Upload
jiayu
View
213
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
www.optik-photonik.de
32 Optik&Photonik 2/2013 © 2013 WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim
Flexibel und kostengünstigOptische Faserkabel für Laseranwendungen und Spektroskopie Markus Pulka und Jiayu Wang
Die optische Leistung einer Glasfaser hängt nicht nur vom Design der Fa-ser und ihrer inneren Dämpfung ab, sondern auch davon, wie effizient ein Laser- oder Lichtstrahl in die Faser ein-gekoppelt wird.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, den Laserstrahl zur gewünschten Bearbeitungsstelle zu bringen. Eine davon ist die Führung über starre Spiegelsysteme und Scanner. Bei Robotern verwendete man vor einigen Jahren eine integrierte Strahlführung durch die Drehachsen zur Roboterhand. Dazu waren mehrere Spiegel notwendig, die justiert, gekühlt und von Verschmutzung freigehalten werden mussten.
Der Einsatz einer flexiblen Glasfaser ist dagegen einfacher, betriebssicherer und kosteneffizienter. Außerdem eignen sich Glasfasern sehr gut für viele Anwendungen wie z. B. die Mikrostrukturierung von Oberflächen. Um industrierelevante Flächen zu bearbeiten,
agieren in der Regel mehrere Laserstrahlen parallel. Kostengünstiger ist es dann, den Laserstrahl auf mehrere Fasern aufzusplitten und so zu den Arbeitsköpfen zu führen. Es wirkt sich auch positiv auf die Kosten aus, den Laserstrahl über verschiedene Fasern zu mehreren Arbeitsplätzen zu führen, um so die teure Laserquelle effizienter zu nutzen. Des Weiteren erhöht es die Effizienz einer Fertigungsstraße, wenn der Laserstrahl per Faser zum Bearbeitungskopf der Roboterhand gelangt und dann schnell und flexibel einen 3DSchweißprozess durchführen kann. Eine weitere Anwendung kommt aus dem HundertWattBereich: Ein gepulster Laserstrahl schweißt die Elektrode eines Akkus an, wie man ihn bei Handys einsetzt. Auch hier wird der Laserstrahl über ein Faserkabel an den Bearbeitungsplatz geführt.
Eine weitere Anwendung ist die Prozessüberwachung etwa beim Extrudieren von Kunststoffen (Abb. 1). Der Farbton eines extrudierten Materials ist ein Indikator für die Änderungen der Prozessparameter, des Materials oder der Materialzuführung. Eine normale
manuelle Probenentnahme und deren Prüfung dauert Stunden, in denen unter Umständen schon viel von der Produktion verdorben sein kann. Die kontinuierliche InlineFarbmessung direkt in der Schmelze an der Ausstoßzone eines Extruders bietet die Möglichkeit, den Gesamtprozess lückenlos zu kontrollieren und bei Abweichungen sofort in den laufenden Prozess einzugreifen. Das spart deutlich Kosten und lässt eine laufende Prozessoptimierung im Betrieb zu. In der Spektroskopie gehören Glasfaserkabel zur modernen Ausrüstung eines Spektrometers. Sie stellen die Verbindung zwischen dem Spektrometer, den Quellen von Mess und Beleuchtungslicht und der Auswertetechnik her (Abb. 2). In der Medizin hat die Glasfaser den Lasereinsatz eigentlich erst richtig ermöglicht. In der Kommunikationstechnik erlauben die Fasern Übertragungsraten bis in den TerabitBereich bei Reichweiten bis zu mehreren hundert Kilometern ohne Zwischenverstärker. Dadurch lassen sich Installations und Wartungskosten deutlich senken.
Abb. 1 Eine wichtige Anwendung von Glasfasern ist die Prozessüberwachung etwa beim Extrudieren von Kunststoffen.
Abb. 2 Die Glasfaser stellt die Verbindung zwischen dem Spektrometer, den Quellen von Mess- und Beleuchtungslicht und der Auswertetechnik her.
Fasern und Faseroptiken
Optik&Photonik 2/2013 33© 2013 WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim
Steckerdesign für minimale Einkoppelverluste
Damit die Glasfasern auch in rauen industriellen Umgebungen zuverlässig funktionieren, benötigen sie eine gewisse Robustheit. Die Firma FCC bezieht die Fasern von den Herstellern und nimmt bei deren Auswahl vor allem Einfluss auf die Dicke des Claddings und das Material des Jackets. Die Faserkabel werden je nach Bedarf individuell konfektioniert und mit flexiblen Schutzschläuchen oder Metallschläuchen mit Biegebegrenzung ausgestattet. Die eingesetzten Fasern werden so gewählt, dass die Dämpfung in der Faser für die Wellenlänge des jeweils verwendeten Lichts beziehungsweise Laserstrahls möglichst gering ist. Damit die Glasfaser als Lichtleitfaser funktioniert, hat das Cladding um den eigentlichen Faserkern eine niedrigere Brechzahl als der Kern. Dabei gibt es Gradientenindexfasern mit einem in radialer Richtung abnehmenden Brechungsindex und Stufenfasern mit einer stufenweisen Änderung der Brechzahl.
Um eine gute Übertragungsleistung zu erhalten, muss der Strahl optimal in die Faser einkoppeln. Dafür darf der Fokus auf dem Faserkern in der Regel nicht mehr als 85 bis 90 % des Faserkerndurchmessers betragen. Gleichzeitig ist es nötig, dass sein Divergenzwinkel kleiner als die numerische Apertur der Faser ist. Dies spielt besonders bei Diodenlasern eine Rolle, die ein viereckiges Strahlprofil besitzen. Für sie sind mittlerweile Spezialfasern mit quadratischem Kern auf dem Markt erhältlich.
Einkoppeln mit hoher LeistungsdichteBeim Einkoppeln wird der Laserstrahl in den Faserkern fokussiert, dabei entsteht auf der Stirnfläche eine hohe Leistungsdichte. Die Antireflex(AR)Beschichtung dieser Fläche reduziert zwar den FresnelVerlust, verträgt aber auch bei großem Kerndurchmesser keine hohe Leistungsdichte. Eine Faserend fläche ohne ARBeschichtung erlaubt eine größere Leistung, führt aber gleichzeitig an der Ausgangsseite mehr Wärme in den Stecker ab. Das muss beim Wärmemanagement berücksichtigt werden.
Ab einem Kilowatt Leistung dominieren zurzeit LLK und QBHFaserstecker mit einer zylindrischen Endkappe aus Quarzglas. Diese Endkappe ist größer als der Faserkern und wird an die optische Faser gespleißt. Dabei wird der
Laserstrahl auf die Endfläche dieser Quarzkappe fokussiert, wo bei gleicher Laserleistung die Leistungsdichte deutlich niedriger ist. Bei einer Einkopplung von z. B. 500 W Laserleistung in eine 200 µm Faser verändert eine 3 mm lange Quarzkappe die Energiedichte an der Oberfläche um den Faktor 30 (Abb. 3). Dies ermöglicht den Einsatz von ARBeschichtung auch im Kilowattbereich. Die Methode setzt ein robustes und verlustgeringes Spleißen voraus, das eine hohe Zerstörschwelle an der Grenze zwischen Endkappe und Faser gewährleistet.
Bei sehr hohen Leistungen im Kilowattbereich benötigt der Stecker zusätzlich ein Sicherheitssystem, das die Temperatur und einen möglichen Faserbruch überwacht. Dazu kann es kommen, wenn bei der Anwendung die Faser zu eng gebogen oder zu stark
FCC FibreCableConnect GmbH Berlin-Adlershof
FCC FibreCableConnect GmbH ist ein Technologieunternehmen im Bereich der Photonik mit Sitz in Berlin-Adlershof. Die Spezialdisziplin der FCC sind optische Kabel für die Übertragung von hohen Leistungen in Industrie- und Medizinanwendungen sowie optische Faserbündel für die Spektroskopie. In diesen Bereichen werden Speziallösungen ausschließlich nach Kundenanforderungen von der Entwicklung bis zur Serienproduktion angeboten. Ein weiteres Anwendungsfeld sind optische Koppler für Faser-Faser-Kopplung.
www.fibrecableconnect.de
Die Firma
Abb. 3 Vergleich der Energie dichte an der Ein koppel fläche bei der Faser mit und ohne End kappe.
Lasereinkopplung ohne Quarzkappe
Energiedichte Einkoppelfläche
Laserstrahl
Faser
Lasereinkopplung mit Quarzkappe
Laserstrahl
FaserQuarzkappe
Energiedichte Einkoppelfläche
Abb. 4 Freistehende Faserspitze in der Steckerferrule.
www.optik-photonik.de
34 Optik&Photonik 2/2013 © 2013 WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim
verdreht wurde. In diesem Fall sinkt die Laserintensität im Stecker auf der Ausgangsseite, die sich leicht mit einer Photodiode oder einem lichtempfindlichem Widerstand detektieren lässt. Ein Interlock, der die Konnektivität des Steckers im Gegenstecker überwacht, gewährleistet die Verbindungssicherheit.
Verluste können auch beim Einkoppeln des Lichts in die Faser bzw. beim Verbinden zweier Kabel über eine Steckverbindung auftreten. Um sie zu reduzieren, sollte die Faser möglichst zentrisch in der Ferrule verlaufen. Ferrulen sind federnd gelagerte, sehr präzise zylindrische Hülsen zur Faseraufnahme, die in den Steckeraufnahmen in direkten Kontakt mit der Faser stehen und eine Einfügedämpfung von 0,1 bis 0,5 dB besitzen. FCC akzeptiert nur Toleranzen zwischen 5 µm und 10 µm bei MultimodeFasern. In diesem Fall ist der austretende Lichtkegel aus der Faser symmetrisch und es entstehen weder Abbildungsfehler noch Intensitätsverluste. Bei einer Faserführung, die nicht parallel zur Ferrulenachse verläuft, ist der Lichtkegel beim Austritt unsymmetrisch und es kommt zu Intensitätsverlusten, Abbildungsfehlern und Exzentrizität. Diese Fehler sind besonders bei Anwendungen in der Sensorik und Spektroskopie zu vermeiden.
Die Mehrheit der Steckverbindungen in der Telekommunikation sind SteckerSteckerVerbindungen. Die verwendeten Stecker müssen eine möglichst geringe Signaldämpfung oder Einfügedämpfung und eine hohe Rückflussdämpfung besitzen. Außerdem ist eine hohe Reproduzierbarkeit dieser Para meter über mehrere hundert Verbindungszyklen Voraussetzung. Hier
werden die hauptsächlich aus Metall oder Keramik bestehenden Ferrulen mit der eingeklebten Faser speziell angeschliffen oder poliert. Heute verwendet man in der Regel PCStecker (physical contact) mit einer abgerundeten Endfläche (Radius etwa 10 bis 15 mm), die beim Stecken einen physischen Kontakt der Faserkerne herstellen. Die am häufigsten verwendeten Steckerarten sind LC (local connector) und SC (subscriber connector). Eine Erhöhung der Portdichte lässt sich mit Mehrfasersteckern mit MTFerrulen (mechanical transfer) erreichen, wie etwa dem MTRJ, MPO und MTPStecker. Die Faser ist im Stecker als rundes Faserbündel angeordnet oder als Faserband mit mehreren parallelen Fasern in 300 µmAbstand. Auch die Anordnung als Matrix kommt vor, d. h. rechteckig in Reihen übereinan
der, eventuell mit Lochplatte, in die die Fasern eingeklebt sind. In MTFerrulen sind typischerweise 2 (MTRJ) bis 16 (MPO/MTP) Fasern pro Reihe, bei einem Faserabstand von 250 bis 750 µm, untergebracht.
Ab 10 W Leistung muss die Faserspitze freistehen (Abb. 4) und wird mechanisch gehalten, damit notfalls kein Kleber brennt. Je höher die Leistung, umso größer müssen der Faserkern und der Stecker sein, damit sie mehr Leistungswärme aufnehmen können. Bei hoher Leistung ist die Leistungsdichte beim Einkoppeln in einen kleineren Faserkerndurchmesser höher als bei einem größeren Durchmesser.
Bei der Laseranwendung hat sich eine quasi StandardSteckverbindung etabliert: SMA (oder FSMA – beide Bezeichnungen sind üblich). SMAStecker
Abb. 5 Je nach Leistung benötigen die Ferrulen unterschiedliche Kühlung: entweder mit Luft (links) oder aktive Kühlung mit Wasser (rechts).
Abb. 6 Anordnung der Fasern in der Sondenspitze als Spalt.
Fasern und Faseroptiken
Optik&Photonik 2/2013 35© 2013 WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim
mit freistehender Faser werden bis etwa 200 Watt verwendet. Bei höheren Leistungen hat sich der Stecker LD80 etabliert. FCC setzt beide Steckertypen ein, jedoch in modifizierter Ausführung. Nur die Abmessungen der Ferrule und der Überwurfmutter bleiben unverändert, damit sie in das Gegenstück im Lasergehäuse passen. Den Rest des Steckers, also das Material, die Außenmasse und die Klemmvorrichtungen für die Faser entwickelt FCC selbst. Die Faser soll im Stecker stress und verdrehfrei, aber auch mechanisch sehr stabil, zug und reißfest befestigt sein, damit die optischen Eigenschaften gewährleistet bleiben. Außerdem muss ein Stecker die darin entstehende Wärme aufnehmen und abgeben können. Die Steckerferrule besteht ab Laserleistungen von 500 Watt aus gut wärmeleitenden Kupferlegierungen, für höhere Leistungen ist eine Wasserkühlung notwendig (Abb. 5).
Das Cladding der Faser besteht genau wie der Faserkern aus Quarz, kann aber, um den Brechungsindex zu verändern, mit Zusätzen dotiert werden. Der Brechungsindex des Faserkerns liegt über dem des Claddings, damit die Moden im Kern laufen. Wenn der Laserstrahl nicht nur in den Kern, sondern auch in das Cladding einkoppelt, werden die Moden auch im Cladding geführt. Um diese aus dem Cladding wieder zu entfernen, hat FCC in seine Stecker das so genannte ModeStripping eingebaut. Dieser ModenStripper (ModenAbstreifer) ent
zieht über eine bestimmte Länge die Mantelmoden und sorgt dafür, dass das Strahlprofil am Faserausgang optimal aussieht. Die abgezogenen Mantelmoden werden im Steckerkörper in Wärme umgewandelt. Wird der Stecker in diesem Fall nicht ausreichend gekühlt, kann die Faser im Stecker abbrennen.
In der Spektroskopie verwendet man für ein Faserbündel spezielle, mit Polyimiden beschichtete Fasern. Diese PolyimidSchicht ist nur wenige Mikrometer dick und muss bei der Herstellung eines Faserbündels nicht abgezogen werden, weil sie den Abstand der Fasern im Bündel nur geringfügig vergrößert. Gleichzeitig stabilisiert sie die Faser. Außer den SMASteckern werden auch FC/PCStecker verwendet. In den Steckern sind mehrere Fasern als Faserbündel verklebt, teilweise hochtemperaturresistent, mit spezieller Faseranordnung als Spalt (Abb. 6) oder Matrix, passend zum Empfänger. Bei den Steckern greift FCC auf das standardmäßige auf dem Markt verfügbare Sortiment zurück. Die Sondenspitzen entwickelt die Firma selbst. Sie müssen je nach Anwendung besonderen Anforderungen standhalten und haben dann jeweils eine andere Geometrie beziehungsweise Abmessung.
[1] F. Eker: Inline Process Monitoring, ColVisTec AG 1, 2013
DOI: 10.1002/opph.201300012
Die Autoren
Markus Pulka arbeitete nach dem Abschluss seines Fachhoch-schuldiplomes an der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin im Fachbereich
Wirtschaftsinformatik als Business Developer im Bereich der Glasfasertechnik in der Telekommunikationsbranche. Seit 2007 ist er Geschäftsführer der FCC FibreCableConnect GmbH.
Jiayu Wang studierte Physik und promovier-te an der Universität Bonn im Fachbereich Laserphysik. Er arbei-tet an diodengepump-ten Festkörperlasern und fasergekoppel-ten Diodenlasern.
Zusammen mit der Firma FCC FibreCableConnect GmbH entwickelt Jiayu Wang Hochleistungsfaserkabel.
FCC FibreCableConnect GmbH, Max-Planck-Str. 3, 12489 Berlin-Adlershof, Tel.: +49-30-6392-6362, Fax: +49-30-6392-6363, E-Mail: [email protected], www.fibrecableconnect.de