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sind nur 0,3 mm dick. Sie sind auch noch nicht vereinzelt, sondern werden mit zar- ten Stegen an der Blech-Platine gehal- ten. Das ist notwendig, weil sie nicht beschädigt werden dürfen. „Deshalb wird der Waschkorb in der Reinigungsanlage auch nicht rotiert, sondern nur bis zu 20 Grad geschwenkt“, erläutert Werner Gebauer, Vertriebs-Ingenieur der Pero AG, den Ablauf. Der Maschine macht das keine Probleme, denn über ihre SPS ist sie frei nach den Anforderungen des Anwenders programmierbar und reali- siert 99 Programme. Aber auch die Hardware – sprich die Waschkörbe – mussten für diese extrem filigranen Teile speziell ausgelegt sein. Die Körbe sind mit Aufnahme-Vorrich- tungen versehen, in die ganze Blech- Platinen mit den Abmessungen 430 x lage der Firma Pero mit Perchlorethy- len als Universalmedium zum Einsatz. „Die Drahtkörbe sind heißer als die Teile, wenn sie aus der Reinigungsanla- ge ausgeschleust werden“, markiert Frank Ehrenthal, bei Jung Betriebsleiter des Werkes Schalksmühle, die Besonder- heit in seiner Fertigung. Das liegt an der geringen Masse der zu reinigenden Tei- le, denn die Edelstahl-Bleche aus dem Programm „Flach-Design“ für Licht- schalter und modernste Haussteuerung _____ Für die Konzernmutter und ihre Produkte der Elektro-Installation hat Jung-Stanztechnik schon immer die Me- tall-Teile hergestellt. Aber jetzt mausert sich die Abteilung zur eigenständigen Division: Sie produziert exklusives Flach-Design in Edelstahl und Alumi- nium für Lichtschalter und modernste Haussteuerung sowie komplexe Stanz- teile für die Automobil-Industrie. Und weil die Oberflächen klinisch rein sein müssen, kommt eine V1-Reinigungsan- Mit der V1-Vakuum-Reinigungsanlage ist man bei Jung in der Lage, alle Reinigungs-Aufgaben im eigenen Haus durchzuführen Auch die komplexen Klemmkörper sind kein Schüttgut und müssen sauber mit Zwischenlagen in den Waschkorb eingelegt werden 40 JOT 11.2006 reinigen & vorbehandeln Bei einem Hersteller von Stanz- und Umformteilen werden 0,3 Millimeter dicke Blech-Platinen in einer neuen Anlage mit Perchlorethylen gereinigt. Bei der Planung galt es, die Anlagen- und Verfahrenstechnik auf die filigranen Teile und die hohen Reinheitsanforderungen auszurichten. Filigrane Teile klinisch rein Geschwenkt und nicht geschüttelt

Geschwenkt und nicht geschüttelt

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sind nur 0,3 mm dick. Sie sind auch nochnicht vereinzelt, sondern werden mit zar-ten Stegen an der Blech-Platine gehal-ten. Das ist notwendig, weil sie nichtbeschädigt werden dürfen. „Deshalb wirdder Waschkorb in der Reinigungsanlageauch nicht rotiert, sondern nur bis zu 20Grad geschwenkt“, erläutert WernerGebauer, Vertriebs-Ingenieur der PeroAG, den Ablauf. Der Maschine macht daskeine Probleme, denn über ihre SPS istsie frei nach den Anforderungen desAnwenders programmierbar und reali-siert 99 Programme.

Aber auch die Hardware – sprich dieWaschkörbe – mussten für diese extremfiligranen Teile speziell ausgelegt sein.Die Körbe sind mit Aufnahme-Vorrich-tungen versehen, in die ganze Blech-Platinen mit den Abmessungen 430 x

lage der Firma Pero mit Perchlorethy-len als Universalmedium zum Einsatz.

„Die Drahtkörbe sind heißer als dieTeile, wenn sie aus der Reinigungsanla-ge ausgeschleust werden“, markiertFrank Ehrenthal, bei Jung Betriebsleiterdes Werkes Schalksmühle, die Besonder-heit in seiner Fertigung. Das liegt an dergeringen Masse der zu reinigenden Tei-le, denn die Edelstahl-Bleche aus demProgramm „Flach-Design“ für Licht-schalter und modernste Haussteuerung

_____ Für die Konzernmutter und ihreProdukte der Elektro-Installation hatJung-Stanztechnik schon immer die Me-tall-Teile hergestellt. Aber jetzt mausertsich die Abteilung zur eigenständigenDivision: Sie produziert exklusivesFlach-Design in Edelstahl und Alumi-nium für Lichtschalter und modernsteHaussteuerung sowie komplexe Stanz-teile für die Automobil-Industrie. Undweil die Oberflächen klinisch rein seinmüssen, kommt eine V1-Reinigungsan-

Mit der V1-Vakuum-Reinigungsanlage ist man bei Jung in der Lage, alle Reinigungs-Aufgaben im eigenen Haus durchzuführen

Auch die komplexen Klemmkörper sind kein Schüttgut und müssen saubermit Zwischenlagen in den Waschkorbeingelegt werden

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Bei einem Hersteller von Stanz- und Umformteilen werden 0,3 Millimeter dicke Blech-Platinen in einer neuen Anlage mit Perchlorethylen gereinigt. Bei der Planung galt es, die Anlagen- und Verfahrenstechnik auf die filigranen Teile und die hohen Reinheitsanforderungen auszurichten.

Filigrane Teile klinisch rein

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dung hergestellt werden. Doch wie sooft war damit ein Problem gelöst, aberdas nächste gleichzeitig geschaffen –das Abreinigen des wachsartigenSchmierstoffs. „Erst als wir Pero mit anden Tisch holten“, berichtet FrankEhrenthal von seinen Bemühungen,„konnten wir Hoffnung schöpfen, unserFertigungs-Problem komplett zu lösen.“

Heute arbeitet bei Jung eine V1-Rei-nigungsanlage von Pero mit einerArbeitskammer, einem Reinigungsbad,einem Spülbad, Destillation und Trock-nungs-Einrichtung. In der V1-Anlagestehen alle Behälter permanent unterVakuum. Durch diese Voll-Vakuum-technik können alle Reinigungs- undDestillations-Prozesse bei niedrigerenTemperaturen teile- und lösemittel-schonend durchgeführt werden. DesWeiteren lassen sich Teile und Filter-kuchen emissionsfrei trocknen, wassowohl die Emissionen als auch denLösemittel-Verbrauch deutlich reduziert.

Das Vakuum wird ständig überwachtund somit ist sichergestellt, dass even-tuelle Leckagen sofort registriert undgemeldet werden. „Als Reinigungs-Medium kommt Per zum Einsatz“,erklärt Werner Gebauer, „das sich allenMaterialien gegenüber neutral verhältund sich beim Verträglichkeitstest unter-schiedlicher Reinigungsmedien mit den

die Reinigungswirkung durch die sanf-ten Schwenkbewegungen der Trommel.“Schließlich dürfen die zarten Blechenicht hin- und hergeschleudert werden –und sie dürfen schon gar nicht aus ihrer„Parkposition“ im Waschkorb herausge-schwemmt werden. Aber sie müssentrotzdem sauber sein. „Klinisch rein –und chemisch neutral“, korrigiert Ehren-thal, „weil wir sonst nach dem Strahleneine fleckige Oberfläche hätten.“

Diese feinen Edelstahlteile sind übri-gens Schuld daran, dass Jung heute eineeigene Reinigungsanlage in der Hallestehen hat. „Unsere Stanz- und Umform-Teile mussten schon immer vom Zieh-Öl befreit werden“, beschreibt Ehren-thal den Ablauf im Hause Jung, „aberwir haben alles extern entfetten lassen.“Doch als die Edelstahlteile ins Bildkamen, war der externe Dienstleisterüberfordert. Seine Waschmaschinenkamen mit den filigranen Teilen nichtzurecht. Zusätzlich gab es bei Jung auchnoch Probleme beim Tiefziehen der dünnen Edelstahl-Bleche. Mit dem bis-her eingesetzten Zieh-Öl kam es immerwieder zu Rissen an den stark verform-ten Ecken.

Nach etlichen Versuchen mit unter-schiedlichen Schmierstoffen konntenschließlich mit einem wachsartigen Pro-dukt die Schalterblenden ohne Rissbil-

105 mm unter einem Winkel von 75 °gesteckt werden – wie Teller in derGeschirrspülmaschine. „Damit ist ge-währleistet“, erklärt Frank Ehrenthal,„dass sich das Reinigungs-Medium ankeiner Stelle sammelt und sauber ablau-fen kann.“ Denn nicht mal an der Unter-seite der Edelstahl-Bleche werden sogenannte „Läufer“ geduldet, weil beibestimmten Produkten ein Klarsicht-Plastikteil eingeklebt wird. Welche Anfor-derungen werden dann erst an die „Sicht-seite“ gestellt? „Die Oberflächen müssenklinisch rein sein“, antwortet Ehrenthal,„weil sie noch gestrahlt werden, umeinen ganz feinen, matten Glanzgrad zuerzielen.“ Was „ganz fein“ bedeutet, zeigtein Blick in die Gravitations-Strahlanla-ge, in der Glasperlen mit 20 bis 40 μmDurchmesser allein durch ihr Gewichtdie Strahlwirkung erzielen. Dass hierjede gebrochene Glasperle herausgefil-tert werden muss, ist selbstverständlich.

Sanfte Schwenkbewegung statt Druck

Mit wie viel Druck – oder besser: mitwelchem geringen Druck – darf die Rei-nigungsanlage das Reinigungsmediumeigentlich auf die Teile sprühen? „Wirsprühen gar nicht“, lautet die schnelleAntwort von Werner Gebauer, „wir flutendie Arbeitskammer der V1 und erzielen

Frank Ehrenthal (links) überlässt dem Vertriebs-Ingenieur derPero AG, Werner Gebauer (rechts), das Ausprobieren einer selbstentwickelten, pfiffigen Kippvorrichtung, um gewaschene Teiledirekt in Kunden-Behältnisse einzufüllen

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Frank Ehrenthal, bei Jung Betriebsleiter des Werkes Schalksmühle,zeigt die Edelstahl-Bleche aus dem Programm „Flach-Design“, die noch mit zarten Stegen an der Blech-Platine gehalten werden

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dere Anforderungen an Reinigungsan-lage und Handling, denn es kann nichtals Schüttgut behandelt werden, weilsich die offenen, federnden „Finger“ ver-haken und dann leicht verbiegen kön-nen. „Wir müssen diese Teile manuellin die Waschkörbe einlegen und könnenmit Gitter-Zwischenlagen vier Etagenpro Korb stapeln“, erläutert Ehrenthaldas besondere Handling. Diese Körbedürfen dann in der Arbeitskammer derReinigungsanlage rotieren, weil die Tei-le in den einzelnen Ebenen fixiert sind.

Bei so viel Besonderheiten und derKenntnis der Vorgeschichte der Investi-tion nun zur Frage nach der Amortisa-tion: „Unsere V1-Anlage von Pero isteine Produktionsmaschine, ohne die wiretliche Teile gar nicht herstellen könn-ten“, bewertet Ehrenthal den Nutzen fürJung, „aber weil wir jetzt alle Reini-gungs-Aufgaben im eigenen Haus durch-führen können und viel flexibler sindals früher, erwarten wir eine Amortisa-tion der Investition von weniger als zweiJahren.“ Norbert Schmidt

Anhänger, der mit dieser japanischenDenkart schon große Erfolge in der Mon-tage und in der Stanzfertigung erzielenkonnte, auch die V1-Anlage in seineÜberlegungen mit einbezogen. Schließ-lich muss er rund 300 verschiedene Tei-le-Nummern durch die Reinigungsanla-ge durchschleusen.

An der Aufgabeseite der Maschinesteht eine elektrische Hubvorrichtung,die die Waschkörbe in die richtige Höhefährt und dem Bedienpersonal jeglicheGewichtsbelastung erspart. Auch amAusgabeband wurden Zeichen gesetzt:Dort gibt es eine pneumatische Kipp-vorrichtung, die ein problemloses Abkip-pen von Teilen externer Kunden in derenspezielle Behältnisse ermöglicht.

Der Produktbereich Stanztechnik fer-tigt mit qualifizierten Mitarbeitern undeinem modernen Maschinenpark tech-nisch hochwertige Baugruppen undStanzteile sowohl für den Eigenbedarfals auch für externe Kunden in der Grö-ßenordnung von 25 Prozent. Ehrenthalhat die 50-Prozent-Marke angepeilt, dieer in einem zweischichtigen Betriebauch realisieren kann.

Stolz ist Frank Ehrenthal auf ein spe-zielles Teil für die Automobil-Industrie.Dabei handelt es sich um einen Klemm-körper, der sehr filigran ausgebildet istund zu dessen Herstellung ein Folge-Werkzeug mit 2,5 Meter Länge erfor-derlich ist. Auch dieses Teil stellt beson-

eingesetzten Schmierstoffen als das mitder größten Prozesssicherheit heraus-kristallisiert hat.“ Beides ist für Jungsehr wichtig, denn neben den neuen Tei-len aus Edelstahl kommen auch solcheaus Kupfer, Eisen, Bronze, Silber undNeusilber aus den Pressen, die mit ver-schiedenen Schmierstoffen gezogen wer-den und alle auch gereinigt werden müs-sen. „Mit der Pero-Anlage reinigen wirjetzt alle Teile im Hause und habengenug Kapazität für eine mehrschichti-ge Fertigung“, lässt Frank Ehrenthalwissen.

Das gilt vor allem nach den Erfolgenmit der Reinigung der Edelstahl-Teile.Denn die kontinuierliche Destillationmit ausreichender Leistung sorgt fürgleichbleibend saubere Bäder und kur-ze Taktzeiten. In der integrierten Rest-Destillation werden die abgereinigtenSchmierstoffe so weit vom Lösemittelbefreit, dass sie kostengünstig entsorgtwerden können. Das von den Teilenabfließende Medium wird direkt überFilter-Systeme zurück in den Vorrats-tank geführt und damit verhindert, dasssich Schmutzpartikel wieder auf den Tei-len absetzen können.

Die Feinheit der Filter wurde speziellentsprechend den Anforderungen derReinigungs-Aufgabe ausgewählt. Auchfür die Entsorgung der von den Edel-stahl-Teilen abgewaschenen wachsarti-gen Substanz wurde eine einfache undeffektive Lösung gefunden. „Nach derRest-Destillation stockt das Gemisch ausden Schmierstoffen in der Destillationund kann mit einem Schieber bequementnommen werden“, erläutert Gebauerden Prozess in der Maschine.

Frank Ehrenthal ist mit seiner neuenReinigungsanlage voll zufrieden undlobt die Beratung der KönigsbrunnerSpezialisten in höchsten Tönen. Schließ-lich haben sie ihn in die Lage versetzt,höchst komplizierte Teile so zu reinigen,wie es sein Fertigungsablauf erfordert.„Dazu kommt noch,“ ergänzt er sein Lob,„dass wir mit der Anlage keine Anlauf-probleme hatten, sie lief von der erstenMinute an so, wie wir uns das vorge-stellt hatten.“ Natürlich hat der Kaizen-

Das Unternehmen Jung

Für den weltweiten Vertrieb produziert Jung als mittelständisches Unternehmen mitzirka 550 Mitarbeitern Elektro-Installations-Geräte und -Systeme wie Schalter,Steckdosen, Dimmer oder Wächter. Die Verabeitung von blankem oder veredeltemStahl und Edelstahl in Material-Stärken von 0,1 bis 2 mm gehört ebenso zum Tages-geschäft wie die Herstellung von Kontakten aus Buntmetall mit diversen, zum Teilselektiven Oberflächen-Beschichtungen. Die Herstellung von Bandware mitanschließender Oberflächen-Veredelung ist eine interessante Anwendung für dieAutomobil-Zulieferindustrie. Qualifizierte Mitarbeiter in Konstruktion, Werkzeug- und Vorrichtungs-Bau, der Ferti-gung und der Qualitätssicherung stehen mit ihrem umfangreichen Know-how füreine kostengünstige und qualitätsbewusste Produktion von Baugruppen und Stanz-teilen. Flexible Geschäftsabläufe, Kreativität und Erfahrung in Verbindung mit einemzertifizierten, EDV-gestützten Qualitäts-Management-System nach DIN ISO9001:2000 bilden die Grundvoraussetzung für eine zuverlässige Kundenbetreuungvon der Angebotsabgabe bis zur Serien-Lieferung.

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Kontakt:

Jung GmbH, Schalksmühle,Frank Ehrenthal, Tel. 02355 806-171,

[email protected], www.jung.de

Pero AG, Königsbrunn, Robert Huber, Tel. 08231 6011-859,

[email protected], www.pero-ag.de