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Frühförderung - Unterstützung der kindlichen Entwicklung Abschlussarbeit zur Erlangung des Diploms in der Sonderausbildung Kinder- und Jugendlichenkrankenpflege am Ausbildungszentrum West für Gesundheitsberufe in Innsbruck Beurteilerin: Michaela Stadler Vorgelegt von Susanne Jäger Telfes, im September 2012

Frühförderung - Unterstützung der kindlichen …bond.azw.ac.at/opacdata/0010112434.pdf · immer mehr. Kinder werden untereinander verglichen und sollten immer noch früher Sprechen,

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Frühförderung -

Unterstützung

der kindlichen Entwicklung

Abschlussarbeit

zur Erlangung des Diploms in der

Sonderausbildung Kinder- und Jugendlichenkrankenpflege

am

Ausbildungszentrum West für Gesundheitsberufe in Innsbruck

Beurteilerin:

Michaela Stadler

Vorgelegt von

Susanne Jäger

Telfes, im September 2012

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung .................................................................................. 1

1.1 Problemstellung ..................................................................... 1

1.2 Methodik ................................................................................ 1

2 Hauptteil .................................................................................... 2

2.1 Meilensteine in der Entwicklung ......................................... 2

2.1.1 Erster Monat ................................................................. 2

2.1.2 Zweiter und Dritter Monat .......................................... 3

2.1.3 Vierter bis Sechster Monat .......................................... 3

2.1.4 Sechster bis Achter Monat ........................................... 4

2.1.5 Neunter bis zwölfter Monat ......................................... 5

2.1.6 Das zweite Lebensjahr .................................................. 5

2.2 Wie Babys lernen .................................................................. 6

2.3 Ansatz der Frühförderung ................................................... 7

2.4 Motorische Frühförderung .................................................. 7

2.4.1 Körpergefühl fördern ................................................... 8

2.4.2 Babyschwimmen ........................................................... 9

2.4.3 Babymassage ............................................................... 10

2.4.4 Eigenbewegungen fördern ......................................... 12

2.4.5 Feinmotorik fördern ................................................... 13

2.5 Sprachliche Frühförderung ............................................... 13

2.5.1 Sprechmotorik fördern .............................................. 14

2.5.2 Babysprache ................................................................ 14

2.5.3 Bilderbücher anschauen und vorlesen ..................... 15

2.5.4 Mehrsprachigkeit ........................................................ 15

2.5.5 Babyzeichensprache ................................................... 16

2.6 PEKIP- Methode ................................................................. 17

2.7 Spielen .................................................................................. 18

3 Resümee .................................................................................. 21

4 Zusammenfassung .................................................................. 24

5 Literaturverzeichnis .............................................................. 25

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1 Einleitung

In der heutigen Gesellschaft steigt die Inanspruchnahme von Frühförderungsprogrammen

immer mehr. Kinder werden untereinander verglichen und sollten immer noch früher

Sprechen, Laufen, selbst Essen oder „sauber“ sein. Die Literatur zeigt, dass schon zwölf

Wochen alte Babys zu Englischsprachkursen gebracht werden. Mütter versuchen, durch

das Singen von englischen Liedern oder das Zeigen von kleinen Bildkärtchen, das

Sprachverständnis möglichst früh zu beeinflussen. Frühförderung kann auch übertrieben

werden – der Sinn ist eigentlich die Kinder zu fördern und in ihrer Entwicklung zu

unterstützen. Eines darf nicht vergessen werden: Die Kindheit sollte auf das spätere Leben

vorbereiten. Die Frühförderung nimmt keinen Einfluss auf die Begabung eines Kindes,

dies wird schon viel früher durch die Gene festgelegt. Kinder unter spezieller Förderung

sind nicht von vornherein automatisch glücklicher oder erfolgreicher als andere (Lentze,

2009). Frühförderung sollte darauf abzielen, genügend Informationsangebote zur

Verfügung zu stellen, um das vorhandene, genetische Angebot bestmöglich auszunützen.

Können Reize von außen nicht aufgenommen werden bzw. stehen diese nicht zur

Verfügung, wirkt sich dies im späteren Verlauf auf die Hirnleistung aus (Scheich, Braun,

2009). Unumstritten ist jedoch, dass die ersten Lebensjahre entscheidend für den späteren

Schulerfolg sind. In dieser Zeit muss angesetzt werden, um Entwicklungsrückstände

aufzuheben, da Kleinkinder besonders schnell lernen (Stamm, 2011).

1.1 Problemstellung

Bei dieser Arbeit handelt es sich um eine Literaturrecherche, welche folgende Fragen zu

beantworten versucht: Wie kann die kindliche Entwicklung in den ersten zwei

Lebensjahren positiv beeinflusst werden? Welche Beispiele für die Frühförderung gibt es?

1.2 Methodik

Diese Abschlussarbeit basiert auf Fachwissen welches sowohl aus Fachbüchern,

Zeitschriften als auch aus dem Internet entnommen wurde. Die Literatur stammt aus der

AZW- Bibliothek, der Universitätsbibliothek Innsbruck und aus privater Hand. Für die

Internetrecherche dienten „google books“ und „google scholar“.

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2 Hauptteil

Die Frühförderungsprogramme nehmen immer mehr zu. Von Babysprachkursen über

Babyjoga und Babyturnen bis hin zu Babymassage und Babyschwimmen. Im

nachstehenden Kapitel wird genauer auf die sprachliche und motorische Frühförderung

eingegangen. Einerseits mit Beispielen für die Förderung zu Hause andererseits mit einigen

Hinweisen für Frühförderungsprogramme.

2.1 Meilensteine in der Entwicklung

Die kindliche Entwicklung ist abhängig von den Genen, der Umwelt und der Veranlagung,

welche dem Kind durch die Eltern mitgegeben wurde. Ab dem Zeitpunkt der Geburt

entsteht durch das Vermitteln der Eltern von Geborgenheit und Angenommensein ein

Urvertrauen. Dieses Urvertrauen bildet die Basis für die kindliche Entwicklung.

Beispielsweise ist es also wichtig, dass Kinder Erfahrungen selbständig sammeln können,

aber auch konkrete Grenzen gesetzt bekommen (Pulkkinen, 2009).

2.1.1 Erster Monat

Eines der ersten Dinge, auf die ein Baby reagieren kann, ist Berührung. Liegt das Baby in

Rückenlage und es wird ihm über die Wange gestrichen, so dreht es automatisch den Kopf

auf diese Seite (Ayres, 2002). Dabei handelt es sich um den Suchreflex (Grünebaum,

2010). Liegt ein Tuch über dem Gesicht, wird es sofort versuchen, durch Drehen des

Kopfes oder Bewegen der Arme es loszuwerden. Auch wirkt sich die Berührung der Eltern

auf die Hirnentwicklung positiv aus und das Baby erfährt eine emotionale Befriedigung.

Werden die Handinnenflächen berührt, greift es automatisch zu. Dieser Reflex – sich

umklammern zu können – ist noch von der Evolution übriggeblieben, um sich vor dem

Hinunterfallen schützen zu können (Ayres, 2002). Ein weiterer Reflex ist der Schreitreflex.

Wenn das Baby in senkrechter Position gehalten wird und mit den Füßen auf einer

Unterlage aufliegt, so beginnt es automatisch zu „gehen“ (Grünebaum, 2010). Schaukelnde

Bewegungen, sowie Getragenwerden, beruhigen und bringen Ordnung in das Gehirn.

Diese Empfindungen machen zudem auch glücklich und fördern so die

Wahrnehmungsintegration (Ayres, 2002). Bereits im ersten Monat kann das Baby

Gegenstände und Gesichter in einer Entfernung von 40 bis 50 cm erkennen, Bewegtes

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wahrnehmen und sogar kurzzeitig fixieren (Flehming, 1990). Auf Geräusche reagiert es,

indem es seinen Kopf dreht oder lächelt (Ayres, 2002). Dieser kann aufgrund der

schwachen Nackenmuskulatur allerdings noch nicht gehalten werden und muss daher beim

Aufheben gestützt werden (Grünebaum, 2010). Es kann auch schon sein, dass erste

Kehllaute hervorkommen, welche das Sprachzentrum anregen und somit erste Bausteine

für die Sprachentwicklung sind (Ayres, 2002). Das Gesicht des Babys ist jedoch noch eher

bewegungsarm, es öffnet und schließt den Mund und lächelt – wobei dies unwillkürlich

passiert (Flehming, 1990).

2.1.2 Zweiter und Dritter Monat

Im zweiten Monat ist es dem Baby schon möglich, in der Bauchlage seinen Kopf inklusive

Brust vom Boden abzuheben. Es beginnt Gegenständen bis zu 180 Grad nachzuschauen

und sie mit den Handinnenflächen mitanzugreifen, wobei noch keine Augen-Hand-

Kontrolle vorhanden ist (Ayres, 2002). Wird das Baby angesprochen, lächelt, quietscht

oder gurrt es spontan, außerdem wendet es sich jetzt Geräuschen ruhig und aufmerksam

zu. Die Hände werden zunehmend in die Mittellinie gebracht, betrachtet und einzelne

Finger in den Mund gesteckt – nicht mehr die gesamte Hand (Flehming, 1990).

2.1.3 Vierter bis Sechster Monat

Ab dem vierten Monat beginnen Babys Zeigefinger und Daumen gezielt einzusetzen. Es

können in jeder Hand verschiedene Gegenstände gehalten und beispielsweise auch

zusammengeführt werden. Das Spielen wirkt geplanter und es wird auch alleine gespielt

(Ayres, 2002). Laut Flehming (1990) beginnt es ab jetzt sich beim Wegnehmen seines

Spielzeuges laut zu protestieren. Wenn vertraute Personen den Raum betreten, streckt das

Baby die Arme aus und möchte hochgehoben werden. Auch das Lachen wird nun

beabsichtigt eingesetzt (Grünebaum, 2010).

Kinder lieben es, geschaukelt und bewegt zu werden, besonders wenn sie dabei durch die

Luft geschwungen werden. In dieser Entwicklungsphase können die Kleinen bereits sitzen

ohne umzufallen (Ayres, 2002). Typisch für dieses Alter ist auch das „Fremdeln“, welches

sich oft aufgrund einer Ängstlichkeit der Eltern auf das Kind überträgt. Dies kann jedoch

auch erst mit sieben Monaten beginnen. In der Bewegungsentwicklung hat sich einiges

verändert. Das Kind beginnt sich sowohl in Bauchlage, als auch in Rückenlage auf beide

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Seiten zu drehen (Flehming, 1990). In dieser Zeit ist es besonders wichtig, Kinder am

Wickeltisch nicht aus den Augen zu lassen. Eine kleine Bewegung durch Neugier

ausgelöst, kann zu fatalen Folgen führen (Grünebaum, 2010). Weiters können in der

Bauchlage erste Kriechbewegungen vorhanden sein und während dem Halten im Stehen

wippt es nun mit den Beinen. Auch das Sozialverhalten hat sich verändert. Das Kind

erkennt nun sein Spiegelbild und lacht es sogar an. Es kann jedoch nicht eindeutig

festgestellt werden, ob sich das Kind selbst im Spiegel erkennt oder nur eine Person. Des

Weiteren sucht es nach Gesichtern und wendet sich bevorzugt sprechenden Menschen zu

(Flehming, 1990). Mit ungefähr fünf Monaten möchte das Kind im wachen Zustand

unterhalten werden und fordert diese Art der Zuwendung – wenn nötig auch lautstark – ein

(Grünebaum, 2010). Sprachlich freut es sich an seinen eigenen Geräuschen – meist

rhythmische Silbenketten – und wiederholt diese immer wieder (Flehming, 1990).

2.1.4 Sechster bis Achter Monat

In diesem Entwicklungsabschnitt wird die Bauchlage bevorzugt, die Entdeckungsneugier

beginnt (Ayres, 2002). In Rückenlage beginnt das Baby sofort beide Arme auszustrecken,

den Kopf zu heben, beziehungsweise einfach umzudrehen. Wenn es sich irgendwo

festhalten kann, beginnt es sich sogar selbst hochzuziehen (Flehming, 1990). Das Baby

lernt Entfernungen abzuschätzen und überdies ein räumliches Sehen zu entwickeln.

Während dem Spielen beginnt es Dinge zusammen zu stecken oder sucht versteckte oder

abgedeckte Gegenstände. Es kann sich nun geistig Dinge vorstellen (Ayres, 2002).

„Zunehmend interessiert sich das Kind für das Essen, was alle anderen auch zu sich

nehmen“ (Grünebaum, 2010, S.142). Mit ungefähr acht Monaten reagiert es schon auf „Ja“

bzw. „Nein“ und hat schon die Schwächen der Eltern, wie das „Um-den-Finger-wickeln“,

herausgefunden. In diesem Alter beginnt das Kind nun selbst zu entscheiden mit wem es

reden möchte und mit wem nicht. Es beginnt die uninteressantere Person zu ignorieren.

Die Fortbewegung hat sich um einiges verbessert. Das Kind krabbelt, robbt oder kriecht zu

Beginn meist rückwärts, aber bis zum neunten Monat vorwärts. Erste Wörter, wie Mama

oder Papa, kommen vor, werden jedoch noch nicht personenbezogen verwendet

(Flehming, 1990).

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2.1.5 Neunter bis zwölfter Monat

Mit Beginn des neunten Monates wird das Kind so richtig mobil. Wenn es sich festhalten

kann, steht es selbständig auf und kann auch entlang von Möbeln gehen. Es reagiert richtig

auf einfache Aufforderungen, wie „Gib mir bitte das Auto!“. Auch können nun Lob und

Tadel eindeutig voneinander unterschieden werden. Das Spielen ist nun nicht mehr eine

Aktivität zwischen Bezugsperson und Kind, sondern zwischen gleichaltrigen oder älteren

Kindern. Sie verstecken sich hinter Gegenständen bzw. verstecken die Spielsachen in

Truhen oder Boxen (Flehming, 1990). Die Funktion der einzelnen Gegenstände haben sie

nun auch gelernt, so rühren sie mit einem Löffel um oder probieren mit Stiften zu malen

(Ayres, 2002). Sprachlich kann das Kind durch eine verbesserte Zungenspitzentätigkeit

flüstern (Flehming, 1990). Nun werden die Wörter Mama und Papa zielgerichtet

verwendet (Ayres, 2002). Es kann bereits klein geschnittenes Essen, wie zum Beispiel

Obst oder Brot selbständig mit den Händen essen. Das Interesse an Bilderbüchern beginnt,

sowie die Begeisterung an Musik, wobei mitgesungen und getanzt wird (Grünebaum,

2010).

2.1.6 Das zweite Lebensjahr

Am Beginn des zweiten Lebensjahres kann das Kind laufen und einen Gegenstand in

beiden Händen halten. Wenn es am Tisch sitzt kann es bereits selbständig essen, wobei nur

noch wenig Hilfe nötig ist. Es beginnt die Zeit in der das Kind nicht mehr alleine gelassen

werden kann, da es alles ausprobiert. Mit ungefähr 18 Monaten kann es im Stehen schon

einen Ball fangen und beim Laufen kontrolliert abbremsen (Flehming, 1990). In der

Bewegung hat sich einiges verändert, das Kind versucht seine physikalische Umwelt

wahrzunehmen, indem es Treppen auf- und absteigt, in alles hineinsteigt und auf seinen

Eltern herumtollt. Das ermöglicht ihm auch die Schwerkrafteinwirkungen kennen zu

lernen (Ayres, 2002). Zudem wird das Spielverhalten erweitert, das Kind räumt Dinge

nach dem Spielen wieder auf und erinnert sich daran, wo Gegenstände versteckt sind.

Beim Spielen selbst ist das Kind sehr konzentriert und auch fantasievoll. Die motorischen

Fähigkeiten haben sich deutlich verbessert, das Kind kann alleine eine Seite im Buch

umblättern (Flehming, 1990). Das Tastempfinden des Kindes ist ausgereift, es kann

deutlich sagen wo es berührt wurde, was ihm die Möglichkeit gibt, seinen Körper zu

spüren. Ab dem zweiten Lebensjahr beginnt das Kind auch zu lernen, dass es sein eigener

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Herr ist, das Selbstwertgefühl steigt und es fängt an mit „Nein“ seine Unabhängigkeit

auszudrücken (Ayres, 2002). Ein großer Bestandteil im zweiten Lebensjahr ist das

Nachahmen. Das Kind schaut den Erwachsenen genau zu und versucht alles

nachzumachen. So beginnt es Knöpfe zu drücken, um zum Beispiel das Licht

einzuschalten. Es kann meist schon sehr gut beim Anziehen mithelfen und möchte

prinzipiell vieles alleine bewältigen (Grünebaum, 2010).

2.2 Wie Babys lernen

Hauf und Klein (2008) haben sich in ihrem Buch sehr intensiv mit dieser Frage

auseinander gesetzt und sind zu folgenden Erklärungen gekommen. Sie teilen Lernen in

einzelne Phasen ein. Es gibt die Phase des Lernens durch Zuschauen, in welcher Babys die

Handlungen der Erwachsenen oder älteren Kinder genau beobachten und analysieren. So

können Babys im Alter von zwölf Monaten Absichten einzelner Handlungen bereits

erkennen und ein Verständnis für diese aufbringen. Die zweite Phase beschäftigt sich mit

dem Lernen durch eigenständiges Handeln. Babys können aufgrund ihrer Neugier, ihrem

Wissensdurst und einer großen Lernfähigkeit extrem viel in den ersten Lebensjahren

lernen. Sie lernen, mit Hilfe von Anregungen aus der Umgebung, ihren Freiraum selbst zu

erkunden und auszuprobieren. Hinsichtlich dieser eigenen Erfahrungen lernen sie sehr

schnell, dass Handlungen Auswirkungen auf die Umwelt haben. Durch das eigene Handeln

verstärkt sich das Verständnis für beobachtete Handlungen anderer Personen und die

Erfahrungen werden besser und länger im Gedächtnis abgespeichert. Dieses Wissen

können sie in Zukunft auf ähnliche Situationen übertragen. Selbständiges Erkunden

bedeutet immer lernen, durch Ausprobieren entsteht Freude und beides führt zu wertvollen

Erfahrungen. „Lernen mit anderen zu handeln“ beschreibt die dritte Phase des Lernens.

Babys imitieren andere und machen gesehene Handlungen nach. Jedoch können sie bereits

im Alter von zwölf Monaten unterscheiden, ob eine Handlung zufällig passiert ist oder mit

Absicht. Die letzte Phase beschreibt das Lernen durch Erklären. In einer Kombination aus

Dingen vormachen und zugleich erklären lernen Babys viel schneller. Hilfreich ist es auch,

sie in Alltagshandlungen mit einzubeziehen und diese auch zu erklären.

Bodenburg, Kollmann (2011) geht ähnlich wie Hauf und Klein (2008) davon aus, dass

Babys aufgrund von Zuschauen und Nachahmen lernen. Ein wichtiger Teil des Lernens

basiert jedoch auch auf dem Prinzip Versuch und Irrtum. Wobei die Neugier als

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Hauptmotor für das Lernen dient. Babys wollen ihre Umgebung erkunden, Dinge

angreifen, hören, riechen und kennen lernen. Das Erkennen von Gefahren lernen sie

infolge der Reaktionen der Eltern, welche sie beobachten. Es gibt jedoch auch sogenannte

„Neugierkiller“ oder im weiteren Sinne „Lernkiller“. Dazu zählen Fernsehen, ständige

Musikberieselung oder chipgesteuertes Spielzeug. Fernsehen ist deshalb schlecht, da die

Vorstellungskraft von Babys, aber auch Kleinkindern, noch zu gering ist, um einem

zweidimensionalen Bild folgen zu können. Die Musikberieselung nimmt einen negativen

Einfluss, weil Babys den Ausgangsort der Töne bzw. der Geräusche nicht ausfindig

machen können. Chipgesteuertes Spielzeug ist am Anfang recht spannend, jedoch wird es

schnell langweilig, wenn keine neuen Funktionen hinzukommen. Eltern fungieren auch oft

als Lernkiller, indem sie die Neugier ihres Babys ständig begrenzen, bestrafen oder

missachten. Babys bzw. Kinder hören mit der Zeit auf etwas wissen oder lernen zu wollen

und werden still und passiv.

2.3 Ansatz der Frühförderung

„Auch durch intensivstes Einwirken wird kein Kind einen Entwicklungsschritt tun, bevor

nicht sein Nervensystem signalisiert, dass es emotional, geistig und körperlich dazu fähig

ist“ (Bodenburg, Kollmann, 2011, S.123). Deshalb versucht die Frühförderung das Baby

oder Kleinkind zu beobachten und anhand ihres Entwicklungsstandes zu begleiten. Dazu

gehören ein kindgerechtes Reizangebot, eine kindgerechte Umgebung und einfühlsame

Bezugspersonen (Bodenburg, Kollmann, 2011). Es gibt verschiedene Möglichkeiten der

Frühförderung, wobei nachstehend einige exemplarisch genauer erklärt werden.

2.4 Motorische Frühförderung

Kinder sind fast immer in Bewegung. Studien haben eindeutig belegt, dass Bewegung

wichtig ist für die kindliche Entwicklung. „Heute gilt als gesicherte Erkenntnis, dass

Bewegungsentwicklung inklusiver Bestandteil des kindlichen Selbstbildungsprozesses ist,

den gerade in den ersten Lebensjahren eine Schlüsselfunktion zukommt“ (Jasmund, 2010,

S.102). Durch die körperliche Aktivität wird die Entwicklung des Gehirns angeregt und

geprägt. Eine gelungene Bewegungsentwicklung wirkt sich auch auf das spätere Leben

aus. „Motorisch fitte Kinder sind sozial beliebter und haben nachweisbar einen leichteren

Schuleinstieg. Mit zunehmendem Alter nimmt die Bedeutung von Bewegung im

8

Entwicklungsprozess ab“ (Jasmund, 2010, S.103). Bewegungserfahrungen beeinflussen

außerdem die Sprache. Je unterschiedliche diese sind, desto vielfältiger ist später der

Wortschatz und das Sprachverständnis der Kinder (Bodenburg, Kollmann, 2011). Während

des zweiten Lebensjahres werden sensorische Grundmuster und motorische Funktionen im

limbischen System durch Emotionen erweitert. Die Wissenschaft hat auch belegt, dass

körperliche Aktivität Auswirkungen auf die Ausschüttung von Serotonin und Dopamin

haben. Diese beiden Botenstoffe tragen zur Bildung von neuen Hirnzellen und

synaptischen Verbindungen bei. Fehlt das Bewegungsangebot in der frühkindlichen

Entwicklung, so kommt es zu einer Störung dieser Funktionseinheit. Die Folge davon ist,

dass kein Zusammenhang zwischen Lernen und Bewegung entsteht. Kinder wiederholen

nur Dinge, die sie in positiver Erinnerung haben, negative Erlebnisse werden ausgeblendet.

Diese frühkindlichen Ereignisse entscheiden darüber, ob sich ein Kind später einmal dem

Sport zuwendet oder einen Bogen um jegliche Art von Bewegung macht (Jasmund, 2010).

2.4.1 Körpergefühl fördern

Idealerweise sollten Babys auf nicht zu harten, aber auch nicht zu weichen flachen

Unterlagen liegen, um Antworten auf Bewegungsreize zu erhalten. Ein Wechsel zwischen

Bauch-, Seiten- und Rückenlage wird empfohlen. Jedoch sollte das Baby am häufigsten am

Bauch liegen, um möglichst früh die Muskulatur für das spätere Kopfaufheben und sich

aufstützen aufzubauen (Sinnhuber, 1991). Babys unter drei Monaten lieben es geschaukelt

zu werden. Hierfür empfiehlt sich die Verwendung einer Hängematte bzw. einer Wippe. Es

sollte jedoch bedacht werden, dass dies keine „Dauerlagerungsplätze“ für Säuglinge sind,

denn sie benötigen Begrenzung und Kontakt zum Boden, um ihren Körper zu spüren

(Bodenburg, Kollmann, 2011). Als ideal hat sich auch das Tragetuch erwiesen. Durch die

Begrenzung spürt das Baby seinen eigenen Körper und erlebt die Bewegungen der

Bezugsperson mit. Um die Lage im Raum zu erkunden bieten sich Spiele, wie in die Höhe

und wieder herunter heben oder wie ein Flugzeug durch die Luft schweben an. Babys

haben – wenn es nicht zu schnell gemacht wird – dabei meist großen Spaß (Grünebaum,

2010).

9

2.4.2 Babyschwimmen

Babys müssen noch nicht schwimmen lernen, jedoch hat die Bewegung im Wasser viele

Vorteile (Hildebrand, 2009). „Durch den im Vergleich zur Luft erhöhten

Bewegungswiderstand wird jeder Körperteil intensiver wahrgenommen, was zu einem

verbesserten Körperbild führt“ (Nörrenberg, 2005, S.135).

Babys sind fast schwerelos im Wasser, mit Hilfe von Schwimmflügeln können sie wichtige

Gleichgewichtserfahrungen machen. Wasser hat auch einen positiven Einfluss auf die

einzelnen Organsysteme. So wird beispielsweise die Atemhilfsmuskulatur im Wasser viel

stärker eingesetzt, was zu einer vermehrten Produktion von Lungenbläschen führt und

folglich zu einer gesteigerten Lungenventilkapazität. Positiv wirkt sich das Schwimmen

auch auf die Halte- und Stützmotorik aus, so werden die Körperkoordination und die

Kontrolle über die Körperlage deutlich verbessert (Nörrenberg, 2005). „Da gerade im

ersten Lebensjahr körperliche und geistige Fortschritte eng miteinander verknüpft sind,

fördert die Bewegung im Wasser, kombiniert mit gezielten Übungen, die Koordination, das

Gleichgewicht, das Körpergefühl, die Konzentration, die Kreativität, die Intelligenz und

das Reaktionsvermögen. Unter anderem wird auch die soziale Entwicklung gefördert, so

z.B. Kontaktfähigkeit, Zielstrebigkeit und Selbständigkeit“ (Hildebrand, 2009, S.126).

Über das Einstiegsalter in Babyschwimmkurse sind sich Hildebrand (2009) und

Nörrenberg (2005) einig: Es sollte nicht vor der 12. Lebenswoche liegen. Nörrenberg

(2005) fügt hinzu, dass Babys vor diesem Alter nicht in der Lage sind, die Reizdichte eines

Schwimmbadbesuches in ihrem Gehirn zu verarbeiten. Laut Hildebrand (2009) wäre das

Babyschwimmen in den ersten sechs Lebensmonaten am effizientesten, da die

Reflexschwimmbewegungen noch sehr stark ausgebildet sind und das Urvertrauen zur

Bezugsperson am stärksten ist. Sinn sei es jedoch nicht, wie anfangs bereits erwähnt,

Schwimmen zu lernen, sondern Spaß im Wasser zu haben und die Zeit mit der

Bezugsperson zu genießen.

Die Dauer des Babyschwimmens liegt bei ca. 40 Minuten, je nach Wohlbefinden des

Babys auch deutlich kürzer (Nörrenberg, 2005). Der Spaß am Babyschwimmen hängt von

der Tagesverfassung ab. Deshalb sollte immer die Reaktion des Babys beobachtet werden

und abhängig davon im Wasser gespielt werden oder auch nicht (Grünebaum, 2011). Ob

beim Babyschwimmen auch untergetaucht wird oder nicht, sollte individuell abgewogen

werden, denn oft entspricht dies nicht dem Entwicklungsstand. Außerdem erschrecken sich

10

viele Babys dadurch und die Freude am Schwimmen wird schnell getrübt (Nörrenberg,

2005). Prinzipiell für Babyschwimmkurse sollte die Wassertemperatur bei 32 bis 34 Grad

liegen und die Beckentiefe 1,4 bis 1,5 Meter betragen. Dies entspricht der idealen Höhe in

der Eltern problemlos stehen können, während sie ihr Baby halten. Es gibt keine spezielle

Bekleidungsvorschrift für die Babys, jedoch empfehlen sich ein Baumwollhöschen und

keine Windel. Diese würde sich nämlich unnötig mit Wasser vollsaugen und die

Bewegungsfreiheit deutlich einschränken (Grünebaum, 2011).

Als Nachteil des Babyschwimmens wird von vielen Eltern das chlorhaltige Wasser

gesehen. Dies sollte jedoch kein Problem sein, denn in richtig betriebenen

Schwimmbädern ist der Chlorgeruch nur minimal vorhanden. Es wird versucht, nur so viel

Chlor zu verwenden, dass eine Keimabtötung gewährleistet werden kann. Auch Augen-

bzw. Hautreizungen treten meist nicht aufgrund des Chlors auf, da hierfür der Aufenthalt

im Wasser zu kurz ist (Nörrenberg, 2005). Um die Bedenken über das ausgewählte

Schwimmbad möglichst gering zu halten, sollten nur vom Gesundheitsamt überprüfte

Bäder besucht werden (Hildebrand, 2009).

2.4.3 Babymassage

Sie stammt aus dem asiatischen Raum und wurde in Europa erst ab den 80-er Jahren des

vorhergehenden Jahrhunderts durch Frédérick Leboyer verbreitet (Heller, 2002). Dabei

handelt es sich um eine traditionelle Stimulationsanwendung, welche einen Weg für einen

intensiven Austausch zwischen Eltern und Kind ermöglicht (Hofecker et al., 2005). Schon

lange ist bekannt, dass Menschen ohne Berührungen nicht überleben können. Das Baby

erfährt bereits im Mutterleib bzw. in der Gebärmutter Berührungen. Diese – und jede

weitere außerhalb der geschützten Umgebung erlebte Berührungen – bringen neue

Erfahrungen für den Säugling mit (Heller, 2002).

Die Babymassage in ihrem vollen Ausmaß – zwischen zehn und 15 Minuten – kann ab

dem zweiten bis siebten Lebensmonat angewandt werden. Bis zur vierten Lebenswoche

empfiehlt es sich, nur an Händen, Beinen und am Rücken sanft entlang zu streichen und

noch keine Massagebewegungen durchzuführen, da die einzelnen Hautschichten noch

nicht fest genug miteinander verwachsen sind. Die Dauer von fünf Minuten sollte nicht

überschritten werden. Die Massage kann sowohl anregend (gegen die Haarwuchsrichtung,

mit festem Druck, etwas schneller, mit kreisenden Bewegungen), als auch beruhigend (mit

11

der Haarwuchsrichtung, sanft, mit wenig Druck, langsam) durchgeführt werden. „Tempo

und Rhythmus der Babymassage sollen immer gleichmäßig in der Ausführung sein, wird

beides gewechselt, wirkt sich das beunruhigend auf das Baby aus“ (Heller, 2002, S.210).

Die Durchführung kann im Sitzen – mit dem Baby am Schoß – oder im Stehen – das

Baby am Wickeltisch liegend – gemacht werden (Heller, 2002).

Studien belegen, dass durch diese Art der elterlichen Zuwendung der Hauttastsinn des

Babys gefördert wird und eine bessere Kommunikation zwischen Eltern und Kind

stattfindet. Auch reagieren Eltern schneller auf die Signale ihres Kindes und umgekehrt

auch das Kind auf die Signale der Eltern (Lang, 2009). Die Bezugspersonen haben eine

stärkere Bindung zu ihrem Kind, welche die physische und psychische Entwicklung

beschleunigt (Benke, 2005). Tägliche oder regelmäßig durchgeführte Berührungen von

Anfang an, ermöglichen ein ganz anderes Körperempfinden, welches sich positiv auf die

körperlichen und geistigen Fähigkeiten auswirkt. Babymassage kann einerseits eingesetzt

werden, um das Körpergefühl und die Bewegungsfähigkeit zu fördern, andererseits auch

um Stress und Anspannung abzubauen (Heller, 2002). „Förderung von Gelenkigkeit und

Geschicklichkeit führt zu einer besseren motorischen Koordination und Festigung der

Muskeln“ (Benke, 2005, S.202). Die Wahrnehmung wird gefördert, die Konzentration

steigt und durch die unterschiedlichen Stimulationen kommt es zur Weiterentwicklung des

Nervensystems, sowie zu Verknüpfungen der rechten und linken Gehirnhälften. Dadurch

ist eine wichtige Voraussetzung für das spätere Lernverhalten angelegt (Benke, 2005).

Grundsätzlich gilt: „Babymassage wird mit dem Kind und nicht an dem Kind gemacht“

(Heller, 2002, S. 209). Am Besten ist es, wenn es ein Ritual gibt, welches z.B. die Massage

ankündigt, indem die Hände vor den Augen des Babys aneinander gerieben werden. Nach

mehrmaliger Durchführung weiß das Baby so bereits, was auf es zukommt. Es sendet

Signale der Bereitschaft aus, wie Augenkontakt halten, lächeln oder mit den Armen und

Beinen strampeln. Zeigt es jedoch Abwehrsignale, wie sich abwenden, weinen oder

Rumpfüberstreckung, so sollten diese ernst genommen und die Massage verschoben

werden. Untersuchungen haben einige Vorteile der Babymassage herausgefunden.

Säuglinge sind deutlich aufmerksamer und neugieriger, sie beginnen früher und auch öfter

zu lächeln. Außerdem steigert sich das Selbstvertrauen und sie erhalten ein größeres

Vertrauen in ihre Umgebung. Im Vergleich zu Gleichaltrigen, denen die Erfahrungen der

Babymassage vorenthalten wurden, ist der Kontakt zu den Eltern später besser (Heller,

12

2002). Laut Benke (2005) beeinflusst es auch das Sozialverhalten. „Geliebte und sich

geborgen fühlende Kinder sind selbständiger, unabhängiger, informierter und

kommunikativer“ (Benke, 2005, S.200).

2.4.4 Eigenbewegungen fördern

Wenn Alltagshandlungen wie An- und Ausziehen, Aufheben oder Wickeln in – für das

Baby nachvollziehbarer Geschwindigkeit und an die Bewegungsphysiologie angepasst –

durchgeführt werden, kann es sich schnell daran beteiligen und mithelfen. Zu schnelle

Handlugen überfordern das Baby und es hat keine Möglichkeit sich aktiv in die

Bewegungen einzubringen (Stemme, Eickstedt, 1998). Wenn Babys in Rückenlage auf

einer Decke am Boden liegen, können einzelne bunte, klappernde Spielsachen oberhalb

befestigt werden. Sie regen die Neugier an und motivieren zum Hingreifen oder mit den

Füßen strampeln. Liegt das Baby in Bauchlage, so können einerseits das Drehen und in

einer späteren Entwicklungsstufe das Kriechen gefördert werden. Dies geschieht mit Hilfe

von Spielsachen, die das Baby mit seinen Augen verfolgt, und etwas außer Reichweite

positioniert werden. Nicht zu weit, sonst schwindet die Motivation es zu erreichen. Kann

das Baby bereits krabbeln, so dienen Hindernisse am Boden in Form von Spielsachen,

Kissen oder Möbeln dazu, diese zu erkunden oder herumzukriechen, was wiederum zu

einer Entwicklungssteigerung beiträgt. Sind Babys einmal mobil, so können Spiegel in

Augenhöhe sie zum kurzen Innehalten und sich selbst Beobachten bringen (Bodenburg,

Kollmann, 2011). Mit ungefähr einem Jahr beginnen sich Kinder an allen möglichen

Gegenständen aufzuziehen (Grünebaum, 2010). Dies kann laut Flehming (1990) auch

schon mit neun Monaten beginnen. Am Anfang halten sie sich noch mit beiden Händen

fest und wirken sehr wackelig. Um das Gleichgewicht des Kindes zu fördern, kann

versucht werden, ihm das Lieblingsspielzeug zu reichen. Das Kind wird – vorausgesetzt es

hat einen halbwegs sicheren Stand – eine Hand ausstrecken und nach dem Spielzeug

greifen. Durch diese Handlung lernt es kurzzeitig sich mit nur einer Hand festzuhalten.

Wird dieses Spiel mehrmals wiederholt, steigert es in erster Linie das Selbstwertgefühl des

Kindes, zudem fördert es das selbständige Stehen. Als Steigerung kann versucht werden,

durch Aufforderung das Spielzeug wieder zurückzubringen und somit das Kind zum

Gehen zu motivieren. Ist das Kind dafür schon bereit, wird es die kurze Distanz zur

Bezugsperson gehend bewältigen. Begibt sich das Kind wieder in den Stand des

13

Vierfüßlers und krabbelt, so ist es noch nicht bereit und sollte nicht zum Gehen gezwungen

werden. Gehilfen sollte man nicht verwenden, da sie meist zu früh eingesetzt werden und

so zu Haltungsschäden führen (Grünebaum, 2010). Hat das Kind erst einmal das Gehen

erlernt, so empfiehlt es sich, dies auf verschiedenen Untergründen zu tun, um das

Gleichgewicht zu fördern (Sinnhuber, 1991). Dies kann ebenso durch Spielsachen, die

hinterher gezogen werden können, unterstützt werden, da es sich vorwärts bewegt, der

Blick jedoch nach hinten gerichtet ist (Grünebaum, 2010). Ideal für die

Bewegungsförderung sind außerdem Spielplätze, die Möglichkeiten zum Klettern,

Durchkriechen, Verstecken und Rutschen bieten (Bodenberg, Kollmann, 2011).

2.4.5 Feinmotorik fördern

Die Feinmotorik kann durch das Lösen von Puzzle mit großen Teilen oder das Spielen mit

Murmeln gefördert werden (Grünebaum, 2010). Dafür eignet sich auch das Malen mit

verschieden großen bzw. dicken Stiften (Bodenberg, Kollmann, 2011). Zu Beginn wird das

Kind großflächig malen bzw. unter Verwendung der gesamten Körperbewegung. Aber

nach einigen Wochen werden nur mehr die Finger die Malbewegungen ausführen

(Sinnhuber, 1991). Um die einzelnen Stifte richtig halten zu können, kann als Vorbereitung

ein Fingerspiel gemacht werden. Das Kind liebt das und kann nach einiger Zeit sowohl

richtig „mitsingen“, als auch die einzelnen Finger gezielt bewegen (Bodenberg, Kollmann,

2011).

2.5 Sprachliche Frühförderung

Die Sprache ist in unserer Gesellschaft ein wichtiger Bestandteil der kognitiven

Entwicklung und der Verständigung untereinander. Sie hilft uns, unser Wissen zu

erweitern und uns in unserer Umgebung orientieren zu können. Bis Kinder die Sprache so

wie wir verwenden können, ist es ein langer Weg. Durch Zuhören und Nachahmen lernen

die Kleinen von Anfang an die Wörter richtig zu verwenden, um mit Eintritt in die Schule

einen Wortschatz von ca. 14.000 Wörtern zu besitzen. Wortbildung und Wortstellung

müssen nicht mühsam mit Regeln auswendig gelernt werden, sondern können im Alltag

durch Zuhören und Nachsprechen automatisch übernommen werden (Penner, 2005).

Die Sprachentwicklung beginnt so ungefähr um den sechsten bis neunten Lebensmonat.

Das Baby startet mit dem „Plapperstadium“, einzelne Silben werden hintereinander

14

gereiht. Ab dem neunten Monat folgen die ersten richtigen Wörter, wie Mama oder Papa.

Mit ca. 18 bis 20 Monaten verfügen Babys bereits über einen Wortschatz von 50 – 200

Wörtern, wobei die Verwendung in Sätzen meist mit dem zweiten Geburtstag startet. Mit

zweieinhalb Jahren wird zum ersten Mal das Wort „Ich“ in einem Satz verwendet und die

Satzlänge dehnt sich auf Drei- bzw. Mehrwortsätze aus (Fillinger, 2012). Es gibt

verschiedene Möglichkeiten die Sprache frühzeitig zu fördern.

2.5.1 Sprechmotorik fördern

„Lust am Sprechen und sprachliches Können fördert man schon früh durch Stimulation der

Beweglichkeit von Lippen, Gesichtsmuskulatur und Zunge“ (Bodenburg, Kollmann, 2011,

S.241). Das kann durch Blasen auf ein Windrad, durch Seifenblasen machen, mit der

Zunge schnalzen oder mit den Zähnen klappern geübt werden. Aber auch durch Schlürfen

bzw. Schlecken eines Eises von der Waffel. Das alltägliche Saugen aus der Flasche gehört

ebenso zu dieser Art von Vorbereitung (Bodenburg, Kollmann, 2011).

2.5.2 Babysprache

Bereits im Mutterleib „haben die Babys […] die Sprechmelodie und Betonung der

Muttersprache kennengelernt und können deshalb, wenn sie auf die Welt kommen, schon

Sprachlaute von anderen Umgebungsgeräuschen unterscheiden“ (Iven, 2009, S.38). Darum

ist es besonders wichtig, bereits ab der Geburt mit dem Baby zu sprechen. Es weckt das

Interesse an der Sprache und bereitet auf das Sprachlernen vor. Die ersten Lalllaute des

Babys sollte man anfangs wiederholen bzw. in die eigenen Sätze miteinbauen, da somit das

Sprechen angeregt wird (Sinnhuber, 1991). Das Imitieren der Babysprache empfiehlt sich

laut Grünebaum (2010) nicht, denn das Baby hat so kein gutes Vorbild mehr – lernt durch

Nachahmen - und verbleibt im Einzellautbildungsstadium, was zur Hemmung der

Sprachentwicklung führt. Sinnvoller ist die normale Sprache zu verwenden, alle

Handlungen zu kommentieren, sowie auch das Weggehen, wodurch sie sich

wahrgenommen fühlen.

Die sogenannte „Babysprache“ hat sich jedoch als großer Vorteil in der Kommunikation

mit den Kleinsten erwiesen. Hierbei handelt es sich nicht um Babylaute, sondern um die

normale Sprache, die jedoch an Babys angepasst ist. Sie ist gekennzeichnet durch kurze

Sätze, übertrieben gedehnten Vokalen, einer höheren Stimmlage, einer besonderen

15

Melodie, kurzen Pausen und besonders vielen Wiederholungen. Babys lieben diese Art von

Sprache. Sie hilft ihnen Erregung oder Aufmerksamkeit zu regulieren, Gefühlszustände zu

erkennen und unterstützt sie in der Spracherlernung (Hauf, Klein, 2008). „Ab dem 18.

Lebensmonat imitiert es das Sprachverhalten seiner Bezugspersonen, deren

muttersprachliche Stimmmelodie, die Betonung, Stimmführung sowie Lautstärkenregelung

und übt sie in den ersten Rollenspielen als eigenes Sprachverhalten ein“ (Bodenburg,

Kollmann, 2011, S. 220). Wann Kinder mit dem Sprechen starten hängt damit zusammen,

wie auf ihr Weinen bzw. Schreien reagiert wurde. Je nachdem, ob auf diese

Kommunikationsversuche eine schnelle bzw. keine Reaktion der Eltern folgte, beginnen

sie früher oder eben später zu sprechen (Bodenburg, Kollmann, 2011).

2.5.3 Bilderbücher anschauen und vorlesen

Ideal für den Anfang sind Bilderbücher mit nur einem Gegenstand pro Seite. Diese sollten

einfach gestaltet sein und keine perspektiven Darstellungen enthalten, da Babys und

Kleinkinder kognitiv noch nicht so weit entwickelt sind (Bodenburg, Kollmann, 2011).

Bücher mit Tieren eignen sich besonders gut um diese zu benennen und die

entsprechenden Laute nachzuahmen. Je öfter das Bilderbuch angesehen wird, umso mehr

Laute bzw. Tiernamen können vom Kleinkind zugeordnet bzw. benannt werden

(Grünebaum, 2010). Bilderbücher – als Spielzeug – kann man nie genug haben

(Bodenburg, Kollmann, 2011). Bücher zum Vorlesen sollten so ausgesucht werden, dass

sie nach einigen Wiederholungen immer noch gerne gelesen werden, denn Kleinkinder

wollen Geschichten immer und immer wieder hören, bis sie die Verarbeitung der

Geschichte abgeschlossen haben. Dieser Vorgang kann mehrere Monate dauern, jedoch

fördert das Vorlesen in gewisser Weise das Mitdenken und somit auch das Lernen

(Grünebaum, 2010).

2.5.4 Mehrsprachigkeit

Forschungen belegen, dass Babys, die zweisprachig aufwachsen, später beginnen zu

sprechen und anfangs die beiden Sprachen noch miteinander vermischen. Als magische

Altersgrenze für den Beginn mit der zweisprachigen Erziehung gilt das dritte Lebensjahr

(Grünebaum, 2010). Wichtig im Bezug auf die zweisprachige Früherziehung ist es, dass es

jeweils für eine Sprache eine Bezugsperson gibt, die beibehalten wird. Auch eine

16

Betreuungseinrichtung in der eine andere Sprache gesprochen wird bietet sich an. Das

Kind kombiniert den Ort mit der Sprache und bringt sie so nicht durcheinander. Später

kann es dann die zwei verschiedenen Sprachen gezielt einsetzen. (Bodenburg, Kollmann,

2011). Laut Grünebaum (2010) ist eine Mehrsprachigkeit von Geburt an im Bezug auf ein

späteres Sprachenlernen sehr vorteilhaft. Jede weitere Sprache wird viel leichter und

schneller erlernt.

2.5.5 Babyzeichensprache

„Babyzeichensprache dient der Verständigung von Eltern und ihren Babys, bevor die

Kleinen sprechen können“ (König, 2011). Die Zeichen beruhen auf der deutschen

Gebärdensprache und ermöglichen es Eltern und Babys sich gegenseitig zu verstehen. Die

Babyzeichen werden gemeinsam mit der gesprochenen Sprache verwendet und stehen für

Gegenstände, Situationen und Aktivitäten aus dem Babyalltag. Dadurch, dass Babys eine

Verbindung zwischen dem Zeichen und seiner Bedeutung herstellen, können sie sich mit

diesen Babyzeichen ausdrücken. Ziel der Babysprache ist es nicht, aus den Babys Genies

zu machen, sondern den Alltag für Eltern und Kinder zu erleichtern und die

Kommunikation zu fördern. Mit der Sprache verhält es sich so, wie mit dem Laufen lernen:

Durch das Krabbeln wird das Kind zum Laufen angeregt, sowie es durch die

Babyzeichensprache zum Sprechen angeregt wird. Da beide Gehirnhälften in Anspruch

genommen werden müssen, sowohl die linke Hirnhälfte für die akustischen Reize der

Sprache, als auch die rechte Hirnhälfte für die visuellen Reize der Zeichen, kommt es zu

einer besseren Gehirnentwicklung mit deutlich mehr Nerven-Verschaltungen. Ein weiterer

positiver Effekt ist, dass durch die Zeichenbildung die Feinmotorik der Babys

weiterentwickelt wird. (König, 2011)

Amerikanische Studien haben sich mit den Auswirkungen der Zeichensprache auf die

kindliche Entwicklung intensiv beschäftigt. Ihre Ergebnisse zeigen, dass durch die

Verwendung dieser Zeichen Babys deutlich weniger frustriert sind, da sie sich mitteilen

können und auch verstanden werden. Außerdem beginnen sie viel früher zu sprechen und

haben einen deutlich höheren Wortschatz, im Gegensatz zu anderen, die ohne

Babyzeichensprache aufgewachsen sind. Die Verwendung der Wörter und auch die

Bildung von Sätzen fallen diesen Babys eindeutig leichter als anderen. Die Bindung zu den

Eltern, aber auch zu den Geschwistern, wird ebenso durch die Zeichensprache erhöht.

17

(König, 2011) Die Studie von Acredolo und Goodwyn (2009) hat ergeben, dass Babys, bei

denen die Babyzeichensprache angewandt wurde, einen deutlich höheren IQ mit acht

Jahren haben, als Gleichaltrige ohne diese Erfahrungen.

Mit Hilfe der Zeichensprache können sechs bis neun Monate alte Babys bereits nach

einfachen Dingen, wie „mehr von etwas wollen“ oder „Milch haben wollen“, fragen. Auch

können Babys eine Unterhaltung über etwas, das sie gerade interessiert, beginnen, indem

sie das dafürstehende Zeichen den Eltern zeigen. „Der größte Vorteil aber ist, dass die

Kleinen nicht mehr schreien müssen, um zu bekommen, was sie wollen. Sie können statt

dessen Babyzeichen benutzen“ (König, 2011).

2.6 PEKIP- Methode

Bei dieser Methode handelt es sich um das „Prager-Eltern-Kind-Programm“. Gegründet

wurde dieses Programm von Prof. Dr. Christa Ruppelt im Jahr 1973 in Deutschland. Den

Grundstein für die die Inhalte des Programms legte jedoch Dr. Jaroslaw Koch. Dieser

beschäftigte sich in seiner Forschung mit der Entwicklung des Kindes im ersten Lebensjahr

und formulierte daraus verschiedene Bewegungsanregungen, welche die Entwicklung

unterstützen sollen. Aus seinen Ideen und Anregungen entwickelte Ruppelt ein

pädagogisches Konzept für Eltern-Kind-Gruppen. Daraus hat sich PEKiP entwickelt und in

der gesamten Welt verbreitet. Es gibt unterschiedliche Gruppen – für gesunde Babys,

Mehrlingsbabys, aber auch für Frühchen oder behinderte Babys (Pulkkinen, 2008). Im

Unterschied zu anderen Förderungsprogrammen geht es bei PEKiP nicht um das passive

Bewegen eines Kindes, sondern eine Anregung, um selbst aktiv zu werden. „ So wird nicht

nur ihre körperliche, sondern auch ihre geistige und emotionale Entwicklung gefördert“

(Pulkkinen, 2008, S.40). PEKiP findet in Gruppen statt, die maximal aus 6 bis 8 Babys mit

ihren Mamas oder Papas bestehen. Idealerweise sind die Babys bei ihrem ersten Treffen 4

bis 6 Wochen alt – wenn möglich auch gleichen Alters– da die Kontakte auf dieselbe Art

gemacht werden. „Bereits ab dem dritten Monat suchen Baby zunehmend die Begegnung

mit Gleichaltrigen. Anfangs nehmen sie Klickkontakt auf, wenig später greifen sie nach

dem anderen Baby, wenden sich ihm zu oder versuchen sich in seine Richtung zu

bewegen. Auch durch Laute, Musik und Lächeln zeigen die Kleinen dem anderen Baby ihr

Interesse“ (Pulkkinen, 2008, S.43). „Im Mittelpunkt stehen in der Gruppenarbeit die

PEKiP Spiel-, Bewegungs- und Sinnesanregungen für Eltern und Kinder.

18

Generationsübergreifend sind Eltern und Kinder gemeinsam spielend tätig“ (Prager-Eltern-

Kind-Programm PEKiP Gemeinnütziger Verein, 2012). Die Teilnehmer einer Gruppe

bleiben das gesamte Jahr über gleich, dies schafft eine gewohnte Umgebung für die Babys.

Die Treffen finden einmal in der Woche in einem warmen Raum statt, da Studien

beweisen, dass Babys, wenn sie nackt sind, aktiver und zufriedener sind. „Jedes Kind wird

in der PEKiP-Gruppe durch Bewegungs-, Sinnes- und Spielanregungen in seiner

Entwicklung begleitet und unterstützt. Die Bindung und Beziehung zwischen den Eltern

und ihrem Kind wird gestärkt. Erfahrungsaustausch und Kontakte zwischen den Eltern

werden ermöglicht und gefördert. Das Baby kann Kontakt zu gleichaltrigen Kindern und

zu anderen Erwachsenen knüpfen und erste Freundschaften schließen“ (Pulkkinen, 2008,

S.42). In den ersten sechs Monaten versucht PEKiP die Eltern-Kind-Bindung zu

unterstützen, später dienen die speziellen Anregungen dazu, auf beiden Seiten los lassen zu

können. Mit zunehmendem Alter und erhöhter Geschicklichkeit lernen die Kinder, sich

aufeinander hinzubewegen und miteinander zu spielen. Oft genügt es dann schon zu

wissen, dass die Eltern am anderen Ende des Raumes sitzen und zuschauen, um die

gewohnte Sicherheit zu spüren. Diese Zeit können Eltern optimal ausnutzen, um sich

untereinander auszutauschen. „Mit etwa einem Jahr beginnen Kinder Kontakte zu knüpfen

und Freundschaften zu schließen, indem sie ihr Spielzeug untereinander austauschen“

(Pulkkinen, 2008, S.43).

2.7 Spielen

Die Gesellschaft unterschätzt sehr häufig die Wichtigkeit des Spielens. Es wird als

Unterhaltung oder Ausdruck des kindlichen Verhaltens angesehen. Die Forschung hat aber

gezeigt, dass Spielen für Babys und Kinder mindestens genauso wichtig für die

Entwicklung ist, wie später die Schule (Ayres, 2002). Babys kommen mit dem Bedürfnis

bzw. der Bereitschaft zum Spielen auf die Welt. Es gehört von Anfang an zu ihnen dazu,

denn es ist ein Grundbedürfnis und zentrales Verhaltenssystem (Maywald, 2009). Durch

das Spielen haben Babys die Möglichkeit zur Selbsterfüllung und ihrem inneren Drang

Folge zu leisten (Ayres, 2002). Mit Hilfe des Spielens lernen sie ihre Umwelt kennen, sie

zu begreifen und auch zu bewältigen. Für die Babys ist es der erste Weg sich mit ihren

Emotionen auseinander zu setzen, neue Fähigkeiten zu entdecken und ihr Leben zu

bewältigen. Nach neuesten Erkenntnissen können sich Babys und auch Kinder, die viel

19

gespielt haben, später besser anpassen und Konflikte leichter lösen (Maywald, 2009). Beim

kindlichen Spiel steht nicht das Ergebnis im Vordergrund, sondern das Folgeleisten des

inneren Antriebes. Die körperliche Aktivität, die auf diesen Antrieb folgt, ermöglicht es

dem Körper mit seiner Umgebung auseinanderzusetzen und sie zu erkunden. Durch die

Aktivität werden die Sinnesorgane stimuliert, welche eine entsprechende

Anpassungsreaktion zeigen und so die Verarbeitungsprozesse im Gehirn fördern. Diese

Sinneseindrücke, die vom Körper und der Schwerkraft ausgehen, bereiten dem Kind durch

das Erleben der Sinnesreize Freude (Ayres, 2002). Eltern neigen oft dazu Babys zu

überfordern, indem sie schon in den ersten Monaten mit Spielsachen überhäuft werden.

Säuglinge spielen am liebsten mit ihren Händen, Fingern oder Füßen. Durch

Überforderung verlieren Babys die Freude am Entdecken und Forschen (Grünebaum,

2010). Ein beliebtes Spielzeug in den ersten Lebensmonaten sind die Bezugspersonen,

deren Gesichter einfach nur angeschaut und genau inspiziert werden (Hauf, Klein, 2008).

Laut Maywald (2009) sind Babys ab dem dritten bis vierten Lebensmonat bereit mit

Spielsachen zu spielen. Sie fügt allerdings hinzu, dass es für das erste Lebensjahr völlig

ausreichend ist, wenn ein Mobile, Rasseln und verschiedene Hölzer zum

Aufeinanderschlagen vorhanden sind.

Ist jedoch viel Spielzeug vorhanden empfiehlt es sich, nur einen kleinen Teil davon zum

Spielen bereit zu legen und es immer wieder auszutauschen. Somit kann eine zu große

Überforderung verhindert werden. Technische Spiele bzw. Spielsachen mit Leuchteffekten

machen Babys zum Zuschauer. Jedoch kann das Baby sich dadurch nichts aneignen, denn

es lernt durch Nachahmung und nicht durch Belehrung. Mit ca. acht Monaten werden

Spielsachen als Mittel zum Zweck verwendet. Zum Beispiel wird mit einem Löffel

umgerührt oder versucht zu essen. Im neunten Monat werden Gegenstände durch die

Umgebung geworfen oder versteckt. Ideal für Eltern-Kind-Spiele sind im sechsten bis

achten Lebensmonat Bewegungsspiele und Reime („Hoppe, hoppe Reiter“), welche die

Kleinen besonders lieben (Grünebaum, 2010). Frühkindliches Spiel ist kennzeichnend

durch kurze, eindringliche und erschöpfende Spielphasen, die auf das Zerlegen aus sind,

ohne vorausplanendes Ergebnis und immer in Sicht- bzw. Rufweite der Eltern (Bodenburg,

2011). Maywald (2009) fügt hinzu, dass kindliches Spielen durch Freude, Konzentration,

Phantasie, Spontaneität und Kreativität geprägt ist. Wenn ein Kind längere Zeit nicht spielt

und auch nicht dazu motiviert werden kann, ist dies ein Hinweis auf eine

20

Entwicklungsstörung. Laut Oerter (2008) zeigt das kindliche Spielen auch eine

Wiederholungstendenz, die so lange auftritt, bis das bestimmte Spiel erlernt wurde und es

langweilig wird. Weiters ist Spielen auch durch Nachahmung und Abschauen von den

Eltern bzw. von anderen Vorbildern geprägt.

Je abwechslungsreicher ein Spiel gestaltet ist, desto größer ist die Förderung der eigenen

Entwicklung. Auch unterschiedliche Materialien, Größen und Formen tragen zu einem

besseren Gebrauch der Feinmotorik bei. Die Spielsachen sollten prinzipiell die Fantasie der

Kinder anregen. Hierfür empfiehlt es sich im Sand zu spielen und dort Tunnel oder Burgen

zu bauen, welche anschließend mit Autos befahren werden können. Auch ein

Hindernisgelände aus zusammengerollten Decken und Polstern oder kleinen Truhen über

die gerollt, geklettert oder gekrochen werden kann, fördert das räumliche Verständnis und

somit die Entwicklung (Ayres, 2002). Bodenburg, Kollmann (2011) gibt den Eltern

folgenden Tipp: Das Kind nicht immer nur im Haus, sondern auch einmal in der freien

Natur spielen zu lassen, denn dadurch kann es für sich wichtige Sinneserfahrungen

sammeln und seinen räumlichen Horizont erweitern.

Das Wichtigste beim kindlichen Spiel ist jedoch die Freiwilligkeit, mit der ein Kind zu

spielen beginnt. Durch ein aufgedrängtes Spiel gehen nämlich viele Vorteile des Spielens

verloren und das Kind verliert das Interesse (Ayres, 2002). Mit ca. einem Jahr beginnen

Kinder ihre Spielsachen gegenüber anderen Kindern zu verteidigen und andere Bauwerke

umzuwerfen (Viernickel, 2000). In dieser frühen Zeit entwickelt sich bereits die

Motivation für die Konfliktregelung. Die Kinder verhalten sich in diesen Situationen so,

wie sie es von zu Hause oder anderen Personen abgeschaut haben (Bodenburg, Kollmann,

2011). Werden Kinder während des Spielens beobachtet, so kann eindeutig ihren

Entwicklungsstand feststellen (Hauf, Klein, 2008).

Spielen gilt als ein natürliches Bedürfnis von Kindern, wenn es ermöglicht und unterstützt

wird so bietet es einen einfachen Weg die kindliche Entwicklung mit einfachen Mitteln

positiv zu beeinflussen.

21

3 Resümee

Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten die Entwicklung eines Kindes zu begleiten oder

zu fördern. Zu Beginn geht aus der Literatur eindeutig hervor, dass die einzelnen

Entwicklungsschritte von AutorIn zu AutorIn unterschiedlich früh bzw. spät angesetzt

werden. So sind sich Flehming (1990) und Ayres (2002) einig, dass ein Kind mit neun

Monaten bereits gehen kann, wenn es sich an Möbeln festhält. Bei Grünebaum (2010) wird

dieser wichtige Meilenstein in der Entwicklung erst drei Monate später angesetzt. So

unterschiedlich die Meinungen der einzelnen Autoren sind, so unterschiedlich sind auch

Kinder. Bodenburg, Kollmann (2011) unterstreicht dies gekonnt mit der Aussage, dass

Kinder mit noch so guter Förderung keinen Entwicklungsschritt machen, bevor sie selbst

nicht dazu bereit sind. Auch Lentze (2009) räumt einen wichtigen Punkt ein: Kinder, die

Frühförderung erhalten, sind nicht automatisch klüger oder glücklicher. Gerade die

Gewissheit, dass jedes Kind sich unterschiedlich entwickelt, ist in unserer Berufsgruppe

von großer Bedeutung. Eltern wollen oft wissen, ob es normal ist, dass ihr Kind mit neun

Monaten noch nicht alleine laufen kann oder mit zwei Jahren noch keine vollständigen

Sätze spricht. Die Haltung der Pflegeperson, sowie ihr Fachwissen sind ausschlaggebend

dafür, ob sie Eltern beruhigen kann oder nur noch mehr verunsichert.

Das Wichtigste in der Frühförderung oder Entwicklungsförderung ist es, die Kinder zu

beobachten und sie bestmöglich bei der Erreichung ihrer Ziele zu unterstützen. Dabei spielt

es keine Rolle, ob dies durch die Teilnahme an Frühförderungsprogrammen oder gezielter

Entwicklungsförderung passiert. Jede Kinderkrankenpflegeperson sollte über

entwicklungsfördernde Maßnahmen bzw. Programme Bescheid wissen, denn wir sind es,

die von Eltern gefragt werden, ob Babyschwimmen, Babyzeichensprache oder PEKiP-

Gruppen sinnvoll sind oder nicht.

Die Literatur spricht Babyschwimmen und der Babyzeichensprache große Erfolge zu

(Hildebrand, 2009; König, 2011). Es hängt jedoch sehr stark damit zusammen, wie die

Einstellung der Bezugsperson zu den einzelnen Kursen und Angeboten ist. Möchte eine

Bezugsperson gerne unter Gleichgesinnten sein und sich austauschen, so sind diese

Programme sicherlich sinnvoll für sie. Wobei Babyschwimmen sicherlich nicht für jedes

Kind das richtige ist. Es gibt viele Kinder, die im Wasser zu schreien und toben beginnen

22

(Nörrenberg, 2005). Es muss jede Person für sich selbst entscheiden, was für sie und ihr

Kind gut bzw. hilfreich ist.

Die Babyzeichensprache verspricht große Erfolge auf die Sprachentwicklung zu haben

(König, 2009). Auch hier muss individuell abgewogen werden ob dieses Programm zum

Kind passt. Jedoch bietet sie den Vorteil, dass sich das Baby sehr früh ausdrücken und sich

aktiv an der Kommunikation beteiligen kann. Wie am Anfang der Arbeit beschrieben,

gehen Mütter oft schon in den ersten Monaten zu Englischsprachkursen oder spielen dem

Baby bereits im Mutterleib fremdsprachige Musik vor. Die Literatur zeigt, dass die

mehrsprachige Erziehung sehr wohl funktioniert, jedoch nur, wenn sie personengebunden

gesprochen wird. Sicherlich möchten Eltern ihrem Kind die bestmöglichen

Voraussetzungen für das spätere Leben bieten, aber das heißt noch lange nicht, dass dies

bereits in den ersten drei Lebensjahren gemacht werden muss.

Auch sollten wir oft Auskunft geben, welches Spielzeug gut ist und was wir empfehlen

würden. Am Beginn sind nur die Gesichter der Bezugspersonen interessant bzw. ihre

Geborgenheit und Aufmerksamkeit. Diese frühe Bindung kann zum Beispiel durch die

Babymassage zusätzlich gefördert werden. Säuglinge können durch Mobile oberhalb ihrer

Krabbeldecke oder Bettchen zum Schauen oder Hingreifen angeregt werden. Zu viele

Spielsachen überfordern die Kinder und sind daher kontraproduktiv (Grünebaum, 2010).

Oft eigenen sich Alltagsgegenstände (Kochlöffel und eine Plastikschüssel) viel besser und

sind interessanter als teuer gekaufte Spielsachen. Die Kinder zeigen einem genau was für

sie interessant oder sinnvoll ist, das andere wird einfach ignoriert. Spielen an sich ist

jedoch eine sehr wichtige Erfahrung für alle Kinder, denn sie werden damit gefordert –

wie später einmal in der Schule.

Eine Teilnahme an der PEKiP-Gruppe ermöglicht es dem Kind, die Beziehung zu den

Eltern zu erweitern, und durch andere Kinder zu lernen. Das Kind sieht schon sehr früh

andere Kinder und kann sich mit ihnen vergleichen und später auch austauschen. Es ist für

Kinder sicherlich eine nette Abwechslung sich einmal wöchentlich unter Gleichaltrigen

aufzuhalten, die es ansonsten zu Hause nicht hat. Positiv dabei ist auch, dass sich die Eltern

untereinander austauschen können. Die PeKiP- Gruppe ist nur ein Beispiel aus vielen. Es

gibt verschiedene Arten von Spielgruppen oder auch Eltern- Kind-Meetings. Ein Beispiel

wäre die in Deutschland angebotenen Pikler Baby- bzw. Kleinkindspielgruppen. Die

Philosophie von Pikler ist es dem Kind Zeit zu lassen seine Entwicklungsschritte selbst zu

23

tun. Eltern müssen sich mehr zurücknehmen und beobachten ob es das Kind nicht auch

von alleine schafft (Die Pikler® Gesellschaft Berlin, 2012). Ein Angebot schaffen und die

Umgebung kindgerecht zu gestalten. Dies ähnelt dem Ansatz von Montessori „Hilf mir es

selbst zu tun“.

Schlussendlich geht eindeutig hervor, dass Frühförderung für Kinder sehr wichtig ist und

ohne sie dem Kind einiges vorenthalten wird. Sie sollte jedoch so verwendet werden, dass

sowohl Eltern, als auch Kindern, genügend Zeit bleibt, eigenständige Erfahrungen zu

sammeln. Ein oder zwei Höhepunkte in der Woche, beispielsweise Babyschwimmen und

PEKiP-Gruppe, lockern den Alltag mit dem Kind auf und die restliche Zeit kann frei

eingeteilt und genutzt werden. Unbedingt hervorgehoben werden muss auch, dass

Frühförderung nicht bedeutet an Kursen teilzunehmen, sie kann auch zu Hause in den

eigenen vier Wänden gemacht werden.

24

4 Zusammenfassung

Diese Literaturarbeit beschäftigt sich mit dem Thema „Frühförderung“ und wie dadurch

die kindliche Entwicklung gefördert werden kann. Zu Beginn werden kurz die wichtigsten

Entwicklungsschritte in den ersten zwei Lebensjahren beschrieben, um somit leichter einen

Einstieg in das Thema zu finden. Frühförderung basiert auf dem Wissen- ganz egal wie

viel Förderung ein Kind bekommt- es wird sich erst weiterentwickeln, wenn sein Körper

und vor allem sein Gehirn soweit sind. Babys lernen, indem sie Erwachsene und andere

Kinder genau beobachten und versuchen, diese nachzuahmen. Sie können schon sehr früh

erkennen, welche Handlungen absichtlich und welche zufällig gemacht wurden. Es werden

nur solche von den Kindern imitiert, die auch eine Absicht bzw. ein Ziel verfolgen. Das

Kapitel „Motorische Frühförderung“ zeigt Möglichkeiten auf, die Kinder in ihrer

Bewegung fördern, jedoch nicht überfordern. Es kann die Körperwahrnehmung durch

Babyschwimmen, Babymassage oder durch das selbständige Drehen und Spielen auf einer

Decke gefördert werden. Die Gestaltung der Umgebung und das angepasste Maß an

Bewegungsunterstützung tragen ihren Teil dazu bei. Mit Hilfe von Babysprache, Büchern

vorlesen oder den Gebrauch der Babyzeichensprache wird die Sprachentwicklung positiv

beeinflusst. Einiges wird von den Eltern intuitiv richtig gemacht, jedoch schleichen sich

häufig Fehler ein, die unbedingt unterlassen werden sollten, um die Sprachentwicklung

nicht negativ zu beeinflussen. Das PEKiP- Programm bietet sowohl für Eltern, als auch für

Kinder die Möglichkeit, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Der Lernerfolg wird

durch das Abschauen bei den anderen Kindern größer und die sozialen Fähigkeiten schon

in jungen Jahren erweitert. Ein wichtiger Bestandteil der Frühförderung ist das kindliche

Spiel. Kinder lernen so spielerisch mit anderen zu teilen aber auch Spielsachen zu

verteidigen. Ein wichtiger Schritt für die spätere Konfliktbewältigung ist somit getan.

Frühförderung muss nicht bedeuten Kinder in verschiedene Kurse einzutragen oder an

allen möglichen Programmen teil zu nehmen. Sie kann auch individuell zu Hause gemacht

werden mit demselben Erfolg.

Schlüsselwörter: Frühförderung, Lernverhalten Baby, Entwicklungsförderung

25

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Eidesstattliche Erklärung

Hiermit erkläre ich, dass die vorliegende Arbeit selbständig verfasst und nur die

angegebenen Quellen und Hilfsmittel verwendet wurden. Diese Arbeit wurde noch nicht

anderweitig als Arbeit eingereicht.

Telfes, im September 2012

Susanne Jäger