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Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin International Trade Centre UNCTAD/WTO, Genf CHINA ALS HANDELSPARTNER UND PRODUKTIONSSTANDORT FÜR DEUTSCHE MITTELSTÄNDISCHE UNTERNEHMEN Forschungsvorhaben gefördert durch die Stiftung Industrieforschung, Köln Dezember 1997

Forschungsvorhaben gefördert durch die Stiftung ......im Chinageschäft tätigen Unternehmen einen Eindruck davon zu vermitteln, was bei einem Engagement in China zu beachten ist

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Page 1: Forschungsvorhaben gefördert durch die Stiftung ......im Chinageschäft tätigen Unternehmen einen Eindruck davon zu vermitteln, was bei einem Engagement in China zu beachten ist

Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin

International Trade Centre UNCTAD/WTO, Genf

CHINA ALS HANDELSPARTNER UND

PRODUKTIONSSTANDORT FÜR DEUTSCHE

MITTELSTÄNDISCHE UNTERNEHMEN

Forschungsvorhaben

gefördert durch die

Stiftung Industrieforschung, Köln

Dezember 1997

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Wissenschaftliche Bearbeitung

Friedrich von Kirchbach (ITC)

Harald Trabold (DIW)

unter Mitarbeit von

Thorsten Gommel und Dominik Treeck (ITC)

Schriftleitung

Wolfram Schrettl (DIW)

Für wertvolle Hinweise danken wir Ernst Hagemann, Berlin.

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CHINA ALS HANDELSPARTNER UND PRODUKTIONSSTANDORT FÜR MITTELSTÄNDISCHE UNTERNEHMEN

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Inhalt

1. Chinas Integration in die Weltwirtschaft zu Beginn des 21. Jahrhunderts 3

1.1 Chinas Außenwirtschaftssystem 3

1.2 Chinas Außenwirtschaftsstrategie 5

1.3 Die Entwicklung des deutsch-chinesischen Außenhandels 7

2. China als Geschäftspartner für mittelständische Unternehmen 10

2.1 Die Internationalisierung mittelständischer Unternehmen 10

2.2 Der Markteintritt mittelständischer Unternehmen in den chinesischen Markt 152.2.1 Marktinformationen 162.2.2 Formen der Markterschließung 192.2.3 Besonderheiten des chinesischen Marktes 21

3. China als Absatzmarkt 26

3.1 Das Profil des chinesischen Importmarktes 263.1.1 Allgemeine Entwicklung 263.1.2 Chinas importierende Unternehmen 303.1.3 Die Rolle Deutschlands 32

3.2 Produkte von besonderem Interesse für deutsche Unternehmen 353.2.1 Spitzenprodukte 363.2.2 Produkte mit hohem Handelspotential 403.2.3 Wachstumsprodukte 423.2.4 Die Verlierer 443.2.5 Bestseller der europäischen Konkurrenten 46

3.3 Anpassung der Absatzstrategien an regionale Besonderheiten 48

3.4 Produktion von deutschen Unternehmen in China für den chinesischen Markt 51

4. China als Beschaffungsmarkt 54

4.1 Chinas Exporte 544.1.1 Allgemeine Entwicklung 544.1.2 Chinas exportierende Unternehmen 594.1.3 Deutschlands Importe aus China 60

4.2 Produkte von besonderem Interesse für deutsche mittelständische Unternehmen 644.2.1 Die chinesischen Spitzenprodukte in Deutschland 654.2.2 Produkte mit hohem Handelspotential 674.2.3 Wachstumsprodukte 704.2.4 Die Verlierer 73

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5. China als Produktionsstandort für den Weltmarkt 75

5.1 Weltmarktorientierte Fertigung in China 755.1.1 Allgemeine Entwicklung 755.1.2 Die Rolle Deutschlands 76

5.2 Produkte und Zielmärkte von besonderem Interesse für deutsche mittelständischeUnternehmen 77

5.2.1 Internationale Erfolgsprodukte 775.2.2 Produktion in China für den nordamerikanischen Markt 805.2.3 Produktion in China für den europäischen Markt 815.2.4 Chinas Erfolgsprodukte in Ostasien 83

6. Schlußfolgerung und Ausblick 84

7. Anhang 86

7.1 Methodik 867.1.1 Produktklassifizierung 867.1.2 Verläßlichkeit der chinesischen Daten 86

7.2 Datenquellen 89

8. Literaturverzeichnis 90

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Tabellen

Tabelle 3-1 Die deutschen Spitzenprodukte ....................................................................................... 38

Tabelle 3-2 Produkte mit hohem Handelspotential ............................................................................. 41

Tabelle 3-3 Wachstumsprodukte........................................................................................................ 43

Tabelle 3-4 Die Verlierer................................................................................................................... 45

Tabelle 3-5 Bestseller der europäischen Konkurrenten ....................................................................... 47

Tabelle 3-6 Produktion in China für den chinesischen Markt.............................................................. 52

Tabelle 4-1 Chinas Gesamtexporte nach Firmentypen (1994)............................................................. 59

Tabelle 4-2 Die chinesischen Spitzenprodukte in Deutschland ........................................................... 66

Tabelle 4-3 Produkte mit hohem Handelspotential ............................................................................. 69

Tabelle 4-4 Wachstumsprodukte........................................................................................................ 72

Tabelle 4-5 Die Verlierer................................................................................................................... 74

Tabelle 5-1 Internationale Erfolgsprodukte ........................................................................................ 79

Tabelle 5-2 Produktion in China für den nordamerikanischen Markt .................................................. 81

Tabelle 5-3 Produktion in China für den europäischen Markt ............................................................. 82

Tabelle 5-4 Chinas Erfolgsprodukte in Ostasien................................................................................. 84

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Schaubilder

Schaubild 1-1 Entwicklung des deutsch-chinesischen Handels ............................................................... 8

Schaubild 1-2 Gegenseitige Marktanteile ............................................................................................... 8

Schaubild 3-1 Chinas Gesamthandel 1984-97 ...................................................................................... 26

Schaubild 3-2 Chinas Gesamtimporte nach Handelsart 1993-97 ........................................................... 27

Schaubild 3-3 Struktur der chinesischen Gesamtimporte nach Art der Produktion 1978-93 ................... 28

Schaubild 3-4 Struktur der chinesischen Gesamtimporte, 1996............................................................. 29

Schaubild 3-5 Verteilung der Importe Chinas nach Größenklasse der Importeure 1994......................... 30

Schaubild 3-6 Struktur der chinesischen Importe aus Deutschland, 1996 .............................................. 33

Schaubild 3-7 Veränderung der Struktur der chinesischen Importe aus Deutschland 1993-96................ 34

Schaubild 3-8 Deutsche Exporte von Maschinen nach Bestimmungsort................................................ 50

Schaubild 4-1 Lohnveredelungsexporte und sonstige Exporte Chinas, 1993-1997................................. 55

Schaubild 4-2 Struktur der chinesischen Gesamtexporte, 1996 ............................................................. 56

Schaubild 4-3 Struktur der chinesischen Gesamtexporte (nach Art der Produktion)............................... 57

Schaubild 4-4 Veränderung der Struktur der chinesischen Gesamtexporte 1993-96............................... 58

Schaubild 4-5 Verteilung der Exporte Chinas nach Größenklasse der Exporteure, 1994 ........................ 60

Schaubild 4-6 Struktur der deutschen Importe aus China, 1996 ............................................................ 61

Schaubild 4-7 Chinas Exporte 1996 nach Deutschland und in die Welt................................................. 62

Schaubild 4-8 Veränderung der Struktur der deutschen Importe aus China 1993-96.............................. 63

Schaubild 5-1 Chinesische Importe nach Handelspartner, 1996 ............................................................ 77

Schaubild 7-1 Datenvergleich: Deutsche Importe aus China................................................................. 87

Schaubild 7-2 Datenvergleich: Deutsche Exporte nach China............................................................... 87

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Glossar

Ausländisch kontrollierte Unternehmen: Unternehmen, die vollständig im Besitz von

Ausländern sind, und Joint Ventures (sowohl auf vertraglicher als auch auf Anteilsba-

sis).

Harmonisiertes System: Produktnomenklatur, die von den meisten Ländern als Basis

für die nationale Zollnomenklatur und für Handelsstatistiken benutzt wird. Siehe auch

Kapitel 7.1.1.

Kleine und mittlere Unternehmen: Unternehmen mit höchstens 10 Mio. US-$ Export-

bzw. Importumsatz pro Jahr.

Lohnveredelung: Weiterverarbeitung von eingeführten Gütern unter präferentiellem

Zollregime.

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CHINA ALS HANDELSPARTNER UND PRODUKTIONSSTANDORT FÜR MITTELSTÄNDISCHE UNTERNEHMEN

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Abkürzungen

a.n.g. anderweitig nicht genannt

AKU ausländisch kontrollierte Unternehmen

BIP Bruttoinlandsprodukt

CGA Customs General Administration (Zollverwaltung Volksrepublik China)

c.i.f. cost, insurance and freight

EFTA European Free Trade Association

ASEAN Association of South East Asian Nations

EU Europäische Union

FTC Foreign Trade Company

f.o.b. free on board

HS Harmonisiertes System

ITC International Trade Centre UNCTAD/WTO (Internationales

Handelszentrum der Vereinten Nationen)

KMU kleine und mittelständische Unternehmen

LV Lohnveredelung

Mio. Million(en)

Mrd. Milliarde(n)

NAFTA North American Free Trade Agreement

p.a. per annum

SITC Standard International Trade Classification

TVE Township and Village Enterprises

UNCTAD United Nations Conference on Trade and Development

WTO World Trade Organization

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CHINA ALS HANDELSPARTNER UND PRODUKTIONSSTANDORT FÜR MITTELSTÄNDISCHE UNTERNEHMEN

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Ziel und Aufbau der Studie

Ziel der Studie ist es, ein realistisches Bild der Chancen und Risiken eines geschäftli-

chen Engagements für deutsche mittelständische Unternehmen in China zu vermitteln.

Die Einschätzungen über den chinesischen Markt differieren erheblich. So herrscht auf

der einen Seite ein ausgeprägter Pessimismus hinsichtlich Geschäften mit China vor.

Mittelständische Unternehmen seien in der Regel überfordert, die mit einem Marktzu-

tritt in China verbundenen Probleme zu lösen, und sollten sich lieber auf den europäi-

schen Binnenmarkt konzentrieren. Auf der anderen Seite erscheint die Aussicht verlok-

kend, auf einem Markt mit mehr als einer Milliarde Menschen und Wachstumsraten des

BIP von 8 bis 10 Prozent pro Jahr präsent zu sein. China erscheint als das neue Land der

unbegrenzten Möglichkeiten. Ein schneller Markteintritt verspricht die Lösung einer

Vielzahl von Problemen auf dem heimischen Absatz- oder Beschaffungsmärkten.

Für die meisten mittelständischen Unternehmen ist weder das eine noch das andere Ex-

trem eine adäquate Beschreibung ihrer Chancen und Risiken eines geschäftlichen Enga-

gements in China. Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte. Die Erfahrungen der letz-

ten Jahre zeigen, daß auch deutsche mittelständische Unternehmen erfolgreich im chi-

nesischen Markt operieren können, wenn sie die Grundvoraussetzungen erfüllen und die

Spielregeln beachten. Grundvoraussetzung eines gewinnbringenden Engagements in

China ist es, ein gutes Produkt zu haben, mit dem man bereits erfolgreich auf einigen

Märkten außerhalb Deutschlands konkurriert. Wer versucht, Ladenhüter in China an den

Konsumenten zu bringen, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit Schiffbruch erleiden.

Darüber hinaus hängt der Erfolg in China auch davon ab, ob Unternehmen die landes-

spezifischen Besonderheiten beachten. Obwohl sich China von einer zentral gelenkten

Wirtschaft zu einem Marktsystem wandelt und damit vermehrt die Spielregeln der

Marktwirtschaft zum Tragen kommen, gehen die Uhren in China auch wegen der kultu-

rellen Unterschiede zum Westen immer noch ein wenig anders. Der Weg zum Erfolg in

China ist mit Stolpersteinen gepflastert, die jedoch unter Einsatz der richtigen Mittel aus

dem Weg geräumt werden können - auch zu Kosten, die für mittelständische Unterneh-

men keine unüberwindliche Hürde darstellen.

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Diese Studie ist aber kein Leitfaden, aus dem entnommen werden kann, wie man in und

mit China am besten Geschäfte macht. Sie ist zum einen als Einstieg für in China noch

nicht tätige mittelständische Unternehmen gedacht. Diese sollten nach der Lektüre der

Studie besser abschätzen können, ob, wie und mit welchem Teil ihrer Produkte ein Ein-

stieg in den chinesischen Markt in Frage kommt. Für bereits in China tätige Mittel-

ständler sind insbesondere die Kapitel 3 bis 5 gedacht, die Ihnen Anregungen zu einem

weiteren Ausbau ihres Engagements in oder mit China geben sollten.

Der Aufbau der Studie orientiert sich an diesen beiden zentralen Punkten des Ge-

schäftserfolges für mittelständische Unternehmen in China. Nach einer kurzen Charak-

terisierung Chinas und seiner Außenwirtschaftsbeziehungen in Kapitel 1 werden in Ka-

pitel 2 die wichtigsten Posten angeführt, die bei einem Engagement mittelständischer

Unternehmen in China zu beachten sind. Dabei geht es vor allem darum, den noch nicht

im Chinageschäft tätigen Unternehmen einen Eindruck davon zu vermitteln, was bei

einem Engagement in China zu beachten ist. Die Kapitel 3, 4 und 5 beleuchtet die

Chancen und Risiken für deutsche mittelständische Unternehmen, China als Absatz-

markt für eigene Exporte, als Beschaffungsmarkt für Importe und als Produktionsstand-

ort zur Lohnveredelung zu nutzen.

Diese Studie wurde durch die Stiftung Industrieforschung gefördert, bei der wir uns für

die finanzielle Unterstützung bedanken, welche die Durchführung dieses Forschungs-

vorhabens erst ermöglicht hat.

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CHINA ALS HANDELSPARTNER UND PRODUKTIONSSTANDORT FÜR MITTELSTÄNDISCHE UNTERNEHMEN

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1. Chinas Integration in die Weltwirtschaft zu Beginn des 21. Jahr-

hunderts

1.1 Chinas Außenwirtschaftssystem

Bis Ende der siebziger Jahre war China eine beinahe geschlossene Volkswirtschaft. Der

Außenhandel spielte eine untergeordnete Rolle, ausländische Direktinvestitionen gab es

so gut wie gar nicht (Johannsen 1995). Die Außenwirtschaftsbeziehungen standen ganz

im Zeichen einer autozentrierten Entwicklung, die China soweit wie möglich vom

Weltmarkt abkoppelte. Die Exporte wurden im Rahmen dieser Strategie nur soweit zu-

gelassen als sie die zur Finanzierung der Importe nötig waren (Bender/Hocker 1995).

Die aus Plan-Exporten erzielten Deviseneinnahmen mußten abgeführt werden und wur-

den im Rahmen der staatlich organisierten Devisenallokation zur Finanzierung geplan-

ter Importe zur Verfügung gestellt. Der Außenhandel wurde bis 1979 über 12 (!) nach

Branchen gegliederte Außenhandelsgesellschaften abgewickelt, die als ausführende Or-

gane der zentralen Außenhandelsplanung tätig waren (Panagariya 1993). Das Ergebnis

dieses Außenwirtschaftssystems waren Devisenknappheit, ein beschränktes Angebot an

Exportgütern und ein Mangel an qualitativ hochwertigen Importen, insbesondere im In-

vestitionsgüterbereich (Hong/Müller 1995).

Unter diesen Bedingungen waren Geschäfte mit China wenigen westlichen Großunter-

nehmen und den traditionellen Handelshäusern vorbehalten. Die nach 1978 eingeleite-

ten Reformen der Außenwirtschaftsbeziehungen eröffnen nun aber auch mittelständi-

schen Unternehmen den direkten Zugang zum chinesischen Markt. Im Rahmen der Au-

ßenwirtschaftsliberalisierung wurden mehr und mehr Warenkategorien von dem Lizen-

sierungsverfahren bei Ex- und Importen ausgenommen und dem Einfluß der staatlichen

Außenhandelsgesellschaften entzogen (Bender/Hockner 1995). Ausländische Direktin-

vestitionen wurden vermehrt zugelassen, zunächst im Rahmen von Joint Ventures (JV,

Gemeinschaftsunternehmen), später wurde auch die Gründung von wholly foreign

owned enterprises (WFOE, 100 prozentige Tochtergesellschaften ohne chinesische Be-

teiligung) erlaubt. Daneben ist es möglich, Zweigniederlassungen und Repräsentanzbü-

ros in China zu eröffnen (Burkhardt 1996). Die Deviseneinnahmen von JV und WFOE

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müssen nicht mehr an die staatlichen Behörden abgeliefert werden, allerdings sind diese

Unternehmen gehalten, ihre Devisenbilanz auszugleichen. Zwar benötigen chinesische

Unternehmen, die Außenhandel betreiben wollen, eine Genehmigung des Ministry of

Foreign Trade and Economic Cooperation (MOFTEC); JV und WFOE erhalten diese

jedoch automatisch im Rahmen ihrer genehmigten Geschäftsaktivitäten. Ausnahmen

und Einschränkungen bestehen nur für diejenigen Produkte, für die vom MOFTEC ein

Handelsverbot oder Handelsbeschränkungen erlassen wurden (Bohnet 1995).

Sonderwirtschaftszonen, spezielle Entwicklungszonen und geöffnete Städte haben in

den Anfangsjahren der Öffnungspolitik eine wichtige Rolle für die Anwerbung von

ausländischem Kapital und Know how gespielt. Ihre Bedeutung ist heute gemindert,

weil die besonderen Begünstigungen in allen Provinzen Chinas gewährt werden.

Die seit 1978 Schritt für Schritt verstärkte Außenwirtschaftsliberalisierung hat dazu ge-

führt, daß sich die Außenhandelsquote Chinas (berechnet als Anteil der Exporte und

Importe am BIP) von 1980 bis 1992 verdoppelt hat. Ebenfalls verdoppelt hat sich der

Anteil Chinas an den Weltexporten von 1982 bis 1992 (Bass/Schüller 1995). Im Jahre

1995 war China zur elftgrößten Handelsnation der Welt aufgestiegen (Kaiser 1997;

WTO 1997). Der Anteil der ausländischen Direktinvestitionen an der inländischen Ka-

pitalbildung stieg von 5,1 Prozent im Jahre 1985 auf 11,0 Prozent im Jahr 1990 (Jo-

hannsen 1995); rund 40 Prozent aller Direktinvestitionen in Länder der Dritten Welt

flossen in jenem Jahr nach China. Bis zum Jahr 2020 erwartet die Weltbank (1997) eine

Verdreifachung des chinesischen Außenhandelsvolumens. China wäre mit einem Anteil

von 10 vH am Welthandel danach die zweitstärkste Handelsnation.

Eine besondere Dynamik zeigt sich in der Entwicklung der Zahl der Außenhandel trei-

benden Unternehmen. Sie stieg von 12 im Jahre 1978 auf 800 im Jahre 1985 und 1990

waren rund 5000 Unternehmen im Außenhandel tätig (Panagariya 1993). Im weiteren

Verlauf der neunziger Jahren hat sie weiter auf über 100.000 zugenommen. Darunter

befinden sich auch viele kleine und mittelgroße Ex- und Importeure, die aufgrund ihres

Geschäftsvolumens als natürlicher Handelspartner für deutsche mittelständische Unter-

nehmen in Frage kommen.

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China befindet sich bei der Transformation seines Außenwirtschaftssystems im Moment

auf halbem Weg von einer zentralen Planwirtschaft hin zu einer Marktwirtschaft, deren

genaue Ausprägung noch nicht feststeht. Obwohl noch immer vergleichsweise starke

bürokratische Zwänge bestehen, hat das Umfeld mittlerweile einen Stand erreicht, der

es auch für deutsche mittelständische Unternehmen attraktiv erscheinen läßt, sich dem

chinesischen Markt zuzuwenden. Allerdings sollte man sich klar vor Augen halten, daß

China eine bestimmte Außenwirtschaftsstrategie verfolgt, die wiederum Mittel zur Er-

reichung übergeordneter Ziele ist, wie z.B. eine Modernisierung des chinesischen Ka-

pitalstocks durch Technologietransfer. Je mehr ausländische Unternehmen aus chinesi-

scher Sicht zur Erreichung dieser Ziele beitragen, desto willkommener sind sie und de-

sto leichter dürfte ihnen ein Engagement im chinesischen Markt fallen.

1.2 Chinas Außenwirtschaftsstrategie

Ende der siebziger Jahre war die strategische Funktion der chinesischen Außenwirt-

schaftsbeziehungen rein komplementärer Natur: Die internationalen Wirtschaftsbezie-

hungen sollten nur die eigenen Schwächen ausgleichen. Heute besitzt die Außenwirt-

schaft eine Schlüsselfunktion für die Modernisierung und Stärkung der Leistungsfähig-

keit der chinesischen Volkswirtschaft (Hong/Müller 1995). Dies bedeutet allerdings

weder vollständige Abwendung von einer Außenwirtschaftsstrategie der Importsubsti-

tution noch eine ausschließliche Hinwendung zu einer Strategie des exportgetragenen

Wachstums. Vielmehr übt sich die chinesische Führung im Unterschied zu den export-

orientierten, asiatischen Tigern oder dem noch immer stark protektionistischen Indien

seit Jahren in einem Spagat zwischen Importsubstitution und Exportförderung. So muß

einerseits durch entsprechende Importbeschränkungen z.B. die chinesische Maschinen-

bauindustrie vor der noch übermächtigen ausländischen Konkurrenz geschützt werden,

um selbst international wettbewerbsfähig zu werden. Andererseits benötigen die export-

orientierten chinesische Unternehmen häufig auch im Bereich arbeitsintensiver Produk-

tion die beste (oder zumindest zweitbeste) verfügbare Technologie, um ihre Produkte

weltmarktfähig zu machen. Chinas Außenwirtschaftsstrategie läßt sich dann auch als

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CHINA ALS HANDELSPARTNER UND PRODUKTIONSSTANDORT FÜR MITTELSTÄNDISCHE UNTERNEHMEN

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Synthese aus angemessener Importsubstitution und aktiver Exportorientierung charakte-

risieren (Hong/Müller 1995).

Trotz der unbestrittenen Erfolge auf dem Weltmarkt hat China Probleme auf der Ex-

portseite. So ist die Qualität der chinesischen Exportprodukte, insbesondere wenn diese

ohne ausländische Beteiligung hergestellt werden, teilweise noch ungenügend; ver-

gleichbar mit japanischen und koreanischen Exportprodukten in den 60er und 70er Jah-

ren. Die starke Exportexpansion war zum Teil nur aufgrund geringerer Preise zu erzie-

len (“Erfolg durch Quantität”). Daher soll in Zukunft im Export verstärkt “Erfolg durch

Qualität” erzielt werden. Des weiteren ist geplant, den Anteil rohstoffintensiver Pro-

dukte an den Exporten zugunsten von technologieintensiven Produkten zu verringern.

Der Anteil arbeitsintensiver Exportgüter soll in etwa beibehalten werden. Eine solche

Exportpolitik kann nur dann Erfolg haben, wenn verstärkt Technologie importiert wird.

Als einer der weltweit größten Technologielieferanten befindet sich Deutschland in ei-

ner günstigen Ausgangsposition (Straßberger et al. 1996). Für deutsche Unternehmen

und hier insbesondere den Mittelstand mit seinem hoch diversifizierten und speziali-

sierten Angebot an Maschinen kommt China auch aufgrund dieser Exportpolitik als Ab-

satzmarkt und Produktionsstandort für eine weltmarktorientierte Produktion in Fra-

ge. Daneben eignet sich China wegen seiner niedrigen Löhne und der daraus resultie-

renden Wettbewerbsvorteile auch vorzüglich als Beschaffungsmarkt für arbeitsintensi-

ve Produkte und als Standort für Lohnveredelung.

Die chinesische Importpolitik steht im Spannungsfeld zwischen Liberalisierung, um

eine adäquate Versorgung des Binnenmarktes zu gewährleisten, und Protektion, um die

sich in einem raschen Umstrukturierungsprozeß befindlichen inländischen Unternehmen

wenigstens eine Zeitlang vor ausländischer Konkurrenz zu schützen. Im Vorfeld der

Verhandlungen über eine Aufnahme Chinas in die WTO, zu der es einer starken Redu-

zierung der Importbeschränkungen bedarf, sollten die nichttarifären Handelshemmnisse

an Bedeutung verlieren und verstärkt die transparenteren Zölle zum Einsatz kommen

(Hong/Müller 1995).

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CHINA ALS HANDELSPARTNER UND PRODUKTIONSSTANDORT FÜR MITTELSTÄNDISCHE UNTERNEHMEN

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Der Balanceakt zwischen angemessener Importsubstitution und aktiver Exportorientie-

rung findet jedoch bei aller Differenziertheit und Rücksicht auf die reale Seite der chi-

nesischen Wirtschaft immer unter monetären Restriktionen statt. „Man sollte verstehen,

daß es die oberste Prämisse der VR China ist, Devisen zu erwirtschaften... Gefragt ist

der klassische Investor, der sich in China etabliert, modernste Technologie einbringt ...

sowie China dabei unterstützt, Devisen zu erwirtschaften” (Angster 1997). Daher sollten

auch deutsche mittelständische Unternehmen zumindest die Perspektive einer Produkti-

onsaufnahme in China immer im Auge behalten, denn langfristig gilt es als eher un-

wahrscheinlich, daß man ausschließlich als Exporteur im chinesischen Markt bestehen

kann.

1.3 Die Entwicklung des deutsch-chinesischen Außenhandels

Der deutsch-chinesische Handel ist seit Beginn der neunziger Jahre von einem Handels-

bilanzdefizit auf deutscher Seite geprägt, das 1996 einen neuen Höchststand erreicht hat

(vgl. auch Schaubild 1-1). Auffällig ist auch, daß sich die chinesischen Importe nach

Deutschland beinahe kontinuierlich erhöhten, während die deutschen Exporte nach Chi-

na eher treppenförmig verlaufen. Sie lagen zwischen 1988 und 1991 bei 4 bis 5 Mrd.

DM, stiegen danach kräftig an und verharren seit 1994 bei rund 10,5 Mrd. DM.

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Schaubild 1-1

Entw icklung des deutsch-chinesischen Handels

4.9 4.63.9 4.1

5.8

9.6

4.15.6

7.3

10.9 11.0

13.314.7 15.1

16.9

10.910.710.3

0

2

4

6

8

10

12

14

16

18

20

1988

1989

1990

1991

1992

1993

1994

1995

1996

Mrd

. DM

deutsche Exporte nach China

deutsche Importe aus China

Quelle: ITC Berechnungen nach EUROSTAT COMEXT und CGA Daten.

Schaubild 1-2

Gegenseitige Marktanteile

5.2%

5.6%5.5%5.6%

4.6%

3.9%

4.5%4.2%

5.1%

2.5%2.4%2.4%2.3%

1.7%

1.3%1.1%0.9%

1.7%

0%

1%

2%

3%

4%

5%

6%

7%

8%

1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996

Anteil deutscher Exporte an chinesischen Gesamtimporten

Anteil Importe aus China an deutschen Gesamtimporten

Quelle: ITC Berechnungen nach EUROSTAT COMEXT und CGA Daten.

Dementsprechend sind auch die gegenseitigen Marktanteile gestiegen. Der Anteil der

Importe aus China an den deutschen Importen insgesamt erhöhte sich kontinuierlich von

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CHINA ALS HANDELSPARTNER UND PRODUKTIONSSTANDORT FÜR MITTELSTÄNDISCHE UNTERNEHMEN

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0,9 Prozent im Jahre 1988 auf 2,5 Prozent im Jahre 1996 (vgl. Schaubild 1-2). Der An-

teil der Importe aus Deutschland an den gesamten chinesischen Importen lag von 1988

bis 1992 bei rund 4,5 Prozent und von 1993 bis 1996 bei rund 5,5 Prozent.

Bedenkt man, daß Deutschlands traditionelle Exportstärke im Bereich des Maschinen-

baus (HS 84 und 85) und der chemischen Industrie (HS 28-38) liegt und diese beiden

Gruppen einen Anteil von über 40 Prozent an den chinesischen Importen insgesamt

hatten (vgl. auch Schaubild 3-4), dann wird deutlich, daß insbesondere die deutschen

Exportmöglichkeiten nach China noch bei weitem nicht ausgeschöpft sind.

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2. China als Geschäftspartner für mittelständische Unternehmen

Glaubt man den Aussagen einiger Unternehmensberater, so hat der deutsche Mittelstand

den Einstieg in den chinesischen Markt verschlafen (so z.B. Angster 1997). Während

Großunternehmen bereits seit vielen Jahren erfolgreich in China operieren, sind die

meisten mittelständischen Unternehmen auf der Absatzseite entweder europazentriert

oder sogar immer noch rein national orientiert. Aus diesem Befund wird häufig die For-

derung abgeleitet, mittelständische Unternehmen müßten sich ähnlich wie Großunter-

nehmen globalisieren und zumindest auf den wichtigsten Märkten dieser Welt präsent

sein.

Diese Argumentation verkennt jedoch, daß es eine Reihe von Gründen gibt, warum

mittelständische Unternehmen es vorziehen, rein national zu operieren bzw. sich zu-

nächst auf den europäischen Markt zu beschränken. Auf diese Ursachen wird im Ab-

schnitt 2.1 eingegangen. Zu diesen allgemeinen Gründen für ein im Vergleich zu Groß-

unternehmen relativ geringes Niveau an Internationalisierung kommen im Falle eines

Eintritts in den chinesischen Markt noch die landesspezifischen Besonderheiten hinzu,

die eine zusätzliche Hürde für ein Engagement des Mittelstandes in China darstellen.

Auf diese landesspezifischen Besonderheiten, die bei einem Eintritt in den chinesischen

Markt unbedingt beachtet werden sollten, wird im Abschnitt 2.2 eingegangen.

2.1 Die Internationalisierung mittelständischer Unternehmen

Mit dem Begriff Internationalisierung bezeichnet man üblicherweise den Prozeß, in

dessen Verlauf ein national operierendes Unternehmen zu einem international tätigen

Unternehmen übergeht (Borrmann et al. 1996). Als erster Schritt wird dabei in der Re-

gel der Export oder Import von Waren oder Dienstleistungen gewählt. Erst im weiteren

Verlauf der Internationalisierung der Unternehmenstätigkeit kommen andere Formen

der Auslandstätigkeit zum Tragen wie z.B. Lizenzvergabe, die Gründung von Aus-

landsniederlassungen, Joint Ventures oder 100prozentigen Tochtergesellschaften. Je

vielfältiger und stärker sich Unternehmen international betätigen, desto höher wird ihr

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Internationalisierungsgrad. In der Endstufe werden sie zu globalisierten Unternehmen.

Eine genaue definitorische Unterscheidung zwischen globalisierten und internationa-

lisierten Unternehmen läßt sich nur schwer treffen. Härtel et al. (1995) verweisen dar-

auf, daß globalisierte Unternehmen vor allem durch die folgenden Merkmale gekenn-

zeichnet sind:

1. Geographisch breit gestreute Auslandsaktivitäten,

2. ein gewisses Maß an Koordination der gesamten Auslandstätigkeit,

3. internationale Ausrichtung anderer Unternehmensfunktionen (Beschaffung,

Forschung, Finanzierung,

4. ein relativ hoher Anteil an Auslandsproduktion,

5. Bildung internationaler strategischer Allianzen.

Die Internationalisierung der Unternehmenstätigkeit läßt sich demnach als Vorstufe der

Globalisierung der Unternehmenstätigkeit deuten. Während ein Unternehmen bereits

dann als internationalisiert gilt, wenn es mehr oder weniger regelmäßig exportiert oder

Vorleistungen aus dem Ausland bezieht, bedarf es eines erheblichen Einsatzes von Res-

sourcen, um ein globalisiertes Unternehmen zu werden (OECD 1997a). Es ist daher

nicht verwunderlich, daß in den meisten OECD-Ländern die Zahl der internationali-

sierten mittelständischen Unternehmen erheblich höher ist als die Zahl der globalisierten

mittelständischen Unternehmen. So gelten nach OECD-Angaben rund 40.000 belgische

Unternehmen als internationalisiert, aber nur 3.400 als globalisiert (OECD 1997a). In

Deutschland gelten nach OECD-Angaben rund 1 Prozent der mittelständischen Unter-

nehmen als globalisiert. Hinsichtlich des Anteils und der Zahl an internationalisierten

Unternehmen finden sich bei der OECD keine Angaben; Borrmann et al. (1996) schät-

zen, daß rund 7 Prozent der deutschen mittelständischen Unternehmen in der einen oder

anderen Form international engagiert sind.

Dies bedeutet aber auch, daß die überwiegende Mehrzahl der mittelständischen Unter-

nehmen - selbst im verarbeitenden Gewerbe - absatzseitig rein national orientiert ist.

Dafür gibt es eine Reihe von Gründen1:

1 Vgl. dazu u.a. Cichy (1996), Engelhard (1992), Miesenböck (1989), OECD (1997a).

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1. Kein Interesse am direkten Auslandsgeschäft

Eine ganze Reihe mittelständischer Unternehmen ist entweder nicht an Auslandsge-

schäften interessiert oder sieht keine Notwendigkeit dazu. Ein direktes Engagement im

Ausland kann z.B. aus folgenden Gründen unterbleiben:

• Die Produkte weisen eine landesspezifische Komponente (Normen, Standards) auf

oder sind regionale Spezialitäten, die im Ausland oder außerhalb der Region nicht

nachgefragt werden.

• Produkte werden an inländische Zwischenhändler verkauft, die für Marketing und

Vertrieb im In- und gegebenenfalls auch im Ausland sorgen. Dieser sogenannte indi-

rekte Export findet sich vor allem in Bereichen, wo eine Vielzahl kleiner Unterneh-

men ein relativ homogenes oder standardisiertes Zwischen- oder Endprodukt her-

stellt.

• Die inländischen Unternehmen haben Wettbewerbsnachteile gegenüber ihren auslän-

dischen Konkurrenten, insbesondere außerhalb ihres heimischen Marktes.

• Die inländischen Unternehmen erzielen im Inland einen zufriedenstellenden Gewinn

und wollen diesen nicht durch ein unbekanntes und vermeintlich risikoreicheres

Auslandsengagement gefährden.

2. Fehlende Managementkapazitäten

Selbst bei den mittelständischen Unternehmen, die prinzipiell Interesse am direkten

Auslandsgeschäft haben, bilden Engpässe beim Management ein ernstes Hindernis.

Viele mittelständische Unternehmen sind seit ihrer Gründung in Familienbesitz. Aus der

engen Verbindung von Familien- und Unternehmensinteresse resultiert bis heute oft-

mals eine stark zentralisierte Entscheidungsstruktur, in der das Management häufig re-

lativ klein und mit umfassenden Vollmachten ausgestattet ist. Zur Anbahnung von

Auslandsaktivitäten wird aber vergleichsweise viel Zeit benötigt, die dem kleinen, vom

inländischen Tagesgeschäft ohnehin schon weitgehend absorbierten Management nicht

im nötigen Umfang zur Verfügung steht. Prinzipiell läßt sich das Problem natürlich da-

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durch lösen, daß in die Unternehmensleitung ein erfahrener Exportmanager aufgenom-

men wird, der sich ausschließlich um das Auslandsgeschäft kümmert.

3. Mangelnde Reorganisationsfähigkeit

Mit der Einstellung oder Ernennung eines Exportmanagers ist allerdings erst ein mög-

liches Hindernis aus dem Weg geräumt. Häufig bedarf es einer grundlegenden Reorga-

nisation innerhalb des Unternehmens. So müssen die gegenwärtig hergestellten Pro-

dukte an die Spezifika der Auslandsmärkte angepaßt werden, was u.U. mit hohen Ko-

sten verbunden ist. Bei Neuentwicklungen muß darauf geachtet werden, daß Produkte

mit möglichst geringem Aufwand auslandsmarktfähig gemacht werden können. Dazu

sind einmal landesspezifische Kenntnisse über die möglichen Absatzmärkte notwendig

oder zu beschaffen. Zum anderen müssen diese Erkenntnisse in den Produkt-

entwicklungs- und Produktionsprozeß einfließen. Daß dies leichter gesagt als getan ist,

zeigt sich insbesondere an der Schwäche deutscher Unternehmen, ihren hohen techni-

schen, funktionalen und preislichen Standard zu senken, wenn es darum geht, Produkte

auf Märkten in Schwellen- und Entwicklungsländern abzusetzen.

Neben der Produktion müssen aber auch noch Marketing und Vertrieb umgestellt wer-

den. So müssen Mitarbeiter umgeschult oder wie in den meisten Fällen erfahrene Ex-

portsachbearbeiter mit den entsprechenden juristischen, landesspezifischen und sprach-

lichen Kenntnissen eingestellt werden. Das Unternehmen muß sich mit neuen Ge-

schäftsgepflogenheiten vertraut machen, insbesondere beim Eintritt in Märkte, die zu

einem anderen Kulturkreis gehören und in denen sich das Wirtschaftssystem stark vom

deutschen unterscheidet. Wie in Abschnitt 2.2 gezeigt wird, sind beide Faktoren bei ei-

nem Markteintritt in China zu beachten.

4. Hohe Fixkosten vor Auslandsengagement

Bevor ein Unternehmen seine Produkte im Ausland verkaufen oder herstellen lassen

kann, fallen im Inland Kosten an. Dazu zählen insbesondere Aufwendungen für Infor-

mationsbeschaffung, die neben den oftmals relativ geringen direkten Kosten erhebliche

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Opportunitätskosten in Form von Arbeitszeit mit sich bringen. Nach dieser ersten Phase

der Informationsbeschaffung und Bewertung muß die Durchführbarkeit, erwartete Wirt-

schaftlichkeit und das Risiko des geplanten Auslandsengagements beurteilt werden. Im

Anschluß daran müssen im Ausland Partner für Vertrieb oder Produktion gesucht wer-

den. Insgesamt fallen vor einem möglichen Auslandsgeschäft erhebliche Kosten an. Ein

nicht unerheblicher Teil davon sind sogenannte sunk costs, die dadurch gekennzeichnet

sind, daß diesen Aufwendungen keinerlei marktverwertbare Güter gegenüberstehen, die

sich wieder verkaufen lassen, falls sich ein Unternehmen entscheidet, nicht in den Aus-

landsmarkt einzutreten2. Das besondere Problem für mittelständische Unternehmen ist

hierbei, daß diese anfänglich zu tragenden Kosten relativ hoch sind sowohl im Ver-

gleich zu Großunternehmen als auch im Vergleich zum erwarteten Umsatz. Damit ist

der Versuch, im Ausland tätig zu werden, für mittelständische Unternehmen mit einem

relativ höheren Risiko behaftet als für Großunternehmen. Es ist daher nicht verwunder-

lich, daß mittelständische Unternehmen weitaus weniger internationalisiert sind als

Großunternehmen, insbesondere wenn aufgrund von Familieninteressen tendenziell

konservativ und risikoscheu agiert wird und entsprechende Pläne für eine Expansion im

Ausland schon in frühen Phasen wegen des vermuteten Risikos oder der vermeintlich

hohen Kosten aufgegeben werden.

2 Vgl. dazu Sutton (1994).

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5. Hohe Finanzierungskosten

Ein weiteres Problem für mittelständische Unternehmen stellen die im Vergleich zu

Großunternehmen schlechteren Refinanzierungsmöglichkeiten und höheren Refinanzie-

rungskosten dar. Die Banken verhalten sich mittelständischen Unternehmen gegenüber

häufig restriktiv und orientieren sich mehr an dinglichen Sicherheiten als am Ertrags-

potential von avisierten Auslandsengagements. Aber selbst wenn es gelingt, einen Kre-

dit zu erhalten, zahlen mittelständische Unternehmen ohne entsprechende dingliche Si-

cherheiten in der Regel einen um zwei bis fünf Prozentpunkte höheren Zins als Groß-

unternehmen (Cichy 1996:3). Allein dieser Unterschied führt bereits dazu, daß sich

viele fremdfinanzierte Auslandsengagements mittelständischer Unternehmen nicht mehr

rechnen und somit unterbleiben.

2.2 Der Markteintritt mittelständischer Unternehmen in den chinesischen Markt

Unter den asiatischen Ländern ist China für eine Kooperation mit deutschen mittelstän-

dischen Unternehmen aufgrund der dort vorhandenen Unternehmensstrukturen be-

sonders gut geeignet. Während Japans Unternehmen aus den feudalen Latifundien her-

vorgingen, die sich im Zuge der Öffnung und Modernisierung zu den großen Handels-

häusern und später den japanischen Großkonzernen entwickelten (auch Korea folgte

aufgrund seiner Gesellschaftsstruktur diesem Vorbild), ist China traditionell durch ge-

werbliche Produktionen auf Familienbasis geprägt. Auch in der Zeit nach dem ersten

Weltkrieg war die industrielle Entwicklung durch Klein- und Mittelbetriebe geprägt.

Die heutigen Großbetriebe entstanden nach sowjetischem Vorbild zumeist in der Zeit

des 1. Fünfjahrplans (1953-1958). Auch heute gehört der Sektor der auf familiärer oder

genossenschaftlicher Basis beruhenden Kleinunternehmen zusammen mit den TVEs zu

den dynamischsten Bereichen der chinesischen Volkswirtschaft. Betriebe ähnlicher

Struktur sind deshalb in Taiwan, Hongkong und allen chinesisch geprägten Gesell-

schaften Südostasiens zu finden (Jacobs 1958, Wade 1990). Interessant ist in diesem

Zusammenhang, daß diese Länder (Taiwan, Hongkong, Singapur und die chinesisch

dominierten Wirtschaftsbereiche von Malaysia), die auch finanziell auf vielseitige Wei-

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se über Ländergrenzen vernetzt sind, die jüngste Krise von 1997/98 besser überstanden

haben.

Die Wege in den chinesischen Markt sind vielfältig. Wegen der doch erheblichen Un-

terschiede in Kultur, Rechtssystem, Nachfrageverhalten und Infrastrukturangebot soll-

ten sich deutsche mittelständische Unternehmen vor einem Engagement in China

gründlich informieren (Abschnitt 2.2.1). Auch für die Markterschließung selbst können

mittelständische Unternehmen unter mehreren Formen wählen, die sich unter anderem

durch den dafür benötigten Kapitalbedarf, die Kontrollmöglichkeiten und die Notwen-

digkeit, dauerhaft vor Ort sein zu müssen, unterscheiden (Abschnitt 2.2.2). Auf die Be-

sonderheiten des chinesischen Marktes und die damit verbundenen Anforderungen an

mittelständische Unternehmen wird in Abschnitt 2.2.3 eingegangen.

2.2.1 Marktinformationen

Das systematische Sammeln und Auswerten von Marktinformationen über China gehört

zu den elementaren Grundvoraussetzungen für einen erfolgreichen Einstieg in den chi-

nesischen Markt. Hierzu stehen mittelständischen Unternehmen eine Vielzahl teilweise

preiswerter Quellen zur Verfügung. Prinzipiell lassen sich zwei Phasen der Beschaffung

von Marktinformationen unterscheiden.

A) Informationssuche vom Standort Deutschland aus

Sowohl in Deutschland als auch China sitzen Informationsanbieter, die eine Fülle an

einführender Literatur zum Chinageschäft zur Verfügung stellen und an die sich mittel-

ständische Unternehmen als erstes wenden sollten (DIHT 1997). In China zählen dazu

insbesondere das Delegiertenbüro der Deutschen Wirtschaft, die deutschen diplomati-

schen Vertretungen, Vertretungsbüros von Bundesländern, Repräsentanzen und Nie-

derlassungen deutscher Kreditinstitute, Rechtsanwaltskanzleien und Unternehmensbe-

rater. Erste Anlaufstellen in Deutschland sind die Industrie- und Handelskammern, die

Bundesstelle für Außenhandelsinformationen (BfAI), der Ostasiatische Verein, auf Chi-

na spezialisierte Anwaltskanzleien und Marketinggesellschaften und die Handelsabtei-

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lung der chinesischen Botschaft in Deutschland. Auch im Internet finden sich Informa-

tionen zum Chinageschäft.

Eine neue Informationsquelle über mögliche Kooperationspartner bietet die Datenbank

CHINATRADERS des ITC UNCTAD/WTO in Genf, die in Zusammenarbeit mit den

chinesischen Zollbehörden aufgebaut worden ist. In ihr befinden sich von Zollbehörden

im Zuge der Abwicklung des Außenhandels erhobenen Informationen zu mehr als

100.000 Unternehmen, die zu China Ex- oder Importbeziehungen unterhalten. Ins-

besondere läßt sich anhand dieser Datenbank in Erfahrung bringen, welches in China

ansässige Unternehmen welches Produkt mit welchem Land in welcher Menge und mit

welchem Wert ex- oder importiert hat.

Ein Gespräch mit Chinaexperten sollte den Abschluß der in Deutschland zu erbringen-

den Informationsbeschaffungs- und Informationssichtungsphase sein. Dabei sollten in

erster Linie Gesprächspartner aus Banken, Unternehmen mit Erfahrung im Chinage-

schäft und Consulting-Unternehmen zum Zuge kommen. Auch sollte geklärt werden, ob

und welche öffentlichen Förderungen (KfW, DEG etc.) in Anspruch genommen werden

können. Am Ende dieser ersten Phase sollte im Unternehmen eine Vorentscheidung

darüber fallen, ob ein Einstieg ins Chinageschäft verfolgt werden sollte und das Unter-

nehmen in Phase zwei des Marktinformationsprozesses einsteigt.

B) Informationsbeschaffung in China

Bei einem Eintritt in die zweite Phase der Informationsbeschaffung steht die Aufgabe

im Mittelpunkt, persönliche Eindrücke über China zu gewinnen, erste Erfahrungen zu

sammeln und die für das Unternehmen wichtigsten Personen in China zu treffen (Ang-

ster 1997). Eine solche Möglichkeit bietet die Teilnahme an Wirtschaftsdelegationsrei-

sen, die z.B. von Außenwirtschaftsförderungseinrichtungen sowie vielen Industrie- und

Handelskammern häufig in Zusammenarbeit mit den Delegiertenbüros der Deutschen

Wirtschaft in China angeboten werden. Im Rahmen dieser Reiseprogramme werden In-

formationen über die Wirtschafts- und Investitionsbedingungen in China vermittelt und

oftmals auch potentielle Geschäfts- und Kooperationspartner kontaktiert. Messen und

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Fachausstellungen sind ebenfalls eine gute Möglichkeit, sich aus erster Hand über den

chinesischen Markt zu informieren. Nach Auskunft des Delegiertenbüros der Deutschen

Wirtschaft in Shanghai finden jährlich ca. 250 solcher Veranstaltungen in China statt.

Noch detailliertere Informationen über den chinesischen Markt liefern Marktstudien.

Diese sind vor allem deswegen wichtig, weil das eigene Produkt im Hinblick auf we-

sentliche Kriterien der Marktgängigkeit wie Preis, Design, Qualität, Funktionalität und

das Angebot an Konkurrenzprodukten evaluiert wird. Des weiteren liefern Marktstudien

Aufschluß über erfolgversprechende Vertriebsformen, logistische Probleme oder etwai-

ge Handelsbeschränkungen.

Zwei weitere Möglichkeiten der Markterkundung sind die Errichtung eines Repräsen-

tanzbüros und die Teilnahme an einem Firmenpool. Repräsentanzbüros haben den Vor-

teil besonderer Marktnähe. Sie bieten die Möglichkeit, den chinesischen Markt intensiv

zu beobachten und sich mit eigenem Namen und Profil möglichen Partnern zu präsen-

tieren. Der Nachteil von Repräsentanzbüros sind ihre hohen Kosten, die es mittelständi-

schen Unternehmen häufig verbieten, von dieser Form der Markterkundung Gebrauch

zu machen. Als kostengünstige Alternative bietet sich ein Firmenpool an, wie er z.B.

vom Delegiertenbüro der deutschen Wirtschaft in Shanghai organisiert wird. Im Rah-

men eines solchen Arrangements nutzen mehrere Unternehmen gemeinsam Ressourcen

in China. Vor allem in der Phase, in der es um die Auswahl möglicher Kooperations-

partner für Joint Ventures oder die Anbahnung des ersten Geschäfts geht, bietet der

Firmenpool ähnliche Vorteile wie ein Repräsentanzbüro ohne deren Nachteile - die re-

lativ hohen Kosten - in Kauf nehmen zu müssen.

Wenn nach sorgfältiger Markterkundung die Entscheidung gefallen ist, sich intensiv im

chinesischen Markt zu engagieren, geht es für mittelständische Unternehmen im näch-

sten Schritt darum, eine geeignete Form der Markterschließung zu finden.

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2.2.2 Formen der Markterschließung

Der Einstieg in den chinesischen Markt ist für mittelständische Unternehmen Teil des

Internationalisierungs-, manchmal auch Teil des Globalisierungsprozesses. Dieser Pro-

zeß läßt sich in verschiedene Entwicklungsstufen zerlegen, die sich nach dem Grad der

Intensität der Verlagerung von Unternehmensfunktionen ins Ausland unterscheiden las-

sen (Kebschull 1989). Die meisten Untersuchungen - und auch theoretische Über-

legungen - zeigen, daß die Internationalisierung von Unternehmen in der Regel ein

schrittweiser Prozeß ist. So steht der Außenhandel zeitlich zumeist vor einer Produktion

vor Ort. Nur in seltenen Fällen wählen Unternehmen andere Formen als den Außenhan-

del als Einstieg in den Auslandsmarkt.

Prinzipiell lassen sich anhand des Ausmaßes an Kapital- und Managementleistung im

Ausland drei Formen der Markterschließung unterscheiden (Borrmann et al. 1996):

1. Außenhandel (Export bzw. Import)

2. Lizenzvergabe und Franchising (Kooperation ohne Kapitalbeteiligung)

3. Ausländische Direktinvestitionen

Exporte sind für die meisten mittelständischen Unternehmen das erste Instrument der

Markterschließung in China. Sollen Exportstrategien langfristig erfolgreich sein, so sind

sowohl in Deutschland als auch China entsprechende Ressourcen bereitzustellen. China

ist nach den bisherigen Erfahrungen deutscher mittelständischer Unternehmen in der

Regel kein Markt, den man nebenbei bedienen kann. Darüber hinaus ist zu beachten,

daß eine reine Exportstrategie immer weniger erfolgversprechend ist, weil China trotz

seines erheblichen Modernisierungsbedarfes stark daran interessiert ist, Technologie in

Form von reinen Importen nur soweit ins Land zu lassen, wie dies unbedingt erforder-

lich ist. Bevorzugt werden vielmehr langfristige Kooperationen, die einen Technologie-

transfer an chinesische Partner beinhalten.

Lizenzvergabe und Franchising stellen zwei Möglichkeiten dar, den chinesischen

Markt ohne Kapitalbeteiligung zu erschließen. Sie ermöglichen eine größere Einfluß-

nahme auf den chinesischen Markt als der Export, zeichnen sich durch eine höhere

Marktnähe aus und ermöglichen die Nutzung eingeführter Markennamen. Der Nachteil

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dieser Kooperationsform liegt insbesondere in der im Vergleich zu anderen Formen re-

lativ geringen Kontrollmöglichkeiten dem Lizenz- oder Franchisingnehmer gegenüber

(Kumar 1989).

Direktinvestitionen unterscheiden sich von den zuvor genannten Kooperationsformen

hauptsächlich dadurch, daß mit ihrer Hilfe eine dauerhafte Präsenz des Unternehmens in

China etabliert und dauerhaft auf das Management der Operationen in China Einfluß

genommen werden kann. Nach Kumar (1989) unterscheiden sich Direktinvestitionen

hinsichtlich der Leistungserbringung, hinsichtlich der Eigentumsverhältnisse und hin-

sichtlich der Investitionsform voneinander.

Hinsichtlich der Leistungsstrategie muß festgelegt werden, welche Unternehmensfunk-

tionen im Ausland wahrgenommen werden. Als einfachste Form kommt dabei eine

Verkaufs- oder Serviceniederlassung in Frage. Die Kerntätigkeit verbleibt dabei im

Land der Muttergesellschaft. Die Aufnahme der Produktion im Ausland stellt eine

komplexere Form der Leistungsstrategie dar. Sie kann von der Montage von Einzeltei-

len bis hin zur vollständigen Fertigung einzelner Produkte reichen.

Im Rahmen der Eigentumsstrategie geht es darum festzulegen, wie hoch der Grad der

Kapitalbeteiligung der Mutterunternehmung am Tochterunternehmen im Gastland sein

soll. Allgemein unterscheidet man hier zwischen Mehrheitsbeteiligung, Minderheitsbe-

teiligung, gleichberechtigter Beteiligung und 100prozentigem Anteil. Letztere Form

wird von Unternehmen häufig bevorzugt, weil sie ihnen uneingeschränkten Einfluß auf

Leitung der Tochtergesellschaft gibt. Diese Form der Direktinvestitionen (wholly

foreign owned enterprise) ist auch in China möglich. Besonders beliebt sind in China

auch Gemeinschaftsunternehmen (Joint Ventures). Diese Form kommt vor allem dann

zu tragen, wenn auf Ressourcen oder know-how des ausländischen Partners zurückge-

griffen werden soll.

In bezug auf die Investitionsform stehen Unternehmen zwei Möglichkeiten zur Wahl.

Die Übernahme eines bestehenden Unternehmens und die Neugründung einer Tochter-

gesellschaft. Die Vorteile einer Übernahme bestehen darin, daß der Investor relativ ra-

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schen Zugang zum Markt im Gastland erhält, während Neugründungen wesentlich mehr

Zeit in Anspruch nehmen.

2.2.3 Besonderheiten des chinesischen Marktes

Im Vergleich zu den meisten anderen Absatzmärkten mittelständischer deutscher Un-

ternehmen, die vorwiegend in Europa liegen, zeichnet sich China durch eine Reihe von

Besonderheiten aus, ohne deren Beachtung ein erfolgreicher Einstieg in das Chinage-

schäft schwer möglich sein dürfte. Trotz dieser Besonderheiten gilt jedoch, daß die Uh-

ren in China in vielen Bereichen nicht anders ticken als in Europa oder auf dem ameri-

kanischen Markt. Dies hängt vor allem mit der wirtschaftlichen Liberalisierung und der

damit verbundenen Hinwendung zu marktwirtschaftlichen Prinzipien zusammen. Der

Wettbewerb in China ist hart und verstärkt sich. Gewinnerzielung ist auch bei den mei-

sten kleinen und mittleren chinesischen Unternehmen oberstes Ziel und in den großen,

meist defizitären Staatsbetrieben bekommt der Gewinn einen immer höheren Stellen-

wert. Die Konsumenten werden anspruchsvoller und die kaufkräftigen unter ihnen ver-

langen Weltmarktqualität. Ladenhüter lassen sich in China ebensowenig absetzen wie

auf dem deutschen oder den europäischen Märkten. Prinzipiell gilt, daß nur solche mit-

telständischen Unternehmen einen Einstieg in den chinesischen Markt anstreben sollten,

die auch fit für den Weltmarkt sind. China ist kein schnell erschließbarer, leicht zu be-

arbeitender Markt und eignet sich nicht als Rettungsanker für in Schwierigkeiten gera-

tene Unternehmen. Im Gegenteil: Wer in China reüssieren will, muß einen langen Atem

haben. Die beachtlichen Erfolge, die auch deutsche mittelständische Unternehmen in

China bereits erzielt haben, zeigen jedoch, daß sich ein Engagement durchaus lohnen

kann, wenn bestimmte Regeln und die Besonderheiten des chinesischen Marktes be-

achtet werden. Diese sollen im folgenden kurz beschrieben werden3.

1. Engagement des Top-Managements

Die Erschließung des chinesischen Marktes erfordert ein hohes Maß an Einsatz-

bereitschaft des Top-Managements. Dies wird von China-erfahrenen Unternehmensbe-

3 Vgl. dazu u.a. Angster (1997), Bohnet (1995), Burkhardt (1996), Grimm (1997), Klenner (1997).

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ratern prägnant mit dem Satz „China ist Chefsache“ beschrieben. Die chinesischen Ge-

schäftspartner erwarten nicht nur bei den ersten Kontakten Vertreter aus den Chef-

etagen, sondern auch im weiteren Verlauf der Verhandlungen und der späteren Ge-

schäftsbeziehungen.

2. Vorsicht bei der Partnerwahl

Die Qualität der chinesischen Partnerunternehmen ist ausgesprochen heterogen. Oftmals

kommen in einer Region nur ein paar Firmen als potentielle Partner in Frage. Das Pro-

blem ist hier, die richtigen Unternehmen zu finden. Kompliziert wird dieser Prozeß

durch adverse Selektion. Die weniger guten Unternehmen sind häufig kompromißbereit

und nachgiebig in den Verhandlungen, so daß sich ausländische Interessenten schnell

am (falschen) Ziel wähnen.

3. Zeit mitbringen

Der Einstieg ins Chinageschäft erfordert neben einer sorgfältigen Vorbereitung vor al-

lem eines: Zeit. Wer glaubt, in ein paar Monaten einen Vertragsabschluß mit einem chi-

nesischen Partner zustande bringen zu können, wird häufig enttäuscht. Bereits die Ver-

handlungen mit chinesischen Unternehmen erfordern einen langen Atem. Für Europäer

eher ungewohnt sind auch die vielen Iterationen: Bereits als abgehakt geltende Punkte

werden von chinesischer Seite zum Zweck der Nachverhandlung häufig wieder auf die

Tagesordnung gebracht.

4. Beziehungen sind nach wie vor wichtig

Eine Reihe von Problemen mit Verwaltungsvorschriften etc. lassen sich nur durch die

chinesischen Partner vor Ort lösen. Nur diese können häufig die wichtige Frage klären,

wer für was in der chinesischen Bürokratie zuständig ist - d.h. Zentrale, Provinz, Bezir-

ke oder lokale Behörden. Die Beziehungen der Partner zur Bürokratie sind häufig das A

und O eines erfolgreichen Starts in China. Auch hier sollten sich Unternehmen auf ein

längeres Prozedere einrichten.

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5. Personalrekrutierung

Die Rekrutierung von qualifiziertem Personal gestaltet sich in China ausgesprochen

schwierig. China hat zwar ein Heer von gering bzw. nichtqualifizierten Arbeitern (rund

20 Prozent der Erwachsenen sind Analphabeten), von denen bis zu 100 Millionen ar-

beitslos bzw. unterbeschäftigt sind, hoch qualifizierte Arbeitskräfte sind hingegen knapp

und teuer. Zwar gibt es auf dem Papier einen „freien“ Arbeitsmarkt, doch wird in den

meisten Sonderzonen und geöffneten Städten Fachpersonal zugewiesen. Eine kosten-

günstige Möglichkeit liegt eventuell darin, Kontakte zu chinesischen Studenten an deut-

schen Universitäten herzustellen, diese bereits während des Studiums im eigenen Be-

trieb auszubilden und nach ihrer Rückkehr als lokale Partner aufzubauen. Daß ein er-

folgversprechender Einstieg ins Chinageschäft in aller Regel einen langen Atem erfor-

dert, wird auch bei der Personalrekrutierung deutlich.

6. Regionale Marktsegmentierung

China ist keine einheitlicher Wirtschaftsraum. In den schnell wachsenden Küstenregio-

nen herrschen andere Marktbedingungen als in den neuen Industriezonen des Südens

oder im unterentwickelten Hinterland. Mittelständische Unternehmen sind daher gut

beraten, wenn sie sich zunächst auf eine Region konzentrieren und eine auf die Region

abgestimmte Strategie verfolgen.

7. Marktnahe Produktion

Die eben erwähnte regionale Marktsegmentierung wird auch durch eine quantitativ un-

terentwickelte und qualitativ schlechte Infrastruktur mitverursacht. Transport- und Lo-

gistikprobleme legen es nahe, marktnah zu produzieren, auch wenn die Kosten in Bal-

lungsgebieten oder den Küstenregionen höher sind als im Hinterland.

8. Produktadaption

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Wie für beinahe alle anderen Auslandsmärkte gilt auch für den chinesischen Markt, daß

Produkte an die Marktbedingungen in China angepaßt werden müssen. Da China zum

einen Entwicklungsland ist und zum anderen die kulturellen Unterschiede zu Deutsch-

land groß sind, ergibt sich im Durchschnitt ein weitaus höherer Bedarf an Produktadap-

tion als bei Exporten auf den europäischen oder nordamerikanischen Markt. So mußte

beispielsweise die Firma Henkel die Waschmittelrezepturen speziell für den chinesi-

schen Markt ändern, da die dort zumeist benutzten Flügelradgeräte überwiegend mit

kaltem Wasser waschen.

9. Qualitäts- und Preisdifferenzierung

Die chinesischen Produktmärkte sind häufig besonders ausgeprägt in zwei Segmente

geteilt: Qualitativ hochwertige Produkte mit relativ hohen Preisen und qualitativ weni-

ger anspruchsvolle Produkte mit niedrigeren Preisen. Bei ersteren handelt es sich zu-

meist um Originalprodukte, die direkt aus dem Ausland stammen oder durch Joint

Ventures in China produziert werden; letztere sind häufig Nachahmungsprodukte, die

eher von rein chinesischen Unternehmen kommen. Für deutsche mittelständische Unter-

nehmen dürfte daher vorwiegend das qualitativ hochwertige, jedoch eventuell adaptierte

Marktsegment in Frage kommen.

Neben diesen wichtigen Besonderheiten des chinesischen Marktes gibt es noch eine

Reihe von Unterschieden zwischen einem Auslandsgeschäft in Europa oder Nordameri-

ka und Geschäften mit China, die im Einzelfall durchaus ein erhebliches Gewicht be-

kommen können. Angesichts des relativ hohen finanziellen Risikos, das ein Aus-

landsgeschäft mit China für mittelständische Unternehmen darstellt, sind die Inan-

spruchnahme guter Informationsquellen und China-erfahrener Berater beinahe ein Muß

für einen erfolgreichen Einstieg in den chinesischen Markt.

In den folgenden drei Kapiteln wird untersucht, für welche Produkte sich China beson-

ders als Absatz- und Beschaffungsmarkt sowie als Produktionsstandort für welt-

marktorientierte Fertigung eignet. Jedes Kapitel beginnt zunächst mit einem allgemei-

nen Überblick über die Entwicklung der Im- und Exporte Chinas insgesamt sowie mit

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Deutschland (Abschnitte 3.1, 4.1 und 5.1). Anhand verschiedener Kombinationen von

Wachstums- und Marktanteilskriterien werden Produktkategorien definiert, die die un-

terschiedlichen Chancen und Risiken auf dem chinesischen Markt widerspiegeln (siehe

Abschnitt 3.2 für nähere Einzelheiten).

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3. China als Absatzmarkt

3.1 Das Profil des chinesischen Importmarktes

3.1.1 Allgemeine Entwicklung

Im Zuge der wirtschaftlichen Reform und der Öffnungspolitik unter Deng Xiaoping

wurde der chinesische Außenhandel seit 1978 schrittweise liberalisiert. Staatliche För-

dermaßnahmen haben u.a. dazu beigetragen, daß sein Volumen in den vergangenen

zwei Jahrzehnten beträchtlich zugenommen hat (vgl. Schaubild 3-1). Sowohl der Han-

del insgesamt (Importe plus Exporte) als auch die hier behandelten Importe hatten 1996

mit 290 Mrd. US-$ bzw. 139 Mrd. US-$ den 13fachen Wert von 1978 erreicht.

Schaubild 3-1

Chinas Gesamthandel 1984-97

0

50

100

150

200

85 90 95

Mrd. US$

Exporte

Importe

Quelle: ITC Berechnungen nach CGA Daten.1997: Hochrechnung auf Grundlage von CGA-Daten fürJanuar bis Mai 1997.

Das chinesische Importwachstum hat sich allerdings nicht stetig und stabil vollzogen.

Vielmehr haben sich die Einfuhren in den vergangenen 20 Jahren wellenförmig ent-

wickelt. Im Zeitraum zwischen 1985 und 1988 wuchsen die Einfuhren um 54,2 Prozent.

In anderen Jahren, wie 1982 oder 1990, sind die Importe hingegen zurückgegangen.

Jüngste Tendenzen bestätigen den Trend, nach dem sich die stürmische Entwicklung in

der ersten Hälfte der neunziger Jahre seit 1996 deutlich beruhigt hat. Nach einem jährli-

chen Import-Wachstum zwischen 20 und 30 Prozent in den Jahren 1990 bis 1993 und

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27

immer noch beeindruckenden 10 bis 15 Prozent in 1994 und 1995, ist das Wachstum

1996 auf 5 Prozent zurückgegangen, und 1997 dürfte ein Zuwachs von rund 4 Prozent

erreicht werden.

Bemerkenswert ist aber nicht nur die Entwicklung des Gesamtvolumens, sondern auch

die Veränderung in der Zusammensetzung der Importe. Die Expansion der vergangenen

Jahre ist fast ausschließlich auf den Anstieg der sogenannten Lohnveredelungsimporte

zurückzuführen, deren Anteil 1997 bei 51 Prozent liegt. Importe zur Lohnveredelung

werden in China weiterverarbeitet und anschließend in Drittländer exportiert.

Während China 1993 Waren zur Lohnveredelung im Wert von nur 36 Mrd. US-$ ein-

führte, waren es 1996 bereits 62 Mrd. US-$. Vorläufige Daten und Hochrechnungen für

1997 lassen eine weitere Steigerung auf über 70 Mrd. US-$ vermuten. Die Importe zur

Lohnveredelung haben sich damit im Laufe von fünf Jahren nominal mehr als verdop-

pelt. Ihr Anteil ist von einem Drittel auf über die Hälfte der Gesamtimporte gewachsen

(vgl. Schaubild 3-2). Aufgrund der wachsenden Bedeutung dieser Handelsart konzen-

triert sich Kapitel 5 dieser Studie ausschließlich auf Chinas Lohnveredelungsaktivitäten,

während in Kapitel 3 und 4 der gewöhnliche Handel analysiert wird.

Schaubild 3-2

0%

20%

40%

60%

80%

100%

1993 1994 1995 1996 1997*

Chinas Gesamtimporte nach Handelsart

1993-97

Lohnveredelung

Normale Importe

Investitionsgüter für JV

Sonstige

Quelle: ITC Berechnungen nach CGA Daten.*Hochrechnung auf Grundlage von CGA Daten für Januar bis Mai 1997.

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28

Das Volumen der gewöhnlichen Importe hat sich im Gegensatz zu den Lohnverede-

lungsimporten kaum verändert (39 Mrd. US-$ in 1996 gegenüber 38 Mrd. US-$ in

1993). 1996 machte es nicht einmal mehr ein Drittel der Gesamtimporte aus (siehe dazu

Schaubild 3-2).

Schlüsselt man die chinesischen Importe nach Art der Produktion auf, so fällt vor allem

der Rückgang des Anteils der landwirtschaftlichen Importe seit 1978 auf (vgl. Schaubild

3-3). Diese Entwicklung ist auf die Wiedereinführung von Grundbesitz und Eigenver-

antwortlichkeit der Bauern mit der Konsequenz einer beträchtlichen Effizienzsteigerung

zurückzuführen.

Schaubild 3-3

Struktur der chinesischen

Gesamtimporte nach Art der

Produktion 1978-93

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

1978 1980 1985 1990 1993

landwirtschaftlich

kapitalintensiv

arbeitsintensiv

Textilien/ Bekleid.

resourcenintensiv

Quelle: ITC Berechnungen nach OECD Daten.

Kapitalintensive Produkte machen den größten Anteil der chinesischen Importe aus.

Seit 1990 ist ihre Bedeutung weiter gewachsen, u.a., weil auf diesem Gebiet vor allem

die USA, die europäischen Handelspartner - und hier insbesondere Deutschland - einen

komparativen Vorteil haben. Hier und weiter unten wird vorausgesetzt, daß die Kapi-

talintensität auch für solche Importe gilt, die nicht ausschließlich zum Zweck der Lohn-

veredelung eingeführt werden.

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CHINA ALS HANDELSPARTNER UND PRODUKTIONSSTANDORT FÜR MITTELSTÄNDISCHE UNTERNEHMEN

29

Obwohl China komparative Vorteile bei arbeitsintensiven Gütern hat, ist ihr Anteil an

den Importen in den 80er Jahren gestiegen. Dies ist auf den Anstieg von Waren zurück-

zuführen, die in anderen Schwellenländern lohnveredelt wurden und dann von China

importiert wurden.

Insgesamt setzten sich die nach China eingeführten Waren 1996 zu gut vier Fünfteln aus

verarbeiteten Produkten und zu weniger als einem Fünftel aus Primärgütern (haupt-

sächlich Industrierohstoffe wie Textilfasern, Erze, Holz und Kork, Rohgummi, etc.) zu-

sammen. Unter den verarbeiteten Produkten dominieren Maschinen und Elektrotechnik,

gefolgt von Textilien und Bekleidung (vgl. mit Schaubild 3-4).

Schaubild 3-4

Textilien & Bekleidung

12%Metallwaren9%

Erdoel7%

Andere15%

optische Geraete

3%

Maschinen & Elektrotechnik

35%

Plastikwaren7%

Verkehrsm.4%

Chemische Produkte

8%

Struktur der chinesischen Gesamtimporte, 1996

Quelle: ITC Berechnungen nach CGA Daten.Bemerkung: Die Produktgruppen entsprechen HS-Kapitel-Zusammenfassungen, wiesie in den CGA-Statistiken verwendet werden.

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30

Die Veränderung der Importstruktur seit 1993 deutet auf eine stärkere Diversifizierung

der chinesischen Einfuhren hin. Während der Anteil der Metallwaren von 16 Prozent

auf 9 Prozent und der Anteil der Verkehrsmittel von 8 Prozent auf 4 Prozent sank, stieg

der Anteil von Textilien und Bekleidung [HS 50 bis 63] sowie der Anteil chemischer

Produkte [HS 28 bis 38] jeweils um drei Prozentpunkte. Der Anteil der Maschinen und

Elektrotechnik [HS Kapitel 84 bis 85] blieb annähernd konstant. Bemerkenswert ist

außerdem, daß fast alle kleineren Kapitel ihren Anteil deutlich steigern konnten, darun-

ter insbesondere Papierwaren [HS 47 bis 49] und pflanzliche Produkte [HS 06 bis 14].

3.1.2 Chinas importierende Unternehmen

An Chinas Importen ist eine große Anzahl kleiner und mittlerer Unternehmen beteiligt.

Fast 106.000, also 98,5 Prozent aller direkt importierenden Unternehmen, hatten 1994

einen Handelsumsatz von weniger als zehn Mio. US-$ (die in dieser Studie benutzte De-

finitionsgrenze für kleine und mittlere Ex- bzw. Importeure). Zusammen tätigten sie

knapp ein Drittel der Gesamtimporte, während die 1600 größten Importeure für über 60

Prozent der Einfuhren verantwortlich waren (vgl. Schaubild 3-5).

Die Konzentration der chinesischen Importe auf die Unternehmen ist relativ gering. Der

größte Importeur tätigt nur 2,2 Prozent, die zehn größten Importeure gemeinsam nur

12,7 Prozent der Gesamtimporte. Damit gleicht die Struktur der Importeure auch der

Struktur der Produktionsbetriebe. In Japan, Südkorea und Brasilien beträgt der Anteil

der zehn größten Importeure hingegen 25 Prozent oder mehr.

Bei den chinesischen Importeuren lassen sich zwei Grundtypen unterscheiden: Etwa ein

Drittel aller chinesischen Importeure führt nur ein einziges Produkt aus einem Her-

kunftsland ein. Ihnen gegenüber stehen die diversifizierten staatlichen und regionalen

Außenhandelsgesellschaften. 1994 waren diese Importeure, die mehr als 100 ver-

schiedene Produkte einführen, für 42 Prozent der chinesischen Gesamtimporte verant-

wortlich.

Schaubild 3-5

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CHINA ALS HANDELSPARTNER UND PRODUKTIONSSTANDORT FÜR MITTELSTÄNDISCHE UNTERNEHMEN

31

Am dynamischsten in der chinesischen Unternehmenslandschaft sind die Township and

Village Enterprises (TVEs). Heute gibt es rund 20 Millionen dieser kleinen und mittle-

ren Unternehmen, die auf ehemalige gewerbliche volkskommune Betriebe zurückgehen

und auf lokaler Ebene in verschiedensten Formen genossenschaftlicher und privater

(Familien-) Basis arbeiten. Sie operieren gewinnorientiert und relativ unabhängig von

politischer Intervention. Im Gegensatz zu staatseigenen Betrieben, die oft durch Sub-

ventionen künstlich am Leben gehalten werden, haben diese Unternehmen keine “soft

budget constraints”. TVEs haben allerdings bisher selten direkten Zugang zum Außen-

handel. Ähnlich wie in Korea und Japan fungieren in den meisten Fällen große staatli-

che und regionale Außenhandelsgesellschaften als Zwischenhändler.

Schaubild 3-5

Verteilung der Importe Chinas nach

Groessenklasse der Importeure 1994

0

5,000

10,000

15,000

20,000

25,000

30,000

35,000

40,000

45,000

50,000

wen

iger

als

US

$ 10

,000

US

$ 10

,000

-10

0,00

0

US

$

10

0,00

0 -

1 M

io.

US

$ 1

Mio

. -10

Mio

.

US

$ 10

Mio

. -10

0 M

io.

meh

r al

s U

S$

100

Mio

.

Groessenklasse

0%

5%

10%

15%

20%

25%

30%

35%

Zahl der importierenden Firmen

Anteil an den chinesischen Importen (%)

Quelle: ITC (1995).

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32

3.1.3 Die Rolle Deutschlands

Mit einem Volumen von 7,3 Mrd. US-$ und einem Anteil von 5,2 Prozent an den chine-

sischen Gesamteinfuhren im Jahre 1996 gehört Deutschland zu den wichtigen Liefe-

ranten Chinas. Sieht man von Lohnveredelungsimporten, bei denen Deutschland bisher

nur schwach vertreten ist (siehe auch Kapitel 5) ab, beläuft sich der deutsche Markt-

anteil sogar auf 8,4 Prozent. Damit ist Deutschland nach Japan, Taiwan, den USA, Ko-

rea und Hongkong das sechstwichtigste Herkunftsland chinesischer Importe.

Insgesamt konnten die Importe aus Deutschland nicht mit der Entwicklung der Gesam-

timporte im gegebenen Zeitraum mithalten. Während letztere ein jährliches Wachstum

von über zehn Prozent zu verzeichnen hatten, wuchsen die Importe aus Deutschland nur

um durchschnittlich 3,1 Prozent und sind 1996 sogar leicht zurückgegangen. Nach Im-

porten im Wert von 10,4 Mrd. DM 1993 und von 11,5 Mrd. DM 1995 fiel das Volumen

der für China bestimmten Exporte 1996 auf 11,4 Mrd. DM. Chinas Einfuhren aus

Deutschland setzen sich vor allem aus Investitionsgütern wie Maschinen & Elektrotech-

nik und Verkehrsmitteln zusammen (vgl. Schaubild 3-6). Die Kategorie Maschinen [HS

84] machte 1996 allein über die Hälfte aller Importe aus (4,1 Mrd. US-$). Hier ist

Deutschland mit einem Anteil von 13,5 Prozent einer der Marktführer. Wichtig sind au-

ßerdem Erzeugnisse des Grundstoff- und Produktionsgütergewerbes, die mit einem

Anteil von fünf (Metallwaren) bzw. sechs Prozent (chemische Produkte) vertreten sind.

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Schaubild 3-7 zeigt, daß der Anteil der Maschinen und Elektrotechnik an den chine-

sischen Importen aus Deutschland seit 1993 weiter gestiegen und mit 67 Prozent unge-

wöhnlich hoch ist. Das gilt einmal für den Vergleich zwischen den deutschen Exporten

nach China und den deutschen Exporten in Industrieländer, bei denen Maschinen und

Elektrotechnik einen Anteil von nur 28 Prozent der Gesamtimporte aus Deutschland

haben. Es gilt zum anderen auch für den Vergleich zwischen den deutschen Exporten

nach China und denen in andere Entwicklungsländer. Hier machen Maschinen und

Elektrotechnik 39 Prozent der Gesamtimporte aus Deutschland aus4. Zurückzuführen ist

dieser ungewöhnlich hohe Anteil bei den Exporten nach China zumindest teilweise auf

Chinas spezifisches Entwicklungsstadium und auf die damit verbundene chinesische

Nachfragestruktur: Der durchschnittliche europäische Anteil von Maschinen und Elek-

trotechnik an den entsprechenden Gesamtexporten liegt mit 61 Prozent in der Nähe des

deutschen Wertes. Einige europäische Länder haben sogar noch höhere Werte zu ver-

4 ITC Berechnungen auf der Grundlage von Daten des Statistischen Bundesamtes (Statistisches Jahrbuch1997). Industrieländer wurden hier als EU, EFTA und NAFTA definiert, während ASEAN und übrigeLänder als Entwicklungsländer bezeichnet wurden.

Schaubild 3-6

Chemische Produkte

6%

Metallwaren5%

Andere8%

Maschinen & Elektrotechnik

67%

optische Geraete

4%

Verkehrs-mittel 10%

Struktur der chinesischen Importe aus

Deutschland,1996

Quelle: ITC Berechnungen nach CGA Daten.Bemerkung: Die Produktgruppen entsprechen HS-Kapitel-Zusammenfassungen, wiesie in den CGA-Statistiken verwendet werden.

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34

zeichnen als Deutschland: Maschinen und Elektrotechnik machen jeweils 70 Prozent

der italienischen und österreichischen und sogar 83 Prozent der schwedischen Exporte

nach China aus.

Andererseits haben einige der wichtigsten chinesischen Handelspartner, die ein mit

Deutschland vergleichbares technisches Entwicklungsniveau haben, einen bedeutend

geringeren Anteil an diesen Exporten. Maschinen und Elektrotechnik machen zum Bei-

spiel nur 50 Prozent der japanischen, 45 Prozent der französischen und sogar nur 35

Prozent der amerikanischen Exporte aus.

So wichtig der Sektor Maschinen und Elektrotechnik für die deutsche Wirtschaft ist,

besonderer Handlungsbedarf besteht in anderen Sektoren. Es ist vorauszusehen, daß der

Investitionsgüterbedarf in China irgendwann abflacht, daß eine gewisse Sättigung ein-

tritt, und daß auch einheimische Kapazitäten mit entsprechendem Know-how entstehen.

Schaubild 3-7

Veraenderung der Struktur

der chinesischen Importe aus

Deutschland 1993-96

0%

20%

40%

60%

80%

100%

1993 1994 1995 1996

Andere

optischeGeraete

Metallwaren

Chem. Prod.

Verkehrsmittel

Maschinen &Elektrotechnik

Quelle: ITC Berechnungen nach CGA Daten.

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35

3.2 Produkte von besonderem Interesse für deutsche Unternehmen

Die vorliegende Studie identifiziert Produkte, die aus der Sicht deutscher Unternehmen

von besonderem Interesse sind. Durch eine Kombination von Marktanteils- und Im-

portwerten werden fünf Kategorien von Produkten herausgefiltert, die den unterschied-

lichen Grundstrategien von Unternehmen Rechnung tragen. Die gleichen Kategorien

werden auch in Kapitel 4 bei der Analyse Chinas als Beschaffungsmarkt benutzt und

somit bezieht sich die folgende Beschreibung auch auf die entsprechenden Abschnitte in

Kapitel 4.

Als Spitzenprodukte werden diejenigen Produkte bezeichnet, bei denen deutsche Firmen

eine hohe Konkurrenzfähigkeit bewiesen haben. Die Schlüsselkriterien hierfür sind ein

außergewöhnlich hoher Anteil an Chinas Gesamtimporten, sowie eine sehr hohe

Wachstumsrate der chinesischen Importe aus Deutschland. Zwar sind die Risiken bei

der Ausfuhr dieser Produktgruppen relativ gering, allerdings gilt das auch für die zu er-

wartenden Gewinne.

Diese gerade für den deutschen Mittelstand interessante Analyse wird ergänzt durch ei-

nen chancenorientierten Ansatz. Die zwei Tabellen Produkte mit hohem Handels-

potential und Wachstumsprodukte enthalten Produkte, deren Konkurrenzfähigkeit weni-

ger hoch, aber noch immer signifikant ist.

Produkte mit hohem Handelspotential sind solche, die in großem und wachsendem Um-

fang von China aus Deutschland importiert wurden, bei denen bislang das Handelsni-

veau zwischen Deutschland und China aber relativ gering ist.

Die Kategorie Wachstumsprodukte umfaßt Produkte, die China bisher nur in geringen

Mengen aus Deutschland importiert, bei denen aber sowohl das Wachstum der chinesi-

schen Importe insgesamt, als auch derjenigen aus Deutschland in den letzten Jahren

hoch war und die deutschen Produkte zudem Marktanteile gewannen.

Die Kategorie der Verlierer faßt dagegen diejenigen Produkte zusammen, bei denen

deutsche Exporte in Zukunft relativ geringe Chancen haben dürften. Der Handel bisher

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36

und auch das Wachstum sowohl der chinesischen Importe insgesamt, als auch derjeni-

gen mit Herkunft aus Deutschland gehen bei den Verlierer-Produkten zurück.

Die Kategorie Bestseller der europäischen Konkurrenten umfaßt Produkte, bei denen

die europäischen Länder mit ähnlichem Entwicklungsstand und vergleichbarer Wirt-

schaftsstruktur (EU außer Griechenland, Deutschland, Portugal, Spanien) einen hohen

Anteil an den chinesischen Importen haben, bei denen Deutschland bisher allerdings

kaum vertreten ist.

In den folgenden Tabellen ist der Anteil der kleinen und mittleren chinesischen Unter-

nehmen (KMU) an dem jeweiligen Außenhandel angeführt. Diese Information ist für

mittelständische Unternehmen insofern wichtig, als die chinesischen KMU eher als Ge-

schäftspartner für mittelständische Unternehmen in Frage kommen als die großen chine-

sischen Importeure. KMUs sind in dieser Studie alle Unternehmen mit weniger als zehn

Mio. US-$ Jahresimport- bzw. Jahresexportumsatz.

Ebenfalls angeführt werden die jeweiligen Anteile ausländisch kontrollierter Unter-

nehmen (AKUs) am Außenhandel der jeweiligen Güter. Ein hoher AKU-Anteil bedeu-

tet nach bisherigen Beobachtungen häufig, daß wenig Interesse an Importen von unab-

hängigen Anbietern besteht, da als Bezugsquellen hauptsächlich Unternehmen der Fir-

mengruppe in Frage kommen, zu denen das in China ansässige AKU gehört.

3.2.1 Spitzenprodukte

Betrachtet man die in Tabelle 3-1 angeführten Spitzenprodukte5 aus deutscher Her-

stellung, dann bestätigt sich die traditionelle Stärke Deutschlands bei Anlagegütern und

Maschinen. Vier Fünftel der Spitzenprodukte unter den deutschen Exporten nach China

entfallen auf Maschinen [HS Kapitel 84] und Elektrotechnik [HS Kapitel 85]. Auffal-

lend ist die Häufung von Maschinen für die Metallverarbeitung [HS 845521, 845522,

5 Alle Produkte, bei denen die chinesischen Importe (ohne Lohnveredelung) aus Deutschland 1996 min-destens 10 Mio. US-$ betragen haben, die einen Anteil von mind. 20 Prozent an den gesamten Importenbesitzen und die schneller wachsen als die Gesamtimporte des jeweiligen Produkts. Letztere müssen von1993 bis 1996 um mind. 10 Prozent p.a. zugenommen haben.

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37

845530, 845730, 845921, 846021, 846040, 846693] im Wert von insgesamt 182 Mio.

US-$ und mit beachtlichen Wachstumsraten.

Allerdings hat sich die chinesische Nachfrage verlagert: Während vor ein paar Jahren

fast ausschließlich an die textil- und metallverarbeitende Industrie geliefert wurde,

scheint im Bereich der Maschinen zur Textilherstellung eine Sättigung eingetreten zu

sein. Unverändert hoch dagegen ist die Nachfrage nach individuellen Lösungen zur

Qualitäts- und Hygiene-Verbesserung in der Lebensmittelindustrie. Bei Abfüll- und

Verschlußsystemen sowie bei Verpackungsanlagen lag der deutsche Marktanteil 1996

bei rund einem Drittel. Die noch geringen Einzelumsätze in Verbindung mit der hohen

Anzahl beteiligter Unternehmen lassen Rückschlüsse auf ein hohes Potential zu.

Bemerkenswert ist die systembezogene Einkaufspolitik der chinesischen Importeure.

Beispiele dafür sind

- parallel laufende Wachstumsraten von Wein- und Obstpressen [HS 843510],

Zentrifugen [HS 842119], Abfüll-, Verschluß- und Verpackungsanlagen [HS 842230,

842240],

- gleichzeitige Importe von Cellulose- und Papierherstellungsmaschinen [HS

843910, 843920] mit Flexodruck- und Buchbindemaschinen [HS 844010, 844330] so-

wie

- gleichzeitige Importe von Schaltern [HS 853890], Schalttafeln und Schalt-

schränken [HS 853590].

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38

Diese Beobachtung unterstreicht den Wandel der weiterhin bestehenden Planungs- und

Devisenzuteilungsfunktionen der chinesischen Behörden. Die weiterhin bestehenden

Wirtschaftspläne sehen für die Außenhandelsplanung - von wenigen Ausnahmen abge-

sehen - keine Mengenziele mehr vor, sie haben aber vermehrt Informations- und Koor-

dinierungsfunktion.

Tabelle 3-1Die deutschen Spitzenprodukte

Produkt (HS-Code) ImporteChinas1996

Wachstumder chin.Importe1993-96

Chin. Im-porte ausDeutsch-

land1996

Wachs-tum der

chin.Importe

ausDeutsch-

land1993-96

Deut-scher

Import-anteil1996

AnteilKMU anGesamt-Importen

1996

Anteil AKUan Gesamt-

importen1996

Mio. US-$ % p.a. Mio. US-$ % p.a. % % %

Chinesische Gesamtimporte 76.563 8,5 6.439 9,0 8,4 35,4 44,6151410 RAPS- UND RUEBENOEL, SENFSAATOEL 79 184 46 2.274 59 7 75730900 SAMMELBEHAELTER, FAESSER, BOTTICHE 53 25 15 253 29 50 79761090 ALUMINIUM-KONSTRUKTIONSTEILE 48 102 12 2.386 24 30 61842119 ZENTRIFUGEN 64 16 20 33 31 57 70842230 MASCHINEN ZUM FUELLEN, VERSCHLIESSEN 350 22 102 32 29 70 92842240 VERPACKUNGSMASCHINEN 317 34 90 36 28 39 51843510 WEIN- UND OBSTPRESSEN, MUEHLEN 26 27 11 46 41 80 82843840 BRAUEREIMASCHINEN (AUSG. ZENTRIFUGEN) 51 37 34 39 66 42 90843890 TEILE V. MASCHINEN F. LEBENSMITTELINDUSTRIE 75 41 20 56 27 64 97843910 CELLULOSEHALBSTOFF-MASCHINEN 57 34 22 206 38 15 97843920 PAPIERHERSTELLUNGSMASCHINEN 130 44 76 109 59 24 94844010 BUCHBINDEREIMASCHINEN 22 42 14 70 65 51 81844330 FLEXODRUCKMASCHINEN 16 75 12 328 76 23 97845521 METALL-WARMWALZWERKE 99 63 49 128 50 17 29845522 METALL-KALTWALZWERKE 72 17 18 118 25 31 36845530 WALZEN FUER METALLWALZWERKE 31 51 11 82 37 11 23845730 TRANSFERMASCHINEN METALLBEARBEITUNG 82 40 26 119 31 52 82845921 METALL-BOHRMASCHINEN 60 36 15 41 25 44 79846021 METALL-SCHLEIFMASCHINEN 147 21 34 25 23 40 57846040 METALL-HONMASCHINEN 62 37 13 46 21 41 84846510 WERKZEUGMASCHINEN FUER HOLZ 62 61 33 208 53 48 99846599 HOLZBEARBEITUNGSMASCHINEN 166 20 35 29 21 64 94846693 TEILE F. METALL-WERKZEUGMASCHINEN 75 13 16 37 21 52 83847490 TEILE V. MASCHINEN F. MINERAL.STOFFE 75 23 22 52 30 37 62847930 PRESSEN Z. HERSTELLEN V. SPANPLATTEN 42 38 24 47 57 46 73850434 TROCKENTRANSFORMATOREN 35 60 17 138 47 30 67850490 TEILE VON TRANSFORMATOREN 50 25 13 73 26 36 63853590 SCHALTTAFELN, SCHALTSCHRAENKE >1000V 81 100 19 58 24 22 44853890 TEILE V. ELEKTR. SCHALTERN ETC. 77 32 19 80 25 55 77870530 FEUERWEHRKRAFTWAGEN 30 17 12 155 40 51 4870829 KAROSSERIETEILE FUER ZUGMASCHINEN 225 53 94 82 42 11 67902219 ROENTGENAPPARATE 53 27 14 26 26 45 35903120 PRUEFSTAENDE FUER MOTOREN 39 51 13 78 33 40 69Anmerkung: Alle Produkte, bei denen die chinesischen Importe (ohne Lohnveredelung) aus Deutschland 1996 mindestens 10 Mio. US-$ betragen haben,deren Anteil an den gesamten Importen 1996 mind. 20% war, und die schneller wuchsen als der Gesamtmarkt für das jeweilige Produkt. Letzteres muß von1993 bis 1996 um mind. 10 % p.a. zugenommen haben.

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39

Nicht Teil dieser Gruppe, aber wegen der vergleichbar guten Werte trotzdem erwäh-

nenswert, ist die umsatzstarke HS-Produktkategorie 847989 mit der Bezeichnung „Ma-

schinen, Apparate und mechanische Geräte, anderweitig nicht genannt“ mit einem Im-

portumsatz von 492 Mio. US-$. Ihre Sub-Kategorien (8-Steller) enthalten Produkte wie

Mehrzweck-Industrie-Roboter, hydropneumatische Akkumulatoren oder hydraulisch

schreitende Grubenabbaumaschinen. Der größte Teil des Importumsatzes befindet sich

jedoch in der Sub-Kategorie „anderweitig nicht genannt“. Dies unterstreicht den hohen

Grad an Diversifizierung der deutschen Maschinenbaulieferungen als besondere Stärke

Deutschlands im Exportgeschäft mit China.

Der Anteil der KMU an den Importen von deutschen Spitzenprodukten ist auf chinesi-

scher Seite mit 38 Prozent in etwa so hoch wie bei den gesamten Importen (35 Prozent).

Besonders hoch sind diese Anteile bei Zentrifugen [HS 842119], Maschinen zum Füllen

und Verschließen [HS 842230], Wein- und Obstpressen [HS 843510], Maschinen für

die Lebensmittelindustrie [HS 843890], Holzbearbeitungsmaschinen [HS 846599] und

Teilen von elektrischen Schaltern [HS 853890], was auf eine besondere Leistungsfähig-

keit der deutschen mittelständischen Unternehmen schließen läßt. So ist zum Beispiel

einer der Schwerpunkte des laufenden 5-Jahrplans die Lebensmittelindustrie6 , die es als

größere Betriebe bisher nicht gab und in die ländlichen Gegenden rein handwerklich

und arbeitsintensiv betrieben wurde. Mit den steigenden Einkommen haben sich auch

die Verbrauchsgewohnheiten verändert: Man ißt nicht mehr 2- bis 3mal am Tag eine

selbstzubereitete warme Mahlzeit, verzehrt zum einen mehr vorgefertigte Schnellge-

richte, zum anderen höherwertige verarbeitete Nahrungsmittel und Getränke und inve-

stiert mehr in die eigene Wohnung. Allerdings weist der mit 78 Prozent sehr hohe An-

teil von AKUs an den gesamten Importen von Spitzenprodukten darauf hin, daß die Ex-

porte nach China hauptsächlich innerhalb von Firmenverbünden stattfindet. Dies kann

auch ein Beleg dafür sein, daß reine Exportstrategien auf Dauer im allgemeinen weniger

erfolgreich sein dürften als die Erschließung des chinesischen Marktes mit Hilfe von

Tochterunternehmen.

6 Lediglich bei der Brauereiindustrie scheint das Investitionsprogramm abgeschlossen zu sein.

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CHINA ALS HANDELSPARTNER UND PRODUKTIONSSTANDORT FÜR MITTELSTÄNDISCHE UNTERNEHMEN

40

3.2.2 Produkte mit hohem Handelspotential

Unabhängig von den etablierten deutschen Spitzenprodukten auf dem chinesischen

Markt erschließen die rasche Entwicklung der verarbeitenden Industrie in China und die

Stellung Deutschlands als zweitgrößter Exportnation der Welt laufend neues Han-

delspotential. Dies wird deutlich durch die Gegenüberstellung von erfolgreichen deut-

schen Exporten und wesentlichen Importprodukten Chinas.7 In über 30 Produktgruppen

mit diesen Eigenschaften liegt der deutsche Marktanteil an den chinesischen Importen

noch unter 3 Prozent, d.h. deutlich unter dem durchschnittlichen deutschen Anteil von 5

Prozent an Chinas Gesamtimporten.

Für eine Reihe von chemischen Produkten, wie Polyethylene, Polypropylene und PVC,

bei denen deutsche Unternehmen zu den Weltmarktführern gehören, liegt der Anteil an

den chinesischen Importen bei einer Größenordnung von ein bis zwei Prozent. In An-

betracht der zweistelligen Wachstumsraten und hohen Konkurrenzfähigkeit der deut-

schen Exporte sowie der massiven und rapide steigenden chinesischen Importe ist da-

von auszugehen, daß das Handelspotential in diesem Bereich noch nicht ausgeschöpft

ist. Auf der Nachfrageseite in China handelt es sich bei diesen Produkten in der Mehr-

zahl um kleinere und mittlere Unternehmen; der Anteil der KMU liegt durchweg über

dem Durchschnitt.

7 Sowohl Chinas Importe als auch Deutschlands Exporte dieser Produktgruppen überschritten 1996 100Mio. US-$ und Wachstumsraten von über 10 Prozent p.a. im Zeitraum von 1993 bis 1996. Der Anteil derProdukte deutscher Herkunft lag unter 3 Prozent.

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Im Papiersektor ist die Situation ähnlich: Für jede der vier Papierarten liegen Deutsch-

lands Ausfuhren bei mehreren 100 Mio. US-$ p.a. und übersteigen den Importbedarf

Tabelle 3-2Produkte mit hohem Handelspotential

Produkt (HS Code) Deutsch-lands

Gesamt-exporte1996

Wachs-tums-

rate derdeut-schenExpor-

te1993-1996

ChinasImporte

1996

Wachs-tumsrateder chi-

nesischenImporte1993-96

AnteilDeutsch-lands an

chinesischenImporten

1996

AnteilAKU anchinesi-schen

Importen1996

Anteil KMUan chinesi-

schenImporten

1996

Mio.US-$

% p.a. Mio.US-$

% p.a. % % %

Gesamthandel 512.687 10 138.838 10 5,0 54,0 38,8

100190 WEIZEN 853 11 867 22 0,0 5,4 2,0

100300 GERSTE 564 37 304 34 0,0 19,4 10,8

230120 FISCHMEHL 129 19 569 40 0,1 17,4 22,5

281820 ALUMINIUMOXIDE 142 15 237 10 0,3 21,3 58,8

310210 UREA 187 31 1.242 39 1,1 18,0 4,0

320890 FARBEN AUF BASIS V. POLYMEREN 576 12 105 37 2,1 71,7 36,2

350691 KLEBSTOFFE AUF GUMMI- O. PLASTIKBASIS 234 11 117 24 1,2 58,1 41,7

390110 POLYETHYLENE M. SCHWERE < 0,94 557 10 1.257 34 2,1 30,5 43,3

390120 POLYETHYLENE M. SCHWERE > 0,94 535 23 325 19 1,0 56,1 64,1

390210 POLYPROPYLENE 410 18 814 29 0,5 45,6 56,9

390410 POLYVINYL CHLORID 500 10 420 27 1,1 62,0 50,8

392020 FILME U. BLAETTER AUS PROPYLEN POLYMEREN 479 12 106 25 0,8 65,6 78,6

480100 ZEITUNGSPAPIER 429 32 196 64 2,8 2,2 34,8

481012 HOLZFREIES PAPIER >150 g/m2 367 13 152 35 2,2 30,9 52,0

481029 PAPIER, NICHT HOLZFREI 518 33 217 32 1,0 34,0 46,3

482110 PAPIER SCHILDER 175 11 151 16 0,5 61,5 52,0

510529 GEKAEMMTE WOLLE 259 17 242 13 1,3 64,7 59,1

590390 TEXTILSTOFFE, IMPRAEGNIERT 209 10 361 15 0,4 60,9 44,0

701120 GLASHUELLEN, Z.B. TUBEN 258 15 204 29 0,1 80,7 4,9

740400 KUPFERABFAELLE 398 16 318 13 1,4 24,4 50,3

760611 ALUMINIUMPLATTEN, STREIFEN, > 0,2 mm DICK 482 16 148 28 2,1 83,3 35,0

845490 TEILE V. GIESSMASCH. ETC . F. METALLVERARB. 202 33 103 59 2,3 17,2 12,8

847330 TEILE U. ZUBEHOER FUER DATENVERARB.ANLAGEN 3.263 16 1.912 44 0,3 87,0 7,6

850110 ELEKTRISCHE MOTOREN ≤ 37,5 W 538 18 292 36 1,0 61,6 22,5

850431 ELEKTROTRANSFORMATOREN, < 1 KVA 240 12 177 38 1,7 77,6 17,1

852290 TEILE U. ZUBEHOER F. PRODUKTE 8519 BIS 85.21 257 24 1.064 23 0,0 74,9 13,7

852313 NICHT BESPIELTE MAGNETBAENDER, WEITE > 6,5 mm 597 13 102 19 0,1 76,4 26,7

853120 ANZEIGETAFELN MIT FLUESSIGKRISTALL 207 39 109 18 0,2 73,6 22,0

854121 TRANSISTOREN, NICHT PHOTOSENSITIV, < 1 W 154 13 164 38 0,8 67,9 24,3

854219 IC-SCHALTUNGEN, MONOLITHISCH 945 18 464 15 2,0 67,7 19,9

854411 ISOLIERTE KUPFERKABEL 152 12 252 14 0,4 69,7 39,6

854459 ELEKTRISCHE LEITER, >80V ABER ≤ 1.000 V 511 13 180 13 1,4 59,4 35,9

Anmerkungen: Alle Produkte, bei denen Deutschlands Exporte (ohne Lohnveredelung) 1996 mindestens 100 Mio. US-$ betragen und seit 1993 um mehr als 10% p.a. gewachsen sind, bei denen Deutschland jedoch, trotz einer hohen Importnachfrage in China von mehr als 100 Mio. US-$, 1996 unter 3% Anteil an diesenImporten hatte. Auch die chinesischen Importe sind seit 1993 um mehr als 10 % p.a. gewachsen.

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Chinas bei weitem. Gleichzeitig expandiert Chinas Papierimport für drei der vier Pa-

pierarten um ein Drittel und mehr pro Jahr, und wiederum ist ein hoher Anteil von

KMUs an den Importen charakteristisch für drei der vier Papierarten. Bei der Markt-

erschließung in diesem Sektor ist es wichtig zu beachten, daß ausländische Unterneh-

men nur eine geringe Rolle spielen.

Besonders hoch erscheint das Potential bei Teilen und Zubehör von Datenverarbeitungs-

anlagen (HS 847330). Deutschlands Exporte in die Welt betrugen 1996 über 3 Mrd.

US-$ bei einer jährlichen Wachstumsrate von 16 Prozent. Chinas Importe lagen bei bei-

nahe 2 Mrd. US-$ und expandierten in der Mitte der 90er Jahre mit über 40 Prozent p.a.

Trotz dieser ausgeprägten Dynamik hatte der deutsche Marktanteil erst 0,3 Prozent der

chinesischen Importe erreicht. Zwar wird das Gros der chinesischen Importe von Teilen

und Zubehör von Datenverarbeitungsanlagen von ausländisch kontrollierten Unterneh-

men getätigt und die Beteiligung von KMU an Chinas Importen ist in dieser Branche

mit 8 Prozent marginal. Dennoch legen die Eckdaten in diesem Markt nahe, den chine-

sischen Markt auf zusätzliche Geschäftsmöglichkeiten für deutsche Unternehmen abzu-

klopfen.

3.2.3 Wachstumsprodukte

Obwohl auch unter den aufgeführten Produkten mit außergewöhnlich hohen Wachs-

tumsraten8 eine nicht unbedeutende Gruppe von Produkten zum Bereich Maschinen und

Elektrotechnik gehört (18 von 44 gelisteten Produkten), ist die Produktpalette deutlich

vielfältiger. Das deutet auf eine zunehmende Diversifizierung der chinesischen Importe

aus Deutschland und vielleicht auch der chinesischen Importe insgesamt hin.

8 Wachstumsprodukte sind definiert als Produkte, bei denen der Wert der Importe aus Deutschland zwi-schen einer und zehn Mio. US-$ liegt. Der deutsche Anteil an den Gesamtimporten des jeweiligen Pro-duktes liegt zwischen einem und zehn Prozent. Chinas Gesamtimporte wachsen um mindestens zehn Pro-zent p.a. und die deutschen Importe um mindestens 25 Prozent p.a.

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43

Tabelle 3-3Wachstumsprodukte

Produkt (HS-Code) ImporteChinas1996

Wachs-tumsrate

der chine-sischenImporte

1993-1996

ChinesischeImporte ausDeutschland

1996

Wachs-tumsrateder chi-

nesischenImporte

ausDeutsch-

land1993-96

Anteilder Im-

porte ausDeutsch-

land1996

Anteil chin.KMU anImporten

1996

AnteilAKUs anImporten

1996

Mio. US-$ % p.a. Mio. US-$ % p.a. % % %

Chinesische Gesamtimporte 76.563 8,5 6.439 9,0 8,4 35,4 44,6290513 N-BUTYLALKOHOL 42 42 2 35 5 27 7291412 METHYLETHYLKETON 29 51 2 250 8 16 48291732 DIOCTYLORTHOPHTHALATE 26 76 2 42 6 62 50291735 PHTHALSAEUREANHYDRID 92 32 1 278 1 41 4320890 ANDERE SYNTH. ANSTRICHFARBEN U. LACKE 19 23 1 52 7 60 49340211 REINIGUNGSMITTEL, ANION. (AUSG. SEIFEN) 22 60 2 119 10 48 47350510 DEXTRINE U.A. MODIFIZIERTE STAERKEN 24 148 1 365 6 29 38390319 POLYSTYROL IN PRIMAERF., ANDERE 57 33 5 117 8 63 23390720 POLYETHER IN PRIMAERFORMEN 44 20 1 33 3 31 78480100 ZEITUNGSDRUCKPAPIER, IN ROLLEN 192 67 5 118 3 34 1481011 PAPIERE UND PAPPEN ZUM BESCHREIBEN, LEICHT 66 103 5 332 8 47 6481012 PAPIERE UND PAPPEN ZUM BESCHREIBEN, SCHWER 78 112 1 472 2 45 6481029 PAPIERE UND PAPPEN ZUM BESCHREIBEN 87 148 1 43 1 41 12721049 FLACHERZEUGNISSE AUS EISEN ETC. 156 29 7 84 4 41 41721990 FLACHERZEUGNISSE AUS NICHTROST. STAHL 28 54 1 45 5 93 96730799 ROHRFORMSTUECKE ETC. 37 37 2 119 5 19 38730890 EISENKONSTRUKTIONEN U. TEILE 211 20 10 76 5 44 90731815 EISENSCHRAUBEN UND BOLZEN MIT GEWINDE 38 65 2 79 5 17 72732690 EISEN- U. STAHLWAREN A.N.G. 60 22 6 88 10 45 77760611 ALUMINIUMBLECHE UND -BAENDER 49 30 2 30 4 42 71760612 ALUMINIUMBLECHE U. BAENDER, LEGIERT 50 23 4 60 7 54 71760692 ALUMINIUMBLECHE U. BAENDER, LEGIERT, DUENN 23 108 2 398 8 64 61840690 TEILE VON DAMPFTURBINEN, A.N.G. 109 35 7 46 6 13 54841370 KREISELPUMPEN, KRAFTBETRIEBEN 57 25 5 29 9 29 46841861 KOMPRESSIONSKAELTEERZEUGUNGSMASCH. 115 45 3 50 2 70 70842121 WASSER-REINIGUNGSAPPARATE 105 36 10 91 9 47 71842710 ELEKTROKRAFTKARREN, M. HEBEVORRICHTUNG 31 38 2 61 8 57 84842720 NICHTELEKTR. KRAFTKARREN M. HEBEVORRICHTUNG 50 18 4 68 8 75 87843810 INDUSTRIELLE NUDELMASCHINEN 152 26 6 74 4 52 99843820 INDUSTRIELLE SCHOKOLADENMASCHINEN 25 37 2 82 9 88 94844340 TIEFDRUCKMASCHINEN UND -APPARATE 91 36 7 83 8 93 94846150 METALLSAEGE UND -TRENNMASCHINEN 49 23 4 42 8 64 78846241 LOCHSTANZEN UND AUSKLINKMASCHINEN 48 35 5 26 10 64 60847590 TEILE V. GLASBEARBEITUNGSMASCHINEN 54 26 3 186 5 26 92848049 FORMEN F. METALLE ODER HARTMETALLE 189 19 5 50 2 55 87850110 ELEKTROMOTOREN, LEISTUNG VON ≤ 37,5 W 12 27 1 59 9 41 69850780 AKKUMULATOREN, ELEKTRISCH 26 72 1 101 4 9 88851420 INDUKTIONSOEFEN UND DIELEKTRISCHE OEFEN 25 39 2 385 9 48 81853110 EINBRUCHS- ODER DIEBSTAHLALARMGERAETE 44 30 2 47 4 61 66854219 IC-SCHALTUNGEN, MONOLITHISCH 87 44 9 249 10 10 84870540 BETONMISCHKRAFTWAGEN 90 62 6 46 7 87 78870894 LENKRAEDER, LENKSAEULEN UND LENKGETRIEBE 30 14 2 35 7 4 63902720 CHROMATOGRAPHEN U. ELEKTROPHORESEGERAETE 42 13 2 190 5 53 31903089 MESSINSTRUMENTE, -APPARATE, -GERAETE 91 12 9 34 10 40 61Anmerkung: Alle Produkte, bei denen die chinesischen Importe (ohne Lohnveredelung) aus Deutschland 1996 einen Anteil von mind. 1% aber unter 10% an dengesamten chinesischen Importen hatten und die ein Volumen von mind. 1 Mio. US-$ aber unter 10 Mio. US-$ erreichten, bei denen die chinesische Nachfrage1993-96 um mind. 10 % p.a. gewachsen ist, und das Wachstum der deutschen Importe nach China schneller als die Gesamtnachfrage und mindestens um 25 % p.a.stieg.

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Wie bei den Spitzenprodukten finden sich auch hier wenig Konsumgüter, dafür aller-

dings einige Halbwaren und Vorprodukte. Die Tabelle der Wachstumsprodukte zeigt,

daß Deutschlands typische Exporte nach China auch in absehbarer Zukunft Investi-

tionsgüter bleiben werden, die die Produktionskapazitäten vor Ort erweitern und verbes-

sern.

Auffallend ist auch, daß in einigen Fällen größere Produktfamilien im Aufwind sind.

Das ist am offensichtlichsten der Fall bei Papieren und Pappen [HS 481011, 481012,

481029], bei Gabelstaplern [HS 842710, 842720] sowie bei Aluminiumblechen und

Aluminiumbändern verschiedener Art [HS 760611, 760612, 760692].

3.2.4 Die Verlierer

Bei der Interpretation der Verliererprodukte9 ist Vorsicht geboten. Es gibt eine Reihe

von Gründen, die dazu führen, daß die chinesische Importnachfrage nach deutschen

Produkten sinkt. So dürften die rückläufigen Importe von Fahrgestellen für Zugmaschi-

nen und Omnibusse [HS 870600] mit der Produktionsaufnahme von Volvo und Daim-

ler-Benz/Norinco von Lkw- und Omnibusfahrgestellen zu tun haben. Zehn der 19 Ver-

liererprodukte gehören außerdem in den Bereich der Maschinen zur Textilverarbeitung

[HS 844311, 844512, 844530, 844590, 844819, 844820, 844839, 844900, 845129,

845140]. Auch im Geschäft mit Stahlrohren [HS 730439, 730441, 730451] gehörte

Deutschland Mitte der 90er Jahre zu den Verlierern, was an den negativen Wachstums-

raten von 41 Prozent, 22 Prozent und 42 Prozent deutlich wird. Die Entwicklung ist vor

allem deshalb interessant, weil KMUs am Handel mit Textilmaschinen mit Werten zwi-

schen zwei Dritteln und drei Vierteln ungewöhnlich stark beteiligt sind. Die Geschwin-

digkeit, mit der die Nachfrage hier eingebrochen ist, ist spektakulär. Offensichtlich ist

der Markt für textilverarbeitende Maschinen nahezu gesättigt. Dies liegt auch daran, daß

die Textilindustrie im 7. und 8. Fünfjahrplan modernisiert wurde, das erste Programm

für diesen Industriezweig als abgeschlossen gilt. Neben einem konjunkturell bedingten

Element, das sich speziell auf den chinesischen Textilsektor bezieht, wird hier außer-

9 Als Verlierer bezeichnet werden alle Produkte, für die Chinas Importbedarf in der Mitte der 90er Jahrezurückgegangen ist, bei denen die Importe aus Deutschland um mehr als 20 Prozent p.a. zurückgegangen

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dem die wachsende Konkurrenz der Textiltechnologie aus anderen Schwellenländern

deutlich. Allerdings soll ab dem Jahr 2000 eine neue Modernisierungswelle anlaufen,

bei der dann allerdings nur Spitzentechnologie aus dem Ausland zum Zuge kommt,

Konkurrenten sind hier eher Länder wie die Schweiz und Italien.

sind und bei denen der deutsche Marktanteil zurückgegangen ist, 1996 allerdings noch über fünf Prozentlag.

Tabelle 3-4Die Verlierer

Produkt (HS-Code) ImporteChinas1996

Wachs-tumsrate

der chine-sischenImporte

1993-1996

ChinesischeImporte ausDeutschland

1996

Wachstums-rate der chine-

sischen Im-porte aus

Deutschland1993-1996

Anteil derImporte

ausDeutsch-

land1996

Anteilchin.

KMU anImporten

1996

AnteilAKU anImporten

1996

Mio.US-$

% p.a. Mio.US-$

% p.a. % % %

Chinesische Gesamtimporte 76.563 8,5 6.439 9,0 8,4 35,4 44,6730439 ROHRE AUS EISEN 21 -31 4 -41 21 26 32

730441 ROHRE AUS NICHTROST. STAHL 12 -11 1 -22 8 26 36

730451 ROHRE AUS LEGIERTEM STAHL 25 -14 3 -42 13 7 29

843041 FAHRBARE TIEFBOHRGERAETE Z. ERZABBAU 15 -17 1 -37 9 34 25

844311 ROLLENOFFSETMASCHINEN UND -APPARATE 29 -25 12 -33 42 95 90

844512 KAEMMASCHINEN ZUM AUFBEREIT. V. SPINNST. 102 -9 6 -28 6 34 94

844530 MASCHINEN ZUM ZWIRNEN V. SPINNST. 117 -5 10 -24 9 75 90

844590 SONSTIGE MASCH. HERST. V. SPINNSTOFFEN 114 -24 22 -33 20 69 92

844819 DIV. HILFSMASCHINEN F. TEXTILINDUSTRIE 24 -16 1 -37 6 72 86

844820 TEILE U. ZUB. F. MASCHINEN D. TEXTILIND. 28 -28 8 -48 28 46 71

844839 TEILE U. ZUB. F. MASCH. F. SPINNST. 45 -19 8 -45 18 63 92

844900 MASCHINEN ZUM HERSTELLEN FILZSTOFFEN 17 -25 4 -26 25 69 54

845129 APPARATE ZUM TROCKNEN VON GARNEN ETC. 25 -11 2 -24 9 69 89

845140 APPARATE ZUM WASCHEN, FAERBEN V. GARNEN 148 -11 10 -23 7 64 93

845931 KOMB. METALL-AUSBOHR- UND FRAESMASCH. 36 -3 5 -26 15 56 56

848310 NOCKEN- UND KURBELWELLEN 12 -7 2 -24 16 34 42

870600 FAHRGESTELLE FUER ZUGMASCHINEN, OMNIB. 20 -11 2 -47 8 64 32

890800 WASSERFAHRZEUGE 11 -68 1 -68 5 71 26

901819 ELEKTRODIAGNOSEAPPARATE UND -GERAETE 43 -24 3 -56 6 45 7

Anmerkung: Alle Produkte, bei denen Chinas Importe (ohne Lohnveredelung) aus Deutschland 1996 mind. 1 Mio. US-$ betrugen, einen Anteil von mindestens 5%an den gesamten deutschen Importen hatten, deutliche Rückgänge zu verzeichnen hatten (mind. -20 % p.a. seit 1993). Die Gesamtimporte für das jeweilige Produkthatten 1993 bis 1996 eine negative Wachstumsrate, und die Importe aus Deutschland brachen noch schneller ein als die gesamten Importe.

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Nicht nur für diesen Posten, sondern allgemein ist bei den Verliererprodukten der Anteil

von kleinen und mittleren Unternehmen mit einem Anteil von 61,1 Prozent an den Ge-

samtimporten sehr hoch. Auch der hohe Anteil der ausländisch kontrollierten Unter-

nehmen an den Importen (77,7 Prozent) ist bemerkenswert.

3.2.5 Bestseller der europäischen Konkurrenten

Tabelle 3-5 führt Produkte auf, die die europäischen Konkurrenten deutscher Firmen

mit großem Erfolg in China absetzen10.

Auffallend sind hier insbesondere elektronische Produkte. Vor allem im chinesischen

Importmarkt für Telekommunikationsgeräte mit einem Jahresumsatz von über einer

Milliarde DM ist die deutsche Position schwach im Vergleich zu anderen europäischen

Konkurrenten. Das gleiche gilt für einige Textilverarbeitungsmaschinen [HS 844340,

844519, 844630, 844711, 845310], wo sich die europäische Konkurrenz trotz der nach-

lassenden Nachfrage immer noch besser behauptet als die meisten deutschen Unterneh-

men.

Auffällig ist außerdem eine Reihe von Produkten im Bereich Maschinen für Metall-

bearbeitung [HS 845510, 846291, 846330, 846390], bei denen die europäische Konkur-

renz der deutschen Industrie den Rang abläuft. Auch bei diesen Produkten liegen die

Anteile der KMUs mit fast 39 Prozent der Importe über den entsprechenden Werten für

die chinesischen Gesamtimporte.

10 Bestseller der europäischen Konkurrenten sind alle Produkte, bei denen die chinesischen Importe ausden europäischen Konkurrenzländern (EU-Staaten, ohne Portugal, Spanien, Griechenland sowie ohneDeutschland) 1996 mindestens 10 Mio. US-$ betragen haben, die einen Anteil von mindestens 20 Prozentan den Gesamtimporten hatten, und bei denen Deutschlands Anteil mindestens 1 Prozent, jedoch nichtmehr als 10 Prozent betrug.

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Tabelle 3-5Bestseller der europäischen Konkurrenten

Produkt (HS-Code) ImporteChinas1996

Wachs-tumsrate

der chinesi-schen Im-

porte1993-1996

DeutscherMarktanteil

1996

ChinesischeImporte aus

Europa1996

Euro-päischer

Marktanteil1996

AnteilKMU anImporten

1996

AnzahlKMU1996

AnteilAKU anImporten

1996

Mio. US-$ % p.a. % Mio. US-$ % % %

Chinesische Gesamtimporte 76.563 8 8 9.690 13 35 60.269 45030192 AALE "ANGUILLA-ARTEN", LEBEND 19 46 1 11 60 47 41 2

293329 BEST. STICKSTOFFVERBINDUNGEN 20 200 3 19 95 20 17 96

293490 BEST. HETEROCYCL. VERBINDUNGEN 30 -2 2 11 35 31 137 78

380810 INSEKTIZIDE FUER DEN EINZELVERK. 43 -15 3 17 39 37 153 31

390690 ACRYLPOLYMERE IN PRIMAERFORMEN 18 113 4 10 55 32 147 22

480570 PAPIERE U. PAPPEN, NICHT GESTRICHEN 27 37 4 18 65 50 91 63

710231 DIAMANTEN, ROH ODER NUR GESAEGT 13 323 3 11 84 1 5 0

730799 ROHRFORMSTUECKE, EISEN O. STAHL 37 37 5 16 44 19 740 38

760720 ALU-FOLIEN 17 22 4 10 58 64 170 88

840290 TEILE VON DAMPFKESSELN 51 -21 6 18 34 35 380 75

840690 TEILE VON DAMPFTURBINEN, A.N.G. 109 35 6 33 30 13 64 54

841370 KREISEPUMPEN, KRAFTBETRIEBEN 57 25 9 23 41 29 676 46

841480 LUFTPUMPEN, GASKOMPRESSOREN 246 24 9 50 21 40 3.636 57

841490 TEILE VON LUFT- ODER VAKUUMPUMPEN 84 21 5 19 23 45 1.271 70

842720 GABELSTAPLER, NICHTELEKTRISCH 50 18 8 14 27 75 537 87

843820 SUESSWARENPRODUKTIONSMASCHINEN 25 37 9 11 44 88 64 94

844340 TIEFDRUCKMASCHINEN U. -APPARATE 91 36 8 32 35 93 66 94

844519 MASCH. Z. AUFBEREITUNG V. SPINNST. 102 -9 6 40 40 34 207 94

844630 WEBMASCHINEN 418 -7 2 180 43 78 274 85

844711 RUNDSTRICKMASCHINEN 89 -1 6 25 28 87 323 93

845310 MASCHINEN Z. AUFBEREITUNG V . FELLEN 74 -8 4 39 53 78 566 86

845510 METALL-ROHRWALZWERKE 47 17 6 24 51 42 62 54

846291 METALL-PRESSEN, HYDRAULISCH 65 -5 6 13 21 72 592 74

846330 WERKZEUGMASCHINEN F. METALLDRAHT 34 15 5 13 38 51 170 95

846390 DIV. WERKZEUGMASCH. Z. METALLBEARB. 58 0 5 17 29 66 442 91

846410 STEIN- UND BETONSAEGEMASCHINEN 24 -8 4 15 63 89 165 91

846420 STEIN- UND BETONSCHLEIFMASCHINEN 91 15 2 48 53 68 376 95

847590 TEILE V. GLUEHLAMPENHERST. MASCH. 54 26 5 12 23 26 156 92

848180 ARMATUREN F. ROHRE ETC. 192 15 9 40 21 39 3.111 54

850164 WECHSELSTROMGENERATOREN 38 36 2 16 43 34 52 49

850212 STROMERZEUG.AGGREG., 75-375 KVA 56 -6 1 14 25 58 961 58

850213 STROMERZEUG.AGGREG., > 375 KVA 361 -1 4 159 44 40 1.266 80

851790 TEILE VON FESTNETZTELEPHONEN 715 6 8 324 45 16 637 80

852510 FUNKGERAETE ALLER ART 43 -23 4 20 46 26 46 14

852990 TEILE VON FUNKGERAETEN 400 29 6 121 30 12 562 44

854219 IC-SCHALTUNGEN, MONOLITHISCH 87 44 10 31 36 10 176 84

854240 IC SCHALTUNGEN, HYBRID 37 . 4 14 37 27 274 81

854330 MASCHINEN FUER GALVANOTECHNIK 92 53 4 19 21 46 210 81

890190 KOMB. PERS.- UND GUETERSCHIFFE 212 10 8 130 61 9 10 1

Anmerkung: Alle Produkte, bei denen die chinesischen Importe aus den europäischen Konkurrenzländern* 1996 mindestens 10 Mio. US-$ betragen haben, die einenAnteil von mindestens 20% an den Gesamtimporten hatten, und bei denen Deutschlands Anteil mindestens 1%, jedoch nicht mehr als 10% betrug.* Europäische Konkurrenzländer = EU-Staaten, ohne Portugal, Spanien, Griechenland sowie ohne Deutschland.

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CHINA ALS HANDELSPARTNER UND PRODUKTIONSSTANDORT FÜR MITTELSTÄNDISCHE UNTERNEHMEN

48

3.3 Anpassung der Absatzstrategien an regionale Besonderheiten

China ist noch keine vollständig integrierte Wirtschaft, sondern eher eine Ansammlung

von regionalen Wirtschaftsräumen mit unterschiedlichen Produktionsfaktoren und dem-

entsprechend auch mit unterschiedlichen komparativen Vorteilen. Im Fall Chinas kann

zwischen mindestens fünf getrennten Wirtschaftsräumen unterschieden werden. Das

sind die schnell wachsenden Küstenregionen, die neuen Industriezonen des Südostens,

die aufstrebenden Binnenregionen, die alten Industrien des Nordostens (Automobilindu-

strie, Stahlindustrie) und das unterentwickelte Hinterland.

Diese Segmentierung des chinesischen Marktes wird auch bei der Analyse von inter-

nationalen Handelsdaten deutlich. Die Provinz Guangdong zum Beispiel, die oft als der

fünfte asiatische Tiger bezeichnet wurde, war 1994 allein für ungefähr 40 Prozent der

chinesischen Exporte und Importe verantwortlich. Zusammen mit den anderen sechs

Küstenprovinzen Fujian, Zhejiang, Shanghai, Jiangsu, Shandong und Liaoning tätigte

Guangdong 1994 75 Prozent aller Importe, über 90 Prozent aller Lohnveredelungsex-

porte und 67 Prozent der chinesischen Gesamtexporte.

Solche Unterschiede wirken sich auch auf die Produktionsmethoden in den verschie-

denen Wirtschaftsräumen aus. In den dynamischen Küstenregionen im Südosten des

Landes sind die Arbeitskosten schon jetzt relativ hoch. Deshalb wächst hier bereits der

Druck, Produktion und Export auf technologisch höhere und damit kapitalintensivere

Aktivitäten auszurichten.

Das Niedriglohn-Hinterland mit einem Jahreseinkommen von wenigen hundert US-$

pro Kopf wird die Küstenregionen dagegen auch weiterhin mit Primärgütern und ar-

beitsintensiven Produkten versorgen. Die Küstenregionen werden im Idealfall die Indu-

strialisierung des Hinterlandes fördern, indem sie selbst in die kapitalintensivere und

technologisch anspruchsvollere Produktion einsteigen.

Für Unternehmen, die den chinesischen Markt erschließen wollen, bedeutet diese Seg-

mentierung im wesentlichen, daß für die einzelnen Regionen unterschiedliche Marke-

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CHINA ALS HANDELSPARTNER UND PRODUKTIONSSTANDORT FÜR MITTELSTÄNDISCHE UNTERNEHMEN

49

tingstrategien entworfen werden müssen und auch nicht alle Regionen gleich gut als

Absatzmarkt geeignet sind.

Schaubild 3-8 zeigt das Wachstum der einzelnen chinesischen Regionen und ihre Be-

deutung als Zielmärkte für deutsche Exporte am Beispiel Maschinen (HS Kapitel 84).

Es zeigt einerseits den Wert der deutschen Exporte in die jeweilige Provinz (Größe des

Kreises), andererseits vergleicht es die deutschen Marktanteile in 1996 (horizontale

Achse) mit den Wachstumsraten der chinesischen Importe aus Deutschland seit 1993

(vertikale Achse).

Es überrascht nicht, daß alle sieben Küstenregionen mit relativ hohen Importwerten

vertreten sind (schraffierte Kreise). Auch Beijing importiert beachtliche Mengen deut-

scher Maschinen (kreuzschraffierter Kreis)11. Allerdings gingen die Importe dort seit

1993 deutlich zurück. Auch die Importe Guangdongs sind in den vergangenen Jahren

nur sehr schleppend gewachsen.

Mit Marktanteilen von weit über 30 Prozent und hervorragenden Wachstumsraten wa-

ren deutsche Firmen in den vergangenen Jahren in den Provinzen Anhui und Yunnan

sehr erfolgreich. In Sichuan und Tianjin waren die Marktanteile geringer, doch der Im-

portwert war höher, und die Wachstumsraten befanden sich auf einer vergleichbaren

Ebene (schwarze Kreise).

11 Der Anteil der Hauptstadt ist allerdings überzeichnet, nicht nur, weil hier der Hauptsitz der Außenhan-delsgesellschaften ist, sondern weil hier bestimmte Organisationen, wie Partei, Militär etc., zentral ein-kaufen (bzw. auch verkaufen).

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50

Schaubild 3-8

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CHINA ALS HANDELSPARTNER UND PRODUKTIONSSTANDORT FÜR MITTELSTÄNDISCHE UNTERNEHMEN

51

In Zukunft sind allerdings auch Verlagerungen der wirtschaftlichen Tätigkeiten inner-

halb Chinas zu erwarten. Hierzu dürften insbesondere Produktionsverlagerungen aus

den chinesischen Zentren ins Hinterland zählen. Diese auf das Hinterland gerichteten

Bestrebungen werden durch mangelhafte Infrastruktur, den Ausbildungsstand der Ar-

beitskräfte etc. zur Zeit begrenzt. Die chinesischen Behörden werden auch in Zukunft

große Anstrengungen unternehmen, durch Ausdehnung (oder Verlagerung) von Förder-

programmen auch das Hinterland zu entwickeln - ob durch Vermittlung eines Arbeits-

kräfteangebots an küstennahen Produktionsstandorten oder durch Hilfe bei der Verlage-

rung in das Hinterland. Diese Verlagerungen bleiben aber im gleichen Sprach- und

Kulturraum und sind somit besser zu bewältigen als Verlagerungen in dritte Länder.

3.4 Produktion von deutschen Unternehmen in China für den chinesischen Markt

Ausländische Unternehmen beliefern den chinesischen Markt immer weniger mit Fer-

tigprodukten. In zunehmendem Maße werden Waren eingeführt, die erst vor Ort fertig-

gestellt werden. Dies gilt nicht nur für Großunternehmen, sondern zunehmend auch für

mittelständische Firmen. Lokale Fertigung bringt Marktnähe und kann die komparativen

Vorteile Chinas, wie z.B. niedrigere Arbeitskosten, mit den komparativen Vorteilen

Deutschlands in den Bereichen Entwicklung, Technologie und Design verbinden.

Gleichzeitig können auf diese Weise hohe Einfuhrzölle vermieden werden. Und die

Firmen bekommen aufgrund der physischen Präsenz und engeren Zusammenarbeit mit

chinesischen Partnern ein besseres Verständnis für Nachfrage und Eigenarten des chine-

sischen Marktes.

Lokale Fertigung in China bedeutet nicht unbedingt, daß dadurch deutsche Exporte nach

China substituiert werden. Eine nähere Untersuchung der Importe von ausländisch kon-

trollierten Unternehmen in China (AKUs) zeigt vielmehr, daß lokale Fertigung eine der

interessantesten Export- und Absatzstrategien für den chinesischen Markt ist:

• 1996 gab es in China über 2000 Joint Ventures, die über 50 Prozent ihrer Importe aus

Deutschland bezogen, und deren Exporte weniger als 10 Prozent ihres gesamten Au-

ßenhandelsumsatzes ausmachten.

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52

• Diese 2000 Joint Ventures importierten 1996 in Höhe von 4,2 Mrd. US-$ Waren aus

Deutschland.

Diese Importe entsprachen damit fast 65 Prozent aller Importe Chinas aus Deutschland

im Jahre 1996. Annähernd zwei Drittel aller chinesischen Importe aus Deutschland täti-

gen somit Joint Ventures in China, die ihre internationalen Inputs vorwiegend aus

Deutschland beziehen und sich bei ihrem Absatz fast ausschließlich auf den chinesi-

schen Binnenmarkt konzentrieren.

Schlüsselt man die AKUs nach Produktgruppen ihrer Importe auf, dann wird deutlich,

daß sie vor allem Maschinen [HS Kapitel 84], Fahrzeuge [HS Kapitel 87], Elektrotech-

nik [HS Kapitel 85] sowie Optik und Präzisionsgeräte [HS Kapitel 90] importieren (sie-

he Tabelle 3-6). Der Rest sind im wesentlichen Grundstoffe wie Aluminium, Kupfer,

Glas, Eisen, Gummi, Chemikalien etc. Auch bei diesen Produktgruppen ist der Import

mit dem Zweck der Produktion für den chinesischen Markt ein wichtiger Faktor. Die

Tabelle 3-6Produktion in China für den chinesischen Markt

Produkt (HS 2-Steller) Importe ausDeutschland,

1996

Exporte, 1996 Zahl der JointVentures

1996

DurchschnittlicheEinfuhr pro JV

1996

Mio. US-$ Mio. US-$ Tausend US-$

28 ANORGANISCHE CHEMIKALIEN 12 . 163 74

29 ORGANISCHE CHEMIKALIEN 53 0 176 303

32 FAERBEMITTEL 20 0 360 55

38 VERSCHIEDENE CHEM. PRODUKTE 34 0 399 .

39 PLASTIK UND PLASTIKARTIKEL 42 0 404 103

40 GUMMI UND GUMMIARTIKEL 11 0 294 38

48 PAPIER UND PAPPE 15 0 235 64

55 KUENSTLICHE WOLLE 12 . 35 333

72 EISEN UND STAHL 25 . 129 192

73 EISEN- UND STAHLPRODUKTE 38 0 392 97

74 KUPFER UND KUPFERPRODUKTE 14 0 89 156

76 ALUMINIUM UND ALU.-PRODUKTE 12 0 147 80

82 ESSBESTECKE 20 0 360 54

84 MASCHINEN ETC. 2.597 3 2.004 1.296

85 ELEKTROTECHNIK 369 3 787 469

87 FAHRZEUGE 667 0 153 4.360

90 OPTIK, PRAEZISIONSGERAETE 148 0 689 214

95 SPIELZEUGE, SPORTGERAETE 17 . 31 539

Anmerkung: Tabelle enthält nur Produktgruppen mit Importen aus Deutschland von über 5 Mio. US-$ in 1996.

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53

entsprechenden Joint Ventures nehmen in den meisten Fällen zwischen einem Drittel

und der Hälfte der Einfuhren in der jeweiligen Produktgruppe ab.

Weiterhin zeigt die Tabelle, daß diese Joint Ventures nur in sehr geringem Ausmaß ex-

portieren. Das belegt, daß viele Joint Ventures primär für den chinesischen Markt pro-

duzieren. Das bedeutet aber auch, daß die ursprüngliche chinesische Forderung, Joint

Ventures müßten überwiegend exportieren, nicht mehr gilt - zumal dann, wenn es ihnen

gelingt, ihre Devisenbilanzen anderweitig auszugleichen.

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54

4. China als Beschaffungsmarkt

4.1 Chinas Exporte

4.1.1 Allgemeine Entwicklung

Die Öffnung des chinesischen Außenhandels ab 1978 führte nicht nur zu einer Verviel-

fachung der Importe. Auch die Exporte Chinas sind seitdem rapide und relativ kontinu-

ierlich gewachsen. Während die Volksrepublik China 1983 Platz 23 in der Rangliste der

größten Exportnationen belegte, war sie nur 13 Jahre später mit Exporten im Wert von

über 151 Mrd. US-$ auf Platz elf geklettert. Faßt man die Länder der EU zusammen

(und vernachlässigt die Reexporte Hongkongs), belegte China 1996 sogar Platz fünf in

der Exportweltrangliste.

Ebenso wie der Gesamthandel und die Importe, haben sich auch Chinas Exporte seit

1978 verdreizehnfacht. Anders als die Importe haben sich die Exporte relativ kontinu-

ierlich entwickelt. In den vergangenen zehn Jahren fiel die Wachstumsrate nur zweimal

unter zehn Prozent. Während des Importsogs zu Beginn der neunziger Jahre überschritt

das Importwachstum den Anstieg der Exporte bei weitem, was zu z.T. hohen Handels-

bilanzdefiziten führte. 1994 hat sich das Exportwachstum jedoch wieder deutlich be-

schleunigt. Für 1997 wird eine Steigerung von über 8 Prozent erwartet. Dementspre-

chend wird die Volksrepublik China 1997 das vierte Jahr in Folge einen Handelsbi-

lanzüberschuß von etwa 5 Mrd. US-$ haben.

Wie oben bereits angedeutet, haben auch die chinesischen Exporte von Lohnverede-

lungsprodukten zugenommen (vgl. Schaubild 4-1). Einen bedeutenden Rang im chinesi-

schen Exportgeschäft nimmt die passive Lohnveredelung ein. China verkauft hier in er-

ster Linie Produktionskapazität und nicht Produkte. Das internationale Marketing und

andere handelsbezogene Dienstleistungen finden außerhalb Chinas statt. In vielen dieser

handelsbezogenen Dienstleistungen, die typischerweise hochspezialisiert und hochbe-

zahlt sind, hat China keinen komparativen Vorteil und entsprechend begrenzte Kapazi-

täten.

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In diesem Zusammenhang spielt Hongkong eine Schlüsselrolle als Marketingzentrum

der chinesischen Exportproduktion. Zahlreiche Geschäftsstellen von Groß- und Einzel-

händlern aus der ganzen Welt haben sich in Hongkong niedergelassen, um von dort

Aufträge zu vergeben, Inputs zu spezifizieren, die Qualitätskontrolle sicherzustellen und

Nebenverträge an Zulieferer in chinesischen Produktionsstätten weiterzureichen. Hong-

kong ist damit zu einem großen Teil an der Wertschöpfung des chinesischen Außenhan-

dels beteiligt. Hongkongs Handelsspanne für Reexporte von in China gefertigten Gütern

liegt bei einem Drittel des Einkaufspreises12. Manche Studien nennen sogar noch höhere

Werte. Tatsache ist, daß mehr als die Hälfte von Hongkongs Exportumsätzen aus sol-

chen Reexporten stammt.

12 ITC (1997): Comparison of Bilateral Trade Statistics of China and the European Union: Discrepanciesand Underlying Factors.

Schaubild 4-1

Lohnveredelungsexporte und sonstige

Exporte Chinas, 1993-1997

-

20

40

60

80

100

120

140

160

180

200

1993 1994 1995 1996 1997*

Mrd

. US

$

Sonstige

Lohnveredelung

Quelle: ITC Berechnungen nach CGA Daten.*Hochrechnung auf Grundlage von CGA Daten für Januar bis Mai 1997.

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Chinas Exporte sind sehr breit gefächert (vgl. Schaubild 4-2). Neben den hohen Antei-

len von arbeitsintensiven Produkten haben aber auch Maschinen und Elektronik mit 21

Prozent und chemische Produkte mit 6 Prozent einen erheblichen Anteil.

Die niedrigen Lohnkosten sind der wichtigste Grund für Chinas Konkurrenzfähigkeit,

wenn es um arbeitsintensive Fertigung geht. Dementsprechend kommt ein Großteil der

Exporte aus Sektoren mit arbeitsintensiver Produktion. Über ein Fünftel der chinesi-

schen Gesamtausfuhren fiel 1996 in den Bereich Textilien und Bekleidung. Ein weiteres

Fünftel bestand aus einfachen Maschinen und Elektronik, wie Haushaltsgeräten, Büro-

maschinen und Computerzubehör. Arbeitsintensiv ist auch die Herstellung von Schu-

hen, Metallwaren, Möbeln und Spielzeug.

Von diesem komparativen Vorteil bei arbeitsintensiven Produkten wird China voraus-

sichtlich noch lange profitieren. Trotz der niedrigen Arbeitskosten gibt es viele Millio-

nen Arbeitslose, Unterbeschäftigte und Tagelöhner. Durch den Strukturwandel und die

begonnene Reform und Umstrukturierung des staatlichen Sektors wird diese Situation

Schaubild 4-2

Struktur der chinesischen

Gesamtexporte, 1996

Erdoel5%

Moebel, Spielzeug

7%

Textilien & Bekleidung

22%

Chemische Produkte

6%

Sonstiges22%

Metallwaren7%

Lederwaren4%

Maschinen & Elektronik

21%

Schuhe6%

Quelle: ITC Berechnungen nach CGA Daten.Bemerkung: Die Produktgruppen entsprechen Zusammenfassungen wie sie in denCGA Statistiken verwendet werden.

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weiter verschärft. Allein 30 Millionen Angestellten staatlicher Betriebe droht die Ent-

lassung, da mehr als ein Drittel dieser Unternehmen nicht wettbewerbsfähig ist13.

Wie Schaubild 4-3 zeigt, hat sich Chinas Exportbasis in den letzten zwei Jahrzehnten

beträchtlich gewandelt. Nach anfänglichen Gewinnen geht der Anteil mineralintensiver

Produkte sehr schnell zurück. Auch andere Primärgüter verlieren im chinesischen Ex-

port deutlich und nachhaltig an Bedeutung. Immer wichtiger werden dagegen arbeits-

intensive Exporte. Für den Zeitraum von 1978 bis 1993 sind das besonders Textilien

und Bekleidung. Aber auch kapitalintensive Exporte gewinnen an Bedeutung.

Eine genaue Analyse der chinesischen Exportstruktur der vergangenen vier Jahre zeigt

zwei interessante Tendenzen (Schaubild 4-4): Einerseits hat die Bedeutung von Textili-

en und Bekleidung wieder abgenommen. Hauptgewinner sind dagegen Maschinen und

Elektronik. Wie in den folgenden Abschnitten noch gezeigt wird, handelt es sich hierbei

vor allem um einfache Haushaltselektronik und Werkzeuge sowie um relativ einfache

13 Far Eastern Economic Review, 16. Oktober 1997.

Schaubild 4-3

Struktur der chinesischen Gesamtexporte

(nach Art der Produktion)

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

1978 1980 1985 1990 1993

landwirtschaftlich

kapitalintensiv

arbeitsintensiv

Textilien/ Bekleid.

resourcenintensiv

Quelle: ITC Berechnungen nach OECD Daten.

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Maschinen. Gemeinsam ist diesen Produkten der geringe Forschungs- und Entwick-

lungsaufwand bei einem arbeitsintensiven Produktionsprozeß.

Wahrscheinlich werden chinesische Unternehmen in den kommenden Jahren versuchen,

in größerem Umfang technologisch etwas anspruchsvollere Güter zu exportieren, von

Geräten der Unterhaltungselektronik, Computerbauteilen und Peripherie bis zu hoch-

wertigeren Maschinen. Die Geschwindigkeit dieser Entwicklung hängt davon ab, wie

China mit den großen Herausforderungen der ökonomischen Transformation umgeht.

Darunter fallen z.B. die Entwicklung der Infrastruktur sowie des Humankapitals, die

Ausarbeitung eines transparenten Rechtssystems und der Umgang mit dem Umwelt-

schutz.

Schaubild 4-4

Veraenderung der Struktur der

chinesischen Gesamtexporte

1993-96

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

1993 1994 1995 1996

Sonstiges

Moebel,Spielzeug

Lederwaren

Erdoel

Maschinen undElektronik

Metallwaren

Schuhe

Textilien &Bekleidung

ChemischeProdukte

Quelle: ITC Berechnungen nach CDG Daten.

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4.1.2 Chinas exportierende Unternehmen

Regionale und nationale Außenhandelsunternehmen (FTCs) sind nach wie vor die wichtig-

sten Exporteure: Die Exporte von 121 Mrd. US-$ im Jahr 1994 entfielen zu über der

Hälfte auf Außenhandelsunternehmen und zu einem weiteren Sechstel auf Staatsunter-

nehmen (siehe Tabelle 4-1). Die am schnellsten wachsende Gruppe von Exporteuren

Chinas sind seit den späten achtziger Jahren die ausländisch kontrollierten Unterneh-

men.

Pioniere der Exportdiversifizierung waren von Anfang an die großen Handelshäuser

(FTCs) sowie die Staatsbetriebe. Dies gilt sowohl für das Produktangebot als auch für

die Zielmärkte. Im Jahr 1994 tätigten FTCs und Staatsbetriebe zusammen vier Fünftel

(82 Prozent) aller Exporte von neuen Produkten oder in neue Märkte14.

14 ITC (1995): Survey of China’s Foreign Trade.

Tabelle 4-1Chinas Gesamtexporte nach Firmentypen (1994)

UnternehmensformAnteil am nationalen

Export

Staatsunternehmen und Foreign Trade Companies(FTCs)

70.0%

Staatsunternehmen 17,0%

Nationale FTCs 12,0%

Regionale FTCs 40,0%

Ausländisch kontrollierte Unternehmen 28.6%

Equity Joint Ventures 14,9%

Andere Joint Ventures 4,4%

Rein ausländische Unternehmen 9,3%

Kollektivunternehmen 0,9%

Private Unternehmen 0,0%

Andere 0,2%

Quelle: ITC (1995).

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60

Die Fluktuation unter den exportierenden Firmen ist hoch: Etwa 13,000 der 1995 aktiven

Firmen waren 1996 nicht mehr im Exportgeschäft tätig, weit über ein Viertel der 1996

registrierten Direktexporteure war 1995 noch nicht vertreten. Allerdings wurden jeweils

über 90 Prozent der Exporte von der Kerngruppe getätigt, d.h. von Firmen, die in beiden

Jahren exportierten. Die Konzentration der chinesischen Exporte ist noch geringer als

die der Importeure (siehe Schaubild 4-5). Der größte Exporteur tätigte nur 2,4 Prozent

der Gesamtausfuhren, während die zehn größten Exporteure für 9,4 Prozent der Ge-

samtausfuhren Chinas verantwortlich waren.

4.1.3 Deutschlands Importe aus China

Das Gesamtvolumen der deutschen Importe aus China belief sich 1996 auf gut 5,8 Mrd.

US-$. Ebenso wie die Exporte sind auch die Importe in den vergangenen Jahren kon-

stant und kräftig gestiegen. Offensichtlich wird China von deutschen Firmen zuneh-

mend als Beschaffungsmarkt geschätzt. Daß die Wachstumsrate seit 1993 mit elf Pro-

zent etwas unter dem Wert der chinesischen Gesamtexporte lag, ändert an dieser Ein-

Schaubild 4-5

Verteilung der Exporte Chinas nach

Groessenklasse der Exporteure, 1994

0

2,000

4,000

6,000

8,000

10,000

12,000

14,000

16,000

18,000

20,000

wen

iger

als

US

$ 10

,000

US

$ 10

,000

-10

0,00

0

US

$ 10

0,00

0-

1 M

io.

US

$ 1

Mio

. -10

Mio

.

US

$ 10

Mio

. -10

0 M

io.

meh

r al

s U

S$

100

Mio

.

Groessenklassen

0%

5%

10%

15%

20%

25%

30%

35%

40%

45%

Zahl der exportierenden UnternehmenAnteil an den chinesischen Exporten (%)

Quelle: ITC (1995)

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CHINA ALS HANDELSPARTNER UND PRODUKTIONSSTANDORT FÜR MITTELSTÄNDISCHE UNTERNEHMEN

61

schätzung nichts. Deutschland war 1996 nach Hongkong, Japan, den USA, und Südko-

rea der fünftgrößte Abnehmer von chinesischen Exportprodukten.

Schaubild 4-6

Struktur der deutschen Importe aus

China, 1996

Schuhe7%

Moebel& Spielzeug

9%

Erdoel1%

Sonstiges21%

Metallwaren6%

Chemische Produkte

9%

Textilien& Bekleidung

15%

Lederwaren7%

Maschinen& Elektronik

25%

Quelle: ITC Berechnungen nach CGA Daten.Bemerkung: Die Produktgruppen entsprechen HS-Kapitel-Zusammenfassungenwie sie in den CGA Statistiken verwendet werden.

Für mittelständische Unternehmen gibt es verschiedene Möglichkeiten, China als Be-

schaffungsmarkt zu nutzen. Möglich ist zum einen der Zukauf von Fertiggütern zur

Komplettierung des eigenen Sortiments. Zum anderen können auch Vorprodukte oder

Rohstoffe eingekauft werden. Die Struktur der chinesischen Exporte nach Deutschland

(siehe Schaubild 4-6) zeigt, welche dieser Möglichkeiten von deutschen Unternehmen

besonders genutzt werden. Das Gros der deutschen Einfuhren sind arbeitsintensive und

technologisch einfache Fertiggüter wie elektronische Erzeugnisse, Schuhe und Leder-

waren, Strickwaren und Bekleidung, Kinderspielzeug, Möbel und Christbaumschmuck.

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CHINA ALS HANDELSPARTNER UND PRODUKTIONSSTANDORT FÜR MITTELSTÄNDISCHE UNTERNEHMEN

62

Bezogen auf die Struktur der Exporte ist der Unterschied zwischen den Exporten nach

Deutschland und den Exporten Chinas insgesamt sehr viel geringer als der entsprechen-

de Unterschied bei den Importen. Schaubild 4-7 zeigt Gemeinsamkeiten und Unter-

schiede. Der Anteil von Maschinen und Elektronik an den Gesamtexporten Chinas ist

vergleichbar mit demjenigen der Exporte in die Bundesrepublik. Dasselbe gilt für Präzi-

sionsinstrumente, Metallwaren und Schuhe. Unterschiede gibt es allerdings bei Textili-

en und Bekleidung: Hier ist der Anteil an den Importen deutscher Firmen nicht annä-

hernd so hoch wie in anderen Ländern. Während dieser Bereich 22 Prozent der chinesi-

schen Gesamtexporte ausmacht, sind es bezogen auf die Exporte nach Deutschland le-

diglich 15 Prozent. Bei Textilien wirken in besonderem Maß die Kontingente der EU.

Während bei dritten Ländern (innerhalb und außerhalb der EU) noch Spielraum vorhan-

den scheint, stoßen die Importe Deutschlands bei vielen Kategorien an die Decke, sind

manche Kontingente schon im März zu 98 Prozent ausgeschöpft. Deshalb haben viele

deutsche Handelshäuser, die in China fertigen lassen, ihre Büros in Hongkong, die dort

die Beratung für Mode und Design etc. ausführen und anschließend als Exportmittler

(eigentlich als Importeure) auftreten. Hongkong hatte traditionell in der EU hohe Kon-

Schaubild 4-7

0%

5%

10%

15%

20%

25%Lebensmittelprod.

Erdöl

Chemische Pr.

Lederwaren

Textilien & Kleidung

SchuheMetallwaren

Maschinen & Elektronik

Präzisionsinstr.

Möbel, Spielzeug

Sonst.

0%

5%

10%

15%

20%

25%Lebensmittelprod.

Erdöl

Chemische Pr.

Lederwaren

Textilien & Kleidung

SchuheMetallwaren

Maschinen & Elektronik

Präzisionsinstr.

Möbel, Spielzeug

Sonst.

Chinesische Gesamtexporte

dt. Importe aus China

Chinas Exporte 1996 nach Deutschland und die

W elt im Vergleich

Quelle: ITC Berechnungen nach CGA und EUROSTAT Daten.

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CHINA ALS HANDELSPARTNER UND PRODUKTIONSSTANDORT FÜR MITTELSTÄNDISCHE UNTERNEHMEN

63

tingente, China als Nachzügler im Gefolge des Abkommens mit der EU nur langsam

aufgestockte Kontingente. Mit steigenden Lohnkosten in Hongkong wurde die Ferti-

gung nach Guangdong verlagert. Beim Textilsegment müßte eigentlich (wie auch bei

einigen anderen Kategorien) der Export von Hongkong und China zusammengefaßt

werden.

In anderen Sektoren scheinen deutsche Firmen die Möglichkeiten des chinesischen Be-

schaffungsmarktes voll zu nutzen. Im Vergleich zu anderen Ländern beziehen sie über-

durchschnittlich viel Möbel, Spielzeug, chemische Produkte, Lederwaren und Lebens-

mittelprodukte aus China. Auch dieser Aspekt wird in den folgenden Abschnitten weiter

erläutert.

Die Struktur der aus China importierten Waren hat sich in den vergangenen Jahren ähn-

lich wie die der chinesischen Gesamtexporte entwickelt (vgl. Schaubild 4-8). Auch

Schaubild 4-8

Veraenderung der Struktur

der deutschen Importe aus

China 1993-96

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

1993 1994 1995 1996

Sonstiges

Moebel&Spielzeug

Lederwaren

Erdoel

Maschinen&Elektronik

Metallwaren

Schuhe

Textilien&Bekleidung

ChemischeProdukte

Quelle: ITC Berechnungen nach CGA Daten.

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CHINA ALS HANDELSPARTNER UND PRODUKTIONSSTANDORT FÜR MITTELSTÄNDISCHE UNTERNEHMEN

64

deutsche Firmen haben verstärkt Produkte der Kategorie Maschinen und Elektronik ge-

kauft, während der Anteil der Kategorie Textilien und Bekleidung weiter zurückging15.

Außerdem fällt die verstärkte Nachfrage nach Produkten der chemischen Industrie und

ein starkes Wachstum unter sonstige Produkte auf. Dabei handelt es sich vor allem um

Lederprodukte, Plastikprodukte, und Produkte aus dem Bereich Optik, Kameras, Präzi-

sionsinstrumente etc.

4.2 Produkte von besonderem Interesse für deutsche mittelständische Unternehmen

Aus Sicht deutscher mittelständischer Unternehmen läßt sich die chinesische Export-

palette anhand ihrer Entwicklung in den vergangenen Jahren in Produkt-cluster ein-

teilen, die den unterschiedlichen Grundstrategien von Unternehmen entsprechen. Durch

eine Kombination von Mindestwert, Marktanteils- und Wachstumskriterien wurden

Produktgruppen herausgefiltert, die für deutsche Unternehmen besonders interessant

bzw. uninteressant sind. Die Ergebnisse dieser Marktanalyse werden im folgenden vor-

gestellt. Dabei werden die gleichen fünf Gruppen verwendet wie im vorhergehenden

Kapitel (siehe 3.2).

Auch in diesem Kapitel wurden in allen Fällen der Anteil der beteiligten kleinen und

mittleren Unternehmen (KMU), sowie auch der Anteil ausländisch kontrollierter Unter-

nehmen (AKU) am Handel angegeben. Der Anteil der KMUs ist eine wichtige Infor-

mation für die Einkaufsstrategie deutscher Unternehmen. Bei Exporten von AKUs ist

davon auszugehen, daß das internationale Vertriebsnetz besser ausgebaut ist als bei lo-

kalen chinesischen Unternehmen. Gleichzeitig weist der große Anteil ausländisch kon-

trollierter Unternehmen an Chinas Exporten darauf hin, daß sich eine beträchtliche An-

zahl von multinationalen Unternehmen für eine Produktionsverlagerung nach China

entschieden hat. Ansprechpartner für Verhandlungen über Lieferbeziehungen sind in

diesen Fällen häufig die Muttergesellschaften.

15 Hier taucht allerdings auch wieder die zuvor angesprochene Problematik des Handels über Hongkongauf.

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CHINA ALS HANDELSPARTNER UND PRODUKTIONSSTANDORT FÜR MITTELSTÄNDISCHE UNTERNEHMEN

65

4.2.1 Die chinesischen Spitzenprodukte in Deutschland

Die chinesischen Exporte in dieser Spitzengruppe16 decken eine breite Produktpalette

ab. Sie reichen von Sportschuhen zu Aprikosenkernen, von Toastern zu Schiffen. Die

meisten Produkte in dieser Gruppe sind technologisch einfach. Rund 72 Prozent der ex-

portierten Spitzenprodukte stammen aus der Lohnveredelung. Dieser Anteil liegt damit

beachtlich über dem Durchschnittswert der Gesamtexporte. Forschung und Entwicklung

sowie die Produktion technisch komplizierter Teile finden Ausland statt, vorwiegend in

Japan, Hongkong, Taiwan oder Südkorea, den wichtigsten Partnern Chinas bei Lohn-

veredelungsaktivitäten (siehe Kapitel 5).

Die meisten Spitzenprodukte werden direkt von China nach Deutschland exportiert. Nur

bei neun der 26 aufgeführten Produkte sind zusätzliche Exporte nach Deutschland über

Hongkong erfaßt. Wenn Hongkong beteiligt ist, nimmt es allerdings eine wichtige Rolle

ein. Offensichtlich hat es vor allem beim Marketing einen komparativen Vorteil. Dem-

entsprechend wird in solchen Fällen ein Großteil der Produkte über Hongkong ausge-

führt. Trotzdem liegt der Anteil der indirekten Exporte bei den Spitzenprodukten mit 31

Prozent deutlich unter dem entsprechenden Wert bei allen Exporten nach Deutschland

(38 Prozent).

16 Die hier aufgeführten Produkte erfüllen die folgenden Kriterien: Sie wurden 1996 im Wert von minde-stens zehn Mio. US-$ nach Deutschland eingeführt, wobei ein Fünftel dieser Menge aus China kam. Zu-sätzlich sind die deutschen Importe seit 1993 um mindestens 20 Prozent p.a. gestiegen.

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CHINA ALS HANDELSPARTNER UND PRODUKTIONSSTANDORT FÜR MITTELSTÄNDISCHE UNTERNEHMEN

66

Tabelle 4-2Die chinesischen Spitzenprodukte in Deutschland

ExporteChinas,1996

Exportenach

Deutsch-land,1996

Wachs-tumsrateder chin.Exporte

nachDeutsch-

land1993-1996

ChinasMarkt-

anteil andt. Im-porten1996

Anteilchin.

KMU anChinas

Exporten1996

Anzahlchin.KMU1996

Anteilausl.

kontrol-lierterUnter-

nehmen1996

Anteilvon LV-Exporten

nachDeutsch-

land1996

Zusätzl.Exportea

nachDeutschlandüber Hong-

kong1996

Produkt (HS-Code) Mio.US-$

Mio.US-$

% p.a. % % % % Mio.US-$

Chinesische Gesamtexporte 151.066 5.845 16 1,31 34 52.320 41 55 3.653121230 APRIKOSEN- UND PFIRSICHKERNE 27 12 23 76 38 94 16 0 0

284690 SELTENERDMETALL-VERBINDUNGEN 174 13 50 52 18 72 13 13 0

293319 HETEROCYCL. STICKSTOFF-VERBIND. 39 11 32 66 28 83 4 3 0

293627 VITAMIN C UND SEINE DERIVATE 176 33 21 28 8 39 48 33 0

294190 ANTIBIOTIKA (AUSG. PENIZILLINE) 208 46 24 20 40 262 8 2 0

300190 HEPARIN UND SEINE SALZE 35 17 37 41 18 29 9 0 0

360410 FEUERWERKSKOERPER 202 56 56 93 19 61 0 1 0

392329 KUNSTSTOFFSAECKE UND TUETEN 222 14 44 30 58 799 57 93 0

420212 REISE-, HAND-, KOSMETIKKOFFER 1.398 96 21 50 40 1.748 40 81 0

621120 SKIANZUEGE, -OVERALLS 151 10 39 29 38 234 37 78 6

621600 HANDSCHUHE AUS SPINNSTOFFEN 161 11 47 23 55 414 45 57 13

640219 SPORTSCHUHE 282 20 38 60 36 372 64 83 0

640299 SCHUHE: SOHLEN/OBERT. KAUTSCHUK 1.832 91 21 28 37 1.293 68 83 52

660110 GARTENSCHIRME 69 13 28 24 33 138 29 15 0

691310 STATUETTEN, ANDERE ZIERGEGENST. 372 26 32 65 68 1.112 28 12 0

732393 KUECHENUTENSILIEN AUS EDELSTAHL 335 85 37 28 53 558 47 68 0

821520 ESSBESTECK-SETS, UNEDL. METALLE 82 12 33 23 55 203 53 69 14

841451 TISCH- U. DECKENVENTILATOREN 794 38 54 28 22 298 44 78 54

851672 TOASTER, ELEKTRISCH 217 28 78 52 16 72 62 89 53

852732 RADIOS, NUR FUER NETZBETRIEB 109 20 27 30 33 76 40 99 7

853921 WOLFRAM-HALOGEN-GLUEHLAMPEN 84 32 39 46 38 222 22 76 0

860900 CONTAINER 1.062 35 120 32 6 36 91 100 0

871500 KINDERWAGEN, TEILE DAVON, A.N.G. 140 14 141 27 32 86 91 100 0

890190 KOMBI. PERSONEN- U. GUETERSCHIFFE* 887 74 82 205 5 30 21 100 0

950510 WEIHNACHTSARTIK. 554 66 26 54 37 1,082 31 24 69

961700 VAKUUM-ISOLIERFLASCHEN 101 16 21 35 62 318 37 61 4

Anmerkung: Alle Produkte, bei denen Deutschlands Importe aus China 1996 mindestens 10 Mio. US-$ betragen haben, die seit 1993 mit mindestens 20 % p.a. ge-wachsen sind, und bei denen China 1996 einen Marktanteil von mind. 20 % erreicht hat.*Chinas Marktanteil von 205 % bei Schiffen [HS 890190] ergibt sich aus der Tatsache, daß die EU häufig in China gefertigte Transportmittel wie Container oderSchiffe nicht als Importe erfaßt.a ITC Hochrechnung auf Grundlage von Hongkongs Reexporten chinesischer Produktion nach Deutschland 1995.

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Der Anteil kleiner und mittlerer chinesischer Unternehmen am Export der Spitzenpro-

dukte liegt mit 31 Prozent leicht unter dem Wert der restlichen Ausfuhren nach

Deutschland. Ausländisch kontrollierte Unternehmen sind dagegen unter den Spitzen-

produkten mit fast 49 Prozent aller Exporte etwas stärker als sonst vertreten (41 Pro-

zent).

4.2.2 Produkte mit hohem Handelspotential

Dieser Abschnitt konzentriert sich auf chinesische Exportprodukte, die ein hohes und

bisher wenig genutztes Wachstumspotential auf dem deutschen Markt haben17. Daß es

sich hier um Produkte mit einem hohen Handelspotential handelt, ergibt sich aus der

Tatsache, daß sowohl chinesische Export- als auch deutsche Importwerte sehr groß sind.

Wie interessant die Einfuhr dieser Produkte für deutsche Mittelständler ist, hängt aller-

dings von einer ganzen Reihe von Faktoren ab. So haben etwa Produkte, die schon

heute sehr hohe Wachstumsraten verbuchen, wie z.B. Teile und Zubehör für Photo-

kopierapparate [HS 900990], bessere Aussichten als solche, deren Markanteil nur sehr

langsam wächst. Ein gutes Beispiel sind Sitzmöbel [HS 940161] mit einem Exportvo-

lumen von nicht einmal einer Mio. US-$ und jährlichen Wachstumsraten von 22 Pro-

zent p.a. in den vergangenen drei Jahren. Den zum Teil extremen Wachstumsraten von

nahezu 200 Prozent p.a. bei einigen Produkten stehen aufgrund der niedrigen Aus-

gangsbasis allerdings nicht selten nur geringe absolute Beträge gegenüber.

Auffallend ist auch hier die starke Präsenz von elektronischen Produkten aus HS Kapitel

85 (vgl. Tabelle 4-3). Über ein Viertel aller Produkte mit hohem Handelspotential

kommt aus dieser Gruppe. Im Gegensatz zu den Spitzenprodukten handelt es sich hier

allerdings eher um Komponenten, Zubehör und Vorprodukte aus dem Elektronik- und

elektrotechnischen Bereich und weniger um Fertigprodukte, wie elektrische Werkzeuge

und Haushaltsgeräte. Im Vergleich zu den anderen in der Tabelle aufgeführten Produk-

ten werden sie von China und Deutschland jeweils in großen Mengen gehandelt und

sind mit Exporten zwischen einer Million US-$ und fünf Millionen US-$ schon relativ

17 Sie erfüllen die folgenden Kriterien: Mit Gesamtexporten im Wert von über 50 Mio. US-$ gehören siezu Chinas internationalen Bestsellern im Jahr 1996. In Deutschland rangieren sie mit Gesamtimportenvon über 50 Mio. US-$ ebenfalls unter den wichtigen Einfuhrgütern. Chinas Anteil an den deutschen Im-porten ist mit weniger als einem Prozent aber beinahe bedeutungslos; er wächst jedoch mit mehr als 16Prozent p.a. überdurchschnittlich schnell.

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CHINA ALS HANDELSPARTNER UND PRODUKTIONSSTANDORT FÜR MITTELSTÄNDISCHE UNTERNEHMEN

68

gut auf dem deutschen Markt vertreten. Auch die Wachstumsraten dieser Exporte nach

Deutschland sind beachtlich. Die niedrigen Marktanteile an den deutschen Gesamtim-

porten lassen auf bisher wenig genutzte Möglichkeiten schließen. Auffallend ist auch

der hohe Anteil von Lohnveredelung bei diesen Produkten.

Holzprodukte scheint ein Zukunftssektor im deutsch-chinesischen Handel zu sein. In

diesen Bereich gehören Holz [HS 440920], Holztüren und -rahmen [HS 441820] sowie

Holzmöbel verschiedener Art [HS 940161, 940360, 940390]. Allerdings liegen die Im-

portwerte für die meisten dieser Produktgruppen noch unter einer Million US-$, und

auch die Wachstumsraten sind zur Zeit noch relativ gering. Lohnveredelung spielt in

diesem Bereich keine große Rolle.

Nur zwei Posten aus dieser Liste (Produkte mit hohem Handelspotential) kommen aus

dem Sektor Textilien und Bekleidung [HS 600293, 611030]. Trotz immenser Gesamt-

exporte bzw. -importe ist der deutsch-chinesische Handel in diesem Bereich marginal

und wächst nur langsam.

Insgesamt bestätigt diese Gruppe aber die Analyse der Spitzenprodukte: Ein hoher An-

teil von Lohnveredelungsexporten an Gesamtexporten und ein erhöhter Beitrag auslän-

disch kontrollierter Unternehmen: 59 Prozent und 53 Prozent verglichen mit 56 Prozent

und 41 Prozent beim Durchschnitt der deutschen Importe aus China. Die Produkte mit

hohem Handelspotential lassen sich häufig am besten über Hongkong beziehen. Die

deutschen Importe chinesischer Produkte in dieser Kategorie, die über Hongkong ein-

gekauft werden, sind in der Tat doppelt so hoch wie die Direktimporte.

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CHINA ALS HANDELSPARTNER UND PRODUKTIONSSTANDORT FÜR MITTELSTÄNDISCHE UNTERNEHMEN

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Tabelle 4-3Produkte mit hohem Handelspotential

Produkt (HS-Code) ExporteChinas1996

Wachs-tum derchinesi-schen

Exporte1993-1996

Exportenach

Deutsch-land1996

Wachs-tum derchine-sischenExporte

nachDeutsch-

land1993-1996

Deutsch-lands

Gesamt-importe

1996

Anteilchin.

KMU anChinas

Gesamt-exporten

1996

AnteilAKUs anChinas

Gesamt-exporten

1996

Anteilvon LV-Exporten

nachDeutsch-

land1996

chin.Exportenach D.,korrigiertum HK

Reexporte1996

Mio.US-$

% p.a. Mio.US-$

% p.a. Mio.US-$

% % % Mio.US-$

Gesamtexporte 151.066 19,7 5.845 16 446.160 34 41 55 8.819

210690 LEBENSMITTELZUBEREITUNGEN, A.N.G. 152 29 1 158 1.163 63 58 22 0

280469 SILICIUM 299 33 1 30 153 35 3 0 1

284920 CARBID DES SILICIUMS 112 40 0 111 73 40 5 0 3

320417 PIGMENTE, SYNTHETISCH, ORGANISCH 73 38 1 92 291 42 27 38 2

401120 LUFTREIFEN AUS KAUTSCHUK 248 49 0 154 543 21 56 100 0

401699 WAREN AUS WEICHKAUTSCHUK 62 38 3 84 338 60 74 88 3

440920 HOLZ EINSCHL. STAEBE UND FRIESE 56 88 0 87 68 70 50 33 1

441820 TUEREN UND TUERRAHMEN 53 25 0 70 191 61 57 0 1

481910 SCHACHTELN U. KARTONS AUS PAPIER 76 31 0 27 161 48 42 24 1

481920 FALTSCHACHTELN U. -KARTONS, PAPIER 79 46 1 20 207 48 47 81 2

490199 BUECHER, BROSCHUEREN ETC. 87 26 0 28 460 46 82 63 2

600293 GEWIRKE UND GESTRICKE 99 24 0 23 85 49 71 0 0

611030 PULLOVER, STRICKJACKEN ETC. 748 30 6 21 1.104 43 38 28 40

730840 GERUEST-, SCHALUNGS- ,STUETZMATERIAL 50 26 0 28 119 49 29 63 0

730890 KONSTRUKTIONEN U. -TEILE, AUS EISEN 213 52 2 126 933 50 46 51 0

840999 TEILE FUER DIESELMOTOREN 91 35 2 125 522 52 14 57 1

841490 TEILE VON LUFT- ODER VAKUUMPUMPEN 51 47 0 52 272 44 56 15 1

847989 MASCHINEN, MECHANISCHE GERAETE, A.N.G 155 23 1 29 717 32 23 83 1

851790 TEILE, ELEKTR. TELEKOMMUNIKATIONSAPP. 194 54 5 48 809 36 71 75 8

852110 VIDEOGERAETE 290 104 3 100 963 4 53 100 1

852290 TEILE/ZUBEHOER F. TONWIEDERGABEAPP. 907 40 5 35 511 12 77 99 14

853641 RELAIS FUER EINE SPANNUNG VON ≤ 60 V 115 41 3 142 310 40 90 97 4

853690 SCHALTER < 1000V 144 39 2 40 789 50 69 67 7

854011 KATHODENSTRAHLROEHREN F. FERNSEHAPP. 250 40 2 87 318 8 60 100 3

854140 HALBLEITERBAUELEMENTE, LICHTEMPFINDL. 78 36 1 35 348 50 72 99 4

854390 TEILE V. MASCHINEN MIT INDIV. FUNKTION 54 59 1 50 160 55 64 63 2

854459 LEITER, ELEKTR. > 80 V UND <1000V 179 34 4 90 568 37 36 99 2

870839 BREMSEN U. SERVOBR. F. KRAFTFAHRZEUGE 61 51 0 32 678 47 29 0 0

870870 RAEDER U. ZUBEHOER, F. KRAFTFAHRZEUGE 86 45 0 207 596 25 59 39 0

871419 TEILE U. ZUBEHOER FUER KRAFTRAEDER 53 57 0 40 126 34 50 0 0

900990 TEILE/ZUBEHOER FUER PHOTOKOPIERAPP. 220 107 3 197 602 26 77 100 5

940161 SITZMOEBEL, GESTELL AUS HOLZ 93 24 0 22 842 57 58 37 1

940360 HOLZMOEBEL 322 27 4 18 1.433 53 45 5 5

940390 TEILE V. MOEBELN, AUSSER SITZMOEBEL 89 67 0 57 670 51 67 15 1

Anmerkung: Alle Produkte, bei denen Chinas Exporte 1996 mindestens 50 Mio. US-$ betragen haben, und die seit 1993 mit mindestens 20 % p.a. gewachsen sind, beidenen China jedoch, trotz einer hohen Importnachfrage in Deutschland von nicht weniger als 50 Mio. US-$, 1996 unter 1% Anteil an diesen Importen hatte. DasWachstum der chinesischen Exporte nach Deutschland lag 1993-96 nicht unter dem Durchschnittswert von 16 % p.a.

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CHINA ALS HANDELSPARTNER UND PRODUKTIONSSTANDORT FÜR MITTELSTÄNDISCHE UNTERNEHMEN

70

4.2.3 Wachstumsprodukte

Die hier analysierte Kategorie der Wachstumsprodukte18 umfaßt Produkte, bei denen

Chinas Anteil an den deutschen Importen geringer ist als bei den Spitzenprodukten.

Gleichzeitig haben sich immer mehr deutsche Unternehmen für den Direkteinkauf die-

ser Produkte in China entschieden, mit dem Resultat hoher Wachstumsraten.

Bezieht man die über Hongkong nach Deutschland gehenden Exporte mit ein, wird

deutlich, daß es sich bei einigen der hier gelisteten Produkte eigentlich schon um Spit-

zenprodukte handelt. Das starke Wachstum der Direktexporte deutet allerdings darauf

hin, daß chinesische Unternehmen zunehmend eigene Marketingkapazitäten entwickeln.

In der Rubrik Wachstumsprodukte tauchen zwei Kategorien von Bekleidung und Tex-

tilien auf [HS-Code 621040 und 621143]. Chinas Marktanteile für diese Produkte liegen

bei sechs bzw. zwei Prozent. Rechnet man die Waren hinzu, die über Hongkong nach

Deutschland kommen, steigen die Marktanteile auf fast 50 [HS-Code 621040] bzw. gut

zehn Prozent [HS-Code 621143].

Eisen- und Stahlwaren sind mit drei Produktkategorien vertreten. Für Hauswirtschafts-

artikel aus Eisen [HS-Code 732399] steigt der Marktanteil an deutschen Exporten von

sechs auf 44 Prozent, wenn man Hongkongs Reexporte mit berücksichtigt. Interessant

ist außerdem, daß ausländisch kontrollierte Unternehmen in diesem Bereich merklich

weniger präsent sind. Ihr Anteil liegt deutlich unter einem Drittel der Exporte.

Es überrascht nicht, daß zu den Wachstumsprodukten auch elektrische Maschinen und

entsprechendes Zubehör gehört. Durchschnittlich 85 Prozent der Waren dieser Gruppe

sind lohnveredelt. Dieser Durchschnittswert verzerrt allerdings die Tatsache, daß mit

Ausnahme von drei „Ausreißern” alle Werte in der Nähe von 100 Prozent liegen. Der

Anteil ausländisch kontrollierter Unternehmen liegt mit 56 Prozent fünfzehn Prozent-

punkte über dem Durchschnitt. Berücksichtigt man die deutschen Importe über Hong-

18 Die hier analysierte Kategorie der Wachstumsprodukte umfaßt Produkte, bei denen Chinas Anteil anden deutschen Importen zwischen einem und zehn Prozent liegt und damit kleiner ist als bei den Spitzen-produkten. Die Wachstumsrate der deutschen Importe aus China lag 1993-96 über 30 Prozent p.a.

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71

kong, wird klar, daß auch hier die Hälfte der Produkte tatsächlich Spitzenprodukte sind.

CD-Player und elektrische Küchenmaschinen sind Beispiele dafür.

Die letzten drei Positionen in der Tabelle sind Spielwaren und Sportprodukte. Hier sind

kleine und mittlere Betriebe besonders stark an Produktion und Export beteiligt. Fast die

Hälfte der Ausfuhren dieser Produkte stammt von KMUs, während es bei den sonstigen

aufgeführten Produkten durchschnittlich nur knapp über ein Drittel ist.

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Tabelle 4-4Wachstumsprodukte

Produkt (HS-Code) Gesamt-exporteChinas,1996

Exportenach

Deutsch-land1996

Wachstumder chinesi-schen Ex-porte nachDeutsch-

land1993-1996

ChinasAnteil andeutschenImporten

1996

Anteil chin.KMU an

Chinas Ge-samt-

exporten1996

Anzahlchin.KMU1996

AnteilAKUs1996

Anteilvon LV-Exportennach D.

1996

Zusätzl.chin. Ex-

porte nachD durch

HK1996

Mio.US-$

Mio.US-$

% p.a. % % % % Mio.US-$

Chinas Gesamtexporte 151.066 5.845 16 1,31 34 52.320 41 55 3.653020890 TAUBENFLEISCH ETC. 33 5 393 5 42 28 16 0 0

030420 FISCHFILETS, GEFROREN 294 16 37 3 51 328 43 69 0

160239 HUEHNERFLEISCH 82 7 287 4 19 39 73 0 0

292249 AMINOSAEUREN 67 10 59 8 38 147 12 0 0

293628 VITAMIN E UND DERIVATE 28 8 50 9 52 9 51 65 0

340600 KERZEN ALLER ART 98 9 67 9 38 369 14 20 9

380820 FUNGIZIDE, F. D. EINZELVERKAUF 28 6 398 5 24 53 6 4 0

392310 VERPACKUNGSMITTEL (KUNSTSTOFF) 100 6 55 3 27 453 53 98 4

420221 HANDTASCHEN, AUSSEN LEDER 109 9 45 5 67 338 66 83 46

621040 BEKLEIDUNG, KUNSTSTOFFUEBERZ. 94 8 311 6 32 254 18 16 58

621143 TRAININGSANZUEGE ETC. 147 5 32 2 50 839 49 88 21

731815 EISENSCHRAUBEN, -BOLZEN 101 11 42 2 49 321 27 41 0

732399 HAUSWIRTSCHAFTSARTIKEL, EISEN 74 5 35 6 37 329 26 58 32

732690 DIV. WAREN A. EISEN O. STAHL, A.N.G. 315 15 31 2 37 1.815 28 31 2

761010 ALU.-TUEREN UND -FENSTER 63 6 47 6 59 167 51 100 0

820750 BOHRWERKZEUGE, AUSWECHSELB. 73 14 37 10 35 181 10 4 0

848210 KUGELLAGER 317 22 56 3 37 248 24 5 2

850110 ELEKTROMOTOREN, ≤ 37,5 W 742 24 43 8 11 225 56 99 28

850431 TROCKENTRANSFORMATOREN 524 18 75 7 36 492 59 97 2

850730 NICKEL-CADMIUM-AKKUS 155 5 50 2 28 108 65 64 22

850910 HAUSHALTS-STAUBSAUGER 152 21 83 9 24 82 32 36 14

850940 ELEKTR. KUECHENMASCHINEN 132 10 37 6 24 112 49 98 27

850980 DIV. HAUSHALTSGER., ELEKTROMECH. 84 8 35 5 20 159 55 94 10

851640 BUEGELEISEN, ELEKTRISCH 126 10 41 8 20 128 71 87 18

851660 KUECHENHERDE, KOCHPLATTEN 116 8 38 2 33 249 46 80 11

851822 MEHRFACHLAUTSPRECHER 122 7 104 4 40 177 47 66 16

851999 CD-PLAYER 399 27 68 9 7 79 56 100 48

854290 TEILE V. INTEGR. SCHALTUNGEN 55 5 241 7 27 104 87 99 0

854451 LEITER, ELEKTRISCH, > 80 V 208 6 74 3 49 274 53 100 9

900410 SONNENBRILLEN 174 5 44 6 48 162 59 83 6

901890 DIV. MEDIZIN. INSTRUMENTE 95 19 94 2 18 255 72 92 2

910211 ZEIGER-ARMBANDUHREN 611 15 40 3 27 179 39 100 41

940320 METALLMOEBEL (AUSG. F. BUEROS) 130 5 77 1 36 458 63 68 0

940510 LUESTER, DECKENLEUCHTEN 157 6 44 1 56 376 49 90 9

950670 SCHLITT- U. ROLLSCHUHE, M. STIEFEL 101 20 124 8 56 59 67 99 12

950691 TISCHTENNISSCHLAEGER U.A. SPORTG. 243 11 39 9 44 553 49 38 0

950699 SCHWIMM- U. PLANSCHBECKEN ETC. 90 5 35 3 49 241 41 81 5

Anmerkung: Alle Produkte, bei denen Chinas Exporte nach Deutschland 1996 mindestens 5 Mio. US-$ betragen haben, dabei 1993-96 mit mindestens 30 % p.a. ge-wachsen sind und 1996 einen Anteil von mindestens 1 %, jedoch unter 10 % an den deutschen Importen hatten.

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73

4.2.4 Die Verlierer

In der Kategorie der Verlierer19 fallen vor allem Produkte aus dem Bereich Bekleidung

auf. Über ein Viertel der Verlierer fällt in diese Gruppe [HS Kapitel 62]. Die betroffe-

nen Produkte werden überdurchschnittlich häufig von kleinen und mittleren chinesi-

schen Unternehmen hergestellt und verkauft. Obwohl auch die Gesamtexporte dieser

Gruppe meistens zurückgehen, ist der Handel mit Deutschland besonders stark betrof-

fen. Die Rolle Hongkongs als Marketingzentrum ist in diesem Sektor nahezu bedeu-

tungslos.

Zu den Verlierern des chinesisch-deutschen Handels gehören auch Spezialphotoappa-

rate für Filme, die nicht dem Standard von 35mm entsprechen. Dieser Umstand betrifft

kleine und mittlere Unternehmen kaum, da sie nur in sehr geringem Maße an diesem

Sektor beteiligt sind. Wie bei den Bekleidungsartikeln fällt die Nachfrage in Deutsch-

land noch schneller als die Gesamtnachfrage nach diesem chinesischen Produkt.

Nur bei wenigen Produkten ist Hongkong wichtig als Verteilerzentrum. Es wäre interes-

sant zu untersuchen, warum die Exporte einiger Produkte nach Deutschland zurückge-

hen, während sie gleichzeitig für andere Länder stark zunehmen. Das ist der Fall für

„Antennen” [HS-Code 852910] und für „Holzrahmen für Bilder” [HS-Code 441400].

19 Verlierer sind Produkte, bei denen Chinas Exporte nach Deutschland 1993-96 mit mehr als 20 % p.a.abgenommen haben, 1996 jedoch noch mit mind. 2 % Marktanteil und 1 Mio. US-$ in Deutschlands Im-porten vertreten waren.

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Tabelle 4-5Die Verlierer

Produkt (HS-Code) Gesamt-exporte,

1996

Wachstum derchinesischen

Exporte1993-1996

Exportenach

Deutsch-land1996

Wachstumder chinesi-schen Ex-porte nach

China1993-1996

ChinasMarktanteilan dt. Im-

porten1996

Anteil chin.KMU anGesamt-exporten

1996

AnteilAKUs1996

ZusätzlicheExportenach D

durch HK1996

Mio.US-$

% p.a. Mio.US-$

% p.a. % % % Mio.US-$

Chinesische Gesamtexporte 151.066 19,7 5.845 16 1,31 34 41 3.653200560 SPARGEL 73 -2 15 -21 22 25 4 0

230640 OELKUCHEN AUS RAPS 79 -7 15 -26 26 34 7 0

251990 MAGNESIA, GESCHMOLZEN 253 18 3 -38 2 23 11 0

391310 ALGINSAEURE 30 -1 1 -32 6 66 20 0

401695 LUFTMATRATZEN 19 -2 2 -20 42 36 27 0

441400 HOLZRAHMEN FUER BILDER 39 28 1 -22 4 62 56 6

442090 HOLZKAESTCHEN U.A., INTARSIEN 40 15 1 -22 4 59 46 1

500500 SEIDENGARNE, NICHT F. EINZELVK. 75 5 2 -22 31 17 6 0

510210 ANDERE TIERHAARE ALS WOLLE 26 -30 1 -39 5 19 1 0

510530 AND. TIERH. ALS W., GEKAEMMT 244 7 6 -30 57 20 22 1

520812 GEWEBE AUS BAUMWOLLE 391 3 5 -26 4 7 3 0

570190 GEKNUEPFTE TEPPICHE 94 -9 10 -26 15 27 7 0

620112 MAENTEL FUER MAENNER 55 -5 1 -22 3 48 31 2

620199 ANORAKS FUER MAENNER 66 -15 2 -22 13 37 22 0

620322 KOMBINATIONEN FUER MAENNER 117 5 2 -24 23 16 10 0

620339 JACKEN FUER MAENNER 148 -19 12 -27 14 39 29 0

620432 JACKEN FUER FRAUEN 198 -1 3 -22 4 48 45 1

620590 HEMDEN FUER MAENNER 195 -29 6 -47 15 36 17 1

621510 KRAWATTEN, SCHLEIFEN 16 4 1 -33 2 49 34 0

630240 TISCHWAESCHE 25 -31 2 -42 21 16 5 0

640510 LEDERSCHUHE 75 -13 2 -38 4 38 60 0

846090 METALL-SCHLEIFMASCHINEN 28 2 2 -27 11 63 9 0

852910 ANTENNEN ALLER ART; TEILE 194 15 4 -49 2 32 59 2

900652 PHOTOAPPARATE F. FILME <35MM 31 -9 3 -21 4 7 30 1

900659 PHOTOAPPARATE F. FILME >35MM 47 -9 3 -29 35 12 45 0

Anmerkung: Alle Produkte, bei denen Chinas Exporte nach Deutschland 1993-96 mit mehr als 20 % p.a. abgenommen haben, 1996 jedoch noch mit mind. 2 %Marktanteil und 1 Mio. US-$ in Deutschlands Importen vertreten waren.

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5. China als Produktionsstandort für den Weltmarkt

5.1 Weltmarktorientierte Fertigung in China

5.1.1 Allgemeine Entwicklung

China hat sich in den vergangenen Jahren zu einem der interessantesten Standorte für

weltmarktorientierte Produktion entwickelt. Zahlreiche Firmen haben sich bereits diesen

Standort gewählt, andere befinden sich noch in der Entscheidungsphase. Der folgende

Abschnitt beschäftigt sich mit den Möglichkeiten weltmarktorientierter Fertigung in

China. Was macht die weltmarktorientierte Fertigung in China attraktiv? Wie weit sind

deutsche Firmen an solchen Aktivitäten schon heute beteiligt? In welchen Sektoren sind

die Vorteile Chinas besonders groß? Gibt es Unterschiede hinsichtlich der Zielmärkte?

Diese Fragen sollen im folgenden Abschnitt beantwortet werden.

Weltmarktorientierte Fertigung findet in aller Regel durch Lohnveredelung in den Son-

derwirtschaftszonen statt, in denen Zoll- und Steuerregime besonders vorteilhaft sind.

Die Analyse konzentriert sich deshalb auf Lohnveredelungsaktivitäten20, bei denen in

der Regel Unternehmen meist zweier Länder bei der Entwicklung, Produktion und dem

Marketing der betreffenden Güter kooperieren. Zusammengearbeitet wird in Form von

Konzessionen, Joint Ventures mit privaten oder staatlichen Unternehmen oder über Zu-

lieferverträge zwischen unabhängigen Firmen. In China sind die an Lohnveredelungs-

aktivitäten beteiligten Betriebe oft (aber nicht notwendigerweise) Tochterfirmen auslän-

discher Unternehmen. Besonderes Kennzeichen der Lohnveredelungsaktivitäten ist die

relativ geringe Wertschöpfung. Die Differenz zwischen Exportumsatz und Kosten der

Importe liegt bei nur etwa einem Viertel des Exportumsatzes.

Lohnveredelung zeichnet sich dadurch aus, daß Vorprodukte und Investitionsgüter

durch das besondere Zollregime zollfrei oder zumindest zu präferentiellen Zolltarifen

nach China eingeführt werden können. Weder die importierten Vor- und Zwischenpro-

dukte noch die weiterverarbeiteten oder fertigen Produkte dürfen auf dem chinesischen

20 Siehe Glossar.

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Markt abgesetzt werden. Der Vorteil für die beteiligten Firmen besteht einerseits darin,

daß die jeweiligen komparativen Vorteile der beteiligten Länder kombiniert werden.

Andererseits profitieren die Firmen von den bereits erwähnten vorteilhaften Zollrege-

lungen und Investitionsanreizen. Das ist besonders interessant für deutsche Unterneh-

men, die unter starkem internationalen Kostendruck stehen und die zur Sicherung ihrer

Wettbewerbsfähigkeit auf der Suche nach kostengünstigen Produktionskapazitäten sind.

Wie schon erwähnt, hat die eigentliche Expansion des chinesischen Außenhandels im

Bereich der Lohnveredelung stattgefunden. Der Anteil der normalen chinesischen Ex-

porte am Außenhandel hat sich nur geringfügig verändert und lag 1996 mit 39 Mrd.

US-$ in der Nähe des Wertes von 1993. Sein Anteil an den chinesischen Exporten ist in

den drei Jahren von 37 Prozent auf 28 Prozent gefallen und nimmt weiter ab (vgl.

Schaubild 3-2). Der Gesamtwert der Exporte unter dem Lohnveredelungsregime hat

sich dagegen fast verdoppelt und machte Ende 1997 gut die Hälfte der chinesischen Ex-

porte aus. Das bedeutet einen Anstieg um 16 Prozentpunkte seit 1993. Die wichtigsten

Zielmärkte für lohnveredelte Produkte aus China sind: Hongkong, die Vereinigten

Staaten von Amerika, Japan, Korea und Deutschland.

5.1.2 Die Rolle Deutschlands

Deutschland importierte 1996 lohnveredelte Produkte im Wert von vier Mrd. US-$. Wie

Schaubild 5-1 zeigt, ist der Anteil der zur Lohnveredelung aus Deutschland importierten

Waren an den Gesamtimporten aus Deutschland mit 12,1 Prozent niedriger als bei den

großen Konkurrenten. Dagegen sind über die Hälfte der aus der ASEAN und aus Japan

nach China exportierten Produkte Inputs für die Lohnveredelung. Die Exporte dieser

Länder nach China sind zum großen Teil nicht für den chinesischen Markt bestimmt.

Nordamerika, Europa und vor allem Deutschland nutzten die Produktionskapazitäten

Chinas dagegen weniger. Dies hat sicherlich teilweise geographische Gründe: Für Eu-

ropa und Deutschland sind die osteuropäischen Transformationsländer und für die USA

und Kanada ist Mexiko die nächstgelegene Anlaufstelle für Lohnveredelung. Der Ver-

gleich Deutschlands mit Europa und den Vereinigten Staaten deutet aber auch darauf

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hin, daß das Potential Chinas als weltmarktorientierter Produktionsstandort speziell von

deutschen Unternehmen wenig genutzt wird.

Schaubild 5-1

Chinesische Importe nach

Handelspartner, 1996

44.9%

12.1% 18.8% 23.5%

54.0%64.7%

0%

50%

100%

Welt Deutschl. Europa* USA/CAN Japan ASEAN

Fertigwaren-Importe Lohnveredelungsimporte

Quelle: ITC Berechnungen nach CGA Daten.*EU außer Deutschland, Griechenland, Portugal und Spanien.

5.2 Produkte und Zielmärkte von besonderem Interesse für deutsche mittelständi-

sche Unternehmen

In diesem Abschnitt wird dargestellt, für welche Produkte und Zielmärkte sich eine

Produktionsverlagerung nach China aus der Sicht deutscher Unternehmen besonders

anbietet. Dazu werden Produkte vorgestellt, bei denen Deutschlands Exporte zurückge-

hen, während gleichzeitig Chinas Exporte unter dem Lohnveredelungsregime ein star-

kes Wachstum aufweisen und mindestens die Hälfte dieser Ausfuhren von Joint Ventu-

res getätigt wird. Für diese Sektoren erscheint es besonders lohnend, die Möglichkeit

einer Produktionsaufnahme in China näher zu untersuchen.

5.2.1 Internationale Erfolgsprodukte

Dieser Abschnitt stellt Produkte vor, die zunehmend von Joint Ventures in China pro-

duziert werden, und die gleichzeitig fallende Exporte aus Deutschland zu verzeichnen

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haben21. Fünf von 21 aufgeführten Produkte kommen aus dem Bereich Textilien und

Bekleidung. Wie bereits gezeigt wurde, handelt es sich hierbei um einen der größten

Exportsektoren Chinas. Gewebte Stoffe verschiedener Art [HS 540742, 540752,

540754] wurden zwar bis 1996 mehr von Deutschland exportiert als von China. Doch

die Differenzen sind inzwischen gering und dürften bei Wachstumsraten von bis zu 300

Prozent auf chinesischer Seite bald verschwunden sein. Auffallend ist auch der hohe

Anteil von durchschnittlich 94 Prozent, den Joint Ventures an den chinesischen Expor-

ten dieser Produkte haben. Ausländische Unternehmen haben führende Stellungen auf-

gebaut. So tätigten beispielsweise nur sechs Joint Ventures die gesamten Exporte von

bedrucktem, gewebtem Stoff [HS 540754] im Wert von fast 25 Mio. US-$ im Jahr

1996. Beim Export von Damen- und Mädchenbekleidung [HS 620443] sind Chinas Ex-

porte schon auf das Dreifache der deutschen Ausfuhren gewachsen, und dieser Trend

setzt sich weiter fort.

21 Die im folgenden aufgeführten Produkte wurden 1996 alle im Wert von mindestens 30 Mio. US-$ ausDeutschland und im Wert von mindestens fünf Mio. US-$ aus China exportiert. Während deutsche Aus-fuhren seit 1993 ein negatives Wachstum verzeichnen mußten, wuchsen die Exporte Chinas um minde-stens 30 Prozent pro Jahr. Mindestens die Hälfte der chinesischen Ausfuhren stammen von Joint Ventu-res.

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Auch bei Maschinen und Elektrotechnik, insbesondere wenn es sich um Produkte mit

geringem Forschungsaufwand und einfacher Technologie handelt, ist die weltmarkt-

orientierte Produktion in China erfolgreich. Die hier aufgeführten Produkte des Kapitels

84 werden zwar bisher noch stärker von Deutschland exportiert als von China, wobei

ähnliches für die Produkte des Kapitels 85 gilt. In den meisten Fällen ist allerdings ab-

zusehen, daß Deutschland in Kürze von China überholt wird. Der Anteil der Joint Ven-

tures an der Produktion und Ausfuhr liegt mit 73 Prozent sehr hoch. Auch der Export

von gedruckten Schaltungen [HS 853400] ist für beide Länder ein großer Posten. Hier

hat Deutschland eine negative jährliche Veränderungsrate von 17 Prozent seit 1993. Die

Tabelle 5-1Internationale Erfolgsprodukte

Produkt (HS Code) Deutsche Exporte Chinesische Lohnveredelungsexporte

1996,Mio.US-$

Wachstum1993-96,

% p.a.

1996,Mio.US-$

Wachstum1993-96,

% p.a.

Anteil v. JointVentures an Ge-

samtexporten1996, %

Anzahl JointVentures

1996

300450 VITAMINE, DOSIERT 277,3 -5 9,5 317 81 6

410422 RINDERLEDER 69,1 -11 76,5 59 80 42

482010 PAPIERREGISTER, RECHNUNGSBUECHER, ETC. 40,9 -1 62,7 38 66 166

540742 GEWEBTER STOFF, ≥ 85% NYLON, GEFAERBT 45,1 -7 29,4 50 96 50

540752 GEWEBTER STOFF, ≥ 85% POLYESTER, GEFAERBT 62,2 -4 54,0 283 91 42

540754 GEWEBTER STOFF, ≥ 85% POLYESTER, BEDRUCKT 38,0 -1 24,8 297 100 6

620211 WOLLMAENTEL FUER FRAUEN/MAEDCHEN 91,8 -6 79,6 48 73 235

620443 KLEIDER F. FRAUEN, WOLLE, NICHT GESTRICKT 43,6 -3 138,7 35 61 789

741110 KUPFERROHRE 291,0 -10 9,1 53 63 14

840290 TEILE V. DAMPFGENERIERENDEN KOCHERN 41,4 -2 9,4 81 56 5

841581 AIRCONDITIONER 46,6 0 24,7 73 64 12

845210 HAUSHALTSNAEHMASCHINEN 72,2 -1 66,0 58 78 12

845229 NAEHMASCHINEN 231,2 -1 41,5 51 89 19

850590 ELEKTROMAGNETE 144,7 -2 11,0 45 75 29

851629 ELEKTRISCHE HEIZUNGEN 56,6 0 39,9 45 69 29

853400 GEDRUCKTE SCHALTUNGEN 408,4 -17 500,2 32 72 294

853939 ENTLADELAMPEN 534,8 -7 9,3 58 87 38

871499 FAHRRADTEILE 44,8 -1 77,1 46 87 77

901811 ELEKTROKARDIOGRAPHEN 166,4 -3 16,7 271 100 3

910700 ZEITSCHALTER 134,6 -1 16,5 71 72 24

961210 SCHREIBMASCHINEN- UND ANDERE FARBBAENDER 91,8 -2 56,3 43 75 22

Anmerkung: Alle Produkte, die 1996 im Wert von mindestens 30 Mio. US-$ von Deutschland und im Wert von mindestens 5 Mio. US-$ von China aus ex-portiert wurden, bei denen deutsche Ausfuhren seit 1993 ein negatives Wachstum verzeichnen mußten, während die Exporte Chinas um mindestens 30 % p.a.gewachsen sind, und bei denen mindestens die Hälfte der chinesischen Ausfuhren von Joint Ventures stammt.

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einschneidenden Rückgänge der deutschen Exporte und die starke Zunahme der chine-

sischen Ausfuhren deuten auf einen intensiven Verlagerungsprozeß hin.

Ähnliches gilt für Präzisionsmeßgeräte (Kapitel 90). In beiden Fällen ist die welt-

marktorientierte Produktion in China noch im Aufbau. Zwar ist die Höhe der chinesi-

schen Exporte mit 33 Mio. US-$ im Jahre 1996 noch begrenzt, aber auch in diesem Be-

reich sind die Ausfuhren Chinas seit 1993 sehr schnell gewachsen. Die begrenzten jähr-

lichen Exportumsätze der meisten Joint Ventures zeigen, daß sich hier auch für mittlere

und kleine deutsche Produzenten Chancen ergeben. So lag der durchschnittliche Ex-

portumsatz von ausländisch kontrollierten Unternehmen bei vielen Produkten unter 1

Mio. US-$ pro Jahr.

5.2.2 Produktion in China für den nordamerikanischen Markt

Hierbei handelt es sich um Produkte, die von Joint Ventures mit wachsendem Erfolg in

China produziert und dann nach Nordamerika exportiert werden, und bei denen die Ex-

porte aus Deutschland nach Nordamerika gleichzeitig zurückgehen22.

Diese Gruppe wird dominiert von den Kapiteln 84 und 85, aus denen fast die Hälfte der

hier angeführten Produkte stammen. Mit 84 Prozent ist der Anteil der Joint Ventures

wiederum sehr hoch. Der chinesische Export von Kraftstoffpumpen im Wert von 3,9

Mio. US-$ 1996 wurde beispielsweise von nur drei Joint Ventures geleistet. Die

Wachstumsrate dieser Exportposition lag dabei seit 1993 über 350 Prozent p.a.

Die Belieferung des nordamerikanischen Marktes durch Joint Ventures in China er-

schient besonders attraktiv für elektrische Produkte wie Bügeleisen und elektronische

Komponenten. Kraftstoffpumpen sind ein weiteres Beispiel für exportorientierte Pro-

duktionsverlagerung nach China. Drei Joint Ventures beliefern den amerikanischen

22 Die im folgenden aufgeführten Produkte wurden 1996 alle im Wert von mindestens zehn Mio. US-$von Deutschland und im Wert von mindestens einer Mio. US-$ aus China exportiert. Während deutscheAusfuhren seit 1993 zurückgegangen sind, wuchsen die Exporte Chinas um mindestens 20 Prozent. Min-destens die Hälfte der chinesischen Ausfuhren stammt von Joint Ventures.

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Markt aus China und haben ihre Exporte rapide ausweiten können, während die deut-

schen Ausfuhren in den letzten Jahren zurückgegangen sind.

Die Situation ist ähnlich für Elektrokardiographen. Zwei Joint Ventures in China haben

sich erfolgreich in dem amerikanischen Markt etabliert, während die deutschen Ausfuh-

ren nach Nordamerika zurückfallen.

5.2.3 Produktion in China für den europäischen Markt

Die meisten der hier aufgeführten Produkte23 werden bisher nur in geringen Mengen

von China nach Europa exportiert. Betrachtet man aber die hohen Wachstumsraten,

23 Die im folgenden aufgeführten Produkte wurden 1996 alle im Wert von mindestens zehn Mio. US-$aus Deutschland und im Wert von mindestens einer Mio. US-$ aus China exportiert. Während deutscheAusfuhren seit 1993 zurückgegangen sind, wuchsen die Exporte Chinas um mindestens 20 Prozent. Min-destens die Hälfte der chinesischen Ausfuhren stammt dabei von Joint Ventures.

Tabelle 5-2Produktion in China für den nordamerikanischen Markt*

Produkt (HS-Code) Deutsche Exportenach Nordamerika*

Chinesische Lohnveredelungsexporte nach Nord-amerika*

1996,Mio.US-$

Wachstum1993-96,

% p.a.

1996,Mio.US-$

Wachstum1993-96,

% p.a.

Anteil v. JointVentures an

Gesamtexporten1996, %

Anzahl JointVentures

1996

170490 SUESSIGKEITEN AUS ZUCKER 44,3 -7 5,2 105 92 9

210690 ESSENSZUBEREITUNGEN 20,1 -2 7,4 79 91 17

320415 KUEPEFARBEN 15,6 -6 3,4 121 75 6

370254 PHOTOFARBFILM ROLLEN, WEITE>16 ABER ≤ 35mm 37,9 0 5,1 82 90 6

401110 PNEUMATISCHE GUMMIREIFEN 47,9 -7 8,8 116 68 5

710399 EDELSTEINE UND HALBEDELSTEINE 28,5 -7 2,5 156 75 4

841330 KRAFTSTOFFPUMPEN 80,7 -4 3,9 354 100 3

842420 SPRITZEN ETC. 12,9 -3 1,8 83 69 5

850300 TEILE ELEKTRISCHER MOTOREN UND GENERATOREN 62,7 -1 9,9 119 84 11

851150 GENERATOREN UND ALTERNATOREN 16,0 -6 2,3 43 98 4

851640 ELEKTRISCHE BUEGELEISEN 12,9 -19 22,8 39 87 14

851790 TEILE F. ELEKTR. TELEKOMMUNIKATIONSAPPARATE 74,2 -4 43,3 40 79 56

854110 DIODEN 31,4 -2 9,7 34 96 39

900990 TEILE, ZUBEHOER FUER PHOTOKOPIERER 30,1 -8 11,8 189 54 12

901811 ELEKTROKARDIOGRAPHEN 26,0 -14 10,7 2.677 100 2

940340 KUECHENMOEBEL, AUS HOLZ 12,7 -9 19,8 43 80 36

Anmerkung: Alle Produkte, von denen Deutschland 1996 Exporte im Wert von mindestens 10 Mio. US-$ und China Exporte im Wert von mindestens 1 Mio.US-$ getätigt haben, bei denen Deutschlands Exporte seit 1996 ein negatives Wachstum hatten, bei denen Chinas Exporte im gleichen Zeitraum ein positivesWachstum von mehr als 20 % p.a. vorzuweisen hatten und bei denen mindestens die Hälfte aller chinesischen Exporte von Joint Ventures getätigt wurde.*Nordamerika = USA und Kanada.

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wird deutlich, daß sich ein Teil der in China produzierenden Unternehmen erst im An-

fangsstadium der Expansion auf den europäischen Markt befindet. Hier ergeben sich

Geschäftsmöglichkeiten für deutsche Unternehmen, die den europäischen Markt von

eigenen Produktionsstätten in China beliefern wollen.

Im Vordergrund stehen elektrische und elektronische Produkte, die fast ausschließlich

von Joint Ventures hergestellt werden. Elektrische Heizungen und gedruckte Schaltun-

gen, die schon unter den im Abschnitt über die Produktion für den Weltmarkt diskutiert

wurden, tauchen auch hier wieder auf. Gedruckte Schaltungen sind eine besonders in-

teressante Produktgruppe: Im Jahre 1996 hatten führende Unternehmen der Branche 28

Joint Ventures in China gegründet, die den europäischen Markt belieferten, und deren

Exporte nach Europa (ohne Deutschland und den südeuropäischen Ländern) bereits 40

Mio. US-$ überschritten hatten und Wachstumsraten von 40 Prozent pro Jahr aufweisen

Tabelle 5-3Produktion in China für den europäischen Markt

Produkt (HS-Code) Deutsche Exporte nachEuropa*

Chinesische Lohnveredelungsexporte nach Europa*

1996,Mio.US-$

Wachstum1993-96,

% p.a.

1996,Mio.US-$

Wachstum1993-96,

% p.a.

Anteil v. JointVentures an Ge-

samtexporten1996, %

Anzahl JointVentures

1996

390940 PHENOLHARZE 44,3 -10 2,3 359 100 1

490900 GEDRUCKTE, ILLUSTRIERTE POSTKARTEN 16,5 -2 1,9 42 53 6

620331 JACKEN/BLAZER F. MAENNER, AUS WOLLE 117,2 -6 5,0 68 93 3

650610 KOPFSCHUTZ 10,8 -1 1,9 71 99 11

691110 GESCHIRR AUS PORZELLAN 186,0 -6 2,2 55 61 21

845210 HAUSHALTSNAEHMASCHINEN 19,2 -4 10,4 89 99 6

850300 TEILE ELEKTR. MOTOREN, GENERATOREN 147,9 -4 2,2 69 98 4

851010 ELEKTRISCHE RASIERAPPARATE 65,0 -6 3,2 49 98 7

851629 ELEKTRISCHE HEIZUNGEN 20,8 -8 3,6 55 85 9

853400 GEDRUCKTE SCHALTUNGEN 221,9 -26 44,5 40 98 28

853929 GLUEHFADENLAMPEN 50,0 0 1,3 30 58 17

871499 FAHRRADTEILE 25,2 -4 9,5 47 86 18

900510 FERNGLAESER 18,0 -1 3,0 43 83 9

902140 HOERHILFEN 15,0 -4 2,6 65 100 3

910591 UHREN 10,0 -5 6,1 32 67 28

910700 ZEITSCHALTER 83,4 -5 2,2 57 82 4

940171 STUEHLE, METALLRAHMEN, GEPOLSTERT 45,4 -1 1,0 191 57 5

950691 TURNHALLEN-AUSRUESTUNGEN 35,1 -3 12,1 71 66 41

Anmerkung: Alle Produkte, von denen Deutschland 1996 Exporte im Wert von mindestens 10 Mio. US-$ und China im Wert von mindestens 1 Mio.US-$ getätigt haben, bei denen Deutschlands Exporte seit 1993 ein negatives Wachstum hatten, bei denen Chinas Exporte im gleichen Zeitraum um mehrals 20 % p.a. gestiegen sind und bei denen mindestens die Hälfte aller chinesischen Exporte von Joint Ventures getätigt wurde.*Europa = EU außer Deutschland, Griechenland, Portugal und Spanien

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konnten. Umgekehrt haben sich die direkten Exporte Deutschlands von gedruckten

Schaltungen in die europäischen Nachbarländer um ein Viertel pro Jahr vermindert.

Wenn sich dieser Trend fortsetzt, wird es nur noch wenige Jahre dauern, bis ein größe-

rer Teil der europäischen Importe aus nach China verlagerter Fertigung als aus deut-

scher Produktion stammt. Ähnliche Situationen ergeben sich für Nähmaschinen, Fahr-

radteile, Uhren und Turnhallenausrüstungen.

5.2.4 Chinas Erfolgsprodukte in Ostasien

Wie bereits in den vorhergehenden Abschnitten, handelt es sich auch hier um eine breite

Produktpalette24. Sowohl Vitamin C also auch Rinderleder, Edelsteine und Elektroma-

gnete erfüllen die genannten Kriterien.

Auffällig ist, daß die in Tabelle 5-4 aufgeführten deutschen Exporte in den Fernen

Osten sehr viel schneller zurückgehen als die in andere Zielmärkte. Während die in Ta-

belle 5-1 aufgeführten deutschen Exporte 1996 um durchschnittlich vier Prozent ge-

schrumpft sind, sind es hier 14 Prozent.

Die Implikationen sind klar: Erfolgreiche Präsenz in Ostasien erfordert in zunehmen-

dem Maße die Einbeziehung von Produktionsmöglichkeiten in China. Die breite Palette

von Produkten in Tabelle 5-4 belegt, daß dieser Punkt für unterschiedliche Produkte

zutrifft, und zwar nicht nur für den zunächst mit China in Verbindung gebrachten Be-

reich von Konsumgütern der Leichtindustrie, sondern vielmehr für Vor- und Zwischen-

produkte und eine Reihe von Investitionsgütern. Automatische Nähmaschinen und Ma-

schinen zur Produktion von Fäden sind Beispiele dafür.

24 Die aufgeführten Produkte wurden 1996 alle im Wert von mindestens fünf Mio. US-$ aus Deutschlandund im Wert von mindestens einer Mio. US-$ aus China exportiert. Während deutsche Ausfuhren seit1993 zurückgegangen sind, wuchsen die Exporte Chinas um mindestens 20 Prozent. Mindestens dieHälfte der chinesischen Ausfuhren stammt von Joint Ventures.

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Wiederum zeigt sich, daß viele der exportorientierten Joint Ventures in China relativ

geringe Exportumsätze aufweisen, was darauf hindeutet, daß sich die Belieferung von

Drittmärkten durch Produktionsniederlassungen in China auch für kleinere Unterneh-

men lohnen kann. Wie an Tabelle 5-4 ersichtlich, liegen die jährlichen Exporte nach

Asien von vielen Joint Ventures unter einer Million US-$.

6. Schlußfolgerung und Ausblick

Auch wenn die derzeitige Krise in Asien ein Engagement in China weniger attraktiv

erscheinen läßt als noch zu Beginn des Jahres 1997, sollten sich deutsche mittelständi-

sche Unternehmen ernsthaft Gedanken über die Aufnahme von Geschäftsbeziehungen

mit chinesischen Partnern machen. China eignet sich dabei sowohl als Absatzmarkt für

deutsche Exporte, als Beschaffungsmarkt für Importe nach Deutschland und als Pro-

Tabelle 5-4Chinas Erfolgsprodukte in Ostasien

Produkt (HS-Code) Deutsche Exporte nachOstasien

Chinesische Lohnveredelungsexporte nach Ostasien

1996,Mio.US-$

Wachstum1993-96,

% p.a.

1996,Mio.US-$

Wachstum1993-96,

% p.a.

Anteil v. JointVentures an

Gesamtexporten1996, % p.a.

Anzahl JointVentures

1996

293627 VITAMIN C 6,6 -31 11,2 51 71 6

392042 FILM U. BLAETTER AUS VINYL CHLORID 14,3 -1 9,6 44 93 62

410422 RINDERLEDER 8,5 -16 71,5 69 84 37

481920 KARTONBOXEN UND -KISTEN 40,7 -7 60,1 65 54 304

690890 KERAMIKKACHELN UND -PLATTEN 6,1 -4 2,5 66 85 27

710391 RUBINE, SAPHIRE UND SMARAGDE 13,2 -6 4,2 632 100 4

741021 FEINE KUPFERFOLIE 5,8 -36 100,6 41 88 31

760120 ALUMINIUM, LEGIERT 9,6 -26 48,4 74 90 15

761290 ALUMINIUMCONTAINER 7,9 -10 8,8 172 57 16

840490 TEILE VON DAMPFGENERIERENDEN APPARATEN 6,0 -25 1,6 128 60 4

843143 TEILE VON BOHRMASCHINEN 25,9 -8 2,8 68 90 3

844790 MASCHINEN Z. PROD. V. SCHNUR, FADEN ETC. 8,6 -14 5,2 80 100 8

845221 AUTOMATISCHE NAEHMASCHINEN 10,9 -14 16,2 32 98 14

845229 NAEHMASCHINEN 14,8 -8 30,0 52 87 16

850590 ELEKTROMAGNETE 8,8 -12 10,4 46 77 25

851090 TEILE V. ELEKTR. RASIERAPPARATEN 31,4 -3 2,6 76 100 8

853400 GEDRUCKTE SCHALTUNGEN 15,4 -41 394,3 33 66 259

853939 ENTLADELAMPEN 58,4 -9 6,6 58 97 28

854129 TRANSISTOREN 22,6 -10 19,3 60 92 26

901849 INSTRUMENTE FUER DIE ZAHNMEDIZIN 41,4 -2 1,5 101 99 4

Anmerkung: Alle Produkte, von denen Deutschland 1996 Exporte im Wert von mindestens 5 Mio. US-$ und China im Wert von mindestens 1 Mio. US-$ getätigthaben, bei denen Deutschlands Exporte seit 1996 ein negatives Wachstum hatten, bei denen Chinas Exporte im gleichen Zeitraum um mehr als 20 % p.a. gestiegensind und bei denen mindestens die Hälfte aller chinesischen Exporte von Joint Ventures getätigt wurde.

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duktionsstandort für eine weltmarktorientierte Fertigung. Auch wenn mittelständische

Unternehmen im Unterschied zu Großunternehmen nicht unbedingt in China vertreten

sein müssen, sprechen u.a. die folgenden Gründe dafür, die Aufnahme von Geschäfts-

beziehungen mit China ernsthaft ins Auge zu fassen:

China wird aller Voraussicht nach auch in den nächsten Jahren überdurchschnittlich ho-

he Wachstumsraten aufweisen. Selbst wenn diese sich nicht wie in der Vergangenheit

bei 8 bis 10 Prozent bewegen sollten, dürften sie doch weit über denjenigen liegen, die

auf den traditionellen Absatzmärkten deutscher mittelständischer Unternehmen anzu-

treffen sind.

Ein Einstieg in solch schnell wachsende Märkte ist in der Regel einfacher zu bewerk-

stelligen als ein Einstieg in saturierte Märkte, da Unternehmen zusätzlich zu den im

Markt befindlichen Unternehmen hinzukommen. Somit können sich Unternehmen dar-

auf konzentrieren, ein Stück dieses wachsenden Marktes zu erobern. Zwar wird der

Wettbewerb in China härter, einen starken Verdrängungswettbewerb brauchen die Un-

ternehmen im Moment aber noch nicht zu fürchten.

Durch die wirtschaftliche Liberalisierung kommen in China verstärkt marktwirtschaftli-

che Spielregeln zum Tragen. Dadurch sind in den letzten Jahren mehrere Millionen

kleiner und mittlerer Unternehmen in China entstanden (Township und Village Enter-

prises), die mehr und mehr die wirtschaftliche Dominanz der großen Staatsbetriebe un-

tergraben und sich aufgrund ihrer Flexibilität und Größe als Kooperationspartner für

mittelständische Unternehmen geradezu anbieten.

Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, daß auch deutsche mittelständische Unter-

nehmen erfolgreich mit chinesischen Partnern Geschäfte machen können, wenn sie die

besonderen Spielregeln beachten und wenn sie ein gutes Produkt oder Produktionskon-

zept anzubieten haben. China ist allerdings kein Markt, den man nebenbei bearbeiten

kann. Kooperationen mit China müssen langfristig angelegt sein. Entsprechendes Enga-

gement vorausgesetzt, verspricht ein Einstieg ins Geschäft mit China aber durchaus Er-

folg.

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7. Anhang

7.1 Methodik

7.1.1 Produktklassifizierung

Die Produktdefinitionen der vorliegenden Studie basieren auf dem Harmonisierten Sy-

stem (Harmonized Commodity Description and Coding System), das in China und

Deutschland ebenso wie in der großen Mehrheit aller anderen Länder für die Zollver-

waltung und für die Sammlung von statistischen Informationen verwendet wird.

7.1.2 Verläßlichkeit der chinesischen Daten 25

CGA hat in den letzten Jahren große Anstrengungen unternommen, um die Verläßlich-

keit der Handelsstatistiken zu verbessern. Mittlerweile werden bei ihrer Erstellung in-

ternationale Konzepte und Standards benutzt. Das hat allerdings nichts daran geändert,

daß sich die chinesischen Außenhandelsdaten, d.h. die Zollstatistik, von denen der Han-

delspartner quantitativ stark unterscheiden26.

25 ITC (1997).26 Neben der Zollstatistik, die beim Grenzübergang der Waren von den Zollstellen erstellt wird, existiertweiterhin die Außenhandelsstatistik des MOFTEC (Ministerium für Außenhandel und wirtschaftlicheZusammenarbeit). Diese Statistik dient Planungszwecken, sie wird von den örtlichen Außenhandelsbüroserstellt. Grundlage der Erfassung sind Meldungen über außenhandelsrelevante Verträge. Veröffentlichtwird die MOFTEC-Statistik in den regionalen Analysen des Jahrbuchs „Almanac of China’s ForeignEconomic Relations and Trade“, Beijing. In dieser Untersuchung werden ausschließlich die Angaben derAllgemeinen Chinesischen Zollverwaltung (CGA) verwandt.

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Für solche Unterschiede gibt es zahlreiche Gründe. Solange die Differenzen relativ ge-

ring sind, stellen sie die Qualität der Statistiken nicht grundsätzlich in Frage. Im Fall des

chinesischen Außenhandels generell und im speziellen auch im Handel mit Deutschland

und den USA sind die Differenzen sehr groß (siehe Schaubilder 7-1 und 7-2).

Schaubild 7-2

Datenvergleich: Deutsche Exporte nach

China

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

1988

1989

1990

1991

1992

1993

1994

1995

1996

Mrd

. US

$ deutsche Angaben

chinesische Angaben

Differenz

Quelle: ITC Berechnungen nach Daten von CGA und Statistischem Bundesamt.

Der Vergleich zeigt, daß der Unterschied zwischen den deutschen und den chinesischen

bilateralen Handelsstatistiken bei den deutschen Importen aus China besonders groß ist.

In Deutschland wurden die Importe aus China 1996 mit über 11,5 Mrd. US-$ fast dop-

Schaubild 7-1

Datenvergleich: Deutsche Importe aus

China

0

2

4

6

8

10

12

1988

1989

1990

1991

1992

1993

1994

1995

1996

Mrd

. US

$ deutsche Angaben

chinesische Angaben

Differenz

Quelle: ITC Berechnungen nach Daten von CGA und Statistischem Bundesamt.

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pelt so hoch angegeben wie in China (5,8 Mrd US-$). Bei den Daten für deutsche Ex-

porte nach China gibt es dagegen nur vereinzelt Differenzen.

Die Unterschiede zwischen den chinesischen Außenhandelsstatistiken und denen der

Handelspartner, besonders mit Bezug auf chinesische Exporte, sind Inhalt mehrerer

Studien, die die Differenzen zum größten Teil auf zufriedenstellende Weise erklären

können.

Danach gibt es ‘traditionelle Faktoren’, die oft für Diskrepanzen in bilateralen Handels-

daten verantwortlich sind. Dazu zählen im wesentlichen statistische Definitionen wie

die fob-Bewertung von Exporten und die cif-Bewertung von Importen oder auch unter-

schiedliche statistische Ansätze (Spezialhandel in Deutschland, Generalhandel in Chi-

na). Diese Faktoren können die Diskrepanzen bezogen auf die deutschen Exporte nach

China zwar erklären. Sie reichen allerdings nicht aus, um die massiven Unterschiede bei

den Daten für deutsche Importe zu begründen. Diese große Diskrepanz wird durch zwei

Faktoren erklärt, die im Gegensatz zu den traditionellen Faktoren ökonomische Reali-

täten und nicht statistische Ineffizienz reflektieren.

• Mehr als 60 Prozent aller chinesischen Exporte in die EU gehen durch Hongkong. Im

Fall Deutschlands dürfte der Wert ähnlich sein. Oft kennen chinesische Hersteller

den endgültigen Bestimmungsort dieser Produkte nicht. Dementsprechend können

chinesische Zollbehörden nicht alle in China produzierten Waren, die später nach

Deutschland kommen, auch als solche erkennen und registrieren.

• Hongkong verdient gut an seinen Marketingaktivitäten. Die Reexport Margen für

seine Dienstleistungen liegen bei einem Drittel des Importwertes und führen dadurch

zu der großen Diskrepanz bei den Handelsdaten.

Die Schlußfolgerung des Survey on China’s Foreign Trade (ITC, 1995) ist, daß Chinas

Außenhandelsstatistiken größtenteils verläßlich sind, sofern der Handel durch Hong-

kong berücksichtigt wird. Die bestehenden Diskrepanzen können fast vollständig durch

plausible Gründe erklärt werden.

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Selbstverständlich gibt es keine perfekten Handelsstatistiken, und man sollte Anreize zu

Falschangaben nicht vergessen. So lohnt es sich für Importeure in China z.B., Güter als

Inputs für Lohnveredelung zu deklarieren, selbst wenn sie auf dem lokalen Markt ver-

kauft werden. Für Joint Ventures wiederum ist es vorteilhaft, ihre Einfuhren als Ma-

schinen zu deklarieren, um von Zollnachlässen zu profitieren.

7.2 Datenquellen

Die vorliegende Studie konnte von Chinas vollständigen Handelsdaten profitieren. Die

mit finanzieller Unterstützung der Stiftung Industrieforschung von CGA und ITC ge-

meinsam erstellte Datenbank ChinaTraders ermöglichte den Zugang zu den gesamten

Chinesischen Außenhandelsdaten der Jahre 1993 bis 1996, gegliedert nicht nur nach

Warenbezeichnung (CCCCS, d.h. HS 6 plus zwei nationale Ziffern) und Partnerländern,

sondern zusätzlich nach

• Zollregime (i.e. normaler Handel, zwei Arten von Lohnveredelung, anfängliche In-

vestitionen für Joint Ventures, Grenzhandel, Tauschhandel, Leasing, etc.);

• Beschreibung des Händlers (d.h. staatliche Betriebe, einschließlich Foreign Trade

Companies, vollständig ausländisch kontrollierte Unternehmen, Equity Joint Ventu-

res, vertragliche Joint Ventures, Kollektivbetriebe oder private Unternehmen);

• Transportmittel (d.h. Schiff, Land, Zug, Flugzeug oder andere Mittel);

• Ort der Zollabfertigung (d.h. einer von 38 Zolldistrikten);

• Ort der Registration des chinesischen Exporteurs oder Importeurs;

• Standort des Produzenten der Exporte, bzw. des Verbrauchers der Importe.

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