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Glaube und Vernunft Glaube und Vernunft (21.6.05): (21.6.05): Was ist „Glauben“? Was ist „Glauben“? Daniel von Wachter http://www.lrz-muenchen.de/~dvw/lv/05ss/

Glaube und Vernunft (21.6.05): Was ist „Glauben“?

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Glaube und Vernunft (21.6.05): Was ist „Glauben“?. Daniel von Wachter http://www.lrz-muenchen.de/~dvw/lv/05ss/. Was ist Wissen?. Was ist bei „Wissen“ das genus proximus? Überzeugung (Glaube) Also Def: Unter einem Wissen versteht man: eine Überzeugung, die ... - PowerPoint PPT Presentation

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Page 1: Glaube und Vernunft (21.6.05):  Was ist „Glauben“?

Glaube und Vernunft (21.6.05): Glaube und Vernunft (21.6.05): Was ist „Glauben“?Was ist „Glauben“?

Daniel von Wachterhttp://www.lrz-muenchen.de/~dvw/lv/05ss/

Page 2: Glaube und Vernunft (21.6.05):  Was ist „Glauben“?

Was ist Wissen? Was ist Wissen?

Was ist bei „Wissen“ das genus proximus?– Überzeugung (Glaube) – Also Def: Unter einem Wissen versteht man: eine

Überzeugung, die ... Kandidaten für differentiae specificae?

– wahr– rational (internalistisch; Gegenbeispiele von

Gettier)– durch den Gegenstand auf geeignete Weise

erzeugt (externalistisch, z.B. Verläßlichkeit (reliabilism))

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„„Wissen“ i.e.S. & i.w.S.Wissen“ i.e.S. & i.w.S.

I.e.S.: Glauben (Überzeugung) ist nie wissen, und wissen ist nie glauben.

I.w.S. dagegen: Jedes Wissen ist ein Glauben.

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Was ist ein Modell von Warrant?Was ist ein Modell von Warrant?

Ein Modell von Warrant für Gottesglauben ist

– eine Beschreibung, wie es sein könnte, daß Gottesglaube Warrant hat

Vier Merkmale1. Epistemisch möglich2. Es gibt keine schlagenden Einwände (das

Modell ist nur durch Argumente gegen die Wahrheit des Theismus zu schlagen)

3. P hält das Modell für wahr4. Wenn das Christentum wahr ist, ist das Modell

wahr

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Plantingas Theorie von WarrantPlantingas Theorie von Warrant

A belief enjoys warrant – when it is formed by properly functioning

cognitive faculties– in a congenial epistemic environment– according to a design plan successfully

aimed at truth (291u)

Page 6: Glaube und Vernunft (21.6.05):  Was ist „Glauben“?

Is Belief in God Warrant-Basic?Is Belief in God Warrant-Basic?

„If theistic belief is false, it is not produced by cognitive processes successfully aimed at the truth, and hence does not have warrant.“

„If theistic belief is true, then it does have warrant.

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Swinburne: Plantinga on WarrantSwinburne: Plantinga on Warrant

Plantinga untersucht nicht, ob christliche Überzeugungen Warrant haben.

„It may be that not many theists believe on the basis of argument, though my view is that quite a number do believe on the basis of the crudest of arguments tha theism ‚makes sense of the world‘. But I certainly think that a lot of Christian theists have some rather weak beliefs, which ought to be abandoned in the face of objections from evil and from biblical criticism – unless aruments can be given to meet these objections.“ (207)

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Swinburne: RationalitätSwinburne: Rationalität

Plantinga übergeht die Frage, ob christliche Überzeugungen internalistisch gerechtfertigt sind. – Eine Überzeugung einer Person S ist rational, wenn S‘s

Evidenz sie wahrscheinlich macht. Welches ist die wichtigere Frage, Plantingas oder

Swinburnes? Welche verschiedenen Arten internalistischer

Rechtfertigung gibt es? (208) Warum könnte man sich über die scharfe

Unterscheidung zwischen der De jure und der De-facto-Frage wundern? (209)

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Plantingas Antwort auf SwinburnePlantingas Antwort auf Swinburne

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Was ist „Glauben“? Was ist „Glauben“? (bes. im Christentum)(bes. im Christentum)

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LiteraturLiteratur

Pflichtlektüre: Swinburne, Richard. 1981. Faith and Reason. Oxford: Clarendon, Kap. 4.

Weitere Lektüre: – Die anderen Kapitel von Swinburne Faith and Reason – Adams, R.M. The Virtue of Faith (OUP, 1987) Part I. – Kutschera, Franz von. 1991. Vernunft und Glaube, S. 120-

139 ("Glaube und Vertrauen"). – Penelhum, T. ed Faith (Macmillan, 1989) – Pojman, Louis: Religious Belief and the Will (Routledge &

Kegan Paul, 1986) – Mackie, J.L. The Miracle of Theism (Clarendon, 1982) ch 11

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Vorkommnisse von „Glauben“ im Vorkommnisse von „Glauben“ im ChristentumChristentum

Die Bibel (NT)– „Sei getrost, meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen.

Und die Frau wurde gesund zu derselben Stunde.“ (Mt 9:22)– „Denn also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen

eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ (Joh 3:16)

– „So halten wir nun dafür, daß der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, (allein) durch den Glauben.“ (Rm 3:28)

Glaubensbekenntnisse (z.B. Nizäa 325)– „Ich glaube an Gott, den Vater, den Schöpfer ...“

(„.“ / „Credo in unum deum ...“)

In anderen Religionen wird möglicherweise unter Glaube etwas anderes verstanden!

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Mögliche Auffassungen von GlaubenMögliche Auffassungen von Glauben

Ist (christl.) Glaube = Fürwahrhalten? – Wie starkes Fürwahrhalten wovon ist nötig?

Ist Glaube mehr als Fürwahrhalten? – Keine bösen Taten (z.B. kein Ehebruch)– Gute Taten (z.B. 20% des Nettoeinkommens

spenden)– religiöse Pflichten (z.B. Kirchgang)– auf Gott bezogene Haltungen (z.B. Vertrauen,

Buße, Vergebung erbitten, Bekehrung, Gehorsam) Gehört zum Glauben gar kein Fürwahrhalten?

(„Religious non-realism“)

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Die Thomistische AuffassungDie Thomistische Auffassung

(Nach Swinburne 1981, Kap. 4)Thomas von Aquin (1206-1280)An Gott glauben heißt, zu glauben, daß

Gott existiert. (105)– Dazu noch einige andere Propositionen.– Auch Teufel haben demnach Glauben!

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Thomas (cont)Thomas (cont)

– Ferner: Glauben heißt, nicht wissen (zumindest manches).

„As Aquinas uses the terms, belief is a state inferior to, and incompatible with, knowledge.“ (ST 2a,2ae,1&2)

Hugo von St. Victor: „Faith is a form of mental certitude about absent realities that is greater than opinion and less than knowledge.“

Wie wird „Wissen“ heute verwendet? Was meint Swinburne mit „mere belief“? (106) von Kutschera verwendet „glauben“ „im starken Sinn“

(121): subjektive Wahrscheinlichkeit 1. Unterscheide Überzeugungsstärke und Gewißheit

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Thomas (cont):Thomas (cont):Die Relativität von ÜberzeugungenDie Relativität von Überzeugungen

„To believe that p is to believe that p is more probable than any alternative; and what belief amounts to depends on which alternatives are being considered.“ (108, vgl. 119)

Was ist die Kontrastalternative bei chr. Glaubensüberzeugung? – Unklar. Die Negation oder best.

Alternativlehren.

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Proseminar: Glaube & VernunftProseminar: Glaube & Vernunft28. Juni 200528. Juni 2005

Daniel von Wachterhttp://www.lrz-muenchen.de/~dvw/lv/05ss/

[email protected]

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WiederholungWiederholung

Frage: Was ist (christlicher) Glaube? – Fürwahrhalten? – Taten? – Vertrauen ()?

Bekehrung ()? Thomas von Aquin:

Glaube ist ...– Fürwahrhalten von der christlichen Lehre – Aber:

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Thomas (cont): Glaube und ErlösungThomas (cont): Glaube und Erlösung

T unterscheidet Glauben und verdienstvollen Glauben.– Nur freiwilliger Glaube ist verdienstvoll

Einwand: Man kann seine Überzeugungen nicht wählen. (109; Kap. 1)

– Nur Glaube mit entsprechender Änderung des Lebens ist verdienstvoll. (ST 2a,2ae,5.2)

The devils‘ „faith is not ‚formed by love‘, i.e. it is not joined to the firm purpose of bringing about the works which the love of God ought properly to bring about, which are presumably the works involved in committing oneself to God‘s service.“ (110)

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Einwände gegen die Thomistische Einwände gegen die Thomistische AuffassungAuffassung

Wird „Glauben“ so in der Bibel verwendet? – Mit Röm 3 folgte: Durch das Fürwahrhalten

bestimmter Propositionen wird man „gerecht“. Ähnlich Joh. 3:36.

Kann man seine Überzeugungen wählen?– Man kann wählen, nach der Wahrheit zu forschen.

Ist es der Wille zu guten Taten, der verbunden mit Glauben zu Erlösung führt? – Dagegen die evang. Tradition: – „Sola fide“: Vertrauen, Hingabe, Bekehrung, Buße

und Annahme von Vergebung

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Die Lutherische AuffassungDie Lutherische Auffassung

Glaube = ‚glaube, daß‘ (Thom. Gl.) + Hingabe o.ä.

Jemand ist gläubig gdw er – 1. bestimmte Überzeugungen hat und – 2. auf best. Weise auf Gott vertraut oder

ihm hingegeben ist

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Die Lutherische AuffassungDie Lutherische Auffassung

Konzil von Trient (1565):– „If anyone shall say that justifying faith is nothing

else but trust in the divine mercy, which pardons our sins for Christ‘s sake, or that it is by such trust alone that we are justified, let him be anathema.“

Lutheraner: 3 Teile von Glaube:– notitia (Daß-Glaube, Thom. Gl.)– assensus (sichtbare Zustimmung)– fiducia (Vertrauen)

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Swinburne‘s Analyse von „Vertrauen“Swinburne‘s Analyse von „Vertrauen“

„To trust a man is to act on the assumption that he will do for you what he knows that you want or need, when the evidence gives some reason for supposing that he may not and where there will be bad consequences if the assumption is false.“ (111)– „A man may act on the assumption that God will do for him

what he wants or needs, with purposes good or evil.“– What is it to „act on an assumption“?

Do those actions which one would do if one did believe. von Kutschera (122): „Wir sprechen von „Vertrauen“

meist nur dort, wo man etwas Positives vom anderen erwartet, obwohl es Gründe gibt, die gegen diese Erwartung sprechen.“

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Swinburne‘s Auflösung des Streits Swinburne‘s Auflösung des Streits um „Sola fide“um „Sola fide“

S‘s Einwand gegen die lutherische Auffassung (113): – Ein Gauner kann solchen Glauben haben. – Offensichtlich meinten die Lutheraner, daß für

Erlösung auch „Liebe“ im kath. Sinn nötig ist; aufgefaßt als „Frucht des Glaubens“.

„The Lutheran and Catholic could agree that love was needed on top of Thomist faith, while admitting that Lutheran faith (since it included love) was sufficient for salvation.“

RS: Lutherischer „Glaube“ ähnelt Thomistischem „verdienstvollem Glauben“.

Was ist die entscheidende Frage? (121b)

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Swinburnes AuflösungSwinburnes Auflösung

„What is needed for salvation (in addition to beliefs) is a basically good character, that is, a mind full of good purposes, set to bring about good results as opportunity arises, to guide the beliefs on which one acts.“

Einwand: Ist das im Einklang mit der evangelischen Auffassung?

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Was ist die evangelische Was ist die evangelische Auffassung?Auffassung?

Glaube = Fürwahrhalten der Lehre + x– Ist x = gute Absichten? – Bezug von x auf Christi Sühnetod und auf

Vergebung. Demnach x = Bekenntnis von Vergebungsbedürftigkeit

(Buße) (?) + Bitte um und Annahme von Vergebung durch

Christi Sühnetod + Hingabe; gute Absicht, Gott zu gehorchen

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Swinburne: Die pragmatistische Swinburne: Die pragmatistische Auffassung von GlaubenAuffassung von Glauben

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Franz von KutscheraFranz von Kutschera

Drei Sinne von „glauben“– Jemand glaubt, daß etwas der Fall ist.

doxastisch. Subjektive Wahrscheinlichkeit 1! [ist das eine gute Idee?]

– Jemand glaubt jemandem. doxastisch + Zutrauen Zutrauen ist eine Art fiduzieller Glaube

– Jemand glaubt an jemanden. doxastisch + ein fiduzieller Glaube

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KutscheraKutschera

Glaube an die Existenz Gottes = dox. Glaube, daß Gott existiert, + x– Was ist x? (124) Überzeugend?

Was ist Glaube an Gott? (125)

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KutscheraKutschera

KierkegaardWie argumentiert Kutschera dafür, daß

Überzeugungen durch den Willen gebildet werden?

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DiskussionDiskussion

Luther meinte, gute Werke folgten notwendig dem Glauben, als „Früchte des Glaubens“. – Meinte er etwas anderes als Swinburnianisches

„Vertrauen“? – Was heißt im Zusammenhang mit christl.

und „dem Kreuz“? (Apg 2:38) RS (122): „By far the greater number of uses

of the words normally translated into English as ‚faith‘ and ‚believe in‘ ... are better translated as ‚trust‘ and ‚put trust in‘ than ‚Belief‘ and ‚believe that‘.“

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