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5/2013 www.medical-beautyforum.com 23469 Dossier S. 21–39 Adipositas CE-Zeichen Fälschungen erkennen

Fettleibigkeit von HP Denise Sonja Engels

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Fettleibigkeit – Ursachen und Folgen; die Zahl der Bundesbürger mit krankhaftem Übergewicht steigt und steigt. So vielfältig wie die Ursachen sind auch die Folgeerkrankungen, die gravierend sein können. Heilpraktikerin Denise Sonja Engels gibt in diesem Artikel einen kurzen Überblick zum Thema Adipositas.

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Page 1: Fettleibigkeit von HP Denise Sonja Engels

5/2013

www.medical-beautyforum.com

23469

Dossier S. 21–39

Adipositas

CE-ZeichenFälschungen erkennen

CE-ZeichenFälschungen erkennen

Die Haut ab 50Extraportion Pflege

Die Haut ab 50Extraportion Pflege

RegenerationDie Barriere kitten

RegenerationDie Barriere kitten

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21WWW.MEDICAL-BEAUTYFORUM.COM

Online-VideoDr. Roger Gmür, Facharzt FMH für Plastische,Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie,gibt im Interview Auskunft über die neusten

Entwicklungen in der ästhetischen Chirurgie. Au-ßerdem nimmt er zu den möglichen Formen der Zu-

sammenarbeit zwischen der Kosmetikerin und demPlastischen Chirurgen Stellung. Den Beitrag findenSie in unserer Mediathek unter dem Webcode 10823

www.beauty-forum.com/myacademy

Fernseher, Fast Food, Frust: Überge-wicht kann viele Ursachen haben.Auch genetische Veranlagung undKrankheiten können schuld daran sein. Die Folgen sind in jedem Fall gravierend. Lesen Sie hier, wie Sie Kundinnen bzw. Patientinnen bei einer Gewichts reduktion unterstützen.

Inhalt

01 Krankhaftes ÜbergewichtUrsachen und Folgen

02 Bariatrische ChirurgieOP – die letzte Option

03 MagenbandoperationDie Kasse zahlt selten

04 Flankierende BehandlungWeg mit dem Fett

05 SchlankheitsmittelMit Vorsicht genießen

06 Kosmetische TreatmentsAbnehmhelfer

und Pflegekonzepte

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Adipositas

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Page 3: Fettleibigkeit von HP Denise Sonja Engels

22 medical BEAUTY FORUM 5/2013

Bei der Adipositas (lat. adeps: Fett)

bzw. Fettleibigkeit handelt es sich

um eine Ernährungs- und Stoff-

wechselkrankheit mit starkem Überge-

wicht. Sie ist durch eine über das normale

Maß hinausgehende Vermehrung des Kör-

perfettes mit krankhaften Auswirkungen

gekennzeichnet. Laut WHO-Definition liegt

eine Adipositas ab einem Körpermasse -

index (BMI) von 30 kg/m² vor. Man unter-

scheidet drei Schweregrade, zu deren Ab-

grenzung ebenfalls der BMI herangezogen

wird (siehe Kasten Seite 24).

Indikatoren für den Körperfettanteil und

seine Verteilung sind der Bauchumfang

und das Taille-Hüft-Verhältnis.

Entscheidend für das Risiko einer Herz-

Kreislauf-Erkrankung ist allerdings nicht

der BMI, sondern das Fettverteilungsmus-

ter. Besonders nachteilig wirken sich Fett-

depots im Bauchraum und an den inneren

Organen aus – wie beim sogenannten Ap-

feltyp. Das intraabdominale, auch viszera-

les Fettgewebe genannt, beeinflusst den

Fett- und Kohlenhydratstoffwechsel beson-

ders ungünstig und kann zu Fettstoffwech-

Fettleibigkeit – Ursachen und Folgen

Zu viel EnergieDie Zahl der Bundes -

bürger mit krankhaftem

Übergewicht steigt und

steigt. So vielfältig wie die

Ursachen sind auch die

Folgeerkrankungen, die

gravierend sein können

Fotos: Jakub Cejpek, Incomible/Shutterstock.com

Adipositas Dossier 02 Dossier 03 Dossier 04 Dossier 05 Dossier 06

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23WWW.MEDICAL-BEAUTYFORUM.COM

Adipositas · Dossier 01

selstörungen und Diabetes mellitus Typ 2

führen. Als risikoärmer gilt die mehr hüft-

und oberschenkelbetonte Fettverteilung –

beim sogenannten Birnentyp.

Ursachen

Die Hauptursachen des Übergewichts

sind eine übermäßige und falsche Ernäh-

rungsweise und mangelnde Bewegung.

Dadurch entsteht ein Missverhältnis zwi-

schen Energiezufuhr und Energiever-

brauch.

Zudem begünstigen einige sozio-kultu-

relle Faktoren die Entwicklung der Fettlei-

bigkeit, wie etwa Berufe mit vorwiegend

sitzender Tätigkeit, die passive Fortbewe-

gung mit Autos, Lifts, Rolltreppen etc. so-

wie die bewegungsarme Freizeitgestal-

tung am Computer oder Fernseher.

In einer Zeit der Hektik und Rastlosigkeit

mutiert Essen immer mehr zum Ersatz

für emotionale und persönliche Zuwen-

dung. Auch Frust und Langeweile werden

dadurch kompensiert. Die Gefahr dabei

ist, dass Essen zur unkontrollierten, krank-

haften Sucht werden kann.

Hinzu kommt ein Überangebot an Le-

bensmitteln, Fertigprodukten sowie Im-

bissen und Fast-Food-Restaurants. Gere-

gelte Mahlzeiten und eine bewusste

Ernährung: Fehlanzeige.

Die Lebensmittelindustrie ködert die Ver-

braucher zusätzlich durch Geschmacks-

verstärker wie Glutamat, das den Appetit

zusätzlich anregt, diverse Farb- und Ge-

ruchsstoffe, die das Essen appetitlicher

erscheinen lassen sowie Zuckerzusätze

zur Geschmacksprägung. Die Werbung

propagiert außerdem gerade zucker- und

fetthaltige Lebensmittel.

Genetische Faktoren

Der Grundumsatz eines Menschen ist ge-

netisch determiniert, ebenso die Nah-

rungsverwertung und das Fettverteilungs-

muster. Zu Zeiten der „Jäger und

Sammler“ war die Nahrungsverwertung

ein wichtiges Überlebensmerkmal: Wer

den Energieüberschuss in Fettzellen spei-

chern konnte, konnte in Phasen des Man-

gels davon zehren. „Da sich die geneti-

sche Ausstattung der Menschen in den

letzten Jahrzehnten bzw. Jahrhunderten

praktisch nicht verändert hat, ist der ra-

pide Anstieg der Adipositasprävalenz in

erster Linie Ergebnis veränderter Lebens-

verhältnisse“, schreibt Ernährungswissen-

schaftler Hans Hauner.

Als weiterer Grund wird von manchen

Wissenschaftlern die sogenannte Set-

Point-Theorie angeführt. Hierbei handelt

es sich um das individuell (genetisch) vor-

gegebene Körpergewicht. Dem individu-

ellen „Set-Point“ soll nur schwer zu ent-

kommen sein, sprich, das Gewicht lässt

sich nach dieser Auffassung nur sehr

langsam verändern.

Laut wissenschaftlichen Studien ist Über-

gewicht zu 70% genetisch vererbt. Unter-

suchungen bei Adoptivkindern ergaben

einen starken Zusammenhang zwischen

ihrem BMI und dem ihrer leiblichen Eltern,

aber keinen Zusammenhang zwischen

ihrem Gewicht und dem ihrer Adoptiv -

eltern.

Krankhafte Ursachen

Eine Essstörung oder eine Sucht kann

vorliegen, wenn oft und ohne Hungerge-

fühl zwanghaft große Mengen von Nah-

rungsmitteln verzehrt werden. Stoffwech-

selkrankheiten kommen bei etwa 2% der

Gesamtbevölkerung vor. Wie hoch der

Anteil der Fälle ist, in denen Stoffwechsel-

krankheiten ursächlich für Übergewicht

sind, ist noch nicht belegt. Typische Stoff-

wechselkrankheiten, die Adipositas verur-

sachen können, sind Schilddrüsenunter-

funktion, Störungen des Kortisolhaushal-

tes (Cushing-Syndrom) und Glucosestoff-

wechselstörungen.

67% der Männer und 53% der Frauen

sind übergewichtig: BMI über 25 kg/m2.

23,3% der Männer und 23,9% der Frau-

en sind adipös: BMI über 30 kg/m2.

Noch 1998 lag der Anteil der Adipösen

bei den Männern nur bei rund 19% und

bei den Frauen bei 22,5%.

(Quelle: Studie des Robert Koch-Insti-

tuts, www.degs-studie.de)

Zahlen & Fakten

» Der rapide Anstieg der Adipositasprävalenzist in erster Linie Ergebnis veränderter Lebensverhältnisse. «

Prof. Dr. Hans Hauner

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Page 5: Fettleibigkeit von HP Denise Sonja Engels

24 medical BEAUTY FORUM 5/2013

ken Körperform verhilft. Meist wird gera-

ten, mehr Ballaststoffe zu essen und Fet-

te zu vermeiden. Nahrungsmittel mit ei-

nem hohen Anteil an gesättigten

Fettsäuren sollten durch solche mit viel es-

senziellen Fettsäuren ersetzt werden; ins-

gesamt ist der Fettkonsum drastisch ein-

zuschränken.

Es gibt allerdings auch Schulen, die statt-

dessen eine Umstellung auf gesunde Fet-

te, viel Eiweiß und eine Reduktion der Koh-

lenhydrate empfehlen (z.B. „Logi“-Metho-

de oder Atkins-Diät). Eine 2010 veröffent-

lichte europäische Studie mit fast 1.000 Er-

wachsenen und Kindern zeigte, dass eine

eiweißreiche Ernährung und weniger Koh-

lenhydrate das Abnehmen erleichtern und

sogar den Jojoeffekt verhindern. Des Wei-

teren sei sie im Alltag gut umzusetzen.

Wichtig für die Energiebilanz ist außer-

dem, dass man sich möglichst viel

körperlich bewegt. Insbesondere durch

Ausdauersport wie Radfahren, Schwim-

men, Wandern und Joggen – konsequent

über Monate und Jahre durchgeführt –

lässt sich das Gewicht reduzieren.

Eine Analyse mehrerer Studien zum Ef-

fekt von sportlicher Betätigung und Diä-

ten auf Übergewicht zeigte, dass es die

Kombination macht: So nahmen diejeni-

gen Studienteilnehmer, die Sport trieben

und zusätzlich eine Diät einhielten, stärker

ab als jene, die sich ausschließlich sport-

lich betätigten. Doch nicht nur das Ge-

wicht purzelte, auch der Blutdruck, die

Konzentration der Blutfette und der Blut-

zuckerspiegel sanken.

So soll der Behandlungserfolg optimal

sein, wenn die adipöse Person mindes-

tens 500 Kilokalorien pro Tag weniger

isst, als sie verbraucht, und etwa 2,5 bis

3 Liter am Tag trinkt. Außerdem sollte sie

3- bis 5-mal wöchentlich 30 bis 60 Minu-

ten Sport oder ein Bewegungstraining ab-

solvieren.

Nadja Stein, Kosmetikerin, Schulungsleiterin CNC Cosmetic,

Denise Sonja Engels, Diplom-Wirtschaftsjuristin (FH),

Heilpraktikerin mit eigenem Institut für Hautbildverbesserung, Mönchberg

Unterstrichene Fachbegriffe finden Sie auf Seite 55 erklärt

menzerkrankungen, einschließlich der

Alzheimerkrankheit.

Auch die seelischen Folgen sind gravie-

rend. Die Betroffenen fühlen sich oft als

Außenseiter. Sie tragen psychische und

sogar wirtschaftliche Schäden davon.

Überdies werden sie sozial und beruflich

ausgegrenzt.

Ziel: Gewicht runterWie sich ein Mensch ernährt und wie viel

er sich bewegt, ist vor allem eine Sache

der Gewohnheit. Wer abnehmen möchte,

der benötigt deshalb ein hohes Maß an

Motivation und Eigenwillen.

Nach wie vor streiten sich die Wissen-

schaftler, welche Ernährungsform am

ehesten zu einer gesunden und schlan-

Medikamente

Mit einer Gewichtszunahme als Neben-

wirkung behaftet sind Medikamente wie

Insulin, hormonelle Verhütungsmittel, An-

tidepressiva, Neuroleptika, Kortikosteroi-

de und Betablocker. Bestimmte Erkran-

kungen der Mutter (z.B. Diabetes mellitus

Typ 2) sowie Medikamente und bestimm-

te Chemikalien wie das in Kunststoffen

enthaltene Bisphenol A, die während der

Schwangerschaft die Entwicklung des

Fötus beeinflussen können, stehen im

Verdacht, die Entstehung von Stoffwech-

selerkrankungen und Diabetes, aber

auch die Nahrungsverwertung des Men-

schen und somit die Neigung zu Adiposi-

tas zu beeinflussen (z.B. das hormonähn-

lich wirkende Bisphenol A).

Nicht ohne FolgenDie Folgen der Fettleibigkeit sind nicht zu

unterschätzen: Adipositas ist ein hoher

Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankun-

gen. Sie erhöht das Risiko für arterielle

Hypertonie (Bluthochdruck), Diabetes

mellitus Typ 2 (Altersdiabetes, Zucker-

krankheit), Reflux, Herzinfarkte, Arterio-

sklerose, Schlaganfälle, Brustkrebs, Ar-

throse, degenerative Wirbelsäulenerkran-

kungen, Gallenblasenerkrankungen und

Gicht. Die Erkrankungsrate für diese o.g.

Krankheiten liegt bei adipösen Patienten

etwa drei bis vier Mal höher als bei Nor-

malgewichtigen.

Adipositas ist darüber hinaus ein Risiko-

faktor für eine Verminderung der kog -

nitiven Leistungsfähigkeit und für De-

Adipositas Dossier 02 Dossier 03 Dossier 04 Dossier 05 Dossier 06

Der Body-Mass-Index (BMI) ist eineMesszahl, um das Körpergewicht zu be-werten. Er berechnet sich aus dem Ge-wicht einer Person in kg, geteilt durchdas Quadrat ihrer Größe in m.

BMI = Gewicht [kg] / Größe2 [m2]

Bedeutung des BMI-Wertes

I < 18,5 Untergewicht

I 18,5–25 Normalgewicht

I 25–30 Übergewicht

I 30–35 Adipositas (Grad 1)

I 35–40 Adipositas (Grad 2)

I > 40 Adipositas (Grad 3)

Body-Mass-Index

Quelle: Die Welt, 2013