereichten An-
träge. Sie wählt den Pfarreirat, die Rechnungsrevisoren,
den verantwortlichen Redaktor des CONSAJO. Ausser-
ordentliche Wahlen obliegen der Pfarreiversammlung, bei
Gründung allfälliger Pfarreikommissionen, der Kirchge-
meinde oder Kirchenpflege vorzuschlagenden Kandidaten
der Pfarrei für die Kirchenpflege, die Synode, allfällige
weitere Kommissionen. Anträge, die von Pfarreiangehö-
rigen, Vereinen und Organisationen spätestens acht Tage
vor der Pfarreiversammlung beim Pfarreiratspräsidenten
eingereicht werden, werden an der Versammlung vorge-
lesen und wenn erforderlich zur Abstimmung gebracht.
Vielfältige Aufgaben des Pfarreirats
Der Pfarreirat ist das leitende Organ des Pfarreiforums
St. Josef. Der Pfarreirat setzt sich zusammen aus Präsi-
dent, Kassier, Aktuar, Mitgliedern des Seelsorgeteams,
den Kirchenpflegern der Pfarrei, dem Verantwortlichen
des Pfarreiheims, vier bis sechs weiteren Mitgliedern,
wobei auf angemessene Vertretung der Vereine und aus-
ländischen Pfarreiangehörigen zu achten ist. Der Pfarrei-
rat regelt die Stellvertretung und wählt aus seiner Mitte
einen Vizepräsidenten. Alle Pfarreiratsmitglieder sind
stimm- und wahlberechtigt. Der Pfarreirat ist beratendes
Organ des Pfarrers und leitet das «Pfarreiforum St. Josef»
im Rahmen der Richtlinien des Generalvikariates für den
Kanton Zürich, der Pfarreiversammlung und der Vorstän-
dekonferenz. Er ist zuständig für alle Geschäfte, welche
nicht ausdrücklich anderen Organen übertragen werden.
Der Pfarreirat hat insbesondere folgende Aufgaben: Er be-
ruft die Pfarreiversammlung und die Vorständekon ferenz
ein, bereitet deren Geschäfte vor und leitet sie. Er koordi-
niert und organisiert die religiösen, bildenden, kulturellen
und geselligen Veranstaltungen für alle Pfarreiangehöri-
gen. Er ist im Rahmen des Budgets der Kirch gemeinde Win-
terthur und des Pfarreiforums St. Josef verantwortlich für
die Herausgabe der Pfarreizeitung CONSAJO. Er vertritt
zusammen mit dem Pfarrer die Pfarrei nach aussen. Er berät
und unterstützt die Vereine und Pfarreimitarbeiter, er kann
weitere Mitglieder beiziehen. Er kann im Rahmen seiner
Befugnisse Kommis sionen zur Abklärung besonderer An-
liegen einsetzen, er bestimmt notwendige Delegationen.
Geburt von CONSAJO
Schon ein Jahr später konnte an der Pfarreiversammlung
vom 25.03.85 über die neuen Statuten abgestimmt wer-
den. Sie wurden mit grossem Mehr angenommen. An
einer weiteren Pfarreiversammlung vom Juni 85 wurden
weitere Mitglieder für den Pfarreirat gewählt: neu wurden
Vereinsvertreterinnen und Vertreter, ein Mitglied für reli-
giöse Anliegen und ein Vertreter für die ausländischen
Mitchristen in den Pfarreirat aufgenommen.
Das Pfarreiorgan CONSAJO wurde geboren und Ferdi-
nand Hess an der Pfarreiversammlung 1986 als Redaktor
einstimmig gewählt.
Die Ökumene fing mit zwei gemeinsamen Wortgottes-
diensten 1985 und der Teilnahme an der Amtseinsetzung
von Pfarrer Helge Fiebig an zu leben.
Es wurden bis zum Jahre 2000 viele Aufgaben bewältigt:
Pfarreireisen wurden organisiert, Pfarreifeste durchge-
führt, die Pfarreifasnacht lebte so richtig auf, die Herbst-
lager für die Jugendlichen stiessen auf grosse Begeiste-
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rung, Vorträge wurden gehalten, die ökumenischen
Wochen durchgeführt, Seelsorgeteam und Pfarreirat ar-
beiteten Hand in Hand. Natürlich war auch zu der Zeit
nicht alles eitel Sonnenschein: Probleme gab es mit dem
damaligen Bischof von Chur, Wolfgang Haas, und ge-
meinsam liess man ihm einen offenen Brief zukommen.
Ab dem Jahr 2000 änderte sich vieles in der Pfarrei. Mit
dem neuen Pfarrer kamen auch die Sorgen. Es kam zu einem
stetigen Wechsel im Seelsorgeteam, mehrere Pfarreirats-
präsidenten und viele Pfarreiräte wechselten sich ab. Die
Pfarreiangehörigen waren in zwei Lager gespalten, viele
fingen an, sich aus der Pfarrei zurück zu ziehen. Wieder
kam ein neuer Pfarrer, wieder gab es sehr viele personelle
Wechsel, wieder gelang es nicht, die Pfarrei zu einen. Vie-
le junge Leute, die sich in der Pfarrei engagiert hatten,
zogen sich zurück, fühlten sich nicht mehr ernst genommen.
Im Jahre 2010 wurde das Pfarreiheim umgebaut und reno-
viert. Es ist wunderschön geworden und wartet eigentlich
nur darauf, noch mehr genutzt und mit Leben gefüllt zu
werden. Ein neues Mietreglement wurde erstellt und eine
neue Hausordnung ins Leben gerufen. Gut konnten wir
dabei auf unsere Vorgänger zurückgreifen, hatten sie
doch mit der Erstellung des ersten Mietreglements schon
die Vorarbeit geleistet.
Mitwirken an einer offenen Pfarrei
Wieder ist ein neues Seelsorgeteam im Pfarrhaus einge-
zogen, vor gut einem Jahr ist Jacek Jeruzalski, in sein
Amt als Pfarrer von St. Josef eingesetzt worden. Doch der
Pfarreirat und allgemein die Pfarrei stehen immer noch
vor grossen Problemen. Nur noch wenige Pfarreiangehö-
rige sind bereit, im Pfarreirat mit zu arbeiten, so dass die
Suche nach engagierten, auch jüngeren Leuten weiter
geht. Die Mitarbeit selbst in den Vereinen, die doch in den
wirklich turbulenten Jahren immer vertreten waren, lässt
nach, auch dort ist das Engagement viel geringer. Natür-
lich ist die Zeit eine andere und es wird allen viel mehr
geboten, man braucht sich nicht zu engagieren, sondern
kann heute bequem konsumieren. Und doch macht der
Pfarreirat weiter. Wie, das wird die Zeit zeigen. Das Ziel
war und ist es: Gemeinsam an einer lebendigen, offenen
und der heutigen Zeit entsprechenden Pfarrei mitzuwir-
ken.
Marianne Henauer, Pfarreiratspräsidentin,
CäcilienchorEin menschlicher Klangkörper zum Lob Gottes
Der Cäcilienchor wurde am 6. Juni 1907 gegründet; ein
menschlicher Klangkörper wurde also zum Leben er-
weckt, noch bevor ein steinerner Baukörper in Form eines
Gotteshauses bestand. Neben dem gesanglichen und mu-
sikalischen Gottespreis in den Gottesdiensten sollte der
Verein auch zur «Hebung und Verschönerung des gesell-
schaftlichen Lebens» beitragen. Als Mittel hierfür wurde
unter anderem die «Erfüllung der religiösen Pflichten»
vorgesehen. Pflicht war zum Beispiel der Besuch der
Monatskommunion in der Frühmesse. Aufgenommen
werden konnten «Personen beiderlei Geschlechts, welche
einen unbescholtenen Leumund besassen». Dass nur
Katholiken im «Stand der Gnade» im Chor mitwirken
konnten, stand zwar nicht in den Statuten, galt aber
gemäss mündlicher Überlieferung als ungeschriebenes
Gesetz. Geschiedene waren also nicht willkommen und
verheiratete Frauen wollte man eigentlich auch nicht.
Diese gehörten ins Haus zur Familie. Wer in den Chor
aufgenommen werden wollte, musste zu einer Stimm-
probe beim Dirigenten antraben und nach der Aufnahme
in den Chor eine Vielzahl von Regeln einhalten. Wären
die Aufnahmebedingungen und die Regeln nicht längst
gelockert worden, würde der Chor wohl kaum mehr be-
stehen.
Grossartige Orchestermessen
Während seiner mehr als hundertjährigen Existenz hat
der Chor unzähligen Gottesdiensten ein festliches Ge-
präge gegeben und viele Menschen mit seinem Gesang
tief berührt. Im Gedächtnis bleiben die grossartigen
Orchestermessen zu Weihnachten und zu Ostern – wobei
die eindrückliche Jubelmesse von Carl Maria von Weber
in besonderer Erinnerung bleibt, – die ganze Palette ver-
schiedenster Chormusik wie die einfühlsamen Motetten,
Neben dem Gesang pflegen die Mitglieder
des Cäcilienchors die Geselligkeit.
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die modernen Gesänge von Höller oder die rhythmischen
Sprechgesänge für Jugend-Gottesdienste und die ein-
drücklichen Gesänge der Choral-Schola. Über viele Jahre
seines Bestehens hat der Chor aber auch an Pfarreifesten
und anderen Festanlässen mitgewirkt und diese teilweise
auch selbst gestaltet.
Benemerenti unter den Mitgliedern
Einige Personen haben sich mit ihrem langjährigen, gros-
sen Einsatz ganz besondere Verdienste um den Chor er-
worben. Dazu zählen unter anderen die Organistinnen
Rosa Notz und Therese Steinebrunner sowie die Chorlei-
ter Pfarrer Karl Hain und Prof. Dr. Othmar Müller. Einige
Chormitglieder haben ausserordentlich lange ein Amt als
Präsident, Kassierin oder Verantwortliche für das Noten-
archiv ausgeübt. Paul Kerker, der noch heute im Vorstand
aktiv ist, führt seit 1997 die Kasse und organisiert seit
1971 sämtliche Vereinsreisen. Sieben Chormitglieder
haben über 50 Jahre im Chor mitgesungen, wovon zwei
Sängerinnen und ein Sänger die päpstliche Verdienstme-
daille Benemerenti (dem Wohlverdienten) wünschten,
die bei mehr als 50-jähriger Mitwirkung im Kirchenchor
beim Papst beantragt werden kann. Die Medaillen
wurden in einem feierlichen Gottesdienst überreicht. Im
CONSAJO vom Mai 2007, das zum 100-jährigen Jubi-
läum als Festschrift erschienen ist, wurden die besonders
anerkennenswerten Mitglieder namentlich gewürdigt.
Im Verlauf seiner langjährigen Geschichte hat der Chor
neben dem 100-jährigen Jubiläum mit dem Höhepunkt
der Nicolai-Messe von Josef Haydn im Pfingstgottes-
dienst auch sein 40-jähriges, 50-jähriges und vor allem
sein 75-jähriges Bestehen gebührend gefeiert: Der
40. Geburtstag wurde mit einem feierlichen Hochamt mit
der Marienmesse von Eberhart Maria Wittmer gefeiert.
Am 50. Jahrestag wurde im Festgottesdienst die Missa
Festiva in F von Ernst Tittel gesungen. Zum 75-jährigen
Jubiläum wurde die Festschrift «75 Jahre Cäcilienchor
St. Josef Winterthur Töss, 1907 – 1982», herausgegeben.
In ihr wird die Geschichte des Chors bis 1982 aufgezeich-
net und es werden für den Chor wichtige Personen dar-
gestellt. Als Höhepunkt dieser Festlichkeiten wurde an
Ostern, dem 11. April 1982, die Paukenmesse von Joseph
Haydn für Soli, Chor, Orgel und Orchester gefeiert.
Zusammenarbeit über Quartiergrenzen hinaus
Während Jahrzehnten kannte der Chor bei einem Mitglie-
derbestand von durchschnittlich 50 Sängerinnen und Sän-
gern keine Nachwuchsprobleme. In den Protokollen der
frühen Achtzigerjahre tauchte dann aber immer wieder
die Klage über Mitgliederschwund und Überalterung auf.
Auch wenn die Nachwuchssorgen bis heute nicht ver-
schwunden sind, weist der Chor anfangs 2014 immer
noch einen Bestand von knapp 30 Sängerinnen und
Sängern auf. Der Chor kann aber heute eigentlich nur
noch dank Sängerinnen und Sängern aus anderen Stadt-
teilen und umliegenden Orten existieren. Im Mai 2004
wurde Prof. Dr. Othmar Müller nach 39-jährigem Dirigat
durch Caroline Green abgelöst. Der Einstieg war für die
neue Dirigentin nicht einfach, denn mit diesem Wechsel
gaben auch einige langjährige Stützen des Chors ihren
Rücktritt als Sängerin oder Sänger. In dieser schwierigen
Zeitspanne wurde der Chor von Trudi Reinhard präsi-
diert, die dieses Amt von 2001 bis 2011 mit grosser
Hingabe ausgeübt und mit grossem Einsatz für das Über-
leben des Chors gekämpft hat. In diese Zeit fällt 2010
auch der Wechsel der Organistin: Therese Steinebrunner,
die den Chor während 29 Jahren an der Orgel begleitet
Schon vor dem Kirchenbau gegründet: der Cäcilienchor.
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hat, wurde von Kristine Sutidze abgelöst. Sie bringt als
Chorbegleiterin und nicht zuletzt auch in ganz gewöhn-
lichen Sonntagsgottesdiensten ihr grosses musikalisches
Können immer wieder zum Ausdruck.
Motivierende Chorleiterin
Caroline Green, unsere Chorleiterin, hat ihren Einstand
am Pfarreifest vom 29. August 2004 gegeben. Sie ist eine
Vollblutmusikerin, die in England Gesang und Klavier
studiert hat und als Solistin auf grossen Opernbühnen und
unter bekannten Dirigenten aufgetreten ist. Neben dem
Cäcilienchor leitet sie auch den Kirchenchor der Pfarrei
Christkönig in Kloten. Caroline Green spielt ausgezeich-
net Klavier, was das Einüben von neuen Werken sehr er
leichtert. Sie leitet die Proben mit viel Humor, ohne ihre
hohen Ansprüche zurückzuschrauben, und motiviert so
die aktiven Sängerinnen und Sänger, unermüdlich an
ihrer gesanglichen Qualität zu arbeiten und sich mit viel
Begeisterung auf den nächsten Einsatz in der Kirche vor-
zubereiten.
Im Festgottesdienst vom 31. August 2014, mit dem der
hundertste Geburtstag unserer Kirche gefeiert wird, singt
der Chor Auszüge aus dem Gloria von Antonio Vivaldi.
Der Chor wird von einem Orchester, der Orgel und von
zwei Solostimmen begleitet. Die Sängerinnen und Sänger
des Cäcilienchors freuen sich zusammen mit ihrer Diri-
gentin riesig, zur festlichen Feier beitragen zu dürfen.
Der Chor pflegt auch ein ausserkirchliches Jahres-
programm. Die Vereinsreise, ein Grillplausch und der
Chlaus abend sind feste Bestandteile dieses Programms
und nach den wöchentlichen Proben ist auch der gemütli-
che Schwatz in einer Beiz für einige Sängerinnen und
Sänger eine Selbstverständlichkeit. Solche Gelegenheiten
fördern das gegenseitige Verständnis und schaffen
menschliche Wärme. In einer Zeit überhand nehmender
digitaler Freundschaften ist dies ein wichtiger Ausgleich.
Die lange Geschichte des Chors bildet einen fruchtbaren
Boden für künftiges Wachstum. In diesem Boden müssen
aber immer wieder neue Pflanzen wurzeln, damit der
menschliche Klangkörper weiterschwingt. Neue Sänge-
rinnen und Sänger sind deshalb jederzeit herzlich will-
kommen.
Richard Stadelmann, Präsident Cäcilienchor,
Frauenverein Seit 100 Jahren mit Herz dabei
1914 – 1939: Die Anfänge
«Und während um uns herum der Krieg wütete, wurde
hier in der neuen Kirche zu Töss das Samenkorn des
Müttervereins gelegt, möge es zu einem grossen Baum
heranwachsen und hundertfältige Frucht bringen, das
wolle Gott». (Anna Döbeli, an der Gründungsversamm-
lung am 25. Oktober 1914, Aktuarin).
Am 25. Oktober 1914 gründete Hochwürden Pfarrer
Dr. Pius Kistler zusammen mit 41 anwesenden Frauen
in der Kirche St. Josef den katholischen Mütterverein
St. Josef und die Jungfrauenkongregation. Sinn, Zweck
und Ziele des neuen Vereins waren:
1. Es werden belehrende Vorträge über die christliche
Erziehung der Kinder gehalten.
2. Es ist Aufgabe der Frauen, sich um arme Wöchnerin-
nen zu kümmern und sie zu unterstützen.
3. Es ist Aufgabe der Frauen, Kranke zu besuchen.
4. Es ist Aufgabe der Frauen, die Paramenten zu be-
schaffen (Kelchvelum, Pala Corporis, Korporale usw.)
zu pflegen, zu waschen und in Ordnung zu halten.
Dann schlug Pfarrer Kistler die Frauen für den Vorstand
vor, die durch offenes Hand-Mehr gewählt wurden. Die
Gründungsmitglieder waren:
Elisa Walter, Präsidentin, Anna Döbeli, Aktuarin, Klara
Ineichen, Kassierin, Marie Sutter und Luise Kessler, Bei-
sitzerinnen.
Der Monatsbeitrag wurde auf 20 Rappen festgelegt.
Die Versammlungen fanden für die Mütter alleine am
vierten Sonntag jedes anderen Monats und mit den Jung-
frauen zusammen jeden folgenden dritten Sonntag, statt.
Die Mitglieder wurden gebeten, monatlich, wenn mög-
lich am vierten Sonntag, die heiligen Sakramente zu emp-
fangen und an den vier Generalkommunionen definitiv
teilzunehmen.
Vorkriegszeit: Vielfältiges karitatives Engagement
Die ersten 25 Jahre waren geprägt von der grossen Unter-
stützung und Hilfsbereitschaft der Frauen gegenüber den
Menschen, denen es noch schlechter ging als ihnen und
ihren Familien. So wurden Gaben für die Weihnachtsfeier
gesammelt, damit auch alle Schul- und Unterrichtskinder
beschenkt werden konnten. Es wurde Geld zum Einkauf
eines «Cervelat mit Büürli» für die Kinder gesammelt.
Weitere Spenden wurden beschafft für den Altarraum, die
Marienstatue, zur Tilgung der «Orgelschuld». Nach dem
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Die Kriegsjahre verliefen auch für den Mütterverein sehr
still. Auf Geselligkeit wurde ausser am Müttertag ver-
zichtet, auch die kirchlichen Versammlungen waren in
diesen Jahren nicht gut besucht. Die Frauen fuhren aber
des Öfteren nach Einsiedeln, um für Schutz des Vaterlan-
des, der Soldaten und der Familien zu bitten. Wieder wur-
de den Familien in Not geholfen, die Kinder bekamen an
der Weihnachtsfeier zu essen, der Erlös der Tombola, für
die die Frauen gesammelt hatten, diente weiterhin zur
Tilgung der Orgelschuld.
1964: 50-Jahr-Jubiläum von Kirche und Frauenverein
Auf eine eigentliche Feier des Frauenvereinsjubiläums
wurde verzichtet, da in diesem Jahr natürlich wieder
viele Jubiläen anstanden, zum einen 50 Jahre Kirche
St. Josef. Im Juni 1964 besuchte Bischof Johannes
Vonderach St. Josef und spendete über 100 Mädchen
und Knaben das Sakrament der Firmung, am 21. Juni
feier te die Gemeinde mit dem Frauenvereinspräses Pfar-
rer Dr. Karl Hain dessen goldenes Priesterjubiläum. Eine
Woche später feierte er nach 35-jähriger Tätigkeit in
St. Josef seinen Abschiedsgottesdienst.
Am 27. August begann in der Geschichte des Frauenver-
eins und der Pfarrei ein neuer Abschnitt. Dekan Meier
installierte den neuen Präses Pfarrer Otto Stähli als neuen
Pfarrherrn von Töss. 1965 wurde eine Frauengruppe ge-
gründet, die sich im Hinblick auf den erstmals 1966 statt-
findenden Bazar wöchentlich zu Strickabenden unter der
Leitung von Frau Marei Schönbächler traf.
1966 – 1991: Das Angebot wird immer breiter
1966 brachte der erstmalig durchgeführte Bazar einen Er-
lös von 30’000 Franken, der zugunsten des neu entstehen-
Krieg wurde auch Geld für Deutschland gesammelt, die
sogenannte «Deutschlandspende».
Ende 1919 wurde erstmals eine Delegation von sechs
Mitgliedern des Müttervereins an den 24. Zürcherischen
Katholikentag gesandt, die erste Frauentagung mit 6000
Frauen fand statt.
Ab 1920 wurden von den Frauen auch Ausflüge, Wall-
fahrten und Besichtigungen durchgeführt, zu Beginn war
man noch mit Lastwagen unterwegs. Der Müttertag wur-
de in jedem Jahr zur Gründungszeit des Müttervereins
durchgeführt, mit Generalkommunion am Morgen, dem
Hochamt mit festlicher Predigt extra für die Mütter und
am Nachmittag mit einer Andacht. Anschliessend fand
der gesellige Teil im «Hirschen» oder im «Freihof» statt.
1925 wurde der Präses Pfarrer Dr. Pius Kistler in die
Ewigkeit abberufen. Die nächsten vier Jahre war Pfarrer
Grüninger Präses des Müttervereins gewesen, anschlies-
send Pfarrer Dr. Karl Hain.
Kriegsjahre: Verantwortung
auf den Schultern der Frauen
1929-1933 – Weltwirtschaftskrise – September 1939 –
Ausbruch des zweiten Weltkriegs durch Hitlers Ein-
marsch in Polen – Mobilmachung in der Schweiz am
2. September – 450’000 Männer zum Aktivdienst einge-
rückt – 10’000 Frauen zum sogenannten militärischen
Frauenhilfsdienst eingezogen. Zu Hause, in Töss, lag
wieder die ganze Verantwortung für die Familie auf den
Schultern der Frauen. Zum 25-jährigen Bestehen des
Müttervereins im Oktober 1939 konnte nur eine kleine,
schlichte Feier durchgeführt werden.
Gemeinsame Ausflüge stärken den Zusammenhalt im Tössemer Frauenverein.
11
weiter: An einem gemeinsamen Wochenende, das die Vor-
standsfrauen für gewöhnlich ausserhalb der Pfarrei ver-
bringen (Kartause Ittingen, Propstei Wislikofen) erstellen
sie jedes Jahr aufs Neue ein ansprechendes Programm.
Seit zwei Jahren sind die Frauen am ökume nischen Bazar
für den Verkaufsstand von St. Josef zuständig. Im März
2014 konnten sie zusammen mit den Frauen aus der refor-
mierten Kirchgemeinde und mit Frauen aus allen Natio-
nen zum dritten Mal den «Internationalen Tag der Frau»
feiern: Ein Grossanlass mit über 200 Frauen, von denen
ganz viele etwas zum Gelingen beitrugen.
Im Februar dieses Jahres begannen die Feiern zum
100-jährigen Bestehen an der GV: eine wunderbare Feier
und rückblickend auf das oben genannte Zitat von Anna
Döbeli kann man sagen: Ja, das Samenkorn ist zu einem
grossen Baum gewachsen, der hundertfältige Frucht
gegeben hat. Passen wir auf ihn auf, dass er nicht abstirbt
und vertrocknet. Lasst ihn uns hegen mit frischem Mut
und düngen mit neuen Ideen, so dass er noch viele Jahre
weiter gedeihen kann!
Für das Frauenvereinsteam:
Marianne Henauer, [email protected]
den Pfarreiheimes eingesetzt wurde. Neu wurden Bastel-
kurse angeboten, die so viele Frauen besuchen wollten,
dass sie zwei- bis dreifach durchgeführt werden mussten.
Werktagsmessen um halb neun Uhr morgens und Abend-
messen wurden eingeführt und fanden Anklang bei den
Frauen. Der ökumenische Weltgebetstag in der Methodis-
tenkapelle, im reformierten Kirchgemeindehaus und im
katholischen Pfarreiheim stand neu im Programm. Vor-
träge durch Referenten, spezielle Maiandachten für Frau-
en, Fasnachtsunterhaltungsabende mit Tombola und mit
Beiträgen des Frauenvereins kamen dazu. 1969 fand die
feierliche Einweihung des Pfarreiheimes statt. Der Frau-
enverein zählte in den Siebzigerjahren über 200 Mit-
glieder.
1979 wurde die Gruppe «Mir händ Chind» gegründet, die
ersten Leiterinnen waren Irma Wirthlin und Vreni Büchi.
Die Frauenvereine der Region Winterthur führten auch
gemeinsame Kurse durch, Besinnungsnachmittage fan-
den statt. Kleider und Sportartikelbörsen wurden gemein-
sam im reformierten Kirchgemeindehaus durchgeführt.
Am 22. Februar 1981 wurde das verwaiste Pfarrhaus neu
besetzt und der Frauenverein bekam als neuen Präses
Pfarrer Alfred Böni. 1989 konnte das 75-jährige Bestehen
des Frauenvereins gross gefeiert werden – ein Ereignis,
an das viele Mitgliedsfrauen gerne zurück denken.
Regelmässig wurden nun auch Wanderungen gemacht,
man besuchte das Sommertheater, es wurden gemeinsame
Besinnungsnachmittage aller Frauenvereine besucht. Für
die verstorbenen Mitglieder des Vereins fand jeweils im
November eine Messe statt, Pfarreifeste wurden mitorga-
nisiert, Adventsfeiern im Pfarreiheim gehalten. Geturnt
wurde nun am Mittwochmorgen, so dass alle fit blieben.
Taufbesuche wurden gemacht, für die Täuflinge gab es
ein Pullöverli. In den nächsten Jahren kamen die Frauen-
messen an jedem ersten Donnerstag im Monat hinzu, vor-
bereitet von einer Gruppe Frauen aus dem Verein. Neu
war auch der ökumenische Frauezmorge: die Frauen tra-
fen sich im Café Frosch.
1991 – 2014: Probleme und Lösungen
Um die Jahrtausendwende traten grosse Spannungen in
der Pfarrei auf, häufige Personalwechsel im Pfarrhaus
und unterschiedliche Ansichten und Meinungen machten
auch vor dem Frauenverein nicht Halt. Viele Frauen
zogen sich zurück, traten gar aus dem Frauenverein aus.
Für die nachfolgenden Teamleiterinnen kein einfaches
Unterfangen, immer wieder neu zu motivieren und neue
jüngere Frauen für den Verein, der ja heute offen ist
für alle Frauen, zu gewinnen. Doch der Vorstand machte
Zur Jubiläumsgeneralversammlung im Frühling 2014 tragen die
Vorstandsfrauen historische Kostüme.
12
«»
Gospelvoice Seit 20 Jahren Freude an der Gospelmusik
«Gospel bedeutet Evangelium, Gute Nachricht. Ein Gos-
pelchor ist ein religiös orientierter Chor mit modernen
Stilelementen» – So lautet gemäss Wikipedia die Defini-
tion eines Gospelchores.
Definitionen sind für «Gospelvoice» aber Nebensache:
Der Verein mit rund 25 aktiven Sängerinnen und Sängern
ist geprägt und verbunden durch die Freude an der Gos-
pelmusik. Jüngere und ältere, lautere und leisere Stim-
men proben unter der engagierten, professionellen Lei-
tung von Adina Liebi immer am Dienstagabend im Saal
des Pfarreizentrums St. Josef.
Eigeninitiative, die sich bewährt
Gegründet und finanziert wurde Gospelvoice im Jahre
1994 ursprünglich als Blaukreuz-Projekt. Nur zwei Jahre
später wurde das Projekt aber schon stillgelegt und der
Chor durch die Mitglieder mit viel Elan als freie Gruppie-
rung eigenständig weitergeführt. Dank dem damaligen
Chorleiter aus Dättnau durften die Sängerinnen und Sän-
ger ab 2002 den Saal im Pfarreizentrum St. Josef als offi-
zielles Probelokal benutzen. Im Jahre 2006 erfolgte dann
die offizielle Gründung des überkonfessionellen, ehren-
amtlich geführten Vereins Gospelvoice. Eines der Ziele
besteht darin, jedes Jahr die eingeübten Lieder in einer
Serie von mindestens vier Konzerten aufzuführen. Dabei
werden die Sängerinnen und Sänger jeweils von einer tol-
len Band begleitet. Ausserdem wirkt Gospelvoice sehr
gerne an Gottesdiensten mit, gestaltet Firmenanlässe oder
tritt an Hochzeiten auf. Mitsingen darf jedermann und
Interessierte sind immer herzlich willkommen.
Mehr Informationen:
www.gospelvoice.ch
Gesundheitsgymnastik 60plusDie Herbstzeitlosen turnen
«Wir bewegen uns für unsere Gesundheit und unser
Wohlbefinden, für die Stärkung unseres Immunsystems
und weil wir Freude an unserer körperlichen Fitness
und Beweglichkeit haben. Jeden Mittwochmorgen von
Uhr 9.30 bis 10.30 findet im Pfarreizentrum St. Josef,
Nägelseestr.46, 8406 Winterthur Töss die Gesundheits-
Gymnastik 60 plus statt. Dies mit einem Kostenanteil von
110 Franken halbjährlich.» – So werben die rüstigen Tur-
nerinnen heute für ihr Angebot, das die Vereinslandschaft
in St Josef um ein Fitnessangebot ergänzt.
Flotte Rhythmen für fitte Damen
Schon vor einigen Jahren schrieb der Winterthurer Stadt-
anzeiger über diese aktiv turnende Gruppe: «Die Herbst-
zeitlosen von Winterthur turnen in Töss. Noch ganz schön
fit und immer fröhlich lachend: Damen zwischen 64 und
85 Jahren turnen in der Gesundheitsgymnastik in Töss.
Die alten Oma-Zeiten sind vorbei. Zu Beginn jeder Stunde
wird mit modernen Rhythmen der Kreislauf in Schwung
gebracht. Anschliessend gibt es gezielte Übungen für die
verschiedensten Körperteile. Jede Mittwochmorgenstun-
de wird mit einer wohlverdienten Entspannung beendet.»
Interessierte Damen sind stets willkommen.
Karin Ruthenbeck, [email protected]
Nimm dir die Zeit, reservier dir die Stunde,mach was für dich persönlichjeden Mittwoch in fröhlicher Runde
Jeden Mittwochmorgen sind die Tössemer Turnfrauen aktiv. Am Dienstagabend erfüllen die Stimmen von Gospelvoice
das Pfarreizentrum.
13
Männerverein Junge und jung gebliebene Männer, die sich mit Gott und der Welt auseinandersetzen
Der Katholische Männerverein St. Josef Töss wurde am
30. Dezember 1904 gegründet und blickt im Jubiläums-
jahr bereits auf eine 110-jährige Geschichte zurück. Im
Verein haben sich Männer aus der Pfarrei St. Josef Töss
oder solche, die sich mit der Pfarrei verbunden fühlen,
zusammengefunden. Er baut auf christlichen und sozialen
Werten auf und leistet einen aktiven Beitrag zum Pfarrei-
leben. Regelmässig engagiert sich der Verein bei der
Durchführung von besinnlichen und religiösen Veranstal-
tungen oder unterstützt tatkräftig gesellige Anlässe der
Pfarrei.
Engagement für die Gemeinschaft
Neben dem gemeinsamen Besuch von kirchlichen Ver-
anstaltungen und interessanten Vorträgen nimmt das
Zusammensein in der Gemeinschaft einen grossen Stel-
lenwert ein. Exkursionen zu Sehenswürdigkeiten in Win-
terthur und Umgebung sind bei den Mitgliedern ebenso
beliebt wie gemeinsame Kochabende, Grillwanderungen
oder der traditionelle Kegel- und Jass-Anlass. Zu diesen
Veranstaltungen sind natürlich stets auch die Angehöri-
gen eingeladen.
Im Mai dieses Jahres haben mehrere Vereinsmitglieder an
einer mehrtägigen Jubiläumsreise nach Salzburg teilge-
nommen. Der Männerverein ist in den vergangenen Jah-
ren um einige Mitglieder gewachsen und hat derzeit etwa
60 Mitglieder. Junge oder junggebliebene Männer, die
sich ebenfalls am Vereinsleben beteiligen möchten, sind
jederzeit herzlich willkommen!
Michael Börsch, [email protected]
Kinder und FamilienIn unserer Pfarrei haben mehrere Kinder- und Familientraditionen ihren Platz
Zuerst ist da natürlich das alljährliche Krippenspiel, das
am 24. Dezember im nachmittäglichen Familiengottes-
dienst aufgeführt wird. Das geeignete Spiel zu finden, ist
dabei gar nicht so einfach: Es soll besinnlich sein, aber
nicht zu fromm; es soll lustig sein, aber doch mit Tief-
gang; es soll für die Anzahl der interessierten Kinder
stimmen, aber sich trotzdem noch ausbauen lassen, falls
sich spontan noch weitere Kinder melden etc. Doch dank
der Begeisterung der Kinder gelingt es immer wieder, den
Zuhörern von Jung bis Alt im bestbesuchten Gottesdienst
des Jahres den Sinn der Weihnacht nahe zu bringen.
Nicht vergessen werden soll dabei unsere ehemalige
Seelsorgerin Elvira Gilg, die das Krippenspiel bis zu ihrer
Pensionierung mehrere Jahrzehnte lang mit den Kindern
gestaltete und aufführte. Wie ich hörte, war früher
auch die Anzahl der Kinder sehr viel höher. Was für ein
Aufwand und Spektakel muss es gewesen sein, mit 30 bis
40 Kindern so ein Spiel aufzuführen!
Auch zu unserer Tradition gehört der alljährliche Kreuz-
weg für Kinder und Familien am Karfreitagvormittag. Der
Anlass wird jeweils neu kindgerecht mit Mitmach-Elemen-
ten, aber auch mit besinnlichen Momenten vorbereitet.
Sowohl von der zentralen Bedeutung der Kar- und Oster-
tage als auch vom regen Besuch dieses Anlasses her ist
dieser Kreuzweg eines der wichtigsten liturgischen An-
gebote für Kinder und Familien in St. Josef.
Tradition hat in unserer Pfarrei auch die Familierundi.
Eine ökumenische Gruppe aus freiwillig und hauptamt-
lich Tätigen koordiniert verschiedene Angebote für Kin-
der und Familien: Märchennachmittage, eine Kinderklei-
derbörse, ein Osterbasteln, den Familierundi-Gottesdienst
im November und vieles mehr.
Gemeinsam grillieren: nur einer der beliebten Anlässe
des Männervereins.
14
Ökumenische offene Jugendarbeit im Jugendzentrum TössJugendanlässe von A bis Z
Am Anfang war es eine Gruppe Jugendlicher aus Winter-
thur Töss, die sich regelmässig in der Freizeit im Jugend-
zentrum Töss an der Stationsstrasse 3A trafen. Nach ein
paar Jahren wöchentlichem Treffen – zwei bis drei Stun-
den am Mittwochnachmittag und Freitagabend – wollten
die jungen Frauen und Männer auch später als Gruppe
zusammenbleiben.
Lena Wildermuth, Paul Miklovic, Esther Müller und eini-
ge andere Erwachsene begleiten deshalb die Jugendlichen
zur Selbständigkeit. Sie animieren sie, selber Aktionen zu
organisieren. Verschiedene Anlässe wie beispielsweise
das Jugendzentrum zu besprayen (legal, selbstverständ-
lich!) oder ein gemeinsamer Pizzaabend begeistern und
kitten die Jugend zusammen.
Die Anlässe reichen inzwischen von A bis Z: Alpamare,
Schlitteln, oder Kegeln und Fondueessen gehören zum
Angebot. Das Leiterteam sucht gemeinsam mit den Ju-
gendlichen nach Daten, gestaltet die Anlässe und orga-
nisiert diese. Eines ist sicher: Auch nach der Schulzeit
sollen die Jugendlichen zusammen bleiben und sich vom
Gruppengeist anstecken lassen.
Die Angebote der offenen Jugendarbeit können von allen
Jugendlichen der Stadt Winterthur ohne Mitgliedschaft
oder andere Bedingungen genutzt werden.
Paul Miklovic, Pastoralassistent
Jugend-RosenkranzAltbewährte Gebetsform gepflegt von Jugendlichen
Beten in der heutigen Zeit der Hochtechnologie abschaf-
fen? Nicht mit uns, sagen sich Tössemer Jugendliche.
Daraus entstanden ist die Jugend-Rosenkranzgruppe in
St. Josef: Die Jugendlichen, die seit gut zwei Jahren den
Rosenkranz beten, sind begeistert davon. Formiert hat
sich die Gruppe im Frühling 2012 während der Firmreise.
Pfarrer Jacek Jeruzalski und der Jugendarbeiter Felix
Marti fragten die Firmanden vor dem Trevibrunnen in
Rom nach ihrem Interesse an einem gemeinsamen
Rosenkranzgebet. Warum diese altbewährte Gebetsform
nicht den Jugendlichen anbieten? – hatten sie sich über-
legt. Und nicht dauernd, aber doch immerhin ab und zu ist
heute ein erfrischendes «Gegrüsst seist du Maria» von
den Jugendlichen in der St. Josefs- Kirche zu hören.
«Schön! Das hält das Glaubensleben in unserer Pfarrei
frisch und jung», sagt sich nicht nur das Seelsorgeteam in
St. Josef.
Pfarrer Jacek Jeruzalski und Felix Marti,
Die Jugendlichen schätzen beim Rosenkranzgebet – so
ihre Aussage – «die Kombination von Aktivem mit Meditativem».
Dazu kommen verschiedene aktuelle Angebote: Kinder-
tage oder die Anlässe der Ministranten, die für alle
Kinder offenstehen. Je nach Halbjahresprogramm steht
Grillen, Guetzlibacken, Basteln oder ein Spielnachmittag
auf dem Programm. Dieses Jahr wurden wir bei unserem
Jubiläums-Kindertag sogar von einem Zauberer aus dem
fernen Walliserland überrascht und verhext.
Einen Überblick über unser jeweiliges Kinder- und Fami-
lienprogramm können Sie sich in unserem Halbjah-
resflyer oder im Internet verschaffen: www.stjosef.ch
Gemeinschaften Familierundi
Ines Bolthausen, [email protected]
15
Strickgruppe«Wir stricken fürs Leben gern!»
Selbstgestrickte Wollsocken? Babyfinkli oder ein flau-
schiges Kinderjäckchen? Es gibt Dinge, die einfach am
Schönsten sind, wenn sie sorgfältig von Hand gearbeitet
wurden. In der Strickgruppe der Pfarrei St. Josef entste-
hen deshalb Socken, Schals, Kinderkleider und vieles
mehr. Es wird gestrickt und gehäkelt – doch es gibt auch
viel zu lachen! Neben dem Handarbeiten liegt der Strick-
gruppe die Geselligkeit am Herzen.
Von September bis April treffen sich die Mitglieder jeden
Dienstagnachmittag im Pfarreizentrum und es wird ge-
strickt, bis die Nadeln glühen. Die so entstandenen
Strickwaren verkaufen sich gut am ökumenischen Bazar,
vieles wird aber auch verschenkt oder landet in den Ad-
ventssäcklein der Vinzenzkonferenz für unsere Senioren.
Maria Gmür, Tel. 052 203 93 36
Ministranten Eine eingeschworene Gemeinschaft – nicht nur im Gottesdienst
Die Ministranten oder «Minis» von St. Josef leisten wert-
volle Dienste in den Gottesdiensten. Daneben unter-
nehmen sie aber auch einiges gemeinsam: Auf dem Pro-
gramm für die Mädchen und Buben stehen Weekends,
Ausflüge, Pokerabende, Fussball und viel anderes mehr.
Besonders stolz ist das Seelsorgeteam in Töss darauf,
dass die «Mini»-Schar die grosse Vielfalt der Weltkirche
widerspiegelt: «Minis» mit philippinischer, italienischer,
spanischer, vietnamesischer, eriträischer Herkunft, aus
Sri Lanka und der Schweiz finden in St. Josef zu einer
kunterbunten und fröhlichen Gruppe zusammen. Die Tös-
semer «Minis» wissen, dass es am besten zusammen
geht!
Ines Bolthausen, Pastoralassistentin
NarrenSiegel TössFür ein paar Stunden Narrenfreiheit
Die Geschichte der Tössemer Fasnacht hing stark mit
dem Hotel-Restaurant Krone zusammen. Selbstverständ-
lich fanden hier auch sämtliche Anlässe der anderen Tös-
semer Vereine statt. Die eigene «Frösche»-Fasnacht feier-
te hier ihre Höhepunkte – und bot damit über Jahre der
Fasnacht des Fastnachtskomitees Winterthur (FAKOWI)
in der Innenstadt Paroli. Im Jahre 1959 musste das Haus
schliessen und somit endete auch die «Frösche»-Fas-
nacht. Ab 1969 wurde im neuen Pfarreiheim wieder Fas-
nacht gefeiert. Jedoch bestand damals die Fasnacht mehr
oder weniger aus einem Theater und einer Tombola.
Fröscheball und Fröschliball
Dies war Peter Rüesch, Ferdinand Hess und Toni De
Massari zu wenig und so gründeten sie 1986 als neuen
Pfarrei verein das NarrenSiegel Töss. Von da an gab es
wieder eine Saalfasnacht für gross und klein. Den Frösche-
ball und den Fröschliball. In den ersten Jahren wurden am
Fröscheball auch Schnitzelbänke vorgetragen. Doch das
kam bei den Besuchern nicht gut an, da das fasnächtliche
Treiben der Maskierten durch die Schnitzelbänke unter-
brochen wurde. Später wurden der 11.11. und die Nach-
lese ins Jahresprogramm des NarrenSiegels aufgenom-
men. An diesen Anlässen gab es Gelegenheit, die
selbstgeschriebenen Schnitzelbänke vorzutragen, und sie
boten Platz für Gastauftritte, womit diese Anlässe be-
reichert wurden. Die Nachlese entwickelte sich zum wich-
tigsten Anlass für das NarrenSiegel. Durch diesen Anlass
entstanden wichtige Bande zum Winterthurer Stadtrat.
Denn zur Nachlese ist jeweils ein Mitglied des Stadtrates
als Ehrengast und «Narrenopfer» eingeladen. Das Narren-
Siegel schreibt für diesen Gast den Klamauk, ein speziel-
les Bühnenspektaktel, das den ausgewählten Stadtrat lie-
bevoll aufs Korn nimmt, und überreicht ein zum Thema
passend ausgesuchtes fasnächtliches Geschenk.
Narrentreiben am Fröschliball des NarrenSiegels Töss.
16
Nikolausgruppe St. JosefLoben muss man, tadeln darf man
Leuchtende Kinderaugen erwarten den Schmutzli und
den Samichlaus, wenn sie polternd und mit der Glocke
läutend die Treppe hochsteigen. Was ist denn das? Schaut
da hinter der Mutter noch ein ängstliches Augenpaar her-
vor? In der Stube versammelt sich nun die ganze Familie
und empfängt die Gäste mit: «Guete’n Abig Samichlaus,
Sali Schmutzli». Im grossen Buch schaut der Samichlaus,
was der Schmutzli im Laufe des Jahres alles aufgeschrie-
ben hat. Da gibt es viel zu loben aber auch ein wenig, das
besser gemacht werden kann. Nun kommt der schönste
Teil: Die Kinder sagen ihre Versli auf oder spielen etwas
auf ihren Instrumenten vor. Nach gelungenem Vortragen
ist im Strahlen der Augen nichts Ängstliches mehr zu se-
hen. Helle Freude und glückliches Kinderlachen zaubert
nun der Schmutzli in die Stube, wenn er die guten Sachen
und die Geschenke aus seinem Sack verteilt. Und schon
heisst es wieder: «Tschau zäme, bis zum nächschte Jahr!»
Familienbesuche auf gepflegte Art
Ursprünglich hatte die Jungmannschaft, später die Ju-
gendgruppe Kitt 77, jährlich eine Nikolausaktion durch-
geführt und die Familien in Töss besucht. Nach der Auf-
lösung der Jugendgruppe, ca. im Jahr 1985, übernahmen
einige Mitglieder aus dem Männerverein diese schöne
Dieses Geschenk darf das NarrenSiegel jeweils an einer
folgenden Stadtratssitzung im Stadthaus im Beisein des
Gesamtstadtrates übergeben. Zum festen Bestandteil der
Nachlese ist auch das Politcabaret von Martin und Fiore
geworden. Die beiden «Obdachlosen» betrachten die Po-
litlandschaft und die Geschehnisse in der Stadt und der
Welt mit ihren Augen aus ihrem Abfallcontainer, in dem
sie wohnen!
In der Zwischenzeit sind noch weitere Anlässe zum Jah-
resprogramm des NarrenSiegels dazu gekommen: Mit
dem Baldachin wird der Stadtpräsident am Fasnachtsfrei-
tag zur Schlüsselübergabe begleitet und am Sonntag prä-
sentiert das NarrenSiegel am grossen Fasnachtsumzug in
der Stadt den eigenen Sujet-Wagen. An der Tössemer
Dorfet ist die Gruppe mit einem grossen Festzelt präsent
und die NarrenSiegel-Beiz serviert traditionell den be-
rühmten Schweinsbraten aus dem «Oklahoma-Joe»!
Tössemer Fastnachtskultur hüten und pflegen
Die Zukunft der verschiedenen Anlässe könnte nicht
unterschiedlicher sein: Während der 11.11. und die Nach-
lese im vollbesetzten Saal stattfinden, schwinden die
Besucherzahlen am Frösche- und Fröschliball stetig.
Dies ist wohl ein Zeichen der Zeit. Die Gesellschaft ent-
wickelt sich immer mehr hin zur Konsumgesellschaft.
Zu nehmend wird es auch schwieriger, Nachwuchs für das
NarrenSiegel-Komitee zu finden. Trotz verschiedener
Widerwärtigkeiten soll aber die Fasnachtskultur in Töss
weiter gehütet und gepflegt werden.
György Farkas, [email protected]
Aufgabe und gründeten die Nikolausgruppe St. Josef
Töss. Diese Gruppe hat sich auf die Fahne geschrieben,
in gepflegter Art und auf qualitativ hohem Niveau die
Tössemer Familien zu besuchen, ganz nach dem Motto:
Loben muss man, tadeln darf man.
Am Anfang startete die Nikolausgruppe mit zwei Ausrüs-
tungen, doch die Kundschaft wuchs und heute sind vier
Mannschaften, bestehend aus Nikolaus, Schmutzli und
dem Eseli respektive Fahrer, unterwegs. Die Anzahl der
Besuche war über mehrere Jahre rückläufig, nimmt zum
Glück wieder stetig zu. Es wäre schade, wenn dieser
schöne Brauch verschwinden würde. Die Nikolausgruppe
hat sich daher weiter entwickelt, so hat sie nun auch einen
eigenen Auftritt im Internet und Anmeldungen können
via E-Mail getätigt werden. Dank den engagierten Frauen
und Männern der Nikolausgruppe wird diese schöne
Tradition weiter leben und den Kindern von Töss viel
Freude bereiten.
Nach der Nikolausaktion, meist im März, treffen sich alle
Mitglieder zu einem gemütlichen Nachtessen. Nach den
Sommerferien kommt man in der Hütte der Familie
Schneider zu einem schönen Grillabend zusammen. Da
wird über Erlebnisse berichtet und es werden Erfahrun-
gen ausgetauscht.
Christian Tanner, [email protected]
Stadtpräsident Michael Künzle als Ehrengast
an der fastnächtlichen Nachlese.
17
Pfadi Neuburg/WartenseeAllzeit bereit – die Pfadi in St. Josef
Die Pfadfinder oder Pfadis sind schon seit langer Zeit
auch Mitglied der Pfarrei St. Josef und versuchen so gut
zu helfen wie sie können, auch wenn – nach eigener Ein-
schätzung – meist eher etwas chaotisch.
Immer wieder helfen Pfadis bei Apéros oder beim Kaffee
nach dem Gottesdienst. Für die Kinder ist das immer ein
tolles Erlebnis, denn sie dürfen wie die Grossen Kaffee
ausschenken und Kuchen verkaufen.
Von Zeit zu Zeit kommen auch Mitglieder der Pfarrei
an Pfadianlässe, um die Jugendlichen zu unterstützen
oder um Geschichten zu erzählen und den Pfadialltag zu
geniessen.
Für diese schöne Mitarbeit in den vergangenen Jahren
danken die Pfadis der Pfarrei ganz herzlich und gratulie-
ren zum Jubiläum. Sie hoffen, diese gute Zusammen-
arbeit noch für viele Jahre aufrechtzuerhalten.
Allzeit bereit Pfadiabteilung
Neuburg/Wartensee
www.pfadinewa.ch
Sammelaktion St. JosefGelebte Solidarität
Bis 1914 hatte katholisch Töss keine eigene Kirche und
erst seit 1906 wurden in Töss im Schulhaus Eichliacker
Gottesdienste gefeiert. Im Jahre 1913 wurde nach den
Plänen des Rorschacher Architekten Adolf Gaudy mit
dem Bau unserer heutigen Kirche begonnen. Ein Jahr spä-
ter, am 30. August 1914 konnte das vollendete Werk fei-
erlich eingeweiht werden. Die Kosten für den Bau belie-
fen sich auf 115’000 Franken; diese Mittel stammten aus
der Kasse des Kultusvereins Chur. Dem damaligen
Pfarr-Rektor Dr. phil. Pius Kistler blieb die schwere Auf-
gabe, das Geld für Zinsen und Schuldentilgung zu be-
schaffen. Im Jahre 1921 erbaute die Châletfabrik Inter-
laken zum Preis von 74’200 Franken das Pfarrhaus im
Châletstil dazu, was den Schuldenberg nochmals anwach-
sen liess.
Gründung des Sammelvereins
Aus den zur Verfügung stehenden Unterlagen geht nicht
hervor, wie hoch sich die abzutragende Schuld belief.
Auf jeden Fall war es für den damaligen Pfarrer nicht
leicht, die nötigen Gelder zusammenzubetteln. Nun wur-
de ein Verein gegründet, dessen Ziel es war, die notwen-
digen finanziellen Mittel aufzutreiben, um die Zinsen und
die Schuldentilgung zu bewältigen. Sammlerinnen und
Sammler gingen von nun an von Haus zu Haus, von Fami-
lie zu Familie, um den monatlichen Obolus von 50 Rap-
pen einzutreiben. Im «Kassenbuch für den Sammelverein
zur Deckung der Bauschuld der Kath. Kirche und Pfarr-
haus Töss» ist ein erster Eintrag zu finden, datiert mit
dem 1. Mai 1927, und bereits im ersten Halbjahr konnte
der Pfarrer 1650 Franken zur Tilgung der Bauschuld ent-
gegennehmen.
Glocken, Turmuhr und Orgel
Nur zwei Jahre nach der Gründung des Sammelvereins
wird der bis dahin stumme Kirchturm zum Glockenturm.
Am 23. Juni 1929 ziehen die Schulkinder die vier aus der
Glockengiesserei Hamm in Staad bei Rorschach stam-
menden Glocken in den dafür vorgesehenen Kirchturm.
Noch im selben Jahr, zu Weihnachten, erhält der Turm
seine noch fehlende Uhr aus der Werkstatt der Firma
Mäder in Andelfingen.
Die Kosten der Glocken beliefen sich auf rund
23’500 Franken, die der Uhr auf 6’500 Franken. Die ka-
tholische Bevölkerung von Töss wurde nicht müde,
für ihre weiteren Ziele Geld zusammen zu tragen. Am
22. Mai 1932 konnte wieder einmal ein Fest gefeiert wer-
Pfarreizentrum St. Josef: Treffpunkt vor der Übung.
18
Innenrenovation der Pfarrkirche
Kurz nach Inbetriebnahme des neuen Pfarreiheims wurde
bereits 1970 wieder eine Baukommission gewählt, die
sich mit der Innenrenovation der Pfarrkirche zu befassen
hatte. Aber erst am 21. März 1976, bei der zweiten Ab-
stimmung, fand das Vorhaben Gnade vor dem Volk. Für
rund 1.2 Millionen Franken wurde die Innenrenovation in
Angriff genommen. Die Architektur als glücklicher Zu-
fall? Die neue Liturgiekonstitution, die das letzte Konzil
hervorbrachte, kam dem Zentralbau jetzt sehr entgegen.
Durch seine Umgestaltung konnte der Zentralbau seine
Wirkung erst jetzt richtig entfalten. Natürlich wurden die
Kosten für den Umbau in der Hauptsache durch die
Kirchgemeinde getragen. Aber auch hier gab es einige
Gegenstände, welche durch die Sammelaktion mitfinan-
ziert wurden.
Renovation und Umbau des Pfarreizentrums
Nach rund 42 Jahren nahm die Kirchgemeinde 2010/11
die Renovation und den teilweisen Umbau des Pfarreizen-
trums in Angriff. Im Erdgeschoss wurden die Toilettenan-
lagen komplett erneuert und mit einem Behinderten-WC
ausgestattet. Im Mehrzweckraum und Sitzungszimmer
wurden die Beleuchtung und die vom Holzwurm befalle-
nen Schränke ersetzt. Das Foyer wurde vergrössert, in-
dem die fixe Garderobe durch eine mobile ersetzt und der
Stauraum aufgehoben wurde, und heller gestaltet, indem
die Beleuchtung erneuert, die Fenster vergrössert und die
bestehenden Oberlichter zu Fenstern gemacht wurden. Im
ehemaligen Büro des Jugendarbeiters war eine Tee- und
Kaffeeküche geplant, die bei der Suche nach Spar-
möglichkeiten dem «Rotstift» zum Opfer fiel. Hier sprang
die Sammelaktion ein: Da der Pfarrei die Möglichkeit, die
kleine Küche bei Apèros mit dem Foyer zu verbinden, am
Herzen lag, finanzierte die Sammelaktion die Tee küche
mit rund 19’000 Franken.
Im Untergeschoss wurde die alte und defekte Ölheizung
durch eine moderne Gasheizung ersetzt und in den vorhe-
rigen Öltankraum verlegt. Der alte Lüftungsraum und der
kleine Getränkekeller wurden zusammengelegt und darin
die neue Lüftungsanlage von Saal und Küche eingebaut.
Die unterschiedlichen Niveaus der Kellerräume wurden
ausgeglichen und neben dem hinteren Treppenhaus wurde
ein Lift eingebaut. Damit sind alle Räume auch mit einem
Rollstuhl erreichbar.
Im Obergeschoss wurde der Saal umgestaltet, die alte
Bühne wurde abgebaut und dieser Raum baulich abge-
trennt und zum Stuhlmagazin umfunktioniert. Gleich-
zeitig dient dieser Raum als Zugang zur neuen Bühne,
die mit den notwendigen bühnentechnischen Einrich-
den, eine Orgel mit 22 Registern der Firma Orgelbau AG
Willisau wurde eingeweiht. Ihr Preis belief sich auf
15’300 Franken.
In den folgenden Jahren wurden noch dies und das ange-
schafft, so wurden dem Kirchenraum die gewünschten
weiteren Elemente nach und nach beigefügt. Durch einen
grösseren Landverkauf konnte 1938 ein weiterer Teil der
Bauschuld abgetragen werden.
Das neue Kirchengesetz
Das Jahr 1963 brachte der Pfarrei St. Josef Töss durch das
neue Kirchengesetz, das die katholische Kirche im Kan-
ton Zürich staatlich anerkannte, eine spürbare finanzielle
Entlastung. Als staatlich anerkannte Kirche durften die
römisch katholischen Kirchgemeinden nun auch im
Kanton Zürich Kirchensteuern erheben. Die Wünsche der
Tössemer Katholiken waren aber noch längst nicht be-
friedigt, und wer glaubte, dass die Tage der Sammel-
aktion, wie sie ab 1944 genannt wurde, gezählt wären,
sah sich getäuscht. Noch immer mussten die weltlichen
Anlässe der Pfarrei in einer der Tössemer Gaststätten, vor
allem im Saal des «Hirschen», stattfinden.
Pfarreiheim und Pfarrhaus
Nebst einem neuen Pfarrhaus entstand ein eigentliches
Begegnungszentrum, das den Vereinen und der ganzen
Pfarrei für Veranstaltungen und Versammlungen dienen
sollte. Das neue Pfarreiheim und das Pfarrhaus wurden
am 29. November 1969 eingeweiht. Die in der Zwischen-
zeit wieder erstarkte Sammelaktion trug wesentlich zur
Finanzierung der Inneneinrichtung, Mobiliar, Küche und
Geschirr bei und arbeitete eng mit der ersten Pfarreiheim-
kommission zusammen.
Kirche und und das im Chaletstil erbaute Pfarrhaus St. Josef 1972.
Quelle: Winterthurer Bibliotheken, Studienbibliothek
19
tungen ausgestattet wurde. Die Sammelaktion half mit
4000 Franken bei der Anschaffung der neuen Theater-
kulissen. Die bisherige Schauspielergarderobe wurde
von den Geschirrschränken befreit, ein Lavabo und ein
Schminktisch mit gut beleuchteten Spiegeln wurden ein-
gebaut. Die alte kleine Küche im Erdgeschoss fiel dem
Lifteinbau zum Opfer. Deshalb wurde auf dem Flachdach
über dem Mehrzweckraum baulich aufgestockt und eine
neue grosszügige Gastro-Küche eingebaut. In den letzten
Jahren hat das Vermögen der Sammelaktion durch gute
Beitragsergebnisse, gute Geldanlagen und geringe Aus-
gaben stetig zugenommen. Es ist erfreulich einen Spar-
strumpf zu haben, der es bei ausserordentlichen Anschaf-
fungen, die von der Kirchgemeinde nicht oder nicht
vollständig getragen werden, erlaubt, für die Pfarrei
wichtige Aufgaben trotzdem in Angriff zu nehmen. Übri-
gens auch die Ausgabe dieser Festschrift wird mit maxi-
mal 5’000 Franken von der Sammelaktion finanziert!
Mitgliedschaft
Jede Person, welche dem Vereinszweck der «Sammel-
aktion» nachleben und die Pfarrei St. Josef finanziell un-
terstützen will, kann Mitglied werden. Die Mitgliedschaft
ist nicht an die Pfarreizugehörigkeit gebunden. Mit einem
jährlichen Mindestbeitrag von 15 Franken ist das finan-
zielle Engagement nicht sehr hoch. Deshalb appelliert der
Vorstand an alle, besonders aber auch an die jüngeren
Pfarreiangehörigen, sich an dieser Institution zu betei-
ligen.
Ferdinand Hess, Präsident, [email protected]
Bringt Menschen zusammen: die Seniorenferienwoche von St. Josef.
SeniorenGemeinsam essen, jassen und verreisen
Jeweils vom Herbst bis zum Frühling bietet die Pfarrei
St. Josef monatlich donnerstags einen Seniorennachmit-
tag an. Eine gute Gelegenheit, um die Geselligkeit zu
pflegen, miteinander zu plaudern und Kaffee zu trinken.
Aber auch, um gute Musik, einen lustigen, kulturellen
Vortrag oder einfach eine fröhliche Spielstunde gemein-
sam zu geniessen. Näheres können Sie dem aktuellen
Programm entnehmen.
Ökumenische Seniorenferien
Die Pfarrei St. Josef bietet gemeinsam mit der reformier-
ten Kirchgemeinde Töss jedes Jahr eine gemeinsame
Ferienwoche für Menschen ab 60 an. Neben Ausflugsan-
geboten gibt es auch spirituelle Impulse und viel Gele-
genheit, beim gemeinsamen Singen, Austauschen und
Lachen, beim Würfeln und Jassen, beim Morgenturnen
und an bunten Abenden miteinander Spass zu haben und
die Gemeinschaft zu geniessen.
Ökumenischer Mittagstisch
Viele Gründe führen Seniorinnen und Senioren aus Töss
jeden Mittwoch am ökumenischen Mittagstisch zusam-
men: andere Menschen zu treffen und zusammen zu
essen, die abwechslungsreiche, gute und günstige
Verpflegung, sich einfach hinsetzen zu dürfen und be-
dient zu werden, gemeinsam plaudern und lachen zu
können … Ausser in den Schulferien, immer mittwochs
um 12.00 Uhr, wird deshalb im reformierten Kirch-
gemeindehaus ein feines Menü mit Salat oder Suppe,
Hauptgang und Dessert für 12 Franken angeboten. Wer
sich jeweils bis zum Montag vor dem Mittagstisch im Se-
kretariat St. Josef anmeldet, kann in der fröhlichen Tafel-
runde Platz nehmen; auf Anfrage wird ein Fahrdienst an-
geboten.
Ines Bolthausen, Pastoralassistentin
20
Theater NägelseeViel zum Schmunzeln – aber keine Schenkelklopfer
1997 regte Pfarrer Alfred Böni an, in St. Josef eine Thea-
tergruppe zu gründen. Bis dato hatte ich immer selber auf
den Brettern, die angeblich die Welt bedeuten, gestanden.
Von Regiearbeit hatte ich jedoch noch keine grosse Ah-
nung. Ich absolvierte Kurse in Regiearbeit und griff in die
Trickkiste: Ich fragte meinen damaligen Regisseur, ob ich
eines seiner Stücke inszenieren dürfe, um so mit etwas
mir Vertrautem mein Regiedebut zu geben. Mit dem
Stück «Praxis Dr. Herzig» wurde 1999 der Grundstein der
Gruppe Theater Nägelsee gelegt. Seither existiert ein
bunt zusammengewürfeltes, dynamisches, motiviertes,
improvisationsgewohntes Team mit viel Spielraum für
Kreativität. Dazu gehört auch eine gesunde Profilierungs-
neurose, darüber hinaus sind die Mitglieder warmherzig
und hilfsbereit, stehen gerne im Rampenlicht, lieben das
Lampenfieber, benötigen unbedingt den Applaus, treffen
sich ein- bis zweimal wöchentlich, um die ganzen Facet-
ten des Lebens hemmungslos durchzuspielen.
Alle zwei Jahre eine Première
Waren es 1999 noch zwei Aufführungen, darf sich die
Truppe heute an sieben Vorstellungen einem breiten Pub-
likum zeigen. Mit einem Teil der Einnahmen wird stets
ein soziales Projekt unterstützt, mit einem anderen Teil
kommt die Geselligkeit der Theatergruppe nicht zu kurz.
Das Theater Nägelsee führt nach Möglichkeit alle zwei
Jahre ein neues Stück auf. Ein kreatives Pausenjahr lässt
alle Beteiligten auf- und ausatmen. Sie starten dann freu-
diger und theaterhungriger mit einem neuen Projekt. Das
Publikum ist nach der Wartezeit ebenfalls sehr gespannt
auf das neue Stück. Im Zwischenjahr treffen sich die Mit-
glieder monatlich, um gemeinsam etwas zu unternehmen,
gehen zusammen ins Theater und besuchen befreundete
Theatergruppen und pflegen den Austausch mit ihnen.
Vertrauen innerhalb der Theatergruppe ist die Basis einer
guten Gemeinschaft, darum muss diese gepflegt werden.
Die nicht eben kurze Anforderungsliste
Gerade hat unser Zwischenjahr begonnen, was für mich
als Regisseurin heisst: Stücke lesen, Stücke ansehen und
hoffen, dass ich etwas Tolles für uns entdecke. Die Krite-
rien für ein neues Theaterstück sind sehr vielfältig. Mit
Herz soll es sein, lustig, aber kein Schenkelklopfer, eine
sinnvolle Geschichte, kein Konstrukt mit zehn Türen, das
Ende darf nicht schon nach zehn Minuten vorhersehbar
sein. Zum Lachen oder Schmunzeln, ohne Mahnfinger
und doch mit steigender Spannung, am liebsten mit nur
einem Bühnenbild, nicht zu viel schwierige Technik und
natürlich, das Allerwichtigste, mit passenden Rollen für
meine Crew, keinen Mann zu viel, keine Frau zu wenig,
das Alter sollte auch ungefähr mit den Rollen überein-
stimmen... Die Liste könnte ich unendlich fortsetzen.
Das Theater Nägelsee in Aktion: das Stück «Interview» von 2014.
21
Vinzenzkonferenz St. JosefNot wahrnehmen – Not lindern – Hoffnung geben
«Die Nächstenliebe ist immer mit der Gerechtigkeit
verbunden.»
Vinzenz von Paul (1581-1660)
Aus heutiger Sicht ganz kurz nach der Grundsteinlegung
der Kirche St. Josef hat sich auch eine Vinzenzkonferenz
formiert – nämlich vor 90 Jahren, im Jahre 1923. Sie
stellte sich damals wie heute die Aufgabe, den Armen zu
helfen.
Der kleine Verein von ehrenamtlich Tätigen versucht,
«Hilfe von Mensch zu Mensch» zu leisten, prioritär auf
dem Gebiet der Pfarrei, aber ohne Berücksichtigung von
Konfession oder Nationalität. Aus dem Engagement sei-
ner Mitglieder soll eine christliche Haltung ersichtlich
werden. Die Viko arbeitet eng mit dem Sozialdienst der
Pfarrei zusammen. Sie hat wie jede Vinzenzgemeinschaft
den Anspruch, diskret und verantwortungsbewusst zu
wirken. Wahrscheinlich ist sie gerade deshalb viel zu we-
nig bekannt.
Vom Geburtstagspräsent bis zum Fahrdienst
Die freiwilligen Helferinnen und Helfer engagieren sich
ihren Möglichkeiten entsprechend. Sie gratulieren mit ei-
nem Präsent zu runden Geburtstagen ab 70 und besuchen
Kranke sowie Personen, die im vergangenen Jahr ihren
Lebenspartner verloren haben. Unter anderem bieten
sie einen Fahrdienst für den ökumenischen Mittagstisch
an und organisieren die jährliche Weihnachtsaktion für
Seniorinnen und Senioren.
Die Mittel bezieht die Viko St. Josef aus dem Antoniusop-
fer sowie aus Spenden und Legaten. Die Viko in St. Josef
ist Teil der grössten ehrenamtlichen Laienorganisation
der Welt, der Vinzenzgemeinschaft, beziehungsweise der
«Gemeinschaft von St. Vinzenz von Paul». Die Vinzenz-
gemeinschaft wurde vom französischen Jura-Studenten
und späteren Wirtschaftsprofessor Frédéric Ozanam
(1813-1853) im Jahre 1833 in Paris gegründet. Der
Hauptsitz der Vinzenzgemeinschaft befindet sich noch
immer in Paris. Ozanam – ursprünglich jüdischer Her-
kunft – hatte das Gedankengut des heiligen Vinzenz von
Paul (1581-1660) angenommen, der als Reaktion auf die
konkret erlebte Not Caritas bruderschaften in den Pfarrei-
en gegründet hatte. Darin organisierten sich Frauen, um
Armen und Kranken zu helfen. Der heilige Vinzenz von
Paul ist der Patron der Nächstenliebe und Schutzpatron
aller caritativen Vereine. An der Schwelle des Industrie-
zeitalters erkannte Ozanam die Notwendigkeit einer orga-
nisierten Caritas. Er ist der Gründer der ersten organisier-
ten Armenhilfe. Alle heute tätigen Vinzenzkonferenzen
gehen auf diese Initiative zurück. Die Vinzenzgemein-
schaften arbeiten im Sinne christlicher Mitverantwortung
für die in Not befindlichen Mitmenschen, aber auch für
diejenigen, die in ihrer Einsamkeit und Verlassenheit oft
den Sinn des Lebens verloren haben. In der Schweiz wur-
de die erste Vinzenzkonferenz im Jahre 1846 in Genf ge-
gründet. In der ganzen Welt sind zurzeit über eine Million
Vinzentinerinnen und Vinzentiner tätig. Auch in Zukunft
gehört zu einer lebendigen Pfarrei die Aufgabe, verschie-
dene Nöte wahrzunehmen, diese zu lindern und neue
Hoffnung zu schenken.
Daniela Stadelmann-Pellicioli
Die Freizeit diesem interessanten und vielfältigen Hobby
zu widmen, es als Höhepunkt sozusagen auch noch mit
einem Publikum teilen zu können, ist das Allerschönste.
Bereits zum Besten gegeben hat das Theater Nägelsee:
1999: Praxis Dr. Herzig; 2001: Agentur Rosa; 2003:
Bäcke rei Dreifuss; 2004: Leih mir diini Frau; 2005:
Gsäg neti Mahlzyt; 2007: Schlafzimmergäste; 2008: Letz-
ter Wille; 2009: Mir spieled Hamlet; 2012: Der Tag an
dem der Papst gekidnappt wurde; 2014: Interview.
Elisabeth Nussbaumer, [email protected]
Jede Produktion wird siebenmal aufgeführt – das Publikum dankts
mit einem grossen Aufmarsch.
22
Fremdsprachige MissionenOffene Türen für andere Kulturen
genden Orten: Emmenbrücke/LU, Kriens/LU, Reinach/
BL, Wattwil/SG, St. Gallen, Bern, Bern Bümpliz, Schaan/
FL , Egerkingen/SO, Obergösgen/SO und Lugano/TI. Die
Örtlichkeiten liegen zwischen 100 bis 240 km voneinan-
der entfernt.
Eucharistiefeiern in St. Josef
Im Kanton Zürich findet einmal pro Monat ein Gottes-
dienst in der Kirche Fällanden mit 100 bis 150 Missions-
mitgliedern statt. Dazu kommen jährlich noch bis zu fünf
Eucharistiefeiern in der Kirche Sankt Josef in Winterthur.
In diese Aufzählung gehören auch die fünf gesamtschwei-
zerischen Feierlichkeiten: Weihnachten, Ostern, asiati-
sches Neujahr, Jahrestag der 118 vietnamesischen Märty-
rer, Aussetzungen in den Rosenkranzmonaten.
Anschliessend gibt es regelmässige Treffen, welche den
Seelsorgern und Gläubigen einen offenen Austausch er-
möglichen und für die Gemeinschaft sehr wichtig sind.
In jeder Gemeinde der Mission gibt es einen Chor, einen
Jugendclub und den heimatkundlichen Vietnamesischun-
terricht für die Kinder, damit die Kultur erhalten bleibt.
Da viele ältere Missionsmitglieder den Wunsch geäussert
haben, den Religionsunterricht zu besuchen, gehört auch
dieser zum Zuständigkeitsbereich. Obwohl die Missions-
mitglieder ihre Wohnorte in den verschiedenen Pfarreien
haben, pflegen sie untereinander einen guten und regel-
mässigen Kontakt.
Monatliches Informationsheft
Monatlich erscheint für alle Mitglieder gesamtschweize-
risch das Informationsheft «Muc Vu». Dieses Rund-
schreiben beinhaltet Informationen über den katholischen
Katechismus, Aktuelles über die Landes- und die Welt-
Vietnamesen-MissionVon einzelnen «boat people» zur schweizweiten Gemeinschaft
Im Dezember 1978 wurden die sogenannten vietnamesi-
schen «boat people» aus den Auffanglagern in Malaysia,
Indonesien, Thailand, Hongkong und den Philippinen in
der Schweiz als Flüchtlinge aufgenommen. Diese Men-
schen hatten sich kaum von den Strapazen des Lebens auf
dem offenen Meer, der physischen und psychischen Be-
lastungen der Flucht aus ihren Heimatländern und dem
harten Leben in den Auffanglagern erholt, da mussten sie
sich in der neuen Umgebung zurechtfinden. Die schwei-
zerische Kultur, Mentalität und Tradition waren in keiner
Art und Weise der ihren ähnlich. So war das Erstaunen
über die neue Heimat gross und die ersten Annäherungs-
versuche nicht immer einfach.
Die katholische Vietnamesen-Mission in der Schweiz
wurde mit der Erlaubnis des damaligen Präsidenten der
schweizerischen Bischofskonferenz, Anton Hängi, im Jah-
re 1980 gegründet. Für die Betreuung der Mitglieder berief
der Bischof einen vietnamesischen Priester in die Schweiz.
Sonderstatus der Vietnamesen-Mission
Die Katholische Vietnamesen-Mission hat einen Sonder-
status, da sie keiner Pfarrei angehört. Die Mitglieder ge-
hören zusätzlich ihrer eigenen Wohnpfarrei an. Die Erst-
kommunion und Firmung empfangen sie in der Regel
nicht in der Vietnamesen-Mission, sondern in den Pfar-
reien ihrer Wohnorte. Alleine in der Deutschschweiz und
im Tessin zählt die Mission heute 2’585 Missions-
mitglieder. An Sonn- und Feiertagen finden an insgesamt
13 verschiedenen Orten Gottesdienste statt. Neben Fäl-
landen, Zürich und Winterthur sind dies Messen in fol-
Die Mitglieder der Katholischen Vietnamesen-Mission
kommen gerne in St. Josef zusammen.
23
Philippinen-Mission«One PCM, one family, one community»
Die «Philippine Catholic Mission Swiss» (PCM) ist eine
Gemeinschaft philippinischer Migranten hier in der
Schweiz. Man trifft sich vorwiegend im deutschsprachi-
gen Teil der Schweiz regelmässig zu gemeinsamen kirch-
lichen Aktivitäten, lebt und pflegt dabei den Glauben
aktiv. Die PCM ist regional organisiert und verankert.
Jede Gemeinde von St. Gallen über Zürich bis nach Thun
stellt einen Delegierten. Diese Delegierten bilden zusam-
men den «Philippine Catholic Mission Switzerland
Pastoral Council», der seine Mandate direkt von der
Dienststelle der Schweizer Bischofskonferenz für Migra-
tionsfragen empfängt. Sinn und Zweck der PCM ist es, all
die philippinischen Gemeinden in ihren kirchlichen Akti-
vitäten zu unterstützen und sie auch zu koordinieren, ins-
besondere bei Messen, Hochzeiten, Beerdigungen oder
anderen Sakramenten.
Ergänzend zu den wöchentlichen Messen bietet der
PCM auch spezielle Anlässe und Programme wie «Bible-
sharing», Fastenwochen, Lehre und Katechismus, ge-
meinsame Wallfahrten bis hin zu Familienberatungen mit
professioneller Unterstützung. Im Moment ist der PCM
mit einem Jugendprojekt beschäftigt, bei dem es darum
geht, dass Kinder und Jugendliche andere Kulturen ken-
nenlernen, begreifen und von ihnen lernen.
Antonio Enerio, Pfarrer
Polenmission WinterthurPflege der polnischen Traditionen in Töss
Am 30. September 1939 legte der damalige polnische
Präsident Moscickiu seine Ämter nieder und stellte sich
den in Frankreich im Exil lebenden Polen zur Verfügung.
Auf teilweise abenteuerliche Weise folgten Tausende
Polen dem Ruf der Exil-Regierung nach Frankreich, um
Widerstand zu leisten. Es lebten bereits rund 500’000
Polen in der französischen Emigration. Daraus ergab sich
eine polnische Exil-Armee von 44’000 Soldaten. Anstatt
der erhofften 185’000 Mann erreichte die polnische
Einheit dann aber nur deren 82’000. Die Männer waren
kaum ausgebildet und hatten meist nur veraltetes Materi-
al zur Verfügung. Sie schlossen sich dem französischen
Armeekorps an. Am 2. September 1939 begann der Zwei-
te Weltkrieg und Mitte Juni 1940 drangen die deutschen
Truppen überraschend von Westen Richtung Schweizer
Grenze in Frankreich ein. Dem französischen Armee-
korps wurde damit der Rückzugsweg ins Landesinnere
abgeschnitten.
Internierung im Zweiten Weltkrieg
Der damals kommandierende französische General Ma-
rius Daille musste entscheiden, ob er seine Soldaten in
einen aussichtslosen Kampf und in die sichere Kriegs-
gefangenschaft schicken oder den Weg in die Schweiz in
die Internierung antreten wollte. Neben Soldaten anderer
Nationen blieben deshalb bis zum Ende des Zweiten
Weltkrieges 12’152 Polen in der Schweiz interniert.
Die Armeeleitung gab für Internierungslager Gebiete frei,
welche weder in Grenznähe noch in grossen Städten la-
gen. Durch die Gründung des EKIH (Eidg. Kommis sariat
für Internierung und Hospitalisierung) wurden die ur-
sprünglichen Regionen Napf und Thur durch andere Ab-
schnitte, unter anderen auch Winterthur-Töss, ersetzt.
Hier befand sich bereits ein Stammlager, welchem kleine-
re Arbeitslager untergeordnet waren, die sich mit relativ
geringem Aufwand auf- und abbauen liessen.
Die Internierten hatten die Möglichkeit, sich weiterzubil-
den, beziehungsweise ihr durch den Krieg unterbroche-
nes Studium fortzusetzen. Unter anderem wurde dafür
auch in Winterthur ein Hochschullager eingerichtet.
Trotz des Verbotes, intime Beziehungen zu Zivilisten zu
haben, kam es zu engen Beziehungen. Die polnischen In-
ternierten waren sehr begehrte Männer und die Frauen
liessen sich gerne mit ihnen ein. Daraus resultierten auch
einige Schwangerschaften, welche dann zu bewilligten
Eheschliessungen führten.
kirche sowie neutrale politische Meldungen aus der gan-
zen Welt in vietnamesischer Sprache. Dieses Heft ermög-
licht es vor allem den älteren Missionsmitgliedern,
welche die hiesigen Sprachen nicht genügend beherr-
schen, sich zu informieren. Auch viele Vietnamesen im
Ausland haben durch das Heft den Katechismus kennen
gelernt und sind später Katholiken geworden. Des Weite-
ren erscheinen in diesen Ausgaben die Termine für die
Ehevorbereitungen, Katechese- und Religionsunterrichts-
stunden sowie allgemeine Missionsanlässe.
Aktuell arbeitet ein vollamtlicher Priester für die Mis-
sion. Diese Stelle als Hauptverantwortlicher hält Pater
Joseph Pham Minh Van inne. Daneben fungieren drei
weitere geistliche Pfarrherren als Aushilfen und sind auf
teilzeitlicher Basis angestellt. Mit diesem Personalauf-
gebot wird die gesamte Schweiz abgedeckt.
Pham Minh Van, Pfarrer
24
«Polen-Weihnacht» und Speisensegnung
in Winterthur
Die jüngere Generation ist sehr darum bemüht, an hei-
matlichen Traditionen festzuhalten. So wird all jähr lich
am zweiten Samstag im neuen Jahr die «Polen-Weih-
nacht» gefeiert. Obwohl die Schweizer ja auch Katholi-
ken sind, kennen sie die Tradition der Polen nicht: Am
Heiligabend war strengster Fastentag. Heute wird dies
nicht mehr unbedingt eingehalten. Ein Karpfen auf dem
Tisch war Pflicht. Zudem wurde immer ein Gedeck mehr
aufgetischt, dies für den Fall, dass jemand an der Tür
klopfen und Hunger haben sollte. Zudem bricht man ge-
segnete Oblaten und geht mit Glück wün schen von Person
zu Person. Dabei bricht jede Person von der Oblate des
anderen ein Stück ab und nimmt es zu sich.
Am Karsamstag findet jeweils die Speisensegnung statt.
Auch dies kennt man in der Schweiz nicht. Es lohnt sich
vielleicht, einmal vorbeizuschauen und zu beobachten,
wie viele Körbe, gefüllt mit Brot, Salz und Wurst, da ste-
hen. Die gesegneten Esswaren werden dann am Oster-
sonntag zum Frühstück verteilt und man wünscht sich
gegenseitig nur das Beste.
Im Mai findet jeweils traditionell die «Majowka» statt.
Lange Jahre fand dieses Marienfest bei den Walche-
weihern statt, danach einige Male in der Gatterhütte
am Eschenberg. Zuerst wird gebetet, anschliessend ist ge-
mütliches Beisammensein: Man singt polnische Lieder,
grilliert und tauscht sich aus.
Um den 30. November wird ab und zu das Fest «Andr-
zejki» veranstaltet. Das ist die letzte Möglichkeit vor der
Adventszeit, sich noch einmal etwas austoben zu können.
Alle Veranstaltungen sind jeweils gut besucht.
Seit der Personenfreizügigkeit leben sehr viele Polen vor-
übergehend hier. Vor allem in der Landwirtschaft sind sie
gefragte Leute. Diese Menschen sind bereit, diese schwe-
re Arbeit weit weg von zu Hause zu verrichten, um den
Daheimgebliebenen wenigstens eine kleine finanzielle
Unterstützung zukommen zu lassen. Das Leben in
Polen ist auch heute für den grössten Teil der Bevölke-
rung kein Zuckerschlecken – vor allem in den ländlichen
Gegenden, wo es kaum Arbeitsstellen gibt.
Waren früher rund 40 Personen in der Sonntagsmesse, so
sind es heute jedes Mal über 100.
Den hier lebenden Polen ist es ein grosses Bedürfnis, die
Gemeinsamkeit in der Kirche auch weiterhin zu pflegen.
Sie bedeutet ihnen Halt und Verbundenheit mit der Heimat.
Julia Lauber, [email protected]
Seit 60 Jahren polnische Messe in St. Josef
Seit jeher galten die Polen als gläubiges Volk. Die Hier-
gebliebenen suchten nach der Möglichkeit, diesem Um-
stand Rechnung zu tragen. Im Jahre 1950 wurde in Marly
bei Fribourg die Katholische Polenmission gegründet.
Einmal im Monat, um 11.15 Uhr, kam jeweils ein Pries-
ter, um die Messe in polnischer Sprache zu lesen. Vorerst
fanden diese Messen in der Kirche Herz Jesu statt. Bald
darauf aber wurde die Kirche St. Josef in Töss dafür aus-
gewählt. Seit nun über 60 Jahren treffen sich die Polen
jeweils zum Gottesdienst in dieser Kirche. Früher war
dies, wie bereits erwähnt, einmal im Monat der Fall, da
ein einziger Pfarrer die verschiedenen Orte in der
Deutschschweiz bedienen musste.
Es war Pfarrer Frania, der jahrelang die beschwerliche
Reise per Bahn auf sich nahm. Er war sehr beliebt. Zu den
grossen Firmen Sulzer und Rieter kamen immer wieder
polnische Monteure. Sie wohnten in Baracken im Wald
beim Waldheim. Auch diese fanden während ihrer Abwe-
senheit von zu Hause hier ein kleines Stück Heimat wie-
der. Sie waren froh, mit Landsleuten sprechen und sich
austauschen zu können. Es gab einen enormen Zusam-
menhalt dieser älteren Generation.
Neuzuzüger aus der Gewerkschaft «Solidarnosc»
Nach verschiedenen Aufständen in Polen kamen etliche
Flüchtlinge in die Schweiz. Auch sie suchten Zuflucht in
der Kirche St. Josef und fühlten sich wohl unter ihren
Landsleuten. Während des Aufstandes der Gewerkschaft
«Solidarnosc» verliessen sehr viele Polen ihre Heimat.
Viele über andere Länder, wohin sie ohne Visum reisen
durften. Später wurden sie dann auf verschiedene Länder
aufgeteilt und viele hatten das Glück, hier in der Schweiz
eine zweite Heimat zu finden. Einige fanden sich damit
nicht zu Recht und zogen die Rückkehr nach Polen vor.
Aus heutiger Sicht sieht das alles so einfach aus: Man
begibt sich einfach in ein anderes Land, wo es einem bes-
ser gehen wird. Seien wir aber ehrlich, wer von uns
möchte schon seine Heimat verlassen müssen? Die ersten
Jahre keine Kontakte mit der Familie, mit Verwandten?
Ohne zu wissen, wie die Zukunft aussehen wird? Ob man
seine Liebsten je wieder sieht? Während dieser schweren
Zeit standen die Türen von St. Josef stets offen. Da traf
man sich und konnte das Leid teilen. Bald einmal bestand
das Bedürfnis nach zwei Messen monatlich. Diesem Um-
stand wurde Rechnung getragen. Es wurden teilweise
auch Studenten aus Fribourg geschickt, da Personal-
mangel herrschte. Im Herbst 1998 kam dann die Katho-
lische Polenmis sion in Zürich dazu, da das Gebiet für
Marly zu umfassend wurde und von dort aus nicht mehr
bedient werden konnte.
Verinnerlichung des mittelalterlichen christlichen Glau-
bens durch die Versenkung des Menschen in die Güte und
Gnade Gottes, aus der heraus dem Menschen die Kraft
des Lebens geschenkt wurde. Diese Versenkung konnte
sich in das Bedürfnis hineinsteigern, Gott und der Welt
seiner Heiligen persönlich zu begegnen, woraus Visionen
entstanden, die gerade bei den Nonnen in Töss auffallend
in Erscheinung traten.
Elisabeth Stagel: die Tössemer Nonne
Wenn wir darüber heute so gut orientiert sind, so ist dies
in erster Linie der Elisabeth Stagel zuzuschreiben, die
von 1337 bis 1360 als Nonne im Kloster weilte, selbst
Visionen hatte und ihre Hauptaufgabe darin sah, ihre
eigenen Erlebnisse, aber auch jene anderer Klosterinsas-
sinnen aufzuschreiben und sie der Nachwelt zu über-
liefern. Dass gerade dieses Kloster zu einer wichtigen
Stätte der Mystik werden konnte, mag damit zusammen-
hängen, dass einer ihrer wichtigsten Vertreter, Heinrich
Suso, ein berühmter Dominikaner zu Konstanz, das
geistliche Leben der Nonnen nachhaltig beeinflusste.
Untergang des Kreuzgangs
Hat sich so das Kloster in den literarischen und religiösen
Zusammenhängen des Spätmittelalters ein dauerndes
Denkmal geschaffen, so trifft dies für die kunstgeschicht-
lichen Zusammenhänge nicht zu. Klosterkirche und Klos-
ter Gebäude hatten bescheidenen Umfang und fielen
im 19. Jahrhundert der Industrie zum Opfer. Dabei ging
auch der Kreuzgang mit einer Folge religiöser Dar-
stellungen, die uns heute nur noch in wenigen Skizzen
erhalten sind, zugrunde. Diese Bilder, die in die zweite
Hälfte des 15. Jahrhunderts gehören, sind umso bemer-
kenswerter, als sie erstklassige Zeugen einer Kultur
darstellten, welche in wenigen Beispielen noch erhalten
geblieben ist. Erinnert sei nur an die Kapelle auf der Brei-
te in der Gemeinde Nürensdorf, an die Kapelle in Walta-
lingen, an die Kirchen von Veltheim und Wiesendangen.
Das Kloster zeigte aber im ausgehenden 15. Jahrhundert
deutliche Spuren des Zerfalls; die ökonomischen Verhält-
nisse waren ungünstig, und auch die sittlichen Zustände
Das Kloster bei der Tössbrücke
Wenn über Töss berichtet wird, muss in erster Linie das
Dominikanerinnenkloster erwähnt werden, das im Jahre
1233 vom Grafen Hartmann von Kyburg gestiftet und bei
der damals schon bestehenden Tössbrücke erbaut wurde.
Dieses Kloster, durch Schenkungen und eigenen Ankauf
zu einem stattlichen Grundbesitz gelangt, erlebte seine
interessante Zeit im 14. Jahrhundert, als hier durch be-
sonders günstige Umstände die Mystik eine ausgespro-
chene Pflege erfuhr. Diese Geisteshaltung erstrebte eine
1914 bis 2014Aus der Geschichte der Kirche und Pfarrei St. Josef
«Tösser Schwesternbuch», um 1460. Abbildung in: Hch. T. Oehninger,
Wir hatten eine selige Schwester, 2013, S.96.
Quelle: Stadtbibliothek Nürnberg Cod. Cent. V, 10 a.
25
26
worden, die über das spätere Mittelalter zurückweisen
könnten. In ihren Anfängen ist die Kirchgemeinde am
deutlichsten zu erkennen. Im Zusammenhang mit der
Reformation wurde Töss kirchlich aus Oberwinterthur
herausgelöst und zur selbständigen Kirchgemeinde er-
klärt. Als Kirche diente bis 1855 die ehemalige Kloster-
kirche. Zu dieser Zeit wurde die heutige reformierte Kir-
che eingeweiht, da die Klostergebäulichkeiten immer
mehr den Fabrikanlagen von Rieter & Co. weichen muss-
ten. Erwähnenswert sind ferner die Einführung des Kir-
chengesanges im Jahre 1639 und der Übergang der Pfarr-
wahlen von der Regierung in Zürich an die Gemeinde im
Jahre 1832.
Kirche und Schule
Eng mit der Kirche war die Schule verbunden. Sie ist als
Winter- und als Sommerschule seit 1606 in Töss nach-
weisbar; im 18. Jahrhundert kam die Nachtschule hinzu,
die vor allem der Hebung des Kirchengesanges diente.
Von einer modernen Schule kann erst seit der neuen
Schulgesetzgebung nach 1830 gesprochen werden. Da-
mals wurden eine Schulpflege gebildet und eine Volks-
schule auf Primarschulstufe errichtet. Dazu gesellten sich
im Verlauf der Jahre eine Arbeitsschule, eine Kleinkin-
derschule und, seit 1870, eine Sekundarschule.
gaben zu allerlei Klage Anlass. Wir begreifen deshalb,
dass seiner Aufhebung im Jahre 1525 keine Schwierigkei-
ten gemacht wurden. Seine Umwandlung in ein zürcheri-
sches Amt vollzog sich reibungslos. Der Charakter dieses
Amtes brachte es mit sich, dass die Gebäude als Amtssitz
bis zu dessen Untergang im Jahre 1798 erhalten blieben.
Die Klostergüter wurden in weitgehendem Masse zusam-
mengehalten, und ihre Erträgnisse wurden zum Teil für
die sozialen und kulturellen Bedürfnisse der Gemeinde,
zum Teil für jene der Regierung Zürichs, verwertet.
Kloster als Gemeindemittelpunkt
So blieb das Kloster auch nach der Reformation Mittel-
punkt der Gemeinde. Der Amtmann griff seit 1525 in
mannigfacher Weise in das Gemeindeleben ein, da er
durch die zahlreichen Besitzungen des alten Klosters
einen starken Einfluss besass. Er amtierte zudem als
Richter und führte die Aufsicht über das kirchliche Leben
und über das Schulwesen. Wie sehr das Kloster im
Bewusstsein der Bevölkerung noch heute verankert ist,
zeigt sich darin, dass die Tössbrücke den Namen Kloster-
brücke bekam.
Neben dem Kloster und dem späteren Amt nimmt sich die
Geschichte der Gemeinde ziemlich dürftig aus, erscheint
der Name Töss urkundlich doch erst 1233 zum ersten
Male! Auch sind keine bedeutenden Bodenfunde gemacht
Kloster Töss, Blick nordwärts.
Tuschzeichnung von Jacob Hoffmann, 18. Jahrhundert.
Quelle: Zentralbibliothek Zürich, Graphische Sammlung
und Fotoarchiv, Sammlung Steinfels
27
starren Landeskirchentums im Laufe der Zeit durch die
Grundsätze der Glaubens- und Gewissensfreiheit und des
freien Niederlassungsrechtes überwunden wurden, und
je stärker der industrielle Aufschwung der Stadt Winter-
thur gleich einem Magneten auf die Bevölkerung er-
werbsärmerer Gegenden wirkte, desto zahlreicher ström-
ten die Menschen unserer Stadt zu. Im Zuge dieses
rasanten Bevölkerungszuwachses hatten sich auch die
ersten Katholiken wieder in Winterthur niedergelassen.
Nur ganz langsam und widerstrebend aber wurde der ka-
tholischen Bevölkerung die Möglichkeit genügender Be-
friedigung ihrer gottesdienstlichen Bedürfnisse zugebil-
ligt. Inwieweit dabei in der ersten Jahrhunderthälfte
reaktionäre Ausschliesslichkeit und schwüler kirchenpo-
litischer Antagonismus hemmend wirkten, lässt sich im
Einzelnen nicht mehr durchschauen. Doch, versuchen wir
die Gesamtentwicklung knapp zu skizzieren.
Schon gegen Ende des 18. Jahrhunderts hatten sich hier
vereinzelte Katholiken, deren seelsorgerische Betreuung
durch Erlass des Generalvikars von Konstanz dem katho-
lischen Pfarrer von Gachnang übertragen war, niederge-
lassen. Im Jahre 1813 richteten 31 katholische Einwohner
von Winterthur ein Gesuch an den Stadtrat, man möchte
ihnen die Abhaltung katholischer Gottesdienste in der
Kapelle zu St. Georgen bewilligen. Obschon die Behörde
geneigt war, «unter vorsichtiger Beschränkung und poli-
zeilicher Aufsicht» dem Ersuchen zu entsprechen, erteilte
der Regierungsrat die Genehmigung nicht.
Wieder katholische Gottesdienste in Winterthur
Erst viel später, nämlich 1856, bewirkte ein Initiativko-
mitee auf Anraten von Weihbischof Haller von Chur ins
Leben gerufen, dass der Stadtrat am 31. März 1860 be-
schloss den Katholiken von Winterthur den Bauplatz für
eine Kirche unentgeltlich zu überlassen, sofern sie die
Baute als vom Staat anerkannte kirchliche Korporation in
Angriff nähmen. Damals belief sich die Zahl der in der
Stadt selber wohnenden Katholiken auf 715. Das Komitee
richtete darauf am 16. Oktober 1860 ein von 221 Män-
nern unterzeichnetes Gesuch um staatliche Anerkennung
der hiesigen Katholiken als kirchliche Genossenschaft an
die Regierung, und zwar in dem Sinne, dass ihnen zwecks
Einrichtung eines eigenen Gottesdienstes der gleiche
Schutz und entsprechende finanzielle Hilfe zu teil werde
wie der katholischen Genossenschaft Zürich. Das Gesuch
blieb unbeantwortet.
Inzwischen wurde das Kloster Rheinau durch das Auf-
hebungsgesetz vom 22. April 1862 in seiner Funktion ein-
gestellt. Das Stiftsvermögen sollte in erster Linie zur Be-
friedigung der kirchlichen Bedürfnisse der katholischen
Gemeinden und Genossenschaften im Kanton Zürich ver-
Die Geschichte von Katholisch Winterthur
Die Lokomotiven- und Maschinenfabrik auf dem Boden
der benachbarten Stadt brachte Töss einen starken Zu-
wachs der Arbeiterbevölkerung. Wir begreifen deshalb,
dass etwa im Unterschied zu Seen dieser Winterthurer
Vorort nur noch wenig landwirtschaftliche Betriebe
kennt. Neben der Firma Rieter, die Töss den entscheiden-
den Charakter gegeben hat, sind an Unternehmungen
noch in erster Linie die Neumühle, 1841, und die Steig-
mühle, 1861, zu nennen, die beide heute nicht mehr als
Mühlen existieren und deren Gebäude schon seit einigen
Jahren von Dienstleistungsunternehmen genutzt werden.
Diese wirtschaftliche Entwicklung bedingte den An-
schluss an die modernen Verkehrswege. Am wichtigsten
wurde dabei der Bahnhof in Winterthur mit seinen direk-
ten Verbindungen nach den verschiedensten Richtungen.
Er wurde 1856 dem Verkehr übergeben, und seine Güter-
anlagen reichten bis an die Grenzen der alten Gemeinde
Töss. Ferner erhielt Töss 1872 bei der Eröffnung der Li-
nie Winterthur-Bülach seinen eigenen Bahnhof. Die bes-
sere Verbindung mit der Stadt wurde durch den Bau der
Strassenbahn 1890 erreicht.
Prägende «Rieter»
Dass die im 19. Jahrhundert aufstrebende Gemeinde be-
deutende Persönlichkeiten kannte, ist begreiflich. Die gan-
ze industrielle Entwicklung wäre ohne Heinrich Rieter
(1818 bis 1889) nicht denkbar. Er förderte auch das ge-
meinnützige und öffentliche Leben von Töss und wirkte
politisch als Kantons- und Ständerat. Eine bedeutende
Gestalt, die in ihrer Jugend den grossen Aufschwung seiner
Heimatgemeinde miterlebte und deren Familie als dienen-
des Glied in der Firma Rieter wirkte, war Jakob Christoph
Heer (1859 bis 1925). Seine liebenswürdige Darstellung
der Gemeinde Krug im «Joggeli» bleibt ein Denkmal für
die Anhänglichkeit des Dichters an seine Heimat.
Als Töss am 1. Januar 1922 zusammen mit Wülflingen,
Veltheim, Oberwinterthur und Seen mit der Stadt verei-
nigt wurde, gab diese Gemeinde, deren historische Ent-
wicklung immer eine bescheidene geblieben war und de-
ren Name mehr im Zusammenhang mit Kultur- und
Wirtschaftsgeschichte Bedeutung besass, ihre Selbstän-
digkeit preis.
Wiederaufleben nach der Reformation
Durch die Glaubensspaltung wurde das katholische
Leben in Winterthur im Jahre 1524 ausgelöscht, und auch
das Kloster Töss wurde ein Jahr später aufgehoben und zu
einem zürcherischen Amt umfunktioniert. Es lässt sich
nicht mit Sicherheit feststellen, wann sich die ersten
Katholiken wieder in Winterthur niedergelassen hatten.
Je mehr in unserem Staate die harten Konsequenzen des
28
Die Kirche St. Josef: im Zeichen des Stilgemisches«Dank grosser eigener Opfer und erfreulicher Gaben
ist ein Bau entstanden, der der Gemeinde zur Zierde
gereicht und sich mit seinen einfachen Formen prächtig
dem Landschaftsbilde einfügt…». In einem kurzen Bei-
trag ging der «Landbote» vom 28. August 1914 auf die
Fertigstellung der katholischen Kirche Töss ein und
verband seine Glückwünsche zum «wohlgelungenen
Werk» mit der Hoffnung auf ein «friedliches und toleran-
tes Zusammenleben der beiden Konfessionen». Die pro-
testantische Mehrheit erhoffte sich eine katholische Min-
derheit, die ihren Glauben möglichst unauffällig ausübte
und den von der Mehrheit definierten religiösen Frieden
nicht in Frage stellte. Dazu passte nicht zuletzt der Stand-
ort der katholischen Kirche etwas ausserhalb des Dorfes
Töss.
Über den Architekten des ungewöhnlichen Gebäudes und
über die Hintergründe des Bauprojekts hingegen verlor die
Zeitung kein Wort. Immerhin würdigte 1942 die Chronik
des Bistums Chur die Kirche St. Josef als einen «merk-
würdigen Bau, in dem sich zwei Tendenzen nicht gerade
glücklich kreuzen». Das «pseudo-romanisch-gotische
Riesenfenster» stehe im Widerspruch zum übrigen moder-
nen Baugedanken, und das Innere sei allzu reichlich und
etwas schwerfällig ausgemalt. Die im Raum Winterthur
eher ungewöhnliche Formensprache geht auf einen Archi-
tekten zurück, der heute kaum noch bekannt ist: Adolf
Gaudy.
wendet werden. Gestützt auf dieses Gesetz berief das In-
itiativkomitee auf Palmsonntag, den 13. April 1862, die
katholischen Bürger und Einwohner Winterthurs und der
Aussengemeinden zu einer ersten öffentlichen Versamm-
lung ein. Einmütig wurde die katholische Kirchgemeinde
Winterthur konstituiert. Am Sonntag, dem 10. August
1862, am Feste des Heiligen Laurentius, hielt der Gene-
ralvikar von Chur, der bekannte Soziologe Theodosius
Florentini, in einem Saal der sogenannten alten Kanzlei
an der Marktgasse den ersten hiesigen katholischen
Gottesdienst der Neuzeit ab. Und durch Gesetz vom
27. Oktober 1863 verlieh der Kantonsrat der katholischen
Kirchgemeinde Winterthur die staatsrechtliche Anerken-
nung. Im Herbst 1866 wurde mit dem Bau der Pfarrkirche
St. Peter und Paul begonnen, und nach kaum zwei Jahren
war wenigstens das Äussere vollendet, so dass die Kirche
am 5. Juli 1868 benediziert und bezogen werden konnte.
Im folgenden Jahrzehnt kam das grosse katholische
Vereins haus an der Wartstrasse zustande. Der weitere Be-
völkerungszuwachs erheischte naturgemäss eine Ausdeh-
nung der pastoralen Arbeit. So wurde für Töss eine
Missionsstation eingerichtet, aus welcher die heutige
Pfarrei St. Josef hervorgegangen ist.
Hochaltar vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil:
Hier wurde nachher die Orgel eingebaut; Foto von 1954.
Quelle: Winterthurer Bibliotheken, Studienbibliothek
29
schach eine Strasse nach Adolf Gaudy und würdigte
damit einen Mann, der ab 1904 bis zu seinem Tod 1956
in Rorschach lebte und die Hafenstadt wie kein anderer
Architekt prägte. 1872 in Rapperswil geboren, zog die
aus Savoyen stammende Familie über das Elsass nach
Darmstadt. Dort besuchte Adolf die Mittelschule, ehe er
1892 bis 1895 an der ETH Zürich Architektur studierte.
Studienaufenthalte führten ihn nach Paris und Berlin so-
wie nach Petersburg, Moskau und in die Niederlande. Der
begabte Zeichner gründete 1904 ein eigenes Büro und
reichte 1923 berufsbegleitend eine Dissertation über
«kirchliche Baudenkmäler der Schweiz» ein – ein Hin-
weis auf sein zentrales Tätigkeitsfeld. Das Büro Gaudy
war zwar auf allen möglichen Gebieten aktiv, einen
Namen machte sich der Architekt jedoch hauptsächlich
mit dem Bau von Kirchen.
Rund 100 Sakralgebäude gehen auf Gaudy zurück – ein
unmissverständliches Zeichen für die Popularität seines
Schaffens. Gaudy zählt damit, zusammen mit den un-
gleich bekannteren Karl Moser, Albert Rimli oder später
Anton Higi zu den massgeblichen Erneuerern des Kir-
chenbaus. Die erstaunliche Schaffenskraft des Architek-
ten hing aber gleichzeitig mit einem zweiten Mann zu-
sammen, der im Hintergrund wirkte. Der Einsiedler
Benediktinerpater Albert Kuhn lobte Gaudys Arbeiten als
modellhaft und zukunftsweisend. Er nahm als Kunst-
historiker und als Autorität in Sachen Kirchenarchitektur
Einfluss auf Wettbewerbe und sorgte wiederholt für
Aufträge an Gaudy; Kuhn prägte übrigens auch den neo-
gotischen Innenausbau der Winterthurer Kirche St. Peter
und Paul. Das «Modellhafte» war eine Art barocker Ju-
gendstil, wie er auch in Töss zu beobachten ist. Gaudy
schöpfte seine Ideen grosszügig aus der Architektur-
Kirchenbau und Gemeindestrukturen
Die Tössemer Katholiken, weitgehend zugewanderte arme
Industriearbeiter, waren kirchlich der Winterthurer Ge-
meinde St. Peter und Paul unterstellt. Auch wenn die Mut-
terkirche in Fussdistanz lag, suchten die Katholiken in den
damals eigenständigen Vororten die geistliche Betreuung
immer stärker vor Ort zu organisieren. 1901 begann in
Töss der katholische Religionsunterricht, ab 1906 konnten
im Schulhaus Eichliacker Gottesdienste gefeiert werden;
1907 konstituierte sich unter dem Namen «Cäcilienver-
ein» der künftige Kirchenchor, und bereits 1904 entstand
der Männerverein, 1914 der Frauenverein. Mit der raschen
Zunahme der katholischen Bevölkerung wuchs auch der
Wunsch nach einem eigenen kirchlichen Gebäude. 1905
konnte Land erworben werden. Wenig später setzte die
Planung ein, die sich aber angesichts der bescheidenen
Finanzen verzögerte, bis am 30. August 1914 dann tat-
sächlich die neue Kirche geweiht werden konnte.
Zu diesem Werk trugen die Tössemer Katholiken ihr
Scherflein bei, weit wichtiger – und entscheidender – war
jedoch die Unterstützung durch den Winterthurer Pfarrer
Meyer und durch Chur. Die Bauherrschaft lag nämlich
nicht bei der katholischen Bevölkerung des Winterthurer
Vorortes, sondern beim Kultus-Verein, einer vom Bischof
kontrollierten Institution, die sich der Unterstützung der
Katholiken in protestantischen Gebieten verschrieben
hatte und diesen Diaspora-Gemeinden grosse Geldbeträ-
ge zusicherte. Die Hilfe wurde von der Inländischen Mis-
sion ergänzt, die ähnliche Ziele verfolgte und fortan die
Tössemer Seelsorger anstellte und entschädigte. Auf die
Unterstützung der Inländischen Mission geht denn auch
die Bezeichnung Missionsstation für die beiden Winter-
thurer Kirchen in Töss und Oberwinterthur zurück – in
Abgrenzung zur römisch-katholischen Kirchgemeinde
Winterthur. Diese war staatlich anerkannt und gewährte
ihren Mitgliedern Mitspracherechte; umgekehrt konnte
die Gemeinde mit staatlicher Unterstützung Steuern ein-
ziehen, während der Kanton die Geistlichen anstellte und
besoldete. Dass die dualen Strukturen von einer «offiziel-
len» Gemeinde und einem mehr oder weniger eigenstän-
digen Rektorat konfliktträchtig waren, liegt auf der Hand:
So gehörten die Tössemer Katholiken staatsrechtlich zur
Winterthurer Gemeinde und bezahlten dieser auch Steu-
ern, erhielten jedoch für die eigenen Bedürfnisse nur eine
bescheidene Unterstützung aus Winterthur.
Ein visionärer Architekt?
Ohne den Diözesan-Kultusverein und ohne Inländische
Mission wäre das Kirchenprojekt in Töss nie realisiert
worden. Diese Trägerschaft erklärt auch den Beizug eines
Architekten, der im Grossraum Winterthur ansonsten kei-
ne Spuren hinterlassen hat. Vor kurzem benannte Ror-
Druck der Aussensicht der Kirche St. Josef, wahrscheinlich 1914.
Quelle: Winterthurer Bibliotheken, Studienbibliothek
30
Als vier Glocken und eine Turmuhr Einzug hieltenAm 23. Juni 1929 formierte sich am Güterbahnhof Win-
terthur ein von mehreren hundert Schaulustigen beobach-
teter Festzug, welcher vier Glocken auf zwei von Pferde-
gespannen gezogenen Brückenwagen zur Kirche St. Josef
geleitete.
Nervös und aufgeregt warteten die Tössemer Schulkinder
auf den grossen Moment, an dem sie selber Hand anlegen
durften, um die Glocken auf den Turm zu ziehen. Ein
knappes halbes Jahr später folgte ein Stockwerk unter-
halb der Glockenstube die Turmuhr, welche zu Weihnach-
ten das erste Mal weit sichtbar die Zeit anzeigte. Seit die-
ser Zeit, seit 85 Jahren also, versehen beide technischen
Einrichtungen, von wenigen Änderungen abgesehen,
ihren Dienst ohne nennenswerte Störungen.
Wo in Töss die Zeit gemacht wird
Der Turm unserer St. Josefs-Kirche dürfte wohl allen
bekannt sein, soweit es sein äusseres Erscheinungsbild
betrifft. Sein dem «normalen» Kirchgänger weitgehend
unbekanntes Innenleben soll einer näheren Betrachtung
unterzogen werden: Durch die rechte Seitentür im Chor
der Kirche, vorbei am modernen Beichtzimmer, das mit
seinem warmen, mit viel Holz ausgestalteten Raum zum
vertrauten Gespräch mit dem Pfarrer geradezu einlädt,
gelangt man zu einer schmalen, überaus steilen Holz-
treppe, welche zum eigentlichen Turmeingang führt.
Nach dem Öffnen der Bodenluke bleiben noch vier nack-
te Wände, an denen eine schlichte Holztreppe bis zu
einem oberen Zwischenboden hinaufführt. In dessen Mit-
geschichte und verband die historisierenden Rückgriffe
mit Anklängen an die Gegenwart. Zum charakteristischen
Stilgemisch trug auch die Zusammenarbeit mit Künstlern
bei. Als Resultat entstanden Gotteshäuser, die barock-ein-
drücklich sind, mächtige Formen aufweisen und im In-
nern oft überdekoriert erscheinen.
Kirchen wie Romanshorn (St. Johannes), St. Gallen-Neu-
dorf (St. Maria), Dietikon (St. Agatha), Brugg (St. Niko-
laus) oder das Gallus-Stift in Bregenz stehen für das Wir-
ken gerade im Diaspora-Katholizismus, wo Kirchen den
Glauben gegenüber dem Protestantismus zum Ausdruck
bringen sollten. Gaudy machte sich aber auch einen
Namen als Architekt von Bergkirchen, die einfacher und
rustikaler erscheinen, so in Bristen oder Zermatt. Erst in
der Zwischenkriegszeit öffnete er sich neueren Ansätzen
und verwirklichte in Geuensee LU oder in Berg TG Sicht-
betonkirchen. In seinem enormen Œuvre nimmt St. Josef
in Töss als vergleichsweise bescheidene Dorfkirche wohl
einen untergeordneten Rang ein. Das Gotteshaus zählt zu
den frühen Kirchenprojekten Gaudys und repräsentiert
einen ebenso eigenwilligen wie bemerkenswerten Um-
gang mit Stilen, der stark vom zeichnerisch-gestalte-
rischen Können des Architekten geprägt ist.
Die oben erwähnte «Würdigung» von 1942 macht zwar
die Zeitgebundenheit seines Werkes deutlich; heute sind
aber Stil-Virtuosität und Kreativität Gaudys unbestritten.
Auch die Kirche St. Josef in Töss erstrahlt mit ihrem
Zentralraum und ihrem auf der Kreuzform aufgebauten
Grundriss nach der Restauration Ende der 1970er-Jahre
in neuem Glanz und lädt zum religiösen wie zum archi-
tekturgeschichtlichen Dialog ein.
Peter Niederhäuser
Innenaufnahme der Katholischen Kirche St. Josef nach
der Renovation 1978.
Quelle: Winterthurer Bibliotheken, Studienbibliothek
31
Glockenaufzug: ein unvergessliches Erlebnis
Erst im spärlichen Licht einer kleinen Handlampe kann
man erkennen, welche Kleinodien der Glockengiesskunst
sich in diesem Dachraum verbergen. Die vier Glocken, je
zu zweien übereinander angeordnet, sind in einer beson-
deren Stahlkonstruktion verankert. Eine Verankerung, de-
ren stabile Konstruktion erst dem richtig verständlich
wird, der das Geläut in voller Aktion erlebt, gehört und
gespürt hat. Jedes Mal, wenn die Glocken zum Gottes-
dienst rufen, setzt ein einmaliges Schauspiel ein, das die
gewaltige technische Konstruktion durchaus rechtfertigt
– und von wenigen Änderungen abgesehen – seit nun-
mehr 85 Jahren praktisch fehlerfrei funktioniert. Es ist
aber weniger die technische Seite, die uns im Zusammen-
hang mit den Glocken interessieren soll, sondern viel-
mehr ihre Weihe und die unvergessliche Installation am
23. Juni 1929.
Jahrelang sammelte die Pfarrei St. Josef Geld zur An-
schaffung von vier Glocken und einer Uhr. Dieses Pro-
jekt, besonders gefördert von Pfarrer Grüninger, fand bei
der Bevölkerung von Töss sehr grossen Anklang, denn
nebst der katholischen Bevölkerung kamen auch zahlrei-
che Spenden aus nichtkatholischen Kreisen zusammen.
Die Glockengiesserei Hamm in Staad bei Rorschach und
die Uhrenfabrik Mäder in Andelfingen wurden beauf-
tragt, für die Spendengelder vier Glocken und eine Uhr zu
fertigen.
Festzug mit den Tössemer Glocken
Es war der 23. Juni 1929, als sich am Bahnhof Winterthur
ein farbenfroher Festzug formierte, welcher die vier Glo-
cken auf zwei reich verzierten Brückenwagen, gezogen
von je vier Pferden und flankiert von einer Ehrengarde in
Landsknechtuniformen, nach Töss geleitete. Ganz katho-
te hängen durch verschiedene Schlitze schwere Ketten
mit wuchtigen Gewichten bis weit in den unteren Turm-
bereich. Endlich erreicht man schnaufend, aber zufrieden
die erste Plattform.
Hier enden die Ketten inmitten eines kunstvoll gefertig-
ten Räderwerkes. Hier also wird «die Zeit gemacht»! Das
Uhrwerk, durch einen überdimensionalen, vielfach ver-
winkelten Stangenantrieb mit den über zehn Meter ent-
fernten Zifferblättern verbunden, teilt sich in drei vonein-
ander unabhängig angetriebene Werke. Der Antrieb wird
durch die an den Ketten hängenden Gewichte sicherge-
stellt und dient folgenden Zwecken: Das mittlere durch
das Pendel klar erkennbare Werk ist die eigentliche Zeit-
maschine. Ein durch und durch mechanisches Uhrwerk,
das den zur Linken und zur Rechten platzierten Schlag-
werken in nichts nachsteht. Die beiden Schlagwerke wer-
den gemäss ihrer Funktion benannt, sind sie doch mit den
Glocken so verbunden, dass das linke Werk den Viertel-
stundenschlag und das rechte Werk den Stundenschlag
auslöst. Allzu einfach darf man sich diesen Vorgang nicht
vorstellen, denn selbst der frühere Sakristan brauchte
weit über ein Jahr, bis er sich mit dieser von der Neuen-
burger Zeit unabhängigen, vollständig manuell bedienba-
ren Uhr auskannte. So wurden Zeit und Läutwerk von ihm
in sorgfältiger Handarbeit und mit vollster Konzentration
betreut. Besondere Beachtung galt der Sommerzeit, denn
diese verlangt das zweimalige Umstellen der Uhrzeit.
Damit hängt aber auch das Schlagwerk zusammen, denn
über ein kompliziertes Nockenrad werden über Drahtseile
die Schlaghämmer bei den Glocken bedient, und diese
haben zu der Zeit zu schlagen, welche die Zeiger am
Kirchturm anzeigen. Mitte der 90er-Jahre wurde der
Sa kristan von dieser Sisyphus-Arbeit durch den Einbau
einer Funk- und Computer-Steuerung erlöst: Die Glocken
läuteten automatisch tagsüber und nachts sowie zu den
liturgischen Gelegenheiten. Beschwerden einzelner An-
wohner ab dem Jahr 2012 setzten dem Glockenschlag je-
doch mindestens teilweise ein Ende. Nach aufwendigen
Abklärungen und Verhandlungen mit den städtischen Be-
hörden und als die Auseinandersetzung um den Glocken-
schlag auch im Quartier zu Konflikten führte, entschied
die Römisch-katholische Kirchgemeinde Winterthur,
nachts in allen katholischen Kirchen auf den Viertelstun-
den- und Stundenschlag zu verzichten. Seit Mai 2014
wird deshalb auch in St. Josef nachts zwischen 22.00 und
06.00 früh der Stunden- und Viertelstundenschlag auto-
matisch ab gestellt.
Über die letzte schmale Treppe gelangt man zum Glo-
ckenstuhl, der sich hoch über dem Nägelseequartier,
direkt unter dem Turmgiebel, befindet. Und hier hängen
sie: Mehrere Tonnen Bronze, kunstvoll zu Glocken ge-
gossen.
Feierlicher Aufzug der Glocken 1929.
Quelle: Winterthurer Bibliotheken, Studienbibliothek
32
Nebst diesen Gebets-, Segens- und Bittsprüchen finden
sich auch entsprechende Reliefmotive auf den Glocken.
So wird sichtbar, für wen die Glocken läuten, wann im-
mer sie zu hören sind.
Nun endlich waren die Kinder an der Reihe, denn ihnen
war es vorbehalten, die Glocken von Hand bis hoch in den
Glockenstuhl hinaufzuziehen. Auf der Südseite der Kir-
che wurde oben am Glockenstuhl ein Flaschenzug mon-
tiert, mit welchem eine Glocke nach der anderen in die
luftige Höhe von 35 Metern gehisst werden konnte. Die
Pfarreiwiese, übersät mit fröhlichen, staunenden und be-
geisterten Kindern, bot genügend Platz, damit die unzäh-
ligen Schulkinder das Zugseil in der erforderlichen Länge
anziehen konnten. Konzentriertes Ziehen auf Kommando
wechselte mit mehr oder weniger langen Wartezeiten,
bis die oben angekommene Glocke verankert und die
neue für den luftigen Transport vorbereitet war. Dieses
nur wenigen Kindern vorbehaltene Ereignis zeigt bis
heute seine Wirkung, denn immer dann, wenn die ältesten
Tössemer in ihren Erinnerungen kramen, kommt auch das
Erlebnis des Glockenaufzugs im Nägelseequartier vor 85
Jahren zur Sprache. Die Glocken allerdings kümmern
sich wenig um diese Erinnerungen, denn sie sind für eine
längere Zeit als ein Menschenleben geschaffen und wer-
den hoffentlich noch Jahrzehnte zur Ehre Gottes läuten.
lisch Töss war auf den Beinen, und der Tössemer Jugend
wurde die Ehre zuteil, in ihren Erstkommunion- und
Trachtengewändern den Festzug zu begleiten. Hunderte
von Schaulustigen säumten die Strassen vom Bahnhof
Winterthur bis zur Kirche St. Josef und wurden so Zeugen
dieses seltenen Freudentages unserer Pfarrei.
Bei der Kirche angelangt, wurden die Glocken zur feier-
lichen Weihe und zum Aufzug in den Glockenstuhl bereit-
gestellt.
Dr. Gregorius Schmid von Grüneck, Bischof von Chur,
war es, der die Glocken weihte und sie ihrem eigentlichen
Zweck zuführte. So wurde jede einzelne von ihnen ent-
sprechend ihrer Aufschrift gesegnet:
die kleinste Glocke – die Schutzengelglocke – trägt die
Inschrift: «Heiliger Schutzengel, schütze, schirme, leite
unsere Jugend»
die nächstgrössere – die Glocke unseres Kirchenpatrons –
ist mit den Worten: «Heiliger Joseph, Stütze der Fami-
lien, bitte für unsere Gemeinde» gezeichnet
auf der zweitgrössten Glocke – der Marienglocke – steht
zu lesen: «Heilige Maria Mutter Gottes bitte für uns, jetzt
und in der Stunde unseres Todes»
und die grösste – die Dreifaltigkeitsglocke – preist mit
den Worten: «Gepriesen sei die Heilige Dreifaltigkeit und
ungeteilte Einheit»
Kirche und Pfarreizentrum 1972.
Quelle: Winterthurer Bibliotheken, Studienbibliothek
Die Seelsorgenden der Pfarrei St. Josef
1914 – 1924 Dr. Pius Kistler, Pfarrer
1924 – 1929 Johannes Grüninger, Pfarrer
1929 – 1964 Dr. Karl Hain, Pfarrer
1945 – 1949 Johann Albert, Vikar
1950 – 1952 Andreas Hauser, Vikar
1952 – 1957 Alois Zgraggen, Vikar
1957 – 1968 Otto Soland, Vikar
1964 – 1980 Otto Stähli, Pfarrer
1972 – 1973 Gregorio Montillo, Vikar
1981 – 2000 Alfred Böni, Pfarrer
1981 – 1988 Petra Gubser, Seelsorgehelferin
1984 – 1985 Fridolin Elmer, Jugendseelsorger
1985 – 1986 Urs Allemann, Jugendseelsorger
1986 – 1988 Dominika Notter, Jugendseelsorgerin
1988 – 2012 Elvira Gilg, Seelsorgehelferin
1988 – 1993 Hans Zbinden, Jugendseelsorger
1995 – 1999 Oliver Wupper, Pastoralassistent
1993 – 2001 Andreas Dreisiebner, Jugendarbeiter
1999 – 2002 Rolf Nehrlich, Pastoralassistent
2000 – 2004 Cyrill Flepp, Pfarrer
2001 – 2004 Brigitt Aepli Schoch, Jugendarbeiterin
2001 – 2002 Susanne Wild, Jugendarbeiterin
2003 – 2008 Martin Ruhwinkel, Pastoralassistent
2003 – 2004 Sylvia Müller, Sozialarbeiterin
2005 – 2010 Stanislav Weglarszy, Pfarrer
2004 – 2007 Rita Schmid, Jugendarbeiterin/Sozialarbeiterin
2006 – 2009 Barbara Schüpbach, Mitarbeiterin ökumen. Jugendtreff
im 2008 Reto Hug, Sozialarbeiter
2008 – 2009 Monika Wild, Sozialarbeiterin
2008 – 2010 Roy Vengathanam, Pastoralassistent
2010 – 2012 Hedi Blum, Sozialarbeiterin
seit 2010 Ines Bolthausen, Pastoralassistentin
seit 2010 Jacek Jeruzalski, Pfarrer
seit 2011 Dajana Herzig, Sozialarbeiterin
seit 2012 Paul Miklovic, Pastoralassistent
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Die Pfarrei St. Josef im Jubiläumsjahr 2013/2014
Sonntag, 04.05.2014, Vernissage mit Apéro
Donnerstag, 08.05.2014, Gesamtstädtische Maiandacht der Kath. Frauenvereine von Winterthur und Umgebung anschliessend kleiner Imbiss im Pfarreizentrum
Samstag, 10.05.2014, Kindertag im Pfarreizentrum und Kirche St. Josef mit Spiel und
Spass
Jubiläum 110 Jahre Männerverein Freitag, 16.5. bis Sonntag, 18.5.2014 Jubiläumsreise
nach Salzburg
Donnerstag, 12.06.2014, «Christ sein heute» «Glaube ist Beziehung – Glaube ereignet sich in Begegnung»Vortrag von Amanda Ehrler, ehem. Seelsorgerin in der
Pfarrei Felix und Regula, Zürich, anschliessend Apéro,
Kollekte zu Gunsten des Jubiläumsprojekts
Sonntag, 31.08.2014, «100 Jahre Kirchweih St. Josef» Festgottesdienst mit Generalvikar Dr. Josef Annen,
Pfarrer Jacek Jeruzalski und ehemaligen Pfarrern von
St. Josef, musikalische Begleitung durch Cäcilienchor,
Solisten, Orgel und Orchester, mit Auszügen aus dem
Gloria von Antonio Vivaldi, anschliessend Apéro für alle
Pfarreiangehörigen und Gäste, Mittagessen für Gäste
und Pfarreiangehörige, Gewinn zu Gunsten des Jubilä-
umsprojekts
Sonntag, 07.07.2013, Auftakt zum Jubiläumsjahr«100 Jahre Kirche St. Josef» Feierlicher Familiengottesdienst mit Gospel Voice,
Pfarrei-Sommerfest auf dem Kirchplatz;
Festbetrieb mit Kinderprogramm und irischer Volks-
musik mit Roman Bausch
Donnerstag, 14.11.2013, «Christ sein heute»«Glauben suchen – Heimat finden – Christ sein in einer
pluralen Gesellschaft»
Vortrag von Dr. Rudolf Vögele, Leiter Ressort Pastoral,
Generalvikariat Zürich, anschliessend Apéro, Kollekte
zu Gunsten des Jubiläumsprojekts
Sonntag, 01.12.2013, Adventskonzert für Klavier und Violine mit Kristine Sutidze, Klavier, Ines Hübner, Violine
Kollekte zu Gunsten des Jubiläumsprojekts
Donnerstag, 30.01.2014, «Christ sein heute» «Kirche geht» Frische Erfahrungen einer Stadtpfarrei
Vortrag von Pfarrer Martin Piller und Team Pfarrei
Maria Lourdes Seebach, anschliessend Apéro, Kollekte
zu Gunsten des Jubiläumsprojekts
Donnerstag, 20.02.2014, Jubiläums-GV«100 Jahre Frauenverein St. Josef»
Donnerstag, 10.04.2014, «Christ sein heute» «Als Christ im weltweiten Dialog»
Vortrag von Pater Toni Kurmann SJ, Leiter der Jesuiten-
mission Schweiz, anschliessend Apéro, Kollekte zu
Gunsten des Jubiläumsprojekts
Sonntag, 04.05.2014, bis Sonntag, 01.06.2014 Bilderausstellung und Verkauf Bilder von
Elisabeth Clerici, Emil-Klöti-Strasse 37, 8406 Winterthur
Hans De Massari, Rieterstrasse 28, 8406 Winterthur
Gisela Pabst, Oberfeldstrasse 84, 8408 Winterthur
Sigrun Ramos, Wydenstrasse 26, 8408 Winterthur
25 Prozent des Verkaufserlöses zu Gunsten
des Jubiläumsprojekts
Die Pfarrei St. Josef feiert das Jubiläum der Kirche mit Aktivitäten während eines ganzen Jahres.
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Impressum
Herausgeber: Pfarreirat St. Josef, Töss
Redaktionskommission: Ines Bolthausen, Pastoralassistentin
Ferdinand Hess,
Präsident des Organisationskomitees
Jacek Jeruzalski, Pfarrer
Claudia Sedioli,
Verantwortliche Kommunikation
Katholische Kirche in Winterthur
Gestaltung/Druck: Mattenbach AG
Auflage: 2000 Exemplare
Fotos: Wo nicht vermerkt:
Bruno Fontana: S. 15, S. 16
Ferdinand Hess: Titelbild, S. 7, S. 8, S. 12, S. 13, S. 17
Gerald Pfeifer: S. 20, S. 21
Oliver Sittel: S. 33
zur Verfügung gestellt: S. 4, S. 10, S. 11, S. 12, S. 14, S. 19, S. 22
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