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E. Hausser, Funktionskieferorthop~idische Behandlung mit dem Aktivator 1 Aus der Kieferorthopiidischen Abteilung der Universit~its-Klinik und Poliklinik fiir Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten in Hamburg Funktionskieferorthop~idische Behandlung mit dem Aktivator Von E. Hausser, Hamburg Mit 11 Abbildungen Herrn Prof. Dr..Dr. G. Korkhaus zum 80. Geburtstag Funktionskieferorthop~idische Ger~ite geh/Sren heute in Europa wohl zu den besonders h~iufig benutzten therapeutischen Hilfsmitteln, wenn auch die Dis- kussion tiber ihre Indikation, Handhabung und insbesondere fiber ihre Wir- kungsweise noch immer in vollem Gange ist. Obwohl schon lange die Nutzung muskul~irer Kr~ifte zur L~Ssung bestimmter therapeutischer Aufgaben bekannt war und vielfach davon auch Gebrauch gemacht wurde, begegnete die Funk- tionskieferorthop~idie A n d r e s e n - H ~i u p 1 ' s nach der VeriSffentlichung der Grundlagen ihres ,,Norwegischen Systems" zun~ichst anf~inglicher Zuriick- haltung, der trotz zahlreicher positiver Erfahrungsberichte erst viele Jahre sp~i- ter die Anerkennung als wertvolle Behandlungsmethode zur erfolgreichen Durchftihrung wichtiger Umformungen folgte. Trotz vielfacher Modifikationen, Variationen und Abwandlungen (B a 1 t e r s, B i m 1 e r, B i o u r g e, E s c h 1 e r, Fr~inkel, Hoffer, Hotz, Klamt, Makary, Miihlemann, Murillo, Planas, Rinderer, Stockfisch, Weise, Wun- d e r e r u. a. A.) erfreut sich aber aus verschiedenen Grtinden die klassische Form des A n d r e s e n schenAktivators mit denvon H ~iup 1 und P e t r ik angegebenen Hilfsmitteln -- Fiihrungsdornen und -schlingen - einer beson- ders h~iufigen Verwendung. Aufgrund ihrer verh~iltnism~it~ig einfachen Her- stellungsweise und der relativ guten Ubersehbarkeit ihrer Wirkungsweise durch das Einschleifen der Fiihrungsfl~ichen eignet sich diese Art von Aktivato- ren auch in hervorragender Weise zur Einarbeitung in die funktionskieferortho- p~idische Behandlungsweise, sie wird daher auch fiir den Unterricht bevorzugt angewandt, zumal dann sp~iter dadurch auch ein Ubergang zu anderen funk- tionskieferorthop~idischen Ger~iten und ihrer Verwendung erleichtert werden diirfte. Die urspriingIiche Empfehlung dieses Aktivators von A n d r e s e n und H ~i u p 1 als eines universellen Behandlungsger~ites hat inzwischen dadurch eine Einschrankung erfahren, daf~ mit dem Aktivator im allgemeinen transver-

Funktionskieferorthopädische Behandlung mit dem Aktivator

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Page 1: Funktionskieferorthopädische Behandlung mit dem Aktivator

E. Hausser, Funktionskieferorthop~idische Behandlung mit dem Aktivator 1

Aus der Kieferorthopiidischen Abteilung der Universit~its-Klinik und Poliklinik fiir Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten in Hamburg

Funktionskieferorthop~idische Behandlung mit dem Aktivator

Von E. Hausser, Hamburg

Mit 11 Abbildungen

Herrn Prof. Dr..Dr. G. Korkhaus zum 80. Geburtstag

Funktionskieferorthop~idische Ger~ite geh/Sren heute in Europa wohl zu den besonders h~iufig benutzten therapeutischen Hilfsmitteln, wenn auch die Dis- kussion tiber ihre Indikation, Handhabung und insbesondere fiber ihre Wir- kungsweise noch immer in vollem Gange ist. Obwohl schon lange die Nutzung muskul~irer Kr~ifte zur L~Ssung best immter therapeutischer Aufgaben bekannt war und vielfach davon auch Gebrauch gemacht wurde, begegnete die Funk- tionskieferorthop~idie A n d r e s e n - H ~i u p 1 ' s nach der VeriSffentlichung der Grundlagen ihres ,,Norwegischen Systems" zun~ichst anf~inglicher Zuriick- haltung, der trotz zahlreicher positiver Erfahrungsberichte erst viele Jahre sp~i- ter die Anerkennung als wertvolle Behandlungsmethode zur erfolgreichen Durchftihrung wichtiger Umformungen folgte. Trotz vielfacher Modifikationen, Variationen und Abwandlungen (B a 1 t e r s, B i m 1 e r , B i o u r g e , E s c h 1 e r , F r ~ i n k e l , H o f f e r , H o t z , K l a m t , M a k a r y , M i i h l e m a n n , M u r i l l o , P l a n a s , R i n d e r e r , S t o c k f i s c h , W e i s e , W u n - d e r e r u. a. A.) erfreut sich aber aus verschiedenen Grtinden die klassische Form des A n d r e s e n schenAktivators mit d e n v o n H ~iup 1 und P e t r i k angegebenen Hilfsmitteln -- Fiihrungsdornen und -schlingen - einer beson- ders h~iufigen Verwendung. Aufgrund ihrer verh~iltnism~it~ig einfachen Her- stellungsweise und der relativ guten Ubersehbarkei t ihrer Wirkungsweise durch das Einschleifen der Fiihrungsfl~ichen eignet sich diese Art von Aktivato- ren auch in hervorragender Weise zur Einarbeitung in die funkt ionskieferor tho- p~idische Behandlungsweise, sie wird daher auch fiir den Unterricht bevorzugt angewandt, zumal dann sp~iter dadurch auch ein Ubergang zu anderen funk- tionskieferorthop~idischen Ger~iten und ihrer Verwendung erleichtert werden diirfte.

Die urspriingIiche Empfehlung dieses Aktivators von A n d r e s e n und H ~i u p 1 als eines universellen Behandlungsger~ites hat inzwischen dadurch eine Einschrankung erfahren, daf~ mit dem Aktivator im allgemeinen transver-

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sale Umformungen der ZahnbSgen ebenso wie Bewegungen einzelner Z~il~ne nur in begrenztem Umfange m6glich sind, das funktionskieferorthopadische Ger~it sich aber zur Durchf/ihrung einer Bit~verschiebung, wie sie zum Ausgleich eines Distalbisses angezeigt ist, in ganz besonderem Mal~e bew/ihrt. Vor An- wendung eines Aktivators zur Bi~verschiebung erscheint es daher sinnvoll, beide ZahnbSgen in transversaler und sagittaler Richtung so weit umzuformen, dat~ sie in neutraler Okklusionsstellung gut zusammenpassen. Bei dem Aus- gleich einer Distalokklusion, die nicht selten durch eine Rticklage des ganzen Unterkiefers im Verh~ltnis zum Mittelgesicht und zum Gesichtssch~idel bedingt ist, erscheint es dann mit dem Aktivator in besonderer Weise m6glich, unter bestimmten Voraussetzungen einen nachhaltigen gfinstigen Einfluf~ auf den Unterkiefer im Sinne einer Vorentwicklung der Mandibula auszutiben. Es wird daher auch empfohlen, bei dem Einschleifen der Fiihrungsfl~ichen bei der Be- handlung von Distalbif~f~llen am Unterkiefer darauf zu verzichten, den Z~ihnen eine alveoliire Mesialwanderung durch entsprechendes sagittales Freischleifen zu erm6glichen und dagegen eine m6glichst blockartige Erfassung der ganzen unteren Zahnreihe anzustreben, indem zur Stabilisierung des Gerates und zur Verst~irkung der Verankerung im unteren Frontzahngebiet neben dem K~ipp- chen fiir die Schneidez~ihne zus~itzlich noch eine frontale Schlinge an dem Akti- vator angebracht wird. Es besteht n~imlich sonst auch die Gefahr einer Vor- kippung der unteren Schneidez~ihne. Anstelle der FiJhrungsschlaufe ftir die oberen Eckz~ihne an der frontalen Schlinge, die yon A n d r e s e n zur Ver- st~irkung der Verankerung des Ger~ites im Oberkiefer empfohlen wurde, wer- den h~iufig mesial der ersten Pr~imolaren Ffihrungsdorne bevorzugt. Auch dtirfte es zweckm~it~ig sein, bei der Konstruktionsbit~nahme keine allzu grol~e Bit~- sperre zu erzeugen, sondern mehr der Anweisung P e t r i k ' s zu folgen, die Bi~hShe des Konstruktionsbisses so zu w~ihlen, dat~ zwischen den oberen und unteren Schneidez~ihneja in vertikaler Richtung h6chstens etwa I mm Zwischen- raum verbleibt, wenn die Zahnb6gen vorher bereits weitgehend umgeformt und die Frontz~ihne in einen wohlgeforrnten Bogen eingeordnet sind. Aut~er bei einem geringen Frontzahnfiberbil~ wird der Aktivator in vertikaler Richtung stets so eingeschliffen, dan eine Vertikalentwicklufig der Seitenz~ihne ungehin- dert m6glich ist; nur bei geringem vertikalen I:lberbif~ oder bei offenem Bil~ wird der seitliche Aufbit~ fiir die Backenz~hne belassen und erforderlichenfalls den Frontz~ihnen durch Freischleifen eine Verl~ingerung durch vertikales Wachs- turn ermSglicht.

Mit Hilfe des Aktivators ist es im allgemeinen mSglich, in einer Behandlungs- zeit von etwa 1 Jahr aus einer distalen Bit~lage einen Neutralbit~ herzustellen, wenn das Ger~it 2 bis 3 Stunden am Tage und w~ihrend der ganzen Nacht ge- tragen wird. Unter bestimmten Voraussetzungen dtirfte der Ausgleich des Distalbisses dabei auch zu einem grot~en Teil durch eine Vorentwicklung des Unterkiefers erfolgen, wenn auch sicherlich ein Teil der Okklusionsabweichun- gen trotz dieser Beeinflussung im mandibul~iren Bereich auch durch alveol~ire Zahnbewegungen -- im Oberkiefer in distaler und im Unterkiefer in mesialer Richtung -- eintreten diJrfte.

Zur Kl~irung der Wirkungsweise des Aktivators bei der Bit~verschiebung wurden/iber lange Zeit ausgedehnte Untersuchungen behandelter und unbe-

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Abb. 1. Schematische Darstellung des Auswertungsverfahrens

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handelter Distalbitgf~ille durchgefiihrt, um aus einem Vergleich der Unter- suchungsergebnisse, insbesondere auch der Auswertungsergebnisse der Fern- r6ntgenprofilaufnahmen Hinweise auf die Art der erfolgten Zahnbewegungen bei der Bil~verschiebung und auf ihre Abh~ngigkeit von verschiedenen Bedin-

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gungen zu erhalten. Die Auswertung der Fernr6ntgenprofilaufnahmen erfolgte n a c h d e n v o n K o r k h a u s und A .M. S c h w a r z angegebenenVerfah- ren, wobei zur Fcststellung der Veranderungen in sagittaler Richtung die Streckenmessungen vom Basion als Bezugspunkt zu den verschiedenen interes- sierenden Profilpunkten und den ersten Molaren im Ober- und Unterkiefer durchgefiihrt wurden (Abb. 1).

Die Schwierigkeiten dieser Untersuchungen liegen jedoch besonders darin, dat~ eine Reihe sich iibereinanderlagernder Vorgange vorhanden sind, denn wahrend der Zeit der kieferorthopadischen Behandlung finden auch intensive natiJrliche Wachstums- und Entwicklungsvorgange statt. Die getrennte Fest- stellung der dadurch eingetretenen Veranderungen und der durch die Behand- lungsmat~nahmen erzielten Umformungen ist daher besonders schwierig.

Zur vergleichenden Klarung der Auswirkungen der therapeutischen Beein- flussung eines Distalbisses mit Hilfe des Aktivators wurden insbesondere auch die Entfernungen des A-Punktes, des Pogonions und der oberen und unteren Molaren vom Basion bei 40 unbehandelten F~illen und bei 50 behandelten Di- stalbif~fallen untersucht, indem mehrere Fernr6ntgenaufnahmen des einzelnen !ndividuums in etwa gleichen Zeitabstanden ausgewertet und die Gr6t~en- zunahmen der Strecken miteinander verglichen wurden.

Bei den unbehandelten Fallen (Abb. 2) liegen die Kurven der Wachstums- zunahme aller Falle eng beieinander, wobei besonders auff~illt, daf~ sowohl im Ober- als auch im Unterkiefer ein enges Verhaltnis der dargestellten Gr?5~en- zunahmen besteht. Bei den behandelten Fallen (Abb. 3), bei denen die Wachs- tumszunahme der Strecken ebenfalls nach der Gr6t~enzunahme der Entfer- nung des A-Punktes vom Basion geordnet ist, ist in gleicher Weise wie bei den unbehandelten Fallen ein enges Beieinanderliegen als Zeichen eines gleichmat~i- gen Verhaltens der Kurven der Veranderungen im Bereich des Oberkiefers und des Unterkiefers vorhanden.

Im Vergleich zu den unbehandelten Fallen fallt jedoch auf, dal~ die Kurven, welche die Veranderungen im Oberkiefer und Unterkiefer zeigen, bei den be- handelten Fallen wesentlich weiter auseinanderliegen, da im allgemeinen bei den behandelten F~illen die Gr6~enzunahmen der Strecken Basion -- Pogonion und Basion -- untere Molaren wesentlich ausgepragter sind als die Veranderun- gen im Bereich des Oberkiefers. Bei den behandelten F~.llen ist auch die stei- gende Tendenz der Wachstumszunahme im Bereich des Unterkiefers st~irker ausgepragt als bei den unbehandelteh Fa!len. Aus diesen Feststellungen scheint die Folgerung berechtigt, dat~ unter dem Einflut~ der funktionskieferorthopa- dischen Behandlung des Distalbisses mit dem Aktivator die Wachstums- und Entwicklungsvorgange eine unverkennbare Beeinflussung erfahren haben, in- dem bei den behandelten Fallen die sagittale Entwicklung im Oberkiefer im allgemeinen weniger stark und die sagittale Entwicklung im Unterkiefer st~irker als bei den unbehandelten Fallen ausgepragt erscheint. Diese Unterschiede diirften als Folge der durchgefiJhrten Bif~verschiebung zu werten sein" Eine Feststellung, die auch mit den Untersuchungsbefunden von F r e u n t h a I - l e r , H a r v o l d , H e r r e n , K o r k h a u s , M e a c h und N a w r a t h in l~bereinstimmung steht.

Sowohl bei den unbehandelten als auch bei den behandelten Fallen kann eine

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Abb. 4. Wachs tumszunahme im gnathischen Bereich bei 20 behandel ten Distalbig-F/illen

statistisch gesicherte Korrelation zwischen den einzelnen sagittalen individuel- fen Gr6flenzunahmen im Mittelgesicht und Untergesicht rechnerisch ermittelt werden, wenn auch zwischen den verschiedenen F~illen erhebliche Unterschiede der Ver~inderungen bestehen, wie insbesondere die Endkurven (Abb. 4) der gnathischen Wachstumszunahme von 20 behandelten Distalbiflf~illen in ihrem gegenseitigen Verh~iltnis zeigen. Eine eindeutige allgemeine Abh~ingigkeit der GriSt~enzunahme diirfte jedoch yon dem Alter der Patienten bestehen, da die

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Abb. 5. Wachstumszunahme der Strecke N--S und Alter der 40 unbehandelten F~ille

Abb. 6. Fernr6ntgen-Profilaufnahmen einer Kieferkompression mit Protrusion der oberen Front bei Distalbil~ im Alter yon 11 Jahren, bei Abschlu~ der kieferorthop~idischen Behand-

lung 31/2 Jahre sp~iter und bei der Nachkontrolle nach 4 Jahren

graphische Darstellung (Abb. 5) der Gr6f~enzunahme der Strecke NS und des Alters der Patienten eine klaren Hinweis darauf geben.

Uber die M6glichkeit eines klinischen Ausgleichs eines Distalbisses von einer ganzen P~imolarenbreite mit Hilfe des Aktivators bestehen ebensowenig Zwei- fel wie iiber die gtinstige Auswirkung dieser Bit~verschiebung auf die Weiter- entwicklung des Untergesichtes mit dem Kauorgan, indem auch nach der Bit~- verschiebung und der damit erfolgten funktionellen Umstellung ein nachhaltig

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Abb. 7. Die Durchzeichnungen der Fernr/Sntgen-Profilaufnahmen der Kieferkompression mit Protrusion der oberen Front bei Distalbil~ vor der Behandlung und beim Abschlul~ der

Behandlung

Abb. 8. Fernr6ntgen-Profilaufnahmen eines Deckbisses bei Distalbil~ irn Alter yon 12 Jahren, nach 2U~j/ihriger kieferorthop~idischer Behandlung und bei der Nachkontrolle 21/2 Jahre

nach Abschlul~ der Retention

giinstiger Einflug auf die Harmonis ie rung des Gesichtssch~idelaufbaus ausge- iibt werden diirfte. So wurde bei einem 11j~ihrigen Jungen bei einer Kiefer- kompress ion mit Protrusion der oberen Front bei Distalbit~ (Klasse II/1) mit Hilfe aktiver Plat tenbehelfe und Akt iva toren innerhalb 31/2 Jahren ein Aus- gleich der Fehlbildung erzielt. Eine Nachkontrol le 4 Jahre nach Abschlut~ der Behandlung zeigt, dat~ nicht nu t das Ergebnis der kieferorthop~idischen Umfor - mungen erhalten geblieben ist, sondern auch nach den Fernr6ntgenprofi lauf-

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8 Fortschritte der Kieferorthop~idie 36 (1975) 1--17

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Abb. 9c

Abb. 9. Kieferkompression mit liickiger Protrusion bei Distalbifg eines 8 Jahre alten Jungen bei Behandlungsbeginn, im Alter von 13 Jahren nach Abschlug der Retention und bei der Nachkontrolle 2 Jahre sp~iter. -- a) Gebit~ebenenmodelle. -- b) Durd~zeichnung dei" Fern- rtintgen-Profilaufnahmen. Behandlungsbeginn: - - , Abschlut~ der Rentention: . . . . , Nachkontrolle: . . . . . nach N--S und OKB zur Deckung gebracht. -- c) Ver~inderung der sagittalen Abst~inde vom Basion im gnathischen Bereich w~ihrend der Distalbit~-Behandlung

und der Zeit der Nachkontrolle

nahmen eine besonders deutliche Harmonisierung des gesamten Gesichtssch~i- delaufbaus eintrat (Abb. 6, 7). Auch bei dem Deckbit~ bei Distalbifg (Klasse II/2) eines 12j~ihrigen Jungen - 21/-~j~ihrige aktive Behandlung mit herausnehmbaren Platten und Federelementen und anschlief~ende Bit~verschiebung dutch einen Aktivator -- ergab die Nachkontrolle 21/_~ Jahre nach Abschlut~ der Retention eine stabile, neutrale Bit~lage mit guter H6cker-Fissuren-Verzahnung an den Modellen und eine unverkennbare Verbesserung des Profilverlaufes durch eine harmonische Gestaltung des Untergesichtes an den Fernr6ntgenprofilaufnah- men (Abb. 8).

Die Nachkontrolle behandelter Distalbif~fglle erscheint auch im Hinblick auf die weitere Entwicklung im Bereich des Gesichtssch~idels von Bedeutung, denn nach der kieferorthopgdischen Behandlung diirften wahrscheinlich auch Wachs- turn und Entwicklung durch die ver~inderten funktionellen Bedingungen nach Ausgleich einer Bil~abweichung eine besondere Beeinflussung erfahren. So haben Langzeituntersuchungen eines bei Behandlungsbeginn 8 Jahre alten Jun-

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10 Fortschritte der Kieferorthop~idie 36 (1975) 1--17

Abb. 10a. (Legende siehe 10c)

gen gezeigt, dat~ nach dem Ausgleich einer Kieferkompression mit liickiger Pro- trusion bei Distalbit~ mit einer Behandlungsdauer von 5 Jahren einschliet~lich Retention dann 2 Jahre nach Abschluf~ der Retenffon zwar im Unterkiefer ein ganz geringer frontaler Engstand und eine m~it~ige Vergr6t~erung des tiefen Bisses eingetreten ist, die Okklusionsverh~iltnisse im Sinne eines Neutralbisses aber unver~indert geblieben sind (Abb. 9).

Nach den Durchzeichnungen der Fernr6ntgenprofilaufnahmen ist w~ihrend der Behandlungszeit aut~er den Wachstums- und Entwicklungsvorg~ingen im Mittelgesicht auch eine beachtliche vertikale und sagittale Entwicklung im Un- terkiefer eingetreten, wie die Diagramme nach NS und Oberkieferbasis iiber- einandergelegt zeigen (Abb. 9b). Nach Abschluf~ der Retention sind dagegen nur noch geringe Ver~inderungen festzustellen. Dabei f~illt allerdings auf, daf~ nunmehr die oberen und unteren ersten Molaren nahezu gleiche Ver~inderun- gen ihrer Stellung in den Diagrammen aufweisen. Die Abst~inde der Met~punkte im Untergesicht zeigen in ~ihnlicher Weise die Beeinflussung der Bit~lage durch den Aktivator, da sie w~ihrend der Zeit der Bi~verschiebung gleichsinnige, aber andere Ver~inderungen als nach Absetzen des Behandlungsger~ites aufweisen (Abb. 9c).

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Abb. 10b. (Legende siehe 10c)

Auch bei der Kieferkompression mit liickiger Protrusion bei Distalbig eines bei Behandlungsbeginn 8 Jahre alten Jungen zeigen die Gebi~verhaltnisse 8 Jahre nach Abschlut~ der kieferorthop~idischen Behandlung, die einschlief~lich der Retention 5 Jahre dauerte, nahezu das gleiche Bild wie bei Abschluf~ der kieferorthop~idischen Behandlung (Abb. 10). Die Durchzeichnungen der Fern- r6ntgenprofilaufnahmen Iassen erkennen, dat~ w~ihrend der kieferorthop~idi-

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12 Fortschritte der Kieferorthop~idie 36 (1975) 1--17

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Abb. 10. Kieferkompression mit ltickiger Protrusion bei Distalbif~ eines 8 Jahre alten Jungen bei Behandlungsbeginn, nach Abschlut~ der Retention im Alter von 13 Jahren und bei der Nachkontrolle 8 Jahre sp~iter. -- a) Gebif~ebenenmodelle. -- b) Durchzeichnungen der Fern- r6ntgen-Profilaufnahmen. Behandlungsbeginn: , nach der Retention: , Nach- kontrolle nach 8 Jahren . . . . . nach N--S und OKB zuf Deckung gebracht; Beginn/Ende der Behandlung; Ende der Behandlung/Nachkontrolle; Beginn/Ende der Behandlung/Nach- kontrolle. -- c) Sagitta|e Abstandsver~inderungen vom Basion w~ihrend der Beobachtungszeit

yon 13 Jahren

schen Behandlung sowohl im Mittelgesicht als auch im Untergesicht eine deut- liche Gr6~enzunahme erfolgte. Dabei ist bei einem Uberdecken der Durchzeich- nungen nach der Oberkieferbasisebene (Abb. 10b) auffallig, dat] der Unter- kiefer eine starke Vorentwicklung erfahren hat, w~ihrend im Oberkiefer nur eine m~it~ige sagittale Entwicklung zu verzeichnen ist. Nach Abschluf~ der Re- tention ist in den folgenden 8 Jahren zwar noch eine gewisse Vorentwicklung des Unterkiefers mit einer Vorverlagerung des Kinns eingetreten, dieser Ent- wicklung nach vorn und unten im Untergesicht sind aber die obe ten trod unte- ren Molaren in gleicher Weise: gefolgt, wie aus tier 1Slberdeckung der Durch- zeichnurtgen nach der Oberkieferbasisebene deutlida hervorgeht (Abb. 10b). Die starken Ver~nderungen im Aufbau des Gesichtsschadels vom Begirm der

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Abb. l la . (Legende siehe 11d)

Abb. 11b. (Legende siehe l ld)

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Abb. 11d

Abb. 11. Kieferkompression mit engstehender Protrusion bei Distalbil~ eines llj~ihrigen Jun- gen bei Behandlungsbeginn, bei Abschlul~ der Retention nach 4 Jahren und bei der Nach- kontrolle 12 Jahre sp~iter. -- a) Gebi~ebenenmodelle. -- b) Profilaufnahrnen im Alter yon 11 Jahren, 15 Jahren und 27 Jahren. -- c) Durchzeichnungen der Fernr6ntgen-Profilaufnahmen. Bchandlungsbeginn: , nach Retention: , Nachkontrolle nach 12 Jahren: . . . . . nach N--S und OKB zur Deckung gebracht; Beginn/Ende der Behandlung; Ende der Behandlung/Nachkontrolle; Beginn/Ende der Behandlung/Nachkontrolle. -- d) Die sagittalen

Abstandsver~inderungen im gnathischen Bereich vom Basion aus gemessen

Behandlung bis zur Nachkontrolle 13 Jahre sp~iter demonstrieren die iiber- de&ten Durchzeichnungen der 3 Fernr6ntgenprofi laufnahmen nach der NS und der Oberkieferbasisebene (Abb. 10b). Die Abst~inde des A-Punktes, des obe- ren ersten Molaren, des B-Punktes und des unteren ersten Molaren vom Basion als Bezugspunkt zeigen w~ihrend der Beobachtungszeit eine Ver~inderung, die nach dem Diagramm (Abb. 10c) besonders deutlich auf den Einflut~ der Distal- bit~-Behandlung durch das steile Ansteigen der entsprechenden Linien hinwei- sen. Nach Absetzen der Behandlungsger~ite verl~iuft die sagittale Entwicklung im Ober- und Unterkiefer weitgehend gleichm~it~ig und weniger steil als vorher.

Besonders aufschlut~reich ist das Ergebnis eines Nachbefundes 12 Jahre nach Abschlut~ der kieferorthop~idischen Behandlung einer Kieferkompression mit

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engstehender Protrusion, die innerhalb von 4 Jahren bei einem 11j~ihrigen Jun- gen durchgefiihrt wurde (Abb. 11). Der linke obere zweite Molar wurde zwar zwischenzeitlich entfernt, die Gebit~verhaltnisse zeigen jedoch keine nennens- werten Ver~inderungen, wenn man von einer anscheinend inzwischen eingetre- tenen etwas st~irkeren Vorkippung der Schneidez~ihne -- im Vergleich zur Ach- senneigung bei Beendigung der kieferorthop~idischen Behandlung -- absieht. Auch bei diesem Fall zeigt in gleicher Weise die I2lberdeckung der Durchzeich- nungen den Einflut~ der kieferorthop~idischen Behandlung auf d ie Bit~lage und die Ver~inderungen im Aufbau des Gesichtssch~idels w~ihrend der kieferortho- p~idischen Behandlung, ihre Stabilit~it nach Abschlul~ der Retention und ihren giinstigen Einflufl auf den Aufbau des gesamten Gesichtssch~dels (Abb. 11a--d).

Diese vergleichenden Untersuchungen dtirften ein weiterer Hinweis dafiir sein, dal~ das funktionskieferorthop~dische Ger~t, der Aktivator, bei gegebener Indikation zur Durchfi ihrung einer Bil~verschiebung ein ausgezeichnetes Hilfs- mittel darstellt, wenn zum Ausgleich des Distalbisses eine Vorentwicklung des Unterkiefers unter gleichzeitiger Herstellung neutraler Okklusionsbeziehungen erforderlich erscheint. Bei friihzeitigem Behandlungsbeginn ist es dabei auch mSglich, durch Ausnutzung der w~ihrend des Zahnwechsels in erhShtem Maf~e vorhandenen Umbau- und Entwicklungsbereitschaft der Gewebe einen giin- stigen Einflttt~ auf eine Vorentwicklung des ganzen Unterkiefers auszuiiben, wenn auch, wie die Untersuchungen zeigten, der Ausgleich eines Distalbisses auch bei Verwendung des Aktivators zur Biflverschiebung zu recht verschieden- artigen Auswirkungen zu fiihren vermag. Es ist jedoch stets dann eine giinstige Auswirkung auf den Profilverlauf zu erwarten, wenn der Aufbau des Gesichts- sch~idels hierfiir giinstige Voraussetzungen bietet und bei einem friihzeitigen Behandlungsbeginn durch die Anregung entsprechender Gewebsumformungen auch eine optimale Beeinflussung der Beziehungen des Unterkiefers zum Ge- sichtssch~idel erwartet werden kann.

Zusammenfassung

Nach einer Beschreibung der Handhabung und Indikation des Aktivators als funktions- kieferorthop/idisches Behandlungsmittel wird tiber vergleichende fernr6ntgenologische Un- tersuchungen behandelter und unbehandelter Distalbifl-F~ille zur Kl~irung der Wirkungs- weise der funktionskieferorthop,idischen Behelfe bei der Distalbifl-Behandlung berichtet. Der giinstige Einflufl auf die Wachstums- und Entwicklungsvorg~inge im Bereich des Unter- gesichtes bei einem frtihzeitigen Ausgleich der sagittalen Entwicklungsdifferenzen durch eine funktionskieferorthop~idische Beeinflussung der Bi~lage wird anhand yon Langzeitunter- suchungen mit einer Nachuntersuchung der behandelten F~ille viele Jahre nach Abschlufl der Behandlung aufgezeigt. Abh~ingig yon den unterschiedlichen morphologischen Vorausset- zungen vermag die Distalbi~behandlung mit dem Aktivator auch zu recht verschiedenartigen Auswirkungen zu ftihren.

Summary

After describing application and indication of the activator as a functional orthodontic treatment aid, comparative cephalometric researches of treated and untreated class II cases are reported, in order to explain effects of functional orthodontic appliances in class II treatment.

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E. Hausser, Funktionskieferorthop~idische Behandlung mit dem Akt ivator 1 7

Using longtime researches together with post -examinat ion of the treated cases many years after finishing t reatment it has been shown tha t funct ional orthodontics have good influence on growth and development processes in the area of lower face at an early-t ime compensation of sagittal growth differences. According to different morphological condi- tions class II t reatment by activator is able to lead to various effects.

R4sum4

Dans le rapport est montr6 la manipula t ion aussi bien que l ' indiquat ion de l 'act ivateur comme un moyen de th6rapie fonctionelle orthodontique. II est ajout6 un rapport sur des examinations comparatives des Teleradiographies s6tendant aux cas trait6s et non trait6s de la classe II pour v6rifier l 'application et l 'effet des m6thodes or thodont iques fonctionelles pour la th6rapie de cas de la classe II.

L'influence positive pour le d6veloppement et la croissance dans la r6gion de la face inf6rieure par un nivel lement des diff6rences des d6veloppements sagittales qui devrai t ~tre pratiqu6e assezt6t est d6montr6e par les r6sultats des examinat ions qui se sont pour- suivies pendant longtemps et ont 6t6 r6p6t6 plusieurs ans apr~s la fin de la th6rapie. Ces nivellements ont 6t6 obtenues grace au tra~tment fonctionelle or thodont ique de l 'occlusion. II d6pend n6onmoins des donn6es differentes morphologiques quel r6sultat quelcanque sera obtenu par la th6rapie des cas de la classe II par l 'activateur.

Anschr. d. Verf. : Prof. Dr. Erich H a u s s e r , 2 Hamburg 20, Lenhartz- strat]e 9.