Goethe, An den Mond

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  • 7/25/2019 Goethe, An den Mond

    1/1

    Johann Wolfgang von Goethe

    An den Mond

    Fllest wieder Busch und TalStill mit Nebelglanz,Lsest endlich auch einmalMeine Seele ganz;

    Breitest ber mein GefildLindernd deinen Blick,Wie des Freundes Auge mildber mein Geschick.

    Jeden Nachklang fhlt mein HerzFroh und trber Zeit,

    Wandle zwischen Freud' und SchmerzIn der Einsamkeit.

    Fliee, fliee, lieber Flu!Nimmer wird' ich froh!So verrauschte Scherz und Ku,Und die Treue so.

    Ich besa es doch einmal,was so kstlich ist!Da man doch zu seiner Qual

    Nimmer es vergit!

    Rausche, Flu, das Tal entlang,Ohne Rast und Ruh;Rausche, flstre meinem SangMelodien zu!

    Wenn du in der WinternachtWtend berschwillst,Oder um die FrhlingsprachtJunger Knospen quillst.

    Selig, wer sich vor der WeltOhne Ha verschliet,Einen Freund am Busen hltUnd mit dem geniet!

    Was von Menschen nicht gewut,Oder nicht bedacht,Durch das Labyrinth der BrustWandelt in der Nacht.