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FrauenStärken Zeitschrift der Frauen in der Diözese Innsbruck Nr. 1 / 2010 Weltweit engagiert lernen Elternschule Nachgefragt: KPH Rektorin im Interview LebensSchule SchuleLeben ?

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FrauenStärkenZeitschrift der Frauen in der Diözese Innsbruck Nr. 1 / 2010

Weltweit engagiert lernenElternschuleNachgefragt: KPH Rektorinim Interview

LebensSchuleSchuleLeben ?

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FrauenStärken�

Aus dem Leben Weltweit engagiert lernen

Seite 4

ThemaElternschule

Seite 8

NachgefragtKPH Rektorin im Interview

Seite 12

InhaltAus dem Leben Seite 4LebensSchule – SchuleLeben?

Bildung: Theorie und Praxis Seite 5

Frauenkommission Seite 6Religionslehrerinnen unddie Frauenkommission

Spiritueller Impuls Seite 7

Thema Seite 8Elternschule

Lokales Seite 10

Kolumne/Tipp Seite 11Eigen.Sicht

Nachgefragt Seite 12KPH Rektorin im Interview

Gedenken Seite 13

Termine Seite 14

Frauenbild Seite 15Die wahrsagende Sklavin

FrauenStärken�

FrauenStärken. Zeitschrift der Frauen in der Diözese Innsbruck

Medieninhaber: Bischöfliches Ordinariat InnsbruckHerausgeberinnen, Redaktion und Herstellerinnen: Frauenreferat und Katho-lische Frauenbewegung der Diözese InnsbruckRedaktionsteam: Mag.a Hildegard Anegg, Dr.in Sibylle Auer, Bernadette Fürhap-ter, Rosmarie Obojes, Mag.a Angelika Ritter-Grepl, Carolin SchöpfTel. 0512/2230-532, 515, E-Mail: [email protected]; [email protected]: Titel: privat

Rückseite: Weltgebetstag der FrauenDruck: Steiger-Druck, AxamsWir werden vom Referat JUFF der Tiroler Landesregierung finanziell unterstützt! DANKE!

Nächster Redaktionsschluss: 23. April 2010 (Ausgabe erscheint Mitte Juni)

Inhalt

Informationen und Pressemitteilungen der Katholischen Frauenbewegung finden Sie unter: http://kfb.at

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FrauenStärken

Lebenslanges Lernen – auch wenn wir die Schulbank nicht mehr täglich drücken, hört das Lernen niemals auf. In unserer schnelllebigen Zeit, mit Computer und jeder Menge technischer Hilfsmittel, die anscheinend das Leben erleichtern, ist es meist gar nicht so einfach, am aktuellen Wissensstand zu sein. Bis ich alle Raffines-sen des Computerprogramms kennengelernt habe, gibt es bereits zehn neue Versionen. Reichhaltige Bildung-sangebote flattern uns tagtäglich von verschiedenen Einrichtungen und Hochschulen entgegen. Auf welche Themen reagiere ich? Welche sprechen mich an? Auf welchem Gebiet möchte ich noch Neues dazulernen? Mich weiterbilden? Kommunikation? Konfliktbewälti-gung?

Die Seminarreihe der Katholischen Frauenbewegung „Selbstbewusst Frau sein“ möchte Frauen einladen, ihren Selbstwert zu stärken und im Austausch mit an-deren Frauen und unter kompetenter Begleitung durch Übung und Reflexion den Blickwinkel besonders dar-auf zu richten:

• Achtsamkeit zu entwickeln für die eigenen Wahrnehmungen, Wünsche und Bedürfnisse

von Geist, Körper und Seele. • Das Leben aktiv zu gestalten

und sich mutig Fragen und Herausforderungen zu stellen.

• Kraft finden aus familiären und spirituellen Wurzeln für Selbstwert, Abgrenzung,

Freiräume und neue Entwicklungen.

Wohin soll die Entwicklung gehen – als Frau in Gesell-schaft und Kirche?

Liebe Frauen, gehen wir weiterhin gemeinsam und mutig unseren Weg im Glauben mit all den Fragen, Ant-worten und nicht zuletzt – mit der Hoffnung.

Bernadette FürhapterVorsitzende der Katholischen Frauenbewegung

Wissensdurst, der niemals versiegt?

Schule – Leben – Bildung sind Begriffe, die irgendwie vernetzt sind, aber scheinbar an verschiedenen Orten stattfinden. Die Schule ist der institutionelle Raum, der für die Bildung reserviert ist und an dem natürlich auch gelebt wird. Aber die Erfahrung von „Lernen für später“, fürs spätere Leben hat manche in der Schule sehr frus-triert andererseits manche auch beflügelt. Für viele ist Schule einfach das vorgesehene Leben in einem Lebens-abschnitt, der mindestens neun Jahre aber inklusive Stu-dium auch 20 Jahre dauern kann.Der innere Zusammenhang zwischen Schule/ Bildung/.Leben wird in der Begriffsgeschichte von „Bildung“ deut-lich. Das althochdeutsche bildunga heißt soviel wie: Bildnis, Gestalt, Schöpfung. Seit Meister Eckhart (1260-1328) wurde mit Bildung die Möglichkeit der „Verähnli-chung“ des Menschen mit Gott gesehen: Der Mensch bildet sich sozusagen Gott oder das Göttliche ein. Diese Art von Bildung ist nicht begrenzt, weder zeitlich noch örtlich.So wird es klar, dass wir immer mit unserer ganzen Exis-tenz als Person in Bildungsprozessen stecken, die ein Le-ben lang anhalten. Bildung ist nicht auf den Ort Schule beschränkt. Schule und Leben sind auch nicht getrennt von einander zudenken sondern zusammen zudenken. Allerdings schaut die Betroffenheit von Frauen und Män-nern durch Bildung und Schule im Leben unterschied-

lich aus. Frauen wurden Jahrhun-derte lang von Bildung und Schule ausgeschlossen, auch deshalb, weil Frauen nicht als bildungsfähig ange-sehen wurden. Erst im 21. Jahrhun-dert sind bei den Studienanfänge-rInnen an den Universitäten mehr Frauen als Männer. Es gibt nach wie vor Bildungsinhalte, die eher von Frauen oder Männern wahrgenom-men werden oder jeweils spezifisch angeboten werden. Die Erwartungen an Frauen und Männer wie und wozu sie sich bilden und dann damit im Leben umgehen, sind unterschiedlich. Bildung „rentiert“ sich in einem ökonomischen Sinn in unserer Gesellschaft für Frauen weniger als für Männer. Aber das historische Verständnis von Bildung als „Ein-bildung Gottes in die Seele“ eröffnet für beide Geschlech-ter auf der Folie, dass Frauen und Männer das Abbild Gottes sind, eine breite Vision von Bildung mit Antwor-ten auf die Frage: Wie kommen Frauen, Männer und Kin-der zu sich selbst, zum vollen Menschsein?

Mag.a Angelika Ritter-GreplFrauenreferentin

LebensSchule – SchuleLeben?

Editorial

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FrauenStärken

Aus dem Leben

„Mama – ich kann doch schon lesen, schreiben, rech-nen, warum soll ich noch weiter in die Schule gehen?“, fragte mich unlängst mein Sohn. Die Antwort – wir ler-nen ja fürs Leben – ist für viele zu abstrakt, um zu moti-vieren. Engagierte Projekte ermöglichen aber Kindern und Jugendlichen, das „große Leben“ mit der „kleinen Schulwelt“ zu verbinden und schaffen nicht nur ein-zigartige Lernfelder, sondern fördern die Lust am En-gagement in bzw. mit der Schule.

Schulprojekte reichen von der gesunden Jause bis zum entwicklungspolitischen Engagement. Die Ka-tholische Frauenbewegung suchte daher in zwei ganz unterschiedlichen Initiativen den Kontakt mit jungen Frauen. Einerseits waren wir Kundin des KORG, an-dererseits arbeiteten wir mit der Haushaltungsschule Rotholz für den Familienfasttag zusammen.

Bernadette Fürhapter wurde über die Ausstellung „Di-alog mit Afrika“ im Haus Marillac (2008) auf das KORG aufmerksam und bestellte die einzigartigen kfb-Weih-nachtskarten 2009 bei den Schülerinnen der Ketten-brücke. Unter der Leitung von Elisabeth Ehart-Davis und ihren kreativen Kolleginnen fanden bisher schon 3 Ausstellungen statt. Nachdem sich die jungen Frauen in Projekttagen in die Thematik Kunst und Afrika ein-gearbeitet hatten, entstanden Bilder, Skulpturen aus Ton, Batikarbeiten oder geschnitzte Szepter. Mit den

Einnahmen ihrer kreativen Arbeiten unterstützen die Jugendlichen die Missions-station der Barmherzigen Schwestern in Tansania. Zudem vertieften diese Ausstellungsprojekte die Kommunikation und den Zusammenhalt.

Die schmackhafte Fas-tensuppe 2010 unter dem Stadtturm wurde von den Schülerinnen der Haushal-tungsschule Rotholz zube-reitet. Menschen aus Poli-tik, Wirtschaft und Kirche labten sich am Aschermitt-woch von 12 bis 14 Uhr in Innsbruck und spendeten für die Projekte in Nordost-indien und den Philippi-nen. Barbara Haas gelang es, das Lehrpersonal und die Schülerinnen zur Mit-arbeit beim FFT zu gewin-

nen und machte so die kfb und die Aktion der Fasten-suppe einer neuen und frischen Generation vertraut.

Der Unterricht an den Fachschulen für ländliche Haus-wirtschaft wird kreativ, praxisbezogen und ganzheitlich von den engagierten Lehrerinnen und Lehrern gestal-tet. Durch die Kombination von guter Allgemeinbil-dung und praxisnaher Ausbildung können Talente und Vorlieben erkannt, gefördert und gleichzeitig alle Mög-lichkeiten für eine spätere Spezialisierung offen gehal-ten werden. Die Schwerpunkte Soziales und Wirtschaft bieten Einblicke in viele Berufssparten und bereiten optimal auf den Einstieg in die Arbeitswelt vor. Durch ihren Beitrag für die Aktion Familienfasttag 2010 zeigte die Fachschule Rotholz, dass sie über den schulischen Tellerrand hinausblicken.

Leben für die bzw. aus der Schule oder das Leben als Schule ist in diesen beiden Projekten eine gelungene Einheit. Besonders gut tut, wenn zudem unterschied-liche Frauengenerationen – über das Schülerin-Lehre-rin Verhältnis hinaus – miteinander Welt gestalten.Ein herzliches Danke und viel Freude am Engagement wünscht die kfb diesen tollen jungen Frauen!

Barbara Haas, Sibylle Auer

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LebensSchule oder SchuleLeben?Weltweit engagiert lernen

Rotholz-Schülerinnen kochten Suppe für den FFT Foto: privat

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FrauenStärken

Bildung - Theorie und Praxis

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Im Zuge meiner Ausbildung bin ich mit verschie-denen Arten zu lernen konfrontiert. An der Univer-sität werden Vorlesungen und Seminare gehalten, in welchen hauptsächlich theoretisches Wissen und Lernen vermittelt werden. Das Politikwissenschafts-studium verlangt aber auch praktische Erfahrung. Die Möglichkeit hierfür hatte ich als Praktikantin bei der kfb. Neben vielen anderen Tätigkeiten war eine meiner Aufgaben, die Bildungsveranstaltungen zum Familienfasttag, zusammen mit Christa Hallinger und Rosmarie Obojes, mitzugestalten.

„Klima wandelt Frauenwelten“ lautete die diesjäh-rige entwicklungspolitische Bildungskampagne der kfb in Bezug auf den Familienfasttag. Die dazu orga-nisierten Bildungsveranstaltungen in den verschie-denen Dekanaten sollten im Vorfeld einerseits über die Ursachen des Klimawandels und seine Auswir-kungen vor allem auf Frauen in Ländern des Südens, andererseits über kfb Projekte, welche durch die am Familienfasttag gesammelten Spenden unterstützt werden können, informieren.

Der Klimawandel ist kein Phänomen des 21. Jahr-hunderts – das Klima hat sich immer geändert, kon-tinuierlich und über lange Zeiträume hinweg. Aber besonders in den letzten Jahrzehnten ist es immer deutlicher geworden, dass eine weltweite Verände-rung des Klimas innerhalb eines kurzen Zeitraums stattfindet. Die Auswirkungen werden vor allem in Ländern des Südens zu spüren sein (und sind es zum Teil schon jetzt) und werden dort vor allem Frauen betreffen, die aufgrund ihrer Rolle in der Gesellschaft

in der Erfüllung ihrer Aufgaben von natürlichen Res-sourcen abhängig sind.

Viele kfb PartnerInnen arbeiten in Regionen, die von den direkten Auswirkungen des Klimawandels sehr betroffen sind. Erzählungen und Bilder der Sensibi-lisierungsreise nach Nordostindien zu von der kfb unterstützten Projekten belegten den Erfolg und die Wichtigkeit der Aktion Familienfasttag. Über-schwemmungen oder ausbleibende Regenfälle und damit verbundene Ernteausfälle erschweren den Frauen das tägliche Leben – die Bildung von verschie-denen Frauengruppen bietet ihnen Hilfestellung und Selbstvertrauen, um auftretende Probleme besser bewältigen zu können, im Falle, beispielsweise, von Spargruppen die Schaffung alternativer Lebens- und Erwerbsgrundlagen.

Beim Familienfasttag geht es darum, Frauen in den ärmeren Ländern des Südens zu unterstützen. Für viele Frauen in Nordostindien ist das Leben ihre Schule, weil ihnen als Frauen oft keine Bildung er-möglicht wird – durch Bildungsmaßnahmen werden sie aber dabei unterstützt, aus eigener Kraft ihre Le-benssituation zu verbessern.

Aber auch Frauen der kfb konnten bei den Informa-tionsveranstaltungen zum Familienfasttag etwas mit nach Hause nehmen: vielleicht mehr Wissen über Kli-mawandel und die Situation vieler Frauen in Nordost-indien, sicher aber die Gewissheit, dass Teilen – sei es Wissen, Erfahrungen, Essen, Geld, … - stark macht.

Carolin Schöpf

Referentinnen der Bildungsveranstaltungen zum Fami-lienfasttag

Foto: privat

Klima wandelt Frauenwelten Foto: privat

Bildung – Theorie und PraxisPraktikum in der kfb

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Frauenkommission

FrauenStärken

Als ich vor einigen Jahren die Vertretung der Religions-lehrerinnen an AHS/BHS in der Frauenkommission der Diözese Innsbruck übernommen habe, stellten mir viele Kolleginnen erstaunt die Frage: Frauenkommission – was ist das eigentlich und was machst du dort? Andere äußerten sich skeptisch, ob dieses Beratungsgremium der Diözesanleitung wirklich etwas zugunsten von Frau-en bewegen könne. Die Erfahrung, dass Frauenanliegen in der Kirche nicht nur selten gehört, sondern auch noch mit Diskussionsverbot belegt werden, hat sich bei vielen Religionslehrerinnen tief eingegraben. Welchen Sinn hat es also, sich als Religionslehrerin in der Frauenkommis-sion zu engagieren und was liegt mir dabei besonders am Herzen?

Schule ist ein Mikrokosmos unserer Gesellschaft. Wie Glaube, Religion und Kirche in der Öffentlichkeit wahr-genommen werden und welcher Stellenwert ihnen zu-gemessen wird, bildet gleichsam den Boden der tagtäg-lichen Arbeit von Religionslehrerinnen. Dies betrifft auch die Rolle der Frau in der Kirche. Religionslehrerinnen befinden sich diesbezüglich in einem mehrfachen Span-nungsfeld.

Viele engagieren sich über ihre Unterrichtstätigkeit hin-aus in unterschiedlichen Bereichen der Seelsorge. In der Schulpastoral, in der Vorbereitung zur Erstkommu-nion oder in der Jugend- und Frauenarbeit leisten sie wertvolle Dienste, oft weit über ihre Belastungsgrenzen hinaus und ohne die entsprechende Anerkennung und Unterstützung. Sie erleben damit in ihrer eigenen Bio-graphie schmerzhaft die oft schwierige Zusammenarbeit von Frauen und Amtsträgern. Gleichzeitig erfahren sie die strukturellen Grenzen, die Frauen in der Kirche ge-setzt sind. Diese „wunden Punkte“ zu benennen und in

die Arbeit der Frauenkommission einzubringen, ist mir ein wichtiges Anliegen.

In einer anderen Weise spiegelt sich die Thematik der Rol-lenbilder in der täglichen Unterrichtspraxis wider. Stere-otype Geschlechterrollen bewusst zu machen, ist gerade vor dem Hintergrund des biblischen Menschenbildes ein wichtiges Bildungsziel des Religionsunterrichts. Die Begegnung mit „starken Frauen“ in biblischen Erzäh-lungen und in der Kirchengeschichte kann Mädchen dazu anregen, sich kritisch mit Rollenzuschreibungen auseinander zu setzen. Auch Religionslehrerinnen wer-den als Modelle des Frauseins in der Kirche wahrgenom-men. Aber: Welches Frauenbild vermittelt die Kirche den Schülerinnen? Können sie sich als demokratieerprobte junge Menschen, denen die Gleichberechtigung von Frauen und Männern eine Selbstverständlichkeit ist, in diesen Rollenbildern wiederfinden? „Ich könnte mir gut vorstellen, Priesterin zu werden“, meinte eine 18-jäh-rige, religiös aktive Schülerin, in einer Religionsstunde. Wie müsste die Antwort einer Kirche aussehen, die zu-kunftsfähig sein will und in der sich auch junge Frauen beheimatet wissen?

Religionslehrerinnen sind herausgefordert eine Sprache zu finden, die Jugendliche verstehen, die an ihre lebens-weltlichen Erfahrungen anknüpft und die genderge-recht ist. Dies erwarten sich Schülerinnen auch von der Kirche. Sie wünschen sich eine Kirche, in der zentrale Lebensthemen ernst genommen und authentisch zur Sprache gebracht werden. Gerade in diesen Bereichen setzt die Frauenkommission durch ihre Projekte ermu-tigende Zeichen, die den Schülerinnen ein anderes Bild von Kirche vermitteln können. Das Eintreten für eine gendergerechte Sprache in Verkündigung und Liturgie, Beratungsangebote für Frauen in Schwangerschaftskon-flikten sowie eine Sammlung von Liturgien zu FrauenLe-bensWenden sind nur einige Beispiele dafür.

Maria Juen

Unterricht in der Kirche Foto: privat

Religionslehrerinnen und die FrauenkommissionReligionslehrerinnen bringen Lebensthemen in der Schule authentisch zur Sprache und die Frauenkommission übt eine Anwaltschaft für die Anliegen von Lehrerinnen und Schülerinnen aus.

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Mag.a Maria Juen unterrichtet Religion und ist am Institut für Praktische Theologie an der Universität

Innsbruck beschäftigt.

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Spiritueller Impuls

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Aufblühenmöchten wir alle:

Kleine und GroßeLiebste und FerneDu und ich auch

Aufatmenschenken wir allen:

viel zutraunviel vertraun

gut sein lassenviel liebenviel loben

Auflebenwerden wir alle:

Kleine und GroßeLiebste und FerneDu und ich auch

Wie den Lilien am FeldMacht es uns Jesus ganz leicht:

Zutrauen und VertrauenSanftmutGeduld Hildegard Anegg

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FrauenStärken

Elternschule„Irgendwie gehen wir selbst wieder zur Schule“

Thema

Unter vielen Eltern macht sich große Unsicherheit breit: Sie sollen wieder zur Schule und wissen nicht, was da alles auf sie zukommt. Können sie den Leis-tungsdruck aushalten, den hohen Anforderungen ih-rer Kinder auch gerecht werden? Verkehrte Welt oder vielleicht doch Realität für viele? Der Papa der besten Freundin kann angeblich jedes Matheproblem lösen und dazu auch noch toll und anschaulich erklären, die Mama spricht mindestens drei Fremdsprachen fließend, und dann fehlt nur noch die Tante, die Pro-fessorin für Chemie und Physik. Viele andere Eltern, deren Kinder irgendwann nicht mehr mithalten kön-

nen, die Unterstützung brauchen, müssen sich dage-gen mitunter sagen: „Irgendwie gehen wir selbst wie-der zur Schule.“

Wie lange dauert eigentlich die Schulpflicht? Für manche Eltern, die sich Nachhilfe nicht leisten kön-nen, die Sache aber nicht mit dem Satz – „wir sind keine Lehrer, das ist nicht unser Problem“ – abtun wollen, jedenfalls viel länger als neun Jahre. Der Be-griff Lebensschule erhält für sie eine ganz neue Be-deutung. Den eigenen Kindern wollen und können sie nicht die Schuld daran geben, denn die hohen Anforderungen, die stammen schließlich von ihnen selbst. Die Angst, dass die Kinder in der Schule ver-sagen könnten, ist einfach zu groß. In der Schule,

die alles für den zukünftigen Weg bedeutet und doch nichts. Denn was ist heute schon die Matura?Unter manchen Eltern ist ein regelrechter Konkur-renzkampf entbrannt: Wessen Kinder können die besseren Schulnoten vorweisen? Ein beliebtes Ge-sprächsthema für befreundete Familien, aber nur,

wenn die Erfolge auch vorzeigbar sind. Vermutlich wollen diese Eltern nicht einmal angeben, sondern sind einfach nur erleichtert und schätzen sich glück-lich: „Nicht auch noch Schulprobleme! Vielen Dank, liebes Kind.“

Wenn die Kinder in der Schule schlecht abschnei-den, färbt das auch immer auf die Eltern ab, meinte eine Mutter einmal. Das schaut dann irgendwie so aus, als würde man sich nicht richtig um sie küm-mern. Und eigentlich seien doch, auch wenn von den Eltern die Rede ist, die Mütter gemeint. Denn in den meisten Fällen sind sie es, die oft neben dem Be-ruf die Hausaufgaben ihrer Kinder kontrollieren, die selbst noch einmal die Schulbücher in die Hand neh-

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Gemeinsames arbeiten in der Schule. Foto: privat

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men und dann das gerade eben Gelernte dem Kind zu erklären versuchen. Wer sich bei seinen schulpflichtig gewordenen Kin-dern den entbehrlichen Spruch vom Ernst des Le-bens verkniffen hat, kommt später mitunter drauf, dass der doch nicht so falsch ist. Nur eben anders zu

verstehen. Anstatt wie früher etwas mit dem Kind zu unternehmen, wird gemeinsam gelernt. Und Spaß ist das keiner.Vielleicht hat deshalb eine Untersuchung ergeben, dass sich so viele Eltern für die Ganztagsschule aus-sprechen. Wenn dort auch die Hausaufgaben erledigt werden können und bei Problemen kompetente An-sprechpartner zur Stelle sind, dann ist die restliche Zeit ganz der Freizeit vorbehalten. Katholische Pri-vatschulen gehen auf diese Bedürfnisse schon lange ein. Allerdings braucht es dafür die nötigen Räume, die Lehrer und nicht nur schulisches Angebot. Zudem ist dieses System gut mit der Berufsrealität vereinbar, die um 11.45 Uhr endende Arbeitszeiten nur in den seltensten Fällen kennt. Schlechtes Gewissen dafür

umso besser, und das gleich aus den verschiedensten Gründen: weil zu Mittag kein warmes Essen auf dem Tisch steht, es nach der Arbeit mit der Geduld nicht zum Besten bestellt ist, ein Hort oder eine Tagesmut-ter gebraucht wird und ohnehin immer viel zu wenig Zeit bleibt.

In Ländern, in denen die Ganztagsschule längst Rea-lität ist, spielt dieses meistens typisch weibliche Ge-fühl, sich zu wenig um seine Kinder kümmern zu kön-nen, deshalb auch eine untergeordnete Rolle. Eine Italienerin etwa, die sich bestimmt nicht nachsagen

lässt, eine schlechte Mutter zu sein, besteht darauf, sich nach der Arbeit mit gutem Gewissen erst einmal auszuruhen. In England wurde die Ganztagsschule eingeführt, um die Kinder von der Straße wegzubrin-gen. Hierzulande dagegen sind nach Schulschluss Rudel von Jugendlichen in benachbarten Lokalen und Snackbars zu sehen, meistens Junk-Food essend. Die Realität hat unser Schulsystem längst eingeholt.

Michaela Spirk-Paulmichl

Michaela Spirk-Paulmichl ist Journalistinund Redakteurin bei der TT

Thema

Unterricht ist nicht mehr Schulbank drücken. Foto: privat

Elternschule„Irgendwie gehen wir selbst wieder zur Schule“

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Lokales

Margit PermoserAls Sekretärin vom KFB-Geist angesteckt

Ich bin in den 70erJahren in Natters mit fünf Geschwis-tern aufgewachsen. Wir wurden von unserer Mutter sehr gläubig erzogen, der sonntägliche Gottesdienst und so-mit auch das Mitwirken in der Pfarrgemeinschaft waren in unserer Familie eine Selbstverständlichkeit. Mit dem Kinderchor durften wir oft an Fest- und Feiertagen an der Gestaltung des Gottesdienstes mitwirken.

Heute lebe ich seit 16 Jahren in Telfes im Stubaital und war gerne 12 Jahre Mutter und Hausfrau. Aufgrund meiner Berufsausbildung war ich dann wieder halb-tags in der Diözese Innsbruck tätig. Im September 2009 wechselte ich von der Rezeption im Seelsorgeamt in das Büro der Katholischen Frauenbewegung. Ich habe mich inzwischen sehr gut eingelebt und die Arbeit, die sehr umfang- und abwechslungsreich ist, macht mir große Freude. Inzwischen habe ich auch schon einige Frauen aus verschiedenen Pfarren persönlich kennen gelernt. Es freut mich besonders, dass sich so viele Frauen in den Pfarren ehrenamtlich engagieren. Auch ich bin durch meine zwei Kinder in das Pfarrleben in unserer Gemeinde eingebunden: wie etwa zur Erstkommunion bzw. Firmung als Tischmutter oder auch als Kuchenbä-ckerin bei Pfarrfesten.

Daher liegt mir die Aktion Familienfasttag der KFB sehr am Herzen. Auch wenn es im Büro mit viel Arbeit ver-

bunden ist, freuen mich die Ergebnisse der vielen Sup-pentag-Aktionen.

Durch die vielen Erzählungen und Foto-Berichte von meiner Bürokollegin aus ihrer Indienreise bin ich von der KFB angesteckt und es liegt mir sehr daran, diese Projekte zu unterstützen.

WallfahrtenZum Höhepunkt des JahresschwerpunktesKlima wandelt Frauenwelten / Verantwortlich leben. Heute gestalten wir das Morgen. Veranstalten KFB Gruppen in allen Diözesen Wallfahrten.

Als Beitrag der KFB Innsbruck findet im Haus der Begegnung als besondere liturgische Form die Schöpfungsbesinnung „Klima wandelt Frauenwelten“ statt.

Lange Nacht der KirchenSchöpfungsbesinnung in der langen Nacht der Kirchen

Mit unserem Ressourcenverbrauch liegen wir in Europa an der Weltspitze, nur US-AmerikanerInnen und ChinesInnen übertreffen uns. Damit die Erde langfristig ein für uns bewohnbarer Ort bleibt, brauchen wir „stra-tegischen, politischen, ethischen, moralischen, grünen oder einfach guten Konsum“. An diesem Abend wollen wir uns besinnen, die Schöpfung loben, unser Verhalten kritisch betrachten und Anregungen mitnehmen, so zu leben, zu wohnen, einzukaufen und sich fortzubewegen, dass der Rest der Welt darunter nicht zu leiden hat.

Termin: Freitag, 28. Mai 2010, 20.00 – 21.00 UhrOrt: Kapelle/Gebetsraum im Haus der Begegnung, Rennweg 12, 6020 InnsbruckBeitrag: freiwillige SpendenAnmeldung: im Haus der Begegnung unter hdb. [email protected], 0512/587869-0 bis Dienstag, 25. Mai 2010, erbeten

Wallfahrten in denDekanatenDie Dekanate Sillian, Prutz und Zams, sowie Imst laden auch herzlich zu Wallfahrten ein. Näheres finden Sie unter Termine; Seite 14.

Margit Permoser, Sekretärin der KFB. Foto: privat

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Kolumne

Eigen.SichtKolumne von Helene Daxecker-Okon*

Spezialritual und Selbstvertrauen

Zu Beginn hat mir der Kindergar-

teneintritt meiner Kleinen Kopfweh bereitet. War es

die richtige Ent-scheidung? Hätte sie besser ein Jahr länger bei der Tagesmutter ver-

bracht? Ein Herbstkind, knapp drei Jahre alt. Nicht ganz die Jüngste, aber die Kleinste war sie auf jeden Fall inmitten der Kinderschar. Jeden Morgen hatten wir das gleiche Spezialritual: aufs Klo begleiten, mindestens drei Küsse zum Abschied – zum Mutschöpfen für die neue Umgebung.

Und heute, nach fünf Monaten Kindergarten? Mein Kind ist gewachsen, körperlich sowieso, aber auch sonst. Ganz selbstverständlich geht meine Kleine, die sonst immer darauf bestand, getragen zu werden, zu Fuß vom Kindergarten nach Hause. Zu Hause erzählt sie mir, wie sie auch mit den großen Buben spielt. Sie hat ihren Platz gefunden in dieser Gruppe, hat dadurch Stärke und Selbstvertrauen gewon-nen. Ich bin froh, dass mein kleines Mädchen diese Erfahrungen machen darf, in einer geschützten, kindgerechten Umgebung. Ich bin froh, dass sie sich dort ihre Freunde und Freundinnen selbst aussuchen und ihre sozi-alen Kompetenzen ausprobieren kann.

Durch einen Umzug ist dies der zweite städ-tische Kindergarten, den ich erlebe. Viele Kinder haben Migrationshintergrund, etliche wach-sen zweisprachig auf. Mit welcher Normalität und Selbstverständlichkeit die Pädagoginnen den einzelnen Kindern gerecht zu werden ver-suchen, ist beeindruckend. Die Realität der österreichischen Gesellschaft wird anerkannt und ernst genommen. Das ist – leider – etwas Besonderes.

* Mag.a Helene Daxecker-Okon ist Theologin, verheiratet, Mutter zweier Töchter und im Familienreferat der Diözese tätig.

Helene Daxecker-Okon

Schulhandbuch

Der Katholische Familienverband ist kom-petenter Ansprechpartner für Fragen zu Schule, Elternrechte, Schulgesetzen, Schulpartnerschaft und Schulgemeinschaft.

Telefonische Nachfragen und Auskünfte:Mag.a Elisabeth RosenbergerTel.: 01/51552/[email protected]

Die Katholische Aktion Österreich legt eine Publikation vor, in der es um die Bildungsdebatte, Bildungsgerechtigkeit und Perspektiven für das Schulsystem geht.

Die Publikation kann im Sekretariat der KAÖ bestellt werden und steht auf der Homepage der KAÖ zum Download zur Verfügung:http://www.kaoe.at

Tipp

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Bildungsgerechtigkeit

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FrauenStärken

Nachgefragt

Sie sind Rektorin der Kirchlichen Pädago-gischen Hochschule Edith Stein – wo liegen die Interesse der Kirche im Bereich Bildung?Das Engagement der Kirche im Bildungs-bereich ist die Zukunft der Kirche. Kirche soll Bildung als diako-nisches Handeln be-greifen, als Dienst an den Kindern und Ju-gendlichen und somit an der Gesellschaft. Wo sonst hat Kirche die Chance, mit jun-

gen Menschen über Jahre in engem Kontakt zu sein und sich mit ihren Fragen, Problemen, Freud und Leid aus-einanderzusetzen?

Was bedeutet Bildung für Sie?Bildung auf dem Hintergrund einer christlichen Anthro-pologie bedeutet für mich, das Heranwachsen, die Ent-faltung des Menschen zu fördern und zu begleiten. Alles Bildungshandeln achtet auf die Würde des Menschen, die ihm nicht aufgrund seiner Leistung, sondern aufgrund seines Personseins, christlich gesprochen aufgrund sei-ner Ebenbildlichkeit Gottes, zukommt.

Was ist Ihnen als Rektorin bei der LehrerInnenausbil-dung wichtig?Es ist unsere Aufgabe, Strukturen zu schaffen, die eine gute Ausbildung garantieren, die den Studierenden ga-rantiert, dass sie die notwendigen Kompetenzen für den anstrengenden Lehrberuf erwerben können.

Sie bieten nicht nur eine ReligionslehrerInnenausbil-dung, sondern eine generelle LehrerInnenausbildung an Ihrer kirchlich pädagogischen Hochschule an – wie spiegelt sich das Thema Kirche in der generellen Lehre-rInnenausbildung wieder?In allen Studiengängen für PflichtschullehrerInnen (Volksschule, Hauptschule, Sonderschule) ist eine

Grundbildung in Religionspädagogik verpflichtend. Dies gilt sowohl für die kirchlichen als auch für die staatlichen Hochschulen. Auch in den Fragen des in-terkulturellen und interreligiösen Lernens wird Religion thematisiert. Das Thema Kirche kann nicht in der Aus-bildung als Thema vorkommen, Kirche muss erlebbar sein an einer kirchlichen Hochschule.

Sie haben selbst eine Lehramtsausbildung durch-laufen – gibt es ihrer Meinung nach nennenswerte Unterschiede zwischen der allgemeinen Universitäts-ausbildung und der Ausbildung an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule?Es sind gewachsene Strukturen und geschichtliche Entwicklungen, die nicht gegeneinander ausgespielt werden sollen. Entscheidend ist in beiden Ausbildungs-gängen die Beachtung des Theorie-Praxis-Zirkels, die bereits bei den Lehrenden garantiert sein muss. In Zukunft wird auch eine noch engere Zusammenarbeit zwischen den Hochschulen und den Universitäten an-gestrebt.

Der Titel unserer Ausgabe der Zeitung FrauenStärken ist: „LebensSchule – Schule Leben?“. Was ist Ihre Vor-stellung von Schule, was sollte Schule Ihrer Meinung nach leisten?Schule muss heute zunehmend mehr auch jene Auf-gaben von Gesellschaft und Familie übernehmen, die diese nicht mehr übernehmen können oder wollen, und sie daher an Schule delegieren. Lehrerinnen werden mehr denn je als ErzieherInnen, SozialpädagogInnen, ja selbst als TherapeutInnen gefordert.

Sie haben in Ihrer Laufbahn als Lehrerin verschie-dene Schultypen durchlaufen? Welches ist für Sie ein Aspekt, der in keinem der verschiedenen Schultypen zu kurz kommen darf?Ein Kriterium für mich ist, welchen Stellenwert die All-gemeinbildung im jeweiligen Schultyp hat. Eine allzu frühe Spezialisierung, die von wirtschaftlichen Interes-sen geleitet wird, ist für mich bedenklich. Es kann nicht um die kurzfristige Ziele des Marktes gehen, sondern um eine umfassende Bildung der Kinder und Jugend-lichen.

Das Interview führte Carolin Schöpf

Interview mit Dr.in Regina Brandl, Rektorin der Kirch-lichen Pädagogischen Hochschule Edith SteinFragen an eine Frau, die die Zukunft der Kirche mitgestaltet, eine Frau der Gegenwart, die zeigt, dass eine Gleichstellung von Frau und Mann auch in der Kirche möglich ist, eine Frau mit Führungs- und Leitungsposition in der Kirche.

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Dr.in Regina Brandl, Rektorin der Kirchl. Pädag. Hochschule Edith Stein

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FrauenStärken 13

Gedenken

Am 13. Feber nahmen wir Abschied von Grete Schmidt. Sie zählt zu den Frauen des Aufbaues in der Bildungsar-beit nach dem Kriegsende. Als junge Frau führte ihr Weg von der pfarrlichen Frauenrunde über die Dekanatslei-tung Innsbruck - Stadt zur stellvertretenden Vorsitzen-den der Kath. Frauenbewegung (KFB) der Diözese. Der Nachholbedarf der Frauen in jener Zeit zu Antworten auf Fragen des Glaubens, der Erziehungs- und Famili-enbildung wurde für Grete der Schwerpunkt ihrer Re-ferentinnentätigkeit. Mit den fünftägigen Mütterwerk-wochen, die immer ausgebucht waren, eröffnete sich über viele Jahre eine nachhaltige Wissensvermittlung auf praktische Weise. Beim Aufbau der KFB Gruppen gab Grete den Frauen das nötige Rüstzeug mit, wie: Grup-pen- und Gesprächsleitung, Themenerarbeitung u.v.m. Sie war eine beliebte Referentin in der gesamten Diöze-se. Seit der Gründung der Aktion Familienfasttag (FFT) durch die Kath. Frauenbewegung Österreichs im Jahr 1958 engagierte sich Grete für die Entwicklungshilfe. Sie entschied mit bei der Projektauswahl für Asien und La-teinamerika, betreute in Innsbruck StipendiatInnen und fuhr unermüdlich durch das Land, um die vielfache Not der Menschen in den Projektländern aufzuzeigen und deren Unterstützung zu aktivieren. Grete hat großen An-teil daran, dass sich die Aktion FFT von der Hungerhilfe zur ersten österreichischen frauenspezifischen Entwick-lungszusammenarbeit etablierte. Bis zu ihrem Lebens-ende wirkte sie im Bildungskomitee der Aktion FFT mit. Neben ihrem umfangreichen Einsatz übernahm Grete

1990 die ehrenamtliche Leitung der Koordinierungs-stelle für Ost- und Mitteleuropa in unserer Diözese. Ihre Aufgabe war, Kontakte zu den Bischöfen und kirchlichen Stellen der Partnerdiözesen in der Slowakei und in Ru-mänien herzustellen. Dabei leisteten ihre Sprachkennt-nisse gute Dienste. Über unsere Landesgrenzen hinaus wurde Grete auch mit den von ihr begleiteten Bildung- und Kulturreisen bekannt und beliebt. Ihre jeweiligen Geschichtskenntnisse gab sie kompetent und humorvoll an die Mitreisenden weiter. Trotz ihrer vielen Tätigkeiten arbeitete Grete in ihrer Heimatpfarre Neu-Rum mit, weil sie, wie sie selbst sagte „ die Basisarbeit nicht missen möchte“. Sie war 16 Jahre Pfarrgemeinderätin, davon 8 Jahre stellvertretende Leiterin, Lektorin, Kommunions-penderin, Wortgottesdienstleiterin u.v.m. Überall wo Grete tätig war legte sie leuchtende Spuren. Ganz beson-ders in der KFB. Durch ihren gelebten Glauben, der sie getragen hatte, gab sie vielen Menschen Orientierung. Ihre gelebte Solidarität bleibt uns allen ein Vermächtnis.

In großer Dankbarkeit ist Grete für uns eine unvergess-liche Persönlichkeit.

Hildegard Tiefenthaler

Johanna Dohnal nahm Katho-lische Frauenbewegung ernstMargit Hauft, Vorsitzende der Katholischen Frau-enbewegung Österreichs, zum Tod der ersten ös-terreichischen Frauenministerin

Der Tod der Sozialdemokratin Johann Dohnal hat auch Trauer und tiefe Betroffenheit unter katholischen Frauen ausgelöst. „Mit dem Ableben von Johanna Dohnal ver-liert Österreich die wichtigste Frauenpolitikerin des 20. Jahrhunderts“, betont die Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs, Margit Hauft. „Dohnal war eine unermüdliche Kämpferin für die Gleichbe-rechtigung und die Rechte der Frauen. Trotz aller ideo-logischen Unterschiede hat sie auch stets die Anliegen der Katholischen Frauenbewegung ernst genommen und, wo ihr dies möglich war, auch unterstützt. Ihr ist es gelungen, der Frauenpolitik in Österreich einen neuen, wichtigen Stellenwert zu geben. Sie hat den notwendigen Schritt von der ‚Sache der Frauen’ zur anerkannten Frau-enpolitik vollzogen. Wir werden die Verstorbene als Vor-bild für eine engagierte, emanzipierte Frauenpolitikerin in Erinnerung behalten“, unterstreicht Margit Hauft.

Verleihung des Ehrenzeichens der Diözese Innsbruck Foto: privat

Dr.in Grete Schmidt – Ein Lebenskreis hat sich geschlossen und vollendet

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FrauenStärken14

„Selbstbewusst Frau sein“Seminar zur Persönlichkeitsentwick-lungThemen: Bewusst selbst sein, Säulen meiner Identität, meine Talente und Fähigkeiten, KommunikationTermin: 20.3.2010, 21.03.2010, 10 – 15 UhrOrt: Bildungshaus St. MichaelReferentin: Rosmarie ObojesGemeinsam mit dem Haus St. Michael

FrauenStärken Als Frau in der Kirche mitarbeiten: Nachhaltigkeit im Engagement Frauenarbeit gestalten, Gemeinschaft mitgestalten, Einführungsabend der Workshopreihe: 25.3.2010, 17 – 21 UhrOrt: Haus der Begegnung, Rennweg 12, InnsbruckWeitere Termine: 8.4., 29.4., 6.5.2010 jeweils 17 – 21 UhrLeitung und nähere Informationen: Mag.a Angelika Ritter-Grepl, Tel: 0512/2230-4321Mail: [email protected]

Offene Frauenwerkstatt

Königin im eigenen Reich(Bibliodrama zu Jos 2 + 6)Termin: 28.4.2010, 19:30 UhrOrt: Pfarrsaal MühlauReferentin: Christina Arnold

Kontemplatives Gebetmit Christa HallingerDo 18.3., 22.4., 27.5., 24.6.2010, 19:30 UhrOrt: Meditationsraum im Kapuziner-kloster, Innsbruck

KFB WallfahrtenKlima wandelt Frauenwelten / Verant-wortlich leben. Heute gestalten wir das Morgen

Schöpfungsbesinnung in der langen Nacht der KirchenTermin: 28.5.2010, 20 – 21 UhrOrt: Kapelle/Gebetsraum im Haus der Begegnung, Rennweg 12, 6020 Inns-bruck

Dekanat SillianTermin: Pfingstdienstag, 25.5.2010, 14:00 UhrKalkstein/ Innervillgraten;Treffpunkt Maxer,Dekanat Imst

Termin: 2.5.2010; 14:00 UhrOrt: Nassereith/DormitzDekanate Prutz und ZamsSchöpfungsverantwortung und wir?Termin: 23.6.2010; 14:00 UhrOrt: Von Urgen zur Burschlkirche

REISEN mit Welt der FrauAuf dem Jakobsweg ......• von Purkersdorf nach Melk, 24. bis 30. April, e 545,-• von Feldkirch nach Maria Einsie deln, 22. bis 28. August, e 590,-• ab Lienz, 25. September bis 2. OktoberAnmeldung: [email protected], Tel. 0699-110 66 199

Gardasee: Mit James Bond und Goe-the in bester Gesellschaft28. April bis 2. Mai, e 519,- (DZ/HP in Sirmione, Bus), e Johanna WeismannAnmeldung: [email protected], Tel. 02742/352 104-925

Info/Anmeldung für Seminare und Reisen (sofern nicht anders angege-ben): „Welt der Frau“, Lustenauerstr.21, 4020 Linz, Tel.: 0732-77 00 01-15, Mail: [email protected]

Was im Leben wirklich zähltHoffnungskraft und Weltverantwor-tung bei Dorothee SölleTermin Vortrag: 25.3.2010, 19:30 UhrTermin Seminar: 26.3.2010,9.30 – 16.30 UhrOrt: Haus der Begegnung, InnsbruckReferentin: Dr.in Elisabeth Thérèse Winter

Starke Mädchen, starke BurschenGenderbewusstsein in der religiösen BildungReflexion der eigenen religiösen Sozi-alisation mit Blick auf die Weitergabe von Gottes- und GlaubensbildernTermin: 19.3.2010, 14 – 18 UhrOrt: Haus der Begegnung, Innsbruck Referentin: Mag.a Ingrid Jehle

Familienurlaube 2010 Das Familienreferat der Diözese

Innsbruck bemüht sich in Zusam-menarbeit mit dem Tiroler Sonntag einen Rahmen und die Möglichkeiten für Jung und Alt, für Menschen mit Be-hinderung, für Alleinerzieher/innen und Großfamilien zu schaffen, um ihre Träume von einem harmonischen Urlaub zu verwirklichen.Aktivurlaub in St. Oswald (Oberös-terreich)Ort: Hotel Seiwald, 4271 St. Oswald Nr. 30Termin 1:1.8. bis 8.8.2010Termin 2:1.8. bis 14.8.2010Urlaub am Meer in Silvi Marina (Ita-lien)Ort: Hermitage Hotel, 64029 Silvi Ma-rinaTermin: 20.8. bis 4.9.2010

Nähere Informationen bzw. den Ur-laubsprospekt erhalten Sie im:Familienreferat, Tel: 0512-2230-4301 oder www.dibk.at/familienurlaube

OikokreditWorkshop über MikrokrediteTermin: 9.4.2010, 14 – 18 UhrReferent: Günter Lenhart

Stark bin ich und voller LebenGrundzüge weiblicher und männ-licher SpiritualitätTermin: 9.4.2010, 17 Uhr - 11.4.2010, 14 UhrReferentin: Dr.in Elisabeth Thérèse Winter

Unterwegs nach Ostern. Kreuz und Auferstehung in unserm Leben.Termin: 26.3.2010, 14 – 18 Uhr (Messe um 17 Uhr)Referent: Dr. Ernst Jäger, Bischofsvi-kar, Innsbruck

Ein Feier-Abend für FrauenMit allen Sinnen Frau sein!Termin: 19.5.2010, 19 – 22 UhrReferentin: Bärbel Ebner

BILDUNGSHAUS ST. MICHAEL

6143 Matrei am BrennerTel.: 05273/[email protected]

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TermineTe

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Katholische Frauenbewegung

Riedgasse 9, 60�0 Innsbruck Telefon: 0512/2230-530

Frauenreferat des Landes Tirol

Familienreferat

Riedgasse 9, 60�0 Innsbruck

Haus der Begegnung

Bildungshaus Osttirol

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Die wahrsagende SklavinEine Befreiungsgeschichte (Apg 16,16-40)

Der Apostel Paulus begegnete in Phillippi, der ersten europäischen Stadt in der er missionierte, einer Frau, die von einem „Wahrsagedämon“ besessen war. Diese „Gabe“ der Frau brachte ihren Besitzern viel Geld ein, waren zur dama-ligen Zeit Orakel beliebt und anerkannt. Die Frau wird in der Einheitsübersetzung der Bibel als Magd bezeichnet, der Ausdruck Sklavin ist jedoch ihren Lebensumständen sicherlich an-gemessener. Als wahrsagende Sklavin war sie ein gewinnbringendes Objekt für ihre Herren, für sich selbst jedoch eine Last. Die Apostelge-schichte berichtet nun darüber, wie die Frau mit dem „Wahrsagegeist“ Paulus und seinen Gefährten folgte. Mit ihrem tagelangen Ora-kelgeschrei: „Diese Menschen sind Diener des höchsten Gottes; sie verkünden euch den Weg des Heils.“ nervte sie Paulus gewaltig. Der är-gerliche Apostel befahl dem Geist: „Ich befehle dir im Namen Jesu Christi: Verlass diese Frau.“ Diese Befreiung der Frau von ihrem Wahrsa-gegeist zieht unterschiedliche Konsequenzen nach sich.

Ihr Wert für ihre Herren war dahin, aber die Frau war befreit zu sich selbst. Sie wird von einem beherrschten Objekt zu einem eigenständigen Subjekt. Wir erfahren im Fortgang dieser Bibel-erzählung nichts mehr über sie. Allerdings ist diese Geschichte in die Ereignisse rund um die Purpurhändlerin Lydia und ihrem Haus, das zur ersten christlichen Gemeinde in Europa wird, eingebettet. Lydia kommt in der Bibel als Frau in einer Frauengruppe vor. Am Ende der Erzäh-lung kehrt Paulus ins Haus der Lydia zurück und ermutigt die dort Anwesenden. Zu hoffen ist, dass die nun geheilte Frau auch dort Zuflucht gesucht und gefunden hat. Den christlichen Verkündigern ist sie ja vorher tagelang gefolgt. Diese Annahme ist nicht ganz unberechtigt, löst diese Tat doch eine ganze Kettenreaktion von Ereignissen in Philippi aus.

Die wütenden Besitzer, um ihre Geldquelle ge-bracht, lassen Paulus und seine Begleiter von den Behörden mit Ruten schlagen und ins Ge-fängnis werfen. Begründung: Unruhe in der Stadt, wegen neuer ungesetzlicher Sitten und Gebräuche. Im Weiteren führen die Ereignisse

im Gefängnis zur Bekehrung des Gefängnis-wärters und zur Rehabilitation von Paulus und seinen Begleitern durch die Behörden. Aber die Frage ist, was waren das für Sitten und Gebräu-che, die die Sklavenbesitzer so aufstachelten?

Klar ist, dass die gesellschaftliche Ordnung und ihre Hierarchie nach Sklaven und Freie, so wie im Galaterbrief benannt, durch die christliche Botschaft in der Taufe durcheinander gebracht wurde: „Es gibt nicht mehr … Sklaven und Freie …“ (Gal 3,28). Die christliche Botschaft bringt in Philippi Veränderung. Zunächst vor allem für die Person der „wahrsagenden Sklavin“: Sie bringt Befreiung auf einer personalen Ebene und eine Änderung ihrer Lebensumstände. Die Menschen in Philippi sind konfrontiert mit den christlichen Gebräuchen der gleichen Würde von Menschen und kritisiert bezüglich ihrer Ge-sellschaftsgestaltung.

Zum heurigen Weltgebetstag der Frauen wähl-ten die Frauen aus Kamerun diese Bibelstelle für die Weltgebetstagsliturgie aus. Frauen in Ka-merun erleben Ausbeutung als Frauen in unter-schiedlichen Formen und erkennen sich und ihr Schicksal in dieser biblischen Geschichte wie-der. Sie erinnern uns daran, dass Jesus gekom-men ist, um zu befreien – aus Gefangenschaft und Sklaverei.

Angelika Ritter-Grepl

Frauenbild

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FRAUENBEWEGUNG

Die wahrsagende Sklavin

Zeitschrift der Frauen in der Diözese Innsbruck Nr. 1 / 2010