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LBIHPR: A-1020 Vienna, Untere Donaustraße 47, Austria | [email protected] | www.lbihpr.lbg.ac.at | +43 1 2121493 -10 | FAX - 50 in co-operation with academic and practice partners Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen: Ein systemischer Ansatz zu Empowerment und Stärkung der Gesundheitskompetenz von PatientInnen Jürgen M. Pelikan, Christina Dietscher Ludwig Boltzmann Institut Health Promotion Research, WHO-CC Health Promotion in Hospitals and Health Care

Gesundheitskompetente …...Health Literacy. The Solid Facts. (2013) (WHO Regional Office for Europe 2013) WHO-Helsinki Statement on Health in All Policies (2013) Include communities,

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Page 1: Gesundheitskompetente …...Health Literacy. The Solid Facts. (2013) (WHO Regional Office for Europe 2013) WHO-Helsinki Statement on Health in All Policies (2013) Include communities,

LBIHPR: A-1020 Vienna, Untere Donaustraße 47, Austria | [email protected] | www.lbihpr.lbg.ac.at | +43 1 2121493 -10 | FAX - 50

in co-operation with academic and practice partners

Gesundheitskompetente

Krankenbehandlungsorganisationen:

Ein systemischer Ansatz zu

Empowerment und Stärkung der

Gesundheitskompetenz von

PatientInnen

Jürgen M. Pelikan, Christina Dietscher

Ludwig Boltzmann Institut Health Promotion Research,

WHO-CC Health Promotion in Hospitals and Health Care

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2 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

Inhalt

1. Gesundheitskompetenz in der österreichischen Gesundheitsreform

2. Was heißt Gesundheitskompetenz, und warum ist sie wichtig?

3. Historie der Gesundheitskompetenten

Krankenbehandlungsorganisation

4. Was gibt es bereits?

Beispiele für Messinstrumente

Beispiele für Interventionen

Beispiele für organisationale Umsetzung

5. Kritische Würdigung des Konzepts und Vorschlag für eine

Weiterentwicklung unter Berücksichtigung von Qualität und

Gesundheitsförderung

6. Schlussfolgerungen und Empfehlungen

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3 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

Bisherige und laufende Projekte an der

Programmlinie HPH zu Gesundheitskompetenz EC-SANCO Project Migrant-friendly Hospitals (2002-2005)

EC-SANCO Project European Health Literacy Survey (HLS-EU) (2009-2012)

Comparative Report on health literacy in eight EU member states (2012)

Die Gesundheitskompetenz der österreichischen Bevölkerung – nach Bundesländern und im

internationalen Vergleich (2013)

Die Gesundheitskompetenz von 15-jährigen Jugendlichen in Österreich (2013)

Die österreichische Gesundheitskompetenz MigrantInnen Studie (2012-2014)

EC-FP-7 Diabetes Health Literacy (2012-2015)

Vergleich der Effektivität unterschiedlicher Kommunikationskanäle zur Unterstützung von

Selbstmanagement bei Diabetes

Policy Dokumente zur Gesundheitskompetenz

Health literacy. The solid facts (WHO-EURO, 2013)

Gesundheitskompetenz verbessern. Handlungsoptionen für die Sozialversicherung (LBIHPR & SV-

Wissenschaft, 2013)

Gesundheitskompetente Gesundheitsfördernder Krankenbehandlungsorganisation – HP-HLO (2013-15)

Entwicklung und Testung eines organisationalen Assessment-Instruments für HLO unter

Berücksichtigung von Kriterien aus Q, HPH, etc. und mit Bezugnahme auf Rauchfrei,

Babyfreundlich, Selbsthilfefreundlich (Anbindung an Wirkungsziele)

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4 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

1. GESUNDHEITSKOMPETENZ

IN DER ÖSTERREICHISCHEN

GESUNDHEITSREFORM

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5 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

Gesundheitskompetenz hat einen hohen Stellenwert

in der österreichischen Gesundheitspolitik &

Gesundheitsreform!

Als Reaktion auf das relativ schlechte Abschneiden von Österreich

in der HLS-EU-Studie

(aber auch in PISA & PIAAC)

Als Reaktion auf europäische Policy Dokumente

Health 2020“(WHO Regional Office for Europe, 2013)

“Health literacy is a key dimension of Health 2020,

the European health policy framework.” Jakab Z. WHO Regional Director for Europe)

Health Literacy. The Solid Facts. (2013) (WHO Regional Office for Europe 2013)

WHO-Helsinki Statement on Health in All Policies (2013) Include communities, social movements and civil society in the development, implementation and monitoring of

Health in All Policies, building health literacy in the population

Gesundheitsstrategie der Europäischen Kommission 2008-2013 (Together for Health) (EC

2007) “Promotion of health literacy programs for different age groups”

European Review of Social Determinants of Health. (WHO Regional Office for Europe, 2012)

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6 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

Rahmen-Gesundheitsziele für Österreich 2012

Rahmen-Gesundheitsziel 3:

Gesundheitskompetenz der Bevölkerung Stärken

… ein wichtiger Eckpunkt zur Förderung der Gesundheit und der

gesundheitlichen Chancengleichheit der Bevölkerung.

… Menschen dabei unterstützen, im Alltag eigenverantwortliche

Entscheidungen zu treffen, die ihre Gesundheit fördern.

… bei allen Bevölkerungsgruppen, insbesondere bei benachteiligten

Gruppen, die persönlichen Kompetenzen und das

Verantwortungsbewusstsein zu stärken, den Zugang zu verständlicher,

unabhängiger und qualitätsgesicherter Information zu erleichtern sowie das

Bewusstsein für Gesundheitsvorsorge zu fördern.

Im Gesundheitssystem soll die Rolle der Patientinnen und Patienten

bzw. Nutzer/innen und damit auch die Patientensouveränität gestärkt

werden. Für die Menschen soll es auf einfache Weise möglich sein, sich im

Gesundheits-, Bildungs- und Sozialsystem zurechtzufinden und die

Rolle als verantwortliche Partner/innen im System wahrzunehmen

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7 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

Verankerung von Gesundheitskompetenz im Bundes-

Zielsteuerungsvertrag 2013 & Ausarbeitung von spezifischen

Wirkungszielen & Maßnahmen Bundes-Zielsteuerungsvertrag 2013 Art. 2, Abs. 6:

Mehr Transparenz sowie die gestärkte Gesundheitskompetenz der

Bevölkerung ermöglichen die aktive Beteiligung der Menschen an den ihren

Gesundheitszustand betreffenden Entscheidungsprozessen

Steuerungsbereich Ergebnisorientierung, strategisches Ziel 8.3:

Patientensicherheit und Gesundheitskompetenz der Bevölkerung

insbesondere in Bezug auf Information und Kommunikation stärken und

routinemäßig messen

Wirkungsziele:

Das Gesundheitssystem unter Einbeziehung der Beteiligten und

Betroffenen gesundheitskompetenter machen

Die persönliche Gesundheitskompetenz, unter besonderer Berücksichtigung

von vulnerablen Gruppen, stärken.

Gesundheitskompetenz im Dienstleistungs- und Produktionssektor verankern.

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8 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

• Prioritäre Maßnahmen entsprechend dem im Rahmen des R-GZ 3 zu erarbeitenden Umsetzungsprogramms bis Ende 2013 festlegen und schrittweise umsetzen

• Laufender Ausbau des Gesundheitsportals www.gesundheit.gv.at

• Health Literacy Kriterien bei Elga-Ausgestaltung sicherstellen

• Teilnahme an allfälligen EU-Health Literacy Surveys

• Konzipierung eines bundesweit einheitlichen Rahmens für ein telefon- und webbasiertes Erstkontakt- und Beratungsservice bis Ende 2014 und Implementierung (…) bis Ende 2015; Einrichtung von Pilotprojekten auf Landesebene

• Die in der BGK beschlossene Patientensicherheitsstrategie schrittweise umsetzen

M A S S N A H M E N

Bundeszielsteuerungsvertrag

Zielsteuerung Gesundheit

R-GZ – AG Gesundheitskompetenz

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9 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

Das Gesundheitssystem unter Einbeziehung der Beteiligten und Betroffenen

gesundheitskompetenter machen.

Weiterentwicklung der

Kommunikations-kompetenz der

Gesundheitsberufe

Gesundheits-kompetente

Krankenhäuser und

Gesundheits-einrichtungen

Gesundheits-kompetente

Sozial-versicherung

Quelle: R-GZ – AG Gesundheitskompetenz

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10 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

2. WAS HEISST

GESUNDHEITSKOMPETENZ, UND WARUM

IST SIE WICHTIG?

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11 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

Was versteht man unter Gesundheitskompetenz ? – 4 Elemente der

umfassenden Definition der HLS-EU Studie (Sorensen et al 2012)

1) Was macht Gesundheitskompetenz im engeren Sinne aus? 2) Auf welchen allgemeineren Kompetenzen und Fähigkeiten

(Literacies) basiert Gesundheitskompetenz ?

3) Welche besonderen Fähigkeiten sind für das

Informationsmanagement zum Erwerb & zur Anwendung von

relevantem Gesundheitswissen notwendig?

4) Für welche gesundheitsrelevanten Entscheidungen & Handlungen

braucht man Gesundheitskompetenz?

Finden: suchen in Datenangeboten; erfragen von Laien /Experten;

Verstehen: Texte lesen/ gesprochenes Wort / Abbildungen verstehen

Beurteilen: Qualität der Daten / der Daten-Quelle überprüfen können

Anwenden: umsetzen für Bedürfnisbefriedigung im eigenen Kontext /

Situation & navigieren der Systeme

Ressource für gesundheitsrelevante Entscheidungen

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12 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

Gesundheitskompetenz als umfassendes Konzept – Integriertes Modell & Definition der HLS-EU Studie (Sorensen et al 2012)

„Gesundheitskompetenz basiert auf allgemeiner Literacy und umfasst das Wissen, die Motivation und die

Kompetenzen von Menschen, relevante Gesundheitsinformationen in unterschiedlicher Form zu finden, zu

verstehen, zu beurteilen und anzuwenden, um im Alltag in den Domänen der Krankheitsbewältigung, der

Krankheitsprävention und der Gesundheitsförderung Urteile fällen und Entscheidungen treffen zu können, die

ihre Lebensqualität während des gesamten Lebenslaufs erhalten oder verbessern.” (Sorensen et al.2012)

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13 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

Gesundheitskompetenz ist ein relationales, Kontext- oder

Situationsabhängiges Konzept

Quelle: Parker, 2009

Kompetenzen/Fähigkeiten X Anforderungen/Komplexität = Gesundheitskompetenz

Health Literacy Equation: Source: Brach 2013

Gesundheitskompetenz= f (persönliche Kompetenzen/Fähigkeiten, situationsbedingte Anforderungen/Komplexität)

Quelle: Pelikan 2013 (in Tradition von Kurt Lewin)

Kompetenzen/Fähigkeiten Anforderungen/Komplexität Gesundheits-

kompetenz

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14 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

Kompetenzen/Fähigkeiten Anforderungen/Komplexität

Gesundheitskompetenz messen: 3 Strategien

Quelle: Parker, 2009

Gesundheits-

kompetenz

• Messung einzelner

persönlicher

Fähigkeiten durch

Tests

• Selbsteinschätzung der

Schwierigkeit von

gesundheitsrelevanten

Aufgaben

• Messung / Beurteilung

von situativen

Anforderungen (und

Ressourcen)

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15 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

2.2 Matrix der Items des Gesundheitskompetenz

Messinstruments der HLS-EU Studie (Sorensen et al 2012)

Gesundheits-

Kompetenz

= Fähigkeit

Informationen

finden

Informationen

verstehen

Informationen

beurteilen

Informationen

anwenden

für Krankheits-

bewältigung

1) Informationen über

Krankheitsbewältigung

finden

2) Informationen über

Krankheitsbewältigung

verstehen

3) Informationen über

Krankheitsbewältigung

beurteilen

4) Informationen über

Krankheitsbewältigung

anwenden

für Prävention 5) Informationen über

Prävention finden

6) Informationen über

Prävention verstehen

7) Informationen über

Prävention beurteilen

8) Informationen über

Prävention anwenden

für Gesundheits-

förderung

9) Informationen über

Gesundheitsförderung

finden

10) Informationen über

Gesundheitsförderung

verstehen

11) Informationen über

Gesundheitsförderung

beurteilen

12) Informationen über

Gesundheitsförderung

anwenden

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16 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

Kompetenzen/Fähigkeiten Anforderungen/Komplexität

Gesundheitskompetenz verbessern: 3 Strategien

Quelle: Parker, 2009

Gesundheits-

kompetenz

Verbesserung der

allgemeinen / speziellen

persönlichen

Gesundheitskompetenz

durch Lernangebote

Allgemeine Verringerung

von situativen

Anforderungen bzw.

Verbesserung von situativen

Ressourcen durch

Organisationsentwicklung

Kompensation niedriger

Gesundheitskompetenz

durch Sondermaßnahmen

für vulnerable Gruppen

bzw. PatientInnen mit

geringer GK

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17 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

Warum ist Gesundheitskompetenz wichtig?

1. In der Multioptions-Gesellschaft (Peter Gross) müssen wir in unseren

unterschiedlichen Rollen, als Arbeitende, Konsumenten, Bürger und Patienten täglich

und ständig viele Entscheidungen fällen

2. In der Gesundheitsgesellschaft ist jede Entscheidung auch eine

Gesundheitsentscheidung (Ilona Kickbusch)

3. „Gesundheit wird von Menschen in ihrer alltäglichen Umwelt geschaffen und gelebt:

dort wo sie spielen, lernen, arbeiten und lieben“. „Gesundheit entsteht dadurch, dass

man sich um sich selbst und für andere sorgt, dass man in die Lage versetzt ist, selber

Entscheidungen zu fällen und eine Kontrolle über die eigenen Lebensumstände

auszuüben sowie dadurch, dass die Gesellschaft in der man lebt, Bedingungen herstellt,

die all ihren Bürgern Gesundheit ermöglicht.“ (Ottawa Charter, WHO 1986)

4. Bestmögliche Gesundheit ist ein Grundrecht jedes Menschen (WHO 1998)

5. Gesundheitskompetenz ist eine Ressource (neben anderen!) für

gesundheitsbewusste Entscheidungen & Handlungen für die Erhaltung & Verbesserung

der Gesundheit & Lebensqualität

6. Gesundheitskompetenz ist eine soziale Determinante der Gesundheit, die wie

Gesundheit ungleich verteilt ist, aber leichter bzw. direkter beeinflusst und

berücksichtigt werden kann als andere soziale Determinanten!

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18 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

Gesundheitskompetenz (GK) ist wichtig in unterschiedlichen Rollen, Settings,

Systemen,

Individuelle GK

Systemanforderungen

Individuum

Familien-

mitglied

LernendeR

KonsumentIn

ArbeitendeR

BürgerIn

PatientIn

Verkehrs-

teilnehmerIn

TeilnehmerIn

an Medien

KlientIn

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19 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

Warum ist Gesundheitskompetenz von PatientInnen in der

Krankenbehandlung wichtig?

In der Krankenversorgung wird Gesundheit wieder hergestellt durch Ko-Produktion (nicht „Compliance“!) von

PatientInnen und BehandlerInnen, d.h. durch partnerschaftliche

Mit-Entscheidung (Shared Decision Making) &

Mit-Arbeit von PatientInnen

Die Voraussetzungen für Ko-Produktion sind

ausreichende Entscheidungs- & Handlungskompetenzen d.h. Gesundheitskompetenz der PatientInnen,

Diese Voraussetzungen sind von den Vertretern des Krankenbehandlungssystems zu schaffen durch

Enablement, Empowerment & Partizipation der PatientInnen

Dies ist notwendig

aus normativen Gründen (Patientenrechte & Erwartungen der PatientInnen etc.),

aus praktischen Gründen, weil Ko-Produktion Evidenz-basiert der Qualität der Krankenversorgung

(Effektivität, Effizienz & Nachhaltigkeit) dient.

Adäquaterer Einstieg ins professionelle Behandlungs-Systems

Bessere Mitarbeit der PatientInnen bei Diagnose & Therapie

Bessere Diagnoseerstellung

Bessere Compliance bei der Therapie

Weniger Fehler bei der Behandlung

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20 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

Gesundheitskompetenz ist wichtig in den

verschiedenen Stadien der PatientInnenkarriere

1. Gesundenrolle: Beachtung & Einschätzung von Gesundheitsrisiken &

Ressourcen im alltäglichen Leben

2. Eintritt in die Krankenrolle: Beachtung von und Einschätzung der Bedeutung

von Krankheitssymptomen

3. Krankenrolle: Entscheidung Selbstbehandlung/ Inanspruchnahme des

professionellen Krankenbehandlungssystems (KBS)

4. Eintritt in die Patientenrolle: Entscheidungen über Inanspruchnahmen des

professionellen Krankenbehandlungssystems (navigating the system)

5. Akute Patientenrolle: Darstellung der Symptome und der eigenen

Lebenslage (& Fragen) in Anamnese, Visite, Entlassungsgespräch

6. Akute Patientenrolle: Kooperation bei diagnostischen Untersuchungen

7. Akute Patientenrolle: Kooperation bei der Therapie innerhalb und außerhalb

des Krankenbehandlungssystems (shared decision making; compliance)

8. Chronische Patientenrolle: Leben mit einer chronischen Krankheit (self-

management capacity)

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21 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

Inwiefern ist Gesundheitskompetenz anschlussfähig an

Krankenbehandlung und macht einen spezifischen Unterschied?

Gesundheitskompetenz fokussiert auf die Relevanz & die Bedingungen von

Information & Kommunikation & Entscheidungen aller Beteiligten für die

Prozesse & Ergebnisse der Krankenbehandlung

In Bezug auf Krankenbehandlung

Eine entwickelbare & messbare, individuelle & organisationale Ressource, sowohl

Input für und Output von Prozesse(n) & Ergebnisse(n) der Krankenbehandlung mit

starker Verbindung zu Konzepten wie Shared Decision Making, Self-Care-

Management

In Bezug auf Qualität

Eine inhaltlich bestimmte messbare Qualität von Personen und Systemen mit

starker Verbindung zu Konzepten wie Effektivität & Effizienz bzw. zu Nutzer- /

Patientenorientierung und Mitarbeiterorientierung

In Bezug auf Gesundheitsförderung (und Public Health)

Ein messbares auf Personen & Settings anwendbares Kernkonzept der GF mit

starker Verbindung zu anderen Kernkonzepten der GF wie Empowerment

(Enablement) & Partizipation, soziale Determinanten von Gesundheit

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22 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

3. HISTORIE DER

GESUNDHEITSKOMPETENTEN

KRANKENVERSORGUNGSORGANISATION

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23 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

„Gesundheitskompetenz“ – wie kam es zur

Verbindung von Bildung und Gesundheit? Treiber der Entwicklung und Implementierung zunächst in den USA

1. Demografische Entwicklungen

Zunehmend heterogene Bevölkerung, Sozio-ökonomische Ungleichheiten

2. Ökonomie

Wettbewerb zwischen Leistungserbringern

Sicherstellung der Rückvergütung von Leistungen durch Versicherungen

Reduktion von Wiederaufnahmen als Sparpotential für US-Krankenhäuser

Medicare / Medicaid fordern bei bestimmten Diagnosen Strafzahlungen bei

Wiederaufnahmen innerhalb von 30 Tagen

„Affordable Care Act“ in den USA bezieht sich ausdrücklich auf

Gesundheitskompetenz

3. Rechtswesen

Gesundheitskompetenz minimiert Fehler-Risiko

Muttersprachliche und verständliche Dienstleistungen als einklagbares Recht

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24 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

Historische Entwicklung (I) – stark USA-geprägt

19.Jhdt.: „Literacy“ wird v.a. als Lesefähigkeit verstanden

1930er Jahre: Begriff „Functional Literacy“ entsteht definiert als grundlegende

Kompetenzen zur Lebensbewältigung

Anforderungen an „Literacy“ und Komplexität der Definitionen nehmen mit

gesellschaftlichen Anforderungen zu

Gesundheit wird früh als eine dieser Kompetenzen gesehen

Frühe Verbindungen z.B. in indischen und afrikanischen

Alphabetisierungsprogrammen

1974: Begriff „Health Literacy“ erstmals im Kontext schulischer

Gesundheitserziehung erwähnt definiert als „health education meeting minimal

standards for all school grade levels“

1985: Erste Publikation zur Verbindung von Gesundheitserziehung und

Erwachsenenbildung: „Teaching Patients with Low Literacy Skills“ (Doak, Doak &

Root, 1985)

1985: Erster Eintrag zu „Health Literacy“ in der Datenbank MEDLINE (Jamrozik

2010)

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25 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

Historische Entwicklung (II) 1990er: Entwicklung unterschiedlicher Zugänge zur Gesundheitskompetenz im klinischen

Bereich und in der öffentliche Gesundheit (Pleasant, Kuruvilla 2008)

Klinische Gesundheitskompetenz: Fokus auf Fähigkeit der PatientInnen, Interaktionen und

Materialen zu verstehen und danach zu handeln – Risiko-Ansatz

1991: Davis et al. publizieren den „Rapid Estimate of Adult Literacy in Medicine” REALM

1995: Parker et al. publizieren den „Test of functional health literacy in adults“ TOFHLA

Anschließende Publikationen zur Kommunikation zwischen PatientIn und Profi

Gesundheitskompetenz in der öffentlichen Gesundheit: Gesundheitskompetenz als

Determinante gesundheitlicher Chancen – zunehmender Fokus auf Chancengleichheit

2000: „Healthy People 2010“ definiert Gesundheitskompetenz erstmals als Zielvorgabe und

als Produkt individueller Fähigkeiten und Systemanforderungen

2000: Erste Publikation zu Gesundheitskompetenz im Bereich Gesundheitförderung

(Nutbeam) – Gesundheitskompetenz als Outcome

2003: Erste bevölkerungsweite „Literacy“-Befragung in den USA mit Fragen zu 3

Gesundheitsbereichen – klinische, präventive und Systemkompetenzen

Empirische Evidenz für den Zusammenhang zwischen geringer Literacy und schlechter

Gesundheit werden immer deutlicher

2003: Rudd veröffentlicht „Communicating Health: Priorities and Strategies for Progress.

Action Plans To Achieve the Health Communication Objectives in Healthy People 2010”

Erste Bezüge zur Entwicklung des Gesundheitssystems und der Gesundheitsorganisationen

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26 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

Historische Entwicklung (III)

2004: Institute of Medicine veröffentlicht „Health Literacy: A Prescription to end confusion“:

Fokus auf HL als Produkt individueller Fähigkeiten und Anforderungen des Systems

Forderungen nach

Geschulten MitarbeiterInnen

einfachen (Multimedia-) Materialien,

Optimierung struktureller Gegebenheiten (z.B. Beschilderungen in Krankenhäusern) und

Integration von Gesundheitskompetenz in Akkreditierungs- und Qualitätssicherungsprozesse

In Folge: Publikationen greifen zunehmend auch die Systemkomponente auf – z.B.:

Paasche-Orlow et al. (2006): „How Health Care Systems Can Begin to Address the Challenge of

Limited Literacy”

2009: UN-Economic and Social Council verabschiedet Forderung nach nationalen

Aktionsplänen zur Förderung der Gesundheitskompetenz

2010: „National Action Plan to Improve Health Literacy“: Der Fokus auf die Anforderungen

von (Krankenbehandlungs-)Organisation und Patienten verstärkt sich Forderung nach

organisationaler Strategien und Messinstrumenten zur Evaluation

2010: De Walt et al. veröffentlicht das „Health Literacy Universal Precaution Toolkit“

2011: Schillinger & Keller veröffentlichen im Auftrag des Institute of Medicine ein erstes

organisationales Konzept mit 18 Kriterien

2012: IOM veröffentlicht das Diskussionspapier „10 attributes of HL-Organizations“

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27 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

4. WAS GIBT ES BEREITS?

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28 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

Kompetenzen/Fähigkeiten Anforderungen/Komplexität

Gesundheitskompetenz messen: 3 Strategien

Quelle: Parker, 2009

Gesundheits-

kompetenz

• Messung einzelner

persönlicher

Fähigkeiten durch

Tests

• Selbsteinschätzung der

Schwierigkeit von

gesundheitsrelevanten

Aufgaben

• Messung / Beurteilung

von situativen

Anforderungen (und

Ressourcen)

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29 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

Beispiele für Messinstrumente zur Bewertung persönlicher

Fähigkeiten der Bevölkerung / der KlientInnen

Anwendung im klinischen Kontext zur Einschätzung von PatientInnen:

REALM – Rapid Estimate of Adult Literacy in Medicine

TOFHLA – Test of Functional Health Literacy in Adults

NVS – Newest Vital Signs

Anwendung auf Bevölkerungsebene zur Entwicklung nationaler Sstrategien:

HALS – Health Activities Literacy Scale (USA)

HLS-CH – Schweizer Health Literacy Survey

HLS-EU – European Health Literacy Survey

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30 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

Beispiele für Messinstrumente zur Bewertung von

Krankenbehandlungsorganisationen Beurteilung durch KlientInnen

Hospital Consumer Assessment of Healthcare Providers and Systems – HCAHPS (AHRQ,

2007)

Organisationale Selbstbewertung

The Health Literacy Environment Review (Rudd & Anderson, 2006)

Navigation, Schriftliche Kommunikation, Mündliche Kommunikation, Technologie, Vorgaben und Abläufe

The Health Literacy Environment Activity Packet (Rudd, 2010)

Der erste Eindruck – Telefon, Website, der Weg zum Eingang

Health Plan Organizational Assessment of Health Literacy Activities (AHIP, 2010)

Bewertung schriftlicher Informationen, Bewertung der Kundenfreundlichkeit der Website der Organisation,

Kundenfreundlichkeit, Formulare, Telefondienst, Case / Disease Management

enliven Organizational Health Literacy Self-assessment Tool (enliven, 2013)

Organisationsperspektive / Self-Assessment

Orientiert an den 10 Merkmalen nach Brach et al.

Kombinierte Einschätzungen durch Leitung, MitarbeiterInnen, PatientInnen

AHRQ Health Literacy Tools for Use in Pharmacies (Jacobson, 2007)

Communication Climate Assessment Toolkit (AMA, 2008)

Qualitätsleitlinien z.B. der Joint Commission – Verständlichkeit und kulturelle

Angemessenheit von mündlicher und schriftlicher Kommunikation

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31 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

Beispiele für mögliche Konsequenzen von

Gesundheitskompetenz in der Krankenbehandlung Kommunikationsergebnisse

Rückbestätigung des Verständnisses durch die PatientInnen (teach-back)

(Nicht-)Einhalten von Terminen

Gesundheitswissen

Fragen zum Gesundheitszustand, zu notwendigen Maßnahmen und

deren Begründungen können besser beantwortet werden

Gesundheitshandeln

Mehr Compliance / Adherance / Koproduktion

Weniger Fehler in der Medikamenteneinnahme

Bessere Lebensstilentwicklung

Kennzahlen auf Organisationsebene

(Reduzierte) Wiederaufnahmeraten

Patientenzufriedenheit

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32 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

Kompetenzen/Fähigkeiten Anforderungen/Komplexität

Gesundheitskompetenz verbessern: 3 Strategien

Quelle: Parker, 2009

Gesundheits-

kompetenz

Verbesserung der

allgemeinen / speziellen

persönlichen

Gesundheitskompetenz

durch Lernangebote

Allgemeine Verringerung

von situativen

Anforderungen bzw.

Verbesserung von situativen

Ressourcen durch

Organisationsentwicklung

Kompensation niedriger

Gesundheitskompetenz

durch Sondermaßnahmen

für vulnerable Gruppen

bzw. PatientInnen mit

geringer GK

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33 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

Beispiele für Interventionen zur Verbesserung allgemeiner /

spezifischer persönlicher Gesundheitskompetenz

Klinischer Kontext

Allgemeine und spezifische Patientenschulungen

Public Health-Kontext

Kampagnen

Gesundheitsmessen

Kooperation mit anderen Organisationen in der Region -

Gesundheitserziehung

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34 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

Beispiele für Interventionen zur Verringerung

situativer Anforderungen Health Literacy Universal Precaution Toolkit (DeWalt et al., 2011)

Fokus auf persönliche Kommunikation:

Plain Language / Alltagssprache

“Ask me three”

Was ist mein Hauptproblem?

Was muss ich tun?

Warum ist es wichtig für mich, dass ich das tue?

Teach-Back

Fokus auf Orientierung / Gestaltung der Umgebung, Fokus auf Gestaltung von

Produkten

The health literacy environment of hospitals and health centres (Rudd, Anderson

2006) Leistysteme, Richtlinien für Produkte etc.

Fokus auf Naht- / Schnittstellenmanagement

Re-engineered Discharge (RED) Toolkit (AHRQ, 2013)

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35 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

Erste Annäherung an

einen organisations-

umfassenden Ansatz

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36 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

Gesamtansatz „Gesundheitskompetente

Krankenbehandlungs-Organisation“ (Brach et al. 2012)

“Eine

gesundheitskompetente

Organisation erleichtert es

den Menschen,

Informationen und

Dienstleistungen für ihre

Gesundheit zu finden, zu

verstehen und nutzen.”

(Brach et al. 2012)

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37 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

10 Merkmale einer gesundheitskompetenten Organisation

(Brach et al. 2012): Die Organisation …

1. Hat eine Führung, die Gesundheitskompetenz unterstützt

2. Integriert Gesundheitskompetenz in die strategische Planung, Evaluation und

Qualitätssicherung

3. Schult die MitarbeiterInnen

4. Bezieht die Zielgruppen in die Entwicklung von Materialien mit ein

5. Geht auf die Bedürfnisse aller (auch vulnerabler Gruppen) ein, ohne zu stigmatisieren

6. Verwendet effektive Kommunikations-Strategien einschließlich Rückbestätigung des

Verständnisses

7. Garantiert einfachen Zugang zu Informationen und Angeboten und unterstützt die

Navigation durch die Organisation / das System

8. Entwickelt leicht verständliche und anwendbare schriftliche und audiovisuelle Materialien

in Ergänzung zur gesprochenen Kommunikation

9. Unterstützt Gesundheitskompetenz in Hochrisiko-Situationen wie z.B. Patienten-Transfers

und Richtlinien zur Medikamenten-Einnahme

10. Kommuniziert klar über Kosten und Selbstbehalte

GK-sezifisch Gesundheitsförderungsbezogen Change / Qualitäts- / Risiko-Management

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38 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

Umsetzungserfahrungen mit den 10 Merkmalen in den USA

(Quelle: Organizational Change to Improve Health Literacy: Workshop Summary,

IOM 2013 )

Einzelorganisationen – v.a. non-profit, in sozio-ökonomischen Brennpunkten

Fanklin Memorial Hospital, Maine

New York University Langone Medical Center / Bellevue Hospital Center

Shared Care Free Clinic, Jackson County, Missouri

St. Vincent Charity Medical Centre, Ohio

University of New Mexico Hospitals

Urban Health Plan Inc., New York (Primary Care, Community Care)

Verbände von Krankenhäusern und anderen Krankenbehandlungseinrichtungen

Carolina Healthcare System (einer der größten Träger der USA mit etwa 60.000 Angestellten)

Iowa Health System

North Shore – Long Island Jewish Health System (Leistungsempfänger sprechen 176 verschiedene

Sprachen)

Novant Health (Non-Profit, Virginia, North und South Carolina, Georgia

Pharmazeutische Unternehmen

Eli Lilly (Indianapolis, Indiana) – erster Anbieter von Insulin für Diabetiker

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39 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

Beispiel: Tagesprogramm für Diabetiker

8 Stunden schlafen

Nach dem Aufstehen: Zähneputzen, Zahnseide anwenden

Duschen, Fußkontrolle

Blutzucker bestimmen und notieren

Insulin und Medikamente nehmen

Ein ausgewogenes Frühstück essen

2h PP-Glukosewert testen

Mittag- und Abendessen planen

Lebensmittel einkaufen

Blutzucker bestimmen und notieren

Ausgewogenes Mittagessen einnehmen, Insulin einnehmen

30 Minuten Aerobic

Ein ausgewogenes Abendessen einnehmen

Blutzucker bestimmen und notieren

2h PP-Glukosewert testen

Entspannungstechniken anwenden

Vor dem Schlafengehen: Insulin einnehmen

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40 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

Merkmal 1, 2 – Führung unterstützt Gesundheitskompetenz, strategische

Planung, Evaluation und Qualitätssicherung: Umsetzungserfahrungen

Implementierung von Steuerungsgruppen und Teams

Professionelle Organisationsentwicklung

Systematische Organisationsdiagnosen

Systematische Umweltdiagnosen: was brauchen BürgerInnen, was Dienstleister?

Integration in Leitbilder, Werte, Grundsätze

Zielvorgaben und Roll-Out-Strategien bei großen Trägern / Verbänden

Einbau in Qualitäts- und Fehlermanagement

Orientierung an Akkreditierungsprogrammen wie z.B. JCI

ExpertInnen für Patientenschulungen in Qualitätsteams

Kommunikationsregeln als Bestandteil von Fehler- und Risiko-Management

Enge Kooperation mit Arbeitsgruppen zur Patientenschulung

Einbau von Fragen zur Gesundheitskompetenz / zur Schwierigkeit von Aufgaben in

Patientenbefragungen

Sicherung der Kontinuität

Erfolgsdokumentation zur Überzeugung bei Management-Wechsel

Externe Anerkennung / Preise

Patientenmehrheit im Board (Federally Qualified Health Centers)

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41 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

Merkmal 3 – Schult die MitarbeiterInnen:

Ausgewählte Umsetzungserfahrungen

Großflächige Schulungen für Tausende MitarbeiterInnen mit anschließenden

Tests

Alle Gruppen von MitarbeiterInnen berücksichtigen, auch TelefonistInnen,

Reinigungskräfte, …

Onsite-Feedback durch Auszubildende – beide Seiten lernen

Verhaltensregeln für MitarbeiterInnen entwickeln und festigen

„Grandma-Test“ – könnte mich die eigene Großmutter verstehen?

Methoden wie Teach-Back oder Alltagssprache auch in Fortbildungen einsetzen,

die keinen Bezug zur Gesundheitskompetenz haben (z.B. Arbeitssicherheit)

Den Einsatz von Kommunikationsmethoden im Alltag absichern

Gesundheitskompetenz als Thema in der Einschulung neuer MitarbeiterInnen

Den Einsatz von Teach-Back in die Routinedokumentation aufnehmen

Meinungsmacher gewinnen

Poster mit Handlungsgrundsätzen in allen Organisationseinheiten

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42 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

Merkmal 4 – Einbeziehung der PatientInnen in die Entwicklung

von Materialien: Ausgewählte Umsetzungserfahrungen

PatientInnen als Teil des Patient education team

Kooperationen mit externen Gruppen

Gruppen von Erwachsenen mit geringer Lesefähigkeit

RepräsentantInnen unterschiedlicher kultureller, sozialer und

Sprachgruppen

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43 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

Merkmal 5 – die Bedürfnisse aller berücksichtigen, ohne zu

stigmatisieren: Ausgewählte Umsetzungserfahrungen

Dolmetschdienste nutzen

Video-Dolmetschen

Auch Gebärdensprache

Dolmetschdienste in Techniken wie Ask me Three oder

Teach-Back einschulen

Schriftliche Materialien in allen erforderlichen Sprachen

Schriftliche Materialien in unterschiedlichen Schriftgrößen

Bildmaterial

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44 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

Merkmal 6 - Effektive Kommunikationsstrategien: Ausgewählte

Umsetzungserfahrungen

Die Vorbereitung der PatientInnen auf den Arztbesuch unterstützen

Notizbuch für PatientInnen Fragen zu stellen ist die Aufgabe der PatientIn. Gute Antworten sind die Aufgabe des Dienstleisters

Im Notizbuch werden auch Instruktionen festgehalten

Auch Kommentare / Lob

Vorbereitungsblatt (Fragen zum Bearbeiten während der Wartezeit)

Das Zusammentreffen gestalten

Augenkontakt

„Ask me three“

„HELPix“: Kombination von schriftlichen Materialien mit Bildern, Zeigen und

Erklären + Teach-Back zur Vergewisserung des Verständnisses

Auf wichtige Informationen fokussieren

Z.B. eher Kurzzeit- als Langzeitperspektiven ansprechen

„Chunking and checking“ – Informationen in kleine Einheiten herunterbrechen

Instruktionen geben

Alltagssprache benutzen, z.B. unterstützt durch Alltagssprache-Thesaurus

Schriftliche Information auf eine Seite komprimieren

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45 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

Merkmal 7 – unterstützt leichten Zugang und die

Navigation: Ausgewählte Umsetzungserfahrungen

Verbesserung der Vor-Information

Web-Portale

Verbesserung der Orientierung in der Organisation

Piktogramme im Leitsystem

Zusammenarbeit mit ehrenamtlichen Unterstützern, z.B. „Greeters“

Einsatz von mystery shoppers

Tracer-Methode: „Verfolgung“ ausgewählter PatientInnen auf

ihrem Weg durch die Organisation (eingesetzt von JCI)

Verbesserung der Orientierung im System

Zusammenarbeit mit kooperierenden Gesundheitseinrichtungen

Einsatz von Case Managern

Follow-Up

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46 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

Merkmal 8 – leicht verständliche und anwendungsorientierte

schriftliche und audiovisuelle Materialien: Ausgewählte

Umsetzungserfahrungen

Analyse der aktuell verwendeten Materialien auf Verständlichkeit und

Anwendungsorientierung

Zusammenarbeit mit Patientengruppen und „Adult Learners“

Entwicklung neuer Materialien

Materialien orientiert an Ask-me-Three

Verwendung von Piktogrammen z.B. zur korrekten Medikamenteneinnahme und -

aufbewahrung (z.B. für „Medikament schütteln“)

Bereitstellung von Mustervorlagen

Einsatz neuer Medien

Computerprogramme, die die rasche Anfertigung von maßgeschneiderten

Instruktionen für die Einnahme einer Vielzahl von Medikamenten ermöglichen

Schulungs-Videos in Patientenzimmern und Wartezonen von Ambulanzen

Spezifische Patientenportale im Web

Qualitätssicherung

Verpflichtende Begutachtung der Materialien vor dem Einsatz

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47 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

Merkmal 9 – Berücksichtigung von Gesundheitskompetenz in

Hochrisiko-Situationen: Ausgewählte Umsetzungserfahrungen

Schwere akute Erkrankung – Beispiel Herzversagen:

Vermittlung grundlegender Informationen mit Fokus auf

Tag 1: Wissen

Tag 2: Fähigkeiten

Tag 3: Einstellung

Entlassung

Einbeziehung von PharmazeutInnen in die Entlassung

Mitgeben von benötigten Hilfsmitteln wie z.B. Waage /

Messbecher, …

Follow-Up

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48 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

5. KRITISCHE WÜRDIGUNG UND

VORSCHLAG FÜR EINE

SYSTEMATISCHE

WEITERENTWICKLUNG

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49 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

Kritische Würdigung

HLHCO = Großer Schritt von Individuen-bezogener

Gesundheitskompetenz bzw. Verhalten, mit allen

Möglichkeiten der individuellen Schuldzuschreibung, zu

Settings-, Whole-Systems oder Verhältnis-Ansatz

Pragmatische Heranziehung vieler vorhandener empirisch

bewährter Messinstrumente bzw. Maßnahmen der

Intervention zur Verbesserung von Gesundheitskompetenz

bzw. Berücksichtigung eingeschränkter

Gesundheitskompetenz

Aber dennoch Defizite, die Weiterentwicklung nahelegen!

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50 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

Kompetenzen/Fähigkeiten Anforderungen/Komplexität

Organisationales Gesamtkonzept: Bisher unterschiedlich

starker Fokus auf den drei Möglichkeiten von Messung

und Intervention

Quelle: Parker, 2009

Gesundheits-

kompetenz

Verringerung von situativen

Anforderungen,

Verbesserung von situativen

Ressourcen

(Neue niederschwellige

Services)

Kompensation niedriger

Gesundheitskompetenz

????

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51 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

Spezifika & Einschränkungen des HLO-Konzeptes

als Gründe für seine notwendige Weiterentwicklung HLHCO wurde entwickelt

1) Für das US-amerikanische Krankenbehandlungssystem

1) mit einer stark gesundheitsökonomischen Perspektive

2) eingeschränkt auf PatientInnen als Zielgruppe

3) und deren kurativer somatischer Behandlung

2) Basierend auf der Perspektive der individuellen (Health) Literacy ohne hinreichenden

Bezug auf andere im Krankenbehandlungssystem gängige Reformkonzepte (Qualität,

Gesundheitsförderung)

3) Als pragmatische Liste von 10 Charakteristika sehr unterschiedlicher Provenienz mit

z.T. unklaren Abgrenzungen & mangelder Differenzierung der Sub-Dimensionen

4) Ohne ausreichende Vorstellungen von konkreter organisationaler Implementierung

(z.B. Kapazitätsentwicklung) und notwendigen allgemeinen Voraussetzungen im

Krankenbehandlungssystem (z.B. Ausbildung der Gesundheitsberufe, Ziele und

finanziellen Regelungen der Krankenbehandlung, Forschung)

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52 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

Matrix der Dimensionen der Gesundheitskompetenz der HLS-

EU Studie (Sorensen, et al 2012) als Systematik für die HLHCO

Gesundheits-

Kompetenz

= Fähigkeit

Informationen finden /

Informationen

(Services) auffindbar

anbieten

Informationen

verstehen /

Informationen

(Services) verständlich

anbieten

Informationen

beurteilen /

Informationen

(Services) beurteilbar

anbieten

Informationen

anwenden /

Informationen

(Services) anwendbar

anbieten

für Krankheits-

bewältigung

1) Informationen über

Krankheitsbewältigung

finden

2) Informationen über

Krankheitsbewältigung

verstehen

3) Informationen über

Krankheitsbewältigung

beurteilen

4) Informationen über

Krankheitsbewältigung

anwenden

für Krankheits-

Prävention

5) Informationen über

Prävention finden

6) Informationen über

Prävention verstehen

7) Informationen über

Prävention beurteilen

8) Informationen über

Prävention anwenden

für Gesundheits-

förderung

9) Informationen über

Gesundheitsförderung

finden

10) Informationen über

Gesundheitsförderung

verstehen

11) Informationen über

Gesundheitsförderung

beurteilen

12) Informationen über

Gesundheitsförderung

anwenden

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53 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

Explizite Verwendung von Qualitätskonzepten für die HLHCO

bzw. Gesundheitskompetenz als Qualitätskriterium

Donabedian: Strukturen Prozesse Ergebnisse

Deming-Kreis: Plan – do – check – act

EFQM-Modell als Grundlage der Implementierung von

Gesundheitskompetenz in Krankenbehandlungsorganisationen

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54 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

Einbau des Konzepts der gesundheitskompetenten

Krankenbehandlungsorganisation in Strategien und Standards

des Gesundheitsfördernden Krankenhauses 10 Merkmale von GK-KBO (IoM)

1. Führung unterstützt GK

2. GK integriert in Planung,

Evaluation, Qualitätssicherung

3. Schulung der MitarbeiterInnen

4. Kooperation mit Zielgruppen in

der Materialentwicklung

5. Berücksichtigung der

Bedürfnisse aller (auch

vulnerabler Gruppen)

6. Einhaltung spezifischer

Kommunikationstechniken &

Rückbestätigung des

Verständnisses

7. Leichter Zugang zu

Informationen und Angeboten

8. Verwendung von gedruckten &

audivsuellen Materialien in

Ergänzung zur gesprochenen

Kommunikation

9. Unterstützung von GK in

Hochrisiko-Situationen

10. Klare Kommunikation über

Kosten

18 HPH

Strategien PAT MIT REG

GF-

Selbstreproduktion Leben im KH

Arbeitsleben

im KH Zugang

GF-Koproduktion

von …

Diagnose,

Behandlung Arbeit

Integrierter

Versorgung

GF-Setting Für PatientInnen

Für

MitarbeiterInnen

Für

EinwohnerInnen

GF-Management von

… Krankheiten

GF-Entwicklung von

… Lebensstilen

GF-Regionales

Setting … Für PatientInnen

Für

MitarbeiterInnen

Für

EinwohnerInnen

5 Standards von GF im KH

1. Managementgrundsätze

2. Patienteneinschätzung

3. Patientenintervention

4. Ein gesunder Arbeitsplatz

5. Kontinuität und Kooperation

7 HPH

Implementierungs-

strategien

Stru Pro Out

1. Definieren S1 P1 O1

2. Messen S2 P2 O2

3. Verbessern S3 X X

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55 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

Kapazitätsentwicklung für gesundheitskompetente

Gesundheitsorganisationen Persönliche Fähigkeiten der Dienstleister

Kommunikationskompetenz

Organisations- und Systemkompetenz

Organisationale Kapazitäten

Veränderungskompetenz

Klare Verantwortlichkeit für Gesundheitskompetenz

Grundsätze, Programme und Aktionspläne für Gesundheitskompetenz

Systematische Integration von Gesundheitskompetenz in Qualitätsmanagement,

Personalentwicklung etc.

Kapazitäten im Gesundheitssystem

Gesetzliche Rahmenbedingungen

Fortbildungsangebote und Integration in die Berufsausbildungen

Finanzierungsmöglichkeiten

Provider von Materialien

Integration in Qualitätskonzepte und Akkreditierungskriterien

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56 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

6. SCHLUSSFOLGERUNGEN

UND EMPFEHLUNGEN

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57 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

Schlussfolgerungen

Gesundheitskompetenz ….

…spielt auch in der österreichischen Gesundheitspolitik eine immer

wichtigere Rolle

…kann einen beträchtlichen Beitrag zur Verbesserung der

Behandlungsergebnisse leisten

…kann Teil von Strategien der Gesundheitsförderung im

Krankenbehandlungssetting sein – und diese unterstützten

…am besten im Rahmen eines weiter entwickelten organisationalen

Gesamtkonzepts (gesundheitskompetente

Krankenbehandlungsorganisation)

… braucht dazu aber Unterstützung aus dem Gesundheitssystem und

der Forschung hinsichtlich weiterer konzeptueller Klärungen und der

Entwicklung von Tools für Messungen & Interventionen

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58 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

Umsetzungsempfehlungen

1. Formulierung einer spezifischen Gesundheitskompetenz-Policy für

Krankenbehandlungsorganisationen, die in das Qualitäts-,

Gesundheitsförderungs-, und allgemeine Management bzw. in

Akkreditierungs-/ Zertifizierungsverfahren eingebaut werden kann.

2. Sammlung / Entwicklung / Erforschung von organisationalen

Gesundheitskompetenz Tools

1. Strategien & Standards mit messbaren Elementen für Assessments

2. Best Practice Interventionen / Maßnahmen zur Implementierung

3. Kapazitätsentwicklung für organisationale Gesundheitskompetenz in

konkreten Krankenbehandlungsorganisationen

1. Spezifische Ressourcen (Implementationsprojekte, Regeln & Einheiten

/Verantwortliche) für Gesundheitskompetenz

2. Aufbau der Gesundheitskompetenz von MitarbeiterInnen

3. Als Start Pilots für Gesundheitskompetenzverbesserung in einzelnen Stationen /

Abteilungen / Einheiten

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59 Pelikan, J.M., Dietscher, C. 2013: Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen. Referat im Rahmen der LBIHPR-Jour Fixe-Reihe

Jürgen M. Pelikan [email protected]

Christina Dietscher [email protected]

VIELEN DANK FÜR IHRE

AUFMERKSAMKEIT!