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Fragen der Hygiene in der kieferorthop/idischen Praxis M. Gutowski-Hesedenz, H.G. Sergl, Mainz Universithtsldinikund Poliklinik ftir Zahn-, Mund-und Kieferkrankheiten,Poliklinik far Kieferorthop/idie (Direktor: Prof. Dr. H.G. Sergl), Mainz Hygiene ist ein wissenschaftliches Fach und als Teilgebiet der Medizin zu verste- hen. Alle hygienischen Magnahmen sind vorbeugender Natur. SiC dienen der Ge- sunderhaltung und damit auch der Lebensqualit/it des Menschen. Zahnfirztliche Behandlungsmagnahmen sind mit einem besonders hohen Risiko verbunden, da eine Vielzahl yon ,,Nagfingerarbeiten' * [18] durchgeffihrt werden, Die hygienische Aufgabe in der zahn/irztlichen Praxis besteht darin, Kreuzkontaminatio- nen klein zu halten und damit Kreuzinfektionen zu vermeiden. Unter letzterem versteht man die Infektions/ibertragung von einer Person auf eine andere. Gef/ihrdet sind der Zahnarzt, seine Mitarbeiter und der Patient. Alle Betei- ligten k6nnen Quelle einer Infektion, abet auch potentielle Opfer sein. Die Infektionsgefahr in der zahn~irztlichen und kieferorthop~dischen Praxis M6gliche Eintrittspforten f/Jr pathogene Keime sind die Haut, vor allem bei Vor- handensein v0n Rhagaden und Hautl/isionen, sowie die Schleimh/iute des Mtmdes, der Augen und der Atemwege. Als Ubertragungsmodus sind folgende Punkte zu nennen: 1. der direkte Kontakt mit Blut, Speichel und anderen Sekreten, 2. die indirekte (0bertragung dutch Ber/ihrung mit kontaminierten Einrichtungen, Gegenst/inden und Instrumenten, 3. die Inokulation yon Keimen im Gewebe bei Verletzungen mit kontaminierten Instrumenten, Dr/ihten und dergleichen, 4. die Einatmung yon keimhaltigen Schwebestoffen. Diese Feststellungen gelten f/Jr die kieferorthop~dische ebenso wie ffir die zahn- /irztliche Praxis. In der kieferorthop/idischen Praxis erscheint das Infektionsrisiko jedoch geringer. Drei Gr~nde sind dafiir maBgeblich: 1. Es besteht seltener direkter Kontakt mit Blut, was vor allem das Hepatitis- und AIDS-Risiko rnindert. 2. Es entsteht selten eine Aerosoiwolke. 3. Vor ahem abet ist die Altersgruppe, mit der es der Kieferorthop/ide hauptsgch- lich zu tun hat, wesentlich weniger yon den heute vorwiegend im Vordergrund ste- henden viralen Infektionskrankheiten, wie z. B. Hepatitis und AIDS, durchseucht als die Gruppe der Erwachsenen. Aufgaben der Hygiene in der kieferorthopiidischen PraMs Die genannten Obertragungsm6glichkeiten mfissen ausgeschlossen oder wenig- stens deutlich reduziert werden. Potentielle Obertragungswege mtissen soweit wie 368 Fortschr, Kieferorthop.49 (1988),368--376 (Nr.4)

Fragen der Hygiene in der kieferorthopädischen Praxis

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Fragen der Hygiene in der kieferorthop/idischen Praxis

M. Gutowski-Hesedenz, H.G. Sergl, Mainz

Universithtsldinik und Poliklinik ftir Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten, Poliklinik far Kieferorthop/idie (Direktor: Prof. Dr. H.G. Sergl), Mainz

Hygiene ist ein wissenschaftliches Fach und als Teilgebiet der Medizin zu verste- hen. Alle hygienischen Magnahmen sind vorbeugender Natur. SiC dienen der Ge- sunderhaltung und damit auch der Lebensqualit/it des Menschen.

Zahnfirztliche Behandlungsmagnahmen sind mit einem besonders hohen Risiko verbunden, da eine Vielzahl yon ,,Nagfingerarbeiten' * [18] durchgeffihrt werden, Die hygienische Aufgabe in der zahn/irztlichen Praxis besteht darin, Kreuzkontaminatio- nen klein zu halten und damit Kreuzinfektionen zu vermeiden.

Unter letzterem versteht man die Infektions/ibertragung von einer Person auf eine andere. Gef/ihrdet sind der Zahnarzt, seine Mitarbeiter und der Patient. Alle Betei- ligten k6nnen Quelle einer Infektion, abet auch potentielle Opfer sein.

Die Infektionsgefahr in der zahn~irztlichen und kieferorthop~dischen Praxis

M6gliche Eintrittspforten f/Jr pathogene Keime sind die Haut, vor allem bei Vor- handensein v0n Rhagaden und Hautl/isionen, sowie die Schleimh/iute des Mtmdes, der Augen und der Atemwege.

Als Ubertragungsmodus sind folgende Punkte zu nennen: 1. der direkte Kontakt mit Blut, Speichel und anderen Sekreten, 2. die indirekte (0bertragung dutch Ber/ihrung mit kontaminierten Einrichtungen,

Gegenst/inden und Instrumenten, 3. die Inokulation yon Keimen im Gewebe bei Verletzungen mit kontaminierten

Instrumenten, Dr/ihten und dergleichen, 4. die Einatmung yon keimhaltigen Schwebestoffen. Diese Feststellungen gelten f/Jr die kieferorthop~dische ebenso wie ffir die zahn-

/irztliche Praxis. In der kieferorthop/idischen Praxis erscheint das Infektionsrisiko jedoch geringer. Drei Gr~nde sind dafiir maBgeblich:

1. Es besteht seltener direkter Kontakt mit Blut, was vor allem das Hepatitis- und AIDS-Risiko rnindert.

2. Es entsteht selten eine Aerosoiwolke. 3. Vor ahem abet ist die Altersgruppe, mit der es der Kieferorthop/ide hauptsgch-

lich zu tun hat, wesentlich weniger yon den heute vorwiegend im Vordergrund ste- henden viralen Infektionskrankheiten, wie z. B. Hepatitis und AIDS, durchseucht als die Gruppe der Erwachsenen.

Aufgaben der Hygiene in der kieferorthopiidischen PraMs

Die genannten Obertragungsm6glichkeiten mfissen ausgeschlossen oder wenig- stens deutlich reduziert werden. Potentielle Obertragungswege mtissen soweit wie

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m6glich unterbrochen werden, wobei der Nagbereich des Laboratoriums mit in die Betrachtung eingeschlossen werden sollte. Dabei ist an die folgenden Problemberei- zhe zu denken:

- die Hfinde des Kieferorthopfiden und der assistierenden Helferin, -d ie Schutzkleidung, - die Umgebung, also Behandlungsstuhl, Einheit, Instrumentenablage, Instru-

mentenschrfinke, B6den und W~inde, - die Behandlungsinstrumente, - Abdriicke, - speichelbenetzte kieferorthopfidische Apparaturen und davon stammende Frfis-

spgne. Bevor man an die Festlegung eines Konzeptes ffir die Kieferorthop~die geht, ohne

die Notwendigkeit eines rationellen Arbeitsablaufes zu ignorieren, sollte man fop gendes bedenken:

1. Wie bereits erwfihnt, ist das Infektionsrisiko in der kieferorthop~idischen Praxis niedriger als in der zahn~irztlichen Praxis.

2. Hier gibt es einen grogen Patientendurchgang mit vielen, zum Teil sehr kurzen Kontrollsitzungen.

3. Es werden sehr viele Spezialinstrumente ben6tigt, getrennt ffir Arbeiten im Mund und ffir Arbeiten auBerhalb des Mundes.

4. Wenn der Kieferorthopfide nicht spezifisch zahnfirztliche MaBnahmen vor- nimmt, werden keine Instrumente ben6tigt, mit denen man die Haut oder Schleim- haut durchdringt.

Aufgrund dieser Voraussetzungen und unter Absprache mit unserem Kranken- haushygieniker haben wir ein Hygienekonzept entwickelt, das sich auf folgende Punkte konzentriert:

1. die zweckm~il3ige Gestaltung der Einrichtung, 2. organisatorische Mal3nahmen, wie z. B. die Verwendung yon Instrumenten-

trays, 3. in erster Linie Desinfektion, abet auch Sterilisation, wenn n6tig. Wit haben zwei Sieherheitsstufen festgelegt: Stufe I bezieht sich auf die Routine-

behandlung. Stufe 2 bezieht sich auf die sehr seltenen erkannten Risikof~ille, wie z. B. Hepatitis-B-Infizierte.

In der Stufe 2 wird grunds~itzlich der Patient mit sterilen TiJchern abgedeckt, die anschlief3end, ebenso wie die Schutzkleidung des Behandlers und der Helferin. zur Dekontamination gegeben werden. Der Behandler und die Helferin tragen Einmal- handschuhe und Mundschutz; auch eine Schutzbrille wird empfohlen. Die Schl~iuche der Behandlungseinheit werden abgekoppelt und desinfiziert (Abb. 1).

Hygienema]3nahmen bei Routinebehandlungen

1. Die H~inde werden durch Einreiben mit einem alkoholischen Pr~iparat (Desder- man) keimarm gemacht. Die L6sung wird aus einem Spender entnommen, die man ohne Wasserzugabe 30 Seknnden lang einwirken l~iBt. Nur bei Verschmutzung der

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Abb. 1 kbb. 2 I~

Abb. i. Sterile Abdeckung im Falle einer bekann- ten Virusinfektion. - Abb. 2. Hgndedesinfektion.

Abb. 3 Abb. 4

Abb. 3. Desinfektion der Leuchte, insbesondere des Handgriffs, nach jeder Sitzung. - Abb. 4. Desinfek- tion des Schwebetisches,

Abb, 5 Abb. 6

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Htinde wird anschliegend mit einer SeifenlOsung (Fliissigseife aus einem Spender) gereinigt. Abgetrocknet wird mit Einweghandttichern (Abb. 2).

2. BOden und abwaschbare Wfinde werden nach den Vorschriften des Kranken- haushygienikers vom Reinigungspersonal mit Apesin AP 2 behandelt.

Abb. 7 Abb. 8

,~ Abb. 9

Abb. 10 Abb. 1:1

Abb. 12

Abb. 10, Tablett mit Instrumenten zum Bogenbie- gen. - Abb. l l . Die ben6tigten Instrumente werden einer Schublade entnommen und nach Buraton-Be- handlung zurackgelegt: - Abb. 12, Trockenentsor- gung.

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3. Einrichtungen, die der Behandler mit speichelbenetzten Fingern berfihrt hat, z. B. Behandlungsstuhl, Ablage, Leuchte, Handgriffe, werden nach der Behandlung einer Spriahdesinfektion (nicht Spray) mit Buraton unterzogen (Abb. 3 und 4);

4. Bei Instrumenten wird unterschieden zwischen solchen, die am Patienten ver- wendet werden - diese befinden sich ftir die spezielle Art der zu verrichtenden Arbeit am Patienten auf einem dafiJr eingerichteten Tray (Abb. 5 bis 9) -, und solchen, die nicht mit dem Patienten in Berfihrung kommen, wie z. B. Instrumente zum Bogen- biegen (Abb. 10). Letztere werden aus der Schublade genommen (Abb. 11) und an- schliel3end yon der Helferin mit Buraton | behandelt und zurfickgelegt.

Die auf den Trays befindlichen, im Thermodesinfektor zu desinfizierenden Instru- mente werden ebenso wie die Trays selbst zun/ichst trocken entSorgt (Abb. 12).

Abb. 13 Abb. 14

4 Abb. 15

Abb. 13. Der Thermodesinfektor , - Abb, 14. Be- dienungsarmatur rechts. , Abb. 15. Zusatz yon Cbemikalien ft~r die einze!nen Spfilvorg~inge.

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Die Thermodesinfektion geschieht unter gleichzeitiger Reinigung in einem Gerfit, das nach dem Prinzip der Geschirrspfilmaschine arbeitet (Abb. 13 und 14).

Bei den einzelnen Spfilgfingen werden verschiedene Agenzien zugesetzt, zum Rei- nigen und Desinfizieren, zum Neutralisieren des alkalischen Reinigungsmittels im ersten Spfilgang (schwache Sfiure) und abschlieBend zum Oberziehen des Instrumen- tariums mit einem Schutzfilm (Abb. 15). Unsere hochempfindlichen Zangen leiden unter dieser Behandlung nicht.

Der eigentliche Desinfektionsvorgang geschieht dutch feuchte Wfirme. Er beginnt bei 45 ~ und wird allmfihlich bis 95 ~ gesteigert. Wird diese Temperatur zehn Minuten lang gehalten, werden die der Vorschrift des Bundesgesundheitsamtes entsprechen- den Wirkungsbereiche A und B abgedeckt.

Abb. 16 Abb, 17

4 Abb. 18

Abb. 16. Einschub von Trays und Instrumenten in Siebkassetten. - Abb. 1Z Die Schl~uche werden auf Dfisen aufgesetzt. -- Abb. 18, Eingesteckte Lochkarte zur individuelIen Programmgestaltung,

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Abb. 19 Abls: 20

Abb. 19. Anordnung zur Desinfektion von Ab- drticken.-Abb. 20, Eintauchen.-Abb. 21: Einle- gen i n die feuchte Kammer,- Abb. 22. F6nf Minu- ten Einwirknno nnter vf~r~f-hli~g :

Abb. 2] Abb. 22

Das heigt, die vegetativen Bakter ienformen, einschlieglich Mykobakter ien sowie Pilze und deren Sporen, werden abget6tet , und Viren werden sicher inaktiviert, Diese Behandlung ist ffir alle Instrumente, die nicht dutch H a u t oder Schleimhaut dringen, ausreichend. Das Desinfektionsgut wird auf Einschubwagen fiber die grog-

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fl~ichige Tfir in die Maschine eingebracht (Abb. 16 und 17). Die Lochkartensteue- rung (Abb. 18) erm6glicht eine individuelle Programmgestaltung.

Bei der Desinfektion yon Abdrficken folgen wir dem Vorschlag yon Siebert und Borneff[19] (Abb. 19). Der Abdruck wird zehn Sekunden in eine L6sung yon 10ml Peressigsfiure und einem Liter Wasser eingetaucht, sodann ftinf Minuten in eine feuchte Kammer gelegt (Abb. 20 bis 22). Dann wird er gaqJndlich abgespfilt und zum Ausgiegen ins Labor gebracht. Da die Peressigs~iure sehr fliichtig ist, mug die L6sung tfiglich in einem Glasbeh/ilter mit eingeschliffenem Deckel neu angesetzt werden.

Die M6glichkeit der Desinfektion von kiefer0rthopfidischen Behand!ungsgerfiten ist noch nicht ganz gel6st/Die Problematik liegt in der Thermotabilit/it sowie der che- mischen Struktur und der Oberflfichenbeschaffenheit der Gerfite. Untersuchungen in Zusammenarbeit mif dem Hygieneinstitut (Prothesendesinfektion) sind bei uns im Gange. Sie basieren auf der Hypothese ,,Ultraschall" mit Zusatz eines desinfizieren- den chemischen Agens, das den Kunststoff nicht angreift, k6nnte die gewfinschte Wirkung haben .

Wit haben zwar die M6glichkeit des Frfisens unter dem Schutz einer Plexiglashau- be; das Problem ist nattirlich damit nicht ganz gel6st.

Diskussion

Hygienemagnahmen in der kieferorthop~dischen ebenso wiein der zahnfirztlichen Praxis sind unerlfil31ich. Eine ltickenlose Unterbrechung yon 1/lbertragungswegen ist nicfit m6glich, da Bedingungen geschaffen werden mtigten, die Arbeitsablfiufe er- heblich behindern.

Es gibt psychologische Hemmschwellen, die in jeder Praxis unterschiedlicli shad. Hier spielen Pers6nlichkeitsfaktoren yon Arzt und Personal sowie der Faktor ,,Zeit" eine grol3e Rolle. Dartiber hinaus muB unterstrichen werden, daB, wollte man den Schutz vor die heute besonders im Vordergrund stehenden Virusinfektionen voll- kommen machen, Kommunikationsdefizite dutch Vermummung (aus der Sicht des Patienten) entstehen wtirden. Zwischenmenschliche Kommunikation ist jedoch in der kieferorthop/idischen Praxis unerlfiglich, da der Patient fiber einen langen Zeit- raum zur Mitarbeit motiviert werden mug. Wit haben uns deshalb bei unseren Fest- legungen an dem orientiert, was wir ffir ein vernfinftiges Mag halten.

Zusammenfassung

Die Gefahr der Kreuzkomarnination, das heif3t der Infektions/ibertragung von einer Person auf andere, ist sowohl in der zahnfirztlichen als auch in der kieferorthop~idischen Praxis gegeben. Unter besonderer Be- rttcksichtigung tier ~)bertragung yon dutch Viren hervorgerufenen Erkrankungen werden m6gliche Ein- trittspforten f/Jr Erreger sowie Aufgaben zur Unterbreehung yon l)bertragungswegen aufgezeigt. Ein auf kieferorthoptidische Belange ausgerichtetes Hygienekonzept, das einen rationellen Arbeitsablauf nicht un- m6glich macht, wird vorgestettt und kritisch diskutiert. Es wird die Auffassung vertreten, dab in der kiefer- orthop~dischen Praxis das [nfektionsrisiko geringer ist ats im zahn~ztlichen Bereich. Far Instrumente wird die Behandlung im Thennodesinfektor als ausreichend angesehen. Bei Vorliegen von Viruserkrankungen, die den Beteiligten bekannt sind, wie z. B. Hepatitis B oder AIDS, wird Desinfektion und anschliegende Sterilisation als unerl/iBlich betrachtet.

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hi. Gutowsk#Hesedenz, H. G. Sergl

Summary

There is a high risk in the dental as well as in the orthodontic office of cross-contamination, i.e; infection passed from one person to another. This applies in particular to viruses. This paper emphasizes the need of a practical program of control to protect patients and staff from infection in the orthodontic office.

R~sum6

Le m6decin dentiste ainsi que l'orthodontiste sont particulibrement expos6s aux dangers concernant la transmission d'infection d'une personne h une autre. Parmiles infections microbielles, cellesprovoqu~es par certains virus, par exemple HTL VIII et h6patitis B. sont consid6r6es comme sp6cialement dangereux. Afin de prot6ger suffisamment te m6decin et son personnel, un programme de d6sinfection est pr6sent6 qui snffit

prot6ger le patient, l'orthodonfiste et son personnel.

Schrifttum

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