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Landschaftspflegekonzept Bayern Band 11.8 Lebensraumtyp Stehende Kleingewässer Bayerisches -1! Staatsministerium ,i , für Landesentwicklung �=f und Umweltfragen Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspfle�e

Gesamtband Landschaftspflegekonzept Bayern, Band II.8 ... · Landschaftspflegekonzept Bayern Band 11.8 Lebensraumtyp Stehende Kleingewässer Bayerisches -1.!! Staatsministerium ,i

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Page 1: Gesamtband Landschaftspflegekonzept Bayern, Band II.8 ... · Landschaftspflegekonzept Bayern Band 11.8 Lebensraumtyp Stehende Kleingewässer Bayerisches -1.!! Staatsministerium ,i

Landschaftspflegekonzept Bayern

Band 11.8

Lebensraumtyp

Stehende Kleingewässer

Bayerisches

-1.!! Staatsministerium

�,i , für Landesentwicklung

��=�f� und Umweltfragen

Bayerische Akademie für Naturschutz und

Landschaftspfle�e

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Landschaftspflegekonzept Bayern

Band 11.8

Lebensraumtyp

Stehende Kleingewässer

Herausgeber:

Bayerisches Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen

in Zusammenarbeit mit der

Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege

D- 83410 Laufen/Salzach, Postfach (83406)1261 Telefon (08682/7097 - 7098, Telefax (08682/9497 und 1560

1994

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Titelbild: Altwasser der Regen; Foto: Michael Grauvogl, StMLU

Landschaftspflegekonzept Bayern, Band 11.8 Lebensraumtyp Stehende Kleingewässer

ISBN 3-924374-94-5

Zitiervorschlag: Grauvogl, M., Schwab, U., Bräu, M. und Geißner, W. (1994): Lebensraumtyp Stehende Kleingewässer.- Landschaftspflegekonzept Bayern, Band II.8 (Alpeninstitut Bremen GmbH; Projektleiter A. Ringler); Hrsg.: Bayerisches Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen (StMLU) und Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL), 233 Seiten; München

Die Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege ist eine dem Geschäftsbereich des Bayerischen­Staatsministeriums für Landesentwicklung und Umweltfragen angehörende Einrich�ng.

Auftraggeber:

Auftragnehmer:

Projektleitung:

Bearbeitung:

Mitarbeit:

Redaktion:

Bayerisches Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen Rosenkavalierplatz 2, 81925 München, Tel. 089/9214-0

Alpeninstitut GmbH Friedrich-Mißler-Straße 42, 28211 Bremen, Tel. 0421123807-43

Alfred Ringler

Michael Grauvogl

Uli Schwab Markus Bräu Wolfgang Geißner

Susanne Arnold, Monika Korn probst, Detlef Roßmann, Gebhard Donig

Schriftleitung und Redaktion bei der Herausgabe: Michael Grauvogl (StMLU) Dr. Notker Mallach (ANL) Marianne Zimmermann (ANL)

Hinweis: Die im Landschaftspflegekonzept Bayern (LPK) vertretenen Anschauungen und Bewertungen sind Meinungen des oder der Verfasser(s) und werden nicht notwendigerweise aufgrund ihrer Darstellung im Rahmen des LPK vom Bayerischen Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen geteilt.

Die Herstellung von Vervielfältigungen- auch auszugsweise- aus den Veröffentlichungen der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege sowie deren Benutzung zur Herstellung anderer Veröffentlichungen bedürfen der schriftlichen Genehmigung.

Satz, Druck und Bindung: ANL Druck auf Recyclingpapier (aus 100% Altpapier)

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L

Vorwort

Mit dem Landschaftspflegekonzept Bayern wird erstmalig eine umfassende Zusam­menschau wesentlicher aktueller Erkenntnisse zur Pflege und Entwicklung ökologisch wertvoller Lebensräume vorgelegt.

Das Landschaftspflegekonzept

- sammelt und bewertet Erfahrungen mit der Pflege naturnaher Lebensräume,

- gibt Empfehlungen für extensive Bewirtschaftung und

- formuliert Leitbilder für eine naturschutzfachlich begründete und von der Gesell-schaft mitgetragene Landschaftsentwicklung.

Damit ist das Landschaftspflegekonzept eine Grundlage für Maßnahmen zur Umset­zung des Arten- und Biotopschutzprogramms und trägt zugleich dem Auftrag des Bayerischen Landtags im Beschluß vom 5. April 1984, Nr. 10/3504, Rechnung.

Die Fachaussagen des Landschaftspflegekonzeptes wurden von externen Fachleuten erarbeitet, die von Mitarbeitern der Naturschutzverwaltung unterstützt wurden. Thnen gebührt für ihr Engagement bei der Ausarbeitung des umfangreichen, bisher in dieser Form einmaligen Werks, besonderer Dank.

Die Umsetzung des Landschaftspflegekonzepts muß die aktuelle Situation vor Ort berücksichtigen. Die hier gewonnenen Erfahrungen werden in Ergänzungen und Ak­tualisierungen des Landschaftspflegekonzepts einfließen müssen. Schon deshalb soll und kann das Werk weder gegenüber Behörden noch Dritten Verbindlichkeit entfalten. Zudem ersetzt die Einhaltung der im Landschaftspflegekonzept gemachten Vorschläge weder ein für Landschaftspflegemaßnahmen erforderliches Verwaltungsverfahren noch die Zustimmung von Grundstückseigentümern und Nutzungsberechtigten. Die Umsetzung der fachlichen Aussagen bedarf zudem im konkreten Einzelfall stets der sachgerechten Abwägung gegenüber bestehenden Rechten und Nutzungen.

Das Landschaftspflegekonzept Bayern ist in erster Linie als fachliche Handreichung und Entscheidungshilfe für die Arbeit der Naturschutzbehörden in Umsetzung des Bayerischen Naturschutzgesetzes gedacht. Daneben kann es auch anderen Behörden, Kommunen, Verbänden und Fachleuten als Arbeitsgrundlage dienen, die die Verwirk­lichung der Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege unterstützen. Es soll darüber hinaus zu einem engeren fachlichen Zusammenwirken aller in Natur und Landschaft tätigen Kräfte beitragen und damit die Chance verbessern, die vorhandenen ökologisch wertvollen Lebensräume für die Zukunft zu sichern und in verarmten Landschaften neue Lebensräume zu schaffen.

München/Laufen im Dezember 1994

Bayerisches Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen

Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege

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Inhaltsverzeichnis

Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

1 Grundinformationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

1.1 Charakterisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

1.1.1 Typologischer Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

1.1.1.1 HydrologischeKleingewässertypen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

1.1.1.2 Trophische Kleingewässertypen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

1.1.1.3 Chemische Kleingewässertypen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

1.1.1.4 Kleingewässertypen nach ihrer Genese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

1.1.1.5 Kleingewässertypen nach ihrem Randkontakt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

1.1.2 Kurzbeschreibung häufiger oder gebietsweise wichtiger Typen . . . . . . . . . 20

1.1.2.1 Tümpel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21

1.1.2.2 Kleinweiher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21

1.1.2.3 Altarme und Altwässer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21

1.1.2.4 Acker(pseudo)sölle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21

1.1.2.5 Seigen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21

1.1.2.6 Dolinengewässer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

1.1.2.7 Toteislöcher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

1.1.2.8 Hochmoorweiher und Torfstich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

1.1.2.9 Kleingewässer im Wald . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

1.1.3 Abgrenzung zu anderen Lebensraumtypen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

1.2 Wirkungsbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

1.3 Standortverhältnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

1.3.1 Geologie, Böden und Topographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

1.3.2 Wasserdargebot . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

1.3.3 Temperatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24

1.3.4 Oberfläche und Uferlänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24

1.3.5 Tiefe und Volumen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24

1.3.6 Substrat und natürliche Abdichtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26

1.3.7 Strukturangebot . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26

1.3.8 Alter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26

1.3.9 Chemische Parameter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26

1.3.10 Beschattungsgrad . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28

1.3.11 Produktionsintensität (Trophie) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28

1.3.12 Genetisches Angebot (Nähe der nächsten Gewässer) . . . . . . . . . . . . . . . 28

1.4 Pflanzenwelt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28

1.4.1 Überblick über die Vegetation an Kleingewässern . . . . . . . . . . . . . . . . . 28

1.4.2 Aquatische Vegetation (Hydrophyten) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

1.4.2.1 Submerse Wasserpflanzenbestände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30

1.4.2.2 Schwimmblatt- Gesellschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30

1.4.2.3 Freischwimmende Wasserpflanzen- Gesellschaften . . . . . . . . . . . . . . . 31

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Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd. II.8 Stehende Kleingewässer � StMLU/ANL 1994

Inhaltsverzeichnis, Abbildungsverzeichnis, Tabellenverzeichnis

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1.4.3 Amphibisch- terrestrische Vegetation (Helophyten und Gehölze) . . . . . . . . 32

1.4.3.1 Röhrichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 321.4.3.1.1 Großröhrichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 321.4.3.1.2 Wechselwasser- Röhrichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33

1.4.3.2 Großseggenriede . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33

1.4.3.3 Halbruderale Ufer- Pioniergesellschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33

1.4.3.4 Gehölzgeprägte Ufergesellschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35

1.4.4 An Kleingewässern seltene und konzeptbestimmende Pflanzenarten . . . . . . 35

1.5 Tierwelt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38

1.5.1 Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39

1.5.2 Zoozönosen wichtiger Kleingewässertypen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39

1.5.2.1 Dorfteich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39

1.5.2.2 Moorweiher / Torfstich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41

1.5.2.3 Tümpel / Seige . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42

1.5.2.4 Waldweiher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42

1.5.2.5 Acker-Kleingewässer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44

1.5.3 Ökologische Gilden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44

1.5.4 Kennzeichnende und wertbestimmende Arten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46

1.5.4.1 Krebse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46

1.5.4.2 Mücken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46

1.5.4.3 Spinnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46

1.5.4.4 Libellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47

1.5.4.5 Wanzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60

1.5.4.6 Fische . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60

1.5.4.7 Amphibien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61

1.5.4.8 Vögel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64

1.5.5 Wichtige Habitat-Typen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65

1.5.6 Zoogeographische Aspekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65

1.6 Traditionelle Bewirtschaftung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67

1.6.1 Kleingewässer zur Nahrungsproduktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68

1.6.2 Kleingewässer für Teilfunktionen im landwirtschaftlichen Betriebsablauf . . . 69

1.6.3 Eisweiher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70

1.6.4 Wasserspeicher (Dorf- und Löschweiher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70

1.6.5 Kleingewässer für medizinische und Erholungszwecke . . . . . . . . . . . . . . 70

1.6.6 Hochwasserrückhaltebecken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70

1.6.7 Triftklausen im Gebirge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70

1.6.8 Bäuerlicher Handtorfstich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71

1.6.9 Hülben der Fränkischen Alb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71

1.7 Für die Existenz wesentliche Lebensbedingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71

1.7.1 Standortbedingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71

1.7.1.1 Geologie, Böden und Topographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72

1.7.1.2 Wasserdargebot . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72

1.7.1.3 Temperatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72

1.7.1.4 Oberfläche und Uferlänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74

1.7.1.5 Tiefe und Volumen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74

1.7.1.6 Substrat und Abdichtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75

1.7.1.7 Strukturangebot . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75

6

Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd. II.8 Stehende Kleingewässer � StMLU/ANL 1994

Inhaltsverzeichnis, Abbildungsverzeichnis, Tabellenverzeichnis

Page 7: Gesamtband Landschaftspflegekonzept Bayern, Band II.8 ... · Landschaftspflegekonzept Bayern Band 11.8 Lebensraumtyp Stehende Kleingewässer Bayerisches -1.!! Staatsministerium ,i

1.7.1.8 Alter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76

1.7.1.9 Chemismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76

1.7.1.10 Beschattungsgrad . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79

1.7.1.11 Produktionsintensität (Trophie) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79

1.7.1.12 Genetisches Angebot (Nähe der nächsten Gewässer) . . . . . . . . . . . . . . . 80

1.7.2 Nutzungseinflüsse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80

1.7.2.1 Kleingewässer zur Nahrungsproduktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80

1.7.2.2 Kleingewässer für Teilfunktionen im landwirtschaftlichen Betriebsablauf . . . . 81

1.7.2.3 Eisweiher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81

1.7.2.4 Wasserspeicher (Dorf und Löschweiher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81

1.7.2.5 Kleingewässer für medizinische und Erholungszwecke . . . . . . . . . . . . . . 82

1.7.2.6 Hochwasserrückhaltebecken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82

1.7.2.7 Triftklausen im Gebirge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82

1.7.2.8 Bäuerlicher Handtorfstich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82

1.7.2.9 Hülben der Fränkischen Alb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82

1.7.3 Sonstige Einflüsse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82

1.7.3.1 Düngemittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82

1.7.3.2 Pflanzenschutzmittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82

1.8 Verbreitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83

1.8.1 Landesweiter Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83

1.8.1.1 Auswertung der Biotopkartierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83

1.8.1.2 Eigene Untersuchungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84

1.8.1.3 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85

1.8.2 Naturraumbezogene Differenzierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86

1.8.2.1 Nördliche Kalkhochalpen und Schwäbisch- Oberbayerische Voralpen . . . . . . 88

1.8.2.2 Voralpines Hügel- und Moorland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89

1.8.2.3 Donau- Iller- Lech- Platten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90

1.8.2.4 Isar- Inn- Schotterplatten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90

1.8.2.5 Unterbayerisches Hügelland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91

1.8.2.6 Oberpfälzisch- obermainisches Hügelland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92

1.8.2.7 Fränkische und Schwäbische Alb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92

1.8.2.8 Fränkisches und Schwäbisches Keuper- Lias- Land . . . . . . . . . . . . . . . . 93

1.8.2.9 Mainfränkische Platten und Gäuplatten im Neckar- und Tauberland . . . . . . . 94

1.8.2.10 Odenwald, Spessart, Südröhn und Rhein- Main- Tiefland . . . . . . . . . . . . 94

1.8.2.11 Osthessiches Bergland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95

1.8.2.12 Thüringisch- Fränkisches Mittelgebirge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96

1.8.2.13 Oberpfälzer und Bayerischer Wald . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96

1.9 Bedeutung für Naturschutz und Landschaftspflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97

1.9.1 Naturhaushalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97

1.9.1.1 Arterhaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 971.9.1.1.1 Pflanzenwelt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 981.9.1.1.2 Tierwelt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98

1.9.1.2 Lebensgemeinschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1021.9.1.2.1 Pflanzenwelt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1051.9.1.2.2 Tierwelt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105

1.9.1.3 Naturgüter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106

1.9.2 Landschaftsbild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106

1.9.3 Erd- und Heimatgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107

1.10 Bewertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107

7

Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd. II.8 Stehende Kleingewässer � StMLU/ANL 1994

Inhaltsverzeichnis, Abbildungsverzeichnis, Tabellenverzeichnis

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1.10.1 Wertbestimmende Faktoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107

1.10.2 Checkliste zur Ermittlung des (Pflege-) Handlungsbedarfs . . . . . . . . . . . 108

1.11 Gefährdung, Rückgang, Zustand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108

1.11.1 Gefährdung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108

1.11.1.1 Rechtliche Grundlagen für den Schutz vor Beeinträchtigungen und Zerstörung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109

1.11.1.2 Gefährdungsfaktoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109

1.11.2 Rückgang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112

1.11.2.1 Generelle Situation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112

1.11.2.2 Kartenbeispiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114

1.11.2.3 Toteislöcher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114

1.11.2.4 Hülben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116

1.11.2.5 Dorf- und Hofteiche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116

1.11.2.6 Weiher in Oberschwaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116

1.11.3 Zustand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118

2 Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . 119

2.1 Pflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119

2.1.1 Traditionelle Bewirtschaftung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119

2.1.2 Weitere Pflegemöglichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125

2.1.3 Bewertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134

2.2 Natürliche Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139

2.3 Nutzungsumwidmungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142

2.4 Pufferung und Erweiterung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144

2.4.1 Pufferung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144

2.4.2 Erweiterung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148

2.5 Wiederherstellung und Neuanlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149

2.5.1 Wege zur Wiederherstellung und Neuanlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149

2.5.1.1 Standortwahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149

2.5.1.2 Wasserversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151

2.5.1.3 Größe und Tiefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151

2.5.1.4 Bau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151

2.5.1.5 Gestaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153

2.5.2 Erfüllungsgrad der Wiederherstellung und Neuanlage . . . . . . . . . . . . . 155

2.5.3 Konkrete Einzelobjekte aus den Naturräumen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158

2.6 Vernetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165

3 Situation und Problematik der Pflege und Entwicklung . . . . . . . . 169

3.1 Praxis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169

3.2 Meinungsbild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173

3.2.1 Bevölkerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173

3.2.2 Betroffene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173

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3.2.3 Wissenschaftler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174

3.2.4 Kirchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175

3.3 Räumliche Defizite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175

3.4 Durchführungsprobleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175

3.4.1 Pflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175

3.4.2 Pufferung und Erweiterung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176

3.4.3 Wiederherstellung und Neuanlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176

4 Pflege- und Entwicklungskonzept . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177

4.1 Grundsätze und Grundsatzfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177

4.1.1 Grundsätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177

4.1.2 Grundsatzfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 180

4.1.2.1 Entlanden oder verlanden lassen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 180

4.1.2.2 Fische in Kleingewässern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 180

4.1.2.3 Einsetzen von Pflanzen und Tieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182

4.2 Handlungs- und Maßnahmenkonzept . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183

4.2.1 Allgemeine Aussagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183

4.2.1.1 Entwicklungsziele und Leitbilder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183

4.2.1.2 Pflegemaßnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1884.2.1.2.1 Allgemeine Pflegemaßnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1884.2.1.2.2 Pflege spezieller Kleingewässer-Typen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1914.2.1.2.3 Artbezogene Sonderbehandlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191

4.2.1.3 Flankierende Maßnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1924.2.1.3.1 Pufferung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1924.2.1.3.2 Erweiterung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1944.2.1.3.3 Jagd . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1944.2.1.3.4 Erholung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1944.2.1.3.5 Öffentlichkeitsarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1944.2.1.3.6 Zustandskontrolle und Dokumentation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195

4.2.1.4 Wiederherstellung und Neuanlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1954.2.1.4.1 Allgemeine Richtlinien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1954.2.1.4.2 Standortwahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1964.2.1.4.3 Größe und Tiefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1994.2.1.4.4 Bau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2014.2.1.4.5 Gestaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202

4.2.1.5 Lebensraumtyp- und Biotopverbund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202

4.2.2 Gebietsbezogene Aussagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 206

4.3 Beispiele für Pflege- und Entwicklungsmodelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 207

5 Technische und organisatorische Hinweise . . . . . . . . . . . . . . . 209

5.1 Technik der Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . 209

5.1.1 Entschlammung, Entlandung, Neuanlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209

5.1.2 Neubegründung naturnaher Uferbestockungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 212

5.2 Organisation und Förderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213

5.2.1 Organisation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213

5.2.2 Förderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 215

5.3 Fachliche und wissenschaftliche Betreuung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 215

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Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd. II.8 Stehende Kleingewässer � StMLU/ANL 1994

Inhaltsverzeichnis, Abbildungsverzeichnis, Tabellenverzeichnis

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6 Quellenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 217

6.1 Verwendete Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 217

6.2 Mündliche und schriftliche Auskünfte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225

6.3 Abkürzungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226

6.4 Verzeichnis der Autokennzeichen Bayerns . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226

6.5 Bildteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229

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Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd. II.8 Stehende Kleingewässer � StMLU/ANL 1994

Inhaltsverzeichnis, Abbildungsverzeichnis, Tabellenverzeichnis

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Abbildungsverzeichnis

Abb. 1/1 Abgrenzung des Weihers vom Kleingewässer über den Quotienten Ufergra-dient/Grundfläche (aus RINGLER 1983: 76) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

Abb. 1/2 Wasserdargebot für Kleingewässer (Niederschlag) (aus Planungsatlas Bayern) . . . . . 25Abb. 1/3 Verteilung von Gemeinschaftsatmung und Biomasse der Benthosgemeinschaft (aus

Odum 1983: 131) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39Abb. 1/4 Nahrungsnetz an einem Kleingewässer (aus TISCHLER 1955) . . . . . . . . . . . . . 40Abb. 1/5 Wettbewerbsvermeidung hinsichtlich Nahrungs- und Brutplatz-Ansprüchen von Vö-

geln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40Abb. 1/6 Besiedlungsbestimmende Faktoren und Habitate für die Tierwelt der Stillgewässer

(aus Blab 1986: 57) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66Abb. 1/7 Waldsumpf mit Frühjahrstümpel und beginnendem Zwischenmoor-Habitat (aus

HEYDEMANN et al. 1983: 310) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66

Abb. 1/8 Erlenbruchwald-Waldtümpel (aus HEYDEMANN et al. 1983: 308 . . . . . . . . . . . 67Abb. 1/9 Wiesen-Weiden-Kleinweiher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68Abb. 1/10 Beziehung zwischen Weiherfläche und Pflanzen-Artenzahl (aus KONOLD 1987:

228) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73Abb. 1/11 Arten-Areal-Beziehung für Libellen (aus BRÄU 1990: 132) . . . . . . . . . . . . . . . 74

Abb. 1/12 Arten-Fläche-Beziehung für Wasserkäfer im Donautal (GRAUVOGL unveröff.) . . . . 75Abb. 1/13 Idealtypischer Verlauf der Besiedelung eines Kleingewässers mit Wasserkäferarten . . 76Abb. 1/14 Trophiestufen stehender Gewässer (aus SRU 1985: 260). . . . . . . . . . . . . . . . . 78Abb. 1/15 Mechanismus der Phytoplanktonentwicklung in Seen und Teichen der gemäßigten

Breiten (aus ODUM 1983: 501). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78Abb. 1/16 Modell der Eutrophierungsprozesse in Standgewässern (aus WEGENER 1991: 146). . 79Abb. 1/17 Beziehungen zwischen floristischer Ähnlichkeit und der Distanz der Weiher unter-

einander (aus KONOLD 1987: 233). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80Abb. 1/18 Torfstiche (aus Schutzwürdige Biotope in Bayern 1978: 148). . . . . . . . . . . . . . . 85

Abb. 1/19 Kleinere Stillgewässer (dito). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86Abb. 1/20 Teiche (aus Schutzwürdige Biotope in Bayern 1978: 142). . . . . . . . . . . . . . . . 87Abb. 1/21 : Ortsbezogene Nachweise der Artenschutzkartierung Bayern, Lebensraumtyp "Tüm-

pel" (Code G190) (LfU 1990). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101

Abb. 1/22 : Ortsbezogene Nachweise der Artenschutzkartierung Bayern, Lebensraumtyp "Tüm-pelgruppe" (G200) (LfU 1990). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102

Abb. 1/23 Ortsbezogene Nachweise der Artenschutzkartierung Bayern, Lebensraumtyp "Ephe-mere Kleingewässer" (G210) (LfU 1990). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105

Abb. 1/24 Checkliste zur Ermittlung des (Pflege-) Handlungsbedarfs . . . . . . . . . . . . . . . 109

Abb. 1/25 Gefährdungen und Beeinträchtigungen für Kleingewässer . . . . . . . . . . . . . . . 110Abb. 1/26 Kleingewässerverlust auf TK 7939 (eigene Auswertung). . . . . . . . . . . . . . . . 113Abb. 1/27 Kleingewässerverlust auf TK 6828 (eigene Auswertung). . . . . . . . . . . . . . . . 115Abb. 1/28 Kleingewässerverlust auf TK 7528 (eigene Auswertung). . . . . . . . . . . . . . . . 117

Abb. 2/1 Ausgangsstrukturtypen (aus WEGENER & GROSSER 1989: 6). . . . . . . . . . . . 135Abb. 2/2 Zielstrukturtypen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135Abb. 2/3 Pflegezyklen zur Beeinflussung der Uferstruktur wirtschaftlich genutzter Standgewäs-

ser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136Abb. 2/4 Pflegezyklen für Kleingewässer im Agrarbereich (aus WEGENER 1991: 158). . . . 137

Abb. 2/5 Schema des natürlichen Alterungsprozeßes eines Kleingewässers . . . . . . . . . . . 140Abb. 2/6 Genese von Ackersöllen (aus Wegener 1991: 155). . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141Abb. 2/7 Ökogramme einiger Pflanzen von Feuchtstandorten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142Abb. 2/8 Schematische Darstellung der möglichen Sukzession eines Sekundärgewässers (aus

ZINTZ et al. 1990: 445). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143Abb. 2/9 Aspekte zur faunistischen Ökoindikation von primären und sekundären Stehgewäs-

sern aufgrund der Untersuchung der Käfer-, Amphibien- und Libellenfauna (ausZINTZ et al. 1990: 455). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143

Abb. 2/10 Sukzession einer Kiesgrube mit dem Wandel in der Vogelbesiedel. . . . . . . . . . . 145

Abb. 2/11 Sukzessionsmodell eines oligo-dystrohen Heideweihers im Blasensandstein (ausBUSSLER 1982: 130). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146

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Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd. II.8 Stehende Kleingewässer � StMLU/ANL 1994

Inhaltsverzeichnis, Abbildungsverzeichnis, Tabellenverzeichnis

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Abb. 2/12 Bau einer Tonwanne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152Abb. 2/13 Gestaltung von künstlichen Kleingewässern (aus Scholl und Stöcklein Merkblatt 1

des BayLfU). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153Abb. 2/14 Idealtypisches Entwicklungskonzept zur Schaffung verschiedener Kleingewässer-

Typen, Erläuterungen im Text (aus Jäkel 1983: 215). . . . . . . . . . . . . . . . . . 156

Abb. 2/15 Modell eines Amphibienbiotops am Beispiel des Jahreslebensraumes einer Erdkrö-tenkolonie (aus Blab 1986: 21). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166

Abb. 2/16 Größe der Jahreslebensräume und Modell eines Laichplatzverbundsystems bei Am-phibienpopulationen (aus Blab 1986: 22). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166

Abb. 2/17 Idealtypisches Prinzip zum Genaustausch in einer Zeitfolge - Am Beispiel Wasserkä-fer und 9 Acker-Kleingewässer, Erläuterungen im Text (aus Jäkel 1983: 231f). . . . 167

Abb. 2/18 Modellvorstellungen für Biotopverbundsysteme mit unterschiedlicher Nutzbarkeitder Zwischenräume für Arten der Kernbiotope, Erläuterungen im Text (ausRingler 1983). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168

Abb. 4/1 : Leitbild für Tümpel. (Diese Flachgewässer sollen nur so tief angelegt werden, daßsie jedes Jahr einmal austrocknen). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184

Abb. 4/2 : Leitbild für Kleinweiher (mit Schwimmblattzone, Röhrichtzone, Sumpfzone, brei-tem Hochstauden-Ufersaum, aber auch gemähtem Teilabschnitt für Watvögel). . . . 185

Abb. 4/3 : Leitbild für Wald-Kleingewässer (S- und SO-Ufer gehölzfrei, breiter Röhrichtgürtelund Therophytenfluren, Feucht-Laubwald im Einzugsgebiet). . . . . . . . . . . . . . 186

Abb. 4/4 : Leitbild für Altarme und Altwässer (mit breiter Schilfzone und Flachwasserberei-chen für den Weißstorch). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186

Abb. 4/5 : Leitbild für Seigen (flache Geländemodell., keine Ufergestaltung). . . . . . . . . . . 187Abb. 4/6 : Abfanggraben mit Aufweitung (geometrische Schemaskizze zum leichteren Ver-

ständnis; die Bauausführ. sollte "organisch" erfolgen). . . . . . . . . . . . . . . . . . 193

Abb. 4/7 Alte Flurkarte (1892) als Planungshilfe für die Neuanlage mittlerweile (1966) verfüll-ter Kleingewässer (Beispiel Gumpen/Naabtal). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 198

Abb. 4/8 Alte Flurkarte (1879) als Planungshilfe für die Neuanlage mittlerweile (1966) verfüll-ter Kleingewässer (Beispiel Vorderholzhausen-Weipersdorf/Unterbayer. Hügel-land). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199

Abb. 4/9 Zielvorstellung für die Neuanlage von Kleingewässern . . . . . . . . . . . . . . . . . 200

Abb. 4/10 : Nach Abzug der je nach den Gegebenheiten unterschiedlich breiten, gestörtenRandzone muß noch eine gänzlich unbeeinflußte biotoptypische Kernzone übrigbleiben. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 201

Abb. 4/11 Von entscheidender Bedeutung ist das Ufergefälle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202Abb. 4/12 Teich mit abwechslungsreich gestalteter Uferzone . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203Abb. 4/13 : Kleingewässer mit erster Pflege- und Entwicklungspriorität. . . . . . . . . . . . . . . 204

Abb. 4/14 Gruppenflurbereinigung Herrieden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205

Abb. 5/1 Schubraupe mit Löffelbagger am Heck - die ideale Kombi-Maschine zum Entlanden . 209Abb. 5/2 Seilbagger im Einsatz beim Entschlammen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210Abb. 5/3 Selbstfahrendes Bodenverdichtungsgerät für den Lettenschlag. . . . . . . . . . . . . 211

Abb. 5/4 : Abdichten eines Lehmtümpels durch zwei Arbeitskräfte mit einem Vibrostampfer. . 212Abb. 5/5 An Kleingewässern interessierte Gruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213

Abb. 5/6 Pflegeflächenkartei des Straßenbauamts Regensburg (SCHÄFER 1991) . . . . . . . 214

Tabellenverzeichnis

Tab. 1/1 : Übersicht der Odonaten-Zönosen nach JACOB (1969) und STARK (1976) mitKennzeichnung der zugehörenden Biotoptypen (aus Schmidt 1982b: 86). . . . . . . . 43

Tab. 1/2 Verteilung der Laichplatzwahl ausgewählter Amphibienarten (nach MALKMUS1975). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103

Tab. 1/3 Wirtspflanzenwechsel bei herbivoren Insekten (aus HEYDEMANN et al. 1983: 301). 103

Tab. 1/4 Stand der Artenschutzkartierung des BayLfU für die Lebensraumtypen "Tümpel"(Code G190), "Tümpelgruppe" (G200) und "Ephemere Kleingewässer" (G210) . . . 103

Tab. 1/5 Ab bayerischen Kleingewässern nachgewiesene Tierarten und Rote-Liste-Tierarten,Anzahl nach Gruppen (nach RL Bayern 1983 und Bundesliste BLAB et al.1984). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104

Tab. 1/6 Verluste an Toteisbiotopen (aus RINGLER 1979: 86). . . . . . . . . . . . . . . . . . 114Tab. 1/7 Rückg. der Hülben im Landkreis Forchheim (aus VOIGT/MOHR o.J.). . . . . . . . 114

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Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd. II.8 Stehende Kleingewässer � StMLU/ANL 1994

Inhaltsverzeichnis, Abbildungsverzeichnis, Tabellenverzeichnis

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Tab. 1/8 Toteisloch-Biotope . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116Tab. 2/1 Bestandsentwicklungen einzelner Amphibienarten bei unterschiedlicher Teichbewirt-

schaftung (nach CLAUSNITZER 1983). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126Tab. 2/2 : Sukzessionstufen mit Art-Beispielen (aus HEBAUER 1988: 236). . . . . . . . . . . 145Tab. 2/3 Meinungsspektrum zu Größe und Tiefe von Kleingewässer-Anlagen . . . . . . . . . 150Tab. 2/4 : Wasserkäfer-Artenliste für unterschiedlich alte Wald-Kleingewässer im westlichen

Mittelfranken (aus BUSSLER 1982: 129). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159Tab. 3/1 Anlage von Tümpeln i.d. letzten 5 Jahren durch die FlD Regensburg. . . . . . . . . . 169Tab. 3/2 Anlage von Tümpeln im Bereich der FlD Bamberg, aufgeschlüsselt nach Neuanlage

und Renaturierung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170Tab. 3/3 Wasserspeisung von Kleingewässern der FlD Regensburg. . . . . . . . . . . . . . . . 171

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Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd. II.8 Stehende Kleingewässer � StMLU/ANL 1994

Inhaltsverzeichnis, Abbildungsverzeichnis, Tabellenverzeichnis

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Einführung

"Größe ist nicht alles" (SENECA).

"... jede Naturschutzmaßnahme setzt intensive For-schungsarbeit voraus, will man nicht, zwar wohlge-meint, aber unwissend, mehr Schaden als Nutzenstiften" (FESTETICS 1976).

Kurzdefinition:

Unter dem Biotoptyp "Kleingewässer" sollen hierflächige, ephemere oder perennierende Wasseran-sammlungen verstanden werden, die künstlich odernatürlich entstanden sind und weniger als 0,5 haFläche haben. Fischereiwirtschaftlich genutzteKleingewässer werden nicht berücksichtigt. Eineausführliche Definition und Abgrenzung erfolgt inKap. 1.1 (S.17) "Charakterisierung".

Wo das Wasser aus dem atmosphärischen Kreislaufwieder zur Erdoberfläche zurückkehrt und nicht so-fort versickern oder abfließen kann, bleibt es zu-nächst stehen. Nach heftigen Landregen und nachder Schneeschmelze sind flache Landschaften fürStunden oder Tage mit Wasserpfützen und -lachenübersät. Zwischen diesen Eintagspfützen und dendauerhaften Teichen liegt ein enormes Spektrum anmorphologischer, biologischer und landschaftlicherVielfalt. Kleingewässer bilden nicht nur die Mor-phologie kleindifferenzierter Landschaften ab, siesind auch wichtige Symptome für die wasser- undstoffhaushaltliche "Gesundheit" einer Kulturland-schaft.

Demzufolge ist ein Pflege- und Entwicklungskon-zept für unsere Kleingewässer eine Aufgabe dergesamten Landschaftsgestaltung.

Die Bedeutung, die der Zielsetzung dieses Bandesfür die Menschen zukommt, drückt sich schon imSprachgebrauch der heutigen Zeit aus, wo der Be-griff "Biotop" häufig mit Kleingewässer, seltenermit Feuchtbiotop, assoziiert wird.

Gründe, den Kleingewässern im Rahmen des "Land-schaftspflegekonzepts Bayern" (LPK) ein besonde-res Augenmerk zu schenken, sind:

• Kleingewässer haben eine ganz enorme Bedeu-tung für den Artenschutz. Auf einem minimalenFlächenanteil (maximal 1 % der Landesfläche)kommen knapp 5.300 Tierarten (das sind 13 %der Fauna Deutschlands) vor.

• Ihr Vorhandensein ist in vielen Fällen aufmenschliche Aktivitäten zurückzuführen, ent-sprechend hoch ist ihre Abhängigkeit von Nut-zung bzw. Pflege.

• Aufgrund ihrer geringen Größe und Tiefe unter-liegen Kleingewässer zumeist einer schnellenVerlandung, ihre Erhaltung bzw. Neuschaffungsetzt entsprechend häufig wiederkehrende Nut-zung bzw. Pflege oder Neuanlage voraus.

• Kleingewässer zählen bisher zu den am häufig-sten gezielt neu angelegten "Biotopen", sowohlin der Agrarlandschaft als auch im Wald.

• Bei Restaurierung und Neuanlage von Kleinge-wässern sind in der Vergangenheit aufgrund ei-ner gewissen "Tümpeleuphorie" auch anderewertvolle und schutzwürdige Lebensraumtypenbeeinträchtigt oder vernichtet worden.

• Der Erfassungsgrad der Kleingewässer ist imVergleich zu anderen Lebensraumtypen ziem-lich gering, teils aufgrund der Kartiermethoden,teils wegen des ephemeren Charakters verschie-dener Kleingewässertypen.

• Die Gefährdung der meisten Kleingewässerdurch direkte und indirekte Beeinträchtigungenist besonders groß.

Diese Gesichtspunkte ließen es angeraten erschei-nen, dem Lebensraumtyp "Kleingewässer" einen ei-genen LPK-Band zu widmen. Zielsetzung des Ban-des ist es, die Pflege und Entwicklung von Kleinge-wässern in Bayern zu optimieren. Der vorliegendeBand umfaßt wissenschaftliche Erkenntnisse undErfahrungen von Praktikern bis zum Frühjahr 1991.Die Heterogenität des Biotoptyps sowie einige Son-dereigenschaften erzwangen geringfügige Abwei-chungen von der Mustergliederung. Biotoptypge-mäß wurde der faunistische Teil stärker ausgebautals der floristische.

Danksagung

Den Herren Dr. BRAUNHOFER und DIRSCHERLsei gedankt für ihre konstruktive Kritik, HerrnRINGLER für die wohlwollende Betreuung bei derEntstehung des Bandes. Folgende Personen habenwesentliche Textbeiträge geliefert bzw. einzelneKapitel verfaßt:

• Herr Norbert HÖLZEL: Vögel

• Herr Uli SCHWAB: Pflanzenwelt

• Herr Markus BRÄU und Herr WolfgangGEIßNER: Spinnen und Libellen

• Herr Klaus PFEFFER: Verbreitung

• G.BOTT, D. ROßMANN und A. ZELINSKY:Grundlagenermittlungen.

Die redaktionelle Bearbeitung des Bandes übernah-men S.Arnold, G. Donig und M. Kornprobst.

Wertvolle Anregungen stammen von den HerrenGirstenbreu, ZEIDLER, Dr. BURMEISTER, Dr.HEBAUER, SCHÄFER, GEIßNER, Dr. BURN-HAUSER, Dr. OTTO sowie einer großen Zahl vonungenannten, aber nicht minder geschätzten Kolle-gen und Fachleuten.

Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd. II.8 Stehende Kleingewässer � StMLU/ANL 1994

Einführung

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1 Grundinformationen

1.1 Charakterisierung

Definition und Abgrenzung

In diesem Band werden flächenhafte, jedoch nichtüber 0,5 ha große, perennierende bis zeitweilig aus-trocknende (ephemere) Wasseransammlungen na-türlicher wie künstlicher Entstehung behandelt.Ausgenommen sind Gewässer im obengenanntenSinn mit intensiver fischereiwirtschaftlicher Nut-zung. Wesentliche Abgrenzungskriterien des Klein-gewässer-Begriffs in diesem Band sind also:

• Flächenhafte Ausdehnung: (linear verlaufende Kleingewässer werden imLPK-Band II.10 "Gräben" behandelt).

• Größe: In der Naturschutzliteratur des mitteleuropäi-schen Raumes werden unterschiedliche Vor-schläge gemacht: z.B. PRETSCHER (1989):1.000 m2, SCHOLL & STÖCKLEIN (1980):5.000 m2. In Abstimmung mit dem LPK-BandII.7 "Teiche" wurde vereinbart, daß kleine Wei-her bis 0,5 ha im Band "Stehende Kleingewäs-ser" bearbeitet werden. Alle größeren Weiherwerden im Weiher- und Teichband behandelt.Der Vorschlag von RINGLER (1983: 76), Klein-gewässer von Weihern durch den QuotientenUfergradient /Grundfläche abzugrenzen (s. Abb.1/1, S.17), erscheint dem Verfasser zwar wissen-schaftlich tauglich, aber nicht praxisgerecht. Fürdie "Untergrenze" fordert RINGLER (1983: 75),daß die Wasseransammlung für wasserlebendeMehrzeller eine gewisse "Verläßlichkeit" (raum-zeitliche Beständigkeit) besitzen sollte. Außer-dem sollte das Wasservolumen Populationenmehrerer Trophieebenen ermöglichen, die sichzu einer mehrartigen Lebensgemeinschaft vonlängerer Dauer vernetzen (z.B. Algen + Klein-krebse + Molche). "Nach unten" wird daher eineMindestgröße von ca. einem halben Quadratme-ter (willkürlicher Wert) festgesetzt. Alle darun-terliegenden sog. "Kleinstgewässer" (ENGEL-HARDT 1986: 52), z.B. wassergefüllte Baum-

stümpfe, Rindenmulden, Astlöcher, Blattach-seln, Konservendosen etc., sind nicht mehr Be-standteil dieses Bandes.

• Wasserführung: Es werden neben den ständig wasserführendenauch zeitweise austrocknende Gewässer erfaßt.Einrichtungen zur Wasserstandsregulierung(Mönch) können vorhanden sein.

• keine Strömung• Tiefe:

In aller Regel haben Kleingewässer nur ein Li-toral und sind selten tiefer als 2-4 m. Kleinge-wässer im Sinne des LPK können jedoch auchein Profundal aufweisen (z.B. Schlatts in denKendlmühlfilzen oder im Deusmauer Moor, Lkr.Neumarkt).

• Entstehung: Der hier verwendete Kleingewässer-Begriff um-faßt natürliche und anthropogene Wasseran-sammlungen. Die für Abbaustellen typischenKleingewässer werden in den LPK-Bänden II.17"Steinbrüche" und II.18 "Kies-, Sand- und Ton-gruben" behandelt.

• Speisung: Beim hier verwendeten Kleingewässer-Begriffspielt es keine Rolle, ob das Wasser aus Oberflä-chengewässern (Aufstau, Bäche, Flüsse), Nie-derschlägen oder dem Grundwasser stammt.Aue- Kleingewässer (z.B. Aue- Tümpel und Alt-wässer) sind Kleingewässer im Sinne des LPK.

• keine fischereiwirtschaftliche Nutzung: Alle nicht kommerziell genutzten Teiche (z.B.Angler-Teiche) sind im Kleingewässer-Bandmiteingeschlossen. Für intensiv genutzte Teicheist dagegen der Band "Teiche" vorgesehen.Maßgeblich ist die aktuelle (nicht die histori-sche) Nutzungsintensität. Kleine extensive Tei-che an der Spitze von fischereilich genutztenTeichketten, die zwar nach der hier verwendetenDefinition Kleingewässer wären, werden auf-grund des systemaren Zusammenhangs und dermeist identischen Ansprechpartner (Fischwirte)im Weiher- und Teichband behandelt.

Abbildung 1/1

Abgrenzung des Weihers vom Kleingewässer über den Quotienten Ufergradient/Grundfläche (aus RINGLER1983: 76)

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Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd. II.8 Stehende Kleingewässer � StMLU/ANL 1994

Kap.1: Grundinformationen

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Begriffsklärung:Für Kleingewässer gibt es in der Umgangsspracheverschiedene Begriffe, die im folgenden erläutertwerden sollen.

TeichWesentliches Kennzeichen für einen Teich ist, daßder Wasserstand (im Gegensatz zum Weiher) jeder-zeit reguliert werden kann. Der gesamte Wasserkör-per ist ablaßbar. Teiche sind meist anthropogenenUrsprungs (z.B. Rückstau eines Baches).Der Begriff leitet sich aus dem litauischen "diegti"(Ausstich, stechen) ab und ist seit dem 13. Jahrhun-dert belegt (Duden Bd. 7). Er umfaßt in seiner ur-sprünglichen Bedeutung sowohl die ’ausgehobenewassergefüllte Grube’ (= Teich) als auch den darausabgeleiteten Damm (= Deich). Gleiches gilt für dasenglische "dike, dyke" (Graben, Deich); verwandtist auch engl. "ditch" (Graben, Kleingewässer).Beispiele:

- ablaßbare ehemalige Fischteiche- Dorfteiche- Löschteiche- naturnah gestaltete Nachklärteiche von Kläran-

lagen- Reste von Stadtgräben, Wasserschloßgräben- Regenrückhaltebecken- ein Teil der neu angelegten "Biotopgewässer"

WeiherAltmeister FOREL, Mitbegründer der Limnologie,definierte: "Ein Weiher ist ein See ohne Tiefe", zit.in ENGELHARDT (1986: 38). Außerdem soll derWeiherboden in seiner ganzen Ausdehnung vonPflanzen besiedelbar sein. Das entscheidende Ab-grenzungskriterium zum See sind also die Lichtver-hältnisse und damit die Tiefe, welche beim Weihernicht mehr als 2 m (ENGELHARDT 1986: 38,RINGLER 1983: 76) oder 2-4 m (HEYDEMANNet al. 1983: 7) beträgt. Weiher "entstehen" infolgefortschreitender Verlandung natürlich meist ausehemaligen Seen. Im Unterschied zu Seen besitzensie kein lichtarmes Tiefenwasser, in dem chloro-phyllführende Großpflanzen nicht mehr leben kön-nen (s.o.).Etymologisch wird der Begriff von dem lateinischenWort "vivarium" (Fischteich, Lebendhälterung) ab-geleitet. Aus dem lateinischen Lehnwort "Weiher"entstanden durch Umformung Wiehr, Wuor, Wuhr,Wühre, Wehr. Dabei kann Wuhr sowohl der Wei-herdamm sein als auch ein Wassergraben oder Ka-nal, der künstlich geschaffen wurde (KONOLD1987:22).Beide Begriffe sind in ihrer Bedeutung sprach-land-schaftsgebunden und weisen keine klare inhaltlicheTrennung auf. Sie werden zumeist synonym ver-wendet. Im Hochdeutschen hat allerdings das Wort"Teich" den Vorrang: alle artbezogenen Namensbil-dungen (z.B. Teichhuhn, Teichmuschel, Teichbin-se) enthalten diesen Wortstamm, während das WortWeiher nicht Bestandteil solcher Begriffe gewordenist (WIEGLEB 1980).Im süddeutschen Raum wird "Weiher" häufiger imSprachgebrauch verwendet als das norddeutsche"Teich".

Beispiele:

- Mühlweiher- Burg- und Schloßweiher- Flachsröstgruben- Deichelweiher (zur Feuchtlagerung von Dei-

cheln = Holzröhren aus Fichten)- Bleicheweiher (zum Bleichen von Leinen)- Hof- und Dorfweiher- Eisweiher (in Brauereinähe zur Produktion von

Eisblöcken)- Viehtränken- Schwemmen (zur Viehpflege)

TümpelCharakteristikum für Tümpel ist die periodischeWasserführung, d.h. sie trocknen +/- regelmäßigaus. Dies erfordert bei der Tier- und Pflanzenweltganz andere Anpassungen als bei perennierendenGewässern. Entsprechend etablieren sich auch ande-re Artengarnituren.Der Begriff stammt aus dem Mittelhochdeutschen(Duden Bd. 7) und bedeutete "mit Wasser gefülltesLoch" (etwa synonym mit "Pfütze" und "Pfuhl"). Erist seit dem 19. Jahrhundert belegt. Die heutigeBedeutung ist vornehmlich "kleines abflußloses Ge-wässer".Beispiele:

- Seigen (Flutmulden und Depressionen in Wie-sen)

- Regenpfützen, z.B. in Baustellenbereichen, inWagenspuren auf Wegen

- Ackersölle (Tümpel in Äckern)- viele der neu angelegten "Biotopgewässer"- Hülben (zeitweise wassergefüllte Einsturztrich-

ter)- Flachgewässer in Abbaugebieten (Ton- u. Mer-

gelgruben, Sand- u. Kiesentnahmestellen, Stein-brüche)

- Qualmwasserteiche (Druckwasser außerhalb derDämme)

- Hochwasserpfützen und Hochwasserkolke inÄckern

MoorgewässerKünstliche Gewässer im Moor sind die Torfstiche.Schlenken sind relativ kleine, mit Wasser gefüllteFlächen (vgl. Bult-Schlenken-Komplex). Größerenatürliche Gewässer heißen "Blänke" (von "blank"im Sinne von "bloß, frei von") oder "Kolk" (lautma-lerisch, mit "glucksen" verwandt). Daneben gibt esnoch die Bezeichnung "Moorauge". "Schlatt" ist diehochdeutsche Form des niederdeutschen "slat" =moorige Vertiefung. Schlatts sind kleine Moore, diein wassergefüllten Windausblasungen entstandensind. Der Ausdruck "Schlatt" umfaßt sowohl dasKleinmoor als auch das darin befindliche Restge-wässer (WIEGLEB 1980).

1.1.1 Typologischer Überblick

Wohl kaum ein anderer Biotoptyp des LPK weisteine solche Heterogenität auf wie die Kleingewäs-ser. Diese Vielfalt läßt sich nur schwer in ein einzel-nes Ordnungsschema pressen. Im folgenden werdendeshalb die fünf wesentlichen Gliederungsschemata

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Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd. II.8 Stehende Kleingewässer � StMLU/ANL 1994

Kap.1: Grundinformationen

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vorgestellt (Kap. 1.1.1), außerdem soll die Vielfaltder Kleingewässer dargelegt und gezeigt werden,was das LPK unter dem Kleingewässer-Begriff ver-steht (Kap. 1.1.2, S.20).

1.1.1.1 HydrologischeKleingewässertypen

� Perennierende Kleingewässer- Wasserspiegel +/- beständig z.B. aus großen

porösen Kieskörpern gespeiste Quelltrichter,Hochmoorkolke, Grundwasseraufschlüsse,größere Waldteiche, Torfstichgewässer, Qualm-wassertümpel

- Wasserspiegel zwischen Min. und Max. pen-delnd z.B. Toteislöcher und Schlatts mit eige-nem Wasserhaushalt, Kartümpel, Karsttüm-pel, Bombentrichter, Rückhaltebecken, Dorf-und Löschteiche, Schloßgräben

� Periodische Kleingewässer- langperiodisch austrocknend z.B. Teiche mit

Mönch, Amphibientümpel, manche Restseen,Verlandungspfützen, abgeschnittene Altar-me, Karstseen, manche Grundmoränen- undToteisweiher, Dolinen- und Almtümpel

- kurzperiodisch austrocknend z.B. Lachen inAbbaustellen, Fahrgeleise, Pfützen auf dich-ten Deponien und Verfüllungen, Moorschlen-ken, Bruchwaldlachen, Regenwasserlachen,Wasseransammlungen in Geländedellen

1.1.1.2 Trophische Kleingewässertypen

HEYDEMANN et al. (1983: 12) schlagen die fol-gende (klassische) Typisierung vor:

a) oligotropher Kleingewässer-TypAuf nährstoffarmen Sandböden, charakterisiertdurch den geringen Elektrolytgehalt, empfindlichgegenüber Randeinflüssen, heute meist anthropoge-nen Ursprungs (Kiesgruben-Naßbaggerung). Ursa-chen für die Nährstoffarmut können sein: Zu- undAbflußlosigkeit oder Nährstoffarmut des Bodens.

b) eutropher Kleingewässer-TypDie Nährstoffe stammen meist aus der landwirt-schaftlich genutzen nächsten Umgebung. Schlamm-schicht aus organischem Detritus!

c) dystropher Kleingewässer-TypDie Sedimente bestehen aus ausgeflockten Humus-Kolloiden. Die Huminsäuren sind allochtoner Her-kunft (Torf von Hochmooren, Rohhumus der Kie-fernwaldungen oder oligotrophe Buchenwälder).Beispiel: Moorauge.

1.1.1.3 Chemische Kleingewässertypen

Diese sind im wesentlichen abhängig vom Unter-grund oder extremen Randeinflüssen. Insbesondereder Gehalt an gelöstem Kalzium (kalkreich/kalk-arm) wirkt sich entscheidend auf die Floren- undFaunenzusammensetzung aus. Daneben sind Bei-spiele: Salzgewässer (Straßen, Salinen), jauchege-füllte Hof- und Almtümpel, Tümpel im Ablage-

rungsbereich von Geflügel- oder Schweinefarmen,Nachklärbecken etc.

1.1.1.4 Kleingewässertypen nach ihrer Genese

Die bisher ausführlichste Kleingewässer-Typisie-rung nach der Entstehungsweise hat RINGLER1983 vorgelegt. Sie wird hier in modifizierter Formwiedergegeben:

a) Kleingewässer-Typen mit weitgehend natürlichem Ursprung:

• Kleingewässer in glazigenen (gletscherbürtigen)Hohlformen- Kartümpel, kleine Kar"seen"- Kleingewässer in Grundmoränenmulden- Toteislöcher (s. Photo 1 im Anhang)

• Fluviatil entstandene Kleingewässer, Auenge-wässer- Bei Hochwasser durchströmte Altarme- Gänzlich abgeschnittene Altarme- Flutmulden, Hochwasserpfützen, "Seigen"

• Karstgewässer- Tümpel in Dolinen (Lokven)- Alpine Karsttümpel

• Biogene Kleingewässer- Restseen in Verlandungsgebieten und Moo-

ren- Überwachsene Wasserkissen in Mooren und

Verlandungsgebieten- Hochmoorblänken, Flarke- Hoch- und Übergangsmoorschlenken- Kalkschlenken in Flachmooren- Pfützen und Tümpel in Bruch-

wäldern (Schmelzwasser-Tümpel)- Biber(grundwasser)stauseen- Wild-Suhlen- Vom See abgetrennte Lachen in Großseggen-

sümpfen• Ephemere Kleingewässer auf Stauschichten

(z.B. auf Flyschkämmen, Plateaus aus tertiäremNagelfluh, Ortstein im Tertiärhügelland)

• Tümpel und Pfützen in Staffelbrüchen von Erd-strömen und Rutschungen (z.B. Nackenseen,Querschlenken in Moorbruchzonen, Moorspal-ten)

b) Kleingewässer mit indirekt anthropogenemUrsprung:Diese Typen konnten sich erst aufgrund nutzungs-bedingter Retentionsminderung (durch Rodung,Verdichtung, Versiegelung) in natürlichen Vertie-fungen bilden.

• Sekundärpfützen und -tümpel, Pseudo-Sölle inwelligen Landschaften mit abflußförderndenNutzungen (z.B. Maisanbau auf Lößlehmhän-gen, starke Beweidung, hoher Versiegelungs-grad, großflächiger Grünlandumbruch)

• Stauwasserlachen auf anthropogenen Pseudo-gleyen oder Podsolen (Ortstein)

• Wassergefüllte Massenbewegungsspalten, aus-gelöst durch benachbarte Kahlschläge oder Torf-abbau (z.B. im Kendlmühlfilz, in den Kochelsee-

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Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd. II.8 Stehende Kleingewässer � StMLU/ANL 1994

Kap.1: Grundinformationen

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mooren), Torfspaltengewässer durch Autobahn-sprengung im Ponholzer Moor / WM

• Pfützen in Windwurftellern von Nadelbäumenauf staunassen Standorten (vor allem Fichte). ImFebruar 1990, nach dem großen Sturm, gab esvor allem im Altmoränengebiet unzählige neueKleingewässer.

c) Aufgrund konkreter Eingriffe entstandeneKleingewässer:Die direkt anthropogen entstandenen Kleingewässerkönnen gezielt angelegt, aber auch unbeabsichtigtoder gar wider Willen entstanden sein.

• Kleingewässer in Abbaustellen- Wasseransammlungen in Ton-, Mergel-,

Lehm-, Sand-, Kiesgruben und Steinbrüchen(angeschnittene wasserführende Horizonteund/oder Tagwasser)

- Grundwasseraufschlüsse in Sand- und Kies-gruben

- Geflutete ("abgesoffene") ehemalige Berg-werksstollen z.B. bei Rosenberg/Oberpfalz:Bergsenkungstrichter durch einbrechendeStollen

- Rückhalte- und Absetzteiche- Torfstichgewässer in Nieder- und Hochtorf-

mooren• Kleingewässer infolge von Baumaßnahmen (Stau-

wirkung bzw. Geländeanschnitt)- Stauwasserkörper entlang verdichteter, was-

serstauender Trassenkörper (z.B. Schüttun-gen, Betonwannen)

- Kleingewässer, welche durch bei Tieflagevon Trassen angeschnittene Grundwasserho-rizonte entstehen

- Druckwassertümpel entlang von Trassen-schüttungen

- Qualmwasseraustritte im Deichhinterland ge-stauter Flüsse

• Kleingewässer in Explosionstrichtern- Explosionstrichter aus dem 2. Weltkrieg- Explosionstrichter in (ehemaligen) Truppen-

übungsplätzen- Explosionstrichter zur Schaffung von Klein-

gewässern• Kleingewässer im Bereich von Deponien

- Flächige Tümpel auf durch Befahren verdich-teten Sohlen in Bau- und Abbaustellen

- Stautümpel am Deponiefuß- Überstauung des Deponie-Vorfeldes infolge

allmählicher Dichtschlämmung- Stauwasserlachen in Mulden und Abtreppun-

gen der Deponieoberfläche• Kleingewässer in Fahrspuren (lineare Wasser-

körper) - +/- perennierende Fahrgeleise auf fixen Weg-

trassen (flach)- Stellenweise tief ausgekolkte Panzerspuren

im Übungsgelände - Fallweise entstehende, bald vernarbende

Bringungsgeleise im Wald oder tiefe Schlep-perspuren in der landwirtschaftlichen Nutz-fläche (nach der Entstehung nicht mehr befah-ren)

• Kleingewässer als Folge der Erholungsnutzung- Moor- und Schlammsuhlen

• Kleinere Rückhaltebecken- Regenrückhaltebecken an versiegelten Flä-

chen (Straßen, Siedlungs- und Gewerbeflä-chen)

- Regenrückhaltebecken in land- und forstwirt-schaftlich genutzten Gebieten

- Nachklärteiche• Kleingewässer durch Aufstau vorhandener Fließ-

gewässer- Kleine Talsperren an Bachoberläufen- Mühl- und Triebwerksstaue- Graben- und Torfsticheinstaue (Biotopmana-

gement)- Triftklausen im Gebirge- Bachteiche (s. Photo 2 im Anhang)

• Kleingewässer infolge Ableitung von Fließge-wässern oder Verfall von Wasserkraft- und Ka-nalsystemen- Totwasserpfützen in "Fließgewässerleichen"- Tümpel in aufgelassenen Kanälen- "Tidetümpel" in künstlichen Ausgleichsspei-

chern mit Schwallbetrieb• Kleingewässer durch gezielten Erdaushub

- Ablaßbare (Fisch-)Teiche ohne Zufluß ("Him-melsteiche")

- Ablaßbare (Fisch-)Teiche auf Quellen, alsFließgewässerstaue, im Seitschluß von Fließ-gewässern

- Nicht ablaßbare (Fisch-)Teiche im Grund-wasserbereich (z.B. durch Aushub in Verlan-dungszonen, Feuchtwiesen u. Bruchwäldern)

- Wassergefüllte Befestigungsanlagen(reste)- Entwässerungsgräben mit +/-fehlendem Ge-

fälle- Dorfteiche, Löschteiche, Viehtränken, Röst-

teiche, Hofteiche - "Schwemmen": Wasssersammler für Wie-

senbewässerungskanäle (v.a. Grundgebirge).

1.1.1.5 Kleingewässertypen nach ihrem Randkontakt

Es lassen sich folgende Haupttypen unterscheiden:

• Wiesen-, Weiden- und Acker-Kleingewässer:fast immer eutroph, vollsonnige Lage

• Moor-Kleingewässer: dystroph, natürlich ent-standen oder anthropogen (Torfstich), in Hoch-oder Niedermoorlandschaften

• Straßen-Kleingewässer: i.d.R. übersalzt, hohechemische Belastung (Abgase, Reifenabrieb)

• (Mittel-) Gebirgs-Kleingewässer: z.B. Almtüm-pel, alpine Floren- und Faunenelemente

• Wald-Kleingewässer: häufig dystroph, wegenSchattens nur geringer Pflanzenbewuchs.

1.1.2 Kurzbeschreibung häufiger oder gebietsweise wichtiger Typen

Nachdem die Vielfalt der Kleingewässerformen auf-gezeigt wurde, sollen nun die neun häufigsten Klein-gewässertypen vorab näher charakterisiert werden(Kurzporträts zur Klarstellung der Begriffsverwen-dung).

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Kap.1: Grundinformationen

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1.1.2.1 Tümpel

Als Tümpel bezeichnet man Kleingewässer, dienicht ständig Wasser führen. Der höchste Wasser-stand wird in der Regel im März nach der Schnee-schmelze erreicht. Im Herbst bleibt davon vielfachnur eine von Rissen durchzogene Schlammflur üb-rig. Tümpel findet man in Geländemulden oder Ab-baustellen. Nicht selten tritt Grundwasser aus. DieSchüttung ist unter Umständen von der Wasserspie-gelschwankung des benachbarten Flusses oderBachs abhängig. Tümpel im Überschwemmungsbe-reich von begradigten Flüssen werden bei Hochwas-ser gefüllt (meist im Frühjahr) oder nach Starkregenim Sommer. Im Regelfall trocknen Waldtümpellangsamer aus, da das Kronendach der Bäume dieVerdunstung vermindert.Eine Besonderheit stellen die Hochgebirgstümpelund Wasserlachen in Felskarren dar. Tümpel in Mul-den von Almmatten (sog. Almtümpel) sind in derRegel artenarm. Ausschlaggebend für die Besiede-lung ist der Umstand, ob das Gewässer als Tränkefür Almvieh dient und daher stark gedüngt wird."Blutseen" (rotgefärbte Tümpel) sind flache, starkdurchwärmte, gut gedüngte Almtümpel mit lehmig-schlammigem Boden. Die Farbe stammt vom Fla-gellat Euglena sanguinea (ENGELHARDT 1986:51).

1.1.2.2 Kleinweiher

Kleinweiher wurden vom Menschen geschaffen.Meist haben sich die alten Nutzungen überholt, undman kann nur noch schwer nachvollziehen, warumdas Gewässer angelegt wurde (z.B. Mühlweiher,Fischteich, Eisweiher, Wasserversorgung). Weiher,die in fruchtbarem Acker- oder Grünland liegen,sind meist von einem breiten Saum von Schilf (z.T.auch Rohrkolben und Carex-Bulte) umgeben. Siekönnen eine dichte Unterwasservegetation aufwei-sen und eine reichhaltige Tierwelt beherbergen, vonder die Libellen am auffälligsten sind.

1.1.2.3 Altarme und Altwässer

Einen der häufigsten Kleingewässertypen stellenAltarme in Flußtälern dar (s. Photo 3 im Anhang).Diese natürlichen Stillgewässer stellen gewisser-maßen das "Rückgrat" des bayerischen Kleingewäs-sernetzes dar. Altwässer sind ein charakteristischesElement der Auen an den Mittel- und Unterläufenvon Flüssen. Sie entstehen aus Flußarmen, die infol-ge von Flußverlagerungen abgeschnitten werden.Ihre Entstehungsform ist abhängig von der Talnei-gung. Charakteristisch ist der abgeschnittene Mäan-der (WEGENER 1991: 148). Altwässer entlangnoch regelmäßig über die Ufer tretender Flüsse (wieRegen und Naab) und solche, die wenigstens teil-weise noch der Flußdynamik unterliegen, sind häu-

fig bis heute in einem recht naturnahen Zustandverblieben und werden auch von Störchen aufge-sucht. Meist stark degeneriert sind dagegen Altarmein den Talauen inzwischen begradigter Bäche undFlüsse, z.B. in Schwaben (BURNHAUSER 1983:300).

Altwässer sind meist natürliche meso- bis eutrophe,1 bis 3m tiefe, durchlichtete, warme Gewässer mitin der Regel braungefärbtem Wasser. Infolge ihresNährstoffreichtums sowie des Einschwemmens vonSedimenten bei Hochwasser unterliegen sie einerschnellen Verlandung. Unter natürlichen Bedingun-gen bilden sie sich bei Flußverlagerungen stets neu.Mit Eindeichung der Auen in den letzten 200 bis 300Jahren entstehen i.d.R. keine neuen Altwässer mehr,die bestehenden verlanden.

1.1.2.4 Acker(pseudo)sölle

Ackerpseudosölle entstehen durch Kornverlagerungim Boden *. Vor allem während frühsommerlicherGewitter fließt Oberflächenwasser mit schluffigemMaterial in den Geländesenken zusammen. Mit derZeit kann sich eine mehrere Dezimeter starke "Ton-pfanne" bilden, welche das Versickern des Wassersim Untergrund verhindert. Ackerpseudosölle sindhäufig temporäre Gewässer, die zum Hochsommerhin austrocknen und Schwundrisse bilden (s. Photo4 im Anhang). Aufgrund dieser extremen Bedingun-gen sind sie weitgehend frei von Kulturpflanzen. Siesind meist massiv mit Dünger und Pflanzenbehand-lungsmitteln belastet. Ackerpseudosölle treten be-vorzugt bei spätschließenden Reihenfrüchten (Mais !)auf. Die anthropogen beeinflußte Sukzession derSölle reicht von der allmählichen Verlandung (beigroßen alten perennierenden Söllen) über Moorbil-dungen bis zum vollständigen Trockenfallen (WE-GENER 1991: 154). Durch Krumenverdichtung istjedoch auch eine Wasserstandserhöhung möglich.Meliorativ "beseitigte" Sölle zeigen häufig eine er-hebliche Flächenausdehnung der Vernässung. Hy-drologisch stellen sie wichtige Kleinsteinzugsgebie-te in der Agrarlandschaft dar.

1.1.2.5 Seigen

Seigen sind natürliche Wiesen-Depressionen, diesich im Frühjahr und nach Hochwasser füllen (s.Photo 5 im Anhang). Diese episodischen Gewässerweisen eine hochangepaßte Tierwelt auf, z.T. mitausgesprochenen Raritäten (z.B. dem Frühjahrs-Kiemenfuß Lepidurus apus). Seigen stellen aberauch wichtige Nahrungsbiotope für Wiesenbrüterar-ten dar. Durch Auffüllung ist dieser Kleingewässer-typ stark zurückgegangen. Seigen sind v.a. für dasUntere Donautal typisch (niederbayer. Begriff).

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Kap.1: Grundinformationen

* "Echte" Sölle (Singular: Soll) haben eiszeitliche Prozesse der Bodenbildung zur Voraussetzung; alle anderen vom Wasserkörperher vergleichbaren Acker-Flachgewässer werden als "Pseudosölle" bezeichnet.

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1.1.2.6 Dolinengewässer

Dolinen sind eine Besonderheit von Karstgebieten.Sie entstehen durch Einsturz nach Auswaschung deskalkhaltigen Untergrundes. Ist zusätzlich nochschluffig-toniges Material vorhanden ("LehmigeAlbüberdeckung") oder wird solches von Ackerflä-chen hereingeschlämmt, so dichtet sich der Dolinen-grund ab, und es entsteht ein Kleingewässer (s.Photo 6 im Anhang). In den trockenen Kalkgebietenstellen Dolinen vielfach die einzigen stehendenOberflächengewässer dar.

1.1.2.7 Toteislöcher

Das typische Kleingewässer der Jungmoränenge-biete ist das Toteisloch (s. Photo 7 im Anhang). AmEnde der letzten Eiszeit blieben vielerorts Eisblöckeisoliert liegen, welche von den Schmelzwasserströ-men mit Schotter umgeben wurden. Nach dem Ab-tauen blieben Hohlformen in der Landschaft zurück,die häufig noch mit Glazialtonen abgedichtet wur-den. Toteislöcher sind daher vergleichsweise alteKleingewässer. Aufgrund der Alpennähe beherber-gen sie vielfach dealpine Arten.

1.1.2.8 Hochmoorweiher und Torfstiche

Moorgewässer sind durch ihre eigentümliche bern-steingelbe Farbe charakterisiert. Unter denSchwingpolstern fallen die Wände häufig sehr steilzum Grund ab, der mit feinem braunem Dys-Schlamm bedeckt ist (ENGELHARDT 1986: 44).Hochmoorkolke sind meist sehr alt. Sie schließensich in der Regel nicht, sondern das Moor wächstrandlich empor. Das Ufer hat häufig Bultcharakter.Bei vorherrschenden SW-Winden werden die Nord-und die Ost-Seite übersteilt. Kolke entstehen entwe-der dadurch, daß der wasserdurchtränkte Hoch-moorkuchen breiartig nach mehreren Seiten ausein-anderweicht (ELLENBERG 1986), oder sie stellenRestseen dar (Verlandungshochmoore). Die infolgeder bäuerlichen Austorfung entstehenden Moorge-wässer verlanden in ähnlicher Weise wie die natür-lichen Hochmoorweiher.

1.1.2.9 Kleingewässer im Wald

Ihrer Genese nach sind Kleingewässer im Wald ausToteisblöcken, Dolinen, Quellen und Materialent-nahmestellen, aber auch aus Fahrspuren hervorge-gangen. Kleingewässer im Wald haben gemeinsam:teilweise oder vollständige Beschattung, herbstli-chen Laubeintrag, eine Absenkung des pH-Wertesim Nadelwald, niedrige Wassertemperaturen imSommer, relative Abgeschiedenheit sowie Puffer-wirkung des umliegenden Waldes (WEGENER1991: 157).Auwaldgewässer hängen direkt von der Auendyna-mik ab. Die jährlichen Überschwemmungen führenzu Auskolkungen, ohne die diese sehr flachen Klein-gewässer verschwänden. Aufgrund der sehr gutenNährstoffversorgung findet man häufig einen üppi-gen Pflanzenwuchs. Entsprechend schnell verläuftdie Verlandung. In diesen Kleingewässern sind viele

seltene Auwaldarten zuhause. Dieser Biotoptyp isthochgradig bedroht (Grundwasserabsenkung, man-gelnde Überschwemmung infolge Eindeichung).

1.1.3 Abgrenzung zu anderen Lebensraumtypen

Überschneidungen ergeben sich zu folgenden LPK-Bänden:

• LPK-Band II.10 "Gräben": Im Kleingewässer-Band werden keine linearen Strukturen bearbei-tet.

• LPK-Band II.17 "Steinbrüche" und LPK-BandII.18 "Kies-, Sand- und Tongruben": Kleinge-wässer sind häufig ein genuiner Bestandteil vonAbbaustellen.

• LPK-Band II.7 "Teiche": Trennende Kriteriensind zum einen die Größe (bis 0,5 ha "Kleinge-wässer", darüber "Teiche"), zum anderen dieNutzung (bei intensiver fischereiwirtschaftlicherNutzung: "Teiche").

• LPK-Band II.19 "Bäche und Bachufer": Klein-gewässer im Sinne des LPK sind Stillgewässerund weisen keine Strömung auf.

• LPK-Band II.15 "Geotope": Dolinen und Toteis-löcher werden auch im Geotop-Band dargestellt.

1.2 Wirkungsbereich

Der Wirkungsbereich eines Kleingewässers geht er-heblich über seinen Wasserrand hinaus. Ihn zu ken-nen ist besonders für den Schutz, aber auch dieEntwicklung wichtig.Der Wirkungsbereich reicht soweit ins Umland, als:

• zum einen Wirkungen vom Kleingewässer nachaußen gehen ("Aus"-Wirkungsbereich),

• zum anderen Einflüsse von außen auf das Klein-gewässer einwirken und Veränderungen im Sy-stem hervorrufen ("Ein"-Wirkungsbereich).

Die Wirkung eines Kleingewässers ins Umland hin-aus wird vorwiegend durch biologische Funktionenbestimmt. Für sehr viele Tierarten stellt das Gewäs-ser einen Teillebensraum dar, der existentiell für denFortbestand der Populationen ist. So braucht bei-spielsweise der Laubfrosch zusätzlich zum Gewäs-ser die benachbarte Wiese mit Gebüsch und Laub-bäumen, wo er sich im Sommer vorwiegend aufhält.Die Wiese gehört dann genauso zum Biotopkom-plex wie das Gewässer.Ebenso wirken Beute-Räuber-Beziehungen. VieleTierarten halten sich zwar im terrestrischen Bereichum das Gewässer auf, ernähren sich jedoch vonWasserinsekten oder Kleinfischen. Hier geht dieWirkung des Kleingewässers erheblich über dieUferlinie hinaus.Die Wirkung auf das Umland ist häufig abhängigvon der Kleingewässerdichte. Gibt es z.B. pro Kar-tenblatt rund 1.000 Kleingewässer, so ist jeder Land-schaftsteil von schädlingsvertilgenden Erdkröten er-reichbar (RINGLER 1987).Daneben ist es besonders wichtig, den "Ein"-Wir-kungsbereich zu kennen, da von ihm negative sy-stemverändernde Einflüsse ausgehen können.

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An erster Stelle ist das Einzugsgebiet zu nennen.Seine Größe wird bestimmt durch die geohydrologi-schen und morphologischen Gegebenheiten (Bodenund Relief). So kann etwa das hydrologische Ein-zugsgebiet eines kleinen Toteisloches im Voralpen-land recht klein sein (u.U. nur wenige hundert m2),das eines Ackersoll in einer großflächigen Keuper-wanne dagegen sehr groß (ha-Bereich). In Gebietenmit durchlässigen Böden (Schotterebenen, Sandbö-den, Karst) ist es größer als in Gebieten mit bindigen,schlecht wasserleitenden Böden.Besonders auf Acker-Kleingewässer und Dolinenwirkt sehr stark die umgebende Nutzung (Düngungund Pflanzenbehandlungsmittel). Soweit Kleinge-wässer davon negativ betroffen sind (Spritznebel,unterirdische Einschwemmung und oberflächigeDüngerdrift), sind Aussagen für den Wirkungsbe-reich unbedingt nötig. Allgemein gilt: Je kleiner bzw. je stärker ein Feucht-gebiet geschrumpft ist, desto stärker wirken Einflüs-se von außen und um so geringer ist die Artendiver-sität (RINGLER 1981).Ferner wirken sich auch Entwässerungen des Um-lands (z.B. Drainagen, Moorentwässerung) auf dasKleingewässer aus. Ein weiteres Beispiel für Einwirkungen sind Hoch-wasserereignisse größerer Flüsse.Flutrinnen und Kolke im Auwald sind direkt abhän-gig von der Auendynamik. Tieft sich beispielsweiseder Fluß ein (Begradigung führt zu Tiefenerosion),so können die Auwaldgewässer infolge Grundwas-serabsenkung austrocknen. Zudem fallen regel-mäßige Überschwemmungen sowie das damit ver-bundene Auskolken weg, neue Kleingewässer kön-nen auf natürliche Weise nicht mehr entstehen.Ebenfalls von Überschwemmungen werden Altar-me und Seigen beeinflußt. Der Wirkungsbereich istdann die gesamte überschwemmte Aue.Der "Ein"-Wirkungsbereich umfaßt jedoch nebenden Medien Wasser und Boden auch den Luftraum.Wie auf die übrige Landesfläche, so gehen auch aufdie Kleingewässer ca. 40kg Stickstoff/ha und Jahrnieder; es findet auf diese Weise also eine beständigeDüngung aus der Luft statt.Aus planerischer Sicht sind zwei Wirkungsbereichezu unterscheiden:

• aktueller Wirkungsbereich: hier dominiert dieBewahrung des natürlichen Erbes

• potentieller Wirkungsbereich: das sind vomKleingewässer beeinflußte Bereiche (Umland),bei denen künftig die Ertragsfunktion (z.B.Acker) durch die Entwicklungsaufgabe (z.B.Puffer, Lebensraum) abgelöst werden soll.

Eine Vielzahl von Einflüssen wirkt auf das Kleinge-wässer ein. Ebenso gehen vielfältige Wirkungen aufdas Umland davon aus. Kleingewässer sind nicht nurals Lebensraum für reine Wassertiere und -pflanzenzu verstehen, sondern als integrale Landschaftsbe-standteile, die in Beziehung zu weiteren Biotopflä-chen stehen.Die vielfach praktizierte Beschränkung auf die reineWasserfläche ist falsch. Stattdessen ist in Entwick-lungskomplexen zu denken.

1.3 Standortverhältnisse

In diesem Kapitel wird zunächst die Variationsbreiteder wesentlichen ökologischen Faktoren dargestellt.Die funktionale Darstellung der Wirkungsweise die-ser "Ökofaktoren" auf Biotop und Biozönose erfolgtjedoch erst im Kapitel 1.7.1, Standortbedingungen(S.71).

1.3.1 Geologie, Böden und Topographie

Die geologische Vielfalt Bayerns spiegelt sich auchin den Kleingewässern wider. Die Wirkung vonGeologie und Boden auf die Ausbildung von Klein-gewässern wird in Kap. 1.7.1.1 (S.72)dargestellt.

Hoch- und Übergangsmoore beschränken sich inBayern im wesentlichen auf den (Vor-) alpenraumsowie den Bayerischen und den Oberpfälzer Wald.Ähnlich lokalen Charakter haben die letzten großflä-chigen Niedermoorreste in Bayern (z.B. Donau-moos, Erdinger und Freisinger Moos). Entsprechendgering und räumlich begrenzt ist die Zahl der Moor-gewässer und Torfstiche, auch wenn sie örtlich alshäufig und gewöhnlich erscheinen.Dolinen sind an Karstgebiete gebunden. Das Vor-kommen beschränkt sich daher auf die Schwäbischeund die Fränkische Alb sowie (lokal) die NördlichenKalkalpen.Toteislöcher sind nur im ehemals übergletschertenRaum möglich (Schwäbisch-Oberbayerisches Al-penvorland).Altwässer findet man bevorzugt auf Alluvialschot-tern.Generell liegen Kleingewässer in Tiefpunkten desGeländes (Wasser folgt der Schwerkraft).

1.3.2 Wasserdargebot

Sehr viele Kleingewässer hängen in ihrer Wasser-versorgung und -führung unmittelbar von den Nie-derschlägen ab. Die Verteilung in Bayern ist hetero-gen. Eine generalisierte Übersicht zeigt Abb. 1/ 2 (S.25).Die Verteilung (analog zur Geologie) wirkt sich aufHäufigkeit und Ausprägung der Kleingewässer inBayern aus. Der Einfluß der Wasserdargebotsmen-ge, insbesondere in Verbindung mit den FaktorenTemperatur und Verdunstung, auf die Bildung vonKleingewässern wird in Kap. 1.7.1.2 (S.72) be-schrieben.Eine weitere Wasserquelle stellt das Grundwasserdar. Stark grundwasserbeeinflußt sind beispielswei-se kleine Baggerseen und Weiher auf Niederter-rassenschottern. Moorkolke und Torfstiche hängendagegen vom Moorwasserregime ab.Schließlich kann das Wasser auch aus Hochwasser-ereignissen stammen. Ein wesentlicher Standortfak-tor für die Auwaldgewässer ist daher die Auendyna-mik. Diese ist heute oft nur noch in dem schmalenStreifen zwischen Fluß und Damm gewährleistet.Vielfach fällt sie auch dort aus, da sich die Flüsseinfolge der Begradigung eintiefen. Viele Flutmul-den und Kolke sind daher vertrocknet und als Le-

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bensraum für seltene Auwaldarten verlorengegan-gen.

1.3.3 Temperatur

a) UmgebungstemperaturDas Spektrum reicht in Bayern vom kühlen Voral-penklima bis zum mainfränkischen Weinbauklima.Die Wärmepole Bayerns liegen in Unterfranken undim Donautal. Die Auswirkung der Temperatur aufden Biotop und seine Lebensgemeinschaft wird inKap. 1.7.1.3 (S.72) beschrieben.

b) WassertemperaturKleingewässer sind aufgrund ihres geringen Volu-mens bei gleichzeitig großer Oberfläche in ihremThermoverhalten extrem von der Umgebungstem-peratur abhängig (temperaturlabil). Hinzu kommt,daß sich flache Bereiche sehr viel schneller erwär-men als tiefere. Entsprechend vielfältig ist die Tem-peraturverteilung in Raum und Zeit (Tages-, Jahres-zeit).Zu einer außerordentlichen Erwärmung des Ufer-wassers kann es schon an klaren Frosttagen deszeitigen Frühjahrs kommen. Höchstwerte werden inden frühen Nachmittagsstunden erreicht, vor alleman den nördlichen Ufern, die der Besonnung vonSüden her ausgesetzt sind. Zu einer besonderen Er-wärmung kommt es über dunklem Grund (z.B. Erdeoder faulende schwarzbraune Blätter). WESEN-BERG-LUND (1943) maß +16oC am eisfreienRand, 50 cm vom Eis entfernt, bei einer Lufttempe-ratur von +5 Grad und einer Wassertemperatur unterdem Eis von +1° C. In windgeschützen Buchtenkönnen an heißen Juli- oder Augusttagen Tempera-turen von ca. 30oC gemessen werden.Besondere Temperaturverhältnisse herrschen inMoorgewässern. Moorboden ist ein ausgesprochenschlechter Wärmeleiter. So kommt es zu großenTemperaturgegensätzen: tagsüber drückendeSchwüle (schwarzer Boden!) und kühle Nebel schonbald nach Sonnenuntergang (ENGELHARDT1986: 42). Spätfröste treten regelmäßig bis Mai/Juniauf. In der Tiefe der Moorweiher (unterhalb 1 bis 1,3m) sind kaum mehr Temperaturschwankungen zubeobachten.Die Wassertemperatur der Tümpel und Seigen folgtweitgehend der Luft und unterliegt daher stärkstenSchwankungen. So können z.B. an klaren Frühlings-tagen um 4 Uhr früh 2 bis 3oC, in den ersten Nach-mittagsstunden 30oC gemessen werden. Die Was-sertemperatur liegt wegen der Wärmeabgabe desUntergrunds in der Regel über der Lufttemperatur.HEYDEMANN et al. (1983: 21) beobachteten imSommer eine positive Temperaturdifferenz von 2bis 4oC im Verhältnis zur bodennahen Luftschicht.Temperaturschichtungen sind selten und nur vonkurzer Dauer (ENGELHARDT 1986: 42).Diese Eigenschaft ist so wesentlich, daß PICHLER1939 (zit. in KONOLD 1987) Kleingewässer überihr Thermoverhalten definierte: "Ein Kleingewässerist ein Gewässer, das während der warmen Jahres-zeit keine stabile Temperaturschichtung besitzt.D.h., daß eine vorhandene thermische Stratifikationentweder täglich in ständigen Rhythmen, sonst aber

in ungleichen Zeitabständen, durch eine durch diemeteorologischen Verhältnisse bestimmte Homo-thermie unterbrochen wird. Aus diesem Grund fehltden Kleingewässern auch eine stabile Sprung-schicht."Relativ gleichmäßig kühl sind dagegen ganzjährigbeschattete Teiche und Tümpel in Nadelwäldern.

1.3.4 Oberfläche und Uferlänge

Gemäß der Definition des LPK reicht das Größen-spektrum der Kleingewässer von einem halben Qua-dratmeter bis zu einem halben Hektar.SCHMIDTLER & GRUBER (1980: 112) unter-scheiden:

• "Kleinstgewässer": Fläche bis 20 m2, Tiefe bis30 cm

• "Kleingewässer": Fläche zwischen 15 und 40m2, Tiefe zwischen 20 und 50 cm im Mittelwas-ser

• "Mittelgewässer": Fläche in der Regel über 20m2, Tiefe über 30 cm, geringe Schwankung desWasserstands.

STRÄTZ & MODER (1990: 16f) planimetriertendie Altwässer Oberfrankens: Die Flächengrößenschwanken dort zwischen 0,01 und 19,6 ha. Derüberwiegende Teil der in Oberfranken noch existie-renden Altwässer ist relativ klein bis sehr klein.Allein 162 (ca. 81 %) der 199 kartierten Feuchtge-biete weisen Flächengrößen von weniger als 0,5 haauf. Die Verhältnisse dürften bei Altwässern in an-deren Teilen Bayerns nicht viel anders liegen.Die Uferlänge ist abhängig von der Ausformung derWasserfläche. Hierfür gibt es den Wert der Uferent-wicklung:

E =

Die meisten Kleingewässer sind +/- oval, bei anthro-pogener Anlage haben sie im Extremfall auch einerechteckige Form.

Bei einem trichterförmigen Hohlkörper mit wech-selndem Wasserstand unterliegt die Oberfläche ei-nem ständigen Wandel in Höhe und Ausdehnung.

Die Wirkung von Oberfläche und Uferlänge in Ver-bindung mit der Tiefe auf die Standortsbedingungenund die daraus resultierende Besiedelung wird inAbschnitt 1.7.1.4 (S.74) beschrieben.

1.3.5 Tiefe und Volumen

Kleingewässer sind Flachgewässer, die selten über2 bis 4 m tief sind. Besonders flach sind Tümpel,Seigen und Ackerpseudosölle (häufig <50 cm). Bei-spiele für besonders tiefe Kleingewässer sind dieRißflarke in den Kendlmühlfilzen oder im Deus-mauer Moor. Auch Dolinen können beachtliche Tie-fen (einige Meter) erreichen. Dagegen ist die Tiefevon Altwässern und Auwaldgewässern meist nurgering bis sehr gering.

Uferlänge

Uferlänge flächengleicher Kreis

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Abbildung 1/2

Wasserdargebot für Kleingewässer (Niederschlag) (ausKAULE et. al 1978).

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1.3.6 Substrat und natürliche Abdichtung

Die ausgesprochene Vielfalt der Substrate ist durchdie unterschiedlichen Böden (s.o.) begründet. DasSpektrum reicht von nährstoffarmen sauren Sandenbis zu fetten Lößlehmeinschwemmungen.Eine wasserstauende Schicht ist (außer bei grund-wassergespeisten Kleingewässern) existentielleVoraussetzung für ein Kleingewässer. Für die Exi-stenz einer derartigen Abdichtung gibt es mehrereGründe. Zum einen steht entweder dichtendes Ma-terial natürlicherweise an (Fels, Tone usw.) undbildet ein natürliches Rückhaltebecken. Bei Toteis-löchern besorgen stauende Grundmoränenreste dieAbdichtung. Zum anderen kann wasserleitendesSubstrat durch die Einschwemmung von Ton- oderSchluffteilchen abgedichtet werden (v.a. bei Acker-kleingewässern), oder das anstehende Substrat wirdsekundär verdichtet (z.B. Rückewege im Wald).Einen Sonderfall stellt der Torf- oder Dyschlamm inMoorgewässern dar.Besonders für Waldgewässer ist ein hoher herbstli-cher Laubeinfall typisch. So kann es zu mehrerenDezimeter dicken Blätter- und Detritus-Auflagenkommen, die ebenfalls eine Abdichtung bewirken(z.B. auf Sanden und Kies in den Stauden/Augsburg,westliche Wälder).In Flachseen der Altmoräne bildet sich vielfach sog.Lebermudde (ELLENBERG 1986). Den Grund vonQuellteichen, Baggertümpeln und Kleinweihern aufSchotterflächen bilden oft Terrassenkies und Kalk-mudde. In Altwässern dominiert Faulschlamm.

1.3.7 Strukturangebot

Es gibt ausgesprochen strukturreiche und natürlichauch -arme Kleingewässer. Eine Vielfalt von Vege-tationsstrukturen ist dabei häufig die Folge von(Nicht-) Nutzung oder Alter des Gewässers. So sindz.B. Pioniergewässer weitgehend vegetationsfrei(Ausnahme: Chara-Rasen).Die Strukturarmut von Moorgewässern ist natürlich,die von chemisch stark belasteten Regenrückhalte-becken dagegen anthropogen. Besonders struktur-reich sind häufig Altwässer bei ungestörter Entwick-lung. Jedoch kann "Störung" auch umgekehrt Struk-turvielfalt bewirken.

1.3.8 Alter

Kleingewässer können mitunter ein ganz erstaunlichhohes Alter besitzen.Die Entstehung der Toteislöcher geht bis auf dasEnde der letzten Eiszeit (vor ca. 10.000 Jahren)zurück. Entsprechend konnte sich eine reife Lebens-gemeinschaft entwickeln. Sie sind meist sehr steilund scharf abgegrenzt.Torfstichgewässer sind dagegen selten älter als 50Jahre. Die einst steilen Kanten im Torf rutschen baldnach innen, und das Gewässer verlandet relativschnell.Viele Kleinweiher stammen noch aus der Zeit des"Weiherbooms" im Spätmittelalter gegen Ende des14. Jahrhunderts, wo aus ökonomischen und religiö-sen Gründen (Fastenspeise - Fisch) viele Feuchtflä-

chen in Teiche umgewandelt wurden. Ein zweiterBoom existierte in Süddeutschland im 19. Jahrhun-dert als Folge der Vereinödung. Damals wurde beifast jedem ausgesiedelten Hof ein kleiner Weiherangelegt, hauptsächlich als Löschwasserreservoirund als Viehtränke, aber auch für andere Zwecke (s.Kap. 1.7.2 S.80) (ZELESNY, ABT & KONOLD1991: 9). Die vielen, oft unscheinbaren Kleinweiherin Hof- und Siedlungsnähe sind daher oft 200 Jahrealt und älter. Seigen sind als halbnatürliche Kleingewässer auf dieMahd der Wiesen angewiesen und daher so alt wiedas Kulturschaffen des Menschen entlang der Flüs-se.Auwaldgewässer und Altarme sind i.d.R mindestensso alt wie die Flußregulierung. Die Hochwasserfrei-legungen der großen und mittleren bayerischenFlüsse fanden überwiegend im letzten Jahrhundertstatt, so daß auch hier in der Regel mit bis zu 200Jahren, in einigen Fällen auch älter, zu rechnen ist.Auwaldgewässer und Altarme jüngeren Datumssind extrem selten (mangelnde Neubildung infolgeanthropogener Kappung der Auendynamik).Dolinen können sehr alt sein, Hülben wurden dage-gen erst vom Menschen angelegt (Lettenschlag introckenen Dolinen oder Neuanlage im Dorf oder inDorfnähe).

1.3.9 Chemische Parameter

Zu einem bestimmten Landschaftstyp gehört im all-gemeinen hinsichtlich des Chemismus auch ein be-stimmter Gewässertyp. Diese Grundregel wird fürKleingewässer erheblich eingeschränkt, da sich diechemische Monotonisierung der Kulturlandschaft(Düngung und Kalkung) auch auf die Kleingewässerüberträgt (HEYDEMANN et al. 1983: 14).

a) pH-Wert(Messung mit elektronischen Geräten oder pH-Stäbchen/Papier)Der pH-Wert wird im wesentlichen durch die Puf-ferkapazität des Bodens/Substrats beeinflußt.Der pH-Wert von Kleingewässern reicht von ca. 3(saure Hochmoorschlenken, Kolke, Heidetümpel)bis etwa 10 (Jauchetümpel, stark alkalische Pfützenentlang von Wegeböschungen).Der außerordentliche Säuregehalt der Moorgewäs-ser (< pH 5, pH 3,2 - 4,0) beruht auf dem Ionentauschder Torfmoose (ENGELHARDT 1986: 47). Gutgepufferte Feld-Kleingewässer besitzen in den mei-sten Fällen eine alkalische Reaktion. Im Frühjahr istwegen des größeren Wasservolumens meist ein hö-herer pH-Wert zu beobachten. Laubwaldweiher be-sitzen aufgrund des hohen Kohlensäuregehalts einenniedrigen pH-Wert (5,0-6,7). In Kleingewässernentsprechen niedrige pH-Werte meist einem niedri-gen Säurebindungsvermögen (HEYDEMANN et al.1983: 16). Herr SCHÄFER (Straßenbauamt Re-gensburg) gibt als Durchschnittswerte für Waldge-wässer pH 5,5, nach der Schneeschmelze sogar 4,5und im Sommer 6,5 an (SCHÄFER 1991, mdl.).

b) Sauerstoff-Gehalt(Messung in mg/l oder % mit elektronischen Gerä-ten oder Kompaktlabor)

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Kap.1: Grundinformationen

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Der Sauerstoffgehalt Münchner Gartenteicheschwankt im Sommer zwischen 4 und 16 mg/l, imHerbst zwischen 8 und 14 mg/l (GRAUVOGL 1990:10). ENGELHARDT (1986: 48) weist darauf hin,daß der Sauerstoffgehalt von Tümpeln trotz desMangels an assimilierenden Wasserpflanzen meistüber 50 % liegt (große Oberfläche, Diffusion vonLuft in das Wasser).Der Sauerstoffgehalt eines Gewässers ist generellabhängig von der Wassertemperatur, welche dieLöslichkeit des Sauerstoffs bestimmt. Außerdemunterliegen Sauerstoffgehalt und -sättigung +/- aus-geprägten Jahres- und Tagesgängen (was Meß-In-terpretationen sehr schwierig macht) in Abhängig-keit von Klima, Witterung, Hydrologie und Mor-phologie des Gewässers, chemischen und mikro-biellen Umsetzungen sowie der Phytomasse. Reich-liche Phytomasse kann bei intensiver Sonnenein-strahlung so viel Sauerstoff produzieren, daß es zuhohen Übersättigungen kommt. 100% Sättigung be-deutet, daß der Sauerstoffgehalt allein durch dieaktuelle Temperatur bedingt ist. Die Respiration dergrünen Pflanzen läßt den O2-Gehalt über Nacht ab-sinken, wobei die Sättigungsunterschiede zwischenTag und Nacht um so höher ausfallen, je größer diePhytomasse bezogen auf die trophogene Schicht ist(KONOLD 1987: 210). Bei Abschluß des Wasser-körpers von der Atmosphäre kann der Sauerstoffvöllig verbraucht werden. Dies kann geschehen beilanger Eisbedeckung oder unter einer geschlossenenSchwimmblatt-Decke (pflegerelevant !).ENGELHARDT (1986: 39) berichtet von Assimila-tion auch unter winterlicher Eisdecke (Wasserpest).Sauerstoffblasen sammeln sich unter der Eisdecke,gefrieren ein oder werden von zahlreichen luftat-menden Wasserinsekten zur Erneuerung ihres Luft-vorrats aufgesucht.Besonders niedrige Werte werden zur Zeit der som-merlichen Verrottung gemessen. Bei Dorfteichen, indie Jauche eingeleitet wird oder unterirdisch ein-sickert, kann es zu völligem O2-Schwund kommen.Überdüngung führt zu Zehrungsprozessen, so daßSauerstoff nur mehr in den obersten cm oder mmdurch Diffusion aus der Luft oder Assimilationstä-tigkeit von Euglaeniden vorhanden ist (ENGEL-HARDT 1986: 42).Hochmoorwasser ist extrem sauerstoffarm. SeichteSchlenken sind nahezu sauerstofffrei, bedingt durchdie riesigen Mengen oxidierbarer Humusstoffe (EN-GELHARDT 1986: 47).

c) Elektrische Leitfähigkeit(Messung in micro-Siemens z.B. mit elektronischenGeräten).Die elektrische Leitfähigkeit eines Gewässers stehtin engem Zusammenhang mit der Gesamthärte, dahiermit alle im Wasser gelösten Ionen erfaßt werden.Der Elektrolytgehalt sagt ganz pauschal etwas überdas Nährstoffangebot, das Puffervermögen und imEinzelfall auch etwas über den Belastungszustandaus, wenn ein zeitlicher oder räumlicher Vergleichvorhanden ist. Da die gemessene Leitfähigkeit vonder aktuellen Temperatur abhängig ist, sollten alleWerte auf eine Bezugstemperatur von 20oC umge-rechnet werden (KONOLD 1987: 211).

Die Leitfähigkeit von Hochmoor- und Waldgewäs-sern ist hoch (bis 110 µS) wegen der Huminsäuren,Eisen, Mangan und organischen Kolloide (PAR-DEY & SCHMIDT 1988: 18). Für hydrogenkarbo-natarme oligotroph-mesotrophe Kleingewässer ge-ben PARDEY & SCHMIDT < 90 µS an, für hydro-genkarbonatreiche 80-140 µS. An eutrophenMünchner Gartenteichen wurden im Sommer Wertezwischen 115 und 524 µS, im Herbst zwischen 315und 453 µS gemessen (GRAUVOGL 1990: 13).

d) Gesamt- und Karbonathärte(Messung z.B. mit Schnelltests)Mit der Gesamthärte wird die Menge der an ver-schiedene Säuren gebundenen Erdalkalien erfaßt,mit der Karbonathärte nur das an Kohlensäure ge-bundene Calcium und Magnesium (also ein Teildessen, was in der Gesamthärte bereits enthalten ist)(KONOLD 1987: 211).

e) Oxidierbare organische Substanz(gemessen als Kaliumpermanganat-Verbrauch)Der KMnO4-Verbrauch sagt etwas aus über denGehalt an gelöster organischer Substanz im Wasser.Damit wird nicht nur der Grad der Dystrophie erfaßt,sondern auch ein Teil der sich zersetzenden Biomas-se (KONOLD 1987: 212). PARDEY & SCHMIDT(1988: 18) geben für dystrophe Gewässer >30 mgKMnO4/l an, für oligotroph-mesotrophe Gewässer<30mg.

f) Phosphat-Gehalt(Messung mit Schnellreagenzien, z.B. Aquamerck14661)Außer in Moorgewässern kommen Phosphate innatürlichen, unbelasteten Gewässern üblicherweisenur in sehr geringen Mengen vor (< 0,1 mg/l). Phos-phor ist ein Hauptnährstoff und besitzt im Stoff-wechsel der Pflanzen wichtige Funktionen (s. Kap.1.7.1.9, S. 76) (KONOLD 1987: 212).Starke Schwankungen sind die Regel. ENGEL-HARDT (1986: 41) beschreibt einen Weiher, in demman während der Herbst- und Wintermonate in allenWasserschichten etwa 0,06 mg/l feststellte. Zur Zeiteiner großen Kieselalgenentwicklung im Frühjahrsank der Wert auf weniger als 0,01 mg/l. Kurz daraufwaren dagegen durch heftige Umsetzungen in derTiefe bis zu 1 mg/l gemessen worden, in der Ober-flächenschicht aber wegen des Verbrauchs derPflanzen nur 0,02 mg/l. Jedoch stieg auch hier derWert im Sommer plötzlich wieder auf 0,08 mg/l, daphosphatreiches Tiefenwasser durch Zirkulations-strömungen dem Oberflächenwasser beigemischtworden war. Münchner Gartenteiche wiesen Werte< 0,25 mg/l auf (GRAUVOGL 1990: 14).Alle Phosphate unterliegen Umwandlungsprozes-sen, Mobilisierungs- und Demobilisierungsvorgän-gen, so daß große Schwankungen in den gemessenenGehalten zustande kommen (KONOLD 1987: 212).Kalkarme Gewässer besitzen einen höheren Ortho-Phosphat-Gehalt als kalkreiche.

g) Stickstoff(Messung nach dem Deutschen Einheitsverfahrenoder mit Schnellreagenzien)

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Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd. II.8 Stehende Kleingewässer � StMLU/ANL 1994

Kap.1: Grundinformationen

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Die anorganischen Stickstoff-Fraktionen Ammoni-um, Nitrit und Nitrat sind Hauptnährstoffe (aber oftnicht begrenzend) für die Mikro- und Makroflora.Die Interpretation von Analysedaten, die ja nur ei-nen momentanen Zustand widerspiegeln, ist nichtunproblematisch, da Stickstoff sehr schnell aus derorganischen Substanz mobilisiert werden kann.Während der Vegetationsperiode liegt nur etwa einViertel bis ein Drittel des Gesamtstickstoffs alsmeßbarer anorganischer Stickstoff in der trophoge-nen Zone vor. Der Rest ist in den Organismen ge-bunden (KONOLD 1987: 211).PARDEY & SCHMIDT (1988: 18) geben für ihreoligo-mesotrophen Kleingewässer im OberharzAmmoniumgehalte unter 0,15 mg/l an, Nitratgehaltebis 10 mg/l. Zu Beginn der Vegetationsperiode fin-det mit der Schneeschmelze ein starker Wasserzu-fluß und damit oft Nitrateintrag aus der Umgebungstatt.

h) Säurebindungsvermögen (SBV)Das SBV ist abhängig vom Kalkgehalt. Acker-Kleingewässer weisen meist ein SBV über 1,3 auf.Wald-Kleingewässer können (abhängig vom Sedi-ment) sowohl kalkarm als auch kalkreich sein. HEY-DEMANN et al. (1983: 16) geben für Buchenwald-Kleingewässer 0,64 bis 0,09 an. Weitere Faktorensind der Pflanzenbewuchs, der Grad der Beschat-tung und der Umfang der jährlichen Niederschläge.

i) Chloridgehalt(Messung durch potentiometrische Titration oderSchnelltest).Unbelastete Gewässer besitzen einen Chloridgehaltzwischen 10 und 30 mg/l. Erhöhte Gehalte könnenauf Belastung durch Streusalz oder Düngemittel zu-rückgeführt werden. Somit eignet sich Chlorid alsBelastungsindikator (KONOLD 1987: 212). HEY-DEMANN et al. (1983: 17) geben für Feld-Kleinge-wässer 24 - 45 mg/l an, für Laubwaldtümpel 18 - 30mg/l.

1.3.10 Beschattungsgrad

Das Spektrum reicht von vollsonniger Lage bis hinzu völliger Beschattung bei Wald-Kleingewässern.Als Indikatoren für den Beschattungsgrad eignensich am besten Pflanzenarten. Eine Wirkungsbe-schreibung erfolgt in Kap. 1.7.1.10 (S.79).

1.3.11 Produktionsintensität (Trophie)

Die Trophie ist die Intensität der Primärproduktion.KONOLD (1987: 18) schreibt zur Trophie: "EinGewässer ist ein kompliziertes Ökosystem, Nähr-medium, Lebensmilieu, Transportmilieu und vor al-lem nach außen offen - und kein Wasserkörper, denman zu seiner Charakterisierung lediglich in seinechemischen und pysikalischen Bestandteile zerle-gen muß. Die Trophie ist daher mehrdimensional zusehen, wobei die zeitliche Dimension einen beson-deren Stellenwert einnimmt."Häufig wird Trophie mit dem gemessenen Ge-samtphosphatgehalt gleichgesetzt. Das ist natürlichfalsch, denn neuere Untersuchungen zeigen, daßeine solche Monokausalität nicht besteht. Thermi-

sche Prozesse, Wassertemperatur, Sedimentbe-schaffenheit und die Konkurrenzverhältnisse sindbeispielsweise für das Vorhandensein oder Nicht-vorhandensein von Characeen mindestens ebensoverantwortlich wie rein chemische Parameter.Die Stoffumsatzraten von eutrophen flachen Stand-gewässern (warm und nährstoffreich) sind so gewal-tig, daß Kleingewässer als Hochleistungs-Ökosyste-me betrachtet werden können.

1.3.12 Genetisches Angebot (Nähe der nächsten Gewässer)

Die Mehrzahl der Kleingewässer tritt mehr oderminder isoliert auf. Zu einer Häufung in linearerRichtung kommt es in Flußtälern mit schwachemGefälle (Altarme und Seigen) sowie in den Auwäl-dern. Besonders groß werden die Abstände in klein-gewässerarmen Gebieten. Kleingewässer könnenals Inseln im Ozean aus Trockenland verstandenwerden.

1.4 Pflanzenwelt(Bearbeitet von U. Schwab)

Kap. 1.4.1 gibt einen Überblick über die Vegetationan Kleingewässern. Danach werden im Kap. 1.4.2(S. 29) die aquatische Vegetation und im Kap. 1.4.3(S. 32) die Uferzone näher charakterisiert. Schließ-lich werden im Kap. 1.4.4 (S. 35) seltene und kon-zeptbestimmende Kleingewässerarten genannt.

1.4.1 Überblick über die Vegetation an Kleingewässern

In der Fachliteratur werden in zu diesem Themarelevanten Beiträgen meist gleichermaßen auchfischereilich genutzte Teiche mit Flächengrößenüber 1 ha behandelt, so daß die spezifische Pflanzen-welt stehender Kleingewässer im Sinne dieses Teil-bandes nicht ohne weiteres daraus abgeleitet werdenkann. Dennoch wurde versucht, die charakteristi-schen Merkmale der definierten Gewässertypen her-auszustellen.Entsprechend der Vielzahl an Kleingewässertypenund der standörtlichen Gliederung in die dreiWuchszonen terrestrisch, amphibisch und aquatischist im vorliegenden Lebensraumtyp eine verhältnis-mäßig große Bandbreite an Vegetationstypen vorzu-finden, wobei an einem einzelnen Objekt meist nursehr wenige Pflanzengemeinschaften angesiedeltsind.Die natürliche Vegetationsentwicklung wird vor al-lem vom Wasserchemismus, der Besonnung, derGewässertiefe und von Wasserstandsschwankungenbestimmt. Eine erhebliche Rolle spielt aber auch dieim Zusammenhang mit dem zufälligen, primärenDiasporeneintrag stehende Erstbesiedelung bei derEntstehung von Gewässern (z.B. nach einer Neuan-lage oder Austrocknung).Neben den Kormophyten (Farn- und Blütenpflan-zen) nehmen in Gewässerlebensräumen Kryptoga-men, vor allem Moose und Algen, eine bedeutende

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Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd. II.8 Stehende Kleingewässer � StMLU/ANL 1994

Kap.1: Grundinformationen

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Position bei der Vegetationszusammensetzung ein.In neuangelegten Kleingewässern siedeln sich zu-erst einzellige Algen an, die das Phytoplanktonbilden. Manche Moos- und Algenarten, z.B. Arm-leuchteralgen, entwickeln makroskopische Thalliund bilden regelrechte Wiesen am Gewässergrundaus. Sie werden zusammen mit Farnen und Blüten-pflanzen als "Makrophyten" bezeichnet. Einzelli-ge Algen können deren unter Wasser befindlicheStengel und Blätter mit einer geschlossenen Schichtüberziehen und dadurch ihren Stoffwechsel ein-schränken. In diesem Kapitel werden schwerpunkt-mäßig Makrophyten behandelt.Gegenüber der Pflanzenwelt größerer Stillgewässerbestehen in der Regel folgende Unterschiede, diesowohl auf das geringere Wasservolumen als auchauf die meist erheblich höhere anthropogene Nut-zungsintensität zurückzuführen sein können:

• häufig keine erkennbare Vegetationszonierungin Abhängigkeit von der Wassertiefe bzw. vomAbstand zum Ufer, sondern starke Verzahnungder Vegetation auf engstem Raum (BOLEN-DER& DUHME 1979)

• erhebliche Veränderungen des Vegetationsgefü-ges bzw. nur fragmentarische Artenkombinationvon Pflanzenbeständen, so daß häufig nicht vonPflanzengesellschaften im pflanzensoziologi-schen Sinne gesprochen werden kann (BOLEN-DER & DUHME 1979)

• Unvollständigkeit der für Stillgewässer charak-teristischen Vegetationsstruktur, z.B. Fehlen ty-pischer Wasserpflanzen und Verlandungsvege-tation sogar in wenig beeinflußten Altwässern(MODER & STRÄTZ 1988)

• vollständiges Fehlen jeglicher Makrophyten inbeschatteten Himmelsweihern, Tümpeln undDorfweihern möglich (REICHEL 1984; MAT-TERN 1983)

• künstliche floristische Bereicherung durch Ein-bringung von Wasserpflanzen mit attraktivenBlüten (z.B. Seerosen), bevorzugt in siedlungs-nahe Weiher (z.B. REICHEL 1984; JAKOB &LIPPERT 1983)

Die Mehrzahl der in kleinen Stillgewässern anzu-treffenden Makrophyten-Pflanzenbestände sindrecht artenarm, nur selten sind mehr als 10 Arten ineinem Objekt zu registrieren. Auengewässer undAltwässer, vor allem entlang der großen Flüsse Bay-erns (Main, Donau und Unterlauf von Nebenflüs-sen) gelegene, zeichnen sich im allgemeinen durchden relativ größten floristischen Artenreichtum aus(REICHEL 1984; MODER & STRÄTZ 1988;ZAHLHEIMER 1979). Gewöhnlich gelangt inner-halb eines Pflanzenbestands eine Art zur Dominanzund bildet eine Fazies aus, dabei ist oft eine innigeDurchdringung zweier oder mehrerer Arten auf en-gem Raum zu beobachten (mosaikartige Herdenbil-dung) (BOLENDER & DUHME 1979).Vor allem in Tümpeln und im Bereich von Wasser-wechselzonen ist im Verlauf mehrerer Jahre eineerhebliche Vegetationsdynamik zu beobachten, diein engem Zusammenhang mit dem Niederschlags-dargebot während der einzelnen Vegetationsperi-oden steht (ZAHLHEIMER 1979).

Die Beschreibung der Pflanzenbestände gliedertsich nach den (nicht immer klar abgrenzbaren)Hauptwuchszonen aquatisch und amphibisch-ter-restrisch, wobei auf charakteristische Vergesell-schaftungen mit Vegetationstypen aus einer anderenWuchszone hingewiesen wird.

1.4.2 Aquatische Vegetation (Hydrophyten)

Echte Wasserpflanzen sind vorwiegend in perennie-renden Kleingewässern mit größerer Wassertiefeangesiedelt (z.B. Weiher, Altwässer, Schloßgräben,Quelltrichter, Moorkolke und Torfstiche). Mancheder hier aufgeführten Arten können auch ein zeitwei-ses Trockenfallen überdauern. Nach der Wuchsformlassen sich folgende Wasserpflanzen-Haupttypenunterscheiden:

• festwurzelnde Wasserpflanzen (Rhizophyten):- submerse (untergetaucht lebende) Pflanzen- Schwimmblattpflanzen

• freischwimmende Wasserpflanzen (Pleustophy-ten)

Als wichtigstes Verbreitungsmittel für die Diaspo-ren von Wasserpflanzen (und auch vieler Sumpf-pflanzen) fungieren Wasservögel, vor allem Enten.Die Samen können sowohl im Gefieder haften blei-ben als auch mit der Nahrung aufgenommen undwieder ausgeschieden über große Entfernungenauch an isoliert gelegene Gewässer befördert wer-den (Exo- und Endo- Zoochorie nach MÜLLER-SCHNEIDER 1983). Daneben kommt noch derVerbreitung durch den Wind (Anemochorie) unddurch fließendes Wasser (Hydrochorie) eine Bedeu-tung zu. Zahlreiche Pflanzenarten der Gewässer undUferfluren entwickeln verhältnismäßig große, mitLuftkammern versehene, schwimmfähige Früchte,die mit dem Hochwasser auch in Stillgewässer derTalauen verfrachtet werden. Nach der Zersetzungder äußerlichen Fruchtblätter setzen sich die Samenauf dem Gewässerboden ab, um dort zu keimen(ELLENBERG 1986).

Einige wenige Wasserpflanzen produzieren Samen,die aufgrund ihres hohen spezifischen Gewichts so-gleich nach der Reife zu Boden sinken und sichdaher durch eine geringe Mobilität auszeichnen.Dazu gehören Wassernuß (Trapa natans) und Tan-nenwedel (Hippuris vulgaris), die ein vergleichs-weise eng begrenztes und in sich lückenhaftes (dis-junktes) Areal aufweisen (KONOLD 1987).

Die Mehrzahl der ausdauernden Wasserpflanzenweist einen ähnlichen phänologischen Entwick-lungszyklus auf, der in Zusammenhang mit ihrenökologischen Ansprüchen steht: Infolge ihres ho-hen Wärmebedarfs beginnt die Entwicklung desSprosses bzw. der Blattaustrieb erst im Mai, dieBlühphase liegt gewöhnlich im Hochsommer. Spä-testens mit dem ersten Frost Ende September oderim Oktober stirbt die oberirdische Phytomasse derSumpf- und Schwimmblattpflanzen ab, nachdembereits Nährstoffe in die meist kräftigen Rhizomeverlagert wurden und dort gespeichert werden. Sub-merse Pflanzen sind vielfach immergrün und kön-

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Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd. II.8 Stehende Kleingewässer � StMLU/ANL 1994

Kap.1: Grundinformationen

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nen auch im Winter in eisfreien Gewässern assimi-lieren.

1.4.2.1 Submerse Wasserpflanzen-bestände

Das Vorkommen vollständig unter der Wasserober-fläche lebender Pflanzen setzt stets eine geringeTrübung des Wassers z.B. durch Schwebstoffe vor-aus, so daß das zur Assimilation benötigte Licht ingrößere Wassertiefen einfallen kann.

Armleuchteralgen-Unterwasserrasen(CHARETEA)Einen primären Wuchsort dieses Vegetationstypsstellen kaltstenotherme Quelltöpfe und -trichter dar,die z.B. in der Frankenalb und in Mooren des Alpen-vorlands verbreitet sind. Die kiesigen, mäßig steilabfallenden Ufer werden in Tiefen bis über 2 m vonCharaceen (z.B. Chara contraria) besiedelt. Diedurch das austretende Quellwasser verursachte,leichte Strömung verhindert eine Sukzession, wachs-tumsbegrenzend wirken Überzüge aus Kalktuff undeinzelligen Algen. Typisch an solchen Standorten isteine Vergesellschaftung mit der Knotenbinse (Jun-cus subnodulosus) (KONOLD 1987).Ferner stellen sich kleinflächige Armleuchteralgen-Rasen als Pioniervegetation an flach abfallendenUfern neu angelegter und frisch geräumter Weihermit allenfalls geringer Schlammauflage ein, wenndas Wasser nicht zu nährstoffreich ist. BOLENDER& DUHME (1979) konnten Chara vulgaris, seltenauch Chara hispida in Wassertiefen zwischen 5 und20 cm an entsprechenden Weiherufern im Donau-Isar-Hügelland nachweisen, meist in Vergesell-schaftung mit den Zwergbinsenarten Cyperus fuscusund Juncus bufonius (vgl. dazu Kap. 1.4.3.3, Seite33). Bereits im zweiten Jahr nach einer Räumungwerden solche Bestände von höherwüchsigen Pha-nerogamen überwachsen.Selbst in Ackermulden (z.B. im Donautal) könnensich kleine Bestände von Chara vulgaris ansiedeln,wenn sie in nassen Jahren mehrere Monate wasser-gefüllt sind (ZAHLHEIMER 1979). In klaren, kalk-armen Weihern des Fichtelgebirges und Vogtlandeswerden Unterwasserrasen vor allem von Arten derGattung Nitella gebildet (REICHEL 1984).

Laichkraut-Gesellschaften (POTAMOGETONETEA)Unterwasserwiesen entwickeln sich bevorzugt ingrößeren Kleingewässern, die nur gering anthropo-gen beeinflußt sind, z.B. in flußfernen Altwässernund verlandenden, aber noch ausreichend tiefenWeihern, die wenig beschattet sind und geringeWasserstandsschwankungen aufweisen. Währenddie Assimilation der meisten Laichkraut- Arten aus-schließlich subhydrisch stattfindet, erfolgten dieBlütenbildung und die Samenentwicklung über demWasserspiegel. In zeitweise trockenfallenden Ge-wässern können submerse Laichkraut-Arten nichtüberdauern.Am Gewässergrund wurzelnde Makrophyten (Rhi-zophyten, also auch Nymphaeiden) verlagern imSediment festgelegte Nährstoffe in den Wasserkör-per und können so dessen Eutrophierung beschleu-

nigen. Vor allem die Wasserpest (Elodea canaden-sis) wirkt regelrecht als Phosphat-Pumpe (KO-NOLD 1987).Gegenüber Wasserbewegungen und einer mäßigenKonzentration von Schwebstoffen am wenigstenempfindlich ist das auch in trüben (flußnahen) Alt-wässern (z. B. am Main) angesiedelte Kamm- Laich-kraut (Potamogeton pectinatus) (MODER &STRÄTZ 1988). Ebenfalls vergleichsweise häufigin mäßig nährstoffreichen Alt- und Auengewässernsowie Weihern aller Art vorzufinden sind die Was-serpest (Elodea canadensis), Wasserstern- (Callitri-che) und Tausendblatt-Arten (Myriophyllum spec.).Das Rauhe Hornblatt (Ceratophyllum demersum)besiedelt nach Angaben von ZAHLHEIMER (1979)im Donautal tiefe, klare Auengewässer, teilweisenahezu in Reinbeständen, es kommt aber auch inziemlich stark verschmutzten, stark eutrophen Wei-her des Donau-Isar-Hügellandes vor. In beiden ge-nannten Kleingewässertypen gesellt sich auch nichtselten der Teichfaden (Zannichellia palustris) bei(BOLENDER & DUHME 1979; ZAHLHEIMER1979). In einem einzelnen Gewässer sind jedoch sogut wie nie alle aufgeführten Arten bzw. Gattungengemeinsam vorzufinden.Ebenfalls zum "Standard-Inventar" von Kleinge-wässern gehören die Potamogeton-Arten Potamo-geton crispus, P. lucens, P. alpinus und P. pusillusagg. sowie Ranunculus trichophyllos.Laichkraut-Gesellschaften werden ausführlich imKap. 1.4 des LPK-Bandes II.7 "Teiche" dargestellt.Als seltener Vegetationstyp von Auengewässern,vor allem an der Donau, sollen Wasserfeder- Bestän-de (Hottonietum palustris) nicht unerwähnt bleiben.Sie besiedeln flache, sommerwarme, meso- bis eu-trophe Altarme mit mäßig schwankendem Wasser-stand (ZAHLHEIMER 1979). Zur Ökologie derWasserfeder vgl. Kap. 1.4.4 (S.35).

1.4.2.2 Schwimmblatt-Gesellschaften (NYMPHAEION ALBAE)

Im Gegensatz zur submersen Vegetation schränkteine Wassertrübung die Entwicklungsmöglichkei-ten von Schwimmblattpflanzen nicht nennenswertein. Vielmehr führt die Beschattung des Wasserkör-pers bereits ab der Oberfläche durch Vertreter dieserArtengruppe zu einer verminderten Biomassepro-duktion im Wasser, was letztendlich auch eine Ver-ringerung der Faulschlammbildung zur Folge hat.Schwimmblattpflanzen vermögen sowohl über alsauch unter Wasser zu assimilieren, die Sauerstoffab-gabe erfolgt jedoch an die Luft und trägt somit nichtzu einer Erhöhung der Sauerstoffkonzentration imGewässer bei (MODER & STRÄTZ 1988).Die Gelbe Teichrose (Nuphar lutea) entfaltet sichvor allem in eutrophen, mäßig tiefen, größeren Alt-wässern mit dicker Schlammauflage am Grund (z.B.an der Donau) zu Massenbeständen. Auf wenigerstark verunreinigte eutrophe bis mesotrophe Klein-gewässer beschränkt sich das Vorkommen derWeißen Seerose (Nymphaea alba) und des Schwim-menden Laichkrauts (Potamogeton natans), die bei-de auch schwach dystrophe Moorkolke besiedelnkönnen. Der Wasser- Knöterich (Polygonum amphi-

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Kap.1: Grundinformationen

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bium) dringt vom Ufer aus bis ins seichte, ca. 30 cmtiefe Wasser flacher Uferzonen nährstoffreicherWeiher vor, wo er eine habituell von der Landformabweichende Wasserform mit großflächigenSchwimmblättern ausbildet.See- und Teichrose speichern ihre Assimilate inkräftigen, am Gewässergrund kriechenden Rhizo-men, welche auch als Pumpe zum Nährstoff- undWassertransport in die Blätter fungieren. Bei absin-kendem Wasserstand bilden Teichrosen und dieWasserform des Wasser- Knöterichs neben "normalgeformten" Wasserblättern auch Luftblätter aus.Beide Arten können große Wasserspiegelschwan-kungen ertragen und ebenso wie Seerose undSchwimmendes Laichkraut auch ein Trockenfallenihres Wohngewässers im Winterhalbjahr überdau-ern, wenn ihre Rhizome durch eine mächtige Boden-schlammauflage vor Austrocknung geschützt sind(KONOLD 1987).Als charakteristischer, verhältnismäßig artenreicherBestand größerer Alt- und Auengewässer (z.B. desDonautals) - auch vorübergehend trockenfallenderObjekte - ist die Tausendblatt-Teichrosen-Gesell-schaft (MYRIOPHYLLO-NUPHARETUM) zu nennen,die sich aus in Kap. 1.4.2.1 (S.30) aufgeführtenUnterwasserpflanzen und Schwimmblattpflanzenzusammensetzt (ZAHLHEIMER 1979).

1.4.2.3 Freischwimmende Wasserpflanzen- Gesellschaften

Da an der Wasseroberfläche stets eine geringerePhosphat-Konzentration als am Gewässergrundherrscht, ist das Vorkommen von Pleustophyten, dieauf der Wasseroberfläche schwimmen, stets an ehernährstoffreiche Gewässer gebunden. Die Pleusto-phyten als thermophile Artengruppe sinken im Win-ter auf den Gewässergrund in wärmere Wasser-schichten und vermeiden dadurch ihren Einschluß inEis.

Wasserlinsen- Decken (LEMNION MINORIS)Diese für nährstoffreiche, besonnte kleine Stillge-wässer charakteristische Vegetation ist bayernweitsehr verbreitet. Ältere und stark eutrophierte Weiherohne starke Wasserbewegungen können fast voll-ständig von Reinbeständen der Kleinen Wasserlinse(Lemna minor) bedeckt sein. Massenbestände vonWasserlinsen und gleichzeitiges Fehlen sonstigerWasserpflanzen in Auengewässern deuten nachMODER & STRÄTZ (1988) auf einen gestörtenWasserhaushalt, meist infolge weitreichenderGrundwasserabsenkungen hin.Bei einer Gewässerneuanlage bzw. nach Entlan-dungsmaßnahmen kann die Kleine Wasserlinsenicht selten als Erstbesiedler gefunden werden. Lem-na-Arten können auch am Grund im Winter aus-trocknender Gewässer überdauern, weil sie einegroße Frostresistenz besitzen (BOLENDER &DUHME 1979). In kleinen Beständen werden auchTorfstiche, z.B. im Haspelmoor, von Lemna minorbesiedelt (UNSELD 1990).In mäßig schwebstoffreichen Kleingewässern ge-sellt sich als weitere Art mancherorts die Teichlinse(Spirodela polyrhiza) bei. Eine besonders hohe

Nährstoffkonzentration, wie sie z.B. in abwasser-oder jauchebelasteten Tümpeln der Donauebene ge-geben ist, begünstigt die Entwicklung der BuckligenWasserlinse (Lemna gibba), während sich in me-sotrophen, eher schwebstoffarmen Weihern dieDreifurchige Wasserlinse als Wasserschweber(Lemna trisulca) ansiedeln kann, die eine nur sehrgeringe Vermehrungsrate aufweist. Beide letztge-nannten Arten sind in Kleingewässern nur sehr sel-ten vorzufinden (ZAHLHEIMER 1990).Wasserlinsen- Decken können sich auch in Röhrich-ten noch wenig verlandeter Kleingewässer ent-wickeln, wo häufig eine Vergesellschaftung mit demSternlebermoos (Riccia Fluitans) eingegangenwird. Bestände des Sternlebermooses (auch als eige-ne Gesellschaft RICCIETUM FLUITANTIS geführt) bil-den eine bis zu 5 cm dicke submerse Schicht aus. Insolchen Schwimmdecken finden sich massenhaftplanktonische Algen, z.B. Euglenen und fädige Kie-selalgen wie z.B. Tabellaria fenestrata (ULL-MANN et al. 1983).

Als weitere Pleustophyten können in mäßig nähr-stoffreichen Auengewässern selten die 10-20 cmunter der Wasseroberfläche schwimmenden Was-serschlaucharten Utricularia vulgaris und Utricula-ria neglecta vorkommen (REICHEL 1984).

Froschbiß-Schwimmdecken (HYDROCHARIETUM MORSUS- RANAE)Bestände des Froschbisses (Hydrocharis morsus-ranae) entwickeln sich auf tieferen, perennierendenmeso- bis eutrophen Altwässern mit ziemlich kla-rem Wasser, die auch in kalten Wintern nicht voll-ständig durchfrieren. Sie sind heute noch vereinzeltan Teilabschnitten des Donau- und Maintals sowieentlang einiger Nebenflüsse vorzufinden, äußerstselten auch an Weihern außerhalb von Flußauen. Anseinen Wuchsorten bildet der Froschbiß ausgedehn-te Bestände (ZAHLHEIMER 1979; MODER &STRÄTZ 1988). (Zur Beschreibung der Ökologiedes Froschbisses und der ebenfalls Schwimmdeckenbildenden, sehr seltenen Krebsschere (Stratiotesaloides) s. auch Kap. 1.4.4, S.35).

Moortümpel-Wasserschlauch-Gesellschaften(UTRICULARIETEA INTERMEDIO-MINORIS)In elektrolytarmen, huminstoffreichen (dystrophen)Kleingewässern der Hoch- und Übergangsmoore(z.B. Moorkolke, Schlenken, Torfstiche) könnensich nur Pflanzen mit besonders effizienter Nähr-stoffnutzung ansiedeln. Sämtliche Wasserschlaucharten (als typische Ver-treter in Moorgewässern sind zu nennen Utriculariaintermedia und U. minor) schweben untergetaucht,wo eine höhere Nährstoffkonzentration als unmittel-bar an der Wasseroberfläche vorherrscht, nur dieBlüte ragt über die Wasserfläche hinaus. Ihre Nähr-stoffversorgung stellen Pleustophyten durch denFang und die Verdauung kleiner Wasserinsekten inBläschen sicher.

In Torfstichen und tieferen Moorschlenken häufigzu beobachten ist eine Vergesellschaftung des Klei-nen Wasserschlauchs mit Torfmoosen (insbesonde-re Sphagnum cuspidatum), in weitgehend ungestör-ten Kalkflachmooren auch mit dem Braunmoos

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Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd. II.8 Stehende Kleingewässer � StMLU/ANL 1994

Kap.1: Grundinformationen

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Scorpidium scorpidioides. Selten gesellt sich hierauch der Zwerg- Igelkolben (Sparganium minimum)bei.Die Konkurrenz durch festwurzelnde Schwimm-blattpflanzen ist in Moorgewässern relativ gering(UNSELD 1990).

Hoch- und Übergangsmoorschlenken werden in derRegel von ziemlich artenarmen Schnabelried-Schlenken- Gesellschaften (RHYNCHOSPORION AL-

BAE) besiedelt. Als Kennarten stellen sich nebendem Weißen oder Braunen Schnabelried (Rhyn-chospora alba, R. fusca) entweder die Blumenbinse(Scheuchzeria palustris) oder - bei etwas bessererNährstoffversorgung - die Schlamm-Segge (Carexlimosa) ein. Solche Schlenkenvegetation findet sichvor allem in Toteiskesseln des Alpenvorlands, gele-gentlich auch in Moorweihern Nordbayerns (RING-LER 1976).

1.4.3 Amphibisch-terrestrische Vegetation (Helophyten und Gehölze)

Im Gegensatz zu großen Stillgewässern beschrän-ken sich die meisten in diesem Teilkapitel beschrie-benen Verlandungsgesellschaften insbesondere anseichten Kleingewässern nicht auf die Uferzone,sondern können sich rasch auch auf den zentralenBereich ausdehnen.

1.4.3.1 Röhrichte

Röhrichte können innerhalb weniger Jahre in seich-ten, nährstoffreichen Kleingewässern zum vollstän-digen Verlust der freien Wasserfläche durch Verlan-dung führen. Sie zeichnen sich meist durch die Do-minanz einer Art und besondere Artenarmut aus,dennoch können Bestände an wenig gestörten Alt-wässern seltene Arten beherbergen (z.B. Straußblü-tiger Gilbweiderich (Lysimachia thyrsiflora), Schwa-nenblume (Butomus umbellatus), Zungen- Hahnenfuß(Ranunculus lingua). Am Oberen Main konnten sogarmehrfach Vorkommen des Wiesen-Alants (Inulabritannica) in Verlandungsröhrichten nachgewie-sen werden (MODER & STRÄTZ 1988). Die Aus-dehnung und der strukturelle Aufbau von Röhrich-ten sind in erster Linie auf Nutzungseinflüsse zu-rückzuführen (BOLENDER & DUHME 1979).

1.4.3.1.1 Großröhrichte (PHRAGMITETALIA)

Schilfröhricht (PHRAGMITETUM AUSTRALIS)

Trotz der an sich hohen vegetativen Konkurrenz-kraft von Schilf (Phragmites australis) im seichtenWasser auf flachen Ufern (ELLENBERG 1986)kommt es an Kleingewässern mit Ausnahme größe-rer Weiher und Altwässer, die nur geringe Wasser-spiegelschwankungen aufweisen, relativ selten vor.Dies mag möglicherweise auch mit der geringenKeimkraft der Schilf- Samen in Zusammenhang ste-hen (BOLENDER & DUHME 1979).

Rohrkolbenröhricht (TYPHETUM ANGUSTIFOLIAE- LATIFOLIAE)Der Breitblättrige Rohrkolben (Typha latifolia) sie-delt sich häufig an flachen Ufern auf mächtigenSchichten aus organischem Schlamm generativ anund bildet herdenartige Bestände. Hinsichtlich dervergleichsweise höheren Störungsintensität anKleingewässern ist er gegenüber dem Schilf imKonkurrenzvorteil. Kümmerliche Bestände gedei-hen auch in Hochmoor-Torfstichen.In tieferen, mesotrophen Auen- Kleingewässern mitSchlickböden (z.B. des Donautals) entwickelt sichziemlich selten ein Röhricht des SchmalblättrigenRohrkolbens (Typha angustifolia) (ZAHLHEIMER1979).

Teichbinsen- Röhricht (SCIRPETUM LACUSTRIS)Die Teichbinse (Scirpus = Schoenoplectus lacustris)siedelt sich nur in Stillgewässern mit mehr als 1,5 mWassertiefe und eher geringen Wasserstands-schwankungen auf sandig- kiesigem, schlammfrei-em Untergrund an (z.B. in Altwässern). Hier tritt sienicht selten in Vergesellschaftung mit Arten des MY-

RIOPHYLLO-NUPHARETUM auf (ZAHLHEIMER 1979).

Wasserschwaden-Röhricht (GLYCERIETUM MAXIMAE)In flachen, schlammig- tiefgründigen Uferzonen be-sonders nährstoffreicher Kleingewässer, auch sol-chen mit stark schwankendem Wasserstand, stelltsich der Wasserschwaden (Glyceria maxima) ein.Im Gegensatz zu Kennarten anderer Verlandungsge-sellschaften wird dieser durch eine Sommermahdnicht wesentlich in seiner Entwicklung beeinträch-tigt. In ungemähten Wasserschwaden- Röhrichtenfinden sich als typische Begleiter häufig die Schlan-ke Segge (Carex gracilis) und die Gelbe Schwertli-lie (Iris pseudacorus).An ähnlichen Standorten, in seichten Uferzonen mitsehr tiefgründigem, weichem Substrat kann sich beinur mäßigen Wasserstandsschwankungen einTeichschachtelhalm- Bestand (Equisetum fluviatile)einstellen, der jedoch meist mehr oder weniger häu-fig mit Röhrichtarten durchsetzt ist. Ebenfalls nurausnahmsweise in Dominanzbeständen ist der sichin Mitteleuropa ausschließlich vegetativ fortpflan-zende Kalmus (Acorus calamus) an sehr nährstoff-reichen Ufern größerer Weiher oder Altwässer imRöhricht vorzufinden, der in der Konkurrenzkraftden oben genannten Röhrichtbildnern unterlegen ist(ZAHLHEIMER 1979).An wiederholt mechanisch beanspruchten, nähr-stoffreichen Ufern stärker anthropogen geprägterKleingewässer können sich Glanzgras- Röhrichte(PHALARIDETUM ARUNDINACEAE) entwickeln, diemeist mit nitrophytischen Hochstauden durchsetztsind und bereits zu den nitrophilen Hochstaudenflu-ren (vgl. Kap. 1.4.3.3, S.33) überleiten.

Schneidried- Röhricht (CLADIETUM MARISCI)Das Vorkommen dieser Reliktgesellschaft aus derWärmezeit des Atlantikums beschränkt sich weitge-hend auf Flachwasserzonen und Ufer kalkreicher,oligo- bis mesotropher, eiszeitlicher Moorseen (z.B.

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Kap.1: Grundinformationen

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Toteiskessel) ohne nennenswerte Wasserspiegel-schwankungen und die Randzonen von Quelltrich-tern. Sie ist fast ausschließlich in Südbayern vorzu-finden (KONOLD 1987).

1.4.3.1.2 Wechselwasser-Röhrichte

Unter diesem Begriff faßt ZAHLHEIMER (1979)im Donautal vorkommende Bestände teils grasarti-ger, teils krautiger, höherwüchsiger Pflanzen mithoher Entwicklungsdynamik auf trockenfallendenFlachufern von Tümpeln und z.T. auch in Ackermul-den zusammen.Auf nährstoffreichen feinkörnigen Böden mit ho-hem Gehalt an organischer Substanz, die auch nachdem Zurückweichen des Wassers noch lange feuchtbleiben, kann sich im Folgejahr nach einer Überflu-tung ein Wasserkresse-Wasserfenchel-Sumpf (OEN-

ANTHO- RORIPPETUM AMPHIBIAE) entwickeln. Sa-men des Wasserfenchels (Oenanthe aquatica) kei-men bereits, wenn sie noch auf der Wasseroberflä-che schwimmen. Als typische Stromtal-Kennart die-ses Vegetationstyps ist neben der Wasserkresse (Ro-rippa amphibia) der Bleiche Gauchheil- Ehrenpreis(Veronica catenata) zu nennen (ZAHLHEIMER1979).Ein Meersimsen- Röhricht (BOLBOSCHOENETUM

MARITIMI) kann sich sowohl als Pioniervegetationan Altwässerufern entwickeln als auch in ephemerenFlachgewässern wie Ackermulden, die in den ehe-maligen Stromtalauen gelegen sind. An letztgenann-tem Wuchsort treibt die Meersimse auch in trocke-nen Jahren aus ihren regenerationsfähigen Wurzel-knollen wieder aus (ZAHLHEIMER 1979).

1.4.3.2 Großseggenriede(MAGNOCARICION)

Im Gegensatz zu größeren Stillgewässern schließensich an Kleingewässern Großseggenriede keines-wegs immer landwärts an Röhrichte an, sie könnenauch, wenn die Verlandung entsprechend weit fort-geschritten ist, den zentralen Bereich, z.B. von Tot-eiskessel oder Dolinen einnehmen und das Röhrichtan die Ufer drängen (ULLMANN et al. 1983). Siestocken gewöhnlich auf tiefgründigen Sedimentbö-den mit hohem Gehalt an organischer Substanz. Nurzeitweise flach wasserbedeckte Großseggenriede imUferbereich sind oft strukturell durch anthropogeneNutzung in der Vergangenheit (z.B. Streumahd) ge-prägt. Durch Düngereintrag aus benachbarten Agrar-flächen, manchmal auch durch Absenkung des Was-serspiegels ist heute die Mehrzahl der Großseggen-riede mit Hochstauden oder gar Neophyten durch-setzt (MODER & STRÄTZ 1988).Als häufigste Assoziation kommt an eutrophen ver-landenden Weihern z.B. in Oberfranken bzw. imDonau-Isar-Hügelland das Steifseggenried (CA-

RICETUM ELATAE) vor. Die Steife Segge wird offen-bar vor allem an Gewässerufern mit starken jahres-zeitlichen Wasserschwankungen in ihrer Entwick-lung begünstigt. Im bis zu 0,5 m tiefen Wasserzwischen den meist ausgeprägten Einzelhorstenkann sich eine Sternlebermoosdecke (RICCIETUM

FLUITANTIS) behaupten, mit fortschreitender Ver-

landung siedeln sich hier Gehölze an, vor allemAschweiden, Faulbaum und Schwarzerlen (ULL-MANN et al. 1983; BOLENDER & DUHME 1979).In flachen Mulden an Ufern der Altwässer des Do-nau- und Maintals ist am häufigsten ein Schlankseg-genried (CARICETUM GRACILIS) entwickelt, auch anStandorten mit erheblichen Wasserspiegelschwan-kungen. Entgegen der in Lehrbüchern verbreitetenAussage bildet die Schlanke Segge an diesem Ge-wässertyp auch bultige Bestände aus (MODER &STRÄTZ 1988; ZAHLHEIMER 1979).Ebenfalls sehr häufig in staunassen Uferbereichenvon Kleingewässern, auch solchen, die im Sommertrockenfallen, sind Bestände der Sumpf-Segge (Ca-rex acutiformis) angesiedelt, die eine recht weiteökologische Amplitude aufweist (ULLMANN et al.1983).Auf während der meisten Zeit des Jahres bedecktenTorfschlammböden meso- bis eutropher Weiher,Toteiskessel oder Dolinen sowie in längere Zeitwasserbedeckten Flutmulden in Flußauen kann sichein Blasenseggenried (CARICETUM VESICARIAE)entwickeln. An Kleingewässerufern nur eine unter-geordnete Rolle spielt das allenfalls fragmentarischentwickelte Uferseggenried (CARICETUM RIPARIAE)(ULLMANN 1983; ZAHLHEIMER 1979).Die Verlandungszone nährstoffärmerer, mesotro-pher Kleingewässer, vor allem in Mooren, wird häu-fig vom Schnabelseggenried (CARICETUM ROSTRA-

TAE) gebildet. An basen- und elektrolytärmerenMoorgewässern siedeln sich zwischen den Schna-belseggen oder Fadenseggen (Carex lasiocarpa)Torfmoose, z.B. Sphagnum fallax, S. recurvum agg.an, sogar in Dolinen im mittelmainischen Trocken-gebiet (ULLMANN et al. 1983). An solchen Gewäs-sern setzt im allgemeinen eine Schwingrasenverlan-dung ein. Schwingrasen stellen ein Geflecht ausausläuferbildenden Sauergräsern, insbesondere dengenannten Seggenarten und SchmalblättrigemWollgras (Eriophorum angustifolium), aus Fieber-klee (Menyanthes trifoliata) und Sumpfblutauge(Potentilla palustris) sowie Torfmoosen dar. Sieschieben sich in einer Mächtigkeit von mehreren dmauf der Wasseroberfläche vor und können in weiterfortgeschrittenem Stadium auch von Gehölzen be-siedelt werden. Bei sekundärem Nährstoffeintragstellen sich auf Schwingrasen Störzeiger, wie dieFlatterbinse (Juncus effusus), manchmal sogar derBreitblättrige Rohrkolben ein.Schwingrasenverlandete Kleingewässer (vor allemMoorkolke, Toteisrestseen) haben ihre Hauptver-breitung im Bereich der Jungmoräne des Alpenvor-lands, sie kommen aber auch in den nordostbayeri-schen Grundgebirgen, im Bruchschollenland undsogar in Dolinen des Jura und Muschelkalks vor,wenn die Ufer längere Zeit von Störungen weitge-hend verschont geblieben sind.

1.4.3.3 Halbruderale Ufer- Pioniergesellschaften

Unter diesem Begriff zusammengefaßte Vegetati-onsbestände entwickeln sich vor allem an Kleinge-wässern mit stärkerem anthropogenem Nutzungs-einfluß, der sich entweder in einer wiederholten

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Kap.1: Grundinformationen

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direkten oder indirekten Beseitigung der Vegetationim Uferbereich und/oder im Eintrag von Stoffenäußert.Flutrasen AGROSTIETEA STOLONIFERAE) entwickelnsich in flachen, zeitweise wasserbedeckten Muldenmit verdichteten Böden, die gemäht oder beweidetwerden. Ein typisches Beispiel dafür sind Seigen inFlußauen, z.B. im Donau- oder Regental, die nachder Schneeschmelze im Frühjahr überflutet werdenund in denen Sand und Schlick abgelagert werden.Aber auch zeitweise wasserbedeckte Mulden anUfern perennierender Kleingewässer, die beweidetoder häufig betreten werden (z.B. an Dorfweihern),stellen Wuchsorte für Flutrasen dar. Vertreter diesesVegetationstyps vermögen mit Hilfe ihrer an denKnoten bewurzelungsfähigen, raschwüchsigen Sto-lonen offene Bodenstellen in kurzer Zeit wieder zubesiedeln. Dem meist dominanten Weißen Strauß-gras (Agrostis stolonifera) gesellen sich z.B. Krie-chendes Fingerkraut (Potentilla reptans), Roßminze(Mentha longifolia) und Blaugrüne Binse (Juncusinflexus) als Verdichtungszeiger bei.

Standortveränderungen im Bereich der Uferzone,z.B. durch Grundwasserabsenkung, Abbrennen,Ablagerungen von Ernterückständen oder minerali-schem Material begünstigen die Entwicklung vonHochstaudenfluren, die als Ersatzgesellschaften bisan die Wasserlinie herantreten können. GegenüberRöhrichten nehmen Vertreter dieses Vegetations-typs mit geringerer Bodennässe vorlieb und ertragenhöhere Nährstoffkonzentrationen im Boden (MO-DER & STRÄTZ 1988). An Kleingewässerufernsind in den seltensten Fällen typische Mädesüß-Hochstaudenfluren (FILIPENDULION) ausgebildet,vielmehr sind gewöhnlich stark mit Nitrophytendurchsetzte Bestände anzutreffen. Dabei handelt essich vor allem um den Wasserdost (Eupatoriumcannabinum) und die Allerweltsarten Brennessel,Giersch, Zaunwinde, Kletten-Labkraut.

Schließlich breiten sich in nährstoffreichen, gestör-ten Uferfluren vor allem an Altwässer und Auenge-wässer in großen Flußtälern zunehmend Neophytenaus. Am Oberen Main ist das Drüsige Springkraut(Impatiens glandulifera) bereits an 40 % aller Alt-wässer zu finden, Topinambur (Helianthus tubero-sus) an 10 % (MODER & STRÄTZ 1988). ZAHL-HEIMER (1979) beschreibt ein gelegentliches, her-denartiges Auftreten neophytischer Astern (Asternovi-belgii- Ges.) in nitrophytischen Hochstauden-fluren auf höherem Niveau an Altwasserufern desDonautals. An Weihern des Donau- Isar- Hügellan-des, die abseits von Stromtal- Achsen gelegen sind,spielten Neophyten zumindest 1979 (noch) keineRolle (BOLENDER & DUHME 1979).

Siedlungsnahe Kleingewässer, z.B. Dorfweiher sindheute nicht selten wenigstens teilweise von Zierra-sen mit fremdländischen Ziergehölzen umgeben,vor allem in Dorferneuerungs- und Fremdenver-kehrsgebieten.

Annuelle Zweizahn- Schlammufer- Gesellschaften(BIDENTETEA) besiedeln im Frühjahr vegetations-freie, nasse, im Laufe des Sommers austrocknendeSchlammbänke, die einen hohen Stickstoffgehaltaufweisen. Typische Zweizahnfluren (BIDENTION

TRIPARTITAE) können sich sowohl an siedlungsna-hen Kleingewässern wie Dorfweihern entwickeln,als auch in jauche- oder abwasserbelasteten Auen-tümpeln bzw. schlammigen Ackermulden, wo sie introckenen Jahren den Tümpelboden flächig einneh-men können.Neben den Zweizahnarten sind als Kennarten diesesVegetationstyps der Milde und der Ampfer- Knöte-rich (Polygonum mite, P. lapathifolium) zu nennen,sowie der seltene, als Pionier nur an extremnährstoffreichen, dauerhaft nassen Schlammufernangesiedelte Gift-Hahnenfuß (Ranunculus scelera-tus) (ZAHLHEIMER 1979).

Eine wenig auffällige Pflanzengruppe sind die anregelmäßig trockenfallenden Gewässerböden mitnur geringer Schlammauflage sporadisch und unbe-ständig auftretenden annuellen Zwergpflanzenflu-ren wechselnasser Standorte (ISOETO- NANOJUNCE-

TEA). Trotz der sehr zerstreuten Wuchsplätze setzensich Zwergbinsenfluren (NANOCYPERION) stets ausderselben Artengrundgarnitur mit einem sehr ähnli-chen ökologischen Verhalten zusammen. Vereinzeltgesellen sich sehr seltene Arten dazu, die in Kap.1.4.4 (S.35) aufgeführt sind.

Als gemeinsames äußeres Merkmal dieser Artenfällt ihre Unscheinbarkeit auf, bedingt durch densehr niedrigen Wuchs von oft nur 2 bis 5 cm, seltenauch über 10 cm, und die winzigen unauffälligenBlüten. Ihre winzigen, aber in großer Zahl produ-zierten Samen können vom Wasser, vom Wind undvon Kleintieren und Wasservögeln exozoochor ver-breitet werden, worauf ihre weite Verbreitung zu-rückzuführen ist. Die Diasporen behalten viele Jahrelang ihre Keimkraft, wenn sie zu dunkel oder zutrocken liegen oder von Wasser bedeckt sind. DerKeimvorgang beginnt im allgemeinen, wenn dieSamen noch von einer dünnen Wasserschicht vonwenigen mm bedeckt sind, aber bereits ausreichendbelichtet werden (ELLENBERG 1986).

An flachen Ufern der Altwässer an der Donau undam Unteren Inn stellen sich in Jahren mit längerersommerlicher Trockenperiode Schlammlingsflurenmit Limosella aquatica und Braunem Zypergras(Cyperus fuscus) ein. In feuchten Jahren besiedelndie genannten Arten auch Ackermulden und Lückenin Flutrasen (ZAHLHEIMER 1979; REICHHOLF1979). Auf die häufige Vergesellschaftung des Zy-pergrases mit der Armleuchteralge Chara vulgariswurde schon in Kap. 1.4.2.1 (S.30) hingewiesen. Alstypische Binsenarten solcher Bestände sind die häu-fig auch in nicht zu schattigen Wegpfützen undFahrspuren angesiedelte Krötenbinse (Juncus bufo-nius), Gliederbinse (Juncus articulatus), die im Al-penvorland und am Unteren Inn anzutreffende Al-pen- Binse (Juncus alpino-articulatus) sowie dievor allem in Nordbayern verbreitete Zwiebelbinse(Juncus bulbosus) zu nennen.

Auf flachen, zeitweilig trockenfallenden, schlamm-freien Böden von Gewässern mit extremen Wasser-standsschwankungen kann sich auch ein Nadelbin-senrasen entwickeln (ELEOCHARITION ACICULARIS),der syntaxonomisch den Strandlingsfluren (LITTO-

RELLETEA) zuzuordnen ist, in seinem Erscheinungs-bild aber Zwergbinsenfluren ähnelt. Die Nadelbinse

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Kap.1: Grundinformationen

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(Eleocharis acicularis) entwickelt ein dichtes Rhi-zomgeflecht dicht unter der Bodenoberfläche. Die-ser Vegetationstyp kann sich sowohl an Löschtei-chen als auch an Ufern von Altwässern und Auen-tümpeln als schmaler, höchstens 1 m breiter Streifenentwickeln (KONOLD 1987, ZAHLHEIMER1979).

1.4.3.4 Gehölzgeprägte Ufergesellschaften

Häufig siedeln sich in Röhrichtbeständen, vor allemaber zwischen Steifseggenhorsten, Gehölze an undleiten die Entwicklung zu Bruchwäldern und -gebü-schen (ALNETEA GLUTINOSAE) ein. Als Pionierge-hölze stellen sich am häufigsten Weidenbestände einmit der Grauweide (Salix cinerea) als dominanteArt, daneben auch S. purpurea, S. alba und S. nigri-cans. Abflußlose Senken, die zeitweise flach über-staut sind, können fast vollständig von Grauweiden-gebüsch in Vergesellschaftung mit dem Faulbaum(Frangula alnus) bestockt sein. Der Verbreitungs-schwerpunkt solcher Bestände liegt offensichtlichan Kleingewässern, die keiner Flußauendynamikunterliegen, z.B. an Moorweihern, in Toteiskesselnund Dolinen.Als (vorläufiges) Klimax- Stadium entwickeln sichaus Großseggenrieden auf torfigen Böden, die diemeiste Zeit flach überschwemmt sind, in der RegelErlenbruchwälder (CARICI ELONGATAE-ALNETUM

GLUTINOSAE) in den genannten Gewässertypen. De-ren Krautschicht setzt sich aus der schattenverträg-lichen Walzen- Segge (Carex elongata), aus Relik-ten des Großseggenrieds (z.B. der Steifen Segge),Bittersüßem Nachtschatten und weiteren schatten-verträglichen Röhrichtarten zusammen. Charakteri-stisch ist eine Moosschicht mit mineralbodenwas-serzeigenden Sphagnen, z.B. Sphagnum fallax, S.squarrosum (ULLMANN et al. 1983; RINGLER1979).An Altwasserufern stocken auch Relikte der Weich-holzauen, z.B. der lianenreiche, nahezu undurch-dringliche Mandel- Korbweidenbusch mit Salix tri-andra und S. viminalis (MODER & STRÄTZ 1988;ZAHLHEIMER 1979).

1.4.4 An Kleingewässern seltene und konzeptbestimmende Pflanzenarten

Gegenüber den meist dominanten Kennarten derbeschriebenen Vegetationsbestände zeichnen sichdie in diesem Kapitel aufgeführten Arten durch eineziemlich geringe Konkurrenzkraft aus. Ihr Arealumfaßt außerdem nur Teilgebiete Bayerns. Ihre spe-ziellen ökologischen Ansprüche werden meist nuran bestimmten Gewässertypen unter bestimmtenkleinklimatischen Bedingungen erfüllt. Für dasKleingewässer- Management spielt das Vorkom-men solch seltener Arten eine erhebliche Rolle, wes-halb sie die Funktion als konzeptbestimmende oderSchlüsselarten zugewiesen bekommen. Im folgen-den wird kurz auf ihre Verbreitung und ihr ökologi-sches Verhalten eingegangen, soweit darüber Infor-mationen vorliegen. Als Quellen wurden ausgewer-tet BOLENDER & DUHME 1979; MODER &

STRÄTZ 1988; KONOLD 1987; OBERDORFER1983; REICHEL 1984; SCHÖNFELDER et al.1990; ZAHLHEIMER 1979 und 1986; weitere, spe-zielle Literaturangaben werden ggf. bei den einzel-nen Schlüsselarten angegeben.

a) festwurzelnde Wasserpflanzen (submerse und Schwimmblattpflanzen)

Gras-Laichkraut (Potamogeton gramineus):In lückigen Klein- Laichkrautgemeinschaften kla-rer, oligo- bis mesotropher Kleingewässer mit we-nigstens 20 cm hohem Wasserstand auf Kies- undSandböden mit dünner Schlammschicht, auch aufTorfschlamm; vereinzelte Vorkommen in Moor-tümpeln der Jungmoräne, in Weihern des Aisch-grundes, in Altwässern und Auengewässern an derDonau.

Schmalblättriges Laichkraut (Potamogeton x zi-zii, synon. P. x angustifolius):In meso - eutrophen Kleingewässern, in Altwässernund Seen, auf humosen Schlammböden, z.B. mitNajas-Arten oder P. pectinatus; vereinzelte Vor-kommen im Donau- und Illertal.

Haar- Laichkraut (Potamogeton trichoides):In seichten, mesotrophen, klaren perennierendenStillgewässern auf sandig- torfigen Schlammböden,meist in Kontakt mit Seerosen- Gesellschaften; imwestlichen Alpenvorland in Moortümpeln undTorfstichen, im Mittleren Donautal in geschütztenAltwasserbuchten teilweise Dominanzbestände bil-dend; in kleinen Weihern des Aischgrunds.Ähnliche ökologische Ansprüche haben noch dasvor allem in Südbayern bis zur Donau zerstreutangesiedelte Kleine Laichkraut (Potamogeton pusil-lus), Berchtolds Laichkraut (P. berchtoldii) und dassehr seltene Spitzblättrige Laichkraut (P. acutifoli-us), von dem bayernweit nur recht wenige Fundortein Kleingewässern bekannt sind.

Tannenwedel (Hippuris vulgaris):Besiedelung zweier unterschiedlicher Gewässerty-pen - a) kalkreiche, sommerwarme, flache, eutropheGewässer, vor allem Altwässer entlang der Donau(dort noch verbreitet) und südbayerischer Flüssesowie Weiher, vor allem im Coburger Land;b)kalkreiche, kaltstenotherme, oligotrophe Quell-töpfe, z.B. in der Jungmoräne.

Wasserfeder (Hottonia palustris):Ansiedlung auf schlammigen, seicht wasserbedeck-ten, weitgehend vegetationsfreien Böden bei guterBelichtung, in späterem Entwicklungsstadiumschattenertragend (typische Auwaldverhältnisse);Ausbildung einer kriechenden Grundachse mit Ad-ventivwurzeln in den Blattachseln, Hauptwach-stumszeit im Winterhalbjahr; Entwicklungsopti-mum in ca. 0,5 m tiefen Altwässern mit Kaltwasser-zufluß (um quellige Bereiche), die sich auch imSommer nur wenig erwärmen; bei Austrocknen desWohngewässers Ausbildung einer Landform; Aus-breitung vor allem entlang von Stromtälern mit er-kennbarer Bindung an den Wasservogelzug; Haupt-vorkommen entlang der Donau und an den Unter-

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läufen einmündender Nebenflüsse, sowie im mittle-ren Naab- und Regental, selten auch am Main.

Kleine Teichrose (Nuphar pumila):Eiszeitrelikt in kalten, eher kalkarmen oligo- unddystrophen Moorgewässern auf Torfschlammbö-den; Entwicklung von Schwimm- und Unterwasser-blättern; in Moorkolken und Toteiskessel- Restseender Jungmoräne, fast ausschließlich westlich desLechs; vom Aussterben bedroht. Vorkommen wahr-scheinlich nur noch in Schwaben.

Glänzende Seerose (Nymphaea candida):Schwimmblattpflanze saurer, oligo- bis mesotro-pher Kleingewässer auf moorigen Schlammböden,z.B. in Moorweihern; kontinentale Verbreitung inwinterkalten Gebieten, wohl nur in Nordostbayern(Fichtelgebirge, Frankenwald, Obermainisches Hü-gelland); seltenes Eiszeitrelikt.

b) freischwimmende Wasserpflanzen (Pleustophyten)

Froschbiß (Hydrocharis morsus-ranae):Selten, aber meist in Massenbeständen auf sommer-warmen, nährstoffreichen, eher kalkarmen Altwäs-sern, die nicht austrocknen, oft in Gesellschaft mitWasserlinsen; halbschattenverträglich; Verbreitungvor allem in Mittelbayern entlang der Flüsse, seltenauch in Oberfranken.

Krebsschere (Stratiotes aloides):Untergetaucht schwimmender, großblättrigster hei-mischer Pleustophyt, in kalkarmen, nährstoffrei-chen, tieferen Kleingewässern über Schlammböden;in wenigen Altwässern an Teilabschnitten des Do-nau-, Naab- und Maintals; Vorkommen außerhalbvon Flußauen sind meist Ansalbungen (JAKOB &LIPPERT 1983; KRACH & FISCHER 1982).

Kleiner und Mittlerer Wasserschlauch (Utricula-ria minor, U. intermedia): Unter der Wasseroberfläche schwebend in dystro-phen bis mesotrophen Moortümpeln und tieferenSchlenken über Torfschlammböden; Wasserinsek-tenfang und -verdauung zur Aufbesserung der Nähr-stoffversorgung; Vorkommen in Moorgewässerndes Alpenvorlands und der Alpen, U. minor auchvereinzelt in mittel- und nordbayerischen Moorwei-hern.

Blaßgelber Wasserschlauch (Utricularia ochro-leuca):Selten in sauren Hochmoorgewässern, auch in Schlen-ken mit Schnabelried- Gesellschaften; Vorkommen imAmmer-Loisach-Hügelland und im WerdenfelserLand.

c) Röhrichtarten

Lanzett- Froschlöffel (Alisma lanceolatum):Je nach Niederschlagsmenge eines Jahres Besiede-lung unterschiedlicher Habitate: in Trockenjahrenvor allem in periodisch austrocknenden Auengewäs-sern, in Naßjahren eher in Ackermulden, auf nähr-stoffreichen, kalkhaltigen, humosen Schlammbö-den; Keimung von Ende Mai bis Anfang August aufseicht wasserbedeckten Stellen; im Mittleren

Donautal relativ häufig als Dominanzart von Wech-selwasser-Röhrichten; vereinzelt auch an der Alt-mühl und in der Windsheimer Bucht.

Schlangenwurz (Calla palustris):In Verlandungsgesellschaften auf sauren, nährstoff-reichen Torfschlammböden an Moorweihern und-tümpeln, aufgrund seiner Schattenverträglichkeitauch in Erlenbruchwald- Beständen; Verbreitungs-schwerpunkt in Nordostbayern, zerstreut auch imRezatgebiet und im Inn- Chiemsee- Hügelland.

Zwerg- Igelkolben (Sparganium minimum):Seltener Begleiter von Torfmoos- Wasserschlauch-gesellschaften in verlandenden Moorkolken undTorfstichen auf Torfschlamm; zerstreute Vorkom-men im Alpenvorland, sehr selten auch in Nordbay-ern.

Schwanenblume (Butomus umbellatus):Optimale Entwicklung auf schlammigen Böden innährstoffreichen, seichten, kleineren Auentümpelnund Altwässern mit schwankendem Wasserstand,sehr tolerant gegenüber Austrocknung; kurzlebigeBestände mit maximaler Ausdehnung in Trocken-jahren; Verbreitungsschwerpunkt in Nordbayern,z.T. angepflanzt.

Wasser-Schierling (Cicuta virosa):Auf kalkarmen, torfig- humosen Schlammböden inVerlandungszonen von Altwässern, Tümpeln undMoorweihern; halbschattenverträglich, daher auchin Erlenbrüchen; zerstreute Vorkommen über großeGebiete Bayerns.

Zungen- Hahnenfuß (Ranunculus lingua):Im mäßig dichten Röhricht im Bereich der Wasser-wechselzone auf mesotrophen, humosen Schlamm-böden; an Auengewässern in sommerwarmen Tief-lagen im Donautal und am Oberen Main, auch inMoorgewässern der Gletscherzungenbecken, ziem-lich selten, mehr als die Hälfte der Vorkriegs-nachweise heute nicht mehr auffindbar; verbreiteterist der Brennende Hahnenfuß (Ranunculus flammu-la).

d) kurzlebige, unbeständige Arten der Zwergbin-senfluren

Sie zeigen ein sehr ähnliches ökologisches Verhal-ten, das bereits in Kap. 1.4.3.3 ( S.33)beschriebenwurde. Ein jahrelanges Ausbleiben vieler im folgen-den aufgelisteten Arten in den genannten Gebieten(Überdauern in Form von Samen) ist nicht unge-wöhnlich.

Gelbes Zypergras (Cyperus flavescens):An flachen, schlammigen bis kiesigen Weiher- undTümpelufern, auch an Auengewässern, auf mäßignährstoffreichen, sandigen Tonböden; Verbrei-tungsschwerpunkt im Alpenvorland und Donau-moos.

Braunes Zypergras (Cyperus fuscus):Auf ähnlichen, meist etwas schlammigeren Wuchs-orten wie C. flavescens, jedoch weiter verbreitet mitVorkommen auch in Nordbayern; bei frühzeitigem

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Fadenenzian (Cicendiafiliformis)

Lkr. MIL; AB

Kopf-Binse (Juncus capitatus) Rednitz- Regnitzgebiet; Lkr. SAD; NEWKugelfrüchtigeBinse

(Juncussphaerocarpus)

Lkr.GZ; R; KG

Pillenfarn (Pilulariaglobulifera)

Lkr. SAD; ERH

Wassernuß (Trapa natans) bodenständig nur Lkr. PAFStrandling (Littorella

uniflora)Lkr. ERH; CHA, OA

Seekanne (Nymphoidespeltata)

an der Mittleren und Unteren Donau und Lkr. NM; MN;ziemlich selten in seichten-sommerwarmen-nährstoffreichen Gewässern über Schlammböden

Borsten-Schmiele (Deschampsiasetacea)

nur Lkr. CHA

Wurzelnde Simse (Scirpus radicans) Lkr. R; SR; DEG; CHA; SADZwergflachs (Radiola linoides) Lkr. FÜ; KT; R; KEH; SAD; NEWFlutendesFroschkraut

(Luronium natans) Lkr. WUN

Kleine Teichlinse (Wolffia arrhiza) nur Lkr. RHSchmalblättrigerIgelkolben

(Sparganiumangustifolium)

Salzbunge (Samolusvalerandi)

in regelmäßig austrocknenden Tümpeln (Ackermulden;Schweineweiden) sommerwarmer Trockengebiete aufleicht salzhaltigen Tonböden; bayerische Vorkommen nurim Schweinfurter Becken; äußerst selten

Kleines Tausend-güldenkraut

(Centauriumpulchellum)

NANO-CYPERION-Art

Sumpf-Dreizack (Triglochinpalustre)

ziemlich selten in Flach- Zwischen- oder Quell-Mooren;Wurzelkriech-Pionier; gern in Störzuständen; imAlpenvorland häufiger

Brachsenkraut (Isoetes lacustris) in einzelnen Gebirgsseen; sehr düngerempfindlichSchneidried (Cladium

mariscus)eine typisch bayerische Art; im übrigen Deutschland nurnoch Einzelvorkommen; an Quellen und in derVerlandungszone von kalkreichen Seen und Sümpfen

Fluß-Ampfer (Rumexhydrolapathum)

in der Verlandungszone von Seen und Altwässern; inGräben; auf flach überschwemmten, zeitweiligtrockenfallenden Schlammböden; in den Mittelgebirgenund Alpentälern sowie im Alpenvorland fehlend

Wasserfenchel (Oenantheaquatica)

in Verlandungssümpfen von Altwässern; Tümpeln undGräben; zerstreut

Fieberklee (Menyanthestrifoliata)

zerstreut; in Verlandungssümpfen und Moorschlenken; aufnassen,oft zeitweise überschwemmten, meist kalkarmenTorfschlammböden

Zweizahn-Arten (Bidens tripartita;B. radiata; B.cernua)

an Dorf- und Fischteichen; selten; neophytische Arten: B.frondosa und B. connata

Wollgras-Arten (Eriophorumangustifolium undE. latifolium)

in Flach- und Zwischenmooren; Hochmoor-Art:E. vaginatum

Für folgende, vom Aussterben bedrohte, nur in sehr wenigen Kleingewässern eines oder weniger Naturräumeangesiedelte Arten sind spezielle Artenhilfsmaßnahmen erforderlich, die über die Ansprüche des LPKhinausgehen:

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Kap.1: Grundinformationen

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Trockenfallen des Wuchsortes in einem Jahr Ent-wicklung von Massenbeständen.

Zypergras-Segge (Carex bohemica):An Ufern von Altwässern und Auengewässern aufnährstoffreichen, humosen Schlammböden; Ver-breitung in kontinental getönten, sommerwarmenBecken vor allem der Oberpfalz, im Aischgrund undim Ries.

Kleinling (Centunculus minor):Vorkommen auf kalkarme, mäßig nährstoffreiche,lehmig-sandige Stellen beschränkt, die nur kurzzei-tig wasserbedeckt sind; vielfach nur einzelpflanzen-weises Auftreten in Tümpeln, Ackermulden undPfützen an Wegrändern; selten im Raum Regens-burg, Rednitz- Regnitzbecken und am Unteren Main(MEYER 1983).

Tännel- Arten (Elatine):Je nach den hydrologischen Gegebenheiten an ihremWuchsort Ausbildung der kurzgliedrigen Landformoder langgliedrigen, kriechenden und an den Knotensich bewurzelnden Wasserform; Bestäubung auchunter Wasser möglich.

- Sechsmänniger Tännel (Elatine hexandra) als häu-figster Vertreter im Oberpfälzer Hügelland, Mit-telfränkischen Becken und im Ries mit verein-zelten Vorkommen auf vorübergehend trocken-gefallenen Weiherböden

- Dreimänniger Tännel (Elatine triandra) auf ähnli-chen Standorten, selten vor allem in Nordostbay-ern

- Wasserpfeffer-Tännel (Elatine hydropiper) sehrselten auf seichten sandigen Tümpel- und Wei-herböden oder Schweineweiden; Hauptvorkom-men im Aischgrund und westlich von Augsburg,Neufund im Sinngrund (HIEMEYER 1987;ZANGE et al. 1986)

Schlammkraut (Limosella aquatica):Auf nährstoffreichen, sandig- schlickigen Schlamm-böden vor allem an Ufern flußnaher Altwässer undAuentümpel; rasche Ausbreitung über oberirdischeAusläufer im Sommer auf nassem Untergrund; Ver-breitungsschwerpunkte an der Donau, am UnterenInn, am Regen und am Main (REICHHOLF 1979),Erstbesiedler.

Liegendes Büchsenkraut (Lindernia procumbens):Vor allem in siedlungsnahen Teichen und Tümpeln,sowie Mulden auf Schweineweiden mit sauren,nährstoffreichen, humosen Tonböden; Vorkommenim Mittleren Donautal und im Regental.

Sumpfquendel (Peplis portula):In kalkarmen, nährstoffreichen, mäßig sauren Tüm-peln, Wegpfützen und Ackermulden, meist auf san-digen Tonböden; in nassen Jahren Ausbildung einerWasserform; Verbreitungsschwerpunkt in Nord-bayern, vergleichsweise häufig im BayerischenWald, durch Wasservögel in jüngerer Zeit auch al-penwärts, in Fahrrinnen der Seeton- und Grundmo-ränengebiete verschleppt.Auf Seite 37 stehen Arten, die vom Aussterbenbedroht, nur in sehr wenigen Kleingewässern einesoder weniger Naturräume angesiedelt sind. Hierfür

sind spezielle Artenhilfsmaßnahmen erforderlich,die über die Ansprüche des LPK hinausgehen.

1.5 Tierwelt

(Mit Beiträgen von M. Bräu zu Spinnen und Libel-len, unter Verwendung einer Literaturauswertungvon W. Geissner).

Zunächst wird ein allgemeiner Überblick (Kap.1.5.1, S.39) über die Kleingewässer-Tierwelt gege-ben. Dabei gilt es zu bedenken, daß die Abgrenzungzu anderen Gewässertypen aus rein pragmatischenErwägungen erfolgte. Die Tierwelt der Kleingewäs-ser im Sinne der in diesem Band vorgenommenenDefinition zeigt daher vor allem fließende Übergän-ge zu der von Teichen und Weihern (LPK-BandII.7); einige der hier behandelten Kleingewässerty-pen treten in Abbaustellen regelmäßig auf (LPK-Band II.17 "Steinbrüche" und II.18 "Kies-, Sand-und Tongruben").

Nachfolgend werden die Zoozönosen wichtigerKleingewässertypen charakterisiert und die spezifi-schen Anpassungen typischer Arten an den jeweili-gen Kleingewässertyp angesprochen (Kap. 1.5.2, S.39). Bei einigen gewässerbesiedelnden Tiergruppenwurde von Fachwissenschaftlern der Versuch unter-nommen, ökologische Gruppen zu bilden. Diesesollen beispielhaft für Wasserkäfer und Libellenvorgestellt werden (s. Kap. 1.5.3, S.44).

Für Kleingewässerpflege und -entwicklung wichti-ge Informationen zur Autökologie kennzeichnenderKleingewässerbewohner ausgewählter Tiergruppenwerden in Kap. 1.5.4 (S.46) gegeben.

Unter der Rubrik "Hinweise für Kleingewässer-neuanlage und -pflege" in Kap. 1.5.4.3 (S. 46)und1.5.4.4 (S. 47) werden Möglichkeiten aufgezeigt,wie die jeweilige Art gefördert werden kann. DieHinweise sind keinesfalls als Handlungsanwei-sungen zu verstehen, die ausschließlich auf Ein-zelartenschutz ausgerichtete Managementmaßnah-men provozieren könnten. Sie sind vielmehr alsHilfestellung gedacht, welche die Erarbeitung vonPflege- und Entwicklungskonzepten zur Förderungund Stabilisierung der gesamten Biozönose (Ab-gleich mit den Ansprüchen anderer Zielarten) er-leichtern soll.

Überdies ist zu betonen, daß ohne die Erhaltungbzw. Wiederherstellung von Auen mit ausgeprägterHoch- und Grundwasserdynamik und von Moorenmit intaktem Wasserhaushalt eine dauerhafte Siche-rung des Großteils der bayerischen Kleingewässer-fauna nur durch kontinuierliche (oft kostspielige undnicht selten riskante) Pflegemaßnahmen möglich ist.Managementverfahren sind insofern immer erst"zweite Wahl" und bedürfen einer Folgeabschät-zung auf die gesamte Biozönose und einer Effizienz-kontrolle.

In Kap. 1.5.6 (S.65) wird abschließend noch aufzoogeographische Aspekte eingegangen, soweit siefür die Pflege relevant sind.

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1.5.1 Überblick

Kleingewässer stellen für die Tierwelt Kulminati-onspunkte in der Landschaft dar. Eine Auswertungder "Limnofauna europaea" von ILLIES (1978) imRahmen des LPK ergab, daß ca. 5.300 Tierarten anbayerischen Kleingewässern zu leben vermögen.Das sind rund 13 % der Fauna Deutschlands (ca.40.500 Arten, nach BROHMER 1984). Die Arten-schutz-Bedeutung von Kleingewässern wird aus-führlich in Kap. 1.9 (S.97) dargelegt.Diese Artenvielfalt resultiert u.a. daraus, daß Klein-gewässer nicht nur für viele Tiere als Dauerlebens-raum dienen, an den sie vielfach eng gebunden sind,sondern für zahlreiche weitere Arten essentiellerTeillebensraum sind (z.B. als Larvalhabitat, als Nah-rungshabitat usw.).Dies zeigt die überragende Bedeutung der Everte-bratenfauna in Kleingewässerökosystemen. Eine Be-urteilung der tierökologischen Qualität von Kleinge-wässern ausschließlich anhand des Arteninventars anWirbeltieren ist daher problematisch und kann leichtzu Fehleinschätzungen führen. Folgende taxonomischen Tiergruppen haben anKleingewässern ihren Verbreitungsschwerpunkt:

- Strudelwürmer (TURBELLARIA)- Rädertiere (ROTATORIA)- Egel (HIRUDINEA)- Wassermilben (HYDROCARINA)- Mittelgroße Krebse (ANOSTRACA, NOTOSTRA-

CA, CONCHOSTRACA)- Wasserflöhe (CLADOCERA)- Muschelkrebse (OSTRACODA)- Ruderfußkrebse (COPEPODA)- Schnaken (TIPULIDAE und CYLINDROTOMIDAE)- Mücken verschiedener Familien- Fliegen und Bremsen verschiedener Familien- Libellen (ODONATA)- Wasserkäfer (COLEOPTERA, verschiedene Fami-

lien)- Amphibien

Darüber hinaus gibt es in fast jeder Tiergruppe typi-sche Kleingewässer-Arten, welche an deren speziel-le Bedingungen angepaßt sind (z.B. bei den Schnek-ken, Wasservögeln usw.). Ein Überblick über dieAnzahl an Arten, die dem Lebensraumtyp Kleinge-

wässer zugeordnet werden können, wird für ausge-wählte Taxa im Kap. 1.9 (S.97) gegeben.Eine Übersicht des Anteils verschiedener Tiergrup-pen an der Gemeinschaftsatmung und Biomasse ei-nes kanadischen Weihers zeigt Abb. 1/3 (S.39). Die-se Untersuchung erlaubt einen Einblick in die funk-tionellen Beziehungen eines Kleingewässers.Die Zahl der Trophie-Ebenen beschränkt sich in derRegel auf 4-5. Die Darstellung dient zugleich alsBeispiel für eine mögliche Nahrungskette:

1: Produzenten (z.B. Grünalgen)2: Konsumenten 1. Ordnung (z.B. Wasserflöhe)3: Konsumenten 2. Ordnung (z.B. Kleinfische)4: Konsumenten 3. Ordnung (z.B. Raubfische,

Vögel)5: Konsumenten 4. Ordnung (Top-Prädatoren,

z.B. Fischotter, Rohrweihe)

Als Beispiel für die Komplexität des biozönotischenKonnexes sei das Nahrungsnetz in einem Röhrichtund einer benachbarten Sumpfwiese aus TISCH-LER (1955) wiedergegeben (s. Abb. 1/5, S.40).Das Prinzip der Wettbewerbsvermeidung hinsicht-lich Nahrungs- und Brutplatz-Ansprüchen von Vö-geln (REICHHOLF o.J.) zeigt Abb. 1/4 (S.40).Für Pflege und Neuanlage bedeutet das, daß dieseStrukturen erhalten und entwickelt werden müssen.

1.5.2 Zoozönosen wichtiger Kleingewässertypen

Aufgrund der Heterogenität der Kleingewässer (s.Kap. 1.1, S.17) und ihrer Individualität (s. Kap. 1.3,S.23) läßt sich keine für alle Ausprägungen typischeKleingewässer-Zoozönose charakterisieren. Statt-dessen sollen Lebensgemeinschaften von 5 charak-teristischen Kleingewässer-Typen exemplarischvorgestellt werden. Diese Kleingewässertypen ent-sprechen in etwa der Auswahl unter Kapitel 1.1.2(S.20). Für einige Kleingewässertypen fehlen je-doch bislang grundlegende Unterlagen zum Tierar-tenbesatz.

1.5.2.1 Dorfteich

Im eutrophen Dorfteich treten Schwefelbakterienund Wimpertierchen bei O2-Schwund in Massenauf. Typisch sind auch Kleinkrebse wie Daphnia

Abbildung 1/3

Verteilung von Gemeinschaftsatmungund Biomasse der Benthosgemeinschaft(aus ODUM 1980: 131) Erläuterung: Chironomiden= Mücken, Am-phipoden= Asseln, Mollusken= Muscheln,Tubificiden= Schlammröhrenwürmer, Odo-naten= Libellen(larven)

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Abbildung 1/4

Wettbewerbsvermeidung hinsichtlich Nahrungs- und Brutplatz-Ansprüchen von Vögeln ( aus REICHHOLF, o.J.) Erläuterung: 1= Haubentaucher, 2= Bläßralle, 3= Zwergrohrdommel, 4= Drosselrohrsänger, 5= Rohrammer, 6=Bekassine, 7= Kiebitz, 8= Sumpfrohrsänger, 9= Fitis)

Abbildung 1/5

Nahrungsnetz an einem Kleingewässer (aus TISCHLER 1955)

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pulex, Daphnia magna und Moina brachiata (EN-GELHARDT 1986: 41). Dorfweihertiere ertragenbeträchtliche Schwankungen der Wassertemperatur(sog. eurytherme Tierarten) und des Sauerstoffge-halts (euryoxibiont). Dorfteiche können in Abhän-gigkeit von Größe, Strukturvielfalt und Trophie eineäußerst unterschiedliche Faunenzusammensetzungaufweisen. Generalisierende Aussagen sind dahernicht möglich.

1.5.2.2 Moorweiher / Torfstich

Hochmoorgewässer sind von Natur aus artenarm!Sie stellen jedoch den Lebensraum zahlreicher hoch-spezialisierter Wirbelloser dar. Kleingewässer inMooren weisen je nach pH-Wert, Leitfähigkeit undTemperaturcharakteristika des Wassers und der Ve-getationsstruktur unterschiedliche Faunengemein-schaften auf, wie von LIPSKY (1987) am Beispielder Libellen-, Wasserkäfer- und Wasserwanzenfau-na unterschiedlicher Moorgewässer der Kendlmühl-filzen (südl. Chiemseemoore) demonstriert wurde. In Hochmoorschlenken können sich die ArktischeSmaragdlibelle (Somatochlora arctica), die Alpen-Smaragdlibelle (Somatochlora alpestris; Art mitarktisch-alpinem Verbreitungsschwerpunkt, die imMurnauer Moos einen Verbreitungsschwerpunktbesitzt, siehe BURMEISTER 1982) sowie, insbe-sondere in größeren Schlenken und Hochmoorblän-ken, die Hochmoor-Mosaikjungfer (Aeshna sub-arctica) reproduzieren. In Hochmoorkolken undTorfstichen des Hochmoorbereiches treten zu diesentyrphobionten (d.h. ausschließlich Hochmoore be-wohnenden) Libellenarten zahlreiche tyrphophileArten (d.h. Moorgewässer bevorzugende Arten),wie auf Seite 41 unten zu sehen ist. Weitere für Moor-Kleingewässer typische Artensiehe Kap. 1.5.3 (S.44).Die reichste Tierwelt lebt noch im zerlapptenSchwingpolstergürtel des Uferrandes von Hoch-moorgewässern: mehrere Arten von Wassermilben

(v.a. rote Formen und solche mit kräftigem Chitin-panzer), regelmäßig die Larve der Libelle Leu-corrhinia dubia, daneben gelegentlich Libellulaquadrimaculata, Cordulia aenea, Sympetrum fla-veolum und vulgatum, die Köcherfliegen Rhadico-leptus alpestris und Oligoticha striata sowie dieLarven verschiedener Zuckmücken. Im Planktonsind dagegen nur wenige Arten vertreten, allerdingsin großen Individuenzahlen. Der Charakterkrebs derBlänken ist der 1,4 mm lange grüngelbe Lappen-krebs Acantholebris curvirostris. Hinzu kommeneinige Chydorus-Arten (bes. Chydorus sphaericus),Bosmina longirostris und Sida crystallina. Verein-zelt treten Ruderfußkrebse wie Megacyclops viridisauf, regelmäßig dagegen die durchsichtig-gelbli-chen Larven der Büschelmücke Chaoborus crystal-linus. Im Nekton sind Rückenschwimmer (Noto-necta), die Schwimmwanze Iliocoris cimicoides so-wie einige Schwimmkäferarten (z.B. der Furchen-schwimmer Acilius sulcatus) vertreten. Eine Listetyrphobionter (moorgebundener) Wasserkäferbringt Kap. 1.5.3 (S.44). Genaue mehrjährige Unter-suchungen haben ergeben, daß der Artenbestand vonSchwimmkäfern in einer bestimmten Blänke vonJahr zu Jahr erheblich schwanken kann (ENGEL-HARDT 1986: 45). Weiterhin kann die Wasserspin-ne Argyroneta aquatica in torfmoosreichen Moor-gewässern auftreten. Kleingewässer im Nieder-moorbereich besiedelt bevorzugt die GerandeteJagdspinne (Dolomedes fimbriatus).

Kennzeichnend für Moor-Kleingewässer ist zum ei-nen die hohe Spezialisierung bei den Libellen, Was-serwanzen und -käfern, zum anderen das Fehlenganzer Gruppen von Süßwassertieren, z.B. Rädertie-re, Strudelwürmer, Egel, Höhere Krebse, Wasserflö-he, Muschelkrebse, Ruderfußkrebse, Schneckenund Muscheln (wegen der Kalkarmut! - Ausnah-men: Aplexa hypnorum und Bathyomphalus contor-tus), Eintagsfliegen (1 Hochmoorart: Leptophlebiavespertinus), Wasserflorfliegen, Stechmücken (mitAusnahme von Chaoborus).

Coenagrion lunulatum Mond-Azurjungfer(auch in flachen, vegetationsreichen Grubengewässern)

Coenagrion hastulatum Speer-Azurjungfer(in Südbayern tyrphophil, in Nordbayern auch in extensiv genutzten Fisch-teichen)

Coenagrion tenellum Späte Adonislibelle(extrem seltene Art, die in Bayern verschollen ist)

Nehalennia speciosa Zwerglibelle(extrem seltene Art, auch in Niedermoorkleingewässern)

Aeshna juncea Torf-Mosaikjungfer(z.B. auch in Waldteichen mit niedrigem pH)

Leucorrhinia rubicunda Norddeutsche Moosjungfer(auch in Waldweihern und -tümpeln)

Leucorrhinia pectoralis Große Moosjungfer(insb. im Zwischenmoorbereich)

Leucorrhinia dubia Kleine Moosjungfer(Charakterart von Torfstichen mit flutenden Sphagnen)

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Kap.1: Grundinformationen

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1.5.2.3 Tümpel / Seige

Die Fauna periodischer Kleingewässer weist spezi-elle Anpassungen an zeitweises Trockenfallen auf.Auf einige Überlebensstrategien der Tümpelarten(schnelle Entwicklungsdauer; Fähigkeit, Trocken-perioden im feuchten Schlamm zu überstehen; gutentwickeltes Flugvermögen) wurde bereits einge-gangen (s. Kap. 1.3, S.23). Eine weitere Anpas-sungsstrategie ist die Verkürzung der Entwicklungs-dauer von der Larve zum geschlechtsreifen Tier.Stechmücken brauchen hierfür oft nur 2-3 Wochen.Manche Arten (Aedes) legen ihre Eier im Frühjahrnoch vor der Überflutung an den Rand des Tümpels,so daß die Eientwicklung ohne Verzögerung begin-nen kann. Andere Mückenarten können sich parthe-nogenetisch (durch unbefruchtete Eier) fortpflan-zen, ein u.U. lebensentscheidender Zeitgewinn!

Eine bedeutend kürzere Entwicklungsdauer als nahverwandte Arten haben auch Gelbbauchunken, Bin-senjungfern sowie einige Köcherfliegen. Deren An-passung geht sogar soweit, daß sie nach dem Schlüp-fen im Frühjahr eine sommerliche Diapause ein-schalten und erst im Herbst ihre Eier an den Randbzw. auf den Schlamm ihrer trockengefallenen Hei-matgewässer legen. Bei den Wasserflöhen findet dieEmbryonalentwicklung unter Umgehung von Lar-venstadien bereits im Mutterleib statt. Dabei könnendie Neugeborenen u.U. selbst bereits wieder Em-bryonen in sich tragen! Erst bei Verschlechterungder Lebensbedingungen (drohende Austrocknung)treten auch Männchen auf. Die nunmehr befruchte-ten Eier werden als sog. "Dauereier" im Rückenteilder Mutter eingekapselt. Bei ihrem Tod werden die-se "Ephippien" genannten Dauereibehälter frei. Indieser Form können sie ungünstige Umweltbedin-gungen längere Zeit überstehen, aber auch leichtdurch Vögel oder Wasserinsekten verschleppt wer-den (WESTPHAL 1986: 112). Bei Fadenwürmernist eine Trockenstarre von bis zu 10 Jahren beobach-tet worden. Die Dauerkeime werden mit dem staub-trockenen Schlamm verbreitet, viel seltener ist dieVerschleppung durch Wasservögel (ENGEL-HARDT 1986: 49).

Die vollkommenste Anpassung zeigen jedoch ver-schiedene andere Vertreter aus der Klasse derKrebstiere, die in Bayern den überwiegenden Anteilder echten "Tümpelspezialisten" stellen. Hier sindganz besonders die Kiemenfüße (ANOSTRAKA), dieRückenschaler (NOTOSTRAKA) und die Muschel-schaler (CONCHOSTRAKA) zu erwähnen. Ihre Eierkönnen jahrelang trockenliegen! Einige Arten sindwegen ihrer teilweise recht beträchtlichen Größeund ihres urtümlichen Aussehens sehr auffälligeErscheinungen.

Unter ihnen gibt es typische Frühjahrs- und Som-merformen. Warum kommen sie nicht auch in aus-dauernden Gewässern vor ? Einige Arten brauchensogar die speziellen astatischen (wechselnden) Be-dingungen für ihre Physiologie. Die Eier einigerKrebse benötigen für ihre Weiterentwicklung tiefeTemperaturen (Durchfrieren), andere die durch dasTrockenfallen erzwungene Ruhepause. Ein trocken-

gefallener Tümpel ist deshalb alles andere als ein"toter" Lebensraum! (WESTPHAL 1986: 112). Dieextremen Bedingungen kurzlebiger Gewässer ver-langen zwar ein Höchstmaß an Anpassung, bietendafür aber auch weitgehenden Schutz vor wenigergut angepaßten Feinden und Konkurrenten. EchteTümpelbewohner sind daher konkurrenzschwachund reagieren auf die Beeinflussung der Konkur-renzverhältnisse, z.B. auf erhöhten Feinddruckdurch Fische, vielfach sehr empfindlich. ENGELHARDT (1986: 49) nennt als weitere typi-sche Tümpelarten: zahlreiche Urtierchen, bes. Wur-zelfüßer und Wimpertierchen, viele Arten von Rä-dertierchen (ROTATORIA) und Strudelwürmern(TURBELLARIA) sowie Bärtierchen (TARDIGRADA).Die eigentlichen Charakterarten (Niedere Krebse)wurden bereits angesprochen und werden in Kap.1.5.4.1 (S. 46) mit Artnamen aufgeführt. Bei denWasserflöhen seien die Moina-Arten genannt, beiden Muschelkrebsen Cypris- und Candona-Arten,bei den Hüpferlingen Diaptomus castor und Cyclopsstrenuus. In grundwassergespeisten Tümpeln kom-men hin und wieder auch echte Grundwasser-Tierewie Niphargus puteanus oder Phagocata vitta vor.Häufig fliegen Schwimm- und Taumelkäfer zu. Fer-ner sind Zuckmücken-Larven typisch sowie Stech-mücken der Gattungen Culex, Anopheles und Aedes.Manche Arten können in erstaunlichen Individuen-dichten auftreten. Von der Köcherfliege Limnephi-lus marmoratus konnte Kreuzer auf 30x30 cm 670eingetrocknete Larven zählen (ENGELHARDT1986: 50).

1.5.2.4 Waldweiher

Die Faunenzusammensetzung wird wesentlichdurch den Grad der Beschattung beeinflußt (Tempe-raturhaushalt, Entwicklung von Wasserpflanzenbe-ständen).

Azidophile (säureliebende) Waldtümpelarten unterden Wasserkäfern werden auf S. 45 aufgeführt. Alstypische Waldweiher-Arten der Ruderfußkrebse(COPEPODA) nennen HEYDEMANN et al. (1983:104) Megacyclops latipes, Acanthocyclops vernalisu. robustus sowie Diacyclops bisetosus u. Diacy-clops languidus. Unter den Köcherfliegen (Trichopt-era) seien Neuronia ruficrus, Glyphotaelius pelluci-dus, Limnephilus politus, Limnephilus flavicornis u.Limnephilus stigma typisch. Ferner seien für Wald-weiher charakteristisch (S.294): Lumbriciden (OLI-

GOCHAETA), Wasserflöhe (Daphne pulex), Egel(Dendrocoelum lacteum), Schwarmmücken (Tany-tarsus-Arten). Für Laubwald-Tümpel geben HEY-DEMANN et al. an: den Krebs Siphonophanes gru-bei (sehr O2-bedürftig und empfindlich gegen Was-serverschmutzung), Wassermilben (z.B. Thysa bar-bigera und Hydryphantes ruber), Schwarmmücken(v.a. Ablabesmyia nemorum) sowie bei den Stech-mücken die Aedes-Arten. ENGELHARDT (1986:49) berichtet von Fadenwürmern (NEMATODA) ingroßen Mengen unter Laub und faulem Holz.

Weiher in Laub- und Nadelwäldern unterscheidensich in ihren Besiedelungsvoraussetzungen für dieFauna grundlegend.

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In Laubwaldgebieten stellt der herbstliche Laubfalleinen wesentlichen Nährstoffinput dar, der den Wei-hern in Nadelwaldbereichen fehlt; hier kommt esdagegen leicht zu Versauerung.

Eine besondere Affinität zu Waldweihern zeigenunter den Amphibien v.a. Erdkröte und Bergmolch;auch der Springfrosch laicht vielfach in Kleingewäs-sern, die in oder am Rande lichter, relativ warmerund nicht zu trockener Laub- und Mischwälder lie-gen (bevorzugte Sommerquartiere der Art). Zwei"Sonderfälle" von Waldtümpeln sind als besonders

bedrohte Kleingewässertypen hervorzuheben (vgl.HEYDEMANN et al. 1983):

Waldsumpf mit Frühjahrstümpel und Zwischen-moorchakter (s. Abb. 1/7, S. 66)

Seggenbulte haben besondere Bedeutung für dieazidophilen Käferzönosen (s. S.45). Sie sind emp-findlich gegenüber Mahd. Sphagnum reagiert emp-findlich gegenüber Viehtritt (Auszäunung).

Totholz kann als "Struktur-Lebensraum" (sog. Cho-riotope) das Habitatangebot des Biotops ergänzen.

JACOB (1969) STARK (1976) Biotoptypen

1. Fließwassergesellschaften 1. Fließwassergesellschaften 1. Fließgewässer1.1 Cordulegaster-

Ophiogomphus-Zönose1.1 Cordulegaster-Calopteryx

virgo-ZönoseKühle Berg-/Waldbäche(Salmonidenregion)

1.2 Gomphus-Calopteryxsplendens- Zönose

1.2 Calopteryx splendensGomphus - Zönose

Wärmere Wiesenbäche/Flüsse (Cyprinidenregion)

1.3 Coenagrion ornatum-C.mercuriale-Zönose

1.3 Coenagrion ornatum-Orthetrum brunneum-Zönose

Sehr warme Wiesengräben

2. Tümpelgesellschaften 2. Stillwassergesellschaftena. Moorgesellschaften 2. Moorgewässer u.ä.2a.1 Leucorrhinia pectoralis-L.

albifrons-L. caudalis-Zönose

Unklar gefaßte Gesellschaftoligo-/mesotropherWaldmoore/Moorweiher

2a.2 Coenagrion hastulatum-Leucorrhinia dubia-Aeshna juncea-Zönose

2.4 Coenagrion hastulatum-Aeshna juncea-Leucorrhiniadubia-Zönose(Moorgesellschaft)

Hochmoore, oligo-/ eutropheFlachmoore, Heideweiher,alpine Gewässerverschiedener Art u. a.

b. eigentlicheTümpelgesellschaften

3. Eutrophe Weiher u.ä.

2b.1 Erythromma-Anaximperator-Zönose

2.3 Erythromma-Anaximperator-Zönose(Teichgesellschaft)

Schwimmblattzone vonWeihern u.ä.

2b.2 Lestes-Sympetrum-Aeshnamixta-Zönose

2.2 Lestes-Sympetrum-Zönose(Verlandungszonengesell-schaft)

Röhricht-/Riedzone vonWeihern/Sümpfen u.ä.

2b.3 Orthetrum-Libelluladepressa-Zönose

2.1. Libellula depressa-Orthetrum-Zönose(Ufergesellschaft)

Offene Flachwasserbereichevon Weihern u.ä.

3. Seengesellschaften3.1 Cercion lindeni-

Platycnemis-Zönose(Variante von 1.2)

3.2 Anax parthenope-Epitheca-Zönose

(lokale Variante von 2b)

4. Brackwassergesellschaft (nicht benannt, nichtgerechtfertigt)

Tabelle 1/1

Übersicht der Odonaten-Zönosen nach JACOB (1969) und STARK (1976) mit Kennzeichnung der zugehörendenBiotoptypen (aus SCHMIDT 1982b: 86).

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Kap.1: Grundinformationen

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Bei Neuanlagen kann es auch künstlich eingebrachtwerden. Es dient holzbewohnenden Arten als Le-bensraum und z.B. Vögeln als Habitatrequisite (An-sitzwarte).

Erlenbruchwald-Waldtümpel (s. Abb. 1/ 8, S.67)Waldtümpel in Erlenbruchwäldern weisen oft sau-beres, saures Wasser mit einer spezifisch an dieseVerhältnisse angepaßten Fauna auf. Auf Kalkungs-maßnahmen in der Umgebung reagiert die Biozöno-se sehr empfindlich. Gehölzfreie Uferabschnitte, zu-mindest am Südufer, sind günstig. Störungen und Trittschäden durch Erholungssu-chende kann durch günstige Wegeführung entge-gengewirkt werden (keine Wegeerschließung inempfindlichen Bereichen).

1.5.2.5 Acker-Kleingewässer

Eine umfangreiche Monographie über Acker-Klein-gewässer stammt von JÄKEL (1983). Er konnte beider Analyse der Laufkäfern-, Wasserkäfer und Li-bellenfauna von Kleingewässern in Äckern einegroße Variabilität der Artenausstattung feststellen.Selbst bei Identität der chemisch/physikalischenFaktoren organisieren sich Populationen anders. HEYDEMANN et al. (1983: 103) geben folgende"typische" Arten an: bei den Copepoden: Eudiap-tomus coerulescens, Eucyclops serrulatus u. spera-tus sowie Cyclops insignis, bei den Trichopteren(S.159): Limnephilus politus, flavicornis, marmora-tus, rhombicus vittatus u. centralis.Als weitere wichtige Gruppen werden genannt(HEYDEMANN et al.: S.293): Egel (v.a. die Gat-tungen Herpobdella und Haemopis), Wasserflöhe(v.a. der euryöke Chydorus sphaericus), Ruder-schwanzkrebse, Wassermilben, Eintagsflügler (v.a.Cloeon dipterum), Schwarmmücken (Chironomi-dae, v.a. Ablabesmyia falcigera, Chironomus cingu-latus, Trissocladius brevipalpis, Glyptotendipesbarbipes und Coryneura scutellaria), Wasserwan-zen (GERRIDAE, CORIXIDAE, NOTONECTIDAE) undSchnecken (z.B. Lymnaea stagnalis, Galba palu-stris, Armiger crista). HEYDEMANN et al. nehmen an, daß sich aufKleingewässern der Kulturlandschaft keine Wasser-käferart spezialisiert hat, jedoch erreichen HALIPLI-

DAE dort die größte Individuendichte.

1.5.3 Ökologische Gilden

Wasserkäfer- oder Libellen-Zönosen sind wie Pflan-zengesellschaften Abstraktionen der Wirklichkeit.Nur selten sind sie in der Natur eindeutig realisiert.Sie wurden früher oft als den Arten übergeordneteGanzheiten mit eigener biozönotischer Ordnung be-trachtet, während sie heute mehr auf die Ökologieder beteiligten Arten (mit gegenüber beherrschen-den Umweltfaktoren vergleichbarem Anspruchs-profil) zurückgeführt werden (vgl. SCHMIDT1982b). Die Verfeinerung des ursprünglich synöko-logischen Ansatzes geht in ein autökologischesKonzept über. Die Gruppierung von Arten zu öko-logischen Gilden mit ähnlichen Ansprüchen gegen-über im Lebensraumtyp Gewässer wesentlichen,

durch Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen beein-flußbaren Umweltfaktoren erleichtert die Übersichtüber artenreiche Tiergruppen - unter Vernachlässi-gung sonstiger autökologischer Anspruchsdifferen-zen der einzelnen Gildenmitglieder (jede Art hat ihreartspezifische "ökologische Nische"). SCHMIDT(1982b) diskutiert die Vor- und Nachteile der Ab-grenzung von Libellen-Zönosen und kommt zu demSchluß, daß angesichts der überschaubaren Arten-zahl mitteleuropäischer Odonaten und der feinenökologischen Differenzierung ein autökologischerAnsatz vielversprechender erscheint. Für die Libel-len seien daher nur zwei Beispiele aus mehreren, inder einschlägigen Literatur vorgeschlagenen Grup-pierungsansätzen gegenübergestellt. Bei der inKleingewässern artenreich vertretenen Gruppe derWasserkäfer, deren Artansprüche meist (ohnehinnoch) nicht im Detail bekannt sind, bietet sich eineZusammenfassung zu ökologischen Gilden dagegengeradezu an.

Beispiel: Libellen-ZönosenEine Übersicht über die Odonaten-Zönosen gibtTab.1/1, S.43 .

Beispiel: Wasserkäfer-Gilden Eine "Entomosoziologie aquatischer Coleoptera"(Wasserkäfer-Gesellschaften analog zum pflanzen-soziologischen System) hat HEBAUER (o.J.) auf-gestellt (vgl. auch HEBAUER 1974). Die Habitatan-gaben stammen aus KOCH (1989).An Kleingewässern kommen folgende "Käfer-Ge-sellschaften" vor:

a) "Iliophile (= schlammliebende) Detritusgesell-schaft"

Ökotypus: (= typischer Vertreter) Laccophilus minutus (eurytop, vegetationsreichestehende Gewässer)Weitere Vertreter:Anacaena limbata u. A. lutescens, Hydrobius fusci-pes, Hygrotus inaequalis, Hydroporus palustris,Agabus bipustulatus, Coelambus impressopuncta-tusAttribute:iliophil, pelophil (= Faulschlamm-liebend), detrito-phil (= Detritus-liebend), ubiquistisch, stagnicol (=nur in stehenden Gewässern)Entwicklungs/Pflegerelevanz:Die dieser Artengruppe zusagenden Bedingungensind an sehr vielen Kleingewässern realisiert. Esbesteht daher kein Handlungsbedarf zur Verbesse-rung der Lebensbedingungen für diese Gruppe.Durch die Eutrophierung von Kleingewässern istdiese vielmehr anthropogen begünstigt.

b)"Argilophile (= lehmliebende) Mineralschlamm-gesellschaft"

Ökotypus:Hygrobia tarda (bes. in Gewässern mit Feinschlammauf Sand oder Lehm und geringem bis fehlendemPflanzenbewuchs: flache, unbeschattete lehmig-schlammige Tümpel in Ziegeleien, Kiesgruben,Mergel- und Tongruben)

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Kap.1: Grundinformationen

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Weitere Vertreter:Rhantus pulverosus, Hydroporus planusAttribute :argilophil, pelophil, calcophil (alkalische Reaktion),vegetationsfreiEntwicklungs/Pflegerelevanz:Diese Gruppe wird in Kap. 1.7.2.2 (S.81) als ur-sprüngliche Profiteure des menschlichen Kultur-schaffens noch angesprochen. Durch natürlicheSukzession (Zuwachsen, Verlanden nach Nutzungs-aufgabe) und baldige Rekultivierung gehen die Le-bensräume dieser Gruppe vielfach schneller verlo-ren als sie neu entstehen, während die Raum-Zeit-Kontinuität derartiger Rohbodentümpel in Auen mitunbeeinflußter Fließgewässerdynamik - den primä-ren Lebensräumen vieler Arten dieser Gruppe - er-halten blieb. Bestehende Mergelgruben sollten des-halb aus Naturschutzgründen immer wieder (ca. alle5 Jahre) ausgeräumt werden, um die Sukzessionzurückzudrehen. Wichtig für die Pionierarten ist dervegetationsfreie Boden. Bei konsequenter Anwen-dung dieser Pflege-Regel würden sich gezielte Neu-anlagen weitgehend erübrigen.

c) "Amphibische Ufergesellschaft"

Ökotypus:Helophorus aquaticus (flache, vegetationsreichestehende Gewässer)Weitere Vertreter:Helophorus brevipalpis u. H. nubilus, Dryops au-riculatus, luridus u. similarisAttribute:detritophil, amphibischEntwicklungs/Pflegerelevanz:keine Maßnahmen notwendig, da kein Mangelbio-top.Neben der vegetationsliebenden Gesellschaft gibt esnoch eine vegetationsarme Variante: die Schlamm-flurgesellschaft. Sie wird in Kap. 1.7.2.7, "Triftklau-sen im Gebirge", (S.82) noch erläutert. Ein Manage-ment von Schlammfluren ist mittels Simulation vonWasserstandsschwankungen (Mönch!) möglich.Bei der Neuanlage ist darauf zu achten, daß die Uferganz flach angelegt werden. Die Schlammflurgesell-schaft braucht eine vollsonnige Lage.

d) "Azidophile (säureliebende) Flachmoorgesell-schaft"

Ökotypus:Hydroporus striola (stenotop, azidophil bis tyrpho-phil, Moorgewässer)Weitere Vertreter:Hydroporus elongatulus, H. notatus, H. rufifrons u.H. angustatus, Hygrotus decoratus, Agabus un-guicularis u. A. uliginosus, Porhydrus lineatus, Hy-drochus elongatus, H. ignicollis u. H. carinatus,Helophorus strigifrons, H. flavipes u. H. granularis,Graptodytes granularisAttribute:azidophilEntwicklungs/Pflegerelevanz:Flachmoor-Gewässer (Torfstiche) sind Mangelbio-tope (Nutzungsaufgabe, Verlanden). Eine regel-mäßige Räumung würde erhebliche Verluste im

Biotop (und auf dem Weg dorthin) mit sich bringenund kann wertvolle fortgeschrittene Sukzessionssta-dien (Flora) zerstören. Die wiederholte Anlage vonErsatzgewässern in unmittelbarer (!) Nähe (sehr vie-le Moorarten sind nicht flugfähig) nach dem Rotati-onsprinzip könnte die Existenzvoraussetzungen fürdiese Gruppe sichern. Kalk-, Dünger- und Biozid-eintrag verdrängt die azidophilen Flachmoorarten!

e) "Azidophile Waldtümpelgesellschaft"

Ökotypus:Agabus neglectus (stenotop, azidophil, silvicol=Waldbewohner), kleine laubreiche Waldgewässer,auch im Sphagnum)Weitere Vertreter:Acilius canaliculatus, Agabus melanarius u. subti-lis, Hydroporus gyllenhaliAttribute:azidophil; häufig findet sich in Waldtümpeln aucheine Reihe von MoorartenEntwicklungs/Pflegerelevanz :Kalkungen im Umfeld können zum Verschwindendieser Gruppe führen.

f)"Tyrphobionte (=moorgebundene) Hochmoor-gesellschaft"

Ökotypus:Agabus affinis (stenotop, tyrphobiont, sphagnicol(in Sphagnum), Moorgewässer)Weitere Vertreter:Hydroporus obscurus, Rhantus suturellus, Ilybiuscrassus, Crenitis punctatostriataAttribute:tyrphobiont, azidobiont ( <pH 3,5), sphagnobiontEntwicklungs/Pflegerelevanz: Hochmoor-Torfstiche und -Kolke sind seltene Ex-tremstandorte. Die bei der Artengruppe der Flach-moore gemachten Aussagen gelten auch für dietyrphobionte Faunenfraktion. Sie ist noch empfind-licher gegenüber Habitatveränderungen als diese.

g) "Thermophile Telmen- und phytophile Step-pen-Gesellschaft"

Ökotypen:Guignotus pusillus (flache, warme Gewässer, Kies-bänke); bzw. Helophorus grandis (flache, stehendeGewässer, Karrenspuren)Weitere Vertreter:Helophorus minutus u. griseus bzw. Rhantus con-sputus, latitans u. exoletus, Graphoderus cinereusAttribute:thermophil bzw. steppicol (Steppen-bewohnend)und phytophil (pflanzenreich)Entwicklungs/Pflegerelevanz:Für beide Käfervergesellschaftungen sind offen ge-legene, flache, warme Mulden wichtig. TypischeArten der Seigen und Flutmulden! Mit dem Rück-gang des Kleingewässertyps "Seigen" hat diese Ar-tengruppe erhebliche Verluste erlitten. Die Standort-bedingungen können aber z.B. durch flachen Ober-bodenabschub mit Bagger auf Wiesen innerhalb derDeiche leicht wiederhergestellt werden.

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Kap.1: Grundinformationen

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h) "Boreomontane Gletscherrand- und kryo-phile Pionier-Gesellschaft"

Ökotypen:Coelambus marklini (stenotop, Tümpel, alpin) bzw.Hydroporus brevis (stenotop, alpin)Weitere Vertreter:Hydroporus tartaricus und Oreodytes davisi bzw.Hydroporus nivalis, longulus u. foveolatus, Helo-phorus schmidti, nivalis u. glacialisAttribute:beide alpin, glazial, kaltstenotherm; boreomontan(Nadelwaldstufe) bzw. kryophil (Tundra)Entwicklungs/Pflegerelevanz:Beide Gesellschaften sind zwar in Bayern selten,jedoch nicht bedroht. Während der Tritt in Verbin-dung mit dem Suhlen bei den Wildsuhlen eher bio-toperhaltend wirkt, kann übermäßige Trittbelastungbei den Almtümpeln durchaus ungünstige Begleit-erscheinungen zeigen (Förderung der Verlandung).Auszäunung kann bei zu hohem WeideviehbesatzAbhilfe schaffen ( >2 GV/ha) !Die übrigen ökologischen Käfer-Gruppen könntenanderen LPK-Bänden zugeordnet werden ("Grä-ben", "Bäche und Bachufer", "Teiche", "Kies-,Sand- und Tongruben").

1.5.4 Kennzeichnende und wertbestimmende Arten

Im folgenden werden für Kleingewässer-typischeTierarten ausgewählter Artengruppen pflegerele-vante Informationen zur Autökologie zusammenge-tragen. Weiterhin werden Hinweise zu Förderungs-möglichkeiten seltener und gefährdeter Arten gege-ben.

1.5.4.1 Krebse

Autökologie und Habitatansprüche der Krebse wur-den in Kap. 1.5.2.3 "Tümpel/Seige" (S.42) hinrei-chend dargestellt. An dieser Stelle wird daher eineAuflistung der in Kleingewässern vorkommendenArten für ausreichend erachtet (BURMEISTER1990 b):

In Bayern bereits ausgestorben oder verschollen(BURMEISTER 1992):Branchipus schaefferi Tanymastix stagnalis (Eichener Kiemenfuß)Siphonophanes grubei (Gem. Kiemenfuß)Streptocephalus torvicornisRL Bayern 1:Lepidurus apus (Frühjahrs-Kiemenfuß)Triops cancriformis (Sommer-Kiemenfuß)Weitere:Cyzicus tetracerusLeptestheria dahalacensisLimnadia lenticularisLynceus brachyurus (Dickbauchkrebs)

Die Pflegebedürfnisse entsprechen denen der ther-mophilen Telmen- und phytophilen Steppen-Gesell-schaft der Wasserkäfer (s. Kap. 1.5.3, S. 44).

Die bisherige Vernichtung und Gefährdung des Le-bensraums geht von Trockenlegungsmaßnahmenund Zuschüttungen aus. Permanente Wasserführungund Einbringung nicht standortgemäßer Floren- undFaunenelemente kommen hinzu. Pflegemaßnahmenallein sind zur Erhaltung derartiger ephemerer Ge-wässer bei intensiver landwirtschaftlicher Nutzungder Umgebung (Eintrag von in der Landwirtschaftzur Produktionssteigerung verwendeten Chemika-lien) oft nicht ausreichend. Temporäre Gewässerfinden sich meist in den Senken der offenen, meistlandwirtschaftlich genutzten Flächen (Frühjahrsfor-men) oder in beschatteten Gewässern der Flußauen(Sommerformen). Letztere Habitate (Auwaldtüm-pel) sind durch Verbauungsmaßnahmen der Flüsseweitgehend verschwunden und haben ihren ur-sprünglichen Charakter (periodische Ausräumung)weitgehend verloren (BURMEISTER 1990 b).

In einer temporär wasserführenden Senke derDonauhochterrasse nördlich von Irgertsheim wurdeein Vorkommen des in Bayern seltenen Schuppen-schwanzes Lepidurus apus (RL Bayern 1) gefunden.Aus Bayern ist aus neuerer Zeit nur ein weitererFundort bekannt (BURMEISTER 1988). Der Le-bensraum dieser Art, eine temporär überstaute Wie-se in einer rings überwiegend von Äckern umgebe-nen Mulde ist - auch aufgrund ebenfalls nachgewie-sener weiterer seltener Arten aus anderen Tiergrup-pen (z.B. Mollusken) - unbedingt in seiner heutigenForm bzw. Nutzung zu erhalten.

1.5.4.2 Mücken

Die Larven und Puppen leben im Wasser und sindan stehende Gewässer (lenitische Zonen) gebunden.Viele Arten brauchen temporäre Gewässer. Als Bei-spiel sei der Lebenszyklus von Mochlonyx culifor-mis dargestellt: Diese Art ist univoltin (nur 1 Gene-ration pro Jahr) in Einklang mit der Periodizität ihrerBrutgewässer, den temporären Frühjahrstümpeln,die sich erst mit Ende des Winters füllen oder ent-sprechend erwärmen, aber schon im Mai wiederauszutrocknen beginnen und bis zum nächsten Früh-ling trocken bleiben. Die im Mai/Juni auf den Grundder eben trockengefallenen Tümpel abgelegten Eierbleiben dort bis zum nächsten Vorfrühling liegen,dann vollzieht sich die Larven- und Puppenentwick-lung (3-4 Wochen), nach der die Imagines wiederzur Eiablage schreiten.

1.5.4.3 Spinnen

BAEHR-HOFFMANN (1981) hat über die Spin-nenfauna an Rändern stehender Kleingewässer imSchönbuch gearbeitet. Sie kommt zu folgenden Er-gebnissen:

An allen im Buchenwald gelegenen Tümpeln mitdichter Vegetation im Uferbereich läßt sich eineeigenständige Fauna am Ufer feststellen, die derbenachbarten Waldfauna relativ unähnlich ist. AnBuchenwaldtümpeln mit vegetationslosem Uferfehlt aber eine eigenständige Uferfauna. Die Faunader Ufer der im Fichtenwald gelegenen Tümpel istder benachbarten Waldfauna relativ ähnlich, doch

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Kap.1: Grundinformationen

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betrifft dies nur die Dominanzstruktur, während derArtenbestand relativ unterschiedlich ist.Die Entstehung einer eigenständigen Uferfauna istanscheinend unabhängig vom umgebenden Wald-typ. Eine eigenständige Uferfauna scheint nur ent-stehen zu können, wenn die Ufer vegetationsreichsind und die Uferzone eine genügende Ausdehnungbesitzt, so daß sie nicht mehr von durchschnittlichvagilen Waldformen besiedelt werden kann.

� Wasserspinne (Argyroneta aquatica)RL BRD: 3 ; RL Bayern: 2

Verbreitung in Bayern:

Argyroneta aquatica ist in ganz Süddeutschland nurnoch inselartig verbreitet.

Autökologie:

Die Wasserspinne (Fam. AGELENIDAE-Trichter-spinnen) lebt als einzige Spinne auf Dauer im Was-ser. Besiedelt werden pflanzenreiche Teiche undTümpel, vor allem in Moorgebieten (BELLMANN1984: 90); BAEHR & BAEHR (1987: 98) nennenverkrautete Tümpel und weitgehend zugewachseneTorfstiche als Schwerpunktlebensräume. NachBAEHR & BAEHR war die Wasserspinne früher invielerlei Kleingewässern vertreten (neben Tümpelnauch in Abzugsgräben und in der Uferzone vonSeen) und bildete vor allem in Sphagnum-reichenTorfstichen kopfstarke Populationen mit hohen In-dividuendichten, während sie heute nur noch in ei-nigen Moorgebieten gesicherte Bestände aufweist.Die Spinne baut unter Wasser einen Gespinsttep-pich, unter dem eine Luftglocke angelegt wird. ZurVerankerung des Netzes benötigt die WasserspinneWasserpflanzen, nach BELLMANN (1984: 90) vorallem feine Wassermoose. Die Nahrung besteht ausInsektenlarven, Wasserasseln und sogar Kaulquap-pen und Jungfischen.

Hinweise für Kleingewässerneuanlage und -pflege:

Am wichtigsten ist die periodische Neuschaffungvon Kleingewässern im Niedermoorbereich. DieWasserspinne besiedelt dabei "reife" (d.h. späte)Kleingewässer-Entwicklungsstadien. Durch Klein-gewässerneuschaffung im Rotationsverfahren kannder dynamische Prozeß kleinbäuerlichen Hand-torfstichs simuliert werden, der früher dafür sorgte,daß ständig ein Angebot an Gewässern der unter-schiedlichsten Sukzessionstadien verfügbar war. InKleingewässern mit bekanntem Vorkommen vonArgyroneta aquatica kann durch regelmäßige, abernur geringfügige Entlandungen versucht werden,das für die Art günstige Kleingewässer-Entwick-lungsstadium langfristig zu stabilisieren.

� Gerandete Jagdspinne (Dolomedes fimbriatus)RL BRD: 3 ; RL Bayern: 3

Verbreitung in Bayern:Nach BELLMANN (1984: 92) kam die GerandeteJagdspinne früher fast überall in Feuchtgebieten vor,zeigt aber durch deren Schrumpfung und durch Ver-buschung als Brachefolge gebietsweise starkenRückgang.

Autökologie:

Diese große einheimische Spinnenart bewohntMoore und Bruchwälder und lebt dort vor allemunmittelbar an den Ufern teilweise besonnter Klein-gewässer. In Mooren scheint sie v.a. schlenkenartigeoder höchstens wenige Quadratmeter große Gewäs-ser oder kleine Uferausbuchtungen größerer Moor-gewässer zu bevorzugen, in denen oftmals flutendeSphagnum-Teppiche vorhanden sind (BRÄU, eige-ne Beobachtungen).Sie läuft oft über den Wasserspiegel und kann auchtauchen. Ihr Beutespektrum umfaßt daher nicht nurterrestrisch lebende Kleintiere, sondern auch Was-sertiere wie Kaulquappen und Jungfische oder sogarausgewachsene Stichlinge, kleine Frösche und an-dere Amphibien.

Hinweise für Kleingewässerneuanlage und -pflege:

Die bei der Wasserspinne genannten Management-verfahren kommen auch der Gerandeten Jagdspinnezugute.

1.5.4.4 Libellen

Entsprechend der Heterogenität des Lebensraum-typs Kleingewässer kann sich ein Großteil der 73 inBayern bodenständigen Libellenarten in Kleinge-wässern reproduzieren. Sie sind für die Erhaltungder heimischen Libellenfauna von überragender Be-deutung. Dabei lassen sich deutlich bestimmteKleingewässertypen und Strukturen herauskristalli-sieren, die stark zurückgegangen und zu "Mangel-habitaten" geworden sind. Die daran adaptierte Li-bellenfauna weist demzufolge einen besonders ho-hen Anteil gefährdeter Arten auf. Im folgenden sol-len diese Mangeltypen und -strukturen als Eintei-lungsschema zugrundegelegt und die typischen Ar-ten und ihre Ansprüche aufgeführt werden. Nur Ar-ten der Gefährdungskategorien 1 bis 3 (KUHN1992) werden ausführlich dargestellt. Soweit nicht anders zitiert oder vermerkt, wurdendie nachfolgenden Angaben zu Biologie und Ökolo-gie (bevorzugte Biotoptypen, Anmerkungen zur Le-bensweise, Substratpflanzen, Entwicklungsdauer,Gefährdungsfaktoren) der Libellenarten überwie-gend aus BELLMANN (1987) und ROBERT(1959) entnommen, sowie der zusammenfassendenArbeit von SCHORR (1990) mit Ergänzungen ausCLAUSNITZER (1980), JURZITZA (1988), KI-KILLUS & WEITZEL (1981), PRETSCHER(1976); die Angaben zur Verbreitung in Bayernentstammen REICH & KUHN (1988), Angabenzum Status richten sich nach der neuen Roten ListeBayern (1992).

a) Vegetationsarme Flachgewässer

� Südlicher Blaupfeil (Orthetrum brunneum)RL BRD: 2 ; RL Bayern: 3

Verbreitung in Bayern:

Holomediterran verbreitete Libellenart, die in Bay-ern etwa bis zur Mainlinie regelmäßig, aber nurvereinzelt und oft inselartig verbreitet ist und auf-

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Kap.1: Grundinformationen

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grund der Kurzlebigkeit der besiedelten Biotope alsgefährdet anzusehen ist (vgl. KUHN et al. 1988).

Autökologie:

Die Art besiedelt Gewässer in extensiv genutztenAbbaustellen (im Lkr. AIC z.B. zwei Tongruben)und Wiesengräben (z.B. im Coburger Land sieheBEYER 1988). Schwerpunktlebensräume sind of-fenbar besonders frühe Sukzessionsstadien vonFlachgewässern mit leichter Strömung. Orthetrumbrunneum besiedelt einerseits flache, nahezu vege-tationsfreie Kleingewässer: Tümpel auf schluffigemSand, feuchte, weitgehend gehölzfreie Senken mitephemeren Tümpeln oder perennierenden Flachge-wässern und schluff- bis tonreichem Boden (Ab-dichtung): Derartige Gewässer treten gehäuft inKies-, Sand- und Tongruben auf, die daher zu denam häufigsten besiedelten Lebensräumen zählen(vgl. LPK-Band II.18). Hier fliegt der SüdlicheBlaupfeil vor allem an Sickerquellen oder winzigenQuellrinnsalen, die von diesen abfließen, aber auchgerne an Wasseransammlungen in verdichtetenFahrspuren und anderen Flachgewässern.

Andererseits werden auch strukturell ähnliche Ge-wässer in völlig anderen Biotoptypen besiedelt, z.B.in Mooren torfige Schlammflächen trittgestörterSphagnum-Rasen, zugeschlämmte Torfstiche mitflachen Rinnsalen. Im oberfränkischen CoburgerLand besiedelt Orthetrum brunneum zusammen mitSympetrum pedemontanum Entwässerungsgräbenvon Wirtschaftswiesen des Itzgrundes; dabei zeigtder Südliche Blaupfeil eine deutliche Vorliebe fürfrisch geräumte Abschnitte flacher Gräben mit nochgeringen Deckungsgraden der Vegetation, währenddie Gebänderte Heidelibelle ausschließlich vegeta-tionsreichere, aber nicht völlig zugewachsene Ge-wässer besiedelt (BEYER 1988).

Entscheidend sind sommerwarme, sonnenexponier-te Flachgewässer mit Vegetations-Deckungsgradenvon etwa 10 bis maximal 30 %. Hier ist die Art oftvergesellschaftet mit Libellula depressa und Ischnu-ra pumilio. Die Larve findet sich meist vollkommenim Sand eingegraben (BELLMANN 1987: 224).Die Imagines zeigen eine ganz besondere Vorliebefür Tonboden, Kieselsteine und Erde, wo sie sichgerne absetzen (Kleinstandorte im Hitzestau zum"Wärmetanken"). Die Entwicklungsdauer beträgtvermutlich 2-3 Jahre.

Hinweise für Kleingewässerneuanlage und -pflege:

Notwendig für die Erhaltung der Art ist die Bereit-stellung von Flachgewässern im Pionierzustand inden Verbreitungsgebieten des Südlichen Blaupfeils.Günstig für die Art ist die Erarbeitung entsprechen-der Managementkonzepte für Abbaustellen mitOrthetrum brunneum-Vorkommen nach Beendi-gung des Abbaus. Denkbar wäre die periodischeKleingewässer-Neuschaffung durch beschränkteZulassung von Geländefahrzeug-Übungen oder ent-sprechende gezielte Ensätze, da Rekultivierung odernatürliche Sukzession ohne Schaffung von Ersatz-gewässern zum Erlöschen der Art führen. In Moorenkann ein Kleingewässer-Rotationsmanagement be-siedelbare Kleingewässer schaffen.

� Kleine Pechlibelle (Ischnura pumilio)

RL BRD: 3 ; RL Bayern: 3

Verbreitung in Bayern:

In Bayern sehr regional verbreitet, vor allem inGebieten mit intensiver Abbautätigkeit (Kies, Sand,Ton, Steinbrüche), insbesondere in den Flußauen.

Autökologie:

Die typische Pionierart besiedelt vorzugsweise neuentstandene, vegetationsarme Lehmtümpel, wasser-gefüllte Wagenspuren und Überschwemmungspfüt-zen sowie temporäre Kleingewässer. Sie erscheintinnerhalb kürzester Zeit, wenn irgendwo derartigeGewässer neu entstanden sind, verschwindet abersehr schnell wieder, sobald diese stärker verwachsensind, oft schon nach nur 1 bis 3 Fortpflanzungsperi-oden. Ischnura pumilio ist heute zu einer typischen"Kiesgrubenlibelle" geworden (vgl. LPK-BandII.18); sehr häufig ist sie in den gleichen Biotopenzu finden, die auch die Kreuzkröte, eine weiterePionierart, besiedelt. Wichtig ist, neben einem gerin-gen Vegetations-Deckungsgrad (etwa 10-40 %), daßein großer Anteil freier, voll sonnenexponierterWasserfläche vorhanden ist. Daneben kommen auchandere Gewässertypen in Frage, im Raum Coburg inRichtung Nord/Süd verlaufende Wiesengräben mithohem Strahlungsgenuß und gleichzeitigem Wind-schutz oder Flachwasserbereiche an frischen Torf-stichen. Der Entwicklungszyklus wird innerhalb ei-nes Jahres abgeschlossen.

Hinweise für Kleingewässerneuanlage und -pflege:

Als typische Pionierart durch Rekultivierung oderfortschreitende Sukzession gefährdet. Die einstmalsfür große Flußauen typische Art ist, da sich ihreangestammten Lebensräume - Überschwemmungs-pfützen und Tümpel - hier durch die in Folge derVerbauung fehlende Fließgewässerdynamik kaummehr finden, wie Orthetrum brunneum auf Ersatzle-bensräume angewiesen. Durch (Müll-)Verfüllungund Fischbesatz sowie natürliche Sukzession nachBeendigung des Abbaus gehören geeignete Pionier-gewässer jedoch auch in Abbauarealen vielfach zuden "Mangelhabitaten". Das Rotationsmodell vonWILDERMUTH & SCHIESS (1983) dürfte für dieBestandesstützung der Kleinen Pechlibelle beson-ders geeignet sein: Durch Eingriffe in Komplexe ausmehreren Kleingewässern lassen sich verschiedeneSukzessionsstadien nebeneinander entwickeln, wo-bei ein oder mehrere Tümpel immer wieder optimaleBedingungen für die Besiedlung durch die KleinePechlibelle bieten dürften. Als weniger arbeits- undkostenintensive Alternative wäre in Grubengelän-den auch extensiv betriebene Moto-Cross-Sportnut-zung denkbar (Abgleich mit anderen Schutzbelan-gen erforderlich).

Die mit Orthetrum brunneum und Ischnura pumiliooftmals gemeinsam auftretende, ungefährdete Libel-lula depressa (Plattbauch) vermag ein breiteres Bio-topspektrum zu besiedeln und toleriert auch längeresAustrocknen oder völliges Durchfrieren der Larval-habitate.

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b) Pflanzenreiche Flachgewässer, Überschwem-mungstümpel (insbesondere in Niedermoo-ren und Auen)

� Südliche Binsenjungfer (Lestes barbarus)RL BRD: 2 ; RL Bayern: 2

Verbreitung in Bayern:

Art mit mediterranem Verbreitungsschwerpunkt,die in einigen Teilen Bayerns mehr oder wenigerregelmäßig, aber meist nur punktuell auftritt. IhreHäufigkeit schwankt auffallend von Jahr zu Jahr; ingünstigen Sommern vermehrt sie sich stark, kanndann aber nach kalten Wintern gebietsweise wiedervöllig verschwinden. Auffällig ist eine Häufung derFunde dieser Art entlang der großen Flußtäler.

Autökologie:

Bevorzugt werden im Gegensatz zu den bisher be-handelten Arten pflanzenreiche Überschwemmungs-gebiete, Flutmulden, sumpfige, stark verwachseneKleingewässer und z.B. in der Nutzung aufgelasse-ne, im Sommer austrocknende Teiche mit Carex-und Juncus-Beständen (vgl. LPK-Band II.7 "Tei-che", Kap. 1.5.4.2). Sandgrubengewässer kommenebenfalls in Frage (Lkr. AIC nach KUHN 1988). Insolche senkrecht stehende Pflanzen erfolgt dieEiablage, oft an Stellen, an denen die Pflanzen erstim Herbst und Winter im Wasser stehen.

Notwendig sind extrem flache Weiher und Tümpel(-Bereiche), in denen die Larven hohe Wassertem-peraturen zur Entwicklung vorfinden (es können andie Gewässer dabei sowohl Wiesen als auch Gehöl-ze angrenzen, solange ausreichende Insolation ge-währleistet ist). Vieles spricht dafür, daß auch zeit-weilige Austrocknung des Reproduktionsgewässersobligater Bestandteil des Habitatschemas ist. EineStudie in der Oberlausitz (DONATH 1981c inSCHORR 1990: 64) zeigte, daß alle Entwicklungs-gewässer starke Wasserstandsschwankungen auf-wiesen (jährliche Austrocknung, unregelmäßigeAustrocknung, Austrocknung flacher Gewässer-Randzonen, flacher Wasserstand vom Herbst biszum Frühsommer).

Autökologische Studien in Italien (UTZERI et al.1984 in SCHORR 1990: 65) zeigten eine hohe Ge-wässertreue (Rückkehrquote nach Versetzungen).Bei hoher Abundanz ist die Wahrscheinlichkeit, daßneue Gewässer besiedelt werden, erhöht, ebenso inJahren, in denen sonst üblicherweise bereits ausge-trocknete Gewässer noch Wasser führen.

Selbst im Radius von 1000 m um das Brutgewässerwurden geeignete Gewässer nur in wenigen Fällenbesiedelt. Die Untersuchung erbrachte weiterhin,daß astatische Gewässer für die erfolgreiche Besie-delung durch Lestes barbarus einen regelmäßigenWasserzyklus aufweisen müssen: es muß ausrei-chend Zeit für Entwicklung und Schlupf der Larvenbleiben (Wasserführung bis Juni/Juli) und nach derReifungs- und Vor-Fortpflanzungszeit muß das Ge-wässer wieder flach mit Wasser gefüllt sein (Spät-sommer). Durch verfrühtes Austrocknen in heißenFrühsommern kann u.U. der Larvenbestand vernich-tet werden.

Hinweise für Kleingewässerneuanlage und -pflege:Wegen der relativ hohen Brutgewässertreue und dergeringen Neubesiedlungsfreudigkeit steht der Erhaltbestehender Fortpflanzungsgewässer im Vorder-grund der Schutzbemühungen. Durch vorsichtige(flache!) Entlandungseingriffe kann einerseits diefortschreitende Verlandung aufgehalten (zu langeAustrocknung), andererseits eine zu starke Stabili-sierung der Wasserführung (durch gleichmäßigen,starken Aushub) vermieden werden. Eine Beschrän-kung auf flache Entlandung einzelner Uferabschnit-te ist sinnvoll. Gewässer-Neuanlagen mit Flachwas-serbereichen können nach entsprechender Entwick-lungszeit allerdings Ausweichmöglichkeiten bieten,wenn die Fortpflanzungsgewässer nach ungewöhn-lich trockenen Spätsommern und Herbstmonaten beider Rückkehr der Libellen ans Gewässer nach derReifungsphase noch kein Wasser führen (dort keineAuslösung des Eiablageverhaltens!).

� Gebänderte Heidelibelle (Sympetrum pede-montanum)

RL BRD: 2 ; RL Bayern: 2

Verbreitung in Bayern:Libelle mit westsibirischem Verbreitungsschwer-punkt, die ihr Areal derzeit offenbar nach Nordenund Westen hin ausdehnt, in Bayern aber nur sehrregional und hier besonders in Teilen Südbayernsund Oberfrankens (z.B. Coburger Land nachBEYER 1984 in SCHORR 1990: 372) verbreitet ist.

Autökologie:Die Gebänderte Heidelibelle zeigt in Süddeutsch-land eine deutliche Bevorzugung stehender Kleinge-wässer (z.B. in der ehemaligen DDR und Nieder-sachsen deutlich rheophil!), daneben werden jedochauch in manchen Gebieten Bayerns v.a. (im RaumCoburg nach BEYER 1988 sogar ausschließlich)träge fließende, saubere, aber stark verwachseneWiesengräben (Vegetations-Deckung ca. 50-90 %)besiedelt.Die "primären" Lebensräume der Gebänderten Hei-delibelle sind nach TAMM (1982, in SCHORR1990: 375) in Wildflußauen, Überschwemmungszo-nen und Hangfußsümpfen mittlerer Gebirgslagen zusuchen, also in Lebensräumen, die von einer gewis-sen Instabilität gekennzeichnet sind. Die natürlicheDynamik dieser Biotope bedingt, daß sich immerwieder zur Ansiedlung der Art günstige Sukzessi-onsstadien ausbilden können, die besiedelten Le-bensräume andererseits aber auch ohne menschlicheEinwirkung wieder verschwinden können. Sekun-där werden Gewässer mit vergleichbaren Bedingun-gen besiedelt, insbesondere flache, sommerwarme,zeit- und gebietsweise trockenfallende, spärlich bisdicht mit Seggen oder Binsen bewachsene Kleinge-wässer auf Mineralböden, vor allem die sommer-warmen Flachgewässer in Kiesgruben (seltenerauch in flachen, extensiv genutzten Teichen, die imSommer teilweise austrocknen; vgl. LPK-Band II.7"Teiche").

Die Mitte Juli - Anfang Oktober fliegende Libellen-art vollendet ihre Entwicklung innerhalb eines Jah-res.

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Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd. II.8 Stehende Kleingewässer � StMLU/ANL 1994

Kap.1: Grundinformationen

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Hinweise für Kleingewässerneuanlage und -pflege:

Der Gebänderten Heidelibelle kommt es zugute,wenn in Abgrabungsgebieten ein Kleingewässer-mosaik aus flachen Tümpeln und wassergefülltenWagenspuren unterschiedlicher Sukzessionsstufenerhalten bzw. geschaffen wird. Eine langfristige Be-siedlung durch diese Libellenart kann nur gewähr-leistet werden, wenn Flachgewässer mit einer Vege-tationsbedeckung um 50-70 % (Präferenzbereich)kontinuierlich zur Verfügung stehen. Günstig istdaher ein entsprechendes Rotationsmanagementoder - weniger aufwendig - eine Nutzung, die dienotwendige Lebensraumdynamik gewährleistet.Dem Verfasser sind (bzw. waren) stabile Populatio-nen bekannt, die sich auf militärischen Übungsplät-zen befinden (BRÄU, eigene Beobachtungen); dieregelmäßige Kleingewässer-Neuschaffung durchdie gelegentliche Erprobung militärischer Fahrzeu-ge sorgte z.B. auf dem Münchner Rangierbahnhofs-gelände für ein Nebeneinander unterschiedlichsterSukzessionsstufen, die u.a. Orthetrum brunneumund (jeweils nachfolgend) Sympetrum pedemonta-num als Larvalhabitate dienten. Ein ähnlicher Effektkönnte von einer mäßigen Nutzung z.B. von Kies-gruben als Motocross-Übungsgelände ausgehen.

Aufmerksamkeit sollte bei Neuschaffungsvorhabenvon Sympetrum pedemontanum-Habitaten auch derNutzung der Umgebung geschenkt werden, da fürdie Art offenbar während der Reifungsphase und alsÜbernachtungsplatz strukturreiche Brachen oder ex-tensiv genutztes Grünland im Umfeld der Larvalge-wässer von Bedeutung sind.

Neuschaffungsvorhaben sind bei der GebändertenHeidelibelle besonders aussichtsreich, da die Artintensive Wanderungen durchführt (hohe Biotopfin-dungsfähigkeit) und hohe Kolonisationsdispositionaufweist. Dieser Pioniercharakter kann als "strategi-sche Antwort" auf die Instabilität der Primärhabitateinterpretiert werden ("Chaos-Adaption").

� Sumpf-Heidelibelle (Sympetrum depressiuscu-lum)

RL BRD: 2 ; RL Bayern: 2

Verbreitung in Bayern:

Ostmediterranes Faunenelement. Aus Bayern sindnur wenige aktuelle Funde bekanntgeworden (ca.20). Schwerpunkte liegen im Alpenvorland (Egg-stätter/Seeoner Seenplatte nach CASPERS 1981;Osterseengebiet, vgl. KUHN & FISCHER 1986), inTeilen Mittelfrankens (GRIMMER 1988) und derOberpfalz.

Autökologie:

Für die Larvenentwicklung sind flache, sommer-warme Gewässer notwendig, die ausgedehnte Ver-landungsbereiche, z.B. mit Seggenbewuchs, aufwei-sen. Lebensräume sind daher v.a. flache, extensivgenutzte Teiche (vgl. LPK-Band II.7 "Teiche", hierweitere autökologische Informationen), aber auchKleingewässer in Mooren (Torfstiche). Bei Torfsti-chen wirken Verlandungsstrukturen mit Sphagnumund Schwingrasen vermutlich habitatselektionsaus-lösend. In der Literatur werden auch ähnlich struk-

turierte Altwässer, Meliorationsgräben, Tongruben-gewässer, Tümpel und flache Weiher in offenemGelände als Lebensräume beschrieben.

Hinweise für Kleingewässerneuanlage und -pflege:

Als Lebensräume für die Art kommen v.a. Teicheund Weiher in Frage, daneben können jedoch auchgrößere Kleingewässer zur Bestandesstützung bei-tragen. Die Sumpf-Heidelibelle benötigt allerdingsspäte Verlandungsstadien von Flachgewässern. Die-ses Stadium könnte durch regelmäßige, aber gering-fügige Entlandungen kleinerer Gewässer-Partienaufrechterhalten werden.

� Gefleckte Smaragdlibelle (Somatochlora fla-vomaculata)

RL BRD:- ; RL Bayern: 2

Verbreitung in Bayern:Im Alpenvorland und im Donauried verbreitet, invielen Gegenden Nordbayerns fehlend. Voralpen-raum und Schweizer Tiefland dürften die Verbrei-tungsschwerpunkte der Art in ganz Mitteleuropadarstellen.

Autökologie:

SCHMIDT (1977 in SCHORR 1990: 313) bezeich-net die Gefleckte Smaragdlibelle treffend als "kon-tinentale Art eu- bis mesotropher Sümpfe und Rie-de".Die typische Niedermoorart bevorzugt pflanzenrei-che Gewässer: teilweise verwachsene Entwässe-rungsgräben, nasse Streuwiesen mit eingestreutenTümpeln oder flächigen Vernässungen, seltenerauch reich gegliederte Verlandungszonen größererStillgewässer und Altwässer.Nach BUCHWALD et al. (1986 in SCHORR 1990:313) besiedelt die Art Niedermoore mit Seggenbe-wuchs, Röhrichte (meist mit wechselndem Wasser-stand) und tritt seltener auch an langsam fließendenBächen mit dichter Ufervegetation auf. Diese Habi-tatbeschreibung für Baden-Württemberg ist auch fürBayern gültig: Die Gefleckte Smaragdlibelle kommthier im Niedermoorbereich vorwiegend in nassenStreuwiesen mit eingestreuten, flachen Tümpelnvor, ist aber auch in Hochmoorbereichen mit ver-wachsenen, träge fließenden Entwässerungsgräbenanzutreffen (LIPSKY 1987). Vermutlich ist auch diesonnenexponierte und geschützte Lage (im Nahbe-reich von Waldrändern oder Sukzessionsgebü-schen) der Verlandungsgesellschaften mesotropherGewässer bedeutsam. Die Imagines beziehen mehrals viele andere Libellenarten gewässerferne Struk-turen in ihren Aktionsraum mit ein: als Jagdreviere,Partnerfindungsplätze und Sonnplätze werden re-gelmäßig feuchte Waldlichtungen, Waldränder oderFaulbaum-Weidengebüsch aufgesucht. Die Eiablage scheint bevorzugt in die Flachgewäs-ser von Verlandungszonen, in feuchten, schlenken-artigen Bereichen von Streuwiesen und Kleinseg-genriedern (z.B. in Mehlprimel-Kopfbinsenriedern)oder in Schlenken in der Carex paniculata-Zoneunter Carex-Bulte zu erfolgen. Nach SCHIEMENZ(1953 in SCHORR 1990: 315) können die Larveneine Austrocknungsperiode von vier Wochen, nach

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Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd. II.8 Stehende Kleingewässer � StMLU/ANL 1994

Kap.1: Grundinformationen

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MÜNCHBERG (1932a in SCHORR: 315) sogarvon sechs bis acht Wochen im Bodenschlamm über-leben. Die Larvenentwicklung dauert vermutlichdrei Jahre; die Art überwintert als Larve.

Hinweise für Kleingewässerneuanlage und -pflege:Die Anlage von Kleingewässerkomplexen auf bota-nisch und faunistisch verarmten Niedermoorflächen(z.B. dicht verschilften ehemaligen Streuwiesen)kann den Bestand von Somatochlora flavomaculatastützen. Bei einer Pflege nach dem Rotationsprinzipbesiedelt die Art fortgeschrittene Sukzessionsstadi-en. Hinsichtlich der Größe der Kleingewässer stelltdie Art offenbar nur geringe Ansprüche bzw. neigtzur Bevorzugung kleiner Gewässer. Bedeutsam istdas Umfeld der Larvalgewässer; die Gefleckte Sma-ragdlibelle scheint Kleingewässer in der Nähe vonFlächen mit lockerem Schilfbestand (wie auch Grä-ben mit Schilfsäumen) zu bevorzugen, in denen siejagt und Territorien gegen Artgenossen und andereLibellenarten verteidigt (BRÄU, eigene Beobach-tungen).

� Glänzende Binsenjunfer (Lestes dryas)RL BRD: 3 ; RL Bayern: 3

Verbreitung in Bayern: Fehlt südlich der Donau fast völlig. In Nordbayernregional verbreitet, aber nicht häufig. Nur wenigeindividuenstarke Populationen sind bekannt. Zu be-rücksichtigen ist, daß die Art nur selten langfristigstabile Kolonien aufbaut, sondern oft bereits nachzwei bis drei Jahren wieder verschwindet.Meist ist Lestes dryas mit Lestes sponsa vergesell-schaftet, die Glänzende Binsenjungfer ist aber we-sentlich seltener.

Autökologie:Typischer Lebensraum sind pflanzenreiche, stehen-de Flachgewässer mit stark schwankendem Wasser-stand, vor allem Überschwemmungsflächen, Gelän-desenken, Wassergräben oder Waldtümpel, die imFrühjahr einige Monate überflutet werden und abJuni/Juli trockenfallen, bevorzugt mit tonhaltigemBodengrund. Die Art wird vielfach als Indikator fürsommertrockene Sümpfe bezeichnet.Lestes dryas besiedelt auf ganzer Fläche lückig be-wachsene (z.T. sehr kleine) Gewässer und solche mitkleinen, offenen Wasserflächen zwischen locker ste-hender, ausgedehnter Verlandungsvegetation: Dielückigen Vegetationsteppiche können von Eleocha-ris palustris, Alisma plantago-aquatica, Carexrostrata und Carex lasiocarpa (in Mooren), Carexpaniculata, Scirpus sylvaticus, Glyceria fluitansusw. dominiert werden. Die Habitatselektion wirdoffenbar durch flache, meist kleine sommertrockeneStillgewässer bzw. Gewässerrandbereiche größererTeiche und Weiher (vgl. LPK-Band II.7 "Teiche")mit wechselndem Wasserstand (stellenweise bisetwa 25 cm tief) ausgelöst, die lückig von aufrechtwachsenden, meist feinhalmigen und etwa 50-70 cmhohen Pflanzen bewachsen sind.Die Art schlüpft früh, größtenteils im Juni - vor demAustrocknen der Larvalgewässer. Die Eiablage er-folgt anschließend in die genannten Pflanzen, die zu

dieser Zeit oft bereits im Trockenen stehen. Die Eierüberstehen die Austrocknungsphase unbeschadet,die Larven schlüpfen erst im Frühjahr, wenn dasGewässer wieder Wasser führt (einjährige Entwick-lungsdauer).

Hinweise für Kleingewässerneuanlage und -pflege:Die Förderung von Lestes dryas kann nicht über eineeinmalige Gewässerneuanlage erfolgen. Die Artweist eine hohe Kolonisationspotenz auf und er-scheint oft schnell an neu entstandenen Gewässern.Dies ist als Anpassung an eine bestimmte, "kurzle-bige" Sukzessionsphase der Gewässerentwicklungzu interpretieren, die es der offenbar konkurrenz-schwachen Art ermöglicht, vorübergehend - auf-grund der regelmäßigen Austrocknung in dieserSukzessionsphase konkurrenzarme - Flachgewässerzu besiedeln.GEREND (1988 in SCHORR 1990: 76) schlägtdaher vor, an Gewässern mit Lestes dryas-Vorkom-men bei zunehmender Verlandung die Verlandungs-vegetation partiell zu entfernen bzw. in der Nähevon Vorkommen neue, flache Tümpel auszuheben,die anschließend der Verlandung überlassen wer-den. Solche Gewässer müßten stellenweise übermehrere Quadratmeter große, ca. 10-50 cm tiefeWasserbereiche verfügen, damit der Verlandungs-prozeß nicht zu schnell abläuft. Diese Maßnahmenmüßten auf einen größeren Landschaftsausschnittbezogen in regelmäßigen Abständen durchgeführtwerden.

� Gefleckte Heidelibelle (Sympetrum flaveolum)RL BRD: - ; RL Bayern: 3

Verbreitung in Bayern: Früher wohl in ganz Bayern verbreitet. Heute vorallem in Südbayern stark rückläufig und gefährdet.

Autökologie:Typische Art großer, periodisch trockenfallenderÜberschwemmungsflächen, stark verwachsene Ver-landungszonen von größeren Weihern (vgl. LPK-Band II.7 "Teiche"), von Altwasserarmen und Seensowie anderen Gewässern mit stark schwankendemWasserstand oder sogar teilweise sommerlicherAustrocknung. Auch Überschwemmungsflächen mit eingestreutenKleingewässern sind geeignet. Die Gefleckte Heide-libelle kann in derartigen Lebensräumen zusammenmit Lestes dryas und anderen Binsenjungfern in sehrhoher Individuenzahl auftreten. In der Regentalaue(Lkr. CHA) lassen sich die Lebensräume als weitge-hend verlandete (z.T. kleine) Altwässer charakteri-sieren, die durch den Einfluß periodischer Hochwäs-ser bis in den Frühsommer hinein noch Wasserführen, so daß die Tiere noch zum Schlüpfen kom-men. Später sind dann keine offenen Wasserflächenmehr vorhanden, sondern nur noch feuchteSchlammflächen (LIPSKY 1992 briefl.). Die Eiablage erfolgt auf schlammigem Boden imtemporären Überschwemmungsbereich der Gewäs-ser, aber auch abseits von Gewässern in überflutetenWiesen und Weiden (z.B. in Viehtrittspuren) oder inZwischenmoorbereichen mit hohem Wasserstand.Bevorzugt werden besonders kleine Rohbodenstel-

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Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd. II.8 Stehende Kleingewässer � StMLU/ANL 1994

Kap.1: Grundinformationen

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len mit etwas Moos in Bereichen mit relativ nieder-wüchsigem Pflanzenbewuchs.

Hinweise für Kleingewässerneuanlage und -pflege:Im Stadtgebiet von München (Aubinger Lohe)tauchte die Art wenige Jahre nach der Umgestaltungeiner Lehmgrube im Naherholungsgebiet auf, beider durch Geländemodellierung Kleingewässer mitausgedehnten Überschwemmungsflächen geschaf-fen wurden (BRÄU, eigene Beobachtung). Nach derEntwicklung dieser Überschwemmungsbereiche zudichten Schilfflächen verschwand die Art jedochschnell wieder.Gefördert wird die Gefleckte Heidelibelle vor allem,wenn in Auebereichen extensiv genutzte Grünland-flächen mit Bodenmulden (unregelmäßiges Relief)als Retentionsraum belassen oder wieder verfügbargemacht werden. Diese weisen bei hohem Wasser-stand großflächige Überstauungsbereiche auf, wäh-rend sommerlicher Trockenperioden fallen sie aberbis auf die Bodenmulden trocken (auch für einigeweitere Flachgewässer-bewohnende Tierarten ide-al!). Weiterhin haben in pflanzenreichen Flachgewässernund Überschwemmungstümpeln z.B. Lestes sponsa(Gemeine Binsenjungfer), Ischnura elegans (Ge-meine Pechlibelle), Enallagma cyathigerum (Be-cher-Azurjungfer), Orthetrum cancellatum (GroßerBlaupfeil), Sympetrum vulgatum (Gemeine Heideli-belle) und Sympetrum striolatum (Große Heideli-belle) einen Vorkommensschwerpunkt. Auch dieseArten treten zum Teil in Kies- und Sandgruben(LPK-Band II.18) und an Extensivteichen (LPK-Band II.7) ebenfalls auf.

c) Offene Wasserflächen mit Schwimmblattve-getation (Arten der Schwimm-/Tauchblattzo-ne etwas tieferer Kleingewässer)

� Zierliche Moosjungfer (Leucorrhinia cauda-lis)

RL BRD: 1; RL Bayern: 1

Verbreitung in Bayern: Aus Bayern sind nur vier aktuelle Funde dieserschwerpunktmäßig westsibirisch verbreiteten Artbekannt; drei liegen im Alpenvorland (Eggstätt/See-oner Seenplatte nach CASPERS 1981 und im Oster-seengebiet nach BURMEISTER 1984), einer inFranken (BURMEISTER 1983 in SCHORR 1990:396). Starker Bestandesrückgang (23 historischeFundorte aus dem Alpenvorland und dem Donau-tal!); durch das weitgehende Fehlen geeigneter Alt-wässer und mesotropher Seen heute vom Aussterbenbedroht. In ganz Deutschland wie im übrigen Mit-teleuropa sehr selten.

Autökologie:Typische Lebensräume sind Altwässer und Weihermit schwach saurem Wasser und reicher Schwimm-blattvegetation - ähnlich wie bei den Erythromma-Arten. Über die geeignete Größe der Larvalgewässerliegen keine gesicherten Erkenntnisse vor. WährendSCHORR (1990: 397) sie in Mitteleuropa als Cha-rakterart der Teich- und Seerosenzone der Altwässergroßer Flüsse und deren Auen sowie größerer mäßig

saurer Seen einstuft, nennt z.B. SCHMIDT (1982 b)moorige Weiher (mit Wasserschlauch oder fluten-den Torfmoosen in mäßig saurem Wasser undSchwimmblattzone vorzugsweise aus Seerose) alsHabitate. BURMEISTER fand eine Larve der Artam Gröbensee (Osterseengebiet) in einer großenSchlenke (BURMEISTER 1984); auch VALLE(1938, in SCHORR: 398) berichtet von Vorkommenan weiherartigen Gewässern (d.h. Kleingewässern)in Finnland. Offenbar spielt nicht die Gewässer-größe, sondern das Vorhandensein einer Schwimm-blattzone die wesentliche, habitatselektionsauslö-sende Rolle (vgl. SCHORR 1990: 397).Die Männchen sitzen bevorzugt auf großenSchwimmblättern von Teich- oder Seerosen, meistweit vom Ufer entfernt. Die Larven leben zwischenWasserpflanzen, zumindest in der letzten Phase derEntwicklung im Verlandungsbereich, weshalb wahr-scheinlich außer einer gut ausgebildeten Schwimm-blattzone auch ein Seggen-, Binsen- oder Schachtel-halm-Verlandungsgürtel vorhanden sein müssen.Die Art "reifer", längerfristig stabiler Gewässerbraucht zwei Jahre für ihre Entwicklung.

Hinweise für Kleingewässerneuanlage und -pflege:

Die Verbreitungs-bestimmenden Faktoren für dieZierliche Moosjungfer sind leider noch unzurei-chend bekannt und sollten dringend erforscht wer-den ! An den noch existierenden Fundstellen müssenalle riskanten Eingriffe in die Gewässer unterblei-ben.

Ein Beispiel nach JURZITZA (1988) mag belegen,wie empfindlich manche Libellenarten, hier dieZierliche Moosjungfer, auf Veränderungen ihres Le-bensraumes reagieren. Demnach war Leucorrhiniacaudalis vor einigen Jahren an einigen Weihern beiKarlsruhe, nahe dem Rhein, recht häufig. Um dieWasserqualität zu "verbessern", wurden die Teicheauf Veranlassung eines Angelvereins durch Gräbenverbunden - und wenige Jahre später war die Zierli-che Moosjungfer verschwunden.

Das Ausdünnen von Teich- und Seerosenbeständenin Teilbereichen, das SCHORR (1990: 399) alsHilfsmaßnahme empfiehlt, weil aus einigen Litera-turquellen anklingt, daß die Art möglicherweise eherauf lückige als auf geschlossene Schwimmblattbe-stände angewiesen ist, sollte aus Rücksicht auf dieübrige Biozönose nicht in Betracht gezogen werden.Zu prüfen wäre, inwieweit Kleingewässer in derNähe bestehender Vorkommen von der Art ange-nommen werden (hier ist ausnahmsweise eine In-itialpflanzung von Schwimmblattgewächsen sinn-voll). Fischbesatz dürfte in jedem Fall ein Risikodarstellen.

� Östliche Moosjungfer (Leucorrhinia albifrons)RL BRD: 1 ; RL Bayern: 1

Verbreitung in Bayern:

Neben einigen historischen Fundorten vor allem ausdem Alpenvorland (Raum Garmisch) existieren ei-nige wenige aktuelle Nachweise aus den Donauauenöstlich von Ulm und einer aus Franken (BURMEI-STER 1983 in SCHORR 1990).

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Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd. II.8 Stehende Kleingewässer � StMLU/ANL 1994

Kap.1: Grundinformationen

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Leucorrhinia albifrons ist wie Leucorrhinia caudaliseine mehr östlich verbreitete Libellenart und zählt inMitteleuropa zu den größten Seltenheiten.

Autökologie:

Bewohnt ähnliche Gewässer wie ihre SchwesterartLeucorrhinia caudalis, kann aber auch an schwimm-blattfreien, mit Schilf gesäumten Gewässern vor-kommen. Das Verhalten weicht jedoch von Leu-corrhinia caudalis ab: Die bevorzugten Sitzwartender Männchen sind nicht Schwimmblätter, sondernaus dem Wasser ragende Halme oder trockene Äste,oft sitzen sie auch auf dem nackten Boden, vor allemKiesboden.

Hinweise für Kleingewässerneuanlage und -pflege:Angesichts der Seltenheit fällt es auch bei dieser Artschwer, Empfehlungen zu geben. Priorität muß derSchutz der noch bestehenden Vorkommen ge-nießen. Hier ist wie bei der Zierlichen Moosjungferdie Erarbeitung eines speziellen Hilfsprogrammeserforderlich.

� Kleines Granatauge (Erythromma viridulum)RL BRD: 3 ; RL Bayern: 2

Verbreitung in Bayern:Art mit ostmediterranem Verbreitungsschwerpunkt,die in Bayern sehr selten und sehr lokal verbreitetist, besonders entlang der Donau und in den südlichanschließenden Schotterplatten. Unstete Art mitstarken Bestandsschwankungen, die vermutlich im-mer wieder entlang der Flußtäler aus dem Mittel-meerraum einwandert, in Jahren mit ungünstigemWitterungsverlauf aber besonders leicht Bestandes-einbrüche erleidet.

Autökologie:

Das Kleine Granatauge kann als Charakterart gutausgebildeter Tauchpflanzen-Zonen in Buchten eu-tropher Seen, in Altwässern (z.B. im Bereich derIsarmündung nach LIPSKY 1992 briefl. in einemkleineren, nicht jährlich überschwemmten Altwas-ser), in Teichen (vgl. LPK-Band II.7 "Teiche"), aberauch in Kleingewässern angesehen werden. Insbe-sondere ausgedehnte Ceratophyllum demersum-und Myriophyllum-Bestände sind für die Art günstig(Haupt-Eiablagepflanzen und Schutz der Larven vorPrädatoren, v.a. Fischen). Es wurden jedoch auchVorkommen an Gewässern mit Elodea canadensis,Algenwatten, lückigen Wasserlinsendecken aus Spi-rodela polyrrhiza und flachen moorigen Gewässernmit lockeren Sphagnum-Rasen in durch Waldnähegeschützter Lage bekannt.

Hinweise für Kleingewässerneuanlage und -pflege:

Auf starke Dezimierung der submersen Vegetationreagiert das Kleine Granatauge sehr empfindlich(LIPSKY 1992 briefl. konnte nach weitgehenderAusräumung eines Altwassers durch ein Jahrhun-dert-Frühjahrshochwasser den Zusammenbruch ei-ner Erythromma viridulum-Population feststellen).An Gewässern mit Vorkommen des Kleinen Granat-auges kann eine Stabilisierung des für die Art gün-stigen Verlandungsstadiums mit reicher Tauchblatt-vegetation durch regelmäßige, aber jeweils nur in

kleinen Teilbereichen vorgenommene Entlandungs-eingriffe erreicht werden, wobei tiefere Bereichenotwendig sind, weil ein Trockenfallen der Cerato-phyllum- und Myriophyllum-Rasen offenbar nichttoleriert wird (vgl. Beobachtungen von SCHORR1990: 159). Zur Bestandsstützung sind Neuanlagenvon Kleingewässern mit den genannten Eigenschaf-ten in wärmebegünstigten Gebieten bzw. Lagensinnvoll.Weiterhin sind v.a. Erythromma najas (Großes Gra-natauge) und die gefährdete Coenagrion lunulatum(Mond-Azurjungfer; siehe Punkt e) für Kleingewäs-ser mit Schwimmblattvegetation charakteristisch. InKleingewässern der Kategorie c) mit vielfältigerUferstruktur kann weiterhin ein großer Teil der we-niger spezialisierten Libellenarten auftreten. DerÜbergang zur Libellenfauna der Extensivteiche(LPK-Band II.7 "Teiche") ist fließend.

d) Perennierende Gewässer mit ausgedehntenVerlandungsbereichen (Arten des Röhricht-randes)

� Kleine Mosaikjungfer (Brachytron pratense)RL BRD: - ; RL Bayern: 2

Verbreitung in Bayern:In Bayern lokal entlang der Flußtäler verbreitet, abernur mehr in kleinen und isolierten Beständen.Außerhalb des Main- und Donautales sowie desAlpenvorlandes ist sie sonst in Bayern weitgehendverschwunden.

Autökologie:

Im Bereich der Flußauen fliegt sie in vegetationsrei-chen und verschilften Altarmen. Ebenso werden äl-tere Kiesgrubengewässer, träge fließende Wiesen-bäche und -gräben, Weiher und Niedermoortorfsti-che besiedelt, soweit geeignete Röhrichtzonen (v.a.aus Schilf oder Rohrkolben) vorhanden sind. Nor-malerweise wird vom Weibchen zur Eiablage derRöhrichtbereich aufgesucht, wo sie die Eier in tote,halbverfaulte Pflanzenstengel (Typha, Weidenzwei-ge, Scirpus-Halme etc.) einbohrt. Die Präferenz derImagines für den Röhrichtbereich der Gewässerzeigt sich auch bei den Larven. Sie leben u.a. unter-seits verfaulter, schwimmender Pflanzenteile, imWurzelgeflecht etc.; auch schlüpfen die Larven in-nerhalb der Röhrichtzone.

Die Kleine Mosaikjungfer ist daher an mäßig dichteRöhrichte gebunden, sie meidet dagegen reine, ge-schlossene Schilfrohrbestände, die auch als Larven-lebensraum nicht in Frage kommen. Die Entwick-lung dauert drei Jahre. Die Art fliegt bereits Mai-Mitte Juli (früheste Mosaikjungfer) und wird daheroft übersehen.

Hinweise für Kleingewässerneuanlage und -pflege:

Da die Kleine Mosaikjungfer "reifere" Gewässerbesiedelt, ist die Kolonisation neu angelegter Klein-gewässer erst nach einigen Jahren zu erwarten. Ent-sprechend den Präferenzen der Art sollten neueKleingewässer nicht zu knapp bemessen werden.Regelmäßige, aber behutsame Pflegeeingriffe (Teil-entlandungen) sind erforderlich, um die Entwick-

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Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd. II.8 Stehende Kleingewässer � StMLU/ANL 1994

Kap.1: Grundinformationen

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lung zu dichten, geschlossenen Röhrichten zu ver-hindern bzw. die Sukzession periodisch zurückzu-versetzen.

� Gemeine Winterlibelle (Sympecma fusca)RL BRD: 3; RL Bayern: 3

Verbreitung in Bayern:

In weiten Teilen Bayerns, besonders in den tieferenLagen verbreitet, aber nirgends häufig. Gebietswei-se, wie in Schwaben, wo Sympecma fusca noch inden 50er Jahren für die Schwäbisch-BayerischeHochebene als überall häufig angegeben wurde,stark im Rückgang begriffen (KUHN 1988). Wirdim voralpinen Raum von ihrer Schwesterart Sym-pecma paedisca abgelöst.

Autökologie:

Die Gemeine Winterlibelle besiedelt sowohl saureals auch mesotrophe und eutrophe Gewässer. Dievon WAGNER (1982 in SCHORR 1990: 54) be-schriebene Bevorzugung kleiner, lehmiger Tümpelauch bei Vorhandensein größerer Teiche kann nichtverallgemeinert werden (eigene Nachweise der Artvon BRÄU an größeren Kiesabbau-Restweihernund extensiv genutzten Karpfenteichen; vgl. LPK-Band II.7 "Teiche").

Wichtig scheint aber das Vorhandensein sich rascherwärmender Flachwasserzonen (Larvenentwick-lungsdauer nur ca. drei Monate), die Nähe zu Wald-gebieten (Abpufferung von Witterungsextremen,wichtig auch als Überwinterungshabitat) undRöhricht- oder Riedzonen (nach VERBEEK et al.1987 in SCHORR 1990: 53 sind v.a. Carex rostra-ta-Bestände in etwa 30 cm tiefem Wasser bevorzug-ter Aufenthaltsort der Larven). Nach BUCHWALD(1983) erfolgt bei der Eiablage eine Selektion vonBereichen mit reicher submerser Vegetation (Sied-lungsdichte mit Dichte der submersen Vegetationsteigend), obwohl die Eiablage in totes Materialerfolgt. Von mutmaßlich hoher Bedeutung für dasHabitatschema der Gemeinen Winterlibelle sind ab-gestorbene Seggen-, Binsen- oder Typha-Stengel,die auf dem Wasser treiben. Nach den Beobachtun-gen von SCHORR (1990: 53) werden in einemKomplex mesotropher Gewässer nur diejenigen be-siedelt, in denen sich derartige HorizontalstrukturenAnfang Mai auf der Wasseroberfläche an stark be-sonnten Gewässerabschnitten befinden.

Hinweise für Kleingewässerneuanlage und -pflege:

An von Sympecma fusca besiedelten Kleingewäs-sern können radikale Entlandungsmaßnahmen, ho-her Fischbesatz und Zerstörung der Flachwasser-und Riedbereiche durch Trittbelastung rasch zumErlöschen der Vorkommen führen. Bei Neuanlagenzur Stützung des Winterlibellen-Bestandes ist aufwaldnahe Lage und Ausbildung breiter Flachwas-serzonen zu achten, wobei auch tiefere Gewässerbe-reiche notwendig sind, um ein Trockenfallen zuverhindern.

e) Moorgewässer (Moorarten i. w.S.)

Die Fauna der Niedermoore zeigt starke Ähnlichkeitmit der vegetationsreicher Flachgewässer (siehe b);

charakteristisch sind insbesondere Sympetrum de-pressiusculum, Somatochlora flavomaculata unddie Lestes-Arten sowie weitere, bereits behandelteLibellen.

Unter e) sollen daher die Arten aufgeführt werden,die (zumindest in Teilen Bayerns) eine starke Bevor-zugung von Kleingewässern im Hoch- oder Zwi-schenmoorbereich zeigen (tyrphobionte bzw. starktyrphophile Arten).

Ausschließlich Hochmoorgewässer besiedeln:

� Alpen-Smaragdlibelle (Somatochlora alpe-stris)

RL BRD: 2 ; RL Bayern: 2

Verbreitung in Bayern:Die für die arktischen Tundren und (sub-)alpinenZonen charakteristische Libellenart ist in Mitteleu-ropa nur im Alpenraum (mit einer vorgeschobenenVerbreitungsinsel im Murnauer Moos nach BUR-MEISTER 1982: 145) und in den höheren Mittelge-birgen (in Bayern im Bayerischen Wald) verbreitet.

Autökologie:Da im Rahmen des LPK Kleingewässer im alpinenBereich nicht behandelt werden, fallen lediglich dieVorkommen im Schwarzseefilz und im BayerischenWald in den Wirkungsbereich. Die Art besiedeltnach verschiedenen Autoren v.a. kleine, schlenken-artige Moorgewässer im minerotrophen Randbe-reich von Hochmooren, Fließgewässer von Erosi-onsrinnen und dystrophe Bäche des Randgehängesund des Laggs. BURMEISTER (1982: 145) fand dieLarven ausschließlich in einigen "Latschenlöchern"(siehe Somatochlora arctica) des Schwarzseefilzes.Die Larven können im Sommer auch mehrwöchigeAustrocknungsperioden im Torfschlamm vergrabenoder unter Sphagnum-Bulten überstehen. Der ent-scheidende Faktor bei der Habitatwahl dürfte (nebenden besonderen Temperaturverhältnissen der Hoch-moore und ihrer Gewässer) die Konkurrenzschwä-che der Art sein; nach ZIMMERMANN (1975 inSCHORR 1990: 302) weicht sie auf verwachsene,von Sphagnen, Eriophorum- und Carex-Rasen weit-gehend bedeckte Gewässerteile aus, da in Moorge-wässern mit größeren offenen Wasserflächen diekonkurrenzstärkere Aeshna juncea dominiert.

Hinweise für Kleingewässerneuanlage und -pflege:Die Habitate der Alpen-Smaragdlibelle sind nichtpflegeabhängig, doch müssen die besiedelten Le-bensräume von allen Eingriffen verschont bleiben,die zu einer Veränderung des Wasserhaushalts füh-ren (Indikatorart für intakte Hochmoorkomplexe).Zur Erhaltung der wenigen bayerischen Vorkom-men sind spezielle Schutzkonzepte zu entwickeln.

� Arktische Smaragdlibelle (Somatochloraarctica)

RL BRD: 3 ; RL Bayern: 2

Verbreitung in Bayern:Im Alpen- und Voralpenraum (weit verbreitet z.B.nach LIPSKY 1992 briefl. in der Grasleitener Moor-landschaft), im Bayerischen Wald, den ostbayeri-schen Hügelländern (BECK 1988) und in der Rhön

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Kap.1: Grundinformationen

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nachgewiesen. Vorwiegend in Hochmooren mit re-lativ intaktem Wasserhaushalt und gut ausgebilde-tem Bult-Schlenken-Komplex. Im Alpenvorlandöstlich des Inns ist die Art nur aus der Nähe desBrunnensees bei Seeon (CASPERS 1981) und denKendlmühlfilzen (südliche Chiemseemoore) nach-gewiesen (LIPSKY 1987).

Autökologie:

Die Arktische Smaragdlibelle ist auf kleinsteSchlenken angewiesen und meidet selbst günstigstrukturierte Randzonen größerer Moorgewässervöllig. Nach Untersuchungen STERNBERGS(1989 in SCHORR 1990: 306) im Hochschwarz-wald beträgt die an 232 Larvalgewässern durch-schnittlich gemessene Wasserfläche 1,3 m2.

Die als Larvalgewässer typischen Kleinstschlenkensind häufig teils veralgt oder von flutenden Sphag-nen erfüllt und eingeschlossen von Bulten des Schei-digen Wollgrases und als Libellengewässer kaumerkennbar. Wohl nie erfolgt die Eiablage in dichte,riedartige Vegetation, sondern in Kleingewässer mitsehr locker von Seggen oder Wollgras bestandenenSphagnum-Decken und davon getrennten offenenWasserflächen (im Verhältnis etwa eins zu drei).Typisch ist eine saubere räumliche Trennung zwi-schen den Habitatstrukturen Wasserfläche, Sphag-num-Polster und angrenzender senkrechter Vegeta-tion. Wie die Larven der Alpen-Smaragdlibelle sinddie Somatochlora arctica-Larven äußerst austrock-nungsresistent und können im Winter sogar mehrereWochen bei -20° C schadlos einfrieren.

LIPSKY (1987) konnte auch eine Reproduktion in"Latschenlöchern" (wassergefüllte, durch die Ein-senkung der Moorkiefern in die Sphagnum-Deckeentstandene Mulden) nachweisen. Die ArktischeSmaragdlibelle ist eine Charakterart aktiver (d.h.noch wachsender) Sphagnen-Decken und kann auf-grund ihrer dreijährigen Entwicklung als Langzeit-indikator gelten (LIPSKY 1987): Die völlige Aus-trocknung der Larvalgewässer über "unnatürlich"lange Zeitspannen wird auch von Somatochloraarctica nicht mehr toleriert und führt zum Erlöschendieser Libellenart.

Hinweise für Kleingewässerneuanlage und -pflege:

SCHORR (1990: 311) zitiert WIEBUSCH & HEIN-BOCKEL (1983), die darauf hinweisen, daß Larval-habitate nicht nur durch Entwässerung, sondernauch durch Überstauung der Schlenken als Folgeeines Anstaus zur Hochmoorregeneration verlorengehen können und warnt auch vor zu starkem Ent-kusseln (Verlust von "Latschenlöchern").

Es muß daher durch Regelung der Anstauhöhe si-chergestellt werden, daß das Sphagnum "mitwach-sen" kann und die Schlenken nicht unter Wassergesetzt werden. Trittbelastung durch Mensch undTier ist nach SCHORR (1990: 312) zu vermeiden.Pflegemaßnahmen von Somatochlora arctica-Habi-taten sind nicht erforderlich bzw. möglich.

Eine Bestandesstützung ist jedoch durch periodischeNeuschaffung flacher Gräben oder 10-40 cm flacherKleintorfstiche in degenerierten Moorbereichennach dem Rotationsprinzip möglich. LIPSKY

(1987) konnte die erfolgreiche Reproduktion der Artin einem Torfstich feststellen (wenn auch in geringerIndividuenzahl). Entscheidend ist jedoch die richti-ge Standortwahl für Gewässerneuanlagen: WIL-DERMUTH (1986b) berichtet von der Anlage vonAmphibien-Schutzgewässern seitens Naturschüt-zern inmitten der Brutschlenken von Somatochloraarctica und einer damit verbundenen starken Schä-digung dieses Schweizer Vorkommens.

� Hochmoor-Mosaikjungfer (Aeshna subarctica)

RL BRD: 2 ; RL Bayern: 1

Verbreitung in Bayern:Die südwärts bis ca. 50° nördlicher Breite auftreten-de Libellenart ist in Bayern nur aus dem Alpenraum,dem Voralpinen Hügel- und Moorland (dort aktuellaus der Umgebung von Eggstätt nach CASPERS1981, aus dem Murnauer Moos nach BURMEI-STER 1982: 146 und den Kendlmühlfilzen nachLIPSKY 1987) sowie vereinzelt aus dem Oberpfäl-zer und Bayerischen Wald gemeldet worden.

Autökologie:In niederen Lagen sind für Aeshna subarctica nurHochmoorgewässer geeignet. Dabei ist eine deutli-che Bindung der Art an Kleingewässer mit flutendenSphagnen und Sphagnum-Eriophorum angustifoli-um-Schwingrasen festzustellen (vgl. SCHMIDT1964a in SCHORR 1990), an denen die Paarungstattfindet (Auslöseschema für die Wahl von "War-teplätzen" durch die paarungswilligen Männchen)und die Eiablage erfolgt (bevorzugte Eiablage inSphagnum). Außer in Sphagnum wird auch in ande-re, in waagrechter Lage im Wasser befindlicheSubstrate wie abgestorbene Carex rostrata-Blätter,stark wasserhaltigen Torfschlamm etc. gelegt.

Bevorzugte Larvalgewässer sind sogenannte "sub-arctica-Schlenken", von 0,5-100 m2 Ausdehnung(nach einer Vergleichsuntersuchung von GERKEN(1982) in Oberschwäbischen Mooren) mit hohemAnteil locker flutender Sphagnen und geringer offe-ner Wasserfläche. Ebenso geeignet sind ähnlichstrukturierte Kolk-Uferbereiche und weitgehend mitSphagnen verwachsene Hochmoor-Torfstiche von 2bis 50 m2 Größe (Leitart für diesen Torfstichtyp istLeucorrhinia dubia, die auch in größeren subarcti-ca-Schlenken auftritt). LIPSKY (1987) erbrachte inden Kendlmühlfilzen auch Fortpflanzungsnachwei-se der Hochmoor-Mosaikjungfer aus dem Bereichder Rißflarke (mutmaßlich durch unterirdischen Ab-fluß bedingte, wassergefüllte Risse im Torfkörper)und aus einem regenerierenden Entwässerungsgra-ben im Hochmoorbereich ohne Wasserbewegung.

Hinweise für Kleingewässerneuanlage und -pflege:

In Hochmooren, in denen die ursprünglichen Larval-habitate wie Sphagnum-Schwingrasen an Kolkenund größere Schlenken aufgrund von Moorkultivie-rungsmaßnahmen nicht mehr vorhanden sind, kön-nen die Hochmoor-Mosaikjungfer-Restvorkommennur durch Kleingewässer-Neuanlage nach dem Ro-tationsprinzip erhalten werden. Dies kann erfolgendurch regelmäßige Anlagen flacher, die Hydrologie

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der Umgebung kaum beeinflussender Kleintorfsti-che, nach Möglichkeit in degenerierten (verheide-ten) Hochmoorbereichen. Langfristige Verbesse-rungen können von Maßnahmen zur Hochmoor-Re-generation (schrittweise Wiedervernässung, sieheSomatochlora arctica) erwartet werden.

Ihren Schwerpunkt in Hochmoorgewässern (ohneausschließlich auf diesen Gewässertyp beschränktzu sein) haben:

� Kleine Binsenjungfer (Lestes virens)RL BRD: 3 ; RL Bayern: 2

Verbreitung in Bayern:Art mit pontomediterranem Verbreitungsschwer-punkt, deren bayerische Vorkommen deutlich aufNordbayern konzentriert sind. Die bedeutendstenRestvorkommen liegen in Mittelfranken und in derOberpfalz. In Südbayern ist die Kleine Binsenjung-fer sehr selten, hier sind nur wenige isolierte Vor-kommen bekannt, wie z.B. in der NiederbayerischenDonauebene (DIRNFELDNER 1988) und im Oster-seengebiet (KUHN & FISCHER 1986).

Autökologie:Die Kleine Binsenjungfer fliegt vor allem an Tei-chen und Weihern mit gut ausgebildeter Verlan-dungszone (oft Moorfrosch-Laichgewässer, vgl.LPK-Band II.7 "Teiche") sowie an sauren, flachenMoorgewässern, daneben gelegentlich auch inSandgruben. Pflegerelevante Details zur Autökologie siehe LPK-Band II.7 "Teiche".

Hinweise für Kleingewässerneuanlage und -pflege:Stärkerer Fischbesatz wie auch zunehmende Eutro-phierung der Entwicklungsgewässer führen zum Er-löschen von Lestes virens-Vorkommen. Wind-schutz-spendende Baum- und Strauchkulissen in ei-niger Entfernung vom Gewässer wirken positiv,stärkere Beschattung durch Ufergehölze wirkt dage-gen negativ. Erfolgreiche Bestandesstützungendurch Neuanlagen unterschiedlich strukturierterTorfstiche in der Umgebung eines von der KleinenBinsenjungfer besiedelten Moorgewässers sind beiWILDERMUTH (1986a) dokumentiert. Bei derStandortwahl für Gewässerneuanlagen sollte aufgünstiges Geländeklima und gewässernahe, offeneFlächen mit Molinia, Calluna etc. geachtet werden(bevorzugter Aufenthaltsort der Imagines). Günstigist, wenn Entlandungsmaßnahmen erst in weit fort-geschrittenen Verlandungsstadien und immer aufeinzelne Gewässer innerhalb von Kleingewässer-Komplexen beschränkt erfolgen.

� Mond-Azurjungfer (Coenagrion lunulatum)RL BRD: 2 ; RL Bayern: 1

Verbreitung in Bayern:Art mit östlichem Verbreitungsschwerpunkt, die anihrer westlichen Arealgrenze nur inselhaft auftritt,so z.B. im Mittelgebirgsraum und im Alpenvorland.Noch lokal in Nordost-Bayern vorkommend. ImNürnberger Raum wohl ausgestorben, und auch in

Südbayern bis auf wenige Vorkommen verschwun-den. Nur 7 der 20 bayerischen Nachweise datierenaus der Zeit nach 1976. In heißen Frühsommernkönnen individuenstarke Populationen aufgebautwerden.

Autökologie:Die Mond-Azurjungfer besiedelt einerseits Moorge-wässer, andererseits flache, sonnenexponierte flacheKleingewässer außerhalb von Mooren. Dies ist ver-mutlich als Folge der Bindung an kontinentale Kli-mabedingungen zu interpretieren: In den sonnenex-ponierten Moorgewässern (dystrophe Torfstiche,Kolke) erwärmen sich die oberflächennahen Was-serschichten ähnlich rasch (wichtig besonders imFrühjahr) und weisen ähnlich hohe Temperaturam-plituden auf wie die ebenfalls besiedelten Flachge-wässer in Ton-, Kies- und Sandgruben, Wiesentüm-peln etc. Die Toleranz der Art gegenüber temporärerAustrocknung der Larvalgewässer ist unzureichendbekannt. Als Habitatstrukturen für die Eiablage sindaufgelockerte, niederwüchsige Riedzonen (z.B. ausEleocharis palustris, Eriophorum angustifolium,Alisma plantago-aquatica oder Carex rostrata) undvorgelagerte lückige Bestände schwimmenderPflanzen oder Pflanzenteile bedeutsam.

Hinweise für Kleingewässerneuanlage und -pflege:In Moorgewässern mit Mond-Azurjungfer-Vor-kommen führt das dauerhafte Trockenfallen flacherUferzonen infolge der Störung des Moor-Wasser-haushaltes zum Verlust der Populationen. Im Um-feld von Vorkommen der Art außerhalb von Moorenmüssen die Populationen durch Neuschaffung vonflachen Kleingewässern der geschilderten Strukturunbedingt gestützt werden. Nach WASSCHER(1983 in SCHORR 1990: 125) erfolgt in warmenJahren auch eine temporäre Besiedelung andererGewässer im Umkreis bestehender Kolonien, so daßeine gute "Annahme" geeigneter neu angelegterKleingewässer erwartet werden kann.

� Zwerglibelle (Nehalennia speciosa)RL BRD: 2; RL Bayern: 1

Verbreitung in Bayern:Die Bundesrepublik liegt am Westrand des Arealsder eurosibirischen Art. Bayern trägt besondere Ver-antwortung für das Überleben der Zwerglibelle, daaußer wenigen Funden aus dem Voralpinen Hügel-und Moorland, der Oberpfalz (Weihergebiet zwi-schen Bodenwöhr und Schwarzenfeld) und demBayerischen Wald (BELLMANN 1987: 162) ausden alten Bundesländern nur ein Fund bei Hannoverbekannt ist. Neuere Nachweise melden CASPERS (1981) ausdem Bereich der Eggstätter/Seeoner Seenplatte,BURMEISTER aus dem Murnauer Moos (Schwarz-see und - vermutlich zugeflogen vom Ohlstädter Filz- am Fügsee; BURMEISTER 1982: 150) und vomOsterseengebiet (Gröbensee, Moorkolk nordwest-lich Gröbensee, Lustsee; BURMEISTER 1984) so-wie Prinz RASSO von BAYERN (in BURMEI-STER 1984) vom Bernrieder Filz. HIEMEYERmeldet die Art 1982 vom Haspelmoor (FISCHER

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1985). 1992 gelang die Entdeckung eines weiteren,individuenreichen Vorkommens in der Umgebungdes Simssees (BRÄU und LIPSKY, noch unpubl.).

Autökologie:

Die Moorgewässer, an denen Nehalennia speciosavorkommt, zeigen weitgehend übereinstimmendeHabitatstrukturen: große Teile der Gewässer sindmit gleichmäßig dichter Halmvegetation aus Carexlimosa, Carex rostrata, Carex lasiocarpa oder nachROBERT (1959) auch Schachtelhalm locker-rasigbewachsen (keine Bultstruktur), durchsetzt von flu-tenden Sphagnen, Comarum palustre, Menyanthestrifoliata etc.; im Bereich dieser ca. 30-40 cm hohenVegetation herrscht ein konstant niedriger Wasser-stand von wenigen Zentimetern (bis ca. 15 cm).BELLMANN (1987: 162) beschreibt den typischenLebensraum als flache, nicht zu saure Moorschlen-ken mit lockerer Vegetation aus Wollgras (Erio-phorum angustifolium), Schlammsegge (Carex li-mosa) und Fieberklee (Menyanthes trifoliata).BURMEISTER (1982: 150) erbrachte Fortpflan-zungsnachweise am Schwarzsee, einem 0,7 hagroßen Kolk, der das ursprünglichste Hochmoorge-wässer im Murnauer Moos darstellt.Eiablagen in vermoderte Carex-Halme beobachteteSCHIESS (1973 in SCHORR 1990: 171). Die Lar-ven leben offenbar besonders an den untergetauch-ten Rändern der Carex-Schwingrasen; möglicher-weise überleben einige Tiere eine zeitweilige Aus-trocknung des Larvalgewässers (WILDERMUTH1980 in SCHORR 1990: 172).

Hinweise für Kleingewässerneuanlage und -pflege:

Vordringlich ist die Stabilisierung der noch vorhan-denen Kolonien. An Gewässern mit Zwerglibellen-Restvorkommen, an denen die notwendigen Flach-wasserbereiche nur noch fragmentarisch vorhandensind, ist eine Abflachung ausgewählter Uferpartienin Erwägung zu ziehen. SCHORR (1990: 173) emp-fiehlt bei Gefahr großflächiger völliger Verlandungdie Anlage flachgründiger Torfstiche. Die Art rea-giert auf Veränderungen des Wasserhaushalts derMoore mutmaßlich äußerst sensibel. Auch Stick-stoff- und Phosphateintrag führen zur irreversiblenSchädigung der Populationen (MARMELS &SCHIESS 1977 in SCHORR 1990: 173). Mögli-cherweise wirkt sich Windschutz postiv auf Zwer-glibellenbestände aus (vgl. WEISS 1947 inSCHORR: 173), worauf auch das individuenstarkeAuftreten (im unbeeinträchtigten Teil) des völligvon Wald umschlossenen Simssee-Vorkommenshindeutet. Für die letzten derzeit bekannten Vor-kommen von Nehalennia speciosa sollten spezielleSchutzkonzeptionen erarbeitet werden !

� Sibirische Winterlibelle (Sympecma paedisca)RL BRD: 2; RL Bayern: 2

Verbreitung in Bayern:

Die bayerischen Vorkommen gehören zum mittel-europäischen Süd-Areal, das Oberbayern, das Bo-denseegebiet und Oberfranken (sowie Böhmen) um-faßt. Der bayerische Verbreitungsschwerpunkt liegtim Voralpinen Hügel- und Moorland (v.a. Oster-

seengebiet, siehe BURMEISTER 1984). AktuelleNachweise aus Nordbayern fehlen.

Autökologie:

Nach BUCHWALD (1983) bevorzugt Sympecmapaedisca Mehlprimel-Kopfbinsenmoor mit nassenKalkschlamm-Schlenken und Sphagnum-reichesFadenseggenmoor mit kleinen Schlenken, die etwaEnde August austrocknen.

Von anderen Autoren werden z.B. Grundwasser-tümpel in sandigen Auen, Gewässer mit Schilf-Steifseggenried, Seggen- und Schachtelhalmzonenvon Niedermooren, Cladium-Riede sowie Gewässermit Typha angustifolia-Cladium mariscus-Zonenmit anschließenden Sphagnum-Vaccinium oxycoc-cus-Drosera-Beständen genannt.

SCHORR (1990: 60) hält für möglich, daß die durchGrund-, Sicker- oder Fließwassereinfluß gewährlei-stete gute Sauerstoffversorgung im Zusammenwir-ken mit hohen Wassertemperaturen, guter Nah-rungsversorgung und trotz hoher Verdunstung ober-flächennahem Wasserstand garantiert sein muß, da-mit innerhalb von zwei bis drei Monaten die Ent-wicklung zur Imago erfolgreich abgeschlossen wer-den kann.

Die Eiabage erfolgt in tote wie lebende Pflanzentei-le. Außerhalb der Paarungszeit werden bevorzugtangrenzende warm-trockene Bereiche (z.B. Pfeifen-grasbestände) aufgesucht. Die Art überwintert oftweitab von Gewässern in Wälder und Gebüschen.

Hinweise für Kleingewässerneuanlage und -pflege:Das Austrocknen von Sympecma paedisca besiedel-ter Schlenken von Mai bis August als Folge vonEntwässerungsmaßnahmen führt zum Verschwin-den der Art. Wiedervernässung durch Schließen vonEntwässerungsgräben hilft der Sibirischen Winterli-belle. Aus der Sicht des Schutzes dieser Art sindörtlich begrenzte Grundwasseraufstöße in Hoch-und Zwischen-Moorgebieten durchaus positiv zuwerten.

� Nordische Moosjungfer (Leucorrhinia rubicunda)

RL BRD: 3 ; RL Bayern: 1

Verbreitung in Bayern:Die Nordische Moosjungfer ist ein sibirisches Fau-nenelement und in Bayern aktuell nur noch in denoberpfälzer und mittelfränkischen Teichgebieten(REICH & KUHN 1988) sowie isoliert im Murnau-er Moos verbreitet (BURMEISTER 1982).

Autökologie:

Die Nordische Moosjungfer ist im Gegensatz zurweiter verbreiteten Schwesterart Leucorrhinia du-bia weniger eng an Hochmoore gebunden, stellt aberhöhere Wärmeansprüche als jene. Sie wird alshochmoorpräferente Libellenart eingestuft, die sichin eu- bis oligotrophen, torfigen Weihern entwickelt,jedoch in mesotrophen Sphagnum-Weihern mit Jun-cus-Verlandungsbereichen (typische Moorfrosch-laichplätze) maximale Individuendichten erreicht.KOGNITZKI (1988b) meldet einen Fund an einemaciden, randlich mit Torfmoosen bewachsenen, aus

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Kap.1: Grundinformationen

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Naturschutzgründen angelegten Weiher im Nürn-berger Reichswald. Flutenden Sphagnum-Rasendürfte eine Schlüsselfunktion bei der Habitatwahlzukommen, was mutmaßlich durch die für die Ei-und Larvenentwicklung offenbar günstigen höherenTemperaturen an der Oberfläche der Torfmoose(dem Eiablageort) zu erklären ist (vgl. SOEFFING1986 in SCHORR 1990). Für die Imagines scheintdie Nähe lichter Gehölzvegetation mit windge-schützten, wärmebegünstigten Schneisen und Lich-tungen wichtig (bevorzugter Aufenthaltsort wäh-rend der Reifungsperiode).

Hinweise für Kleingewässerneuanlage und -pflege:Die Larvenhabitate der Population des MurnauerMooses liegen in den Torfstichen der Streuwiesen-zone westlich des Fügsees (BURMEISTER 1982:151). Zur Bestandesstützung wäre eine baldige Neu-anlage von Torfstichen (die Nordische Moosjungferbesiedelt fortgeschrittene Stadien der Torfstich-Ent-wicklung) nach dem Vorbild der aktuell besiedeltenin vegetationskundlich weniger wertvollen Berei-chen denkbar. Eine Besiedlung neu angelegterKleingewässer in den Teichgebieten in der Nähebestehender Vorkommen an torfigen, waldnahen,aber gut besonnten Standorten ist nach den Beob-achtungen von REHFELD (1975 in SCHORR 1990:415) erfolgversprechend. Allerdings ist, da einerheblicher zeitlicher "Vorlauf" zur Entwicklung dergeeigneten Habitatstruktur erforderlich ist, und der-artige Maßnahmen daher erst mittelfristig wirksamwerden, der Schutz der noch bestehenden Vorkom-men vordringlich.

� Große Moosjungfer (Leucorrhinia pectoralis)RL BRD: 2 ; RL Bayern : 1

Verbreitung in Bayern:Aus Südbayern ist die schwerpunktmäßig westsibi-rische Art fast verschwunden (nach FISCHER 1985letzter Nachweis 1982 von HIEMEYER aus demStaffelseefilz). Einige isolierte Bestände in Mittel-franken (vier aktuelle Funde im Lkr. ERH nachKOGNITZKI 1988a), in den ostbayerischen Hügel-ländern (BECK 1988) und in der Oberpfalz sind dieRestbestände einer früher sicherlich nicht seltenenArt (KUHN et al. 1988). Die Hauptrückgangsursa-chen liegen primär im Verlust der Lagg-Gewässer,sekundär in der Aufgabe kleinbäuerlichen Torfsti-ches.

Autökologie:Schwerpunkthabitate der Großen Moosjungfer sindeutrophe bis mesotrophe acide Gewässer. Die ge-naueste Habitatcharakterisierung gibt GERKEN(1982; oberschwäbisches Alpenvorland); danachwerden zum einen Lagg-Gewässer mit Schnabelseg-genriedern und Steifseggenbulten sowie Fieberkleebesiedelt (pH 5-6, 1-100 m2 groß; Primärlebens-raum), zum anderen sekundär mesotrophe Torfsti-che mit Schnabelseggenried, Rohrkolben, Laich-kraut- (nach BELLMANN 1987: 258 meist dasSchwimmende Laichkraut (Potamogeton natans))und Seerosenbestände. Auch WILDERMUTH(1986a) stellt einen kleinen, mit Nymphaea (Dek-kungsgrad ca. 60 %) und am Rande locker mit

Phragmites bewachsenen Torfstich als charakteri-stisches Fortpflanzungshabitat dar. In der Schweizwerden ausnahmslos Torfstiche und ähnliche Moor-gewässer belebt. In einer detaillierten Feldstudieuntersuchte er von 1982-91 Leucorrhinia pectora-lis-Gewässer im Raum Zürich (WILDERMUTH1992). Die Gewässer waren 8-94 m2 groß und 25-150 cm tief; i.d.R. war der Gewässergrund mit Torf-schlamm bedeckt. Aufgrund der geringen Tiefe unddes dunklen Untergrundes zeigen sie rasche undgleichmäßige Erwärmung - für die Sommermonateergibt sich dadurch eine hohe, für die Entwicklungmutmaßlich vorteilhafte Wärmesumme (thermischanspruchsvollste Leucorrhinia-Art). Mesotrophe bisleicht dystrophe Verhältnisse herrschten vor (Präfe-renz möglicherweise aufgrund hier verringertenRäuberdrucks von Aeshna cyanea-Larven auf dieLeucorrhinia-Larven). Auffälligerweise meidet dieGroße Moosjungfer neu geschaffene, vegetationslo-se Torfweiher und besiedelt Gewässer über längereZeit vom zweiten Jahr der Entwicklung an. WIL-DERMUTH wies nach, daß bei der Habitatwahl dieStruktur der Wasseroberfläche entscheidend ist:Völlig vegetationsfreie Wasserflächen werdenebenso gemieden wie stark verwachsene Gewässer.Dabei werden entsprechende Sukzessionsstadienverschiedener Verlandungsreihen gleichermaßenakzeptiert. Seggen- und Schachtelhalmbestände mitemersen, senkrechten Halmen können neben Flurenvon Wasserpflanzen mit Schwimmblättern stehenoder mit ihnen vermischt sein. Das Habitatwahl-schema dürfte aus einer mit Pflanzenteilen durch-setzten reflektierenden Fläche über dunklem Unter-grund bestehen.

Viele der besiedelten Gewässer sind zumindest teil-weise von Wald umgeben und liegen windgeschützt.So meldet KOGNITZKI (1988b) vier Funde von fürNaturschutzzwecke angelegten Tümpeln und Wei-hern im Nürnberger Reichswald. SCHORR (1990:409) hält es für möglich, daß kleinkammerig in sichverzahnte, geschützt liegende Kleingewässerkom-plexe für die Habitatselektion besonders günstigsind. Die Bedeutung von Bäumen als Habitatkom-ponente hebt auch WILDERMUTH (1992) hervor.

Eiablagen erfolgen an offenen Wasserflächen zwi-schen der Schwimmblatt- oder in der dichten Ried-vegetation, wo sich auch die Larven aufhalten (imbis ca. 50 cm tiefen Flachwasserbereich).

Hinweise für Kleingewässerneuanlage und -pflege:

Da die ursprünglich besiedelten Übergangsbereichezwischen Mineralboden und Moor (Lagg-Gewäs-ser) in der Regel nicht mehr existieren, sind Torfsti-che der unverzichtbare Ersatzlebensraum derGroßen Moosjungfer.

WILDERMUTH (1986a) konnte im SchweizerBöndlerried durch die Anlage neuer, besiedlungsfä-higer Kleingewässer und Regeneration stark ver-wachsener Torfstiche Leucorrhinia pectoralis-Be-stände erfolgreich stützen. Bereits wenige Jahrenach der Neuanlage hatte sich die Art an den neugeschaffenen Gewässern etabliert. Er empfiehlt dieAnwendung des "Rotationsmodells" mit zeitlich ge-staffelten Eingriffen in einem Mosaik von Weihern

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unterschiedlicher Sukzessionsstadien als Pflegesy-stem.

� Torf-Mosaikjungfer (Aeshna juncea)RL BRD: -; RL Bayern: 3

Verbreitung in Bayern:

Nur im Alpen- und Voralpenraum und in Nordost-Bayern (besonders Vils-Einzugsgebiet und Bayeri-scher Wald) verbreitet, sonst über weite Streckenfehlend.

Autökologie:

Typische Moor-Libelle (deutliche Präferenzen fürFlach-und Übergangsmoore), die gelegentlich auchan anderen Gewässern vorkommen kann. Sie trittsowohl in Kleingewässern in Mooren auf als auchan alten, extensiv genutzten und waldnahen Teichenmit sphagnenreichen Verlandungsbereichen (vgl.LPK-Band II.7 "Teiche"). In Südbayern besiedeltdie Art vorzugsweise ausgedehnte Schilf- und Cla-dium-Riedzonen, meidet jedoch den Hoch-moorbereich, vermutlich wegen starker interspezi-fischer Konkurrenz zu den Larven von Aeshnasubarctica (vgl. BURMEISTER 1982: 149).BUCHWALD (1983a, in SCHORR 1990: 237)nennt auch von Aeshna juncea besiedelte Schlenkenin Kalkquellmooren. Im Alpenraum ist Aeshna jun-cea vielerorts die häufigste Aeshnide (BELLMANN1987: 172) und zeigt keine ausgeprägte Bindung anMoorgewässer.

Nach PETERS (1987) sind neben flutenden Torf-moosen auch senkrechte Vegetationsstrukturen imVerlandungsbereich notwendig (z.B. Seggen, Bin-sen, Schilf oder Rohrkolben), in deren Wurzelballenund abgestorbenen Teilen die Eiablage bevorzugterfolgt (aber auch in Sphagnen und offenen Torfbö-den).

Hinweise für Kleingewässerneuanlage und -pflege:

Untersuchungen weisen darauf hin, daß es beson-ders bei der Torfmoos-Mosaikjungfer wichtig ist,daß lokal mehrere zur Besiedlung geeignete Gewäs-ser zur Verfügung stehen, damit ungünstige Fakto-ren (z.B. auch durch Konkurrenz mit anderen Libel-lenarten) abgepuffert werden können (CLAUSEN1987 in SCHORR: 238). Daher kann, wo dies ohneBeeinträchtigung anderer schützenswerter Lebens-räume möglich ist, das Lebensraumangebot für dieArt durch Neuschaffung von Tümpeln, Torfstichenetc. erweitert werden.

� Speer-Azurjungfer (Coenagrion hastulatum)RL BRD: - ; RL Bayern: 3

Verbreitung in Bayern:In weiten Teilen Nordbayerns verbreitet (z.B. in denhöheren Lagen Oberfrankens nach BECK 1988 undin den Teichgebieten Mittelfrankens sowie derOberpfalz), in Südbayern stark rückläufig. Im Al-penvorland östlich des Inns sind nur Vorkommenam Chiemseeausfluß und in den Kendlmühlfilzen(südliche Chiemseemoore nach LIPSKY 1987) be-kannt.

Autökologie:Coenagrion hastulatum ist in Südbayern tyrphophil(typische Art der Moorgewässer) und fliegt vor al-lem an flachen, sauren Moor-Kleingewässern mitdichten Torfmoos- und Wollgrasbeständen, z.B. anwiedervernäßten, alten Torfstichen. In Nordbayernliegen etwa 85 % aller Funde; hier besiedelt sie einbreiteres Biotopspektrum, zu dem auch Verlan-dungszonen, ausgedehntere Uferpflanzengürtel vonKarpfenteichen (WEISKOPF 1988; vgl. LPK-BandII.7 "Teiche") oder acide Waldweiher (KOGNITZ-KI 1988b), gelegentlich auch Sandgrubengewässergehören.Die Speer-Azurjungfer kann als Charakterart derVerlandungszonen bezeichnet werden, da sie einestarke Bindung an Grenzstrukturen (Sphagnum-Wassergrenze, Torfstichwand-Wassergrenze, Was-ser-Riedzone) zeigt. SCHORR (1990: 118) hält ei-nen lockeren (nicht zu dichten !) Riedsaum für einwesentliches Habitatelement.Die Eiablagen erfolgen, ohne deutliche Präferenzen,in lebende oder tote Pflanzenteile. Nach Laborver-suchen von FISCHER (1961 in SCHORR 1990:119) und Beobachtungen von SCHORR (1990: 119)scheinen die Larven eine (mindestens 30 Tage) an-haltende Austrocknung der Larvalgewässer im Torf-schlamm überstehen zu können.Sehr charakteristisch für Coenagrion hastulatum ist,daß frisch geschlüpfte Tiere sich bevorzugt in wind-stillen Bereichen (Gebüschbuchten, Waldlichtun-gen und -wege, Torfstichwege etc.) aufhalten. Nachder Rückkehr ans Gewässer sind die Tiere dagegenüberaus standortstreu (Markierungsversuche vonSCHORR 1990: 118).

Hinweise für Kleingewässerneuanlage und -pflege:Wie Leucorrhinia pectoralis sind die ursprüngli-chen Reproduktionsgewässer zumindest in Südbay-ern v.a. im Laggbereich von Hochmooren zu suchen.Als Ersatz können durch die Anlage von Hand-torfstichen im Rotationsverfahren für die Art besie-delbare Gewässer neu geschaffen werden, etwa indegenerierten Bereichen, z.B. im Umfeld moorigernordbayerischer Weiher, in denen trotz fortgeschrit-tener Verbuschung bzw. beginnender Verwaldungim Unterwuchs noch stellenweise Torfmoose vor-handen sind. Hier können sich Kleingewässerneuan-lagen nach Beseitigung der Gehölze sehr rasch zufür viele Moorlibellen besiedelbaren Lebensräumenentwickeln.

� Kleine Moosjungfer (Leucorrhinia dubia)RL BRD: 3 ; RL Bayern : 3

Verbreitung in Bayern:In den Moorgebieten (Hoch- und Übergangsmoore)Bayerns (insbesondere der Alpen, des Alpenvorlan-des und der bayerischen Grenzgebirge) weit verbrei-tet. In Südbayern vermutlich rückläufig.

Autökologie:Typische Art der Hochmoorgewässer, die vor allemtorfmoosreiche Moorweiher und regenerierendeTorfstiche bewohnt. GERKEN (1982) beschreibtdie Moorgewässer, für die das Auftreten vonLeucorrhinia dubia bezeichnend ist, als flache, 2-50 m2

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Kap.1: Grundinformationen

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große, weitgehend mit flutenden Sphagnen ver-wachsene Torfstiche und größere Schlenken("subarctica-Schlenken"). Diese Charakterisierungtrifft auch für die südbayerischen Habitate völlig zu.Die Kleine Moosjungfer ist aber lediglich an sauresWasser, nicht ausschließlich an Hochmoorlebens-räume gebunden (acidobiont), sondern tritt auch amUfer kleiner Seen und Weiher, deren Oberfläche wieauch Uferpartien mit starker Vegetation (Carex,Equisetum etc.) überwuchert sind, auf. BECK(1988) konnte die Art im Frankenwald regelmäßigin ehemaligen Floßteichen, aufgelassenen Fischtei-chen (z.B. in Gesellschaft von Aeshna juncea; vgl.LPK-Band II.7 "Teiche") und Steinbruchgewässernfestsellen, die mutmaßlich durch den Einfluß dessauren Regens geeignete Bedingungen für die Artaufweisen.

� Späte Adonislibelle (Ceriagrion tenellum)Aus Bayern wurde die Art nur viermal gemeldet;inzwischen ist sie verschollen. Sie kommt in Baden-Württemberg noch in Schlenken in Mehlprimel-Kopfbinsen-Gesellschaften im Bereich von Sicker-quellen vor, die trotz nur sehr flachen Wasserstandes(1-5 cm) nie völlig zufrieren, weil sie über einermächtigen, bis zu 40 cm starken Schicht aus breiig-lockerem Kalkschlamm liegen.

Weitere, noch nicht gefährdete, an Torfstichen re-gelmäßig anzutreffende Arten sind Libellula quadri-maculata (Vierfleck), Sympetrum danae (SchwarzeHeidelibelle), Cordulia aenea (Gemeine Smaragd-libelle) u.a.

1.5.4.5 Wanzen

Stellvertretend für die 58 bayerischen Wasserwan-zenarten werden zwei thermophile Arten vorgestellt.

1956 fand SEIDENSTÜCKER Gerris asper ingrößerer Anzahl in der Nähe des Gläßbrunnens beiWolkertshofen. Lange Zeit war dies der einzigeFundort in der BRD. 1981 berichtet SCHUSTERvon einem weiteren Fund bei Benediktbeuern. Wei-tere Funde sind für das oberschwäbische Moorge-biet und die Donauauen bei Nersingen/NU belegt.Gerris asper braucht als Biotop Grundwasser- undRegenpfützen, die wegen ihrer Flachheit und freienBesonnung warm und stagnierend sind. Thermophi-le ostmediterrane Art (BECK 1985: 52).

Die potentiell gefährdete, thermophile StabwanzeRanatra linearis braucht nach KRACH (1986)seichte, südexponierte Stellen bzw. sich stark erwär-mende, fischfreie Stillgewässer. Das Alter desKleingewässers ist unerheblich, da die Imaginesflugfähig sind. Es konnte keine Vorliebe für einbestimmtes Substrat oder Nährstoffgehalt oder Be-wuchs festgestellt werden. In mit Fischen überbe-setztem Wasser kann sich die Art nicht halten. ImGegensatz zu den regelmäßigen Vorkommen imZentrum des mittelfränkischen Beckens um Nürn-berg und Erlangen gilt die Art im Moränen- undSchottergürtel Bayerns als seltener (SCHOLL 1990mündl.).

1.5.4.6 Fische(unter Verwendung eines Manuskriptsvon W. Geissner)

Folgende Arten sind für Kleingewässer typisch:

a) Moderlieschen (Leucaspius delineatus)

Das Moderlieschen kann als Charakterfisch derKleingewässer bezeichnet werden. Es lebt in klei-nen, stehenden oder schwachfließenden Gewässern,vor allem in Teichen, Torfkuhlen und Altarmen. Inkleinen Gewässern kommt es oft zu einem massen-haften Auftreten. Als Laichsubstrat dienen Wasser-pflanzen und Wurzeln. Die Art ist anspruchslos inbezug auf Wasserqualität und Nahrung (Allesfres-ser), sie übersteht auch kalte Winter. Die Wasser-temperatur sollte 23° C nicht überschreiten. Vor-zugsweise halten sich die Moderlieschen in denflachen Uferzonen auf. Hier unterliegen sie jedochoft der Konkurrenz durch andere Fischarten. Vorallem in Flachteichen mit gutem Pflanzenbewuchs(sog. Schleiengewässern) kann sich das Moderlies-chen gut vermehren. Die Art eignet sich als Futter-fisch für fischfressende Vogelarten. Sie kommt inGesellschaft mit anderen Fischarten vor (Schleie,Ukelei, Bitterling, Kleiner Stichling, Karausche,Schlammpeitzger u.a.). Ob Moderlieschen auchAmphibienlaich fressen, konnte nicht geklärt wer-den.

b) Elritze (Phoxinus phoxinus)

Die Elritze bevorzugt klare, sauerstoffreiche Gewäs-ser mit Kiesgrund, auch aufgelassene Kiesgrubenund kühle, kiesige Kleingewässer. Sie gilt als eineder anpassungsfähigsten Fischarten, ist allerdingssehr empfindlich gegen Wasserverunreinigung, sodaß die vorhandenen Bestände stark abgenommenhaben. Als Laichsubstrat wird Kiesgrund benötigt.

c) Schleie (Tinca tinca)

Die Schleie ist die typische Art der Altwässer,kommt aber auch in Weihern und Teichen mit dich-ten Pflanzenbeständen und Schlammgrund vor.Gute Schleien-Gewässer sollen sowohl flache, son-nige Uferpartien als auch tiefere Stellen besitzensowie reiche Krautbestände mit Wasserpest, Tau-sendblatt, Hornblatt, Krebsschere und Laichkraut.Wärmeliebende Art. Als Laichsubstrat werden Was-serpflanzen und Wurzeln benötigt.

d) Ukelei oder Laube (Alburnus alburnus)

Die Ukelei oder Laube lebt in Altwässern. Sie mei-det trübe Gewässer und allzu dichten Pflanzenbe-wuchs. Nicht selten kommt sie auch in ehemaligenKiesgruben und in den Tümpeln der Überschwem-mungsgebiete vor. Als Laichsubstrat dienen Pflan-zen oder sauberer Kiesgrund.

e) Bitterling (Rhodeus sericeus amarus)

Der Bitterling bewohnt die pflanzenbewachseneUferzone stehender und langsam fließender Gewäs-ser mit Schlamm- oder Sandgrund, auch Altwässerund verkrautete Weiher und Teiche. Zum Laichenbraucht er Teich- oder Flußmuscheln.

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Kap.1: Grundinformationen

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f) Karausche (Carassius carassius)Die Karausche bewohnt fast alle Arten von Gewäs-sern. Vorwiegend kommt sie in kleinen, stark ver-krauteten Weihern und Tümpeln vor und ist dortnicht selten die einzige Fischart. Sie erträgt als eineder zählebigsten Fischarten einen hohen Grad vonVerschmutzung und Sauerstoffmangel. Sie verbirgtsich im Schlamm, wenn das Wohngewässer auszu-trocknen beginnt. Als Laichsubstrat werden Wasser-pflanzen und Wurzeln gebraucht.

g) Giebel (Carassius auratus gibelio)Der Giebel bewohnt stehende und langsamfließendeGewässer mit dichten Pflanzenbeständen undSchlammgrund. Er ist oft mit der Karausche verge-sellschaftet und gleicht dieser nicht nur im Ausse-hen, sondern auch weitgehend in Nahrungswahl,Widerstandsfähigkeit u.a. Der Giebel kann sich auchdurch Parthenogenese fortpflanzen. Aus den unbe-fruchteten Eiern gehen nur Weibchen hervor. Eineinziges überlebendes Weibchen vermag so den Be-stand der Art in einem Gewässer zu sichern. AlsLaichsubstrat werden Wasserpflanzen und Wurzelngebraucht.

h) Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis)Der Schlammpeitzger ist ein zählebiger Bodenfischflacher stehender Gewässer mit Schlammgrund. Erkommt in Tümpeln, Gräben, Altwässern, Weihernund Teichen vor. Bei starkem Sauerstoffmangel be-sitzt er die Fähigkeit zur Darmatmung: Er steigt andie Wasseroberfläche, um Luft zu schlucken. ImWinter und beim Austrocknen seines Wohngewäs-sers kann er sich bis zu einem halben Meter tief inden Schlamm eingraben. Als Laichsubstrat werdenWasserpflanzen und Wurzeln gebraucht.

i) Dreistacheliger Stichling (Gasterosteus culea-tus)Der Dreistachelige Stichling bildet stationäre, iso-lierte Bestände in verkrauteten Flachseen, Weihernund Teichen. Er baut sein Nest aus Pflanzenfasernam Boden. Die Art ist nicht heimisch, sondern wur-de von Aquarianern ausgesetzt.

j) Neunstacheliger Stichling (Pungitius pungitius)Der Lebensraum des Neunstacheligen Stichlings istähnlich dem des Dreistacheligen. Er baut sein Nestaus Pflanzenfasern über dem Boden, oft an Wasser-pflanzen aufgehängt. Alle Kleinfischarten sind nachder RL Bayern gefährdet. Als weitere typischeKleingewässer-Art (= Fischarten mit geringer Emp-findlichkeit gegenüber Sauerstoffverknappung)nennt WEGENER (1991: 152) den Zwergwels(Ictalurus nebulosus), der im LPK-Band II.7 "Tei-che" ausführlich behandelt wird.

1.5.4.7 Amphibien

� Grasfrosch (Rana temporaria)RL BRD: - ; RL Bayern: -

Ansprüche an den Laichplatz:mittelweites Spektrum an Laichgewässern möglich(nur Kleinstgewässer werden gemieden); geringeWasserströmung wird bevorzugt; nicht durchfrie-rende Bereiche sind notwendig, da ein Teil der Brut-

population im Laichgewässer überwintert; Teilbe-reiche sollten besonnt sein; bevorzugte Laichplätzesind krautreiche, ufernahe Flachwasserbereiche;Ablaichen erfolgt in geringer Tiefe (5-15 cm)

Laichplatztreue:hoch, nach der Wanderphase werden jedoch auchneue Laichgewässer angenommenAnsprüche an den Landlebensraum:bevorzugt Wald, besonders Bruch- und Auwälder(an feuchten bis mäßig feuchten, grasigen, zeitweisebesonnten Stellen); auch in Gebüschen und Hoch-staudenfluren des OffenlandesWanderverhalten:sehr konzentrierte WanderbewegungenDurchschnittliche Wanderdistanzen:800 m

� Springfrosch (Rana dalmatina)RL BRD: 2 ; RL Bayern: 2

Ansprüche an den Laichplatz: Außer Kleinstgewässern werden alle Typen stehen-der bis langsam fließender Gewässer als Laichplatzangenommen; benötigt zum Ablaichen sonnenexpo-nierte Uferpartien mit vertikalen Unterwasserstruk-turen zum Anheften der Laichballen in 10 - 20 cmTiefeLaichplatztreue:sehr hoch, nach der Wanderphase werden jedochauch neue Laichgewässer akzeptiertAnsprüche an den Landlebensraum:Waldränder, Lichtungen, Schonungen, Schneisenusw., besonders in mesophilen Laubwäldern; Ein-stände sind vor allem vegetationsarme oder kurzra-sige Stellen in ansonsten hochwüchsiger Krautvege-tationWanderverhalten:wenig konzentrierte WanderbewegungenDurchschnittliche Wanderdistanzen:1.100 m

� Moorfrosch (Rana arvalis)RL BRD: 2 ; RL Bayern:1

Ansprüche an den Laichplatz:hoch; alle stehenden bis träge fließenden Gewässer(außer Kleinstgewässern) mit besonnten, flachenUferpartien (5-30 cm Tiefe) und mosaikartigerStruktur aus offenen Wasserflächen und Pflanzen-bulten (Röhricht oder Binsen); meist liegen dieLaichplätze innerhalb größerer Flachmoor- undFeuchtwiesengebieteLaichplatztreue:mittel, aber hohe GebietstreueAnsprüche an den Landlebensraum:großflächigere Feuchtwiesen, Niedermoore, Zwi-schenmoore, Bruch- und Auwälder; bevorzugte Ein-stände liegen an der Basis von Binsenbulten unddichten Grasbüscheln

Wanderverhalten:keine konzentrierten WanderbewegungenDurchschnittliche Wanderdistanzen: gering

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� Kl. Teichfrosch / Wasserfrosch (Rana lessonae/ esculenta)

RL BRD: - ; RL Bayern: -

Ansprüche an den Laichplatz: gering; bevorzugt mittelgroße bis große Gewässermit einer Wassertiefe von über 40 cm und sonnenex-ponierten Uferpartien, nimmt aber auch Kleinge-wässer an; horizontale Pflanzenstrukturen wieLaichkraut- und Seerosenbestände werden vertika-ler Vegetation vorgezogen

Laichplatztreue:mittel, Teile der Population nehmen neue Laichge-wässer an

Ansprüche an den Landlebensraum:hält sich auch im Sommer am Laichgewässer auf;sitzt bevorzugt an besonnten UferpartienWanderverhalten:wenig konzentrierte Wanderbewegungen (ganzjäh-rige Gewässerbindung)Durchschnittliche Wanderdistanzen:vermutlich gering

� Laubfrosch (Hyla arborea)RL BRD: 2 ; RL Bayern: 3

Ansprüche an den Laichplatz:hoch; schwach ausgeprägte Präferenz mittelgroßerGewässer; benötigt sonnenexponierte Tagesruhe-plätze, die entweder durch vertikale, den Wasser-spiegel durchbrechende (hochwüchsige Verlan-dungsvegetation oder Gebüsch) oder durch unmit-telbar am Rand zur offenen Wasserfläche stehendeStrukturen gebildet werden können; Kaulquappenbesonders anfällig gegenüber Prädation durch Fi-scheLaichplatztreue:mittelAnsprüche an den Landlebensraum:bevorzugt sonnenexponierte Gehölzbestände, sel-tener Röhricht in Laichplatznähe; meist in feuchtenGrünlandgebieten der Tallagen; meidet geschlosse-ne WälderWanderverhalten: keine konzentrierten Wanderbewegungen (ganzjäh-rige Gewässerbindung)Durchschnittliche Wanderdistanzen:600 m

� Wechselkröte (Bufo viridis)RL BRD: 2 ; RL Bayern: 1

Ansprüche an den Laichplatz:hoch; bevorzugt besonders kleine bis mittelgroßeStillgewässer in stark sonnenexponiertem, vegetati-onsarmem Gelände; laicht in Gewässerzonen von 15- 30 cm Tiefe ab, mit reichem, Schutz bietendemPflanzenbewuchsLaichplatztreue:gering (Teile der Population vagabundieren)Ansprüche an den Landlebensraum:bevorzugt warmes, sonnenexponiertes Gelände mitspärlicher oder zumindest niedrigwüchsiger Vege-tation (Kiesgruben); gelegentlich in lichten Waldun-

gen; meidet jedoch ausgedehnte Waldungen undMoore; tagsüber verstecktWanderverhalten:

wenig konzentrierte WanderbewegungenDurchschnittliche Wanderdistanzen:

2.000 (-10.000) m

� Knoblauchkröte (Pelobates fuscus)RL BRD: 3 ; RL Bayern: 2

Ansprüche an den Laichplatz: hoch; bevorzugt insb. größere und tiefere Gewässersandiger, offener Landschaften (Kleinstgewässerwerden gemieden); Eiablage meist an sonnenexpo-nierten Stellen in mehr als 20 cm Tiefe; Unterwas-serstrukturen (Pflanzenteile etc.) zum Anheften derLaichschnur günstigLaichplatztreue:

gering (Teile der Population vagabundieren)Ansprüche an den Landlebensraum:

Gebiete mit lockersandigen Böden, besonders Dü-nengebiete, Sandgruben; meidet ausgedehnte Wald-gebiete und MooreWanderverhalten:

keine konzentrierten Wanderbewegungen (ganzjäh-rige Gewässerbindung)Durchschnittliche Wanderdistanzen:

600 m

� Geburtshelferkröte (Alytes obstericans)RL BRD: 3; RL Bayern: 1

Ansprüche an den Laichplatz:schlammige, sonnige, auch vegetationsarme Gewäs-ser; ursprünglich in unverbauten Fluß- und Bach-landschaften mit typischem Wechsel von Geröll-schüttungen und Hangabbrüchen. Heute in Gruben-gewässern der AbgrabungsgebieteLaichplatztreue:

gering; typischer r-Stratege, der zur schnellen Be-siedlung neu entstandener Biotope in der Lage istAnsprüche an den Landlebensraum:

ein Teil der Population bleibt ganzjährig in engerNachbarschaft der Gewässer, der Rest vagabundiertüber weite Strecken auf der Suche nach neuen Le-bensräumenWanderverhalten:

keine konzentrierten WanderbewegungenDurchschnittliche Wanderdistanzen:

in der Regel gering; ein Teil der Tiere kann jedochauf der Suche nach Laichgewässern mehrere Kilo-meter zurücklegen

� Gelbbauchunke (Bombina variegata)RL BRD: 3; RL Bayern: 3

Ansprüche an den Laichplatz:hoch; bevorzugt sonnenexponierte, meist vegetati-onsarme Klein- und Kleinstgewässer mit - verwir-belbarem - Bodenschlamm (Fluchtverhalten); min-destens 20 cm tiefe Bereiche sollten jedoch vorhan-den sein. Günstig ist ein möglichst engmaschigesNetz geeigneter Laichgewässer. Thermophile Art !

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Laichplatztreue:mittel (häufig jedoch auch sehr beständige Koloni-en)Ansprüche an den Landlebensraum:hält sich nahe an den Laichgewässern auf; besonderssemiadulte Unken führen jedoch weite Wanderun-gen zur Besiedelung neuer Lebensräume durch; be-vorzugt Kleingewässer in Waldnähe mit schüttererVegetation

Wanderverhalten: keine konzentrierten Wanderbewegungen (ganzjäh-rige Gewässerbindung)

Durchschnittliche Wanderdistanzen:4.000m

� Kreuzkröte (Bufo calamita)RL BRD: 3; RL Bayern: 3

Ansprüche an den Laichplatz:hoch; bevorzugt Flachwasserbereiche sonnenexpo-nierter, schnell erwärmbarer, kleiner bis sehr kleinerStillgewässer mit vegetationsarmer Umgebung(schwerpunktmäßig in Abbaugebieten)

Laichplatztreue:gering (Laichplatzvagabund, r-Stratege)

Ansprüche an den Landlebensraum: bevorzugt sonnenexponiertes Gelände mit spärli-cher Vegetation; besonders unterschlupfreiche Hal-den und Grubenwände (Sand-, Kiesgruben etc.) mitlockerem Substrat; gelegentlich auch in lichten Kie-fernwäldern

Wanderverhalten:keine konzentrierten Wanderbewegungen

Durchschnittliche Wanderdistanzen:2.000 m

� Erdkröte (Bufo bufo)RL BRD: - ; RL Bayern: -

Ansprüche an den Laichplatz:mittel; bevorzugt besonders größere, ältere Stillge-wässer; Ablaichtiefe meist 15-35 cm; stengelartigeUnterwasserstrukturen zum Spannen der Laich-schnüre notwendig

Laichplatztreue:sehr hoch (lebenslang)

Ansprüche an den Landlebensraum:Wald (außer Naßwäldern) und seine engste Umge-bung; hohe Siedlungsdichte in Beständen mit gerin-gem Deckungsgrad; bevorzugt krautreiche Ökotone

Wanderverhalten:sehr konzentrierte Wanderbewegungen

Durchschnittliche Wanderdistanzen:2.200 m

� Kammolch (Triturus cristatus)RL BRD: 3; RL Bayern: 2

Ansprüche an den Laichplatz:hoch; bevorzugt sonnenexponierte größere und tie-fere Gewässer mit ausgeprägter, insbesondere sub-merser Vegetation, seltener jedoch auch in Kleinge-

wässern. Tagesverstecke sind untergetauchte, hohlaufliegende Gegenstände

Laichplatztreue:mittel, Teile der Population nehmen neue Laichge-wässer jedoch an

Ansprüche an den Landlebensraum:bleibt lange im Laichgewässer, sucht im Spätsom-mer gewässernahe Schlupfwinkel im Offenlandoder in lichten Waldungen auf; Jungtiere breitensich über Land aus

Wanderverhalten:wenig konzentrierte Wanderbewegungen

Durchschnittliche Wanderdistanzen:400 (-500) m

� Fadenmolch (Triturus helveticus)RL BRD: -; RL Bayern: 4

Ansprüche an den Laichplatz:Tümpel, Teiche, Weiher und kleine Pfützen sowiewassergefüllte Wagenspuren auf Wald- und Forst-wegen; in Bayern natürlicherweise nur im Spessartvorkommend.

Laichplatztreue: mittel

Ansprüche an den Landlebensraum:ähnlich Bergmolch

Wanderverhalten:wenig konzentrierte Wanderbewegungen

Durchschnittliche Wanderdistanzen:400 (-500) m

� Teichmolch (Triturus vulgaris)RL BRD: - ; RL Bayern: -

Ansprüche an den Laichplatz:hoch; bevorzugt besonnte, flache Gewässer, beson-ders mit wachsender Höhe über NN; benötigt zurEiablage Pflanzen oder (ersatzweise) Fallaub

Laichplatztreue: mittel, Teile der Population nehmen neue Laichge-wässer jedoch an

Ansprüche an den Landlebensraum:Offenland, in tieferen Lagen auch in Wäldern, be-sonders in wärmeren Habitaten

Wanderverhalten: wenig konzentrierte Wanderbewegungen

Durchschnittliche Wanderdistanzen:400 (-500) m

� Bergmolch (Triturus alpestris)RL BRD: - ; RL Bayern: -

Ansprüche an den Laichplatz:hoch; bevorzugt nur in höheren Lagen sonnenexpo-nierte Laichplätze; im Tiefland besiedelt der Berg-molch dagegen überwiegend beschattete Gewässer(eher kaltstenotherm)

Laichplatztreue: mittel, Teile der Population nehmen neue Laichge-wässer jedoch an

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Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd. II.8 Stehende Kleingewässer � StMLU/ANL 1994

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Ansprüche an den Landlebensraum:

in tieferen Lagen eng an Waldungen und Feldgehöl-ze gebunden

Wanderverhalten:

wenig konzentrierte Wanderbewegungen

Durchschnittliche Wanderdistanzen:

400 (-500) m

� Feuersalamander (Salamandra salamandra)RL BRD: - ; RL Bayern: 3

Ansprüche an den Laichplatz:

keine spezifischen Ansprüche, braucht nur offenesWasser; besonders häufig werden die Larven inBergbächen abgesetzt (häufigster Gewässertyp imVorzugslebensraum der Art)

Laichplatztreue:

mittel, aber hohe GebietstreueAnsprüche an den Landlebensraum:

bevorzugt Laubwald; vereinzelt auch auf großenLichtungen oder in unmittelbarer Umgebung vonWäldern; Aktionsraum im Sommerquartier i.d.R.unter 40 mWanderverhalten:

keine konzentrierten WanderbewegungenDurchschnittliche Wanderdistanzen:

gering

1.5.4.8 Vögel(unter Verwendung eines Manuskriptsvon N. Hölzel)

Folgende Arten sind für Kleingewässer typisch:

a) Krickente (Anas crecca)Braucht seichte, deckungsreiche Kleingewässer, dieauch oligo- oder dystroph sein können, offen odervon Wald umgeben, jedoch möglichst störungsfrei.Verbreitung: bayernweit alle Höhenstufen (z.B.Waldteiche bei Ebrach, alte Torfstiche und Moorseenim Murnauer Moos).

b) Zwergtaucher (Podiceps ruficollis)

Lebensraum des Zwergtauchers sind meso- bis eu-trophe deckungsreiche flache Kleingewässer mit ab-wechslungsreichen und reich strukturierten Verlan-dungszonen aus Schilf, Rohrkolben, Binsen undSeggen, minimal ca. 1.000-3.000 m2. Sein Verbrei-tungsschwerpunkt ist planar bis submontan. KlaresWasser und reiches Kleintierleben werden bevor-zugt. In den Gewässern sollten möglichst keinegrößeren Raubfische (Hecht, Wels) vorkommen(Jungenverluste).

c) Zwergdommel (Ixobrychus minutus)

Die Zwergdommel braucht größere eutrophe Klein-gewässer mit schilfreichen Verlandungszonen undeinzelnen Weidenbüschen. Verbreitung: Sie bevor-zugt die klimabegünstigten größeren Flußtäler undBeckenlandschaften der tieferen Lagen (z.B. Donau,Isar, Inn, Main), insbesondere deren Auenbereiche.

d) Wasserralle (Rallus aquaticus)

Die Wasserralle besiedelt flach überschwemmteVerlandungszonen von Kleingewässern (Röhrichte,Großseggenrieder). Die Minimalgröße der Verlan-dungszone liegt bei ca. 150 m2. Verbreitung: bayern-weit planar bis submontan (montan).

e) Blaukehlchen (Luscinia suecica)Das Blaukehlchen besiedelt schilfreiche Verlan-dungszonen von eutrophen Kleingewässern mit ein-zelnen Weidenbüschen. Bevorzugt werden reich-strukturierte Bestände mit schlammigen, schütterbewachsenen amphibischen Bereichen (Wasser-standsschwankungen) zur Nahrungssuche. DieNestanlage erfolgt bevorzugt an Böschungen. Ver-breitung: bevorzugt deutlich die größeren Flußtälerund Beckenlandschaften, insbesondere deren Auen-bereiche (Maintal, Unteres Donautal, Unteres Isar-tal, Erdinger Moos, Chamer Becken).

f) Teichhuhn (Gallinula chloropus)

Das Teichhuhn tritt vor allem an kleinen Stillgewäs-sern auf, und nur dort zeigt es eine überlegene Kon-kurrenzkraft (BAUER et al. 1973). Die Art gilt zwargenerell als sehr anpassungsfähig, dennoch mußtenin Mittelfranken an Teichen erhebliche Bestandes-rückgänge registriert werden (ANL-Tagung Höch-stadt 1989).

g) Schwarzstorch (Ciconia nigra)

Für den Schwarzstorch sind Kleingewässer als Nah-rungshabitat von essentieller Bedeutung. Die Klein-gewässer müssen im Wald oder zumindest waldnahliegen und flachgeböscht sein. Die Nahrung desSchwarzstorches besteht aus Wasserinsekten, Fi-schen bis 25 cm, Fröschen und Molchen. Die Klein-gewässer sollten möglichst abgelegen und frei vonStörungen sein (störungsempfindliche Waldart).Der Schwarzstorch kommt in größeren störungsar-men Waldgebieten im Mittelgebirgsbereich Nord-und Nordostbayerns vor. Momentan besteht eineAusbreitungstendenz. Die Neuansiedlung kanndurch gezielte Anlage von Kleingewässern in poten-tiellen Brutgebieten gefördert werden.

h) Weißstorch (Ciconia ciconia)

Kleingewässer sind für den Weißstorch von essen-tieller Bedeutung als ergänzendes Nahrungshabitat,insbesondere zur Überbrückung von Nahrungseng-pässen in Trockenzeiten, wenn Wiesenflächen nichtausreichend Nahrung bieten können. Das Kleinge-wässer sollte möglichst offen gelegen und gut zu-gänglich sein. Hohe Randvegetation (Hochstauden,Röhrichte, Büsche, Bäume) verhindert eine Nutzungdurch den Storch oder schränkt sie zumindest sehrstark ein. Optimal ist, wenn die Ufervegetation be-reits ab Juni zumindest partiell gemäht wird. DasKleingewässer soll flach geböscht sein, damit derStorch im Wasser waten kann. Weißstörche sind anGewässerbiotopen extrem scheu. Deshalb ist einestörungsarme Lage, am besten in großräumigenWiesengebieten, wichtig. Eine räumliche Verdich-tung von Kleingewässern ist anzustreben in potenti-ellen und rezenten Weißstorch-Lebensräumen unter

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besonderer Berücksichtigung von Defiziträumen(insbesondere West- und Südbayern, s. auch BURN-HAUSER 1983).

Für die genannten Arten gelten folgende Pflege- undEntwicklungshinweise:

• Totalentlandung mit völliger Zerstörung derVerlandungs- und Ufervegetation unterlassen

• notwendige Entlandungen bei totalem Zuwach-sen nur sehr sorgsam in Teilbereichen vorneh-men

• Aushub keinesfalls in Verlandungszonen depo-nieren

• defensiver Umgang mit Gehölzeinbringung• keine Nutzung als Angelgewässer oder sonstige

Freizeitnutzung• Neuanlage möglichst in störungsarmen Gebieten• keine Einbringung von Großraubfischen und

Graskarpfen• Neuanlage wenn möglich in günstiger Umfeld-

situation wie Auen, Feuchtwiesen, Feucht-wäldern oder im Kontakt zu anderen Gewässer-biotopen

WiesenbrüterInsbesondere für Rotschenkel (Tringa totanus),Uferschnepfe (Limosa limosa), Weißstorch (Cico-nia ciconia) und Bekassine (Gallinago gallinago)bilden flache Kleingewässer und deren Verlan-dungszonen in Feuchtwiesengebieten (z.B. Flutmul-den) wichtige Ergänzungs- und Teilhabitate. Opti-mal ist ein fließender Übergang zwischen Kleinge-wässer und Feuchtwiese (möglichst flacher Feuch-tegradient und geringe Gewässertiefe). Schwanken-de Wasserstände und periodisches Trockenfallensind durchaus zu begrüßen (Schlammflächen alsNahrungshabitat). Von entscheidender Bedeutungist für die genannten Wiesenlimikolen, daß die Ufer-vegetation alljährlich zum größten Teil abgemähtwird. Das Aufkommen von Gehölzen, Schilf- undanderen hochwüchsigen Röhrichtbeständen ist ge-zielt zu unterbinden. Insbesondere für die Bekassinesollten aber einzelne Bereiche (Großseggenbestän-de) jahrweise auch ungemäht bleiben. Bei entspre-chend starker räumlicher Verdichtung von derarti-gen Flachtümpeln in Feuchtwiesengebieten kannauch der Rotschenkel wieder angesiedelt werden(z.B. Vogelinsel im Altmühlsee; s. auch LPK-BandII.6 "Feuchtwiesen").

SchilfbrüterDer Rohrschwirl (Locustella luscinioides) ist in sei-nen Habitatansprüchen an Schilfbestände gebunden;er bevorzugt dort eine kleinräumige Mischung un-terschiedlicher Strukturtypen: Schilf-Reinbestand,Schilf-Mischbestände mit anderen Röhrichtarten,umgeknickte Schilfhalme, Bereiche mit dichterStreuauflage. Das Vordringen von Wasserschwa-den-Röhrichten verschlechtert die Standorteignungfür den Rohrschwirl (IWANUK 1981: 187).

Der Schilfrohrsänger (Acrocephalus schoenobae-nus) ist eng an das Vorkommen von Schilf, vor allemauch vorjährigem, gebunden, da er vorzugsweisedort sein Nest baut. Schilf und Großseggen bietengeeignete Strukturen, während Wasserschwaden

ungeeignet ist, da er bei Frost zusammenfällt undrasch zersetzt wird.Der Drosselrohrsänger (Acrocephalus arundina-ceus) besiedelt Schilfstreifen ab 1 m, meist jedochvon 2-5 m Breite. Er bevorzugt kräftige Schilfhalmeam wasserseitigen Röhrichtteil für den Nestbau.Schilfmahd erzeugt dichte, relativ dünne Halme, sieist deshalb für die Art als eher negativ zu werten.Zudem sind die gemähten Bestände meist langsam-wüchsiger, so daß das Nest zu spät gebaut wird, mitden später normal wüchsigen Halmen zu weit in dieHöhe gelangt und leichter entdeckt wird oder aberauch samt den Halmspitzen abbricht (IWANUK1981: 189).

1.5.5 Wichtige Habitat-Typen

Ein wesentlicher Besiedelungsfaktor für die Tier-welt ist das Strukturangebot (s. Abb. 1/6, S.66).HEYDEMANN et al. (1983) haben "ökologischwichtige Habitat-Typen" für drei Kleingewässer-Typen beschrieben:

a) Waldsumpf mit Frühjahrstümpel und begin-nendem Zwischenmoor-Habitat (s. Abb. 1/7, S.66)Seggenbulte haben besondere Bedeutung für dieazidophilen Käfergesellschaften (s. S.45). Sie soll-ten nicht gemäht werden und unbedingt vor Beein-trächtigungen bewahrt bleiben.Sphagnum ist trittempfindlich und sollte deshalb beiViehbelastung ausgezäunt werden.

Totholz kann als "Struktur-Lebensraum" (sog. Cho-riotope) das Habitatangebot des Biotops ergänzen.Bei Neuanlagen können sie auch künstlich einge-bracht werden. Sie dienen holzbewohnenden Artenals Lebensraum und z.B. Vögeln als Habitatrequisit(Ansitzwarte).

b) Erlenbruchwald-Waldtümpel (s. Abb. 1/8, S.67)Ein Baum gliedert sich in Wurzel, Stamm, Blätterusw. Diese Strukturteile werden Merotope, ihre Le-bensgemeinschaften Merozönosen genannt.Bei Waldtümpeln ist es wichtig, die sauberen, oftsauren Bedingungen zu erhalten (keine Kalkung desUmlands). Ferner ist auf eine ausreichende Beson-nung zu achten. Zumindest das Südufer sollte ge-hölzfrei sein. Störungsarme Verhältnisse sind zuerhalten (keine Wegeerschließung).

c) Wiesen-Weiden-Kleinweiher (s. Abb. 1/9, S.68)Weist die Gemeinschaft eine vertikale Schichtungauf, so läßt sich die Gesamtheit der Lebewesen ineiner Stratum oder Stratotop gennanten Schicht alsStratozönose zusammenfassen. Stratotop-Beispielesind: Gewässergrund, Unterwasserpflanzen, Schwimm-pflanzen, Röhricht, Blütenhorizont usw. Flache Uferermöglichen mehr Strata als Steilufer.

1.5.6 Zoogeographische Aspekte

Die thermophilen Arten sind an die bayerischenWärmeinseln (Franken, Donautal) gebunden. Diedortigen Landkreise tragen besondere Verantwor-

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Abbildung 1/6

Besiedlungsbestimmende Faktoren und Habitate für dieTierwelt der Stillgewässer (aus BLAB 1986 b: 57)

Abbildung 1/7

Waldsumpf mit Frühjahrstümpel und beginnendem Zwischenmoor-Habitat (aus HEYDEMANN et al. 1983: 310)

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tung für diese seltenen Tierarten (z.B. Stabwanzeoder Gerris asper im Landkreis Eichstätt) und solltenspezielle Lebensräume schaffen (flache, sich schnellerwärmende Kleingewässer, Südexposition). VieleArten erreichen in Bayern ihre natürliche Arealgren-ze. So ist z.B. die Geburtshelferkröte auf Nordbay-ern beschränkt (östlich-kontinentale Art), der Fa-denmolch kommt nur im Spessart vor (atlantischeArt). Auch hier kommt den jeweiligen Landkreisenbesondere Bedeutung zu, und die Gestaltung einigerKleingewässer sollte speziell auf die Habitatansprü-che dieser Arten ausgerichtet sein. Ähnlich verhältes sich mit den hochseltenen "Urstromtal-Arten".Beispiele aus der Gruppe der Wasserkäfer sind

Berosus signaticollis, Porhydrus lineatus, Suphro-dytes dorsalis oder Agabus undulatus, die von Un-garn kommend das Urstromtal der Donau besiedelnund im Isarmündungsgebiet ihre Westgrenze errei-chen. Die Landkreise im Donautal tragen für dieseArten besondere Verantwortung!

1.6 Traditionelle Bewirtschaftung

In diesem Kapitel erfolgt eine beschreibende Dar-stellung der bisherigen Nutzungen. Wirkungen der-selben auf den Biotop und die Biozönose werden inKap. 1.7.2, "Nutzungseinflüsse", (S. 80) erläutert.

Abbildung 1/8

Erlenbruchwald-Waldtümpel (aus HEYDEMANN et al. 1983: 308)

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1.6.1 Kleingewässer zur Nahrungsproduktion

Viele Kleingewässer wurden speziell zur Nahrungs-produktion angelegt. An erster Stelle stehen dabeidie Fischweiher. Gegen Ende des 14. Jahrhundertssetzte ein regelrechter Weiherboom ein, da Fisch alsSpeise sehr hohes Ansehen beim Adel genoß undentsprechend gute Preise erzielt werden konnten (1Pfund Fisch = 6 Pfund Schweinefleisch). Vor allemdie Klöster legten auf Streuwiesen Fischteiche an.Vgl. Pater Werli vom Kloster Weingarten: "Erstlichwo ainer ain weyerstatt hatt, daraus ainer ain weyermachen will. Es mag der grund traid (= Getreide),oder gras, wie gut es wol, es ist zu wissen, daß ersein mit den Vischen mehr genießen mag, dann derfrucht." (HStA B 515 Bu 68, in: KONOLD 1987:54).

Aber auch weltliche Herren beteiligten sich an die-sem Geschäft: "Das allgemeine Bestreben, überallwo es das Gelände erlaubt, neue Weiher anzulegen,das man beinahe als eine Art Fieber bezeichnenkönnte, hatte auch den Rat (der Reichsstadt Nürn-berg) ergriffen, der sich vielleicht goldene Bergedavon versprach." (Mummenhoff, zitiert in KO-NOLD 1987: 47). Das Volk ernährte sich dagegenvorwiegend von Kohl und Getreideprodukten. Inte-ressanterweise galten Frösche und Krebse damalsals gewöhnlich und zählten zur Speise der Armen.Es muß sie in Massen gegeben haben, weshalb siekeinen Preis hatten und von daher für den Adel nicht

interessant waren. Schließlich wurden Kleingewäs-ser noch zum Wildentenfang genutzt (KONOLD1987: 87).Verwendung als Nahrungsmittel fanden folgendeWeiherpflanzen (KONOLD 1987: 81):

• Equisetum fluviatile (Teichschachtelhalm): junge Triebe werden als "Spargel" gegessen

• Potamogeton natans (Schwimm. Laichkraut):Wurzeln

• Alisma plantago-aquatica (Froschlöffel): Wurzeln

• Typha div. spec. (Rohrkolben):junge Triebe als "Spargel". Der stärkereicheWurzelstock wurde gekocht gegessen; gebranntdiente er als Kaffeesurrogat

• Sparganium div. spec. (Igelkolben): untere, saf-tige Stengelteile eßbar

• Acorus calamus (Kalmus): innere, zarte Blätter; Wurzelstock

• Schoenoplectus lacustris (Flechtbinse): junge Triebe

• Glyceria maxima (Großes Süßgras):junge Triebe

• Glyceria fluitans (Süßschwaden): Samen als "Manna" oder "Schwadengrütze"(weit verbreitet, hochwertiges Nahrungsmittel)

• Phragmites australis (Schilf): Wurzelstock; getrocknet als Mehl

• Nymphaea alba (Seerose): Wurzelstock

Abbildung 1/9

Wiesen-Weiden-Kleinweiher; (aus HEYDEMANN et al. 1983: 316)

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• Nuphar lutea (Teichrose):Rhizome, Blätter, Samen

• Caltha palustris (Sumpfdotterblume): Blätter

• Nasturtium officinale (Brunnenkresse): Blätter als Salat, Samen

• Sagittaria sagittifolia (Pfeilblatt): Die stärkereichen, sehr nahrhaften Knollenschmecken frisch nußartig, gekocht wie Erbsen

• Stachys palustris (Sumpf-Ziest):Knollen schmecken wie Kartoffeln

• Trapa natans (Wassernuß): Samen als Mehl, gekocht, geröstet, auch rohgenießbar

• Menyanthes trifoliata (Fieberklee): Rhizom, ge-trocknet zu Mehl verarbeitet

• Veronica beccabunga (Bachbunge): Blätter zu Salat

• Butomus umbellatus (Schwanenblume): In Kriegs- und Notzeiten wurde der Wurzelstockgebacken und als Brotersatz gegessen.

"Mit dem Dreißigjährigen Krieg fand die Blütezeitder Teichwirtschaft ihren endgültigen Abschluß"(Hitzlbeck, zitiert in KONOLD 1987: 110). Ursa-chen für den Rückgang der Weiherwirtschaft warenzum einen die Veränderung der Ernährungsgewohn-heiten (Rückgang des gesellschaftlichen Ansehensvon Fisch), zum anderen neue Landbaumethoden(hohe Getreidepreise führten zur Ausdehnung desGetreideanbaus auf Kosten anderer Nutzpflanzen).Als Folge der Vereinödung im 19.Jahrhundert kames dann nochmals zu einem zweiten Boom. Damalswurden die Teiche jedoch in unmittelbarer Hofnäheangelegt.

1.6.2 Kleingewässer für Teilfunktionen im landwirtschaftlichen Betriebsablauf

a) Mühlweiher

Bereits zu Beginn der Karolingerzeit (Mitte des 8.Jahrhunderts) gab es in Süddeutschland Wasser-mühlen, z.T. angetrieben durch oberschlächtigeMühlräder, gespeist von Kanälen, die das Wasseraus einem Weiher erhielten, der durch ein Wehr oderWuhr aufgestaut war (KONOLD 1987: 25). Mühl-weiher gehören daher mit zu den ältesten anthropo-genen Kleingewässern.

b) Einstreuweiher

Einstreuweiher gab es vor allem im Alpenvorland.Die Uferzonen (Kleinseggenrieder) wurden dabeizur Gewinnung von Einstreu regelmäßig gemäht.Durch das Einstallen des Viehs wurde trockeneszellulosereiches Pflanzenmaterial nötig, mit dem derfeuchte Viehkot aufgesogen werden konnte. Mit derAusdehnung des Getreideanbaus und der Import-möglichkeit von Stroh aus anderen AgrarregionenBayerns ist es seit ca. 100 Jahren nicht mehr nötig,jeden Quadratmeter Streufläche zu nutzen. Die Ein-streugewinnung an Kleingewässern ist daher einehistorische Nutzungsform, die nicht mehr praktiziertwird.

c) WiesenbewässerungKleingewässer wurden auch als Staubecken für dieWiesenbewässerung angelegt. Dabei stellte die ge-flutete Wässerwiese selbst schon ein temporäresKleingewässer dar (z.B. Rückenwiesen im Spessart)(s. Photo 8 im Anhang).

Die Wiesenbewässerung ist eine alte Landbewirt-schaftungsmethode, die verschiedenen Zweckendiente (KONOLD 1987: 72):

• Reine Wasserzufuhr, um Pflanzenwachstum insommerlichen Trockenzeiten zu fördern.

• Die Bewässerung hat im Winter oder Vorfrüh-ling eine den Boden erwärmende Wirkung. Sobleibt die Vegetationsdecke grün und assimilati-onsfähig. Häufig diente ein Weiher zum Vorwär-men des Wässerwassers.

• Bodenentsalzung.• Vernichtung tierischer Schädlinge wie Mäuse,

Engerlinge etc.• Düngende Wirkung (teilweise wurden sogar

dörfliche Abwässer eingespeist).

Die Bezeichnung "Brühl" steht für hochproduktiveWässerwiesen, deren Be- und Entwässerungssyste-me irgendwann verfallen sind, so daß sumpfige Wie-sen daraus wurden (z.B. auf der Gemarkung vonBurgau/GZ). Die Technik der Wiesenbewässerungist seit dem Mittelalter belegt und wurde in manchenGegenden (Alpenvorland, Franken, BayerischerWald) noch bis in die sechziger Jahre unseres Jahr-hunderts ernsthaft betrieben.

d) FlachsweiherFlachsröstgruben sind Kulturdenkmäler ersten Ran-ges. Im Gegensatz zur "Tauröste" auf gemähtenWiesen (welche als rückständig galt), wurden beider "Wasserröste" die Flachsbündel 8-14 Tage inWasser gelegt und Nußblätter, Erlenlaub oderKlatschrosen zum Färben zugegeben. Durch denGärungsprozeß wurden die Faserzellen vom Paren-chym-Gewebe getrennt. Flachsröstgruben warenwichtig bei der bäuerlichen Textilproduktion.

e) BleicheweiherAls "Bleiche" dienten saure Wiesen mit hohem Seg-genanteil, damit die Leinwand beim Trocknen nichtmit dem Erdboden in Berührung kam. Das regel-mäßige Befeuchten der gespannten Leinwand undder Einfluß des ultravioletten Lichtes führte zur Bil-dung von Wasserstoffsuperoxid, durch welches dieLeinwand gebleicht wurde (KONOLD 1987: 78).Das Wasser wurde kleinen Schöpfgruben entnom-men, die auf dem ganzen Gelände der Bleiche ver-teilt waren. Die Bezeichnung "Bleiche" hat sichvielerorts in Flurnamen erhalten (z.B. in Schwaben).

f) DeichelweiherDeichelweiher wurden zur Lagerung und Bevorra-tung von Deicheln (auch Teicheln oder Teucheln)angelegt. Das sind Holzröhren, in denen Wasser vonder Fassungsstelle zum Bestimmungsort gebrachtwurde. In den Deichelgruben blieben die Deicheln(meist aus Fichte, Tanne, Kiefer, Erle oder Eiche)frisch (KONOLD 1987: 88).

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g) Viehtränken

Viehtränken wurden vor allem in wasserarmen Ge-bieten angelegt (z.B. Albhochfläche), aber auch inallen anderen Teilen Bayerns, um dem Vieh einenlangen und kräftezehrenden Weg zur nächsten Was-serstelle zu ersparen. Diese Nutzung eines Kleinge-wässers ist als eine der wenigen traditionellen Nut-zungsformen auch heute noch aktuell (soweit dasVieh noch ausgetrieben wird).

h) Pferde- und Rinderschwemmen

Bei den Viehschwemmen handelt es sich umWaschplätze. In der Regel wurde diese Nutzung miteiner anderen kombiniert.

i) Mergelgruben

Mergelgruben wurden zur Kalkdünger-Gewinnungangelegt (vgl. "ausgemergelter" Boden). Diese bäu-erlichen Kleinabbaustellen waren an das Vorkom-men von tonigen Mergeln gebunden. Auch dieseNutzungsform wird heute nicht mehr ausgeübt.

j) Sonstige Nutzungen

Teichbinse und Schilfrohr wurden früher v.a. zumDecken von Hütten und Häusern, zum Flechten vonMatten und Rohrstühlen, wo Holzmangel herrschte,auch zu Heizzwecken verwendet. Aus Schilf wurdeim Barockzeitalter Stukkaturrohr erzeugt. DieFruchtwolle des Rohrkolbens gebrauchte man zumStopfen von Betten und anstelle von Watte. Wasser-linsendecken wurden regelmäßig abgeerntet und alsvorzügliches Schweine- und Geflügelfutter verwen-det. Blut-Weiderich wurde wegen seines hohenGerbstoffgehaltes schon im 16. Jahrhundert zumGerben von Leder verwendet. Die jungen Sprosseergeben ein wohlschmeckendes Wildgemüse. DieArt enthält ferner einen roten Farbstoff, mit demman früher Zucker färbte.

1.6.3 Eisweiher

Eisweiher dienten zur Produktion von Stangeneis,mit dem in sog. Eiskellern (Stollen) das Bier imSommer gekühlt wurde. Eisweiher waren in einerZeit, als es noch keine Kühlschränke gab, sehr wich-tig und weit verbreitet (nicht nur in Brauereinähe,sondern auch in Dörfern). Mit der Erfindung derKühlmaschinen wurde dieser Kleingewässer-Nut-zungstyp überflüssig.

1.6.4 Wasserspeicher (Dorf- und Löschweiher)

Dorfweiher waren Gemeineigentum. Häufig wur-den sie multifunktional genutzt: als Enten- und Gän-seweiher, Schwemmen, Waschgruben, Tränken undvor allem für die außerordentlich wichtige Bevorra-tung von Löschwasser. Z.T. waren sie auch für dieTrinkwasserversorgung von Bedeutung (Hülben).Es gibt Hinweise, daß nach dem Ablassen vonDorfweihern die umliegenden Brunnen trockenfie-len (in Karstgebieten).

1.6.5 Kleingewässer für medizinische und Erholungszwecke

Die vielen "Egelseen" (Flurname) weisen auf einealte Nutzung hin: Das Halten von Blutegeln, welcheman für den "Aderlaß", eine ehemals häufig geübtePraxis, brauchte. Daß daraus ein eigener Erwerbs-zweig werden konnte, beweist z.B. der Pachtvertragfür den Häckler Weiher bei Fronreute: 1836 ent-schloß sich der Eigentümer, "den Blut-Igel-Fangvon der Fischerei zu trennen und daraus einen be-sonderen Pacht zu formieren" (zitiert in KONOLD1987: 87). Gesammelt wurden die Egel meist vonden einfachen Leuten, die sich damit ein Zubrotverdienten.In der Heilkunde wurden folgende Weiherpflanzenverwendet (aus KONOLD 1987: 81 ff):

- Equisetum fluviatile (Teichschachtelhalm)- Alisma plantago-aquatica (Froschlöffel)- Iris pseudacorus (Gelbe Schwertlilie)- Nymphaea alba (Seerose)- Nuphar lutea (Teichrose)- Caltha palustris (Sumpfdotterblume)- Ranunculus flammula (Brennender Hahnenfuß)- Nasturtium officinale (Brunnenkresse)- Potentilla palustris (Sumpfblutauge)- Trapa natans (Wassernuß)- Cicuta virosa (Wasserschierling)- Lysimachia vulgaris (Gilbweiderich)- Menyanthes trifoliata (Fieberklee)- Scutellaria galericulata (Helmkraut)- Lycopus europaeus (Wolfstrapp)- Solanum dulcamara (Bittersüßer Nachtschatten)- Utricularia vulgaris (Gem. Wasserschlauch)- Eupatorium cannabinum (Wasserdost)- Bidens tripartita (Dreiteiliger Zweizahn)- Acorus calamus (Kalmus): appetitanregend und

entzündungshemmend, Aphrodisiakum.

Natürlich wurden Dorfweiher auch zum Baden undSchlittschuhlaufen genutzt.

1.6.6 Hochwasserrückhaltebecken

Eigentliche Hochwasserrückhaltebecken wurdenerst in vergleichsweise neuerer Zeit angelegt. Vonihrer Dimension her fallen sie nur z.T. gerade nochunter den Kleingewässer-Begriff des LPK.Früher wurde durch die Vielzahl von Kleingewäs-sern bewußt oder unbewußt ein hochwirksames Sy-stem des Wasserrückhalts geschaffen. Neben derreinen Rückhaltefunktion standen die abgelassenenWeiher im Frühjahr als Staubecken zur Verfügung.Sömmerungsteiche konnten die Hauptniederschlägeim Juni/Juli aufnehmen.

1.6.7 Triftklausen im Gebirge

Bis im 19./20. Jahrhundert die Eisenbahn als Trans-portmittel konkurrenzfähig wurde, wurde das meisteHolz "geflößt". In wasserarmen Gebieten und fla-chen Landschaften (z.B. Loisach-Kochelsee-Moo-re) wurde dazu das Wasser in Weihern aufgestaut,um beim Öffnen der Schleusen eine Mindestwasser-tiefe von 50-70 cm zu erreichen. Klausen haben sich

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heute fast nur noch in den Gebirgen erhalten (z.B.Bayerischer Wald).

1.6.8 Bäuerlicher Handtorfstich

In Mooren entstanden Kleingewässer durch denbäuerlichen Handtorfstich. Der getrocknete Torfwurde als Brennmaterial, Isoliermaterial in Eiskel-lern, Streumittel in städtischen Aborten und alsStalleinstreu genutzt. Der bäuerliche Kleinabbauführte zu einem dichten Netz von Kleingewässernund erweiterte den Lebensraum für die tyrphobion-ten (an Moore gebundenen) Arten. Es wurde sowohlHoch- als auch Niedermoortorf abgebaut. Torfstichwar ehedem weit verbreitet und fand beinahe injedem vermoorten Talgrund statt (z.B. SchwäbischeRiedeltäler, Glonnaue usw.). Nach dem 2. Welt-krieg kam der private Torfabbau mangels Rentabili-tät nahezu völlig zum Erliegen. Die bestehendenTorfstichgewässer verlanden, neue werden nichtmehr geschaffen.

1.6.9 Hülben der Fränkischen Alb

"Hülbe" ist kein spezieller Nutzungstyp, sondern derSammelname für vom Menschen geschaffene mul-tifunktionale Kleingewässer auf der FränkischenAlb und dem Oberpfälzer Jura. Es wird ihnen eineigenes Unterkapitel gewidmet."Unter einer "Hülbe" (auch "Hühle", "Hül", "Hülle","Hill", "Hilge", "Wette", "Raisen" oder "Rösen")versteht man im weitesten Sinn einen Dorfweiher,der vor dem Einzug der modernen zentralen Wasser-versorgung für die Dörfer unserer wasserarmenJura-Albhochfläche den traditionellen und für dasOrtsbild so typischen Wasserspeicher darstellte."(GROPP o.J.: 12) Für die Albbauern stellten Hülbendie einfachere und billigere Möglichkeit der Was-serversorgung dar als die aufwendigen Brunnen.Außer den ein bis drei zentralen, im Gemeindebesitzbefindlichen Dorfhülben gab es in jedem Dorf aucheine große Zahl kleiner privater Hülben. "Neben deneigentlichen Hülben zur Hauswasserversorgung gabes auch noch andere für bestimmte Verwendungs-zwecke, so etwa die Roßhühl, die als Pferdeschwem-me diente, oder die Grashühl. Man brauchte sie fürdie sog. Graswäsche, besser Distelwäsche, bevorman dieses damals nicht wertlose, vor allem in denGetreidefeldern sehr zahlreich auftretende Unkrautnach dem Ausstechen dem Vieh als Futter gab. Diekleinen Hülben dienten weiterhin zum Säubern derheute nicht mehr angebauten weißen Futterrüben,als Viehtränke sowie als Tummelplatz für das zahl-reich vorhandene Federvieh." (GROPP o.J.: 18)Große Bedeutung hatten Hülben als Löschwasser-teiche - bei großem Wassermangel mußte allerdingsauch mit Bier oder Jauche gelöscht werden.Hülben wurden durch Lettenschlag abgedichtet undvon Regenwasser, teilweise auch von der Dachtrau-fe und Straßengräben gespeist. Wegen der schlech-ten Wasserqualität wurde das Wasser der Dorfhül-ben nur in Notzeiten als Trinkwasser und sonst alsBrauchwasser verwendet. "Zur Versorgung mitTrink- und Kochwasser wurde deshalb oft eine se-parate Hühle am Dorfrand oder draußen auf der Flur

gebaut, die als sog. Reinhühl bezeichnet wurde. Hierkonnte an günstigen Stellen, unbeeinflußt von denverschiedenen Verschmutzungsgefahren, die imDorfbereich durch Misthaufen und Odelgruben im-mer vorhanden waren, relativ sauberes Wasser ge-sammelt werden." (GROPP o.J.: 18) Schließlich gabes noch einen letzten Hülbentyp, die sog. Tränkhülb,für das arbeitende oder weidende Vieh auf den Fel-dern.Der Bau der Albwasserversorgung durch Karl vonEhmann ab 1871 brachte das Todesurteil für dieHülben. Eine eindrucksvolle Bestandsaufnahmestammt von MATTERN & BUCHMANN (1983bzw. 1987) über die Hülben der württembergischenAlb. Allein 500 abgegangene Hülben konnte er imAlbuch und auf dem Härtsfeld sicher nachweisen.Auf bayerischer Seite dürfte es nicht anders ausse-hen. Nur in kleineren Dörfern und Weilern beließman da und dort diese uralten Wasserspeicher.MATTERN & BUCHMANN (1987: 11) räumenjedoch auch ein: "Im letzten Jahrzehnt sind dieVoraussetzungen für die Erhaltung einer größerenZahl von Hülben wesentlich günstiger geworden,die geistigen wie die finanziellen. [...] Auf der Ostalbwurden rund 260 verschlammte, stark verlandeteoder praktisch verschwundene Hülben wiederherge-stellt sowie 50 Bohnerz- und Tongruben - insgesamteine beispielhafte Gemeinschaftsleistung von derBezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspfle-ge, Stuttgart, staatlichen und privaten Forstämtern,Gemeinden, dem Autobahnamt Baden-Württem-berg, Wasserwirtschafts- und Flurbereinigungsäm-tern." Auf bayerischer Seite des Albbogens hinktman dieser Entwicklung weit nach, auch wenn eswenigstens lokal bereits Kartierungen gibt (z.B.VOIGT & MOHR (o.J.).

1.7 Für die Existenz wesentlicheLebensbedingungen

Es werden die Auswirkungen von Standort und Nut-zung beschrieben.

Im Kap. 1.7.1, "Standortbedingungen", erfolgt diefunktionale Darstellung der Wirkungsweise derÖkofaktoren auf Biotop und Biozönose von Klein-gewässern.

Kap. 1.7.2 (S.80), "Nutzungseinflüsse", beschreibtdie Auswirkungen auf Lebensraum und Lebenswei-sen, die aus traditionellen Bewirtschaftungsweisenresultieren.

Schließlich werden in Kap. 1.7.3 (S.82), "SonstigeEinflüsse", die Auswirkungen von Dünge- undPflanzenschutzmitteleinsatz auf Kleingewässer er-läutert.

1.7.1 Standortbedingungen

Die Unterteilung entspricht der in Kapitel 1.3 (S.23),in dem eine Beschreibung des Naturraumspektrumsgegeben wurde. Hier erfolgt die Schilderung derWirkungsweisen und Abläufe, die zu Bildung undAusprägung von Kleingewässern führen.

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1.7.1.1 Geologie, Böden und Topographie

Die Reaktion der anstehenden Gesteine überträgtsich über die aus ihnen durch Verwitterung entstan-denen Böden meist auf die Reaktion der Kleinge-wässer. So gibt es im Bayerischen und im Oberpfäl-zer Wald (Granite und Metamorphite) fast nur saureGewässer. Dagegen reagieren Kleingewässer aufden Jurakalken und der Albüberdeckung überwie-gend alkalisch. Kleingewässer, die eine vom Mut-tergestein abweichende Reaktion zeigen, sind relativselten und stellen wertvolle Sonderstandorte dar,welche es besonders zu schützen und entwickelngilt.Die Böden beeinflussen nicht nur den pH-Wert,sondern vor allem auch die Nährstoffversorgungeines Kleingewässers.Moorböden und Torf sind für Dystrophie verant-wortlich. Ein Hochmoorkolk ist vom mineralischenUntergrund völlig abgeschlossen, sein Wasser reinatmosphärischen Ursprungs. Das erklärt die Nähr-stoffarmut und die Kalkarmut des Hochmoorwas-sers (deshalb auch keine Schnecken, die Kalk zumAufbau der Gehäuse brauchen).Die Lage von Kleingewässern in Tiefpunkten desGeländes bewirkt, daß sie über längere Zeiträumegesehen zwangsläufig mit Nährstoffen angereichertwerden. Langfristig läßt sich deshalb wahrschein-lich ein Schutz vor Eutrophierung nur über wirklichausreichende Pufferzonen oder besser durch Ände-rung des Landnutzungskonzeptes im Einzugsgebieterreichen.

1.7.1.2 Wasserdargebot

Die Niederschläge wirken sich unmittelbar auf dieWasserführung aus (Wasserstand = Niederschlag/Sättigungsdefizit). So ist das niederschlagsreicheAlpenvorland natürlicherweise kleingewässerrei-cher als z.B. Mainfranken, wo Niederschlagsarmutund besondes hohe Temperaturen extreme Verdun-stung bewirken. Perennierende Gewässer müssendort viel größer dimensioniert sein, um die sommer-lichen Trockenklemmen zu überdauern. Die Ver-dunstung von Binsen liegt für Sonne/Trockenheitbei 6 l/m2 und Tag, für gemischtes Wetter bei 4-5l/m2 und Tag. Pro 1 m2 Pflanzfläche und 40 TageTrockenzeit (fast jedes Jahr in Mainfranken) istdemnach ein Wasserreservoir von etwa 240 l bzw.0,24 m3 nötig. Bei einer konischen Hohlform vonz.B. 10 m Durchmesser würde das eine Tiefe von ca.0,9 m bedeuten. Dabei darf kein Wasser im Bodenversickern.In Anpassung an nur zeitweilige Wasserführungwurden von den Tieren unterschiedliche Strategienentwickelt: Beispiele sind schnelle Entwicklungs-dauer und /oder die Fähigkeit, zumindest kürzereTrockenperioden im feuchten Schlamm zu überste-hen, sowie ggfs. ein gut entwickeltes Flugvermögen.So sind z.B. viele Wasserkäfer und -wanzen nichtnur sehr flugtüchtig, sondern sie führen zumindestzu bestimmten Zeiten auch ausgedehnte Verbrei-tungsflüge durch. Diese ermöglichen es ihnen, neuentstandene Gewässer sehr rasch zu besiedeln bzw.

bei nicht zusagenden Bedingungen wieder zu verlas-sen (WESTPHAL 1986: 111).Die Auendynamik (regelmäßige Überschwemmun-gen) bewirkt, daß die schnell verlandenden Auwald-Kleingewässer und Tümpel der Überschwem-mungswiesen (Seigen) wieder ausgekolkt (ausge-spült) werden. Echte Auwaldarten sind an diese"Katastrophen" (ökologisch gesehen Dynamik 2.Grades) angepaßt. Durch das Ausbleiben derHochwässer infolge Eindeichung findet z.Zt. eineverhängnisvolle Verdrängung der äußerst seltenenAuwald-(Wasser-) Insektenarten durch konkurrenz-kräftigere Ubiquisten statt. BURMEISTER (1990 a:113) schreibt in diesem Zusammenhang: "Bei Öff-nung der Aue könnte sich vermutlich die ange-stammte Aufauna und -flora erneut etablieren, unddie einwandernden häufigen und vielfach überallverbreiteten Arten (Ubiquisten) könnten zurückge-drängt werden. Diese stellen in bedrohlich zuneh-mendem Maße das Artenspektrum unserer Auen.Überflutungen etwa im Donauauwald westlich In-golstadt, wie im Jahre 1982, führen viel zu selten zueinem heilsamen Artenschwund, nach dem sich ineiner Sukzession in den Autümpeln mit perennieren-dem oder temporärem Charakter zunächst Autiereund in Folge (1984-1986) Waldtümpelbewohneroder acidophile Arten angesiedelt haben. EinigenFlußrandtieren dienen Ersatzlebensräume wie Kies-gruben als Ausweichhabitate."Die Überflutungen bewirken ferner einen Nährstoff-Input, an den viele Auwaldpflanzen gebunden sind.Das saure Hochmoorwasser ist so gut wie bakterien-frei. Deshalb kommt es zu keiner Zersetzung undkeiner Algenbildung.

1.7.1.3 Temperatur

Aufgrund der Temperaturlabilität (s. Kap. 1.3.3, S.24) der Kleingewässer wirkt sich die Außentempe-ratur unmittelbar auf die Wassertemperatur aus, undzwar um so stärker, je flacher das Gewässer ist(Oberfläche/Volumen).Die klimatische Höhenstufe hat erhebliche Auswir-kungen auf Beginn und Dauer der Vegetationsperi-ode und damit auch auf die Aktivitätsperiode z.B.der Amphibien. Die Abhängigkeit der Amphibienvon der Höhenstufe ist inzwischen nachgewiesen(SCHMIDTLER & GRUBER 1980: 114). Die Me-tamorphosegeschwindigkeit der Erdkröte im alpi-nen Bereich ist entscheidend abhängig von denTemperaturverhältnissen des Gewässerbiotops. Dasdürfte auch für andere Arten gelten. In den Restwas-sergumpen der Isar in der Pupplinger Au etwa er-wacht das Leben ca. 4 Wochen früher als in ver-gleichbaren Gewässern auf der Münchner Schot-terebene (eigene Beobachtung).Die Temperatur ist auch ein wichtiger die Verdun-stung bestimmender Faktor (s.o.).Auf das Phänomen, daß sich bei flachen Kleinge-wässern keine Temperaturschichtung des Wassersausbilden kann, wurde in Kap. 1.3.3 (S.24) bereitshingewiesen. Das hat weitreichende Konsequenzen:So kommt es zu Vollzirkulationen in kurzen Abstän-den, Teilzirkulationen finden (abhängig von derWassertiefe) fast Tag für Tag statt. Die verhältnis-

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Kap.1: Grundinformationen

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mäßig kleine Wassermasse kühlt in jeder strahlungs-klaren kalten Sommernacht, auch bei Wechsel vonsonnigem zu trübem, regnerischem Wetter, bis zumGrund durch (ENGELHARDT 1986: 40). Die Um-schichtung trifft auch die Nährstoffe. So waren z.B.1.000 mg/l Phosphat dicht über dem Boden gelagert,nach wenigen Stunden im ganzen Wasser verteilt.Vergleiche auch RINGLER (1983: 81): "Ein Klein-gewässer braucht eben nicht auf die Herbstzirkula-tion zu warten, bis Nachschub aus dem Nährstoff-vorrat des Bodenschlamms in die produktive Ober-flächenschicht entsteht."Aufgrund hoher Temperaturen am Weihergrund (imSommer bis 20 oC) werden die dicken Schichtenabgestorbener Pflanzenteile in kürzester Zeit zer-setzt (2-3 mal so schnell wie im nur 4o C warmenWasser am Grund von Seen). Die hohe Wärmefördert die Bakterientätigkeit sowie chemische Vor-gänge. Endverbindungen werden vom kolloidrei-chen Bodenschlamm aufgenommen, und Nährstoffekönnen schon in kurzen Abständen der Gesamtwas-sermenge wieder beigemischt werden. Das ist dieUrsache für die ungeheure Lebhaftigkeit der biolo-gischen und chemischen Prozesse in Kleingewäs-sern (ENGELHARDT 1986: 40).

In Kleingewässern kommt es auch zu einer höherenAnzahl von Generationen einzelner Arten als inSeen (HEYDEMANN et al. 1983: 21).

Auf die Heterogenität der Temperaturverteilung imGewässer wurde in Kap. 1.3.3 (S.24) hingewiesen.Die sich schnell erwärmenden flachen Uferbereichesind Amphibien-Laichplätze und bevorzugte Häu-tungsplätze von Libellen, aber auch wichtige Auf-enthalts- und Fortpflanzungsplätze für Hüpferlinge,Milben und Wasserkäfer und -wanzen.Umgekehrt bedeutet die Flachheit auch, daß dieGewässer früher und öfters zufrieren. So unterliegenTümpel und Pfützen in kontinental geprägten Gebie-ten bei Spätfrösten der Gefahr des erneuten, völligenZufrierens, wodurch z.B. bei den Amphibien beson-ders die Frühlaicher (Braunfrösche, Erdkröten) be-troffen werden. Ein Beispiel liefern hier die nördli-chen Isarauen, wo Mitte April 1975 zahlreiche lai-chende Grasfrösche und Erdkröten erfroren. Zu die-sem Zeitpunkt hatte im submontanen Bereich dasLaichgeschäft noch gar nicht begonnen (SCHMIDT-LER & GRUBER 1980: 114).Die Frosttiefe beträgt in normalen Wintern ca. 80cm. Das bedeutet, daß ein Kleingewässer, wenn esfrostfreie Überwinterungsbereiche aufweisen soll,mindestens so tief angelegt werden muß. Inwieweitsich die Frosttiefe angesichts der derzeit zu beobach-tenden schleichenden Erwärmung unserer Breitenheben wird, ist noch ungewiß.Wegen der großen Temperaturgegensätze in Moor-gewässern werden diese nur von eurythermen Artenbesiedelt.

Abbildung 1/10

Beziehung zwischen Weiherfläche und Pflanzen-Artenzahl (aus KONOLD 1987: 228)

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Kap.1: Grundinformationen

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1.7.1.4 Oberfläche und Uferlänge

Über die Wirkung der Oberflächenform und -größe(s.a. Kap. 1.3.4, S.24) auf die Besiedelung von Klein-gewässern gibt es nur wenige Untersuchungen.

Je größer ein Ökosystem ist, um so größer sind dieMöglichkeiten, daß sich eine Vielzahl von Pflanzen-arten horizontal und vertikal einnischt und sich un-tereinander organisiert (KONOLD 1987: 227).Nach unten ist der Entwicklung der Artenvielfalt imSystem eine Grenze gesetzt, wenn die innere Orga-nisation aufgrund von Flächen- bzw. Nischenman-gel auf einem niedrigen Niveau haltmachen muß.Nach oben ist eine Grenze gesetzt, wenn die innereOrganisation im System einen Sättigungswert er-reicht hat. Die Beziehung Fläche/Artenzahl giltstrenggenommen nur für völlig unbeeinflußte Öko-systeme. Eingriffe können eine Artenzunahme nachsich ziehen. Initial- oder Pionierstadien ermöglichenEinjährigen und Ruderalpflanzen eine Existenz.KONOLD (1987: 227) hat versucht, die BeziehungFläche/Pflanzen-Artenzahl für die Seibranzer Wei-her (62 Teiche in Oberschwaben) zu verifizieren (s.Abb. 1/10, S.73)

KONOLD kommt zu dem Ergebnis, daß sich dieArtenzahl zu 40,8 % aus der Zunahme der Weiher-fläche erklären läßt (Korrelationskoeffizient r =0,64). Statistisch ist die maximale Artenzahl bereitsbei einer Weiherfläche von 1.000 m2 fast erreicht(Kurve von Abb. 1/10 nähert sich dem Plateau). Einehöhere Artenzahl kann außer durch die Gewässer-größe bedingt sein durch: stärkeren Lichtgenuß, fla-che Uferpartien mit Verlandungszonen, extensiveNutzung, die Lage innerhalb von Quellbereichenund Mooren oder in Ökotonen, die Abschirmung zuden Nutzflächen, hohes Alter oder eine größereWassertiefe (KONOLD 1987: 229).

BRÄU (1990: 129ff) untersuchte im Dungau/Donautal die Beziehung Anzahl Libellenarten/Flä-che (s. Abb. 1/11, S.74).

Die Kurve steigt zu Beginn (Größenbereich 0 - 1.700m2) relativ steil an (r= 0,66) bis zum Erreichen derDurchschnittsmenge von 11 Arten. Die maximaleArtenzahl (13,6 Arten) wird bei 9.300 m2 erreichtund schwankt im folgenden zwischen 10 und 12Odonaten-Arten. BRÄU kommt zu dem Schluß, daßeine gewisse Gewässermindestgröße (ca. 1.600 m2)überschritten werden muß, um ein Gewässer fürmindestens 11 Libellenarten attraktiv zu machen.Die Artenzahl allein sagt jedoch noch nichts über die"Qualität" dieser Arten aus. SCHLUMPRECHT &STUBERT (1989) kommen hinsichtlich Fläche undOdonaten-Artenzahl zu einem anderen Ergebnis (s.Kap. 1.7.1.7, S.75).

GRAUVOGL (1990: 23) fand für Wasserkäfer inMünchner Gartenteichen nur einen ganz schwachlinearen positiven Zusammenhang (r= 0,11) zwi-schen Wasserkäferartenzahl und Oberfläche. DasErgebnis einer ähnlichen Untersuchung an Kleinge-wässern im Donautal zeigt Abb. 1/12 (S.75).Danach liegt die optimale Flächengröße bei ca.1.250 m2 (durchschnittlich 13 Arten).Es sei nochmals betont, daß die durchschnittlichenArtenzahlen nichts über die "Qualität" (z.B. wieselten oder biotoptypisch die Arten sind) aussagen.Aufgrund der geringen Flächenausdehnung vonKleingewässern kann der Wind die Oberfläche al-lenfalls leicht kräuseln, d.h. in Kleingewässern gibtes keinen Wellenschlag. Arten, die hier vorkommen,vertragen daher weder Strömungen noch eine Bran-dung.

1.7.1.5 Tiefe und Volumen

Die Tiefe eines Kleingewässers bestimmt maß-geblich sein Volumen und damit sein Thermover-halten, das in Kap. 1.7.1.3 (S.72) bereits erläutertwurde.Über den Einfluß des Volumens auf die Artenzahlvon Kleingewässern liegen keine spezielleren Un-tersuchungen vor. GRAUVOGL (1990: 23) konnte

Abbildung 1/11

Arten-Areal-Beziehung für Libellen (aus BRÄU 1990: 132)

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Kap.1: Grundinformationen

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bei Münchner Gartenteichen einen schwach positi-ven Zusammenhang (r = 0,16) zwischen Volumenund Wasserkäferartenzahl nachweisen. Es dürftendieselben Grundsätze hinsichtlich der Nischen- unddamit Artenzahl gelten wie in Kap. 1.7.1.4 (S. 74)bereits ausgeführt.RINGLER (1983: 82) nennt als zweite wesentlicheUrsache für die hohe biologische Effizienz vonKleingewässern (vgl. Kap. 1.7.1.3, S.72) das Prinzip"Lebensraum der kurzen Wege". Er meint damit diegeringen Vertikaldistanzen zwischen Aufenthalt amGewässerboden, Eiablage an/in Wasserpflanzenoder überstauten Landpflanzen, Außenluft (z.B.Luftblasennest der Wasserspinne, luftholenderGelbrandkäfer) und Schlüpfort sowie die geringenHorizontaldistanzen zwischen Überwinterungs-quartier am Gewässerboden, Sommerquartier, Jagd-und Laichrevier (z.B. Libellen, Wasserjungfern).Die Wassertiefe läßt sich noch von allen Schwimm-blatt-, Wasser- und Sumpfpflanzen durch Aeren-chym überbrücken.Das Nahrungsangebot für Konsumenten nimmt li-near mit dem Gewässervolumen ab (SCHMIDT-LER & GRUBER 1980: 113). Außerdem wirkt sichdas Volumen auf die Anzahl der Trophieebenen unddamit die Ökosystemstruktur aus (erheblicherRaumanspruch der Fische).Großen Einfluß hat die Tiefe auf den Strukturreich-tum (ß-Diversität) des Ökosystems "Kleingewässer"und damit auch auf den Artenreichtum (a-Diversi-tät). So kann sich z.B. eine Schwimmblattvegetationerst ab einem gewissen Wasservolumen ausbilden.Schließlich bestimmen Tiefe und Volumen die Aus-trocknungswahrscheinlichkeit und -häufigkeit desGewässers.

1.7.1.6 Substrat und Abdichtung

Der Nährstoffgehalt des Substrats (Anstehendes undSedimente) bestimmt den Grad der Bioturbation(Umsatz) des Systems. Oligotrophe Vegetation istnur auf mageren Substraten möglich.

Das "Spezialsubstrat" Torf bewirkt extreme Sauer-stoff-, Nährstoff- und Kalkarmut.

Ferner hat das Substrat großen Einfluß auf die Re-aktion (pH), z.B. saure Kleingewässer in den Grund-gebirgslandschaften.

1.7.1.7 Strukturangebot

Wie in Kap. 1.7.1.5 (S.74) bereits dargelegt, hat dasStrukturangebot wesentlichen Einfluß auf die Arten-zahl. Eine Vielzahl von Strukturen ermöglicht einehohe Nischenzahl und damit viele Arten.

GRAUVOGL (1990: 26) bestätigte den Struktur-reichtum als wesentlichen Faktor für die Wasserkä-ferartenanzahl. SCHLUMPRECHT & STUBERT(1989: 93ff) zeigten dasselbe für Libellen: "Die Ge-samtartenzahlen und die Anzahl an RL-Arten warennicht von der Flächengröße abhängig. Dagegen warein positiver Zusammenhang des Strukturreichtumssowohl mit der Gesamtartenzahl als auch mit derRL-Artenzahl feststellbar." Unter Strukturreichtumverstehen sie Schwimmblatt-, Unterwasser-, Röh-richt-, Pioniervegetation, vegetationsfreie Bereiche.Mit zunehmender Flächengröße war keine Verbes-serung des Strukturreichtums nachweisbar. Nur sehrwenige Gewässer wiesen eine vollständige Vegeta-tionszonierung auf (Untersuchungsgebiet = Stadtge-biet Bayreuth, 67 km2). Bestimmte Libellenarten

Abbildung 1/12

Arten-Fläche-Beziehung für Wasserkä-fer im Donautal (GRAUVOGL unveröff.)

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Kap.1: Grundinformationen

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brauchen ganz spezielle Strukturen/Pflanzenartenfür die Eiablage.SCHMIDTLER & GRUBER (1980: 112) weisennoch auf folgenden Aspekt hin: "Der Wasserpflan-zenbewuchs hat direkten Einfluß auf die Versteck-möglichkeiten der Amphibien."

1.7.1.8 Alter

Kleingewässer sind hochdynamische Ökosysteme.Der Faktor Zeit bekommt ein um so größeres Ge-wicht, je kleiner und unbeständiger ein Kleingewäs-ser ist.

Mit der Zeit ändert sich nicht nur die Quantität,sondern auch die Qualität der Arten.

Besonders deutlich wird dies bei der Neubesiede-lung von Kleingewässern. GRAUVOGL, (1990)gibt folgenden idealtypischen Verlauf der Besiede-lung mit Wasserkäferarten an (s. Abb. 1/13, S.76).

Charakteristisch ist dabei die Tatsache, daß in derRegel im zweiten Jahr ein erstes Artenmaximumerreicht wird, das dann +/- deutlich zurückgeht.Auch LÖDERBUSCH (1979) konnte in Neuanla-gen, die mit bereits bestehenden Feuchtgebieten inZusammenhang stehen, bei allen untersuchten In-sektengruppen mehr Arten nachweisen als in altenTümpeln. Als Ursache vermutet er neben der gün-stigen Lage vor allem die in der Anfangsphase derNeubesiedelung herrschende geringe Konkurrenzder Arten untereinander. MACAN (1962), zitiert inLÖDERBUSCH (1979), gibt für ähnliche Befundefolgende Erklärung: Alte Tümpel weisen eine imGleichgewicht befindliche, stabile Wasserinsekten-population auf. Solche "besetzten" Habitate werdenvon den aus der Umgebung zufliegenden Artenschnell als ungeeignet erkannt und wieder verlassen.Viele Gartenteichbesitzer beklagen z.B., daß derGelbrand in den ersten beiden Jahren in Massenvertreten ist, dann aber völlig ausfällt.

Es ist aber auch bekannt, daß mit zunehmendemAlter und Reife von Biotopen deren Komplexitätund Arten-Kapazität bis zu einem Optimum steigt(ODUM 1980). Wann (und ob überhaupt) dies beiKleingewässern erreicht wird, hängt vom Zusam-menwirken vieler Faktoren (z.B. Nutzung, Umfeld-situation) ab.

Die qualitative Veränderung des Artenspektrumsmit der Zeit ist ein altbekanntes Phänomen. In jederTiergruppe sind typische Pionierarten bekannt, dievegetationsfreie frühe Stadien brauchen und mit zu-nehmender Biotopreife/-veränderung wieder ab-wandern. HEBAUER (1988: 229) baut darauf seinKonzept des "Protobiotops" (z.B. frischer Bagger-weiher), "Eubiotops" (etablierter Biotop mit bereitsangepaßter und gewachsener Biozönose) und "Ex-trembiotops" (Klimaxstadium einer Sukzession) aufund benennt jeweils typische Vertreter aus der Grup-pe der Wasserkäfer und -wanzen.Bei den Amphibien ist bekannt, daß z.B. Wechsel-kröten nur sehr frühe Stadien, Wasserfrösche dage-gen nur sehr reife Stadien von Kleingewässern be-siedeln.

Weitere Angaben werden unter 2.2 "Natürliche Ent-wicklung" (S.139) gemacht.

1.7.1.9 Chemismus

Chemische Verhältnisse des Wassers scheinen inunseren Breiten für die Zusammensetzung der Am-phibienfauna in stehenden Gewässern nur unterge-ordnete Bedeutung zu besitzen (SCHMIDTLER &GRUBER 1980: 114). Dies gehe aus den Untersu-chungen von SCHOLL sowie BLAB, KAUF-MANN und STÖCKLEIN in Mittelfranken auf pH-Wert, Chlorid-, Phosphat-, Eisen-, Silikat-, Nitrit-,Nitrat-, Ammoniak-, Sulfid- und Sulfatgehalt sowieauf Gesamthärte hervor, die keine unmittelbarenEinflüsse auf die Laichplatzwahl der Amphibienerbrachten.

a) pH-WertKONOLD (1987: 210): "Die Reaktionsverhältnissein einem Gewässer sind u.a. verantwortlich für dasVerhältnis der Kohlenstoff-Komponenten CO2,Ca(HCO3)2 und CaCO3 und somit auch für dasVorkommen der submersen Makrophyten, die denKohlenstoff in unterschiedlicher Form bevorzugen(GESSNER 1959, RUTTNER 1962, SCHWOER-BEL 1980)[...]. Kalkreiche Gewässer sind in derRegel gut gepuffert, d.h. sie zeigen geringe pH-Wert-Schwankungen, weil das durch die Assimila-tion verbrauchte und das bei höheren Wassertempe-raturen an die Atmosphäre abgegebene CO2 aus dem

Abbildung 1/13

Idealtypischer Verlauf der Besiedelungeines Kleingewässers mit Wasserkäferar-ten (aus GRAUVOGL 1990)

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Calciumhydrogenkarbonat nachgeliefert werdenkann. Kalkarme Gewässer besitzen meist einen ge-ringen pH-Wert und sind weniger gut gepuffert.Deshalb kann es geschehen, daß der pH-Wert beihohen Wassertemperaturen und starker Assimilati-onstätigkeit plötzlich sehr hoch ansteigt. Dieses Phä-nomen ist kennzeichnend für schlecht gepufferteGewässer."Da bei erhöhtem CO2-Verbrauch der Pflanzen ausCa(HCO3)2 unlösliches CaCO3 entsteht, spricht manbei diesem Vorgang, der im Sommer täglich stattfin-den kann, von "biogener Entkalkung". Nachts findetder umgekehrte Prozeß statt, wodurch der tagsüberangestiegene pH-Wert wieder abnimmt (MAR-SCHALL & WESTLAKE 1978 in: KONOLD1987: 210).Tier- und Pflanzenarten können hinsichtlich der Pro-tonenkonzentration steno- oder eurytop sein (Stand-ortamplitude). Azidophile (säureliebende) Wasser-käferarten wurden bereits in Kap. 1.5 (S.38) "Tier-welt" aufgeführt. Das gibt es natürlich bei allenanderen Tiergruppen und den Pflanzen auch (Ellen-bergsche Zeigerzahlen). Das Phänomen der pH-Ab-hängigkeit der Vegetation ist unter Fachleuten sobekannt, daß auf eine eingehendere Darstellung ver-zichtet werden kann.Auf den Sonderfall "dystrophe Gewässer" wurdebereits mehrfach eingegangen: Der niedrige pH-Wert führt zur Ausbildung einer eigenen Moorfloraund -fauna (unterschiedlich bei Hoch-, Übergangs-und Niedermoor). Auch hier erscheinen Erläuterun-gen überflüssig, da die einschlägige Literatur hinrei-chend Beispiele liefert. HENLE & STREIT (1990: 352) zitieren Untersu-chungen, in denen nachgewiesen wird, daß dieSchlupfphase der Amphibienembryonen die emp-findlichste Entwicklungsstufe ist. Wird der artspezi-fische, kritische pH-Wert unterschritten, schrump-fen die Embryonen und können die Eihülle nichtmehr durchbrechen. Neben der Hauptursache für dieGewässerversauerung, dem sauren Regen, könnenauch Auslaugungen von Straßenmaterial zu einemniedrigen pH-Wert von Gewässern führen und zu-sammen mit freigesetzten toxischen Schwermetall-ionen einen Totalverlust der Amphibien verursa-chen. Im Analogieschluß sollte der Wirkungsme-chanismus auch auf andere Wasserinsektengruppenübertragbar sein.

Vor dem Hintergrund versauernder Böden und nochvielfach hoher Immissionen (Regenwasser pH 4,9 -6,8) ist wohl eher mit einer Verschiebung in densaureren Bereich zu rechnen und damit mit einerFörderung der azidophilen und -toleranten Arten. Inden sauren Grundgebirgen erhöht sich die Gefahrvon letalen und subletalen Schädigungen. Indirekt wirkt der pH auch über die Freisetzung vonIonen aus dem Bodenschlamm.

b) Sauerstoff-GehaltDer Sauerstoffgehalt eines Kleingewässers ist insbe-sondere für die Tierarten wichtig, die sich mit O2 ausdem Wasser versorgen (im Gegensatz zu den Luft-atmern, z.B. den meisten Wasserkäfern, Was-serskorpion u.v.a.). Da der Sauerstoff in Kleinge-wässern sehr schnell ins Minimum geraten kann

(Temperaturen !), sind z.B. Fische an größere Was-servolumina gebunden. An extreme O2-Armut sindz.B. die Tubificiden (Schlammröhrenwürmer) durcheinen besonders hohen Hämoglobingehalt angepaßt(rote, hämoglobinreiche Formen im Schlamm; hel-lere Formen in sauberen Gewässern).Trotz der millionenfach vertretenen Blau-, Grün-,Joch- und Kieselalgen im Wasserkörper und an derWasseroberfläche, durch deren Assimilationstätig-keit es am Tag zu einer Sauerstoffanreicherungkommt, gehen bei starker Faulschlammanreiche-rung am Gewässergrund lebende Fische und Krebsesowie Amphibienlaich aus Sauerstoffmangel zu-grunde (ENGELHARDT 1986).

Der Sauerstoffgehalt hängt neben der Zusammen-setzung der Biozönose aus autotrophen und he-terotrophen Organismen noch von dessen Eintragaus der Atmosphäre ab.

Der Vorgang der Sauerstoffaufnahme wird von denTieren auf verschiedenste Weise bewerkstelligt: Derim Wasser gelöste Sauerstoff wird von der Mehrzahlüber Kiemen aufgenommen, so von den Fischen,Krebsen (CRUSTACEA), vielen Insektenlarven, dieüber mehr oder weniger auffällige "Tracheenkie-men" verfügen (z. B. Eintagsfliegen, Libellen).Andere Insektenlarven decken ihren Sauerstoffbe-darf in den ersten Jugendstadien durch Hautatmung.Zu den reinen Hautatmern gehören die glasartigen,durchsichtigen Larven der Büschelmücke (Chao-borus spec.), von Zuckmücken (Chironomus spec.),aber auch die Schlammröhrenwürmer (Tubifex).

c) Elektrische LeitfähigkeitDie elektrische Leitfähigkeit wirkt auf das Nährstoff-angebot und das Puffervermögen des Kleingewässers(s. Kap. 1.7.1.11 "Trophie" S.79 und 1.7.1.9a "pH"S.76).

d) Gesamt- und KarbonathärteDie Wasserhärte ist bedeutsam für den Kohlenstoff-Calcium-Haushalt des Gewässers (s. Kap. 1.7.1.9 a"pH" S.76).

In kalkreichem oligotrophem Wasser fehlen in derRegel Schwimmpflanzendecken. Dagegen sind dieUnterwasserwiesen, insbesondere die submersenCharaceen-Rasen am Boden des klaren Wassers üp-pig und großflächig entwickelt. Auch in kalkarmenoligotrophen Stillgewässern mangeln Schwimm-pflanzendecken fast ganz, und die im Boden wur-zelnden Schwimmblatt- und Röhrichtgesellschaftensind spärlich entwickelt. Auf ihrem klaren und hu-musarmen Grunde breiten sich grasförmige Pha-nerogamen aus.

e) organische Substanz bzw. DystrophieUnter dystrophen Verhältnissen entstehen folgendePflanzengesellschaften (ELLENBERG 1986: 392):

• Flutende Torfmoosgesellschaften (SPHAGNO-

UTRICULARION)• Schlenken-Torfmoosrasen (RHYNCHOSPORION

ALBAE oder andere)• Torfmoos-Bulte (SPHAGNION FUSCI und andere)• Hochmoor.

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f) Phosphat-GehaltPhosphor ist ein Hauptnährstoff und besitzt imStoffwechsel der Pflanzen wichtige Funktionen.Häufig ist er produktionsbegrenzender Faktor.Für die Praxis hat sich der Phosphatgehalt als Tro-phie-Indikator als ganz brauchbar erwiesen, auchwenn das etwas pauschal ist (s. 1.3.11 "Trophie", S.28). Über den Wasserpflanzenbewuchs (Struktur-reichtum, Versteckmöglichkeiten) und das Nah-rungsangebot (z.B. Algen) hat der PhosphatgehaltEinfluß auf die Anzahl der Trophieebenen, den Ar-ten- und den Individuenreichtum des Gewässers.Ein hoher Kalkgehalt kann den gelösten Phosphorspürbar puffern (kurzfristige Trophie-Bremse).

g) StickstoffAmmonium, Nitrit und Nitrat sind ebenfalls Haupt-nährstoffe für die Mikro- und Makroflora.

� "Ammonium wird sowohl von Algen als auchvon zahlreichen höheren Wasserpflanzen bevor-zugt als Stickstoffquelle benutzt, so daß während

der Vegetationsperiode zunächst das vorhande-ne NH4 verbraucht wird. Erst danach wird Nitrataufgenommen. Höhere Ammoniumkonzentra-tionen während des Sommers müssen nicht aufallochtonen Eintrag oder gar eine fäkale Bela-stung zurückzuführen sein. Auch endogene Sau-erstoffarmut, also reduzierende Bedingungen,können eine Ursache dafür sein, etwa wenn auf-grund einer gedrosselten photosynthetischenLeistung die Absterberate der Phytomasse an-steigt, für deren Abbau von den DestruentenSauerstoff benötigt wird und durch die Sauer-stoffzehrung die nitrifizierenden Bakterien ge-hemmt werden. Natürlich kann ein erhöhter Am-moniumgehalt auch ein brauchbarer Indikatorfür eine allochtone Belastung sein. Hierzu mußaber die Belastungsquelle von außen feststellbarsein" (nach KOHLER et al. in: KONOLD 1987:211).

� Nitrit liegt meist nur kurzfristig als Zwischenstu-fe vor.

Abbildung 1/14

Trophiestufen stehender Gewässer (aus SRU 1985: 260)

Abbildung 1/15

Mechanismus der Phytoplanktonent-wicklung in Seen und Teichen der ge-mäßigten Breiten (aus ODUM 1983: 501)

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Kap.1: Grundinformationen

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� "Nitrat ist für viele Wasserpflanzen eher ein N-Depot als eine N-Quelle. Meist wird erst unter-halb einer gewissen Ammonium-Schwelle auchNitrat aufgenommen. Ein Nitrateintrag wirddann ernährungsphysiologisch bedeutsam, wennreduzierende Bedingungen herrschen, also Am-monium gebildet wird, und Phosphat nicht imMinimum ist" (KONOLD 1987: 212).

h) SäurebindungsvermögenDas Säurebindungsvermögen beeinflußt den Kalk-gehalt und pH (s. pH-Wert).

i) ChloridgehaltÜber die spezielle Wirkung des Chloridgehalts aufdie Besiedelung von Kleingewässern liegen keineUntersuchungen vor.

1.7.1.10 Beschattungsgrad

Ausreichende Lichtmengen sind für die Photosyn-these nötig. Licht kann daher zum produktionsbe-grenzenden Faktor werden. Bei den Pflanzen wer-den Licht- und Schattenpflanzen unterschieden (vgl.Lichtzahl bei ELLENBERG 1986). Bei schleichen-der Verschattung werden lichthungrige Arten ver-drängt.Die Wirkung auf die Tierwelt ist recht heterogen.Auch hier gibt es spezielle Anpassungen. Auf ther-mophile (wärmeliebende) Arten wirkt sich Beschat-tung über die Temperatur negativ aus.Eine vollständige Beschattung wirkt sich negativ aufdie Primärproduktion und damit auch auf den Um-fang des Arteninventars aus. Es gibt aber zahlreicheaquatische und semiterrestrische Tierarten, die Dau-erbeschattung für ihre Entwicklung benötigen. Die-se leben dann in der Regel in Waldgewässern. GroßeBedeutung haben die Strauch- und Baumarten derFeuchtgebüschformationen als Nahrungsressource(Weiden, Erle, Birke, Faulbaum, Zitterpappel). 30% aller phytophagen und Wirbellosen-Arten derUferränder und Wasserbereiche (= ca. 200 Tierar-ten) leben auf diesen Strauch- und Gebüscharten(HEYDEMANN et al. 1983: 229). Beschattung soll-te daher vorhanden sein, aber nur partiell. Eine aus-führliche Darstellung folgt ferner unter 2.1.1 A8"Regulation des Gehölzaufwuchses" (S.123).

1.7.1.11 Produktionsintensität (Trophie)

Ein hoher Trophiegrad wird in seiner Wirkung häu-fig negativ bewertet. Dabei ist die Produktionsinten-sität zunächst ein völlig wertfreier Tatbestand. Eineeutrophe Viehtränke ist auf einer eutrophen Weideein Normalzustand, an den sich Pflanzen und Tieredes Kleingewässers angepaßt haben. Erst durch eine(meist anthropogene) Zielbestimmung entsteht einWert-Maßstab. Ist das Ziel z.B. "Haltung des Statusquo", so wird die Trophie als Motor der Verlandungzum Negativum. Aber besitzen denn reife Verlan-dungsstadien keinen Selbstwert ?

Die Trophie wird wie folgt eingeteilt (s. Abb. 1/ 14,S.78).

Neben der Phosphatkonzentration haben die Was-sertemperatur und die Strahlungsintensität des Son-nenlichts den stärksten Einfluß auf das Algenwachs-tum. Dieses ist temperatur- und strahlungsbedingtgrundsätzlich im Frühjahr und Sommer am stärksten(SRU 1985: 260). Den Mechanismus der Phyto-planktonentwicklung in Seen und Teichen der ge-mäßigten Breiten zeigt Abb. 1/15 (S.78).

Ein Modell der Eutrophierungsprozesse in Standge-wässern hat WEGENER (1991:146) vorgelegt (s.Abb. 1/16, S.79).

Sichtbare Merkmale einer Eutrophierung sind:

• Verfärbung und Trübung des Wassers durchMassenentwicklung von Planktonalgen im frei-en Wasser

• Massenentwicklung von Algen und krautigenWasserpflanzen am Grund oder im Uferbereich

• aufsteigende Faulgasblasen aus dem Boden-schlamm.

Über den Pflanzenbewuchs (Nahrung, Strukturenund Versteckmöglichkeiten) bestehen vielfältigeRückwirkungen zur Fauna.

Rückwirkungen können auch negativ sein: So sindVergiftungen von Wasservögeln und Weidevieh aufAlgentoxine zurückgeführt worden. Weniger spek-takulär sind Verschiebungen des Artenspektrumsder Lebensgemeinschaften. Eine ausführliche dies-bezügliche Darstellung erfolgt unter 2.2 "NatürlicheEntwicklung" (S.139).

Abbildung 1/16

Modell der Eutrophierungsprozesse inStandgewässern (aus WEGENER 1991)

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Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd. II.8 Stehende Kleingewässer � StMLU/ANL 1994

Kap.1: Grundinformationen

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An dystrophen Gewässern kommen fleischfressen-de Pflanzenarten vor (z.B. Utricularia, Drosera),um mit der Nährstoffarmut fertig zu werden.

1.7.1.12 Genetisches Angebot (Nähe der nächsten Gewässer)

Die Ausprägung der Isolation bestimmt, wie inten-siv sich Wechselbeziehungen zwischen Kleinge-wässern ausbilden können. KONOLD (1987: 229f)konnte dies für das Seibranzer Weihergebiet sehrschön zeigen: Die floristische Übereinstimmung(ausgedrückt durch den Präsenzgemeinschaftskoef-fizienten nach Jaccard) ist um so größer, je näher dieGewässer beieinander liegen. Umgekehrt liegen dieWeiher mit der geringsten Artenausstattung rechtisoliert (s. Abb. 1/17, S.80).

"Der Korrelationskoeffizient beträgt r = 0,69.[...]Das Bestimmtheitsmaß B ist 47,6 %, d.h. zu diesemProzentsatz läßt sich die Abnahme der floristischenGemeinsamkeiten mit zunehmenden Distanzen zwi-schen den Weihern erklären. Damit wissen wir, daßin Seibranz neben der Gewässergröße auch die Ent-fernung zwischen den Gewässern in hohem Maßefür die Ausstattung mit Feuchtgebietspflanzen ver-antwortlich [...] ist." Bis zu einer Distanz von 20 msind sehr hohe, bis 60 m hohe, bis etwa 400 mmittlere und bei größeren Entfernungen geringe flo-ristische Ähnlichkeiten zu erwarten (KONOLD1987: 233). Die Kenntnis solcher Distanzen istwichtig als Hinweis, wo neue Gewässer als Trittstei-ne für Feuchtgebietspflanzen geschaffen werdenmüssen, um deren Austausch und die Vernetzungzwischen bestehenden Kleingewässern zu optimie-ren.

Für Tiere liegt kein vergleichbares Zahlenmaterialaußer den bekannten Ausbreitungsdistanzen einigerTierarten vor (z.B. in BLAB 1986 b: 22ff).

Auch wenn die überwiegende Zahl der Wasserkäferund -wanzen gut flugfähig ist, so gibt es doch etlicheArten, die über keinen geeigneten Flugapparat mehrverfügen (besonders Moorarten). Ersatzgewässerfür verlandende Moortümpel sollten daher in unmit-telbarer Nähe geschaffen werden.

1.7.2 Nutzungseinflüsse

In diesem Kapitel werden Auswirkungen auf denLebensraum und die Lebensgemeinschaft darge-stellt, die aus traditionellen Bewirtschaftungsweisenresultieren. Die Gliederung von 1.6 "TraditionelleBewirtschaftung" (S.67) wird dabei aufgegriffen.

Zusammenfassend darf vorangestellt werden, daßdie "alten" Nutzungen zwar eine heute kaum mehrvorstellbare Dichte an Kleingewässern hervorbrach-ten, aber nicht notwendigerweise auch in jedemFalle zugleich optimale Bedingungen für die Ent-wicklung reichhaltiger Lebensgemeinschaften bo-ten.

1.7.2.1 Kleingewässer zur Nahrungsproduktion

Aus der Literatur ist der allgemein negative Einflußvon Fischbesatz, Intensivnutzung und Verringerungder Gewässervegetation auf Libellenartenzahlenund einzelne Arten bekannt. "Die Nutzung des Ge-wässers hatte auf die Verteilung der gefährdetenArten einen signifikanten Einfluß: Mit verringerterNutzung nahmen die RL-Arten signifikant zu.[...]Der Einfluß der Nutzung (Entlandung, Fischbesatz)wird wegen der fehlenden Versteckmöglichkeitenvor Freßfeinden, v.a. Fischen verständlich" (SCHLUM-PRECHT & STUBERT 1989: 93ff). Ebenfalls negativwirken sich Fische auf Wasserkäferlarven und Am-phibienlaiche aus (Fraß).

Mit der intensiven Teichwirtschaft gehen in derRegel einher:

• Veränderte Konkurrenzverhältnisse bzw. Räu-ber-Beute-Beziehungen in der Biozönose

• Eutrophierung und Verschlammung durch Füt-terung

• Kalkung des Teichbodens• Uferverbau (keine Versteckmöglich-

keiten mehr)• Entlandungen des Uferbereichs• in neuerer Zeit: gelegentlich Einsatz von Biozi-

den

Abbildung 1/17

Beziehungen zwischen floristischer Ähn-lichkeit und der Distanz der Weiher un-tereinander (aus KONOLD 1987: 233)

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Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd. II.8 Stehende Kleingewässer � StMLU/ANL 1994

Kap.1: Grundinformationen

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Eine ausführliche Darstellung der Wirkung derFischereiwirtschaft erfolgt im LPK-Band II.7 "Tei-che".

Frosch- und Krebsfang reduzierten zwar die Bestän-de. In intakten Lebensräumen (wie sie damals nochin viel größerer Zahl vorhanden waren) werden je-doch solche Reduktionen durch die überreicheNachkommenschaft wieder mehr als ausgeglichen.Es darf angenommen werden, daß schon aus eige-nem Interesse kein irreversibler Raubbau an denFrosch- und Krebspopulationen betrieben wurde.

Das gleiche gilt für die Nutzung der Weiherpflan-zen. Über deren Schnittverträglichkeit (Förderung ?)ist nichts bekannt. Zunächst verringern sich durchdie Pflanzenentnahme die Versteck- und Ei-/Laichablage-Möglichkeiten für Tiere (s. auch Maß-nahme A2 im Kap. 2.1.1, S.120).

1.7.2.2 Kleingewässer für Teilfunktionen imlandwirtschaftlichen Betriebsablauf

a) MühlweiherDie Mühlweiher-Nutzung zeigt keine besonderenWirkungen auf Biotop oder Biozönose.

b) EinstreuweiherDa bei den Einstreuweihern nur die Verlandungsbe-reiche jährlich gemäht wurden, waren davon v.a dieterrestrischen und amphibischen Uferarten (Floraund Fauna) betroffen. Streuwiesenarten wurden ge-fördert.

c) WiesenbewässerungDie regelmäßige Bewässerung der Wiesen bewirkte,daß sich typische Tümpelarten etablieren konnten(z.B. Triops cancriformis). Eine eigene periodischeLebensgemeinschaft konnte sich auf diesen "Hydro-Rhythmus" einstellen.

Der Bewässerungsweiher selbst stellte einen zusätz-lichen Lebensraum dar. Wurden menschliche undtierische Exkremente eingeleitet, boten sie nur dem"eutrophen Flügel" Lebensmöglichkeiten.

d) FlachsröstgrubenFlachsröstgruben müssen eine ziemlich üble Was-serqualität besessen haben. Aufgrund der biochemi-schen Prozesse während des Röstvorganges warendie Abwässer aus den Röstgruben* so stark mitButter-, Essig- und Milchsäure, Schwefelwasser-stoff, Ammonium und Phosphat belastet, daß einefischereiliche Nutzung nicht in Frage kam (KO-NOLD 1987: 75). Die Geruchsbelästigung mußenorm gewesen sein.

e) BleichegumpenBleichegumpen hatten dagegen sauberes Wasser.Aufgrund der Lage in den Talauen dürften sie mitAu- und Wiesenarten besiedelt gewesen sein.

f) DeichelweiherVon der Lagerung der Holzrohre gingen sicher keinenaturschutzfachlichen negativen Wirkungen aus.

g) ViehtränkenDa Viehtränken nicht besonders groß sind und zu-sätzlich häufig eutroph, kommt es leicht zu (to-xischen) Algenblüten und zum Umkippen (H2S),was viele Bauern veranlaßt, lieber Quellen, Bächeoder ein altes Holzfaß (Tränkewagen) zu nutzen. DieLebensbedingungen in einem solchen umgekipptenGewässer erfordern spezielle Lebensgemeinschaf-ten (z.B. Blaualgen).Im Frühjahr können diese dann noch sauberenFlachgewässer ideale Gelbbauchunken-Laichplätzesein.

h) Pferde- und RinderschwemmenAußer der gelegentlichen Schmutzfracht dürftenvon dieser Nutzung keine weiteren naturschutzfach-lich negativen Wirkungen ausgegangen sein. Diemechanische Beschädigung der Vegetation durchTritt kann aber zeitweise ganz erheblich gewesensein.

i) MergelgrubenIn den Mergelgruben herrschen alkalische Bedin-gungen. Durch die +/- immer wieder gelegentlicheEntnahme bleibt der Pioniercharakter des Gewäs-sers erhalten, so daß v.a. Pionierarten gefördert wer-den. In Mergelgruben ist die Käfergemeinschaft "ar-gilophile (= tonliebende) Mineralschlammgesell-schaft" zuhause: Hygrobia tarda, Rhantus pulvero-sus, Hydroporus planus.

1.7.2.3 Eisweiher

Das Aussägen der Eisblöcke im Winter hatte auf diesommeraktiven Insekten und Amphibien sicher kei-ne Auswirkung. Vielfach wurden Eisweiher bewußtflach angelegt, damit sie bis auf den Grund durch-froren. In solchen Gewässern halten sich i.d.R. keineFische.

1.7.2.4 Wasserspeicher (Dorf- und Löschweiher)

Da das Wasser nur gelegentlich zum Löschen vonBränden gebraucht wurde, hatte diese Wasserent-nahme nur geringen Einfluß auf die Besiedelung.Dagegen kann man davon ausgehen, daß kaum einDorfweiher ohne Federvieh war. Enten und Gänsefressen mit Vorliebe Kaulquappen, was die Lebens-raumqualität der Dorfweiher für Amphibien erheb-lich einschränkt. Die Nutzung als Waschgrubenkonnte für diese Gewässer eine massive Belastungdarstellen, ist jedoch heute, da es eine solche Nut-zung nicht mehr gibt, sicherlich nicht mehr wirksam.Stehen die Dorfweiher unterirdisch mit Odelgrubenund Misthaufen in Verbindung, ist eine Eutrophie-rung unvermeidlich. Es kommt nicht von ungefähr,

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Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd. II.8 Stehende Kleingewässer � StMLU/ANL 1994

Kap.1: Grundinformationen

* Unter Flachsröstung wird das Einweichen der Flachsstengel nach der Ernte verstanden, mittels dessen die später zu verspinnendenFasern vom übrigen Stengelmaterial gelöst werden.

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daß die meisten Dorfweiher im Sommer mit dickenWasserlinsendecken bedeckt sind.

1.7.2.5 Kleingewässer fürmedizinische und Erholungszwecke

Vom Blutegel-Fang gingen sicher keine natur-schutzrelevanten Wirkungen aus, und Baden beein-trächtigte die Gewässer auch nicht mehr als heute.

1.7.2.6 Hochwasserrückhaltebecken

Jedes Kleingewässer wirkt zugleich als Hochwas-serrückhaltebecken. Auf die Tatsache, daß durch dieenorme Kleingewässer-Dichte bewußt oder unbe-wußt ein hochwirksames System des Wasserrück-halts geschaffen wurde, ist bereits hingewiesen wor-den (1.6.6, S.70).

1.7.2.7 Triftklausen im Gebirge

Der Trift-Betrieb brachte plötzliche Wasserstands-schwankungen mit sich. Damit ist die Ausbildungeines konstanten Ufersaums nicht möglich. Dage-gen boten die Schlammfluren idealen Lebensraumfür Arten des Nanocyperions und Bidentions(Zwergbinsen- und Zweizahn-Fluren). TypischeKäferarten der Schlammfluren sind Cercyon-Arten,Heterocerus fenestratus u. fusculus, Ochtebius mi-nimus u. eppelsheimi und Limnebius atomus.

1.7.2.8 Bäuerlicher Handtorfstich

Durch Torfstich wurde ein Spezialbiotop geschaffenfür eine hochgradig angepaßte Lebensgemeinschaft.Vergleichbar dem Birkhuhn im terrestrischen Be-reich profitierten die tyrphobionten (moorgebunde-nen) Käferarten vom Kulturschaffen des Menschen,da diese Arten vorher auf die wenigen natürlichenHochmoorkolke beschränkt waren.

1.7.2.9 Hülben der Fränkischen Alb

Für Hülben gilt, was in Kap. 1.7.2.4 "Wasserspei-cher, Dorf- und Löschweiher" (S.81) bereits darge-legt wurde.Daß die Wasserqualität schlecht gewesen sein muß,kann man auch aus der Existenz eigener "Reinhüh-len" zur Trinkwasserversorgung schließen.

1.7.3 Sonstige Einflüsse

Die Änderung der Landbewirtschaftungsmethodenhat auch Auswirkungen auf die Kleingewässer, diein engem Kontakt zu den Nutzökosystemen in derAgrarlandschaft liegen. Zwei wesentliche daraus re-sultierende Einflüsse sollen kurz dargestellt werden:Dünge- und Pflanzenschutzmittel.

1.7.3.1 Düngemittel

Der Einsatz von Düngemitteln ist in den letztenJahrzehnten kontinuierlich gestiegen und erst seit1980 leicht rückläufig (Rat von Sachverständigenfür Umweltfragen (SRU) 1985: 115). Der Transport

von Nährstoffen aus den Böden in die Kleingewäs-ser kann durch Auswaschung oder durch Ab-schwemmung geschehen. Die Nährstoffauswa-schung aus dem Boden ist neben der Wasserbewe-gung im Boden auch abhängig von der Mobilität derVerbindungen. Diese wird durch die physikalischen,chemischen und biologischen Eigenschaften desBodens entscheidend beeinflußt und ist somit stand-ortspezifisch. Als besonders beeinflussende Faktoren sind zu nen-nen: Bodenstruktur, Korn- und Porengrößenvertei-lung, Gehalt und Art der Tonminerale und der orga-nischen Substanz, pH-Wert, Redoxpotential, biolo-gische Aktivität und der Grad der Durchwurzelungdes Bodens (SRU 1985: 252). Die Phosphorfrachtaus dem Bereich Land- und Forstwirtschaft bezogenauf die Landwirtschafts- und Waldfläche wird mit0,82 kg/ha pro a angegeben (SRU 1985: 252). DieStickstoffauswaschung des Erdbodens ist auf land-wirtschaftlichen Nutzflächen ohne Dauergrünlandmehr als zehnmal so hoch (2.500 kg/km2pro a) alsauf Dauergrünland, Wald, Brache oder Moor (200kg/km2 pro a) (SRU 1985: 255). Wie in Kap. 1.7.1.9,"Chemismus" bereits ausgeführt, erhöht eine anthro-pogene Phosphatzufuhr die pflanzliche Produktionim Gewässer, da neben dem Stickstoff meistensauch alle anderen Haupt- und Spurenelemente aus-reichend vorhanden sind. Erst wenn sich das Ver-hältnis N: P bis auf etwa 7: 1 verringert hat, kannauch der Stickstoff zum wachstumsbegrenzendenFaktor werden.Durch die Eutrophierung verändert sich die Lebens-gemeinschaft, und der Verlandungsprozeß wird be-schleunigt.

1.7.3.2 Pflanzenschutzmittel

Pflanzenschutzmittel (PSM) bzw. ihre Metabolitenkönnen auf folgende Weise in Kleingewässer gelan-gen:

a) bei landwirtschaftlicher Regelanwendungnach Vorschrift:

• Auswaschung der Wirkstoffe durch den Nieder-schlag

• Abschwemmung und Verwehung

b) bei menschlichem Fehlverhalten:

• unsachgemäße Anwendung• fahrlässiger Umgang mit Restmengen, Ver-

packungsmaterialien und bei der Gerätereini-gung.

Kleingewässer sind von Schadwirkungen besondersbetroffen, da sich die PSM akkumulieren (keinefließende Welle) und die Verdünnungskapazität be-sonders klein ist. Für die Eliminierung toxischerSubstanzen spielt der Trophiezustand eine Rolle. Sowird in einem eutrophen Weiher der mikrobielleAbbau schneller vonstatten gehen als in einem oli-gotrophen Bergsee. Sedimente mit hohem Gehalt anorganischer Substanz adsorbieren besonders stark(SRU 1985: 267).Es können durch PSM auch indirekte Schadwirkun-gen auftreten: Z.B. kann der Einsatz von Herbiziden

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Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd. II.8 Stehende Kleingewässer � StMLU/ANL 1994

Kap.1: Grundinformationen

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zur Gewässerentkrautung zu Sauerstoffmangel füh-ren, wenn im Anschluß daran in größerem Umfangabgestorbenes Pflanzenmaterial im Gewässer abge-baut wird. Das dadurch hervorgerufene Sauerstoff-defizit schädigt das ganze Ökosystem (SRU 1985:267).

"Bei den vielfältigen Auswirkungen, die die etwa320 Wirkstoffe der insgesamt ca. 1.800 PSM einzelnoder kombiniert auf die Gewässer selbst und auf dieNutzung des Wassers haben können, ist es kaummöglich, generelle Aussagen zu machen, die überdie allgemeinen Hinweise auf Bioakkumulation undSchadwirkung [...] hinausgehen" (SRU 1985: 267).MÜLLER 1991: III-16 (SCHULE UND BERA-TUNG) faßt einen Bericht der Bayerischen Lan-desanstalt für Wasserforschung 1990 zusammen:"Das Niederschlagswasser Bayerns ist von April bisJuli am stärksten mit PSM belastet. Die mittlerenLindan- und Atrazinkonzentrationen liegen in denSommermonaten häufig über dem Grenzwert derTrinkwasserverordnung. Die Maxima überschreitenbei Atrazin 1 µg/l. In Oberflächengewässern wirdAtrazin ganzjährig mitgeführt."

GEISSNER 1991 (mdl.) beobachtete ein auffälligesSchilfsterben an der einem Maisfeld zugewandtenSeite eines Kleingewässers bei Freising über mehre-re Jahre hinweg. Gleichzeitig brach ohne erkennba-ren Grund die Wasserfrosch-Population des Gewäs-sers zusammen. Spezielle Literatur über die Wir-kung beispielsweise von Atrazin auf Amphibienliegt nicht vor (Mitteilung von Prof. Huber,Freising).

HENLE & STREIT (1990: 352) bemerken zu Pflan-zenschutzmitteln: "In heutiger Zeit werden manchePestizide in einzelnen Ländern neben gelegentlicherunsachgemäßen Anwendung noch immer stan-dardmäßig in solchen Konzentrationen ausgebracht,daß sie zu sofortigen tödlichen Vergiftungen ganzerAmphibien- oder Reptilienpopulationen führenkönnen.

Auch Schädigungen durch subletale Dosen sindwahrscheinlich. So ist aus Laborversuchen bekannt,daß zahlreiche Umweltgifte bei Amphibien nebenteratogenen Folgen (Auftreten von Mißbildungen)auch eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüberPrädatoren bewirken können oder daß sie die Lar-valzeit verlängern und die metamorphosierten Frö-sche kleiner als normal bleiben können. Diese Life-history-Merkmale sind bei allen bisher untersuchtenAmphibien ganz entscheidend für deren Überle-bensstrategie und Evolution.

Erste Felduntersuchungen haben solche Schädigun-gen von Amphibienpopulationen durch Auswa-schung von Pestiziden aus Äckern nachgewiesen,auf die diese in gegenwärtig üblichen Dosen aufge-bracht wurden.

Wegen des hohen Aufwandes steht die Erforschungdes Einflusses verschiedener Umweltgifte in chro-nischen, subletalen Dosierungen auf Amphibien undReptilien im Freiland erst am Anfang. Auch Auswir-kungen von Pestizid- oder Schwermetallionen auf

die Fertilität von Amphibien und Reptilien wurdebisher praktisch noch nicht untersucht. Im Gegen-satz dazu ist bei Vögeln eine solche Schädigunginzwischen ausführlich dokumentiert."

1.8 Verbreitung(Unter Mitwirkung von K. Pfeffer)

1.8.1 Landesweiter Überblick

Ein landesweiter Überblick wird anhand der Ergeb-nisse der Biotopkartierung (1.8.1.1) und eigener Un-tersuchungen (1.8.1.2, S.84) gegeben.

1.8.1.1 Auswertung der Biotopkartierung

Im Rahmen der Biotopkartierung liegen Verbrei-tungskarten für folgende Kleingewässer-Typen vor:Torfstiche, Altwässer, Kleinere Stillgewässer undTeiche. Die Karten sind Raster-Darstellungen (1km2-Raster) der Biotope, erstellt in Häufigkeit undVerteilung mittels EDV-Programmen.

a) TorfsticheDer Schwerpunkt der Verbreitung liegt im Voralpi-nen Hügel- und Moorland sowie in den Grundwas-sermooren der Schotterplatten. In der Verbreitungs-karte (s. Abb. 1/ 18, S.85) wurden sämtliche kartier-ten, naturnah regenerierten Torfstiche ohne Diffe-renzierung nach Flach- oder Hochmoortorfstichenausgedruckt. Neben den Hochmoortorfstichen imVoralpengebiet sind noch die Niedermoortorfstichein den Schotterplatten und Flußtälern und die Flach-und Hochmoortorfstiche im Oberpfälzischen Hü-gelland erkennbar.

b) AltwässerKartiert wurden Altwässer in Wiesenauen, aber auchin Auwäldern. Sie kommen in den Flußtälern vonMain, Donau, Iller, Lech, Wertach, Salzach, Inn,Amper, Naab und Altmühl vor.

c) Kleinere Stillgewässer

Kartiert wurden Toteislöcher mit Verlandungsvege-tation, Lachen und Tümpel, kleine, nasse Kies-,Sand- oder Tongruben mit natürlicher Sukzession,Steinbrüche und nasse Dolinen. Folgende Schwer-punkte (s. Abb. 1/19, S.86) zeichnen sich ab:

• Toteislöcher und Restseen: Voralpines Hügel-und Moorland

• Kleine Kiesbaggerungen: Schotterplatten undDonauebene

• Tongruben: Tertiär

• Dolinen: Alb

• Sandgruben und wassergefüllte Steinbrüche:Oberpfälzisches Hügelland

d) TeicheKartiert wurden aufgelassene oder extensiv genutzteFischteiche und verlandete Bestände mit sekundärenBruchwald- oder Schilfbeständen.

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Kap.1: Grundinformationen

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Folgende Schwerpunkte (s. Abb. 1/20, S.87) zeich-nen sich ab:

• Moorteiche im Voralpinen Hügel- und Moor-land

• Teiche im Tertiärhügelland (Hofteiche)• Teiche im Oberpfälzer Wald (Oberpfälzer Wei-

hergebiet)• Teiche im Thüringisch-Fränkischen Mittelgebir-

ge und im Fränkischen Keuper-Lias-Land (Frän-kisches Weihergebiet)

Naturnah regenerierte Teiche sind in folgenden Na-turräumen selten: Lech-Wertach-Ebenen, Isar-Inn-Schotterplatten, Nördliche Frankenalb, Mainfränki-sche Platten, Odenwald, Spessart und Südrhön.

1.8.1.2 Eigene Untersuchungen

Daneben wurden bayernweit topografische Kartenim Maßstab 1: 25.000 ausgewertet und erstmalig dienaturraumbedeutsamen Kleingewässer-Typen her-ausgearbeitet. Die Probleme der Karteninterpretati-on werden in Kap. 1.8.2 (S.86)ausführlich darge-stellt. Hier wird eine erste Übersicht gegeben (Na-turraum-Abgrenzung nach KAULE et al. 1978).

a) Nördliche Kalkhochalpen und Schwäbisch-Oberbayerische Voralpen

Typ 1: KartümpelTyp 2: Dolinentümpel, häufig ephemerTyp 3: durch Gletscherschurf ausgehobelte Ver-

tiefungen im FelsTyp 4: AlmtümpelTyp 5: Altarme, Auentümpel, Restwasserpfützen

periodisch wasserführender Flüsse undBäche, meist ephemer

Typ 6: Moortümpel, Torfstichgewässer

Typ 7: abflußloser Quelltümpel

b) Voralpines Hügel- und Moorland

Typ 1: Toteislöcher, ständig oder zeitweise was-ser gefüllt, vielfach vermoort

Typ 2: Tümpel im Verlandungsbereich größererSeen

Typ 3: Auentümpel, Altarme, Überflutungstümpel,häufig ephemerer Charakter, oft auchvermoort

Typ 4: Moortümpel, Torfstichgewässer, z.T. ver-landet

c) Donau- Iller- Lech- Platten

Typ 1: Auentümpel, Altarme, Überflutungstümpel,häufig ephemerer Charakter

Typ 2: Moorgewässer, TorfstichtümpelTyp 3: extensive FischteicheTyp 4: Kleingewässer in Kiesgruben, Naßbagger-

stellen

d) Isar- Inn- Schotterplatten

Typ 1: Auentümpel, Altarme, Überflutungstümpel,häufig ephemerer Charakter

Typ 2: extensive Fischteiche

Typ 3: Kleingewässer in Kiesgruben (Naßbagger-stellen) und Lehmgruben

Typ 4: neuangelegte Biotopgewässer, ephemereFlachgewässer

e) Unterbayerisches Hügelland

Typ 1: AuwaldtümpelTyp 2: Wald- und WiesenweiherTyp 3: Dorf- und HofweiherTyp 4: Altarme, Überflutungstümpel (Seigen),

häufig ephemerer CharakterTyp 5: KiesweiherTyp 6: Biotopneuanlagen im Donaumoos

f) Oberpfälzisch- obermainisches Hügelland

Typ 1: Extensive Fischteiche und -weiher abseitsgrößerer Teichketten oder -platten

Typ 2: Wald- und Wiesenweiher fern der BachläufeTyp 3: Auentümpel, Altarme, Überflutungstümpel,

häufig ephemerer CharakterTyp 4: Dorf- und HofweiherTyp 5: Kleingewässer auf Truppenübungsplätzen

g) Fränkische und Schwäbische Alb

Typ 1: Dolinentümpel, häufig ephemerTyp 2: Dorf-, Hof- und FeldhühlenTyp 3: abflußlose QuelltümpelTyp 4: Fischweiher und -teicheTyp 5: Überflutungstümpel der Bäche, Altarme,

häufig ephemerer CharakterTyp 6: neuangelegte Waldgewässer

h) Fränkisches und Schwäbisches Keuper- Lias-Land

Typ 1: Fischteiche und -weiherTyp 2: QuellsümpfeTyp 3: Überflutungstümpel der Bäche, Altarme,

häufig ephemerer CharakterTyp 4: neuangelegte Waldkleingewässer im Stei-

gerwaldTyp 5: neuangelegte Wiesenbrüter- Kleingewässer

i) Mainfränkische Platten, Tauberland und Hal-ler und Hohenloher Ebene

Typ 1: quellige KleingewässerTyp 2: Altarme,Altwässer größerer FlüsseTyp 3: Dorf- und HofweiherTyp 4: aufgestaute Fischweiher und -teicheTyp 5: Steinbruchtümpel (Muschelkalk), häufig

ephemer

j) Odenwald, Spessart, Südrhön, und Rhein-Main- Tiefland

Typ 1: Suhlen, WaldtümpelTyp 2: Auengewässer, Überflutungstümpel, häufig

ephemerTyp 3: Dorfteiche, Hofteiche, FischteicheTyp 4: Rückenwiesen, ephemere Kleingewässer

k) Osthessisches Bergland

Typ 1: Quelltümpel, QuellsümpfeTyp 2: Moorgewässer

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Kap.1: Grundinformationen

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Typ 3: Überflutungstümpel, ephemerer CharakterTyp 4: Fisch- und Mühlteiche, -weiherTyp 5: Steinbruchtümpel, häufig ephemer

l) Thüringisch-Fränkisches Mittelgebirge

Typ 1: QuellsümpfeTyp 2: Dorf-, Hof- und FlurweiherTyp 3: Waldweiher, -teiche

Typ 4: Altwasserarme, Auentümpel, Überflutungs-tümpel, häufig ephemer

Typ 5: Steinbruchtümpel, häufig ephemer

m) Oberpfälzer und Bayerischer Wald

Typ 1: Sumpfzonen im Bereich der Quellen undBachoberläufe

Typ 2: Auengewässer, Überflutungstümpel, Alt-arme

Typ 3: Dorf-, Hof- und FlurweiherTyp 4: Steinbruchtümpel, häufig ephemer

1.8.1.3 Zusammenfassung

Jeder Naturraum hat seine "Spezialitäten". Diesedurch Klima, Böden und Nutzung hervorgegange-nen naturraumspezifischen Kleingewässer-Typenstellen den besonderen "Schatz" eines Naturraumsdar, bei häufigem Auftreten auch sein "Rückgrat".Ersteren kommt besondere Bedeutung zu, wenn siein ihrer Ausprägung bayernweit nur singulär in be-stimmten Naturräumen vorkommen (z.B. Seigendes Donautals, Hülben der Alb, Torfstiche des Al-penvorlandes usw.).

Abbildung 1/18

Torfstiche (aus KAULE et al. (1978: 148).

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Kap.1: Grundinformationen

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Angesichts der Vielfalt der Kleingewässer-Typeneinerseits und der unterschiedlichen naturräumli-chen Voraussetzungen andererseits lassen sich keineallgemeinen Defiziträume benennen. Nach einge-hender Untersuchung kann jedoch festgestellt wer-den, daß jeder Naturraum hinsichtlich seiner Klein-gewässer-Situation verbesserungsbedürftig ist, al-lerdings jeweils unterschiedlich, was die Mangel-Typen betrifft.

1.8.2 Naturraumbezogene Differenzierung

In diesem Kapitel wird die Verbreitung der stehen-den Kleingewässer in Bayern unter besonderer Be-rücksichtigung der naturräumlichen Gliederung her-ausgearbeitet. Es sollen naturraumspezifischeKleingewässer-Typen vorgestellt werden. AlsGrundlage dient die Interpretation der topographi-schen Karte im Maßstab 1: 25.000, da eine flächen-

deckende Ortsbegehung zu zeit- und kostenaufwen-dig gewesen wäre.

Durch diese Methodik ergeben sich zwangsläufigverschiedene Probleme, die in der mangelnden Dar-stellungsgenauigkeit der Karten begründet sind:

• "Stehende Kleingewässer" sind gegen "Teicheund Weiher" aus der Karte allein oft schwerabgrenzbar.

• Genese, Art und Intensität der Nutzung sindhäufig nicht aus der Karte ablesbar.

• Kleingewässer mit ephemerem Charakter wer-den in den Karten nicht dargestellt, sie stellenaber in der Landschaft ein großes Potential dar(z.B: Fluttümpel, Hochwasserpfützen, Seigen,Flutrinnen, Dolinentümpel, Karsttümpel, Stau-wasserlachen, Pfützen in Windwurftellern, Wa-genspuren und Baustellengruben, Restwasser-gumpen, Totwasserpfützen in Fließgewässerlei-chen).

Abbildung 1/19

Kleinere Stillgewässer (aus KAULE et al. 1978: 138)

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Kap.1: Grundinformationen

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• Kartiermethoden (Luftbildauswertung/Bege-hung) erfassen nicht alle Kleingewässer, davonsind insbesondere die Waldtümpel betroffen.

• Kleingewässer, die sich in ständiger Sukzessi-onsdynamik (z.B. Moor-und Verlandungstüm-pel) befinden, werden in Karten nicht erfaßt.

Allgemein muß daher gesagt werden, daß zur Klein-gewässerverbreitung aus der Karte keine genauenquantitativen Aussagen abgelesen werden können,da verschiedene Typen überhaupt nicht erfaßt sind.

Folgende Lösungsansätze wurden angewandt:

• Es wurden hier nur solche "Fischteiche" berück-sichtigt, die abseits größerer Teichketten oder-platten liegen und deshalb auf extensive Nut-zungsweise schließen lassen.

• Stark mäandrierende Fließgewässer mit gerin-gem Gefälle lassen auf weiträumige Überflutun-

gen des Talbodens bei Hochwasserereignissenschließen. Dies ist besonders dann zu erwarten,wenn sich das Gewässer im Bereich starkerSchwankungen der Wasserführung befindet(glaziales Regime).

• Ein weiteres Anzeichen für das Auftreten ephe-merer Kleingewässertypen ist das Auftreten vonVernässungssymbolen in Verbindung mit Grün-landnutzung entlang von Fließgewässern oder inlokalen Depressionen.

• Restwassergumpen sind bei zeitweise trocken-fallenden Fließgewässern v.a. bei stärkerem Ge-fälle im Mittel- und Hochgebirgsbereich zu er-warten.

• Ableitungen von Fließgewässern über Stollenoder Rohrleitungen oder Aufstauung zu Stau-seen lassen auf Totwasserpfützen in den Fließge-

Abbildung 1/20

Teiche (aus Kaule et al. 1978: 142).

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Kap.1: Grundinformationen

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wässerleichen unterhalb der Ableitungen bzw.Staustufen schließen.

• Das Auftreten lehmiger und toniger Böden (er-kennbar an intensiver ackerbaulicher Nutzung)erhöht die Wahrscheinlichkeit des Auftretensephemerer Kleingewässer (abdichtende Wir-kung des Tons bei mechanischer Verdichtungdes Bodens).

• Hohe Anzahl unbegradigter Wegenetze kann einAnzeichen für unversiegelte Wegedecken sein,welche wiederum das Auftreten bestimmterephemerer Kleingewässertypen ermöglichen.

• Bestimmte Nutzungsformen weisen auf die stän-dige Neuschaffung v.a. ephemerer Kleingewäs-sertypen hin (z.B. Truppenübungsplätze mitSprengtrichtern, Wagen- und Kettenspuren).

• In Moor- und Seegebieten ist prinzipiell mit demAuftreten von Moor- und Verlandungstümpelnzu rechnen.

Nach einer kurzen Darstellung von Geologie /Mor-phologie und Klima als standörtliche Voraussetzun-gen werden einige häufige und typische Kleinge-wässer des jeweiligen Naturraums erläutert (Genese,Lage, Umfeldnutzung, Häufigkeit).

In ganz Bayern verbreitete Kleingewässertypen(z.B. Hofweiher, Kiesgruben- und Steinbruchtüm-pel) werden nicht eigens aufgeführt.

1.8.2.1 Nördliche Kalkhochalpen und Schwäbisch-Ober-bayerische Voralpen

Geologie / Morphologie:

Das Gebiet besteht im Bereich der Kalkhochalpenaus Formationen der alpinen Trias, die stark gefaltetund verworfen sind. Mehr oder weniger ebeneKarstflächen sind Reste alter Flachprofile. DerVoralpenraum ist aus Molasse, Helvetischer Kreideund Ostalpin aufgebaut. Vor allem im Bereich derKalkhochalpen tritt eine große Reliefenergie auf.Das Gewässernetz ist noch unausgereift.

Das gesamte Gebiet liegt im Bereich der pleistozä-nen Vereisung. Die Morphologie wird vom glazia-len Formenschatz geprägt (Karbildung, Trogtäler,Flußterrassen, Gletscherschurf). Die Böden sind nurvereinzelt mergelig und tonig (eher noch im Voral-penraum).

Klima:

• Hohe Niederschläge im Nordstau der Alpen:- > 2.000 mm in den Kalkhochalpen- 1.500-2.000 mm in den Voralpen

• Große Schwankungen in der Niederschlagsver-teilung (Minimum im Spätherbst, über den Win-ter sind die Niederschläge als Schnee gebunden,regelmäßiges Trockenfallen der Fließgewässer,im Frühsommer hohe Niederschläge und Ab-flußmaximum durch Schneeschmelze).

Kartenbeispiele:

TK 8432, 8433, 8533, 8626, 8633

Kleingewässertypen:

Typ 1: Kartümpel

Beispiel: "In den Gruben", 2 Kartümpel nördlich desWindstierlkopfes (TK 8432)Genese: natürliche Entstehung; glazialer Formen-schatz, Wasserstau hinter KarschwelleLage: HangbereicheUmfeldnutzung: Felsschutt: häufig, Grünland: gele-gentlichHäufigkeit: selten, TK 8432 ca. 3 Stück

Typ 2: Dolinentümpel, häufig ephemer

Beispiel: Plateau des Hohen Ifen (TK 8626)Genese: natürliche Entstehung; Karsterscheinung,durch Lehm und Ton abgedichtete EinsturztrichterLage: KalkhochflächenUmfeldnutzung: Fels: häufig, extensive Weidewirt-schaft: seltenHäufigkeit: gelegentlich, TK 8626 ca. 5 Stück

Typ 3: Durch Gletscherschurf ausgehobelte Vertie-fungen im Fels

Beispiel: Nördlich des Hohen Kranzberges (TK8533 /8633)Genese: natürliche Entstehung; durch Gletscher-schurf enstandene Hohlformen, glazialer Formen-schatzLage: flachwellige Hangbereiche vom Gletscherüberfahrener BergeUmfeldnutzung: Wald: häufig, Grünland: gelegent-lichHäufigkeit: häufig (in einzelnen Gebieten, nichtgleichmäßig verteilt), im genannten Gebiet (TK8533 /8633) ca. 15 Stück /10 km2

Typ 4: Almtümpel

Beispiel: "Kuhalm", nordöstlich des Windstierlkop-fes (TK 8432)Genese: meist natürliche und anthropogene Entste-hung; durch Aufstau kleinerer Fließgewässer in na-türlichen Verebnungs-stellen, meist als ViehtränkegenutztLage: Geländeverflachungen in HangbereichenUmfeldnutzung: Grünland /intensive WeidenutzungHäufigkeit: gelegentlich

Typ 5: Altarme, Auentümpel, Restwasserpfützenperiodisch wasserführender Flüsse und Bäche, meistephemer

Beispiel: Isar bei Wallgau /Krün (TK 8433)Genese: natürliche Entstehung; im Wirkungsbe-reich des glazialen Regimes führt die schwankendeWasserführung zu regelmäßigem Überfluten undTrockenfallen der Flüsse und Bäche, Aufschotterun-gen bewirken mäandrierenden Flußverlauf mit re-gelmäßigen FlußbettverlagerungenLage: TalbereicheUmfeldnutzung:

• Auwald: gelegentlich• Grünland: häufig• Niedermoore: gelegentlich• Ackerbau: gelegentlich, nach Entwässerung

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Häufigkeit: häufig, TK 8433 ca. 8 Stück, aber auf-grund des ephemeren Charakters meist nicht zu er-kennen.

Typ 6: Moortümpel, Torfstichgewässer

Beispiel: Unterfilz und Oberfilz bei Oberau (TK8432)Genese: natürliche Entstehung; Hochmoorschlen-ken, durch lehmiges Grundmoränenmaterial abge-dichtete Vertiefungen vermooren und verlanden,Niedermoore aufgrund des hohen Grundwasserstan-des in den rezenten Flußtälern; offene Bereiche bil-den Kleingewässer; anthropogene Enstehung; durchkleinbäuerlichen Torfstich (Einstreu /Brennmateri-al) entstandene Vertiefungen in Hoch- und Nieder-moorenLage: Talböden: häufig, Flußterrassen: gelegentlichUmfeldnutzung:

• Moor: häufig• Grünland: häufig• Ackerbau: selten

Häufigkeit: häufig, aus Karten nur schwer zu erken-nen,alle Moorgebiete potentielle Kleingewässer-standorte

Typ 7: Abflußloser Quelltümpel

Beispiel: Quellen rund um den Grießberg (TK 8433,westlich des Walchensees)Genese: natürliche Entstehung; häufig abflußloseWasseraustrittstellen in VerebnungenLage: Hangbereiche: häufig, Talbereiche: seltenUmfeldnutzung:

• Wald: häufig• Grünland: gelegentlich• Ackerbau: selten

Häufigkeit: sehr häufig, TK 8433 ca. 30 Stück

ZusammenfassungIn diesem Naturraum sind die Kleingewässer fastausschließlich natürlich entstanden. Sie stellen hiervielfach ein Dokument der Landschaftsgeschichtedar (pleistozäne Vereisung). Hier liegt ein Schwer-punkt in der Verbreitung kalkoligotropher Kleinge-wässer in Bayern.

1.8.2.2 Voralpines Hügel- und Moorland

Geologie / Morphologie:Das Gebiet wird aus jungeiszeitlichem Moränenma-terial aufgebaut (Jungmoränenlandschaft). Es ste-hen Molasseschichten an. Der glaziale Formen-schatz tritt hier mit Grund-, Rückzugs- und Endmo-ränen, Toteislöchern, Drumlinfeldern, Tumuli, Zun-genbeckenseen und anderen typischen Formen auf.Die Böden sind häufig lehmig und tonig (Beckento-ne). Es kommen sehr viele Moore und Filze vor. DasGewässernetz ist in einer jungen Entwicklungsphaseund daher sehr unausgeglichen, abflußlose Vertie-fungen sind häufig anzutreffen.

Klima:

• Relativ hohe Niederschläge im Nordstau der Al-pen: 900 /1.000-1.500 mm

• Im Winter werden die Niederschläge in Formvon Schnee über längere Zeit gebunden. Diegrößeren Fließgewässer unterliegen dem glazia-len Regime. Daher sind auch hier stark schwan-kende Wasserführungen zu beobachten.

Kartenbeispiele:TK 8032, 8132, 8133, 8233

Kleingewässertypen:

Typ 1: Toteislöcher, ständig oder zeitweise wasser-gefüllt, vielfach vermoortBeispiel: "Eiszerfall-Landschaft Osterseengebiet"(TK 8233)Genese: natürliche Entstehung; durch Abschmelzenüberschütteter Eisklötze oder wellige Ablagerungdes Grundmoränenmaterials entstandene Hohlfor-men, die durch lehmige Böden bzw. Seetone abge-dichtet sindLage: örtliche Depressionen im Moränengebiet,hauptsächlich End- und RückzugsmoränenUmfeldnutzung:

• Grünland: sehr häufig• Wald: sehr häufig• Ackerbau: selten

Häufigkeit: sehr häufig, TK 8233 ca 39 Stück

Typ 2: Tümpel im Verlandungsbereich größererSeenBeispiel: Ammersee, Mündungsgebiet der Ammer(TK 8032)Genese: natürliche Entstehung; durch Verlandungs-prozesse der Seen v.a. im Mündungsbereich starkgeröllführender FließgewässerLage: Seeuferbereiche, TallagenUmfeldnutzung: Grünland: häufig, Niedermoorve-getation: gelegentlichHäufigkeit: gelegentlich, örtlich häufig auftretend,TK 8233 ca 4 Stück, aufgrund der dynamischenEntwicklung in Karten oft nicht eingezeichnet

Typ 3: Auentümpel, Altarme, Überflutungstümpel,häufig ephemerer Charakter, oft auch vermoortBeispiel: Ammer zwischen Weilheim und Ammer-see (TK 8132, 8032)Genese: natürliche Entstehung; im Bereich starkschwankender Wasserführung und hohen Grund-wasserstandes kommt es zu regelmäßigen Überflu-tungen der TalbödenLage: TalbödenUmfeldnutzung:

• Auwald: gelegentlich• Grünland: häufig• Niedermoore: sehr häufig• Ackerbau: gelegentlich, nach Melioration

Häufigkeit: sehr häufig, konzentriert entlang derFließgewässer, TK 8132 ca. 20 Stück

Typ 4: Moortümpel, Torfstichgewässer, z.T. verlan-detBeispiel: Hohenkastner Filz (TK 8233, südöstlichvon Eberfing)Genese: natürliche Entstehung; Hochmoorschlen-ken, durch lehmiges Grundmoränenmaterial abge-dichtete Vertiefungen vermooren und verlanden,

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Niedermoore aufgrund des hohen Grundwasserstan-des in den rezenten Flußtälern; offene Bereiche bil-den Kleingewässer; anthropogene Entstehung;durch kleinbäuerlichen Torfstich (Einstreu /Brenn-material) entstandene Vertiefungen in Hoch- undNiedermoorenLage: Talböden: häufig, Flußterrassen: gelegentlichUmfeldnutzung:

• Moor: häufig• Grünland: häufig• Ackerbau: selten

Häufigkeit: häufig, aus Karten nur schwer zu erken-nen, alle Moorgebiete sind potentielle Kleingewäs-serstandorte

ZusammenfassungIn diesem Naturraum liegt eine große Vielfalt anKleingewässern vor, die aufgrund der sowohl linien-(Auentümpel) als auch flächenhaften (Toteislöcher)Ausdehnung in Verbindung mit den zahlreichen an-deren vorkommenden Lebensraumtypen große Ver-netzungsmöglichkeiten bieten. Sie sind wesentlicheElemente einer äußerst reizvollen kleinräumigenLandschaft glazialer Prägung. Schwerpunktraumder Moortümpel und Torfstichgewässer.

1.8.2.3 Donau- Iller- Lech- Platten

Geologie / Morphologie / Klima:Bei diesem Gebiet handelt es sich um eine Altmorä-nenlandschaft. Diese ist durch ausgeglichenere mor-phologische Formen und durch ein reifes Gewässer-netz gekennzeichnet. Es stehen sich langgezogeneAltmoränenriedel und breite, fluvioglazial gefüllteSchottertäler gegenüber. Durch Denudation und So-lifluktion im periglazialen Raum sind Vertiefungenverfüllt und Erhebungen eingeebnet worden. DieBöden weisen v.a. auf den Deckenschotterflächenpraktisch kein toniges Material auf. Jahresnieder-schlag: 650 /700-1.000 mm.

Kartenbeispiele:TK 7528

Kleingewässertypen:

Typ 1: Auentümpel, Altarme, Überflutungstümpel,häufig ephemerer CharakterBeispiel: Altarme der Mindel zwischen Burgau undOffingen (TK 7528)Genese: natürliche Entstehung; in den breiten Tal-böden kam es zu häufigen Überflutungen und Tal-bettverlegungen. Dabei entstanden immer wiederdie genannten KleingewässertypenLage: TallagenUmfeldnutzung:

• Grünland: häufig• Auwald: gelegentlich• Ackerbau: gelegentlich, nach Melioration

Häufigkeit: häufig, aufgrund des ephemeren Cha-rakters nicht gut aus Karten abzulesen, TK 7528 ca.43 Stück

Typ 2: Moorgewässer, TorfstichtümpelBeispiel: Riede östlich von Burgau (TK 7528)

Genese: natürliche und anthropogene Entstehung; inden Talböden kam es durch den hohen Grundwas-serstand zur Ausbildung vieler Niedermoore, diev.a. früher vielfach durch bäuerliche Kleintorfstichegenutzt wurden. Diese Torfstichgruben sind poten-tielle KleingewässerLage: TalbödenUmfeldnutzung:

• Grünland: häufig• Wald: gelegentlich• Niedermoorvegetation: häufig• Ackerbau: gelegentlich, nach Melioration

Häufigkeit: häufig, aus der Karte schlecht ablesbar,Moore und Filze müssen als potentielle Kleingewäs-serstandorte angesehen werden

Typ 3: extensive FischteicheBeispiel: Teiche entlang des Saurüsselbachs südlichvon Eichenhofen (TK 7528)Genese: anthropogene Entstehung; durch Aufstaukleinerer Bäche entstandenLage: entlang der Bachläufe, die von den Riedeln indie großen Täler hinabziehen, häufig am Bachober-laufUmfeldnutzung:Grünland: häufig, Wald: gelegent-lichHäufigkeit: gelegentlich vorkommend, TK 7528 ca.8 Stück, Grad der Nutzungsintensität aus der Karteschwer ablesbar

Typ 4: Kleingewässer in Kiesgruben, Naßbagger-stellen

Lage: in den kiesreichen Talböden von Mindel, Zu-sam, Schmutter und DonauBemerkungen: siehe LPK-Band II.18 "Kies-, Sand-und Tongruben"Häufigkeit: sehr häufig

ZusammenfassungIn diesem Naturraum konzentrieren sich die Klein-gewässer auf die Talböden. Nur sehr vereinzelt fin-den sich Kleingewässer auf den meist bewaldetenRiedeln. Einem Überangebot an tieferen Kieswei-hern stehen nur relativ wenige Flachgewässer ge-genüber.

1.8.2.4 Isar- Inn- Schotterplatten

Geologie / Morphologie / Klima:Dieser Naturraum ist aus Altmoränen und fluviogla-zialen Schotterfeldern aufgebaut. Durch Soliflukti-on, Denudation und Sedimentation im periglazialenRaum sind die morphologischen Erscheinungenweitgehend überformt worden. Es kommen nurmehr ausgeglichene Oberflächenformen vor. Esliegt ein reifes Gewässernetz vor. Die Schotterplat-ten sind nach Norden hin geneigt. Der Grundwasser-stand ist daher im Norden bedeutend höher als imSüden (Stauwirkung). Die Böden sind sehr arm, esüberwiegt Schottermaterial, Lehm und Ton sind sehrselten. Jahresniederschlag: 700 /800 mm (im N)-1.000 /1.200 mm (im S).

Kartenbeispiele: TK 7636, 7637, 7740, 7934

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Kleingewässertypen:

Typ 1: Auentümpel, Altarme, Überflutungstümpel,häufig ephemerer Charakter Beispiel: Altarme und Fluttümpel von Sempt undStrogen (TK 7637)Genese: natürliche Entstehung; aufgrund des sehrgeringen Gefälles kommen stark mäandrierendeFließgewässer vor. Überflutungen sind hier nochrelativ häufigLage: Tallagen: sehr häufig

Umfeldnutzung:

• Grünland: häufig• Auwald: gelegentlich• Ackerbau: gelegentlich, nach Melioration

Häufigkeit: häufig, aufgrund des ephemeren Cha-rakters nicht gut aus Karten abzulesen, TK 7637 ca.10 Stück

Typ 2: extensive FischteicheBeispiel: Teiche bei Bockhorn (SO-Ecke TK 7637)

Genese: anthropogene Entstehung; durch Aufstaukleinerer Bäche entstandene Teiche abseits größererTeichketten

Lage: entlang kleinerer Bachläufe, die aus denSchotterflächen in die großen Flüsse und Bächehinabziehen, häufig am Bachoberlauf

Umfeldnutzung: Grünland: häufig, Wald: seltenHäufigkeit: gelegentlich vorkommend, Grad derNutzungsintensität aus der Karte schwer ablesbar

Typ 3: Kleingewässer in Kiesgruben (Naßbagger-stellen) und LehmgrubenLage:

• Tallagen: v.a. Naßbaggerstellen im Norden desNaturraums

• Altmoränenriedel: Lehmgruben

Bemerkungen: siehe LPK-Band II.18 "Kies-, Sand-,und Tongruben"

Typ 4: neuangelegte Biotopgewässer, ephemereFlachgewässerBeispiel: "Naturweiher" der Gemeinde Eching,Feuchtbiotop Moosach-Moos bei Deutenhausen/EchingGenese: anthropogene Entstehung; Naturschutzpro-jekte div. TrägerLage: auf Niedermoorstandorten

Umfeldnutzung: Grünland oder Ackerbau

Häufigkeit: häufig vorkommend, aus der Kartemeist nicht ersichtlich

ZusammenfassungDie Kleingewässer sind in diesem Naturraum vor-wiegend auf die Tallagen konzentriert, sie treten dortin linearer Verbreitung auf. Lediglich wenige an-thropogen geschaffene Kleingewässer können dieVerbindung über die relativ trockenen Riedelflä-chen aufrechterhalten. Sie stellen wichtige Vernet-zungselemente dar. Im Norden des Naturraumskommen neuangelegte Biotopgewässer in flächige-rer Verteilung vor.

1.8.2.5 Unterbayerisches Hügelland

Geologie /Morphologie / Klima:Das Gebiet ist aus Süßwasserablagerungen desObermiozäns (Tertiär) aufgebaut. Es überwiegenSandsteinvorkommen. Der Naturraum wurde vonder pleistozänen Vereisung nicht betroffen. Es han-delt sich um ein altes Hügelland mit ausgeglichenerMorphologie und einem reifen Gewässernetz. Jah-resniederschlag: 600-850 mm.

Kartenbeispiele: TK 7544

Kleingewässertypen:

Typ 1: Auentümpel, Altarme, Überflutungstümpel(Seigen), häufig ephemerer CharakterBeispiel: Altarme und Überflutungstümpel der Rottzwischen Brombach und Bayerbach (TK 7544)Genese: natürliche Entstehung; regelmäßiges Ge-wässernetz mit flachem Längsprofil und stark mäan-drierenden Fluß- und Bachläufen führt zu regel-mäßigen Überschwemmungen in Zeiten mit hohenAbflußwertenLage: TallagenUmfeldnutzung:

• Grünland: häufig• Ackerbau: gelegentlich, v.a. nach Melioration• Auwald: häufig innerhalb der Dämme

Häufigkeit: sehr häufig, entlang der zahlreichenWiesentäler, TK 7544 ca. 19 Stück

Typ 2: Wald- und WiesenweiherBeispiel: Weiher südlich Udlberg und bei Köp-fertsöd (NW-Ecke der TK 7544)Genese: anthropogene Entstehung; häufig durchQuellfassung oder Aufstau von kleineren Fließge-wässern in natürlichen oder künstlichen Vertiefun-gen, meist als Fischteich oder Viehtränke genutztLage:

• entlang der Bachläufe: gelegentlich• Bachoberläufe, Quellbereiche: häufig• Verebnungsstellen in den Hangbereichen

Häufigkeit: gelegentlich vorkommend, TK 7544 ca.9 Stück

Typ 3: Dorf- und HofweiherBeispiel: Weiher in Wimm, Bayerbach, Holzner,Volkartsham (S-Rand der TK 7544)Genese: anthropogene Entstehung; zu unterschied-lichen Nutzungszwecken (Lösch-, Brauch-, Trink-wasserspeicher) wurden v.a. bei den Dörfern undGehöften der wasserärmeren Hang- und Hügellagenkünstliche Kleingewässer angelegtLage: Hangbereiche: häufig, Talbereiche: gelegent-lichHäufigkeit: relativ häufig vorkommend, TK 7544ca. 10 Stück

ZusammenfassungIm Naturraum "Unterbayerisches Hügelland" liegtder Schwerpunkt der Kleingewässerverbreitung ent-lang der Fließgewässer. Es kommen aber auch aufden Hügelflächen verschiedene Kleingewässer vor,jedoch mit geringerer Häufigkeit. Diese sind zu-

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Kap.1: Grundinformationen

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meist künstlich entstanden und daher auch stark vonden jeweiligen Nutzungsformen geprägt. Im Dun-gau kommen Kleingewässer fast nur noch in Sied-lungsnähe vor. Besondere Bedeutung haben die Au-waldtümpel und Wiesenseigen entlang der Donau(Mangel-Kleingewässer !).

1.8.2.6 Oberpfälzisch- obermainisches Hügel-land

Geologie / Morphologie / Klima:Dieser Naturraum bildet die Senke zwischen derFrankenalb im Westen und dem Bayerisch- Böhmi-schen Wald im Osten aus. Der Untergrund ist ausFormationen des Trias, hauptsächlich aus Keuper-und Buntsandsteinschichten des Unteren und Mitt-leren Juras aufgebaut. Es handelt sich um eineBruchschollenlandschaft mit heute abgerundetenFormen und einem reifen Gewässernetz. Relativgeringe Jahresniederschläge im Windschatten derFränkischen Alb: 600-700 mm.

Kartenbeispiele:TK 6237, 6739

Kleingewässertypen:

Typ 1: Extensive Fischteiche und -weiher abseitsgrößerer Teichketten oder -plattenBeispiel: Teiche bei Haiderhof (SW-Ecke der TK6739)Genese: anthropogene Entstehung; durch Aufstauvon Fließgewässern oder Fassen von Quellen innatürlichen oder künstlichen GeländevertiefungenLage:

• Quellbereiche: häufig• Bachoberläufe: gelegentlich• Bachmittel- und -unterläufe: selten

Umfeldnutzung:

• Grünland: häufig• Wald: gelegentlich• Ackerbau: selten

Häufigkeit: gelegentlich vorkommend, aus der Kar-te ist eine Entscheidung über den Grad der Nut-zungsintensität praktisch nicht ablesbar. TK 6739ca. 16 Stück

Typ 2: Wald- und Wiesenweiher fern der BachläufeBeispiel: Kleingewässer zwischen Grafenwöhr undGößenreuth (TK 6237)Genese: natürliche und anthropogene Entstehung;Kleingewässer in Geländehohlformen, die teilweiseeiner Nutzung unterliegen (Viehtränke, Bewässe-rung der Weiden und Ackerflächen, Fischzucht)Lage: HangbereicheUmfeldnutzung:

• Wald: gelegentlich• Grünland: gelegentlich• Ackerbau: selten

Häufigkeit: gelegentlich, TK 6237 ca. 5 Stück

Typ 3: Auentümpel, Altarme, Überflutungstümpel,häufig ephemerer CharakterBeispiel: Haidenaab und Creußen (TK 6237)

Genese: natürliche Entstehung; regelmäßiges Ge-wässernetz mit flachem Längsprofil und stark mäan-drierenden Fluß- und Bachläufen führt zu regel-mäßigen Überschwemmungen in Zeiten mit hohenAbflußwertenLage: TallagenUmfeldnutzung:

• Grünland: häufig• Wald: selten• Ackerbau: selten

Häufigkeit: sehr häufig, entlang der zahlreichenWiesentäler

Typ 4: Dorf- und HofweiherBeispiel: Weiher in Schöngras und Kölbldorf (west-lich von Bruck /Opf., TK 6739)Genese: anthropogene Entstehung, zu unterschied-lichen Nutzungszwecken (Lösch-, Brauch-, Trink-wasser) angelegte und unterhaltene KleingewässerLage: Hanglagen und HochlagenUmfeldnutzung: Siedlung: häufig, Grünland: gele-gentlichHäufigkeit: häufig, TK 6739 ca. 20 Stück

ZusammenfassungDie Kleingewässersituation in diesem Raum mußsehr differenziert betrachtet werden. Auf den erstenBlick scheint das Gebiet sehr reich an Kleingewäs-sern zu sein. Die Wertigkeit dieser Strukturen istaber sehr stark von der Nutzungsintensität abhängig,die im Einzelfall nur vor Ort erkundet werden kann.

1.8.2.7 Fränkische und Schwäbische Alb

Geologie / Morphologie / Klima:Dieser Naturraum ist aus Kalk- (Schwammkalke imSüden) und Dolomitschichten (im Norden) derWeißjuraformation aufgebaut. Hier liegt eine typi-sche Schichtstufenlandschaft vor. Die Hochflächeist flachwellig ausgestaltet und weist einzelneTrockentäler (Eiszeitrelikte) auf. Tief eingeschnit-ten zerschneiden die rezenten Täler die Hochfläche.Im Norden sind die Böden der Hochfläche sehr karg,im Süden werden die Kalkschichten von jüngerenJuraschichten mit Lehmanteilen überlagert. Durch-schnittliche Jahresniederschläge: 650-900 mm

Kartenbeispiele: TK 6133, 7132

Kleingewässertypen:

Typ 1: Dolinentümpel, häufig ephemerBeispiel: Dolinenfelder zwischen Dollnstein undOchsenfeld (TK 7132)Genese: natürliche Entstehung; Dolinen sind Erdfäl-le, d.h. Deckeneinbrüche über Hohlräumen (typi-sche Karsterscheinung).Durch eingeschwemmtenLehm kann es zur Abdichtung des Dolinengrundeskommen, Dolinentümpel können entstehenLage: Hochfläche des Weißjuragebiets (Malmkal-ke)Umfeldnutzung:

• Wald: häufig• Grünland: häufig• Ackerbau: gelegentlich

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Kap.1: Grundinformationen

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Häufigkeit: Dolinen sehr häufig, Wasserführungkann aufgrund des ephemeren Charakters nicht ausder Karte abgelesen werden. Im Süden sind auf-grund der Lehmüberdeckung mehr Dolinentümpelzu erwarten als im Norden

Typ 2: Dorf-, Hof- und FeldhühlenBeispiel: Hühlen bei Hochstahl, Breitenlesau, Hu-benberg und Umgebung (TK 6133) Genese: anthropogene Entstehung; auf der wasser-losen Kalkhochfläche wurden künstliche Wasser-speicher angelegt, die über Regenwasser gespeistwerden. Hierzu wurden Trichter ausgehoben undmit Lehm abgedichtet. Die Hühlen dienten unter-schiedlichen Nutzungsansprüchen (Trink-, Wasch-,Lösch- und Brauchwasser), es gab daher verschie-dene Hühlentypen (z.B. Dorf-, Privat-, Rein-undTränkhühlen), vgl. Kap. 1.6.9 und 1.7.2.9Lage: HochflächeUmfeldnutzung:

• Siedlung: sehr häufig• Grünland: häufig• Ackerbau: gelegentlich

Häufigkeit: häufig, im dünnbesiedelten Albhoch-land mit ziemlicher Regelmäßigkeit im Bereich derDörfer, Gehöfte und Feldfluren auftretend, vielfachaber heute verfüllt; TK 6133 ca. 50 (!) Stück

Typ 3: abflußlose QuelltümpelBeispiel: Quellen um Unterleinleiter (SW-Ecke derTK 6133)Genese: natürliche Entstehung; Karstwasser tritt aufstauenden Schichten an den Hängen in die Täler aus,z.T. bilden sich QuelltümpelLage: untere Hangbereiche und TalbereicheUmfeldnutzung:

• Wald: häufig (Hangbereiche)• Grünland: gelegentlich (Wiesentäler)

Häufigkeit: z.T. sehr häufig, kleinräumig ziemlichunterschiedlich; TK 6133 ca. 50 Stück

Typ 4: Fischweiher und -teicheBeispiel: Teiche westl. von Muggendorf (TK 6133)Genese: anthropogene Entstehung; Aufstau derWiesenbäche in den rezenten Tälern zur Fischzucht.Teilweise nur extensiv genutzt (zum Eigenbedarf)Lage: TallagenUmfeldnutzung: Grünland: häufig, Ackerbau: gele-gentlichHäufigkeit: gelegentlich vorkommend, meist inSiedlungsnähe, TK 6133 ca. 12 Stück. Nutzungsin-tensität kann nur vor Ort bestimmt werden

Typ 5: Überflutungstümpel der Bäche, Altarme,häu-fig ephemerer CharakterBeispiel: Wiesental der Altmühl mit Altarmen undVernässungsstellen im gesamten nördlichen Teil derTK 7132Genese: natürliche Entstehung; Bachmittel- und-un-terläufe weisen z.T. geringes Gefälle auf und neigenzu mäandrierendem Lauf.Bei Hochwasserereignis-sen kann es zu Überflutungen kommen, welche dieKleingewässer erzeugenLage: Tallagen

Umfeldnutzung: Grünland: häufig, Ackerbau: gele-gentlichHäufigkeit: aufgrund des ephemeren Charaktersschwer zu bestimmen, aber hier nicht so häufig wiein anderen Naturräumen

ZusammenfassungIm Naturraum "Fränkische und Schwäbische Alb"sind die Kleingewässer aufgrund der geologischenGegebenheiten meist eng an die Fließgewässer ge-bunden. Die Hochfläche weist nur isolierte Einzel-vorkommen auf. Diese sind aber aus ihrer teils na-türlichen (Dolinentümpel), teils anthropogenen(Hühlen) Entstehungsgeschichte heraus sehr inter-essant und stellen naturraumtypische Besonderhei-ten dar. Insgesamt muß der Naturraum als relativkleingewässerarm bezeichnet werden.

1.8.2.8 Fränkisches und Schwäbisches Keuper-Lias-Land

Geologie / Morphologie / Klima:Der Naturraum wird aus Schichten des Keupers unddes Lias (Schwarzjura) aufgebaut. Hierbei sind be-sonders die Opalinustone zu erwähnen, die einestark wasserstauende Wirkung haben. Morpholo-gisch gesehen handelt es sich um ein reif zertaltesHügelland. Relativ geringe Jahresniederschläge:550-800 mm (!)

Kartenbeispiele:TK 6828, 6929

Kleingewässertypen:

Typ 1: Fischteiche und -weiherBeispiel: verschiedene Teiche und Weiher im ge-samten Kartenblatt TK 6828Genese: großteils anthropogene Entstehung; durchAufstau von Fließgewässern oder Ausbau von Quel-len zu fischereilichen Zwecken entstanden; z.T.auch natürliche Entstehung Lage:

• Tallagen, entlang auch kleinster Bäche: sehrhäufig

• "Himmelsweiher", ohne Zu- und Abfluß, meistin flachen Hangmulden: häufig

Umfeldnutzung:

• Grünland: sehr häufig• Ackerbau: häufig• Wald: häufig

Bemerkungen: siehe LPK-Band II.7. "Teiche"Häufigkeit: Anzahl der extensiv genutzten Teiche istaus der Karte nicht ablesbar

Typ 2: QuellsümpfeBeispiel: Quellen südwestlich von Wassertrüdin-gen, (TK 6929)Genese: natürliche Entstehung; in flachen Hangbe-reichen bilden sich Quelltümpel aus, z.T. abflußlosLage: Hangbereiche: häufig, Talbereiche: gelegent-lichUmfeldnutzung: Wald: häufig, Grünland: gelegent-lichHäufigkeit: häufig vorkommend, TK 6929 ca. 16Stück

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Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd. II.8 Stehende Kleingewässer � StMLU/ANL 1994

Kap.1: Grundinformationen

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Typ 3: Überflutungstümpel der Bäche, Altarme,häufig ephemerer CharakterBeispiel: Wiesental der Sulzach von Feuchtwangenbis Oberkemmathen (TK 6828) und der Wörnitz vonGerolfing bis Auhausen (TK 6929) mit Vernäs-sungsstellen und Altarmen

Genese: natürliche Entstehung; kleinere und v.a.größere Bäche abseits intensiver teichbaulicher Tä-tigkeit weisen geringes Gefälle und mäandrierendenLauf auf

Lage: Tallagen hauptsächlich größerer Bäche undkleiner Flüsse

Umfeldnutzung: Grünland: häufig, Ackerbau: selten

Häufigkeit: aufgrund des ephemeren Charaktersschwer zu bestimmen, relativ große Zahl naturnaherFließgewässer noch erhalten

ZusammenfassungDer Naturraum ist in seiner Kleingewässerstrukturdurch die relativ undurchlässigen Gesteins- und Bo-denschichten geprägt. Die Kleingewässer sind weitzerstreut, aber doch mehr oder weniger eng an dieFließgewässer gebunden. Dabei ist zu beachten, daßdie naturschutzfachliche Eignung der als Fischtei-che angelegten oder genutzten Kleingewässer imEinzelfall sehr genau geprüft werden muß. Auffälligist, daß diese Fischzuchtweiher großteils an denOberläufen der kleineren Bäche konzentriert sind,während die mittleren und größeren Fließgewässerhäufig noch einen relativ naturnahen Lauf mit ent-sprechenden Kleingewässern aufweisen.

1.8.2.9 Mainfränkische Platten und Gäuplat-ten im Neckar- und Tauberland

Geologie / Morphologie / Klima:

Das Gebiet ist großteils aus Muschelkalk (mit Karster-scheinungen) und Lettenkeuper (mit tonigen Verwit-terungslehmen) aufgebaut. Teilweise liegt eineLößüberdeckung vor. In die relativ ebene Platten-landschaft sind sehr markante Flußtäler eingeschnit-ten, wobei z.T. erhebliche Höhenunterschiede beste-hen. Geringe Jahresniederschläge im kontinentalenEinflußbereich: 450-550 mm.

Kartenbeispiele:

TK 6027, 6326

Kleingewässertypen:

Typ 1: quellige KleingewässerBeispiel: Quellen auf der Hochfläche südlich vonOchsenfurt (TK 6326)

Genese: natürliche Entstehung; z.T. heute zu Brun-nen gefaßt

Lage: Vertiefungen der Hochflächen am Abhanggegen die tiefen Täler

Umfeldnutzung:

• Ackerbau: sehr häufig• Wald: selten• Grünland: selten

Häufigkeit: gegen die Flußtäler hin relativ häufigvorkommend, TK 6326 ca. 25 Stück

Typ 2: Altarme, Altwässer größerer FlüsseBeispiel: Altarme des Mains bei Hirschfeld, Gar-stadt (TK 6027) und bei Ochsenfurt, Frickenhausen(TK 6326)Genese: natürliche Entstehung; Überflutungen,Flußverlagerungen; auch anthropogene Entstehungdurch Verlegung des Flußbetts (z.B. "Alter Main"bei Grafenrheinfeld, TK 6027)Lage: Tallagen größerer FlüsseUmfeldnutzung:

• Grünland: häufig• Ackerbau: selten• Auwald: selten

Häufigkeit: relativ häufig, TK 6027 ca 15 Stück

Typ 3: Dorf- und HofweiherBeispiel: Weiher bei Kolitzheim, Wadenbrunn, Her-leshof (TK 6027)Genese: anthropogene Entstehung; zu unterschied-lichen Nutzungszwecken angelegt; teils ausgebauteQuellen, teils künstlich abgedichtete Vertiefungenauf den relativ gewässerarmen MuschelkalkplattenLage: auf den HochflächenUmfeldnutzung:

• Siedlung: häufig• Ackerbau: gelegentlich• Grünland: selten

Häufigkeit:gelegentlich vorkommend

Typ 4: aufgestaute Fischweiher und -teicheBeispiel: Teiche bei Gernach (TK 6027)Genese: anthropogene Entstehung; durch Aufstauvon FließgewässernLage: Tallagen kleinerer Flüsse und BächeUmfeldnutzung: Ackerbau: häufig, Grünland: seltenHäufigkeit: relativ selten vorkommend

Typ 5: Steinbruchtümpel (Muschelkalk), häufigephemerBeispiel: Muschelkalkbrüche östlich von Fricken-hausen (TK 6326)Lage: HanglagenBemerkungen: siehe LPK-Band II.17 "Steinbrüche"

ZusammenfassungIm diesem Naturraum treten natürliche Kleingewäs-ser fast nur entlang weniger Fließgewässer im Auen-und Überflutungsbereich auf. Ansonsten ist das Ge-biet aufgrund der Trockenheit arm an Kleingewäs-sern. Es handelt sich vorwiegend um vom Menschenangelegte Fischteiche in den Talböden oder umDorf- und Hofteiche. Auf lehmigen Ackerbödenkann es zu ephemeren Kleingewässern kommen.

1.8.2.10 Odenwald, Spessart, Südrhön undRhein- Main- Tiefland

Geologie / Morphologie:Das Gebiet wird zum Großteil aus Buntsandstein-schichten aufgebaut, lediglich im Vorderen Spessarttritt Grundgebirge zu Tage und in der Untermain-ebene liegen Sedimente des außeralpinen Bereichsvor. Die Böden sind hauptsächlich Braunerden, Pa-rabraunerden und Pseudogleye.

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Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd. II.8 Stehende Kleingewässer � StMLU/ANL 1994

Kap.1: Grundinformationen

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Klima:kleinräumig durch Luv-/Lee-Effekte stark differen-zierte Jahresniederschläge:

- 600-700 mm (Untermainebene)- 1.000-1.400 mm (Hoher Sandsteinspessart)

Kartenbeispiele:TK 5921, 6122, 6221

Kleingewässertypen:

Typ 1: Suhlen, WaldtümpelBeispiel: Suhlen und Tümpel im Altenbucher Forst(TK 6122)Genese: natürliche Entstehung; Wildsuhlen, z.T.QuellenLage: HanglagenHäufigkeit: sehr häufig vorkommend

Typ 2: Auengewässer, Überflutungstümpel, häufigephemerBeispiel: entlang der Kahl von Schöllkrippen bisMensengesäß (TK 5921)Genese: natürliche Entstehung durch Hochwasser-ereignisseLage: TallagenUmfeldnutzung: Grünland: sehr häufig, Ackerbau:gelegentlich Häufigkeit: örtlich sehr unterschiedlich, nur in Tä-lern mit geringerem Gefälle vorkommend

Typ 3: Dorfteiche, Hofteiche, FischteicheBeispiel: Teiche in Laufach und Rottenberg (TK5921)Genese: anthropogene EntstehungLage: TallagenUmfeldnutzung: Grünland und SiedlungHäufigkeit: gelegentlich vorkommend

ZusammenfassungIn diesem Naturraum sind Waldtümpel und Wild-suhlen typisch. Daneben kommen fluß- und sied-lungsbegleitende Kleingewässer vor, die allerdingskeine so hohe Dichte ereichen. Hier ist auch dieForm der Rückenwiesen noch verbreitet, die dazu-gehörigen, meist ephemeren Kleingewässer sindaber aus der Karte nicht ablesbar.

1.8.2.11 Osthessisches Bergland

Geologie / Morphologie / Klima:Vorder- und Kuppenrhön sind aus Buntsandsteinaufgebaut, die Lange oder Hohe Rhön ist das einzigegroßflächige Basaltgebiet Bayerns. Hier überlagertder Basalt die Schichten des Buntsandsteins, imOsten auch solche des Muschelkalks. Morpholo-gisch handelt es sich um ein Mittelgebirge mit auf-fallenden Basaltkuppen, teilweise auch verbundenzu ganzen Basaltplateaus und einem relativ reif ent-wickelten Gewässernetz. Jahresniederschläge jenach Höhen- und Luv- /Leelage stark schwankend:800-1.400 mm.

Kartenbeispiele: TK 5426, 5526, 5624, 5625

Kleingewässertypen:

Typ 1: Quelltümpel, QuellsümpfeBeispiel: Quelltümpel rund um den Kreuzberg (TK5625, östlich von Wildflecken); Quellsümpfe imNSG "Elsgellen" (TK 5526)Genese: natürliche Entstehung; Quellhorizont an derBasis der BasalteLage: Hanglagen oder BachoberläufeUmfeldnutzung:

• Wald: sehr häufig• Grünland: häufig• Ackerbau: selten

Häufigkeit: sehr häufig vorkommend, v.a. in derHohen Rhön

Typ 2: MoorgewässerBeispiel: Schwarzes Moor westlich von Fladungen(TK 5426)Genese: natürliche Entstehung; einzelne Moore ent-standen über abdichtenden Tonschichten in flachenSenken der BasaltdeckeLage: meist abflußlose Senken in der Basalthochflä-cheUmfeldnutzung:

• Moorvegetation (NSG): häufig• Wald: gelegentlich• Grünland: gelegentlich

Häufigkeit:gelegentlich vorkommend, nur bei be-stimmter morphologischer Situation anzutreffen

Typ 3: Überflutungstümpel, ephemerer CharakterBeispiel: Sonderbach, Elsbach (SO-Ecke der TK5526)Genese: natürliche Entstehung; bei Hochwasser-ereignissen (z.B. Schneeschmelze) treten die flache-ren Fließgewässer über die Ufer, in Verebnungsstel-len kommt es zur Ausbildung der Kleingewässer.Lage: Tallagen, Mittel- und Unterläufe der Fließge-wässerUmfeldnutzung: GrünlandHäufigkeit: gelegentlich vorkommend, in Bereichengeringeren Gefälles.

Typ 4: Fisch- und Mühlteiche, -weiherBeispiel: Weiher bei Ginolfs, Neumühle, Sonderau(TK 5526)Genese: anthropogene Entstehung; Aufstau vonFließgewässernLage: entlang der Fließgewässer in natürlichen oderkünstlichen VerebnungsstellenUmfeldnutzung: Grünland /WiesentälerHäufigkeit: gelegentlich vorkommend, v.a. in Sied-lungsnähe

Typ 5: Steinbruchtümpel, häufig ephemerBeispiel: "Basaltsee" nordwestlich von Ginolfs undsüdlich von Roth (TK 5526)Bemerkungen: siehe LPK-Band II.17 "Steinbrüche"Häufigkeit: relativ häufig vorkommend

ZusammenfassungDas Gebiet weist eine auffallende Häufigkeit annatürlichen Kleingewässern in Hang- und Hochla-gen auf. Dies erklärt sich aus der hohen Nieder-schlagstätigkeit und der geologisch/morphologi-

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Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd. II.8 Stehende Kleingewässer � StMLU/ANL 1994

Kap.1: Grundinformationen

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schen Situation. Vernässende Quell- und Bachzonentreten hier sehr regelmäßig auf.

1.8.2.12 Thüringisch- Fränkisches Mittelgebirge

Geologie / Morphologie:Es handelt sich hier um eine Grundgebirgsland-schaft, die hauptsächlich aus Graniten aufgebaut ist.Dazwischen kommen in Senkenbereichen von derAbtragung geschützte alte Sedimentschichten vor(v.a. im Frankenwald). Die Böden sind aufgrund derAusgangsgesteine oft stark lehmig oder tonig undhaben eine sehr geringe Pufferfähigkeit.

Klima:

• Jahresniederschläge stark abhängig von Höheund Expositionsrichtung (Luv- /Lee-Effekte)- 650-850 mm Selb- Wunsiedler- Hochfläche- 1.000-1.200 mm Hohes Fichtelgebirge

• Dauer der Schneebedeckung sehr hoch (100-125Tage)

Kartenbeispiele:TK 5736, 5838, 5936

Kleingewässertypen:

Typ 1: QuellsümpfeBeispiel: Quellsümpfe rund um den Wetzstein (TK5936, nördlich von Bischofsgrün) und um denGroßen Kornberg (NW- Ecke TK 5838)Genese: natürliche Entstehung; Wasseraustrittsstel-len, häufig abflußlos und /oder versumpfendLage: Hanglagen: sehr häufig, Tallagen: gelegent-lichUmfeldnutzung: Wald: sehr häufig, Grünland: gele-gentlichHäufigkeit: sehr häufig vorkommend

Typ 2: Dorf-, Hof- und FlurweiherBeispiel: Teich- und Weiherstruktur rund um Wü-stenselbitz (TK 5736)Genese: natürliche und anthropogene Entstehung;zu unterschiedlichen Nutzungszwecken (Lösch-,Brauch-, Trinkwasser; hier speziell: Schmelzwas-ser, das über die Wiesen geleitet wurde, um dieSchneeschmelze einzuleiten) angelegte oder ver-wendete KleingewässerLage:

• Hanglagen: häufig• Tallagen: häufig, oft in Vernässungszonen

Umfeldnutzung:

• Grünland: sehr häufig (!), auffallende Bindungan Grünlandbewirtschaftung

• Siedlung: häufig• Ackerbau: selten

Häufigkeit: sehr häufig vorkommend, TK 5736 ca.450 Stück

Typ 3: Waldweiher, -teicheBeispiel: Weiher und Teiche im Waldgebiet südlichvon Selb (TK 5838)Genese: natürliche und anthropogene Entstehung;meist durch Aufstau von Fließgewässern, haüfig als

Fischteich oder hier speziell als Lohteich genutzt(siehe Namensgut: z.B. Lohwiese, Kroatenloh).Lage: Tallagen kleinerer BächeHäufigkeit: relativ häufig in waldreichen Gebieten.

Typ 4: Altwasserarme, Auentümpel, Überflutungs-tümpel, häufig ephemerBeispiel: Altarme und Überflutungsgebiete der Egerzwischen Marktleuthen und Schwarzenhammer (TK5838)Genese: natürliche Entstehung; typisch in Auflan-dungsbereichen der Mittel- und Unterläufe; hierstark wechselnde Wasserführung aufgrund derSchneeschmelze.Lage: Tallagen der unteren TalabschnitteUmfeldnutzung:

• Grünland: sehr häufig• Ackerbau: häufig, nach Melioration• Auwald: selten

Häufigkeit: gebietsweise relativ häufig.

Typ 5: Steinbruchtümpel, häufig ephemerBeispiel: Steinbrüche süd-östlich von Gefrees (TK5936)Bemerkungen: siehe LPK-Band II.17 "Steinbrüche"Häufigkeit: häufig vorkommend, Bergbau ist hierwichtiger Wirtschaftszweig.

Zusammenfassung

Der Naturraum ist gekennzeichnet durch einengroßen Kleingewässerreichtum. Dafür sind die geo-logischen und klimatischen Verhältnisse verant-wortlich. Die Kleingewässer sind ziemlich gleich-mäßig über die gesamte Fläche verteilt, lediglich insteilen Hangbereichen fehlen sie. Besonders auffäl-lig ist die große Zahl an Kleingewässern in denwaldfreien Flächen.

1.8.2.13 Oberpfälzer und Bayerischer Wald

Geologie / Morphologie:Dieser Naturraum ist aus Gesteinen des Grundgebir-ges (Alte Böhmische Masse) aufgebaut. Hauptsäch-lich kommen Gneise und kristalline Schiefer vor,dazwischen treten immer wieder Granitintrusivkör-per auf. Es handelt sich hier um ein Mittelgebirgemit größeren Höhenunterschieden und relativ be-wegtem Relief. Dabei zeigt der Bayerische Waldgrößere Erhebungen als der Oberpfälzer Wald. ImPleistozän kam es zu lokaler Vergletscherung derhöchsten Erhebungen, dadurch bildeten sich einzel-ne Elemente des glazialen Formenschatzes aus (we-nige Karseen).

Klima:

• Jahresniederschläge stark schwankend je nachHöhenlage und Luv- /Lee-Effekten- 600 /700 mm (geschützte Tallagen)- 1.500-1.800 mm (höchste Gipfellagen)

• sehr kaltes Klima, Niederschläge lange Zeit alsSchnee gebunden

Kartenbeispiele:TK 6540, 6742, 6945, 7347

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Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd. II.8 Stehende Kleingewässer � StMLU/ANL 1994

Kap.1: Grundinformationen

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Kleingewässertypen:

Typ 1: Sumpfzonen im Bereich der Quellen undBachoberläufeBeispiel: Quellen und Sümpfe im Waldgebiet öst-lich von Zwiesel (TK 6945)Genese: natürliche Entstehung; in Bereichen starkerQuellschüttung und geringer Versickerung kommtes zu teils großflächigen Versumpfungszonen. Die-se bergen verschiedene KleingewässerLage:

• Hanglagen: sehr häufig• entlang von Bachläufen

Umfeldnutzung: Wald: sehr häufig, Grünland: gele-gentlichHäufigkeit: sehr häufig (!) vorkommend, TK 6742ca. 60 Stück

Typ 2: Auengewässer, Überflutungstümpel, Altar-meBeispiel: entlang von Chamb und Regen (TK 6742)

Genese: natürliche Entstehung; durch Hochwasser-ereignisse kommt es zu Überflutungen im Bereichmäandrierender Fließgewässer mit relativ schwa-chem GefälleLage: Tallagen größerer FließgewässerUmfeldnutzung: GrünlandHäufigkeit: häufig vorkommend im Bereich gerin-gerer Reliefunterschiede

Typ 3: Dorf-, Hof- und FlurweiherBeispiel: Weiher /Tümpel rund um Oberviechtach,Niedermurach, Dieterskirchen (TK 6540)

Genese: natürliche und anthropogene Entstehung;zu unterschiedlichen Nutzungszwecken (Lösch-,Brauch-, Trinkwasser; hier speziell: Schmelzwas-ser, das über die Wiesen geleitet wurde, um dieSchneeschmelze einzuleiten) angelegte oder ver-wendete KleingewässerLage:

• Tallagen: häufig• Hanglagen: häufig (meist in Hangmulden gele-

gen)Umfeldnutzung:• Grünland: sehr häufig (!), auffallende Bindung

an Grünlandbewirtschaftung• Siedlung: häufig• Ackerbau: selten

Häufigkeit: sehr häufig vorkommend, TK 6540 ca.75 Stück

Typ 4: Steinbruchtümpel, häufig ephemerBeispiel: Granitbrüche bei Hauzenberg (TK 7347)Bemerkungen: siehe LPK-Band II.17 "Steinbrüche"Häufigkeit: häufig vorkommend

ZusammenfassungDer Naturraum "Bayerischer und OberpfälzerWald" weist ein hohe Dichte natürlicher Kleinge-wässer auf. Dabei fallen vor allem die Waldtümpel,-sümpfe und - quellen auf, die in sehr großer Zahlvorkommen. Bald ebenso häufig sind Weiher undTümpel in der Feldflur und in Siedlungsnähe, dievielfältig genutzt werden bzw. wurden. Zusammenmit den Kleingewässern, die die Fließgewässer be-

gleiten, sind hier sehr gute Vernetzungsstrukturenvorhanden.

1.9 Bedeutung für Naturschutz undLandschaftspflege

Kleingewässer haben hohe Bedeutung für den Na-turhaushalt (1.9.1, S.97), das Landschaftsbild (1.9.2,S.106) und die Erd- und Heimatgeschichte (1.9.3, S.107). "Sie sind inmitten einer überentwickelten,übervölkerten Zivilisationslandschaft oft letzte Oa-sen, die den Reichtum und die Schönheit frühererEntwicklungsformen unserer Heimat ahnen lassen."(SPERBER o.J. im LBV-Merkblatt 16). Darüberhinaus sind sie "für die naturkundliche Erziehungder Jugend und für ein verschärftes Umweltbewußt-sein [...] von unschätzbarem Wert" (SPERBER o.J.im LBV-Merkblatt 16). Im krassen Gegensatz stehtdazu oft die Beurteilung durch die jeweiligenGrundeigentümer, welche in den Kleingewässernertragloses "Unland" sehen, was häufig zu Um-wandlung und Verfüllung führt. Die Ergebnisse beieiner ökonomischen und einer ökologischen Be-trachtungsweise klaffen weit auseinander.

Kleingewässer weisen besonders innige biologischeWechselbeziehungen zwischen Wasser-, Ufer- undLandlebensraum auf. Das starke Schwanken desWasserspiegels, welches bei manchen Kleingewäs-ser-Typen bis zum völligen Austrocknen führenkann, fördert diese "Außenorientierung" der meistenKleingewässer. Auch die gewässerinternen Prozes-se unterscheiden sich wegen der Kleinheit der Was-serkörper und deren nicht immer gegebenen Perma-nenz erheblich von denjenigen etwa der großen Seen(geringe Wassertiefe --> schnelle, starke Erwär-mung --> schnelle Verdunstung etc.). Diese Eigen-arten (vgl. 1.3 "Standortverhältnisse", S.23) habenspezielle Lebensgemeinschaften zur Folge (s. 1.5.2"Zoozönosen wichtiger Kleingewässer-Typen", S.39), deren hochgradig angepaßte Arten zumeistebenso stark im Bestand gefährdet sind.

Daß gerade viele Kulturfolger unter den Kleinge-wässerbewohnern stark gefährdet sind, mag auf denersten Blick als paradox erscheinen. Gerade ihreAbhängigkeit von menschlichen Nutzungsweisen(vgl. 1.7.2 "Nutzungseinflüsse", S.80) macht sie be-sonders empfindlich gegenüber allen Veränderun-gen bei der Landnutzung.

1.9.1 Naturhaushalt

Unter "Naturhaushalt" werden hier Arten (1.9.1.1),Lebensgemeinschaften (1.9.1.2, S.102) und Natur-güter (1.9.1.3, S.106) verstanden.

1.9.1.1 Arterhaltung

Kleingewässer leisten einen wichtigen Beitrag zurErhaltung von Pflanzen- (1.9.1.1.1) und Tierarten(1.9.1.1.2, S.98).

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Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd. II.8 Stehende Kleingewässer � StMLU/ANL 1994

Kap.1: Grundinformationen

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1.9.1.1.1 Pflanzenwelt

Von den aquatischen oder amphibischen Florenkommen viele Arten vorwiegend oder ausschließ-lich an stehenden Kleingewässern vor. Dazu zählenz.B. Arten, die an wechselnde Wasserstände bzw.ein zeitweises Austrocknen des Biotops angepaßtsind. Zahlreiche Artbeispiele für seltene Pflanzenar-ten in und am Kleingewässer werden in Kap. 1.4.2(S.29) "Seltene Pflanzenarten" aufgeführt.In der "Artenschutzkartierung Bayern" (LfU) warenfür Gefäßpflanzen mit Stand 11.03.1991 an Tüm-peln (Code G190) 114 Artnachweise, an Tümpel-gruppen (G200) 25 Artnachweise und an ephemerenKleingewässern (G210) 22 Artnachweise verzeich-net (vgl. auch Kap. 1.4, S..28)

1.9.1.1.2 Tierwelt

Die Bedeutung der Kleingewässer für die Tierweltwird anhand der Funktion als Haupt- (a), Teil- (b)und Ersatz-Lebensraum (c) dargestellt. d) bringt ei-nen Überblick über den derzeitigen Stand der "Ar-tenschutzkartierung Bayern" für Kleingewässer-Le-bensräume. Statistisches Material über die Arten-zahlen nach Tiergruppen an bayerischen Kleinge-wässern wird unter e) gegeben.

a) Lebensraumfunktion fürobligate Kleingewässer-Arten

Viele Arten sind in besonderer Weise auf kleineStillgewässer angewiesen. Für diese Arten gibt eskeine oder nur wenig Ausweichmöglichkeiten.Die leichte Erreichbarkeit der Nahrungsquellen amGewässerboden und im Wasser macht die beständi-gen Kleingewässer zu wichtigen Trittsteinen fürWatvögel. Daneben sind sie Nahrungshabitat füreine Reihe anderer Vogelarten, z.B. den Graureiheroder Schwarzstorch. Unersetzlich sind sie auch alsBrutstätte für Sumpfvogelarten wie Rohrsänger,Rallenarten und Krickente.Folgende Beispiele aus der Fülle der obligatenKleingewässer-Arten (s. auch 1.5 "Tierwelt", S.38)seien erwähnt:

• Wasser- und Teichläufer können durch die Ober-flächenspannung auf der Wasseroberfläche lau-fen und ernähren sich von aufs Wasser gefalle-nen Insekten.

• Die "Wasserschmetterlinge" Teichlinsen- undSeerosenzünsler ernähren sich von ihren Wirts-pflanzen. Die Raupe der Schilfeule saugt an denStengeln des Röhrichts.

• Die Wasserspinne baut in sauerstoff- und pflan-zenreichen Kleingewässern glockenförmigeNetze ("Taucherglocken") und geht unter Was-ser auf Jagd nach Kleintieren.

• Einige Insektenlarven leben räuberisch unterWasser (wie die der Wasserflorfliege), andereernähren sich vom Detritus auf dem Gewässer-boden (wie die Köcherfliegenlarven, die sich imSchlamm aus Sand, Steinchen und Schnecken-häusern ein köcherartiges Gehäuse zusammen-kitten). Die Zuckmückenlarven zerkleinern den

Detritus sehr effektiv und sind selbst Nahrungfür Fische.

• Wasserkäfer leben als Larve und Imago überwie-gend im Wasserkörper, die Verpuppung erfolgtan Land. Ihre Ernährungsweise ist unterschied-lich, es gibt Räuber (z. B. Dytisciden), Algen-fresser (Halipiden) oder Detritusfresser (z.B. ei-nige Hydrophiliden). Wasserkäfer-Imaginesmüssen von Zeit zu Zeit zur Atmung auftauchen,da sie im Gegensatz zu den meisten als Larval-stadien im Wasser lebenden Insekten keine Kie-men besitzen, sie sind dafür unabhängig vomO2-Gehalt des Wassers.

• Wasserskorpione erbeuten vom Grund aus mitkräftigen Vorderbeinen sogar kleine Fische.

• Die Süßwassermollusken der Stillgewässer sindauf die Kleingewässer wesentlich angewiesen,wenngleich sie durchaus auch größere Gewässerbesiedeln können; auch die Landmollusken desamphibischen Bereiches sind eng an Kleinge-wässer gebunden. Schlammschnecke oder Klei-ne Tellerschnecke "grasen" auf den Pflanzen, d.h. sie raspeln den Algenüberzug ab.

• Auch kleine Säugetiere zeigen Anpassungen anden Aufenthalt im Wasser, so umgibt sich dergefettete Pelz der Wasser- und der Sumpfspitz-maus mit einer dünnen Lufthülle und bleibttrocken.

• Von den Amphibien gehören zu dieser ökologi-schen Gruppe Wasserfrosch, Seefrosch undKammolch, welche die Kleingewässer nicht nurzum Ablaichen aufsuchen, sondern die meisteZeit in deren Uferregion verbringen.

• Nicht zu vergessen sind natürlich auch die Klein-fischarten, die in gewerblich oder für den Angel-sport genutzten Weihern und Teichen nicht gerngesehen sind ("Fischunkraut") bzw. durch Be-satz mit fremdländischen Arten verdrängt oderbeim Ablassen ausgeschwemmt werden.

• Speziell angepaßt an nur periodisch entstehendeDruckwasser- oder Überschwemmungstümpelsind einige Kleinkrebsarten (z.B. Triops, Lepi-durus). Da ihre Lebensräume und auch sie selbstrecht unscheinbar sind, werden sie leicht überse-hen und ungewollt ein Opfer von Bewirtschaf-tungsmaßnahmen oder Nutzungsänderungen(im Bereich der Stadt Ingolstadt aber absichtlich,um der Unterschutzstellung zuvorzukommen).

WILDERMUTH (1982: 297ff) beschreibt die "Be-deutung anthropogener Kleingewässer für die Erhal-tung der aquatischen Fauna". Seine Untersuchungenaus dem schweizerischen Mittelland sind jedochnicht uneingeschränkt auf Bayern übertragbar. Umso dringender ist eine vergleichbare Untersuchungin Bayern. WILDERMUTH unterscheidet 4 Klein-gewässer-Typen:

1. KiesgrubenBei den Libellen konnten verschiedene mediterraneArten beobachtet werden (Mikroklima der Gruben !).Typische "Gruben-Amphibien" sind Kreuzkröte,Gelbbauchunke und Geburtshelferkröte. Die Kreuz-kröte wurde ausschließlich in Grubenarealen ange-troffen. Für das Überleben der Kaulquappen müssendie Brutbiotope mindestens 6 Wochen Wasser füh-

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ren. Bei den Vögeln nennt er Uferschwalbe, Flußre-genpfeifer und Eisvogel als besonders erwähnens-wert.

2. Naturschutz- und GartenweiherZu den typischen Gartenweiherlibellen zählenCoenagrion puella, Aeshna cyanea und die beidenPioniere Libellula depressa und Ischnura pumilio.Unter den Amphibien können zu den regelmäßig-sten Besiedlern Grasfrosch, Wasserfrosch, Erdkröteund Bergmolch gerechnet werden. Die Ansiedlunggelänge mit Laich, Kaulquappen oder überwintern-den Fröschen, nicht aber mit wandernden Tieren.Über Sumpf- und Wasservögel an Naturschutz- undGartenteichen liegen keine nennenswerten Beob-achtungen vor (Stockente).

3. StauteicheBei den Libellen handelt es sich gewöhnlich umWeiher-Ubiquisten. Seltene, gefährdete oder spezi-ell an diesen Biotoptyp angepaßte Arten kommennicht vor. Die Amphibienfauna entspricht den Gar-tenteichen. Bei den Vögeln schritten am regelmäßig-sten Teichhuhn und Bleßhuhn zur Brut. Danebenbrüteten auch Stockente, Zwergtaucher undTeichrohrsänger ziemlich häufig an Staugewässern.Unter den insgesamt 14 registrierten Brutvogelartenfinden sich 4 gefährdete: Tafelente, Reiherente, Eis-vogel und Drosselrohrsänger. Die letzten beidensind in bezug auf ihre Niststätten an spezielle Struk-turen gebunden (steile Erdwände bzw. größereRöhrichtbestände). Im übrigen werden kleine Stau-gewässer auch von Durchzüglern und Wintergästen(Limikolen) aufgesucht.

4. TorfsticheBei den Libellen konnten die echten Moorartennachgewiesen werden. Für Amphibien sind Moor-gewässer keine optimalen Laichbiotope. Lediglichder Wasserfrosch-Komplex kann sich entfalten. Fürdie Ansiedlung von Brutvögeln sind Torfgewässergewöhnlich zu klein. An größeren Moorweihernbrüten Bleßhuhn, Teichhuhn, Teichrohrsänger undsogar die Krickente.

b) Biologische Komplementärfunktion (Teil-habitat im Jahreslebensraum)

Viele Tiergruppen verbringen nur einen Teil ihresEntwicklungszyklus im Gewässer oder nutzen esnur für bestimmte Zeitabschnitte:

• Amphibien suchen Gewässer außer zum Ablai-chen teilweise auch zur Überwinterung und alsNahrungsbiotop auf (die Kröten verbringen fastnur ihre Laichzeit dort, Frösche und Gelb-bauchunken entfernen sich auch den Sommerüber nicht allzu weit davon).

• Zahlreiche Wasserinsekten verbringen ihre Lar-venstadien im Wasser und suchen es neben demAblaichen auch als Jagdrevier auf (z.B. Libel-len).

• Für Wasservögel stellt es das Nahrungsbiotopdar, während die Uferzone bzw. das Umfeld alsBrutbiotop dient (z.B. Zwergtaucher, Krickente,Teichhuhn, Teichrohrsänger, Rohrammer).

• Die Mehlschwalbe bezieht ihr Nistmaterial ausden lehmigen, nur flach überstauten Uferberei-chen oder aus flachen Pfützen und Wagenspu-ren.

• Wasser- und Teichfledermaus jagen ihre Beuteausschließlich über Wasserflächen.

• (Schilf-)Röhrichtgürtel stellen aufgrund ihresgünstigen Kleinklimas sowie des von ihnen ge-botenen Schutzes vor Freßfeinden ein wichtigesÜberwinterungsquartier für zahlreiche Insekten-arten dar, auch für Arten, welche sonst nicht imoder am Gewässer leben.

c) Biologische Kompensationsfunktion (Ersatzfür andere Lebensraumtypen)

Die breite Palette der Kleingewässer hat bedeutendebiologische Kompensationsfunktionen für eineVielzahl von Arten:1.) Für Arten, welche ursprünglich aus anderen Le-bensraumtypen stammen oder dort zumindest ihrenSchwerpunkt hatten (z.B. Stromtalwiesen, Wild-flußbetten, natürlich mäandrierende und ausuferndeBäche etc.), deren Lebensraum aber inzwischen fürsie nicht mehr nutzbar ist. Es kann sich um natürli-che, aber auch um anthropogene Lebensraumtypenhandeln.Beispiel: Ehemalige Kiesgrube Eisenstorf (Lkr.Deggendorf), (DBV-Deggendorf, zit. in NOWAK& ZSIVANOVITS 1987: 130 f.).Auf der Fläche einer ehemaligen Naßauskiesung hatsich ungeplant im Rahmen des Abbaues ein vielfäl-tig strukturierter Lebensraum entwickelt mit ver-schiedenen Abraumdepots, Kiesbänken und Flach-wasserzonen. Letztere machen den besonderen Wertdes Gebietes aus. Die vom Grundwasser gespeistenFlachtümpel erwärmen sich im Sommer bis auf40oC, trocknen jedoch nicht aus; auch bei anhalten-den Regenfällen steigt der Wasserspiegel höchstenskurzfristig, da der Kies sehr durchlässig ist. Die hoheVerdunstung in den Flachwasserzonen, gepaart mitstetiger Wassernachlieferung, hat inzwischen zubrackig-alkalischen Verhältnissen mit entsprechen-den Lebensgemeinschaften geführt, welche an dieKiestümpel der pontisch-pannonischen Steppenge-biete erinnern. Ursprünglich konnten sich diese Arten im Bereichdes nicht regulierten Donau-Wildbettes mit seinenKiesflächen entwickeln. Heute sind aufgelasseneNaßauskiesungen mit Flachwasserzonen die einzigverbliebenen potentiellen Standorte.2.) Für Arten, welche ursprünglich aus anderenKleingewässertypen stammen oder dort zumindestihren Schwerpunkt hatten.Stellvertretend für eine große Anzahl weiterer Ar-tengruppen soll hier für Amphibien und Insektenanhand einiger Aspekte aufgezeigt werden, daßKleingewässer Ersatzlebensräume für verlorenge-gangene, zuvor besiedelte Standorte sein können.

AmphibienNach der Zerstörung der natürlichen Kleingewässereiner Region werden extensiv genutzte Teiche oderaufgelassene Fischweiher oft als einziges vorhande-nes Ausweichhabitat von der Biozönose angenom-men. Sie dienen oftmals als letzte Zuflucht und

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Ersatzlebensraum für vielerlei bedrohte Tier- undPflanzenarten der laufend dezimierten oder bereitsverschwundenen Feuchtgebiete. Storchenpaarekönnen ihren Nahrungsbedarf nach Entwässerungder Naßwiesen und Umbruch der Feuchtwiesen nurmehr an amphibienreichen Kleingewässern decken.Die Bedeutung sekundärer Gewässer für die Laich-platzwahl von Amphibien zeigt folgende imSpessart durchgeführte Untersuchung von MALK-MUS (1974) (Tab. 1/2, S.103).

Über 80 % aller Laichplätze der untersuchten Am-phibienarten entfielen somit auf sekundär entstande-ne kleine Stillgewässer. Gegenüber größeren Wei-hern und Seen bieten Kleingewässer den Vorzug,daß der Laich und die Kaulquappen in der Regelnicht von größeren Fischen gefressen werden, dasolche in vielen Kleingewässern gar nicht überlebenkönnen (ephemere oder sehr flache Gewässer sindfür größere Raubfische nicht auf Dauer besiedelbar;größere, tiefere Gewässer können oft erst in späterenSukzessionsstadien erfolgreich besiedelt werden)oder sich erst später zufällig (nach Hochwässern,durch Vogeltransport) einfinden.

Die meisten heimischen Amphibienarten sind füreine erfolgreiche Vermehrung auf ziemlich hoheWassertemperaturen angewiesen; sind sie zu nied-rig, entwickelt sich der Laich zu langsam, die Meta-morphose kann nicht rechtzeitig abgeschlossen wer-den und die Tiere bleiben klein, was deren Überle-benschancen verringert. Hohe Wassertemperaturenwerden nur bei direkter Besonnung des Gewässersund gleichzeitig sehr geringer Wassertiefe erreicht.Da in der mitteleuropäischen Naturlandschaft solcheLebensraumverhältnisse nur sehr selten gegebenwaren aufgrund der fast überall geschlossenenWaldbedeckung, konnten sich die meisten Amphi-bienarten erst nach Öffnung des Waldkleides durchden Menschen weiter verbreiten bzw. größere Popu-lationsstärken aufbauen.

Da zudem Naturgewässer, wenn sie die für Amphi-bien optimale Flachheit aufweisen, oft rasch verlan-den und dann als Laichplatz verloren gehen, bildenregelmäßig im Rahmen extensiver Nutzungen im-mer wieder (teil)entlandete bzw. neuentstehendeKleingewässer (zusammen mit periodisch geräum-ten Gräben mit stagnierendem Wasser) einen "su-peroptimalen" Sekundärlebensraum, welcher dieBedeutung der verbliebenen natürlichen Gewässerschon seit langer Zeit überflügelt hat.

InsektenFür die meisten Insektenarten (mit Ausnahme man-cher ausgesprochener Spezialisten) bieten sekundä-re Kleingewässer ebenso gute Lebensräume wie dienatürlichen, wenn alle jeweils wichtigen Habitat-bausteine im Komplex zusammen vorkommen unddie Wasserqualität ausreichend ist. Positiv auf dieKompensationsfunktion der sekundären Kleinge-wässer wirkt sich hierbei die zumeist relativ geringeSpezialisierung der Fauna bezüglich bestimmterPflanzenarten aus.Die Spezialisation der phytophagen Fauna auf be-stimmte Pflanzenarten (Monophagie) ist meistensso ausgebildet, daß bei Ausfall einer Wirtspflanzen-

art eine verwandte Pflanzenart als Ersatznahrungverwertet werden kann. Beispiele für Wirtspflanzen-wechsel (aus HEYDEMANN et al. 1983: 301) (Tab.1/3, S. 103).Gerade die (potentiell) eng mit den Wasser- undLandlebensräumen verzahnten Gebüsch-, Hoch-stauden- und Röhrichtsäume vieler Kleingewässer-typen weisen durch die Kontinuität des Angebotesan bestimmten Habitatbausteinen einen hohen Wertfür viele Insektenarten auf. Wenn beispielsweise dieUferzone von einer blühenden Hochstaudenflur ein-genommen wird, bietet sie besonders im Sommernach der Mahd zahlreichen Schmetterlingen Nah-rung (z.B. dem Schwarzblauen Bläuling und demGroßen Moorbläuling), welche sich zu anderen Zei-ten ihre Nahrung in angrenzenden extensiv genutz-ten (Streu-)Wiesen suchen.

WILDERMUTH (1982: 297ff) stellt in seiner Zu-sammenfassung fest: "Nach dem Zahlenmaterial zuurteilen, leisten die sekundären Stehgewässer einennamhaften Beitrag zum Artenschutz. Andererseitsdarf nicht übersehen werden, daß sie - wenigstensbezüglich der Libellen und Vögel - nicht das gesam-te Artenpotential der vergleichbaren Primärbiotopeaufzufangen vermögen. Arten mit größerem Raum-bedürfnis oder anderen speziellen Umweltansprü-chen (vor allem hinsichtlich der Raumstrukturenund des Wasserchemismus) fehlen."

d) Stand der Artenschutzkartierung

Für den LPK-Band "Stehende Kleingewässer" wur-de am 11.03.91 eine Bestandsstatistik für die Le-bensraumtypen "Tümpel" (Code G190), "Tümpel-gruppe" (G200) und "Ephemere Kleingewässer"(G210) erstellt: (Tab. 1/4, S.103). Die Kartenplotsdazu finden sich in den folgenden Abbildungen.Die Tabelle zeigt eindrucksvoll, welche Defizitenoch bei der Artenschutzkartierung bestehen.Die drei Abbildungen (Abb. 1/21, S.101 bis Abb.1/23 S.105) geben einen Überblick über ortsbezo-gene Nachweise der Artenschutzkartierung Bayern,Lebensraumtypen "Tümpel", "Tümpelgruppe" und"Ephemere Kleingewässer".

e) Artenzahlen nach Tiergruppen

Tab. 1/5, S.104 bringt eine Aufstellung der an baye-rischen Kleingewässern nachgewiesenen Tierarten,nach Tiergruppen zusammengefaßt. Die Artenzah-len (1. Spalte) resultieren aus einer Auswertung derLimnofauna europaea von ILLIES 1978). Quellenwurden in die Auswertung mit einbezogen. Zusätz-lich kann aus der Tabelle entnommen werden, inwelchem Kleingewässer-Typ die Tiergruppen einenSchwerpunkt der Arten-Verteilung haben. Dabei be-deuten:

• ++ Schwerpunkt an Arten in diesem Biotop• + viele Arten in diesem Biotop• . einige Arten in diesem Biotop• - es kommt keine Art vor

Demnach leben an bayerischen Kleingewässernknapp 5.300 Tierarten. Das sind rund 13 % derFauna Deutschlands (ca. 40.500 Arten, nach BROH-MER 1984). Berücksichtigt man den sehr geringen

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Flächenanteil dieses Biotoptyps, so wird daraus sei-ne enorme Bedeutung für den Artenschutz deutlich.Kleingewässer sind aus der Sicht des Artenschut-zes GANZ GROSS !

Grundsätzlich gilt, daß noch viel mehr Tierarten anKleingewässern vorkommen, denn die Limnofaunaeuropaea berücksichtigt nur obligate Wassertiere,also Arten, die zumindest in einem Lebensstadiumauf das Gewässer angewiesen sind.Alle Wirbeltiere zusammen stellen nur 141 Tierar-ten (= 3 %). Bei der Beurteilung von Kleingewässernsollte man sich deshalb von der Selektivität dermenschlichen Wahrnehmung (vorzugsweise nurWirbeltiere) nicht täuschen lassen.

Die RL-Angaben (RL Bayern 1983 und Bundesliste(BLAB et al. 1984) sind "mit Vorsicht zu genießen",da viele Tiergruppen noch nicht oder unzureichendbearbeitet sind.Die meisten Schwerpunkte verzeichnet der Typ "ste-hende Gewässer allgemein". Doch auch die epheme-ren Tümpel, die Moorgewässer und die Quellenleisten einen wichtigen Beitrag zum bayerischenArten-Spektrum. Kein Typ ist durch einen anderenersetzbar !Aus der Tabelle kann außerdem entnommen wer-den, welche Tiergruppen mit bes. vielen Arten ineinem Kleingewässer-Typ vertreten sind. So sindz.B. für Tümpel die folgenden Tiergruppen bes.wichtig: Strudelwürmer, Rädertiere, Wasserflöhe,

Abbildung 1/21

Ortsbezogene Nachweise der Artenschutzkartierung Bayern, Lebensraumtyp "Tümpel" (Code G190) (LfU 1990)

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Muschelkrebse, Ruderfußkrebse, CHAOBORIDAE,

Stechmücken, DORLICHOPODIDAE, Libellen undWasserkäfer (vgl. auch Kap. 1.5).

1.9.1.2 Lebensgemeinschaften

Mit ihren umgebenden Feldgehölzen, Gebüschen,Stauden- und Grasfluren liefern intakte Kleingewäs-ser zusätzliche Netzpunkte im System der terrestri-schen Habitate und beherbergen die entsprechendennicht ans Wasser gebundenen Arten. In manchenAgrarlandschaften sind gehölzbestandene Kleinge-wässer über weite Strecken die einzigen aquati-schen, amphibischen und terrestrischen Lebensräu-me ohne direkten menschlichen Eingriff und damitdie bedeutenden Träger "biologischer Vielfalt"!

Die rasche Massenentfaltung der Lebewelt imKleingewässer ist eine sichere Nahrungsgrundlagefür Tiere des Umlandes, wie z. B. Storch und Reiher.Für "Fresser- Populationen" des Umfeldes stehenWasserinsekten, Kaulquappen, Laich und grünePflanzenteile bereits zu einer Jahreszeit bereit, wäh-rend der die Insektenwelt noch hinter Baumrindenund unter der Erde schlummert. Da größere Fischar-ten gewöhnlich fehlen, ist der Tisch fast aus-schließlich für Tiere der Umgebung gedeckt. Insbe-sondere Lurcharten profitieren vom Fehlen laich-fressender Fischarten.

Die hohe Mobilität vieler Kleingewässerbewohnerund ihrer Entwicklungsstadien erleichtert den Be-satz neu entstehender Wasserstellen in der Umge-bung. Ungestörte Kleingewässer sind daher uner-setzliche Artenlieferstätten. Da sie meist in Scharen

Abbildung 1/22

Ortsbezogene Nachweise der Artenschutzkartierung Bayern, Lebensraumtyp "Tümpelgruppe" (G200) (LfU1990)

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Amphibienart Primärgewässer (=natürl. entst.)

Sekundärgewässer(=anthropogen)

Grasfrosch 19,4 % 80,6 %

Erdkröte 15,1 % 84,6 %

Bergmolch 13,5 % 86,5 %

Fadenmolch 15,0 % 85,0 %

Teichmolch 13,0 % 87,0 %

Tabelle 1/2

Verteilung der Laichplatzwahl ausgewählter Amphibienarten (nach MALKMUS 1974)

seltene Art ersetzt durch

Kleiner Igelkolben (Sparganium minimum) Sparganium erectumSchmalblätt.Laichkraut (Potamogeton oblongus) Potamogeton natansRohr-Reitgras (Calamagrostis arundinacea) Phalaris arundinaceaWalzen-Segge (Carex elongata) andere CaricesQuirlbl.Gilbweid. (Lysimachia thyrsiflora) Lysimachia vulgaris

Tabelle 1/3

Wirtspflanzenwechsel bei herbivoren Insekten (aus HEYDEMANN et al. 1983: 301)

Anzahl Fundorte Tümpel Tümpelgruppe Ephem.KG

Säugetiere 6 1 1Vögel 59 13 8Kriechtiere 72 18 11Lurche 1914 200 719Fische 9 5 1Eintagsfliegen 12 0 0Libellen 196 46 20Steinfliegen 2 0 0Heuschrecken 19 8 4Wanzen 5 2 2Käfer 52 21 6Schlammfliegen 1 0 0Hautflügler 3 1 1Köcherfliegen 10 0 0Schmetterlinge 19 2 2Krebse 2 0 0Weichtiere 23 2 2Spinnen 4 0 1

Tabelle 1/4

Stand der Artenschutzkartierung des BayLfU für die Lebensraumtypen "Tümpel" (Code G190), "Tümpelgrup-pe" (G200) und "Ephemere Kleingewässer" (G210); Bestandsstatistik vom 11.03.1991 (Quelle: BayLfU 1991)

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Tabelle 1/5

An bayerischen Kleingewässern nachgewiesene Tierarten und Rote-Liste-Tierarten, Anzahl nach Gruppen (nachRL Bayern 1983 und Bundesliste BLAB et al. 1984). Zeichenerklärung im Text (s. S. 100)

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bzw. Gruppen auftreten, werden der arterhaltendeGenaustausch zwischen den Einzelpopulationen be-günstigt, die Nahrungssicherheit durch Konkurrenz-minderung und die Überlebenschance beim Ausfalleinzelner Kleingewässer erhöht. Arten mit vielenStützpunkten produzieren mehr Nachkommen-schaft. Der Populationsüberschuß wird zur Neube-siedelung neu entstandener Gewässerbiotope drin-gend gebraucht.

1.9.1.2.1 Pflanzenwelt

Pflanzengesellschaften ohne Alternativstandortesind die Wasserlinsen- Gesellschaften (LEMNION

GIBBAE, RICCIO-LEMNION) und die Krebsscheren-Froschbiß- Gesellschaft (HYDROCHARITETUM MOR-

SUS-RANAE), die in nährstoffreichen, seichten Tei-chen und Flußaltwässern vorkommen. Auf größeren

Stillgewässern (Seen, größere Fischteiche) könnensich solche Arten auf der freien Wasseroberflächedurch die Einwirkung von Wind und Wellenschlagnicht entwickeln; hier finden sich Schwimmpflan-zendecken nur im Bereich breiterer Röhrichtzonen(mind. 20-50 m), in denen weitgehend Wind- undWellenruhe herrscht. Solche Bestände sind aller-dings inzwischen sehr selten geworden, so daß dieKleingewässer heute die mit Abstand wichtigstenWuchsorte dieser Lebensgemeinschaft aufweisen(vgl. auch Kap. 1.4).

1.9.1.2.2 Tierwelt

Auf Tier-Lebensgemeinschaften wichtiger Kleinge-wässer-Typen wurde in Kap. 1.5.2 (S.39) bereitsausführlich eingegangen.

Abbildung 1/23

Ortsbezogene Nachweise der Artenschutzkartierung Bayern, Lebensraumtyp "Ephemere Kleingewässer"(G210) (LfU 1990)

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Als "Sockellebensraum" für die Nahrungspyramideleiten Kleingewässer u.U. Populationsschwankun-gen in der umliegenden Landschaft ein ("nachzie-hende" Prädatoren). Je qualitativ und zeitlich viel-fältiger das Nahrungsangebot aus den Kleingewäs-sern, desto stabiler die "Fresser"populationen (RING-LER 1983: 85).

1.9.1.3 Naturgüter

Unter "Naturgüter" werden hier die UmweltmedienWasser, Boden und Luft sowie deren Haushalt undWechselwirkungen verstanden.Für den Wasserhaushalt sind Kleingewässer vonBedeutung: Schmelz- und Regenwasser sammelnsich in den Mulden und Wasserlöchern, versickernnur langsam und verdunsten zum erheblichen Teil,wobei sich mitgeführte Schwebstoffe absetzen.Röhrichtsümpfe können bei geringen Jahresnieder-schlägen mehr als die jährliche Niederschlagssum-me verdunsten! Flur- und Waldtümpel in Gelände-mulden sind die "Zisternen" und natürlichen Rück-haltebecken der Landschaft, die bei gehäuftem Vor-kommen zur Dämpfung der Hochwasserwellen inden Vorflutern, zur Grundwasseranreicherung undLuftanfeuchtung beitragen. Es konnten allerdingskeine Untersuchungen über die quantitativen Aus-wirkungen aufgefunden werden. Gerade mit Blickauf die in Ackerbaugebieten infolge nicht standort-gerechter Bewirtschaftungsweisen häufig immernoch sehr hohen Erosionen (z.B. werden im Tertiär-hügelland bei Mais- und Hopfenanbau bereits beisehr geringer Neigung die Lößlehme abgetragen,zumal hier des öfteren starke Frühsommergewitterauftreten) sollte diese Funktion von Kleingewässernstärker als bisher dazu genutzt werden, die Bela-stung der Fließgewässer zu reduzieren. In Mainfran-ken verhindern Rückhaltebecken, daß das pflanzen-schutzmittel- und feinerdereiche Wasser der Wein-berge den Main belastet.Kleingewässer sind in vielen Landschaften überweite Strecken die einzigen Stillgewässer über-haupt. "Soweit auf Ruhigwasserzonen angewiesen,können deshalb zahlreiche Arten nur dann funktio-nierende Populationen "unterhalten", wenn ein ge-nügend dichtes Netz an Kleingewässern in der Land-schaft vorhanden ist" (GLANDT 1989: 9).Nach SPERBER (o.J.) (im LBV-Merkblatt 16) kön-nen Kleingewässer auch klimatische Extreme aus-gleichen. Dies kann sich jedoch nur auf das lokaleKleinklima beziehen. Dagegen weisen Toteislöcherregelmäßig ein eigenes Kesselklima auf: verringerteEinstrahlung, hohe Luftfeuchtigkeit, Kaltlufteinla-gerung und -produktion, spätes Auftauen des Bo-deneises und geringen Luftaustausch. Dies schafftextreme, in manchen Fällen subarktisch getönte Le-bensbedingungen für Vegetation und Fauna.RINGLER (1979: 85f) führt weiter aus: "An unbe-waldeten Kesseleinhängen herrschen enorme Feuchte-und Temperaturgegensätze zwischen Sonn- undSchattseite. Am sonnenarmen Südrand tiefer, be-waldeter Kessel wurden sogar pseudoarktischestrangartige Solifluktionsstrukturen beobachtet(z.B. Schratzlsee bei Soyen), an den sonnseitigenKesselwänden dagegen Halbtrockenrasen (z.B.

Eggstätter Seenplatte). So kommt das Vorkommeneiniger Eiszeitrelikte (z.B. Carex heleonastes, C.chordorrhiza, Lonicera coerulea, Betula humilis)nicht überraschend. Schluchtwaldartige Bedingun-gen und Sickerwasseraustritte der Kesseleinhängeschaffen inselartige Standorte für azonale Eschen-Ahorn- und Ulmen-Ahorn-Wälder (z.B. Moosach,Lkr. EBE) und Quellfluren (z.B. Leutstetten, Lkr.STA). Da die Kesselwände als die oft steilsten La-gen der Endmoränengebiete waldbaulich zurückhal-tend genutzt werden, konservieren sie Reste derzonalen natürlichen Waldvegetation. Diese fungie-ren als Schutzwälder gegen Bodenabtrag. Die Ver-landungsgürtel und Moorentwicklungsstadien derKesselböden sind meist konzentrisch angeordnet(z.B. gibt es bei Moosach folgende Serie: Erlen-bruch, Wunderseggen-, Schnabelseggen-, Steifseg-gen und Fadenseggenried, Gürtel mit WenigblütigerSegge und Hochmoor). Es vereinigen sich also Ve-getationseinheiten, die man sich sonst in mehrerenvoneinander getrennten Biotopen "zusammensu-chen" muß. An den Rändern der Kesselböden schie-ben sich gerne Waldmantel- und Saumgesellschaf-ten dazwischen, in denen z.B. im Babenshamer Holzbei Wasserburg das Niederliegende Hartheu (Hype-ricum humifusum), der Gelbe Fingerhut (Digitalisambigua), die Pfirsichblättrige Glockenblume(Campanula persicifolia) und das Rote Waldvöge-lein (Cephalanthera rubra) vorkommen. So entstehtinsgesamt eine "Verdichtung" biologischer Struktu-ren."Da sich bei den Kleingewässern das LebensmilieuWasser, Boden und Luft besonders innig berühren,ist die biologisch wirksame Grenzfläche im Verhält-nis zur Ausdehnung des Lebensraumes außerordent-lich groß (RINGLER 1983: 83).Kleingewässer haben auch eine hohe Bedeutung fürdie Vollständigkeit des Biotoptypenspektrums einerLandschaft. Hier sei nochmals an die "ökologischeIndividualität" der Kleingewässer erinnert. Außen-faktoren verschiedenster Art wirken aufgrund derrelativ großen Oberfläche im Vergleich zum Was-servolumen besonders intensiv ein. "Auf einen gan-zen Landschaftsraum bezogen, bewirkt deshalb eindichtes Netz sehr unterschiedlicher Kleingewässerein besonders hohes Maß an Vielfalt des Biotopan-gebots und damit auch an zumindest potentiellerArtenvielfalt" (GLANDT 1989: 9).Hinzu kommen noch Ökoton- und Randeffekte:"Natürliche Kleingewässer sind meist muldenför-mig in die Landschaft eingesenkt. Die aquatischenund amphibischen Lebensstätten sind deshalb imallgemeinen von terrestrischen Mangelbiotopen um-gürtet (trockene Böschungen von Altwässern, Ma-gerrasen bzw. laubholzreiche Einhänge von Tot-eislöchern)" (RINGLER 1983: 84).

1.9.2 Landschaftsbild

Auf den ersten Blick prägen Kleingewässer in derRegel nicht so sehr eine Landschaft wie Wälder,Wiesen oder Hecken, da sie "unter der Geländeober-kante" eingesenkt liegen und sich so dem Blickleicht entziehen. Zudem sind, abgesehen von säu-menden Gehölzen, ihre Strukturen meist nicht weit-

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hin sichtbar. Dies gilt allerdings uneingeschränktnur für diejenigen ebenen Landschaften Bayerns, indenen sich keine der klassischen großen Teichgebie-te befinden. Erst wenn eine Häufung von Kleingewässern auf-tritt, bestimmen sie den Charakter eines ebenen oderflachwelligen Naturraumes (z.B. Weiherketten inweiten Talräumen oder Senken oder Toteislöcher imAlpenvorland). "Toteisformen gehören als Negativzum Positiv der Vollformen (Kuppen) und bringendiese oft erst richtig zur Geltung. In monotonenTerrassenfluren (z.B. um Wang bei Gars) bringensie geomorphologische Belebung" (RINGLER1979: 85f).Bereits relativ wenige Kleingewässer können beistärker bewegtem Relief das Landschaftsbild we-sentlich bestimmen, solange Wald nicht die Sichtauf die (zumeist) im Talraum liegenden Teiche undTümpel verdeckt.Doch nicht nur in der freien Landschaft, sondernauch in den Dörfern gehörten Kleingewässer früherzum alltäglichen Inventar. In letzteren meist in Formvon vielseitig genutzten Dorfteichen (z. B. Feuer-löschen, Waschen, Pferdeschwemme). Heute prä-gen nur noch selten wirklich gut erhaltene Dorftei-che das Ortsbild und haben damit einen entsprechen-den Erlebniswert.Es sei bemerkt, daß die Steigerung der "optischenWirksamkeit", z.B. im Rahmen der Landschaftspla-nung oder der Flurbereinigung, eine sehr zwei-schneidige Angelegenheit ist: Je besser die Kleinge-wässer sichtbar sind, desto weniger sind sie umge-kehrt durch ihre versteckte bzw. "unattraktive" Lagevor Beeinträchtigungen (insbesondere Verfüllen,Freizeitnutzung) geschützt.Der besondere Reiz von Kleingewässern geht auchvon ihrer ungeheueren Vielfalt aus. "Vielfalt sollauch bedeuten: Ein Maximum an Wahrnehmungs-möglichkeiten, an optischen Kristallisationspunktenin der Landschaft, ein Maximum an Vielfalt in Raumund Zeit und an Gradienten bezüglich Trophie, Was-serhaushalt und allen anderen Ökofaktoren. DieVielfalt wird erzeugt bzw. erhalten durch ein Maxi-mum an Originalität und Individualität. Garantiertoder geschaffen wird sie durch Eingriffe, Bewirt-schaftung, Nutzung in einer Intensität, die dem je-weiligen Objekt angemessen ist und die immer neubestimmt werden muß. Ungeplantes muß erlaubtsein, denn auch dies liegt in der Kontinuität derGeschichte; man muß beileibe nicht alles auf derEbene einer bürokratischen Landschaftspflege ent-scheiden." (KONOLD 1987: 479).

1.9.3 Erd- und Heimatgeschichte

Kleingewässer sind auch Heimatgeschichte. So las-sen beispielsweise Lage, Dichte und Form der Tot-eiskessel Rückschlüsse auf das eiszeitliche Gesche-hen (Abschmelzgeschwindigkeit, Abschmelz- undVorstoßrichtung der Gletscher) zu. Darüber hinaussind sie auch von wissenschaftlicher Bedeutung:Toteissümpfe und -moore sind noch unzureichenderforschte Ökosysteme, obwohl sie zu den bestabge-grenzten, kleinklimatisch-trophisch-hydrologischgeschlossensten und überschaubarsten Ökosyste-

men unserer Kulturlandschaft zählen. Ihre Rolle alsReliktbiotope für eiszeitliche Arten verdient beson-dere Aufmerksamkeit.Das andere Paradebeispiel für die Bedeutung einesKleingewässertyps für die Erd- und Heimatge-schichte sind die Dolinen der Fränkischen undSchwäbischen Alb. Hülben können viel über dieDorfgeschichte erzählen (s. 1.7.2.9, S.82).

Ferner eignen sich praktisch alle nutzungsbedingtenKleingewässer für den Heimatkundeunterricht, dadie meisten Nutzungen regionaltypisch waren undheute nicht mehr stattfinden.

1.10 Bewertung

Aus grundsätzlichen Überlegungen wurde von ei-nem Punkte-Schlüssel für die Ermittlung des Natur-schutzwertes konkreter Flächen Abstand genom-men, da ein solcher bei der Eingriffsplanung sichermißbraucht würde. Dafür werden wertbestimmendeKriterien (Kap. 1.10.1) genannt, anhand derer dieBewertung von Einzelflächen nachvollziehbar ge-macht werden kann. Die wertbestimmenden Krite-rien und ihre Erläuterungen können als Argumenta-tionshilfe zur Abwehr einer Beeinträchtigung oderzur Durchsetzung spezieller Pflegemaßnahmen ver-wendet werden.

Davon unabhängig wird eine Checkliste zur Ermitt-lung des Handlungsbedarfs (Kap. 1.10.2, S.108) bei-gefügt, welche als praktisches Feldprotokoll undNotizzettel verwendet werden kann.

1.10.1 Wertbestimmende Faktoren

"Ökologische Bewertungskriterien für Kleingewäs-ser" haben HEYDEMANN et al. (1983: 315ff) auf-gestellt. Das dortige System beruht auf 12 Kriterienmit jeweils 6 Bewertungsstufen. Die einzelnen Kri-terien werden nicht gewichtet. Dieses System wirdals einerseits zu differenziert (6 Bewertungsstufen!),andererseits als zu wenig konkret erachtet als daß esfür die Praxis tauglich wäre. Hinzu kommt, daß esder Vielfalt und Unterschiedlichkeit der bayerischenKleingewässer-Typen nicht gerecht wird.

Für eine differenzierte Bewertung ist entscheidend,wieviel Zeit und Geld zur Verfügung stehen. Danachbemißt sich z.B. auch, wieweit auf die Artenebene"herabgestiegen" werden kann. Für eine seriöse Be-wertung von Kleingewässern sind zeitaufwendigefaunistische Untersuchungen unabdingbar. In die-sem Zusammenhang gilt es zu berücksichtigen, daßohne gesicherte Grundlagen mehr zerstört als ent-wickelt werden kann.

Folgende Warnung muß ausgesprochen werden:Kleingewässer lassen sich nicht anläßlich eines ein-zigen Geländetermins bewerten ! Eigene langjährigeErfahrung hat gezeigt, daß sich Kleingewässer zuden verschiedenen Jahreszeiten und über Jahre hin-weg ganz unterschiedlich präsentieren (optisch wiechemisch-physikalisch). Von Schnellbewertungensei daher dringend abgeraten.

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Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd. II.8 Stehende Kleingewässer � StMLU/ANL 1994

Kap.1: Grundinformationen

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Die folgenden wertbestimmenden Faktoren sollenbei einer Bewertung Berücksichtigung finden. DieKriterien sind nicht gewichtet.

a) Vorkommen von RL-Arten oder "landkreis-bedeutsamen" Arten im Sinne des ABSP

Durch die Hinzunahme der ABSP-Arten soll denregionalen Akzentverschiebungen Rechnung getra-gen werden. Um dem Informationsdefizit bei denABSP-Arten zu begegnen, sind Artenschutzkartie-rungen seriös und beschleunigt fortzuführen. Diesgilt für Flora und Fauna.

b) Vorkommen charakteristischer Tiergrup-pen/arten (biotoptypische stenöke Arten)

Dieses Kriterium nimmt auf die unterschiedlichenKleingewässer-Typen Rücksicht. Für bestimmteKleingewässer-Typen spezifische Käfergesell-schaften wurden im Tierwelt-Kapitel vorgestellt.Biotope mit vollständiger und unverfälschter typi-scher Zoozönose (bzw. analog Phytozönose) sindals besonders wertvoll einzustufen, Biotopen mitFremdelementen ist ein mittlerer Wert zuzumessenund Biotope mit vorwiegend ubiquistischer Besied-lung haben geringen Wert. Sukzessionsstadien sindggfs. zu beachten.

c) Vorhandensein faunistisch wichtiger Habitat-Typen

Habitat-Typen wurden in Kap. 1.5.5 (S.65) vorge-stellt (z.B. Unterwasserpflanzen, Schwimmpflan-zen, Röhricht, Schlammflur, Flachufer, Steilufer,Hochstauden, Sphagnum usw.). Je mehr Habitat-Typen vorhanden sind, um so mehr Nischen sindgeboten, was sich auf das Artenspektrum auswirkt.Artenzahl sollte kein Kriterium sein ! Qualität gehtvor Quantität. Choriotope, Merotope, Stratotope (s.1.5.5, S.65) und Habitatrequisiten wirken wertstei-gernd.

d) Vorhandensein der zu erwartenden Pflanzen-gesellschaften im Gewässer und am Uferrand

Besonders wertvoll sind Kleingewässer mit voll-ständiger Zonationsabfolge (z.B. Unterwasserrasen,Laichkräuter, Schwimmpflanzen, Schlammflur, dif-ferenzierte Litoralvegetation, Röhrichtgürtel, Hoch-staudenflur usw.). Auch dieses Kriterium ist vomKleingewässer-Typ abhängig (s. auch 1.4, S.28).Wertmindernd soll sich eine unvollständige Zonati-onsabfolge auswirken, oder wenn charakteristischePflanzengesellschaften nur mehr rudimentär vor-handen sind.

e) Isolation und Vernetzung

Bei Kleingewässern steht die Fläche als wertbestim-mendes Kriterium nicht im Vordergrund. Hier wirddie räumliche Konfiguration mehrerer Elemente undihr Verbund zur zentralen Qualität (PLACHTER1991: 228).

Wertbestimmend wirken sich aus:

• einziger Vertreter dieses Kleingewässer-Typs

• Lage in einem Kleingewässer-Komplex mit un-terschiedlichen Sukzessionsstufen

• einziges Kleingewässer überhaupt im Umgriffvon 1 km

f) Beitrag zu einem allgemeinen Biotopver-bundsystem (aquatisch und terrestrisch)

Wertsteigernd wirken sich aus:

• naturnahe Biotoptypen (aquatisch oder ter-restrisch) in unmittelbarer Nähe

• einziger naturnaher Biotop in einer intensiv be-wirtschafteten Kulturlandschaft

g) Geomorphologischer Informationsgehalt

Betrifft vor allem Toteislöcher, Dolinen, Karseen,Sölle usw. Wichtige Dokumente der Landschaftsge-schichte sind als besonders wertvoll zu betrachten(z.B. Elemente des glazigenen Formenschatzes).

h) Kulturhistorische BedeutsamkeitBesonderer Wert sollte Nutzungsrelikten ( Kleinge-wässern, die durch traditionelle Nutzungsweisenentstanden sind; vgl Kap. 1.6, S.67) beigemessenwerden.

i) ErsetzbarkeitErsetzbar oder austauschbar sind nur identische Din-ge; Originäres und Individuelles hingegen nicht.Alte reife Kleingewässer-Biotope (z.B. Klimaxsta-dien, Toteislöcher, Moorkolke) sind praktisch nichtersetzbar und daher besonders wertvoll. Ein mittle-rer Wert sollte Biotopen zugemessen werden, dieüber lange Zeiten gesehen "wiederherstellbar" sind,z.B. Altwässer. Leicht zu ersetzende Biotope(Standardgewässer oder Pionierstadien) haben ent-sprechend geringeren Wert.

1.10.2 Checkliste zur Ermittlung des (Pflege-)Handlungsbedarfs

Die Checkliste (s. Abb. 1/24, S.109) ist als Fragebo-gen aufgebaut und soll wichtige Informationen fürdie spätere Planung und Organisation im Amt spei-chern.

1.11 Gefährdung, Rückgang, Zustand

Nach der Darstellung der Gefährdungssituation(1.11.1) werden Rückgang und Verlust (1.11.2,S.112) und schließlich der Zustand (1.11.3, S.118)der Kleingewässer beschrieben.

1.11.1 Gefährdung

Obwohl Kleingewässer nicht gefährdet sein sollten(1.11.1.1 "Rechtliche Grundlagen für den Schutzvor Beeinträchtigungen und Zerstörung"), sind siedoch durch eine Reihe von Gefährdungsfaktoren(1.11.1.2, S. 109) akut bedroht.

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Kap.1: Grundinformationen

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1.11.1.1 Rechtliche Grundlagen für den Schutzvor Beeinträchtigungen und Zerstörung

Kleingewässer sind wie alle Oberflächengewässerdurch den §2 des Bundesnaturschutzgesetzes ge-schützt, in dem Folgendes angeführt wird:

"6. Wasserflächen sind auch durch Maßnahmen desNaturschutzes und der Landschaftspflege zu erhal-ten und zu vermehren; Gewässer sind vor Verunrei-nigungen zu schützen, ihre natürliche Selbstreini-gungskraft ist zu erhalten oder wiederherzustellen;"[...].

Zusätzlicher Schutz für die Uferbereiche kann ausdem Artikel 6 d des Bayerischen Naturschutzgeset-zes (BayNatSchG, BayRS 791-1-U, zuletzt geändertdurch Gesetz vom 16.Juli 1986, GVBL S.135) er-wachsen:

"(1) Maßnahmen, die zu einer Zerstörung, Beschä-digung, nachhaltigen Störung oder Veränderung descharakteristischen Zustands der in den Anlagen zudiesem Gesetz bezeichneten ökologisch besonderswertvollen Naß- und Feuchtflächen (Anlage 1) füh-ren können, bedürfen der Erlaubnis [...]."

Gleichwohl werden Kleingewässer laufend beein-trächtigt und zerstört, wie die folgenden Kapitelzeigen werden.

1.11.1.2 Gefährdungsfaktoren

Eine graphische Übersicht bringt Abb.1/25 (S.110).Folgende Gefährdungsfaktoren können genanntwerden:

a) Teichwirtschaftliche Intensivierung, Fischbe-satz

Die häufigste und mit massivste Beeinträchtigungfür Kleingewässer, die naturschutzfachliche Funk-tionen übernehmen sollen, stellt der (bzw. ein zuhoher) Fischbesatz dar. Fische fressen Kaulquappenund schädigen so die Amphibienfauna. Optischkann Fischbesatz an trübem Wasser erkannt werden(Gründeln !). Leider zeigt die Praxis, daß das Aus-setzen von Fischen durch Dritte in Naturschutz-Tei-chen nicht verhindert oder kontrolliert werden kann.Der Wasserspiegel sollte, wenn sich die Fische zustark vermehren, mittels einer einfachen "kommuni-zierenden Röhre" oder per Mönch von August bis

Abbildung 1/24

Checkliste zur Ermittlung des (Pflege-) Handlungsbedarfs

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Oktober langsam (!) abgelassen werden und dieFische mit einem Netz herausgefischt werden.Die Verdopplung der Zahl der Fischteiche in Bayernvon (1962) 11.767 auf 26.743 Teiche (1981) (Quel-le: Die Binnenfischerei in Bayern) ging mit Sicher-heit zu einem guten Teil auch auf Kosten ehemalswertvoller naturnaher Kleingewässer. Selbst imsonst mit Teichen spärlich ausgestatteten Oberbay-ern stieg deren Zahl im gleichen Zeitraum von 1.683auf 2.788 an; ausschlaggebend dürften hier die zu-nehmende Freizeitnutzung sowie der zunehmendeBedarf der Gastronomie gewesen sein. Der Natur-schutzwert sehr vieler dieser Neuanlagen dürfte je-doch sehr gering sein, bei Forellenteichen ist erhäufig ganz zu vernachlässigen. Auch das Entwick-lungspotential dieser Neuanlagen dürfte in den mei-sten Fällen eher gering sein, da sie oft isoliert in derintensivierten Landschaft liegen. In vielen Fällen,gerade bei den nicht selten illegal errichteten Anla-gen, dürften zudem andere, ebenfalls (potentiell)schutzwürdige Lebensgemeinschaften vernichtetoder beeinträchtigt worden sein. Der zahlenmäßigeAnstieg darf deshalb über den tatsächlich eingetre-tenen Verlust an wertvollen Teichen und vor alleman vorher nicht oder kaum genutzten kleinen Still-gewässern keinesfalls hinwegtäuschen.Mit der teichwirtschaftlichen Intensivierung könneneinhergehen:

• Veränderte Konkurrenzverhältnisse bzw. Räu-ber- Beute- Beziehungen in der Biozönose

• Eutrophierung und Verschlammung durch Füt-terung

• Kalkung des Teichbodens• Einsatz von Bioziden• Uferverbau• Entlandungen des Uferbereichs

b) VerfüllungHier sind Voll- und Teilverfüllungen zu unterschei-den.Kleingewässer verführen als "Gruben" in der Land-schaft zur Verfüllung mit Bauschutt, Erdabraum undSperrmüll und erleiden so das gleiche Schicksal wiebeispielsweise viele nicht mehr benützte Hohlwege.Das Kleingewässer ist vielfach anderen, heute öko-nomisch vorrangigen Flächenansprüchen "imWeg", besonders innerhalb von Ortschaften (Verfül-lungstendenz). Aber auch in der freien Flur werdenKleingewässer nicht selten zur Abrundung landwirt-schaftlicher Nutzflächen und zur Erleichterung derBewirtschaftung beseitigt.

So sind z.B. 55 % der Hüllweiher im LandkreisForchheim von Verfüllung betroffen (VOIGT/MOHR o.J.). Beispiele für Toteislochverfüllungenfolgen in Kap. 1.11.2.3 (S.114). Den Zusammen-hang zwischen landwirtschaftlichem Bergehallen-bau und Verfüllung von Kleingewässern im RaumOttobeuern hat ZETTLER dargestellt.

Die Teilverfüllung durch Müllablagerung hat er-freulicherweise abgenommen. Das Müllzeitalter fürKleingewässer waren die 70er Jahre. Angesichts derzunehmenden Verteuerung der Abfallbeseitigungkann sich das jedoch wieder ändern.Immer häufiger ist zu beobachten, daß verregnetesHeu, Streu und Gartenabfälle an Böschungen undKleingewässer-Rändern abgelagert werden. DieBracheflächen des "Pufferstreifens" laden dazu einund konterkarieren damit seine eigentliche Bestim-mung. Dieses Problem hat durch die zunehmendenStreumengen (Streuwiesenpflege) noch zugenom-men. Die Nährstoffeinträge belasten die Vegetationder Pufferzone (z.B. magere Einhänge bei Toteis-kesseln) und das Gewässersystem (Eutrophierung).

Abbildung 1/25

Gefährdungen und Beeinträchtigungen für Kleingewässer (GRAUVOGL unveröff.)

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Auf den nun eutrophen Standorten siedeln sich Ni-trophyten (z.B. Urtica dioica) und Neophyten (z.B.Galinsoga ciliata) an (Ruderalisierung !). Die Ver-füllung mit organischem Material ist biologisch ge-fährlicher als z.B. Plastiktüten oder alte Reifen. Eshandelt sich um eine schleichende Beeinträchtigung,die bisher noch zuwenig erkannt wurde. DiesesProblem ist flächenmäßig, nährstoffanalytisch undfloristisch-vegetationskundlich zu bearbeiten.

c) Nährstoffeintrag, Eutrophierung

Auf die Gefährdung von Kleingewässern durchDüngemittel wurde in Kap. 1.7.3.1 (S.82) bereitsausführlich eingegangen. Es sei daran erinnert, daßdie Einflüße von außen um so nachhaltiger wirken,je kleiner ein Feuchtgebiet ist bzw. je stärker esgeschrumpft ist.

Die Wirkung der Eutrophierung ist in Kap. 1.7.1.11"Produktionsintensität" (S.79) und unter 2.2 "Natür-liche Entwicklung" (S.139) dargestellt.

Im ländlichen Raum (vor allem bei Streusiedlung)ist die Einleitung von häuslichen und Hofabwässern(Misthaufen) vielfach noch verbreitet.

Schilf kann dabei ein Degradations- bzw. Nährstoff-zeiger sein oder aber einen natürlichen unbeein-flußten Prozeß darstellen.

d) Nutzungsaufgabe

Die Aufgabe alter Nutzungen kann sich sowohl po-sitiv als auch negativ auswirken (s. detailliert bei1.7.2 "Nutzungseinflüsse", S.80).

In der Regel erreicht der Naturschutzwert wenigeJahrzehnte nach Nutzungsaufgabe den Höhepunkt.Meistens droht Verlandung durch das Ausbleibender traditionellen Maßnahmen zur Erhaltung:

• Wenn das Instandsetzen von technischen Ein-richtungen (z.B. Mönch) unterbleibt, kommt eszum Auslaufen des Teichs, zu Verschilfung undGehölzbestockung.

• Entfallen der Schlammräumung führt zur Ver-landung des Teichs.

Von der Nutzungsaufgabe betroffen sind die mei-sten traditionellen Kleingewässer-Typen: Mühlwei-her, Rückenwiesen, Flachsröstgruben, Bleichegum-pen, Deichelweiher, Viehtränken, Pferde- und Rin-derschwemmen, Mergelgruben, Eisweiher, Egel-seen, Triftklausen, Handtorfstiche und Hülben.

Häufig findet nach der Aufgabe der Nutzung einefloristische und strukturelle Veränderung im Zugeeiner unbeeinflußten Sukzession (s. 2.2 "NatürlicheEntwicklung", S.139) statt. Ob man dies als Gefähr-dung betrachtet (z.B. Verbuschung, Bewaldung),sollte im Einzelfall entschieden werden. "Der Ver-lust von Kopfbinsenrieden ist dabei sicherlich an-ders einzuschätzen als die Bewaldung eines Steif-seggenrieds, wenn dies in die Richtung eines Erlen-bruchwaldes geht, oder die Verschilfung einer Pfei-fengraswiese anders als deren Vermoorung" (KO-NOLD 1987: 537).

e) Umwandlung in Löschwasserbehälter undZierteiche

Nach o.g. Nutzungsaufgabe wurden viele Kleinge-wässer in Löschwasserbehälter oder Zierteiche um-gewandelt. Mit dem Uferverbau gehen einher:

• Einebnen und Zerstörung der Strukturen durchradikale Entlandung und Entfernung des vorhan-denen Pflanzenbestands

• Verkürzung der Übergangslinie Land/ Wasserdurch Uferbegradigung

• Verschmälern des Ufersaumes durch Heran-rücken der Intensiv-Nutzungen, sowohl vomLand als auch vom Wasser aus.

Uferbefestigungen wirken sich besonders nachteiligauf die Fortpflanzung vieler Tierarten aus, weil da-bei die pflanzenreichen Flachwasserzonen beein-trächtigt oder ganz zerstört werden, welche für vieleArten als Laichplatz oder Aufenthaltsort für dieJungfische dienen.

f) Natürliche VerlandungEine weitere Gefährdung des Biotops stellt seineVerlandung dar. In der Regel wird dieser natürlicheReifungsprozeß heute anthropogen beschleunigt(Eutrophierung). Besonders betroffen sind davondie ephemeren Kleingewässer.

g) Ausbleiben der AuendynamikDieses Problem wurde bereits in Kap. 1.7.1.2 "Was-serdargebot" (S.72) ausführlich behandelt.Seit der Eindeichung kommt es praktisch zu keinenNeubildungen von Auwald-Kleingewässern mehr.

h) Grundwasserabsenkung und DränierungDränierungen des Einzugsgebietes sollten zwargem. Artikel 6 d (1) BayNatSchG (s. 1.11.1.1,S.109) (vielerorts nach Maßgabe des Einzelfalls)ausgeschlossen sein, sind es aber nicht. Neben derentwässernden Wirkung für das Kleingewässer kannes auch zu Eutrophierungseffekten kommen: AmBibersee (Oberschwaben) bringt der Dränagezuflußaus Grünland durchschnittlich 59 mg NO3/l und 36mg Chlorid/l, der Zufluß aus Äckern sogar 136 mgNO3/l und 59 mg Chlorid/l. Das Chlorid stammtüberwiegend aus Kali-Düngemitteln (KONOLD1987: 538).Eingriffe in das Grundwasseregime zum Zweck derTrinkwasserversorgung können Gewässer, die vonGrundwassser gespeist werden, nachteilig beein-flussen (z.B. Listsee bei Bad Reichenhall).

i) Eintrag von toxischen Substanzen (Holz- undPflanzenschutzmittel, Salz und Schwermetal-le)

Auf die Wirkung von Herbiziden, Insektiziden undFungiziden wurde in Kapitel 1.7.3.2 "Pflanzen-schutzmittel" (S.82) bereits eingegangen.Wald-Tümpel können durch Borkenkäfer-Behand-lungsmittel beeinträchtigt werden. Holzlagerstättenund Wald-Kleingewässer liegen häufig in Gelände-dellen beieinander bzw. gehen wechselseitig ausein-ander hervor.Kleingewässer an Straßen müssen häufig hoheSchwermetall-, Salz- und Schmutzfrachten (inklusi-ve Reifenabrieb) aufnehmen.

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Kap.1: Grundinformationen

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j) Mechanische Belastung durch landwirt-schaftliche Fahrzeuge

Negative Auswirkungen gibt es ferner durch dasBefahren mit zu schweren Maschinen (Kreiselmä-her, schwere Schlepper und Ladewagen).

k) Viehtritt und WildHier ist keine pauschale Aussage möglich. Von Rin-dern kann zwar eine ganz erhebliche Trittbelastungausgehen, doch gibt es auch genügend Beispiele fürverträgliche Viehdichten.Hier kann also nur im Einzelfall entschieden wer-den, ob ein Auszäunen nötig ist (vermutlich > 0,5GV/ha). Besonders betroffen sind davon die Alm-tümpel.Das Suhlen des Wildes (z.B. Wildschwein, Hirsch)ist eine wichtige Voraussetzung für den Erhalt desBiotops.

l) Forstliche Nutzung: Rückeschäden und Auf-forstung

Brutale Rückemaßnahmen haben schon viele Klein-gewässer zerstört oder beeinträchtigt (allerdings z.T.auch geschaffen). Das Umfeld um naturschutzfach-lich sehr wertvolle Waldtümpel sollte daher aus derertragsorientierten waldbaulichen Nutzung genom-men werden und für Naturschutzzwecke umfunktio-niert werden (naturnaher Feuchtwald).Aufforstungen verändern die Belichtungsverhält-nisse und können umfangreiche ökosystemare Fol-gen haben (Veränderung der Produktionsintensitätund des Artenspektrums). Nadelholzaufforstungenund Eichenpflanzungen können langfristig durchden Laubfall zu einer Versauerung der Gewässerführen.

m) Erholungsbetrieb und Freizeitsport"Dies bedeutet Autoverkehr, Lärm, Abfall, Feuer-stellen, allerlei Baulichkeiten, Tritt, hygienischeProbleme, Entnahme von Pflanzen und Zerstörungvon Wasserpflanzenbeständen" (KONOLD 1987:539).Im Einzelfall können Angler (unfreiwillig) brüten-de und rastende Vögel (Auskühlen der Gelege !)vertreiben,Trittschäden im Schilfgürtel verursachenund einen vermehrten Besatz mit Fischen nach sichziehen. Vgl. auch 2.3 "Nutzungsumwidmungen"(S.142).

n) "Naturfreunde" und wissenschaftliche Exkur-sionen

Viele "Naturfreunde" laufen rücksichtslos durchempfindliche Moore und Uferzonen, um seltene Or-chideen etc. zu suchen und zu photographieren. Vonder negativen Beurteilung dieses "Naturschutztou-rismus" sind auch wissenschaftliche oder Hoch-schul-Exkursionen keinesfalls ausgenommen. Wer-den Kleingewässer "pädagogisch" eingesetzt, solltedies auch das richtige Verhalten am Biotop ein-schließen.

o) Isolation"Eine weitere Gefährdung stellt die Isolation bzw.eine ungünstige, ungleichmäßige Dispersion vonFeuchtgebieten in der Landschaft dar, die die Aus-

tauschaktivität untereinander vermindern kann"(KONOLD 1987: 537). KONOLD fand, daß beiDistanzen über 400 m nur noch geringe floristischeGemeinsamkeiten (< 25 %) zu erwarten sind. Vonzu großen Distanzen sind in gleicher Weise die Tierebetroffen (Genaustausch, Neu-Besiedelung). EinMinimumareal (Problem des "genetischen Fla-schenhalses") kann nicht definiert werden, da sichdie Tiergruppen bei einer Biotopverkleinerung ein-fach austauschen (umorganisieren, d.h. abwandern).

1.11.2 Rückgang

Zunächst wird die generelle Situation (1.11.2.1) inBayern skizziert, die dann durch drei Kartenbeispie-le (1.11.2.2, S.114) illustriert wird. Anschließendwird die spezielle Verlustentwicklung von denjeni-gen Kleingewässer-Typen erläutert, über die es um-fangreiches diesbezügliches Datenmaterial gibt: To-teislöcher (1.11.2.3, S.114), Hülben (1.11.2.4,S.116), Dorf- und Hofteiche (1.11.2.5, S.116) undWeiher in Oberschwaben (1.11.2.6, S.116).

1.11.2.1 Generelle Situation

Da über Verbreitung und Anzahl der Klein- undKleinstgewässer in der früheren Kulturlandschaftnur Vermutungen angestellt werden können, ist auchder Verlust solcher Stillgewässer nur schwer abzu-schätzen. Gerade Klein- und Kleinstgewässer, aberauch viele Stillgewässer mittlerer Größe sind wederin den neuen noch in den älteren topographischenKarten oder Flurkarten enthalten. HOCHSTEIN(1986:89) stellte in seinem Untersuchungsgebiet imEberfinger Drumlinfeld (südlich des StarnbergerSees) fest, daß 13 % der Mittelgewässer (> 60m2)und 62 % der Kleingewässer in der TK 25 nichtenthalten waren. Die im folgenden genannten Zah-len sind deshalb lediglich Anhaltswerte, welchezwar die Tendenz zutreffend wiedergeben, aber denUmfang der Verluste geringer erscheinen lassen alser in Wirklichkeit war. Besonders Oberfranken und die Oberpfalz warensehr reich mit kleinen Stillgewässern ausgestattet.Die Dichte der Kleingewässer je km2 auf dem Posi-tionsblatt Tirschenreuth ist auf einer Gesamtflächevon 480 km2 von 2,6 (1876) über 1,2 (1970) auf 0,5(1980) zurückgegangen; gegenüber 1876 bedeutetdies einen zahlenmäßigen Rückgang um ca. 80 %(RINGLER 1987: 88), die flächenmäßige Schrump-fung dürfte noch darüber liegen.In den Landkreisen Augsburg, Pfaffenhofen, Neu-burg a.d. Donau und Ebersberg haben die Amphi-bienlaichplätze seit 1950 um etwa 50 % abgenom-men. Im Bereich der Endmoräne des Inngletschersliegt die Verlustrate an Kleingewässern (fast aus-schließlich Toteislöcher) im Kulturland bei 70 %, imWald bei 30 %.Im Spessart wurden vielerorts Waldteiche als Stau-becken für Wiesenbewässerung angelegt; ihre Däm-me sind heute meist durchstochen und das Wasserabgelassen (SCHOLL 1991 mdl.).Generell ist die Zahl der Kleingewässer in allenTeilen Bayerns z.T. ganz erheblich zurückgegangen.Auf die Ursachen (z.B. Verfüllung, Nutzungsaufga-

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Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd. II.8 Stehende Kleingewässer � StMLU/ANL 1994

Kap.1: Grundinformationen

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Abbildung 1/26

Kleingewässerverlust auf TK 7939 (eigene Auswertung)

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Kap.1: Grundinformationen

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be, Umwandlung in Fischteiche) wurde in Kap.1.11.1 (S.108) bereits eingegangen.Besonders dramatisch ist der Rückgang bei denTorfstichen und Auwald-Kleingewässern, da diebiotoperhaltende und -schaffende Nutzung bzw. dieÜberschwemmungen ausbleiben.

In jüngster Zeit ist allerdings auch ein gegenläufigerTrend zu beobachten: Vor allem im Rahmen vonMaßnahmen der Flurbereinigung und der Dorfer-neuerung sowie als Biotopneuschaffungsmaßnah-men von seiten des Naturschutzes werden zahlreicheKleingewässer ausgehoben. Über den Wert dieserMaßnahmen sind unterschiedliche Meinungen ge-äußert worden. Mit Sicherheit hat die vielerorts aus-gebrochene "Tümpelmanie" auch zum Verlust ande-rer, bereits vorhandener schutz- bzw. regenerations-würdiger Feuchtlebensraumtypen geführt. Auch istdie weitere Entwicklung dieser Kleingewässer in-mitten der immer intensiver genutzten Landschaftsehr ungewiß, üppiges Wachstum von Rohrkolbenund Wasserschwertlilie allein machen noch keinwertvolles Kleingewässer aus.

1.11.2.2 Kartenbeispiele

Um nicht in unverbindlichen Pauschalaussagen zuverbleiben, und um sich ein Bild vom tatsächlichenAusmaß des Kleingewässer-Verlusts machen zukönnen, wurden drei Kartenblätter (TK 25) aus ver-schiedenen Naturräumen ausgewählt und mit altem

Kartenmaterial (1. Landesaufnahme und Positions-blätter) verglichen.Das Ergebnis dieser Untersuchung zeigen Abb. 1/26(S.113), Abb. 1/27 (S.115) und Abb. 1/28 (S.117).

TK 7939 steht stellvertretend für das Voralpine Hü-gel- und Moorland. Die meisten Kleingewässer gin-gen hier durch Umwandlung in Ackerfläche unddurch Bau- bzw. Siedlungsmaßnahmen verloren.

TK 7528 stammt aus dem Naturraum Donau-Iller-Lechplatten und dokumentiert den Kleingewässer-Verlust infolge Flußregulation.

Auf TK 6828 (Fränkische Alb) ist zu erkennen, daßdie meisten Kleingewässer durch Einbinden in In-tensivteichketten verlorengingen.

1.11.2.3 Toteislöcher

Über den Rückgang von Toteislöchern hat RING-LER (1979: 86) Daten veröffentlicht:

Eine Verlustbilanz für den Nahbereich Wasser-burg/Inn zeigt die Verluste an Toteisbiotopen seitMitte des vorigen Jahrhunderts (Tab. 1/6, S.114).

Von ehemals 159 Toteisbiotopen sind 86 völlig ver-schwunden oder trockengelegt (= 53 %). Dabei istanzunehmen, daß damals schon verlandete Fällenicht kartiert worden waren.

Beispiele für Toteislochverfüllungen durch Straßen-bau gibt es zuhauf: z.B. A 93 bei Pfaffing oderCalla-Bruch im Osterholz NW Wasserburg.

insgesamt in Wäldern im Kulturland

Toteisbiotope 19. Jhd.(Katasterbl. 1: 5.000)

159 63 96

Toteisbiotope 1974(incl. teilverfüllteund neue Teiche)

73 43 30

Verlustquote 53 % 31 % 68 %

Tabelle 1/6

Verluste an Toteisbiotopen (aus RINGLER 1979:86).

Kartenblatt Anzahlfrüher

Anzahl jetzt

aufgefüllt Löschwaser-behälter

6233 Ebermannstadt 55 16 24 156333 Gräfenberg 27 10 12 56334 Betzenstein 5 2 2 16234 Pottenstein 54 12 36 66133 Muggendorf 20 2 14 4

insgesamt 161 41 88 31in % 100 25 55 20

Tabelle 1/7

Rückgang der Hülben im Landkreis Forchheim (aus VOIGT & MOHR o.J.)

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Abbildung 1/27

Kleingewässerverlust auf TK 6828 (eigene Auswertung).

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1.11.2.4 Hülben

VOIGT & MOHR (o.J) berichten: "Von den 164sicher anhand der alten Flurkarten nachgewiesenenHüllweiher im Landkreis Forchheim existieren heu-te noch 41. Das entspricht 25 % der ehemaligenHüllweiher. Die meisten noch existierenden sind ineinem sehr schlechten Zustand. 91 Hüllweiher wur-den durch Auffüllung zerstört und 32 in Löschwas-serbehälter umgewandelt. Die Zahlen verteilen sichwie folgt auf die einzelnen Kartenblätter der topo-grafischen Karte 1: 25.000 (s.Tab 1/7, S.114).Vermutlich müssen die Werte etwas nach oben kor-rigiert werden, da nicht alle Hüllweiher, besondersdie in der offenen Flur, von den alten Flurkartenerfaßt wurden. Die schon erwähnten Flurnamen, wiez.B. Siebenhüll lassen es möglich erscheinen, daßfrüher noch mehr solcher Weiher existierten. Dafürspricht auch die Tatsache, daß Hüllweiher in deroffenen Flur besonders stark der Gefahr ausgesetztsind, zugeschüttet zu werden, um einer Ackerflächeoder einer Wiese zu weichen."Durch den Bau der Albwasserversorgung um dieJahrhundertwende wurden viele Hülben überflüssig.MATTERN & BUCHMANN (1983 und 1987)konnte im Albuch und auf dem Härtsfeld allein 500abgegangene Hülben nachweisen. Die Situation istauf bayerischer Seite sicher nicht viel anders.

1.11.2.5 Dorf- und Hofteiche

Vor dem Anschluß an die zentralen Wasserversor-gungsanlagen konnte, vor allem in natürlicherweisegewässerarmen Landschaften (z.B. Mittelfranken,Alb), kaum ein Hof oder Dorf ohne eigene Teichezur Wasserversorgung auskommen. Heute, nachdem Anschluß und nach der Aufgabe der traditionel-len Nutzungen dieser Teiche (Viehtränke, Wasch-platz, Löschteich etc.) sind die meisten dieser Klein-gewässer verschwunden oder zumindest stark beein-trächtigt. Ein Vergleich von topographischen Kartendes Tertiären Hügellandes (nördlicher LandkreisFreising) von 1960 mit der Ausgabe von 1970 zeigt,daß innerhalb dieses Zeitraums 43 % der eingetra-genen Dorf- und Hofweiher verschwunden sind(MERX 1983). Ein Vergleich mit noch älteren Kar-ten ergibt sogar eine Abnahme von 63 %, die tatsäch-lichen Verluste dürften noch höher liegen, weil inalten Kartenausgaben nicht alle Wasserstellen ver-zeichnet sind. Im Gemeindegebiet von Paunzhausen(Lkr.FS) gibt es heute nur noch 3 Dorf- und Hoftei-

che, nach Erinnerungen von Einheimischen warenes jedoch früher 14 !Regional, z.B. in Mittelfranken dürften nur etwa 10% der ursprünglich vorhandenen Dorfteiche einerVerfüllung, Überbauung oder Einbetonierung ent-gangen sein. In der Schwäbischen Alb bei Gmündsind von 1965 - 1981 ca 50 % der Weiher oderDorfteiche verschwunden; diese Werte wurden zwarin Baden-Württemberg erhoben, die Verlustratedürfte aber im bayerischen Teil der Alb nicht gerin-ger sein (MATTERN & BUCHMANN 1983).

Gerade in wasserarmen Gegenden wiegt der Verlustder Teiche im Siedlungs(rand)bereich besondersschwer, weil damit oft die einzigen permanentwasserführenden Lebensräume eines Landschafts-raumes verlorengegangen sind. Die auf amphibischeund/oder limnische Standorte angewiesenen Le-bensgemeinschaften verlieren somit ihren Wuchs-ort.

1.11.2.6 Weiher in Oberschwaben

Entstehung und Verlust von Weihern in Oberschwa-ben hat KONOLD (1987) ausführlich dokumentiert.ZELESNY, ABT & KONOLD (1991: 9 f.) berich-ten: "Die größte Zahl an Kleinweihern wurde imVerlauf des 19. Jahrhunderts erreicht. Dies war Fol-ge der sog. "Vereinödung", einer Art Flurbereini-gung, bei deren Durchführung auch Höfe auf dieFeldflur hinausgebaut wurden. Da im Bereich derAltmoräne das Wasser knapp war, wurde bei fastjedem ausgesiedelten Hof ein kleiner Weiher ange-legt, hauptsächlich als Löschwasserreservoir und alsViehtränke, aber auch für die Wiesenbewässerungoder zur Flachsaufbereitung." Zuvor gab es schonEnde des 14. Jahrhunderts einen "Weiherboom".Grund dafür war, daß Fisch von den Wohlhabendenals Delikatesse angesehen und entsprechend gut be-zahlt wurde (1 Pfund Karpfen = 1 Pfund Schweine-fleisch). Im 18. Jahrhundert verfielen aber dann dieFischpreise, und die Weiherwirtschaft wurde zuneh-mend uninteressant. Im Landschaftsraum zwischenAlthausen und Blitzenreute (Baden-Württemberg)sind von ehedem 610 ha See- und Weiherflächeheute 84 ha Stillgewässer übriggeblieben (= 86 %Verlust). In der Gemarkung Kißlegg ging die Still-gewässerfläche von ehedem 327 ha auf 116 ha zu-rück (= 65 % Verlust). Für die bayerische Seiteliegen keine Zahlen vor. Nichts deutet aber daraufhin, daß die Verluste dort anders aussehen.

Lage des Toteisloches Anzahl der Beeinträchtigungen pro

100 m Biotoprand

Toteisbiotope in der landwirtschaftlichen Nutzfläche: 4,75Toteisbiotope im Kleinprivatwald: 0,66Toteisbiotope im Staatswald und Großwaldungen: 0,19

Tabelle 1/8

Toteisloch-Biotope; Anzahl der Beeinträchtigungen (Abraum/ große Verfüllungen) pro 100 m Biotoprand (ausRINGLER 1979)

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Abbildung 1/28

Kleingewässerverlust auf TK 7528 (eigene Auswertung).

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1.11.3 Zustand

Nach einer längeren Phase des kontinuierlichenKleingewässer-Verlusts in den vergangenen 4 Jahr-zehnten befinden wir uns wieder in einer Phase derallmählichen Erholung (viele "Biotopneuanlagen"aus Naturschutzgründen). Neben der Quantität mußjedoch auch die Qualität gesehen werden: und die istbei den Neuanlagen keineswegs besonders. Entwe-der handelt es sich um Standardgewässer (Amphi-bienlaichgewässer und Libellenhabitat), oder abersie sind sehr stark verschmutzt (z.B. Retentions-becken der Flurbereinigung, Weinbergs-Erosions-absetzbecken) und strukturlos. Dadurch verengt sichdas Kleingewässer-Spektrum auf wenige Typen.Viele der bestehenden Kleingewässer befinden sichin einem schlechten Zustand.RINGLER (1979: 86) erstellte für Toteisbiotope,Kleinsümpfe und Flurtümpel im Salzach- bis Am-merseegletscher-Gebiet eine Bilanz für Müll-Schutt- und Abraumablagerungen (104 Biotope miteiner mittleren Fläche von 0,25 ha und einer gesam-ten Randlänge von 22,7 km) (Tab. 1/8, S.116).Weitere Beispiele für Beeinträchtigungen: Jauche-und Silo-Einleitung (Schratzlsee bei Soyen) oderBau von Wochenendanlagen (bei Rechtmehring undSchönberg) (RINGLER 1979: 86).Nährstoffeinträge aus der Luft dürften vor allem dieEntwicklung in oligotrophen Gewässern beeinflus-sen. Es kann davon ausgegangen werden, daß derNährstoffeintrag mit der Höhe der Niederschlägebzw. mit dem Anteil an oberflächlich oder oberflä-

chennah abfließendem Wasser gekoppelt ist. Bereitsdie Umwandlung von Wald in Grünland hat in derVergangenheit den Nährstoff-Input in die Toteislö-cher erhöht, da die Wasserspende unter Wald gerin-ger ist als unter Grünland. Heute sind die Toteislö-cher durch einen erneuten Eutrophierungsschub be-droht, welcher wesentlich höher ist als der der Ver-gangenheit:

• Umwandlung von Grünland in Ackerland undErhöhung des Versiegelungsgrades, in der Folgeerhöhte Wasserspende, erhöhte Bodenerosion,erhöhte Nährstoff- und Biozideinträge: schnelle-re Verlandung

• zunehmende Erholungsnutzung, in der Folge(Nähr-)Stoffeinträge, Beeinträchtigung / Zerstö-rung der oligotraphenten, wenig belastungs- undregenerationsfähigen Ufer- und Verlandungle-bensgemeinschaften

• Zunahme der diffusen Belastung über Immissio-nen aus der Luft (Naheffekte durch die Landwirt-schaft, Ferneffekte durch Industrie, Siedlungund Verkehr).

Soweit Hülben noch vorhanden sind, werden sieheute meist als Löschteiche genutzt. Viele Löschtei-che, vor allem die in der Nachkriegszeit neu ange-legten, weisen allerdings heute wegen ihrer Uferbe-festigungen (zumeist aus Beton) nur geringen oderfehlenden "Biotopwert" auf. Das gleiche Schicksal(Uferbefestigung aus Stein und Beton) ereilte vieleDorfweiher (z.B. im Tertiärhügelland).

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2 Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

In diesem Kapitel wird ausführlich dargestellt, wel-che Möglichkeiten es für Pflege und Entwicklunggibt und wie sich diese Maßnahmen auf den Biotopund die Biozönose auswirken (Reaktionsanalyse).Nach dem eigentlichen Pflege-Kapitel (2.1) wird aufdie natürliche Entwicklung (s. 2.2, S.139ff), aufNutzungsumwidmungen (2.3, S.142ff) und Puffe-rung und Erweiterung (2.4, S.144ff) eingegangen.Kapitel 2.5 (S.149ff) behandelt die Wiederherstel-lung und Neuanlage. Abschließend werden Vernet-zungsgesichtspunkte (2.6, S. 165ff) dargestellt.

2.1 Pflege

Kapitel 2.1.1 "Traditionelle Bewirtschaftung" stelltalle an Kleingewässern früher und heute üblichenMaßnahmen dar, die in der Landschaftspflegedurchgeführt werden und wurden. Diese bekommenden Kennbuchstaben A vorangestellt und werdenfortlaufend numeriert (A1, A2 etc.).Daran schließen sich zusätzliche Möglichkeiten derPflege an, die zwar heute noch nicht üblich sind,dennoch in Erwägung gezogen werden sollten. Sie-he Kapitel 2.1.2 "Weitere Pflegemöglichkeiten" Sei-te 125ff. Derartige Maßnahmen (= "was man allesmachen kann") bekommen den Kennbuchstaben Bund werden fortlaufend numeriert (B1, B2 etc.).Zunächst eine Übersicht über diejenigen Maßnah-men, welche im folgenden detailliert behandelt wer-den:

A: Erprobte Maßnahmen = Traditionelle Bewirtschaftung (s. Kap. 2.1.1, S.119ff)

A1 Entschlammung und EntlandungA2 Mechanische EntkrautungA3 Einsatz von Graskarpfen zur EntkrautungA4 Abernten untypischer und nicht gefährdeter

typischer Pflanzenbestände zur Detrophierung

A5 Steuerung des WasserstandsA6 EinzäunungA7 KalkungA8 Regulation des Gehölzaufwuchses bzw. PflanzungA9 Mahd der UferbereicheA10 Entfernung von geschlossenen

SchwimmpflanzendeckenA11 Mahd der SeigenA12 Torfstich

B: Weitere Pflegemöglichkeiten (s. Kap. 2.1.2, S.125, ff)

B1 Beseitigung von Unrat und MüllB2 Abfischen und Verhinderung von FischbesatzB3 Instandsetzung alter DämmeB4 Unterschutzstellung, Kauf und PachtB5 Unterbindung von Dränageeinleitungen,

Abwasserzuleitung etc.B6 Bau von Sedimentationsscheidern und

Absetzbecken

B7 Zuführung von unbelastetem WasserB8 Selektive Ableitung von nährstoffreichem

TiefenwasserB9 Beseitigung unnötiger Uferverbauungen aus

Holz, Stein oder BetonB10 SchilfmahdB11 Steuerung des ErholungsverkehrsB12 Kartierung, Überwachung der Sukzession

und DokumentationB13 Einsetzen von Pflanzen und TierenB14 Schaffung von Flachwasserzonen und InselnB15 Gestaltung vegetationsfreier Schlamm-

oder SanduferB16 Bereitstellung bestimmter Choriotope

Steinhaufen, Wurzelstubben, dürres Astwerk, Steilwände etc.

B17 Einbringung künstlicher Nisthilfen: verankerteBrutflöße, Ansitzwarten, Nistkörbe, Nistkästen aus Holz, Fledermauskästen etc.

B18 Altwasser-Pflegekonzept nach WEGENER (1991)

B19 Gewässerpflegepläne für Altwässer nach denGrundzügen der Gewässerpflege des StMI (1987)

B20 Pflegezyklen (nach WEGENER & GROSSER)B21 Rotationsmodell von WILDERMUTH &

SCHIESS

Im Kap. 2.1.3 erfolgt zusammenfaßend eine stich-punktartige Bewertung der Maßnahmen.

2.1.1 Traditionelle Bewirtschaftung

A1 Entschlammung und Entlandung

Allmählich zu verlanden ist das Schicksal aller Still-gewässer. Manchem Anlieger und Naturschützererscheint das Zuwachsen eines Kleingewässers alsein Naturverlust. Von daher erklären sich die relativhäufig gestellten Anträge und Durchführungsbei-spiele von Gewässererweiterungen oder Wieder-aushub kleiner Sümpfe (Egelsee bei Oberwös-sen/TS; Großseggensümpfe südl. von Petting/TS;Weiheranlagen in Erlenbruch, Lkr.KT). Der Entschlammung als wichtiger Methode der Er-haltung von weitgehend verlandeten Klein-gewässern kommt deshalb eine große Bedeutung inder Naturschutzpraxis zu. Grundsätzliche Überle-gungen, wo dieser Eingriff sinnvoll ist und wo nicht,werden im Kap. 4.2.1.1 (S.183ff) angestellt. Tech-nische Details und Ausführung werden im Kap.5.1.1 (S.209ff) behandelt. Bei der Entschlammungwerden die obersten, bes. nährstoffreichen Schich-ten des Sediments abgetragen. Dadurch wird gleich-zeitig neuer Sedimentationsraum geschaffen.WESTHUS (1987) gibt an, daß die Maßnahmen nurin der Zeit vom 1.9. bis 30.11. durchgeführt werdensollen, wobei mindestens ein Teil der Gelegezone zuerhalten sei. WEGENER (1991: 152) meint, daßdiese Maßnahme der entscheidende Sanierungsein-griff ist, da die Nährstoffdepots in den Schlamm-schichten beseitigt, Methan- und Schwefelwasser-stoffbildung unterbunden werden und der Wasser-

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Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

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körper wiederhergestellt wird. Perioden des Trok-kenfallens (also wohl Sommer?) sollten genutztwerden, um die Kleingewässer "mit Technik zubefahren und zu räumen". Dies schädigt aber mitSicherheit die Überdauerungsformen z.B. seltenerNiederer Krebse. ZEIDLER (1991 mdl.) führt Ent-schlammungen "im Winterhalbjahr" mit einemLöffelbagger durch. PRETSCHER und WOIKE(beide 1991 mdl.) betonen die Notwendigkeit vongezielten Teilentlandungen. BLAB (1986b: 69)äußert sich zur Entlandung wie folgt: "Bei hohemFallaubeintrag bzw. weitgehend verlandeten Klein-gewässern [...] empfielt sich ein wenigstens teilwei-ses Entlanden durch Ausbaggern, wobei aber auchnach diesen Tätigkeiten noch umfangreiche Flach-wasserzonen erhalten sein müssen. Nach Möglich-keit sollte dabei ein Teil der Vegetation, verteilt aufmehrere kleine, gestreut liegende Komplexe, belas-sen werden (Refugien, Wiederausbreitungszentrenfür die Tierwelt), alternativ jeweils der Bewuchseiner Seite des Gewässers geschont werden. Diegünstigste Zeitspanne für solche Maßnahmen stel-len die Wochen zwischen Ende September und An-fang November dar. Hochwertige Pflanzenbeständesind dabei aber grundsätzlich bei solchen Entlan-dungsmaßnahmen auszunehmen." BLAB meint so-gar, daß selbst dann, wenn keine Anzeichen vonEutrophierung oder Verlandung sichtbar sind, dieGewässer entschlammt werden müssen, sobaldgrößere Teile des Bodens bedeckt sind. Zahlreichegefährdete Pflanzenarten (z.B. Littorella uniflora,Baldellia ranunculoides, Deschampsia setacea, Pi-lularia globulifera) halten sich nämlich nicht aufschlammigem Grund.Das Schlämmen ist ferner im Art. 78 FiG geregelt.

Wirkungen bzw. Reaktionen:

Durch das Entfernen des am Gewässergrund abge-setzten Faulschlammes werden dem ÖkosystemNährstoffe entzogen. Die Bildung toxischer Gasewird unterbunden und stark wuchernde Pflanzender Röhrichte (wie Glyceria maxima und Phalarisarundinacea, die besonders rasch eine Verlandungherbeiführen) werden zurückgedrängt. Kon-kurrenzschwächere, weniger nährstoffbedürftigePflanzen mit langsamerem Wachstum können sichwieder am Gewässergrund ansiedeln. Kurzfristigwerden wichtige Strukturen zerstört (Bulte mit Ge-legen, Ufervegetation u.U. mit Laichballen, Uferbö-schung mit Larvenstadien von Wasserkäfern undanderen Insekten etc.).

Bewertung:

(wie bei allen Maßnahmen): s. 2.1.3, S.134

A2 Mechanische Entkrautung

Voraussetzung ist eine sehr hohe Bewuchsdichtemit Makrophyten, z.B. Wasserpest. Die mechani-sche Entkrautung erfolgt in den meisten Fällen mitRechen per Hand. Bei größeren Gewässern könnenjedoch auch spezielle Maschinen eingesetzt werden:Rechen, die mit Seilwinden herausgezogen werdenoder sogar Amphibienfahrzeuge (z.B. im Besitz derBayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser,Gärten und Seen).

WEGENER & GROSSER (1989: 6) äußern sichhierzu wie folgt: "... überwiegend von Kraut-schneidebooten aus, aber auch von der Landseiteher. Entkrautungstermin möglichst außerhalb derHauptbrutzeit der Wasservögel. Die maschinelleEntkrautung der Biomasse ist gleichzeitig die wich-tigste Form des Nährstoffentzuges aus dem aquati-schen Ökosystem." Speziell zu Altwässern undKleingewässern der Aue meint WEGENER (1991:149) "Wenn realisierbar, sollte zum Zweck desNährstoffentzuges eine regelmäßige herbstlicheKrautung durchgeführt werden. Dabei ist darauf zuachten, daß von einjährigen Arten, so z.B. der Was-sernuß (Trapa natans), die Samen im Gewässerverbleiben."Das Mähen ist ferner im Art. 78 FiG geregelt.

Wirkung:

Zum einen können direkt Nährstoffe entzogen wer-den, zum anderen fällt die Sauerstoffzehrung beimAbbau weg. Es muß dabei jedoch berücksichtigtwerden, daß im Sediment noch weit größere Phos-phor-Mengen vorhanden sein können.

Außerdem kann es bei Entfernung der Makrophytenzu einer Vermehrung des Phytoplanktons kommen.Dies ist darauf zurückzuführen, daß Makrophytenund Phytoplankton gewissermaßen in Konkurrenzzueinander stehen. Eine hohe Phytoplanktondichteverhindert somit das Auftreten von Makrophytendurch Verschattung und Nahrungskonkurrenz. Zustarker Krautwuchs verhindert ferner die Etablie-rung lichtbedürftiger Pflanzen am Gewässergrund(z.B. Characeen im oligotrophen Kleingewässer).Die Beseitigung der Laichkräuter schafft so neuenLebensraum, zerstört aber gleichzeitig wichtigeAufenthalts- und Laichstrukturen für die Tierwelt.Beim Entkrautungsvorgang selbst ist es auch beisehr vorsichtiger Handarbeit unvermeidlich, daßKleintiere (z.B. Libellenlarven) mit entnommenwerden. Entkrautung ist eine wichtige Maßnahmezur Detrophierung. Über die Beleuchtungsverhält-nisse werden auch Temperatur und Sauerstoffsätti-gung beeinflußt.

Bewertung:

s. 2.1.3, S. 134

A3 Einsatz von Graskarpfen zur Entkrautung

Insbesondere die ansteigende Belastung der Gewäs-ser mit Nährstoffen aller Art und das damit verbun-dene vermehrte Wachstum von Wasserpflanzen hatdazu geführt, daß verschiedene pflanzenfressendeFischarten in bayerische Stillgewässer eingesetztwurden; vor allem der Graskarpfen (Ctenopharyn-godon idella Val.) kam häufig zum Einsatz. Dane-ben spielte wohl auch die potentielle Nutzbarkeitdurch Angler (erhebliche Größe älterer Tiere) beider Verbreitung dieser Fischart eine erhebliche Rol-le. Vor allem die Anglervereine waren es denn auch,die Graskarpfen in bestehende oder neuangelegteStillgewässer einbrachten (DILEWSKI & SCHARF1988). Besatzmaßnahmen sind im § 19 AVFiG ge-regelt, (s. auch Kap.2.1.2 im LPK-Band II.7 "Tei-che".

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Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

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Gerade in den flachen und zugleich eutrophenKleingewässern besteht eine deutliche Konkurrenzzwischen Phytoplankton und Makrophyten; dieseKonkurrenzverhältnisse werden durch den Besatzmit pflanzenfressenden Fischen erheblich verändertzugunsten des Phytoplanktons. Zugleich kommt eszu einer Trübung des Gewässers.

Wirkung:

Insbesondere Graskarpfen können die Unterwasser-flora sehr effektiv abweiden, wobei es nach bisheri-gen Erfahrungen in der Regel zu einer Übernutzungkam, d.h. die Unterwassermakrophyten wurdenquantitativ vollständig abgefressen, wobei nur we-nige Arten (vor allem Hahnenfußgewächse) gemie-den werden. Selbst Röhrichte können erheblich ge-schädigt werden. Auf diese Weise werden die Le-bensbedingungen nicht nur der gefressenenPflanzenarten, sondern auch die der auf diese Vege-tation angewiesenen Tierarten (Röhrichtbrüter, Am-phibien, Fische, Wasserinsekten etc.) in nicht akzep-tabler Weise geschädigt.

Hinzu kommt, daß Graskarpfen (wie auch Silber-karpfen) ihre Nahrung nur schlecht verwerten. ImFreilandversuch wurden 77% des Futters in Formvon Kot wieder ausgeschieden. Der Phosphorgehaltdes Kots war dabei genauso hoch wie der der gefres-senen Makrophyten. Auf diese Weise gelangt der inden Pflanzen gebundene Phosphor zu 77% fein ver-teilt wieder ins Wasser und induziert dort eine ver-stärkte Phytoplankton-Entwicklung und damit ein-hergehend eine Wassereintrübung (DILEWSKI &SCHARF 1988).

Sowohl für natürliche als auch für künstliche Klein-gewässer ist deshalb der Besatz mit makro-phytenfressenden Fischarten abzulehnen; lediglichin jenen wenigen Sonderfällen, in denen ein Wieder-fang dieser Fische zuverlässig möglich ist (in ab-laßbaren Kleinteichen, Regenrückhaltebecken) undzugleich ein Abwandern in andere Gewässer un-möglich ist (keine unkontrollierten Abflüsse, nichtim Bereich von Hochwässern etc.), kann aus derSicht des Naturschutzes einem zeitlich begrenztenBesatz ggf. zugestimmt werden unter dem Vorbe-halt, bei auftretenden Schäden am Gewässer-Öko-system jederzeit das Rückgängigmachen des Besat-zes anordnen zu können. Anglern, welche oft der"Motor" für das Aussetzen von makrophytenfres-senden Fischarten sind, ist es durchaus zuzumuten,an den von ihnen befischten Gewässern die hin-derliche Vegetation ggfs. mechanisch zu entfernen,soweit dies nach der Naturschutzgesetzgebungüberhaupt zulässig ist. Jedenfalls muß die Unterwas-servegetation den gleichen Schutz genießen wie dieauf amphibischen oder terrestrischen Standortenwachsenden Pflanzen.

Einer zu starken Verkrautung ist zunächst durch dieerhebliche und nachhaltige Verminderung der Nähr-stoffeinträge über entsprechende Sanierungs- undExtensivierungsmaßnahmen im Umland (Einzugs-gebiet) entgegenzuwirken; hierzu zählt auch dasEinstellen jeglicher Zufütterung bzw. Anfütterung.

Auch PRETSCHER (1991 mdl.) bestätigt, daßGraskarpfen die Zönosen durcheinanderbringen undalles kahlfressen, und deshalb seien sie abzulehnen.

A4 Abernten untypischer und nicht gefähr-deter typischer Pflanzenbestände zurDetrophierung

Dieser Vorschlag zur Detrophierung stammt vonWITTIG (zit. in BLAB 1986b: 68). Die Pflanzen-bestände präzisiert er wie folgt: Phragmites-, Ty-pha-, Schoenoplectus lacustris-,Glyceria fluitans-,Eleocharis palustris-, Carex rostrata-, Juncus effu-sus-, Juncus acutiflorus-, Sphagnum cuspidatum-,Juncus bulbosus- und Potomogeton natans- Gesell-schaft, SCIRPO-PHRAGMITETUM, bei sehr dichtemBewuchs auch Teile des NYMPHAETEUM ALBAE.Für bayerische Verhältnisse erscheinen aus dieserListe jedoch nur Phragmites, Typha, Sparganiumund evtl. Glyceria als ausreichende Massenträgerzur Detrophierung geeignet.Die Schilfmahd im besonderen wird als eigeneMaßnahme behandelt (B10, S. 128 ff.). SCHLUM-PRECHT & STUBERT (1989: 96) empfehlen die"Entnahme von Verlandungsvegetation unter Be-rücksichtigung der Sukzessionsstadien benachbar-ter Gewässer bis maximal ein Drittel".

Wirkung:Über konkrete Auswirkungen liegen keine Datenvor. Wahrscheinlich hält sich der Nährstoffentzug inGrenzen, wenn nicht gerade kontinuierlich und inMassen geerntet wird. Der Nährstoffentzug überKonsumenten höherer Ordnung (Fische!) ist mitSicherheit effizienter.

Bewertung:s. 2.1.3, S. 134

A5 Steuerung des Wasserstands

Diese Maßnahme wird durch das Vorhandenseineines Mönchs sehr erleichtert. Andernfalls muß miteinem Schlauch gearbeitet werden (Prinzip der kom-munizierenden Röhren).WESTHUS (1988: 87) führt aus: "Ein exakt formu-liertes Schutzziel ist die wichtigste Voraussetzungfür eine naturschutzorientierte Steuerung des Was-serstandsverlaufs. Zur Erhaltung einer als Lebens-raum und für den Erosionsschutz wichtigen, relativstabilen Röhricht- und Laichkrautzone ist der Was-serspiegel möglichst konstant zu halten. Besondersfür Wasserpflanzen bedeutet ein Trockenfallen desStandortes eine mehr oder weniger große Störungund führt ggfs. zur Auslese weniger toleranter Arten,wie Schwimmendes Laichkraut (Potamogeton na-tans) oder Wasserknöterich (Polygonum amphibi-um). Die meisten Arten der Gelegezone ein-schließlich des Schilfes tolerieren aber eine Wasser-spiegelabsenkung ab Spätsommer gut. Dementspre-chend ist zu fordern, daß die Wasserspiegelschwan-kungen in der Vegetationsperiode 40 cm nicht über-schreiten. Ein herbstliches Absenken bis zum Be-ginn der Laichkrautzone ist tolerierbar, ein winterli-ches Durchfrieren des Gewässerbodens aber unbe-dingt zu verhindern.Zur Entwicklung von Pflanzengemeinschaften derStrandlings- und Zwergbinsenrasen sind offene,trockengefallene Gewässerufer und -böden, die län-gere Zeit noch gut durchfeuchtet sind, eine wesent-liche Voraussetzung. Diese Bedingungen werden

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Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

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durch eine langsame, möglichst schon im Vorfrüh-ling einsetzende Wasserspiegelabsenkung erreicht.Erst nach Samenreife der überwiegend einjährigenArten sollte im Spätherbst wieder angestaut werden.Die periodische Entfernung organogener Sedimente(z.B. im Rahmen von Entlandungsmaßnahmen)wirkt sich auf die Entwicklung von Zwergbinsenra-sen förderlich aus.Für die Fauna bedeutet ein winterliches Trockenfal-len, daß einige Tiergruppen (z.B. Süßwasser-schwämme oder Weichtiere) diesen Bereichen feh-len oder auffallend verarmt sind. Dementsprechendsollten bestimmte Gewässerbereiche bespannt, oderder Boden zumindest durchfeuchtet bleiben. Für dieBrutvogelfauna sollte der Vollstau bis spätestens zuBeginn der Brutzeit (Anfang April) erreicht sein. BisMitte Juli ist er dann möglichst konstant zu halten.[...] Günstig für rastende Watvogelbestände(Herbstzug) ist eine relativ früh im Sommer einset-zende schnelle Absenkung des Wasserspiegels, beider großflächig frische Schlammflächen freiwerden.Auch im Oktober sollten solche noch für spätziehen-de Arten zur Verfügung stehen. Die Absenkung desWasserspiegels zum Frühjahrszug der Limikolensollte nur an wenigen ausgewählten Gewässern inErwägung gezogen werden, da Konflikte mit derenFunktion als Brutbiotop u. a. auftreten."KONOLD(1987: 540) äußert sich zur Wasser-standssteuerung wie folgt: "Weiher mit geringerWasserzufuhr müßten häufiger abgelassen werden.Die Winterung würde eine ganze Reihe von Pionier-pflanzen zum Zuge kommen lassen, darunter dieCharaceen, die sich nach dem Bespannen rasch ein-stellen. Der Verschluß des Mönchs müßte zeitlichso erfolgen, daß z.B. Erdkröte, Gras- und Laub-frosch ablaichen können (ein Gewässer kann auchnur teilweise gefüllt sein). Die Sömmerung gäbeeinigen Pflanzen der Teichbodengesellschaften dieGelegenheit, sich anzusiedeln und vor allem wiederin räumlicher Nähe einen Wuchsort zu finden. Diesbeträfe z.B. die Bidens-Arten, Eleocharis-Arten,Elatine triandra, Peplis portula oder Carex bohemi-ca."Wasserstandsschwankungen waren ferner bei dentraditionellen Nutzungsformen "Rückenwiesen"und "Triftklausen" integriert (s. 1.7.2, S.80ff).Bewertung:s.2.1.3, S. 134

A6 Einzäunung

Kleingewässer im Bereich von Viehweiden wurdenunter traditioneller Landwirtschaft in aller Regelnicht ausgezäunt, vielmehr hatte das Weidevieh Zu-tritt bis an den Gewässerrand, bei entsprechend fla-chem Ufer auch in das Gewässer selbst. Die Tieresammeln sich i.d.R. an den Wasserstellen.Wirkung:Aus der Sicht des Arten- und Biotopschutzes ist dieBeweidung im allgemeinen nicht als Pflegemaßnah-me, sondern als Belastung anzusehen (Tritt- undFraßschäden am Ufer, unter Wasser und in angren-zendem Grünland, Wassertrübung, Eutrophierung(vgl. 1.11.1.2 "Gefährdungsfaktoren", S.109ff).Dennoch kann im Einzelfall auch Beweidung er-

wünscht sein oder zumindest als nicht den Schutz-zielen widersprechend eingestuft werden. So können in der (teilweisen) Zerstörung der höher-wüchsigen Vegetation und der Freilegung des orga-nischen oder mineralischen Untergrundes auch po-sitive Effekte liegen. Gerade konkurrenzschwachePflanzenarten sind auf offene, nicht bereits von dich-ter Vegetation besiedelte "Primär- oder Rohboden"-Standorte angewiesen. Auch für Laufkäfer bei-spielsweise wurde nachgewiesen, daß sie von dermit der Beweidung verbundenen (Teil-)Auflösungder Pflanzendecke profitieren, da der Raumwider-stand abnimmt und zugleich infolge des Viehtrittesein dichtes Muster von Kleinststandorten (z.B. was-sergefüllte verdichtete Trittsiegel) entsteht, welchesfür verschiedene Arten förderlich ist. Auch für ver-schiedene Vogelarten kompensiert die leichtere Er-reichbarkeit der Nahrung in den kurzrasigen Flächenden möglicherweise auftretenden absoluten Men-genrückgang leicht (so BURNHAUSER 1983: 208mit Bezug auf den Weißstorch).WESTHUS (1988: 92) meint: "Der Rückgang be-stimmter Pflanzen- und Tierarten zeigt, daß das bis-her vom Naturschutz geforderte generelle Verbotdes Zutritts von Weidevieh an Standgewässeruferüberdacht werden sollte. Zumindest an einigen Ge-wässerpartien mit geringer Erosionsdisposition, woaußerdem keine akute Trophieverschlechterungdroht, empfiehlt es sich, durch Weideviehzutrittauch kurzrasige, lückige und besonnte Uferpartienzu erhalten."PRETSCHER (1989: 15) empfiehlt wegen der Tritt-schäden generell das Auszäunen von Tränkestellen.Umgekehrt gibt es auch genügend Beispiele fürverträgliche Viehdichten. Die Entscheidung, ob aus-gezäunt werden soll oder nicht, muß daher demEinzelfall vorbehalten bleiben (vermutlich > 0,5GV/ha). Sind seltenere Pflanzen betroffen (z.B.Eriophorum scheuchzeri), so sollten die Almtümpeltrotz der Beeinträchtigung des Landschaftsbildeseingezäunt werden.Außerdem hilft ein Zaun auch gegen wiederholtesBefahren des Uferbereichs mit zu schweren Maschi-nen (Traktoren).Schließlich können halbautomatische Tränkvorrich-tungen (Pumpwirkung durch das Stubbsen desViehmauls) offene trittgefährdete Viehtränken er-setzen. Das Uferbetretungsrecht zur Ausübung derFischerei ist im Art. 70 FiG geregelt.

A7 Kalkung

Zur Kalkung von Kleingewässern liegen unter-schiedliche Äußerungen vor:PRETSCHER und WOIKE (beide 1991 mdl.) leh-nen die Kalkung prinzipiell ab. Demgegenüber hältSCHÄFER (1991 mdl.) mit Rücksicht auf die Am-phibien eine Kalkung ab pH5 für vertretbar undnötig. Praxisversuche an Kleingewässern bei Wei-ding/Opf. zeigten, daß nicht mehr als 1 Zentnerkohlensaurer Kalk oder Düngerkalk auf 1.000m2

ausgebracht werden darf, wenn Verätzungen undFischsterben vermieden werden sollen. Der Kalk seiam besten im Winter auf der gefrorenen Eisdecke zuverteilen. Nach vorher 4 Jahren Stagnation der

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Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

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Vegetationsentwicklung brachte die Kalkung eineNährstoff-Mobilisation und löste einen Wachstums-schub aus. (Zum Vergleich: In einem gleichaltenkleineren Tümpel in unmittelbarer Nähe sank der pHweiter ab (1991: pH5), und eine Schwingrasen-Bil-dung setzte ein.) Das Problem der Kalkung stelltsich wohl nur im Bereich der sauren bayerischenGrundgebirge. Welche Effekte durch eine evtl.schleichende Bodenversauerung aus der Luft eintre-ten werden, bleibt abzuwarten. Bei der Kalkung vonWäldern sollten jedenfalls die Waldtümpel keines-falls mitgekalkt werden (vgl. auch Kap. 2.1.1 imLPK Band II.7 "Teiche").Wirkung:Azidophile Arten (s. 1.4 Pflanzenwelt, S.28ff und1.5 Tierwelt, S.38ff) werden durch die pH-Anhe-bung von ubiquitären Arten verdrängt. Verätzungenbei zu hohen Dosen. Außerdem droht eine Nivellie-rung der Kleingewässer hinsichtlich ihres Säuregra-des.

A8 Regulation des Gehölzaufwuchses bzw. Pflanzung

Das Für und Wider von gehölzbestockten Ufernwird ausführlich von WESTHUS (1987: 30f) disku-tiert:Für Gehölzbestockungen ergeben sich folgendeArgumente:

• Sie bieten guten Schutz vor Uferschäden durchErosion.

• Sie setzen die Windgeschwindigkeit herab undvermindern hierdurch die Verdunstung.

• Sie verhindern eine zu starke Erwärmung undeine zu üppige Verkrautung der Gewässer. So istvon Unterhaltsmaßnahmen an Fließgewässernbekannt, daß Gehölze an Südufern die Lichtin-tensität um etwa ein Drittel, die Makrophyten-biomasse entsprechend um 10-30% reduzieren.Vergleichsmaßstab bildet die unbeschatteteZone. Gehölzwuchs auf der Nordseite beeinflußtdie Gegebenheiten nur etwa halb so stark.

• Sie können zur Holzerzeugung beitragen (bzw.Kopfweiden).

• Sie können Windschutz für angrenzende land-wirtschaftliche Nutzflächen bieten.

• Sie können Störungen vom Gewässer abschir-men (inklusive Sichtschutz).

• Sie bieten Deckung sowie Brut- und Nahrungs-habitat für verschiedene Tierarten :

SPERBER (o.J.) nennt dazu folgende Beispiele:

- Überhängende Wurzelstöcke bieten Fischen undKrebsen Unterstandsmöglichkeiten.

- Wurzeldurchwachsene Steilufer sind Brutplätzefür Wasseramsel, Gebirgsstelze, Zaunkönig,Rotkehlchen, auch für den seltenen Eisvogel; dieStrauch- und Baumschicht stellt Brutmög-lichkeiten für verschiedenste Wald- und hecken-bewohnende Vogelarten zur Verfügung.

- Baumsamen und Strauchfrüchte sind wichtigeNahrungsquellen: Erlensamen ergiebigstes Win-terfutter für Erlenzeisig und Stieglitz; Trauben-kirschen als Reiseproviant für die durchziehendenGrasmücken, Drosseln und Rotkehlchen; Beeren

des Schneeballs und Früchte des Pfaffenhütchensals Vitaminreserven für überwinternde Dompfaf-fen und Seidenschwänze.

- Blühende Traubenkirschen und Weiden als Nek-tarquelle für Insekten, diese wiederum An-flugnahrung für Insekten; Faulbaum eine der be-sten Trachtpflanzen für Bienen.

- Deckung für den nahrungssuchenden Graureiherebenso wie für Wildarten wie Fasan und Hase.

- Der Abfall vor allem des eiweißreichen Erlenlau-bes wirkt sich auf das Leben im Wasser günstigeraus als die säurereichen Nadeln der Nadelbäume.

Gegen Gehölzbestockungen können folgende Ar-gumente aufgeführt werden:

• Sie vermindern die Durchlüftung infolge Wind-bremsung.

• Sie beeinträchtigen das Habitatangebot durchBeschattung für Amphibien und Vögel undschränken allgemein die Ausbildung breiterRöhrichtgürtel und Therophytenfluren ein (ins-besondere am S- und SO-Ufer). Bei einem Wald-Kleingewässer an der Straße bei Michelsneu-berg/Opf. verdrängt die Schwarzerle ein bedeu-tendes Vorkommen von Pinguicula vulgaris amUfersaum.

• Sie beeinträchtigen den Makrophytenbewuchsstark durch Beschattung.

• Sie beeinträchtigen die Rastplatzfunktion desGewässers durch Zuwachsen von Einflug-schneisen für Vögel. Baumreihen am Ufer erhö-hen die Fluchtdistanz für bestimmte Was-servogelarten. Außerdem meiden verschiedeneVogelarten (z.B. Storch) allseitig von Gehölzumschlossene Gewässer.

• Sie erhöhen den Nährstoffimport durch Laub-fall. Der jährliche, u.U. enorme Laubeintragkann jedoch gestoppt werden, indem die Gehölz-pflanzung vor allem auf der windzugeneigtenSeite beseitigt wird.

• Vor allem Erlen im unmittelbaren Uferbereichtranspirieren stark und entziehen so dem Klein-gewässer Wasser.

Unter Berücksichtigung dieser Fakten müssen nachWESTHUS für jedes einzelne Gewässer konkretGestaltungspläne erarbeitet werden, welche die ört-lichen Gegebenheiten wie Relief, Artenausstattung,Umlandverhältnisse usw. berücksichtigen. Pla-nungsziel könnte ein ausgewogenes Verhältnis zwi-schen offenen und gehölzbestandenen Uferpartiensein, wobei

• der Anteil gehölzbestandener Ufer nicht mehrals ein Drittel der Gesamtuferlänge betragensollte,

• die Ufergehölze vorrangig an stark geneigtenUferpartien (Böschungsgefälle >1:3) mit Erosi-onsgefährdung angelegt werden sollten,

• die Ufergehölze vor allem an Ost- und Nordost-ufern (bei Hauptwindrichtung Südwest bisWest) anzupflanzen sind.

In einem anderen Artikel führt WESTHUS (1988:91) aus: "Bei Gehölzbestockung an Standgewässer-ufern überwiegen aus Naturschutzsicht die nachtei-ligen Wirkungen. Dementsprechend sollte der An-

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Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

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teil gehölzbestandener Ufer in der Regel nicht mehrals ein Drittel der Gesamtuferlänge betragen. DieGehölze sollten vor allem auf erosionsgefährdete,steiler geneigte und windexponierte Uferpartienkonzentriert sein. Die offenzuhaltenden Uferpartiensollten durch einzelne Gehölze oder kleinere Grup-pen aufgelockert werden [...]. Ufergehölze an Stand-gewässern erfordern keinen wesentlichen Pflege-aufwand. Einzelne Gehölze sollten sich selbst über-lassen werden, die Pflege der übrigen umfaßt Tot-holzentnahme, leichte Durchforstung und das Auf-den-Stock-Setzen."GÖRNER (1988: 97) weist darauf hin, daß dasAbsägen der Äste oder Schneiden der Ruten nichtsnützt, wenn nicht gleichzeitig der Stockausschlagverhindert wird. Hierzu sei, gezielt und sehr sorg-sam, die Ausbringung von chemischen Mitteln(Hormest) mit einem Pinsel auf jede Schnittflächenötig. Diese Methode wird heute aus allgemeinenGründen grundsätzlich abgelehnt. Nur jüngere Wei-den lassen sich noch mit den Wurzeln herausreißen.

Anflug von Gehölzsamen und üppiger Gehölzauf-wuchs sind ein generelles Problem von Biotop-neuanlagen. Auf der Münchner Schotterebene sindes vor allem Weiden, die überall auf dem abgescho-benen Boden sprießen (Biotopanlage Gfällach).Photo 9 im Anhang zeigt den Biotop bei Bern-hardswald (Oberpfalz), wo die Schwarzerle zu dich-ter Verbuschung drängt. Die Fläche wurde erst vor2 Jahren von Hand entkusselt.

BURNHAUSER (1983: 301) fordert eine teilweiseEntfernung des Gehölzbestandes, um eine gewisseÜbersicht für den Storch zu ermöglichen. Wenig-stens eine Uferseite sollte ganz frei werden. Soweitmöglich, sollten an der Süd- bzw. Westseite dieGehölzteile belassen werden, um nicht ungewollteine Verkrautung des Gewässers zu fördern. DieFluchtdistanz des Weißstorchs sei bei gehölzbe-stockten Ufern deutlich herabgesetzt.

PLACHTER (1983a: 100) empfiehlt dichte Gehölz-pflanzungen um das Gewässer, um Moto-Cross-Fahrer und Badende von den Ufern fernzuhalten.Generell hält er jedoch offene Flächen für besser:"Großflächigem Gehölzanflug (z.B. Weide) ist früh-zeitig entgegenzuwirken. Umfangreiche struktur-und artenarme Weidengehölze dienen nur wenigenArten als Lebensraum und sollten deshalb vermie-den werden. Dagegen können artenreiche, gestufteGehölze auf Teilflächen geduldet werden [...]. Grund-sätzlich müssen umfangreichere Pflegemaßnahmenwährend der Brutzeit der Vögel unterbleiben, eben-so Maßnahmen während der Wintermonate, durchdie Tiere in ihren Winterverstecken möglicherweisefreigelegt werden."

BLAB (1986b: 69) führt an: "Um einer zu intensivenBeschattung vorzubeugen, ist - bei Bedarf - dieGehölzvegetaion der (vor allem Süd-) Ufer zu lich-ten."

SPERBER (o.J.) äußert sich wie folgt: "Die Nord-seite kann mit geschlossenen Baumzeilen gestaltetwerden. Die übrigen Ufer werden wenigstens grup-penweise mit niedrig bleibenden Sträuchern be-pflanzt (Schneeball, Hartriegel, Weißdorn, Pfaffen-hütchen, Brombeere).[...] Naturnahe Uferbe-

stockungen können langfristig "plenterartig" imStockausschlagbetrieb gepflegt und genutzt werden.Im Spätwinter werden entbehrliche, störende oderauch erntereife Bäume einzeln oder gruppenweisesorgfältig ausgehauen. Aus den sauber, am bestenmit der Axt abgeschrägten Stöcken treiben dannbereits im Frühjahr wieder üppige Stockausschläge,die, falls sie zu dicht stehen, mit einer Heppe verein-zelt werden können. Baumweiden können durchalljährliches Köpfen zu "Kopfweiden" ausgeformtwerden. Alte Kopfweiden sind beliebte Brutbäumefür Steinkauz, Wiedehopf, Wendehals und Feld-sperling."

A9 Mahd der Uferbereiche

Die Notwendigkeit der Mahd der Uferbereiche fürden Weißstorch wird immer wieder von BURN-HAUSER (1983: 294) betont (vgl. auch Habitatan-sprüche unter 1.5.4.8 "Vögel", S.64ff). Hohe Rand-vegetation verhindere eine Nutzung durch denStorch oder schränke sie sehr stark ein (höhereFluchtdistanz, bzw. die Störche verschwinden beiHochstaudenvegetation). BURNHAUSER fordertdeshalb eine Mähprämie, um Teichbesitzer zu be-wegen, wenigstens Teilabschnitte regelmäßig (!) biszum Wasserrand zu mähen.Daneben plädiert noch WESTHUS (1988: 92) füreine Ufermahd: "Zur Erhaltung relativ kurzzeitigerSukzessionsstadien (Flutrasen, verschiedene Klein-röhrichte) sind periodische Eingriffe wie die Entfer-nung der Vegetation an bestimmten Uferabschnittennotwendig, die etwa alle 3 bis 4 Jahre wiederholtwerden müßten." Das Mähen ist ferner im Art. 78 FiG geregelt.Wirkung:Durch Ufermahd (vgl. auch Einstreuweiher 1.7.2.2,S.81ff) verschwinden die Ufer-Hochstauden, Ca-rex-Bulte und diverse Röhrichtgesellschaften. Da-mit werden wertvolle Verlandungsvegetation undTierlebensräume (Vögel, Schmetterlinge etc.) zer-stört. Andererseits werden durch Mahd seltene licht-bedürftige Rosettenpflanzen gefördert.Bewertung: s. 2.1.3, S. 134

A10 Entfernung von geschlossenen Schwimmpflanzendecken

Bei eutrophen bis polytrophen Standortverhältnis-sen können Schwimmpflanzen, vor allem Wasser-linsenarten, das Kleingewässer sehr rasch vollstän-dig überwachsen, wenn nur wenige randliche Ge-hölze kaum verschattend wirken, aber genügendSchutz gegen Wellenschlag entwickeln. Da die insWasser einfallende Lichtmenge unter einer dichtenSchwimmpflanzendecke fast auf 0 absinkt, könnensich keine submers wachsenden Arten mehr ent-wickeln, auch die Tierwelt ist sehr stark beeinträch-tigt : Die Wassertemperatur sinkt ab und steigt selbstbei vollem Sonnenschein nur wenig an. Das Gewäs-ser wird deshalb für Amphibien unattraktiv. Da sichkaum mehr Kleinalgen entwickeln können, wirdauch den Kleinkrebsen sowie den folgenden Glie-dern des Nahrungsnetzes die Grundlage entzogen.

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Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

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Die Schwimmpflanzen können vom Ufer oder vomBoot aus abgeschöpft werden. Sobald allerdingsetwas stärkerer Bewuchs z.B. von Röhrichtpflanzenvorhanden ist, kann kaum mehr effektiv geerntet wer-den. Das Entfernen von geschlossenen Schwimm-pflanzendecken (Lemna spec.) in sehr eutrophen Ge-wässern kann die Beschattung der Unterwasserve-getation nur für kurze Zeit verhindern, da das vor-handene hohe Nährstoffangebot für baldigen Ersatzder entnommenen Menge sorgt. Zudem dürften nor-malerweise vor allem die Fadenalgen von einer sol-chen Maßnahme profitieren, so daß die erzieltenEffekte durchaus das Gegenteil des Erwünschtensein können. Es sollte deshalb jedenfalls angestrebtwerden, den auslösenden Faktor, den zu hohenNährstoffgehalt, zu beeinflussen. Hier kann nur einegrundlegende Verminderung des Nährstoff-angebotes helfen, d.h. eutropher Bodenschlammmuß entnommen und der weitere hohe Nährstoffein-trag verhindert werden durch Reinigung der Zuflüs-se und Verhindern von erosiven Bodeneinträgen.Hilfsweise kann versucht werden, durch Entfernenvon Randgehölzen Wellenschlag zu ermöglichen;gerade bei den Kleingewässern ist dies aber auf-grund ihrer oft geschützten Lage schwierig. ObWassergeflügel (z.B. Enten und Gänse) wirksamLemna zurückdrängen können, muß offen bleiben;es wären wahrscheinlich Schädigungen der Uferve-getation durch Abfressen zu erwarten.In manchen Gegenden wurden Wasserlinsen vonden Bauern regelmäßig abgeerntet. Sie besitzen ei-nen beträchtlichen Futterwert (rohfaserarm, reich anEiweiß und Stärke). Das Viehfutter wurde frisch,getrocknet und sogar gesäuert für Geflügel undSchweine verwendet.

Bewertung:s. Kap. 2.1.3

A11 Mahd der Seigen

Seigen und Qualmwasserpfützen können ohneMahd nicht erhalten werden. Die Wiesen innerhalbder Deiche sind meist zweischürig. Ohne Mahdwachsen in den Geländedepressionen Carices zuBulten aus. Die typischen Bewohner temporärerkurzrasiger Seigen (z.B. der Kiemenfußkrebs Triopscancriformis) werden dann von Arten der Großseg-genrieder verdrängt.

Bewertung:s. Kap. 2.1.3

A12 Torfstich

Durch Trocken- oder Naßtorfstich entstanden im-mer wieder neue Kleingewässer im Moorkörper.Ohne diese Maßnahme verschlechtert sich die Situa-tion der tyrphobionten Arten zusehends, da die be-stehenden Torfstiche verlanden: Die übersteilenKanten brechen häufig ein und verfüllen das Klein-gewässer. Die biotopschaffende Maßnahme "Torf-stechen" - im kleinen Maßstab - kann heute (mangelsökonomischer Rentabilität) von der Landschafts-pflege imitiert werden. Torfstich setzt eine lokaleVorentwässerung voraus, da sonst der zähe Torfbreinicht gestochen werden kann.

Der Wasserzug beträgt etwa 5-6 m beiderseits desEntwässerungsgrabens in den Moorkörper hinein.Maßnahmen mit Maschineneinsatz lassen sich nurim Winter durchführen (gefrorener Boden).Bewertung:s. Kap. 2.1.3

2.1.2 Weitere Pflegemöglichkeiten

Nach den Maßnahmen im Rahmen der +/- traditio-nellen Bewirtschaftung werden nun weitere Pfle-gemöglichkeiten vorgestellt.

B1 Beseitigung von Unrat und Müll

Durch das Abladen von Müll und Abraum werdenKleingewässer verschmutzt und Teile der Vegetati-on zerstört. Meist ist jedoch der optische Schadengrößer als der biologische. Nach Entfernen des Ab-raums kann sich die Vegetation wieder regenerierenund der ästhetische Wert des Kleingewässers nimmtzu (z.B. Entrümpelungsaktion von Kleingewässernund Toteislöchern im Lkr. Mühldorf).

Bewertung:s. Kap. 2.1.3

B2 Abfischen und Verhinderung von Fischbesatz

Als häufigste und mit massivste Beeinträchtigungvon Kleingewässern wurde im Kap. 1.11.1.2 (S.109)ein unangepaßter Fischbesatz aufgeführt. Wirkun-gen auf die Biozönose sind dort dargestellt. Vgl.auch BLAB (1986b: 67): "Hohe Besatzdichten,selbst mit sog. Friedfischen, und noch mehr mitRaubfischen (z.B. Regenbogenforelle) wirken sichteilweise sehr negativ auf die anderen Gewässermit-bewohner aus. Gravierend ist in diesem Zusammen-hang außerdem auch das Beseitigen der Verlan-dungszonen (um die Fläche für die Fischproduktionzu erhöhen), das Zufüttern von Nahrung (Eutrophie-rung), das periodische Trockenlegen von Teichen,das Kalken (viele gefährdete Arten benötigen kal-karmes Wasser), der Störeinfluß von Anglern sowiedie menschliche Verfolgung von Nahrungskonkur-renten wie etwa Graureiher und Eisvogel." Grund-sätzliche Überlegungen zum Problem des Fischbe-satzes werden im Kap. 4.1.2.2, S.180ff.) angestellt.

Fischvorkommen ist leicht an der Wassertrübung(Gründeln der Fische) zu erkennen. Leider zeigt diePraxis, daß das Aussetzen von Fischen durch Drittein Naturschutzteichen praktisch nicht verhindertoder kontrolliert werden kann. Der Wasserspiegelsollte, wenn sich die Fische zu stark vermehren,mittels einer einfachen "kommunizierenden Röhre"oder per Mönch von August bis Oktober langsam (!)abgelassen und die Fische mit einem Netz herausge-fischt werden (SCHÄFER 1991 mdl.).Besatzmaßnahmen sind im § 19 AVFiG geregelt.Wirkung:Durch den verringerten Fraßdruck auf das Zoo-plankton können sich Großfiltrierer (Daphnien) ver-mehrt etablieren. Als Folge wird die Phytoplankton-dichte und dadurch die Primärproduktion reduziert.

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Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd. II.8 Stehende Kleingewässer � StMLU/ANL 1994

Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

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Hintergrund: Weißfische fressen Zooplankton unddarunter bevorzugt Wasserflöhe (Daphnien). DaDaphnien die wirksamsten Grünalgen-Fresser sind,hat der Weißfischbestand indirekt Auswirkungenauf die Phytoplankton-Gemeinschaft. Werden dieWeißfische nicht abgefischt, so bewirkt der hoheFraßdruck, daß bald kleinere Zooplankter im Ge-wässer dominieren. Diese können die Algen jedochnicht so effektiv kontrollieren! Ein zu hoherWeißfischbestand trägt somit zu einer größerenPhytoplankton-Produktion und Wassertrübung bei.Die Effekte des Abfischens von Nutzfischen nachBeendigung der Teichwirtschaft auf die Lebensge-meinschaft eines Stillgewässers hat auch CLAUS-NITZER (1983a) dargestellt. Zwar sind diese Er-gebnisse nicht ohne weiteres auf die unterschiedli-chen Kleingewässertypen zu übertragen, dennochist die Tendenz der Aussagen grundsätzlich ver-gleichbar.

An einem Fischteich in Niedersachsen untersuchteer die Reaktion verschiedener Tier- und Pflanzen-gruppen auf den Wechsel der Bewirtschaftungs-form. Die Entnahme der Nutzfische zeigte kaumEinfluß auf die Verlandungsvegetation. Das Ab-schieben der nährstoffreichen Bodenoberfläche för-derte jedoch stark das Wachstum der Schnabel- Seg-ge (Carex rostrata).

Während in den ersten beiden Phasen (intensive undextensive Teichwirtschaft) das Wasser ständig ge-trübt war, wurde es durch das Fehlen von Fischen inPhase III klar, so daß der Grund sichtbar wurde.Durch den erhöhten Lichteinfall vermehrte sich diesubmerse Vegetation, besonders stark Myriophyl-lum alterniflorum, Pilularia globulifera und Ricciafluitans.

Reaktion der Amphibien

Während bei extensiver Fischhaltung ohne Fütte-rung ein drastischer Rückgang des Lurchbestands zubeobachten ist, da die Fische auf "Naturnahrung"angewiesen sind und die Amphibienzahl geringer istals bei intensiver Teichwirtschaft mit Fütterung,folgte auf das Abfischen rasch eine Erholung der

Bestände aller Arten, mit Ausnahme der Erdkröte;deren giftige Larven hatten einen relativen Vorteilgehabt, da sie von den Fischen kaum gefressenwurden. (Tab. 2/1, S. 126)

Reaktion der Vögel

Den flachen, intensiv oder extensiv bewirtschaftetenFischteich suchten Reiher und Störche als Nah-rungsbiotop auf, nach Entnahme der Fische wählteder Graureiher den Teich nur noch als seltenen Auf-enthaltsort. Die Weißstörche konnten dagegen jetztnoch das "Biotopgewässer" als Nahrungsquelle nut-zen, da auch Käferlarven und Lurche auf ihremSpeisezettel stehen. Beim Zwergtaucher war nachdem Abfischen eine deutliche Bestandszunahme zuregistrieren, da er im nun klareren Wasser seineNahrung, bestehend aus Insekten- und Lurchlarven,besser finden konnte.

Reaktion der Libellen

Bereits nach der vorangegangenen Extensivierungwaren Arten- und Individuenzahl deutlich angestie-gen, weil durch den Fortfall des Ablassens und diedaraus resultierende permanente Wasserbedeckungweit weniger Larvenverluste auftraten; im winter-trockenen Fischteich hatten sich nur diejenigen Ar-ten entwickeln können, die als Ei oder Imago über-wintern. So dominierten während der Intensivnut-zung die üblicherweise an Fischteichen häufigenSpätsommerarten, nach der Extensivierung tratendann Frühsommerarten in großer Zahl hinzu.

Nach der Entfernung des Fischbesatzes kam es zukeinem wesentlichen Anstieg der Individuenzahlenmehr, dafür traten allerdings auch lokal seltene Ar-ten auf.

Reaktion anderer Insektenarten

Das Abfischen und damit der Übergang zur "Biotop-Phase" führte zu einem starken Bestandszuwachs anKöcherfliegenlarven, welche wahrscheinlich eineRolle als Nahrung für den Zwergtaucher und dieReiherente spielen.Auffallend war auch die starke Zunahme großerräuberisch lebender Wasserinsekten, insbesondere

Amphibienart Phase I Phase II Phase III

Knoblauchkröte gut gering gutErdkröte sehr gut sehr gut gutMoorfrosch gut keine gutWasserfrosch gut gering sehr gutGrasfrosch gut gering sehr gutTeichmolch gut gering sehr gutKammolch gut gering sehr gut

Phase I = Intensive Teichwirtschaft incl. Zufütterung;Phase II = Extensive Teichwirtschaft ohne Fütterung, Ausmähen und AblassenPhase III = Völlige Nutzungsaufgabe nach Abfischen

Tabelle 2/1

Bestandsentwicklungen einzelner Amphibienarten bei unterschiedlicher Teichbewirtschaftung (nach CLAUS-NITZER 1983a)

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Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

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Wasserskorpion (Nepa rubra), Stabwanze (Ranatralinearis), Großlibellenlarven (Anisoptera), Gelb-randkäfer-Larven (Dytiscus spec.) und Wasserspin-ne (Argyroneta aquatica).

Hinweise zur Technik der Entfernung von Fischen ausKleingewässern:

Am einfachsten und im Sinne des Arten- und Bio-topschutzes am verträglichsten ist das Ablassen desGewässers über einen regelbaren Ablaß (Mönch)und sofortige Wiederbespannung. Diese Methodeist allerdings nur bei einem geringen Teil der Klein-gewässer möglich, hauptsächlich bei kleinen Fisch-teichen, an denen die entsprechenden baulichen An-lagen noch intakt sind. Die am Gewässerboden bzw.in speziellen Gruben sich sammelnden Fische kön-nen meist leicht sortiert und ggf. eingesammelt wer-den. Es muß allerdings darauf geachtet werden, daßdie unterliegenden Gewässer, vor allem der Vorflu-ter, nicht durch ablaufenden Schlamm geschädigtwerden; entsprechend langsames Ablassen ist gebo-ten. Die Praxis, ein Übermaß an Schlamm, welchesja auch in Naturschutz-Kleingewässern unerwünschtist, durch schnelles Ablassen auszuschwemmen,sollte keinesfalls mehr ausgeübt werden, wenn keinespeziellen Absetzbecken nachgeschaltet sind.In allen anderen Kleingewässern, in denen das Ab-lassen nicht möglich ist, kann auch mit her-kömmlichen Methoden (Netze, Angel, Reusen) ab-gefischt werden. Allerdings sind alle diese Metho-den ziemlich unzuverlässig und arbeitsaufwendig;zudem machen in vielen Fällen die Unterwasserve-getation, Uferrandgehölze oder nicht betretbareUferpartien die Anwendung dieser traditionellenTechniken unmöglich. Ebenfalls möglich ist dasLichtfischen bei Nacht von einem Boot aus; überden Erfolg dieser Methode liegen derzeit keine In-formationen vor. Die Radikalmethode des "Ab-fischens" durch Zündung einer Sprengladung kannheute keinesfalls mehr zur Diskussion stehen.Eine weitere Methode, die zwar sehr wirksam ist,selbst unter schwierigen Bedingungen in bewachse-nen reliefreichen Gewässern, ist das Elektrofischen.Hierzu liegen allerdings unterschiedliche Meinun-gen vor, auch unter Naturschützern. Eine ab-schließende Wertung dieser Methode ist derzeitnoch nicht möglich. BLAB (1986b:69) nennt alsgünstigste Zeitspanne den Spätherbst.HEIMBUCHER (1990 schriftl. Mitteilung) bemerktzum Goldfisch-Besatz: "Im Siedlungsbereich undselbst im Radius von einigen Kilometern um Städteist es nur eine Frage der Zeit, wann Goldfische vonder Bevölkerung eingesetzt werden. Da sich dieGoldfische parthenogenetisch vermehren, kann es inrelativ kurzer Zeit zu beängstigenden Fischdichtenkommen. Die Goldfische stellen keine direkte Ge-fahr für die meisten Amphibien und ihre Larven dar(eigene Aquarienbeobachtungen). Sie erzeugen aberdurch ihre karpfenähnliche Nahrungsaufnahme einehohe Eintrübung des Gewässers, und sie fressen,sobald sie in größeren Schwärmen auftreten, dieWasser- und überhängende Ufervegetation auf. Da-durch wird die Qualität des Gewässers für den Ar-tenschutz (Nischenangebot) nachhaltig verschlech-

tert; es entstehen Bedingungen wie in fischereiwirt-schaftlich genutzten Teichen. Besonders problema-tisch ist die Situation in Gewässern, die nicht ablaß-bar sind, was für die meisten "Naturschutzweiher"zutrifft. Das Entnehmen der Goldfische mit Netzenoder Elektroabfischen bewirkt lediglich kurzfristigeBesserung, die Besatzdichten sind nach wenigenJahren wieder erreicht. Deshalb ist bei Neuanlagevon Kleingewässern darauf zu achten, daß einzelneKompartimente entstehen, die nur durch seichteVerbindungen in Kontakt stehen, so daß bei Nied-rigwasserstand einzelne Teile austrocknen oder ab-gekäschert werden können."

B3 Instandsetzung alter Dämme

Eine wichtige Maßnahme ist das Instandsetzen vonalten Dämmen. Besonders die Innenseiten und tief-sten Stellen der Dammkronen sind Erosionen beiHochwasser ausgesetzt.

Ein häufiges Problem stellt die Durchlöcherungdurch Bisamratten-Gänge dar, was zum Absinkendes Wasserspiegels im Gewässer oder sogar zumAuslaufen führen kann. Dies ist besonders oft derFall, wenn am Kleingewässer ein tiefer gelegenerBach vorbeiführt. Nach SPERBER (o.J.) sind son-nige Dämme mehr betroffen als beschattete. SCHÄ-FER (Straßenbauamt Regensburg) entwickelte eineinfaches, aber effizientes Verfahren, um solchewiederholt "gelöcherten" Dämme dicht zu bekom-men: Er läßt abgeschnittene Straßen-Leitplankenähnlich Spundwänden in die Dämme treiben. Dieselösen das Problem billig und dauerhaft. Werden diePlanken (ca. 1,5m lang) bis knapp über dem Bodeneingeschlagen, so sind sie nach kurzer Zeit über-wachsen und fallen nicht mehr auf.

Bewertung:s. Kap. 2.1.3

B4 Unterschutzstellung, Kauf und Pacht

Für die Unterschutzstellung gibt es zwei Möglich-keiten. Im unbesiedelten Raum können besonderswertvolle Kleingewässer als Landschaftsbestandtei-le nach Artikel 12 BayNatSchG ausgewiesen wer-den. Die Kategorie "kleinere Wasserflächen" ist dortausdrücklich vorgesehen. SCHLUMPRECHT &MODER (1989: 69) schlagen dies besonders fürAltwässer vor. In die Schutzverordnung sei die Un-tersagung einer teichwirtschaftlichen Nutzung undeine mindestens 20 bis 30m breite Pufferzone auf-zunehmen.

Dorfteiche und siedlungsnahe Kleingewässer imländlichen Raum können durch Aufnahme als Grün-bestandteil in den Bebauungsplan bzw. Grünord-nungsplan gesichert werden. Dort, wo Landschafts-pläne aufgestellt werden, kann dieses Instrumentgenutzt werden.

Weitere Möglichkeiten der Sicherung sind Kaufoder Pacht. ZEIDLER (1991 mdl.) nennt als eineseiner effizientesten Amphibienhilfsmaßnahmendie langjährige Pacht von Fischteichen, die er danneinem Naturschutz-Management unterzieht. "Aufdiese Weise bringe ich Fische und Angler weg."

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Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

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B5 Unterbindung von Dränageeinleitungen,Abwasserzuleitung etc.

Eine ganz wesentliche Maßnahme zur Biotoperhal-tung stellt die Unterbindung von Dränageein-leitungen und Abwasserzuleitungen dar. Das Ge-wässer und seine Bewohner werden dadurch vonlatenten Nährstoffeinträgen und den negativen Fol-gen einer Eutrophierung verschont. Die Verlandungkann erheblich hinausgezögert werden.

Von KLAPPER (zit. in WEGENER 1991:122) wer-den die Prozesse zur Reinhaltung des Wassers alsSteuerung der Nutzung (Prophylaxe), Begrenzungschädlicher Zufuhr (Diät), Steuerung des Stoffhaus-haltes (Therapie) und Bekämpfung direkter Schäden(kurative Behandlung) zusammengefaßt. Ökolo-gisch ist vor allem eine Unterbrechung verhängnis-voller Stoffkreisläufe zwischen Umland und Stand-gewässer erforderlich. Das Verhindern von nähr-stoffhaltigen Einleitungen stellt so gesehen eine"diätetische Maßnahme" dar.

Bewertung:s. Kap. 2.1.3

B6 Bau von Sedimentationsscheidern und Absetzbecken

Diese Maßnahme ist vor allem für Kleingewässergedacht, die an Fließgewässer mit hoher Schweb-stofffracht angebunden sind, z.B. Altwässer, aberauch Regenrückhaltebecken am Fuß von Weinber-gen, Hopfenhängen und sonstigen erosiven land-wirtschaftlichen Hangflächen. Auch Kleingewässeran Straßen werden bei Starkregenereignissen mithohen Schmutzfrachten vielfach nicht mehr fertig.Für derartige Gewässer kann ein einfaches vorge-schaltetes Absetzbecken, das räumbar sein muß (Be-tonboden), eine spürbare Entlastung sein.

Bewährt hat sich das Setzen von ein bis zwei Ab-wasserkanal-Schachtringen mit einem Durchmesservon ca. einem Meter. Es ist zudem sehr preisgünstig.Der Zulauf kann über ein einfaches Rohr erfolgen,für den Ablauf muß ein "Schnabel" mittels Flex(Diamant-Sägeblatt) herausgeschnitten werden.

Bewertung:s. Kap. 2.1.3

B7 Zuführung von unbelastetem Wasser

Eine weitere Möglichkeit zur Verbesserung derWasserqualität stellt die Zuführung von unbela-stetem Wasser dar (WESTHUS 1988: 87). Dabeihabe sich besonders die Wiederinstandsetzung derQuellwasserzuführung bewährt. Denkbar ist auchein kurzzeitiges "Durchspülen" von Altwasserar-men.

Wirkung:

Die Zuteilung von Frischwasser bedeutet eine Ver-minderung der Nährstoffkonzentration entspre-chend dem Verdünnungsprinzip. Dieses Verfahreneignet sich hervorragend für Kleingewässer. Insbe-sondere stellt es eine geeignete Sofortmaßnahmedar, ein Gewässer am Umkippen zu hindern. Vor-aussetzung für den Erfolg der Frischwasserzulei-

tung ist, daß nährstoffarmes Wasser zur Verfügungsteht!Bewertung: s.2.1.3

B8 Selektive Ableitung von nährstoffrei-chem Tiefenwasser

Ebenfalls therapeutisch wirkt die selektive Ablei-tung von nährstoffreichem Tiefenwasser über denGrundablaß oder zur Beregnung, welche in Thürin-gen an Staugewässern und vielen landwirtschaftli-chen Wasserspeichern mit Erfolg praktiziert wird(WESTHUS 1988: 87).Zur Ableitung des Tiefenwassers wird ein Rohr oderSchlauch an die tiefste Stelle des Kleingewässersverlegt. Das nährstoffreiche Tiefenwasser kann dann entwe-der durch die Sogwirkung kommunizierender Röh-ren (Auslauf tiefer gelegen als Einlauf / passiv)abgesaugt oder mittels einer Motorpumpe (aktiv)abgepumpt werden. Das Tiefenwasser sollte dernächsten Kläranlage zugeführt werden. Unter Um-ständen kann es - bei größeren Objekten - an einenBeregnungsverband abgegeben werden. Der Detro-phierungserfolg hangt dabei in hohem Maße voneiner Sanierung des Einzugsgebietes sowie derMenge des abgeleiteten Tiefenwassers ab.

Bewertung:s.Kap. 2.1.3

B9 Beseitigung unnötiger Uferverbauungenaus Holz, Stein oder Beton

Besonders Dorfweiher sind von "modernen" Ufer-befestigungen betroffen, die oft aus Betonver-kleidungen bestehen und eine natürliche Pflanzen-entwicklung an den Uferzonen unmöglich machen.Durch das Entfernen wenigstens eines Teiles dieserVerbauungen entstehen wieder neue Besiedlungs-räume für die charakteristische Ufervegetation.

B10 Schilfmahd

Eine Pflegenotwendigkeit für Röhrichte bestehtnach WILDERMUTH (1982) nicht, da es sich umein primäres, nicht vom Menschen geprägtesFeuchtökosystem handelt, das eine ziemlich stabileLebensgemeinschaft ausbildet. Es nimmt jedoch imLauf der Zeit gegenüber der freien Wasserflächeüberhand.Wenn allerdings ein Kleingewässer wegen seinergeringen Tiefe weitgehend mit Schilf zugewachsenist, kann eine Mahd unumgänglich werden. Dadurchkommt es kurzfristig zu dichterem Wuchs zugleichdünnerer Halme, langfristig jedoch zur Schwächungund allmählichen Verdrängung des Schilfs auf un-gemähte Bereiche.Bereits kurz nach der Neuentstehung von Kleinge-wässern bilden sich in den meisten Fällen Röhrichteaus. Aufgrund der weiten Standort-Amplitude bil-den sie die Übergangs-Lebensgemeinschaft, welchezwischen den rein aquatischen und den rein terrestri-schen Lebensgemeinschaften vermittelt.

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Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

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Die Frage der Röhrichtmahd ist unter verschiedenenGesichtspunkten von Bedeutung :

� Die Ausbreitung der Röhrichte kann andereschutzwürdige bzw. erwünschte Lebensge-meinschaften durch Konkurrenz verdrängenoder deren Entwicklung von Anfang an verhin-dern. Auf terrestrischen Standorten sind hier-durch besonders Groß- und Kleinseggenriedersowie die kurzrasigen feuchten oder nassen Wie-sentypen und deren Fauna gefährdet, im aquati-schen Bereich ist der Lebensraum der "Unter-wasserwiesen" betroffen.

� Die Ausbreitung der Röhrichte im aquatischenund amphibischen Bereich kann die Verlandungdes Kleingewässers fördern, da einige Arten bisin 2m Tiefe wurzeln und damit die nur flachenGewässer gänzlich "zuwachsen" können.

Insbesondere das Schilf (Phragmites australis) istsowohl auf terrestrischen Böden als auch im flachüberstauten Bereich sehr konkurrenzstark (bis zu5kg/m2 TM-Produktion), solange die Standortefeucht genug und mesotroph bis mittel eutroph sind.Die Mahd von Röhrichtbeständen erfolgt am bestenlandseitig oder auf dem Eis mit in der Landwirt-schaft üblichen Mähgeräten. Als Schnittermin emp-fehlen WEGENER & GROSSER (1989: 6) denHerbst oder Winter, keinesfalls die Brutzeit der Vö-gel. Als Pflegevariante für Röhrichtbestände außer-halb von Mähverfahren wird das Flämmen bei trag-fähiger Eisdecke diskutiert. Dem stehen aber Beein-trächtigungen der Tierwelt und ein rechtliches Ver-bot (Bekanntmachung des StMLU vom 30.07.90)entgegen. Erfolgt der Schnitt so tief, daß nach demAuftauen der Eisdecke die "Stoppeln" unter Wasserstehen, so faulen diese, und die Rhizome sterben ab.WESTHUS (1987: 91) meint: "Großflächige mono-tone Röhricht- und Großseggenbestände sind relativarten- und individuenarm. Einige Arten, wie dieRohrdommel (Botaurus stellaris), benötigen abergerade derartige Habitate. Bei anderweitigenSchutzzielen ist ein lockerer Röhrichtgürtel mit ho-hem Grenzlinienreichtum zwischen Wasser und Ge-legezone erstrebenswert. Dieser wirkt sich nicht nurauf die Besiedlungsdichte zahlreicher Vogelarten,sondern auch auf die Bodentierdichte und damit dieNahrung für Wasservögel und Fische positiv aus."Dementsprechend schlägt er eine Auflockerung mo-notoner Komplexe durch eine Teilbeseitigung alterBestände vor. Weiter führt er aus: "Auf Schilf-röhrichte unterhalb der Mittelwasserlinie kann sicheine Nutzung infolge mechanischer Einflüsse undFrost sehr negativ auswirken. Besonders trifft dasauf Röhrichte an exponierten Standorten der Uferli-nie zu (KLÖTZLI und ZÜST 1973). Dagegen be-dürfen Landröhrichte zu ihrer langfristigen Erhal-tung periodischer Pflegeeingriffe, die durch Schnittin der Zeit vom 15.9. bis 28.2. oder kontrolliertesBrennen bei trockenkalter Witterung erfolgen kön-nen. Aus zoologischer Sicht darf aber nie die gesam-te Schilffläche gebrannt oder geschnitten werden(bei größeren Beständen jährlich höchstens die Hälf-te bis ein Drittel), und bei Schnitt sollten einzelneInseln oder 2 m breite Streifen stehengelassen wer-den (WEINITSCHKE et al. 1976). Geschnittene

Schneisen sollten gebuchtete Ränder aufweisen, ge-schnittene und ungeschnittene Flächen zeitlich ge-staffelt wechseln. Wie zahlreiche Untersuchungenbelegen, reagiert Schilf auf verschiedene Streßfak-toren einschließlich mechanischer Verletzungen(Schnitt, Brand, Verbiß) mit erhöhten Halmzahlen,bei geringerer Halmlänge und geringerem Halm-durchmesser (z.B. KRISCH et al. 1979). Der ge-schnittene oder gebrannte Schilfbestand ist mecha-nisch weniger belastbar, und die Qualität solcherLebensräume wird für bestimmte Tierarten wesent-lich herabgesenkt. Demzufolge sollten die Pflege-eingriffe auf ein unbedingt notwendiges Maß be-schränkt werden und sehr vorsichtig erfolgen."Da sich Schilf (Phragmites australis) gegenüberanderen Röhrichtpflanzen schwieriger aussamt, seieine Pflanzung mittels Rhizomen auf geeignetenStandorten empfehlenswert (WESTHUS 1987: 31).

Bedeutung, Gefährdung, Schutz, Pflege und Ent-wicklung von Röhrichten können auch bei BLAB(1986b: 74-83) nachgelesen werden. TypischeSchilfbewohner unter den Vögeln wurden unter1.5.4.8 (S.64ff) vorgestellt.Naturschutzrechtliche Bestimmungen (z.B. Art 6d1BayNatSchG) müssen beachtet werden.

B11 Steuerung des Erholungsverkehrs

Negativen Folgen durch Erholungssuchende (Stö-rung von Brutvögeln, Lagerfeuer, Trittschäden, s.auch 1.11.1.2, S.109 ff) kann begegnet werden, in-dem im Einzelfall z.B. Zufahrten erschwert werden,Ufer in gefährdeten Abschnitten abweisend gestaltetwerden (z.B. durch Anlage von flachen Schlamm-zonen, Steilwänden) oder indem Liegeplätze durchAufrauhung des Bodenreliefs bis zum Ufer beseitigtwerden (PLACHTER 1983b: 100). Durch dichteGehölzpflanzungen (vgl. B2, S.125 ff) kann dasKleingewässer "versteckt" werden. Von einem Ma-schendrahtzaun sollte nur in begründeten Ausnah-mefällen Gebrauch gemacht werden. Viel bessersind Hinweistafeln, welche das eingeschränkte Be-tretungsverbot verständlich begründen.Rechtliche Bestimmungen (Zutrittsrecht in der frei-en Natur) müssen Beachtung finden.

B12 Kartierung, Überwachung der Sukzes-sion und Dokumentation

SCHLUMPRECHT & STUBERT (1989: 96) schla-gen regelmäßige Zustandskontrollen z.B. durch dieNaturschutzwacht vor. Sie sollen umfassen:

• Zustand der Verlandungsvegetation• Gewässergüte• Einhaltung von Verordnungen• Vorliegen sonstiger Beeinträchtigungen.

WEGENER & GROSSER (1989: 8) fordern imRahmen ihrer Pflegezyklen "gezielte Kontrollenüber die Wirksamkeit einer Behandlungsmaßnah-me". Der zeitliche Abstand hängt dabei von der Artder Maßnahme ab und soll in der Regel im Abstandvon 1 bis 3 Jahren erfolgen.

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Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

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B13 Einsetzen von Pflanzen und Tieren

Die Frage, ob Einsetzen von Pflanzen und Tierenzulässig sein soll oder nicht, hat grundsätzlichenCharakter undwird unter 4.1.2.3, S.182 f. behandelt.Unabhängig davon kann festgestellt werden:Röhrichtpflanzung erfolgt am einfachsten über Rhi-zome (vgl. B10, S.128 f.) und Halmsetzlinge. Hinweise zu Gehölzpflanzungen (Pflanzenwahl,Technik, Pflege, etc.) findet man im Heft 21 (Grund-züge der Gewässerpflege, BayLfW 1987). Vgl. auch2.1.1 A8, S.123 ff) und 5.1.2 "Neubegründung na-turnaher Uferbestockungen" (S.212 ff).Auf folgende Maßnahmen soll näher eingegangenwerden:

• B13a Besatz mit Fischen• B13b Besatz mit Amphibien (s. S.130)• B13c Besatz mit Kleinlebewesen / Schlamm (s.

S.131)

Bewertung:s. Kap. 2.1.3

B13a Besatz mit Fischen

Wirbeltiere sollten in Kleingewässer nur dann um-gesiedelt werden, wenn eine akute Zerstörung derLebensräume abzusehen ist und dadurch eine "No-toperation" erforderlich wird, um den Schaden mög-lichst zu begrenzen.Angesichts des erschreckend starken Rückgangesder heimischen Fischarten und der starken Zersplit-terung der Restvorkommen muß heute zunehmendder Besatz an die Stelle der natürlichen Ausbreitungtreten. Dies gilt insbesondere für diejenigen Klein-gewässer, welche weder Zu- noch Abfluß aufweisenund auch nicht im Bereich von Überschwemmungs-gebieten liegen; bei diesen "Himmelsgewässern"dürfte auch früher schon die Ansiedlung durch denMenschen eine wesentliche Rolle gespielt haben.Unter Kapitel 4.1.2.2 "Fische in Kleingewässern"(S.180 ff) werden sehr detailliert Kriterien genannt,nach denen kontrollierte Besatzmaßnahmen durch-geführt werden können, die dann einen Beitrag zumFischartenschutz darstellen können.Der Wirkungszusammenhang zwischen Fischen,Großfiltrierern (z.B. Daphnien) und Phytoplankton-entwicklung und damit wiederum auf Primärpro-duktion und Wassertrübung wurde unter 2.1.2 B2"Abfischen und Verhinderung von Fischbesatz" S.125 bereits ausführlich dargestellt.Zum Besatz mit "Futterfischen" für fischfressendeVogelarten sei angemerkt:In der heutigen Landschaft sind für verschiedeneVogelarten, welche sich teilweise oder überwiegendvon kleineren Fischen ernähren, die Lebensbedin-gungen durch Intensivierung der Landnutzung(Landwirtschaft, Wasserwirtschaft, Siedlungs- undStraßenbau etc.) so schlecht geworden, daß sie aufmenschliche Hilfe bei der Futtersuche angewiesensind. Gleichzeitig bestehen, parallel mit der zuneh-menden Intensivierung der Bewirtschaftung, erheb-liche Konflikte mit der Teichwirtschaft. So brau-chen Graureiher (Ardea cinerea), welche sich über-wiegend von Fischen ernähren, pro Tag etwa 330gFutter täglich, zu Brutzeiten ca. 500 g (HUBATSCH

1982). Zur Milderung dieser beiden Problemkreisekönnen Kleingewässer in erheblichem Maße beitra-gen. (Vgl. SPERBER o.J.: "Flache Nahrungsteichemit genügend Futterfischen besetzt, lenken den Rei-her mit Erfolg vom Karpfenteich ab.") Vorweg mußallerdings bemerkt werden, daß diese Fütterungs-tümpel in jedem Falle nur Not-wendige Hilfs-maßnahmen darstellen, welche so schnell wie mög-lich durch eine entsprechend angepaßte (d.h. exten-sivierte) Form der Landbewirtschaftung abgelöstwerden sollte.Stillgewässer zur Fütterung gefährdeter Arten (z.B.Weißstorch, Eisvogel, Fischotter) bzw. zur "Ablen-kung" von häufigeren Arten (Graureiher) von Fisch-teichen sind in der Vergangenheit bereits des öfterenangelegt worden. Hierbei wurde jedoch verkannt,daß diese Gewässer, wenn sie hinreichend attraktivals Nahrungspool sein sollen, gut mit Kleinfischenbesetzt sein müssen. Dies gilt in besonderem Maße,wenn Graureiher von ebenfalls gut besetzten Inten-siv-Fischzuchtanlagen abgelenkt werden sollen.Eine optimale Gestaltung der Kleingewässer reichtdeshalb zu diesem Zweck allein normalerweisenicht aus; selbst bei relativ eutrophen und entspre-chend produktiven Gewässern würde sich geradebei zweckdienlicher Gestaltung die Zahl der Fischerasch soweit vermindern, daß der Fangaufwand fürden Vogel unökonomisch oder praktisch ganz un-möglich wird.

Futter-Kleingewässer müssen deshalb in aller Regellaufend mit Fischen neu besetzt werden, der Besatzdient hier direkt den Zielen des Artenschutzes undist unter diesem Aspekt zu befürworten. Da aller-dings sinnvollerweise nicht nur Kleinfische, son-dern auch Jungtiere von Weißfischen eingesetztwerden, sollte die Möglichkeit des gezielten Abfi-schens bestehen. Fütterungszwecken dienendeKleingewässer sollten deshalb möglichst als Teichemit Mönch angelegt werden; dies ermöglicht zu-gleich auch das optimale Einpegeln des Wasserstan-des zur Erzeugung großer Flachwasserzonen. Zu-nächst nicht gefressene und dann zu groß gewordeneFutterfische müssen ggf. abgefischt werden, siewürden ansonsten die Tragfähigkeit des Kleinge-wässers belasten und die Effektivität desselben fürden speziellen Zweck unnötig verschlechtern.

Im Einzelfall kann es deshalb aus der Sicht desNaturschutzes sinnvoll sein, Fütterungsteiche inverschiedenen Aspekten ähnlich wie intensiv betrie-bene Nutzfischteiche zu bewirtschaften. Immer soll-ten sie aber eingebettet sein in einen Verbund mitunterschiedlich extensiv genutzten Feucht- undNaßwiesen sowie Laubwald. Technische Hinweisebezüglich Anlage und Management von Futtertei-chen für Weißstorch und Graureiher werden in Ka-pitel 4.2.1.4 (S.195ff) gegeben.

B13b Besatz mit Amphibien

Amphibien wandern je nach Art früher oder spätervon alleine zu, wenn sich im Umkreis von einigenKilometern weitere gleichartige, bereits besiedelteKleingewässer befinden und geeignete Verbin-dungswege bestehen.

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Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

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Über das Ausbreitungsverhalten von Lurchen wur-den bereits verschiedentlich Untersuchungen durch-geführt. Hier seien lediglich zwei vorgestellt, wel-che das Spektrum der bisherigen Erfahrungen erken-nen lassen:

1) Im Bereich der Forstämter Rothenburg ob derTauber und Feuchtwangen stellte BUSSLER(1981) Untersuchungen an. Er verglich dabeigerade neu angelegte Gewässer mit einige Jahrealten und 80jährigen Gewässern. Außer Kamm-molch und Springfrosch nahmen alle im Untersu-chungsgebiet festgestellten Arten neuangelegteKleingewässer als Laichgebiet an:Bereits nach einem Jahr besiedelten Grasfrosch,Gelbbauchunke, Berg- und Teichmolch neu ent-standene Gewässer. Zumindest für den Gras-frosch erscheint dieses Verhalten ungewöhnlichzu sein, gilt er doch als laichplatztreue Art mitstrenger Raum- Zeit- Bindung (BLAB 1978).Der Laubfrosch, der nach der Erdkröte die höch-ste Laichplatztreue besitzt, nahm einem 3 Jahrealten Biotop als Brutplatz an. Der Wasserfrosch,mit den höchsten Biotopansprüchen aller heimi-schen Lurcharten, besiedelte ein 7jähriges Ge-wässer. Sobald sich in diesem Altersstadium derBreitblättrige Rohrkolben (Typha latifolia) an-gesiedelt hatte, fand sich auch die Erdkröte ein.

2) CLAUSNITZER (1983a) stellte in seinem Un-tersuchungsgebiet (Biol. Inst. Metelen/NRW)fest, daß sieben neuangelegte Kleingewässer mitFlächen zwischen 100 und 600m2 in der Nach-barschaft eines aufgelassenen Fischteichs mitreichem Amphibienvorkommen (7Arten) an-fangs nur von Kreuzkröte sowie Teich- undKammolch besiedelt wurden. Auch nach sechs-jähriger Entwicklungszeit kamen keine neuenAmphibienarten hinzu.

3) Trotz dieser unterschiedlichen Ergebnisse kannallgemein davon ausgegangen werden, daß Am-phibien durchaus in der Lage sind, bereits nachkurzer Zeit neue Lebensraumangebote aufzufin-den und anzunehmen. Daß sich, nahegelegeneMutterpopulationen vorausgesetzt, auch solcheArten schnell ansiedeln, welche bekannter-maßen laichplatztreu sind, läßt sich wohl haupt-sächlich dadurch erklären, daß zumindest beibereits gut besetztem Lebensraum sich jeweilsein Teil der (Jung-) Tiere auf die Suche nachneuen, noch nicht besetzten Lebensräumenmacht.Die Nichtbesiedelung trotz räumlicher Nähe undbester "Vernetzung" mit potentiellen Spender-populationen im UG von Hochstein macht deut-lich, daß die Eignung eines Kleingewässers fürdie Besiedlung durch Amphibien nur schwerabzuschätzen ist und dementsprechend alle Be-satzmaßnahmen mit einem hohen Risiko ver-bunden sind. Wenn allerdings infolge von erkennbaren Hin-dernissen (nicht ausreichende Vernetzung) auchnach mehreren Jahren noch keine Amphibienarteingewandert ist, obwohl der Lebensraum po-tentiell geeignet zu sein scheint, so sollte einBesatz erwogen werden, wenn andere Maßnah-

men der Optimierung des Umfeldes nicht durch-geführt werden können oder mittelfristig nichterfolgversprechend sind. Zum Besatz eignensich vorzugsweise die Pionierarten (Ephemer-und Flachgewässer: Gelbbauchunke; perennie-rende Kleingewässer: Grasfrosch).

4) Keinesfalls sollten diese Besatzmaßnahmenplanlos und unkoordiniert stattfinden; zumindestdie Absprache mit der unteren Naturschutzbe-hörde ist notwendig. Die regionalen Lebensrau-mansprüche der jeweiligen Art sowie derenaktuelle und ehemalige Vorkommen sollten zu-vor möglichst exakt bekannt sein. Generell sindBesatzmaßnahmen, wie bei anderen Arten auch,nur eine "Krücke", welche erst als letzte Mög-lichkeit ergriffen werden sollte. Wird Amphibienlaich an seinem ursprünglichenLaichgewässer erheblich gefährdet, so kann diesAnlaß zu einer "Rettungstransplantation" sein,wenn andere Mittel den Lebensraum nicht mehrretten können. Die Ansiedlung in noch nichtbzw. nicht mehr besiedelten potentiellen Habita-ten ist dem Hinzufügen zu bestehenden Popula-tionen vorzuziehen; jedenfalls sollte zuvorsichergestellt worden sein, daß am Neustandortlängerfristig geeigneter Lebensraum zur Verfü-gung steht bzw. gestellt werden kann.

B13c Besatz mit Kleinlebewesen / Schlamm

Im Gegensatz zu den wander- und ausbreitungsfreu-digen Fluginsekten (Wasserkäfer, Wasserläufer,Zuckmücken) und Amphibien kann die Kleinfloraund -fauna, welche sich im Wasserkörper, an derVegetation oder im Boden aufhält, nur schwer zuneuen Standorten gelangen, wenn sie nicht beiHochwässern mit anderen Gewässern "kommuni-zieren" kann; sie ist dann im wesentlichen auf denTransport durch Tiere angewiesen, auch Windver-frachtung von Überdauerungsstadien kann eine Rol-le spielen. Es erscheint deshalb grundsätzlich angebracht zusein, Kleinlebewesen in neu geschaffene bzw. mitRegenerationsmaßnahmen bedachte Kleingewässereinzubringen, vor allem dann, wenn das Gewässer:

- sehr isoliert liegt vom nächsten Stillgewässer,- nicht im Überschwemmungsbereich liegt oder- eine schnelle Entwicklung (Sukzession) errei-

chen soll (z.B. bei Nahrungsteichen).

Der Besatz mit Kleinlebewesen kann technisch ver-gleichsweise leicht durchgeführt werden: Im "Spen-dergewässer" wird Bodenschlamm entnommen undin das neue Gewässer überführt; dies kann prinzipi-ell zu jeder Jahreszeit geschehen; um die übrigenArten jedoch möglichst wenig zu stören, sollte dieMaßnahme im Herbst/Winter durchgeführt wer-den.Die an Vegetation gebundenen Kleinlebewesenwerden mittels Verpflanzung überführt. Über dieMenge des zum "Impfen" notwendigen Materialsliegen derzeit keine konkreten Informationen vor;sie dürfte jedoch angesichts der hohen Vermeh-rungsraten gerade der Kleinlebewesen als ziemlichgering anzusehen sein. Anstatt einmal große Men-gen von Schlamm einzubringen, sollte besser mehr-

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Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd. II.8 Stehende Kleingewässer � StMLU/ANL 1994

Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

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mals zu verschiedenen Sukzessionsstadien mitKleinmengen geimpft werden. Lediglich bei denbereits erwähnten Fütterungsteichen für Vögel mußvon vornherein soviel belebter Schlamm einge-bracht werden, daß eine hohe Produktivität mög-lichst von Anfang an erreichbar ist. Der hierfürbenötigte Schlamm kann am besten in Fischteichengewonnen werden. Hier ist allerdings darauf zu ach-ten, daß nicht Material aus solchen Teichen entnom-men wird, in denen Fischkrankheiten grassieren.

B14 Schaffung von Flachwasserzonen und Inseln

WESTHUS (1987: 29) nennt als wichtige Optimie-rungsmaßnahme die Vergrößerung der amphibi-schen Kontaktzone durch Uferabflachung undSchaffung von Flachwasserbereichen unterschiedli-cher Tiefe. "Je geringer der Neigungswinkel, um sogünstigere Besiedlungsmöglichkeiten bestehen fürFlora und Fauna und um so schneller erfolgt dieBesiedelung durch ein breites Artenspektrum. AlsRastplatz für Limikolen besitzen Ufer erst ab einemBöschungsverhältnis von 1:7 bis 1:8 Bedeutung. FürBrutvögel sollte der Röhrichtgürtel eine Mindest-breite von 2m, am günstigsten aber von 10m aufwei-sen. Da viele Röhrichtarten nur bis etwa 0,5m Was-sertiefe vordringen, ist am Ufer von einem Nei-gungswinkel von <10 Grad (Gefälle < 1:5) die Aus-bildung von Vegetationszonen möglich. Günstigsind erst Uferbereiche mit geringerem Nei-gungswinkel (Gefälle <1:10).""Die Flachwasserbereiche sind deswegen so wich-tig, weil insbesondere hier die organische Substanzund damit die Nahrung für die Wassertiere erzeugtwird. Je größer daher der Anteil der Flachwasserbe-reiche am Gesamtvolumen eines Gewässers ist, de-sto größer ist die organische Produktion der Wasser-fläche pro Zeiteinheit und damit das Nahrungsange-bot für limnische Tiere." (BLAB 1986b: 67)Ehemalige Fischteiche mit i.d.R. steilen Ufern sinddaher nach Möglichkeit an drei Seiten abzuböschen.Die Anlage störungsarmer Inseln (Zusammenschie-ben, Aufschütten) kann vor allem aus orni-thologischer Sicht eine wesentliche Erhöhung desHabitatangebots bedeuten. Dabei sind mehrere klei-nere Inseln (10 - 300m2) wegen des Grenzlinienef-fektes vorteilhafter als wenige große. Bewertung:s. Kap. 2.1.3

B15 Gestaltung vegetationsfreier Schlamm-oder Sandufer

Die Bedeutung vegetationsfreier Ufer stellt PLACH-TER (1983b: 101) heraus: Flußregenpfeifer-Brut-plätze (vor allem Kies), Limikolen-Nahrungsgebie-te (vor allem Ton), Sandlaufkäfer, Ödland- undSchnarrschrecken, Pionierpflanzen (vor allem beiSand). Nach WESTHUS (1987: 32) sollten vegeta-tionsfreie, -arme oder nur mit Flutrasen bewachseneUferabschnitte bewußt gestaltet werden. Hierbei seies günstig, die Röhrichtpflanzen bereits währendihrer empfindlichen Jugendphase zu bekämpfen."Möglich wäre es auch, an bestimmten Uferab-

schnitten periodisch die Vegetation zu entfernen.Diese Eingriffe müßten etwa alle 3-4 Jahre wieder-holt werden."

Zur Erhaltung von vegetationsfreien Flächen ist re-gelmäßige Entbuschung notwendig. Die Maßnah-men sind besonders für Kies- und Lehmweiher ge-eignet.

Bewertung:

s. Kap. 2.1.3

B16 Bereitstellung bestimmter Choriotope:Steinhaufen, Wurzelstubben, dürres Astwerk, Steilwände etc.

Bei dieser Maßnahme wird von der folgenden Über-legung ausgegangen: "Fehlen bestimmte Habitateoder Strukturen, so fehlen auch die zugehörigenArtenassoziationen, sind sie vorhanden, so sindauch die entsprechenden Tier- und Pflanzengesell-schaften mit hoher Wahrscheinlichkeit zu erwarten"(PLACHTER 1983b: 100). Als Beispiele nennt eru.a.:

• abgelagerte Wurzelstöcke oder/und größereÄste, auf maximal 5% der Grundfläche: Lebens-raum und Verstecke für Kleinsäuger, Zaun- undBergeidechse, holzbrütende Käfer und Haut-flügler, Pflanzen und Tierarten der Schlagfluren

• grobe Bruchsteine (mindestens 20 cm, besser50cm und mehr Durchmesser): Versteckmög-lichkeiten für viele Tierarten, z.B. Eidechsen,Erdkröten, Grasfrösche, Molche, Kleinsäuger

• ephemere Pfützen: Gelbbauchunke, Wechsel-,Kreuz-, Knoblauchkröte, hohe Wasserkäfer-dichte, Kleinlibellenlarven

WESTHUS (1987: 32) nennt die Anlage von Kies-flächen für den Flußregenpfeifer (Mindestgröße5x15m). Um die Flächen frei von Feinerde zu haltenund den zukünftigen Pflegeaufwand einzuschrän-ken, empfiehlt SCHREINER (1982) einen Unter-grund aus Beton.

Für Arten, die auf Steilufer angewiesen sind, ist dieAnlage bzw. regelmäßige Abgrabung von Steilwän-den nötig. Die Steilwände sollten nicht weiter als800 m vom Kleingewässer entfernt liegen (für denEisvogel; bei der Uferschwalbe auch weiter; WEST-HUS 1987). Das Substrat muß grabbar für die Tieresein; das sind vorzugsweise lehmige schluffige San-de, Auenlehme und Löß. SPERBER (o.J.) rät zwar,mit einem angeschärften, ca. 5-7cm starken Stahl-rohr Brutröhren vorzubohren. Dies ist aber entbehr-lich.

Maße für eine Eisvogelsteilwand (Einzelbrüter):

- Höhe mindestens 1,5 m;- Breite mindestens 5,0 m;

Maße für eine Uferschwalbensteilwand (Kolo-niebrüter):

- Höhe mindestens 2,0 m;- Breite mindestens 10,0 m (BayLfW, Grundzüge

der Gewässerpflege 1987: 84).

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Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd. II.8 Stehende Kleingewässer � StMLU/ANL 1994

Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

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B17 Einbringung künstlicher Nisthilfen:verankerte Brutflöße, Ansitzwarten,Nistkörbe, Nistkästen aus Holz, Fledermauskästen etc.

RUTSCHKE (1983, zit. in WESTHUS 1987: 32)empfielt für Enten Nistkörbe, Nistkästen aus Holz,dachartige Nistreiter und 3 zeltförmig zusammenge-bundene Pfähle mit Rohrbekleidung. Auf Pfählenstehende Brutplattformen hätten sich wegen derWasserstandsschwankungen nicht bewährt, dage-gen sog. schwimmende Inseln (verankerte Brut-flöße). Nistflöße (z.B. für den Haubentaucher) bie-ten Schutz vor räuberischen Säugern.

SPERBER (o.J.) nennt ferner Ansitzwarten für denEisvogel, die errichtet werden können, indem 3-4mlange Weidensetzstangen schräg in die Uferbö-schung gesteckt werden, so daß sie 1-1,5m über dasWasser ragen. "Ist eine passende Brutwand gleich inder Nähe, kann diese so gefährdete Art in solchenkünstlich hergerichteten Biotopen zwei, ja manch-mal drei Jahresbruten hochbringen." Bei dem neu-angelegten Kleingewässer bei St. Christoph (Lkrs.EBE) wurden Rohböden belassen und Fledermaus-kästen aufgehängt.

B18 Altwasser-Pflegekonzept nach WEGENER

Das Altwasser-Pflegekonzept (auch für Aue-Klein-gewässer) nach WEGENER (1991: 149) wurde imElbtal entwickelt und sieht eine Reihe von Maßnah-men vor:

• regelmäßige herbstliche Krautung zum Zweckedes Nährstoffentzuges

• die Mahd von Landröhrichten, Wasserschwa-dengesellschaften und Großseggenriedern istnach der Brutperiode der Vögel möglich

• die Uferzonen der Kleingewässer sind gehölzfreizu halten, bei größeren Kleingewässern sind teil-weise Uferbestockungen möglich, jedoch solltendie Südseiten der Gewässer stets gehölzfrei sein

• bei eutrophierten Gewässern: Anhebung desWasserspiegels durch Einstau vorhandener Ab-flüsse

• Einspeisung von nährstoffarmem Wasser• chemische Fällung von Phosphaten• Entschlammung der Gewässer und ggf. Sanie-

rung des Einzugsgebietes hinsichtlich Abwas-sereinleitungen.

"Neben diesen auf die Erhaltung und Sanierung derbestehenden Altwässer und Kleingewässer gerich-teten Maßnahmen sind alle Möglichkeiten zu unter-stützen, die zur Entstehung neuer Gewässer in derAue führen. Hier bietet sich insbesondere die Kies-gewinnung an.[...] Die Gewässertiefe sollte 3 mnicht überschreiten und zu den Ufern hin abnehmen.Kleinere Gewässer mit einer Fläche unter 5 haschließen bei einer Nutzung durch den NaturschutzNebennutzungen aus."

Bewertung:

s. Kap. 2.1.3

B19 Gewässerpflegepläne für Altwässernach den Grundzügen der Gewässer-pflege des StMI (1987)

Die Unterhaltungspflicht für Altarme, Altwässerund Totarme ist in Bayern im Bayerischen Was-sergesetz geregelt. Altarme, die mit dem Gewässerbei Mittelwasserstand verbunden sind, gehören nachArt. 2 Abs. 2 BayWG zu der Ordnung des Gewässersan der Stelle, an der das Seitengewässer vom Haupt-gewässer abzweigt. Meistens sind das Gewässer2.Ordnung; die Unterhaltung obliegt dann den Be-zirken. Altarme, die mit dem Hauptgewässer beiMittelwasserstand nicht verbunden sind, gehörennach Art. 2 Abs. 1 Nr. 3 BayWG grundsätzlich zuden Gewässern 3.Ordnung. Unterhaltspflichtig sinddann die Gemeinden.Maßgebend für die Pflege der Altwässer sind dievom Staatsministerium des Innern mit Bekanntma-chung vom 02.02.88 für die Träger der Unterhal-tungslast verbindlich eingeführten "Grundzüge derGewässerpflege". Diese sehen vor (BayLfW 1987:82):

� Anschluß an den FlußlaufZur besseren Durchströmung kann über ein Siel ausdem Oberwasser eine Zuspeisung erfolgen. Einbeidseitiger Anschluß verbessert zwar die Durch-strömung, fördert aber in vielen Fällen die Sedimen-tation. Bei Unfällen mit wassergefährdenden Stof-fen kann sich das Einströmen von belastetem Was-ser nachteilig auswirken. Da die Altwasseran-schlüsse häufig durch Sedimentationsablagerungenverschlossen werden, sind sie bei Neuanlage amPrallufer vorzusehen und gegebenenfalls durch ge-eignete Bauwerke zu sichern.

� WiederbespannungEine ganze Reihe von Altwassern ist an vielen Flüs-sen infolge Eintiefung der Gewässersohle trocken-gefallen. Hier sollte eine Sanierung durch die Wie-derbespannung versucht werden. Dazu bieten sichan:

- Anstau, wenn eine Wasserzufuhr gegeben ist- Zuspeisung aus Bächen oder durch Ausleitungen

aus dem Oberwasser- Abdichtung der Altwassersohle- Austiefung des Altwasserbetts bis in den Grund-

wasserkörper

� EntlandungDurch Eintrag von Feststoffen und Zufluß nährstoff-reichen Wassers können Altarm und Altwasser inrelativ kurzer Zeit verlanden. Die Notwendigkeiteiner Entlandung ist an der wasserwirtschaftlichenFunktion und an der Bedeutung für den Naturhaus-halt zu messen. Bestehen gegen eine Räumung keineBedenken, sind die Uferprofile unterschiedlich aus-zubilden, so daß die verschiedenen Vegetationszo-nen wieder entstehen können. Floristisch und fauni-stisch wertvolle Bereiche dürfen durch die Entlan-dung nicht nachteilig verändert werden. Ein Teil derÜbergangszone Wasser - Land sollte unberührt blei-ben, um eine rasche Wiederbesiedelung neugeschaf-fener amphibischer Zonen sicherzustellen. Beigrößeren Gewässern empfiehlt sich der Einsatz vonSaugbaggern, die eine schonende Räumung erlau-

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Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd. II.8 Stehende Kleingewässer � StMLU/ANL 1994

Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

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ben. Soweit möglich, ist den Ursachen einer raschenVerlandung entgegenzuwirken, z.B. bei Feststoff-eintrag durch die Anlage von Sandfängen an Seiten-zuflüssen.Ein Einbau des Räumgutes in die Aue darf nicht zurVerfüllung von Altwasserresten, Tümpeln und an-deren Feuchtbiotopen führen. Die Zusammenset-zung des Räumgutes kann sehr unterschiedlich sein,z.B. Kies, Sand, Faulschlamm, z.T. angereichert mitSchadstoffen. Über seine ordnungsgemäße Beseiti-gung ist deshalb jeweils gesondert zu entscheiden.Geeignetes Entnahmematerial kann geländegerechtin die Aue eingearbeitet werden, z.B. in Form vonSchüttung und Wiederausbildung von Terrassen-kanten. Wertvolle Biotopkomplexe dürfen dadurchnicht beeinträchtigt werden.

� NeuanlageBei der Neuanlage von Altarmen und Altwässernsind durch eine entsprechende Geländemodel-lierung die Voraussetzungen für die Ausbildungeiner typischen Stillwasservegetation mit Röhrich-ten, Schwimmblattpflanzen, Laichkräutern und vonoffenen Wasserzonen zu schaffen. Die Anteile dereinzelnen Zonen sind entsprechend den angestreb-ten Funktionen und den örtlichen Möglichkeitenfestzulegen. Soweit die Fischfauna gefördert wer-den soll, ist auf einen größeren Flächenanteil dertieferen Wasserzonen mit 1 bis 2 m Tiefe zu achten.Sollen Amphibien gefördert werden, sind entspre-chende Flachwasserbereiche, abgetrennt vomgrößeren Wasserkörper, anzulegen. Grundsätzlichsollten Neuanlagen nur an solchen Fließgewässernvorgesehen werden, bei denen im naturnahen Zu-stand diese Nebengewässer vorhanden oder anzu-nehmen sind.

Ferner wird auf das DVWK-Merkblatt 219: "Öko-logische Aspekte zu Altgewässern" (1991) verwie-sen.

B20 Pflegezyklen nach WEGENER & GROSSER

Ein Konzept zu "Nutzungs- und Pflegemöglichkei-ten von Ufern stehender Gewässer" haben WEGE-NER & GROSSER (1989: 3ff) vorgelegt. Der Bear-beitungsablauf (ursprünglich für Seen konzipiert)sieht folgenden Lösungsweg vor:

1. Beurteilung wichtiger vom LandschaftselementUfer zu erfüllender landeskultureller Funktio-nen.

2. Typisierung aller vorhandenen Ufer nach ihren Strukturmerkmalen (sog. Ausgangsstrukturtypen, s. Abb. 2/1, S.135).

3. Definition von Zielstrukturtypen (s. Abb. 2/2,S. 135).

4. Überprüfung rationeller Behandlungsmaßnah-men, die geeignet sind, den Uferzustand zu er-halten, bzw. den Ausgangsstrukturtyp in einenZielstrukturtyp umzuwandeln.

5. Funktionsbezogene Kombination von Behand-lungsvarianten zu Pflegezyklen (s. Abb. 2/3,S.136) und (Abb. 2/4, S.137).

Bewertung:

s. Kap. 2.1.3

B21 Rotationsmodell von WILDERMUTH& SCHIESS

Das Rotationsmodell von WILDERMUTH &SCHIESS (1983) sieht vor, daß bei mehreren ver-fügbaren Gewässern, z.B. innerhalb einer größerenAbgrabungsfläche, zeitlich gestaffelt, jeweils an ei-nem anderen Gewässer der Pflegeeingriff vorge-nommen wird. Hierdurch kommt es zu gleichzeiti-gem Nebeneinander unterschiedlicher Sukzessions-stadien. Die Arten (z.B. Libellenarten) eines be-stimmten Sukzessionsstadiums können dann beiFortschreiten der Sukzession auf ein Nachbarge-wässer überwechseln.

2.1.3 Bewertung

Die aufgeführten Maßnahmen werden wie folgt be-wertet:

A1 Entschlammung und Entlandung

Trotz einiger naturschutzfachlich negativer Auswir-kungen ist das Entlanden eine wichtige biotoperhal-tende Maßnahme. Teilentlandung sollte selbstver-ständlich sein, auch wenn die Verteilung derMaßnahme auf 2 oder 3 Jahre zu deutlichen Mehr-kosten führt. Das Risiko, wertvolle Arten unwieder-bringlich zu vernichten, ist bei einer einmaligen"Radikalaktion" zu groß. Hinsichtlich des Durch-führungszeitpunktes sollte man sich am Einzelob-jekt orientieren. Die jeweils wertvollsten Arten(Schlüsselarten, seltene Arten) bestimmen denRäumzeitpunkt: z.B. Laich- und Nistperioden selte-ner Amphibien und Vögel beachten; Räumung wäh-rend Überdauerungsphasen seltener Niederer Kreb-se im Sommer ist günstiger als während der Adult-phasen im Frühjahr und Herbst etc.(s.auch: grund-sätzliche Überlegungen zur Entlandung im Kap.4.1.2.1 S.180).

A2 Mechanische Entkrautung

Auch wenn die Tierwelt kurzfristig durch das Ent-krauten geschädigt wird, ist die Maßnahme bei starkverkrauteten Kleingewässern (z.B. Altwässer) sinn-voll (vor allem, wenn seltene Benthos-Arten gefähr-det sind). Über die detrophierende Wirkung liegenzwar keine exakten Zahlen vor, dennoch kann miteinem gewissen Nährstoffentzug gerechnet werden.Diese Methode wird in der Praxis bisher erst seltenangewandt. Über frühere Zeiten liegen keine Anga-ben vor.

A3 Einsatz von Graskarpfen zurEntkrautung

Der Einsatz von Graskarpfen ist wegen der erhebli-chen schädlichen Nebenwirkungen (s. Kap. 2.1.1A3, S.119) abzulehnen.

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Abbildung 2/1

Ausgangsstrukturtypen (aus WEGENER & GROSSER 1989: 6)

1 weitgehend vegetationsfreie Steil- und Flachufer (entsprechen den Ausgangsstrukturtypen 1, 6, 11, 16 - Abb.2/1

2 Steilufer ohne Gehölz mit relativ spärlich ausgebildeten Vegetationsgürteln (entspr. AST 2,3,7,8)

3 Steilufer ohne Gehölz mit +/- vollständiger Vegetationsabfolge vom terrestrischen Teil desUfers bis zum Tiefenwasser (entspr. AST 4,9)

4 Steilufer mit Gehölz und vollständiger Vegetationsabfolge(entspr. AST 5,10)

5 Mineralische Flachufer mit +/- vollständiger Vegetationsabfolge ohne Gehölz(entspr. AST 12, 13, 14, 17, 18, 19)

6 Mineralische Flachufer mit +/- vollständiger Vegetationsabfolge und Gehölz(entspr. AST 15,20)

7 Organische Flachufer mit +/- vollständiger Vegetationsabfolge ohne Gehölz (entspr. AST 21, 22, 24)

8 Organische Flachufer mit +/- vollständiger Vegetationsabfolge und Gehölz(entspr. AST 23, 25)

Abbildung 2/2

Zielstrukturtypen (aus WEGENER & GROSSER 1989: 7)

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A4 Abernten untypischer und nicht gefähr-deter typischer Pflanzenbestände zur Detrophierung

Ein effizienter Nährstoffentzug muß bezweifelt wer-den. Die Bestimmungen des Naturschutzrechts(z.B. Art.6d1 BayNatSchG) sind zu beachten.

A5 Steuerung des Wasserstands

Durch gezielte Steuerung des Wasserstands ergebensich vielfältige Management-Möglichkeiten, die un-

ter Kap. 2.1.1 A5 (S.121) dargestellt wurden undkünftig besser genutzt werden sollten.

A6 Einzäunung

Die Entscheidung, ob eine Zäunung nötig ist, hängtvom Einzelfall ab (Viehdichte, seltene Arten).

A7 Kalkung

Wegen der tiefgreifenden und unkalkulierbarenAuswirkungen auf den Stoffhaushalt sollte, von Ex-tremfällen abgesehen, nicht gekalkt werden.

Abbildung 2/3

Pflegezyklen zur Beeinflussung der Uferstruktur wirtschaftlich genutzter Standgewässer (aus: WE-GENER 1991: 124)

Erläuterungen:

1 Pflegezyklus mit Röhrichtschnitt und Entkrautung

2 Erhaltung natürlicher Ufergehölze

3 Kombinationsvariante zur weitgehenden Gehölzoffenhaltung von Ufern

4 Erhaltung weitgehend intakter Ufer mitVegetationsdynamik und Sukzessionsdynamik

5 Pflegezyklus zur Sicherung einer biologischen Uferverbauung

6 Pflegezyklus zur aufwandarmen Röhrichterhaltung

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A8 Regulation des Gehölzaufwuchses bzw.Pflanzung

Hier ist keine generelle Aussage möglich. Es müs-sen individuelle Gestaltungspläne erarbeitet wer-den, welche die örtlichen Gegebenheiten berück-sichtigen. (Ausführliche Darstellung unter Kap.2.1.1 A8, S.123 f.).

A9 Mahd der Uferbereiche

Im Regelfall sollte die Ufervegetation nicht gemähtwerden. Eine Ausnahme bilden Nahrungsgewässerfür Störche und Kleingewässer mit Vorkommen vonseltenen lichtbedürftigen Pflanzenarten, welche dieMahd als Konkurrenzschutz brauchen.

A10 Entfernung von geschlossenen Schwimmpflanzendecken

Abschöpfen der Lemna-Decke bringt nur einenkurzfristigen Erfolg. Soll über reine "Symptom-Ku-riererei" hinausgegangen werden, müssen die Nähr-stoffverhältnisse angegangen werden (s. Maßnah-men zur Detrophierung).

A11 Mahd der Seigen

Mahd ist für die Seigen die entscheidende biotoper-haltende Maßnahme.

A12 Torfstich

Bäuerlicher Kleintorfstich (bzw. -imitation) ist auchheute noch wichtig als Ersatz für verlandende Moor-Kleingewässer.

Abbildung 2/4

Pflegezyklen für Kleingewässer im Agrarbereich (aus WEGENER 1991: 158)

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Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

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B1 Beseitigung von Unrat und Müll

Diese Maßnahme wird in ihrer Bedeutung meistüberschätzt. Für den Biotop und die Lebens-gemeinschaften hat sie streng genommen nur kos-metischen Charakter. Viel entscheidender ist es, oblatente Nährstoffzuflüsse in den Griff bekommenwerden.

B2 Abfischen und Verhinderung von Fisch-besatz

Die Vor- und Nachteile der verschiedenen Metho-den wurden unter 2.1.1 B2 (S.125ff) dargestellt.Auch hier muß die Entscheidung dem Einzelfallvorbehalten bleiben. Da das Gros der Kleingewässerden gebietstypischen Nicht-Nutzfischen vorbehal-ten sein sollte, ist das Abfischen der Nutzfische (sovorhanden) sinnvoll.

B3 Instandsetzung alter Dämme

Das Verfahren von SCHÄFER (s. 2.1.1 B3, S.127)stellt die einfachste und billigste Methode dar.

B4 Unterschutzstellung, Kauf und Pacht

Eine rechtliche Unterschutzstellung sollte erst die"ultima ratio" sein. Viel effizienter ist es, ein "gün-stigeres Klima" für Kleingewässer bei den Besitzernzu schaffen. Eine Zwangs-Erhaltung an den Nutzernund Eigentümern vorbei ist äußerst problematisch.Bei wertvollen Objekten sollte ein Kauf erwogenwerden. Von der relativ einfachen und billigen Mög-lichkeit der Pacht (und dadurch Einflußnahme aufdie Nutzung) wird viel zu wenig Gebrauch gemacht.

B5 Unterbindung von Dränageeinleitungen,Abwasserzuleitung etc.

Das Verhindern von Nährstoffeinträgen stellt einewesentliche biotoperhaltende Maßnahme dar. Es istoft höher zu gewichten als eine Detailgestaltung.

B6 Bau von Sedimentationsscheidern undAbsetzbecken

Diese Maßnahme kann in Sonderfällen sehr sinnvollsein.

B7 Zuführung von unbelastetem Wasser

Diese Maßnahme führt nur zu einer kurzzeitigenBesserung, wenn bestehende Nährstoffdepots undlaufende Einträge nicht beseitigt werden. Lokaldurchaus sinnvoll.

B8 Selektive Ableitung von nährstoff-reichem Tiefenwasser

Hier gilt dasselbe wie bei B7. Tiefenwasserablei-tung ist keine sehr schnell wirkende Maßnahme. Sieermöglicht aber bei konsequenter Anwendung einenachträgliche Oligotrophierung des Gewässers! Ins-gesamt eine aufwendige Maßnahme.

B9 Beseitigung unnötiger Uferverbauungenaus Holz, Stein oder Beton

Wichtige, aber oft auch teuere Maßnahme.

B10 Schilfmahd

Ob eine Schilfmahd sinnvoll ist, hängt sehr vomEinzelfall ab. Hinweise dazu unter 2.1.1 B10(S.128).

B11 Steuerung des Erholungsverkehrs

Nur bei größeren Kleingewässern und lokal vonBedeutung.

B12 Kartierung, Überwachung der Suk-zession und Dokumentation

Schleichende Eutrophierung und Ruderalisierungkönnen durch Dokumentation der Vegetations-decken nachgewiesen werden. Leider wird dieseMaßnahme erst ganz selten angewandt.

B13 Einsetzen von Pflanzen und Tieren

Das Einsetzen von Pflanzen und Tieren sollte nur inbegründeten Notfällen und unter fachlicher Aufsichterfolgen.

B14 Schaffung von Flachwasserzonen undInseln

Uferverflachungen sind vor allem bei ehemaligenFischteichen nötig. Die Anlage von Inseln stellt ehereine Luxusmaßnahme dar.

B15 Gestaltung vegetationsfreier Schlamm-oder Sandufer

Derartige "gärtnerische Aktionen" sind als gezielteArtenhilfsmaßnahmen möglich und sinnvoll, wennberechtigte Aussicht auf Erfolg besteht (Umfeld-Po-tential).

B16 Bereitstellung bestimmter Choriotope:Steinhaufen, Wurzelstubben, dürres Astwerk etc.

s. B15

B17 Einbringung künstlicher Nisthilfen:verankerte Brutflöße, Ansitzwarten,Nistkörbe, Nistkästen aus Holz, Fledermauskästen etc.

s. B15

B18 Altwasser-Pflegekonzept nach WEGENER

WEGENER (1991) bringt die radikalste und ge-schlossenste Zusammenstellung von Maßnahmenan Altwässern. Das Konzept ist in Bayern an denwenigen noch verbliebenen Altwässern i.d.R. nur

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Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

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partiell anwendbar. Häufig ist eine Sondergestal-tung im Zuge des Stromausbaues nötig.

B19 Gewässerpflegepläne für Altwässernach den Grundzügen der Gewässer-pflege des StMI (1987)

Die Aufstellung enthält alle für Altwässer wesentli-chen Maßnahmen.

B20 Pflegezyklen nach WEGENER &GROSSER( 1991)

Die von WEGENER & GROSSER (1989) aufge-stellten Pfegezyklen sind im Prinzip nichts Neues,sondern planvolle Zusammenstellungen und Visua-lisierungen von bisher üblichen Maßnahmen. DiePflegezyklen sind für größere Kleingewässer durch-aus anwendbar.

B21 Rotationsmodell von WILDERMUTH& SCHIESS

Das Rotationsmodell ist zunächst an Libellen orien-tiert. Diese haben wegen ihrer Flugfähigkeit keineProbleme beim Überwechseln ("Rotieren"). Wieaber sollen die aquatischen Organismen (z.B. Mu-scheln) überwechseln? Außerdem ist über die Rei-fung von Kleingewässern noch ziemlich wenig be-kannt. Über Jahrzehnte reichende Langzeitstudienexistieren nicht, wahrscheinlich "reifen" Kleinge-wässer erst über Jahrzehnte. So bestechend das Ro-tations-Konzept auf den ersten Blick erscheint, somuß seine Praktikabilität doch angezweifelt werden.

2.2 Natürliche Entwicklung

In diesem Kapitel wird die natürliche Sukzessiondargestellt, die einsetzt, wenn Pflegeeingriffe unter-bleiben. Der Schwerpunkt soll hier mehr auf späte-ren Sukzessionsstadien und einem generellen Über-blick liegen. Frühe Sukzessionsstadien werden unter2.5 "Wiederherstellung und Neuanlage" (S.149) be-handelt.Die Kenntnis von natürlicher Entwicklung und derNaturschutzwertigkeit ihrer Entwicklungsstadienist besonders wichtig, wenn man sie mit risikorei-chen technischen Maßnahmen abwägen muß. Allge-mein gilt: Vor einer Entscheidung für einen techni-schen Pflegeeingriff muß immer gewährleistet sein,daß die natürliche Sukzession nicht noch einen fürden Naturraum bedeutsamen Ökosystem-Zustanderreichen kann.Die Entwicklungsverläufe trophisch und standört-lich unterschiedlicher Kleingewässer unterscheidensich ganz erheblich. Generell ist daher die Sukzes-sion bei Kleingewässern nicht determinierbar, da sievon zu vielen Einflußfaktoren abhängt:

• Trophie• Wasservolumen• Beschattung• Abstand und Verknüpfung mit benachbarten

Kleingewässern

• und vielen Faktoren mehr (vgl. 1.7.1 "Standort-bedingungen", S.71).

Dennoch scheint es einige allgemeine Mechanismen(Abläufe, Trends) zu geben: Grundsätzlich vollziehtsich in jedem Kleingewässer, ob anthropogenenoder natürlichen Ursprungs, ein Reifungsprozeßvon einem oligotrophen Pionierstadium über eineutrophes Klimaxstadium hin zur Verlandung (s.Abb. 2/5, S.140). Dabei können eutrophe Stadiendurchaus auch sehr stabil sein.Was die Zeitabläufe anbelangt, gehen die Meinun-gen stark auseinander. Sie sind aufgrund der Diver-sität der Objekte i.d.R. vom Einzelobjekt abhängig.KAULE (1986) gibt folgende Zeiträume für dieSukzession von Teichen an: Unterwasserrasen 20-30 Jahre, Schwimmblattgesellschaften: 50 Jahre,Weidengebüsche und Bruchwälder: 50-100 Jahre.Unter nährstoffreichen Bedingungen verläuft dieseEntwicklung aber viel schneller. Der Prozeß derVerlandung sei heute um den Faktor 100-200 be-schleunigt (KAULE 1986: 401). Ähnlich äußert sichauch WEGENER (1991: 149): "Der Verlandungs-prozeß der Altwässer ist seit dem ausgehenden 19.Jahrhundert, insbesondere in den letzten 20-30 Jah-ren durch zunehmende Nährstoffbefrachtung starkbeschleunigt worden." JEDICKE (1990: 210) gibtdie Entwicklungszeit eutropher Stillgewässer mit8-15 Jahren an. In den Teichen kämen jedoch zu-meist nur migrationsfreudige Arten vor. Die Vege-tation oligotropher Gewässer bleibt dagegen auchnoch nach 20-30 Jahren sehr spärlich, selbst wennAusbreitungszentren in enger Nachbarschaft liegen.Allgemein gültige Zahlen über die Verlandungsge-schwindigkeit (Auflandung) sind nicht möglich, dasie vom Einzelobjekt abhängen.Daß Kleingewässer keineswegs landschaftsge-schichtliche "Eintagsfliegen" zu sein brauchen, son-dern ein beachtliches Alter aufweisen können, wur-de am Beispiel der mittelalterlichen Teiche oder deraus dem späten Pleistozän stammenden Toteislö-cher schon gezeigt (vgl. auch Abbildung 2/6, S.141,welche die Genese von Ackersöllen auf Toteisbasisdarstellt).Ein weiteres Phänomen von allgemeiner Bedeutungist der starke Arten-turnover in den ersten Jahrendieses Biotoptyps. Dieser ist bei der Fauna nochstärker als bei der Flora. In der Anfangsphase sinddie Konkurrenzverhältnisse offensichtlich noch völ-lig offen. Stabile Zönosen kristallisieren sich erstmit der Zeit heraus (s. auch Kap 2.5, S.149). Mitgroßer Regelmäßigkeit treten in den ersten JahrenAlgenblüten auf. Sowohl Schweb- als auch Fadenal-gen finden in den Pionierphasen optimale Lebens-bedingungen und verleihen dem Wasser eine gelb-liche oder grünliche Farbe. Auf dem gut belichtetenGrund eines oligotrophen Gewässers (vor allem beiKiesweihern) kann sich bereits nach einem halbenJahr ein Rasen aus Armleuchteralgen (Characeen)ausbilden. Nach ein bis zwei Jahren kann dieserdurch einen Laichkrautrasen oder Hornblattflurenabgelöst werden.Im Laufe der Zeit kommen dann die Höheren Pflan-zen hinzu. Spätestens ab jetzt können keine allge-mein gültigen Aussagen mehr gemacht werden.

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Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

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Nach den bisherigen Erfahrungen scheinen Zufallund Nähe von Lieferbiotopen die Besiedelung bzw.Sukzession maßgeblich zu beeinflussen. Unter an-thropogen unbeeinflußten Bedingungen stellt dieallmähliche Besiedelung einen Spiegel der Stand-ortgegebenheiten dar und schafft so standortspezi-fische, unverwechselbare Lebensraum-Individuen(Dokumente des Landschaftszustandes), eine Chan-ce, die man sich durch übereilte Bepflanzungsaktio-nen nicht nehmen lassen sollte.Bei der tierischen Besiedelung setzen sich zumeisterst Algenverzehrer (z.B. Chironomiden) fest, dannfolgen räuberische (carnivore) Arten, welche die aufdie Wasseroberfläche verdrifteten terrestrischenWirbellosen (allochtones Tiermaterial) als Nahrungnutzen. Mit dem Aufwachsen der Vegetation undder Zunahme ihrer Diversität folgen die verschiede-nen phytophagen Formen, mit dem Absterben derVegetation die ersten Bestandesabfall-Verzehrer(detritophage und saprophage Tierarten) (HEYDE-MANN et al. 1983: 333).

Es wird immer wieder behauptet, daß der "Natur-schutzwert" von Fischteichen nach der Nutzungs-aufgabe innerhalb einiger Jahre deutlich zunimmt(vgl. Kap. 2.1 B2, S.125). Dies bezieht sich vermut-lich auf die Artenzahl und -spektren und kommtdaher, weil die "Fisch-Konkurrenz" ausgeschaltetwurde. Allerdings gibt es auch Berichte, nach denensich die Nutzungsaufgabe negativ ausgewirkt hat. Invon Natur aus sauren Gewässern, wie sie etwa fürdas ostbayerische Grundgebirge typisch sind, führtedas Unterlassen der Kalkung zu einer +/- deutlichenpH-Absenkung, was zu einer schweren Schädigungoder Vernichtung von Amphibien-Laich und Kaul-quappen führte. Ähnlich könnte sich dort auch dieUnterbindung von Abwässern, Dünger und Jaucheauswirken, da belastete Gewässer besser gepuffertsind.

Mit der Alterung geht in der Regel eine Eutrophie-rung einher (s. Abb. 2/5, S.140). Wirkungen dersel-ben wurden z.T. schon unter Kap. 1.7.1.11 (s. S.79)beschrieben:

Für Enten bringt eine mäßige Eutrophierung eineVerbesserung der Lebensbedingungen, da das Fut-terangebot zunimmt. Durch das "Gründeln" könnensie auch in verschmutzten Gewässern noch pflanz-liche Nahrung finden, in denen andere Arten nichtsmehr sehen können. Arten, welche sich auf denFischfang spezialisiert haben, wie zum Beispiel

Zwergtaucher, haben dagegen bei trübem Wasserkaum noch Chancen, Nahrung zu finden, da siekleine Fische nicht mehr entdecken können.Bei hohem Nährstoffgehalt eines Gewässers läßtsich eine Höherverlegung des Vorkommens vonWasserpflanzen vom Teichgrund an die Wasser-oberfläche beobachten: So verlagert sich derWuchsbereich des Glänzenden Laichkrautes (Pota-mogeton lucens) von 3m möglicher Siedlungstiefeauf 0,5 bis 1 m, der des Tausendblattes (Myriophyl-lum spec.) und der Teichrose (Nuphar lutea) von 2,5bzw. 1,5m auf 0,25 bis 0,75m. (s. Abb.2/7, S.142).

Durch den oberflächlichen Eintrag von Nährstoffendurch die Landwirtschaft werden im UferbereichHochstauden wie das Mädesüß (Filipendula ulma-ria) und Großseggen wie die Sumpf- Segge (Carexacutiformis) in ihrem Bestand gefährdet. BeimSchilf (Phragmites australis) führt eine verbesserteNährstoffversorgung zu einer Schwächung desHalmfestigungsgewebes, so daß seine Anfälligkeitgegenüber mechanischen Belastungen erhöht wird.In wenig bewegten Kleingewässern können zusätz-lich dichte Algenwatten oder Wasserlinsendeckenbesonders für Jungtriebe die Wachstumsbedin-gungen merklich verschlechtern.

An Konkurrenzkraft gewinnen dann wuchskräftige-re Arten: Im Verlandungsbereich z. B. der Wasser-schwaden (Glyceria maxima) oder der BreitblättrigeRohrkolben (Typha latifolia), im semiterrestrischenund terrestrischen Uferbereich Nitrophyten wie dieBrennessel (Urtica dioica), das Kletten-Labkraut(Galium aparine), Wald- und Sumpfziest (Stachyssylvatica bzw. palustris) usw.

Bei mesotrophen Verhältnissen bildet das Schilfhäufig breite Gürtel aus, wobei die Teichbinse(Schoenoplectus lacustris) als Vorposten auftretenkann. Im wechselfeuchten Bereich können sich auchmagerkeitszeigende Arten wie die Steife oderSchlanke Segge (Carex elata bzw. Carex gracilis)oder das Pfeifengras (Molinia caerulea) behaupten.

Landschilf und Röhrichte kommen also im allge-meinen erst in späteren Stadien hinzu (nach Laich-kräutern, Teich- und Seerosen). Das Klimax-Stadi-um wird nach vielen Jahrzehnten (Jahrhunderten?)durch die Bestockung des Röhrichtunterwuchsesmit Weichhölzern eingeleitet.

� Ein dichter Gehölzbestand, verbunden mit star-ker Beschattung, wirkt sich negativ auf den Be-stand fast aller Arten von Wasservögeln aus. AnWaldweihern leben vor allem ausgesprocheneWaldvogelarten, aber auch der Graureihernimmt die abgelegenen, störungsfreien Wald-weiher gern an und nutzt die umliegenden Bäu-me (vorzugsweise ausladende Kiefern oder Ei-chen) als Ansitz.

� Die meisten Wasserpflanzen sind Lichtpflanzen,die eine zunehmende Beschattung nur schlechtvertragen. Den Halblichtpflanzen mit einerLichtzahl 7 gehören Schilf und Rohrglanzgrasan, die Lichtzahl 8 ist der Seerose, Gelben Teich-rose und dem Breitblättrigen Rohrkolben zuge-ordnet und der Wasserschwaden benötigt gareine Lichtzahl von 9 (ELLENBERG 1986).

Abbildung 2/5

Schema des natürlichen Alterungsprozesses einesKleingewässers (GRAUVOGL unveröff.)

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Abbildung 2/6

Genese von Ackersöllen (aus WEGENER 1991: 155)

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Im Wasser wird die eindringende Strahlung in ihrerIntensität und Qualität verändert. Höhere Wasser-pflanzen benötigen für eine ausreichende Netto- As-similation noch 1 - 4% der Freilandlichtintensität(WILMANNS 1973). Beschattung durch Gehölze,Schwimmpflanzendecken (vor allem Wasserlinsen)oder auch Wassertrübung (Mikroorganismen,anorganische Trübstoffe) können das Aufkommenvon Makrophyten erheblich beeinträchtigen. Vege-tationsdecken aus Lemna minor/ Riccia fluitans,eventuell noch ergänzt durch Utricularia vulgaris,wirken als die stärksten Absorber und damit größtenStrahlungssperren. Weitere Wirkungen der zuneh-menden Beschattung sind unter Kap. 1.7.1 (s.S.71)dargestellt.Dystrophe Kleingewässer (vor allem Hochmoor-Gewässer) haben selten ein Schilf- oder Gehölz-Sta-dium. Die "Reifung" eines Wald-Kleingewässerskann bis zum Hochmoorstadium führen.Eine schematische Darstellung der möglichen Suk-zession eines Sekundärgewässers veröffentlichtenZINTZ et al. (1990: 445) (Abb. 2/9, S.143):Für diese Stadien wurden Artenzahlen bestimmt undeine faunistische Bewertung der Käfer vorgenom-men (Abb. 2/8, S.143). Demnach sollen reifere Sta-dien wertvoller sein als jüngere.HEBAUER (1988: 229ff) unterscheidet den Proto-biotop (Pionierstadium), den Eubiotop (reifer Bio-top) und den Extrembiotop (reifer Spezialbiotop)und weist diesen charakteristische (Käfer-) Arten zu(Pionierarten, Ubiquisten und Spezialisten). "Pio-nierarten stellen eine anöke, kollektiv empfindlicheGruppe von sehr vagilen und kaum eingenischtenFormen, die Ubiquisten eine euryöke, kollektiv un-empfindliche Gruppe von mäßig habitatgebundenenFormen und die Spezialisten eine stenöke, selektivunempfindliche, ansonsten aber sehr störanfälligeGruppe von hochangepaßten, fest eingenischten und(mit wenigen Ausnahmen) fast immobilen Formendar. Diese letzte Gruppe enthält den höchsten pro-zentualen Anteil an flugunfähigen Insekten." (s.Tab.2/2, S.145).Eine ähnliche Darstellung gibt es auch für Vögel:Abb. 2/10 (S.145).Viele Wasserpflanzen vermehren sich fast aus-schließlich vegetativ, da sie nur selten Samen aus-bilden. Ihre Verbreitung erfolgt in der Regel überflugfähige Wassertiere wie Enten oder gelegentlichauch Libellen, indem sich Sproßteilchen an sie an-heften. Die Chance einer Ansiedlung in einem neuenKleingewässer ist relativ hoch, da die als Vektorendienenden Tiere gezielt Wasserflächen zur Rast undNahrungssuche ansteuern. Bei der Verbreitung überSamen ist der Ansiedelungserfolg oftmals geringer,da für die Keimung neben der Wasserqualität unddem geologischen Untergrund auch die Belichtungund Konkurrenzverhältnisse ausschlaggebend sind,welche eine erfolgreiche Etablierung eines Sämlingsoft nicht zulassen.Abschließend soll das Sukzessionsmodell eines oli-go-dystrophen Heideweihers im Blasensandstein(Abt. Fuchsschlag-FoA Rothenburg o.d.T.) vonBUSSLER (1982: 130) vorgestellt werden: Abb.2/11, S146.

2.3 Nutzungsumwidmungen

Alte Nutzungen und Nutzungsformen wurden invielen Fällen ersatzlos aufgegeben. Es gibt aber auchBeispiele für Nutzungsumwidmungen.(1) Ein häufiger Fall ist die Umwidmung von ehe-maligen Fischteichen hin zu reiner "Naturschutz-Nutzung". Diese kann von seiten des Besitzers er-folgen, indem keine neuen Pachtverträge mehr mitSportanglern und Hobbyteichwirten abgeschlossenwerden. Naturschutzverbände können selbst alsPächter auftreten und das Kleingewässer langfristigpachten, um so den Fischbesatz zu verhindern.Schließlich kann man auch versuchen, bestehendePachtverträge Dritter vorzeitig zu lösen, um selbstdie Pacht zu erwerben und dem Gewässer so einenaturschutzverträgliche Nutzung zukommen zu las-sen.Ziel sollte jeweils sein, das Kleingewässer vor Stö-rung (z.B. Angler) zu schützen und die negativenAuswirkungen einer zu intensiven Teichwirtschaft(hohe Besatzdichten, Kalkung usw.) zu beseitigen.Pacht ist daher wahrscheinlich die billigste Metho-de, wertvolle Kleingewässer "neuzuschaffen".Die Umwidmung für Naturschutzzwecke kanndurch eine Ausweisung als Naturdenkmal oder ge-schützter Landschaftsbestandteil nach Art. 12 BayNatSchG zusätzlich bestätigt werden.(2) Mindestens ebenso häufig ist jedoch die Um-wandlung wertvoller naturnaher Kleingewässer inintensiv bewirtschaftete Fischteiche. Die möglichennegativen Folgen einer teichwirtschaftlichen Nut-zungsintensivierung werden in Kap. 1.11.1.2 "Gefähr-

Abbildung 2/7

Ökogramme einiger Pflanzen von Feuchtstandorten

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dungsfaktoren" (s. S.109 ff) ausführlich darge-stellt.

(3) Ehemalige Viehtränken-Kleingewässer könnenauf den Weiden durch halbautomatische Viehträn-ken-Armaturen (Pumpen mit Schlauch in den Bach)ersetzt werden. Die Kleingewässer sollten dannnicht verfüllt, sondern ausgezäunt werden, um Ver-jauchung, Trittschäden und Verbiß zu vermeiden(vgl. auch Kap. 1.11.1.2(k), S.112 und Kap. 2.1.1,A6, S.122). Die Viehtränken können gut zu Natur-schutzteichen umfunktioniert werden.

(4) Häufig wird die Ertragsfunktion (ehemaligerFischteich) von der Erholungsfunktion (Wochen-end-Anlage) abgelöst. So wurden etliche Toteislö-cher in Wochenendgrundstücke umgewandelt. KO-NOLD (1987: 539) erwähnt in diesem Zusammen-hang Wirkungen wie Lärm, Abfall, Autoverkehr,Feuerstellen, allerlei Baulichkeiten, Tritt, hygieni-sche Probleme und Entnahme und Zerstörung von

Pflanzenbeständen. Typische Zeiger für Trittbela-stung sind die Wegerich-Arten und Juncus tenuis.Als Möglichkeiten zur Abhilfe sind Pacht, aufklä-rende Gespräche oder Hinweistafeln (nicht Verbote,sondern Begründungen) denkbar.

(5) In jüngerer Zeit greift folgende "Unsitte" umsich: Wertvolle Kleingewässer werden als Holzla-gerstätten für die Naßlagerung genutzt. Dies ist eineZerstörung des Biotopes und daher kein Kavaliers-delikt! Besondere Brisanz erhielt dieses Problemseit den großflächigen Windwürfen im Frühjahr1990 (Stürme "Wiebke" u."Vivian").

(6) Schließlich sei als Beispiel für eine negativeUmwidmung noch der Umbau von Hülben (bzw.Dorfteichen allgemein) zu Zierteichen erwähnt.Dies geht (bzw. ging) meist mit massiven Uferbefe-stigungen ("Verschönerung") einher (vgl. Kap.1.11.3, S. 118).

Abbildung 2/8

Schematische Darstellung der möglichen Sukzessioneines Sekundärgewässers (aus ZINTZ et al. 1990: 445)

Abbildung 2/9

Aspekte zur faunistischen Ökoindikation von primä-ren und sekundären Stehgewässern aufgrund der Un-tersuchung der Käfer-, Amphibien- und Libellenfau-na (aus ZINTZ et al. 1990: 455)

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2.4 Pufferung und Erweiterung

Erhebliche Bedeutung kommt der Pufferung desKleingewässer-Umfeldes und der Erweiterung zu.Im Kap. 1.11.1. "Gefährdung" (S.108) wurden dievielfältigen Gefahrenquellen dargestellt, denenKleingewässer ausgesetzt sind. Im Kapitel 1.2 "Wir-kungsbereich" (S.22)wurden die Notwendigkeit undKriterien für einen ausreichenden Gebietsumgrifferläutert. Die Maßnahmen gliedern sich entspre-chend in Maßnahmen, die primär der Pufferung(Schutz) dienen (Kap. 2.4.1, S.144) und in Maßnah-men, die mehr die Erweiterung und Lebensraument-wicklung (Kap. 2.4.2, S.148) zum Ziele haben.Analog zu den Maßnahmengruppen von Kapitel 2.1(A1, A2 etc. bzw. B1, B2 etc.) werden den Maßnah-men zur Pufferung die Kennung C vorangestellt undfortlaufend numeriert (C1, C2 etc.). Die Maßnah-men, die eine Erweiterung von Lebensraum zumZiel haben, erhalten den Kennbuchstaben D (D1, D2etc.).Eine Übersicht der Maßnahmen wird vorangestellt:

C Pufferung (2.4.1)C1 Ausweisung einer engeren "Uferzone" um das

Kleingewässer mit definierter (Nicht-) Nutzung(Uferstreifen)

C2 Ausweisung einer Pufferzone mit angepaßter Nutzung

C3 Dränierungen und Grundwasserabsenkungen im hydrologischen Einzugsbereich müssenrückgängig gemacht werden. Künftige Entwässerungen haben zu unterbleiben.

C4 Acker- und Wiesendränagen, Abwässer, Jauche etc. dürfen nicht eingeleitet werden.

C5 Anlage eines Abfanggrabens, um nährstoffeiche laterale Einschwemmungen abzuleiten.

C6 Gehölzpflanzung und evtl. sogar Dammauf-schüttung als Schutz gegen Nährstoffeinträge

C7 Maßnahmen zur Abwendung von anthropogenenStörungen

C8 Schutzmaßnahmen um Wald-Kleingewässer

D Erweiterung (2.4.2, S.148)D1 Angrenzende Ackerflächen sind langfristig

stillzulegen und der Sukzession zu überlassen.

D2 Schaffung von Nutzungsflächen für bestimmte Vogelgruppen

D3 Im Umgriff von naturschutzfachlich sehr wert-vollen Waldkleingewässern hat sich waldbau-

lich die Ertragsfunktion der Naturschutzfunkti- on unterzuordnen.

2.4.1 Pufferung

Ziel ist jeweils, daß direkte, ungünstige Einflüssedurch Bewirtschaftungsmaßnahmen in unmit-telbarer Nähe von Kleingewässern vermieden oderzumindest verringert werden.Vorweg sind folgende Fragen zu klären:

• Welche Belastungen bestehen (stoffliche, me-chanische, akustische, hydrologische, hydro-geologische etc.)?

• Woher kommen die Belastungen? Welche Flä-chen können das Kleingewässer direkt beein-flussen?(Belastungseinzugsgebiet: Topographie, Real-nutzung, Zuflußwege)

• Welche (baulichen) Sofortmaßnahmen sind ge-eignet, Belastungen zu verringern?

• Wie sollen die Optimierungsflächen ausschau-en?

Dabei sind vorhandene Strukturen, die Ansprücheder Tier- und Pflanzenwelt (Lebensgemeinschaftenund Einzelarten), die realen und potentiellen Gefah-renquellen, die topographischen Gegebenheiten, diehydrologischen Verhältnisse, Klima und Boden zubeachten.Daraus ergibt sich, daß es mit der Ausweisung einesbayernweit einheitlichen Pufferstreifens (mit einerbestimmten Breite) nicht getan sein kann, da einsolcher den unterschiedlichen individuellen Gege-benheiten nicht gerecht wird. Es muß also für jedesKleingewässer ein spezielles angepaßtes Pufferkon-zept entwickelt werden. Dies kann folgende Maß-nahmen beinhalten:

C1 Ausweisung einer engeren "Uferzone"um das Kleingewässer mit definierter(Nicht-) Nutzung

Zumindest dieser Streifen sollte wegen der besserenZugriffsmöglichkeit auf die Nutzung durch Kaufoder Pacht erworben werden. Die Dimensionierunghat sich nach der (Ufer-) Vegetation zu richten (s.Photo 10 im Anhang). Die Vegetation der Uferzoneist in den meisten Fällen sich selbst zu überlassen.Nur in Ausnahmefällen (z.B. bei Ausbildung mono-toner (Schilf-)Bestände oder Nahrungsteich einesStorches) sind lenkende Eingriffe (Mahd) empfeh-lenswert. Hier dürfen auch kein Mähgut aus der sichanschließenden eigentlichen Pufferzone, "versoffe-nes" Heu aus den landwirtschaftlichen Produktions-flächen oder sonstige organische Abfälle abgelagertwerden! Schwere Maschinen haben hier nichts zusuchen! Beweidung muß mit den Naturschutz-Zie-len abgestimmt sein (s. Kap. 2.1.1 A6, S.122). Inder Uferzone sollen die Pflanzen und Tiere mög-lichst vollständig vor Störungen geschützt sein.

C2 Ausweisung einer Pufferzone mit ange-paßter Nutzung

An die "Uferzone" sollte sich eine ausreichend di-mensionierte Pufferzone anschließen. Entscheidendist dabei, daß die Pufferzone wirklich funktioniertund nicht nur auf dem Plan vorhanden ist. Die Breitewird im wesentlichen von der Morphologie und derangrenzenden Nutzung bestimmt. Sie kann an unge-nutzten Steilflächen sehr viel schmäler sein als inebenen Bereichen mit landwirtschaftlicher Intensiv-nutzung. Mais bis an den Gewässerrand (s. Photo 11im Anhang) sollte jedenfalls ein für allemal derVergangenheit angehören.Die angestrebte Optimalnutzung kann durch privat-rechtliche Vereinbarungen (wo die künftige Nut-zung und das daraus resultierende Entgelt festgelegtsind) zwischen der unteren Naturschutzbehörde und

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Tabelle 2/2

Sukzessionsstufen mit Art-Beispielen (aus HEBAUER 1988: 236)

Abbildung 2/10

Sukzession einer Kiesgrube mit demWandel in der Vogelbesiedelung:1= Kiesgrube nach Auflassung, 2= nach 3-5Jahren, 3= nach 5-10 Jahren, 4= nach 15-20Jahren (aus WEGENER 1991: 124)

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dem Landwirt erwirkt werden. Dazu ist erfahrungs-gemäß sehr viel Zeit und Überzeugungskraft nötig,der Erfolg rechtfertigt jedoch den Aufwand. Beste-hende Naturschutz- und Landwirtschafts-Förder-programme sind primär zu nutzen. Wo diese nichtgreifen, kann das Pufferzonenprogramm angewandtwerden. Die Vertragsdauer beträgt - wie bei allenanderen Naturschutzprogrammen - in der Regel einJahr, wobei sich der Vertrag automatisch verlängert,falls er nicht gekündigt wird. Das Entgelt richtet

sich, je nach vereinbarter Leistung (Arbeitsauf-wand, Ertragsausfall), nach den Entgeltsätzen derbestehenden Programme (SCHMITT in Schule undBeratung, Heft 4/91, Seite III-19). Innerhalb derPufferzone sind Düngung und Pestizideinsatz ver-boten.Da sich Kleingewässer in der Regel in Geländesen-ken befinden, ist fraglich, ob sich so gelegene oli-gotrophe Lebensräume - selbst bei stringenter An-wendung des Pufferkonzeptes - erhalten lassen.

Abbildung 2/11

Sukzessionsmodell eines oligo-dystrophen Heideweihers im Blasensandstein (aus BUSSLER 1982:130)

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Wahrscheinlich hilft nur eine wirksame Verhinde-rung des Austrags, und das bedeutet in den meistenFällen erhebliche Nutzungseinschränkungen bzw.-änderungen (ROWECK in ZINTZ et al. 1990: 42).Bereits 1979 forderte RINGLER naturnahe oderextensive Bewirtschaftung der Kesseleinhänge vonToteislöchern. "Zurückhaltung in der Düngung undHolznutzung, Anwendung wenig mobiler Dünger-formen (z.B. Mist) oder ausschließlich Beweidungsichern die nötigen Pufferzonen des eingemuldetenNaßbiotops und lassen oft dessen interessante Kon-taktgesellschaften aufkommen" (RINGLER 1979:87).Quell-Kleingewässer erfordern i.d.R. eine Umstel-lung des Landnutzungskonzeptes im unmittelbarenEinzugsbereich, um negative Wirkungen auf dieWasserqualität zu vermeiden (Einschwemmungbzw. Infiltration von Abwässern, Düngemitteln,Gülle, Giften) (HEBESTREIT 1979). So sollte umWaldquellen herum ein speziell auf die Quellsitua-tion abgestimmter naturnaher Waldbau praktiziertwerden mit dem Ziel einer naturschutzbedeutsamenFeuchtbiozönose. Im Offenland ist das Ziel der Er-halt bzw. die Entwicklung von Feuchtgrünlandkom-plexen um die Quelltöpfe. Quelltümpel dürfen aufkeinen Fall gefaßt werden ("Verschönerung", Trink-wassergewinnung).Hinsichtlich der Dimensionierung der Pufferzonegilt, was bereits unter C1 gesagt wurde. Lite-raturangaben zur Breite erscheinen oft recht willkür-lich, z.B.

• PLACHTER (1983b: 100) 4-5m, wo Felder un-mittelbar anschließen,

• WESTHUS (1987: 33) 15m Dauergrünland oderFlurgehölzstreifen zwischen Ackerflächen undGewässergrenze,

• PRETSCHER (1985: 15) einige Meter,• GLANDT (1989: 11) 10-20m Puffergürtel (un-

gedüngte ungespritzte Brachestreifen)• HEYDEMANN et al. (1983: 336) bei Wiesen-

und Weideweihern wenigstens 3-5m, möglichstaber 10-30m; die Pufferzonen sollen klar mar-kiert werden; bei Ackerweihern mindestens 10-30m + Gebüschmantel,

• ROMOR (1991 mdl.) 5m generell, an der Glonnauch 20m,

• RINGLER (1991 mdl.) 10m an Kleingewässernim Schwabener Moos.

Tatsächlich kann die Dimensionierung nur im Ein-zelfall unter Berücksichtigung der Prädispositionund Standortgegebenheiten erfolgen.Im Idealfall soll eine neuzuschaffende Pufferzoneauf aus der Produktion genommenen Ackerland ent-stehen, aber auch naturnahe Bereiche können ge-nutzt werden.

C3 Dränierungen und Grundwasserabsen-kungen im hydrologischen Einzugs-bereich müssen rückgängig gemacht werden. Künftige Entwässerungen haben zu unterbleiben.

Alle Maßnahmen, die geeignet sind, den Wasser-haushalt des Kleingewässers zu stören, sollten ver-

hindert bzw. rückgängig gemacht werden. Vgl. auchArt. 6d BayNatSchG und Kapitel 1.11.1.1 "Rechtli-che Grundlagen für den Schutz vor Beeinträchtigun-gen und Zerstörung" (s. S.109). Da das Herausreißender Dränrohre selbst wieder einen massiven Eingriffdarstellen würde, sind bestehende Dränagen in undum Kleingewässer besser zu verstopfen und dannverfallen zu lassen.

C4 Acker- und Wiesendränagen, Abwäs-ser,Jauche etc. dürfen nicht eingeleitet werden.

Bestehende Dränagen im Bereich der Pufferzonesind so umzuleiten, daß das nährstoffbelastete Was-ser nicht ins Kleingewässer gelangt. Dies kann z.B.durch Mitsprache der unteren Naturschutzbehördebei Wege- und Gewässerplänen der ländlichen Ent-wicklung werden.

C5 Anlage eines Abfanggrabens, um nähr-stoffreiche laterale Einschwemmungen abzuleiten.

PRETSCHER (1991 mdl.) empfiehlt einen Ringgra-ben von 30 - 50cm Tiefe, etwa 10m vom Uferentfernt, besonders wenn die angrenzenden Flächenregelmäßig mit Mineraldünger behandelt werden.SCHÄFER (1991 mdl.) macht den Vorschlag, denAbfanggraben abschnittsweise aufzuweiten, um da-durch weitere Kleingewässer (vor allem für dieGelbbauchunke) zu schaffen. Diese z.T. ephemerenGumpen sollten durch höhergesetzte (!) Röhren ver-bunden werden, um eine Abfolge von stehendenKleingewässern zu ermöglichen.

C6 Gehölzpflanzung und evtl. sogar Dammaufschüttung als Schutz gegenNährstoffeinträge

Der Aushub des Ringgrabens kann zugleich als Walldienen, der zusammen mit einer Bepflanzung einenguten Schutz gegen Einwehen von Dünger, Ein-schwemmen von Gülle u.a. gewährt (PRETSCHER1989: 21). Als Pflanzen schlägt er Hochstauden wieSchilf, Brennessel, Mädesüß, Wasserdost u.a. sowieGebüsche aus Wasserschneeball und niedrigen Wei-den vor. Den Erdwall in Agrarlandschaften fordertauch WOIKE (1991 mdl.).Einen Schutzstreifen aus ungedüngtem Graslandmit Gebüschen (!) fordern die meisten Autoren.PRETSCHER (1991 mdl.) präzisiert dies, daß dieUmpflanzung erst in 6-10m Abstand vom Ufer be-ginnen soll. Hier kann ein Konflikt mit der Maßnah-me A8 "Regulation des Gehölzaufwuchses" (S.123)auftreten (Beschattung).

C7 Maßnahmen zur Abwendung von an-thropogenen Störungen

WESTHUS (1987: 34) versteht darunter z.B. sinn-volle Planung und Anlage von Fahr- und Fußwegen,Lenkung des Besucherverkehrs durch Beschilde-rung, Errichtung von Beobachtungskanzeln, Ab-

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Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

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schirmung durch Gehölzpflanzungen, die aber nichtdie Lebensraumfunktion und andere Funktionen be-einträchtigen, oder Grabensysteme. s. auch die Vor-schläge unter Kap. 2.1.2 B11 ( S.129) "Steuerungdes Erholungsverkehrs".

C8 Schutzmaßnahmen um Wald-Kleinge-wässer

• Pflanzenschutzmittel und Düngemittel sind imengeren Einzugsbereich von Gewässern nichteinzusetzen. Dies ist auch bei der Lagerung vonHolz zu beachten, das gegen Borkenkäfer behan-delt werden muß.

• Forstwirtschaftliche Abfälle (z.B. Rinde aus Ent-rindungsmaschinen) sind im Uferbereich nicht zulagern.

• Mit schweren Maschinen und Transportfahrzeu-gen ist in den Uferbereich nicht hineinzufahren.

• Rückewege sollen Quellbereiche nicht durch-schneiden oder anschneiden. Quellhorizonte undWaldtümpel dürfen durch Stichgräben nicht ent-wässert werden.

• Bei großflächiger Kalkung sind Kleingewässerauszusparen.

• In Brutbiotopen seltener und empfindlicher Vo-gelarten (z.B. Graureiher, Schwarzstorch) sindforstliche Betriebsarbeiten in der Zeit von An-fang März bis Anfang Juli möglichst nichtdurchzuführen.

• Horstbäume sind zu erhalten.

(aus: Staatsministerium für Ernährung, Landwirt-schaft und Forsten, Hinweise zu ökologisch beson-ders wertvollen Waldbiotopen)

ferner:

• keine Naßlagerung von Holz in Kleingewässern(s.a. Kap. 2.3. "Nutzungsumwidmungen", S.142)

• Altholzmaximierung im Kontaktstreifen (Habi-tatbezug!)

• Verpflichtung für Renaturierungspriorität derangrenzenden Waldstreifen. So sind Toteis-kesselränder bes. häufig Refugien für selteneBaumarten (z.B. Gilchinger Forst: Elsbeere;Moosach/EBE: Ulme, Ahorn, Linde).

2.4.2 Erweiterung

Ziel der Maßnahmen ist eine Erweiterung der Le-bensraumangebote und die Verbindung von Teil-habitaten in der unmittelbaren Umgebung durch ex-tensiv genutzte Kontaktzonen. Flächen, die funktio-nal miteinander in Beziehung stehen oder stehenkönnen, sollen gesichert, optimiert oder geschaffenwerden. Diese "erweiterte Pufferzone mit primärerLebensraumfunktion" stellt eine Chance dar, die alteForderung des Naturschutzes nach 10% der Flächekonkret realisieren zu können. Dabei dienen dieKleingewässer als ökologische Zellen, um die her-um Naturschutzflächen zu entwickeln sind.

D1 Angrenzende Ackerflächen sind langfri-stig stillzulegen und der Sukzession zuüberlassen.

Dauerhafte Flächenstillegungen sollten sich in derFläche möglichst an naturschutzfachlichen Ge-sichtspunkten, hier Kleingewässer-Optimierung,orientieren.

Auf den so für den Naturschutz neu gewonnenenFlächen können Lebensräume selbst entstehen(Sukzession) oder gezielt geschaffen werden. Denk-bar sind dabei sowohl trockene als auch feuchteBiotope. Vorschläge für Choriotope wurden bereitsunter Kap. 2.1.2 B16 (S.132) gemacht. Ferner kön-nen Unkentümpel, Kiesflächen u.v.a. mehr angelegtwerden.

Brache ist dabei kein "Öd- und Unland", sondernübernimmt wichtige landschaftsökologische Funk-tionen (Wasserhaushalt, Räuber-Beute-Beziehun-gen, Teillebensraum). Beispiel: Dem Laubfroschnützt das schönste Laichgewässer nichts ohne denzugehörigen Landlebensraum (Wiese, Gebüsch).

Das Land ist entweder zu pachten oder von derGemeinde oder dem Landkreis aufzukaufen.

D2 Schaffung von Nutzungsflächen für bestimmte Vogelgruppen

So brauchen z.B. Gänse Weideflächen in unmittel-barer Gewässernähe (WESTHUS 1987). BURN-HAUSER (1983: 301) fordert für Störche eine starkeUferabflachung. Es solle der Versuch unternommenwerden, das angrenzende Agrarland in die Gelände-abflachung mit einzubeziehen. Die Wiesen solltendann von den betreffenden Grundbesitzern jeweilsmöglichst nahe bis zum Gewässer gemäht werden.Außerdem sollten flache Unterwasserzonen ge-schaffen werden.

Ausführlich werden Möglichkeiten der Biotopneu-schaffung unter Kap. 2.5 (S.149) behandelt.

D3 Im Umgriff von naturschutz fachlich sehrwertvollen Waldkleingewässern hat sichwaldbaulich die Ertragsfunktion der Na-turschutzfunktion unterzuordnen.

Bei Wald-Kleingewässern ist auf einen Umbau derBaumbestände im Gewässerumfeld zu naturnahenBestockungen hinzuarbeiten. Dies wird häufig da-durch erleichtert, daß die standortfalschen Fichteninfolge Rotfäule und Sturmereignissen vielfach ent-wurzelt werden. Im Einzelfall ist zu entscheiden, obeine Rückung überhaupt wünschenswert ist (die auf-gestellten Wurzelteller schufen selbst Kleingewäs-ser). Ggf. hat das Rücken schonend zu erfolgen. Zielder Bestockung sollte ein Feuchtwald sein (standort-taugliche Laubbaumarten, v.a. Roterle, Esche, Trau-benkirsche, Pappel- und Weidenarten). Empfindli-chere Baum- und Straucharten sind nach einigenJahren unter dem schützenden Schirm der ra-schwüchsigen Erlen- und Weiden-Pioniergesell-schaft zu pflanzen. Das gilt v.a. für die durch Spät-frost und Wildverbiß gefährdete Esche und fürSträucher wie Schneeball und Pfaffenhütchen.

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Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

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Im unmittelbaren Einzugsgebiet von Waldtümpelnist Waldbau mit rein wirtschaftlicher Zielsetzungnicht einsichtig! Der Umbau von Waldbeständen und die Neube-gründung naturnaher Uferbestockungen werden un-ter Kap. 5.1 "Technik der Pflege- und Entwicklungs-maßnahmen" (S.209) noch ausführlich erläutert.

2.5 Wiederherstellung und Neuanlage

In diesem Kapitel werden die Möglichkeiten fürWiederherstellung und Neuanlage vorgestellt. Da-bei liegt der Schwerpunkt auf Neuanlagen.In Kapitel 2.5.1 werden allgemeine Empfehlungen(vorwiegend aus der Literatur und von Praktikern)zur Neuanlage von Kleingewässern gegeben. Dabeiwerden zunächst nur die Autorenmeinungen undgrundsätzlichen baulichen Möglichkeiten darge-stellt. Die praktische Bauanleitung erfolgt dagegenerst in Kapitel 4.2.1.4 "Wiederherstellung und Neu-anlage" (S.195).Kapitel 2.5.2 "Erfüllungsgrad der Wiederherstel-lung und Neuanlage" (S.155) beschreibt allgemeineEntwicklungstrends, die bei Neuanlagen beobachtetwurden.Um den nötigen Praxisbezug herzustellen, werdenin Kapitel 2.5.3 (S.158) einige konkrete Einzelob-jekte aus verschiedenen Naturräumen (durchgeführ-te Maßnahmen und deren Erfolg) vorgestellt. Diesebayernweite Darstellung von Entwicklungsgängenan unterschiedlichen Kleingewässern ist derzeit ein-malig.

2.5.1 Wege zur Wiederherstellung und Neuanlage

Es werden Meinungen zu folgenden Punkten vorge-stellt:

• Standortwahl (2.5.1.1)• Wasserversorgung (2.5.1.2, S.151)• Größe und Tiefe (2.5.1.3, S.151)• Bau (2.5.1.4, S.151)• Gestaltung (2.5.1.5, S.153)

2.5.1.1 Standortwahl

Zur richtigen Standortwahl hat sich eine Reihe vonAutoren zu Wort gemeldet:PRETSCHER (1989: 8) beschreibt den Idealstand-ort wie folgt: "Ideale Voraussetzungen bieten natur-gegebene Geländeverhältnisse, wie Talmulden,Feuchtsenken, quellige Stellen, Bereiche mit hochanstehendem Grundwasser bzw. gesichertem Was-serzufluß, beispielsweise über Gleyböden. Stauwas-serböden (Pseudogley) sind besonders für die Anla-ge von Tümpeln geeignet, die zeitweise austrock-nen."Demgegenüber schränkt RINGLER die freie "Pla-zierbarkeit" ein: "Nur dort läßt sich wieder ein Feuerentfachen, wo noch Glut vorhanden ist." Der grob-schlächtige Denkansatz, "Anreichern, nur dort, wonichts mehr oder noch nichts ist", ist bei einemBiotop, dessen Wesensmerkmal eine u.U. jahrhun-

dertelange Entwicklungsgeschichte ist, fehl am Plat-ze. "Hochentwickelte Kleingewässer gehören zu je-nen Landschaftsstrukturen, die nicht an agrarstruk-turell "passenderer" Stelle (z.B. Wegezwickeln,Vorfluterränder) "gemanagt" werden können."RINGLER (1983: 86)GIRSTENBREU (1991 mdl.) rät, auf Vernässungenim Frühjahr zu achten. Generell bieten sich Acker-flächen an, die schwierig zu bewirtschaften sind. Miteinem Bohrstock sei das Bodenprofil zu untersu-chen.In eine ähnliche Richtung weist der Vorschlag derKleingewässer-Aktion NRW. Dort wurden wasser-stauende Schichten (undurchlässige Lehme undTone) empfohlen. Straßennähe sei wegen der Am-phibien zu meiden.Beim Merkblatt der LÖLF ist angegeben: "Es wirdam besten ein grundwassernaher Bereich (Sumpf-fläche, Grenzertragsboden, Bodensenke, Quellbe-reich) gewählt."SCHLUMPRECHT & MODER(1989: 396) nennenals Kriterien für die Wahl des richtigen Standorts:

- Keine Beeinträchtigung von gefährdeten Pflan-zenbeständen (z.B. Orchideenwiesen und Flä-chen nach Artikel 6d1 BayNatSchG)

- Keine Gefährdung der Lebensräume von gefähr-deten Tierarten

- Bei tonigem Untergrund und genügender Feuch-te kein Bedarf für Folie

- Günstige Umgebung: kein Zierrasen bzw. keineversiegelten Flächen, sondern z.B. Ruderalflä-chen oder blütenreiche Wiesen

- Sonnige Plätze, wärmebegünstigte Lagen- Anbindung an Außenbereiche möglichst unzer-

schnitten von Straßen- Verzicht auf Neuanlage, falls obige Kriterien

nicht erfüllbar.

FELDMANN (1984: 14) empfiehlt extensiv genutz-tes Dauergrünland, Grenzertragsböden, Wald-randlagen und Waldlichtungen, Gelände unterStromleitungen und Wiesentäler. Das Umfeld sei zuberücksichtigen. Nicht zu empfehlen sind siedlungs-nahe Bereiche (Störung durch Kinder) und Straßen-nähe. Optimal sei der Kontaktbereich zwischenDauergrünland und Wald.HEYDEMANN et al. (1983: 324) raten, genau zubeobachten, wo sich Oberflächenwasser sammelt.Dort seien ephemere Kleingewässer mit starkschwankendem Wassergehalt anzulegen, ferner inBereichen, in denen bisherige Tümpel nach Entwäs-serungsmaßnahmen dauerhaft ausgetrocknet sind.Die Entwässerungsgräben seien dann im Umkreisvon mindestens 200 m zu beseitigen und die Tümpelpartiell wieder auszubaggern.Speziell zu Wald-Kleingewässern äußert sichSPERBER. Seiner Meinung nach geben dabeiforstliche Standortkarten wichtige Anhaltspunkte.Unmittelbare Aufschlüsse ließen sich meist auchaus der Bodenvegetation herleiten (Pfeifengras undFaulbaum als Staunässe-Zeiger). Ferner: "Wo derUntergrund dies zuläßt, sollten Tümpel möglichstaußerhalb der Talgründe, auf Hochflächen, Höhen-rücken u.ä. möglichst in der Nähe ausgedehnter,älterer Laubwälder oder Mischwälder angelegt wer-

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Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

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Tabelle 2/3

Meinungsspektrum zu Größe und Tiefe von Kleingewässer-Anlagen

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den. Damit entfallen die weiten und gefährlichenLaichwanderungen der Amphibien in die Talaue."Zum Kleingewässertyp "Seigen" meint das BayLfW(1987: 84): "Die Neuanlage solcher Feuchtmuldenbietet sich innerhalb potentieller Brutgebiete, insbe-sondere auf Vorländern und Uferstreifen mit Wie-sennutzung an."

Hinsichtlich des Kleingewässertyps "Straßenge-wässer" vertritt (SCHÄFER, 1991 mdl.) folgendeAuffassung: Gewässer zwischen zwei Straßen bzw.in "Autobahn-Kleeblättern" sind stets nur ein Not-behelf, aber keine wirklichen Ausgleichs- und Er-satzmaßnahmen. Solche Flächen sind zwar leichtverfügbar und billig, eine Beschränkung auf solcheRestflächen aber ist falsch. Die Mindestdistanz zurStraße sollte 200 m betragen. Kleingewässer sindverstärkt an Wald und Feldgehölze anzulehnen.

2.5.1.2 Wasserversorgung

Grundsätzlich bestehen für die Wasserversorgungvon Kleingewässerneuanlagen mehrere Möglich-keiten:

• Niederschläge und zufließendes Oberflächen-wasser

• Anbindung an ein Fließgewässer• Grundwasser (einschl. Sonderfall Qualmwas-

ser)

HEYDEMANN et al. (1983: 324) verweisen darauf,daß Kleingewässer, die von Oberflächenwasser ge-speist werden, sehr starke Wasserstandsschwankun-gen aufweisen und häufig ephemer sind. Dagegenzeigen Kleingewässer mit Grundwasserversorgungnur geringe Schwankungen der Wassertiefe und desWasservolumens (perennierende Gewässer).

Zur zweiten Möglichkeit bemerkt PRETSCHER(1989: 8): "Eine Wasserspeisung kann jedoch auchdurch Anbindung an einen benachbarten Bach er-reicht werden. Nicht zu empfehlen ist, einen Bachdirekt durch das Kleingewässer hindurchzulenken.Rasche Verlandung, Überflutungsgefahr und dasEindringen von laichfressenden Fischen wären dieFolgen."

Ähnlich denkt auch ZEIDLER (1991 mdl.). Er be-gründet seine Empfehlung, Kleingewässer nicht anFließgewässer anzubinden, jedoch damit, daß dieKleingewässer dabei zu schnell verlanden.

Auch BLAB (1986b: 71) hält die Anlage seitlich vonFließgewässern nur für bedingt geeignet ("nur, wenndas Fließgewässer nicht oder kaum verschmutzt undnicht mit Nährstoffen belastet ist"). Er meint zurWasserversorgung: "Diese ist nach Möglichkeitdurch Grundwasser oder zufließendes Hangwasserzu gewährleisten."

SPERBER (o.J.) äußert sich wie folgt: "Eine Ver-bindung eines Vogelschutzweihers in Tallage zumFließgewässer ist durch einen schmalen seitlichenStichgraben möglich, gewöhnlich jedoch nicht er-forderlich. Zu vermeiden ist auf jeden Fall, daß daskünstliche Altwasser vom Bach durchströmt wird;dies hätte eine rasche Verfüllung mitt Bachsedimen-ten zur Folge."

Abschließend sei noch aus den Grundzügen zurGewässerpflege des BayLfW (1987: 84) zitiert:"Die Wasserversorgung kann aus Niederschlags-,Hang-, Grundwasser oder durch Ausleitung ausFließgewässern erfolgen. Ein intensiver Durchflußwirkt sich jedoch negativ aus. Der Wasserspiegelmuß nicht ganzjährig konstant sein, stärkereSchwankungen bis zeitweiliges Austrocknen sinddurchaus natürlich und bedeutsam. Ein ganzjährigerAnschluß an größere Gewässer ist nicht anzuraten."

2.5.1.3 Größe und Tiefe

Zu Größe und Tiefe von Kleingewässerneuanlagenliegen sehr unterschiedliche Meinungen von Prakti-kern und aus der Fachliteratur vor. Sie sind in Tab.2/3 (S.150) zusammengetragen.Ein wichtiger planungsrelevanter Eckwert sind300m

2und 2m Tiefe. Bis zu dieser Größe ist näm-

lich kein baurechtliches Verfahren nötig (es seidenn, das Gewässer soll in einem Naturschutz- oderLandschaftsschutzgebiet bzw. Naturpark angelegtwerden). Nach Wasserrecht ist die Anlage von Ge-wässern nur dann genehmigungsfrei, wenn die Neu-anlagen isoliert liegen, d.h. keinen Anschluß an einbestehendes Gewässer besitzen.

2.5.1.4 Bau

Bald jedes Faltblatt und jede Veröffentlichung zudiesem Thema enthalten eine neue (inhaltlich jedochmeist identische) Bauskizze für ein Kleingewässer.Deshalb kann hier auf einen Abdruck derselbenverzichtet werden. Im übrigen sei auf die sehr zahl-reiche Gartenteich-Literatur verwiesen.

Stattdessen sollen hier Tips von Praktikern und Vor-schläge für unkonventionelle Bauweisen vorgestelltwerden.

Noch viel zu selten wird u. E. die Sprengung zumBau angewandt.

WEGENER (1991: 155) gibt dazu folgende Infor-mationen:

• Eine Bohrlochtiefe von 1m läßt einen Spreng-trichter von 2m Durchmesser erwarten.

• Seriensprengungen ergeben eine größere Was-serfläche.

• Je Bohrloch sind etwa 2 kg Sprengstoff gut ver-dämmt durch den Sprengmeister einzubringen(WEGENER 1991: 160).

Weitere Angaben zum Sprengverfahren werden imKapitel 4.2.1.4.4 (S.201) gemacht.Es folgen nun Praktikertips zum Bau von seltenenKleingewässertypen:a) ephemere GewässerSCHÄFER (1991 mdl.) empfiehlt für den Bau vonGelbbauchunken-Biotopen windgeschützte Senkenund Kuhlen an warmen Südhängen. Lehm und Tonsei besser als Kies.b) SeigenZEIDLER (1991 mdl.) legt künstliche Seigen da-durch an, daß er in Wiesentälern einen Damm errich-

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tet und das Abflußrohr ca. 2m über den Wiesen-grund plaziert (s. Photo 12 im Anhang).

Kleingewässer ließen sich aber auch durch den Auf-stau von Gräben schaffen. Dies ergäbe hervor-ragende ephemere Biotope und Amphibienlaichge-wässer. Auch der Umlaufgraben (zum Abhalten vonAckerwasser) sei hierzu geeignet (s. Photo 13 imAnhang).

Nach BURNHAUSER (1983) sind Überschwem-mungswiesen auch durch niedrige Erdwälle querzum Gefälle herstellbar. Knapp innerhalb der Wie-sengrenzen ist ein schmaler Graben zu ziehen undmit dem Aushub ein flacher durchgehender Wall zuerrichten, der in der Gefällerichtung möglichst festund wasserundurchlässig sein soll. Auf der so abge-grenzten Wiese kann sich noch längere Zeit nachAbfließen des Hochwassers eine Flachwasserzonehalten. Außer der Anfangsinvestition (Wallbau) istkeine ständige Pflege nötig. Die Wiesenbewirt-schaftung wird nur unwesentlich beeinträchtigt.Nach Auslaufen eines Pacht- oder Nutzungsvertra-ges können Wall und Rinne ohne viel Mühe wiederbeseitigt werden.

Beim Bau von Seigen ist nach BURNHAUSER(1983: 310) ferner zu beachten: "Die Böschungensind möglichst flach (1:10 und flacher) zu modellie-ren, damit auch künftig gemäht werden kann. Inner-halb einer Bachschleife müssen zunächst die oberenBodenschichten teilweise abgetragen werden, uminsgesamt ein niedrigeres Niveau zu erreichen.Durch Ausschieben von Furchen, Senken, tieferen(Grundwasser-)Tümpeln und kleineren verbinden-den Rinnen sollte die neu entstandene Oberflächedann in ein ausgeprägtes Mikrorelief verwandeltwerden. [...] Ziel der Oberflächenstrukturierung auftieferem Niveau ist eine Situation, in der imSchleifenbereich selbst bei niedrigem Pegelstandstets Wasserstellen und amphibische Zonen(Schlickflächen, Sandbänke) vorhanden sind; beimittlerem Wasserstand sollten kleinere Teilflächenbereits überflutet werden, über Flutrinnen auch einspärlicher Wasserdurchfluß erfolgen; bei hohemWasserstand sollte die Fläche dann weitgehendüberschwemmt sein. Nach dem Abfluß des Hoch-wassers bliebe in den zahlreichen Vertiefungen un-terschiedlich lange Restwasser zurück."

c) Altwasser

Zur Anlage von Altwassern führt BURNHAUSER(1983: 310) aus: "Die Randlinie ist möglichst for-menreich und unregelmäßig und das Ufer durch-wegs extrem flach auszubilden. Zur Überwinterungvon Amphibien und Fischen sollten einige tiefereStellen von ca. 1,5m vorhanden sein, die restlichenWasserzonen jedoch möglichst nur Wattiefe (maxi-mal 0,4 m) aufweisen. Bereits ab etwa 400m2 Was-serfläche [...] würde sich der Maschineneinsatz loh-nen. [...] Das System kann einfach, als "blinder"Arm, oder doppelt an das Fließgewässer angebun-den werden. Die relativ schmal zu haltende Verbin-dungsstelle sollte bei Mittelwasserstand nur sehrflach überspült werden, so daß sich tatsächlich Ei-genschaften eines Stillgewässers entwickeln kön-nen. Bei Niedrigwasser sollte die Verbindung zum

Fluß unterbrochen sein." Flächenbesitz sei unbe-dingt Voraussetzung.Eine häufige Frage lautet: "Wohin mit dem Aus-hub?"SPERBER (o.J.) bemerkt zum Aushub: "Der Erd-aushub wird keinesfalls "ordentlich" einplaniert; derrohe verteilte Aufwurf setzt sich ohnehin im Laufeweniger Monate. Eine bewegte Oberfläche ermög-licht durch ihre kleinstandörtlichen Unterschiededie natürliche Besiedelung mit einer mannigfachenFlora. Wo man glaubt, in der Nähe vielbegangenerAusflugswege Rücksicht auf den vorherrschendenPublikumsgeschmack nehmen zu müssen, kannman das grob planierte Aushubmaterial mit einerSchutzsaat aus Hafer, der wir an sonnigen Stellenauch eine Handvoll Sonnenblumen beigeben, dünnbegrünen. Jedes Mehr wäre schon ein Zuviel, eineAussaat mit einer Rasenmischung in jedem Fallefalsch. Für die von "Könnern" gebauten Tümpel istes geradezu charakteristisch, daß sich die Wasser-stellen trotz der relativ groben Arbeitsweise undeinem Minimum an Erdbewegung unauffällig ein-fügen und bereits nach einer Vegetationsperiode wieein natürliches Element der Landschaft wirken."Ein weiteres, häufig vorkommendes Problem stellenbei der Lehmbauweise die Schwundrisse dar, diezum Auslaufen des Gewässers führen können.PRETSCHER (1989: 10) schreibt zum Abdichtenmit Ton: "Eine 15-30cm starke Tonschicht wird aufdie vormodellierte Fläche aufgetragen und festge-stampft. Nach dem Abgleichen ist der Ton sofort miteiner etwa 20cm starken, feuchten Sandschicht ge-gen Austrocknen zu bedecken und möglichst baldWasser einzulassen, sonst gibt es Risse. Mit einemim Handel erhältlichen quellfähigen Bentonit-Spe-zialton können undichte Teichanlagen "ausgebes-sert" werden. Ein Erfolg hängt jedoch von einerfachgerechten Ausbringung bzw. Einarbeitung ab."(s. Abb. 2/12, S.152):Zur Frage "Mönch: ja oder nein?" meint SPERBER(o.J.): Ein Mönch ist i.d.R. nicht nötig (auch teuer).Eine Wasserstandsregulierung kann auch durch einAblaufrohr erzielt werden. "Während der Schnee-schmelze wird man auf den höchstmöglichen Was-serstand zielen, im Spätsommer und Herbst fürdurchziehende Limikolen durch niedrigeren Was-serstand eine Schlamm- und Schlickzone als Nah-rungsfläche anbieten."

Zum Abschluß sei noch aus dem allgemeinen Erfah-rungsschatz von zwei bewährten "Tümpelbauern"zitiert:

GIRSTENBREU (1991 mdl.) rät, auch in der Rand-zone (auf 5 m) den Humus abzuschieben, um oli-

Abbildung 2/12

Bau einer Tonwanne (aus: PRETSCHER 1989: 10)

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gotrophe Verhältnisse zu erzielen. Kies sei beimWegebau verwendbar, der übrige Aushub ist aufÄcker zu verteilen. Nordufer sollen stets steiler alsSüdufer angelegt werden. Langjährige Erfahrunghabe die Notwendigkeit bestätigt, selbst ins Geländemit hinauszugehen, um auf Gegebenheiten reagie-ren zu können. Der Zeitaufwand lohne allemal.

ZEIDLER (1991 mdl.) betont, tief genug zu bauenund ausreichend zu verdichten, um stabile Wasser-verhältnisse zu erreichen. Dämme sollten zum na-türlichen Gefälle hin verstärkt werden, um bei Stark-regenereignissen einen Durchstich zu vermeiden.Ferner: "Bauen = Improvisieren + Reagieren!".

2.5.1.5 Gestaltung

Aus der großen Zahl von Autoren, die Gestaltungs-vorschläge veröffentlicht haben, werden einige hierzitiert:

BayLfW & ANLIm Merkblatt zu Landschaftspflege und Naturschutz(Biotopneuschaffung beim Kies- und Sandabbau)des BayLfW zus. mit ANL wird u.a. empfohlen:

• Anlage von Kies- und Sandinseln• Anlage einer Schlammflur• Anlage von Kiesflächen• Anlage einer Trockensteilwand• Anlage von Röhrichten• Einbringen von Stammstücken und Wurzel-

stöcken

SCHOLL & STÖCKLEIN SCHOLL& STÖCKLEIN (1980) schlagen 6 ver-schiedene Regelprofile vor (s. Abb. 2/13, S.153).

Regelprofile (Pfützen und Lachenflächen für Kreuz-und Wechselkröte) können durch größere Steineund Bretter als Tagesverstecke noch weiter opti-miert werden.

SCHLUMPRECHT & MODER

SCHLUMPRECHT & MODER (1989: 396) plä-dieren für ein Orientieren an den Kleingewässern dernächsten Umgebung. Für Kleingewässer in Bayreuthgeben sie folgende Gestaltungsempfehlungen:

• Flache Ufer: Gefälle weniger als 2-5cm pro100cm Strecke. Ein Gefälle von 30 oder 45%sollte vermieden werden.

• Flachwasserzonen von 5-20cm Tiefe auf minde-stens 50% der Fläche!

• Verschieden tiefe Bereiche anlegen!• Tiefere Zonen nicht auf Kosten der Flachwasser-

zonen anlegen!• Schaffung z.T. austrocknender Flachwasserzo-

nen, räumlich kompartimentiert vom Hauptwas-serkörper.

• Schaffung möglichst langer Uferlinien: kleine,flache Erdwälle oder "Inselchen", auch wennderen Anlage oft erst nachträglich per Handmöglich ist.

• Bei kleinen Tümpeln sollte nur ein geringer Teil(ca. 10%) der Fläche aus einem tieferen Bereich(ca. 80 bis 120 cm Tiefe) bestehen; erst beigrößeren Biotopneuanlagen kann dies mehr sein(Schwimmblattzone!).

BLAB

BLAB (1986b: 71) meint: "Eine möglichst langge-zogene und vielgestaltige Uferlinie ist wegen der

Abbildung 2/13

Gestaltung von künstlichen Kleingewässern (aus SCHOLL & STÖCKLEIN 1980)

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damit verbundenen hohen Randlinienwirkung undMehrung verschiedenartiger Habitate förderlich. Dies läßt sich durch eine Gliederung in zahlreicheBuchten und Halbinseln und durch einen Wechselvon Flach- und Steilufern erreichen." Flachwasser-bereiche begründet er wie folgt: "Je größer der An-teil der Flachwasserbereiche am Gesamtvolumeneines Gewässers ist, desto größer ist die organischeProduktion der Wasserfläche pro Zeiteinheit unddamit das Nahrungsangebot für die limnischen Tie-re." (BLAB 1986b: 67)

LÖLFDas Merkblatt 3 der LÖLF (1981) enthält folgendeEmpfehlung: "Um die Habitatansprüche vielerPflanzen und Tiere zu erfüllen, sollte die Uferliniemöglichst langgezogen und vielgestaltig sein. Diesläßt sich durch die Anlage von kleinen Buchten,Halbinseln und Inseln erreichen. Wichtig sind mög-lichst flache Ufer (Böschungsneigung 1:10), an diesich eine Flachwasserzone (10-50cm Tiefe) an-schließt. Vereinzelt können auch wenige Dezimeterhohe Steilböschungen angelegt werden."

HEYDEMANN et al. HEYDEMANN et al. (1983: 335) fordern Flach-ufer, Schlamm- und Sandufer, Hochstaudenfluren,eine Röhrichtzone (mindestens 3-4 m), eineSchwimmpflanzen- und Unterwasserzone, evtl. einSteilufer.

WEGENER WEGENER (1991: 155) macht Angaben zur Ge-staltung:

• Die Uferlinie ist lang, buchtenartig und vielge-staltig auszuführen.

• Das Ufer ist im Verhältnis 1:6 bis 1:12 abzubö-schen, wobei, soweit vorhanden, auch Steiluferzu erhalten sind.

• Für den Amphibienschutz ist auf eine ausrei-chende Besonnung und Flachwasserbereiche zuachten.

• Bei der Böschungsgestaltung sind flache oderstufenförmige Ufer anzulegen.

• Die Einbringung zusätzlicher Strukturen wieWasserpflanzen, schwimmende Inseln, Treib-holz etc. kann sich günstig auswirken.

WESTHUS WESTHUS (1987: 29) fordert eine möglichst großeamphibische Kontaktzone durch Uferabflachungund Schaffung von Flachwasserbereichen unter-schiedlicher Tiefe: "Je geringer der Neigungs-winkel, um so günstigere Siedlungsmöglichkeitenbestehen für Flora und Fauna und umso schnellererfolgt die Besiedelung durch ein breites Artenspek-trum. Als Rastplatz für Limikolen besitzen Ufer erstab einem Böschungsverhältnis von 1:7 bis 1:8 Be-deutung. Für Brutvögel sollte der Röhrichtgürteleine Mindestbreite von 2 m, am günstigsten aber von10m aufweisen. Da viele Röhrichtarten nur bis etwa0,5m Wassertiefe vordringen, ist am Ufer von einemNeigungswinkel von 10 Grad (Gefälle < 1:5) dieAusbildung von Vegetationszonen möglich. Gün-stig sind erst Uferbereiche mit geringerem Nei-

gungswinkel (<1:10)." WESTHUS empfielt fernerdie Anlage kleiner Inseln (wegen Raubsäuger)."Mehrere kleinere Inseln (10-300 m2) sind wegendes Grenzlinieneffektes vorteilhafter als wenigegroße."

BURNHAUSER Zum Abschluß seien die detaillierten Angaben vonBURNHAUSER (1983: 304ff) zur Gestaltung vonFutterteichen für fischfressende Vögel (insbesonde-re Weißstorch und Graureiher) wiedergegeben:Bereits kleine Flachteiche ab 50m2 reichen für denangestrebten Zweck aus. Eine "naturnahe" Gestal-tungsweise wird nicht angestrebt, vielmehr steht dieoptimale Eignung für den speziellen Zweck im Vor-dergrund. Vor allem für Graureiher muß ein "su-peroptimaler" Futterteich angeboten werden, wenneine nachhaltige Entlastung von kommerziellenFischteichanlagen erreicht werden soll.

• Das Gelände soll genügend übersichtlich sein,vor allem in Siedlungsnähe, wo mit Störungendurch freilaufende Hunde zu rechnen ist; zumin-dest eine Schneise zum ungefährdeten Anflug istnotwendig, angrenzende Gehölze (Wald) störenansonsten nicht. Gewässernahe Bäume (vor-zugsweise ausladende Eichen und Kiefern) wer-den vom Graureiher als Sitzwarte genutzt.

• Flacher Böschungswinkel (höchstens 1:2,5) aufder gesamten Uferlänge.

• Auf ganzer Teichfläche geringe Wassertiefe (10-30 cm); lediglich einige tiefere, frostfreie Berei-che (mind. 1,5m). Eine differenzierte Gestaltungdes Kleinreliefs ist notwendig, um allzu unnatür-liche Bedingungen zu vermeiden und den Klein-fischen einen artgemäßen Lebensraum zu bieten.

• Da die Flachteiche durch zu starke Erwärmungdes Wassers und (bei den angestrebten hohenBesatzdichten besonders gefährlich) Sauerstoff-mangel bedroht sind, ist ein ausreichenderDurchfluß anzustreben.

• Die Anlage sollte möglichst einen Mönch zurRegulierung des Wasserstandes erhalten.

• An das Ufer soll allseits ein möglichst feuchterWiesenstreifen von mindestens 10m anschlie-ßen. Einzelne Bäume an der Südseite zur Be-schattung des Teiches sind vorteilhaft, vor allemwenn nur geringer Wasserdurchfluß zur Verfü-gung steht.

• Fischbesatz: Im Bereich der traditionellen Kar-pfenzuchtgebiete sollen die Futterteiche mit (ausder Sicht der Fischwirtschaft) minderwertigenBeifischen (besonders Rotaugen, Rotfedern,Moderlieschen, Schleien) sowie kranken odersonst ungeeigneten Zuchtfischen besetzt wer-den; auch frischtote Fische sind geeignet, jedochist laufend festzustellen, ob sie auch angenom-men werden. Bei geringem oder ganz fehlendemWasseraustausch, wie er für viele Kleingewässercharakteristisch ist, können nur sehr wider-standsfähige und an hohe Temperatur bzw. ge-ringe Sauerstoffkonzentration im Wasser ange-paßte Arten (Karausche, Schleie, Karpfen) ein-gesetzt werden. Ist ein Zulauf vorhanden, kön-nen auch Stichling, Moderlieschen, Laube,

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Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

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Rotauge, Rotfeder eingesetzt werden. Die einge-setzten Fische sollen maximal 20cm lang sein.Je nach der Entnahmerate sind die Futterfischenachzuliefern; eine hohe Fischdichte muß immergewährleistet sein. Ist die Förderung des Stor-ches spezielles Ziel, ist vor allem während derBrutzeit (ca. Anfang Juni bis Ende Juli) dichterBesatz notwendig.

• Beschaffung von Futterfischen: Keine wesentli-chen Probleme dürfte die Beschaffung in dentraditionellen Teichgebieten Nordbayerns undMittelfrankens machen. Da in den Karpfenzuch-ten die Futterfische, vor allem die Beifische, nurbeim herbstlichen Abfischen gewonnen werdenkönnen, kann es notwendig sein, eine spezielleHälterungsanlage (jederzeit ablaßbarer Teich)anzulegen. In Gegenden, wo keine Karpfenzucht betriebenwird, sondern nur Forellenanlagen vorhandensind, können lediglich die wegen Krankheit etc.ausgesonderten Nutzfische verwendet werden.Zusätzlich kann es dann notwendig werden,rechtzeitig Karpfen-Brütlinge oder auch größerelaichbereite Fische (z.B. Karauschen) einzuset-zen, so daß in der Hauptfütterungszeit genü-gendgroße Jungfische vorhanden sind. Auf dieletztere Möglichkeit muß vor allem überall dortzurückgegriffen werden, wo es keine Teichwirt-schaften gibt. Wenn keine Anglervereine oderauch Landwirte hierfür gewonnen werden kön-nen, muß von seiten des Naturschutzes die Be-wirtschaftung entsprechender Nachzuchtteichein Eigenregie durchgeführt werden.Besondere Beachtung verdient in diesem Zu-sammenhang das im Bereich der Staatsforst-verwaltung angeregte "Tümpel-Programm", wel-ches Anlage und Erhaltung von Kleingewässernbzw. Feuchtgebieten im Wald fördern soll.BURNHAUSER (1983) weist gerade den unge-störten Waldkleingewässern eine hohe Eignungfür die Nachzucht von Kleinfischen, insbesonde-re von Moderlieschen, zu. "Zumindest im Be-reich der süddeutschen Schotterebene dürfte diesauch mit der Elritze (Kiesgrund!) gelingen, wieeinige während der Laufzeit des Programmesbekanntgewordene Vorkommen nahelegen."

• Pflege: Regelmäßige Mahd der Böschungs-bereiche der angrenzenden Feuchtwiesen sowieperiodische Entkrautung des Kleingewässersselbst sind notwendig, damit immer optimaleZugänglichkeit besteht und die Verlandung ver-hindert wird. Es kann auch Fütterung notwendigwerden, wenn sonst die Fischdichte nicht hochgenug gehalten werden kann.

2.5.2 Erfüllungsgrad der Wiederherstellung und Neuanlage

Hier werden allgemeine Entwicklungstrends be-schrieben, die an Neuanlagen beobachtet wurden. Zur floristischen Entwicklung liegen detaillierte Er-gebnisse vor:

- für den südbayerischen Raum auf Niedermoor-standorten (NEUMAIR 1988 / = A),

- für den Oberharz (PARDEY & SCHMIDT 1988)

- für Nordrhein-Westfalen (FELDMANN 1984)

Hinzu kommen die relativ schlecht dokumentiertenErfahrungen an bayerischen Kleingewässer-Objek-ten, die als Block unter Kap. 2.5.3 "Konkrete Einze-lobjekte" (s. S.158) vorgestellt werden.Über die faunistische Entwicklung von Neuanlagen(u.a. Wasserkäfer) hat LÖDERBUSCH (1979) ge-arbeitet.

NEUMAIRBei den Biotopneuanlagen auf Niedermoorstandor-ten entwickeln sich in den ersten Jahren Zwergbin-sengesellschaften, Flut- und Feuchtpionierrasen undartenarme Ackerwildkrautgesellschaften. In denTümpeln und fast ganzjährig überstauten Senkenbilden sich Rohrkolben- bzw. Klein-Röhrichte starkgestörter und eutropher Standorte. In Abhängigkeitvom Standort lassen sich unterscheiden (NEU-MAIR 1988: 65 ff):

• nitrophytische Staudengesellschaft auf humosenFlächen (z.B. Urtica dioica, Galium aparine,Galeopsis tetrahit, Calystegia sepium, Eupato-rium cannabinum, Solidago canadensis/gigan-tea)

• Aufkommen von Weidengebüschen auf kiesi-gen Standorten; häufig mit nitrophytischenHochstauden und dem Waldlichtungsgras Cala-magrostis epigeios

• Characeen-Unterwasserrasen auf kiesigem Sub-strat

• Arten aus Flut- und Feuchtpionierrasen und ni-trophytischen Uferstaudengesellschaften

• Pionierstadien mit Unkräutern krumenfeuchterund staunasser Äcker auf nassen und humosenoffenen Böden im Donaumoos (z.B. Lycopuseuropaeus, Polygonum lapathifolium, Saginaprocumbens)

• eutrophes Kleinröhricht in Tümpeln auf Nieder-moorboden (z.B. Glyceria fluitans, Sparganiumneglectum/erectum, Alopecurus aequalis)

• Zwergbinsengesellschaften auf periodisch über-stauten kalkreichen, sandig-kiesigen Böden(z.B. Carex flacca, Juncus articulatus)

• Arten des Wirtschaftsgrünlands (z.B. Achilleamillefolium, Plantago lanceolata, Cerastium ho-losteoides) und Trittrasenarten (z.B. Plantagomajor, Poa annua, Trifolium repens, Polygonumaviculare) auf nicht überstauten Flächen

• Arten der Frischwiesen auf vormaligen Wirt-schaftsgrünlandstandorten (z.B. Poa pratensis,Trisetum flavescens; Heracleum sphondylium)

• Pioniere aus dem Flutschwaden-Igelkolben-Bachröhricht in flach überstauten Mulden (z.B.Alisma plantago-aquatica, Veronica anagallis-aquatica, Glyceria fluitans, Typha latifolia)

• Arten des Rohrkolben-Röhrichts in Stillgewäs-sern auf kalkhaltigem Kies

PARDEY & SCHMIDTPARDEY & SCHMIDT (1988: 17ff) haben dieKleingewässerentwicklung von 100 künstlich ange-legten, zw. 3 - 12 Jahre alten Stillgewässern imOberharz untersucht. Die Ergebnisse können zwarfür Bayern nicht uneingeschränkt übernommen wer-den, dennoch stellt die Arbeit eine hervorragende

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Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

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Bestandsaufnahme früher Sukzessionsstadien dar,die hier nicht übergangen werden kann! Die Besie-delungsmechanismen sind wohl allgemein gültig.So wird die Vegetation der Dammkronen stark vomSkelettanteil des Bodens, seiner Höhe über demTeichwasserspiegel sowie vom Tritt des Wildes be-einflußt. Da das Bodenmaterial i.d.R. mit einer Rau-pe abgeschoben und verdichtet wird, entspricht dieAusgangssituation der eines Aufschüttungsbodensbzw. der einer Kahlfläche.Es dominieren wie aufden die Teiche umgebenden Freiflächen Gräser(Calamagrostis villosa, Deschampsia caespitosa,Holcus mollis). Hinzu treten als typische Kahl-schlagarten Digitalis purpurea und Cirsium palu-stre. Die Dammkronenvegetation der Bach- undFlußtal-Teiche ist im Gegensatz dazu stark mit Ar-ten des Calthion, der EPILOBIETEA ANGUSTIFOLII-Fluren und der feuchten Laubwälder (Carex remota,Myosotis nemorosa, Circaea intermedia, Myosotonaquaticum, Senecio fuchsii, Rubus idaeus) durch-setzt.Die Vegetationsgürtel an den Dammufern sind we-gen des überwiegend steilen Böschungswinkelsschmal ausgebildet. Es dominiert als Störungszeiger(Bodenstruktur) meist Juncus effusus. Nur an dendystrophen Gewässern bilden Sphagnen-Rasen zu-sammen mit Juncus effusus die Dammufervegetati-on, während an den nährstoffreicheren Teichen imBach- und Flußtalbereich Ranunculus repens unddie CALTHION-Arten eine reichere Ausbildung ab-grenzen.Die Flachufer unterscheiden sich von den Dammu-fern durch ihren geringen Böschungswinkel undeine wesentlich geringere Störung der Bodenstruk-tur. Aufgrund des flachabfallenden Grundes wirkensich schon geringe Pegelsenkungen in einer großflä-chigen Trockenlegung des Teichbodens aus. Juncuseffusus bildet hier nur bei starker Bodenverdichtungoder in sehr sauren Gewässern dichte Bestände.Sonst beherrschen Carex canescens-reiche Klein-seggenrieder und Juncus bulbosus-Flutrasen dieFlachufer. Ein Trockenfallen beschleunigt die Aus-und Verbreitung der Knotenbinse, weshalb die Jun-cus bulbosus-Flutrasen auch an Teichen mit größe-ren Pegelschwankungen häufig vorkommen. An hy-

drogencarbonatreicheren Gewässern werden siedurch artenreiche Helophytenbestände aus demCALTHION und ALNO-ULMION ersetzt. Großseggen-rieder besiedeln die Uferzone bis zu einer Wasser-tiefe von 50-70 cm. Sie werden von Carex rostratabeherrscht.Die meist im tieferen Wasser vorkommenden Ge-sellschaften mit submersen Wasserpflanzen werdenvon Juncus bulbosus bestimmt. Man kann eineSphagnum-Ausbildung an den dystrophen Gewäs-sern von der typischen Ausbildung an den besser mitNährstoffen versorgten Gewässern unterscheiden.In einigen Teichen wurde außerdem eine denStrandlings-Flachwasserrasen und Armleuchteral-gen-Unterwasserrasen nahestehende Nitella flexilis-Potamogeton berchtoldii-Gesellschaft nachgewie-sen. In den oligotrophen Teichen treten Callitrichehamulata (vorwiegend in tieferen Wasserzonen)und/oder C. platycarpa (überwiegend in flacherenWasserzonen) mit z.T. hohen Deckungsgraden hin-zu. In den Teichen der Bach- und Flußtäler bildenmeist nur wenige Arten wie Sparganium emersum,Potamogeton natans und Ranunculus peltatus imTiefwasserbereich kleinflächige Wasserpflanzenbe-stände.

Zur Erstbesiedelung und weiteren Sukzession:

Es ist davon auszugehen, daß in dem vorhandenenBodenmaterial bei der Anlage der Kleingewässerdie Diasporen vieler Wald-, Kahlschlags-, Ruderal-und Wiesenarten vorhanden waren. Die weitgehendvegetationsfreien Böden waren darüber hinausleicht für Samen zugänglich, die durch den Wind,durch das Wasser und durch Tiere herantransportiertwurden.

Im ersten Jahr siedeln sich besonders monokotyleArten an. Dabei erweist sich im stark gestörten,feuchten Bereich Juncus effusus als besonders er-folgreich. Hinzu kommen Calamagrostis villosa,Holcus mollis und Deschampsia caespitosa. An fla-chen Ufern siedeln sich auch rasch Kleinseggen wieCarex canescens, C. echinata, C. nigra und C. lepo-rina sowie Kleinbinsen wie Juncus bulbosus und J.articulatus an. Carex rostrata und Glyceria fluitanskönnen ebenfalls bald im flachen Wasser erschei-nen. Im Tiefwasserbereich der Teiche bilden sichschon kleine Juncus bulbosus- und Callitriche ha-mulata-Horste. Nach dem ersten Jahr, durch denZufall der Erstbesiedelung geprägt, fällt die inselar-tige Artenverteilung auf, wobei noch viele Lückenin der Vegetationsdecke vorhanden sind. In denfolgenden Jahren schließt sich dann die Pflanzen-decke. Neue Arten kommen kaum noch hinzu. AmDamm ist unter günstigen Bedingungen (skelettar-mer Boden, fehlender Tritt usw.) die Narbe bereitsim zweiten Jahr nach der Teichanlage geschlossen.Mit der Zunahme des Deckungsgrades verschärftsich auch die Konkurrenzsituation und führt zurHerausbildung der für die jeweiligen Standorte ty-pischen Gemeinschaften, in denen meist nur wenige,konkurrenzstarke Arten dominieren. Durch dassommerliche Absinken der Wasserstände bzw. dieAufhöhung der Teichböden mit Sedimenten werdenArten wie Juncus bulbosus, aber auch Glyceriafluitans und Carex rostrata in ihrer Ausbreitung

Abbildung 2/14

Idealtypisches Entwicklungskonzept zur Schaffungverschiedener Kleingewässer-Typen, Erläuterungen imText (aus JÄKEL 1983: 215)

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begünstigt und können nach wenigen Jahren dieTeiche vollständig beherrschen. Die Besiedelungder tieferen Wasserzonen der nährstoffreicheren Ge-wässer verläuft nicht so rasch, da Juncus bulbosusdort nicht auftritt. An Gewässern, die nur Steiluferaufweisen, läuft die Besiedelung nur sehr langsamab. Hier können sich am Ufer zunächst nur sehrschmale Vegetationsstreifen ausbilden.Nach den bisherigen Beobachtungen läßt sich dieweitere Entwicklung wie folgt abschätzen: DieGroß- und Kleinseggenrieder, die Glyceria fluitans-Röhrichte und die Juncus bulbosus- und Callitriche-Gesellschaften können im wesentlichen als quasi-stabil angesehen werden. Typha latifolia und Pha-laris arundinacea werden sich ausgehend von denbestehenden kleinen Beständen weiter ausbreiten.Mit fortschreitender Verlandung werden die Vege-tationsgürtel des Ufers ins Teichinnere wandern unddas Terrain für Gehölze vorbereiten. Diese könnendie Wasservegetation der kleineren Teiche und dieUfervegetation stark beeinflussen, da diese sichmeist aus Licht- und Halbschattenpflanzen zusam-mensetzen.

FELDMANNWeitere Sukzessionsbeschreibungen liegen ausNordrhein-Westfalen vor. Im Rahmen der "Kleinge-wässer-Aktion NRW" ließ die LÖLF insgesamt 86Neuanlagen bzw. Restitutionen untersuchen.

Von den nährstoffarmen Gewässern abgesehen, dievon Natur aus eine verzögerte Vegetationsent-wicklung zeigen, wurden folgende Pflanzengesell-schaften nachgewiesen (FELDMANN 1984: 6):

• Seerosen-Gesellschaft (mit Teichrose, Wasserknö-terich, Schwimmendem Laichkraut, Schlamm-schachtelhalm)

• Wasserfeder-Gesellschaft (mit Wasserfeder,Wasserstern, Froschlöffel, Kleiner Wasserlinse)

• Wasserhahnenfuß-Gesellschaft (mit Wasser-hahnenfuß, Wasserstern, Kleiner Wasserlinse,Dreifurchiger Wasserlinse, Wasserschwaden).

Als oberflächenbesiedelnde Gesellschaft wurdevielfach die Wasserlinsen-Decke, aber auch dieBuckellinsen-Decke und einige Male auch die Drei-furchenlinsen-Gesellschaft beobachtet. Randlichentwickelt sich das Teichröhricht (mit Breitblättri-gem Rohrkolben, Teichbinse, Ästigem Igelkolbenund Schilf) sowie, recht häufig, der Wasserfenchel-Kressen-Sumpf (mit Wasserfenchel, Wasserkresse,Kleiner Wasserlinse und Wasserknöterich).

Unter den Amphibien konnten als Erstbesiedler (imJahr der Anlage bzw. im Folgejahr) Teichmolch undGrasfrosch nachgewiesen werden. Nach 3-4 Jahrenhaben sich auch starke Populationen von Teich- undBergmolch, aber auch vom Kammolch und Gras-frosch entwickelt. Dagegen erfolgt die Annahme derneuen Kleingewässer durch den Grünfrosch eherzögernd und mit kleinen Populationen. 66 der 87untersuchten Gewässer (76 %) werden bereits alsLaichplatz genutzt.

LÖDERBUSCHLÖDERBUSCH (1979) untersuchte an 29 neuange-legten und zum Vergleich an 6 alten Tümpeln im

Raum Sigmaringen die Besiedelung mit Wasserin-sekten.Die Zusammensetzung der Insektenfauna hängt vonGröße und Lage des Tümpels, Dauer der Wasserfüh-rung, Besonnung, Vegetation, chemischen Verhält-nissen und Alter des Tümpels ab. Jeder dieser Fak-toren kann den Charakter eines Tümpels entschei-dend beeinflussen. Tümpel werden dadurch zu aus-gesprochenen Individuen.

Die Erstbesiedelung erfolgt meist aus der Luft, ent-weder selbst aktiv oder passiv durch Zoochorie imGefieder von z.B. Enten. Die meisten Wasserinsek-ten verfügen über einen leistungsfähigen Flugappa-rat. Dies gilt ausnahmslos für die Bewohner instabi-ler ephemerer Kleingewässer. Sie müssen sich undihre Nachkommenschaft auf eine möglichst großeZahl von potentiellen Lebensräumen verteilen, umdie Unsicherheit des Biotops (Austrocknung imHerbst, Zufrieren im Winter) auszugleichen. Flug-unfähige Arten finden sich dagegen in Biotopen, diesich durch eine relative Konstanz auszeichnen, z.B.Seen und Moorgewässer. Für diese hochangepaßtenArten wäre ein Ortswechsel schädlich, weil er dasRisiko birgt, keinen geeigneten Biotop zu finden.

LÖDERBUSCH unterscheidet in seiner Untersu-chung 4 Typen:

• alte Vergleichstümpel• neuangelegte Tümpel mit Verbindung zu Feucht-

biotopen• alte, wieder hergerichtete Tümpel• isolierte Neuanlagen.

Ein Vergleich der durchschnittlichen Artenzahlender verschiedenen Gruppen neuangelegter Tümpelzeigt, daß erwartungsgemäß die Anlagen, die imZusammenhang mit bereits bestehenden Feuchtge-bieten stehen, am schnellsten besiedelt werden. Hiersind potentielle Besiedler in der unmittelbaren Um-gebung schon vorhanden und können in die neuent-standenen Tümpel sofort einwandern oder passivmit Bächen oder durch Überschwemmungen einge-spült werden. So sind in diesen Tümpeln auch flug-unfähige Arten zu finden.

Relativ schnell verläuft auch die Besiedelung vonTümpeln, die durch das Ausräumen alter, verlande-ter oder zugeschütteter Tümpel entstanden sind.Hier waren wahrscheinlich, abhängig vom Grad derVerlandung, noch mehr oder weniger große Resteder alten Tümpel-Lebensgemeinschaft vorhanden,die für eine schnelle Wiederherstellung des ehema-ligen Zustands sorgen. Dagegen verläuft die Besie-delung der isoliert liegenden Neuanlagen langsa-mer. Sie ist fast ganz vom zufälligen Eintreffenumherstreifender oder verschleppter Besiedler ab-hängig. Im ersten Jahr überwiegen anspruchsloseweitverbreitete Arten und sehr flugaktive Formen.Flugunfähige Arten fehlen noch ganz.

Die Unterschiede zwischen den drei Gruppen neu-angelegter Tümpel sind aber sicher nicht allein aufdie unterschiedliche Ausgangssituation vor derNeuanlage zurückzuführen. Eine wesentliche Rollespielt auch die Lage der Tümpel im Wald oder imoffenen Gelände.

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Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

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SCHLUMBRECHT & MODER (1989: 395) habensich ganz generell zur Entwicklung von Neuanlagengeäußert:"Die Effizienz von Neuanlagen für gefährdete Artenist stark umstritten, da großräumliche Untersuchun-gen (WILDERMUTH & KREBS 1983 im KantonZürich) meist nur über die Ansiedlung ungefährde-ter euryöker Arten berichten, was als Mißerfolgangesehen werden kann. (Anm.d.Verf.: kann auchmit den kurzen Untersuchungszeiträumen zusam-menhängen). Gründe für Fehlschläge dürften meistFehler bei der Gestaltung (schematische Planungenvon Regelprofilen, einheitliche und zu steile Gefäl-le, glatte Uferlinien), nicht erkannte ungünstige mi-kroklimatische Voraussetzungen oder negative Ein-flüsse aus der Umgebung sein, die mangels Überwa-chung nicht bemerkt werden. Als Vorbild bei derGestaltung sollten die wertvollen Gewässer in derUmgebung (Naturraum, Landkreis) herangezogenwerden. [...] Viele hochgradig gefährdete Lebens-räume von Libellen lassen sich nicht neu schaffen.Den vielen bedrohten, darauf spezialisierten Libel-lenarten ist nur durch den konsequenten Schutz die-ser Lebensräume zu helfen".Schließlich hat JÄKEL (1983: 215) - ausgehend vonseinen Untersuchungen an Acker-Kleingewässern -folgende Entwicklung prognostiziert (s. Abb. 2/14,S.156):Trend: Es gibt zahlenmäßig immer weniger, aber"eutrophiertere" Kleingewässer im Laufe der Zeit.zu a: Viele Acker-Kleingewässer verbleiben in derheutigen Qualität und sind auch in Zukunft direktvon der Landbewirtschaftung zu beeinflussen.zu b: Einige Kleingewässer werden durch Schaf-fung von Pufferzonen teilweise dem Dünger- undPestizideinsatz entzogen.zu c1: Neuschaffung von Kleingewässern, die sichdurch "natürliche" Entwicklung zum Typ a ent-wickeln.zu c2: Neuschaffung von Kleingewässern, die sichdurch Pufferzonen gedämpft zum Typ b entwickeln.c1 und c2 werden in bestimmten Jahresabständenjeweils neu geschaffen.zu d: Kleingewässer mit sehr großen Pufferzo-nen/Verzicht auf Hilfsmittel chemischer Art.Zwischen Typ a bis d gibt es fließende Übergänge.Für die Insektenbesiedelung gilt: Die beiden we-sentlichen Faktoren sind wohl der Zufall und derDruck von benachbarten Lieferbiotopen. Eine offe-ne Lage wirkt sich günstiger aus als eine geschlos-sene im Wald.

2.5.3 Konkrete Einzelobjekte aus den Naturräumen

Aus der Vielzahl der Biotopneuanlagen der letztenJahre wurde versucht, eine Mischung zusammenzu-stellen, welche zum einen die Naturräume, zumanderen die verschiedenen Kleingewässer-Typenberücksichtigt. Es muß festgestellt werden, daß diewissenschaftliche Dokumentation von Neuanlagenund ihrer Entwicklung die absolute Ausnahme dar-stellt. Hier besteht ein großes Wissensdefizit, dasdurch Forschungsaufträge unbedingt geschlossengehört. Trotz intensiver Recherchen ist es nicht ge-

lungen, wissenschaftliche Begleituntersuchungenüber Objekte im Bayerischen Wald aufzutreiben.Die Sukzessionsforschung an Kleingewässern ist imfaunistischen Bereich oft noch rückständiger als imfloristischen. Der Verfasser ist für Hinweise dank-bar.Die Untergliederung des Kapitels erfolgt in Anleh-nung an die Naturraumgliederung von Kapitel1.8.1.2 (S.84).

a - c) Alpen, Alpenvorland und Donau - Iller - Lech - Platten

c1 Tümpel im Bremental (Mindeltal, 2km W Jettingen), Lkr. Günzburg (BURNHAUSER 1992,mdl.)

Projektziel:Storchennahrungsbiotop (Verbesserung der Nah-rungsgrundlage für die Jettinger Störche).

Maßnahmen:Anlage von fünf kleinen Tümpeln (zwei isoliert, dreidurch schmalen Graben verbunden), Aufweitungeines Entwässerungsgrabens; Baujahr 1985; Bio-topfläche 0,5 ha; Maßnahmeträger: Gemeinde Jet-tingen; im Rahmen des Weißstorch-Hilfsprogram-mes. Ausgangszustand: Mädesüßhochstaudenflur(mit Großseggen, etwas Weidengebüsch und Abla-gerungen), Torfstichgebiet (Niedermoor bis 2,5mMoormächtigkeit).Pflege: jährlich ein Pflegeschnitt im Juli mit Stehen-lassen von Restflächen bis insgesamt ca. 10%. Meh-rere Flachwasser- und Böschungszonen wurdenbeim Bau mit 1-2 Handbreit dicken Lagen aus kie-sigem Material überzogen (Ziel: Trittfestigkeit).

Entwicklung:Pflanzenartenvielfalt gegenüber vorher deutlich er-höht (u.a. haben Blut- und Gilbweiderich erheblichzugenommen).

- Relativ langsames Einwachsen der Böschungs-zonen und Wasserflächen

- Zurückweichen des Mädesüß, Dominanz derGroßseggen, im Ufer- und BöschungsbereichKleinseggen und Binsen, die zuvor völlig fehlten

- Aufwachsen von Schilf und Rohrkolben nur zö-gerlich und relativ spärlich

- sehr gute und rasche Besiedelung mit Wasserin-sekten (Libellen), Amphibien (Grasfrosch, Berg-molch) und Kleinfischen.

c2 Wiesenbrüter-Nahrungsbiotop bei Holzheim (2 kmN Donauried), Lkr. Dillingen (BURNHAUSER1992, mdl.)

Projektziel:Nahrungsbiotop für Wat- und Wiesenvögel (Bekas-sine, Brachvogel, Kiebitz, Weißstorch, Graureiher),Brutbiotop für Kiesbrüter (Flußregenpfeifer).

Maßnahmen:

- Anlage von zwei größeren Grundwassertüm-peln

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- Anlage von zahlreichen Klein- und Kleinsttüm-peln

- Anlage von Kiesinseln und Ansaat grundwasser-naher Wiesenflächen

- Grabenaufweitungen- Um- und Einleitung einiger Wiesengräben.

Baujahr 1986; Biotopfläche 1 ha; Maßnahmenträ-ger: Lkr. DLG; Landschaftspflegeprogramm. DieWiedervernässungsflächen wurden mit einer dün-nen Lehmauflage versehen.

Urzustand: Ackerfläche (gute Ackerlage) mit anste-hendem Kies bei ca. -0,8m, Grundwasserspiegel ca.1,3 m unter Flur.

Pflege: Mahd der Böschungs-, Wiesen- und Ansaat-Flächen im Herbst (ab Ende September).

Entwicklung :

Sehr rasche Sukzession sowohl der Rohbodenflä-chen als auch der Kiesflächen und -inseln. Grund:häufiges Hochwasser des Grabens mit Überstauungdes gesamten Geländes und starker Eutrophierung.Da das Grabenwasser zu stark belastet ist, fand inder grabenbeeinflußten Gewässerzone kaum eineVegetationsentwicklung statt. Am schnellsten ent-wickelten sich die Kleinsttümpel (große Vielfalt,Wasserlinse) und die Grundwassertümpel. Keine (!)Schilf- oder Rohrkolbenentwicklung, Uferbereiche

Ökolog.Typ

Art Biotop.Nr: ph-Wert:

174,9

165,0

56.4

46,6

36,8

155,2

118,5

129,0

135,6

208,2

184,7

194,5

Ubiqitär Hydroporus planus + + + + + + - + +Agabus bipustulatus (Schnellschwimmer) + + + + + + + + + +Acilius salcatus (Furchenschwimmer) + + + + + + + + + +Dytiscus marginalis (Gelbrandkäfer) + + + + + + + +Hydroporus palustris (Zwergschwimmer) + + + + + + + +

Silicophil Scarodytes halensis + + - -Agabus nebolosus + + -Coelambus confluens +Dytiscus circumflexus (Gelbrandkäferart) -

Iliophil Agabus sturmi + + +Ilybius fuliginosus (Schlammschwimmer) + -Laccophilus minutus (Grundschwimmer) + + + + - +Rhantus exoletus + -Rhantus pulverasus + + +Graphoderus cinereas -Ilybius ater - + -Hyphydrus ovatus (Kugelschwimmer) - + +Colymbetes fuscus (Teichschwimmer) - + +Noterus clavicornis +Hydaticus seminiger +Graptodytes pictus +Hygrotus inaequalis -Noterus crassicornis + +

Acidophil Agabus uliginosus + +Hydroporus memnonius - + + +Hydroporus angustatus + + +Agabus chalconatus + + + + + + -Hydroporus nigrita -Hydroporus incognitus + + + + +Hydroporus erythrocephalus + + +

Tyrphophil Hydroporus tristis + +Natura grapei +Illybius guttiger + +Copelatus haemorrhoidalis +Hydroporus umbrosus -Hydroporus neglectus +Hygratus decoratus +

Tyrphobiant Hydroporus piccus +Agabus affinis + +Agabus congener +

Alter 1 - jährig 3 - jährig 7-j. 80-jähr.

+ mehrere Nachweise- Einzelfunde

Tabelle 2/4

Wasserkäfer-Artenliste für unterschiedlich alte Wald-Kleingewässer im westlichen Mittelfranken (aus BUSS-LER 1982: 129)

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fast nur Rohrglanzgras. Auf den eingesäten Flächenentwickelte sich keine Grasnarbe, sondern eine Di-stelflur. Auf den Rohböden und Kiesflächen starkerWeidenanflug (großes Pflegeproblem).Vermutlich erfolgt die Pflege viel zu spät im Jahr.Die Einsaatflächen wurden nicht grundwassernahgenug angelegt.Fauna: in den ersten zwei Jahren großartige Erfolge(mehrere brütende Flußregenpfeiferpaare, zahlrei-che Limikolenarten, Graureiher, ständig Bekassinen(bis zu 8 Exemplare), Bach- und Schafstelzen, Gras-frosch, Teichfrosch (!), Reiherente). Bereits nachein paar Jahren starker Wertverlust.

c3 Wiesenbrüter-Mulden Gennach (1,5 km W Gen-nach), Wertachtal, Lkr. Augsburg (BURN-HAUSER 1992, mdl.)

Projektziel:Nahrungsbiotop (incl. Bade- und Trinkmöglichkeit)für Brachvogel.

Maßnahmen:Anlage von zwei relativ kleinen (ca. 20 x 15m)Flachmulden (je -0,8 bis -1m), Auskleiden mitLehmschlag (Grundwasserstand deutlich niedriger).Baujahr 1989, Biotopfläche 2ha, Maßnahmeträger:LBV, Landschaftspflegeprogramm. Ausgangszu-stand: Intensivwiese ohne Relief; durchlässiger(kiesiger) Grund. Pflege: umliegende 2ha-Flächeentsprechend Wiesenbrüter-Programm (2 x Mahd,keine Düngung).

Entwicklung:Sukzession sehr langsam, bisher kaum Besiedelungmit Vegetation (Offencharakter war angestrebt).Fauna: Dipterenlarven, Köcherfliegen, Schwimm-käfer, Libellen, kaum Amphibien, Brachvogel, Kie-bitz, Flußregenpfeifer, Ringeltauben als Nahrungs-gäste, Waldwasserläufer, Flußuferläufer, Weiß-storch, Graureiher, Rohrammer, Teich- und Sumpf-rohrsänger, Bach- und Gebirgsstelze, Stock- undReiherente. Ferner Kleinfische (Stichlinge), Brüt-linge verschiedener Fischarten (u.a. Rotaugen, Rot-federn), Pferdeegel.Eine Mulde hält kein Wasser (Lehmschlag undicht),bei der anderen Mulde besteht Austrocknungsgefahrim Hochsommer.

Probleme:

- Verlandung: hielt sich sehr in Grenzen; Brennes-sel als Neubesiedler auf Sandanschwemmungen.

- Bisam: zunehmend Undichtwerden der Muldendurch Wühltätigkeit.

- Mahdzeitpunkt: bereits Ende Mai ist die Vegeta-tion mannshoch (Wasserampfer).

- Austrocknung: bei anhaltender Trockenheit pro-blematisch, v.a. für Schnecken (massenhaftesAbsterben).

- Weidenanflug: sehr begrenzt, nur an wenigenStandorten.

- Zuwachsen: erst nach 5 Jahren allgemeines Prob-lem; Abhilfe: Teilentlandung mittels Bagger.

Fazit: Kosten/Nutzen-Verhältnis äußerst günstig;allerdings hoher Pflegeaufwand (2x Mahd, erstmalsvor Mitte Juni nötig!).

c4 Schmutter-Mulden (0,5 km E Gablingen), Lkr.Augsburg (BURNHAUSER 1992, mdl.)

Projektziel:Weißstorch-Nahrungsbiotop (Verbesserung derNahrungsgrundlage für die Gablinger Störche).

Maßnahmen: 40 Flachmulden à 15-30m Länge, 4-6m Breite und0,4-0,6m Tiefe. Herstellung durch Schürfung im(häufig überfluteten) Vorlandbereich (Funktions-ziel: Auffüllen bei Regen- und Hochwasser, dannallmähliche Verdunstung, ephemere Gewässer).Baujahr 1985, Biotopfläche: Schmuttervorland 8-12m beidseits. Maßnahmeträger: Wasserwirtschaftsamt, Weiß-storch-Hilfsprogramm. Ausgangszustand: oben leh-mige Auflandungen, darunter mineralischer bis san-diger Grund, landwirtschaftliche Nutzung als Fut-terwiesen. Pflege: umgebende Vorlandbereiche 1xjährliche Mahd mit Beseitigung ab 20. Juli (VorgabeLandratsamt), maschinell.

Entwicklung:Sehr rasche Besiedelung mit Pflanzen- und insbe-sondere Tierarten; enorm hohe ökologische und fau-nistische Wirksamkeit; herausragend die auf eng-stem Raum (je nach Reliefierung und Durchlässig-keit des Untergrundes) stark variierende Entwick-lung: von sehr mager verbleibenden Standorten bissolchen mit sehr üppiger Vegetationsentwicklung.Insgesamt: starke Erhöhung der Vielfalt bei Wasser-pflanzen (Laichkräuter, Froschlöffel, Tannenwedel,Wasserpest, Wasserhahnenfuß, Wasserlinse, Rohr-glanzgras, Rohr- und Igelkolben, Großseggen, Bin-sen, Blutweiderich), floristische Verarmung derWiesenflächen wegen zu später und zu seltenerMahd.Fauna: starke und rasche Besiedelung durch Amphi-bien, Libellen und verschiedene Fliegenarten (z.B.Stein-, Eintags- und Waffenfliegen), Erdkröte,Laubfrosch, Teichfrosch, Grasfrosch, Kreuzkröte,Teichmolch.

c5 Laubfrosch-Ersatzbiotop (2km SW Bergheim),Wertachleite, Lkr. Augsburg (BURNHAUSER1992, mdl.)

Projektziel:Erhalt und Ausbau eines Laubfroschbiotopes.

Maßnahmen:mehrere Flachtümpel, Grabenaufweitungen undflach überstaute Zonen in Hangwiesengelände mitSchichtquellaustritten. Baujahr 1987, Biotopflächeca. 2ha. Maßnahmeträger: Flurbereinigung (Ersatz-maßnahme). Ausgangszustand: Feuchtwiesen mitstarken Vernässungszonen, stark lehmiger Grund.Pflege: bisher nur 1x jährliche Wiesenmahd.

Entwicklung :

- starke Ausweitung des Laichangebotes- zumindest flächenmäßig Ausdehnung der Laub-

frosch-Vorkommen- spärliche Vegetationsentwicklung (kaum Proble-

me mit Gehölzaufwuchs), Entwicklung zu einemSeggenried, im Böschungsbereich Binsen

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Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd. II.8 Stehende Kleingewässer � StMLU/ANL 1994

Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

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- gute Annahme der Biotopfläche durch Libellenund Limikolen (Bekassine(!), Flußregenpfeifer,Kiebitz, verschiedene Wasserläufer-Arten), imHerbst/Winter Jagdgebiet von Kornweihe.

d) Isar-Inn-Schotterplatten

d1 Biotopanlage Gfällach, Lkr. Erding

Projektziel:Flachwassertümpel und Etablierung niedermoorty-pischer Vegetation

Maßnahmen: 1985 Oberbodenabtrag, Anlage von Flachtümpelnin den wasserführenden Kies (2m), 1986 Anlage vonGräben und flutmuldenartigen Vertiefungen, erneu-ter Oberbodenabtrag.

Entwicklung:Bis 1987 konnte keine einzige Art der naturraumty-pischen Kleinseggenriede nachgewiesen werden.Nach 2 Jahren fehlten höhere Wasserpflanzen nochvollkommen (NEUMAIR 1988: 70). 1990 ent-wickelte sich an den Stillgewässern auf kalkhalti-gem Kies ein Rohrkolben-Röhricht. Starker Wei-denjungwuchs auf den abgeräumten Flächen (s.Photo 14 im Anhang).

d2 Biotopanlagen im Dachauer Moos, Lkr. Dachau

Projektziel:Flachtümpel und Etablierung naturraumtypischerVegetation

Maßnahmen:

• Jagdremise (Obergrashof): auf 0,3ha Oberbo-denabtrag, 2 m tiefe Tümpel in grundwasserfüh-renden Schottern; im O an den Teich an-schließend eine 100m2 große nasse Kieszone; imHerbst 1983 Streuauftrag

• Franzosenhölzl: 1983 Oberbodenabtrag auf 0,4ha, Anlage eines 1,5x80m langen Tümpels, z.T.Streuauftrag

• Inhausen: im Winter 84/85 Anlage von 1.000m2

Tümpel, 2 m tief; 1985 Streuauftrag auf kiesigeBöschungen

Entwicklung:Zustand nach ca. 5 Jahren, zit. aus NEUMAIR(1988: 48): "Die Gräser Brachypodium rupestre,Bromus erectus und Koeleria pyramidata sowie dieLeguminosen Ononis spinosa und Anthyllis vul-neraria bilden z.T. schon die Hälfte der aktuellenPflanzendecke (bei 30% Gesamtdeckung auf derFläche). Von den Streuwiesenpflanzen kommenMolinia coerulea, Succisa pratensis und Allium sua-veolens am häufigsten vor. Aus der Gruppe derKalkflachmoorarten konnten die Rohbodenbesied-ler Tofieldia calyculata, Parnassia palustris sowieCarex panicea und Carex flava nachgewiesen wer-den, wenn auch nur mit einzelnen Exemplaren. DieCarex-Arten waren evtl. noch in der Samenbankvorhanden. Orchideen und sehr viele der dealpinenArten ließen sich durch den Streuauftrag nicht an-siedeln.

Die Vegetationszusammensetzung der Biotopneu-anlagen kann sich aber nicht mit der der Streuher-kunftsorte messen. So umfaßt die Artenliste desLochhauser Sandbergs insgesamt 65 Arten nährstoff-ärmerer Standorte. Davon sind 26 Arten an der Jagdre-mise sowie 23 Arten am Franzosenhölzl vertreten.Es handelt sich also bestenfalls um stark verarmteFragmente von Kalk-Magerrasen - überdies auf Flä-chen von max. einigen hundert m2 (Franzosenhölzl).Die charakteristischen Verbrachungs- und Rudera-lisierungsanzeiger von Münchner Niedermoor-pflanzengesellschaften tragen schon zur Hälfte derGesamtdeckung bei: Calamagrostis epigeios, Soli-dago spec., Eupatorium cannabinum, Pastinaca sa-tiva, Cirsium arvense, Galium mollugo, Achilleamillefolium, Agrostis alba, Poa trivialis. Diese Ar-ten werden sich auch weiterhin auf den Flächenbehaupten.Der Streuauftrag auf die Biotopneuanlagen imDachauer Moos war relativ erfolgreich: Nach 5 bzw.3 Jahren finden sich 9 Pflanzenarten der Roten ListeBayern und 13 Arten, die in Münchner Niedermoo-ren an weniger als 10 Standorten vorkommen. Artenaus Kalkmagerrasen und allgemeine Magerkeitszei-ger haben auf mäßig trockenen Standorten schoneine gewisse Dominanz erreicht. Allerdings ist dieKonkurrenz durch aufkommende Weiden beträcht-lich (deshalb werden sie auch immer wieder manuellentfernt) und hochwüchsige Gräser und Staudenbedrängen die Jungpflanzen.Schwieriger erscheint die Wiederherstellung me-sotropher feuchter und nasser Vegetationstypen: Einausgeglichener Wasserhaushalt und bessere Nähr-stoffversorgung fördern das Wachstum konkurrie-render Artengruppen. Die Biotopneuanlage Inhau-sen erfolgte inmitten einer Streuwiesenbrache. Nurso konnte Molinia coerulea zur dominierenden Artder kiesigen Rohböden werden."Seekanne, Tannenwedel und Zungenhahnenfuß inden Stillgewässern wurden wahrscheinlich gezieltausgebracht.

e) Tertiärhügelland und Donaumoos

e1 Biotopanlage auf dem Staatsgut Karlshuld, Lkr.Neuburg/D.

Projektziel:

Biotopneuanlage (Planung LBP)

Maßnahmen:

Umwandlung von 6ha Acker zu extensivem Grün-land, davon 1,1ha Tümpel mit Flachwasserzonen(1986 und 1987), Vernetzung der Tümpel undFlachwasserzonen (1988), 9 Stück Seigen je ca. 20- 40m2 (1989), abgeschobene Fläche bis 60cm tief(0,1ha - 1989) mit Streugut geimpft; 0,3ha Suk-zessionsfläche (1986); div. Uferstreifen; 2ha Ackerzu extensivem Grünland, davon 0,22ha Tümpel undFlachwasserbereiche (1986); Vernetzung derselben,14 Seigen; 1ha Acker zu Brache und Sukzessions-fläche umgewandelt, mit Grünstreifen (10 m) undTümpel (0,7 ha) (1987); u.v.a. mehr.

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Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd. II.8 Stehende Kleingewässer � StMLU/ANL 1994

Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

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Entwicklung:Es hat sich eine oligotrophe Vegetation etablierenkönnen, da auch in den Randzonen Oberboden ab-geschoben wurde. Falls Rohrkolben eindringen, istdas Gewässer innerhalb von 5 Jahren zugewachsen.Je kleiner die Gewässer, um so weniger überlebens-fähig sind sie. Ein großes Problem stellen Weidenund Goldrute dar (Maximum im 2. und 3. Jahr).Graureiher haben die Gewässer schnell angenom-men (alle Angaben von GIRSTENBREU 1991mdl.).

e2 Biotopanlage Langenmoosen, Lkr. Neuburg/D.

Projektziel: Biotopneuanlage

Maßnahmen:Das ca. 3.500m2 große Flurstück liegt auf tertiärenLehmen und war eine Feuchtwiese, durchsetzt miteinem Großseggenried und Hochstaudenfluren.Eine schon vorhandene grabenähnliche Senke wur-de mit einem Grabenbagger 1985 bis auf ca. 80 cmTiefe nachgearbeitet und seitlich stark aufgeweitet.Der Kostenaufwand belief sich auf nur 770,- DM.

Entwicklung:Zustand nach ca. 2 Jahren, zit. aus NEUMAIR (1988:61): "In der Grabenaufweitung bildete sich ein Cha-raceen-Unterwasserrasen. Daneben regenerierte sichdas wohl auch ursprünglich vorhandene Flutschwa-den-Igelkolben-Bachröhricht. Nicht ständig über-staute Rohböden wurden von einer Juncus effusus-Gesellschaft besiedelt. Am Zulauf entstand eineKrötenbinsen-Gesellschaft und das Fragment einerSium erectum-Gesellschaft."

e3 Biotopanlage Klingsmoos, Lkr. Neuburg/D.

Projektziel:Biotopneuanlage

Maßnahmen:Das 0,7ha große Flurstück wurde als Grünland ge-nutzt. Es war eine periodisch überstaute Naßwiesemit einzelnen Seggenhorsten und Binsenbeständen.Hierin wurden im Frühjahr 1985 einige bis zu 0,5 mtiefe Mulden angelegt und angrenzend der durch-wurzelte Oberboden abgeschoben. Die Kosten fürden Grabenbagger beliefen sich auf 5.280,- DM. DerOberboden wurde von Landwirten abgefahren. ImFrühjahr 1986 wurden erneut Vertiefungen ausge-hoben. Es sollen immer wieder vegetationsfreieFlachwassertümpel geschaffen werden.

Entwicklung:Zustand nach ca. 2 Jahren, zit. aus NEUMAIR(1988: 55): "Aus der Feuchtwiesenbrache bildetensich bisher artenarme Pflanzenbestände mit geringerDeckung. Auf den nicht überfluteten Flächen ent-wickelte sich eine Juncus effusus-Gesellschaft, be-gleitet von Ackerkräutern krumenfeuchter und stau-nasser Standorte (Krötenbinsen-Gesellschaft) undTrittrasenarten.

In den häufig überschwemmten Vertiefungen konn-ten sich bisher weder Gehölze noch Ackerunkräuteransiedeln. Die nasse Witterung im Frühjahr und

Frühsommer 1987 bewirkte, daß die Mulden nietrockenfielen. Laut Auskunft eines Landwirts warendie Vertiefungen 1986 monatelang ausgetrocknet."

e4 Biotopanlage Altmannstetten, Lkr. Neuburg/D.

Projektziel:Biotopneuanlage

Maßnahmen:Im Frühjahr 1985 wurde eine ca. 0,5ha große Muldevon ca. 30cm Tiefe ausgehoben. Der Aushub wurdeauf den umliegenden Ackerflächen verteilt. Kostenfür den Grabenbagger: 5.700,- DM.

Entwicklung:Nach ca. 2 Jahren entwickelte sich ein Straußgras-Flutrasen und z.T. ein Flutschwaden-Röhricht(NEUMAIR 1988).

e5 Baggertümpel auf dem Staatsgut Straß, Lkr. Neu-burg/D.

Projektziel:Schaffung von ephemeren Kleingewässern

Maßnahmen:flaches Abschieben mit einem Schaufelbagger(s. Photo 15 im Anhang).

Entwicklung:Nach Auskunft von GIRSTENBREU (1991 mdl.)haben sich die Tümpel gut entwickelt. Die Veral-gung hält sich in Grenzen. Nach wie vor sind Gelb-bauchunken da. Das ist um so bemerkenswerter, daGelbbauchunken sonst nur in den ersten ca. 2 JahrenNeuanlagen besiedeln. Mit dieser Methode scheinendauerhafte Gelbbauchunkenbiotope geschaffen wer-den zu können. Es zeichnet sich allerdings schon ab,daß aufgrund der schnellen Verlandung Pflege-eingriffe nötig sind (alle 3-5 Jahre?).

f) Oberpfälzisch - obermainisches Hügelland

f1 Biotopanlage bei Stadl, Lkr. Cham

Projektziel:Amphibienlaichgewässer, Ausgleichs- und Ersatz-maßnahme im Rahmen des Straßenbaus (St 2153)

Maßnahmen: 1989 Anlage von 3 Teichen durch das StraßenbauamtRegensburg, Einbau von landschaftstypischen Granit-findlingen (Findlingsfluren des Falkensteiner Vor-walds).

Entwicklung:Infolge Pflanzaktionen kann die natürliche Besiede-lung nicht mehr nachvollzogen werden.Gelungenes Beispiel für ein landschaftstypischesKleingewässer (Granitfindlinge!); leider wurdenvöllig unnötigerweise Bäume gepflanzt; Ackergrenzt bis auf 10 m an das Gewässer, die Nähe derStaatsstraße (ca. 40 m) stellt hier keine Gefährdungfür Amphibien dar, da die Straße auf einem 20 mhohen Damm liegt (s. Photo 16 im Anhang).

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f2 Biotopanlage Forstmühle, Lkr. Cham

Projektziel: Amphibienersatzlaichgewässer; (Gemeinschafts-projekt: BN zahlte den Grund, Straßenbauamt Re-gensburg die Baumaßnahmen)

Maßnahmen:Bau eines großen und zwei kleiner Teiche (1985),Ringgraben mit Aufweitungen (ephemere Amphibi-en-Kinderstuben).

Entwicklung:Nach Aussage von SCHÄFER (1991 mdl.) schauendie Gewässer jedes Jahr anders aus. Im großen Teich(ca. 5 Jahre alt) wucherten noch 1990 Seekanne undSeerose. Im darauffolgenden Jahr Kahlfraß durchBisamratten. Der mittlere Teich hat sich oligotrophentwickelt und beherbergt einen dichten Calla-Be-stand (s. Photo 17 im Anhang). Verbuschung durchSchwarzerle. Im großen Teich vermehrten sich vonDritten ausgesetzte Karpfen.

f3 Amphibienersatzlaichgewässer bei Weiding, Lkr.Cham

Projektziel:Amphibienersatzlaichgewässer

Maßnahmen:Ausheben einer ca. 100 m langen Mulde entlang derB 20, Sicherung durch Beton-L-Steine, damit Am-phibien nicht auf die Fahrbahn gelangen.

Entwicklung:Im Gewässer hat sich ein Rohrkolben-Röhricht eta-bliert. Tannenwedel und Schwanenblume wohl ein-gepflanzt. Die Beton-L-Steine haben sich bewährt,sollten jedoch nicht senkrecht gestellt werden, da sieder Erddruck bricht. Teuere Lösung (80,- DM/lfm1985). Wellpolydet wäre erheblich billiger, mußaber von Zeit zu Zeit erneuert werden.

f4 Tongrubengewässer bei Steinberg, Lkr. Schwandorf

Maßnahmen:Im Rahmen des Abbaus (oder als gezielte Maßnah-me?) entstehen Kleingewässer mit unterschiedli-chen Sukzessionsstadien.

EntwicklungPhoto 18 im Anhang zeigt ein sehr frühes und spätesSukzessionsstadium in unmittelbarer Nachbarschaft(das alte: links hinten). Idealzustand nach der Theo-rie, wo stets unterschiedliche Sukzessionstadienvorhanden sein sollen. Eine spezielle Tongrubenge-wässer-Pflanzengemeinschaft konnte nicht beob-achtet werden. In den vegetationslosen jungen Tüm-peln Kreuzkröte und Gelbbauchunke, in den reifenTümpeln Grasfrösche.

f5 Waldweiher bei Hirschling, Lkr. Regensburg

Maßnahmen:Im Bereich des FoA Regensburg wurde eine Reihevon Wald-Kleingewässern nach folgendem Schemaangelegt (HEINRICH): Durch einen Straßendamm

wird ein tief eingeschnittenes Kerbtal gesperrt undder darin fließende Bach so aufgestaut.

Entwicklung:Die Vegetationsentwicklung ist leider nicht doku-mentiert. Hervorragendes Bergmolch-Gewässer.

f6 Biotopanlage Weidenberg, Lkr. Bayreuth

Projektziel:Anlage eines differenzierten Feuchtgebietes mitmehreren Kleingewässern

Maßnahmen:Ehemaliger, inzwischen trockengefallener, ca. 1hagroßer Weiher, 1985 durch den LBV erworben (zu-gleich Maßnahmenträger). Aushub mehrerer, unter-schiedlich gestalteter Kleingewässer, z.T. überFlachgräben miteinander verbunden. Angrenzendan die Wasserflächen wurde der Oberboden abge-schoben, um den auf offene oligotrophe Standorteangewiesenen Pionierlebensgemeinschaften An-siedlungsmöglichkeit zu geben und zugleich dasschnelle Zuwachsen der Ufer zu verhindern. Aushubund Abschub wurden in steilwandigen Mieten abge-lagert, wodurch die Geländeverluste durch die Auf-schüttung minimiert und zugleich ein starkes Gefäl-le der Standortbedingungen erzeugt wurden.

Entwicklung:Bereits im Sommer 1986 war eine reichhaltige Am-phibien- und Insektenfauna vorhanden.

g) Schwäbische und Fränkische Alb

g1 Altwässer der Pegnitz

Maßnahmen:Anlage von Grundwasserweiher im Überschwem-mungsbereich, Lage nach alten Luftbildern ausge-wählt, 0,5 - 0,8ha Größe, Gehölzinitialpflanzungen.

Entwicklung:Nach wenigen Jahren große Populationen von Was-serfröschen und Teichmolchen, z.T. auch Erdkröten,trotz Fischbestands (aus der Pegnitz eingeschwemmt)und hohen Erholungsdrucks. Eisvogel- und Zwergtau-cher-Jagdreviere, Teichrohrsängerbrut (berichtet vonHEIMBUCHER 1990).

h) Keuper-Lias-Land

h1 Storchentümpel bei Herrieden, Lkr. Ansbach

Projektziel: Optimierung für Storch und Brachvogel als Brut-und/oder Nahrungshabitat

Maßnahmen:1,5ha großer Feuchtbiotop mit mehreren Tümpelnder Altmühlaue nahe Herrieden; Initiator/Maßnah-meträger: Inst.f.Vogelkunde (Triesdorf)/ Flur-ber.Dir. Ansbach; 1982 Anlage von 2 Amphibien-tümpeln, 7 Flachmulden mit Durchmessern von 10-30 m, stillgewässerähnliche Grabenaufweitungen

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Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd. II.8 Stehende Kleingewässer � StMLU/ANL 1994

Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

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auf einer Länge von ca. 120 m, versehen mit zahl-reichen Eintiefungen.

Entwicklung:derzeit keine Daten

h2 Tümpelketten entlang von Forstwegen, Lkr. Nürn-berg

Maßnahmen:Aufweiten der zumindest zeitweilig wasserführen-den Gräben zu kleinen Tümpeln von wenigen m2

Fläche; Hunderte von Tümpeln in Ketten; Modellie-rung des Ufers mußte geübt und über einige Jahrenachgebessert werden (zuerst zu steil); natürlicheSukzession, kein Ausbringen von Tieren und Pflan-zen.

Entwicklung:In den ersten Jahren explosionsartige Vermehrungvon Gelbbauchunken; spätere Stadien sind sehr un-terschiedlich: verlandet, mit Wasserpest, mit Gold-fischen, mit Torfmoosen und Moorlibellen (Leu-corrhinia) (berichtet von HEIMBUCHER 1990).

h3 Weiher unter Hochspannungsleitungen im Reichs-wald, Lkr. Nürnberg

Maßnahmen:perennierende Weiher in lockeren Gruppen bzw.Ketten, Größen: etliche 100 m2, natürliche Sukzes-sion.

Entwicklung:Hohe Artenvielfalt bei Flora und Fauna, Entwick-lung individuell sehr verschieden (berichtet vonHEIMBUCHER 1990).

h4 Wald-Kleingewässer im Bereich der FoA Feucht-wangen und Rothenburg o.d.T., Lkr. Ansbach

Projektziel: Im Bereich der Forstämter Rothenburg ob der Tau-ber und Feuchtwangen stellte BUSSLER (1982:128f) Untersuchungen zur Besiedelung von neuan-gelegten Wald-Kleingewässern mit Amphibien undWasserkäfern an. Er verglich dabei gerade neu an-gelegte Gewässer mit einige Jahre alten und 80-jährigen Gewässern.

Entwicklung:Außer Kammolch und Springfrosch nahmen alle imUntersuchungsgebiet festgestellten Arten neuange-legte Kleingewässer als Laichgebiet an:Bereits nach einem Jahr besiedelten Grasfrosch,Gelbbauchunke, Berg- und Teichmolch neu entstan-dene Gewässer. Zumindest für den Grasfrosch erscheint dieses Ver-halten ungewöhnlich zu sein, gilt er doch als laich-platztreue Art mit strenger Raum-Zeit-Bindung(BLAB 1978).Der Laubfrosch, der nach der Erdkröte die höchsteLaichplatztreue besitzt, nahm ein 3 Jahre altes Bio-top als Brutplatz an. Der Wasserfrosch, mit denhöchsten Biotopansprüchen aller heimischenLurcharten, besiedelte ein 7jähriges Gewässer. So-bald sich in diesem Altersstadium der Breitblättrige

Rohrkolben (Typha latifolia) angesiedelt hatte,fand sich auch die Erdkröte ein.BUSSLER (1982) beobachtete eine geringere At-traktivität von Lebensräumen, die nur Steilufer be-sitzen. Er erklärt dies mit erschwerter Pflanzenbe-siedelung, daraus resultierendem Mangel anDeckung, dem Fehlen von Ruhe- und Ansitzplätzenund dem durch die ebenfalls verzögerte Insektenbe-siedelung geringeren Nahrungsangebot.Die Nachweisliste für Wasserkäfer zeigt Tab.2/4,S.159. Aus ihr geht u.a. hervor, daß die hochspezia-lisierten tyrphophilen und -bionten Arten erst sehrviel ältere Biotope besiedeln.In den frühen Stadienkommen vor allem Ubiquisten vor.

i) Mainfränkische Platten

i1 Himmelsweiher bei Veitshöchheim, Lkr. Würzburg

Projektziel:Erhaltung und Förderung der Amphibienpopulation

Maßnahmen: Himmelsgewässer in einer abflußlosen Senke; bis1962 als wilde Müllkippe genutzt. Wird von Röh-richt und Naßwiese umgeben, zu den angrenzendenlandwirtschaftlichen Flächen hin stockt abschnitts-weise ein Gebüsch. Maßnahmenträger: BN, Orts-gruppe Veitshöchheim. Da im Hochsommer in dem lediglich von Oberflä-chenwasser gespeisten Tümpel leicht Wasserman-gel herrscht, wird bereits im Frühsommer biologischunbedenkliches Wasser eingeleitet; Rückschnitt deralten Ufergehölze sowie Neupflanzungen; Röhrichtund Naßwiese werden als Streuwiese genutzt; durchprivate Vereinbarung mit den Eigentümern (Land-wirte) konnten Wasserentnahmen und ackerbaube-dingte Pflug- und Erosionsschäden minimiert wer-den.Entwicklung:Die Amphibienpopulation konnte bisher gesichertwerden; nähere Angaben liegen nicht vor.

j) Odenwald, Spessart und Südrhön

j1 Kleingewässer im Saaletal, Lkr. Bad Kissingen

Projektziel: Bereicherung einer Schilffläche mit Kleingewäs-sern

Maßnahmen:Ausheben mit Löffelbagger, Lagerung des Aushub-materials in unmittelbarer Nähe, jeweils Tümpel-gruppen; Initiator: BN Hammelburg (ZEIDLER)(Photo 19 im Anhang).

Entwicklung:derzeit keine Daten

j2 Tümpelgruppe im Waizenbachtal, Lkr. BadKissingen

Projektziel:Amphibienlaichgewässer in einem naturnahenBachtal

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Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd. II.8 Stehende Kleingewässer � StMLU/ANL 1994

Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

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Maßnahmen:Anlage von 6 verschieden großen Tümpeln. DerKettenbagger hat nach Auskunft von ZEIDLER(1991 mdl.) (BN Hammelburg) nur 6 Stunden zumBau gebraucht. Die Tümpel wurden nicht an dasFließgewässer angebunden, da sonst mit zu schnel-ler Verlandung gerechnet wird. Die Dämme wurdenzum natürlichen Gefälle (= Bach) hin verstärkt, we-gen der Gefahr des Erodierens (bzw. Durchstichs)bei Überschwemmungen (Photo 20 im Anhang).

Entwicklung:Die Tümpel wurden sofort von Berg- und Kamm-molch angenommen.

k - m) Osthessisches Bergland, Thüringisch-Fränkisches Mittelgebirge, Oberpfälzer undBayerischer Wald

derzeit keine Daten

2.6 Vernetzung

Miteinander verbunden werden können sowohlKleingewässer untereinander als auch verwandteLebensräume (Bäche, Flüsse, Seen, Moore, Feucht-wiesen). Vielfach ist auch ein Verbund mit trocke-nen Biotopen sinnvoll. So braucht die Ringelnattersowohl die Wasserfläche als auch einen geeignetenTrocken-Lebensraum (steinige Flächen zum "Son-nenbaden", abgelagertes Mähgut zur Brut).Kleingewässer stellen angesichts der völlig anders-artigen ökologischen Beschaffenheit des Umlandsausgesprochene Inselbiotope im "Meer der intensivgenutzten und damit besiedlungsfeindlichen Kultur-landschaft" (BLAB 1986 b: 16) dar. Dabei bestehtzwischen den einzelnen Populationen heutzutagevielfach wohl auch bereits eine mehr oder wenigerdurchgehende Isolierung mit allen damit zusam-menhängenden Problemen (gestörte Dominanz-strukturen, Ausfall von Spezialisten, Inzucht usw.).Nach der Inseltheorie sind Insellebensräume durchein dynamisches Artengleichgewicht ausgezeichnet,d.h. fortlaufend sterben Arten aus und wandern neuezu. Das ist vor allem bei den Wasserkäfern sehr gutzu beobachten. Auf kleineren Inseln ist die Ausster-bewahrscheinlichkeit schon wegen der geringerenIndividuenzahl und Habitatvielfalt höher als aufgrößeren. Die Zuwanderungsrate von Arten ist ne-gativ korreliert mit der Distanz zu gleichartigenLebensräumen. Die Wahrscheinlichkeit einer Neu-besiedlung ist also um so geringer, je größer dieEntfernung zu gleichartigen Biotopen ist. Mit Zu-nahme der Entfernung sinkt auch die floristischeÄhnlichkeit. KONOLD (1987) fand bei den Sei-branzer Weihern in Oberschwaben heraus, daß dieAbnahme der floristischen Ähnlichkeit zu 48% ausden zunehmenden Distanzen zwischen den Weihernzu erklären ist. Bei Distanzen über 400 m seiendemnach nur mehr geringe floristische Gemeinsam-keiten zu erwarten. Ersatz-Neuanlagen sollten dahermaximal 400 m vom zu ersetzenden (alten, verlan-denden) Biotop liegen (vgl. auch 1.7.1.12 "Nähe dernächsten Gewässer", S.80).

Aus der Inseltheorie folgt, daß kleinflächige, vongleichartigen Biotopen weit entfernte (isolierte)Siedlungsflächen negativ zu beurteilen sind. Genaudas ist die Situation der Kleingewässer heute.

Hinzu kommt die Teilsiedler-Problematik, z.B. beiAmphibien (ausführlich dargestellt in BLAB 1986 b:19ff). Das Jahresgeschehen gliedert sich demnach indie Abschnitte Frühjahrswanderung zum Laich-platz, Fortpflanzungsphase, Rückwanderung in dieSommerquartiere, Herbstzug und Winterstarre. Dadie größte Entfernung zum Laichplatz i.d.R. imSommerquartier erreicht wird, läßt sich der Jahres-lebensraum einer Population durch Aufnahme derSommerquartiere aller Individuen einer Populationbestimmen und flächenhaft wiedergeben (s. Abb.2/16, S.166).

"Ein intaktes Verbundsystem wäre demnach einAreal, in welchem ein ständiger Austausch von Tie-ren stattfinden kann. Die Mindestdichte der Laich-gewässer hat sich nach dem jeweiligen Wanderlei-stungsvermögen bzw. anderen ausbreitungsbiologi-schen Mechanismen der Amphibien zu orientieren.Empirische Befunde zeigen hierzu, daß viele Am-phibienarten Distanzen von 2-3 km relativ raschüberwinden können. Diese Zahlenangaben könnendaher als grobe Richtwerte für die maximale Ma-schenweite in einem solchen Laichplatzverbundsy-stem dienen." (BLAB 1986 b: 22) (vgl. Abb. 2/15,S. 166).

MALKMUS (1986: 73) fordert, daß die Erstellungneuer Laichgewässer in erster Linie dazu beitragensoll, "die immer mehr zerfallenden Großareale un-serer Amphibien wieder zu verknüpfen, d.h. dieLöcher im Verbreitungsnetz der einzelnen Arten zuflicken". Als durchschnittlichen Abstand schlägt erca. 1 km vor (mit dem "laufschwachen Fadenmolch"begründet). Nach diesem Konzept läßt sich aller-dings nur in großflächig extensiv bewirtschaftetenRäumen (Wälder des Hochspessarts) arbeiten. "ImVorspessart setzen die Siedlungsbänder, Agrar-strukturen und die hohe Straßendichte dem Versuch,die Laichgewässer-Vernetzung zu fördern, Gren-zen. Man wird sich hier auf bandartige, noch geeig-nete Teile von Aulandschaften und Waldreste be-schränken müssen. Unter geringstem Aufwand las-sen sich in kleinen Tälchen, besonders im Bereichvon Staunässe und Sickerquellen ganze Systemevon Rillen, Kleintümpeln und Aufrissen (0,5 - 2 qm)schaffen, wie man dies in den Quellfächern desAfferbaches versucht. [...] Unter besonders ungün-stigen Umständen, wie in der Untermainebene, woes in vielen Fällen nicht mehr um Vernetzung, son-dern um das Überleben von Populationsfragmentengeht, ist es ökologisch nicht nur vertretbar, sonderndringlich, ein Reservat einzurichten, in dem die ehe-mals für diesen Raum typische Herpetofauna über-lebt. Hierzu bedürfte es einer aufgelassenen, allenanthropogenen Nutzungsansprüchen entzogenen,gesetzlich geschützten Sand- und Kiesgrube mitreich strukturierten tümpelartigen Grundwasserflä-chen und zahlreichen, immer wieder durch flacheSchälung der Bodenoberfläche oder Erstellung vonTraktorrillen erzeugten Hohlformen zur Pfützenbil-dung. [...]

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Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd. II.8 Stehende Kleingewässer � StMLU/ANL 1994

Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

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Abbildung 2/15

Modell eines Amphibienbiotops am Bei-spiel des Jahreslebensraumes einer Erd-krötenkolonie (aus BLAB 1986 b: 21)

Abbildung 2/16

Größe der Jahreslebensräume und Mo-dell eines Laichplatzverbundsystems beiAmphibienpopulationen (aus BLAB 1986 b:22)

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Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

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Der Versuch der Bestandsvernetzung durch Laich-gewässer-Substituierung setzt allerdings eine Koor-dination der dabei tätigen Gruppen voraus. Die jähr-lich zu aktualisierende Kartierung bildet hierfür dieunverzichtbare Arbeitsgrundlage." (MALKMUS1986: 74).Daß die Vernichtung von nur 2 Kleingewässern unddie qualitative Änderung zweier weiterer Kleinge-wässer von insgesamt 9 Kleingewässern langfristigeklatante Auswirkungen für die Wasserkäfer-Popu-lationen haben kann, zeigt das Modell von JÄKEL(1983: 231f) (Abb.2/17, S.167).Erläuterungen zur Abb. 2/17, S.167:

� Dargestellt sind 9 Kleingewässer verschiedenerGröße und Ausstattung. Kleingewässer 1-3 (of-fene Kreise) bezeichnen einen bestimmtenKleingewässer-Typ, der u.a. durch einen Spezia-listen besiedelt wird. Dieser besitzt eine artspe-zifische Migrationsdistanz von x km (dünne Li-nie). Er tauscht sich vorwiegend über Kleinge-wässer 2 genetisch aus.Kleingewässer 5-9 (gefüllte Kreise) stellen einenhäufigen Ackertümpel-Typ dar, der durch Ubi-quisten mit einer kürzeren Migrationsdistanz

(dicke Linie) besiedelt wird. Es soll beispielshaftein Ubiquist betrachtet werden.Kleingewässer 4 bezeichnet einen "Zwischen-typ", der teilweise (gestrichelte Linien) durch dieSpezialisten wie auch den Ubiquisten besiedeltwird.

� Das Kleingewässer 8 wurde vernichtet, derGenaustausch für Kleingewässer 9 ist demnachin Frage gestellt. Gleichzeitig sind Kleingewäs-ser 2 und 4 qualitativ verändert worden: Beideentwickeln sich anthropogen zum "häufigerenKleingewässer-Typ" (Nivellierung). Durch die-sen Umstand kann aber das Kleingewässer 9profitieren; durch die Qualitätsänderung desKleingewässers 2 ist ein Genaustausch (Klein-gewässer 9 und 6) nun teilweise möglich.Für die Spezialisten der Kleingewässer 1 und 3verliert der Trittstein 2 immer mehr an Bedeu-tung. Der direkte Austausch zwischen 1 und 3 istwegen der zu großen Entfernung nicht mehrmöglich.

� Auch Kleingewässer 6 wurde vernichtet und 2hat sich nun endgültig zum "häufigsten Kleinge-wässer-Typ" entwickelt. Für 1 und 3 sind eine

Abbildung 2/17

Idealtypisches Prinzip zum Genaus-tausch in einer Zeitfolge - am BeispielWasserkäfer und 9 Acker-Kleingewässer,Erläuterungen im Text (aus JÄKEL 1983:231f)

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genetische Drift und Inzuchterscheinungen zuerwarten. Kleingewässer 2 und 9 tauschen nurnoch sich selbst gegenseitig aus, und Kleingewäs-ser 4, 5 und 7 bilden ein "Dreiergespann". Obdiese Verhältnisse zur genetischen Stabilität aus-reichen, ist fraglich.

Schließlich sei noch die Modellvorstellung für einBiotopverbundsystem von RINGLER 1983 (NuL58, 288-294) wiedergegeben (Abb. 2/18, S.168).Erläuterungen zur Abb. 2/18 (S.168):

� oben: Arten "springen" über die nicht nutzbarenZwischenräume (Barrieren) von Habitatinsel zuHabitatinsel. Das "Naturschutzpotential" liegtausschließlich in den klar abgegrenzten Inselbio-topen. Beispiel: Schwimmkäfer in Kleingewässerneines Ackergebietes

� Mitte: Die Barrieren sind nur "halbhoch": FürTeile des Arteninventars sind sie als "Verkehrs-

wege" oder Nahrungsbiotope nutzbar. Beispiel:Amphibienwanderung über Dauergrünlandflä-chen

� unten: Das Gefüge aus "Biotopen" und "Wirt-schaftsflächen" ist aufgrund schwankender Nut-zungs- und Standortverhältnisse im Fluß. Inschwer vorhersehbarer Weise können alle mög-lichen, auch z.T. intensiv bewirtschafteten Stel-len für Arten der Kernbiotope nutz- oder besie-delbar werden. Die Populationen "pendeln" inder Verbundzone hin und her. Das "Wertgefälle"von wenig zu stark genutzten Teilflächen istrelativ gering und unbeständig. Beispiele: Meer-simsen-Kolonien inmitten von Maisäckern derSpeyerer Rheinschleife; die seltenen Stromtalar-ten Alisma lanceolatum, Lythrum hyssopifoliau n d Juncus sphaerocarpus in überflutetenÄckern des bayerischen Donautales (ZAHL-HEIMER 1979).

Abbildung 2/18

Modellvorstellungen für Biotopverbund-systeme mit unterschiedlicher Nutzbar-keit der Zwischenräume für Arten derKernbiotope, Erläuterungen im Text (ausRINGLER 1983)

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Kap. 2: Möglichkeiten für Pflege und Entwicklung

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3 Situation und Problematik der Pflege undEntwicklung

3.1 Praxis

Als Praxisbericht werden hier als Beispiel die lang-jährigen Erfahrungen der bayerischen Flurbereini-gungsdirektionen aufgeführt, welche mit einem Fra-genkatalog angeschrieben wurden.Typische Durchführungsprobleme werden im Kap.3.4 (S.175) dargestellt. Dort sind auch Praxisberich-te und typische Pflege- und Entwicklungsfehler vonPraktikern zusammengestellt.25 ausführliche Praxisbeispiele mit Darstellung un-terschiedlicher Maßnahmen und deren Entwicklungfinden sich ferner im Kap. 2.5.3 (S.158).Die Stellungnahmen der Direktionen für LändlicheEntwicklung (im folgenden mit "FlD" abgekürzt, dazum Redaktionsschluß noch "Flurbereinigungsdi-rektion") zu den 10 Fragen werden zum besserenVergleich jeweils untereinandergesetzt. Von denDirektionen Krumbach und Würzburg liegen keineDaten vor.

(1) Wieviele Kleingewässer wurden in Ihrem Be-reich in den vergangenen Jahren angelegt ?

FlD München: inkl. Kiesgrubentümpel, Rückhalte-becken etc. ca. über 1.000 in den letzten Jahren; sog.ökologisch wertvolle Kleingewässer 60-70.FlD Landau a.d. Isar: in den letzten ca. 3 Jahren: ca.60 Stück.FlD Regensburg: 1986-1989: 50 Stück; 1990: 2Stück (Tab. 3/1, S.169)FlD Bamberg: Seit 1985 wurden 185 Stillgewässerangelegt (Tab. 3/2 , S.170).Anmerkung: Bei Renaturierung: Kosten und Flächeeinschließlich Fließgewässer (Stillgewässer sindhier angehängt).

FlD Ansbach:374 Stück; Fläche: 66,290 ha; zu 2.403.000,- DM.

(2) Wie groß (Fläche) waren die neu angelegtenKleingewässer durchschnittlich ?

FlD München: von 0,5 m2 bis 0,5 ha

FlD Landau a.d. Isar: ca. 80 m2

FlD Regensburg: einschließlich Umgriffsfläche ca.990 m2 (s. auch Tab. 3/1, S.169)FlD Bamberg: 880 m2 mit UmgriffFlD Ansbach: ca. 1.800 m2

(3) Welche Standorte (topografisch und vegetati-onskundlich) wurden gewählt ?

FlD München: Vegetationskundlich wertvolle Flä-chen wurden nicht gewählt.FlD Landau a.d. Isar: ebene bis leicht geneigte La-gen, überwiegend Tallagen; es überwiegen ehema-lige Ackerstandorte sowie Fettwiesen (sog. 6d (1)-Flächen nach BayNatSchG werden ausgespart).FlD Regensburg: i.d.R. in Mulden und Senken, z.T.im unmittelbaren Bereich von Fließgewässern; ve-getationskundlich: in der Nähe von 6 d (1)-Flächen,wobei wertvolle Pflanzenbestände stets beachtetwerden (Abklärung mit Naturschutzbehörde/Was-serwirtschaftsamt)FlD Bamberg: In topographischer Hinsicht gab esgrundsätzlich zwei Standorttypen: Bei Speisung desStillgewässers durch ein Oberflächengewässer lagdas Stillgewässer an der tiefsten Stelle des Talesbzw. in einer Mulde. Das Gelände war dabeischwach geneigt. Bei Speisung durch einen Wegsei-tengraben, Dränageaustritt oder Quellaustritt warenauch Hanglagen möglich.In vegetationskundlicher Sicht wurden feuchteAuen mit Grünland bevorzugt, besonders in derNähe oder in Anbindung an ein bestehendes Gewäs-ser. Ausgeschlossen waren Standorte mit gesetzlichgeschützten Vegetationsbeständen und Standorte,die als landschaftliche Besonderheiten gelten, z.B.Hohlwege.FlD Ansbach: i.d.R. Geländemulden, Einmündun-gen von Wegseitengräben in Vorfluter, Flächen mitStaunässe (ausgenommen 6 d-Flächen).

(4) Wo wurde der Aushub abgelagert ?

FlD München: Das Material wurde beim Wegebaueingebaut oder in Kiesgruben deponiert.

Jahr Fläche (m2) Anzahl mittl. Fl. m. Umgriff

1986 7.560 6 1.2601987 73.040 32 2.2821988 1.000 2 5001989 4.460 10 8921990 1.000 2 500

Tabelle 3/1

Anlage von Tümpeln in den letzten 5 Jahren durch die FlD Regensburg

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Kap. 3: Situation und Problematik der Pflege und Entwicklung

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FlD Landau a.d. Isar: i.d.R. auf dem Tümpelgrund-stück selbst (z.B. Grenzwälle zur Sicherung), ver-einzelt auch auf AckerstandortenFlD Regensburg: meist im Uferbereich der künfti-gen Stillgewässer als grob geschütteter Haufen(wertvolle Pflanzenbestände berücksichtigen). Fallsdies nicht gewährleistet war, Laden und Abtransportmit LKW zu einer Kippe (meist von uns bestimmt).

FlD Bamberg: der Aushub wurde etwa genauso oftabtransportiert wie auch an Ort und Stelle wiedereingebaut, z.B. zum Bau eines kleinen Dammes.

FlD Ansbach: meistens in der unmittelbaren Umge-bung, entweder flächig einplaniert oder als "Aus-hubhügel" mit sukzessivem Hochstaudenbewuchs(s. Merkblatt Biotopbaustein Aushubhügel) (Anm.d. Verf.: die FlD Ansbach gibt eigene Merkblätterzu den Themen Winterung (= Erdbecken), Aushub-hügel und vernäßte Flächen heraus).

(5) Wie wurde abgedichtet (Folie oder Lehm) ?

FlD München: Lehm

FlD Landau a.d. Isar: keine künstliche Abdichtung(nur gewachsener Boden)

FlD Regensburg: Abdichtung mit Lehm, entwederörtlich vorhanden oder aus der näheren Umgebungbeigeschafft. Hierbei empfiehlt sich, die Lehm-schicht zusätzlich mit einer ca. 15 cm dicken Sand-schicht abzudecken, als Schutz vor Austrocknung.Folie als Abdichtung kam bislang nicht zum Einsatz.Erstmals wird heuer an einem Dorfweiher ein Ton-mehl-Granulat zum Einsatz kommen (TG Götzen-dorf, Ort Kotzheim).

FlD Bamberg: Grundsätzlich muß unterschiedenwerden zwischen Stillgewässern, bei denen auf eineAbdichtung Wert gelegt wird, und Stillgewässern,bei denen eine Versickerung und periodische Aus-trocknung erwünscht ist. In keinem Fall wurdenStillgewässer mit einer Folie abgedichtet. In einigenwenigen Fällen wurde Lehm zur Abdichtung künst-lich eingebracht; in den allermeisten Fällen jedochwar der Standort so gewählt, daß der anstehendeBoden ohne weitere Maßnahmen zur Wasserhaltunggeeignet war. In einigen Fällen hat auch die natürli-cherweise einsetzende Verschlämmung zur Abdich-tung des Tümpelbeckens beigetragen.FlD Ansbach: Bisher wurden keine Dichtungen ein-gebracht.

(6) Führen die Kleingewässer ganzjährig Was-ser? Erfolgt die Speisung aus Grundwasser,Oberflächengewässern, Quellen oder Nieder-schlägen ?

FlD München: sehr unterschiedlich, viele Retenti-onsgewässer führen nur zeitweilig Wasser; häufigrückwärtige Anbindung an Fließgewässer; bei Quel-len keine TümpelanlagenFlD Landau a.d. Isar: je nach SituationFlD Regensburg: s. Tab. 3/3 (S.171)FlD Bamberg: In den überwiegenden Fällen steht inden Kleingewässern ganzjährig Wasser. In vielenTümpeln ist der Wasserstand schwankend. EinigeTümpel sind im Sommer ausgetrocknet.Hinsichtlich der Speisung sind viele Tümpel Misch-typen, d.h. ihre Speisung erfolgt gleichzeitig ausverschiedenartigen Wasserzufuhren. Z.B. kann ein

Neuanlage

Jahr Fläche (ha) Anzahl Kosten (TDM)

1990 3,828 82 2711989 2,991 38 1911988 1,977 35 1101987 3,384 13 801986 3,653 15 771985 0,454 2 18

Renaturierung

Jahr Fläche (ha) Anzahl Kosten (TDM)

1990 1,782 5 2071989 2,148 4 881988 0,140 1 6

vor 1988 keine Renaturierungen ausgewiesen

Tabelle 3/2

Anlage von Tümpeln im Bereich der FlD Bamberg, aufgeschlüsselt nach Neuanlage und Renaturierung.

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Kap. 3: Situation und Problematik der Pflege und Entwicklung

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Tümpel sowohl von einer Quelle als auch von Drä-nageaustritten gleichzeitig gespeist werden. Be-trachtet man die hauptsächlichen Wasserzufuhren,so ergeben sich folgende Übersichten: Etwa 6 %werden aus Grundwasser gespeist, etwa 34 % ausOberflächengewässern, die ganzjährig Wasser füh-ren, etwa 40 % aus Niederschlägen, d.h. aus Weg-seitengräben und Dränagen und etwa 18 % aus Quel-len.FlD Ansbach: Bei Speisung aus Grundwasser ganz-jährig, bei Speisung durch Wegseitengräben werdenhäufig Winterungen angelegt (s. Biotopbaustein)(vgl. 4. - Anm.d.Verf.)

(7) Wurden im Rahmen der Flurbereinigungauch bestehende Kleingewässer restituiert, er-weitert oder optimiert ?

FlD München: Bachaufweitungen sind heute beifast jedem Verfahren die Regel. In Kleinberghofenwurde ein Fischteich umgebaut (Flachwasserzo-nen). Keine Optimierung ohne Erweiterung.FlD Landau a.d. Isar: sehr vereinzelt und in gerin-gem Umfang.FlD Regensburg: Restitution 1x, Optimierung 3x

FlD Bamberg: Stillgewässer wurden nur in wenigenFällen optimiert. Beispiel: die Umgestaltung einesehemaligen kleinen Karpfenteichs zu einem Naß-ökotop.

FlD Ansbach: Einige bestehende Anlagen wurdenentlandet und erweitert.

(8) Gibt es zu Ihren Kleingewässern begleitendeUntersuchungen, liegen hierzu ggfs. Veröffentli-chungen vor ?

FlD München: keine

FlD Landau a.d. Isar: Im wesentlichen nein. ImRahmen von Exkursionen haben kurze Bestandsauf-nahmen (z.T. mit Keschern) verschiedentlich ge-zeigt, daß sich in relativ kurzer Zeit (1-2 Jahre nachder Anlage) schon eine bemerkenswerte Vielfalt anLebewesen einstellt. In einem Fall auch bedrohteseltene Rote-Liste-Pionierarten.

FlD Regensburg: derzeit nichts bekannt

FlD Bamberg: Untersuchungen bzw., Veröffentli-chungen gibt es im Bereich der FlD Bamberg nur zudem "Großen See" in Pommersfelden. Dieser etwa8,5 ha große Teich wurde im Jahre 1985 angelegt.

TG Lkr. ganz-jährig

ausGrundw.

ausOberfl.w.

ausNiederschlag

.

Hahnbach AS ja x - xSüß AS ja x - xRottendorf SAD ja - - xKropfersricht AS ja - x xAngfeld II AS ja x x xBachetsfeld AS nein - x xDiesenbach R nein - x xWörth/Do. R nein x x xDonaustauf R ja x x xHausen KEH ja x x xDietenhofen KEH ja - x xSallingberg KEH ja x - xOberwildenau NEW nein - x xWernberg-Köblitz SAD nein x - xEggmühl R ja x - xFreihung AS ja x - xLoitendorf CHA ja - x -Cham CHA nein x - xHausheim NM ja x - xWoffenbach NM ja x - xHaidenkofen-Irnk. R ja x x xAufhausen R ja x - xIllkofen R ja x - x

Tabelle 3/3

Wasserspeisung von Kleingewässern der FlD Regensburg

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Kap. 3: Situation und Problematik der Pflege und Entwicklung

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FlD Ansbach:

• über Erdbecken im Bereich der FlD Ansbach,Bericht des ehem. Vorsitzenden, BD Oßwald,vom Flurbereinigungsverband Ansbach, nichtveröffentlicht,

• "Biotopgestaltung an Straßen und Gewässern",Hrsg. BayStMI, Oberste Baubehörde,

• "Wasserrückhaltung im ländlichen Wegebau",Erfahrungen aus der Flurbereinigung Winklsaß,Lkr. Landshut, Hrsg. FlD München

(9) Welche Erfahrungen können mitgeteilt wer-den hinsichtlich

a) Dichtigkeit von Lehm und Folien ?

b) Kosten einer Neuanlage oder Wiederherstel-lung ?

c) Akzeptanz bei den Beteiligten ?

d) Zusammenarbeit mit Behörden, Verbänden,Landwirten ?

FlD München:

a) Die Dichtigkeit des gewachsenen (verdichte-ten) Bodens reicht aus

b) je nach Situation sehr unterschiedlich, beimWegebau kein Problem

c) unterschiedlich, Akzeptanz steigt

d) Zusammenarbeit klappt mit BN und LBV hervorragend, mit den Landwirten gut.

FlD Landau a.d. Isar:

a) Die Dichtigkeit des gewachsenen Bodens reichti.d.R. aus

b) je nach Situation, sehr unterschiedlich

c) groß

d) gut

FlD Regensburg:

a) s. auch 5.), soll möglichst homogene Strukturhaben - keine Sand- oder Kieseinschlüsse auf-weisen, Mindestdicke 20 cm, bei Folien liegen keine Erfahrungen vor.

b) Kosten abhängig von Bodenbeschaffenheit, Verfügbarkeit/Vorhandensein von Lehm, Möglichkeit der Deponie des Aushubs.

c) Die Akzeptanz ist i.d.R. positiv, vor allem aber,wenn sichtbarer Zweck damit verbunden wird(z.B. Nahrungsgrundlage für Storch, Wasser-rückhaltung)

d) Zusammenarbeit mit Behörden:

- Reg. der Oberpfalz bzw. von Niederbayern -höhere Naturschutzbehörde

- Landratsämter - untere Naturschutzbehörde- Wasserwirtschaftsamt

Abstimmung der Planungen im guten Einverneh-men

Zusammenarbeit mit Verbänden, BN, LBV: je nachEngagement der Mitglieder vor Ort

Zusammenarbeit mit Landwirten: unterschiedlichesVerständnis für Naturschutzbelange allgemein, da-nach richtet sich auch die aktive Mitarbeit der Land-wirte bei der Neuanlage von Kleingewässern.

FlD Bamberg:

a) Hinsichtlich der Dichtigkeit von Lehm kannmitgeteilt werden, daß die anstehenden Lehm-schichten jeweils ausreichend waren bzw. ein teilweises Versickern des Wassers einkalkuliertund erwünscht war.

b) s. Tab. 3/2 (S.170)

c) Die Akzeptanz bei den Landwirten war in fastallen Fällen gegeben, besonders positiv war siebei Nichtlandwirten und Jägern. Die Landwirteakzeptieren die Tümpel, da sie ihnen keine Kos-ten verursachten und meist in landwirtschaftlichminderwertigen Flächen lagen. Bei den Bürgernwuchs die Akzeptanz noch, als sich nach einigen Jahren auch Uferbewuchs einstellte.

d) Die Zusammenarbeit mit den Behörden wurdeals gut bis sehr gut bezeichnet. Es gab keine Schwierigkeiten; nur in einem Fall gab es hinsichtlich einer vogelkundlichen Fachfrage eineAuseinandersetzung zwischen einem Verband und einem Institut.

FlD Ansbach:

a) keine

b) ca. 3,60 DM/m2, bei Erdbecken/Speichern ca.24,- DM/m3

c) i.d.R. positiv

d) i.d.R. positiv

(10) Welcher Aspekt wurde Ihrer Meinung nachbisher noch ungenügend berücksichtigt?

FlD München: -

FlD Landau a.d. Isar: Vielfach ist die Flächenaus-stattung immer noch zu gering (Randbereiche, Puf-ferflächen).

FlD Regensburg: Einzugsbereich der Amphibienpro Tümpel als Laichgewässer, z.B. Erdkröten bis 3km, Molche nur wenige hundert Meter.

FlD Bamberg: Die meisten Gebietsreferenten sehenin Zusammenhang mit der Neuanlage von Kleinge-wässern keine Probleme. Folgende Hinweise wur-den gegeben:

• Bei der Anlage von Tümpeln muß bedacht wer-den, ob das Landschaftselement Stillgewässerzum Typ der jeweiligen Landschaft paßt. SollenTümpel angelegt werden, auch wenn sie nicht alsautochtones Landschaftselement zu betrachtensind?

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Kap. 3: Situation und Problematik der Pflege und Entwicklung

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• Tümpel können gefährlich werden für Kinder.Welche Sicherungsmaßnahmen müssen ergrif-fen werden?

• In ganz wenigen Fällen wurden die Planungendes Wasserwirtschaftsamtes als zu technischempfunden.

• Beklagt wurde, daß eine wissenschaftliche Stu-die über die Wirksamkeit der angelegtenÖkotümpel noch fehlt. Es fehlen Argumente fürdie Notwendigkeit der Anlagen.

• Wenn die Einsicht richtig ist, daß eine Wasser-rückhaltung in der Form der genannten Stillge-wässer (wie etwa die Bewässerung in früherenJahrzehnten) als landeskulturelle Aufgabe be-griffen werden muß, so müßten die Öffentlich-keit und speziell die Beteiligten im Flubereini-gungsverfahren noch mehr als bisher aufgeklärtund informiert werden.

FlD Ansbach: Planung und Ausbau eines hinsicht-lich der Einzugsgebiete flächendeckenden Kleinge-wässersystems.

3.2 Meinungsbild

In Kapitel 3.2.1 sollen typische Meinungen in derBevölkerung zu Kleingewässern wiedergegebenwerden.

Anschließend (Kap 3.2.2, s.S.173) kommen Betrof-fene zu Wort, die Kleingewässer-Besitzer also unddiejenigen, welche Pflegemaßnahmen durchführen.Meinungen von Wissenschaftlern (Kap. 3.2.3, s. S.174) zu Situation und Problematik der Pflege undEntwicklung von Kleingewässern werden vorge-stellt.

Zuletzt wird die Meinung der kath. Kirche (Kap.3.2.4, s.S.175) dazu dargestellt.

3.2.1 Bevölkerung

Wie die Umfrage bei den Flurbereinigungsdirektio-nen ergeben hat (s. Kap. 3.1, S.169ff), und die allge-meine Erfahrung zeigt, ist die Akzeptanz in derBevölkerung recht gut. Ursache hierfür ist sicher dielangjährige Aufklärungsarbeit der Naturschutzver-bände und des Staates sowie der Medien ganz allge-mein (Stichwort: gesteigertes Umweltbewußtsein).Wie die FlD Bamberg mitteilt, ist die Akzeptanz beiNichtlandwirten und Jägern sogar größer als bei denLandwirten , wobei offensichtlich einem gut ent-wickelten Uferbewuchs eine entscheidende Rollezukommt (ästhetische Gesichtspunkte?). Der hoheStellenwert, den Kleingewässer in den Augen wei-ter Teile der Gesellschaft besitzen, kommt auchsprachlich zum Ausdruck, indem "Biotop" (mitsächlichem Artikel) automatisch mit "Kleingewäs-ser" gleichgesetzt wird und heute als etwas Positivesund Erhaltenswertes betrachtet wird. Ihren sichtba-ren Ausdruck findet diese "Tümpelbegeisterung" inunzähligen Neuanlagen in den Gärten (Folienteich,"unser Biotop").

3.2.2 Betroffene

Betroffene sind meist Landwirte, denen die Teiche,Überschwemmungswiesen etc. gehören oder auf de-ren Grund Maßnahmen (inkl. Neuanlage) ergriffenwerden sollen. Die meisten Flurbereinigungsdirek-tionen (s. Kap. 3.1, S.169ff) betonen das sehr "un-terschiedliche Verständnis für Naturschutzbelange"(FlD Regensburg). Die Akzeptanz sei immer danngroß, wenn ein sichtbarer Zweck damit verbundenwird (z.B. Nahrungsgrundlage für den Storch, Was-serrückhaltung). Entscheidend ist außerdem, daßkeine Kosten für den Landwirt anfallen (was ver-ständlich ist und heute auch kein Problem mehrdarstellt, Anm.d.Verf.) und daß die Kleingewässerauf minderwertigen Flächen liegen. Letzte Forde-rung kann ein moderner aktiver Naturschutz nichtakzeptieren. Neuanlagen dürfen nicht auf Rest-zwickel abgedrängt werden, wo sie landschaftsöko-logisch und aus der Sicht eines Verbundsystemsu.U. völlig sinnlos oder fehlplaziert liegen. Die Lageder Neuanlagen sollte aus der gegebenen Land-schaftssituation mit ihrem vorhandenen Biotopmu-ster bewußt und sinnvoll (!) geplant werden undnicht dem Zufall überlassen werden (sog. Restever-wertung).Bedenklich stimmt die Äußerung der FlD Bamberg,welche über "fehlende Argumente für die Notwen-digkeit der Anlagen" klagt. Das heißt im Klartext,daß die Bemühungen der Öffentlichkeitsarbeit beiLandwirten noch weiter verstärkt werden müssen.Ein nachahmenswertes Beispiel stellt in diesem Zu-sammenhang die Kurzbroschüre derselben Flur-bereinigungsdirektion (Bamberg) über den Flur-bereinigungsausgleichsbiotop "Großer See - Pom-mersfelden" dar, wo die Anlage kurz begründet wirdund charakteristische Tier- und Pflanzenarten an-schaulich vorgestellt werden. In ähnliche Richtunggehen die "Biotopbausteine" der FlD Ansbach. EineMusterbroschüre haben in Gemeinschaftsarbeit derLandkreis Kelheim, die TeilnehmergemeinschaftFlurbereinigung Lindkirchen und der Verein zurSicherung ökologisch wertvoller Flächen herausge-bracht, wo Landwirte und Bevölkerung über Siche-rung, Gestaltung und Pflege eines Feuchtgebietes ander Abens informiert werden.Solange die Maßnahmen für die Besitzer kostenneu-tral sind, dürften sie kein Problem darstellen.Schwierig wird es, wenn Nutzungseinschränkungennötig sind, z.B. Extensivierung der Teichwirtschaftoder Mahdregime bei Seigen. Hier kann die Bereit-schaft i.d.R. nur durch finanziellen Ausgleich/An-reiz gesteigert werden. Dies gilt vor allem auch fürdie Regelung der Bewirtschaftung in den auszuwei-senden notwendigen Pufferzonen !Probleme könnten sich für die Anwohner durch"akustische Belästigung durch Frösche" ergeben,wenn z.B. ein Dorfteich wiederhergestellt oder op-timiert wird. Hier gilt jedoch, daß Geräusche "imortsüblichen Umfang" toleriert werden müssen (vgl.Rechtsprechung zu "Kuhglocken" und "Hahnen-schrei").Eine andere Belästigung können Stechmücken dar-stellen. Von daher erklären sich Bezeichnungen wie"Stanzenzucht", "Sumpfloch" usw..

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Kap. 3: Situation und Problematik der Pflege und Entwicklung

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3.2.3 Wissenschaftler

Meinungen von Wissenschaftlern sind mehr oderminder auf alle Kapitel verteilt. Einige markanteZitate zu bestimmten (grundsätzlichen) Fragestel-lungen seien hier herausgegriffen:Zum Stellenwert einer institutionalisierten Land-schaftspflege an sich äußert sich ROWECK (zit. inZINTZ et al. 1990: 45): "Eine möglichst dauerhafteEinbeziehung in einen kleinbäuerlichen Bewirt-schaftungsrhythmus sollte Vorrang vor ständigwechselnden Räumungsterminen aus Artenschutz-überlegungen haben."Derselbe S. 47: "Ökologisch stabil werden Lebens-räume erst dann, wenn wir eine ungelenkte Entwick-lung erlauben, sie also möglichst weitgehend inRuhe lassen." Er warnt auch vor dem "Prinzip Vo-gelnistkasten": Beheben eines Mangelfaktors in ei-ner im übrigen intakten Umgebung. Diese Eingriffeseien zwar vergleichsweise naturverträglich, alsoauch aus landschaftsökologischer Sicht akzeptabel,aber es sei nur mehr ein kleiner Schritt zum Umbauganzer Landschaftsteile. ROWECK wendet sichalso massiv gegen den Machbarkeitswahn, der hin-ter vielen Konzepten steckt.Demgegenüber fordert PLACHTER (1983 a) ein-deutig anthropogene Eingriffe und Ersatzlebensräu-me: "Von jedem Gewässertyp im limnologischenSinn sollte mindestens ein bestimmtes typischesObjekt dauerhaft gesichert werden."ROWECK (1990: 48) kontert darauf: "Biotoptypenkönnen notwendigerweise kaum mehr als grobe Ab-straktionen vor dem Hintergrund einer fast kontinu-ierlich variierenden Natur sein. Ihre Gliederung än-dert sich beständig je nach Autor bzw. Lehrmei-nung, vor allem aber mit dem Maßstab einer entspre-chenden Landschaftsanalyse. Folglich können nurwenige ausgewählte Typen auch nicht Vorbilder fürErgänzung und Neuanlage bestimmter Lebensräu-me in größeren Landschaftskomplexen sein. EinOrientieren am natürlichen oder naturnahen Vorbildbleibt in jedem Fall die bessere Lösung, die Suchenach geeigneten Musterbiotopen sollte uns jedochnur in die allernächste Umgebung führen und darfnicht über die Grenzen der jeweiligen naturräumli-chen Einheit hinausgehen."In der Praxis sind wir allerdings meistens noch weitvon einer Berücksichtigung "gewachsener" Vorbil-der entfernt. Zumeist entsteht ein Normgewässer(der "Biotop" schlechthin), das GLANDT (1989)wie folgt beschreibt: "100-300 m2 groß, 1-1,5 m tief,geschwungene Uferlinien, durchgehendes Flachu-fer, sonnenexponiert." Solche Neuschaffungen sindin aller Regel hypertroph, neben ausgesetzten bzw.angepflanzten Arten können sich vor allem einigeAllerweltsarten ansiedeln, für die wir in der Kultur-landschaft eigentlich schon genug tun. In vielenFällen steht der Amphibienschutz im Vordergrundsolcher Anlagen, was Forderungen wie "Neuanlagensollten stets in mindestens 1-2 km Entfernung zu starkbefahrenen Straßen liegen" (GLANDT 1989) ver-ständlich werden läßt, obwohl Naturschutzplaner inVerdichtungsgebieten allein damit in ernste Not ge-raten. GEPP (1984) räumt ein, "daß Kleingewässervor allem für Kleinkinder gefährlich sind", und for-

dert aus diesem Grund gefahrenmindernde Flachu-fer. Weiter sieht er sogar im Rahmen von Arten-schutzprogrammen Möglichkeiten, durch "Einbrin-gung von speziellen Pflanzen- oder (und) Tierarten"neuangelegte Kleingewässer aufzuwerten. Sind ent-sprechend gestaltete Tümpel auch in aller Regel aufden ersten Blick als künstlich erkennbar, so kannjedoch u.E. bereits heute niemand mehr nachvollzie-hen, wo welche Tiere und Pflanzen (stets in besterAbsicht) ausgesetzt - oder gar welchen Populationensie entnommen sind.Bei der Gestaltung größerer Landschaftsteile sollenoft möglichst alle für den Faunenschutz als bedeut-sam erkannten Strukturen berücksichtigt werden.Darunter versteht man bei Gewässerbiotopen nebeneiner (im Sinne der Lehrbücher) "vollständigen"Vegetationszonierung Schlammbänke, Kiesuferund Sandflächen, Steilufer, Inseln sowie kleineWasser- und offene Schlickflächen in ausgedehntenRöhrichten und bestimmte Gehölzstrukturen. Dieräumliche Verteilung wird vielfach am Zeichenbrettvon Planern festgelegt und muß somit in hohemMaße auch ästhetischen Kriterien genügen.

Viele Autoren fordern, die Verlandung der Seenaufzuhalten bzw. rückgängig zu machen, und BLAB(1986 b) schlägt vor, oligotrophe Gewässer selbstdann zu entschlammen, wenn keine Eutrophierungs-anzeichen erkennbar sind (unter Hinweis auf Artenerosiver Uferbereiche). Damit würde dem Schutzder Isoetiden im Feldsee eine größere Bedeutungzugemessen als der autochtonen Reifung des letztenKarsees in Baden-Württemberg. Wir versuchen da-mit u.E. bewußt, die vielfältigen Entwicklungspro-zesse einer natürlichen Seenalterung zu unter-drücken.

Andererseits gibt es zum Beispiel bei vielen flußna-hen Altwässern kaum eine andere Möglichkeit derBewahrung standorttypischer Lebensgemeinschaf-ten als ein Simulieren der ehemaligen Auendyna-mik. Dies sollte allerdings durch eine entsprechendekurzfristige Wasserlenkung erfolgen und nicht ei-nem Baggerführer überlassen bleiben. Ähnlich wirdoft für Entnahmestellen argumentiert; PLACHTER(1983 b) stellt fest: "Als wesentliches gestaltendesElement fehlt die Kraft des fließenden Wassers.Seine Wirkungen müssen in Abbaustellen durchentsprechende Pflegemaßnahmen nachvollzogenwerden." Diese Aufforderung kann jedoch nur danngelten, wenn wir Kies- und Sandgruben zu Ersatzle-bensräumen der Tiere und Pflanzen der Flußuferaufwerten wollen, anstatt sie einer spontanen - unddamit standortgerechten - Entwicklung zu überlas-sen und uns gleichzeitig um eine Wiederherstellungverlorengegangener Flußdynamik an geeignetenFließstrecken zu bemühen."

Zur Puffer-Frage meint ROWECK (1990: 42): Wirkönnen in einer Senke auf Dauer (!) keine oligotro-phen Lebensräume bewahren. Kurzfristig mögendie vieldiskutierten Pufferzonen mithelfen, oberflä-chennahe Einträge zu reduzieren [...], aber bereitsmittelfristig hilft nur eine wirksame Verhinderungdes Austrags, und das bedeutet in den meisten Fällenerhebliche Nutzungseinschränkungen bzw. Nut-zungsänderungen."

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Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd.II.8 Stehende Kleingewässer � StMLU/ANL 1994

Kap. 3: Situation und Problematik der Pflege und Entwicklung

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BLAB (1986 b: 32) vertritt in bezug auf die Habi-tatrequisiten die Auffassung: "Generell sollten dieBau-, Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen mög-lichst am Bedarf aller (in praxi heißt dies: möglichstvieler) für den entsprechenden Biotoptyp charakte-ristischen Arten ausgerichtet werden." Das bedeutet,die strukturellen und standortökologischen Beson-derheiten bestimmter Lebensraumtypen sind mög-lichst breit (!) zu fördern und damit die Vorausset-zungen für Regeneration bzw. Neubildung standort-typischer Biozönosen auf Dauer zu ermöglichen.Dies führt jedoch häufig zu unvereinbaren Gestal-tungswünschen, wenn Lobbies der Vögel, Fische,Amphibien, Libellen etc. an ein Gewässer treffen.Deshalb rät ROWECK, gewachsene Strukturen imjeweiligen Naturraum als Vorbild für sinnvolle Neu-anlagen zu nehmen. Unnatürliche Kombinationenverschiedenartigster Landschaftselemente, ummöglichst artenreiche Biozönosen zu erzielen, lehnter ab.Sein Plädoyer für "Nutzung vor Pflege" unterstützter mit: "Wenn wir das bunte Muster anthropogenerGewässer mit ihren vielfältigen Biozönosen anstre-ben, dann ist der sicherste Weg der, die alten Nut-zungsarten, d.h. eine extensive Teichbewirtschaf-tung, wieder attraktiv zu machen. [...] Das oft ge-wünschte Nebeneinander verschiedener Sukzessi-onsstadien läßt sich nur in Grenzen durch Planungund entsprechende Pflegekonzepte verwirklichen,viel effektiver erreichen wir die heute vermißte Viel-falt durch ein Wiederauflebenlassen der Faktoren,die sie bewirkt haben." (ROWECK in ZINTZ et al.1990: 51).

3.2.4 Kirchen

Als Kirchenvertreter wurde der Umweltschutzbe-auftragte der Erzdiözese München und Freising G.DOBMEIER befragt. In der neuen Umweltfibelwird die Anlage von Feuchtgebieten und Kleinge-wässern empfohlen. Der Erfolg hängt aber maß-geblich vom Engagement der Leute vor Ort ab.Soweit DOBMEIER die Situation überblickt, wer-den zunehmend auch in Pfarrgärten und auf kirchli-chen Liegenschaften Tümpel angelegt. Der Um-weltschutzbeauftragte sieht seine diesbezüglicheHauptaufgabe in der Bewußtseinsbildung (auf Se-minaren für Mesner, Pfarrhaushälterinnen usw.) undin der Unterstützung von Initiativen, die aber vor Ortentstehen müssen. Als Beispiele nannte er das um-fassende Konzept von Benediktbeuern, die Ökolo-gisierung der Fischteiche von Kloster Scheyern,eine Tümpelanlage bei Dachau oder die Kastnergru-be bei Freising. Engagierte Laien, die auf kirchli-chen Grundstücken seriöse Umweltschutzarbeit lei-sten möchten, treffen bei ihm immer auf offeneOhren.

3.3 Räumliche Defizite

Allgemein kann man davon ausgehen, daß infolgeder großen Flußregulierungen der letzten hundertJahre (Dämme, Begradigungen, Drainage) und derAusweitung von Ackerbau- und Siedlungsflächen in

die Auenbereiche sich die Kleingewässersituationdramatisch verschlechtert hat.Ebenso sind im Zuge der Flurbereinigungen sehrviele Acker-Kleingewässer zerstört worden. Dortwo sie noch existieren, werden sie häufig durchDünger- und Spritzmitteleintrag in ihrer natürlichenAusprägung beeinträchtigt. Erst in den letzten Jah-ren wird bei Flurbereinigungsverfahren darauf Rück-sicht genommen, jedoch oft ohne die nötigen Begleit-maßnahmen (Pufferzonen ...) durchzusetzen. Hierist noch ein hoher Handlungsbedarf!

Eine kurze Zusammenfassung der Verbreitungssi-tuation von Kleingewässern bringt Kap. 1.8.1.3(S.85). Dort wird nach einer eingehenden Untersu-chung u.a. festgestellt, daß jeder Naturraum hin-sichtlich seiner Kleingewässer-Situation verbesse-rungsbedürftig ist, allerdings jeweils unterschied-lich, was die Mangel-Typen betrifft.Besonderer Bedarf besteht an nährstoffarmen Klein-gewässern, nur periodisch wasserführenden Tüm-peln und Kleingewässern aller Art in ausgeräumtenAgrarlandschaften.Weitere allgemeine Aussagen zu räumlichen Defi-ziten erscheinen an dieser Stelle, aufgrund der Man-nigfaltigkeit der Kleingewässer-Ausprägung undderen Voraussetzungen, unangebracht. Es mußräumlich differenziert vorgegangen werden. Des-halb erfolgt eine Aussage dazu in Kapitel 4.2.2(Seite 206).

3.4 Durchführungsprobleme

Der Realisierung eines optimalen Kleingewässer-netzes mit ausreichenden und richtig bewirtschafte-ten Pufferzonen steht eine Reihe von Hindernissenund Durchführungsproblemen entgegen. Diese kön-nen auftreten bei Pflege (3.4.1), bei Pufferung undErweiterung (3.4.2, S.176) oder bei Wiederherstel-lung und Neuanlage (3.4.3, S.176).

3.4.1 Pflege

Schwierigkeiten und Probleme bei der Durchfüh-rung der Pflegemaßnahmen wurden unter 2.1 (s.S.119) bereits angesprochen. Besonders herausge-stellt werden sollen:

• Entschlammung und Entlandung: TechnischeDetails z.B. zur Verhinderung von Radschluffoder Versinken im Schlamm bei zu hohem Was-sergehalt des Bodens werden unter 5.1 "Technikder Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen" (s.S.209) erläutert.

• Vielfach ist die Bereitschaft zur Seigenmahd imDeichvorland gesunken. Hier können finanzielleAnreize der Bayer. Staatsregierung (z.B. Kultur-landschaftsprogramm, Naturschutzförderungs-programme) helfen, damit die erforderlichenPflegemaßnahmen durchgeführt werden.

• Wegen der extrem mühsamen Arbeit und billi-geren Alternativen ist der bäuerliche Hand-torfstich-Abbau nahezu völlig zum Erliegen ge-kommen. Diese Eingriffe zur Neuschaffung von

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Kap. 3: Situation und Problematik der Pflege und Entwicklung

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Moor-Kleingewässern können durch technischeMaßnahmen simuliert werden (Kleinbagger).

• Ein geradezu unlösbares Problem stellt die wi-derrechtliche Einbringung von Fischen durchDritte dar. Hier helfen nur Aufklärung und mehroder minder regelmäßige Anwendung der Maß-nahme B2 (s. 2.1.2, S. 125).

• Das Einsetzen von Tieren und Pflanzen durchDritte ist ebenfalls nicht zu verhindern.

• Häufig wird der Bezug von Futterfischen oderseltenen Kleinfischen als Problem angeführt.Lösungen dazu unter B13 (s. 2.1.2, S. 130 ).

• Defizite bei Organisation und Finanzierung s.5.2 "Organisation und Förderung" (s.S. 213).

• Viele Teichbesitzer sperren sich gegen eine Ex-tensivierung. Vgl. hierzu LPK-Band II.7 "Tei-che."

3.4.2 Pufferung und Erweiterung

Schwierigkeiten bei der Realisierung des Pufferzo-nen-Konzeptes wurden unter 2.4 "Pufferung undErweiterung" (s.S. 144) bereits aufgezeigt. Die bei-den Kardinalprobleme sind häufig:

• Landwirte stellen ihren Grund - auch gegen Be-zahlung - nicht zur Verfügung.

• Landwirte sind mit den Nutzungsauflagen in derPufferzone nicht einverstanden.

3.4.3 Wiederherstellung und Neuanlage

Bei Wiederherstellung und Neuanlage kann eineReihe von Problemen auftreten (s. auch 2.5, S. 149ffund 4.2, S. 183 ff):

• Der anstehende Boden ist viel zu fett. Vgl. z.B.NEUMAIR (1988: 80): "Landwirtschaftlich ge-nutzte Niedermoorböden sind als Standorte vonPflanzengemeinschaften magerer Standortekaum geeignet. Auf kiesigen Standorten werdendie edaphischen Bedingungen schon eher er-füllt."

• In der Praxis richtet sich die Standortwahl meistnicht nach biologischen Erfordernissen (Bio-topverbundsystem), sondern neue Kleingewäs-ser werden dort angelegt, wo Flächen übrig blei-ben (z.B. Wegzwickel).

• In der Erfolgskontrolle zum Projekt "Kleinge-wässeraktion NRW" stellte FELDMANN(1984: 2ff) fest: Im Rahmen einer wissenschaft-lichen Untersuchung wurden 70 repräsentativeGewässer ausgewählt und kontrolliert, ob undinwieweit die zuvor herausgegebenen Richtlini-en zur Wiederherstellung und Neuanlage vonKleingewässern beachtet wurden. Dieser Er-

folgsbericht ist deshalb so interessant, weil fürBayern u.U. ähnliche Ergebnisse zu erwartensind. Eine vergleichbare Untersuchung sollteauch in Bayern in Auftrag gegeben werden.- Der erteilte Ratschlag, neuangelegte Kleinge-

wässer an Wald (größere Waldkomplexe,Feldgehölze, Wallhecken) anzulehnen, istweitgehend befolgt worden.

- Mehrfach ist zu bemängeln, daß Tümpel ins-gesamt zu schattig liegen und zudem vielLaub aufnehmen müssen.

- Die Umrißgestaltung ist in vielen Fällen allzuschematisch vorgenommen worden (recht-eckig oder rund).

- Das Profil zeigt als häufigsten Mangel mar-kante Steilufer. Manche Anlagen (langgezo-gene Rechtecke, gleichmäßig steile Böschun-gen) sind den herkömmlichen Fischteichennachempfunden und zeigen arten- und indivi-duenarme Pflanzen- und Tierbestände.

- Der Aushub ist vielfach korrekt an der son-nenabgewandten Seite gelagert worden undhat sich in der Regel spontan mit einer arten-reichen Krautflora überzogen.

- Bemerkenswerterweise gibt es eine Anzahlnährstoffarmer Gewässer. Dagegen sind vorallem Gewässer in unmittelbarer Ackernäheoft bereits deutlich überdüngt und bedürfenschon in naher Zukunft der Entkrautung. Aufdie Dauer ist eine Sanierung nur durch breite-re Pufferzonen möglich. Bei Einzelkontrollenerwiesen sich vor allem erhöhte Stickstoff-verbindungen, aber auch Phosphat, als we-sentliche Komponenten der Eutrophierung,verursacht durch den Eintrag von Mineral-und Stalldünger.

• Das Problem der Algenblüte in den ersten beidenJahren wurde bereits verschiedentlich angespro-chen. Dies ist ein ganz normales Phänomen derSukzession bzw. Erstbesiedelung und gibt erstdann Anlaß zur Beunruhigung, wenn die Algen-blüten auch nach mehreren Jahren nicht ver-schwinden (zu nährstoffreicher Boden).

• Bisamratten können den gesamten Bestand Hö-herer Pflanzen kahlfressen und durch ihre Grab-tätigkeit u.U. den Wasserspiegel absenken. Eineausführliche Behandlung dieses Problems er-folgt unter 2.1.2(B3) (s.S. 127).

• SCHÄFER (1991 mdl.) teilt mit, daß bei vielenvon ihm angelegten Kleingewässern in den letz-ten Jahren toxische Schwefelwasserstoffverbin-dungen zu beobachten waren. Die genaue Ursa-che sei noch nicht ermittelt, er vermutet aber, daßdie Gewässer zu flach angelegt wurden ( <1 m).

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Kap. 3: Situation und Problematik der Pflege und Entwicklung

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4 Pflege- und Entwicklungskonzept

Nachdem im Kapitel 2 zunächst die Möglichkeitenfür die Pflege und Entwicklung von Kleingewässernvorgestellt und deren Wirkung auf den Biotop unddie Biozönose beschrieben wurden, werden in die-sem Kapitel sinnvolle Maßnahmen zu einem Pflege-und Entwicklungskonzept zusammengeführt.

Die dazu notwendigen naturraumbezogenen allge-meinen Aussagen werden in Kap. 4.1 "Grundsätzeund Grundsatzfragen" vorangestellt.

Kapitel 4.2 (s. S. 183 ff) zeigt dann das eigentliche"Handlungs- und Maßnahmenkonzept".

Abschließend werden in 4.3 (s. S. 207 ff) "Beispielefür Pflege- und Entwicklungsmodelle", besondersgelungene Umsetzungen an Einzelobjekten zurKonkretisierung vorgestellt.

4.1 Grundsätze und Grundsatzfragen

Grundlegende Leitlinien bilden die Basis des Plege-und Entwicklungskonzeptes. Diese werden in Kapi-tel 4.1.1 "Grundsätze" dargestellt. Noch offenste-hende Grundsatzfragen werden in Kapitel 4.1.2 (s.S. 180) geklärt.

4.1.1 Grundsätze

• Allgemeine Grundsätze ( 1 - 4)• Grundsätze zur Pflege (5 - 14)• Grundsätze zur Pufferung und Erweiterung

(15 - 18)• Grundsätze zur Entwicklung (19 - 30)

(1) Weitere Verluste können nicht mehr hinge-nommen werden!Aufgrund ihrer sowohl landeskulturellen als aucherheblichen naturschutzfachlichen Bedeutung (s.Kap. 1.9, S.97) sind bestehende Kleingewässer zuschützen und vor Beeinträchtigungen zu bewahren,auch wenn sie noch so klein sind. Dabei kommt denwenigen noch vorhandenen Primärbiotopen (z.B.ursprüngliche Mooraugen) neben den älteren Ele-menten einer traditionellen Kulturlandschaft (z.B.Torfstich) unbedingt Vorrang zu. Weitere Kleinge-wässer-Verluste sind unvertretbar. Die bestehendenMöglichkeiten zur Untersagung von Beseitigungund Beeinträchtigung sind voll auszuschöpfen.

(2) Erhalt und Optimierung der noch bestehen-den Kleingewässer hat Vorrang vor Neuanlagen!Der verbliebene Restbestand an Kleingewässern istmöglichst zu 100 % zu erhalten. Vermeidbare Schä-digungen sind rückgängig zu machen (z.B. sindMüll, Schutt etc. zu beseitigen). Alte Kleingewässerenthalten vergleichsweise mehr seltene Arten alsNeuanlagen, die bevorzugt von Ubiquisten besiedeltwerden.

(3) Kleingewässerschutz, der nicht im Bewußt-sein der Bevölkerung verankert ist, kann nurScheinerfolge erzielen !Aufklärung und Aktivierung der Bevölkerung sol-len gefördert werden (s. auch 4.2.1.3.5 "Öffentlich-keitsarbeit", S. 194). Schutz und Pflege von Klein-gewässern sind erst dann dauerhaft gewährleistet,wenn sich die Bevölkerung mit ihren Kleingewäs-sern identifiziert.

(4) Kleingewässer nicht intensiv fischereiwirtschaft-lich nutzen!Hohe Besatzdichten, selbst mit sog. Friedfischen,wirken sich teilweise sehr negativ auf die anderenGewässermitbewohner aus (BLAB 1986 b: 67)."Gravierend ist in diesem Zusammenhang außerdemauch das Beseitigen der Verlandungszonen (um dieFläche für die Fischproduktion zu erhöhen), dasZufüttern von Nahrung (Eutrophierung), das peri-odische Trockenlegen von Teichen, das Kalken [...],der Störeinfluß von Anglern [...]" (BLAB 1986 b:67). Wie Untersuchungen zeigen, kann der Natur-schutzwert nach Aufgabe der fischereiwirtschaftli-chen Nutzung erheblich steigen. Negative Auswir-kungen und Therapiemöglichkeiten bei Fischbesatzsind im Kap. 2.1.2 (S. 125) ausführlich dargestellt.Unangemessener Fischbesatz ist möglichst zu entfer-nen. Bei Weihern ist eine extensive fischereilicheNutzung wünschenswert, wenn dies Erhalt und Pflegesowie persönliche Verantwortung des Pächters oderBesitzers bedeutet.Weitere grundsätzliche Überlegungen im Kap.4.1.2.2 "Fische in Kleingewässern" (Seite 180 ff.).

(5) Kleingewässer-Pflege und -entwicklung insti-tutionalisieren und planmäßig durchführen!Ohne Planung und einen Verantwortungsträger wirddie Zahl der Kleingewässer weiter abnehmen undNeuanlagen werden ohne Rücksicht auf Vernet-zungsnotwendigkeiten nur auf "Restzwickel" be-schränkt bleiben. Wegen ihrer Bedeutung sindKleingewässer der Willkür des Zufalls zu entreißenund planmäßig zu sichern, zu pflegen und zu ent-wickeln. Verantwortung und Kontrolle obliegen da-bei der unteren Naturschutzbehörde. Organisation,Umsetzung und Betreuung können zweckmäßiger-weise delegiert werden.Besonders die ephemeren Kleingewässer sind hoch-dynamische Systeme, die ständiger Pflegeeingriffebedürfen. Langfristige Absicherung der Pflege istdeshalb von ausschlaggebender Bedeutung.

(6) Besitzer, Pächter, Teichbewirtschafter, Nut-zer, Jäger, Landwirte, örtliche Naturschutzgrup-pen und sonstige Beteiligte soweit wie möglich inden Pflege- und Entwicklungsprozeß miteinbe-ziehen!Wer nutzt, soll auch schützen. Das Problem vielerKleingewässer besteht u.a. darin, daß ihr ökonomi-scher Wert für den einzelnen und ihr ökologischer

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Kap. 4: Pflege- und Entwicklungskonzept

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Wert für den Naturhaushalt und die Gemeinschaftweit auseinanderklaffen. Auch wenn der Begriff"Biotop" im Sinne von Kleingewässer heute in allerMunde ist, so zeigt doch die Praxis, daß Tümpelvielfach als wertloses Land (allenfalls geeignet zurUnratablagerung) betrachtet werden. Diese Ansichtund Haltung muß durch Aufklärung bei den Betei-ligten geändert werden (s. auch 4.2.1.3.5 "Öffent-lichkeitsarbeit", Seite 194). Eine frühzeitige Beteili-gung schafft zudem das nötige Verantwortungsge-fühl.

(7) Auf landes- und naturraumbedeutsame Artenbesondere Pflege- und Entwicklungsrücksichtennehmen!

Dabei sind "landesbedeutsame Arten" Spezies, fürderen Überleben Bayern die alleinige oder erhebli-che Verantwortung trägt (v.a. Rote-Liste-Arten),"naturraumbedeutsame Arten" Spezies im Sinneder landkreisbedeutsamen Arten des ABSP. Um sol-che hochseltenen Arten zu erhalten, sind bestehendeNachweise planerisch umzusetzen (s. 4.2.1.2.3 "Art-bezogene Sonderbehandlung", s. S. 191), Kleinge-wässer in der Umgebung auf weitere Vorkommenebenfalls untersuchen zu lassen. In Gebieten, wonoch überhaupt keine brauchbaren Daten über dieFloren- und Faunenausstattung der Kleingewässervorliegen, sind Ersterhebungen zu veranlassen.

Eine Kartei der landkreisbedeutsamen Kleingewäs-ser könnte an der unteren Naturschutzbehörde ange-legt und fortgeschrieben werden (s. 5.3, Seite 215ff).

(8) Ebenfalls besonderen Schutz sollen landes-kulturell bedeutsame sog. naturraumtypischeKleingewässer genießen!

Das sind z.B. im Bereich der Donau- und Isarauendie Seigen, auf der Schwaben- und Frankenalb dieHülben, im Oberpfälzer Weihergebiet extensiveFischteiche aus dem Mittelalter und im Alpenvor-land die Toteislöcher.

(9) Staatliche und kommunale Gewässer vorran-gig für den Artenschutz nutzen!

Staatsgüter und Staatsforstverwaltung haben Vor-bildfunktion! Kleingewässer im Staats- bzw. Kom-munalbesitz sind bevorzugt auch nach den Erfor-dernissen des Naturschutzes zu bewirtschaften. Aufeine diesbezügliche Änderung bestehender Pacht-verträge ist ggf. hinzuwirken.

(10) Für wertvolle Kleingewässer individuelleGewässerpflegepläne aufstellen!

Art, Umfang und Zeitpunkt von Pflegemaßnahmenmüssen sich strikt an den Bedürfnissen der Artenund Lebensgemeinschaften orientieren, die man er-halten möchte oder für die Lebensraum geschaffenwerden soll. Allgemein gültige Pflegepläne lassensich deshalb nicht aufstellen.

(11) Bei anthropogenen Kleingewässern und Tei-chen sind Ausbaggern und Entschlammen ver-tretbar und auch begründbar!Dieser Grundsatz ist insbesonders wichtig zur Si-cherung der kulturhistorisch bedeutsamen Klein-weiher.Der vollständige Problemaufriß und die Begrün-dung erfolgen im Kap. 4.1.2.1 (S.180).

(12) Räumung nicht auf Kosten wertvollerSumpfbiozönosen!Seltene Ufer-Pflanzenbestände stellen einen eige-nen Wert für sich dar und sind grundsätzlich beiEntlandungsmaßnahmen auszunehmen. Ggf. sindFlachwasserzonen wiederherzustellen.Pflegeeingriffe wie Entlandungen sollten nur mitZustimmung der unteren Naturschutzbehörde durch-geführt werden.Entlandungen sind sorgsam durchzuführen (s. Kap.2.1.1(A1) "Entschlammung und Entlandung" (s. S.119) und für technische Hinweise Kap. 5.1.1 "Ent-schlammung, Entlandung, Neuanlage" (s. S. 209).

(13) Entlandungen von benachbarten Kleinge-wässern oder Kleinweiherkomplexen nichtgleichzeitig durchführen!Auf diese Weise sollen unterschiedliche Sukzessi-onsstadien erreicht werden.

(14) Keine Pflegeeingriffe während der Brutzeitder Vögel!Dadurch sollen Gelegeverluste vermieden werden.Außerdem dürfen während der Winterzeit keineMaßnahmen durchgeführt werden, durch die Tierein ihren Winterverstecken möglicherweise freige-legt werden.

(15) Funktionierende Pufferzonen sind an Klein-gewässern wegen ihrer mangelnden Selbstreini-gung noch viel wichtiger als bei Fließgewässern!Die Pufferzone ist umfeldspezifisch zu bemessen (s.Kap. 4.2.1.3.1, S. 192) und ihrer Funktionszuwei-sung gemäß zu bewirtschaften.

(16) Die Pufferzone nicht nur als Schutzzone be-trachten, sondern als ergänzenden und eigenenLebensraum entwickeln!Auf diese Weise wird der Teilsiedler-ProblematikRechnung getragen, und das Lebensraum-Angebotfür schutzwürdige Pflanzen und Tiere wird ver-mehrt. Die Wiese gehört demnach genauso zumBiotopkomplex wie das eigentliche Gewässer. Eineals Brache genutzte Pufferzone ist kein "Öd- undUnland", sondern übernimmt wichtige landschafts-ökologische Funktionen (Wasserhaushalt, Räuber-Beute-Beziehungen, Teillebensraum). Beispiel:Dem Laubfrosch nützt das schönste Laichgewässernichts ohne den zugehörigen Landlebensraum (Wie-se, Gebüsch). Von Neuanlagen ohne Pufferzone istdaher abzusehen. Im Idealfall soll eine neugeschaf-fene Pufferzone auf aus der Produktion genomme-nem, ehemaligem Ackerland entstehen, aber auchnaturnahe Bereiche können genutzt werden.

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Kap. 4: Pflege- und Entwicklungskonzept

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(17) Im Einzugsbereich des Kleingewässers keineDränierung oder Grundwasserabsenkung vor-nehmen!Generell sind alle Maßnahmen, die den Wasserhaus-halt eines Kleingewässers stören können, zu verhin-dern oder rückgängig zu machen. Andernfalls wirdder Kleingewässer-Lebensgemeinschaft ihre Grundla-ge, das Wasser, entzogen.

(18) Acker- und Wiesendrainagen, Abwässer,Jauche etc. nicht einleiten!Nur so kann einer schleichenden Eutrophierung ent-gegengewirkt werden.

(19) Die Verluste der Vergangenheit durch Wie-derherstellung und Neuanlagen ausgleichen!Das gilt hinsichtlich Quantität und Qualität. So soll-ten in einem Landkreis keine zwei gleichen Klein-gewässer angelegt werden. Nur so kann die ur-sprüngliche Vielfalt der Kleingewässer wieder er-reicht werden.

(20) Kleingewässer-Entwicklung ist prinzipielleine Vernetzungsaufgabe!Kleingewässer sind nicht nur als Lebensraum fürreine Wassertiere zu verstehen, sondern als integra-ler Landschaftsbestandteil. Als solche müssen sie ineinen umfassenden Landschaftsschutz (Naturhaus-halt und Landschaftsbild) und regionalisierte Natur-schutzkonzeptionen eingebunden werden. "Klein-gewässerschutz erscheint überhaupt dann ökolo-gisch sinnvoll, wenn er eingebettet ist in großflächi-gen Biotop- und Landschaftsschutz, z.B. in diegroßflächige Sicherung feuchter Wiesen und Wei-den, in den Schutz eines vernetzten Heckensystems,in den Schutz von Waldgesellschaften usw."GLANDT (1989: 12). Bei der Anlage neuer Klein-gewässer ist daher stets die Umgebung mit in diePlanung einzubeziehen.

(21) Kleingewässer-Entwicklung sollte nachMöglichkeit immer in Gruppen und nach einemüberörtlichen Konzept erfolgen!Um stabile Populationen zu erhalten, die sich auchaustauschen können, sollten Kleingewässer in Grup-pen angelegt werden. Es ist auch besser, eine ganzeTümpelgruppe zu sichern als drei Einzeltümpel anentgegengesetzten Ecken des Landkreises.

(22) Sanierung und Restitution bedeuten bei na-türlich entstandenen Kleingewässern Neuanlagein der unmittlelbaren Umgebung!Dieser Grundsatz ("Anlage von Ablöse-Kleinge-wässern zur Sicherung der lokalen genetischen Kon-tinuität") bezieht sich auf alle natürlich entstandenenKleingewässer unabhängig von der Wertigkeit derfloristischen und faunistischen Ausstattung (vgl.grundsätzliche Überlegungen im Kap. 4.1.2.1 "Ent-landen oder verlanden lassen", S. 180).

(23) In Kleingewässer-Defiziträumen und ausge-räumten, intensiv genutzten Agrarlandschaftenkann die Kleingewässer-Entwicklung mehr oderminder flächenhaft schematisch erfolgen (Wie-derherstellung einer "Grundausstattung")!Hinweise für die Standortwahl können dabei alteFlurkarten liefern, auf denen noch der frühere Be-stand eingetragen ist. Sog. Trittstein-Kleingewässersind zur Aufhebung der Isolation anzulegen.

(24) In naturnahen Kulturlandschaften mit nochguter Kleingewässer- und Biotop-Ausstattungvordringlich Ersatz für verlandende Kleingewäs-ser schaffen!Um die Gesamtzahl an Kleingewässern in einemGebiet gleich zu halten, sollten diese Ersatz-Klein-gewässer maximal 400 m vom zu ersetzenden altenBiotop entfernt sein. Nach Untersuchungen im Sei-branzer Weihergebiet sind bei Distanzen über 400 mnur mehr geringe floristische Gemeinsamkeiten zuerwarten.

(25) In Fluß- und Bachauen, deren Altarme na-hezu vollständig vernichtet wurden, fluß-/bach-begleitend neue Kleingewässer anlegen!Dadurch sollen die ursprüngliche Kleingewässer-dichte und Biotop-Vielfalt wiederhergestellt wer-den. Die Distanzen zwischen diesen Kleingewäs-sern sollten ebenfalls 400 m nicht überschreiten.Diese "Altwasser-Ketten" bilden das Rückgrat desKleingewässernetzes.

(26) Durch die Neuanlage von Kleingewässer kei-ne wertvollen Biotopflächen beeinträchtigenoder gar zerstören!Maßnahmen auf 6d1-Flächen unterliegen dem Er-laubnisvorbehalt und sind für jeden Einzelfall abzu-wägen. Zwar ist es landschaftsökologisch nahelie-gend und technisch besonders einfach, Kleingewäs-ser dort anzulegen, wo es naß ist, doch müssen dieseStandorte (Röhrichte, ungenutzte Niedermoore,Quellbereiche, Orchideenwiesen etc.) aus natur-schutzfachlichen Überlegungen i.d.R. ausscheiden.Die Zielvorstellung sollte deshalb sein: Neuanlagevon Kleingewässern auf aus der landwirtschaftli-chen Produktion genommenen Flächen (Ackerflä-chen oder Binsenweiden) in unmittelbarer Nachbar-schaft zu naturnahen Bereichen (z.B. Brachflächenoder Wald). Wichtige Hinweise für den genauenStandort liefern Wasserpfützen in Äckern (meistverbunden mit Ertragseinbußen). An diesen Acker-lachen, die besonders gut im zeitigen Frühjahr nachausgiebigen Regenfällen zu beobachten sind, kannman sich mit der Neuanlage orientieren.

(27) Besonderer Bedarf besteht an nährstoffar-men Kleingewässern, nur periodisch wasserfüh-renden Tümpeln (ephemere Kleingewässer) undKleingewässern allgemein in ausgeräumtenAgrarlandschaften!Dies hat die Defizit-Untersuchung im Rahmen die-ses Projektes ergeben (s. Kap. 1.8, S. 83, u. 3.3,S.175).

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Kap. 4: Pflege- und Entwicklungskonzept

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(28) In Neuanlagen grundsätzlich keine Pflanzeneinbringen und keine Tiere einsetzen!Grundsätzliche Überlegungen und Begründungendazu finden sich in Kapitel 4.1.2.3 "Einsetzen vonPflanzen und Tieren" (Seite 182).

(29) Bei der Neuanlage speziell landschaftstypi-scher Kleingewässer nicht an "Normgewässern"orientieren, sondern an regionalen Vorbildern!Es ist zu schauen, welche besonderen StrukturenKleingewässer in der Gegend aufweisen und nachdiesen Regionaltypen zu bauen. Eine unnatürlicheKombination verschiedenartigster Elemente, umeine möglichst artenreiche Biozönose zu erzielen, isthier fehl am Platz. Mit einem Netz von "Stand-ardgewässern" würde zwangsläufig nur eine ganzbestimmte Artengarnitur gefördert (meist Amphibi-en und Libellen und auch da nur die Ubiquisten).Von den "Kleingewässern von der Stange" profitie-ren zwar einige Pionierbesiedler, aber eben nichtArten alter, reifer Sukzessionsstadien und v.a. nichtstenöke Arten primärer Biotope (z.B. Hoch- undZwischenmoorarten). "Moderner, ökologischerKleingewässerschutz muß sich an der Natur orien-tieren und nicht an den eigenen, subjektiv ausgerich-teten Wunschvorstellungen oder an Modeströmun-gen" GLANDT (1989: 11).

(30) Insbesondere, wenn staatliche Mittel geflos-sen sind, ist eine Erfolgskontrolle zu etablieren!Das bedeutet, daß nach ca. 5 Jahren zu untersuchenist, ob die konkreten Ziele der Neuanlage/Restituti-on/Pflege erreicht wurden. Der Zielerfüllungsgrad(Etablierung bzw. Ausbildung der Biozönosen) istzu dokumentieren und der Fachwelt mitzuteilen.Eine wissenschaftliche Effizienzkontrolle dientauch dazu, um sicherzustellen, daß die künftigenMittel nach dem bestmöglichen Kenntnisstand opti-mal eingesetzt werden. Für diese Aufgabe sind spe-zielle Finanzmittel bereitzustellen.

4.1.2 Grundsatzfragen

Nach den vorangegangen Grundsätzen bleiben nochfolgende Fragen zu klären:

• Entlanden oder verlanden lassen?• Sind Fische wünschenswert in Kleingewässern?• Ist das Einsetzen von Pflanzen und Tieren zuläs-

sig?

Die Beantwortung dieser Fragen hat so grundsätzli-chen Charakter, daß diese "Grundsatzfragen" alseigenes Kapitel 4.1.2 neben das Kapitel 4.1.1 gestelltwerden.

4.1.2.1 Entlanden oder verlanden lassen

Natürliche Kleingewässer sollten nicht ausgebag-gert werden. Warum? Auch ein Kleingewässer soll"in Würde sterben" dürfen, d.h. man sollte keinebetriebsame Maulwurf-Mentalität (Ausbaggern,Entschlammen) an den Tag legen, sondern Kleinge-wässer in Ruhe altern, reifen, verlanden lassen. Beieinem dynamischen Landschaftsverständnis kom-

men und gehen Kleingewässer. Die Bilanz derKleingewässer im jeweiligen Gebiet darf sich abernicht verschlechtern. Deshalb müssen mit allemErnst Neuanlagen geplant, ausgeführt und betreutwerden. Am besten ist die Neuanlage eines Gewäs-sers mit ähnlichen Standortbedingungen (keinNormgewässer!) in unmittelbarer Umgebung. Na-türlichen Prozessen ist grundsätzlich der Vorrangvor permanenten landschaftspflegerischen Eingrif-fen zu geben(Verlanden, Entwicklung zum Groß-seggenried, Selbstumsiedlung der Arten). Eine Viel-falt von Altersstadien ist besser als eine Dauerpflegemit dem Ziel "künstliches Halten auf einem be-stimmten Sukzessionsstand"!Demgegenüber erscheint bei anthropogenen Klein-gewässern ein Ausbaggern oder Entschlammensinnvoll und begründbar. Wo ein Kleingewässer erstdurch Menschenhand geschaffen wurde, ist ein Ein-greifen zu seiner Erhaltung auch verständlich undberechtigt.Daneben sind Torfmoosverlandungszonen in saurenGrundgebirgen wohl generell Tabuzonen, die niegeräumt werden dürfen, da Hochmoor in diesemRaum selten ist (z.B. Waldtümpel bei Ziegelhütte,Lkr. Hof, oder Kleinvermoorungen im RehauerForst mit Eriophorum vaginatum).Grundsätzlich ist erst nach längerer Zeit abzusehenund zu beurteilen, wie sich ein Eingriff ausgewirkthat. "Gestaltung - Beeinträchtigung - Zerstörung -die Grenzen zwischen diesen Begriffen sindfließend. [...] Der Faktor Zeit, die Geschichte bringtes oft erst an den Tag, ob ein Eingriff zur Bereiche-rung oder zur Verarmung der Landschaft beigetra-gen hat" (KONOLD 1987: 477).

4.1.2.2 Fische in Kleingewässern

Auf einige negative Auswirkungen des Fischbesat-zes wurde in Kap. 1.11.1.2 a) "Gefährdungsfakto-ren: Fischbesatz" bereits eingegangen (s. S. 109).Generell wäre gegen Fische als Konsumenten III.Ordnung im Ökosystem Kleingewässer zwar nichtseinzuwenden, doch wird häufig ihr Platz- und Nah-rungsbedarf unterschätzt, was zur Systemschädi-gung bzw. Unverträglichkeit führt. Außerdem gehtmit Fischbesatz nicht selten eine (ungewünschte!)teichwirtschaftliche Intensivierung einher (z.B. Eu-trophierung, Kalkung, Uferverbau usw.).

Besatz mit "Raubfischen"Vom Besatz mit Hechten oder anderen Fischfressernsollte in Kleingewässern grundsätzlich abgesehenwerden, da sie in der Regel im Laufe der Zeit sowie-so von Vögeln oder aber, wenn sie im Hochwasser-bereich eines Fließgewässers liegen, bei Überflutun-gen eingebracht werden können. Auch ein direktesZuwandern ist im Einzelfall möglich, wenn dasKleingewässer in (zeitweiliger) Verbindung mit an-deren, bereits "Raubfische" enthaltenden Gewässernsteht.

AalbesatzAale sind als Fisch (Fleischertrag, sportlicher Wert),sowie als Glied in der Nahrungskette ("Raubfisch" -Einfluß auf die Beutetier-Populationen) von Bedeu-tung. In ganz Bayern werden deshalb Aale mit Aus-

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Kap. 4: Pflege- und Entwicklungskonzept

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nahme der Voralpenseen und der Forellenregion,vgl. AVFiG, in Gewässer eingesetzt. Da der Aal imBereich des Donau-Einzugssystemes nicht heimischist, sollte u. E. aus der Sicht des Arten- und Biotop-schutzes in diesem Bereich grundsätzlich auf denBesatz mit Aalen verzichtet werden; ohne Ausnah-me gilt dies für alle Kleingewässer im Sinne diesesLPK-Bandes. Im Bereich des Rhein-Systems ist derAal zwar als heimische Art zu betrachten, dennochsollte auf das Aussetzen dieser Art in kleine Stillge-wässer verzichtet werden, da sie als Laichräuber dieÜberlebensmöglichkeiten der übrigen Kleinfisch-fauna erheblich beeinträchtigen kann. Auch derLaich von Amphibien dürfte vom Aal gefressenwerden.Die Tragfähigkeit der meisten Kleingewässertypendürfte zu gering sein, um eine "Raubfisch"-Popula-tion auf Dauer zu erhalten. Es ist deshalb zu erwar-ten, daß einmal (natürlich oder künstlich) einge-brachte Exemplare anläßlich eines ökologischen"Engpasses" (z.B. Futtermangel, Austrocknen oderDurchfrieren des Gewässers, ungenügender Fort-pflanzungserfolg) wieder aussterben werden; dieskann angesichts des hohen Alters, welches von denmeisten "Raubfischen" erreicht werden kann, jedochsehr lange dauern. Diese natürlichen Schwankungenbeim Bestand der "Raubfische" sollten nicht durchBesatz "ausgeglichen" werden, sie sind vielmehrwichtiger Bestandteil der individuellen internen Dy-namik der einzelnen Gewässer, welche im Lauf derZeit eine (zyklische) Abfolge unterschiedlicher Le-bensgemeinschaften ermöglicht.

Besatz mit "Friedfischen"Die Wirkungen von sog. Friedfischen auf die Le-bensgemeinschaften werden unter 2.1.2(B2) "Ab-fischen und Verhinderung von Fischbesatz" aus-führlich dargestellt. Dort wird auch die generelleProblematik des Fischbesatzes ausführlich behan-delt (s. S.125).Die "Graskarpfen-Problematik" wird unter 2.1.1(A3) "Einsatz von Graskarpfen zur Entkrautung"(S.119) behandelt.Wenn heute Besatzmaßnahmen als Beitrag zumFischartenschutz durchgeführt werden sollen, sindu.E. bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen.

• Wenn irgend erfolgversprechend, sollte das na-türliche Ausbreitungsvermögen der Arten ge-nutzt werden. Gefährdete Kleinfischarten wieModerlieschen oder Schlammpeitzger könnenvon Wasservögeln eingeschleppt werden, in de-ren Gefieder der Laich haften bleibt. Sie entwickelnsich in geeigneten Kleingewässern, wenn Nah-rungskonkurrenten oder Freßfeinde fehlen undauch die spezifischen Habitatansprüche erfülltsind.

• Eine Ansiedlung von Großfischarten, vor allemvon "Raubfischen", sollte in jedem Fall unter-bleiben; das Aussetzen von nicht heimischenAquarienfischen ist gesetzlich verboten.

• In sehr kleinen, speziell als Amphibien- Laich-platz vorgesehenen Tümpeln oder Weihern dür-fen sich keine Fische befinden, da diese unterUmständen den Lurchlaich größtenteils auffres-sen, hier ist im Einzelfall eine Abwägung not-

wendig; bei niedrigen Fischdichten und genü-gend Versteckmöglichkeiten können sich Am-phibien normalerweise ohne zu starke Verlustevermehren.

• Grundsätzlich sollte geklärt werden, ob es sichum eine Wiederansiedlung oder eine Neuansied-lung handelt. Während diese Frage für neu ange-legte Gewässer leicht zu beantworten ist, stelltsie für bestehende, ggf. regenerierte oder opti-mierte Kleingewässer erhebliche Probleme, daüber frühere Vorkommen gerade der Klein-fischarten kaum Informationen vorliegen. Jeden-falls sollte sich das zur Verwendung kommendeArtenspektrum nach den historischen Verbrei-tungsbildern richten.

• Vor Besatz ist die Frage zu klären, warum imGewässer die entsprechende Art nicht vor-kommt. Ist zu vermuten, daß suboptimale Stand-ortbedingungen oder aktuelle Gefährdungen Ur-sache hierfür sind, ist erst der Lebensraum wie-derherzustellen.

• Wenn sich in einem Kleingewässer noch Rest-bestände von heimischen Kleinfischarten befin-den, ist ein Besatz mit der gleichen Art zurBestandsaufbesserung dann als kritisch anzuse-hen, wenn es sich um autochthone Beständehandelt; diese würden durch das Zufügen ande-rer, evtl. genetisch differierender Herkünfte ge-fährdet. Da oberstes Ziel des Fischartenschutzessein muß, die noch vorhandenen bodenständigenArten, Unterarten und Lokalrassen zu schützen,sollte in solchen Fällen eine gezielte Zwischen-vermehrung der Restbestände mit anschließen-der Aussetzung erfolgen. Auf diese Weise ge-wonnenes Satzgut kann auch bedenkenlos zurAnsiedlung in weiteren Gewässern der Umge-bung verwendet werden. Material ungeklärterHerkunft aus kommerzieller Großvermehrungist für Zwecke des Artenschutzes i.d.R. nichtgeeignet, schon alleine wegen fehlender Kon-trollmöglichkeiten.

• Bei Entnahme aus bestehenden Gewässern istsicherzustellen, daß hierdurch die Spenderpopu-lation nicht nachhaltig beeinträchtigt wird; imZweifelsfall ist Zwischenvermehrung vorzuzie-hen, um die benötigten Fischmengen zu erhalten.Jede Entnahme aus einem Gewässer benötigt dieZustimmung des Fischereiberechtigten! Ab-fischbare Elritzenbestände gibt es im Bereich dersüddeutschen Schotterebenen (Kiesgrund!), soim Randbereich des Murnauer Mooses (beiEschenlohe), in Waldtümpeln im Ammerseege-biet (bei Dießen), in Tümpeln und Altwässern ander Sempt (S Erding) sowie im Auenbereich derIsar (Raum Freising) (BURNHAUSER 1983:333). In die Beschaffungsaktionen können auchdie örtlichen Anglervereine einbezogen werden.

• Bei allen Besatzmaßnahmen mit dem Ziel desArtenschutzes ist das Einvernehmen mit der un-teren Naturschutzbehörde wünschenswert. Diesgilt vor allem, wenn gefährdete Arten ausge-bracht werden sollen. Bei NSGs ist die höhereNaturschutzbehörde zuständig.

• Für den Besatz in Kleingewässern geeigneteKleinfischarten sind Bitterling, Moderlieschen,

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Kap. 4: Pflege- und Entwicklungskonzept

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Karausche, Zwergstichling und Schlammpeitz-ger. Ausführliche Angaben zu deren Habitatan-sprüchen werden in Kap. 1.5.4.6, S. 60ff) ge-macht. Ergänzend sei SPERBER (o.J.) zitiert:"Der Stichling als gefräßiger Laich- und Fisch-brutfresser verträgt sich mit anderen Arten be-sonders schlecht, ist jedoch in "Reinkultur" beibescheidensten Ansprüchen an seinen Lebens-raum und die Gewässergüte überaus vermeh-rungsfreudig und bei Eisvogel und Reihern be-sonders beliebt."

Grundsätzlich gilt außerdem:

- Kleingewässer sollten möglichst nicht fischerei-lich genutzt werden.

- Besatzmaßnahmen sind detailliert im § 19 AVFiGgeregelt.

- Es dürfen nur autochtone Arten eingesetzt wer-den, die in ihrer Lebensweise zum jeweiligenBiotop passen. An eine ökologisch möglichstnahe Herkunft sind schärfste Ansprüche zu stel-len, wobei Reliktbestände nicht gefährdet wer-den dürfen.

- Ganzjährige Bespannung der Teiche (soweit dasNaturschutzziel nicht die Entwicklung vonTeichboden-Gesellschaften ist).

- Der ursprüngliche Bestand muß nachweislichausgestorben und eine Zuwanderung aus be-nachbarten Gewässern ausgeschlossen sein.

- Es sollte nur ein ein- oder zweimaliger Initialbe-satz und kein Regelbesatz vorgenommen wer-den.

Wo Teichwirtschaft integraler Bestandteil des Be-triebssystems ist (kleinbäuerliche Landwirtschaft),ist diese zu dulden.

4.1.2.3 Einsetzen von Pflanzen und Tieren

Die Meinungen der Fachleute (und insbesondere derPraktiker) darüber, ob das Einsetzen von Pflanzenund Tieren in Neuanlagen zulässig sein soll odernicht, gehen weit auseinander. Was die einen alsnotwendige Artenhilfsmaßnahmen bezeichnen,wird von den anderen als Faunen- und Florenver-fälschung strikt abgelehnt.Als Beispiel für einen Befürworter seien HEYDE-MANN et al. (1983: 329) zitiert: "Zur Beschleuni-gung der Entwicklung von Floren- und Faunendi-versität können in neu geschaffene oder renaturierteKleingewässer Pflanzen und Tiere aus Kleingewäs-sern des gleichen Typs - jeweils möglichst aus dernäheren Umgebung, also derselben biogeogra-phisch-makroklimatischen Region - eingesetzt wer-den."Ein massiver Gegner solcher Aktionen ist z.B.FELDMANN: "Neuanlagen [...] sind keine Spiel-wiese für Tier- und Pflanzenzüchter, kein Freiland-zoo [...]" (FELDMANN 1984: 14). Auf S. 16 führter weiter aus: "Die spontane Besiedlung durchPflanzen und Tiere erfolgt überraschend schnell.Das Einsetzen von Organismen ist grundsätzlich zuunterlassen - insbesondere gilt das für gebietsfremdeArten."Wie aber steht es um gebietstypische Arten, dieaufgrund menschlicher Eingriffe verdrängt oder

sehr stark dezimiert wurden, z.B. die Kreuzkröte aufder Münchner Schotterebene. Sind hier "Artenhilfs-maßnahmen" gerechtfertigt bzw. sogar angezeigt?FELDMANN schränkt sein generelles Ausset-zungsverbot nur durch eine Ausnahme ein: "Wennbestehende Gewässer der Bebauung weichen müs-sen, sollten die abgefangenen Tiere und ihre Ent-wicklungsstadien in neue Gewässer eingebrachtwerden - freilich nur unter sachkundiger Anleitungund unter Beteiligung der unteren Landschaftsbe-hörde" (FELDMANN 1984: 16).

HEYDEMANN et al. (1983: 329ff) beschreibenausführlich verschiedene Methoden, wie Wirbelloseam erfolgreichsten umzusetzen sind (z.B. Umsetzenvon Bodenschlamm mit Stechrahmen, Umsetzenvon Wurzelabschnitten mit Substrat, Entnehmenvon Kescher-Proben, Abstreifen zur Erfassung derphytophagen Wirbellosen an der Uferrand-Vegeta-tion). Wesentlich sei, daß die verschiedenen Über-setz-Verfahren einschließlich des Überführens vonWasserproben zu allen Jahreszeiten bei jeweils ver-schiedener Witterung und zu verschiedenen Tages-zeiten erfolgt. Nur dadurch werde sichergestellt, daßman bei Probenentnahmen jeweils eine größere Ar-tenzahl erfaßt. Alle Uferpflanzenarten und die emer-sen und submersen Wasserpflanzen ließen sich beigeeigneter Wasserqualität und entsprechendem Bo-dentyp des Ufers gut umpflanzen. Das Umpflanzensolle in verschiedenen Monaten zwischen Mai undSeptember erfolgen, um die phytophage Fauna mitihrer phänologisch differenzierten Entwicklungmöglichst vollständig zusammen mit den Wirts-pflanzen zu erfassen. Von einer detaillierteren Schil-derung der Verfahren wird jedoch hier Abstand ge-nommen, da Aussetzaktionen in Bayern grundsätz-lich unterbleiben sollten (vgl. auch LfU und ANL1989: Bei der Biotopneuschaffung beim Kies- undSandabbau sind keine Sumpf- und Wasserpflanzeneinzubringen).

Neuanlagen sollen prinzipiell nicht bepflanzt wer-den, weil:

- keine Notwendigkeit dafür besteht (da schnelle"natürliche" Besiedelung)

- die Gefahr der "genetischen Verfälschung" nichtausgeschlossen werden kann (z.B. gefüllte Ras-sen von Nymphaea alba) und

- über die verpflanzten Wasser- und Sumpfpflan-zen unerwünschte gebietsfremde Tierarten ein-gebracht werden können (damit Faunenver-fälschung).

Standortgerechte Flora und Fauna siedeln sich inerstaunlich kurzer Zeit von selbst an, so daß nur diebautechnischen Grundbedingungen für die spätereVegetation zu schaffen sind. Viele Tierarten brau-chen die Vegetation nur als Lebensraumstrukturge-rüst, wobei die floristische Zusammensetzung be-langlos ist (BLAB 1986 b: 71). Die floristischeSukzession der ersten Jahre ist im Kap. 2.5.2 "Erfül-lungsgrad der Wiederherstellung und Neuanlage"(S. 155) und im Kap. 2.2 "Natürliche Entwicklung"(S. 139) dargestellt.

In Neuanlagen sollen auch keine Tiere eingesetztwerden.

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Kap. 4: Pflege- und Entwicklungskonzept

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Das gilt insbesondere für Fische, es sei denn dasKleingewässer wurde speziell zum Kleinfisch-Schutz (z.B. Moderlieschen) angelegt. Kriterien, un-ter deren Voraussetzung und Beachtung eine Be-satzmaßnahme möglich ist, sind im Kap. 2.1.2 B13(S. 129) "Einsetzen von Pflanzen und Tieren" auf-geführt. Schlammübertragung zur Erstbesiedelungvon neuangelegten Tümpeln sollte nur in begründe-ten Ausnahmefällen erfolgen, z.B. Rote-Liste-Artenim Lieferbiotop (nähere Ausführungen ebenfalls imKap. 2.1.2 B13 (S. 129) "Einsetzen von Pflanzenund Tieren"). Dort werden auch Erfahrungen mitAmphibien-Besatz mitgeteilt und Empfehlungengegeben.Die Abfolge der tierischen Besiedelung allgemeinund anhand einiger Beispiele wird im Kap. 2.2 "Na-türliche Entwicklung" (S. 139) gezeigt. WeitereHinweise im Kap. 2.5.2 "Erfüllungsgrad der Wie-derherstellung und Neuanlage", insbesondere h4"Wald-Kleingewässer im Bereich der FoA Feucht-wangen und Rothenburg" (S. 164) (BUSSLER) und"Kleingewässer bei Sigmaringen" (S. 157) (LÖ-DERBUSCH).Die aktive Verbreitung von Tierarten kann auf drei-erlei Weise geschehen:

• Flugausbreitung,• Ausbreitung durch Laufen an der Bodenoberflä-

che,• Ausbreitung durch Schwimmen in einem konti-

nuierlichen Gewässernetz.

Daneben steht die passive Ausbreitung durch dieLuft (aeronautische Verbreitung) und die passiveVerbreitung im Wasser (z.B. durch planktonischeStadien)."Die aktive Flugausbreitung spielt für die Neubesie-delung durch Insekten die größte Rolle. Viele Insek-tenformen führen nach dem Schlüpfen Ausbrei-tungsflüge (Dispersionsaktivität) durch. Dabei wer-den neue Standorte aufgesucht. Viele Wasserinsek-ten (wie Schwimmkäfer oder Wanzen) reagierenwährend des Fluges auf spiegelnde Oberflächen, diesie gezielt anfliegen. Für andere Arten muß schoneine Randvegetation am Gewässer vorhanden sein,um eine Anziehungskraft durch eine entsprechendeUferrandstruktur zu erreichen, z.B. für Libellen"(HEYDEMANN et al. 1983: 333).

4.2 Handlungs- undMaßnahmenkonzept

Das Handlungs- und Maßnahmenkonzept ist geglie-dert in "Allgemeine Aussagen" (Kap. 4.2.1) und"Gebietsbezogene Aussagen" (Kap. 4.2.2, S. 206).

4.2.1 Allgemeine Aussagen

Nach Darlegung der "Entwicklungsziele und Leit-bilder" (Kap. 4.2.1.1) werden die daraus resultieren-den "Pflegemaßnahmen" (Kap. 4.2.1.2, Seite 188)aufgeführt. Hinzu kommen die "FlankierendenMaßnahmen" (Kap. 4.2.1.3, Seite 192). Schließlichwerden die Maßnahmen zur "Wiederherstellung und

Neuanlage" (Kap. 4.2.1.4, Seite 195) und die Aus-sagen zum "Lebensraumtyp- und Biotopverbund"(Kap. 4.2.1.5, Seite 202) dargestellt.

4.2.1.1 Entwicklungsziele und Leitbilder

Die Leitbilder sind Visionen, nach denen die unter-schiedlichen Kleingewässer-Typen zu entwickelnsind. Sie stellen beispielhafte Idealzustände dar, diegebietsspezifisch noch abgewandelt werden müs-sen. Leitbilder werden für die folgenden Kleinge-wässer-Typen entwickelt, die einen Großteil desbayerischen Kleingewässer-Typenspektrums ab-decken:

• Tümpel • Kleinweiher • Wald-Kleingewässer • Altarme in Fluß- und Bachauen • Seigen• Auwaldgewässer • Hochmoorweiher und Torfstiche • Dolinen und Toteislöcher

Die Maßnahmen, die geeignet sind, um die Entwick-lungsziele und Leitbilder zu erreichen, werden inden Kapiteln 4.2.1.2 (S. 188) bis 4.2.1.5 (S. 202)dargestellt.An den Anfang werden generelle Vorstellungen zurEntwicklung des bayerischen Kleingewässer-Net-zes gestellt:

Um die ganze Palette verschiedener Ökosystem-varianten erhalten zu können, muß eine großeAnzahl von Kleingewässern jeden Typs vorhan-den sein.Es gibt nicht "das Kleingewässer für Bayern" son-dern eine ganze Reihe von Kleingewässertypen, diemöglichst in allen Landschaften vertreten sein soll-ten, z.B. große und kleine, perennierende (Überwin-terungsteiche) und periodische (für "echte" Tüm-pelarten), Wald/Offenland-Kleingewässer etc. Vgl.RINGLER (1983: 85): "Die Arche braucht vielePlätze und Nischen" oder PLACHTER (1983 a: 47):"Von jedem Gewässertyp im limnologischen Sinnsollte zumindest ein besonders typisches Objektdauerhaft gesichert werden.""Kein Einzelhabitat kann alle wünschenswertenZielsetzungen verwirklichen. Man sollte aber dieMöglichkeit nutzen, in verschiedenen Kleingewäs-sern differierende Standortfaktoren anzubieten: un-terschiedliches Profil, variierende Lage im Gelände,Verschiedenheit in bezug auf den Untergrund, dieWasserführung und -tiefe, das Umfeld, die Uferge-staltung. Die Lebensgemeinschaften werden ent-sprechend unterschiedlich ausfallen, und es bestehteher die Möglichkeit, auch anspruchsvolleren Arteneinen geeigneten Lebensraum anzubieten" (FELD-MANN 1984: 17).

Entscheidungen sollen die Naturschutz-Verant-wortlichen vor Ort treffen.Diese kennen die naturräumlichen und landschafts-geschichtlichen Verhältnisse in ihrer Gemeindebzw. ihrem Landkreis am besten und können sooptimale individuelle Lösungen finden. OberstesZiel muß es sein, die Unverwechselbarkeit der Land-

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Kap. 4: Pflege- und Entwicklungskonzept

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schaft mit "ihren" Kleingewässern zu pflegen und zuerhalten. Das schafft Identifikation, und die ist derbilligste, der sicherste, der dauerhafteste und derbeste Schutz für die Kleingewässer. Diese Handrei-chungen sollen die Verantwortlichen sensibilisierenund ihnen dabei helfen, mit dem Wissen bayernwei-ter Erfahrungen und Grundsätze angepaßte Lösun-gen zu finden.

Fernziel ist ein Biotopverbundsystem, das einengmaschiges Netz von Kleingewässern unter-schiedlicher Typen vorsieht.

Auf diese Weise wird der wechselseitige Austauschder Populationen erleichtert und vielfach erst er-möglicht. Die Vernetzung soll aber nicht nur Klein-gewässer untereinander betreffen, sondern auch"verwandte" Lebensräume wie Bäche, Flüsse undSeen sowie naturnahe Flächen überhaupt. In denPuffer- und Erweiterungszonen soll Lebensraum fürvielfältige Zönosen von Pflanzen und Tieren ge-schaffen werden. Die Kleingewässer sollen "Keim-zellen" sein für ein Netz von naturnahen Flächen, dieje nach Naturraum 5-20% der Fläche ausmachensollen.

Tümpel

Für hochangepaßte Tümpelarten, die das Austrock-nen des Kleingewässers zu ihrer Phylogenese brau-chen, soll ein ausreichend dichtes Netz an periodischwasserführenden Kleingewässern vorhanden sein.Solche ephemeren Gewässer soll es in allen Landes-teilen Bayerns geben. Ein Beispiel für einen ephe-meren Flachtümpel zeigt Abb. 4/1, S. 184.

Kleinweiher

Dorfweiher und siedlungsnahe Kleingewässer imländlichen Raum sind häufig Zeugen alter Nutzun-gen. Auf diese sollte hingewiesen werden (z.B.Löschteich, Eisweiher, Flachsgruben usw.). Heuteund in Zukunft ist die Erholungs- und pädagogischeFunktion dieses Kleingewässertyps in den Vorder-grund zu stellen, d.h. naturnaher Aus- bzw. Rückbauund Integration in den Biologie- und Heimatkun-deunterricht. Die Sicherung sollte durch die Aufnah-me als Grünbestandteil in den Bebauungsplan oderLandschaftsplan erfolgen.

Bei Einödhöfen, die noch nicht an das öffentlicheKanalnetz angeschlossen sind, und am Fuß vonWein- und Hopfengärten sollten spezielle kleineSchilfkläranlagen gebaut werden.

Die Wiederherstellung einer "Basis" von Kleinwei-hern kann in ausgeräumten Agrargebieten mehr oderminder schematisch (Schachbrettmuster) erfolgen(vgl. Grundsatz 23). Dagegen ist in naturnahenLandschaften der Bestand sorgfältig zu berücksich-tigen. In solchen Gebieten steht dann das "Schließen"des Netzes bzw. der Ersatz für verlandende Objekte imVordergrund (vgl. Grundsatz 24).

Hinsichtlich der extensiv fischereilich genutztenKleinweiher ist das Ziel eine Nutzungs- und Inten-sitätsvielfalt in Raum und Zeit. Bei bestehendenTeichgruppen sollte langfristig mindestens einTeich aus der Nutzung genommen werden(SCHLUMPRECHT & STUBERT 1989: 96). BeiTeichketten-Neuanlagen ist ein eigener naturnaher

Abbildung 4/1

Leitbild für Tümpel (Diese Flachgewässer sollen nur so tief angelegt werden, daß sie jedes Jahr einmal austrocknen)

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Kap. 4: Pflege- und Entwicklungskonzept

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Kleingewässer-Biotop wünschenswert. 20-30 % derTeiche sollten Flachwasserzonen aufweisen.

Landesweit sollte ein ausreichend dichtes Netz anperennierenden (dazu nötige Volumina s. Kap.4.2.1.4.3, S. 199) pflanzenreichen Überwinterungs-teichen (d.h. tiefer als 1 m) vorhanden sein. DasLeitbild für solche Kleinweiher zeigt Abb. 4/2, S.185.

Wald-Kleingewässer

Im unmittelbaren Einzugsgebiet von Waldtümpelnist Waldbau mit ausschließlich wirtschaftlicher Ziel-setzung nicht einsichtig! Im Umfeld der Biotopesollen Reinbestände durch standortgerechte Misch-bestände abgelöst werden. Die Fichtenforste sinddaher ggf. sukzessive auszulichten.

Ziel sind urwaldartige Feuchtwaldinseln, die idealenLebensraum z.B. für Amphibien bieten. Den mini-mierenden Faktor für Amphibienpopulationen stelltoft nicht der Laichplatz dar, sondern der verarmteLandlebensraum (BUSSLER 1982: 131).

Bei Wald-Kleingewässern ist daher auf einen Um-bau der Baumbestände im Gewässerumfeld zu na-turnahen Bestockungen hinzuarbeiten. Dies wirdhäufig noch dadurch erleichtert, daß standortfalscheFichten infolge Rotfäule und Sturmereignissen viel-fach entwurzelt werden. Im Einzelfall ist zu ent-scheiden, ob eine Rückung überhaupt wünschens-wert ist. Diese hat schonend zu erfolgen. Ziel derBestockung sollte ein Feuchtwald sein (standort-taugliche Laubbaumarten, v.a. Roterle, Esche, Trau-benkirsche, Pappel- und Weidenarten). Empfindli-chere Baum- und Straucharten sind nach einigenJahren unter dem schützenden Schirm der rasch-wüchsigen Erlen- und Weiden-Pioniergesellschaft

zu pflanzen. Fichten sind (außer in Gebirgslagen)häufig zurückzunehmen.

D i e Uferbestockung von Wald-Kleingewässernsollte nur auf der Nordseite mit geschlossenenBaumzeilen gestaltet werden. Die übrigen Ufer sindgehölzfrei oder höchstens gruppenweise mit niedrigbleibenden Sträuchern (Schneeball, Hartriegel,Weißdorn, Pfaffenhütchen, Brombeere) zu bepflan-zen. Der Insektenreichtum dieses Uferbewuchseskommt der Fisch- und Avifauna zugute. NaturnaheUferbestockungen von Wald-Kleingewässern kön-nen langfristig "plenterartig" im Stockausschlagbe-trieb gepflegt und genutzt werden. Entbehrliche,störende oder auch erntereife Bäume werden einzelnoder gruppenweise sorgfältig im Spätwinter ausge-hauen. Aus den sauber, am besten mit der Axt abge-schrägten Stöcken treiben dann bereits im Frühjahrwieder üppige Stockausschläge. Baumweiden kön-nen zu "Kopfweiden" ausgeformt werden.

Quell-Kleingewässer an Waldrändern und in Wäl-dern erfordern i.d.R. eine Umstellung des Landnut-zungskonzeptes im unmittelbaren Einzugsbereich,um negative Wirkungen auf die Wasserqualität zuvermeiden (Einschwemmung bzw. Infiltration vonAbwässern, Düngemitteln, Gülle, Giften). So sollteum Waldquellen herum speziell auf die Quellsitua-tion abgestimmter naturnaher Waldbau praktiziertwerden mit dem Ziel einer naturschutzbedeutsamenFeuchtbiozönose. Im Offenland ist das Ziel der Er-halt bzw. die Entwicklung von Feuchtgrünlandkom-plexen um die Quelltöpfe. Quelltümpel dürfen aufkeinen Fall gefaßt werden ("Verschönerung", Trink-wassergewinnung).

Das Leitbild für Wald-Kleingewässer zeigt Abb.4/3, S. 186.

Abbildung 4/2

Leitbild für Kleinweiher (mit Schwimmblattzone, Röhrichtzone, Sumpfzone, breitem Hochstauden-Ufersaum, aberauch gemähtem Teilabschnitt für Watvögel)

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Kap. 4: Pflege- und Entwicklungskonzept

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Abbildung 4/3

Leitbild für Wald-Kleingewässer (S- und SO-Ufer gehölzfrei, breiter Röhrichtgürtel und Therophytenfluren, Feucht-Laubwald im Einzugsgebiet)

Abbildung 4/4

Leitbild für Altarme und Altwässer (mit breiter Schilfzone und Flachwasserbereichen für den Weißstorch)

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Kap. 4: Pflege- und Entwicklungskonzept

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Altarme in Fluß- und BachauenAltarme sollen als Dokumente der Landschaftsge-schichte (ehemalige Fluß- bzw. Bachdynamik) dau-erhaft gesichert sein. Dazu ist eine Unterschutzstel-lung nach Artikel 12 BayNatSchG geeignet. In dieSchutzverordnung ist ggf. aufzunehmen, daß die Alt-arme nicht fischereiwirtschaftlich genutzt werden dür-fen.Um Altarme soll eine mindestens 20-30 m breitePufferzone sein (vgl. SCHLUMPRECHT & STU-BERT 1989: 96).In Fluß- und Bachauen, deren Altarme nahezu voll-ständig vernichtet wurden, sind fluß-/bachbeglei-tend neue Kleingewässer anzulegen. Die Distanzenzwischen diesen Kleingewässern sollten 400 m nichtüberschreiten. Diese Altwasser-Ketten bilden dasRückgrat des Kleingewässer-Netzes (= Grundsatz25).Das gestalterische Leitbild für solche Kleingewässerzeigt Abb. 4/4, S. 186. Ergänzend wird auf dasDVWK-Merkblatt 219 "Ökologische Aspekte zuAltgewässern" (1991) verwiesen.

SeigenUm den dramatischen Verlust auszugleichen, sindSeigen in den Stromtallandschaften und Bachauendurch Oberbodenabschub wieder anzulegen. DerGrund ist von der Gemeinde oder dem Landkreisdazu aufzukaufen. BLAB (1986 b: 70) empfiehlt dieSchaffung periodischer Tümpel in jeweils größererZahl auf engem Raum in zur Vernässung neigendenBodensenken der Wiesen- und Feldauen. "Stellen-weise kann auch im Ackerland nicht auf solcheSenken verzichtet werden, da etliche der offenesGelände bevorzugenden urtümlichen Krebsartendieser Tümpel ihre besten Vorkommen im Acker-land haben" (BLAB 1986 b: 70). Derartige "Him-melsweiher" sollten auch in Abgrabungskomplexen

angelegt werden, da eine Reihe von Tierarten (z.B.Gelbbauchunke, Kreuzkröte, Plattbauchlibelle,Großer Blaupfeil, Kleine Pechlibelle) solcheNaßstellen eindeutig perennierenden Kleingewäs-sern vorziehen.Die unterschiedlichen Seigen-Typen sind natur-raumtypische Kleingewässer der Auen in den baye-rischen Bach- und Flußsystemen. Sie sollen in Zahlund Ausbildung (Naturraumbezug) wiederherge-stellt werden (Leitbild s. Abb. 4/5, S. 187).

AuwaldgewässerZum Erhalt der Auwald-Kleingewässer ist durchumfangreiche Fließgewässer-Renaturierung die alteDynamik soweit wie möglich wiederherzustellen.Wo dies unmöglich ist, sind die Effekte der Auen-dynamik wenigstens teilweise zu simulieren, d.h.Entschlammen oder Entkrauten. Dies hat großflä-chig nur sukzessiv zu erfolgen (Rotationsmodell vonWILDERMUTH & SCHIESS), um ein zeitgleichesNebeneinander von unterschiedlichen Sukzessions-stadien zu garantieren.

Die letzen intakten Auwälder sind zu erhalten unddegradierte Stadien (z.B. Pappelplantagen) sind ineine standortgerechte Hartholzaue "rückzubauen".

Ziel ist ferner die Nutzungsextensivierung (nicht-aufgabe!) aller Dammvorländereien (Seigen). We-gen der Eutrophierungsgefahr ist auf ausreichendenAbstand zu Maisäckern zu achten. Bei der Gestal-tung kann man sich am Leitbild "Wald-Kleingewäs-ser" orientieren (s. Abb. 4/3, S. 186).

Hochmoorweiher und TorfsticheWer über den begrenzten Horizont eines Menschen-lebens hinausschaut und versucht, epochal zu den-ken, wird erkennen müssen, daß v.a. die ehemalsweit verbreiteten Torfstiche durch Zusammenbruchund Verlandung besonders gefährdet sind. Da um-

Abbildung 4/5

Leitbild für Seigen (flache Geländemodellierung, keine Ufergestaltung)

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Kap. 4: Pflege- und Entwicklungskonzept

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gekehrt die Neuschaffungsrate durch bäuerlichenHandtorfstich gleich null ist, kann bei diesem Klein-gewässertyp nur durch gezielte Wiederherstellungaus Landschaftspflegemitteln ein Ersatz geschaffenwerden.Das Leitbild orientiert sich an natürlichen Hoch-moorkolken oder Torfstichen.In teilweise ausgebeuteten Mooren sollen der FaunaKleingewässer in verschiedenen Verlandungsstadi-en zur Verfügung gestellt werden.Kleingewässer soll es sowohl in Hoch- als auchNiedermooren geben. Mit der Schaffung bzw. Er-haltung von Moorgewässern kann ein sehr effizien-ter Beitrag zum Artenschutz geleistet werden(Moorarten!)."Wie für die Libellen gezeigt wurde, lassen sichdurch die fortschreitende Anlage neuer Torfstichedie Artenspektren vergrößern und die ansässigenPopulationen verstärken. Bei der Standortwahl sinddie Interessen des botanischen Artenschutzes mitzu-berücksichtigen. Um zu verhindern, daß sich dasMoorwasser mit Nährstoffen anreichert, sollen dieneuen Torfstiche weder in der Nachbarschaft inten-siv genutzter Parzellen angelegt werden, noch bis inden mineralischen Grund getrieben werden" (WIL-DERMUTH 1982: 304).

Dolinen und ToteislöcherDolinen und Toteislöcher sollen als sichtbare Doku-mente der Landschaftsgeschichte besondere Be-rücksichtigung bei reliefwirksamen Projekten erfah-ren (vgl. "Reliefschongebiete" von RINGLER 1979:87).Die Kesseleinhänge sind naturnah oder extensiv zubewirtschaften.Eine Ausweisung als Naturdenkmal sollte ange-strebt werden.Photobeispiele: siehe Anhang (Foto 1, 6 und 7).

4.2.1.2 Pflegemaßnahmen

Die Pflegemaßnahmen gliedern sich in "AllgemeineMaßnahmen" (Kap. 4.2.1.2.1), "Pflege speziellerKleingewässer-Typen" (Kap. 4.2.1.2.2, Seite 191)und "Artbezogene Sonderbehandlung" (Kap.4.2.1.2.3, Seite 191).Achtung: Durch falsches Management kann sehrviel zerstört werden! Anhand der derzeitigen Erfah-rungen mit den Maßnahmen (dargestellt in der "Re-aktionsanalyse", Kap. 2) sollte es jedoch möglichsein, für jeden Einzelfall die richtige Maßnahmebzw. das richtige Maßnahmen-Bündel zu finden.

4.2.1.2.1 Allgemeine Pflegemaßnahmen

Bei den allgemeinen Pflegemaßnahmen werden un-terschieden:

• Maßnahmen zur Erhaltung des Biotops und derBiozönose: M1-M13

• Maßnahmen zur Optimierung: M14-M26Bei begrenzten finanziellen Mitteln haben Erhal-tungsmaßnahmen Vorrang vor Optimierungsmaß-nahmen.

Die Numerierung der Maßnahmen erfolgt fortlau-fend. Den Zahlen ist der Kennbuchstabe M, alsAbkürzung für Maßnahme, vorangestellt.

Übersicht der Maßnahmen:

Maßnahmen zur Erhaltung (M1-M13):M1 Entschlammung und EntlandungM2 Mechanische EntkrautungM3 Abernten untypischer und nicht gefährdeter

typischer Pflanzenbestände zur DetrophierungM4 Steuerung des WasserstandsM5 Beweidung oder EinzäunungM6 Beseitigung von Unrat und MüllM7 Abfischen und Verhinderung von FischbesatzM8 Instandsetzung alter DämmeM9 Rechtliche UnterschutzstellungM10 Kauf oder PachtM11 Unterbindung von Dränageeinleitungen,

Abwasserzuleitung etc.M12 Verstopfen von entwässernden DränierungenM13 Bau von Sedimentationsscheidern und

Absetzbecken

Maßnahmen zur Optimierung (M14-26):M14 KalkungM15 Regulation des Gehölzaufwuchses bzw. PflanzungM16 Mahd der UferbereicheM17 Entfernung von geschlossenen

SchwimmpflanzendeckenM18 Zuführung von unbelastetem WasserM19 Selektive Ableitung von nährstoffreichem

TiefenwasserM20 Beseitigung unnötiger Uferverbauungen aus Holz,

Stein oder BetonM21 SchilfmahdM22 Besatz mit seltenen KleinfischenM23 Schaffung von Flachwasserzonen und InselnM24 Gestaltung vegetationsfreier Schlamm- oder

SanduferM25 Bereitstellung bestimmter Choriotope:

Steinhaufen, Wurzelstubben, dürres Astwerk, Steilwände, etc.

M26 Einbringung künstlicher Nisthilfen: verankerteBrutflöße, Ansitzwarten, Nistkörbe, Nistkästen ausHolz, Fledermauskästen etc.

M1-M13:Maßnahmen zur Erhaltung

Es folgt eine Darstellung von Einzelmaßnahmen.Diese können objektgemäß ähnlich einem Bauka-stensystem kombiniert werden und zeitlich zu Pfle-gezyklen (vgl. Kap. 2.1.2 B20, S. 139) zusammen-gestellt werden. Generell ist Grundsatz 17 zu be-rücksichtigen, nach dem individuelle Gewässerplä-ne zu erstellen sind, die auf die jeweiligen Lebens-gemeinschaften abgestimmt sind.Bei Teichgruppen sind die Pflegemaßnahmen so zukoordinieren, daß es zu einem gleichzeitigen Neben-einander von unterschiedlichen Sukzessionsstadienkommt.

M1 Entschlammung und EntlandungGrundsätzliche Überlegungen zu dieser Maßnahme:s. 4.1.2.1 "Entlanden oder verlanden lassen" (S.180). Gemäß den Grundsätzen 11 und 22 sollten nur

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Kap. 4: Pflege- und Entwicklungskonzept

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anthropogene Gewässer ausgebaggert werden. Beinatürlich entstandenen Kleingewässern (z.B. glazi-gene Toteiskessel) ist die Anlage eines "Ablöse-Ge-wässers" in unmittelbarer Nähe vorgesehen, damitdie Sukzession ungestört weiterlaufen kann (wert-volle Verlandungsstadien).Bei der Räumung sind die Grundsätze 12, 13 und 14zu beachten (z.B. hochwertige Pflanzenbeständeausnehmen, Flachwasserzonen wiederherstellen,Uferlinie nicht verkürzen, Maßnahmen nur mit Ab-stimmung der unteren Naturschutzbehörde, stets nurTeilentlandungen, Entlandungen von benachbartenKleingewässern nicht gleichzeitig durchführen, keinePflegeeingriffe während der Brutzeit der Vögel).

Weitere Ausführungsempfehlungen und detaillierteHinweise zur Technik s. Kap. 5.1.1 "Entschlam-mung, Entlandung, Neuanlage",(S. 209).

Wirkungsbeschreibung der Maßnahme s. Kap.2.1.1(A1), S. 119, deren Bewertung s. Kap. 2.1.3(A1), S. 134, dort auch genaue Angaben zum Räum-zeitpunkt.

Wichtig ist die regelmäßige Räumung insbesonderebei Mergelgruben zur Erhaltung der Wasserkäferge-sellschaft "Argilophile Mineralschlammgesell-schaft" (s. Kap. 1.5.3.b, S. 44).

M2 Mechanische EntkrautungStark verkrautete Kleingewässer können entkrautetwerden. Dabei sind die Hinweise im Kap. 2.1.1(A2),S. 120 bzw. im Kap. 2.1.3 (A2), S. 134 zu beachten.Zwischenlagerung (ca. 2 Wochen am Gewässer-rand) vor dem endgültigen Abtransport nicht verges-sen!

Graskarpfen sollten wegen der erheblichen schädli-chen Nebenwirkungen nicht eingesetzt werden, s.Kap. 2.1.1(A3), S. 120 .

M3 Abernten untypischer und nicht gefähr-deter typischer Pflanzenbestände zurDetrophierung

Zur Verhinderung von Monobeständen und zur De-trophierung können die im Kap. 2.1.1(A4), S. 121bezeichneten Pflanzenbestände bis maximal einDrittel entnommen werden.

M4 Steuerung des WasserstandsDie gezielte Steuerung des Wasserstands ist als ak-tive Landschaftspflegemaßnahme künftig stärkereinzusetzen. Empfehlungen hierzu s. Kap. 2.1.1(A5),S. 121. Dort ist auch aufgeführt, wann und in welchemAusmaß die Maßnahmen zu erfolgen haben, damitz.B. Teichbodengesellschaften gefördert werdenoder Schlammflächen für durchziehende Watvogel-bestände bereitstehen.

M5 Beweidung oder EinzäunungDie Entscheidung, ob Beweidung (damit Viehtrittund -fraß) als Pflegemaßnahme oder als Belastungzu bewerten ist, hängt ganz vom Einzelfall (Vieh-dichte und Vorkommen seltener Arten) ab. EineAuszäunung des Kleingewässers muß daher nichtzwingend erfolgen, insbesondere, wenn durch diemechanische Belastung wertvolle Primär- und Roh-bodenstandorte mit entsprechender Besiedelung er-halten werden.

Almtümpel mit Eriophorum scheuchzeri-Vorkom-men sollten generell eingezäunt werden.Weitere Hinweise, wann und wo eine Zäunung sinn-voll ist, s. Kap. 2.1.1(A6), S. 122.

M6 Beseitigung von Unrat und Müll

Teilverfüllungen sind rückgängig zu machen. Damitdürfen sich jedoch Pflegemaßnahmen keinesfallserschöpfen. Meist ist viel wichtiger, latente Nähr-stoffeinträge zu verhindern.

M7 Abfischen und Verhinderung von Fischbesatz

Wegen der vielfältigen negativen Auswirkungensind Fische in den meisten Kleingewässern abzuleh-nen. Eine grundsätzliche Behandlung dieses The-mas erfolgt im Kap. 4.1.2.2 "Fische in Kleingewäs-sern" (S. 180).Die verschiedenen Methoden zur Entfernung vonFischen (Ablassen, Netze, Angel, Reusen, Licht-fischen) sind im Kap. 2.1.2 (B2), S. 125 angegeben(auch Angaben zum richtigen Zeitpunkt s. dort).Elektrofischen und Sprengen sollten nicht ange-wandt werden.Bei eutrophen Gewässern ist das Abfischen eineeffiziente Maßnahme zum Nährstoffentzug.

M8 Instandsetzung alter DämmeVon Bisamratten durchlöcherte oder durch Erosions-ereignisse beschädigte Dämme sind wieder instand zusetzen. Eine einfache und billige Methode stellt dasVerfahren von SCHÄFER dar (s. Kap. 2.1.2 (B3),S. 127).

M9 Rechtliche UnterschutzstellungBesonders wertvolle Kleingewässer können alsLandschaftsbestandteile nach Artikel 12 BayNat-SchG ausgewiesen werden.Dorfteiche und siedlungsnahe Kleingewässer kön-nen durch Aufnahme als Grünbestandteil in denBebauungsplan bzw. Grünordnungsplan gesichertwerden. Ferner ist das Instrument des Landschafts-planes zu nutzen.Noch wichtiger ist es, die Eigentümer für die Natur-schutzaufgabe zu motivieren. Eine Zwangserhal-tung an den Nutzern und Eigentümern vorbei er-scheint äußerst problematisch.

M10 Kauf oder PachtBesonders wertvolle Kleingewässer sollten gekauftwerden, wenn sonst keine andere Möglichkeit zurErhaltung besteht.Das Instrument der Pacht (und dadurch Einflußnah-me auf die Nutzung) sollte viel mehr genutzt wer-den. Es stellt eine sehr einfache und vergleichsweisebillige Möglichkeit zur "Neuschaffung" von Natur-schutzteichen dar (s. auch Kap. 2.3 "Nutzungsum-widmungen", S. 142).

M11 Unterbindung von Dränageeinleitun-gen, Abwasserzuleitung etc.

Acker- und Wiesendränagen, Abwässer und Jauchedürfen nicht eingeleitet werden (= Grundsatz 18).Bestehende Dränagen sind so umzuleiten, daß dasnährstoffbelastete Wasser nicht ins Kleingewässergelangt.

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Kap. 4: Pflege- und Entwicklungskonzept

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M12 Verstopfen von entwässernden Dränie-rungen

Im Einzugsbereich des Kleingewässers darf keineDränierung oder Grundwasserabsenkung vorge-nommen werden (= Grundsatz 17). BestehendeDränleitungen, die Wasser aus dem Einzugsgebietableiten, sind zu verstopfen.Generell sollten alle Maßnahmen, die geeignet sind,den Wasserhaushalt des Kleingewässers zu stören,verhindert bzw. rückgängig gemacht werden. Vgl.auch Art. 6 d BayNatSchG (s. Kap. 1.11.1.1 "Recht-liche Grundlagen für den Schutz vor Beeinträchti-gungen und Zerstörung", S. 109).

M13 Bau von Sedimentationsscheidern undAbsetzbecken

Bei Kleingewässern, die durch eine hohe Schmutz-und/oder Schwebstofffracht belastet werden, sindSedimentationsscheider oder Absetzbecken vorzu-schalten, z.B. Kleingewässer an Bächen und Flüssen(angebundene Altwässer), Regenrückhaltebeckenam Fuß von Weinbergen, Hopfengärten und sonsti-gen erosiven landwirtschaftlichen Flächen, "Stra-ßengewässer". Vgl. auch die Ausführungsempfeh-lung "Abwasserkanal-Schachtring" im Kap. 2.1.2(B6) (S. 128).

M14-M26:Maßnahmen zur Optimierung

M14 KalkungVon Extremfällen abgesehen, sollte prinzipiell nichtgekalkt werden, s. Kap. 2.1.1(A7), Seite 122 .

M15 Regulation des Gehölzaufwuchses bzw.Pflanzung

Hier ist keine generelle Empfehlung möglich, da dierichtigen Maßnahmen vom Einzelfall abhängen. Esmüssen individuelle Gewässerpflegepläne erarbei-tet werden (Grundsatz 10), welche die örtlichenGegebenheiten berücksichtigen. Grundsätzlich soll-te der natürlichen Sukzession möglichst breiterRaum eingeräumt werden.Entscheidungshilfen und Ausführungshinweise(wo, wann, wieviel, wie, usw.) s. Kap. 2.1.1(A8),Seite 123.

M16 Mahd der UferbereicheUfermahd (etwa alle 3-4 Jahre) ist nur in wenigenFällen eine sinnvolle Pflegemaßnahme: wenn Flut-rasen oder Kleinröhrichte zu erhalten sind oder licht-bedürftige seltene Rosettenpflanzen (z.B. Pinguicu-la vulgaris).Im Normalfall ist eine natürliche Ufervegetationentwickeln zu lassen.Beim Sonderfall "Nahrungsteich für Weißstorchund Watvögel" muß regelmäßig gemäht werden(vgl. Kap. 4.2.1.2.3, S. 191).

M17 Entfernung von geschlossenen Schwimmpflanzendecken

Das Abschöpfen einer Lemna-Decke ist nur einekosmetische Maßnahme. Bei jährlichem Auftretenist ein Eingriff in den Nährstoffhaushalt zu erwägen(Entschlammen), s. auch Kap. 2.1.1(A10), Seite124.

M18 Zuführung von unbelastetem WasserDiese Maßnahme zur Verbesserung der Wasserqua-lität kann lokal angewandt werden, z.B. wo sauberesQuell- oder Bachwasser zur Verfügung steht. Lang-fristig ist jedoch auf eine Verringerung der Nähr-stoffeinträge hinzuwirken.

M19 Selektive Ableitung von nährstoffrei-chem Tiefenwasser

Mittels einer kommunizierenden Röhre kann beiakuten Gefährdungen nährstoffreiches Tiefenwas-ser abgeleitet werden (vgl. auch Kap. 2.1.2(B8), S.128).

M20 Beseitigung unnötiger Uferverbau-ungen aus Holz, Stein oder Beton

Vor allem Dorfweiher mit steilen toten Uferbefesti-gungen (z.B. Beton) sind rückzubauen. Die alteMorphologie (Gewässerrand) ist wiederherzustel-len. Das können u.U. (je nach Naturraum) durchausauch einmal Lesesteine sein. Die natürliche Sub-strat-Catena (= Bodenabfolge) ist wiederherzustel-len.

M21 SchilfmahdOb eine Schilfmahd eine angezeigte Pflegemaßnah-me ist, hängt sehr vom Einzelfall ab. Hierzu und zurAusführung sind die Hinweise im Kap. 2.1.2 (B10),S. 128, zu beachten.

M22 Besatz mit seltenen KleinfischenDurch Grundsatz 4 wird von Fischbesatz abgeraten,mit Ausnahme als Artenhilfsmaßnahme für selteneKleinfisch-Arten. Hinweise, unter welchen Voraus-setzungen ein Kleinfisch-Besatz eine sinnvolle Ar-tenschutzmaßnahme darstellt, s. Kap. 2.1.2 (B13), S.130. Dort auch Durchführungsbestimmungen.

Ansonsten sind Besatzmaßnahmen und Aussetzenvon Tieren und Pflanzen aller Art generell abzuleh-nen (s. Grundsatz 28 und grundsätzliche Überlegun-gen im Kap. 4.1.2.3 "Einsetzen von Pflanzen undTieren", S. 182).

M23 Schaffung von Flachwasserzonen undInseln

Vor allem bei ehemaligen Fischteichen sind nach-trägliche Uferverflachungen nötig. Hinweise zu Bö-schungswinkeln, Breite etc. s. Kap. 2.1.2(B14), S.132.

M24 Gestaltung vegetationsfreier Schlamm-oder Sandufer

Bei günstiger Umfeldsituation (entsprechendes Ar-ten-Potential in der Nähe) ist die Anlage solcherSonderstandorte sinnvoll. Weitere Hinweise imKap. 2.1.2 (B15), S. 132.

Wichtig für die Käfergesellschaften "AmphibischeUfergesellschaft" und "Schlammflurgesellschaft"(s. Kap. 1.5.3, S. 44).

M25 Bereitstellung bestimmter Choriotope:Steinhaufen, Wurzelstubben, dürresAstwerk, Steilwände etc.

Choriotope sollen zur Erweiterung des Habitatange-bots bereitgestellt werden. Möglichkeiten und Aus-führungsmodi s. Kap. 2.1.2 (B16), S. 132.

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Kap. 4: Pflege- und Entwicklungskonzept

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M26 Einbringung künstlicher Nisthilfen:verankerte Brutflöße, Ansitzwarten,Nistkörbe, Nistkästen aus Holz, Fledermauskästen etc.

Auch künstliche Nisthilfen können eingebracht wer-den. Weitere Hinweise im Kap. 2.1.2 (B17), S. 133.

4.2.1.2.2 Pflege spezieller Kleingewässer-Typen

Spezielle Pflegemaßnahmen werden für die folgen-den Kleingewässer-Typen genannt:

• Tümpel • Kleinweiher• Wald-Kleingewässer • Altarme in Fluß- und Bachauen• Seigen• Auwaldgewässer• Hochmoorweiher und Torfstiche

TümpelDa die typischen Kreuzkröten- und Gelbbauchun-ken-Biotope erfahrungsgemäß nach etwa 3-5 Jahrenverlanden, sind Ersatzgewässer in unmittelbarerNähe anzulegen. Nur in Notfällen sollen die Tümpelgeräumt werden.

KiesweiherAn Kiesweihern sind nachträglich Seichtwasserzo-nen zu schaffen. Außerdem sollen Laichtümpel an-gelegt werden, die über Gräben mit dem Kiesweiherverbunden sind.U.U. sollte die Wiederverfüllung mit Kies erwogenwerden, bis Flachweiher entstehen, um die biologi-sche Leistungsfähigkeit zu steigern und den Grund-wasserverlust durch Verdunstung zu reduzieren.

Wald-KleingewässerBei Wald-Kleingewässern ist häufig der Umbau derBaumbestände im Gewässerumfeld nötig. GenaueAngaben hierzu, und der Weg dorthin, sind im "Leit-bild Wald-Kleingewässer" ( S. 185) formuliert.Dort finden sich auch Hinweise für die Pflege derUferbestockung.Die Anlage von Schlepper-Rückegassen schafft aufbindigen Böden hervorragende Lebensbedingungenfür die Gelbbauchunke im Sommer. Hierzu SPER-BER (o.J.): "Sollte es ab und zu nötig werden, zu tiefausgefahrene Schleppergeleise wieder einzuebnen,ist diese Maßnahme auf Ende September bis Okto-ber zu verlegen. Dies ist eines der Beispiele, wienotwendige betriebliche Maßnahmen auch eineshoch mechanisierten Forstbetriebes einfach durchWahl des richtigen Zeitpunkts zu hocheffektivenund zudem völlig kostenlosen Naturschutzaktivitä-ten werden können."Bei Wald-Kleingewässern ist die Erhaltung saurerund oligotropher Verhältnisse besonders wichtig(keine Kalkung des Umfelds, Schutz vor Einträgenaller Art). Vgl. BUSSLER (1982: 131): "In denStaatswaldungen ist die Ausweisung einer Schutz-zone (500 m Radius) um die Biotope angebracht, inder keine Pestizide ausgebracht werden dürfen, undkeine Melioration mittels Kalk stattfinden darf."

Bei Quell-Kleingewässern an Waldrändern und inWäldern ist die Landbewirtschaftung (Waldbauoder Landwirtschaft) speziell auf die Quellsituationabzustimmen.

Altarme in Fluß- und BachauenDie Maßnahmen haben sich am "Leitbild Altarme"zu orientieren (S. 187).Ausführliche Erläuterungen dazu im Kap. 2.1.2(B12),S.129 und (B18),S. 133.

SeigenUm die typischen Arten temporärer kurzrasiger Sei-gen (z.B. Triops cancriformis) zu erhalten, sind dieWiesen regelmäßig zu mähen.Besonders bei den Seigen ist Aufklärungsarbeitwichtig, da viele Mulden in Unkenntnis auch heutenoch verfüllt werden.Vgl. auch "Leitbild Seigen" (S. 187).

AuwaldgewässerZum Erhalt der Auwald-Kleingewässer ist durchumfangreiche Fließgewässerrenaturierung die alteDynamik soweit wie möglich wiederherzustellen.Wo dies unmöglich ist, sind die Effekte der Auen-dynamik wenigstens teilweise zu simulieren, d.h.Entschlammen oder Entkrauten. Dies hat großflä-chig nur sukzessiv zu erfolgen (Rotationsmodell vonWILDERMUTH & SCHIESS), um ein zeitgleichesNebeneinander von unterschiedlichen Sukzessions-stadien zu garantieren.Die letzen intakten Auwälder sind zu erhalten unddegradierte Stadien (z.B. Pappelplantagen) sind ineine standortgerechte Hartholzaue "rückzubauen".

Hochmoorweiher und TorfsticheUm den Verlust durch verlandende Moorgewässerauszugleichen, sind Torfstiche in Hoch- und Nieder-mooren zu imitieren. Technische Angaben dazu imKap. 2.1.1(A12), S. 125.Natürliche Mooraugen und verlandende Torfstichedürfen nicht geräumt werden. Statt dessen sind Ab-lösegewässer in unmittelbarer Nähe anzulegen.Keine Kalkung und Schutz vor lateralen Nährstoff-einträgen!Vgl. auch "Leitbild Hochmoorweiher und Torfsti-che" S. 187.

4.2.1.2.3 Artbezogene Sonderbehandlung

Gemäß Grundsatz 7 sind auf landes- und naturraum-bedeutsame Arten besondere Pflege- und Entwick-lungsrücksichten zu nehmen.Es bleibt den Naturschutzreferenten an den unterenNaturschutzbehörden nicht erspart, sich selbst überdie Lebensraumansprüche der landkreisbedeutsa-men Arten anhand geeigneter Literatur und der fol-genden Kapitelverweise sachkundig zu machen. ImRahmen eines LPK-Bandes können nur beispielhaftdie Habitatansprüche weniger typischer Arten ange-sprochen werden.Bei Vorkommen dieser Arten (= RL-Arten und land-kreisbedeutsame Arten i.S. des ABSP) ist die"Standardpflege" zugunsten dieser "Schlüsselarten"zu ergänzen und modifizieren. Daher auch das Syn-onym "konzeptbestimmende bzw. -verändernde Ar-

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Kap. 4: Pflege- und Entwicklungskonzept

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ten" (Darlegung des Konzepts der Schlüsselarten imKap. 1.5.6, S.65). Die Ansprüche der Schlüsselartenbestimmen unmittelbar die Maßnahmen im indivi-duellen Gewässerpflegeplan.Schlüsselarten für Kleingewässer sind bei Fischen:

• Moderlieschen (Leucaspius delineatus)• Elritze (Phoxinus phoxinus)• Schleie (Tinca tinca)• Ukelei oder Laube (Alburnus alburnus)• Bitterling (Rhodeus sericeus amarus)• Karausche (Carassius carassius)• Giebel (Carassius auratus gibelio)• Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis)• Dreistacheliger Stichling (Gasterosteus culea-

tus)• Neunstacheliger Stichling (Pungitius pungitius)

Die planungsrelevanten Lebensraumansprüche die-ser gefährdeten Kleinfischarten sind in Kapitel1.5.4.6 (S.60) dargestellt.Neben den Fischen wurden auch spezielle Pflege-und Entwicklungshinweise für folgende Vögel erar-beitet (Kap. 1.5.4.8, S.64):

• Krickente (Anas crecca)• Zwergtaucher (Podiceps ruficollis)• Zwergdommel (Ixobrychus minutus)• Wasserralle (Rallus aquaticus)• Blaukehlchen (Luscinia suecica)• Teichhuhn (Gallinula chloropus)• Rotschenkel (Tringa totanus)• Uferschnepfe (Limosa limosa)• Schwarzstorch (Ciconia nigra)• Weißstorch (Ciconia ciconia)• Bekassine (Gallinago gallinago)• Rohrschwirl (Locustella luscinioides)• Schilfrohrsänger (Acrocephalus schoenobaenus)• Drosselrohrsänger (Acrocephalus arundinaceus)

Für den Weißstorch gilt:

- teilweise Entfernung des Gehölzbestandes, we-nigstens eine Uferseite sollte ganz frei sein

- starke Uferabflachung an den offen zugängli-chen Zonen

- angrenzendes Agrarland in Geländeabflachungmit einbeziehen, Mahd sichern

- bei umgebenden Ackerfluren: Grunderwerb füreine Pufferzone

- erneute Anbindung an den Flußlauf ("Die Ver-bindung sollte vorzugsweise über zwei getrenn-te, zu- und abführende Stichgräben oder aberauch durch entsprechende Rohrleitungen herge-stellt werden, wobei die Durchflußleistung nichtzu gering sein darf. Andernfalls ist eine über-mäßige Eutrophierung wohl unvermeidlich"(BURNHAUSER 1983: 301)

- von Zeit zu Zeit Teilentlandungen- Besatz mit Futterfischen, ausführliche Angaben

dazu unter 2.1.2 (B13a) - offene Flachuferbereiche müssen regelmäßig

gemäht werden, insbesondere während der Zeitder Jungenaufzucht (Anfang Juni - Mitte Au-gust), Mähprämie als Anreiz

- keine neuen Pachtverträge mehr mit Sportanglernoder Hobbyfischzüchtern

- Versuch, bestehende Verträge dieser Art vorzei-tig zu lösen.

Bei den Wasserkäfern wurden konkrete Pflegehin-weise für die folgenden Käfer-Gesellschaften zu-sammengestellt:

• Iliophile (= schlammliebende) Detritusgesell-schaft

• Argilophile (= lehmliebende) Mineralschlamm-gesellschaft

• Amphibische Ufergesellschaft• Azidophile (säureliebende) Flachmoorgesell-

schaft• Azidophile Waldtümpelgesellschaft• Tyrphobionte (= moorgebundene) Hochmoor-

gesellschaft• Thermophile Telmen- und phytophile Steppen-

Gesellschaft• Boreomontane Gletscherrand- und kryophile

Pionier-Gesellschaft

Arten und Maßnahmen siehe Kapitel 1.5.3, S. 44.Die Schlüsselarten der Niederen Krebse sind imKap. 1.5.4.1, Seite 46 aufgeführt. Dort sind auchderen Pflegebedürfnisse beschrieben.Libellen und Amphibien werden im Kap. 1.5.4.4, S.47 bzw. 1.5.4.7, S. 61 dargestellt.Bei Vorkommen von Kreuzkröten und Gelbbauch-unken sind kleine Pioniergewässer immer wiederneu auszuheben.Generell sind faunistische Untersuchungen zu ver-stärken, um das Vorkommen von Schlüsselartenüberhaupt erst zu kennen. Ferner sollen auch Klein-gewässer in der Nähe von bekannten Vorkommenuntersucht werden. Bei positivem Nachweis sind dieSondermaßnahmen dort dann ebenfalls anzuwendenund Überlegungen zur Vernetzung zu machen.Untersuchungsergebnisse sind in die Kartei derlandkreisbedeutsamen Kleingewässer aufzunehmen(Grundsatz 7).

4.2.1.3 Flankierende Maßnahmen

Flankierende Maßnahmen sind keinesfalls als er-gänzend zu betrachten, sondern z.B. im Fall derPufferung genauso wichtig wie die Erhaltungs-maßnahmen. In einer Prioritätsliste kämen sie nochvor den Optimierungsmaßnahmen.Im Rahmen der flankierenden Maßnahmen werdenKonzeptaussagen gemacht zu:

• Pufferung• Erweiterung• Jagd • Erholung • Öffentlichkeitsarbeit• Zustandskontrolle und Dokumentation

4.2.1.3.1 Pufferung

Gemäß Grundsatz 15 sind funktionierende Pufferzo-nen an Kleingewässern wegen ihrer mangelndenSelbstreinigung noch viel wichtiger als bei Fließge-wässern.Grundsätzliche Überlegungen zur Pufferung s. Kap.2.4.1 (S. 144).

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Kap. 4: Pflege- und Entwicklungskonzept

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Folgende Maßnahmen können getroffen werden:(Numerierung schließt an Kap. 4.2.1.2 an; Fortset-zung mit M27)

M27 Ausweisung eines "Uferstreifens" mitdefinierter Nicht-Nutzung

Nähere Angaben hierzu im Kap. 2.4.1(C1), S. 144.

M28 Ausweisung einer Pufferzone mit ange-paßter Nutzung

Ihre Dimensionierung und Gestaltung hängt vomEinzelfall ab. Genaue Hinweise und Empfehlungenwerden im Kap. 2.4.1(C2), S. 144 gemacht.

Ferner gilt: soviel angepaßte Nutzung wie möglich,sowenig "künstliche" Pflege wie nötig. BäuerlicheStreumahd mit Selbstverwertung des Mähguts isterheblich sinnvoller und kostengünstiger als auf-wendige Pflegetrupps. Die Mäharbeiten sind ange-messen zu vergüten. Anzustreben sind neben Brach-flächen Mahdbereiche, die ca. alle 2 Jahre gemähtwerden. Die Mahd soll nicht großflächig und gleich-zeitig erfolgen, sondern sukzessiv. Zur Aushage-rung und gegen zu starke Verbuschung ist auch einejährliche Pflegemahd mit vollständiger Entfernungdes Mähguts möglich. U.U. kann es wegen der Ver-fügungsgewalt nötig sein, die Pufferzone zu pachtenoder aufzukaufen.

M29 Anlage eines Abfanggrabens, um nähr-stoffreiche Einschwemmungen abzu-leiten

Der Ringgraben sollte etwa 10 m vom Ufer entferntsein und etwa 30-50 cm tief. Durch Aufweitungenkönnen zusätzliche Kleingewässer geschaffen wer-den. Diese z.T. ephemeren Gumpen sollten durchhöhergesetzte Röhren verbunden werden, um eineAbfolge von stehenden Kleingewässern zu ermögli-chen (s. Abb. 4/6, S. 193).

Ein Ringraben ist besonders wichtig in intensiv ge-nutzen Ackerlandschaften. Der Aushub kann zu ei-nem Wall aufgeschüttet werden, der zusätzlichNährstoffe abhält.

M30 Gehölzpflanzung als Schutz gegenNährstoffeinträge

Zum Schutz gegen Einwehungen (Dünger und Pe-stizide) können in ca. 6-10 m Abstand vom UferGebüsche gepflanzt werden; s. auch Kap. 2.4.1(C6),S. 147.

M31 Besondere Schutzmaßnahmen umWald-Kleingewässer

• Pflanzenschutzmittel und Düngemittel im enge-ren Einzugsbereich von Gewässern nicht einset-zen. Dies auch bei der Lagerung von Holz beach-ten, das gegen Borken- und Nutzholzkäfer be-handelt werden muß.

Abbildung 4/6

Abfanggraben mit Aufweitung (geometrische Schemaskizze zum leichteren Verständnis; die Bauausführung sollte"organisch" erfolgen)

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Kap. 4: Pflege- und Entwicklungskonzept

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• Forstwirtschaftliche Abfälle (z.B. Rinde ausEntrindungsmaschinen) nicht im Uferbereich la-gern.

• Mit schweren Maschinen und Transportfahrzeu-gen in den Uferbereich nicht hineinfahren.

• Rückewege sollen Quellbereiche nicht durch-schneiden oder anschneiden. Quellhorizonte undWaldtümpel dürfen durch Stichgräben nicht ent-wässert werden.

• Bei großflächiger Kalkung sind Kleingewässerauszusparen.

• In Brutbiotopen seltener und empfindlicher Vo-gelarten (z.B. Graureiher, Schwarzstorch) forst-liche Betriebsarbeiten in der Zeit von AnfangMärz bis Anfang Juli möglichst nicht durchfüh-ren.

• Horstbäume erhalten.

4.2.1.3.2 Erweiterung

Nach Grundsatz 16 ist die Pufferzone nicht nur alsSchutzzone, sondern als ergänzender und eigenerLebensraum zu betrachten und zu entwickeln.Ziel der Maßnahmen ist eine Erweiterung der Le-bensraumangebote und die Verbindung von Teil-habitaten in der unmittelbaren Umgebung duch ex-tensiv genutzte Kontaktzonen. Flächen, die funktio-nal miteinander in Beziehung stehen oder stehenkönnen, sollen gesichert, optimiert oder geschaffenwerden. Diese "erweiterte Pufferzone mit primärerLebensraumfunktion" stellt eine Chance dar, die alteForderung des Naturschutzes nach 10% der Flächekonkret realisieren zu können. Dabei dienen dieKleingewässer als ökologische Zellen, um die her-um Naturschutzflächen zu entwicklen sind.So sollten z.B. unmittelbar zu Kleingewässern be-nachbarte Maisfelder stillgelegt, und Lolium-Wie-sen in extensive Wiesen umgewandelt werden.Nähere Angaben zur Umwidmung von angrenzen-den Ackerflächen s. Kap. 2.4.2 (D1), S. 148 und(D2), S. 148.Auf die Notwendigkeit, daß sich im Umgriff vonWald-Kleingewässern waldbaulich die Ertragsfunk-tion der Naturschutzfunktion unterzuordnen hat,wurde bereits hingewiesen. Weitere Angaben dazuim Kap. 2.4.2 (D3), S. 148.

4.2.1.3.3 Jagd

Kleingewässer sollten nicht als Lockteiche zur En-tenjagd mißbraucht werden. Insbesondere die An-fütterung mit Getreide sollte unterbleiben, da dieszur Eutrophierung beiträgt.

4.2.1.3.4 Erholung

Grundsätzlich ist gegen Erholung an Kleingewäs-sern nichts einzuwenden. Bei zu hoher Belastung(z.B. Trittschäden im Uferbereich, Autoverkehr,Lärm, Unruhe) sind jedoch Maßnahmen zur Ein-schränkung zu treffen: s. Kap. 2.1.2 (B11) "Steue-rung des Erholungsverkehrs", S. 129.Ferner sollte bewußt auf Stege verzichtet werden, dadiese bekanntermaßen Erholungssuchende anzie-hen.

Weitere Angaben im Kap. 2.4.1(C7) "Maßnahmenzur Abwendung von anthropogenen Störungen", S.147.

4.2.1.3.5 Öffentlichkeitsarbeit

Nach Grundsatz 6 sind Besitzer, Pächter, Teichbe-wirtschafter, Nutzer, Jäger, Landwirte und sonstigeBeteiligte soweit wie möglich in den Pflege- undEntwicklungsprozeß einzubeziehen.Besitzer sind über den ggf. besonderen naturschutz-fachlichen Wert ihres Gewässers zu informieren,und Pflegemaßnahmen sind mit diesen abzustim-men. Hier ist das persönliche Gespräch besonderswichtig, um zu einem schonenden Umgang mit demGewässer zu bewegen.Wie die Erfahrung lehrt, sind Informationen fürTeichbesitzer über Arten- und Biotopschutz drin-gend nötig. Vgl. SCHLUMPRECHT (1989): "An-gesichts der starken Rückgänge an wertvollen Still-gewässern erscheint eine Information der Teichwir-te (überwiegend Hobbyteichwirte) und von Angel-sport- und Fischereivereinen über die Ursachen derGefährdung von Amphibien, die Konsequenzen ver-schiedener Teichbewirtschaftungsmaßnahmen aufderen Überleben und die sich daraus ergebende Ver-antwortung für den Erhalt intakter Gewässer-Le-bensgemeinschaften notwendig." Aufklärungsver-sammlungen und Begehungen mit Fachleuten soll-ten auch außerhalb der Naturschutzbehörden orga-nisiert werden (die kraft Amtes oft als Provokationwirken). Beratungsmaßnahmen durch das Amt fürLandwirtschaft sind anzuregen. Bauernverbandssit-zungen und Waldbesitzerversammlungen könnengenutzt werden.Daneben soll die Aufklärung und Aktivierung derBevölkerung gefördert werden,z.B. durch Vorträgeoder Führungen, Artikel in der Presse usw. Vgl.Grundsatz 3: Kleingewässerschutz, der nicht im Be-wußtsein der Bevölkerung verankert ist, kann nurScheinerfolge erzielen. Elemente einer offensiven Öf-fentlichkeitsarbeit für Kleingewässer können sein:

• Information über vorbildliche Aktionen derStadtverwaltung, des Bundes Naturschutz usw.(zur Nachahmung anregen!)

• Schultümpel: Schulen sollten mit Nachdruckdazu animiert werden, auf ihrem Gelände Libel-lentümpel anzulegen. Der erzieherische Wert istherauszustellen.

• Aufstellen von bebilderten Informationstafelnmit Hinweisen auf das Gewässer als Lebens-raum, vorkommende Arten, deren Lebensweiseund Gefährdung.

• Bildung biologisch-limnologischer Arbeits-gruppen in nahegelegenen Orten für die Unter-suchung und regelmäßige Zustandskontrolle. InFrage kommen z.B. naturwissenschaftliche Ar-beitskreise an den Gymnasien, Arbeitsgruppendes Deutschen Jugendbundes für Naturbeobach-tung (DJN) oder des Bundes Naturschutz (BN,LBV) etc. (RINGLER 1979: 87).

• Patenschaften von Schulklassen zur Erfor-schung, Pflege und Erhaltung des Kleingewäs-sers eines Gemeindebezirks.

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Kap. 4: Pflege- und Entwicklungskonzept

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• Erstellung einer farbigen Informationsbroschüreüber ein besonders gut gelungenes Projekt. Sohaben z.B. der Landkreis Kelheim, die Teilneh-mergemeinschaft Flurbereinigung Lindkirchenund der Verein zur Sicherung ökologisch wert-voller Flächen ein hervorragendes Faltblatt her-ausgebracht anläßlich der Sicherung und Gestal-tung eines Feuchtgebietskomplexes an derAbens. Ein weiteres Beispiel wäre das Informa-tionsblatt der Flurbereinigungsdirektion Bam-berg zum Biotop Pommersfelden. Solche loka-len Broschüren können die Initiatoren, Maßnah-men, Gestaltungs- und Pflegeziele nennen. Siesollten ferner Abbildungen von typischen Tierenund Pflanzen mit deren Lebensraumansprüchenenthalten. Auf Bedeutung und Gefährdung vonKleingewässern ist einzugehen.

• Erstellung eines Informationsprogramms (überregelmäßige Zeitungsartikel, Presseberichte imLokalradio usw.), das mehreren häufigen Vorur-teilen entgegentritt:- dem weit verbreiteten Glaube, daß Libellen

stechen und gefährlich sind (vergleichbar mitder Angst vor Hornissen)

- der Einstellung, Teiche mit dichter Gewässer-vegetation seien "unordentlich" und müßten"sauber gemacht" werden

- der Ansicht, daß die Ansiedlung und Förde-rung von Enten auf kleinen Teichen positiv imSinne des Gewässerschutzes zu sehen sind

- der Ansicht, ein Tümpel oder Teich sei "heileNatur" oder ein "Biotop" im Sinne von "schüt-zenswerter Lebensraum", wenn dort - geradenoch - die häufigsten und anspruchslosestenFrosch- und Libellenarten vorkommen. Nurüber eine Kenntnis der Artenvielfalt und derLebensraumansprüche der stenöken Arten isteine Beurteilung der Lebensqualität möglich,die jedoch den meisten Teichnutzern fehlt(SCHLUMPRECHT & STUBERT 1989:98).

• Als vorteilhaft hat sich das Arbeiten mit attrak-tiven Arten erwiesen, z.B. der Stabwanze Rana-tra linearis. "Oftmals hat das Vorzeigen einersolchen Besonderheit nicht nur zu Hinweisen aufFundplätze von anderen geführt, sondern ebenauch zu spontanen Erklärungen, daß die entspre-chenden Gesprächspartner selbst durchaus aktivetwas zum Schutz oder Erhalt der Natur tunwollen. In jedem Fall ist die sonst nicht geradeseltene, völlig unabsichtliche und ersichtlichnicht böswillige Vernichtung eines Fundplatzesnicht mehr möglich, die oft nur deswegen durch-geführt wird, weil niemand, der von der Verän-derungsabsicht weiß, den Wert der betreffendenStelle kennt." E. KRACH in: Gedanken zumAuffinden der Stabwanze im Altmühltal- undDonaugebiet (Archaeopteryx 1986: 104).Im Gegensatz zu den übrigen Bundesländernfehlt in Bayern derzeit noch ein Faltblatt bzw.eine Broschüre, in der auf die Bedeutung derKleingewässer hingewiesen wird und die För-derprogramme kurz dargestellt werden.

4.2.1.3.6 Zustandskontrolle und Dokumentation

Insbesonders dann, wenn staatliche Mittel geflossensind, ist eine angemessene Erfolgskontrolle zu ver-anlassen (Grundsatz 30).

Das bedeutet, daß nach ca. 5 Jahren zu untersuchenist, ob die konkreten Ziele der Neuanlage/Restituti-on/Pflege erreicht wurden. Der Zielerfüllungsgrad(Etablierung bzw. Ausbildung der Biozönosen) istzu dokumentieren und der Fachwelt mitzuteilen.

Daneben ist eine laufende Kontrolle auf den Zustandder Kleingewässer nötig (bezieht sich auf alle Klein-gewässer, nicht nur auf die landes- oder naturraum-bedeutsamen). Diese sollte umfassen:

• Zustand der Vegetation. Insbesondere ist dieAusbreitung der Nitrophyten und Hochstaudenzu beobachten und dokumentieren, um eine evtl.schleichende Eutrophierung feststellen zu kön-nen. Hierzu bietet sich im einfachsten Fall dasfotografische Verfahren an, ansonsten genaueVegetationsaufnahmen nach Braun-Blanquet.Dies sind typische Arbeiten, die an Dritte verge-ben werden können. Die Aufnahmen sollten alle3 Jahre wiederholt werden. Ergebnisse sind indie Kleingewässer-Kartei aufzunehmen (vgl.Grundsatz 7, nähere Ausführungen zu dieserKartei im Kap. 5.3 "Fachliche und wissenschaft-liche Betreuung", S. 215). In der Kleingewässer-Kartei kann auch gut die Sukzession dokumen-tiert werden.

• Gewässergüte. Chemisch und wenn möglichauch biologisch.

• Einhaltung von Verordnungen und Vereinbarun-gen. Bei kleineren "Freveln" sollte allerdings aufunverhältnismäßige Straf(androhung)en ver-zichtet werden, die das Gesprächsklima der Ge-gend vergiften können (RINGLER 1983: 87).

• Notwendigkeit von Pflegemaßnahmen (z.B. auf-kommende Verbuschung muß wieder beseitigtwerden).

• Vorliegen von sonstigen Beeinträchtigungen(z.B. Müllablagerung, Erholungsverkehr usw.).

Solche regelmäßigen Kontrollgänge können der Na-turschutzwacht übertragen werden.

4.2.1.4 Wiederherstellung und Neuanlage

Das Kapitel gliedert sich analog zu 2.5.1.2 in:

• Allgemeine Empfehlungen • Standortwahl • Größe und Tiefe • Bau• Gestaltung

4.2.1.4.1 Allgemeine Empfehlungen

Laut Grundsatz 19 sind Verluste der Vergangenheitin Quantität und Qualität durch Neuanlagen auszu-gleichen. Das bedeutet, daß eine ganze Palette vonunterschiedlichen Kleingewässer-Typen zu bauenist.

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Kap. 4: Pflege- und Entwicklungskonzept

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Die Numerierung der Maßnahmen erfolgt fortlau-fend. Den Zahlen ist der Kennbuchstabe N, als Ab-kürzung für Neuanlage, vorangestellt.

N1 Es gibt nicht "das Kleingewässer fürBayern", sondern eine ganze Reihe von Kleingewässertypen, die möglichst in allen Landschaften vertreten sein sollten.

Z.B. große und kleine, perennierende (Überwinte-rungsteiche) und periodische (für hochangepaßteTümpelarten, die Austrocknen zur Phylogenesebrauchen), Wald/Offenland-Kleingewässer etc.Vgl. RINGLER (1983: 85): "Die Arche brauchtviele Plätze und Nischen." oder PLACHTER(1983a: 47): "Von jedem Gewässertyp im limnolo-gischen Sinn sollte zumindest ein besonders typi-sches Objekt dauerhaft gesichert werden." Es sollenpraktisch im selben Landkreis keine zwei gleichenKleingewässer neugeschaffen werden. Gebrauchtwerden sowohl große "Dauer-Weiher" als auch klei-ne "Himmelsweiher".

N2 Kleingewässer-Entwicklung muß insti-tutionalisiert und planmäßig durch-geführt werden. (Grundsatz 5)

Wegen ihrer Bedeutung sind sie der Willkür desZufalls zu entreißen und planmäßig zu entwickeln.Verantwortung und Kontrolle obliegen dabei derunteren Naturschutzbehörde, aber Organisation,Umsetzung und Betreuung können zweckmäßiger-weise delegiert werden.

N3 Auf Schlüsselarten ist Rücksicht zunehmen. (vgl. Grundsatz 7)

Sollen Populationen bekannter Vorkommen ge-stützt und entwickelt werden, so sind die Neuanla-gen speziell nach den Habitatansprüchen dieser Ar-ten zu bauen. (Vgl. Kap. 4.2.1.2.3 "ArtbezogeneSonderbehandlung", S. 191). Angaben zu Schlüs-selarten finden sich ferner im Kap. 1.5.6 (S. 65).Eine ausführliche Beschreibung, wie Futterteichefür Weißstörche und Graureiher anzulegen sind, fin-det sich unter 2.5.1.5 (S. 154) (BURNHAUSER,1983).

N4 In Neuanlagen sollten grundsätzlich keine Pflanzen eingebracht, und Tiere eingesetzt werden. (Grundsatz 28)

Begründung und Erläuterungen s. Kap. 4.1.2.3 "Ein-setzen von Pflanzen und Tieren" (S. 182).

N5 Bei der Neuanlage speziell landschafts-typischer Kleingewässer darf man sich jedoch nicht an "Normgewässern"(1-1,5 m tief, geschwungene Uferlinie, durchgehendes Flachufer, sonnen-exponiert) orientieren, sondern an regionalen Vorbildern. (Grundsatz 29)

Es ist zu schauen, welche besonderen Strukturen dieKleingewässer in der Gegend aufweisen, und nachdiesen Regionaltypen ist zu bauen. Eine unnatürli-che Kombination verschiedenartigster Elemente,um eine möglichst artenreiche Biozönose zu erzie-len, ist hier fehl am Platz. Mit einem Netz von "Standardgewässern" würdezwangsläufig nur eine ganz bestimmte Artengarni-

tur gefördert (meist Amphibien und Libellen, undauch da nur die Ubiquisten). Von den "Kleingewäs-sern von der Stange" profitieren zwar einige Pionier-besiedler, aber eben nicht Arten alter, reifer Sukzes-sionsstadien und v.a. nicht stenöke Arten primärerBiotope (z.B. Hoch- und Zwischenmoorarten)."Moderner, ökologischer Kleingewässerschutz mußsich an der Natur orientieren und nicht an den eige-nen, subjektiv ausgerichteten Wunschvorstellungenoder an Modeströmungen" GLANDT (1989: 11).

N6 Bei der Genehmigung von neuen Fisch-teichen sollte ggf. die Neuanlage eines"Naturschutz-Teiches" mit z.B. 10 % der Nutzfläche zur Auflage gemacht werden.

Dieser Naturschutz-Teich ist naturnah zu ent-wickeln und kann ggf. einen Ausgleich für die inten-siv genutzten Fischteiche darstellen.

N7 Vor jeder Maßnahme muß eine klare Festlegung des Planungsziels erfolgen.

D.h. vor dem Pflegeeingriff/Bau ist zu entscheiden,ob ein Standard-Kleingewässer, ein landschaftstypi-scher Kleinweiher, ein Amphibienlaichgewässer,ein Libellenhabitat, ein Strandlings- und Zwergbin-senrasen oder ein Limikolen-Rast- und -Nahrungs-platz usw. geschaffen werden soll. "Generell solltendie Bau-, Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen amBedarf aller (in praxi heißt dies: möglichst vieler) fürden entsprechenden Biotoptyp charakteristischenArten ausgerichtet werden" (BLAB 1986b: 32). Ne-ben diesen Standard-Kleingewässern sind jedochauch Spezial-Kleingewässer für besonders gefähr-dete Arten/gruppen als Planungsziel festzulegen (s.N3).

N8 Neuanlagen sind nötig, aber nicht über-all und um jeden Preis.

Aufwand und Erfolg sollen in einem vernünftigenVerhältnis stehen. Auf die Möglichkeit der Förde-rung aus Mitteln des Landschaftspflegeprogramms(maximal 70 % der förderungsfähigen Kosten) sollverstärkt hingewiesen werden.

N9 Kleingewässer lassen sich nur unzurei-chend auf dem Zeichenbrett planen.

Nach der Erfahrung vieler Praktiker ist es besonderswichtig, beim Bau vor Ort dabei zu sein, um aufGeländegegebenheiten reagieren zu können (z.B.Kleinrelief, besondere Bodenverhältnisse, die erstbeim Baggern zutage treten etc.).

4.2.1.4.2 Standortwahl

Die Frage der richtigen Standortwahl ist eng verbun-den mit Kapitel 4.2.1.5 "Lebensraumtyp- und Bio-topverbund" (S. 202) und den Leitbildern (Kap.4.2.1.1, S.183). Eine Übersicht über die unterschied-lichen Meinungen zur Standortfrage in der Literaturbringt Kap. 2.5.1.1 (S. 149).

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Kap. 4: Pflege- und Entwicklungskonzept

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N10 Kleingewässer-Entwicklung ist prinzi-piell eine Vernetzungsaufgabe.(Grundsatz 20)

Erläuterungen in den Kapiteln 4.1.1 Grundsatz 20und 4.2.1.5, S. 202.

N11 In Kleingewässer-Defiziträumen und ausgeräumten, intensiv genutzten

Agrarlandschaften kann die Klein-gewässer-Entwicklung mehr oderweniger flächenhaft schematisch er-folgen (Wiederherstellung einer "Grundausstattung") (Grundsatz 23)

Hinweise für die Standortwahl können dabei alteFlurkarten liefern, auf denen noch der frühere Be-stand eingetragen ist (s.Abb. 4/7, S. 198 und Abb. 4 /8,S. 199).Sog. Trittstein-Kleingewässer sind zur Aufhebungder Isolation anzulegen.Durch Neuanlagen werden überwiegend vergleichs-weise vagile Arten gefördert. Zwar sinkt die natur-schutzfachliche Wertigkeit nach einigen Jahren,aber in Defiziträumen ist das schon eine Bereiche-rung.

N12 In naturnahen Kulturlandschaften mitnoch guter Kleingewässer- und Biotop-Ausstattung ist vordringlich Ersatz fürverlandende Kleingewässer zu schaffen.(Grundsatz 24)

Diese Ersatz-Kleingewässer sollten maximal 400 mvom zu ersetzenden alten Biotop entfernt sein. NachUntersuchungen im Seibranzer Weihergebiet sindbei Distanzen über 400 m nur mehr geringe floristi-sche Gemeinsamkeiten zu erwarten.

N13 In Fluß- und Bachauen, deren Altarme nahezu vollständig vernichtet wurden, sind fluß-/bachbegleitend neue Kleinge-wässer anzulegen. (Grundsatz 25)

Die Distanzen zwischen diesen Kleingewässernsollten ebenfalls 400 m nicht überschreiten. Diese"Altwasser-Ketten" bilden das Rückgrat des Klein-gewässernetzes. Hinweise zur genauen Plazierungkönnen regelmäßig geflutete Acker- und Wiesende-pressionen liefern. Ferner wird auf das DVWK-Merkblatt 219 "Ökol. Aspekte zu Altgewässern"1991 verwiesen.

N14 Durch die Neuanlage von Kleingewäs-sern dürfen keine wertvollen Biotop-flächen beeinträchtigt oder gar zerstörtwerden. (Grundsatz 26)

Zwar ist es landschaftsökologisch naheliegend undtechnisch besonders einfach, Kleingewässer dort an-zulegen, wo es naß ist, doch müssen diese Standorte(Röhrichte, ungenutzte Niedermoore, Quellberei-che, Orchideenwiesen etc.) meistens aus natur-schutzfachlichen Überlegungen (falls geschützteFläche nach Art 6d1 BayNatSchG) ausscheiden. DieZielvorstellung sollte deshalb sein: Neuanlage vonKleingewässern auf aus der Produktion genomme-nen, ehemaligen landwirtschaftlich genutzten Flä-chen (vorzugsweise Acker) in unmittelbarer Nach-barschaft zu naturnahen Bereichen (z.B. Brachflä-chen oder Wald) (s. Abb.4/9, S. 200). Wichtige

Hinweise für den genauen Standort liefern Wasser-pfützen in Äckern (meist verbunden mit Ertragsein-bußen). An diesen Ackerlachen, die besonders gutim zeitigen Frühjahr nach ausgiebigen Regenfällenzu beobachten sind, kann man sich mit der Neuan-lage orientieren.

N15 Priorität für die Neuanlage haben je-weils die Mangel-Kleingewässer-Bio-toptypen.

Besonderer Bedarf besteht an nährstoffarmen Klein-gewässern, nur periodisch wasserführenden Tüm-peln (ephemere Kleingewässer) und Kleingewäs-sern allgemein in ausgeräumten Agrarlandschaften(Grundsatz 27).

N16 In großflächigen Schilfbeständen kön-nen Kleingewässer die Strukturviel-falt vermehren.

Die Artenarmut geschlossener Röhrichtzonen be-ruht auf der entsprechenden Strukturarmut, diedurch Kleingewässer verbessert werden kann.

N17 Ferner sollten bei der Standortauswahlmöglichst auch Gesichtspunkte der Landschaftsästhetik berücksichtigtwerden.

"Jede Wasserfläche ist eine Belebung für die Land-schaft und erhöht deren Attraktivität" (KONOLD1987: 448).

N18 Die Umgebung eines Kleingewässersmuß frei von stärkeren Belastungensein.

Kleingewässer sind ausgesprochen anfällige, gegenStörungen jeglicher Art sehr empfindliche Ökosy-steme (Außenfaktoren wirken aufgrund der relativgroßen Oberfläche besonders intensiv). Entwick-lungsmaßnahmen können daher nur erfolgreichsein, wenn die Standortbedingungen gut sind. Beiungünstigen Standortbedingungen sollte auf eineNeuanlage verzichtet werden. So sollten Amphi-bienlaichgewässer in mindestens 200 m Entfernungzu stark befahrenen Straßen liegen (Straßentod) undzugleich in der Nähe geeigneter Jahresquartiere(Laubwald). Hierauf ist insbesondere bei Aus-gleichsmaßnahmen für Straßenbauprojekte künftigstärker zu achten.

N19 Neuanlagen (mit Ausnahme der Tritt-stein-Kleingewässer) sollten bevorzugtin der Nähe bestehender Alt-Kleinge-wässer angelegt werden.

Dies sichert die lokale genetische Tradition.

N20 Kleingewässer sind verstärkt an Wald-rändern und in Wäldern anzulegen.

Damit entfallen lange Laichwanderungen für dieAmphibien von und zu den Sommerlebensräumen.

Die Lage an Wäldern heißt aber nicht: kühl undschattig. Sonnige, wärmebegünstigte Plätze sindbesser als "kalte Löcher". Dennoch gilt auch hier:Gebraucht wird das "sowohl - als auch".

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Kap. 4: Pflege- und Entwicklungskonzept

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Abbildung 4/7

Alte Flurkarte (1842) als Planungshilfe für die Neuanlage mittlerweile (1966) verfüllter Kleingewässer (Beispiel:Gumpen/Naabtal).

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Kap. 4: Pflege- und Entwicklungskonzept

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N21 Die Wasserversorgung sollte nach Mög-lichkeit durch Grundwasser oder zufließendes Hangwasser gewährleistetwerden.

Denkbar ist auch die Nutzung von Quellwasser.Dagegen sollte die Anbindung an einen Bach oderFluß gemieden werden und nur dann erfolgen, wenndas Gewässer dadurch nicht eutrophiert wird oderverlandet (Sedimentfracht). Bei Niedrigwasser soll-te die Verbindung unterbrochen sein.

4.2.1.4.3 Größe und Tiefe

N22 Mehrere kleine Tümpel sind vorteilhaf-ter als ein einzelnes größeres Gewässer.

"Optimal ist eine Mischung aus kleineren Gewäs-sern bis etwa 200 m2 Fläche und einigen größerenvon jeweils gleichmäßiger Verteilung über das Ge-biet [...]. Dabei müssen die Entfernungen zwischenkleinen Weihern kleiner sein als die zwischen dengroßen oder kleinen und großen Weihern" (KO-NOLD 1987: 234).

Abbildung 4/8

Alte Flurkarte (1879) als Planungshilfe für die Neuanlage mittlerweile (1966) verfüllter Kleingewässer (Beispiel:Vorderholzhausen-Weipersdorf/Unterbayer. Hügelland)

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Kap. 4: Pflege- und Entwicklungskonzept

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Weitere Erkenntnisse aus der Inseltheorie, die aufKleingewässer anzuwenden sind: s. Kap. 1.7.1.4"Oberfläche und Uferlänge", S.74.

N23 Bei der Dimensionierung ist vor allem auf unterschiedliche Größen zu achten.

Ein Mangel herrscht insbesondere an größerenKleingewässern ( >100 m2), welche zudem überle-bensfähiger sind. Für Wasserkäfer wird die "Opti-malgröße" mit 1.300 m2, für Libellen >2.000 m2

angegeben (Richtwerte, nicht Zielgrößen!, s. Kap.1.7.1.4, S. 74). In der Seibranzer Kleinweiherland-schaft wird die maximale Artenzahl (Pflanzen) be-reits bei etwa 1.000 m2 erreicht (KONOLD 1987:537).

Ein Blick in die Literatur zeigt, daß sehr unterschied-liche Meinungen hinsichtlich der Größe bestehen (s.Kap. 2.5.1.3, S. 151). Hinzu kommen die unter-schiedlichen Habitatansprüche. Daraus wird ver-ständlich, daß hier keine "Optimalgröße für einKleingewässer" angegeben werden kann. Gefragt istvielmehr eine Vielfalt unterschiedlicher Volumina.

Folgender praktischer Hinweis sei noch gegeben:Bis 300 m2 Wasserfläche und 2 m Tiefe ist in Bayernkein baurechtliches Genehmigungsverfahren nötig.Das wasserrechtliche Genehmigungsverfahren er-übrigt sich, wenn die Gewässerneuanlage isoliertliegt.

Viel wichtiger als die Größe an sich ist, daß sich dasKleingewässer ungestört entwickeln kann. Es mußeine gänzlich "unbeeinflußte Kernzone" (vgl. JE-DICKE 1990: 63) übrigbleiben, nachdem man vonder Gesamtfläche den unterschiedlich (!) breiten (jenach Gegebenheiten) Streifen der "gestörten Rand-zone" (durch Pestizide, Düngemittel usw.) abgezo-gen hat (siehe Abb. 4/10, S. 201).

Seltenere, nach den üblichen Maßstäben des Natur-schutzes "schutzwürdigere" Arten kommen bevor-zugt in der Kernzone vor, während die gestörtenRandzonen von anpassungsfähigen Arten (Ubiqui-sten, Flüchtlinge und Pionierarten) besiedelt wer-den.

Geht man realistischerweise von einer ca. 2 m brei-ten gestörten Randzone aus, so muß demnach die

Abbildung 4/9

Zielvorstellung für die Neuanlage von Kleingewässern (Grauvogl, unveröff.)

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Gesamtwasserfläche mindestens einen Durchmes-ser von immerhin 9 m haben, um eine biotoptypischeKernzone von wenigstens 2 m Durchmesser zu be-kommen.

Falls Beeinträchtigungen durch die Umfeldnutzun-gen zu erwarten sind (das wird bei Tümpeln in derAgrarlandschaft meistens der Fall sein), so solltedeshalb die Mindestgröße bei Tümpeln bei ca. 28 m2

liegen. Das entspricht bei einer rechteckigen Anlageeiner Seitenlänge von ca. 5 m bzw. bei einer rundenAnlage einem Durchmesser von ca. 9 m:

Gesamtwasserfläche (9 m Durchmesser) = 28m2

abzüglich gestörte Randzone (2 m breit) = 25m2

ergibt "biotoptypische Kernzone" = 3m2

Für den Faustwert "ca. 9 m Durchmesser" sprichtauch die Berechnung hinsichtlich der Wasserver-dunstung (siehe Rechenbeispiel für Mainfranken imKap. 1.7.1.2,S. 72).

N24 Die Tiefe eines Kleingewässers wirddurch seine Oberfläche bestimmt, da keine zu steilen Böschungen angelegtwerden sollen.

Wegen der Wasserüberwinterer ist ein frostfreierBereich (Tiefe: 1-1,5 m) vorzusehen. Dies gilt je-doch nur für den Teil der perennierenden Gewässer.Tümpel und "Spezial-Kleingewässer" (z.B. Nah-rungsteiche für Störche) sind flacher anzulegen (z.B.Wassertiefe = Schnabellänge für den Storch). Einstockwerksartiger Aufbau ist vorteilhaft. Literatur-angaben s. Kap. 2.5.1.3 "Größe und Tiefe" (S. 151).

4.2.1.4.4 Bau

N25 Stillgewässer dürfen nicht durch denAufstau von Quellbächen geschaffenwerden.

Der Quellbach ist ein eigener, seltener und schüt-zenswerter Lebensraum, der nicht beeinträchtigtwerden darf.

N26 Durch Schließen von Entwässerungs-gräben können vielfach Kleingewässeroder Vernässungszonen wiederherge-stellt werden.

Dies gilt auch im Wald. Daneben können Kleinge-wässer durch den Einbau von Stauwehren in Gräbenoder durch Grabenaufweitungen geschaffen werden(vgl. LPK-Band II.10 "Gräben").

N27 In Wiesentälern lassen sich Seigendurch Aufschüttung niedriger Dämmemit erhöhtem Abflußrohr schaffen.

S. Ausführungen von ZEIDLER und BURNHAUSERim Kap. 2.5.1.4 "Bau" (S. 151).Wie Seigen in Bachschleifen angelegt werden kön-nen, beschreibt BURNHAUSER (ebenfalls im Kap.2.5.1.4).

N28 Der Aushub ist in ebenen Landschaftenflächig auf den Äckern zu verteilen.

In hügeligen Landschaften (Grundmoränen, Mittel-gebirge, etc.) ist modellieren möglich. Kies kann imlandwirtschaftlichen Wegebau verwendet werden.Weitere Empfehlungen zum Umgang mit dem Aus-hub im Kap. 2.5.1.4 (S. 151) (SPERBER) und imKap. 5.1.1 (S. 209).

N29 In der freien Landschaft ist Folie absolut tabu.

Als Abdichtungsmaterial kommt Lehm oder Bento-nit in Frage. In aller Regel reicht jedoch die Boden-verdichtung durch die Baumaschinen.Hinweise zum Bau einer Tonwanne im Kap. 2.5.1.4(S. 151, PRETSCHER) mit Abb. 2/12, S. 152.

N30 Da das größte Defizit bei oligotrophenKleingewässern liegt, ist auch im Ufer-bereich der (fette) Oberboden abzutragen.

Ufer sind im Grundwasserschwankungsbereichgrundsätzlich aus dem anstehenden Material zu ge-stalten.

N31 Bei der Neuanlage von Kleingewässernsollte die Möglichkeit der Sprengungmehr genutzt werden.

Dabei erübrigt sich die Materialverteilung, und dasFlachrelief im Uferbereich ist bereits vorgezeichnet.Das Sprengen ist eine sehr kostengünstige Variante

Abbildung 4/10

Nach Abzug der je nach den Gegebenhei-ten unterschiedlich breiten, gestörtenRandzone muß noch eine gänzlich unbe-einflußte biotoptypische Kernzone übrigbleiben.

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(bis 10 m Durchmesser nur einige hundert DM). DieGenehmigung erteilt das jeweilige Gewerbeauf-sichtsamt. Tiefe und Durchmesser des Trichterskönnen genau bestimmt werden. Technische Hin-weise zur Sprengung s.Kap. 2.5.1.4 "Bau" (S. 151).

N32 Da Stege erfahrungsgemäß Menschenanziehen, sollten sie nicht gebaut werden.

Eine Ausnahme bildet der Dorfteich, der mit päd-agogischem Hintergrund wiederhergestellt wird.Ein Steg dient dabei zur Beobachtung und Schonungder Ufervegetation.

4.2.1.4.5 Gestaltung

N33 Eine möglichst lange und vielgestaltigeUferlinie und umfangreiche Flach-wasserbereiche sind wiederherzustellenoder neuanzulegen.

Begründung s. Kap. 2.5.1.5 "Gestaltung", Seite 153.

N34 Es sind flache Böschungen vorzusehen,wobei auch ein einzelnes Steilufervorkommen kann.

Böschungen von 1:5 bis 1:10 sind günstig (s. Lite-raturvergleich im Kap. 2.5.1.5). Die Böschungsge-staltung kann stufenförmig erfolgen (Abb. 4/11, S.202).Abb. 4/12 (S. 203) zeigt eine mögliche (nicht die"alleinseligmachende") Ufergestaltung. s. auch dieRegelprofile von SCHOLL & STÖCKLEIN, Abb.2/13, S. 153.

N35 Im und am Gewässer können begleiten-de Maßnahmen helfen, den Biotopwertzu steigern.

Z.B. Aufhängen von Fledermauskästen, Anlage vonLesesteinwällen und Steinhaufen für Reptilien, Rei-sighaufen, Betonröhren, Nisthilfen, Pflöcke im undam Wasser als Ansitzwarten, Brutflöße oder -inselngegen Raubsäuger, Schotterbänke für Kiesbrüter,Schlammbänke, unverbaute Brandungsufer etc. Für

solitärliebende Stechimmen (Hymenoptera aculea-ta) - Bienen und Wespen - übernehmen Wurzelstub-ben mit Bohrlöchern eine wichtige Ersatzfunktionals Brutplatz. Faltenwespen (VESPIDAE) brauchendas Holzmaterial für ihre Papiernester. HölzernePfähle sind auch hervorragende Ansitzwarten fürSing- und Greifvögel. Angaben hierzu im Kap.2.5.1.5. "Gestaltung" (S. 153) und im Kap. 4.2.1.2M23 - M25 (S. 190).

N36 Die Zerschneidung von Amphibienwan-derwegen sollte durch den Bau von Amphibien-Ersatz-Laichgewässernoder Amphibientunnels verringertwerden.

Amphibienzäune stellen keine langfristige Lösungdar.

4.2.1.5 Lebensraumtyp- und Biotopverbund

Kleingewässer sollten in Biotopverbundsystemeeingebunden sein. Vgl. auch Grundsatz 20: Kleinge-wässer-Entwicklung ist prinzipiell eine Vernet-zungsaufgabe.

In der bisherigen Praxis wurden Kleingewässer viel-fach zur "Restflächen-Verwertung" +/- mißbraucht.Von einer landschaftsräumlich gezielten Planungkann nur selten die Rede sein. Vielfach werdenTümpel auf Wegezwickeln oder Autobahn-Auf-fahrtsschleifen plaziert. Solche Flächen sind zwarbillig und leicht verfügbar, genügen aber nicht denAnsprüchen einer naturschutzfachlichen Verbund-Planung. Von Neuanlagen zwischen zwei Straßenoder in den Schleifen einer Autobahn-Auffahrt soll-te grundsätzlich Abstand genommen werden, da da-mit für Amphibien (ohne weitere Schutzmaßnah-men, z.B. Tunnel) eine tödliche Falle geschaffenwird. Der Anziehungskraft einer neugeschaffenenWasserfläche können sich praktisch keine Tiere ent-ziehen. Kleingewässer sollten mindestens 200 mvon der nächsten Straße entfernt sein.

Abbildung 4/11

Von entscheidender Bedeutung ist dasUfergefälle (aus PRETSCHER 1989:14)

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Auf eine optimale Dispersion (Lage in der Land-schaft) bei der Neuanlage von Kleingewässern ist zuachten.

Kleingewässer mit einer ausreichenden Umfeldzonesollen durch scharenweises oder +/- gleichmäßigzerstreutes Vorkommen zur Durchsetzung der Kul-turlandschaft mit Ausgleichs- und Refugialzellenbeitragen. Dies gilt ganz besonders für ausgeräumteAckergebiete, wo Kleingewässer die Keimzellen füreine Kammerung der Landschaft bilden können.Dies soll allerdings nicht heißen, daß diesbezüglichden ausgeräumten Intensiv-Agrarlandschaften einVorrang eingeräumt werden soll.

Wissenschaftliche Grundlagen sind im Kap. 2.6"Vernetzung" dargestellt (s. S. 165).

Fernziel ist ein Biotopverbundsystem, das ein eng-maschiges Netz von Kleingewässern unterschiedli-cher Typen vorsieht (vgl. Kap. 4.2.1.1 "Leitbild", S.183).

Zur Vernetzung sind praktisch alle aquatischen Le-bensräume geeignet, darüber hinaus auch noch dieterrestrischen, da für viele (Tier-)Arten das Kleinge-wässer einen Teillebensraum darstellt. Kleingewäs-ser-Entwicklung im Rahmen des LPK ist die Chancezur Verwirklichung der alten 10%-Forderung desNaturschutzes!

Die beiden Hauptaufgaben bei einer Kleingewässer-Verbund- bzw. Entwicklungsplanung sind:

1. Ermittlung, Festlegung und Optimierung der Re-produktionszentren und2. Lokalisierung und Bau von Trittsteinbiotopen.Die Planung kann die untere Naturschutzbehörde anein qualifiziertes Büro vergeben. Als Grundlagendienen folgende Karten der ABSP-Bände: Karte"Feuchtgebiete", Karte "Gewässer", Karte "Abbau-gebiete" jeweils mit Bestands-, Bewertungs- undZiele- und Maßnahmen-Karte sowie eigene Orts-kenntnisse.Auf der Basis dieses Wissens kann dann eine mehroder weniger vollständige aktuelle Kleingewässer-karte für den Landkreis erstellt werden, die dieGrundlage für die Biotopverbundplanung im Maß-stab 1:50000 darstellt. Zusätzlich können besondereGefährdungen eingetragen werden. Die dazugehöri-ge Kleingewässer-Kartei speichert und aktualisiertdie Daten.Erste Pflege- und Entwicklungspriorität haben nunKleingewässer:1. mit den größten und produktivsten Beständeneiner Art (sog. Reproduktionszentren) und2. mit den letzten Beständen einer Art in einemgrößeren Gebiet (siehe Abb. 4/13, S. 204).Die Reproduktionszentren sind meistens alte, erst-klassige Kleingewässer. Sie müssen unbedingt er-halten (Pufferung!) und optimal gepflegt werden,damit sie den nötigen Überschuß an Individuen her-vorbringen können.

Abbildung 4/12

Teich mit abwechslungsreich gestalteteter Uferzone (aus PRETSCHER 1989: 15)

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Außerdem besitzen die letzten Bestände einer Art ineinem größeren Gebiet vorrangige Schutz- und Pfle-gebedürftigkeit. Denn erlöschen auch sie, so mußdie Neubesiedelung über weite Strecken erfolgen,wofür in der Kulturlandschaft derzeit nur sehr gerin-ge Wahrscheinlichkeit besteht (vgl. PLACHTER1991: 209).Zwischen diesen Basispunkten werden nun Tritt-stein-Biotope eingerichtet unter Berücksichtigungkritischer Vernetzungsdistanzen, z.B.

Trittstein-Kleingewässer sollen eine zeitweise Be-siedelung ermöglichen und Kleingewässer-Kom-plexe bzw. Reproduktionszentren miteinander ver-netzen.Die Grenzen der Realisierung eines optimalen Ver-bundsystems sind schnell erreicht, wie folgendesBeispiel zeigt:Wählt man den Wert 2 km als maximale Distanz (inAnlehnung an KONOLD für Höhere Pflanzen) so-wie eine größere Zahl von Reptilien- und Amphi-bienarten (s.o.), so wären pro Meßtischblatt ca. 20Neuanlagen nötig bzw. pro Landkreis (je nachGröße und vorhandener Kleingewässer-Ausstat-

tung) ca. 120 Neuanlagen. Es müßten daher für denFlächenkauf und Bau erhebliche Gelder beantragtund bewilligt werden.

Sogenannte "Korridore" sind zwischen den Repro-duktionszentren und Trittsteinbiotopen nicht nötig,da bei stehenden Kleingewässern ein inter- und in-traspezifischer Artenaustausch vorwiegend über denLuftweg in Frage kommt. Stehende Kleingewässersind ja definitionsgemäß unverbundene Insellebens-räume. Ein Austausch über Wasser setzt eine lineareVerbindung der Elemente voraus, z.B. durch Grä-ben, Bäche; dann handelt es sich aber nicht mehr um"stehende" Kleingewässer. Für die Besiedelung ausder Luft ist aber die Identifizierbarkeit als Wasser-fläche entscheidend. Die Neuanlagen dürfen dahernicht unter Bäumen versteckt werden, d.h. keinedichten Gehölzpflanzungen bei Neuanlagen! Übri-gens werden nicht selten spiegelnde Gewächshaus-dächer von Wasserinsekten als Wasserflächen fehl-interpretiert und angeflogen.

Um das Aufkommen von Gehölzaufwuchs zu ver-hindern, genügt einmaliges Mähen im Herbst imfünfjährigen Abstand. Zur Schonung von in totenPflanzenstengeln überwinternden Arten sollten sol-che Pflegemaßnahmen jedoch alternierend in einemmöglichst kleinflächigen Mosaik erfolgen.

Weitere Trittsteinelemente können sein: Grabenauf-weitungen, naturnahe Seeufer, Gartenteiche usw.,jedoch erfahrungsgemäß nicht intensiv genutzteFischzuchtteiche!

Reptilien, Bsp. Kreuzotter 1-5 kmGelbbauchunke 2,4 kmErdkröte 2,2 kmSpringfrosch 1,1 kmGrasfrosch 0,8-0,9 kmLaubfrosch 0,4 kmKnoblauchkröte, Berg-, Faden-und Teichmolch

0,2 km

Abbildung 4/13

Kleingewässer mit erster Pflege- und Entwicklungspriorität

Kleingewässer mit a)den größten und produktivsten Beständen einer Artb)den letzten Beständen einer Art in einem größeren Gebiet

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Abbildung 4/14

Gruppenflurbereinigung Herrieden (Hrsg. Flurbereinigungsdirektion Ansbach)

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4.2.2 Gebietsbezogene Aussagen

Nach RINGLER (1990) ist die Situation für diebayerischen Landkreise wie folgt gekennzeichnet:1) Zwergbinsenfluren, Teichbodenvegetation:

Schwerpunktverantwortung: SAD, NEW, ERHNotstandssituation: SAD, NEW, FÜ, ERH,NEA, A, MN, LI, AB

2) Alte Kleinteiche und Tümpel:Schwerpunktverantwortung: HO, TIR, WUN,CHA, SAD, NEWAlarmsituation: CHA, ND, AN, FÜ, ERH, KULNotstandssituation: MÜ, ED, FRG, PA, DEG,REG, RO, TS, BGL

3) Ältere Bombentrichter, Granattrichter:Schwerpunktverantwortung: ND, OANotstandssituation: RO

4) Torfstichgebiete/Niedermoor:Schwerpunktverantwortung: ED, FS, DLG, RO,TSAlarmsituation: BGL, DAH, FFB, MN, NDNotstandssituation: BT, KEH, DON, AN, AÖ,MÜ

5) Torfstich- und Fräsgebiete Hochmoor:Schwerpunktverantwortung: LI, OA, OAL,WM, TÖL, RO, TS, BGL, NESAlarmsituation: MB, WUN, REG, PA, SAD,CHA, NEWNotstandssituation: NEW, HO

6) Dolinen, sonstige Karsthohlformen:Schwerpunktverantwortung: EIC, KEH, OA,BT, FO, LIC, NM, LAUAlarmsituation: NM, AS, BA, R, WUG, DONNotstandssituation: EIC, KEH, MSP, NES, KG,WÜ, SW, ND, DLG, SAD

7) Toteislöcher:Schwerpunktverantwortung: EBE, RO, TÖL,WM, FFB, STA, LLAlarmsituation: AÖ, TS, LINotstandssituation: MÜ, M

8) Seigensysteme, Flutrippen, -mulden:Schwerpunktverantwortung: SR, DEG, HAS,DON, DLGAlarmsituation: BA, KULNotstandssituation: SR, DEG, SW, WÜ, FS,MÜ, ED, R, KEH, ND, GZ, DLG, RO, A, LL,AIC, SAD

Detaillierte konzeptionelle Aussagen zur Laichge-wässer-Vernetzung im Spessart und der Untermain-ebene macht MALKMUS (1986: 73) (s. Kap. 2.6"Vernetzung", S. 165).Zur Schaffung von Altwassersystemen in Abschnit-ten eines sehr träge und auf hohem Niveau dahin-fließenden Flußes oder Baches regt BURNHAU-SER (1983: 312) an. Als Beispiele nennt er: Wörnitzim Bereich des Nördlinger Rieses, Naab in bestimm-ten Teilabschnitten (etwa zwischen Nabburg undPerschen, bayerische Schwarzach ab Schwabmün-chen, Altmühl, Wondreb, Waldnaab ab Altenstadt,Paar in Teilbereichen, Große und Kleine Laaber,Schmutter, Kammel, Zusam.

Entlang der größeren bayerischen Flüsse wie Naab,Regen, Wörnitz, Aisch, Main, Itz, Oberpfälzer Vils

und Amper sollten Überschwemmungsflächen ge-staltet werden:

"In möglichst weithin offenen Bereichen innerhalbder Inundationszonen wäre an verschiedenen Stellendurch leichtes Schürfen der obersten Bodenschichtein möglichst vielgestaltiges Mikrorelief zu erzeu-gen, mit flachen Mulden und netzförmig miteinan-der verbundenen Bodenvertiefungen. Besonders ge-eignet sind hierfür nicht zu kleine Wiesenbereichemit ehemaligen Flutmulden und Abflußgräben, dadiese evtl. ausgeweitet oder nachgezogen werdenkönnten. Anzustreben ist ein sanft geformtes Ober-flächenrelief, das nach abgelaufenem Hochwasser inden Vertiefungen noch längere Zeit nasse bzw.feuchte Zonen aufweist. Die wasserspeicherndeWirkung ließe sich dadurch noch erhöhen, daß inden betroffenen Bereichen die entwässernden Ab-zugsgräben noch eine bestimmte Zeit nach demHochwasser abgeschottet blieben. Bei günstigen to-pographischen Voraussetzungen wäre dieser Effektauch dadurch zu erreichen, daß die Vertiefungen inAbschnitten mit ungünstigen Abflußverhältnissenangelegt werden. Auf schwerem Lehm oder Letten-grund, wie beispielsweise im Altmühlbecken, wür-den solche Flachmulden schon durch Niederschlagstä-tigkeit häufig vernäßt und könnten damit permanentgünstige Nahrungsbedingungen für den Storchschaffen. [...]. Da diese Flächen weiterhin mit Ma-schinen bewirtschaftet, besonders regelmäßig ge-mäht werden sollen, müssen die Vertiefungen undSeigen extrem flach gestaltet und - mit Maximaltie-fen von 0,4 - 0,5 m unter Niveau - nach den Schür-farbeiten wieder eingesät werden."

BURNHAUSER (1983: 316) meint ferner: "Eineausgezeichnete Möglichkeit für biotopverbesserndeMaßnahmen zugunsten des Weißstorches bietet sichin allen begradigten Flußabschnitten mit beidseiti-gen Dämmen. Durch intensive Nutzung dieses Ge-staltungspotentials ließe sich der durch die Flußkor-rektion an Fauna und Flora verursachte Schadenwenigstens teilweise wieder ausgleichen. DerDammzwischenbereich mißt an der Schmutter bei-spielsweise 8-15 m, und zwar beiderseits desFlußlaufes. In diesen Zonen kann eine beliebig lange Kettegrößerer und kleinerer Flachmulden angelegt wer-den [...]. In größerem Umfang kann dieses Gestal-tungskonzept vornehmlich in Schwaben eingesetztwerden, wo nahezu alle Flüsse reguliert sind. Geradeim Bereich einiger bestehender bzw. ehemaligerHorste sind die Voraussetzungen hierzu ideal. Be-sonders die Günz, die Zusam und die Schmutterkommen in Frage. Aber auch an der Donau, zwi-schen Steinheim (bei Dillingen) und Schäfstall (beiDonauwörth), sind einige Abschnitte geeignet,außerdem ein ganzes Bachsystem zwischen Wittis-lingen, Mödingen und Höchstädt, der Egelseebach(S Donauwörth) und teilweise die Kammel."

Besonders in den kleinräumig strukturierten Land-schaften Oberfrankens und der Oberpfalz sindbrachliegende Flächen nicht selten, teilweise aller-dings auf kleinsten Parzellen. Die hauptsächlichenStandorte sind Senken und vernäßte Hangbereiche.

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Solche Flächen eignen sich in erster Linie zur Anla-ge von Tümpeln bzw. vernetzten Tümpelsystemen"(BURNHAUSER 1983: 321).

Im Kap. 1.5.6 (S. 65) wurde auf zoogeographischeApekte hingewiesen. In den bayerischen Wärmein-seln (Franken und Donautal) sind bevorzugt flache,sich schnell erwärmende Kleingewässer in Südex-position zu schaffen für seltene thermophile Tierar-ten.

Im Spessart, wo der Fadenmolch in Bayern seineinziges natürliches Vorkommen hat, sind bei Klein-gewässern besonders die Habitatansprüche dieserArt zu berücksichtigen. MALKMUS (1991 mdl.)empfielt, Forstgräben aufzuweiten bzw. Staus ein-zubauen, Rückenwiesen (= Wässerwiesen) zu erhal-ten und durch Tümpel zu erweitern.

Im Isarmündungsgebiet und in den Donauauen liegtder Schwerpunkt auf der Erhaltung (!) und Entwick-lung der Auwaldrelikte (vgl. Kap. 4.2.1.1 "LeitbildAuwaldgewässer", S. 187). Nur so können die hoch-seltenen Urstromtal-Arten (Artbeispiele s. Kap.1.5.6, S. 65) und Auwald-Arten erhalten werden.

In den intensiv agrarisch genutzten Landschaften,z.B. dem Dungau oder weiten Teilen des Tertiärhü-gellandes ist das Ziel vor allem die Biotopneuschaf-fung, und zwar nach dem Motto: "Nur nicht zimper-lich, ein einzelner kleiner Inselbiotop inmitten aus-geräumter Agrarlandschaft bringt überhauptnichts!". Es sollen "Oasen in der Agrarsteppe" ent-stehen, als beispielhaft kann der bei Pfakofen ange-legte Kleingewässer-Biotop gelten. "Kleingewässersind gerade in den intensiv genutzten artenarmenAgrarlandschaften die Chance, Lebensraum zu bie-ten." (HAARMANN 1977: 315ff). Auf der Münch-ner Schotterebene sollte das Ziel der Kleingewässer-anlage sein, die Charakterart der offenen Ebene, dieWechselkröte, wieder anzusiedeln. Dazu sind spezi-elle Rohbodenareale an Kiesgruben anzulegen.

4.3 Beispiele für Pflege- undEntwicklungsmodelle

Als beispielhafte Pflege- und Entwicklungsmodellekönnen genannt werden (kein Anspruch auf Voll-ständigkeit!):

� Wemdinger Ried

"Seit 1970 entstanden im Riedgebiet 40 größere undkleinere Gewässer von Zimmergröße bis zu 6.000m2, eine regelrechte Gewässerplatte. Über 40.000m3 Erde wurden dabei bewegt und der Aushub inrund 16.000 Traktorfuhren durch Landwirte kosten-los abgefahren. Eine Großbaustelle ohnegleichenentstand. Dennoch wird nur noch der geübte Be-trachter die leitende Hand des Menschen erkennen.Das Ried zeigt sich, als wäre alles so gewesen [...].Darüber hinaus waren Weiden zurückzuschneiden,die sonst bald das ganze Riedgebiet bedecken unddas Leben unter sich ersticken würden. MehrereGewässerränder wurden nachgeflacht und die filz-dichte Vegetation entfernt. Nach 10-15 Jahren sindsolche Nacharbeiten an den Gewässern unauf-schiebbar. In mühevoller Arbeit befreiten Hans Rufsen. und jun. den Abflußgraben des oberen Riedwei-hers von Schlamm. Wasseruntersuchungen wurdendurchgeführt und der Wasserstand reguliert. Ried-beschilderung und Riedbewachung wie auch Be-standsmaßnahmen kommen hinzu." (Jhrber. Schutz-gemeinsch. Wemdinger Ried e.V. u. Verein f. Natur-schutz und Landschaftspflege im Ries e.V., 1986).

� Gruppenflurbereinigung Herrieden (Lkrs.Ansbach): Maßnahmen zum Schutz der Wie-senbrüter und des Weißstorches

Die Altmühl bzw. deren Auwiesenbereiche wurdenspeziell für die Ansprüche der Wiesenbrüter ent-wickelt. Zahlreiche Feuchtmulden, Tümpel undGrenzgräben wurden zur Sicherung des Nahrungs-angebotes neu geschaffen (s. Abb. 4/14, S. 205).

Ein ähnliches Projekt sind die Brachvogel- und Stor-chenbiotope bei Schierling (Großes Laabertal) oderbei Ornbau (Altmühltal).

� Biotop Pfakofen (Lkrs. Regensburg)

Inmitten einer Agrarsteppe wurde eine "Naturoase"angelegt; inzwischen haben sich bemerkenswerte 8Amphibienarten angesiedelt, davon 4 mit Rote-Li-ste-Status. Ob sich der Artenreichtum auch im Ver-laufe der weiteren Sukzession halten wird, muß al-lerdings offenbleiben.Siehe auch Kap. 2.5.3, S. 158 ff.

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Kap. 4: Pflege- und Entwicklungskonzept

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5 Technische und organisatorische Hinweise

Das Kapitel ist gegliedert in "Technik der Pflege-und Entwicklungsmaßnahmen" (Kap. 5.1), "Organi-sation und Förderung" (Kap. 5.2, S. 213) und "Fach-liche und wissenschaftliche Betreuung" (Kap. 5.3,S.215).

5.1 Technik der Pflege- undEntwicklungsmaßnahmen

Es werden Erfahrungen mitgeteilt und technischeEmpfehlungen gegeben zu "Entschlammung, Ent-landung, Neuanlage" (Kap. 5.1.1) und "Neubegrün-dung naturnaher Uferbestockungen" (Kap. 5.1.2,S.212).

5.1.1 Entschlammung, Entlandung, Neuanlage

Naturgemäß sind praktisch alle Kleingewässer vonVerlandung bedroht; besonders betroffen sind alleeutrophen Gewässer. Überschüssige Nährstoffewerden, ebenso wie mineralische Einschwemmun-gen, als Schlamm am Gewässerboden abgelagert. Eskönnen sich bei andauernder Nährstoffzufuhr erheb-liche Schlammengen ansammeln und zur raschenVerlandung führen.Da in Kleingewässern (sowie in allen Teichen) einedauerhafte Festlegung überschüssiger Nährstoffe imTiefensediment nicht erfolgt (hierzu wäre unter an-derem eine anhaltende deutliche Temperaturschich-tung des Wasserkörpers erforderlich), bleiben dieNährstoffe sowie sonstige Substanzen, welche sichim Schlamm befinden, andauernd verfügbar undermöglichen u.a. ein üppiges Pflanzenwachstum.Um diesen Effekten entgegenzuwirken, muß dersich bildende Schlamm periodisch entnommen wer-den, wenn offene Wasserflächen bzw. relativ wenigeutrophes Wasser erhalten bleiben sollen. Technisch bietet die Entlandung erhebliche Schwie-rigkeiten. Kann das Wasser abgelassen werden, wiedas z.B. bei (ehemaligen) Fischteichen mit Mönchder Fall ist, so kann nach einer Wartefrist, in welcherder Schlamm abtrocknet, der Gewässerboden mitBaumaschinen befahren werden. Am besten habensich hier Schubraupen und Raupenbagger bewährt(Abb. 5/1, S. 209), da sie weniger einsinken alsRadlader. Ist das Gewässer nicht ablaßbar bzw. fällt

es nicht zeitweilig von Natur aus trocken, so mußdie Entnahme vom Gewässerrand aus erfolgen. Diesbirgt gerade bei den höherwertigen Kleingewässernerhebliche Gefahren in sich. Die schutzwürdigstenund zugleich empfindlichsten Lebensgemeinschaf-ten der Kleingewässer haben ihre Standorte regel-mäßig gerade in dieser Uferzone. Wenn befahrenwerden soll, setzt dies häufig Wegebauten bzw.Wegebefestigungen voraus, da auch bei Frost dieTragfähigkeit dieser Böden oft gering ist (gilt füralle Böden mit hohem Anteil an organischer Sub-stanz, wie z.B. Flachmoor). In jedem Fall werdenauf solchen Böden Bodenstruktur, Wasserhaushaltund auch die Lebensgemeinschaft durch Befahrengefährdet. Im Falle sehr reich gegliederter kleintei-liger Wasser-Land-Lebensraumkomplexe ist dieEntnahme von Schlamm regelmäßig mit Schädigun-gen verbunden, oft auch technisch unmöglich.Auch bei der Neuanlage hat sich die Laderaupe mitdem angebauten Heckbagger bewährt (MATTERN& BUCHMANN 1983: 126): "Je nach Erforderniswird entweder der Heckbagger oder die aufklappba-re Schaufel benützt. Das Gerät wird von einem (!)Maschinisten geführt. Grenzen des Einsatzes sindauf weichen, wasserzügigen Böden mit hohemGrundwasserstand gegeben. Wegen seiner schma-len Ketten kann sich das Gerät schnell "festfahren"und muß dann mühsam geborgen werden."GÖPPEL (1991 mdl.) vom Landschaftspflegever-band Mittelfranken teilt mit, daß er Baufirmen erstab 100 m2 einschaltet. Kleinere Objekte können vonLandwirten mit der Frontschaufel des Schleppersgebaut werden.

WOLF (1978) betont die Notwendigkeit, den rich-tigen Wassergehalt des Bodens bei Erdarbeiten ab-zuwarten : z.B. "Regnerisches Wetter verwandeltebald die gesamte Baustelle in ein Schlammfeld underschwerte das Baggern und insbesondere denTransport des Aushubs" (S. 42). Falls auch bei gün-stiger Witterung der Boden nicht genügend Tragfä-higkeit hat, sind lange Eichenbohlen (sog. "Matrat-zen") einzusetzen. Seine Erfahrungen faßt er wiefolgt zusammen (S. 42 f) : "Die naturschutzgerechteUmgestaltung von Feuchtgebieten ist meist nicht bisins Detail planbar und unterscheidet sich damit von"normalen" Tiefbauarbeiten. Wenn auch grob derUmfang der erforderlichen Arbeiten abgeschätztwerden kann, so ist das Vorhaben in den allermei-

Abbildung 5/1

Schubraupe mit Löffelbagger am Heck:die ideale Kombi-Maschine zum Entlan-den

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Kap. 5: Technische und organisatorische Hinweise

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sten Fällen nicht mittels präziser Ausschreibungsun-terlagen zu beschreiben. Unvermeidlich ist bei der-artigen Projekten das meist kurzfristige Reagierenauf die vorgefundenen Verhältnisse und die jeweili-ge Situation.

Arbeiten in Feuchtgebieten setzen spezielle Bauma-schinen voraus, da Schädigungen der Feuchtgebiets-flora bestmöglich vermieden werden müssen. Diebeauftragten Unternehmer sollten daher möglichstErfahrungen in Wasserbau und Naturschutzarbeithaben und entsprechend ausgerüstet sein. So warenbeispielsweise sowohl der [...] kleine Hydraulikbag-ger auf Ketten als auch der große Auslegbaggerkeineswegs alltägliche Geräte. Erfahrungen bei an-deren Projekten haben gezeigt, daß mit unzulängli-chen Maschinen die Arbeiten nicht wie gewünschtausgeführt werden können und der angerichteteSchaden den erhofften Effekt mindert. Außerordent-lich günstig ist es, wenn der Bauunternehmer Natur-freund ist und das entsprechende Verständnis fürderartige Arbeiten mitbringt. Dann dürfte gewähr-leistet sein, daß das Unternehmen auf die Wünscheder beaufsichtigenden Stelle eingeht und gegebe-nenfalls den ursprünglichen Plan abändert. Die dar-aus resultierende Unsicherheit in der Kostenkalku-lation konnte bei den beschriebenen Maßnahmendadurch abgefangen werden, daß ein Kostenlimitgesetzt wurde und das zuletzt ausgeführte Projekt inseinem Umfang innerhalb bestimmter Grenzennicht fixiert war.

Fast noch mehr als vom Unternehmen hängt derErfolg derartiger Naturschutzmaßnahmen vom je-weiligen Bagger- bzw. Raupenfahrer ab. Dieser mußvor allem von dem sonst gewohnten präzisen gerad-linigen Arbeiten abgehen können, da nur dann dieerwünschte Vielfalt von Lebensräumen mit unter-schiedlichen Wassertiefen, Buchten und Inseln usw.geschaffen werden kann. Nicht selbstverständlichist auch, daß auf erhaltenswerten Bewuchs größt-mögliche Rücksicht genommen wird und keine"Großbaustelle" entsteht.

Auch der Bauherr (z.B. untere Naturschutzbehörde,Anm.d.Verf.) muß die Projekte laufend betreuenkönnen. Meist sind tägliche Lagebesprechungen anOrt und Stelle erforderlich, da laufend neue unvor-hergesehene Situationen auftauchen, die eine Ab-sprache erfordern. Die Fertigung von Plänen und

Beschreibungen, die Besichtigung mit Eigentü-mern, Gemeindevertretern und Fachleuten erfordernzwar viel Zeit, doch ist eine gute Planung und Be-treuung derartiger Vorhaben unabdingbar, wennsich der angestrebte Erfolg einstellen soll." (AlleUnterstreichungen vom Verf.)Die intensive Betreuung betont auch EICHER (1991mdl.) vom Landschaftspflegeverband Kelheim.Eine brusthohe Fischerhose habe sich als sehr hilf-reich erwiesen. Unbedingt ist das Gelände vorherauszustecken, was eine Übersichtskartierung alsVoraussetzung hat. Bei kleineren Objekten genügeauch schon einmal die Frontschaufel eines Schlep-pers zum Ausheben. Bei extrem schlammigen Ver-hältnissen werde ein Schlepper mit Seilwinde undStahlkorb eingesetzt.MATTERN & BUCHMANN (1983: 124) empfeh-len zum Entschlammen den Seilbagger (auch "Sieb-bagger") (Abb. 5/2, S. 210).Die Schaufel eines Seilbaggers faßt knapp einenKubikmeter Schlamm. Das Wasser fließt durch Lö-cher ab. So wird eine rationelle, zeit- und kostenspa-rende Entschlammung gewährleistet.Schließlich ist noch der Einsatz eines Saugbaggersmöglich.ZEIDLER (1991 mdl.) gibt den Zeitaufwand zumBau eines kleinen Tümpels mit ca. 1 Stunde an (!).Er empfielt einen radgestützen Löffelbagger.HUNDSDORFER (1988) rechnet für die Anlagevon Kleingewässern bei einer Ausgangsmenge von1.000 m3 pro m3 0,8 min Handarbeit (1 Arbeitskraftmit Schaufel) und 0,8 min Maschinenzeit (Laderau-pe mit 1,3 m3 Schaufelinhalt und Fahrer). Beischwerem Boden ist ein Zuschlag von 30 % erfor-derlich, bei labilem Boden ein Zuschlag von 180 %(da Moorraupe erforderlich). Diese Zeitkalkulationbezieht sich auf : Oberboden abtragen, zwischenla-gern, wieder aufbringen; anstehenden Boden lösenund bauseits wieder einbauen, ohne Abdichtung undohne Bepflanzung.Für Bodenmodellierungen (z.B. beim Bau von Sei-gen) setzt HUNDSDORFER (1988) pro m3 0,25min Radlader mit Bedienung an. Dies gilt für eineTransportentfernung bis 20 m, Ab- bzw. Auftrags-höhen bis 20 cm und leichte Böden. Bei ungünstigenBedingungen sind Zuschläge erforderlich (siehe Ka-sten auf nächster Seite oben).

Abbildung 5/2

Seilbagger im Einsatz beim Entschlam-men

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I.d.R. ist eine Rampe aus nichtbindigem Materialnötig, um bei Entlandungen den Teichgrund zu be-fahren. In feuchtem Gelände ist der Kettenbaggerüberlegen, der jedoch teurer ist, da ein Tieflader zumTransport erforderlich ist. Eine Baggerstunde kostet120 - 150,- DM (1991).

Neu angelegte Kleingewässer müssen je nach Stand-ort mit einem "Lettenschlag" abgedichtet werden.MATTERN & BUCHMANN (1983: 127) empfeh-len dazu ein von einem Maschinisten bedientes Bo-denverdichtungsgerät (Abb. 5/3, S. 211 ). Voraus-setzung für diese Arbeiten ist ein "mittlerer" Feuch-tigkeitsgehalt des Lehmes. Bei zu starker Feuchtig-keit "klebt" der Lehm an der Walze und behindertdie Drehung der Räder; bei starker Trockenheit wirdder Lehm nicht plastisch ausgerollt und dichtet denUntergrund nicht genügend ab.

Bei kleineren Tümpeln kann das Abdichten auch miteinem Vibrostampfer erfolgen. An der Böschung istallerdings eine zweite Arbeitskraft zum Festhaltendes Vibrostampfers in der schiefen Ebene notwen-dig (s. Abb. 5/4 , S. 212 ).

Eine Arbeitskraft lenkt den Stampfer - sie steht inder Grube. Die andere zieht das Gerät in Schräglage.

Zum Bentonit-Bedarf kann mitgeteilt werden : für3,5 m3 Lehm 1 Sack Bentonit (= 25 kg). Das ent-spricht ca. 7 kg Bentonit auf 1 m3 Lehm. Das Ton-pulver ist mit Schaufel, Spaten, Kreil oder Fräseunter den Lehm zu mischen.

Der Aushub muß generell zumindest aus der direk-ten Umgebung des Gewässers entfernt werden. EineZwischenlagerung (ca. 2 Wochen) eines Teils desRäumgutes am Gewässerrand ist sinnvoll, um Tie-ren aus dem Schlamm den Rückzug ins Gewässer zuermöglichen.

Besteht der Aushub aus Material organischen Ur-sprungs, welches im Laufe der Sukzession allmäh-lich gebildet wurde, so kann die Ablagerung indirekter Nachbarschaft zum restituierten bzw. neu-angelegten Gewässer erwogen werden. Vorausset-zung hierfür ist,

• daß es sich um Flach- und Übergangsmoorberei-che oder eutrophe Verlandungszonen handelt,

• und daß der Grundwasserspiegel sehr hoch an-steht, so daß der verbleibende organische Unter-grund der Verlandungszone plastisch ist und einbaldiges Absinken der Aufschüttungen ermög-licht.

Zugleich mit dieser autogenen Einebnung wird dieMineralisierung, welche bei Abtrocknung und Sau-erstoffzutritt rasch einsetzen würde, stark gebremst.Der Sukzessionsdruck auf die umgebende Vegetati-on bleibt infolgedessen viel geringer als bei nichtkomprimierbarem Untergrund, auf welchem dasSchüttgut auf Dauer als Berg oder erhöhte Flächemit verändertem Wasserhaushalt liegenbleibt.

Im Bereich oligotropher bzw. dystropher Standort-verhältnisse ist die Ablagerung des organischen Ma-terials am Gewässerrand oder dessen Umgebunggrundsätzlich unerwünscht, da es hier fast unver-meidlich zu deutlichen Veränderungen der angren-zenden Lebensgemeinschaften durch Nährstoffan-reicherung kommen würde; auch auf den Schüttflä-chen würden sich bestenfalls heideartige, trocken-heitsresistente Arten enthaltende Lebensgemein-schaften entwickeln. Wenn dadurch auch eventuelleine Bereicherung der Standort- bzw. Artenvielfalterreicht werden könnte, so wäre dies in den vonNatur aus vergleichsweise artenarmen, von einemengen Spektrum an Standorttypen gekennzeichne-

Abbildung 5/3

Selbstfahrendes Bodenverdichtungsge-rät für den Lettenschlag

Transportentfernung bis 50 m + 55 %bis 100 m + 167 %

Ab -bzw. Auftragshöhen bis 40 cm Faktor 2bis 60 cm Faktor 3

mittelschwer lösbare Böden Faktor 1,5schwer lösbare Böden Faktor 3

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ten Hochmooren grundsätzlich nicht erwünscht. Je-doch sind hier Ausnahmen im jeweiligen Einzelfallzu erwägen, zumal ja die Mehrzahl der Gebieteschon früher menschlichem Einfluß unterlag undder heutige bzw. der frühere und jetzt zu regenerie-rende Naturschutzwert durchaus auf gerade diesenEinflüssen beruht haben kann.Schon vor Durchführung der Maßnahme sollte mitLandwirten verhandelt werden, damit der Aushubauf benachbarte Äcker ausgebracht werden kann. Inebenen Landschaften ist das Material flächig auszu-bringen. In hügeligen Landschaften (z.B. Grund-möränenlanschaft) kann dagegen in der Pufferzonemodelliert werden (z.B. Schutzwall). Im Wald ist inder Regel ein flächiges Ausbringen schwierig, aberauch nicht so notwendig.Ebenfalls vor Durchführung der Maßnahme solltemit einem Pürkhauer-Bohrstab das Bodenprofil un-tersucht werden. Auf diese Weise kann ermitteltwerden, bis auf welche Tiefe Schlamm ausgebag-gert werden kann, ohne daß ein "Durchstich" durchdie wasserstauende Schicht zu befürchten ist.Die Entnahme des Aushubs sollte in größeren Ge-wässern in mehreren Abschnitten, mindestens je-doch 2 Teilabschnitten erfolgen, wobei auch mehr-jährige Pausen eingelegt werden können. Dies führtzwar zu Mehrkosten, aber das Risiko, daß wertvolleArten durch eine "Radikalräumung" vernichtet wer-den, ist sonst zu groß. Das notwendige Tempo derEntlandung richtet sich nach den örtlichen Standort-verhältnissen, der ggf. überlagernden Nutzung so-wie dem angestrebten Zustand.Weitere Angaben (z.B. Räumzeitpunkt) s. Kap.2.1.1 A1 (S. 119 ).

5.1.2 Neubegründung naturnaher Uferbestockungen

Hierzu sei SPERBER zitiert : "Erlenpflanzen lassensich recht einfach "erzeugen": In unmittelbarer Näheälterer Roterlen legt man im Spätherbst auf einigenm2 in ausreichend besonnter Lage den Mineralbo-den frei. Aus den im Winter anfliegenden Samenentwickeln sich Hunderte von Sämlingen, die be-

reits nach einem Jahr als kräftige Pflanzen ausgeho-ben und verpflanzt werden können.Da Erle und Traubenkirsche zwar nicht verbissen,jedoch gerne vom Rehbock verfegt werden, setztman die Pflanzen bei der Begründung von Galerienentlang von Bach- und Weiherufern möglichst nahean das Wasser; überdies pflanzt man sie schräg, sodaß sie über die Wasserfläche reichen und für dasGehörn des fegenden Rehbocks kaum erreichbarsind. Bei großflächigen Neuanpflanzungen "ver-teilt" sich der Fegeschaden.

Noch einfacher ist die Vermehrung der strauch- undbaumförmigen Weidenarten unserer Weichholzauenmit Hilfe von Stecklingen : Im zeitigen Frühjahr, vordem Austreiben der Blütenkätzchen und der Blätter,schneiden wir aus dem Gipfelbereich geeigneterWeiden Stecklinge, die dann unmittelbar verpflanztwerden können. Kleinere, ca. 80-100 cm langeStecklingsruten stecken wir einfach mit der Hand30-50 cm tief in die Uferböschungen oder Weiher-ränder so weit hinein, daß sie in die ständig feuchteBodenschicht hinunterreichen. Wir können auch 2-4m lange "Setzstangen" verpflanzen, für die wir miteinem Locheisen genügend tiefe Löcher vorstoßen.Für diese vegetative Art der Vermehrung eignensich die heimischen Weidenarten der Weichholzau-en und Bachrandwälder wie Purpurweide, Bruch-weide, Korbweide und Silberweide. Nicht dagegeneignet sich die allbekannte Salweide ("Palmkätz-chen"), die im Wald auf allen Schlag- und Kultur-flächen gedeiht.

Die für staunasse und wechselfeuchte Stellen cha-rakteristischen Öhrchenweiden und Grauweidenlassen sich über Stecklinge nur mit mäßigem Erfolgvermehren. Dafür sind sie, sehr im Gegensatz zu denvorher genannten, kaum dem Wildverbiß ausge-setzt. Dieser ist allerdings nur im Kulturstadium einSchadfaktor; später fördert er eher ein dichteres,buschförmiges Aufwachsen.

Schwarzpappeln, Silberpappeln und die verschiede-nen Formen der Kulturpappeln steigern den Holzer-trag größerflächiger Objekte beträchtlich; planta-genartige Reinbestände dieser Arten sind im Ver-

Abbildung 5/4

Abdichten eines Lehmtümpels durchzwei Arbeitskräfte mit einem Vibro-stampfer

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gleich zu naturnahen Auwäldern jedoch ökologischsehr verarmt.Empfindlichere Baum- und Straucharten pflanzenwir nach einigen Jahren unter dem schützendenSchirm der raschwüchsigen Erlen- und Weiden-Pio-niergesellschaft an. Dies gilt vor allem für die durchSpätfrost und Wildverbiß gefährdete Esche und fürbachbegleitende Sträucher wie den üppigen Schnee-ball und das Pfaffenhütchen."HUNDSDORFER (1988) kalkuliert den Zeitauf-wand einer Arbeitskraft beim Pflanzen von Einzel-bäumen (Gehölze ohne Ballen) auf 60 min proBaum. Dies bezieht sich auf : Erstellen der Baum-gruben von Hand, Liefern und Pflanzen der Gehölzeeinschließlich aller Nebenarbeiten, Anbringen derVerankerung, Festigungspflege, Stammumfangetwa 12-14 cm, Ausgangsmenge 20 Stück, Hangnei-gung bis 25 %. Bei schwerem oder steinigem Bodenist mit einem 30 %igen Zeitzuschlag zu rechnen.Für das Ansiedeln von Weiden an Gewässerufernsetzt er an : 2 min Arbeitszeit je Setzstange bei einemEinschlagen mit Hammer auf ca. 1/3 der Länge,einfachen Bodenverhältnissen und 0,6 - 0,7 m Längeder Setzstangen. Das entspricht bei einem Lohnan-satz von 35,- DM/h je Weidenstange 2,67 DM (incl.1,50 DM Material (Preisbasis 1988). Bei ungünsti-gen Bedingungen sind DM-Zuschläge in % nötig :

Werden nur Steckhölzer gesetzt (Länge 25-40 cm,Durchmesser 1-2 cm), so reduzieren sich die Kostenauf 0,88 DM (Preisbasis 1988) je Stück (bei einemZeitbedarf von 1,5 min/Stück und einem Lohnansatzvon 35,- DM/h).Beim Pflanzen von Stauden geht HUNDSDORFER(1988) von einer Arbeitsleistung von 1 m2 je min für1 Arbeitskraft aus, bei leichtem, unvorbereitetemBoden und einer Pflanzdichte von 3 Stauden je m2.Die Ballenpflanzung von Röhricht erfordert 5,2 minje Ballen bei einer Transportentfernung bis 50 m,Gewinnen von Hand, Transport mit Schubkarre und4 Ballen je m2. Die Halmpflanzung erfordert 20 minje m2 (Entnehmen der Halme aus angrenzenden

Beständen, Transportieren mit Schubkarre, Pflan-zen mit Schilfrohrpflanzer, 3-5 Halme je Pflanzloch,10-15 Löcher pro m2).

5.2 Organisation und Förderung

Nach Fragen zur Organisation (Kap. 5.2.1) wird aufdie Förderpraxis (Kap. 5.2.2, S. 215) eingegangen.

5.2.1 Organisation

Kleingewässer stehen im Mittelpunkt des Interessesverschiedener Gruppierungen des öffentlichen Le-bens (Abb. 5/5 , S. 213).Daraus wird ersichtlich, wie wichtig die Zusammen-arbeit zwischen den einzelnen Gruppen ist. Gemein-sam läßt sich auch der Finanz- und Betreuungsauf-wand reduzieren bzw. teilen. Ein Beispiel für eine"konzertierte Aktion Kleingewässer" könnte sein:

� Die Forstverwaltung stellt den Grund zur Verfü-gung.

� Die untere Naturschutzbehörde bezahlt ausLandschaftspflegemitteln den Maschinenein-satz.

� Mitglieder des Bundes Naturschutz leisten wich-tige Handarbeit und übernehmen die langfristigeKontrolle und Pflege.

Wegen ihrer Bedeutung sind Kleingewässer derWillkür des Zufalls zu entreißen und planmäßig zusichern, zu pflegen und zu entwickeln. Verantwor-tung und Kontrolle obliegen dabei der unteren Na-turschutzbehörde; Organisation, Umsetzung undBetreuung können zweckmäßigerweise delegiertwerden.Die Pflegemaßnahmen sind am besten von den Be-sitzern bzw. Pächtern selbst durchzuführen. Diessichert das nötige Eigeninteresse für eine sorgfältigeDurchführung. I.d.R. sind das Landwirte mit ihreneigenen Maschinen. Bei größeren und umfangrei-cheren Arbeiten empfielt es sich, Fachfirmen mitSpezialgeräten einzuschalten (Baufirmen, Land-schaftspflegeverbände). Diese arbeiten ab einer ge-wissen Größenordnung nicht nur kostengünstiger,sondern auch schonender. Zeigt ein Baggerführerbesonderes Gespür für die Spezialanforderungen beider Kleingewässer-Neuanlage bzw. Wiederherstel-lung, so sollte dies für spätere Aufträge genutztwerden.

Länge 1 - 1,5 m 52 %Länge 1,5 - 2,5 m 70 %Luftramme (bei Setzstangen ab 1,5 m) 190 %bei schwierigem Boden (Vorbohrenmit Setzeisen)

35 %

Abbildung 5/5

An Kleingewässern interessierte Grup-pen (Grauvogl, unveröff.)

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Kap. 5: Technische und organisatorische Hinweise

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Abbildung 5/6

Pflegeflächenkartei des Straßenbauamts Regensburg (SCHÄFER 1991)

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5.2.2 Förderung

Die Bayerische Staatsregierung stellt zur Bio-toppflege umfangreiche finanzielle Mittel bereit, dieauch zur Pflege und Neuanlage von Kleingewässerneingesetzt werden sollen. Inhalte und Modalitätender Förderpraxis werden im LPK als Grundlagen-werk nicht dargestellt, sondern sind jeweils aktuali-sierenden Förderprogrammen vorbehalten.

5.3 Fachliche und wissenschaftlicheBetreuung

Angesichts ihres enormen Beitrags zum Arten-schutz (13 % der bayerischen Tierarten leben anKleingewässern) ist eine fachliche Betreuung ge-rechtfertigt und notwendig.Kleingewässern mit Vorkommen von landes- odernaturraumbedeutsamen Arten kommt besondereBedeutung zu.Dabei sind landesbedeutsame Arten Spezies, fürderen Überleben Bayern die alleinige oder erhebli-che Verantwortung trägt (v.a. Rote-Liste-Arten), na-turraumbedeutsame Arten Spezies im Sinne derlandkreisbedeutsamen Arten des ABSP. BestehendeNachweise sind planerisch umzusetzen, Kleinge-wässer in der Umgebung auf weitere Vorkommenebenfalls untersuchen zu lassen. In Gebieten, wonoch überhaupt keine brauchbaren Daten über dieFloren- und Faunenausstattung der Kleingewässervorliegen, sind Ersterhebungen zu veranlassen. Eine Kartei der landkreisbedeutsamen Kleingewäs-ser kann an der unteren Naturschutzbehörde ange-legt und fortgeschrieben werden.Die "besondere Bedeutung" der landes- und natur-raumbedeutsamen Kleingewässer kann auf mehrereArten zum Ausdruck kommen:

• mündliche Vereinbarung mit dem Besitzer, derüber den besonderen Wert seines Gewässers zuinformieren ist

• vertragliche Vereinbarungen mit dem Besitzerund Ausgleichszahlungen bei Nutzungsein-schränkung (auf Schlüsselarten abgestimmteNutzung/Pflege)

• Ankauf oder Pacht des Kleingewässers durch dieGemeinde oder den Landkreis

• rechtliche Unterschutzstellung nach Artikel 12BayNatSchG.

Ebenfalls besondere Aufmerksamkeit verdienenlandeskulturell bedeutsame sog. naturraumtypischeKleingewässer:Das sind z.B. im Bereich der Donau- und Isarauendie Seigen, auf der Schwaben- und Frankenalb dieHülben, im Oberpfälzer Weihergebiet extensiveFischteiche aus dem Mittelalter und im Alpenvor-land die Toteislöcher. Auch diese sind in die Karteiaufzunehmen.Für die Kleingewässer-Kartei sind zweckmäßiger-weise Vordrucke zu erstellen. Diese sollten folgendePunkte enthalten:

- Lage- Lebensraumtyp(en)

- Vorkommen bemerkenswerter Tier- und Pflan-zenarten

- Größe- Entstehungsjahr- Grundstückseigentümer- Unterhaltspflichtiger- Standortbeschreibung- Herstellungsmaßnahmen- bisher ausgeführte Wiederherstellungs- und Pfle-

gemaßnahmen- bisherige Entwicklung- Umfeldsituation, Pufferung und Erweiterung- Besonderheiten und bisherige Erfahrungen- bisher geschlossene Vereinbarungen- Pflegekonzept- Lageskizze und Fotos

Eine solche Kartei erleichtert den Überblick, wenneine größere Zahl von Objekten zu betreuen ist.Außerdem sichert sie bei Personalwechsel die Kon-tinuität der Pflege. Die "Kleingewässer-Kartei" istwie jede Kartei fortzuschreiben.Als konkretes Beispiel ist die Kartei des Straßen-bauamts Regensburg zu nennen (SCHÄFER 1991)(Abb. 5/6 , S. 214).Um eine schleichende Eutrophierung festzustellen,ist eine Dokumentation der Flora in der Ufer- undPufferzone nötig. Dies sollte nicht nur bei den öko-logisch oder landeskulturell besonders wertvollenKleingewässern erfolgen, sondern bei allen Objek-ten, wo ein konkreter Verdacht besteht. Die Doku-mentation kann fotografisch erfolgen ("optisch-flä-chige" Ausdehnung der Hochstauden) oder anhandvon Vegetationsaufnahmen. Ebenso wichtig ist es, zu kontrollieren, ob die Be-wirtschaftungsvereinbarungen auch eingehaltenwerden, neue Beeinträchtigungen auftreten (z.B.Müllablagerung, Erholungsverkehr usw.) oder Pfle-gemaßnahmen nötig werden (z.B. Entbuschen). Sol-che regelmäßigen Kontrollgänge könnten der Natur-schutzwacht übertragen werden.Generell ist eine wissenschaftliche Effizienzkon-trolle zu etablieren, um sicherzustellen, daß die ein-gesetzten Mittel nach dem bestmöglichen Kennt-nisstand optimal verwendet werden. Die Ergebnissesind zu veröffentlichen, um die Diskussion mit Kol-legen und externen Fachleuten mit dem Ziel zubeleben, die "bayerische Kleingewässer-Kultur"noch weiter zu optimieren.Die Bayerische Akademie für Naturschutz und Land-schaftspflege in Laufen könnte spezielle Kleinge-wässer-Seminare für Naturschutzreferenten einrich-ten.Die wissenschaftliche Betreuung von Einzelobjektenerscheint nicht notwendig. Dagegen sollte eine bay-ernweite Untersuchung über den Erfolg einer "Baye-rischen Kleingewässer-Aktion" laufen, im Rahmenderer die Einhaltung der Empfehlungen überprüftwerden kann.Daneben wäre eine spezielle Untersuchung über dieBedeutung verschiedener Kleingewässer-Typen fürdie bayerische aquatische Fauna wünschenswertund angesichts vergleichbarer Untersuchungen imAusland (z.B. Schweiz) auch angemessen.

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Kap. 5: Technische und organisatorische Hinweise

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6 Quellenverzeichnis

6.1 Verwendete Literatur

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6.2 Mündliche und schriftlicheAuskünfte

Herr Bräu, MünchenHerr Dr. Burmeister, MünchenHerr Dr. Burnhauser, AugsburgHerr Girstenbreu, MünchenHerr Geißner, LappersdorfHerr Dr. Hebauer, DeggendorfHerr Lipsky, MünchenHerr Pretscher, BonnHerr Schäfer, RegensburgHerr Dr. Woike, MetelenHerr Zeidler, HammelburgDirektionen für Ländliche Entwicklung München,Landau, Regensburg, Bamberg, Ansbach

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Kap. 6: Anhang

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6.3 Abkürzungsverzeichnis

Behörden, Gesetze, Projekte etc.

ABM = Arbeitsbeschaffungsmaßnah-me

ABSP = Arten- und Biotopschutzpro-gramm Bayern; LfU

AID = Auswertungs- undInformationsdienst fürErnährung, Landwirtschaftund Forsten

ANL = Bayerische Akademie für Na-turschutz und Landschafts-pflege, Laufen/Salzach

BaWüME-LUF

= Ministerium für Ernährung,Landwirtschaft, Umwelt undForsten Baden Württemberg

BayNatSchG = BayerischesNaturschutzgesetz(Neuauflage 1990; StMLU)

BdB = Bund deutscher Baumschuler

BN = Bund Naturschutz in Bayerne.V.

BUND = Bund für Umwelt und Natur-schutz Deutschland e.V.

DBV = Deutscher Bund fürVogelschutz

DLG = DeutscheLandwirtschaftsgesellschaft

EG = Europäische Gemeinschaften

e.V. = eingetragener Verein

FH = Fachhochschule

FlBerG = Flurbereinigungsgesetz

KuLaP = Kulturlandschaftsprogrammdes BayerischenStaatsministeriums fürErnährung, Landwirtschaftund Forsten

LBV = Landesbund für Vogelschutz

LfU = Bayerisches Landesamt für Umweltschutz, München

LfW = Bayerisches Landesamt fürWasserwirtschaft

LÖLF = Landesanstalt für Ökologie,Landschaftsentwicklung undForstplanung Nordrhein-West-falen, Recklinghausen

LPK = Landschaftspflegekonzept Bayern

LRA = Landratsamt

MELUF = Ministerium für Ernährung,Landwirtschaft, Umwelt undForsten Baden-Württemberg

NSG = Naturschutzgebiet

RL = Rote Liste gefährdeter Farn-und Blütenpflanzen Bayernsbzw. der Bundesrepublik undRote Liste gefärdeter Tiere

SLKV = SchweizerischesLandeskomitee fürVogelschutz

SRU = Rat von Sachverständigen fürUmweltfragen

StMELF = Bayerisches Staatsministeriumfür Ernährung, Landwirtschaftund Forsten

StMI = Bayerisches Staatsministeriumdes Innern

StMLU = Bayerisches Staatsministeriumfür Landesentwicklung undUmweltfragen

TU = Technische Universität

6.4 Verzeichnis der Autokennzeichen Bayerns

A AugsburgAB Aschaffenburg AIC Aichach-FriedbergAN AnsbachAÖ AltöttingAS Amberg-Sulzbach

BA BambergBGL Berchtesgadener LandBT Bayreuth

CHA ChamCO Coburg

DAH DachauDEG DeggendorfDGF DingolfingDLG DillingenDON Donau-Ries

EBE EbersbergED ErdingEI EichstättERH Erlangen-Höchstadt

FFB FürstenfeldbruckFO ForchheimFRG Freyung-GrafenauFS FreisingFÜ Fürth

GAP Garmisch-PartenkirchenGZ Günzburg

HAS HaßbergeHO Hof

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Kap. 6: Anhang

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KC KronachKEH KelheimKG Bad KissingenKT KitzingenKU Kulmbach

LA LandshutLAU Lauf (= Nürnberg Land)LI LindauLIF LichtenfelsLL Landsberg am Lech

M MünchenMB MiesbachMIL MiltenbergMN UnterallgäuMSP Main-SpessartMÜ Mühldorf am Inn

ND Neuburg-SchrobenhausenNEA Neustadt Aisch-Bad WindsheimNES Rhön-GrabfeldNEW Neustadt a.d. WaldnaabNM Neumarkt i.d.Opf.

NU Neu-Ulm

OA OberallgäuOAL Ostallgäu

PA PassauPAF Pfaffenhofen a.d. IlmPAN Rottal-Inn

R RegensburgREG RegenRH RothRO Rosenheim

SAD SchwandorfSR StraubingSTA StarnbergSW Schweinfurt

TIR TirschenreuthTÖL Bad Tölz-WolfratshausenTS Traunstein

WM Weilheim-SchongauWÜ WürzburgWUG Weißenburg-GunzenhausenWUN Wunsiedel

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Kap. 6: Anhang

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Foto 2: Durch Bachaufstau entstandene Teich-kette im Regental ( Zerstörung des LebensraumsBach ); Foto: RINGLER. ( Kap. 1.1.1.4 )

Foto 5: Seige im Donautal bei Obermotzing;Foto: RINGLER. ( Kap. 1.1.2.5 )

Foto 1: Toteisloch bei Lengmoos; Naturraum-untypische Uferzone: Steinwurf; die Pufferzonefehlt. Foto: RINGLER. ( Kap. 1.1.1.4 )

Foto 4: Pseudosölle auf Maisacker bei Weißen-burg; Foto: RINGLER. (Kap. 1.1.2.4)

6.5 Bildteil

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Foto 3: Altwasser der Regen; Foto: GRAUVOGL. ( Kap. 1.1.2.3 ).

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Foto 6: Doline bei Ihrlerstein ( wegen fehlen-dem Pufferstreifen hypertrophiert ); Foto:RINGLER. ( Kap. 1.1.2.6 )

Foto 7: Toteisloch bei Seeon ( wegen mangeln-der Pufferzone am Verlanden ); Foto:RINGLER. ( Kap. 1.1.2.7 )

Foto 8: Rückenwiese ( Waizenbachtal, Lkrs.Bad Kissingen ); Foto: GRAUVOGL. ( Kap.1.6.2 )

Foto 9: Verbuschung mit Schwarzerle, vor 2Jahren von Hand entkusselt (Amphibien- Er-satzlaichgewässer bei Bernhardswald/ Ober-pfalz; Foto: GRAUVOGL. ( Kap. 2.1.1 A8 )

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Foto 10: Die Ausweisung der Uferzone hat sichnach der Vegetation zu richten; Toteisloch beiSt. Christoph/Lkrs. EBE; Foto: GRAUVOGL.(Kap. 2.4.1 C1)

Foto 11: Sollte ein für allemal der Ver-gangen-heit angehören: Mais bis ans Gewässerufer;Kleingewässer im Dungau bei Osterhofen; Foto:GRAUVOGL (Kap. 2.4.1 C2).

Foto 12: Künstliche Seige durch Damm miterhöhtem Abflußrohr; Truppenübungsplatz.Hammelburg; Photo: GRAUVOGL. (Kap.2.5.1.4)

Foto 13: Kleingewässer durch Anstau einesGrabens; Foto: GRAUVOGL. (Kap. 2.5.1.4)

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Foto 14: Flachtümpel mit Oberbodenabschub, 4Jahre alt; Gfällach, Lkr. Erding; Foto: GRAU-VOGL. (Kap. 2.5.3)

Foto 16: Biotopanlage an der St 2153 bei Stadl,Lkr. Cham; Foto: GRAUVOGL. (Kap. 2.5.3 f1)

Foto 17: Biotopanlage Forstmühle, Lkr. Cham;Foto: GRAUVOGL. (Kap. 2.5.3 f2)

Foto 18: 2 Tongrubengewässer unterschiedli-chen Alters bei Steinberg, Lkr. Schwandorf;Foto: GRAUVOGL. (Kap.2.5.3 f4)

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Foto 15: Baggertümpel auf dem Staatsgut Straß,Lkr. Neuburg/D.; Foto: RINGLER. (Kap. 2.5.3e5)

Foto 19: Kleingewässer- Schar zur Bereiche-rung einer Schilffläche im Saale- Tal, Lkr. BadKissingen; Foto: GRAUVOGL. (Kap. 2.5.3 j1)

Foto 20: Tümpelgruppe im Waizenbachtal, 1Jahr alt, Lkr. Bad Kissingen; Foto: GRAU-VOGL. (Kap. 2.5.3 j2)

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