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Sitzungsberiehte. 211 L. G~rnhardt (Miinchen) : Einige Erfahrungen bei tier Verwendung yon Melaminharzen in der Papierindustrie. Bei der Untersuchung der drei Produkte: ,,Parez" (USA), ,,Ciba" (Schweiz) und ,,Madurit" (Deutschland) f~llt vor allem die Differenz im Formaldehydgehalt auf, der bei letzterem wesent- ]ich hSher ]iegt. Auch die angegebene LSsungsmethode unterscheidet sieh und ~Ter]angt ffir Madurit einen wesentlich niedrigeren S~uregehalt. Die Methylolverbindung des Melamins ist eine schwaehe Base und vermag in saurer LSsung zu kondensieren; dabei lagern sich ]2--20 Einheiten zu einem Kettenmolekiil zusammen. Die- ser 2[lterungsvorgang ist mit einem Viscosit~tsanstieg und einer Abnahme der Basizit~t des Makromolekiils verbunden, das dabei die F~higkeit ausbildet, substantiv auf die negativ gela- dene Papierfaser aufzuziehen. Der Alterungsvorgang kann nach Dixon, CIlia][STOPPER und SALLOW" an Hand yon Leitf~higkeits- und Kataphorese-Messungen verfolgt werden. Ffir die Absorption des Harzes ist der pn-Wert und der Gehalt an Sulfationen wesentlieh, aueh der Zu- stand der Faser spielt eine Rolle, die jedoeh noeh wenig untersucht ist. Die erreichbare NaIL festigkeit hangt yon der GrS~e des Makromolekfils und ebenfalls vom PH ab. Sie bildet sich erst roll auf der Trockenpartie nnd bei der Nachlagerung bei erhShter Temperatur aus. Verg]eichende Messungen der Faserfestigkeit und der AdhasionskrMte durch die Methode der Bruchlastbe- stimmungen beim Backenabstand ~ 0 (wobei die maximale Bruehlast = Faserfestigkeit bestimmt wird) und die Ergebnisse der BrucMastbestimmung bei einer bestimmten L~inge des Probestreifens (wobei die Adh~sionskrafte zwischen den Fasern bestimmt werden) zeigen, da~ das Melaminharz auf der Oberfl~che der Faser wirkt und die Adhesion, sowohl in trockenem, als auch in nassem Zustand vergr6~ert, ohne jedoch die Festigkeit der einzelnen Faser zu beein- flussen. Erst bei einer sehr stark gemahlenen Faser gewinnt das Harz Einflul~ auf die Festigkeit. ~Ielaminharze haben sieh aueh in der Textilindustrie ffir Wolle, Baumwoll- und Kunstseiden- gewebe eingeffihrt; das Arbeitsgebiet ist jung und viele Fragen harren noeh der Bearbeitung. Den Abs Chlul] der Tagu ng bildete eine Ausspra che fiber ein unter Federfiihrung des Instituts ffir Lebensmitteltechrmlogie yon der Papier- und Fo]ienindustrie zu bearbeitendes Pac]csto]/lexi]con. Dabei wurden die Auffassung der Lebensmittelindustrie fiber die yon ihr gewfinschten Mef]gr5~en und die Gesiehtspunkte der ErzeugeI¢irmen aufeinander abgestimmt und die mit einer Reihe yon Papier- und Folienarten erzielten Me~werte eingehend durchge- sprochen. Ffir eine Reihe yon Mel~grS~en, welche die Verarbeiter von Papieren und Folien be- nStigen, fehlen sowohl in der papiererzeugenden als auch in der Fo]ien-Industrie noch MelL verfahren, deren Entwieklung das Institut ffir Lebensmittelteehnologie fibernommen hat. In Verbindung mit der Tagung wurden in einer ,,Verpackungsschau" einige Neuent- wicklungen der deutschen papier- und folienerzeugenden Industrie sowie eine umfassende Aus- stellung amerikanischer Verpflegungsmittel im Quartermaster Depot gezeigt. It. Heiss (Mfinchen). Friih]ahrstagung der .Milehwirtschaftlichen Vereinigung Hessen" und der .Justus-Liebig-IIoehschule fiir Bodenkultur und Veterin~irmedizin GieSen" in Gie~en am 16. und ]7. Marz 194~9. Uber die auf der Tagung gehaltenen, bier interessierenden Vortr~ge wird nachfo]gend berichtetL M. Rolles (Giel~en): Betriebswirtschaltliehe Fragen der Milcherzeugung. Die Landwirtschaft wird kfinftig mit dem Abklingen einer Zeit ohne irgendwelche Absatz- sorgen ein vermehrtes Gewicht auf die Milchwirtschaft legen mfissen, denn Getreide kann a]s eines der am ein~fachsten einzuffihrenden landwirtschaftlichen Erzeugnisse bezeichnet werden. Demgegenfiber stellt die Milch als wiehtigster Eiwei[~tr~iger ein im Inland stets leichter ver- kaufliches Produkt dar. Durchschnittlieh kann die Landwh'tsehaft 20--25% ihrer Gesamt- einnahmen aus der Milchwirtschaft herbeifiihren, so dal] diese eine Schliisselstellung einnimmt. und das Rfickgrat der westdeutschen Landwirtsehaft bedeutet. Allerdings ist ein ausgedehnter l%oduktionsapparat daffir notwend_~g. So sind in den Westzonen rund 54% des gesamten Vieh- bestandes Milchkfihe. Der Fl~chenaufwand ffir die Mi]eherzeugung bel~tuft sich auf.etwa 30% des gesamten landwirtsehaftliehen Bodens, aul~erdem mul~ noeh der Raum ffir den Rfibenbau hinzugerechnet werden. Damns ist zu ersehen, da~ eine Rentabilit~t in diesem Wirtschafts- zwelg gegeben sein mul~, soll nicht der Betrieb schwerstens in Mitleidenschaft gezogen werden. Zucht, Ffitterung und allgemeine ttaltungsbedingungensind die drei Hauptgesichtspunkte ffir den wirtschaftlichen Erfolg. Verstarkung des Zuchtzieles in Richtung h6herer Milchergiebig- 1 Zusammengestellt nach einem Berieht in der S/iddtsch. Molkerei-Ztg. 70, 282, 304 (1949). ]5*

Frühjahrstagung der „Milchwirtschaftlichen Vereinigung Hessen” und der „Justus-Liebig-Hochschule für Bodenkultur und Veterinärmedizin Gießen” in Gießen am 16. und 17

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Sitzungsberiehte. 211

L. G~rnhardt (Miinchen) : Einige Erfahrungen bei tier Verwendung yon Melaminharzen in der Papierindustrie.

Bei der Untersuchung der drei Produkte: ,,Parez" (USA), ,,Ciba" (Schweiz) und ,,Madurit" (Deutschland) f~llt vor allem die Differenz im Formaldehydgehalt auf, der bei letzterem wesent- ]ich hSher ]iegt. Auch die angegebene LSsungsmethode unterscheidet sieh und ~Ter]angt ffir Madurit einen wesentlich niedrigeren S~uregehalt.

Die Methylolverbindung des Melamins ist eine schwaehe Base und vermag in saurer LSsung zu kondensieren; dabei lagern sich ]2--20 Einheiten zu einem Kettenmolekiil zusammen. Die- ser 2[lterungsvorgang ist mit einem Viscosit~tsanstieg und einer Abnahme der Basizit~t des Makromolekiils verbunden, das dabei die F~higkeit ausbildet, substantiv auf die negativ gela- dene Papierfaser aufzuziehen. Der Alterungsvorgang kann nach Dixon, CIlia][STOPPER und SALLOW" an Hand yon Leitf~higkeits- und Kataphorese-Messungen verfolgt werden. Ffir die Absorption des Harzes ist der pn-Wert und der Gehalt an Sulfationen wesentlieh, aueh der Zu- stand der Faser spielt eine Rolle, die jedoeh noeh wenig untersucht ist. Die erreichbare NaIL festigkeit hangt yon der GrS~e des Makromolekfils und ebenfalls vom PH ab. Sie bildet sich erst roll auf der Trockenpartie nnd bei der Nachlagerung bei erhShter Temperatur aus. Verg]eichende Messungen der Faserfestigkeit und der AdhasionskrMte durch die Methode der Bruchlastbe- stimmungen beim Backenabstand ~ 0 (wobei die maximale Bruehlast = Faserfestigkeit bestimmt wird) und die Ergebnisse der BrucMastbestimmung bei einer bestimmten L~inge des Probestreifens (wobei die Adh~sionskrafte zwischen den Fasern bestimmt werden) zeigen, da~ das Melaminharz auf der Oberfl~che der Faser wirkt und die Adhesion, sowohl in trockenem, als auch in nassem Zustand vergr6~ert, ohne jedoch die Festigkeit der einzelnen Faser zu beein- flussen. Erst bei einer sehr stark gemahlenen Faser gewinnt das Harz Einflul~ auf die Festigkeit. ~Ielaminharze haben sieh aueh in der Textilindustrie ffir Wolle, Baumwoll- und Kunstseiden- gewebe eingeffihrt; das Arbeitsgebiet ist jung und viele Fragen harren noeh der Bearbeitung.

Den Abs Chlul] der Tagu ng bildete eine A u s s p r a che fiber ein unter Federfiihrung des Instituts ffir Lebensmitteltechrmlogie yon der Papier- und Fo]ienindustrie zu bearbeitendes Pac]csto]/lexi]con. Dabei wurden die Auffassung der Lebensmittelindustrie fiber die yon ihr gewfinschten Mef]gr5~en und die Gesiehtspunkte der ErzeugeI¢irmen aufeinander abgestimmt und die mit einer Reihe yon Papier- und Folienarten erzielten Me~werte eingehend durchge- sprochen. Ffir eine Reihe yon Mel~grS~en, welche die Verarbeiter von Papieren und Folien be- nStigen, fehlen sowohl in der papiererzeugenden als auch in der Fo]ien-Industrie noch MelL verfahren, deren Entwieklung das Institut ffir Lebensmittelteehnologie fibernommen hat.

In Verbindung mit der Tagung wurden in einer , , V e r p a c k u n g s s c h a u " einige Neuent- wicklungen der deutschen papier- und folienerzeugenden Industrie sowie eine umfassende Aus- stellung amerikanischer Verpflegungsmittel im Quartermaster Depot gezeigt.

It. Heiss (Mfinchen).

Friih]ahrstagung der .Milehwirtschaftlichen Vereinigung Hessen" und der .Justus-Liebig-IIoehschule fiir Bodenkultur und Veterin~irmedizin GieSen"

in Gie~en am 16. und ]7. Marz 194~9.

Uber die auf der Tagung gehaltenen, bier interessierenden Vortr~ge wird nachfo]gend berichtetL

M. Rolles (Giel~en): Betriebswirtschaltliehe Fragen der Milcherzeugung. Die Landwirtschaft wird kfinftig mit dem Abklingen einer Zeit ohne irgendwelche Absatz-

sorgen ein vermehrtes Gewicht auf die Milchwirtschaft legen mfissen, denn Getreide kann a]s eines der am ein~fachsten einzuffihrenden landwirtschaftlichen Erzeugnisse bezeichnet werden. Demgegenfiber stellt die Milch als wiehtigster Eiwei[~tr~iger ein im Inland stets leichter ver- kaufliches Produkt dar. Durchschnittlieh kann die Landwh'tsehaft 20--25% ihrer Gesamt- einnahmen aus der Milchwirtschaft herbeifiihren, so dal] diese eine Schliisselstellung einnimmt. und das Rfickgrat der westdeutschen Landwirtsehaft bedeutet. Allerdings ist ein ausgedehnter l%oduktionsapparat daffir notwend_~g. So sind in den Westzonen rund 54% des gesamten Vieh- bestandes Milchkfihe. Der Fl~chenaufwand ffir die Mi]eherzeugung bel~tuft sich auf.etwa 30% des gesamten landwirtsehaftliehen Bodens, aul~erdem mul~ noeh der Raum ffir den Rfibenbau hinzugerechnet werden. Damns ist zu ersehen, da~ eine Rentabilit~t in diesem Wirtschafts- zwelg gegeben sein mul~, soll nicht der Betrieb schwerstens in Mitleidenschaft gezogen werden.

Zucht, Ffitterung und allgemeine ttaltungsbedingungen sind die drei Hauptgesichtspunkte ffir den wirtschaftlichen Erfolg. Verstarkung des Zuchtzieles in Richtung h6herer Milchergiebig-

1 Zusammengestellt nach einem Berieht in der S/iddtsch. Molkerei-Ztg. 70, 282, 304 (1949). ]5*

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212 Sitzungsberichte.

keit, Milchkontrolle auf h'eiwilliger Grundlage in mengen- und fettm/~giger tIinsieht, Einschal- tm~g der ktinstliehen Besamung, vor allem aber m6glichst lange Nutzung der Milchkfihe sind einige ttinweise, die bier besonders in Betracht kommen. Die weitgehende Abh~ngigkeit des betriebswirtsehaftlichen Erfolges yon einer bewugten Pflege der Tierhygiene wird heraus- gesteilt.

iII. 8eelemann (Kiel): Bekitmpl.ng der tierisehen Milehtierseuchen, insbes0ndere der Tuber- kulose, eine wichiige Forderung der Milchhygiene.

Als die drei haupts/~chlichsten Tierseuchen sind die Euterkrankheiten, das seuchenhMte Verkolben (Bang-Infektion) und die Tuberkulose zu nennen. Mit dem Penicillin ist ein wirk- sames Mittel gegen den gelben Gait geschaffen worden. Monate alte F~lle kSnnen damit geheilt werden. Bei der Feststellung der Euterkrankheiten ebenso wie beim Anffinden yon B~ng- Infektionen kSnnen die Molkereien mit der i)berprfifung der Liefermi]ch sehr gute Dienste leisten. Im Kampf gegen das seuchenhafte Verkalben sind durch das ,,Institut ffir Milchhygiene" in Kiel beste Erfahrungen mit der Impfung yon jungen Tieren im Alter yon 5--15 NIonaten gemacht worden. Dadurch wird die I-Ieranzucht eines gesunden und widerstandsfS~higen Be. standes m6glich, wobei/iltere Bang-positive Tiere allmi~hlich ausgemerzt werden k6nnen.

Am schwierigsten ist die Tuberkulosebeki~mpfung angesichts unserer verarmten Wirtschaft durchzuffihren, wobei man sich fiber dig verheerende Wirkung dieser Krankheit vollkommen im klaren ist. Die Tuberkulinprobe hat inzwischen allgemeine Anerkennung gefunden. Ebenso finder die Notwendigkeit einer ordnungsgem~13en Milcherhitzung kaum noch Widerspruch. Das Vorgehen finanzstarker LAnder gegen die Rindertuberkulose durch Ausmerzen und Ab- schlachten kommt ffir uns zu teuer. Wiihrend in diesen L~ndern bereits durch Ggsetzeszwang eingegriffen werden kann, wird in Deutschland eine Tilgung vorerst rim" auf freiwilliger Grund- lage in Betracht kommen. Dabei kann aber die verstgndnisvolle Zusammenarbeit der Erzeuger- betriebe mit den Molkereien und eine gewisse staatliche Unterstfitzung schon vie!es verbessern. Die giinstige M6glichkeit, einen besseren Milchpreis fiir tuberkulosefreie St~lle zu schaffen, wurde leider bei der Milchpreisfestsetzung im Mai 1948 vers/~umt. Der Weg des Anreizes in dieser ]-Iinsicht wird jedoch nicht zu umgehen sein. Ein bei der V e r w a l t u n g ffir E r n ~ h r u n g , L a n d w i r t s char t und F o r s t e n gebildeter ,,Tuberkulose-Beki~mpfungsausschul3" befaBt sich derzeit mit diesen Fragen.

K. Scharrer (GieBen): Probleme der Erniihrungslehre. Der Vortragende ging yon der Einteilung der Ni~hrstoffe in Energietr~ger und Schutzstoffe

aus. Zu den Energietr~gern z~hlen in der Itauptsache Kohlenhydrate und Fette, wahrend unter den Begriff der Schutzstoffe die Vit~mine, Mineralstoffe, das Wasser und weitgehend auch noch die Eiweil3k6rper fallen. ~berg/~nge sind selbstversti~ndlich auch bier mSglich, so dal3 z. B. Fette eine Rolle als Schutzstoffe spielen k6nnen und andererseits Eiweil3 zum Energie- tr~ger wird, wenn nicht genfigend Kohlenhydrate zur Verfiigung stehen. Bei den Eiweig- kSrpern, die ffir die Milchbildung die wichtigste l%olle spielen, ist die biologische Wertigkeit eine Voraussetzung ffir deren Wirksamkeit. Dabei ist zu bemerken, dag tierisches EiweiB biologisch vollwertig ist, w~hrend das vom Pflanzeneiweig nur in wenigen F/~llen gesagt werden kann. Die Milch selbst stellt in dieser ]-Iinsicht das biologisch hSchststehende Erzeugnis dar. Durch die Einschaltung der Wiederk~uer lassen sich nun aus den unterwertigen Pflanzen- eiweil3en vollwertige EiweigkSrper erzielen. Dabei ist jedoch Voraussetzung, dab die Zu- sammensetzung der einzelnen Pf]anzen im Futter eine hinreichende Bildung yon Aminos~uren durch das Tier zul/~13t. Daneben mug der Eiweil3stoffwechsel mit einem gfinstigen Mineral- stoffwechsel verknfipft sein. Vortragender verwies weiter auf das S~iure-Basen-Gleichgewicht und die besonders yon KEZLNE~ aufgestellten Erniihrungsnormen, welche ihren wichtigsten Ausdruck in den nach Reinprotein und Sti~rkewert ausgerichteten Futterzusammenstellungen gefunden haben. Weiterhin machte er auf die Notwendigkeit der Mineralstoffzufuhr aufmerk- sam, deren ErgSmzung bei hochmilchenden Tieren aus dem Fatter allein nicht mehr m6glichist. Als ti~gliche Beigabe ftir eine hoehmilchende Kuh wurden 40 g Kochsalz, 30 g kohlensaurer und 30 g phosphorsaurer Kalk erw~hnt.

(I. 8ehwarz (Kiel): Neue Erfah~ungen heim Erhiizungsnaehweis yon ~Iilch. Der Ausfall der Peroxvdasereaktion ist yon der Empfindlichkeitsschwel]e der einzelnen

Reagenzjen abhi~ngig and d~eshalb sind nur ganz bestimmte amtlich vorgeschriebene Reagenzien zu verwenden, die oberhalb der Mindesterhitzungstemperatur jedoch eine positive Reaktion liefern. Als solche kommen das Guajac-Reagens ,,Neu" und das tIocherhitzungsreagens ,,N 3"' in Frage. Zur AuslSsung der Peroxydasereaktion bedarf es einer bestimmten Menge der Per- oxydase in der Milch. In Peroxydaseeinheiten ausged~fickt sind es fund 2 Einheiten, w~hrend in ausreichend hocherhitzter Milch nur noch etwa 0,1 Einheiten vorhande:n sind. Demgegen-

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Sitzungsberiehte. 213

tiber enthglt Rohmi!ch etwa 37 Peroxydaseeinheiten. ])er Gehalt an diesem Enzym betrggt in Sammelmilch im Dezember nur etwa 26, im Sommer hingegen 37--42 Einheiten. In Ge- misehen yon einwandfrei hocherhitzter und ungeniigend hocherhitzter Milch lassen sieh yon letzterer noch folgende Mengen nachweisen:

60% auf 83 ° C erhitzte Milch 20% ,, 82 ° C . . . . 10% ,, 81 o C . . . . 5% ,, 80 ° C

Eine nut auf 80 ° C erhitzte Milch reagiert'}oeztiglich des Ausfalls der Peroxydasereaktion schon so wie Rohmileh. Der Eintr i t t der Reaktion steht auch in einem sehr engen Zusammen- hang mit der Aeidit~t der Milch, uud zwar derart, da g s ehon eine sehr geringe Aeiditgtszunahme der Milch geniigt, um beim Erhitzen eine negative Reaktion herbeizufiihren. Wghrend eine Milch yon etwa 6,5 ° SIt auf 85 ° C im Normalerhitzer erhitzt werden toni?re, mn eine negative Peroxydasereaktion zu liefern, t rat eine negative 1%aktion in der gleiehen Milch, wenn sie nur eine Spontansguerung bis anf 8,4 o SIt durchgemacht hatte, bei 82 ° C, also bei einer die gesetz- !ich geforderte Mindesttemperatur um 3 ° unterschreitenden TemI)eratnr ein.

K. Zeiler (Weihenstephan), verlesen yon L. Eisenreieh (Weihenstephan): Tages~ragen der Mileherzeugnl~g and Verwertnng.

Sehr wiehtig ist die Auffindung eines gerechten Milchpreises. Nut hygienisch einwandfrei gewonnene Milch yon gesunden Tieren l~f~t einen guten Preis erzielen. Eine ErhShung des Milehertrages kann nnr dutch eine gute Ffitterung, geschultes Melkpersonal und Sanierung der Milchviehbest~inde erreieht warden. Vortragender zeigte die zu treffenden MaBnahmen auf, insbesondere die finanzielle Beteiligung des Melkpersonals am Milehertrag. Zur Sanierung der Milehviehbest~inde wurde vorgeschlagen, veto Milehpreis der Milch aus verseuchten Stgllen einen Abzug zu maehen und die einbehaltenen Gelder zur Gesundung kranker Viehbestgnde zu verwenden. Die Bewertung der einzelnen Eigenschaften der Milch, wie Fettgehalt , Keim- gehalt und Kgsereitauglichkeit, mug je naeh Verwendung der Milch versehieden beurteilt werden.

Der Vortragende ging welter auf die Notwendigkeit der Reinigung der Milch yon mechani- schen Veruareinigungen und auf die verschiedenen MSgliehkeiten der Entsguerung ansaurer Milch ein, die nur ausnahmsweise angewandt werden sell. Das , ,Elakt"-Verfahren hfilt er wegen des l~Tberganges yon Aluminium in die Milch fiir abwegig. Mit der Ents~uerung der Milch ~aeh physikalischen Methoden wird sieh der Gesetzgeber befassen miissen. IN'. FRITz arbeite an einem wirksamen WSwmepasteurisierungsverfahren nach ganz nenartigen Gesichtspunkten, das bei kleiner Apparatur grol3e Wirkungen erwarten l~tgt. Auch der Kaltentkeimung nach dam Verfahren von LEMBKE wird Bedeutung beigemessen. FRITZ und EISE~R~ICH sei es jiingst gelungen, mit der FgITz-Butterungsmasehine aueh einwandfreie Sauerrahmbutter herzustellen. Bei der gahmgewinnung hierzu miissen jedoch noeh besondere VorsichtsmaBregeln getroffen warden. Daher gehen die weiteren Versnehe darauf hinaus, die Butter aus dem betriebsiiblichen Rahm zu gewinnen. Die Aromatisierung yon Si~13rahmbutter miisse abgelehnt werdeI~.

G. Roeder (Giegen): Aufgaben der Hoehsehnle im Rahmen der l~raktisehen Fi~rderung der Milehwirtseha~t.

An t Iand yon Beispielen wurden einfache, auf die praktische Verwendung zugeschuittene Priifungsverfahren (Schnellmethoden) erl~utert. Eingehender behandelt wurden die Beziehun- gen zwisehen dem sog. , ,potentiellen" und ,,aktuellen" Sguregrad yon Milch und Mileherzeug- nissen, die nach neueren Erkenntnissen bei versehiedenen Prozessen der Milehverarbeitung eine bedeutende Rolle spielen. Theoretisehe Erkenntnisse bilden die Grundtage fiir die Weiter- entwieklung der Technik.

K. H. Drewes (Seesen am tIarz): Qnalitfitsbestrebungen in der Sauermilehki~serei. Die Sloezialit~en der K~serei unter den hessisehen Molkereierzeugnissen sind der Camembert

und der l~{ainzer ttandk~se. Bei dam letzteren handelt es sieh mn einen Sauermilehk~se, der als typische heimisehe Spezialit/it yon den Kennern aueh heute noeh anderen K~sesorten vorgezogen wird. Die Sauermilchk~sereien leiden z. Z. in starkem MaBe unter Rohstoffmangel. Dureh Einfuhr und Steigerung der Quarkproduktion im Inland k6nne dieser behoben werden. Letztere ist in erster Linie ein Preisproblem. Die Molkerei ist naturgem/tB nur dann an der Quarkherstellung interessiert, wenn diese die gleiehe MagermilchbewertungsmSglichkeit wie andere Produktionszweige hat. Ebens0 wiehtig ist die Qualit/itsfrage auf dam l~ohstoffgebiet. Die Qualit&t des Sauermilehquarks, der den K~sereien zur Verfiigung steht, i~igt leider aul3er- ordentlieh viel zu wiinsehen iibrig. Da der Erfolg der Sauermilchk~serei ii]~erwiegend v o n d e r Beschaffenheit des l~ohmaterials abh/tngig ist, ist es uubedingt notwendig, die Qualit~t zu heben. Die Herstellung und die Besehaffeuheit eines solchen Quarks wurde eingehend dargelegt.

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214 Sitzungsberichte.

A. Hartmann (Landwirtschaftskammer Hesssn-Nassau): Die berufsstiindisehen 0rgani- sationen im Rahmen der Milchwirtsehaftliehen Vereinigung.

Dsr Vortragende schildcrte die hessischen VerhMtnisse bsztiglich dsr Erzeugung und Er- fassung der Milch. Dnrch dis Belieferung dsr Milchsrzeugcr mit 01kuchsn und 01kuehenschrot ist in den nachsten Monaten mit ether Mehrerzeugung yon Milch zu rechnen. Dadurch ware eins Lockerung dsr Zwangswirtschaft mTglich. Die Bildung ether Markt- bzw. Arbcitsgemein- schaft auf freiwi]liger Grundlage ist im Rahmen sinsr freisn Wirtschaftsgsstaltung erforderlich. Dabei sollsn gerade die bsrufsstandischen Organisationen fiir ihr eJgenes, an der Milchwirtsehaft intsressiertes Arbeitsgebiet yon verantwortlich sein. Die allgemein umfassenden Fragen- komplexs sollen in dell Fachausschfissen oder in dem ffir den nSrdlichen und siidlichsn Teil Hessens zu bildsnden ]=[auptausschul] gekl/irt werden. G. Dultz (Mfinchen).

Kongrelt der Europi~ischen Brauereivereinigung in Luzern vom 28. Mat bis 3. Juni 1949.

~Tber die einschlagigen Vortrage wird nachfolgend berichtst. N. Kent u. M. Maeheboenf: Untersuehungen fiber die Proteine des Gerstenkorns. (Rechsr-

chss sur ]es prot6ines de la grains d'orge.) Wird feingemahlsns Gerste mit 5 %iger Ka]iumsulfatlSsung erschSpfend ex~rahiert nnd die

erhaltene LTsung dialysisrt, so fallt eine Protsinfraktion aus, welche reich an Phosphor ist und wahrscheinlich Phytin enthalt. Die iiberstehende LSsung enthMt noch Proteine, welche mit ]-Iilfe yon Ammoniumsulfat bet einsr Konzentration yon 22,5% und pn 5,5 in zwei ver- schiedens Fraktionen aufgeteilt werden. Der grTBte Tsil einer disssr Fraktionen besteht ans einem .elektrophorstisch einheitlichen EiweiBstoff.

Nach Extraktion diessr drei Fraktionen enth~lt das Gerstenkorn noch Protsine, welche mit warmem 70%igem Alkohol extrahiert werden kSnnen. Auch bier lassen sich zwei Frak- tionen untsrscheiden, da beim Abkiihlen des A]kohols sine ausfMlt, die andsre in LSsung bleibt. Nach Extraktion des Mehles mit K~SO4-LTsung nnd Alkohol enthalt es immer noch 50% seines urspriinglichen Stiekstoffgehaltes.

Alls erhaltenen Fraktionsn wurden der sanren Xtydrolyse unterworfen und die Amino- s~uren zum Zweeke ihrer Identifizierung naeh dem Vorgang yon Co~sD~I, MAI~TIN und GORDO~ [Bioehemic. J. 38, 224 (1944)] auf Papisr mikrochromatographiert.

L. Massart: Die Proteine der Gersten und Maize. (Lss prot6inss des orges st des malts.) Der Vortrag befaBt sich in der Hauptsache mit einigsn biologisehen Gesichtspunkten der

Gerstsn- nnd Malzenzyme, namlich dem Sitz der Enzyme, dem VsrhMtnis zwischen Mito- chondrisn, Enzymen und sekretorischer Enzymtatigkeit waba'end der Keimnng, den Nueleo- proteidsn in der Gerste und den Proteinassn wahrend des MMzungsprozssscs.

F. Tombeur und G. van Roey: Die Lfiftung in der Miilzerei und ihr Einflul~ auf die Stiekstoff- zusammensetzung des Maizes. (L'a6ration en malterie et son influence sur la composition azot6e des malts.)

In der pneumatisehen Malzerei ist die zur Regulierung der Temperatur im Keimgut er- forderliehe Luftmenge erheblich grSBer als die, welehe die Gerste zur Atmung benStigt. Die Bestimmung des Luftbedarfs durch LSsung der Gleichung des thermischen Gleichgewichtes der chemischen Keimvorg/~nge wird eingehend erlautert. Sie ermSglichte es, verschiedene vergleichende MMzmngsversuchs mit genau bestimmten, verandsrlichen Luftmengen auszu- fiihrsn und zu beurtsilen. Die Versuche zeigtsn, dab dis Wurzslkeimbildung nur yon den ver- wendeten Luftmengen abhangig ist. Die Keimungstemperatur beeinfhl3t nur die Atmung und den Atmungssehwund, diese absr sshr stark. Ans dsr analytischen Untersuchung der verschiedenen Malzproben hat sich deutlieh ergeben, daL~ eine kalte Ksimfiihrung unter Ver- wendung grol3er Luftmsngen das bests Malz gibt, womit die Erfahrungen verschiedener fr0herer Autoren ihrs Best~tigung findsn.

E. C. Barton-Wright: Einige StiekstoHbestandteile der Wiirze und ihr Sehieksal wiihrend der G~irung dureh ober- und untergiirige Helen. (Some nitrogenous constituents of wort and their fats during fermentation by top and bottom fermentation yeasts.)

Die wichtigeren stickstoffhaltigen Gruppen, welehe in der Wfirze vorkommen, wie Alnmo- niak-N, Aminosaure-N, Asparagin-N, Protein-N und Rest-N wurden quantitativ untersucht und ihr Schicksal w~hrend der Ober- und Untergarung verfolgt. Mit ]-Iilfe der yore Vortragenden und seinen Mitarbeitern [E. C. BAI~Tox-WI~IG~T und N. S. CUI~TIS: Analyst 70, 283 (1945); 71, 267 (1945); 78, 330 (1948)] entwickelten mikrobiologischen Methods wurde das Schicksal