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Frühe Mehrsprachigkeit: Mythen – Risiken – Chancen [ Schriftenreihe der LANDESSTIFTUNG Baden-Württemberg; 28 ] Dokumentation zum Kongress am 5. und 6. Oktober 2006 in Mannheim

Frühe Mehrsprachigkeit - bwstiftung.de · Vorwort der Landesstiftung Baden-Württemberg 4 2 ... deshalb handelt es sich um eine aufgabe, der wir ... ferenziert und flüssig unterhalten

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Frühe Mehrsprachigkeit:Mythen – Risiken – Chancen

[ Schriftenreihe der LandeSStiftung Baden-Württemberg; 28 ]

Dokumentation zum Kongress am 5. und 6. Oktober 2006 in Mannheim

Impressum

Frühe Mehrsprachigkeit: Mythen – Risiken – ChancenDokumentation zum Kongress am 5. und 6. Oktober 2006 in Mannheim

HerausgeberLanDesstiftung Baden-Württemberg ggmbHim Kaisemer 1D-70191 stuttgart

VerantwortlichDr. andreas Weber

RedaktionDr. alexandra Münch, Prof. Dr. Rosemarie tracy, Dr. andreas Weber

Konzeption und Gestaltung srp. Werbeagentur gmbH, freiburg

Veranstaltungsfotosthommy West

DruckereiBurger Druck, Waldkirch

Hinweis: soweit in den texten aus gründen der leichteren Lesbarkeit bei der Bezeichnung von Personen die männliche form verwendet wird, schließt diese grammatische form frauen ausdrücklich ein.

© Juni 2007, stuttgartschriftenreihe der LanDesstiftung Baden-Württemberg; 28

issn 1610-42692 3

Inhalt

Frühe Mehrsprachigkeit: Mythen – Risiken – Chancen Dokumentation zum Kongress am 5. und 6. Oktober 2006 in Mannheim

1. Vorwort der Landesstiftung Baden-Württemberg 4

2. Impressionen 6

3. Dokumentation

3.1 Donnerstag, 5. Oktobera. grußwort günther H. Oettinger, 8

Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg b. einführung zum Kongress von Prof. Rosemarie tracy 10 Übersicht der Vorträge 16 c. Zusammenfassung der Podiumsdiskussion 17 d. abendveranstaltung 20

3.2 Freitag, 6. Oktobera. grußwort andreas Storm, Parlamentarischer 22

Staatssekretär für Bildung und forschung b. Übersicht der Vorträge 24 c. Zusammenfassungen der einzelnen foren 25 d. Resümee 38

3.3 Mannheimer Erklärung zur frühen Mehrsprachigkeit 39

4. Projektvorstellung „Sag’ mal was“ 40

5. Anhanga. tagungsprogramm 42 b. Liste der Referenten 45

Übersicht Schriftenreihe der Landesstiftung Baden-Württemberg 47

[ inhalt ]

[ Vorwort ] Liebe Leserin, lieber Leser,

Zwei oder noch mehr Sprachen zu beherrschen, ist heutzu-tage nichts außergewöhnliches mehr. gerade Kindern fällt es besonders leicht, verschiedene Sprachen von grund auf zu erlernen. Mehrsprachigkeit bietet darüber hinaus eine Men-ge Chancen – für den einzelnen und die gesellschaft als gan-zes. Mit dem Kongress „frühe Mehrsprachigkeit: Mythen – Risiken – Chancen“, den die Landesstiftung in Kooperation mit der universität Mannheim ausgerichtet hat, sollte die-ser gedanke gesellschaftlich noch stärker gefestigt werden. gerne blicken wir auf den anregenden und fruchtbaren Kon-gress zurück. unser Ziel am 5. und 6. Oktober 2006 war es, gän-gige „Mythen“ über frühe Mehrsprachigkeit zu thematisieren sowie Kenntnisse über die Bedingungen für eine gute förde-rung des deutschen und der Muttersprache zu schaffen. au-ßerdem wollten wir die erkenntnisse aus unserem Programm „Sag’ mal was – Sprachförderung für Vorschulkinder“ der Öf-fentlichkeit zugänglich machen. der in Mannheim eingeleite-te dialog wird fortgeführt und wirkt über den Kongress hinaus. in der entschließung vom 15. november 2006 hält das europäische Parlament fest, dass „Mehrsprachigkeit eine Besonderheit der eu-ropäischen union ist“. deshalb ist es gut, dass das gesellschaft-liche interesse für das thema Mehrsprachigkeit und Sprachförde-rung weiter zunimmt. daran hat auch der Kongress seinen anteil. die vorgelegte dokumentation ist eine zusammenfassende dar-stellung der zwei tage in Mannheim. insbesondere finden Sie hier die grußworte, texte und Resümees der Podiumsdiskussion und der foren, die im unterschied zu den Vorträgen online nicht ab-rufbar sind. insofern ist diese dokumentation als ergänzung der internetseite http://kongress.sagmalwas-bw.de zu verstehen.

Kindern einen systematischen und zeitgemäßen Spracherwerb zu ermöglichen, bleibt ein wichtiges anliegen der Landesstiftung Baden-Württemberg. Seit 2002 führen wir mit dem Programm „Sag’ mal was“ landesweit zusätzliche Sprachfördermaßnah-men in Kindertageseinrichtungen durch. Mittlerweile konnten wir mit diesem Projekt schon über 50.000 Kinder mit und ohne Migrationshintergrund erreichen. unsere entscheidung, bei der Sprachförderung nicht in der theorie zu verharren, sondern gleich mit der gebotenen Sorgfalt in die Praxis zu starten, hat sich als richtig erwiesen. das feedback aus den teilnehmenden Kinder-tageseinrichtungen ist äußerst positiv. ein grund dafür ist, dass

die gezielte Sprachförderung nicht nur Kindern zu gute kommt, für die deutsch erste fremdsprache ist. auch deutsche Kinder, die gefördert werden, profitieren gleich mehrfach. Sie verbessern die Kenntnis ihrer eigenen Sprache und bekommen ein gefühl für die unterschiedlichen Strukturen anderer Sprachen. Hier gilt: „Wer fremde Sprachen kennt, weiß auch mehr von der eigenen.“ als Maxime. die erzieherinnen können ihre neu gewonnenen Kenntnisse und fähigkeiten ohne weiteres in den normalen all-tag in den Kindertagesstätten einbringen und wirken so als Mul-tiplikatorinnen der Maßnahmen. durch Zusatzangebote werden die eltern eingebunden und für das thema sensibilisiert. So kann das thema Sprachkompetenz langfristig in den familien, den einrichtungen vor Ort und den gemeinden verankert werden.

als einzelkämpfer könnten wir all das nicht realisieren, auch der erfolg des Kongresses hat viele eltern. als Verantwortliche dan-ken wir allen Beteiligten, den Referenten sowie den Studierenden, die uns tatkräftig unterstützt haben. allen voran bedanken wir uns bei frau Prof. dr. Rosemarie tracy, frau dr. alexandra Münch sowie den Mitarbeitern der universität Mannheim für ihr au-ßerordentliches engagement bei der inhaltlichen und organisa-torischen Vorbereitung und der durchführung des Kongresses.

Herbert Moser Dr. Andreas Weber

Herbert MoserGeschäftsführer der LanDesstIftunG

Baden-Württemberg

Vorwort

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Dr. andreas WeberLeiter des Bereichs BILDunG

LanDesstIftunG Baden-Württemberg

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impressionen

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Günther H. Oettinger, Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg

Donnerstag, 5. Oktober

[ 3.1 ]der einführung in den Kongress durch günther H. Oettinger, dem Ministerpräsidenten des Landes Baden-Württemberg, folgten grußworte des geschäftsfüh-rers der Landesstiftung Baden-Württemberg, Herbert Moser, des Mannheimer Oberbürgermeisters, gerhard Widder, und des Rektors der universität Mannheim, Prof. dr. Hans-Wolfgang arndt. die thematische ein-führung in den Kongress erfolgte durch Prof. Rosemarie tracy von der universität Mannheim. die wissenschaft-lichen Vorträge des ersten tages wurden durch eine Po-diumsdiskussion abgerundet.

3.1 Donnerstag, 5. Oktober

a. Grußwort von Günther H. Oettinger, Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg

Sehr geehrte damen und Herren,

die frühkindliche Bildung rückt zunehmend in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Zu Recht: denn die ersten Lebensjahre sind entscheidend für den Bildungserfolg jedes einzelnen, auf dem Weg in die Welt der erwachsenen und in den Beruf.frühkindliche Bildung spielt auch eine entscheidende Rolle für die integration in unsere gesellschaft – deshalb handelt es sich um eine aufgabe, der wir uns mit ganzer Kraft stellen müssen. ich bin dankbar, dass bereits eine Vielzahl unterschied-licher initiativen auf diesem gebiet tätig und wirksam ist. einen besonders starken impuls im Bereich der frühen Sprachförderung setzt dabei das Programm „Sag’ mal was“ der Landesstiftung Baden-Württemberg.Wir haben hier eine zweifache Herausforderung zu bewältigen: zum einen müssen wir alles dafür tun, dass die Muttersprache von Menschen mit Migrationshinter-grund auch in deutschland erhalten bleibt. Sie ist ganz einfach ein wichtiger teil der Kultur, die einwanderer mitbringen. diese Sprachen zu erhalten und nicht zu verdrängen, muss aufgabe der gesellschaft sein.andererseits ist ebenso wichtig, dass alle Kinder noch vor Schulbeginn gut die deut-sche Sprache beherrschen. gutes deutsch ist die unverzichtbare Voraussetzung für erfolg in der Schule. und bei vielen Schulabbrechern mangelt es keineswegs an der auffassungsgabe – sondern schlicht am sprachlichen Handwerkszeug.Wir wissen heute, dass Kinder eine natürliche Begabung zum erwerben von Spra-chen haben und eine große neugier darauf mitbringen. der Kindergarten sollte deshalb ein Ort des Lernens sein, in dem Sprache als ein zentrales fach im Mittel-punkt stehen muss. an diesem Ort können Kinder mit Spaß und auf spielerische Weise Sprachen erlernen.das Programm „Sag’ mal was“ zeigt bereits heute modellhaft, wie solche frühe Sprachförderung gelingen kann. Künftig wird dies eine öffentliche aufgabe wer-den, für die das Land und die Kindergartenträger die Verantwortung übernehmen müssen.Mehrsprachigkeit ist heute die grundlage für soziale integration, für wirtschaft-liche erfolge in einer globalisierten Welt, für das friedliche Zusammenleben der Völker und damit für die Zukunftsfähigkeit einer gesellschaft. deshalb ist es für Baden-Württemberg kein nachteil, sondern ganz im gegenteil ein Vorteil, dass der anteil von Menschen mit Migrationshintergrund hier höher ist als anderswo. denn diese Menschen können Brücken bauen; sie sind Botschafter in viele andere Länder der Welt.deshalb ist die gesellschaftliche aufgabe der Sprachförderung nach meiner Über-zeugung vor allem eines: eine große Chance. Wenn wir diese Chance ergreifen wird es uns gelingen, die Vorteile der Migration für unser Land auszuschöpfen – und alle Bürger unseres Landes in die Zukunft mitzunehmen.

Günther H. Oettinger

[ dokumentation ]

[ 3.1 ]

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b. Einführung in die Thematik des Kongresses von Prof. Rosemarie Tracy

die meisten von uns könnten gut in der Überzeugung leben, dass die Welt eine Scheibe ist oder dass die Sonne „in echt“ auf- und un-tergeht – diese fiktionen stören uns im alltag wenig. in anderen fra-gen sind wir aus naheliegenden gründen kritischer. Wenn man uns vorschlagen würde, uns mit den Methoden der altägypter operieren zu lassen, würden wir sicher protestieren, und zwar sicher auch die-jenigen unter uns, die wissen, dass die alten Ägypter gute Chirurgen waren und dass zumindest einige – spätere – Mumien diese eingriffe um Jahre überlebten. Mit anderen Worten, wir verlangen in vielen Be-reichen expertise, die sich am aktuellen Stand der forschung orientiert. Leider sind wir im umgang mit dem thema „Sprache“ weniger an-spruchsvoll. die Sprache ist uns so selbstverständlich, dass sich bei-spielsweise auch fachfremde im Sonntagabendprogramm über die Zusammenhänge von Sprache und integration, identität, Sprach-verbote etc. äußern dürfen, ohne dass sich – außer den nicht an den debatten beteiligten experten – viele darüber wunderten. in der Me-dizin, den natur- und neurowissenschaften verändern sich innerhalb kurzer Zeit unsere erkenntnisse oftmals radikal, und man erwartet von den Praktikern in diesen Bereichen – Lehrkräfte, Ärzte etc., dass sie sich auf dem Laufenden halten. gleiches trifft auf sprachwissen-schaftliche und spracherwerbstheoretische erkenntnisse zu. Mit unserer tagung wollten wir dazu beitragen, den aktuellen Stand der forschung zur Mehrsprachigkeit mit fragen der Praxis zu verknüp-fen. um zukunftsfähige Problemlösungen zu entwickeln, sollten wir zunächst alten Ballast – die Mythen in unserem untertitel – über Bord werfen. einige, die zum teil auch in den Vorträgen der tagung wieder aufgegriffen wurden, werden folgend kurz angesprochen.

Mythos 1: Mehrsprachigkeit ist ein kognitiver ausnahmezustanddemographisch betrachtet ist Mehrsprachigkeit keine ausnahme sondern normalität, d.h. im grunde ist der einsprachige Mensch eine ausnahme. Überhaupt ist aus sprachwissenschaftlicher Perspektive einsprachigkeit eigentlich eine fiktion. die deutschsprachigen Mut-tersprachler unter uns beherrschen nicht nur eine Variante des deut-schen; viele von uns sprechen mehrere dialekte und verfügen über un-terschiedliche Stile und fachsprachliche Ressourcen, in abhängigkeit von interessen, Bildungswegen und Berufen.Sprachfähigkeit ist teil unserer genetischen ausstattung, unabhängig vom Modus (gebärdensprache, Lautsprache) und von der intelligenz. auch die fähigkeit, mit mehr als einer Sprache umzugehen, gehört zu den grundlegenden fähigkeiten des menschlichen gehirns.

Mythos 2: entweder man beherrscht eine Sprache perfekt oder meh-rere unvollkommen.Was aber heißt „perfekte” oder „vollkommene” Beherrschung? Wenn sich mehrere deutsche Muttersprachler testen ließen, würde sich schnell herausstellen, dass sich ihr Wortschatz interindividuell sehr un-terscheidet, manchmal um viele tausend Wörter. auch jenseits des Wortschatzes gibt es unterschiede. Wir wären uns alle sofort einig darin, dass die Sequenz „Hänschen klein” in dem Kinder-lied „Hänschen klein, ging allein ..” eigentlich keine mögliche Wortfolge des deutschen abgibt, aber wir wären sicher nicht alle einer Meinung, wenn es darum geht zu entscheiden, ob (a)-(d) grammatisch sind.

(a) er ist größer wie seine Schwester(b) das ist dem Papa sein Buch. (c) Wen, glaubst du, dass er gesehen hat?(d) isch weess, wen dass gsehe hosch

Ob wir diese Sätze so akzeptieren, hängt von unseren jeweiligen dia-lekten ab. auch bei der interpretation von idiomatischen Wendungen kä-men wir zu unterschiedlichen entscheidungen. eine Wendung wie „das passt wie die faust auf’s auge!“ würden einige von uns so interpretieren, dass etwas „passt“, während es für andere genau dies nicht heißen kann.Sprachen sind jedenfalls keine Objekte, die man entweder ganz oder gar nicht „besitzt”. einzelne ebenen können in unterschied-lichem Maße erworben oder aktiv verwendet werden. Bereiche der Sprache können auch selektiv ausfälle zeigen, etwa bei ei-ner aphasie oder bei einer spezifischen Spracherwerbsstörung.es ist unrealistisch zu erwarten, dass sich mehrsprachige Menschen in allen ihren Sprachen über beliebige themen gleichermaßen dif-ferenziert und flüssig unterhalten können. das ausmaß, in dem dies möglich ist, hängt unter anderem davon ab, ob ein Mensch überhaupt die gelegenheit hat, sich in jeder seiner Sprachen mit entsprechenden themenbereichen zu beschäftigen. Bilinguale bedienen sich ihrer Sprachen eher nach einem Prinzip der arbeitsteilung: je nach Kontext, gesprächspartner, thema etc. zieht man die eine oder andere Sprache vor. nicht selten empfinden Mehrsprachige die eine oder andere ih-rer Sprachen als „stärker” oder als dominant; dies kann sich im Laufe des Lebens und in abhängigkeit von den Lebensumständen ändern.Je älter wir sind, desto schwerer fällt es uns, alle aspekte einer neuen Sprache zu meistern – übrigens ein argument dafür, besonders früh in die intensive förderung einzusteigen. Wenn wir als erwachsene weitere Sprachen lernen, müssen wir uns vieles bewusster aneignen, und umso mehr Motivation ist nötig: es ist unwahrscheinlich, dass wir je wie Muttersprachler „klingen“. dennoch können wir exzellente Kenntnisse auf anderen ebenen erwerben. der berühmte Schriftsteller

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Joseph Conrad, dessen Werke zu den Klassikern der englischen Litera-tur gehören, hat beispielsweise erst als erwachsener englisch gelernt und wurde seinen polnischen akzent nicht los, obwohl er im Bereich der grammatik und des Stils durchschnittliche englischsprecher in den Schatten stellt. Übrigens tun wir, wenn wir neue Sprachen lernen, zu-gleich etwas gutes für unser gehirn und wirken dem kognitiven al-tern entgegen – aber das wäre ein thema für einen anderen Kongress!

Mythos 3: für die identitätsentwicklung ist eine Sprache wichtig Wieso sollte für die identitätsentwicklung eine Sprache so wich-tig sein? Haben Sie etwa nur eine identität? ich nicht! Wenn ich mit asiatischen oder amerikanischen freunden spreche, fühle ich mich europäisch; als ich in göttingen studierte war ich bekennende Süddeutsche (und klang für die anderen auch so). für einige ihrer freunde sind Sie wahrscheinlich konservativ, für andere zu liberal. Wir alle sind in viele soziale netzwerke eingebunden; wir konstruie-ren unsere identität beständig auf’s neue mit Hilfe der sprachlichen Ressourcen, die wir zur Verfügung haben. es gibt keinen prinzipiellen grund, warum sich mehrsprachige Menschen nicht mit mehreren Sprechergemeinschaften verbunden fühlen sollten; viele beanspru-chen für sich ganz dezidiert und selbstbewusst eine hybride identität.

Mythos 4: das Mischen von Sprachen ist anzeichen eines defizits dank intensiver soziolinguistischer forschung der letzten Jahrzehnte wissen wir, dass das Mischen von Sprachen, das Code-mixing, teil des natürlichen Repertoires mehrsprachiger Sprachgemeinschaften ist. es handelt sich um die nutzung eines erweiterten stilistischen Repertoires; auch Kinder beherrschen dies bereits, wie in einigen Vorträgen gezeigt wurde. für viele Jugendliche aus bikulturellen Kontexten ist das Mischen Merkmal ihrer gruppenzugehörigkeit.Übrigens produzieren auch vermeintlich monolinguale Menschen Mischungen, z.B. wenn wir anstatt „fettig” oder „schmutzig” den Ver-sprecher „schmettig” hervorbringen oder als Helmut Kohl sagte: „Wir müssen behutsam miteinander untergehen”. diese Versprecher kom-men durch ganz normale Konkurrenz in unserem mentalen Lexikon zustande. die Koexistenz von mehreren Sprachen im Kopf mehrspra-chiger Menschen führt notwendigerweise ebenfalls zur gelegent-lichen Konkurrenz und zur notwendigkeit, die eine oder andere Spra-che zu unterdrücken, wenn mit Monolingualen gesprochen wird.

Mythos 5: Kinder müssen erst eine Sprache erwerben – sonst drohen Halbsprachigkeit oder andere ProblemeZuallererst: „Halbsprachigkeit“ ist aus sprachwissenschaftlicher Sicht ein sehr seltsamer Begriff. Was sollte sich dahinter verbergen? etwa

ein Mensch, der nur in unvollständigen Sätzen spricht? dann wä-ren sicher sehr viele Personen des öffentlichen Lebens halbsprachig.die ansicht, dass sich zunächst eine Sprache bis zu einem gewissen niveau entwickeln muss, bevor eine zweite ohne Schaden hinzutre-ten kann, ist auch heute noch weit verbreitet (Stichwort „Schwel-lenhypothese”). die forschung zum simultanen erwerb zweier erst-sprachen zeigt allerdings, dass diese Sorge unbegründet ist. Kinder brauchen eine sprachliche umgebung (Laut- oder gebärdensprache), aber es muss sich dabei nicht um nur eine Sprache handeln. Klar ist aber, dass Kinder nur dann die beteiligten Zielsprachen in der ge-wünschten differenzierung und „Vollständigkeit“ erwerben kön-nen, wenn der input quantitativ und vor allem qualitativ „stimmt”.

Mythos 6: nicht-deutschsprachige eltern können ihren Kindern das deutsche beibringen, indem sie deutsch zur familiensprache machen Ohne Zweifel sind eltern wichtige Vorbilder für ihre Kinder. Wenn sie selbst deutsch lernen und im alltag verwenden, setzen sie da-mit wichtige Signale, z.B. (a) diese Sprache und die fähigkeit, in ihr zu kommunizieren, sind für uns wichtig; (b) Mehrsprachigkeit ist erstre-benswert; und noch allgemeiner, (c) Lernen ist wichtig. eltern können also auf mannigfache Weise die Lernbereitschaft, die neugier und den Bildungsprozess ihrer Kinder beeinflussen und aktiv unterstüt-zen. aber was eltern, sofern sie nicht bereits das deutsche gut beherr-schen, nicht können, ist, ihren Kindern ein Modell für die deutsche grammatik zur Verfügung zu stellen, d.h. den nicht-reduzierten, vari-ationsreichen input, den das kindliche gehirn braucht, um ein sprach-liches System zu knacken. die eltern sollten vielmehr dazu ermutigt werden, mit ihren Kindern in den erstsprachen zu kommunizieren, in denen sie ihnen komplexen, authentischen input anbieten können.

Mythos 7: Sprachförderung muss „ganzheitlich“ erfolgen dies stimmt nur in einem trivialen Sinne, denn natürlich sollte man sei-ne gesprächspartner, Kinder oder erwachsene, als „ganze“ Menschen respektieren und bei der förderung thematisch an den interessen und emotionalen Bedürfnissen der Kinder anknüpfen. um eine Sprache er-werbbar zu machen, reicht es aber nicht, das Bildungs- und themen-angebot in den einrichtungen zu erweitern. dies ist zwar ein Schritt in die richtige Richtung, muss aber durch ein bewusst aufbereitetes sprachliches angebot ergänzt werden. Man erwirbt die Verbstellung im deutschen nur, wenn man die Verben an unterschiedlichen Positi-onen im Satz hören kann. gleiches gilt für andere grammatische Phä-nomene, zum Beispiel für den erwerb der deutschen artikel. Je älter Kinder sind (und damit meine ich durchaus schon Vierjährige), desto klarer muss die förderung auf spezifische erwerbsaufgaben und Her-

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ausforderungen hin ausgerichtet werden. dies bedeutet aber auch, dass Sprachförderung nur dann ernsthaft betrieben werden kann, wenn durch kleine fördergruppen sichergestellt wird, dass Kinder den input überhaupt hören und sich als dialogpartner angesprochen füh-len können. Sprachförderung kann letztlich nur gelingen, wenn die Verantwortlichen entsprechend qualifiziert wurden und wenn aus-reichend Personal für die förderung der Kinder zur Verfügung steht.

natürlich werden sich manche erkenntnisse von heute ihrerseits morgen als Mythen entlarven lassen müssen. dies ist ein aspekt, der die Praxis verständlicherweise nur frustrieren kann, uns als Wissen-schaftler aber auch anspornt. Wir wissen eine Menge über den Spra-cherwerb und über die Mehrsprachigkeit. Vieles davon wird sicher auch morgen noch geltung beanspruchen dürfen. Klar ist aber auch, dass wir gerade bei der erforschung des erwerbs des deutschen als Zweitsprache im Kindesalter noch in den Kinderschuhen stecken. Zugleich können wir natürlich in der gegenwärtigen Lage nicht län-ger abwarten, bevor wir handeln. umso wichtiger ist eine enge Ko-operation, ein zeitnaher Wissenstransfer aus der forschung in die Praxis und eine kontinuierliche Reflektion der Praxis im Lichte neuer wissenschaftlicher erkenntnisse, ganz im Sinne lernender Projekte. Mit diesem Kongress haben wir auch dazu einen Beitrag geleistet.

Zu dem Ballast, den wir hinter uns lassen sollten, gehört auch eine hart-näckige „doppelmoral“, denn die einstellungen zur Mehrsprachigkeit hängen in hohem Maße vom Marktwert der beteiligten Sprachen ab und damit vor allem vom Prestige ihrer Sprecher. die Wahrscheinlichkeit, dass deutsche Kinderärzte, Lehrer und andere Pädagogen eltern vom si-multanen angebot zweier erstsprachen abraten, ist wesentlich höher, wenn es sich dabei um außereuropäische oder wenig bekannte Sprachen handelt. Kinder sind übrigens bereits sehr früh empfänglich für Status-fragen und spüren, welche Sprachen „erwünscht“ sind und welche nicht. auch in anderen Bereichen messen wir mit zweierlei Maß. in der Sprache statusreicher Personen nicht-deutscher erstsprachen tolerieren wir alle möglichen abweichungen. gleichzeitig sind wir wesentlich weniger to-lerant, wenn ein siebenjähriges Kind nach einjährigem Kontakt mit dem deutschen (oder weniger) immer noch genusprobleme hat oder Präpo-sitionen auslässt. negative Reaktionen auf Lernersprachen sind jedoch kein gutes pädagogisches instrument, um die Lernmotivation zu erhalten.

Fazit Wir stehen zweifellos vor großen Herausforderungen, haben aber auch hervorragende Verbündete: das gehirn von Kindern und ihre bemerkenswerte fähigkeit zum Spracherwerb. aber ohne eine anregungsreiche sprachliche umgebung geht es nicht.

ich habe viel über Mythen gesagt; meine ausführungen über Risiken bestehen hingegen lediglich aus einem dreiwortsatz: es gibt keine. die Probleme, die wir beobachten, haben mit der Mehrsprachigkeit an sich nichts zu tun – aber viel mit ihrem fehlen, d.h. mit unserer unfähigkeit, die natürliche Begabung des menschlichen gehirns zur Mehrsprachigkeit herauszufordern. unsere gesellschaft, die entschei-dungsträger in unterschiedlichen Bildungsbereichen und die Wis-senschaft sind gleichermaßen gefordert, die Bedingungen zu schaf-fen, unter denen sich diese Begabung des Menschen entfalten kann.

Prof. Rosemarie tracy, universität Mannheim

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Vorträge[ 3.1 ] Prof. Rita Franceschini Freie Universität Bozen „Mehrsprachigkeit und gehirn: Mythen – Potenzial – Praxis“

Prof. Wassilios E. Fthenakis Freie Universität Bozen „frühe Bildungschancen: Bildungspläne aus deut-scher und internationaler Perspektive“

Prof. Ingrid Gogolin Universität Hamburg „Zweitsprachigkeit oder Zweisprachigkeit? eine falsche front bei der Sprachförderung von Kindern mit Migrations-hintergrund“

Prof. Barbara John Senat für Bildung, Jugend und Sport, Berlin „Mehrsprachigkeit und Sprachförderung (arbeits-titel)“

abstracts zu den einzelnen Vorträgen finden Sie auf der Kongress-Website unter der adresse: http://kongress.sagmalwas-bw.de/deutsch/abstracts/index.html

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c. Zusammenfassung der Podiumsdiskussion: Mehrsprachigkeit zwischen Bildungsideal und Paranoia moderiert von Rainald Becker (aRd)

Teilnehmerinnen und Teilnehmer:

Prof. dr. Jannis androutsopoulos, universität Hannover doreen Barzel, Stiftung Mercator, essen Prof. dr. Wassilios e. fthenakis, freie universität Bozen günter gerstberger, Robert Bosch Stiftung, Stuttgartfrank Halder, BaSf ag, Ludwigshafen Prof. dr. Barbara John, Senat, Berlin Prof. dr. Reich, universität Landau

Zu Beginn der Podiumsdiskussion bestand Konsens: die neuesten wis-senschaftlichen erkenntnisse haben unmissverständlich gezeigt, dass Mehrsprachigkeit bei Kindern keine Überforderung darstellt, sondern grundsätzlich als Chance zu bewerten ist. Vielmehr sind es die Rah-menbedingungen, die Migrantenkindern den erwerb des deutschen erschweren. die Rolle der eltern für den Spracherwerb ihrer Kinder ist nicht hoch genug einzuschätzen. Migranteneltern ist es oft jedoch nicht möglich, den Kindern einen ausreichenden input zu liefern bzw. sie angemessen zu fördern. erforderlich sind daher eine systematische Begleitung und Optimie-rung des Spracherwerbsprozesses, stärkere Übernahme von Verant-wortung seitens der Kindergärten und Schulen, eine bessere Qualifi-zierung der erzieher und Lehrer sowie ein möglichst früher einstieg in die förderung. Voraussetzung dafür ist jedoch der Zugang zu den Kin-dern in Kindertagesstätten über einen Zeitraum von mindestens zwei Jahren. aber auch nach dem Schuleintritt bedarf eine große anzahl von Kindern weiterer förderung. die trägheit des Bildungssystems wurde als erdrückend bezeichnet. die Wirtschaft ist in dieser Situation gefordert, ihre bildungspolitische Verantwortung in viel stärkerem Maße wahrzunehmen.

Wie kann optimale Förderung gelingen?

die forschung zeigt sehr deutlich: Kinder sind in der Lage, bereits früh mehrere Sprachen gleichzeitig zu erwerben, ohne überfordert zu sein. als problematisch erweist sich oft die art und Weise, in der sie mit der Zweitsprache konfrontiert werden; zudem zeigen sich ab dem Schul-alter bei vielen Kindern deutliche differenzen zu deren Sprachstand in der jeweiligen erstsprache. etwa die Hälfte der Kinder mit einer Zweit-sprache bedarf daher auch in der Schule einer Sprachförderung, die

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nicht mit der förderung im Kindergarten aufhören darf. auch in fortge-schrittenerem alter ist es noch möglich, eine Zweitsprache auf hohem niveau zu erlernen. allerdings können jüngere Kinder aufgrund ihrer genetischen disposition noch auf Lernstrategien zurückgreifen, die äl-teren Lernern in dieser form nicht mehr zur Verfügung stehen.

Hemmen mehrere Sprachen die kindliche Entwicklung?

Zwei Sprachen sind kein entwicklungshindernis für Kinder. der gegen-teilige glaube ist möglicherweise auf ein „nationalstatussyndrom“ zu-rückzuführen, das noch fest in den Köpfen verankert ist. Zweisprachig-keit fördert Kinder vielmehr in ihrer entwicklung. das Problem ist eher sozialer natur: die verschiedenen Sprachen genießen ein sehr unter-schiedliches Prestige. die in den Schulen etablierten Bildungssprachen sind, verglichen mit Sprachen wie dem türkischen, deutlich im Vorteil. der Kenntnisstand der Migrantenkinder bei Schuleintritt ist noch et-was unklar. Breit angelegte Studien fehlen (während es sehr wohl eine Reihe kleinerer Studien gibt). untersuchungen zu den Kenntnissen türkischsprachiger Kinder in der erstsprache zeigen jedoch, dass diese zum Zeitpunkt des Schuleintritts durchaus über grundlegende Kennt-nisse in der erstsprache verfügen. andere tests weisen auf eklatante defizite hin. insbesondere fehlt es an interaktiver sprachlicher Betäti-gung in den ersten Lebensjahren, stattdessen wird zuviel passiv – bei-spielsweise fernsehen – konsumiert. dringend erforderlich wäre mehr „Sprachlichkeit“ in den ersten Lebensjahren.

Die Rolle der Eltern

eine engere einbindung der familien ist für die Sprachförderung unab-dingbar. eltern sollten grundsätzlich in der familiensprache so viel wie möglich mit ihren Kindern sprechen, und sie auch zusätzlich fördern, z.B. durch Vorlesen. eltern sollten ihre aufgabe so gut wahrnehmen, wie es ihnen möglich ist. dabei sollte ihnen eine Hilfestellung gebo-ten werden, ohne ihnen allzu konkrete erziehungsempfehlungen zu geben. die Vermittlung, dass fehler Stationen auf dem Lernweg und somit nötige erfahrungen sind, ist dabei wichtig.Wenn die eltern unterschiedliche Sprachen sprechen, ist es empfeh-lenswert, sich an den grundsatz „one parent – one language“ zu halten und den Spracherwerb unter anderem durch gezielten Medienkonsum in der nicht dominanten Sprache zu fördern.

[ 3.1 ] Wie systematisch muss Sprachförderung sein?

Weil eltern alleine häufig nicht zu einer ausreichenden förderung im-stande sind muss Spracherwerb systematisch gefördert werden. dazu muss eine sehr viel effektivere förderung in Kindergarten und Schule stattfinden. Vorrangig ist die diagnose des Sprachstands. die Sprach-förderung muss dann jedoch systematisch und andauernd über den gesamten Bildungsweg hinweg erfolgen – auch wenn gezielte förde-rung zu einem späteren Zeitpunkt noch immer durchaus gute erfolge erzielen kann.

Die Rolle der Erzieher

als zentral wurde die Qualifizierung der hauptamtlichen erzieher und Lehrer angesehen. die grundlagen des Spracherwerbs müssen unbe-dingt in die Lehrerausbildung eingehen. die Schule muss langfristig gesehen in der Lage sein, selber zu leisten, was ihr andere initiativen und Systeme heute oft noch abnehmen. es sollte mehr bilinguales Lehrpersonal geben.

Welche Rolle spielt die Kita?

der großteil der Kinder – mit einer geringen ausnahme von circa 5-10 Prozent – besucht bereits heute eine Kindertagesstätte. es wäre wün-schenswert, dass möglichst alle Kinder den Kindergarten besuchen und dort individuell gefördert werden. dies macht allerdings nur dann Sinn, wenn die förderung auch erfolgreich ist – in Berlin, wo 54 Prozent der Kinder Kitas besuchen, haben Sprachstandserhebungen zu dem er-gebnis geführt, dass Kita-Kinder im Hinblick auf den Spracherwerb im Vergleich zu Kindern, die in keine Kindertagesstätte eingebunden sind, kaum besser abschneiden. die Qualität der erziehung in Kindertages-stätten muss sich daher merklich verbessern.

Die Rolle des Staates und der Wirtschaft

der Staat kann die anstehenden aufgaben nicht alleine bewältigen. die „Zivilgesellschaft“ – Wirtschaft, Stiftungen und Private – muss aktiv werden, kann jedoch ein effizientes staatliches Bildungssystem nicht ersetzen. der Wirtschaft wurde zugute gehalten, dass sie seit einigen Jahren offen für fragen der Mehrsprachigkeit ist. einwanderersprachen sind jedoch nur bedingt als ökonomische Ressourcen anzusehen und nur für ganz bestimmte tätigkeiten von nutzen. Vorherrschend sind noch immer deutsch und englisch. Zusätzliche Sprachkenntnisse wie auch interkulturelle Kompetenzen werden eher als Zusatzkompetenzen geschätzt, die nur unter bestimmten umständen unverzichtbar sind.

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d. Abendveranstaltung

Lesung von Feridun Zaimoglu

der deutsch-türke feridun Zaimoglu wurde im anatolischen Bolu ge-boren und lebt seit über 35 Jahren in deutschland. er studierte Kunst und Humanmedizin in Kiel, wo er seit 1985 lebt und als Schriftsteller, drehbuchautor und Journalist arbeitet. er ist deutscher geworden und dennoch türke geblieben, ein gelungenes Beispiel für eine integration, die multikulturelle Züge nicht ausschließt.

er war Kolumnist für das Zeit-Magazin und schreibt für die Welt, die frankfurter Rundschau, die Zeit und die faZ. Mit seinem ersten Buch „Kanak Sprak“, einer schonungslosen darstellung der türkischen Sub-kultur in deutschland, wurde er 1995 zum Kultautor. er erhielt bereits etliche Preise in den Bereichen drehbuch, Hörfunk und fernsehen und Literatur. 2005 erhielt er den adelbert-vom-Chamisso-Preis, die höchs-te auszeichnung für deutsch schreibende Migranten. Weitere Bücher sind „german amok“, „Zwölf gramm glück“ und sein neuestes Buch „Leyla“, eine Hommage an türkische frauen der ersten einwandererge-neration, aus dem er verschiedene ausschnitte vortrug.

[ 3.1 ] Freitag, 6. Oktober

[ 3.2 ]21

der zweite Kongresstag wurde, nach einer Begrüßung von Herrn Prof. Peter drewek, dem Prorektor der universität Mannheim, von Staatssekretär andreas Storm eröffnet. Sei-nem grußwort folgten weitere wissenschaftliche Vorträge. am nachmittag wurde das Kongressthema unter verschie-denen gesichtspunkten in vier foren diskutiert.

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andreas stormParlamentarischer staatssekretär im

Bundesministerium für Bildung und forschung

3.2. Freitag, 6. Oktober

a. Grußwort Andreas Storm

Sehr geehrte damen und Herren,

es freut mich sehr, Sie alle im namen der Bundesministerin für Bildung und forschung, dr. annette Schavan, begrüßen zu können.Sie haben sich gestern am ersten tag der Konferenz bereits mit Vor-trägen und diskussionen den unterschiedlichen aspekten des themas „Mehrsprachigkeit und Sprachförderung“ gewidmet. am heutigen tag stehen verschiedene facetten des themas „Sprachkompetenz“ im Vordergrund. Mit meinen folgenden ausführungen dazu aus der Sicht des Bundes hoffe ich, einige anregungen für ihre weitere auseinander-setzung mit diesem thema zu geben, das ja auch in der Wissenschaft durchaus kontrovers diskutiert worden ist und wird.der Bundespräsident hat vor zwei Wochen seine erste Berliner Rede dem thema Bildung gewidmet. deutlicher kann man es nicht zu verste-hen geben: Bildung ist grundlage und Voraussetzung für den persön-lichen Wohlstand jedes einzelnen und für eine gute Zukunft unseres Landes. Sprachkenntnisse sind die Voraussetzung für Bildungserfolg und damit zugleich für soziale und ökonomische teilhabe. dies gilt für alle Menschen. die Sprache des Landes, in dem man lebt, zu beherr-schen, ist deshalb der erste wichtige Schritt zu Bildungserfolg und ge-lungener integration.

das Bundesministerium für Bildung und forschung hat sich deshalb schon seit einigen Jahren intensiv des Zusammenhangs von Sprache und integration angenommen – sowohl im Bereich der Bildungsfor-schung im engeren Sinne als auch in der modellhaften erprobung von Handlungsempfehlungen der wissenschaftlichen expertisen.die vierte von uns geförderte, aktuelle expertise mit dem titel „Migrati-on, Sprache, integration“ wurde im februar dieses Jahres veröffentlicht. Sie hat große öffentliche Resonanz gefunden, auch weil die ergebnisse nicht unwidersprochen blieben. einige zentrale Punkte der ergebnisse möchte ich deshalb gerne auch hier für ihre weiteren diskussionen vorstellen:

1. Bedingungen des erwerbs der Landessprache 2. Kompetente Zweisprachigkeit bleibt die ausnahme3. Bildungserfolg hängt zentral von guten Kenntnissen der Landes- sprache ab.4. ungünstige umstände verstärken sich wechselseitig.

[ 3.2 ]

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auf dem integrationsgipfel bei der Bundeskanzlerin wurde deshalb auch eine eigene arbeitsgruppe mit dem thema „Von anfang an deut-sche Sprache fördern“ eingesetzt. dort wurde unter anderem betont, dass Sprachförderung ein zentraler Bereich gerade der frühkindlichen Bildung ist und möglichst frühzeitig beginnen sollte. eine sprachliche förderung ist, auch das wissen wir inzwischen, nicht nur für Kinder mit Migrationshintergrund, sondern für alle Kinder wichtig. deshalb haben die unterstützung und förderung der sprach-lichen entwicklung aller Kinder in den Bildungsplänen der Länder für die Kindertageseinrichtungen ein besonderes gewicht.alle diese aktionen dienen dem Ziel, Mehrsprachigkeit zu stärken, kul-turellen austausch zu verbessern, gesellschaftliche annäherungen zu ermöglichen – und gleichzeitig auch wirtschaftliche Chancen zu nut-zen.

der Bund unterstützt diese Bestrebungen, weil er die Vorteile der Mehr-sprachigkeit für die Menschen in deutschland und seine Wirtschaft sieht. und je früher diese Vorteile unterstützt werden, desto besser für alle. dieser Kongress zeigt, wohin die Richtung geht.der Landesstiftung Baden-Württemberg und der universität Mann-heim danke ich im namen der Ministerien für ihre initiativen im Pro-jekt „Sag´ mal was – Sprachförderung für Vorschulkinder“ und für die Veranstaltung dieses Kongresses in Mannheim.ich danke ihnen für ihre aufmerksamkeit und wünsche ihnen einen er-folgreichen weiteren tagungsverlauf.

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[ 3.2 ] Priv.-Doz. Dr. Inken Keim Institut für deutsche Sprache, Mannheim„Migrantenjugendliche und ihre kommunikativ-stilistischen Repertoires“

Prof. Monika Rothweiler Universität Hamburg „Mehrsprachigkeit und Sprachentwicklungs-störungen: Wie groß ist die gefahr von fehlein-schätzungen?“

Prof. Petra Schulz Universität Frankfurt „Sprache verstehen: Her-ausforderungen für Kinder mit deutsch als Zweit-sprache“

Prof. Rosemarie Tracy Universität Mannheim „Sprachliche Kompetenzen in der frühen Kindheit – was sollten wir darüber wissen?“

abstracts zu den einzelnen Vorträgen finden Sie auf der Kongress-Website unter der adresse: http://kongress.sagmalwas-bw.de/deutsch/abstracts/index.html

b. Vorträge

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c. Zusammenfassungen der Foren

Forum I vom 6. Oktober 2006; 14:30 – 16:00 Vom Hürdenlauf zum Staffellauf: Mehrsprachigkeit in der Bildungmoderiert von nela fichtner (SWR)

Teilnehmerinnen und Teilnehmer:

dr. Karin Jampert, deutsches Jugendinstitut MünchenProf. dr. udo-Michael Schampel, Landesinstitut für Schulentwicklung StuttgartProf. dr. gesa Siebert-Ott, universität SiegenBotho Stern, Schulamt Mannheimanne Wiese, Hertie-StiftungProf. dr. Henning Wode, universität Kiel

am anfang dieser diskussionsrunde stand die Kurzpräsentation eige-ner Projekte durch die Beteiligten. anne Wiese (Hertie-Stiftung) berich-tete von zwei Projekten („frühstart“ und „deutsch & PC“) in frankfurt/Main, die zum Ziel haben, Kindern mit Migrationshintergrund eine gute Schulausbildung und einen qualitativen abschluss zu ermögli-chen. ebenso werden Weiterbildungen für erzieher angeboten.frau Siebert-Ott berichtete von einem förderprojekt in Köln, das von der Mercator-Stiftung unterstützt wird. Hier werden Studenten für die Sprachförderung direkt in den Schulen qualifiziert. im Vordergrund ste-hen insbesondere der aufbau eines netzwerkes zwischen der univer-sität, der Stadt und der Bezirksregierung, sowie die einbeziehung der eltern.Herr Stern vom Schulamt Mannheim berichtete von der entwicklung integrativer Konzepte in 50 Mannheimer Schulen. Bereits in 70 Klas-sen findet heute Sprachförderunterricht statt. unterstützt wird die-se arbeit von der universität Mannheim, der universität Heidelberg, dem institut für deutsche Sprache (idS) und u.a. der Heinrich-Vetter-Stiftung. des Weiteren sollte man die ausbildung von Lehrer umfang-reicher gestalten und zudem die elterneinbindung durch Weiterbil-dungen fördern.Herr Schampel kritisierte des Weiteren die bestehende traditionelle einstellung zur Kindertagesstätte, welche bisher noch immer als „Schonfrist“ angesehen wird. der Übergang zwischen Kindertages-stätte und Schule sollte fließender sein. Herr Wode berichtete über ein Modell in Kindertagesstätten an der deutsch-dänischen grenze. Hier wurden Kinder ab dem 3. Lebensjahr ausschließlich in englischer um-gangsprache betreut.

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frau Jampert stellte das neue Projekt „Sprachförderung in der Kita“ vor. Ziel ist es hierbei, durch interdisziplinäre Zusammenarbeit von Sprach-wissenschaftlern, Pädagogen und Psychologen qualitative Sprachför-derung anzubieten. Zur Zeit beteiligen sich 11 Kindertagesstätten an dieser Maßnahme. des Weiteren ist eine verstärkte arbeit mit erzieher wichtig, welche die entsprechende erstsprache der Kinder sprechen und damit für Kinder und eltern in der Kita ein ansprechpartner sein können.

Warum gibt es keine effektive Umsetzung der wissenschaftlichen Erkenntnisse?

das Problem besteht in den informationslücken. Vor allem auf Seiten der Politiker fehlt meist tiefer gehendes bzw. spezifisches Wissen zum thema. ebenso sind die fähigkeit zur Problemerkennung sowie die erfahrung auf Seiten der eltern zu gering. auch dort, wo Problembe-wusstsein vorhanden ist, können eltern allerdings die benötigte Hilfe meist nur schwer einfordern. Sie wissen auch häufig nicht, wie mit Mehrsprachigkeit umzugehen ist bzw. an welchen erkenntnissen oder Ratschlägen sie sich wirklich orientieren sollen. die Signale aus der Wissenschaft sind zu vielfältig.

Hervorgehoben wurde die gute Kooperation bei den bestehenden Mannheimer Projekten und die starke entwicklung der letzten drei Jahre, in denen sich mehr getan habe als in den 30 Jahren zuvor. ge-schulte Multiplikatorinnen geben außerdem ihr Wissen an Lehrer wei-ter. Betont wurde, dass vor allem geduld auf allen Seiten ein wichtiger faktor sei. die Voraussetzung für die Bereitschaft, sich auf neuerungen einzulassen, sind zunächst positive erfahrungen, welche gründliche Reflexionen nach sich ziehen sollen. Hierbei ist nicht die Schnelligkeit sondern die Qualität entscheidend. eine Optimierung der Kooperation von Schule und Kita ist notwendig.in Bezug auf die einbindung der Lehramtsstudierenden in Köln wurde das System der Qualifizierung direkt in der Schule beschrieben und die Problematik der Zusammenarbeit von familie und Schule erneut her-vorgehoben. in der Schule sollte die Zweitsprachförderung im Kollegi-um verankert sein – sie dürfe nicht länger als teil der „Randangebote“ gelten. da die didaktik an sich bereits vorhanden sei, müsse sie nun noch effektiv umgesetzt werden.

Inwiefern ist die Ausbildung der Erzieher mit den Anforderungen vereinbar?

Mehrsprachigkeit muss einen zentralen Platz in der ausbildung ein-nehmen (z.B. durch einen eigenen auslandsaufenthalt). an den univer-

[ 3.2 ] sitäten sollte eine bessere bzw. andere ausbildung geschaffen werden. eine umstrukturierung erscheint jedoch in deutschland schwierig. ein alternativer Vorschlag sind Pilotuniversitäten, wie in einem Versuch in Baden-Württemberg, bei dem Studenten als teil der Lehrveranstaltun-gen in bilingualen Kitas, grundschulen und gymnasien hospitieren und ihre erfahrungen anschließend reflektieren.

diskussionsrunde am ende des forum iBotho Stern, Prof. dr. udo-Michael Schampel, Prof. dr. Henning Wode (v.l.)

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Forum II vom 6. Oktober 2006; 14:30 – 16:00 Wie teuer ist Sprachförderung und was ist sie uns wert?moderiert von Martin gerstner (Sonntag aktuell, Stuttgart)

Teilnehmerinnen und Teilnehmer:

Prof. dr. Carl-Heinrich esser, Heinrich-Vetter-Stiftungdr. Roland Kaehlbrandt, Stiftung Polytechnische gesellschaftnanni Kaiser, Vertretung der Stadt MannheimPriv.-doz. dr. friedhelm Pfeiffer, Zentrum für europäische Wirtschafts-forschung und universität Mannheimdr. andreas Weber, Landesstiftung Baden-Württemberg

der gemeinsame tenor stand von anfang an fest: die notwendigkeit einer intensiven Sprachförderung. dabei sollte berücksichtigt werden, dass Kinder insgesamt weniger lesen, sowohl zuhause als auch im wei-teren sozialen umfeld, und eine geringere anzahl an Sprachvorbildern antreffen, als dies in früheren Zeiten der fall war. dem muss entgegen-gewirkt werden. Zur Zeit engagieren sich in dieser Hinsicht vor allem zahlreiche Stiftungen, die im Bereich ihrer finanziellen Möglichkeiten alles daran setzen, die deutschkenntnisse von Kindern aus Zuwande-rerfamilien zu fördern, um eine zentrale ursache für schlechte Zen-suren oder sogar einen Schulabbruch zu beheben.

allein die Landesstiftung Baden-Württemberg investierte in den letzten vier Jahren circa 20 Millionen euro in förderprogramme und erreichte damit etwa 35.000 Kinder ausländischer und deutscher Herkunft. den-noch verlangt ein begrenztes Budget die verantwortungsbewusste auswahl bestimmter Sprachförderungsprojekte, die vor allem im Hin-blick auf effektivität getroffen werden muss. eine empirische Messung dieser effektivität und eine Überprüfung anderer erfolgskriterien sind allerdings allzu oft nur in begrenztem Maße möglich.

Wirtschaftliche Aspekte

aus der ökonomischen Perspektive lautet die frage: gibt es einen ROi (Return On investment) der Sprachförderung und wann ist dieser zu erkennen? die Sprachförderung steht dabei nicht isoliert im fokus, sondern Bildung als ganzes muss betrachtet werden. Bildung ist für eine globale Volkswirtschaft wie die des export- und Reiseweltmeisters deutschland von extremer Bedeutung. eine Hauptproblematik bei der Betrachtung von förderprogrammen besteht darin, dass zunächst er-kennbar hohe Kosten entstehen, deren erträge jedoch sozusagen „in Raten“ über das gesamte Leben hinweg sichtbar werden. Vor allem

[ 3.2 ] jedoch beginnt Bildung mit dem ersten Schrei und sollte somit nicht erst dann gefördert werden, wenn bereits Schwierigkeiten aufgetreten sind. nicht allein die schulische ausbildung sondern schon die „fami-lienförderung“ ist wichtig, also dass bereits Kleinkinder noch vor dem Kindergartenalter eine ausreichende erziehung genießen. das soziale umfeld ist hierbei genauso einzubeziehen wie die nachfolgende schu-lische ausbildung.

die Situation von Migrantenkindern verschärft sich und der Bedarf an Sprachförderung ist dramatisch. intensive investitionen in förderungs-projekte sind überaus notwendig, wobei diese investitionen nicht al-lein aus geldmitteln bestehen sollten. auch geschultes Personal sowie Weiterbildungsmöglichkeiten für jenes sind unerlässlich für den opti-malen erfolg der Programme. Hierfür können vor allem bereits ins Le-ben gerufene evaluationsverfahren in Zusammenarbeit mit universi-täten, Wirtschaftsorganisationen und Stiftungen von großem nutzen sein, um die fördermaßnahmen zu optimieren.

Konkrete Maßnahmen

die integrative Zusammenarbeit der Stiftungen mit Kindern, eltern und Bildungseinrichtungen wurde erneut gefordert. Verschiedene Pro-jekte der Heinrich-Vetter-Stiftung, wie Leseanreize und einbeziehung von Schülern an sogenannten Schwerpunktschulen mit hohem aus-länderanteil, können die förderung der deutschen Sprache im Kindes-alter nachhaltig unterstützen.

Bei einem Schulversuch an drei hessischen grundschulen, der vor fünf Jahren einsetzte und mit je drei Klassen durchgeführt wurde, beliefen sich die Kosten auf rund 2.000 euro pro Kind und Jahr und wurden für einen intensiven deutschunterricht aufgewandt. der erfolg stellte sich bereits ein Jahr nach Beginn des Versuchs in dem Maße ein, dass in keiner der beteiligten Klassen Schüler aufgrund mangelnder Leistun-gen ein Schuljahr wiederholen mussten. derzeit fördert die Stiftung Polytechnische gesellschaft rund 50% der frankfurter grundschulen mit hohem ausländeranteil. unter anderem zählen hierzu Projekte wie „frühstart“ oder „deutschsommer“, ein Programm zur deutschförde-rung während der Sommerferien, das circa 1.200 euro pro Kind kostet. nach einem Jahr Sprachförderung konnte man bei den Kindern eine regelrechte „Sprachexplosion“ feststellen, die sogar eine Verbesserung des türkischen, also der Muttersprache der förderschüler, zur folge hatte.

auch anderen Sprachen, z.B. türkisch, Russisch oder arabisch, sollte ein-zug in den Lehrplan deutscher gymnasien ermöglicht werden. aller-

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dings ist hierbei zunächst die deutsche Sprache als grundkenntnis für eine weitere erfolgreiche Bildung vorauszusetzen.

Fazit

der Begriff des „impulsgeldes“ wurde aufgeworfen, das darauf abzielt, in förderprogramme zu investieren, die nachfolgend andere investoren dazu animieren sollten, ebenfalls investitionen zu tätigen. eine weitere Zunahme privaten engagements ist für die Zukunft wünschenswert, ebenso wie die integration von Stiftungen und universitäten. das geld für Sprachförderungsprogramme ist überaus gut angelegt, und die för-derung ist erfolgversprechend. Sprachförderung kann nicht wichtig ge-nug sein und ist vor allen dingen auch Persönlichkeitsbildung. Je früher diese beginnt, desto höher sollten zukünftige erträge ausfallen.

[ 3.2 ]

diskussionsrunde am ende des forum iidr. andreas Weber, dr. Roland Kaehlbrandt, Martin gerstner, Priv.-doz. dr. friedhelm Pfeiffer, nanni Kaiser, Prof. dr. Carl-Heinrich esser (v.l.)

Forum III vom 6. Oktober 2006; 16:30 – 18:15 Gemeinsam für das Kind: Partnerschaft mit Eltern und Zusammenar-beit mit Migrantenverbändenmoderiert von dr. Pia gerber (freudenberg-Stiftung)

Teilnehmerinnen und Teilnehmer:

dr. Mehmet alpbek, Kotti nachbarschafts- und gemeinwesenverein am Kottbusser tor e.V., BerlinPriv.-doz. dr. inken Keim, idS MannheimMartha aykut, Stabsabteilung für integrationspolitikProf. dr. Christine Bierbach, universität MannheimPatricia Virzi-aksoy, Jugendamt StuttgartMartina Wießler, Liga der freien Wohlfahrtspflege e.V.

Zu Beginn wurde der Rahmen für die nachfolgende diskussion abge-steckt: da einer der wichtigsten faktoren bei der Sprachentwicklung von Migrantenkindern der einsatz der eltern ist, muss einerseits deren Beteiligung gefordert und gefördert werden, andererseits müssen auch von institutioneller Seite die Rahmenbedingungen optimiert werden. im anschluss stellten die Beteiligten kurz ihren Standpunkt dar.

Priv.-Doz. Dr. Inken Keimfrau Keim beleuchtete den Zusammenhang zwischen Bildungserfolg und Herkunft. eines ist klar: den schulischen Misserfolg von Migran-tenkindern ausschließlich auf die sozio-kulturelle Herkunft zurückzu-führen ist zu kurz gegriffen. Obwohl im allgemeinen die Bildungsferne der eltern, die geringe Bildungsorientierung bezüglich der töchter, die Sprachdefizite der eltern und Kinder, ein anregungsarmes häusliches Milieu und die mangelnde unterstützung der eltern im Hinblick auf schulische aufgaben als gründe für schulisches Versagen genannt werden, widersprechen neue forschungsergebnisse solchen erklä-rungsansätzen. Sowohl familiäre Strukturen als auch kulturelle Orien-tierungen sind in türkischen familien heute hoch ausdifferenziert. Zu-dem konnte in neuern untersuchungen eine Bildungsbenachteiligung der türkischen Mädchen nicht nachgewiesen werden. Weiterhin sprach frau Keim über eigene erfahrungen in der elternar-beit. tipps, wie und wo man sich informationen zu verschiedenen Be-reichen verschaffen kann, sind für die eltern ebenso wichtig wie auch anhaltspunkte darüber, wie die Kinder unterstützt und motiviert wer-den können. ferner sind sozial erfolgreiche, zweisprachige Vorbilder für die Kinder, eine günstigere Wissenslage hinsichtlich schulischer anfor-derungen sowie Kontakte zu und treffen mit anderen eltern und Leh-renden, welche den austausch von informationen begünstigen wür-den, dringend erforderlich.

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Dr. Mehmet AlpbekMigrantenvereine in deutschland sind schlecht vernetzt und werden kaum finanziell unterstützt. die Vereine müssten in andere Jugendhil-feorganisationen integriert sein. angebracht wäre ein bundesweites Programm zur frühkindlichen erziehung, im Rahmen dessen die eltern der Kinder mit Migrationshintergrund angesprochen werden. Hierbei ist es notwendig, dass letztere sich darin wieder finden, und dass die angebote für sie leicht erreichbar sind. Solche angebote werden von den Betroffenen angenommen, wenn die Kooperation zwischen deut-schen und türkischen Organisationen gut verläuft.

Martina Wießlerfrau Wießler berichtete über das Projekt „Stärkung der erziehungskraft der familie durch und über den Kindergarten“. das trägerübergreifen-de Projekt fand in Baden-Württemberg von 2003–2006 statt. diese fördermaßnahmen der Landesstiftung Baden-Württemberg erreich-ten etwa 200 Kindertagesstätten. da der grundlegende ansatz des Projektes in der förderung von erziehungspartnerschaften bestand, richtete sich das augenmerk auf eine gegenseitige Wertschätzung, um auf diese Weise jedes Kind in seiner entwicklung zu begleiten und zu fördern.die Konsequenzen, die bisher aus dem Projekt gezogen werden kön-nen, sind darin zu sehen, dass die arbeit mit Kindern stets auch bedeu-tet, mit familien zu arbeiten. es wurde deutlich, dass die erziehungs-partnerschaft eine gute Basis für die lebendige integration darstellt, wobei die partnerschaftliche Zusammenarbeit als teil der alltäglichen arbeit angesehen wird.

Martha Aykutauch frau aykut bestätigte, dass Migranteneltern häufig nicht wissen, wie ihre Kinder zu fördern sind. Zudem seien Berührungsängste mit der Schule, ein bildungsfernes Milieu und Sprachdefizite charakteris-tisch. im Zusammenhang mit den Kursen „Mama lernt deutsch“ wurde festgestellt, dass deutschkurse für Migranteneltern überaus geeignete türöffner darstellen. diese deutschkurse für die Mütter werden aus kommunalen Mitteln finanziert; derzeit werden etwa 30 Kurse im Jahr an 15 Schulen in Stuttgart angeboten. unter städtischer Koordination arbeiten etwa sieben verschiede Organisationen am Projekt mit.

die Kursziele bestehen zunächst in der Verbesserung der deutsch-kenntnisse der Mütter, welche zudem über das deutsche Schulsystem informiert werden, um Hemmschwellen abbauen zu können. die Kur-se sollen auch dazu dienen, die Kommunikation zwischen Schule und elternhaus zu fördern. es sollen nicht die vermeintlichen defizite der eltern betont werden, sondern vielmehr deren Kompetenzen.

[ 3.2 ] Patrizia Virzi-Aksoyfrau Virzi-aksoy vertrat das Stuttgarter Jugendamt, das sich aktiv an Projekten für Migranten in Stuttgart beteiligt. die elternseminare in Stuttgart erfahren regen Zulauf von der zugewanderten Bevölkerung. diese Seminare gleichen einer kommunalen einrichtung und werden auch von der Kommune getragen. auf kostenfreier Basis werden den einwanderereltern treff- und Lehrangebote unterbreitet, welche vor allem erziehungsthemen in den Mittelpunkt stellen.

Prof. Dr. Christine BierbachLaut frau Bierbach gestaltet sich die Bildungssituation italienischer Migranten in Mannheim sehr problematisch. Man könnte vermuten, dass es italienischen Migrantenfamilien leichter fallen sollte als tür-kischen, sich im deutschen Bildungssystem zu orientieren, da sie aus dem europäischen Kulturkreis stammen. diese annahmen treffen aber leider nicht zu. die italienischen familien haben häufig angst, dass ihre Kinder das italienische verlernen könnten, sobald sie in der Bildungssi-tuation mit deutsch konfrontiert werden. Hinzu kommt noch, dass ita-lienisch als Migrantensprache oft abwertend betrachtet wird, wodurch sich unter den Migranten ein negatives Sprachbild entwickelt. daher müssten die Migrantensprachen stabil im Bildungssystem verankert und die Sprachkenntnisse, welche die Migranten mitbringen, zertifi-ziert werden.

Fazit

eltern sind die ersten Bezugspersonen der Kinder. daher kann keine qualifizierte Mehrsprachigkeitsförderung stattfinden ohne den einbe-zug und die förderung der Kompetenzen der eltern. die Kooperation von eltern, Schule und Migrantenverbänden sind daher unumgäng-lich. Professionelle Kooperationsstrategien setzen auf eine langfristig angelegte, ernst gemeinte, systematische Bildungspartnerschaft mit den eltern. Sie beziehen dabei eine Vielfalt an bedarfsorientierten um-gangsformen ein (informationsveranstaltungen hinsichtlich der Lehr-pläne, Hausbesuche, Vertragspartnerschaften, etc.). der individuelle Bildungserfolg des Kindes muss im Mittelpunkt stehen, und den eltern muss Hilfestellung bei der einführung von lernförderlichen Routinen in den alltag gegeben werden. ebenso sollte auf zweisprachige Ver-mittler und Bildungsmediatoren gesetzt und die Väter miteinbezogen werden. im Vordergrund steht die Verminderung der distanz zwischen Bildungseinrichtungen und familien. einrichtungen sollten in aufbau und Systematik näher an die familien herangerückt werden. dafür müssen neben institutionellen Handlungsstrategien ebenso hinrei-chende finanzielle Ressourcen bereitgestellt werden.

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Forum IV vom 6. Oktober 2006; 16:30 – 18:15 Wie kann man den Erfolg von Sprachfördermaßnahmen messen? Standards für die Evaluationmoderiert von Prof. dr. Konrad ehlich (universität München)

Teilnehmerinnen und Teilnehmer:

doreen Barzel, Stiftung MercatorProf. dr. Hermann ebner, universität MannheimProf. dr. Barbara gasteiger-Klicpera, PH WeingartenProf. dr. Werner Knapp, PH Weingartendr. uwe neugebauer, univation institut für evaluation, dr. Beywl & associates gmbH, KölnProf. dr. Jeannette Roos, PH HeidelbergProf. dr. Hermann Schöler, PH Heidelberg

angesichts der vielfältigen Sprachfördermaßnahmen, die zur Zeit im einsatz sind, ist es wichtig, diese zur Kenntnis zu nehmen und deutlich zu machen, wie sinnvoll diese arbeit ist, welche fortschritte gemacht werden und wie die förderung inhaltlich gestaltet wird. im Rahmen des forums ging es nicht um die konkreten instrumente für die Sprach-standsmessung, sondern darum, wie die eingesetzten Verfahren und fördermaßnahmen selbst auf ihre Leistungsfähigkeit hin analysiert werden können. Zu Beginn stellten die Beteiligten kurz ihre eigenen Standpunkte und Projekte dar.

Doreen Barzelim Rahmen des Projekts „förderunterricht“ der Stiftung Mercator er-halten 6.000 Kinder und Jugendliche im alter von 5-13 Jahren (Sekun-darstufe i und ii) von 1.000 angehenden Lehrern spezifischen förder-unterricht. Seit 2006 wird eine Wirkungsmessung durchgeführt. in 4 erhebungswellen soll durch ein Monitoring – entwickelt in Zusam-menarbeit mit dem europäischen forum für Migrationsstudien an der universität Bamberg – der erfolg der Sprachfördermaßnahmen festge-halten werden. die Stiftung Mercator legt großen Wert darauf, dass die gewählte evaluationsmaßnahme die förderkräfte nicht überlastet und dennoch wissenschaftlich fundiert ist. die ergebnisse der ersten er-hebungsrunde, an der 2.826 Schüler und 585 förderkräfte teilnahmen, ergab, dass sich die Schüler in der Regel um eine halbe bis ganze note verbessert hatten.

Prof. Dr. Jeanette Ross & Prof. Dr. Hermann Schölerfrau Roos und Herr Schöler sind für die wissenschaftliche Begleitung der evaluierung der Sprachfördermaßnahmen im Programm „Sag’ mal

[ 3.2 ] was“ der Landesstiftung Baden-Württemberg ( eVaS: evaluations-studie zur Sprachförderung von Vorschulkindern) verantwortlich. Vor-gestellt wurden zunächst allgemein die wissenschaftlichen Standards einer evaluation, dann die möglichen Probleme, die bei einer evaluie-rung auftreten können.

eine evaluation sollte extern durchgeführt werden, sie sollte Vor- und nachuntersuchungen enthalten, sowie follow-up-Studien, um die nachhaltigkeit einer Maßnahme zu überprüfen. ebenso sollte eine an-gemessene Vorlaufzeit für die evaluation gegeben sein und es sollte ein kontinuierlicher austausch zwischen allen Beteiligten stattfinden.

Problematisch ist häufig der Vergleich zwischen den geförderten Kin-dern und jenen der Kontrollgruppe, da die Kinder unterschiedliche Voraussetzungen in Bezug auf ihre erstsprache, ihre kognitive ent-wicklung etc. mitbringen. auch die anzahl der zur Verfügung stehen-den Kinder reicht oft nicht für eine evaluation aus. da der erfolg einer Sprachfördermaßnahme sowohl abhängig ist von den Komponenten des Programms als auch von der Kompetenz der förderkräfte, ist eine trennung dieser effekte bei der evaluation wichtig, was allerdings nicht immer gelingt.

Prof. Dr. Barbara Gasteiger-Klicpera & Prof. Dr. Werner Knappfrau gasteiger-Klicpera und Herr Knapp begleiten ebenfalls das Projekt „Sag’ mal was“ wissenschaftlich. für die durchführung einer evaluati-on sind eine Reihe verschiedener evaluationsinstrumente (fragebögen, tests, etc.) geeignet, vor allem sollten aber alle Sichtweisen (Kinder, el-tern, erzieher, förderkräfte) in die evaluation mit einbezogen werden, wobei die Stichprobe repräsentativ sein muss.

in Bezug auf den rein schulischen erfolg geht es nicht darum, dass das Kind etwas dazulernt, sondern dass es den Lernvorsprung der ande-ren aufholt. das geförderte Kind sollte ein durchschnittliches tempo erreichen. faktoren, die die nachhaltigkeit von förderprojekten beein-flussen, sind z.B. die Qualifikation der erzieher oder die Konzeption der Sprachförderung selbst. die Zielgruppen erzieher und Sprachförder-kräfte sollten mehr Hilfestellung bekommen, indem man ihnen Mus-terbeispiele für eine Sprachförderstunde bietet.

Dr. Uwe Neugebauereiner der wichtigsten Punkte bei evaluationsprojekten ist die formulie-rung von Zielen, an denen der erfolg einer Maßnahme gemessen wer-den kann. erst dann kann man die erfolgskriterien in konkret erfassbare Merkmale umsetzen. dabei legt nicht der evaluator den „erfolg“ fest, sondern die akteure, z.B. auftraggeber und die beteiligten förderkräfte.

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Wichtig ist transparenz während des gesamten evaluierungsprozesses. Wenn alle am evaluationsprozess beteiligt sind, kann man auch mög-liche einwände (z.B. zu großer Zeitaufwand), welche oft in Widerstand übergehen, vermeiden. ein evaluationsinstrument muss also nicht nur valide und reliabel sein, sondern auch benutzerfreundlich.

Prof. Dr. Hermann EbnerBetont wurde die notwendigkeit, auf Wissen aus vorhandenen evalua-tionen zurückzugreifen. Man sollte also nutzen ziehen aus den evalu-ationsstandards, Methoden- und designstandards, die z.B. seit Jahren aus den uSa nach deutschland importiert werden, und nicht neue Maßnahmen ergreifen um diese Standards für wissenschaftliche Stu-dien zu entwickeln. der austausch zwischen Wissenschaft und Politik muss optimiert werden.

Wie und wie lange soll gefördert werden?der erfolg von fördermaßnahmen darf nicht als eindimensional an-gesehen werden. Kinder mit Mehrsprachigkeit sollten nicht auf ihre Sprache reduziert werden, sondern sowohl ihre sprachliche als auch ihre soziale entwicklung sollte in die erfolgsmessung mit eingehen. der fundamentale Widerspruch zwischen dem „Kurzfrist-denken“ der Politik – nämlich bis zur nächsten Wahl – und der notwendigen dauer von Projekten im Bildungsbereich sollte endlich aufgehoben werden. es muss auch geprüft werden, ob die Kinder aus der frühförderung tat-sächlich in weiterführende Schulen kommen und ob Sprachförderung auch in andere Bereich hineinwirkt (z.B. soziale integration). dabei muss ein Kompromiss gefunden werden zwischen einer lang-fristigen, sehr kostenintensiven, untersuchung, in der man Kinder, die gefördert wurden, mehrmals bis zum 8./9. Schuljahr messen würde – was kaum möglich ist durch Wegzug, fehlende Bereitschaft, etc. – und einer minimalen, nur punktuellen förderung. als maximale grenze für den Zeitpunkt einer evaluation ist wohl die grundschulempfehlung realisierbar.

Wie können gewonnene Erkenntnisse aus Wissenschaft und Praxis an die Politik weitergeben werden? einerseits muss die empirische Wissenschaft qualitativ hochwertig sein, so dass sie auch von Politikern verwertet werden kann. Zudem müssen die ergebnisse gut aufbereitet sein und zur Verfügung gestellt werden. andererseits muss aber auch die Politik bereit sein, auf vorhan-denes Wissen einzugehen und darauf zurückzugreifen. natürlich darf man dabei nicht nur berücksichtigen, was wissenschaftlich gefordert ist, sondern auch das, was überhaupt vor Ort unter einbeziehung der ak-teure und unter Berücksichtigung des geld- und Zeitfaktors machbar ist. evaluationen müssen also wissenschaftsbasiert und praxisnah sein.

[ 3.2 ]

diskussionsrunde am ende des forum iiiPatrizia Virzi-aksoy, Prof. dr. Christine Bierbach, dr. Mehmet alpbek, dr. Pia gerber, Priv.-doz. dr. inken Keim, Martina Wießler, Martha aykut (v.l.)

diskussionsrunde am ende des forum iVdr. uwe neugebauer, doreen Barzel, Prof. dr. Hermann Schöler, Prof. dr. Jeannette Roos, Prof. dr. Konrad ehlich, Prof. dr. Barbara gasteiger-Klicpera, Prof. dr. Werner Knapp, Prof. dr. Hermann ebner (v.l.)

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d. Resümee

Zwei tage lang haben im Mannheimer Congress Center Rosengarten fast 300 teilnehmerinnen und teilnehmer wissenschaftlichen Vorträ-gen und diversen foren beigewohnt. Viele von ihnen haben sich aktiv mit fragen und Kommentaren zu Wort gemeldet und mitdiskutiert. die hohe und interessierte Beteiligung zeigte die aktualität und dringlich-keit des themas. Ziel der Veranstaltung war es, in wissenschaftlichen Vorträgen aktuelle forschungsergebnisse vorzustellen und in foren und während der Podiumsveranstaltungen Handlungsbedarf und Hand-lungsmöglichkeiten zu thematisieren und eigene erfahrungen und ideen auszutauschen. die evaluationsbögen, die etwa ein drittel der anwesenden ausgefüllt hat, bestätigen uns in unserer eigenen Wahr-nehmung, dass der Kongress sehr erfolgreich war und auf großes inte-resse gestoßen ist. das Planungsteam der Landesstiftung und der universität Mannheim hatte im Vorfeld der Veranstaltung eine Reihe von thesen entworfen, im Verlauf der tagung verteilt und um ergänzungen und Verbesserungs-vorschläge gebeten. die endgültige form der 11 thesen wurde in einer gemeinsamen abschlussrunde als „Mannheimer erklärung zur frühen Mehrsprachigkeit“ vorgestellt (Vgl. Seite 39). diese thesen formulieren noch einmal prägnant, was auch in den Vorträgen und sonstigen dis-kussionen zum ausdruck kam: effektive förderung setzt Qualifizierung von fördernden, eine Verbesserung von Rahmenbedingungen, intensive Kooperation aller Beteiligten und begleitende forschung voraus. im in-teresse der Kinder und der Zukunft unserer gesellschaft muss jeden-falls schnell gehandelt werden; Maßnahmen, die man als unverzichtbar erkannt hat, dürfen nicht an fragen der Zuständigkeit oder an finan-zierungsproblemen scheitern. Ohne investitionen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen wird eine Verbesserung der Bildungs- und Be-rufschancen von Kindern nicht zu erzielen sein. Wir sehen in der gegenwärtigen Situation jedoch sehr viele Chancen, die Mehrsprachigkeit mit sich bringt.

[ 3.2 ] 3.3 Mannheimer Erklärung zur frühen Mehrsprachigkeit: 11 Thesen

1. die fähigkeit, mehr als eine Sprache zu erwerben, beruht auf einer na-türlichen Begabung des Menschen. Mehrsprachigkeit ist eine Chance!

2. Kinder werden durch das erlernen einer zweiten oder weiteren Spra-che nicht überfordert. Sie können von geburt an mit mehr als einer Sprache aufwachsen.

3. die erfolgreiche entfaltung von sprachlichen Kompetenzen ist auf günstige Rahmenbedingungen angewiesen. Kinder brauchen ein adä-quates zielsprachliches Vorbild. dies setzt eine entsprechende Qualifi-kation aller am Bildungsprozess Beteiligten voraus.

4. frühzeitige Begleitung und unterstützung des Spracherwerbs, do-kumentation und wissenschaftlich fundierte Sprachdiagnostik sind wichtige Voraussetzungen für eine individuelle förderung.

5. Wir können ein Leben lang neue Sprachen lernen. am Besten ge-schieht dies im frühen Kindesalter. intensive sprachliche förderung sollte daher möglichst früh beginnen.

6. alle Sprachen sind es wert, geschätzt und gefördert zu werden. el-tern mit nicht-deutscher familiensprache sind wichtige Partner in Bildungsprozessen. Sie sollen in ihrer Kompetenz gestärkt werden, die Kinder in der erstsprache zu sozialisieren.

7. auch Kinder mit deutscher Muttersprache profitieren vom frühen Kontakt mit weiteren Sprachen und Kulturen.

8. effektive Sprachförderung setzt voraus, dass die erkenntnisse der Spracherwerbs-forschung in die Praxis umgesetzt und kontinuierlich wissenschaftsbasiert und praxisnah evaluiert werden.

9. die sprachliche Kreativität von Kindern ist eine wichtige Ressour-ce, die es zu nutzen und zu fördern gilt. Kommunikation mit Kindern macht Spaß!

10. investitionen in frühe Sprachförderung zahlen sich aus. die gesell-schaft muss diese investition leisten.

11. Sprachförderung darf nicht an fragen der Zuständigkeit scheitern. Wir alle – vor allem Politik, Wissenschaft, tageseinrichtungen für Kin-der, eltern, Schule, therapeuten – sind gefordert zu handeln und zu-sammenzuarbeiten – im interesse des Kindes.Mannheim, 6.10.2006

[ 3.3 ]

40

4140

[ 4 ]

Das Projekt in Zahlen und Namen Der Aufsichtsrat der Landesstiftung Baden-Württem- berg hat für das Projekt – Stand April 2007 – insgesamt 29,5 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Während der bisherigen Laufzeit von 2002 bis 2006 wurde in 4Ausschreibungen 50.056 Kindern in 6.271 Fördergrup-pen intensive Sprachförderung angeboten. Durchschnitt- lich 1.036 Einrichtungen von 475 Trägern beteiligten sich pro Jahr in ganz Baden-Württemberg an dem Programm.

225 Multiplikatorinnen wurden von 9 Weiterbildungs-trägern qualifiziert und stehen den Einrichtungen mit Rat und Tat zur Verfügung.

3 Forschungsprojekte zur wissenschaftlichen Begleitung und zur Entwicklung eines Diagnoseverfahrens laufen.

Dem „Beirat sprachförderung“ gehören an:

Dr. Mehmet Alpbek, Berlin Prof. Dr. Dr. Dr. Wassilios E. Fthenakis, Bozen Prof. Dr. Ingrid Gogolin, Hamburg Prof. Dr. Hannelore Grimm, Bielefeld Dr. Karin Jampert, München Hans-Joachim Laewen, Berlin Prof. Dr. Monika Rothweiler, Hamburg Prof. Dr. Rosemarie Tracy, Mannheim Anne Zehnbauer, München

4. Das Projekt „Sag´ mal was – Sprachförderung für Vorschulkinder“ Entstehungsgeschichte und Grundlagen

die Landesstiftung Baden-Württemberg hat sich der Sicherung der Zu-kunftsfähigkeit unserer gesellschaft verpflichtet und wirkt mit ihren Projekten und initiativen daran mit, die individuellen Lebenschancen der Menschen – insbesondere von Kindern und Jugendlichen zu ver-bessern. Sie will damit gemäß ihrem Motto „Zukunft stiften“ und tut dies im besonderen Maße mit dem Projekt „Sag´ mal was – Sprachför-derung für Vorschulkinder“.

die Landesstiftung Baden-Württemberg engagiert sich seit Jahren für die Sprachförderung im Vorschulalter. Mit dem Programm „Sag´ mal was – Sprachförderung für Vorschulkinder“ werden seit 2002 landesweit zusätzliche Sprachfördermaßnahmen in Kindertagesein-richtungen ermöglicht, die sich an Kinder mit und ohne Migrations-hintergrund richten. Mittlerweile hat das Projekt in ganz Baden-Würt-temberg über 50.000 Kinder erreicht. in dieser größenordnung ist es bundesweit einmalig.

die Kernelemente des Projekts lassen sich wie folgt gruppieren:

1. die Sprachfördermaßnahmen auf der Basis von Sprachstands- erhebungen2. die Qualifizierung von Multiplikatorinnen3. die wissenschaftliche Begleitung des Projektes zur evaluation verbunden mit der forschung zu einer geeigneten diagnostik 4. eine begleitende Öffentlichkeitsarbeit

Ziel des Projektes ist es, Kindern im Vorschulalter die Chance zu eröff-nen, intensiv mit der deutschen Sprache in Kontakt zu kommen. das Projekt will die altersgemäße Sprachentwicklung etwa 1 bis 2 Jahre vor dem Schulbeginn durch zusätzliche kindgerechte und spielerische angebote fördern. die ursprüngliche altersgrenze haben wir auf etwa 1,5 Jahre vor Schuleintritt erweitert, da wir – als „lernendes Projekt“ im oben geschilderten Sinne – erkennen mussten, dass eine effektive för-derung früher als zunächst vorgesehen erfolgen sollte.

unser Ziel ist es, bei diesem thema weiter am Ball zu bleiben. die ge-meinsam erarbeiteten „11 thesen“ der Kongressteilnehmer („Mannhei-mer erklärung“) ist ein guter ausgangspunkt für das weitere Vorge-hen.

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Weitere informationen zum Projekt: www.sagmalwas-bw.de

Weitere informationen zur Landesstiftung:www.landesstiftung-bw.de

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5. ANHANG

a. Programm

Donnerstag, 5. Oktober

ab 8:00 Eintreffen

9:30-10:30 Grußworte, Einstimmung: günther Oettinger MdL. Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg Herbert Moser, geschäftsführer der Landesstiftung Baden-Württemberg gerhard Widder, Oberbürgermeister der Stadt Mannheim Prof. Hans-Wolfgang arndt, Rektor der universität Mannheim Prof. Rosemarietracy, universität Mannheim

Vorträge zur Mehrsprachigkeit: 10:30-11:15 Prof. ingrid gogolin (universität Hamburg): „Zweitspra- chigkeit oder Zweisprachigkeit? eine falsche front bei der Sprachförderung von Kindern mit Migrationshinter- grund“ 11:15-12:00 Prof. Rita franceschini (universität Bozen): „Mehrspra- chigkeit und gehirn: Mythen – Potenzial – Praxis“

12:00-13:30 Mittagspause und Poster Session

13:30-14:15 Prof. Wassilios fthenakis (universität Bozen): „frühe Bildungschancen: Bildungspläne aus deutscher und internationaler Perspektive“ 14:15-15:00 Prof. Barbara John (Senat, Berlin): „Mehrsprachigkeit und Sprachförderung“ (arbeitstitel)

15:00-15:30 Kaffeepause

15:30-17:00 Podiumsdiskussion: thema: Mehrsprachigkeit zwischen Bildungsideal und Paranoia Moderation: Rainald Becker (aRd/SWR) Politik: Prof. Barbara John (Senat, Berlin) Stiftungen: günter gerstberger (Robert Bosch Stiftung) doreen Barzel (Stiftung Mercator) Wirtschaft: frank Halder (BaSf ag) Linguisten/Pädagogen: Prof. Jannis androutsopoulos (universität Hannover) Prof. Wassilios fthenakis (freie universität Bozen) Prof. Hans Reich (universität Landau)

18:00-20:00 abendempfang, Lesung von feridun Zaimoglu

[ 5 ] Freitag, 6. Oktober

9:00-9:15 Begrüßung: Prorektor Prof. Peter drewek, universität Mannheim

9:15-9:45 Grußwort: Staatssekretär andreas Storm, BMBf: „frühe Mehrsprachigkeit – die Sicht des Bundes“

Vorträge zur Mehrsprachigkeit: 9:45-10:30 Prof. Rosemarie tracy (universität Mannheim): „Sprachliche Kompetenzen in der frühen Kindheit – was sollten wir darüber wissen?“

10:30-11:00 Kaffeepause

11.00- 11:45 Prof. Monika Rothweiler (universität Hamburg): „Mehrsprachigkeit und Sprachentwicklungsstörungen: Wie groß ist die gefahr von fehleinschätzungen?“ 11:45-12:30 Prof. Petra Schulz (universität frankfurt): „Sprache verstehen: Herausforderungen für Kinder mit deutsch als Zweitsprache“

12:30-13:30 Mittagspause

13:30-14:20 Priv.-doz. dr. inken Keim (idS Mannheim): „Migrantenjugendliche und ihre kommunikativ- stilistischen Repertoires“ im anschluss: Überleitung zu den foren

14:30-16:00 Forum I: thema: Vom Hürdenlauf zum Staffellauf: Mehrsprachigkeit in der Bildung Moderation: nela fichtner (SWR)

dr. Karin Jampert (dt. Jugendinstitut, München) Prof. udo-Michael Schampel (Landesinstitut für Schulentwicklung, Stuttgart) Prof. gesa Siebert-Ott (universität Siegen) Botho Stern (Schulamt Mannheim) anne Wiese (Hertie-Stiftung)

Forum II: thema: Wie teuer ist Sprachförderung, und was ist sie uns wert? Moderation: Martin gerstner (Sonntag aktuell Stuttgart) Prof. Carl-Heinrich esser (Heinrich-Vetter-Stiftung) dr. Roland Kaehlbrandt (Stiftung Polytechnische gesell- schaft) nanni Kaiser (Stadt Mannheim)

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Priv.-doz. dr. friedhelm Pfeiffer (Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung und universität Mannheim) dr. andreas Weber (Landesstiftung Baden-Württemberg)

16:00-16:30 Kaffeepause

16:30-18:15 Forum III: thema: gemeinsam für das Kind: Partnerschaft mit eltern und Zusammenarbeit mit Migrantenverbänden Moderation: dr. Pia gerber (freudenberg-Stiftung)

dr. Mehmet alpbek (Kotti-nachbarschafts- und gemein- wesenverein am Kottbusser tor e.V., Berlin) Martha aykut (Stabsabteilung für integrationspolitik) Prof. Christine Bierbach (universität Mannheim) Priv.-doz. dr. inken Keim (idS Mannheim) Patrizia Virzi-aksoy (Jugendamt Stuttgart) Martina Wießler (Liga der freien Wohlfahrtspflege e.V.) Forum IV: thema: Wie kann man den erfolg von Sprachfördermaß- nahmen messen? Standards für die evaluation Moderation: Prof. Konrad ehlich (universität München)

doreen Barzel (Stiftung Mercator) Prof. Hermann ebner (universität Mannheim) Prof. Barbara gasteiger-Klicpera (PH Weingarten) Prof. Werner Knapp (PH Weingarten) dr. uwe neugebauer (universität Köln) Prof. Hermann Schöler (universität Heidelberg) Prof. Jeanette Roos (universität Heidelberg)

18:15-19:00 Plenum abschlussdiskussion und ausblick: Prof. Rosemarie tracy (universität Mannheim) dr. ira gawalitzek (universität Mannheim) dr. andreas Weber (Landesstiftung Baden-Württemberg) durch das Programm führte dr. ira gawlitzek von der universität Mannheim.

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b. Referentinnen und Referenten

Prof. Dr. Rita Franceschini frau Prof. franceschini ist Rektorin der freien universität Bozen, lehrt an der fakultät für Bildungswissenschaften und leitet das forschungs-zentrum Sprachen in Bozen. ihre aktuellen forschungsschwerpunkte liegen im Bereich neurolinguistische Korrelate der Mehrsprachigkeit und neurobiologische forschungen zu Zweit- und drittsprachen. Seit Mai 2006 ist Prof. franceschini Mitglied einer arbeitsgruppe zum thema Mehrsprachigkeit in der eu, deren aufgabe es u.a. ist, die eu-Ko-mission in Bezug auf neue impulse und initiativen zum thema Mehr-sprachigkeit zu beraten.

Prof. Dr. Dr. Dr. Wassilios E. Fthenakis Herr Prof. fthenakis ist Professor für entwicklungspsychologie und an-thropologie an der freien universität Bozen und war von 1975 bis 2005 direktor des Staatsinstituts für frühpädagogik in München. Schwerpunkte seiner forschung und Lehre sind Bildungskonzepte für Kinder unter 6 Jahren, die entwicklung von Kriterien zur erfassung der Qualität der arbeit von trägern sowie die konzeptionelle neubestim-mung von Bildungsqualität in tageseinrichtungen für Kinder mit Blick auf den Übergang in die grundschule.

Prof. Dr. Ingrid Gogolin frau Prof. gogolin ist Professorin an der fakultät für erziehungswissen-schaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft der universität Ham-burg und Mitglied des akademischen Senats der universität Hamburg. Sie ist Sprecherin des Modellprogramms „förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund fÖRMig“, beschäftigt sich mit Mathematiklernen im Kontext sprachlich-kultureller diversität und hat die wissenschaftliche Begleitung u.a. des Schulversuchs „Bilin-guale grundschule“ in Hamburg übernommen.

Prof. Dr. Barbara John frau Prof. John ist seit 2003 Beauftragte für Sprachförderung für Mig-ranten bei der Senatsverwaltung Bildung, Jugend und Sport in Berlin. Von 1981 bis 2003 war sie ausländerbeauftragte des Berliner Senats. in dieser Zeit rief sie u.a. die multikulturelle Begegnungsstätte „Werkstatt der Kulturen“ in Berlin-neukölln ins Leben; weitere Schwerpunkte ihrer arbeit waren die zahlreichen Projekte von einwanderern und einwande-rinnen, die sie als ausländerbeauftragte förderte. Sie hat umfangreich zu sprachdidaktischen und ausländerpolitischen themen publiziert.

Priv.-Doz. Dr. Inken Keim frau Priv.-doz. dr. Keim ist am institut für deutsche Sprache (idS) Mannheim in der abteilung Pragmatik und an der universität Mann-heim im Bereich germanistische Linguistik tätig.

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in forschung und Lehre beschäftigt sie sich vorrangig mit Mehrspra-chigkeit (insbesondere deutsch-türkische Kontaktvarietäten, kommu-nikative Praktiken türkischstämmiger Kinder- und Jugendgruppen), ethnographie/Soziolinguistik und gesprächsanalyse. aktuell arbeitet frau Priv.-doz. dr. Keim am Projekt „deutsch-türkische Sprachvariation und die Herausbildung kommunikativer Stile in dominant türkischen Migrantengruppen“.

Prof. Dr. Monika Rothweiler frau Prof. Rothweiler lehrt an der fakultät für, Psychologie und Bewe-gungswissenschaft der universität Hamburg und ist Sprecherin des Sonderforschungsbereichs Mehrsprachigkeit. in forschung und Lehre beschäftigt sie sich mit grundlagen der Sprach- wissenschaft und Phonetik, Psycho- und neurolinguistik, Spracher-werb und Spracherwerbsstörungen sowie Spontansprachdiagnostik. ihr aktuelles forschungsprojekt ist „spezifische Sprachentwicklungs-störung und früher L2-erwerb: Zur differenzierung von abweichungen im grammatikerwerb“.

Prof. Dr. Petra Schulz frau Prof. Schulz lehrt am institut für deutsche Sprache und Literatur i der Johann Wolfgang goethe universität frankfurt. ihre Schwerpunkte in forschung und Lehre sind erstspracherwerb und Sprachentwick-lungsstörungen, früher Zweitspracherwerb, Syntax und Semantik, Ko-gnition und Sprache sowie Sprachstandsdiagnostik und Sprachförde-rung. in ihren aktuellen forschungsprojekten beschäftigt sie sich mit der „erstellung eines diagnoseverfahrens zur Bestimmung des Sprachent-wicklungsstands im deutschen bei Kindern mit deutsch als Zweitspra-che“ (mit Prof. tracy, universität Mannheim), sowie dem Zusammen-hang zwischen kognitiver Leistungsfähigkeit und Spracherwerb.

Prof. Dr. Rosemarie Tracy frau Prof. tracy ist inhaberin des Lehrstuhls für anglistische Linguistik an der universität Mannheim. ihre Schwerpunkte in forschung und Lehre sind einfacher und doppelter erstspracherwerb, Zweitspracher-werb, Mehrsprachigkeit bei Kindern und erwachsenen, Psycholinguis-tik, kognitive Linguistik und Linguistik des englischen. ihre aktuellen forschungsprojekte umfassen u.a. ein Projekt zum frü-hen L2-erwerb bei Migrantenkindern sowie ein Projekt zur „erstellung eines diagnoseverfahrens zur Bestimmung des Sprachentwicklungs-stands im deutschen bei Kindern mit deutsch als Zweitsprache“ (mit Prof. Schulz, universität frankfurt). Sie engagiert sich darüber hinaus in diversen förderprojekten im Bereich Spracherwerb.

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Weitere informationen finden Sie auf der internetseite der Veranstaltung: http://kongress.sagmalwas-bw.de

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Schriftenreihe der LANDESSTIFTUNG Baden-Württemberg (Auszug)

Nr. Titel erschienen

29 Forschungsprogramm „Mikrosystemtechnik“ – Berichte 2007

und ergebnisse aus den Projekten

28 Frühe Mehrsprachigkeit: Mythen – Risiken – Chancen – dokumentation 2007

über den fachkongress am 5. und 6. Oktober 2006 in Mannheim

27 „Es ist schon cool, wenn man viel weiss!“ KOMET – Kompetenz- und 2007

Erfolgstrainings für Jugendliche – dokumentation der Programmlinie 2005 - 2007

26 Jugend und verantwortungsvolle Mediennutzung – Medien 2007

und Gesellschaft – untersuchungsbericht des tübinger instituts für frauenpolitische Sozialforschung tifS e.V.

25 jes - Jugend engagiert sich und jes|connection – die Modellprojekte der Landes- 2007

stiftung Baden-Württemberg, Bericht der wissenschaftlichen Begleitung 2002-2005

24 Suchtfrei ins Leben – dokumentation der förderprogramme zur Suchtprävention 2007

für vorbelastete Kinder und Jugendliche

23 Häusliche Gewalt beenden: Verhaltensänderung von Tätern als Ansatzpunkt – 2006

eine evaluationsstudie von Monika Barz und Cornelia Helfferich

22 Innovative Familienbildung – Modellprojekte in Baden-Württemberg – abschluss- 2006

dokumentation des aktionsprogramms „familie – förderung der familienbildung“

21 Förderung der Selbständigkeit und Eigenverantwortung von Menschen 2006

mit Behinderung – dokumentation der Projekte der ausschreibung der Landesstiftung Baden-Württemberg 2002 – 2006

20 Raus aus der Sackgasse! – dokumentation des Programms 2006

„Hilfen für Straßenkinder und Schulverweigerer“

19 Erfahrungen, die‘s nicht zu kaufen gibt! – Bildungspotenziale im freiwilligen engage- 2006

ment junger Menschen – dokumentation der fachtagung am 16. und 17. Juni 2005

18 beo – 5. Wettbewerb Berufliche Schulen – dokumentation über die 2006

Wettbewerbsbeiträge der Preisträgerinnen und Preisträger 2006

Schriftenreihe

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Nr. Titel erschienen

17 Forschungsprogramm Nahrungsmittelsicherheit – Berichte und ergebnisse 2006

aus den forschungsprojekten der Landesstiftung Baden-Württemberg

16 Medienkompetenz vermitteln – Strategien und Evaluation – das einsteiger- 2006

programm start und klick! der Landesstiftung Baden-Württemberg

15 Forschungsprogramm Optische Technologien – Zwischenberichte aus den 2005

forschungsprojekten der Landesstiftung Baden-Württemberg

14 Jugend. Werte. Zukunft. – Wertvorstellungen, Zukunftsperspektiven und 2005

soziales Engagement im Jugendalter – eine Studie von dr. Heinz Reinders

13 4. Wettbewerb Berufliche Schulen – dokumentation des 2005

Wettbewerbs 2005 mit den Preisträgerinnen und Preisträgern

12 Beruf UND Familie – Wie gestalten wir das UND? – ein Leitfaden für Praktiker 2005

und Praktikerinnen aus unternehmen und Kommunen

11 Strategische Forschung in Baden-Württemberg – foresight-Studie und Bericht 2005

an die Landesstiftung Baden-Württemberg

10 Jugend und verantwortungsvolle Mediennutzung – Medien und Persönlichkeits- 2005

entwicklung – untersuchungsbericht des tübinger instituts für frauenpolitische Sozialforschung tifS e.V.

9 Dialog Wissenschaft und Öffentlichkeit – ein ideenwettbewerb 2005

zur Vermittlung von Wissenschaft und forschung an Kinder und Jugendliche

8 Selbstvertrauen stärken – Ausbildungsreife verbessern – dokumentation 2005

innovativer Projekte im Berufsvorbereitungsjahr 2001/2002

7 Faustlos in Kindergärten – evaluation des faustlos-Curriculums 2004

für den Kindergarten

6 Hochschulzulassung: Auswahlmodelle für die Zukunft – eine 2005

entscheidungshilfe für die Hochschulen

alle Publikationen können als download abgerufen werden unter: www.landesstiftung-bw.de

Schriftenreihe der LANDESSTIFTUNG Baden-Württemberg (Auszug) Notizen

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Notizen

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LandeSStiftung Baden-Württemberg ggmbHim Kaisemer 170191 Stuttgarttelefon +49 (0) 7 11.24 84 76 - 0telefax +49 (0) 7 11.24 84 76 - [email protected]

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die Landesstiftung Baden-Württemberg setzt sich für ein lebendiges und lebenswertes Baden- Württemberg ein. Sie ebnet den Weg für Spitzen- forschung, vielfältige Bildungsmaß nahmen und den verantwortungsbewussten umgang mit unseren Mitmenschen. die Landesstiftung ist eine der großen operativen Stiftungen in deutschland. Sie ist die einzige, die ausschließlich und überpar-teilich in die Zukunft Baden-Württembergs inves-tiert – und damit in die Zukunft seiner Bürgerinnen und Bürger.

Frühe Mehrsprachigkeit:Mythen – Risiken – Chancen

[ Schriftenreihe der LandeSStiftung Baden-Württemberg; 28 ]

Dokumentation zum Kongress am 5. und 6. Oktober 2006 in Mannheim