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Gesundheit älterer Menschen fördern –
Bedeutung einer ausgewogenen
Ernährung,
von ausreichender Bewegung und sozialer
Teilhabe zur Erhaltung der
Selbstständigkeit
Gesellschaftspolitische Sicht
So dramatisch gefährdet die Überalterung Europa (Die Welt, 09.04.2014)
Deutschland überaltert. Wir schrumpfen! Bald gibt
es nur noch 67 Millionen Deutsche (Focus 28.04.2015)
Demografische Zeitbombe : Japan schrumpft im
Rekordtempo (n-tv, 28.01.2018)
Warnung der Bundesbank Überalterte
Gesellschaft bremst Deutschlands
Wirtschaftswachstum (Der Spiegel, 24.04.2017)
Demenz
Prävalenz:
• Zahl der Demenzkranken derzeit 1,2 -1,5 Millionen
• Bis 2050 Verdopplung auf 3 Millionen
• 2/3 der Erkrankten 80 J und älter, 70% Frauen
• 50-70% Alzheimerdemenz
• 15-25% vaskuläre Demenz
• Rest Lewy-Körper-Demenz. Demenz bei M. Parkinson , Frontotemporale Demenzformen
S3-Leitline Demenz, AWMF, Weltalzheimerreport
Demenz
Inzidenz (Rate der Neuerkrankungen)
• Rate an Neuerkrankungen pro Jahr 244000
• Inzidenz stark altersabhängig
S3-Leitline Demenz, AWMF
Alter und Sturzneigung
• 30% der Menschen > 65 fallen jährlich
• Die Hälfte häufiger als 1 x
• Die Häufigkeit von Stürzen steigt pro Lebensdekade um ca. 10%.
• Die Hälfte aller Pflegeheimbewohner fälltmindestens 1 x / Jahr
• Frakturen 6-9%
• Weichteilverletzungen bis 60%
Knochenbrüche im Alter
• Hüftgelenknahe Femurfrakturen
• Wirbelfrakturen
• Beckenfrakturen
• Proximale Humerusfrakturen
• Distale Unterarmfrakturen
Epidemiologie
Die geriatrischen Patienten mit Frakturen machen
bereits heute über 50% der Patienten in der
Unfallchirurgie aus. Ihre Zahl wird sich laut der
Gesundheitsberichterstattung des Bundes in den
kommenden 20 Jahren verdoppeln bis
verdreifachen
Epidemiologie proximale Femurfraktur
• Inzidenz für hüftgelenksnahe Frakturen in Deutschland derzeit bei > 125000/ Jahr (Buecking et al., Dtsch.
Ärztebl. Int110:255-262)
• Bis 2050 Anstieg der Inzidenz um das 5-fache (Bonnaire F, Lein T, Engler KJ (2008) Behandlung der Schenkelhalsfrakturen. Chirurg 79:595–611)
• 1-Jahres-Mortalität von ca. 30% (Gosch, Kammerlander, DMW2014; 139:
1207-1210)
• 5-Jahres-Mortalität lag in einer Studie bei 69% (Kammerlander, Gosch, Arch Orthop Trauma Surg 2011; 131: 1435-1444)
• Funktionell ebenfalls schlechtes Outcome: 25% der Patienten immobil, 50% unfähig das Haus zu verlassen. (Kammerlander, Gosch, Arch Orthop Trauma Surg 2011; 131: 1435-1444)
Abb. 12.36 Rohe Rate der Krebsneuerkrankungen pro 100000 im Jahr 2010 in Deutschland (in Altersgruppen) (Quelle: ).
Quelle: Hämatologie und Onkologie > Geriatrische Onkologie
Autoren: Ernst Späth-Schwalbe
Krebs eine Alterskrankheit
Krebsrate im Alter
• Anteil der über 65 jährigen an der Gesamtbevölkerung der BRD:
• aktuell 17 %
• 2030 ca. 25 %
• Inzidenzrate maligner Erkrankungen• unter 65 jährige ca. 200 / 100.000
• über 65 jährige ca. 2.000 / 100.000
Fazit: Bei gleichbleibender Inzidenzrate nimmt die
Zahl alter Karzinompatienten in den nächsten
30 Jahren um 50 % zu.
Kosten
Hüftgelenksnahe Frakturen:
• Direkte Behandlungskosten 2,5 Mrd €
Demenzbehandlung:
• Kosten der GKV derzeit 5,633 Mrd €
Pflegebedürftigkeit:
• Leistungen GPV 2017 35,2 Mrd €
Was fürchten wir am Alter
• Gebrechlichkeit
• Verlust der Selbständigkeit
• Pflegebedürftigkeit
• Demenz
• Inkontinenz
• Einsamkeit
• Immobilität
• Krankheit
• Altersarmut
Der geriatrische Patient
Geriatrische Patienten sind definiert durch:
• Geriatrietypische Multimorbidität
• Höheres Lebensalter (70 Jahre und älter)
Oder durch
• Alter ≥ 80
Auf Grund der alterstypisch erhöhten Vulnerabilität
des Auftretens von Komplikationen und Folgeerkrankungen
Gefahr der Chronifizierung
erhöhten Risikos für den Verlust der Selbständigkeit/ Bedarf an sozialer Unterstützung (nach UEMS, Malta 2008)
Geriatrische Syndrome
Die „Giganten“ der Geriatrie: die geriatrischen I‘s
• Immobilität
• Impairment von Intellekt/Gedächtnis(Demenz)
• Instabilität /Vulnerabilität/Gebrechlichkeit
• Inkontinenz (Urin und/oder Stuhl)
Geriatrische Syndrome
New kids on the bloc
• Immundefizit
• Isolation
• Insomnia ( Schlaflosigkeit)
• Impecunity (Armut)
• Iatrogen (Krankheit durch medizinische Maßnahmen)
• Irritables Colon
• Impaired eyes / ears
Was ist eigentlich „Altern“
• Keine allgemein gültige Definition
• Vielzahl von Alternstheorien (> 100)
• Altern wahrscheinlich multifaktoriell verursacht
• Genetische Komponente
• Umweltfaktoren
Alternstheorien
Adaptive, evolutionäre Theorien
• Entwicklungs- ,Fortpflanzungs- und
Alterungsphase sind genetisch reguliert. Altern
i.S. einer programmierten Beendigung des
Lebens.
• „Survival of the fittest“. – Die Lebewesen mit
dem „besten“ Erbgut leben am längsten
Alternstheorien
Verschleiß-Theorie
• Zellschädigungen durch Umwelteinflüsse und
ungesunde Lebensweise die nur z.T.
neutralisiert werden können.
• Schäden der Zellwand und DNA akkumulieren
mit der Zeit und bedingen allg.
Funktionsrückgang der Zellen
Definition Altern
Altern kann definiert werden als
eine im Laufe der Zeit eintretende
allmähliche Verschlechterung
der Funktion des gesamten Organismus trotz
optimaler Umweltbedingungen
(Dandekar, 1995)
Normal-Aging, Anti-Aging, Pro-Aging?
• Altern ist kein monokausaler Vorgang
• Es gibt nicht „Die Alternstheorie“
• Altern ist normal, keine Krankheit
• Anti-Aging – Industrie-/Werbungskonzept: Altern
ist reversierbar oder gar vermeidbar
• Geriatrie: Pro-Aging – Akzeptanz und Begleitung
des Alterns als normalen Vorgang
Herz-Kreislauf-System
• Vermindertes Herzminutenvolumen (insbesondere bei Belastung)
• Absinken der max. Herzfrequenz ( ca. ½ Schlag /min pro Jahr). Bei 20J. max. HF etwa bei 200/min, bei 80J. Nur noch 170/min Herzfrequenz möglich.
• Nachlassende Elastizität der Herzmuskulatur
• Nachlassende Elastizität der Koronararterien
• Wandstarre der Hauptschlagader – Anstieg des systolischen Blutdrucks
• Abnahme der max. Sauerstoffaufnahme
Verminderte körperliche Belastbarkeit
Alternsbedingte Einschränkungen der Organfunktion
Alternsbedingte Einschränkung der Organfunktion
Pulmonal:
• Verminderung der Lungenelastizität (Compliance)
• Steifheit der Brustwand
• Verminderung der Atemmuskelkraft
• Herabgesetzte Abwehrmechanismen (reduzierter Hustenreflex, reduzierte Immunität, Abnahme mukoziliarer Transport)
• Abnahme der Lungenbläschen und Wandverdickun
• Verminderung der Pulmonalkapillaren
• Abnahme der Gasaustauschfläche
Infektanfälligkeit, Aspirationsgefahr, verminderte Belastbarkeit
Alternsbedingte Einschränkung der Organfunktion
Gastrointestinal:
• Atrophie von Magen- und Darmschleimhaut
• Abnahme der Intrinsic-factor-, Magensäure- und
Pepsinsekretion
• Reduzierte Aufnahme von Eisen, Kalzium und Vit. B 12
• Verminderter Defäkationsreflex
• Größenabnahme und reduzierte Durchblutung von Leber
und Bauchspeicheldrüse
Erhöhtes Risiko für Malnutrition, Exsikkose, Obstipation,
Divertikulose, Stuhlinkontinenz
Regulation der Nahrungsaufnahme
• Altersanorexie – verringertes Verlangen nach Nahrung im Alter durch
• Abnehmende Sinneswahrnehmungen Geschmack, Geruch, Sehen)
• Gesteigerte Aktivität gastrointestinaler Sättigungsfaktoren
• Veränderungen diverser Nervenbotenstoffe, Hormone und Zytokine
Alternsbedingte Einschränkung der
Organfunktion
Alternsbedingte Einschränkung der Organfunktion
Nierenfunktion:
• Kontinuierliche Abnahme der Filtrationsleistung – im 80. LJ 50% des Ausgangswertes beim 20jährigen
• Abnahme der Nephrone um 30% bis zum 8. Lebensjahrzehnt
• Reduzierte Verdünnungs- und Konzentrationsfähigkeit
Störungen im Salz- und Wasserhaushalt, verminderte Ausscheidung von Medikamenten, Gefahr der Austrocknung
Nicht nur das Äußere ändert sich!
Bilder: www.physiotherapie-es.de; www.physiowissen.de
Kreatinin 1,0 mg/dl
Gewicht 60 kg
Alter 70 Jahre
Kreatinin-Clearance*:
49 ml/min
Kreatinin 1,0 mg/dl
Gewicht 60 kg
Alter 30 Jahre
Kreatinin-Clearance*:
77 ml/min
* Nach Cockroft-Goldformel
Alternsbedingte Einschränkung der Organfunktion
• Zentralnervensystem• Morphologische Veränderungen bei über 75-jährigen:
• Verschmälerungen der Hirnwindungen
• mäßige bindegewebige Verdickung der Hirnhäute
• Abnahme des Gehirngewichtes
• Funktionelle Veränderungen:• Herabsetzung der Gedächtnisleistung
• Verlangsamung der Reaktionsgeschwindigkeit
• Deutliche Einschränkung der Stabilität der Körperachse beim Stehversuch mit geschlossenen Augen
• Abnahme der peripheren Sensibilität (in unterschiedlichem Ausmaß für die einzelnen Körperregionen)
• Verändertes Schlafverhalten (Einschlaflatenz↑, Tiefschlafphasen↓)
Gangstörung, Sturzgefahr↑, Merkfähigkeit↓, Informationsverarbeitung↓, Reaktionsvermögen↓
Immunsystem• Involution von Thymus, Knochenmark und Lymphgewebe
• Abnahme von Lymphocyten (v.a. T-Zellen)
• Eingeschränkte Lymphocytenfunktion (B und T)
Infekt-Gefährdung, Anfälligkeit für
Autoimmunerkrankungen und Tumoren, abgeschwächte
oder fehlende Infektzeichen wie Fieber oder
Veränderung von Blutwerten
Alternsbedingte Einschränkung der Organfunktion
Alternsbedingte Einschränkung der Organfunktion
Bewegungsapparat:
• Abnahme des Kalksalzgehalts der Knochen
(Ostoporose)
• Knorpelschwund und –Auffaserung
• Geringere Belastbarkeit der Sehnen
• Verlust von Muskelmasse und –kraft
• Vom 30-70 LJ 0,3-1,3% Muskelmasse↓ jährlich
• Ab dem 70 LJ 3-4% jährlich
Sarkopenie
Alters-assoziierter Muskelschwund, der über den altersphysiologischen Abbau der Muskulatur hinausgeht.
Jährliche Abnahme der Muskelmasse ab dem 50 LJ um 1-2%:
Abnahme der Muskelkraft
50-60. LJ 1,5% jährlich, danach um 3% Jährlich
Die schnellen Muskel-Fasern
besonders betroffen!
Von Haehling S, Morley JE, Anker SD. 2010;
Abb. 1 Faktoren, die die Entstehung einer Sarkopenie begünstigen, mit dem Versuch
einer ätiologischen Zuordnung (Überschneidungen zwischen beispielsweise
altersassoziierten und krankheitsassoziierten Faktoren sind möglich).
Quelle: Spira D, Steinhagen-Thiessen E, Norman K, et al. Sarkopenie. Klinikarzt. 2017; 46(12): 624 - 629 doi:10.1055/s-0043-
122590
Ursachen Sarkopenie
Frailty (Altersgebrechlichkeit)
Frailty - geriatrisches Syndrom,
• verminderte Resistenz auf Stressoren
• Verursacht durch eine reduzierte funktionelle
Reserve in physiologischen Systemen,
• erhöhte Vulnerabilität für diverse Komplikationen
wie Stürze, Krankenhauseinweisungen
• Verlust der Selbstständigkeit bis hin zum Tod.
Frailty-Kriterien
• Empfinden von Energielosigkeit, Erschöpfung
• ungewollter Gewichtsverlust >5kg/Jahr
• muskuläre Schwäche (Handkraftmessung)
• langsame Gehgeschwindigkeit
• niedriger physischer Aktivitätsgrad
Für alle Parameter gibt es Schwellenwerte:
• 1–2 Kriterien erfüllt: Prefrailty
• 3 und mehr Kriterien erfüllt: Frailty
• Prefrailty und Frailty sind mit einer erhöhten Morbidität und Mortalität verbunden.
Resilienz
Definition:
In der Gerontologie und damit auch in der Geriatrie
subsummiert man unter Resilienz die Fähigkeit,
mittels persönlicher (physisch und psychisch) und
sozial vermittelter Ressourcen auf belastende
Lebensereignisse (Krankheiten, Funktionsverluste,
soziale Belastungen) zu reagieren.
Alter-Krankheit-Funktionalität
• Physiologische Alterungsvorgänge und Multimorbidität sind bedeutende Risikofaktoren für Funktionsstörungen
• Das Verhältnis von Frailty und Resilienz bestimmt das Auftreten von Funktionsstörungen
• Bis zum 70. LJ meist geringes Risiko für Funktionsstörungen
• Funktionelle Einbußen rasch zunehmend ab dem 75.-80. LJ
• Überleben bei Hochbetagten in erster Linie abhängig von den Behinderungen, nicht von der Zahl der Erkrankungen
McGee GA. Johnson AL. Kay DWK. et al. The decription of activities of daily living in five centres in England and Wales. Age and Ageing 1998; 27: 605-613
Landi F. Liperoti R. Russo A. et al. Disability, more than multimorbidity, was predictive of mortality among older persons aged 80 years and older. J Clin Epidemiol 2010; 63: 752-759
Resilienz versus Frailty
Das individuelle Verhältnis von Resilienz und
Frailty entscheidet über subjektives
Gesundheitsempfinden und Funktionalität:
Frailty
Resilienz
Alltagsfunktionen
Erfolgreiches gesundes Altern
• Vermeidung von Multimorbidität
• Vermeidung von Frailty und Sarkopenie
• Erhalt der Funktionalität (Alltagskompetenz)
• Stärkung der Resilienz
Risikofaktor Mangelernährung
Definition Mangelernährung:
Unbeabsichtigter auffälliger Gewichtsverlust
> 5% in 3 Monaten
> 10% in 6 Monaten
Deutlich reduzierte Körpermasse – BMI < 20kg/m²
Leitlinie Klinische Ernährung Geriatrie, Akt. Ernährungsmed. 2013; 38; e1-e48
Zahlen und Fakten
Aktuelle Zahlen und Fakten• Schätzungen gehen davon aus, dass in Deutschland 1,6
Millionen der 19,4 Millionen über 60-Jährigen unter chronischer Mangelernährung leiden.
• Davon leben 1,3 Millionen zu Hause und 330.000 in Altenpflegeheimen.
• Jeder zweite Krankenhauspatient über 75 Jahre ist bei seiner Aufnahme in die Klinik mangelernährt.
DGEM 2013
Zahlen und Fakten
Große Streubreite der Prävalenz:
• Mangelernährung bei zu Hause lebenden selbständigen
älteren Menschen („go-go“) relativ selten
• In Langzeitpflegeeinrichtungen und Krankenhäusern
(„slow-go und no-go“)bis zu 2/3
• Unabhängig von Lebens- und Gesundheitssituation
Risiko für Mangelernährung etwa bei 50% aller älteren
Menschen
Aktuelle Ernährungsmed 2013; 38: e1–e48
Ursachen von Mangelernährung im Alter
Soziale Probleme
• Einsamkeit
• Armut
• Mangelnde Einkaufsmöglichkeit
Ursachen von Mangelernährung im Alter
Körperliche Einschränkungen
• Lähmungen, Gelenkarthrosen
• Schluckstörungen
• Schlechter Zahnstatus
• Mundtrockenheit, Zahnfleischentzündungen
• Immobilität
• Abnahme des Seh-, Geruchs- und
Geschmacksvermögens
Ursachen von Mangelernährung im Alter
Sonstige Ursachen
• Ungünstige Ernährungsgewohnheiten
• Multiple Medikamente
• Mangelnde Wahrnehmung der
(drohenden)Unterernährung durch Verwandte,
Pflegekräfte und Ärzte
Folgen der Mangelernährung
Unspezifische Folgen
• Müdigkeit
• Antriebsarmut
• Schlechter Allgemeinzustand
• Allgemeine Schwäche
Folgen der Mangelernährung
Organfunktionen
Muskulatur
• Beschleunigung der Sarkopenie (bis zu 500 g
Muskelabbau pro Tag)
• Abnahme der Muskelkraft
• Zunehmende Immobilität
• Erhöhtes Sturz- und Frakturrisiko
• Schluckstörungen
Folgen der Mangelernährung
Organfunktionen
Atemmuskulatur
• Eingeschränkte respiratorische Funktion
• Verminderte Hustenkraft Sekretretention
• Haut
• Erhöhte Vulnerabilität
• Erhöhtes Dekubitusrisiko
Folgen der Mangelernährung
Organfunktionen
Immunsystem
• Erhöhte Infektanfälligkeit
• Besiedlung mit multiresistenten Keimen
Gehirn
• Vigilanz
• Konzentrationstörungen
• Kognitive Defizite
• Verstärkung neurologischer Ausfälle
Folgen der Mangelernährung
Krankheitsverlauf• Dekubitusgefahr
• Gestörte Wundheilung
• Erschwerte postoperative Mobilisierung
• Verlängerte Rekonvaleszenz
• Erhöhte perioperative Komplikationsrate (z.T. 50% )- Nosokomiale Infektionen
- Erschwerte Respiratorentwöhnung
- Durchgangssyndrom
• Mortalität sowohl in der Klinik als auch 1 Monat bis 6 Jahre nach Entlassung
Ernährung
Ziele:Bedarfsgerechte EssmengeVerbesserung/Erhalt des ErnährungszustandesVerbesserung/Erhalt körperlicher und geistigerFunktionenVermeidung von KomplikationenEinsparung von Kosten und Ressourcen
Grundprinzipien
Bedarfsorientierte Ernährung• Bedarfsgerechte Aufnahme von Energieund Nährstoffen
• Vermeidung / Verminderung von- Gewichtsverlust / Muskelabbau- Funktionalitätsverlust (körperlich, kognitiv)
Bedürfnisorientierte Ernährung• Wünsche, Vorlieben, Abneigungen• angepasst an Fähigkeiten undRessourcen
Erhalt / Verbesserung der Lebensqualität
Strategien
• Beseitigung / Behandlung der UrsachenBehandlung der Grunderkrankung
• Umgebungsgestaltung• Pflegerische Unterstützung• Ernährungsmaßnahmen
Interdisziplinäre Zusammenarbeit
Ursachen klären
Warum wird nicht (ausreichend) gegessen?• Kauprobleme• Schluckstörung• Depression• Einsamkeit• Schmerzen• Akute Erkrankung• Bewusstseinsstörung• Medikamenteneffekte
...und beseitigen
• Kauprobleme ˃ Zahnbehandlung• Schluckstörung ˃ Schlucktraining• Depression ˃ ggf. Medikation• Restiktive Diät ˃ Vermeiden• Hilfsbedürftigkeit ˃ Unterstützung/Anreichen• Appetithemmende ˃ AbsetzenMedikation
• katabole ˃ adäquate TherapieErkrankung
Orale ErnährungAusgewogene Lebensmittelauswahl
• Ca. 30-35 kcal/ kg KG
• 750 g Obst und Gemüse
• 250 g Vollkornprodukte
• Mindestens 200 ml Milch u. Milchprodukte
• Tgl. 1 Portion Fleisch, Fisch oder Ei (1-1,5 g
Eiweiß/kg KG)
• Tgl. 1 warme Mahlzeit
Bedürfnisorientierte Ernährung
Stimulation der Sinne• Farben• Konsistenz• Textur• Gerüche• Geschmack
Erinnerungen wecken• Lieblingsgerichte
• Essbiographie berücksichtigen
Optimierung des Essensangebots
Individuelle Anpassung des Essens an denBedarf und an die Bedürfnisse des alten Menschen
• Wunschkost – Aufhebung unnötiger Diätvorschriften
• Konsistenzanpassung bei Kau- und Schluckstörungen
• Steigerung des Energie- und Nährstoffgehalts durch
Anreicherung
• vermehrter Einsatz hochkalorischer Lebensmittel
• Nährstoffkonzentrate
• Häufige kleine Mahlzeiten – „Fingerfood“
Effekt von Nahrungssupplementen in der
Geriatrie Metaanalyse zur Trinknahrung (Cochrane Review 2009, Milne
et.al)
• 62 Studien mit insgesamt 10187 Patienten
• 2,2% Gewichtszuwachs in der Interventionsgruppe
• Reduktion der Komplikationsrate um 14%
• Bei mangelernährten Patienten Reduktion der Mortalität
um 21%
• Bei Substitution von mindestens 400 kcal tgl. Reduktion
der Mortalität um 11% (alle Patienten)
Lebensstil, Lebenserwartung und Behinderung
Vermeidung von Über-
gewicht, Rauchen und
übermäßig Alkohol
verlängert die Lebens-
Erwartung um 7 Jahre
Prävention der Demenz
FINGER-Studie (Finnish Geriatric Intervention Study to Prevent Cognitive Impairment and Disabilitiy)
• 1260 Menschen zwischen 60 und 77 J
• Mindestens 6/15 Pkt Cardiovascular Risk Factors, Aging
and Dementia Scale (z.B. Bluthochdruck, Cholesterin↑)
• Kognitives Screening bei allen Teilnehmern (CERAD)
• Kontrollgruppe: Schulung gesunde Lebensweise
• Interventionsgruppe: Ernährungsberatung, Anleitung zu
regelmäßiger körperliche Betätigung, kognitives Training,
Erfassung und Behandlung von vaskulären
Risikofaktoren
Lancet 2015; 385: 2255–63
Prävention der Demenz
© Bild: KNA
Quelle: picture alliance / ZB/woi;cse
© Peter Kneffel/dpa
Quelle: Reto Klar/ZGBZGH/Reto Klar
Training, Mobilität und Sturzrisiko
• Zahlreiche Studien belegen eine effektive
Sturzprävention durch Trainingsprogramme zur
Erhöhung von Kraft und Balance , Z.B. Ulmer
Modell – Senkung der Sturzrate um 40% und
der Frakturrate um 30% in Altenheimen
• Besonders effektive Senkung des Sturzrisikos
durch dual-task-Training – gleichzeitiges
Training von Motorik und Kognition
Jaques-Dalcroze Rhythmik
Bachmann ML. Dalcroze today: an education through and into music.
Oxford University Press Inc., New York, 1991
Tai Chi und Stürze
• Sturzreduktion um 47.5%
• Signifikante Reduktion d.
Sturzangst
• 35 % führten Tai Chi
weiter nach Studienende.
Wolf SL, Barnhart HX, Kutner NG et al. Reducing frailty and falls in older persons: an
investigation of Tai Chi and computerized balance training. Atlanta FICSIT Group. Frailty and
Injuries: Cooperative Studies of Intervention Techniques. J Am Geriatr Soc
1996;44:489-97.
Soziale Teilhabe und Lebenserwartung
MONICA )-Projekt (Monitoring of Trends and Determinants in Cardiovascular Disease)
• 5-Jahres-follow-up Studie im Rahmen des MONICA-
Projekts
• Kohorte von 1030 Männern und 957 Frauen im Alter von
55-74 Jahren
• Einfluss von Familienstand und sozialer Integration auf
die Sterblichkeit
Zusammenfassung
Haupteinflußfaktoren auf die Selbständigkeit und
Lebensqualität im Alter sind:
• Das Verhältnis von Frailty und Resilienz
• Mobilität (Sturzneigung)
• Funktionelle Einschränkungen
• Ernährungszustand/Mangelernährung
• Kognitive Funktion
• Soziale Integration/Teilhabe
Zusammenfassung
Grundlage für ein erfolgreiches Altern und Erhalt der Lebensqualität sind:
• Eine gesunde, bedarfsgerechte und hochwertige Ernährung
• Vermeidung von Frailty und Sarkopenie
• Förderung der Resilienz
• Regelmäßige körperliche und geistige Aktivität
• Gesunde Lebensweise und Reduktion der Kardiovaskulären Risikofaktoren im mittleren Lebensalter
• Soziale und familiäre Einbettung
Aufgaben aus individueller Sicht
• Reduktion von Übergewicht und Alkoholkonsum
sowie Nikotinkarenz spätestens ab dem 40-50 LJ
• Regelmäßig Sport bis ins hohe Alter
• Geistige Aktivität auch nach dem Rentenbeginn
• Anpassung der Ernährung an die Bedürfnisse im
Alter (Eiweiß, Vitamine, v.a. Vitamin D, Calcium)
• Regelmäßige Sozialkontakte, soziales /familiäres
Engagement
Aufgaben für die Gesellschaft
• Wertschätzung des alten Menschen - Pro-Agingstatt Anti-Aging
• Förderung gesunde Ernährung ab dem Schulalter –Unterricht, Mensa, Firmenkantinen, Seniorenheime
• Ernährung im Alter unabhängig von Höhe der Rente
• Präventionsprogramme Kardiovaskuläre Risikofaktoren – Schule, Beruf, Vereine, Sport in jedem Lebensalter
• Seniorensport, Sturzpräventionsprogramme, Überwachungstechnik zur Sturzprophylaxe
• Soziale Integration alter Menschen, Förderung geistiger Aktivität – Senior Experts, Leih-Oma, Mehrgenerationen Wohnquartiere statt Luxus-Stadtvillen