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Geringes Einkommen und niedriger Lebensstandard Methodische Probleme und empirische Ergebnisse Hans-Jürgen Andreß / Bronia Sedlacek

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Geringes Einkommen und niedriger Lebensstandard

Methodische Probleme und empirische Ergebnisse

Hans-Jürgen Andreß / Bronia Sedlacek

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Gliederung

1. Überblick: Ansätze der Armutsmessung2. Vorgehen des Lebensstandardansatzes3. Ausgewählte Ergebnisse

• Niedriges Einkommen und unzureichender Lebensstandard: Gibt es einen Zusammenhang?

• Zunehmende Armut auch beim Lebensstandard?

4. Zusammenfassung

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Gliederung

1. Überblick: Ansätze der Armutsmessung2. Vorgehen des Lebensstandardansatzes3. Ausgewählte Ergebnisse

• Niedriges Einkommen und unzureichender Lebensstandard: Gibt es einen Zusammenhang?

• Zunehmende Armut auch beim Lebensstandard?

4. Zusammenfassung

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Armut

Ressourcenansatz

LebenslagenansatzDeprivations- oderLebensstandardansatz

Bezug von Sozialhilfe

(Haushalts-)Einkommen

Vermögen

Unterversorgung inverschiedenen Bereichen:

- Wohnen - Bildung- Arbeit

Fehlen von Ausstattungsmerkmalen undeingeschränkte Teilhabe ansozialen Aktivitäten(aus finanziellen Gründen)

Angewiesenheit aufstaatliche Transfers

Armutsindikatoren im Überblick

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Gliederung

1. Überblick: Ansätze der Armutsmessung2. Vorgehen des Lebensstandardansatzes3. Ausgewählte Ergebnisse

• Niedriges Einkommen und unzureichender Lebensstandard: Gibt es einen Zusammenhang?

• Zunehmende Armut auch beim Lebensstandard?

4. Zusammenfassung

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Präferenzen

Ressourcen Resultate

Indirekte Indikatoren(Einkommen)

Direkte Indikatoren(Konsum, Lebensstandard)

Verhalten

Haushaltskontext

Sozio-ökonomische Rahmenbedingungen

Politische EinkommensstandardsWarenkorbstandards

Statistische EinkommensstandardsEinkommensstandards durch Befragung

Statistische AusgabenstandardsVersorgungsstandards durch Befragung

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Operationalisierung Lebensstandard

• Ausgabeverhalten• Warenkorbstandards• Bedürfnistheorie• Politischer Willensbildungsprozess• Lebensstandardbefragung

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Vorgehen1. Bestimme Bestandteile des notwendigen

Lebensstandards durch Befragung (Eingrenzung der Indikatoren)

2. Bestimme aus finanziellen Gründen fehlende Items (Präferenzkontrolle)

3. Zähle die Anzahl fehlender Items pro Haushalt (Eingrenzung der Zielgruppe)

4. Deprivation = viele fehlende Items5. Bestimmung der Risikofaktoren für

Deprivation

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Erhebung von Lebensstandardmerkmalen in verschiedenen Umfragen

Bewertung der Notwendigkeit Erhebung der Verfügbarkeit

Mit Differenzierungnach Gründen für Fehlen(„Präferenzkontrolle“)

Ohne DifferenzierungBreadline Britain 1983 u. 1990

Belgisches Panel 1985 u. 1988

Nolan/Whelan 1987

Niederländisches Panel 1988

Kangas/Ritakallio 1995

Swedish Standard of LivingSurvey 1992

Wohlfahrtssurvey 1998, 1999

Sozialwissenschaften Bus III/1996

Townsend 1979

SOEP ab 1994

EuropäischesHaushaltspanel 94-01

Breadline Britain 1983 u. 1990

Belgisches Panel 1985 u. 1988

Nolan/Whelan 1987

Niederländisches Panel 1988

Kangas/Ritakallio 1995

Swedish Standard of LivingSurvey 1992

Wohlfahrtssurvey 1998, 1999

Sozialwissenschaften Bus III/1996

SOEP 2001, 2003

Leu et al. 1995

Europäisches Haushaltspanel 94-01

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ErnährungPersönlicher Bedarf/HaushaltsausstattungWohnungZahlungsfähigkeitBildungFreizeitSozialkontakteGesundheitKinderArbeitsplatzInfrastruktur?

Individuelle und haushaltsbezogeneAusstattung

Soziale Netzwerke

Öff

entli

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priv

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?

Dimensionen des Lebensstandards

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Erhebung der Notwendigkeitsbewertungen im Sozialwissenschaften-Bus III/1996

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Bewertung der Notwendigkeit - einige zentrale Ergebnisse

Es läßt sich eine deutliche Hierarchie der Notwendigkeitsbewertungen beobachten.Diese führt zu einer ersten Kategorisierung der Lebensstandardmerkmale.

Insbesondere bei den als ‚Grundbedarf‘ bezeichneten Items lassen sich keine nennenswerten Unterschiede in der Bewertung durch bestimmte Personengruppenbeobachten.

Recht deutliche Bewertungsunterschiede finden sich für die Differenzierung nachpersönlicher Verfügbarkeit: Items, die man selbst besitzt, werden auch deutlich häufiger zum notwendigen Lebensstandard gerechnet.

Für einzelne Merkmale des ‚erweiterten Grundbedarfs‘ finden sich recht deutliche Altersabhängigkeiten (z.B. Auto und ‚Alle zwei Wochen abends ausgehen‘).

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Erhebung der Verfügbarkeit im Sozialwissenschaften-Bus III/1996

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Grundbedarf Erweiterter Grundbedarf Zus. Bedarf Familien Arbeitsplatz Infrastruktur

Gründe für die fehlende Verfügbarkeit von Merkmalen in Ost- und Westdeutschland

Bad

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amt

10

20

30

40

50

60

70

Finanzielle Gründe (West)Finanzielle Gründe (Ost)Andere Gründe (West)Andere Gründe (Ost)

0

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Validitätsprüfung der Verfügbarkeitsmessung: Korrelation des Fehlens mit Einkommen

Das Fehlen von Merkmalen aus finanziellen Gründen korreliert wie erwartet statistischsignifikant negativ mit dem Einkommen.

Die Nennung anderer Gründe korreliert demgegenüber nur bei wenigen Items unddann deutlich schwächer mit dem Einkommen.

Die wenigen Ausnahmen von dieser Regelmäßigkeit sind leicht erklärbar:- Die Verfügbarkeit des Autos und des Hobbys sowie einer Berufsausbildungsind auf die gemeinsame Korrelation des Einkommens und der Verfügbarkeit mit dem Alter zurückzuführen.

- Beim Telefon zeigen sich die deutlichen Ost-West-Unterschiede des Einkommens.

Diese Beobachtungen sprechen für eine Beschränkung auf die Nennung finanzieller Gründe für die Messung von durch knappe Ressourcen erzwungenen Einschränkungenund den Ausschluß der Infrastrukturmerkmale.

Keines der Infrastrukturmerkmale korreliert mit dem Einkommen.

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FaktorladungenItem 1. Faktor 2. FaktorStrom etc. zahlen 0,61 0,06Miete zahlen können 0,57 0,10Ausreichende Heizung 0,53 -0,13Gesund ernähren 0,52 0,00Guter baulicher Zustand 0,47 0,09Geschenke 0,46 0,12Berufsausbildung 0,45 0,07Keine feuchten Wände 0,42 -0,13Farbfernseher 0,40 -0,14Kontakt Nachbarn 0,40 -0,12Mahlzeit pro Tag 0,40 -0,07Bad oder Dusche 0,39 -0,18Waschmaschine 0,34 -0,04Gute Wohngegend 0,31 0,22Fleisch oder Fisch 0,31 0,30

Auf Qualität achten 0,04 0,65Neue Möbel 0,07 0,65Neue Kleidung 0,16 0,59Jahresurlaub 0,15 0,58Hobby 0,25 0,54Finanzielle Rücklagen 0,22 0,51Auto 0,17 0,472-wöchentlich Ausgehen 0,18 0,46Behandlungen 0,24 0,42Videorecorder 0,11 0,40Telefon 0,02 0,33Garten/Terrasse 0,23 0,26Anmerkungen: Fehlen aus finanziellen Gründen, n = 3.117, Faktorladungen PROMAX-rotiert.Quelle: Sozialwissenschaften-Bus III/1996, gewichtete Ergebnisse

Explorative Faktorenanalyse für Merkmale des allgemeinen Lebensstandards

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Item-Rest-KorrelationenItem Primäre Deprivation Sekundäre Deprivation Alle 26 ItemsStrom etc. zahlen 0,56 0,47Miete zahlen können 0,53 0,48Ausreichende Heizung 0,43 0,28Gesund ernähren 0,47 0,38Guter baulicher Zustand 0,43 0,42Geschenke 0,44 0,43Berufsausbildung 0,43 0,39Keine feuchten Wände 0,30 0,20Farbfernseher 0,28 0,18Mahlzeit pro Tag 0,33 0,23Bad oder Dusche 0,27 0,14Waschmaschine 0,25 0,21

Hobby 0,63 0,63Neue Kleidung 0,62 0,61Auf Qualität achten 0,61 0,57Neue Möbel 0,61 0,58Jahresurlaub 0,61 0,59Finanzielle Rücklagen 0,59 0,59Behandlungen 0,52 0,53Ausgehen 0,52 0,51Auto 0,51 0,51Fleisch oder Fisch 0,45 0,47Videorecorder 0,43 0,41Gute Wohngegend 0,38 0,41Garten/Terrasse 0,37 0,38Telefon 0,30 0,28Cronbachs α 0,76 0,86 0,87n 3139 3135 3117

Zwei additive Indizes relativer Deprivation

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Lebensstandard und EinkommenGrundbedarf: 12 Items, darunter:• Miete zahlen können• Ausreichende Heizung• Gesund ernähren• Keine feuchten Wände• Mahlzeit pro Tag• Bad oder Dusche• Waschmaschine

Erweiterter Grundbedarf: 14 Items, darunter:

• Hobby• Neue Kleidung• Jahresurlaub• Ausgehen• Fleisch oder Fisch• Gute Wohngegend• Garten / Terrasse

0

0,5

1

1,5

2

2,5

3

3,5

4

4,5

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

Einkommensdezil

Anz

ahl f

ehle

nde

Item

s

Grundbedarf Erw eiterter Grundbedarf

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Gliederung

1. Überblick: Ansätze der Armutsmessung2. Vorgehen des Lebensstandardansatzes3. Ausgewählte Ergebnisse

• Niedriges Einkommen und unzureichender Lebensstandard: Gibt es einen Zusammenhang?

• Zunehmende Armut auch beim Lebensstandard?

4. Zusammenfassung

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Geringes Einkommen = geringer Lebensstandard?

15%28%mehr als 2 Personen pro Wohnraum

16%16%kein Verwandtenbesuch

9%13%kein Besuch von Freunden

Datenbasis: Swedish Level of Living Survey (zitiert nach Ringen 1988: 365)

10%54%niedriger Wohnungsstandard

53%75%kein Urlaub

6%19%ohne Telefon

darunter:

3,1%3,6%Anteil einkommensarm (40%-Grenze)

19811968

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Einkommen (rot) und Konsum (blau)USA, 1947-98

Niveau (US Dollar) Ungleichheit (Gini) Armutsquote (%)

Quelle: D. Slesnick (2001): Consumption and social welfare. Cambridge University Press

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Verteilung der bedarfsgewichteten Pro-Kopf-Einkommen nach Ausmaß der Deprivation im Jahr 2003

01,

000

2,00

03,

000

Ein

kom

men

in E

uro

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 (total)

SOEP 2003: r=-0,32

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Verteilung der bedarfsgewichteten Pro-Kopf-Einkommen nach Ausmaß der Deprivation 1996-2001

Ein

kom

men

in D

M

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10(total)

Sowi-Bus 1996: r=-0,30

Ein

kom

men

in D

M

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10(total)

WS 1998: r=-0,38

Ein

kom

men

in D

M

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10(total)

WS 1999: r=-0,35

Ein

kom

men

in D

M

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 (total)

SOEP 2001: r=-0,31

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Gründe• Aktuelles Einkommen misst verfügbare Ressourcen

unvollständig (Vermögen, temporär niedriges Einkommen, familiäre Unterstützungsleistungen)

• Außergewöhnliche finanzielle Belastungen (z.B. Schulden, Unterhaltszahlungen oder Pflegekosten) schränken die tatsächlich verfügbaren finanziellen Mittel stark ein.

• Unzureichender Lebensstandard ist Antizipation einer Verschlechterung der Einkommenssituation (z.B. bei befristeter Beschäftigung, drohender Arbeitslosigkeit, erwarteter Erhöhung von Steuern und Sozialabgaben).

• Definition von Einkommensarmut und Deprivation aufgrund statistischer Ad-hoc-Kriterien.

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Ergebnisse• Langfristige Einkommensarmut: bedingt bestätigt

Vermögen: bestätigt- Hilfeleistungen: nicht untersucht (zukünftige

Netzwerkanalysen)Kreditbelastungen: bestätigtPrekäre Lebenssituationen (Arbeitslosigkeit, Sozialhilfebezug): bestätigt

• Schlechte Gesundheit: teilweise bestätigt- Erbe, Schenkung: nicht bestätigt

Wirtschaftliche Sorgen: bestätigt• Veränderung der familiären Situation (Trennung, Geburt

eines Kindes): teilweise bestätigt

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Betrachte Kombination beider Armutsindikatoren

obere 10%der Deprivationsindizes

untere 90%der Deprivationsindizes

AbgrenzungLebensstandard

weniger als 50% des

Durchschnitts-einkommens

(4) Armut

(3) niedrigesEinkommen

ausreichenderLebensstandard

niedrig

mehr als50% des

Durchschnitts-einkommens

(2) geringerLebensstandardausreichendesEinkommen

(1) keine Defiziteausreichend

Einkommen

geringausreichend

AbgrenzungEinkommen

Lebensstandard

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Armutsdefinition der EG (1984)

Die Personen, Familien und Gruppen gelten als arm, die über so geringe (materielle, kulturelle und soziale) Mittel verfügen, dass sie von der Lebensweise ausgeschlossen sind, die in dem Mitgliedstaat, in dem sie leben, als Minimum annehmbar ist.

Ressourcen Lebensstandard

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Gliederung

1. Überblick: Ansätze der Armutsmessung2. Vorgehen des Lebensstandardansatzes3. Ausgewählte Ergebnisse

• Niedriges Einkommen und unzureichender Lebensstandard: Gibt es einen Zusammenhang?

• Zunehmende Armut auch beim Lebensstandard?

4. Zusammenfassung

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Arbeitnehmer ziehen den KürzerenLöhne steigen langsamer als Gewinne

0.0%

10.0%

20.0%

30.0%

40.0%

50.0%

60.0%

1991

1992

1993

1994

1995

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

1 H

j. 20

04

Proz

ent

Lohnquote Gewinnquote Sozialleistungsquote

Quelle: WSI Mitteilungen 11/2004

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Einkommensarmut und Arbeitslosigkeit

Quelle: Sozio-ökonomisches Panel

0.0%

2.0%

4.0%

6.0%

8.0%

10.0%

12.0%

14.0%

1984

1986

1988

1990

1992

1994

1996

1998

2000

2002

Proz

ent

Armutsquote Arbeitslose

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Längsschnittanalyse

1119.844SOEP2003

1121.581SOEP2001

192.413Wohlfahrtssurvey1999

223.042Wohlfahrtssurvey1998

273.170Sowi-Bus1996

ItemsFälleUmfrageJahr

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Wie viele Lebensstandarditems können sich wie viele Personen nicht leisten?

020

4060

8010

0A

ntei

l feh

lend

er It

ems

in %

50 60 70 80 90 100Bevölkerungsanteil in %

19981999200320011996

Lesehilfe: In 1998 fehlten 90% der Bevölkerung maximal 34,2% der damals erhobenen Lebensstandardmerkmale aus finanziellen Gründen.

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Zunehmende Arbeitslosigkeit gleich zunehmende Deprivation?

0.0%

5.0%

10.0%

15.0%

20.0%

25.0%

30.0%

35.0%

40.0%

1991

1992

1993

1994

1995

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

Deprivation Arbeitslose

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Methodisches Vorgehen

• Summenindex– Anzahl fehlender Items (Poisson, negativ

binomiale Regression)– Deprivation (mehr als drei fehlende Items)

(logistische Regression)• Einzelitems

– Fehlende Items (logistische Regression mit personenspezifischer Zufallskomponente)

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Datenstruktur

Datei1996 2001 200319991998

Person 1 Person n....

Item 1

Item 33

....

Item 2

Person 1 Person n....

Item 1

Item 32

....

ca. 1,7 Mio. Fälle

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Logistische RegressionAbhängige Variable• Item fehlt aus

finanziellen Gründen

Unabhängige Variablen• Region (West / Ost)• Geschlecht (Frau / Mann)• Alter (4 Klassen)• Schulabschluss (7 Kategorien)• Ausbildungsabschluss (6 Kategorien)• Erwerbsstatus (6 Kategorien)• Äquivalenzeinkommen (Quintile)• Haushaltstyp (6 Typen)• Art des Items (35 Items)• Dummy: leichtes Item• Dummy: schweres Item

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Zunehmende Deprivation 2003

0

0.5

1

1.5

2

2.5

1996 1998 1999 2001 2003

Odd

s R

atio

bivariat multivariat

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Gliederung

1. Überblick: Ansätze der Armutsmessung2. Vorgehen des Lebensstandardansatzes3. Ausgewählte Ergebnisse

• Niedriges Einkommen und unzureichender Lebensstandard: Gibt es einen Zusammenhang?

• Zunehmende Armut auch beim Lebensstandard?

4. Zusammenfassung

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Zusammenfassung• Lebensstandardansatz ist eine notwendige Ergänzung

der traditionellen Armutsmessung über Einkommen.• Nachteil: komplexes und umfangreiches

Erhebungsinstrument.• Kombination beider Indikatoren – Einkommen und

Lebensstandard – sinnvoll.• Arbeitslose, Alleinerziehende sind dabei auffällig.• Längsschnittanalysen schwierig bei Veränderungen des

Instruments.• Parallel zu anderen Indikatoren zeigt sich auch beim

Lebensstandard in den letzten Jahren eine Verschlechterung.