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Gans, Haus-/Graugans Anser anser Schon Griechen, Römer und Germanen hielten Hausgänse als Haustiere. Ihre Ahnen sind die wilden Graugänse, die ihren Namen wegen der Farbe ihres Gefieders tragen. Aussehen Haus- und Graugänse gehören wie alle Gänse zur Familie der Entenvögel und sind ganz schön große Brocken: Hausgänse werden 75 bis 90 Zentimeter lang und wiegen, wenn sie gemästet werden, viereinhalb bis fünfeinhalb, manchmal sogar bis sechseinhalb Kilogramm. Die Rasse der Emdener Gänse wird sogar zehn bis zwölf Kilogramm schwer. Wildgänse sind im Vergleich zu den Hausgänsen meistens leichter und wiegen, wie etwa die Graugänse, nur drei bis vier Kilo. Das Gefieder der Hausgänse ist weiß. Die Federn der Graugänse sind hellgrau bis bräunlich. Haus- und Graugänse gehören zu den Schwimmvögeln. Das heißt, sie leben im und auf dem Wasser und ihre fleischfarbenen Füße besitzen Schwimmhäute, damit sie besser schwimmen können. Die Beine sind rötlich gefärbt. Männchen und Weibchen sind an äußeren Merkmalen so gut wie gar nicht zu unterscheiden. Ungefähr im Juli beginnen sich die Gänse zu mausern: Das heißt, sie bekommen nach und nach ein neues Federkleid. Heimat Die weißen Hausgänse sind heute durch den Menschen auf der ganzen Welt verbreitet. Die meisten Wildgänse leben auf der Nordhalbkugel. Viele brüten in der Arktis, überwintern aber in milderen Regionen. Graugänse beispielsweise gibt es in Europa, Nordamerika und Asien. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Island bis Westsibirien und von Portugal über Nordafrika bis nach Afghanistan. Einige Graugänse brüten noch bei uns, die meisten jedoch in Nord- und Osteuropa sowie in Asien. In Deutschland sind Graugänse hauptsächlich im Donau-Gebiet und in Norddeutschland zu sehen. Zum Überwintern ziehen viele Tiere weiter nach Süden in den Mittelmeerraum und sogar bis Nordafrika. Da bei uns nur wenige Tiere brüten, bekommt man Graugänse meist nur auf dem Durchzug zu sehen. Lebensraum Graugänse brauchen, wie fast alle Wildgänse, einen Lebensraum mit Seen und Flüssen, die dicht von Schilf, Binsen oder Wald umgeben sind, so dass die Tiere sich beim Brüten gut verstecken können. Auch in Sumpfgebieten sind sie anzutreffen. Wichtig ist, dass sie in der Nähe dieser Feuchtgebiete Äcker und Wiesen finden. Dort kann man die Graugänse am besten beobachten, wenn sie nach Futter suchen. Gans, Haus-/Graugans | Tierlexikon für Kinder - Archiv | SWR Kindernetz OLI's Wilde Welt http://www.olis-wilde-welt.de 1 von 4

Gans, Haus-/Graugans...die Diepholzer Gans, die Emdener Gans, die Pommersche Gans und die Rheinische Gans. Die Wildgänse unterteilt man in zwei Gruppen: In die Feldgänse mit zehn

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Gans, Haus-/Graugans

Anser anser

Schon Griechen, Römer und Germanen hielten Hausgänse alsHaustiere.

Ihre Ahnen sind die wilden Graugänse, die ihren Namen wegen der Farbe ihres Gefieders tragen.

AussehenHaus- und Graugänse gehören wie alle Gänse zur Familie der Entenvögelund sind ganz schön große Brocken:

Hausgänse werden 75 bis 90 Zentimeter lang und wiegen, wenn siegemästet werden, viereinhalb bis fünfeinhalb, manchmal sogar bissechseinhalb Kilogramm.

Die Rasse der Emdener Gänse wird sogar zehn bis zwölf Kilogrammschwer. Wildgänse sind im Vergleich zu den Hausgänsen meistens leichter und wiegen, wie etwa dieGraugänse, nur drei bis vier Kilo.

Das Gefieder der Hausgänse ist weiß. Die Federn der Graugänse sindhellgrau bis bräunlich. Haus- und Graugänse gehören zu denSchwimmvögeln. Das heißt, sie leben im und auf dem Wasser und ihrefleischfarbenen Füße besitzen Schwimmhäute, damit sie besserschwimmen können. Die Beine sind rötlich gefärbt.

Männchen und Weibchen sind an äußeren Merkmalen so gut wie gar nichtzu unterscheiden. Ungefähr im Juli beginnen sich die Gänse zu mausern:Das heißt, sie bekommen nach und nach ein neues Federkleid.

HeimatDie weißen Hausgänse sind heute durch den Menschen auf der ganzen Welt verbreitet.

Die meisten Wildgänse leben auf der Nordhalbkugel. Viele brüten in derArktis, überwintern aber in milderen Regionen. Graugänse beispielsweisegibt es in Europa, Nordamerika und Asien.

Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Island bis Westsibirien und vonPortugal über Nordafrika bis nach Afghanistan.

Einige Graugänse brüten noch bei uns, die meisten jedoch in Nord- undOsteuropa sowie in Asien.

In Deutschland sind Graugänse hauptsächlich im Donau-Gebiet und in Norddeutschland zu sehen.Zum Überwintern ziehen viele Tiere weiter nach Süden in den Mittelmeerraum und sogar bisNordafrika. Da bei uns nur wenige Tiere brüten, bekommt man Graugänse meist nur auf demDurchzug zu sehen.

LebensraumGraugänse brauchen, wie fast alle Wildgänse, einen Lebensraum mitSeen und Flüssen, die dicht von Schilf, Binsen oder Wald umgeben sind,so dass die Tiere sich beim Brüten gut verstecken können.

Auch in Sumpfgebieten sind sie anzutreffen. Wichtig ist, dass sie in derNähe dieser Feuchtgebiete Äcker und Wiesen finden. Dort kann man dieGraugänse am besten beobachten, wenn sie nach Futter suchen.

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Mittlerweile finden sich Graugänse aber auch auf Seen in Parks ein.

Rassen und ArtenEs gibt heute zahlreiche Hausgans-Rassen. Zu den wichtigsten gehörendie Diepholzer Gans, die Emdener Gans, die Pommersche Gans und dieRheinische Gans.

Die Wildgänse unterteilt man in zwei Gruppen: In die Feldgänse mit zehnArten, zu denen zum Beispiel die Graugans gehört sowie in dieMeergänse mit sechs Arten.

Von der wilden Graugans gibt es eine östliche und eine westliche Rasse.Der Schnabel der westlichen Rasse ist stärker orangerot. Eine nahe Verwandte der Graugans ist dieSaatgans. Sie ist genauso groß, aber an Kopf, Hals und Vorderflügel dunkler gefärbt. DieKurzschnabelgans ist kleiner als die Graugans und kommt nur im Winter nach Großbritannien und inein paar wenige Flecken Westeuropas.

Zu den Meergänsen gehören beispielsweise die Kanadagans, dieRingelgans, die Nonnengans und die Hawaiigans.

Während die ersten drei Arten ähnlich wie die Graugans am und auf demWasser leben und Zugvögel sind, hat die Hawaiigans eine ganzbesondere Lebensweise.

Diese etwa zwei Kilogramm schwere Gansmit bräunlichem Gefieder lebt ausschließlich

auf einigen Inseln Hawaii-Insel-Gruppe, und zwar auf Hawaii, Maui undKauai. Sie bewohnt dort jedoch nicht die Küste, sondern das Innere derInsel.

Auf Hawaii findet man sie beispielsweise auf dem Vulkankegel des MaunaLoa. Dort lebt sie auf Lavafeldern in 1500 bis 2500 Metern Höhe.

In dieser Gegend gibt es weit und breit weder Seen noch Bäche. Doch weil die Luftfeuchtigkeit sehrhoch ist und es häufig regnet, gibt es reichlich Gräser, Sträucher mit Beeren und viele andere Pflanzen.Brutzeit ist von November bis Februar. Die Gänse bauen auf dem Lavaboden ein Nest und legen es mitDaunen aus.

Etwa einen Monat lang werden die Eier ausgebrütet. Die Jungen sind aber nicht, wie bei den anderenGänsen, Nestflüchter, sondern verlassen erst mit zwei bis drei Monaten das Nest.

Hawaiigänse gehören zu den seltensten Gänsen, und sie sind starkbedroht: Sie wurden früher gejagt, und sie fielen vom Menscheneingeführten Tieren wie Hunden, Katzen oder auch Ratten zum Opfer.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts hatten nur noch etwa 30 Hawaiigänseüberlebt.

In einem Auswilderungsprogramm wurden jedoch Vögel aufgezogen undausgesetzt, und heute gibt es schätzungsweise wieder 1000 frei lebende

Hawaiigänse. Sie gelten jedoch immer noch als gefährdet.

LebenserwartungGraugänse können etwa 17 Jahre alt werden. Hausgänse können sogar noch älter werden.

AlltagDie Griechen und Römern hielten Hausgänse nicht nur wegen ihres Fleischs und ihrer Federn.

Sie hatten bei ihnen noch eine ganz besondere Bedeutung:

Gänse galten als heilig und wurden zum Beispiel im Tempel auf dem Capitol in Rom gehalten. Dortsollen sie sogar durch ihr Geschrei die Wachen bei einem feindlichen Überfall geweckt und dadurchgerettet haben.

Haus- und Graugänse kommen nie allein vor: Sie sind sehr gesellige Tiere und leben und brüten in

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größeren Gruppen.

Dabei leben sie in Einehe. Wenn sich einPaar gefunden hat, bleibt es ein Leben langzusammen. Nur wenn ein Partner stirbt, kannes sein, dass sich der Zurückgebliebeneeinen neuen Lebensgefährten sucht.

Männchen und Weibchen finden sich schonganz jung: Mit knapp zwei Jahren werden sie ein Paar.

Doch erst muss das Männchen, auch Ganter genannt, mit seinemkomplizierten Balzverhalten das Weibchen erobern: Es winkelt den Halsan und nähert sich dem Weibchen, wenn dieses nicht verärgert reagiertoder wegfliegt. Dann plustert das Männchen die Federn des Hinterleibsauf, damit es größer aussieht.

So schwimmt es auf dem Wasser hin und her. Mit diesemImponierverhalten vertreiben die Männchen ihre Rivalen und es entstehteine Rangordnung in der Gruppe. Schließlich kehrt das Männchen mit

Triumphgeschrei zu seinem auserwählten Weibchen zurück. Damit ist die Ehe geschlossen.

Graugänse können sehr gut schwimmen und laufen. Außerdem könnensie lange Strecken fliegen. Obwohl die Vögel tag- und nachtaktiv sind,verläuft ihr Leben recht ruhig:

Etwa die Hälfte des Tages verbringen sie mit Futtersuche und Fressen.Die andere Hälfte liegen sie still und verdauen.

Übrigens: Wenn jemand eine Person eine "dumme Gans" nennt, dann istdas Unsinn: Gänse sind ziemlich kluge und lernfähige Tiere.

Freunde und Feinde"Fuchs, du hast die Gans gestohlen" heißt es in dem alten Kinderlied - und Füchse gehören wieandere Raubtiere tatsächlich zu den Feinden der Gänse. Allerdings fallen ihnen eher Hausgänse zumOpfer, da die wilden Graugänse auf dem Wasser meist in Sicherheit vor Feinden sind.

NachwuchsErst mit drei Jahren werden die Gänse geschlechtsreif. Und selbst dann warten sie noch mit demNachwuchs: Die meisten brüten erst im vierten Lebensjahr zum ersten Mal.

Hausgänse können bis zu 50 Eier pro Jahr legen. Entweder werden sie von der Gans selbstausgebrütet oder sie werden in spezielle Brutkästen oder anderen Gänsen zum Brüten ins Nestgelegt.

Bei den Graugänsen findet die Paarung auf dem Wasser statt.

Ihr Nest bauen sie am Boden in der Nähe des Wassers. Dort ist es meistnur schwer zugänglich. Es wird aus Pflanzenmaterial errichtet und dick mitDaunen gepolstert. Durch ihr bräunliches Gefieder sind die Gänse dortbeim Brüten gut getarnt.

Zwischen Ende März und Anfang Mai legt das Weibchen vier bis neunweißliche Eier und brütet sie aus, während das Männchen das Nest mit

dem Weibchen bewacht.

Nach 27 bis 29 Tagen schlüpfen die Jungen - auch Gössel genannt.

Graugänse sind Nestflüchter: Das heißt, sie können sofort ihren Elternnachlaufen und schwimmen und werden von beiden betreut.

Meist schwimmt das Weibchen voraus, dann folgen die Jungen.

Der Ganter bildet die Nachhut. Seine Aufgabe ist es, die Jungen zubewachen und mit Zischen, Bissen und Flügelschlägen zu verteidigen.

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Nach 50 bis 60 Tagen werden die kleinen Gänse langsam flügge. Sie bleiben aber noch bis in denWinter bei den Eltern. Richtig fliegen können sie erst mit vier bis fünf Monaten. Gemeinsam fliegendann alle zum Winterquartier. Den Weg dorthin lernen die Jungen von den Eltern. Erst im nächstenJahr, wenn die neue Brutzeit beginnt, verjagt der Gänse-Vater die Jungen.

Der Verhaltensbiologe Konrad Lorenz fand heraus, dass die Kleinen schon zwei Tage vor demSchlüpfen durch bestimmte Laute Kontakt zu den Eltern aufnehmen.

Wen die Jungen nach dem Schlüpfen als Eltern anerkennen, entscheidetsich übrigens in dem Augenblick, in dem sie schlüpfen: Für die Jungensind ihre Eltern was sie in diesem Moment sehen - egal ob Gans, Menschoder Fußball. Sieht eine frisch geschlüpfte Graugans also einenMenschen, wird sie ihn als Mutter oder Vater anerkennen.

Ein paar Minuten betrachten die Gänschen die Eltern ganz still. Dannbegrüßen sie sie mit dem typischen Graugans-Gruß, einem vielsilbigen

Wispern: "Wiwiwiwiwi".

Das bedeutet: "Hier bin ich, wo bist du?" Die Eltern antworten darauf mit einem beruhigenden Laut, derwie "Gangangang" klingt.

Die so genannte Prägung auf die Eltern macht Sinn: In der freien Natur wäre es tödlich, wenn dieKleinen ihre Eltern und Geschwister verlieren. Also müssen sie vom ersten Moment an wissen, wemsie nachlaufen müssen.

SpracheDie Rufe der Graugänse klingen ähnlich wie die der Hausgans: "Ahng-ang-ang" oder "ga ga ga". Jenachdem wie viele Silben der Ruf hat, hat er eine andere Bedeutung.

ErnährungHaus- und Graugänse sind, wie alle Gänse, reine Vegetarier.

Im Sommer ernähren sie sich von Wasser- und Landpflanzen. Dazuziehen sie zum Teil an Land auf die Weide und rupfen dort Gräser undBlättchen.

Später im Jahr futtern sie Getreidekörner, Kartoffeln und Wildgräser.

HaltungHausgänse werden in größeren Gruppen gehalten. Meist kommen auf einen Ganter vier bis sechsGänseweibchen. Leben die Tiere im Freiland, braucht man etwa 25 Quadratmeter pro Tier, damit siegenug frisches Gras finden.

Hausgänse werden mit Fertigfutter oder Hühnerfutter, mit Möhren oderKartoffeln sowie Grünfutter gefüttert. Können sie draußen auf der Weideden ganzen Tag über Gras rupfen, bekommen sie zusätzlich nur nochKörnerfutter.

Frisch geschlüpfte Gänse bekommen einen Brei aus Getreidegrützesowie Grünfutter und geraspelte Möhren.

Zum Trinken brauchen Gänse reichlich frisches Wasser.

© Südw estrundfunk 2016

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