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LV-Nr. 315.036, WS 2010/11 SE: Theorie und Praxis der Quellenkunde Leiter: Univ.-Prof. Mag.art. Dr.phil. Renate Prochno Fachbereich für Kunst-, Musik- und Tanzwissenschaft UNIVERSITÄT SALZBURG GRÖSSE, KUNST UND TRADITION König Dagobert in Sugers Schriften Ordinatio, De consecratione und De administratione Philipp Dollwetzel Matrikelnr.: 0820518 10.11.2010

GRÖSSE, KUNST UND TRADITION König Dagobert in Sugers Schriften Ordinatio, De consecratione und De administratione

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Als Suger die Kirche von Saint-Denis umbaute, ging er davon aus, dass es sich um ein vom Merowingerkönig Dagobert I. (um 610 – 639) errichtetes Gebäude handelt, und so wird dieser König auch in seinen Texten Ordinatio, De consecratione und De administratione mehrmals erwähnt. In diesen Schriften berichtet Suger über seine Leistungen und Taten für die Kirche. Panofsky beschrieb diese Selbstdarstellung als „Protzerei“ und „Prahlerei" und sah sie als „ein Beispiel (...) für die 'moderne Form des Ruhmes'". Doch Sugers Denkweise ist retrospektiv und traditionsbewusst und so erscheint auch seine Selbststilisierung durchaus zielgerichtet und nicht ohne Orientierung an Vorgängern. Dagobert war als Erbauer, Stifter und Wohltäter des Klosters in Saint-Denis zu Sugers Zeit durch karolingische Tradition stets präsent und seine Verehrung rangierte direkt hinter der des Dionysius. Auch Suger bemühte sich um seine memoria und die Manier, in der er sich präsentiert, besitzt einige interessante Analogien zu der Art, wie Dagobert in seinen Texten beschrieben wird. Eine wichtige Stelle hierzu ist cons 9, in der sich, nachdem sich die liturgische Interpretation nach Hanns Peter Neuheuser als unzutreffend erwiesen hat, Hinweise auf Sugers Beziehung zu König Dagobert entdecken lassen. In Verbindung mit weiteren Textstellen erhärtet sich der Verdacht, dass für Sugers Selbstdarstellung das topisch anmutende Bild Dagoberts eine nicht unwichtige Rolle gespielt haben muss.

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LV-Nr. 315.036, WS 2010/11SE: Theorie und Praxis der QuellenkundeLeiter: Univ.-Prof. Mag.art. Dr.phil. Renate ProchnoFachbereich für Kunst-, Musik- und TanzwissenschaftUNIVERSITÄT SALZBURG

GRÖSSE, KUNST UND TRADITION König Dagobert in Sugers Schriften

Ordinatio, De consecratione und De administratione

Philipp DollwetzelMatrikelnr.: 0820518

10.11.2010

Page 2: GRÖSSE, KUNST UND TRADITION König Dagobert in Sugers Schriften Ordinatio, De consecratione und De administratione

Inhalt

1 Einleitung.......................................................................................................................... 3

2 Die Abtei Saint-Denis und die Kapetinger im zwölften Jahrhundert................................ 4

2.1 Die Situation der Kapetinger...................................................................................... 4

2.2 Die Abtei und ihre politische, religiöse und ökonomische Stellung.......................... 4

3 Der Autor – Abt Suger von Saint-Denis (1081-1151)....................................................... 7

4 Ausgewählte Schriften....................................................................................................... 7

4.1 Ordinatio von 1140/41................................................................................................ 8

4.1.1 Inhalt................................................................................................................... 8

4.1.2 Datierung............................................................................................................ 9

4.2 De consecratione........................................................................................................ 9

4.2.1 Inhalt................................................................................................................... 9

4.2.2 Datierung............................................................................................................ 10

4.3 De administratione..................................................................................................... 10

4.3.1 Inhalt................................................................................................................... 10

4.3.2 Datierung............................................................................................................ 11

4.4 Art und Funktion der Schriften.................................................................................. 11

4.5 Publikationen, Übersetzungen und Biografien........................................................... 13

5 Forschungsstand................................................................................................................ 14

6 Darstellung des Umbaus und der Bezug zu Dagobert I. in Sugers Texten........................ 20

6.1 Fragestellung und Methodik....................................................................................... 20

6.2 Rechtfertigung des Kirchenbaus................................................................................ 21

6.2.1 Die Rechtfertigung des Kirchenschmucks durch seine liturgische Funktion..... 21

6.2.2 Wunder als Beweis göttlicher Unterstützung und der Vergleich mit Salomon.. 23

6.3 Sugers Beziehung zu König Dagobert als Gründer und Förderer des Klosters......... 25

6.3.1 Der Kirchenbau als Gottesdienst........................................................................ 25

6.3.2 Die Hagia Sophia und die Bedeutung des Kirchenschmucks............................ 26

6.3.3 Cons 9: keine Quelle zu Sugers liturgischem Verständnis des Kirchenbaus..... 27

6.3.4 Cons 9 als Indiz für die Identifikation Sugers mit König Dagobert................... 30

6.3.5 Die Verknüpfung von cons 9 mit den Argumenten der Enge und Baufälligkeit 31

6.3.6 Cons 46: eine Zusammenführung aller Argumente............................................ 32

7 Zusammenfassung............................................................................................................. 33

8 Literaturverzeichnis........................................................................................................... 35

8.1 Literatur (Kurztitel).................................................................................................... 36

8.2 Weitere Literaturangaben........................................................................................... 45

8.3 Texteditionen.............................................................................................................. 46

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1 Einleitung

Sugers Texte Ordinatio1, De consecratione und De administratione besitzen für

die Erforschung des Mittelalters einen hohen Quellenwert, denn es existieren

nicht viele erhaltene Schriften von Äbten des Mittelalters, die so vielfältige

Informationen über Wirtschaft, Politik, Finanzen, Verwaltung, aber auch

Religiosität und liturgische Abläufe einer Abtei im zwölften Jahrhundert liefern

können.2 Zudem sind sie eine wichtige Quelle für die Geschichte der Kapetinger.

Bei Sugers Umbau des Chors von Saint-Denis um 1140 wird gemeinhin der

Beginn der Gotik angesetzt und es ist vor allem Sugers Rolle bei der Entstehung

dieses Stils, deren Bewertung sich auf diese Quellen stützt. Zur Diskussion stehen

diesbezüglich immer wieder sein Einfluss, seine Motive, seine theologischen und

künstlerischen Standpunkte und deren Vorbilder, die Verknüpfung zwischen dem

Bau und Politik und die Einordnung seines Wirkens in die Geschichte der Abtei.

Die Bewertung des Abtes schwankt jedoch stark bis hin zur Spekulation. Grund

hierfür ist die durch ihn selbst beförderte Stilisierung seiner Person und die

unklare Form seiner Schriften. Eines ist eindeutig: es gibt keine monokausale

Erklärung zu Sugers Leistung, verschiedene Facetten müssen berücksichtigt

werden, neben liturgischen, religiösen und praktischen Aspekten ebenso sein

Traditionsempfinden und Geschichtsbild.

Als Suger die Kirche umbaute, ging er davon aus, dass es sich um ein vom

Merowingerkönig Dagobert I. (um 610 – 639) errichtetes Gebäude handelt und so

wird dieser König auch in seinen Texten mehrmals erwähnt. Das

Traditionsbewusstsein einer Person äußert sich in besonderer Weise in der Art wie

sie sich selbst historisch einordnet und stilisiert, weshalb diese Arbeit speziell den

Analogien gewidmet ist, die in Sugers Schriften zwischen dem von ihm

präsentierten Bild von Dagobert und seiner Selbstdarstellung bestehen.

1 Mit 'Ordinatio' wird im Folgenden allein die Urkunde von 1140/41 bezeichnet.2 Falls nicht anders angegeben sind alle Zitate und Übersetzungen (ord, cons, adm) nach

Binding, Günther, Speer, Andreas (Hgg.): Abt Suger von Saint-Denis. Ausgewählte Schriften:Ordinatio, De consecratione, De administratione, Darmstadt 2005 (durchges. Nachdr. d. Ausg.Darmstadt 2000).

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2 Die Abtei Saint-Denis und die Kapetinger im zwölften Jahrhundert

2.1 Die Situation der Kapetinger

Das zwölfte Jahrhundert wird als eine Zeit gesellschaftlicher, politischer und

religiöser Umwälzungen betrachtet.3 Das Königshaus der Kapetinger hatte um

1100 nur Kontrolle über einen kleinen Bereich um Paris.4 In dieser „Krondomäne“

musste es sich gegen andere mächtige Familien behaupten und auch die

benachbarten Fürstentümer waren teilweise mächtiger.5 Der Herzog der

Normandie, der de iure dem König von Frankreich unterstand, war zudem seit

1066 auch König von England, was immer wieder zu Spannungen führte.6 König

Philipp I. (1052 - 1108), sein Sohn Ludwig VI. (1081 - 1137) wie auch dessen

Sohn Ludwig VII. (1120 - 1180) versuchten die Kontrolle über die Krondomäne

zu festigen und Paris als herrschaftliches, ökonomisches und intellektuelles

Zentrum zu etablieren.7 Kirche und Königtum waren dabei stark verwoben.8

2.2 Die Abtei und ihre politische, religiöse und ökonomische Stellung

Suger glaubte, die Abtei sei vom merowingischen König Dagobert I. gegründet

und direkt über dem Grab des Missionars und Märtyrers Dionysius erbaut worden

(cons 8, adm 256).9 Dionysius10 war Schutzpatron der Merowinger und Saint-

3 Grant 1998, 304-305; Speer 2005, 13; Annas 2005, 71-74; Kimpel/Suckale 1995, 74-75. -Wobei besonders in den Jahren zwischen 1130 und 1150 eine Zeit der Blüte geherrscht habensoll (Crosby 1987, 108).

4 Simson 1968, 101-102; Kimpel/Suckale 1995, 66-68.5 Große 2002, 168-169, 231-232; Annas 2005, 74-75.6 Kimpel/Suckale 1995, 66-67.7 Grant 1998, 50-57, 71-72, 294-301; Crosby 1987, 106, 108; Kramp 1995, 59; Annas 2005, 75-

76.8 Markschies 1995, 12-13; Crosby 1987, 9; Grant 1998, 58, 301; Kramp 1995, 62; Große 2002,

231-234; Kimpel/Suckale 1995, 69-71, 75-76. - Solange sich das Frankenreich „in statumonarchie“ befunden habe, hatte die Abtei laut Suger „dank der Großmut der Könige Überflußan großen und zahlreichen Besitzungen überall ringsumher, wie sich die königliche Machterstreckte, durch die Gesamtheit der vier Reichsteile hindurch, also in Italien, Lotharingien,Francien und Aquitanien.“ (adm 149) Erst die Teilung des Reiches habe dem Klostergeschadet (adm 150). - Siehe hierzu Kimpel/Suckale 1995, 77.

9 Crosby 1987, 10. - Tatsächlich ist die Kirche älter, stammt wohl aus dem späten fünftenJahrhundert und wurde von Dagobert nur vergrößert (Crosby 1987, 14, 26-27, 29-30, 46-49,280; Van der Meulen/Speer 1988, 131-132, 143-144; Kramp 1995, 13; Albrecht 2003, 126-127). Die Grabungen von Crosby haben ergeben, dass der Ort bereits ab circa 570, alsoungefähr hundert Jahre nach der Erbauung der ersten Kirche, als Königsgrablege derMerowinger genutzt wurde (Crosby 1987, 9., 14-15, 19-20). Dagoberts Kirche wurdewiederum im achten Jahrhundert vom karolingischen Abt Fulrad durch einen Neubau ersetzt(Kramp 1995, 17-18; Grant 1998, 68-69; Crosby 1987, 52-54). - Zu Abt Fulrad und seinenNeubau siehe Crosby 1987, 51-83. - Unbedingt zu beachten ist hier Suckales Kritik vonCrosby (Suckale 1990, 64-72) und Van der Meulen/Speer (Suckale 1990, 76-80). - EinenÜberblick über die archäologischen Ergebnisse aus den letzten Jahrzehnten gibt Wyss 2004,57-63).

10 Dionysius war spätestens seit dem neunten Jahrhundert eine Kunstfigur, konstruiert aus drei

4

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Denis diente ihnen als Grablege. Die Karolinger wie auch dann die Kapetinger

führten diese Tradition fort.11 In Saint-Denis wurden neben den Heiligenreliquien,

die königlichen Herrschaftsinsignien, das königliche Banner12 und zwei

Passionsreliquien aufbewahrt.13 Die Abtei war bekannt für ihre Bibliothek und

ihre Geschichtsschreibung.14 Viele zukünftige Könige studierten dort, so auch

Ludwig VI. zusammen mit Suger.15 Im neunten und zehnten Jahrhundert waren

die Könige selbst Äbte von Saint-Denis.16 Die Abtei erhielt viele königliche

verschiedenen Persönlichkeiten. Der im Lukasevangelium erwähnte Dionysius Areopagita warein Jünger von Paulus und soll erster Bischof von Athen gewesen sein. Daneben gab es denDionysius, der im dritten Jahrhundert auszog, um die Gallier zu missionieren. Er war ersterBischof von Paris, bevor er dort mit dem Schwert hingerichtet wurde. Nach seiner Enthauptungsoll Dionysius noch zwei Meilen zu seinem gewünschten Grab gelaufen sein, die Stelle an derdann eine ihm geweihte Kirche erbaut wurde. Zuletzt gibt es den Autor diverser theologischerund mystischer Schriften (De caelesti hierarchia, De mystica theologia, etc.) aus dem frühensechsten Jahrhundert, der sich Dionysius Areopagita nannte und heute als Pseudo-DionysiusAreopagita bezeichnet wird. Unter Abt Hilduin gelangte 827 eine griechische Handschrift vonPseudo-Dionysius in die Bibliothek von Saint-Denis (Albrecht 2003, 127; Markschies 1995,14-16). Sie wurde 858 von Johannes Scottus Eriugena übersetzt (Crosby 1987, 86). Es warauch Hilduin, der die drei Personen 835 in einer Legende zusammenfasste (Grant 1998, 64-65;Crosby 1987, 4-6, 86; Kramp 1995, 19-20). „Hilduin leitete hieraus konkrete politischeForderungen ab: wie der hl. Dionysius als erster päpstlicher Gesandter für ganz Gallien dasFrankenreich bis Paris missioniert habe, so solle der Abt von Saint-Denis als Nachfolger derganzen gallischen Kirche vorstehen und die Stelle des Papstes vertreten." (Albrecht 2003, 127.)Diese Identität wurde kurz vor Amtsantritt Sugers von Peter Abelard öffentlich bezweifelt(Crosby 1987, 112-113; Albrecht 2003, 128). Auch Suger betont, dass Dionysius und seineGefährten „fidem Iesu Christi apostolica auctoritate omnem Galliam edocuerunt“ (cons 89).Während Hilduin also das Vergangenheitsbild schuf, erarbeitete Suger dessen rituelle undkünstlerische Repräsentation (Albrecht 2003, 123).

11 Kramp 1995, 12-24; Crosby 1987, 6-9, 52-53; Große 2002, 233-234. - Ludwig VI. bezeichnetenach Schilderung Sugers Dionysius als „specialem patronum et singularem post Deum regniprotecorem“. (Lecoy 1867, 116; vgl. Kramp 1995, 51-52.) Damit steht er in der Tradition vonDagobert (Albrecht 2003, 129-130). Nur drei Kapetinger ließen sich nicht in Saint-Denisbegraben, darunter sind zwei Könige, die zu Suger in engem zeitlichen Zusammenhangstanden: Ludwigs Vater Philipp I. und Ludwigs Sohn Ludwig VII.. Suger kommentierte dieEntscheidung Philipps I. in der Vita von Ludwig VII. sehr abschätzig (Crosby 1987, 9; Kramp1995, 24; Große 2002; Albrecht 2003, 130). Große sieht hierin ein Zeichen für das unsichereVerhältnis zwischen den Kapetingern und Saint-Denis (Große 2002, 127-128). Adam führtenoch in Philipps Todesjahr 1108 die zusätzliche Gedenkfeier für Dagobert ein (Albrecht 2003,130-131; Rasmussen 1987, 43).

12 Dieses Banner („oriflamme“) empfing Ludwig VI. 1124 bei der Mobilisierung zurVerteidigung gegen Heinrich V. eigenhändig vom Altar (Annas 2005, 97-99). - Zum Bannersiehe Petersohn 1975, 442-443.

13 Annas 2005, 97-99; Grant 1998, 66; Crosby 1987, 10-11; Markschies 1995, 12; Misch 1957,99-100; Kramp 1995, 24-25, 28-29, 51-54.

14 Große 2002, 137-147. - Siehe hierzu Spiegel, Gabrielle: The Chronicle Tradition of Saint-Denis, Brookline 1978.

15 Crosby 1987, 9, 52, 101, 106; Linscheid-Burdich 2004, 19. - Laut Aubert, Panofsky und jüngstwieder Jean Dufour waren Suger und Ludwig VI. seit ihrer gemeinsamen Schulzeit befreundet.(Aubert 1950, 4; Panofsky 1979, 2-3; Dufour 2004, 12-13). Crosby hält dies fürunwahrscheinlich (Crosby 1987, 106). Es gibt keine eindeutige Quellenlage (Annas 2005, 80).Suger bezeichnet Ludwig als „amicus noster“ (adm 28), was aber auch rein politisch gemeintsein kann. Wie Grant ausführte, wurde Suger aber erst um 1128 Minister Ludwigs, nachdemStephen de Garlande in Ungnade gefallen war (Grant 1998, 7).

16 Kramp 1995, 22-23; Crosby 1987, 10, 51, 94, 96.

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Stiftungen und war sehr um ihre königlich privilegierte Unabhängigkeit bemüht.17

Sie stand aber in der Rolle als Königsabtei in besonderer Konkurrenz zu Reims.18

Diverse kirchliche Feste hatten eine hohe finanzielle Bedeutung.19 Die Liturgie

war durch die Verehrung von Dionysius und Dagobert geprägt.20 Dieses

Spannungsverhältnis zwischen weltlichen und kirchlichen Kräften führte

mehrmals zu Reformen.21 Man bemühte sich besonders um die Gewalt über das

klösterliche Eigentum, die Unabhängigkeit vom Bischof von Paris, den Ausbau

der politischen Macht und eine Bindung an die Kapetinger und den Papst.22 Die

Abtei musste im zwölften Jahrhundert auch auf Reformorden reagieren23, die die

Rechtfertigung von Kunst in Frage stellten.24 Abt Adam (reg. 1099 - 1122) prägte

hier eine Politik, an die Suger anknüpfte.25

17 Crosby 1987, 10, 46-47, 50; Kramp 1995, 17, 23-24, 54-55; Große 2002, 61-70, 84-85, 175-194, 232. - Das Verhältnis zwischen König und Kirche wird besonders in cons 82 und cons 85deutlich. Die Darstellung des Königs als Beschützer der Kirche findet sich auch in Sugers Vitavon Ludwig dem Dicken (Grant 1998, 21). Suger porträtiert Ludwig als Krieger, derGerechtigkeit durchsetzt (Grant 1998, 19; Lewis 1987, 51).

18 Petersohn 1975, 442; Kramp 1995, 24-25; Crosby 1987, 10; Neuheuser 1993, 176-177; Große2002, 234. - Suger fälschte auch eine Urkunde Karls des Großen. Darin soll Karl der AbteiSaint-Denis ganz Frankreich zum Lehen gegeben haben, womit Saint-Denis das alleinige Rechtzur Krönung zugesprochen und das Recht zur Aufbewahrung der Herrschaftsinsignien bestärktwird (Groten 1988, 1-36, insb. 33; Albrecht 2003, 130; 145-146). Der von Suger restaurierteDagobertsthron diente wohl zur Untermauerung der Kontinuität dieses Rechtes gegenüberReims (Albrecht 2003, 162; Corsepius 2004, 146-147). Suger konnte sich damit nichtdurchsetzen (Corsepius 2004, 146-147; Große, 2006, 236). - Eine Zusammenfassung hierzu beiBüchsel 1997, 34-38.

19 Büchsel 1997, 33-34; Crosby 1987, 10, 47-48, 113-114.20 Albrecht 2003, 128-131. - Die Verehrung von Dionysius hatte Vorrang vor allen Festen (Foley

1990, 545-549). Besondere Bedeutung unter den Königen hatte nur Dagobert (Foley 1990,543-544). „Je näher ein Königsgrab zu diesem 'Allerheiligsten' gesetzt wurde, destoverehrungswürdiger mußte es erscheinen. Eine besondere Rolle spielten dabei Dagobert undKarl der Kahle". (Kramp 1995, 74.) Dagoberts Grab lag direkt rechts neben dem Grab vonDionysius südlich des Hauptaltars (Corsepius 2004, 140). Nur Dagobert waren zweiGedenkfeiern im Jahr gewidmet (Corsepius 2004, 148-149 und ebd., Anm. 30 und Anm. 34).Diese Feste wurden mit großem Aufwand gefeiert und standen auf einer Stufe mit Weihnachtenund Pfingsten (Albrecht 2003, 131). Die Viten von Dagobert und Ludwig VI. wurden an denFesttagen im Gottesdienst gelesen (Rasmussen 1987, 44). Die Verehrung Dagoberts war Teilder laus perennis, die er selbst eingeführt hatte und von Suger erneuert wurde (Büchsel 1997,12; Corsepius 2004, 142-144; Albrecht 2003, 131). - Zum Thema siehe Albrecht 2003, 128-131. - Zum Einfluss von Dagobert I. und seines Sohnes Clovis II. auf die Entwicklung desKlosters siehe Crosby 1987, 46-47.

21 Crosby 1987, 86-87, 94, 96-97; Kramp 1995, 23, 44. - Im Zuge der gregorianischen Reformender Benediktinerorden im elften Jahrhundert versuchte die Kirche sich aus der weltlichenAbhängigkeit zu lösen und stärker an den Papst zu binden. Maßgebend waren hierMontecassino und Cluny (Grant 1998, 58-59).

22 Grant 1998, 70-71, 297; Crosby 1987, 48, 86, 96; Simson 1968, 99, 102-103; Neuheuser 1993,175-178; Kramp 1995, 25, 31, 43-44; Glaser 1958, 49-58. - In der Vita von Ludwig VI. setztSuger Saint-Denis mit Rom auf eine Stufe (vgl Corsepius 2004, 145; Büchsel 1997, 64). - ZuSuger und Rom siehe Büchsel 1997, 62-65 und Gasparri 2004, 69-80.

23 Grant 1998, 60-61; Lubich 1995, 62; Albrecht 2003, 267; Constable 1987, 17; Annas 2005,109.

24 Rudolph, Change 1990, 12-14.25 Große 2002, 131-136, 234-236; Kramp 1995, 45-50; Corsepius 2004, 148; Büchsel 1997, 29.-

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3 Der Autor – Abt Suger von Saint-Denis (1081-1151)

Als Sohn einer Familie aus dem Stand der minores milites26 wurde Suger um 1081

geboren. Im Alter von zehn Jahren wurde er als Oblat dem Kloster Saint-Denis

übergeben.27 Nach seiner Schulzeit betätigte er sich erfolgreich als Propst zweier

Ländereien des Klosters28 und Diplomat im Zusammenhang mit der Exemtion von

Saint-Denis, dem Investiturstreit und anderen Angelegenheiten vor allem in

Rom.29 Am 12. März 1122 wurde er Abt und begann zu reformieren.30 Ab 1128

stieg sein Einfluss als Berater und Vertrauter am Hof Ludwigs VI.31 Nach

Amtsantritt Ludwigs VII. 1137 schien Suger an politischem Einfluss zu verlieren32

und sich dem Umbau der Klosterkirche zu widmen, den er wohl bereits nach 1130

begonnen hatte und dessen Finanzierung er seit 1125 betrieb.33 Die Westanlage

wurde 1140 und der Chor 1144 geweiht.34 Als Ludwig VII. 1147 auf Kreuzzug

ging, wurde Suger zu einem der stellvertretenden Regenten gewählt.35 1150

versuchte er erfolglos einen neuen klerikalen Kreuzzug zu organisieren,36 bevor er

am 13. Januar 1151 an Fieber starb.37

4 Ausgewählte Schriften

Von Sugers Schriften sind die Ordinatio von 1140/41, De consecratione und De

administratione kunsthistorisch deshalb besonders relevant, weil sie sich direkt

Crosby beurteilt die Zeit unter Adam noch als „pleasant but inefficient“. (Crosby 1987, 101.)Er habe zwar die Privilegien der Abtei erfolgreich verteidigt, aber es herrschte Stagnation(ebd.; Grant 1998, 63-64; Kramp 1995, 44). Peter Abelard bezeichnete Adam als korrupt undehrlos (Crosby 1987, 112). Suger soll eine sehr enge Beziehung zu Adam gehabt haben (Grant1998, 67). Große hat jüngst das Bild Adams relativiert, erst er habe die Grundlagen für SugersReform gelegt (Große 2002, 131, 175).

26 Panofsky sah in Suger einen Emporkömmling aus dem niederen Stand und folgt damit derCharakterisierung von Sugers Biograf Wilhelm. Grant sieht darin eine von „William's Myths".(Grant 1998, 45-46.) - Zur Stilisierung Sugers durch Wilhelm siehe Speer 2005, 63. - In derneueren Forschung geht man von einer Herkunft aus dem niederen Ritterstand aus (Grant1998, 45). - Zu seiner Herkunft siehe Annas 2005, 76-79.

27 Annas 2005, 79-80.28 Annas 2005, 81-8229 Annas 2005, 82-87.30 Annas 2005, 88-101. - Ludwig VI. zeigte sich verärgert über diese Wahl ohne seine

Zustimmung (ebd.). - Zu seinen Tätigkeiten als Abt siehe Kapitel 'Forschungsstand'.31 Annas 2005, 101-103.32 Die Beziehungen zwischen Ludwig VII. und Suger waren nicht so gut, wie Wilhelm behauptet

(Grant 1998, 45-46).33 Annas 2005, 104-106.34 Zu den genauen Weihedaten siehe Kapitel 'Ausgewählte Schriften'.35 Annas 2005, 106-108. - Mitregenten waren Erzbischof Samson von Reims und Graf Rudolf

von Vermandois (Annas 2005, 106).36 Annas 2005, 108-109.37 Annas 2005, 109.

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auf den Umbau der Abteikirche von Saint-Denis beziehen.38 Daneben gibt es von

Suger noch die Vita Ludovici regis39, die unvollendet gebliebene Historia gloriosi

regis Ludovici40, zwei Sammlungen erhaltener Briefe41 und seine Urkunden,42

davon wichtig sein Testament von 1137,43 die Ordinationes von 112444 und

1140/41.

4.1 Ordinatio von 1140/41

4.1.1 Inhalt

Suger berichtet in der Urkunde über seine Maßnahmen zur Versorgung des

Klosters und der Kranken- und Armenfürsorge (ord 5-21). Zentrales Thema ist die

Wiederherstellung und Regelung der Gedächtnisfeiern für Kaiser Karl den Kahlen

(823-877) (ord 22-31).45 Daneben widmet sich Suger den Baumaßnahmen an der

Kirche (ord 33-35) und deren Finanzierung (ord 42-44). Die Enge des Altbaus

habe diesen Umbau erfordert (ord 36-37). Suger schildert weiterhin die Weihe des

38 Alle Titel dieser Schriften sind nachträglich entstanden und besitzen keine historischeAuthentizität (Pickavé 2005, 158-159; Rudolph, Change 1990, 20).

39 Zur Vita siehe Kramp 1995, 35; Grant 1998, 4, 38-42; Spiegel 1987, 151-158. Glaser 1958,173-179; Crosby 1987, 115. - Ein Großteil des Textes behandelt diverse Feldzüge Ludwigs.Eher nebensächliche Ereignisse, an denen aber Suger beteiligt war, und Ludwigs Verbindungzu Saint-Denis werden stark betont (Grant 1998, 39-40; Kramp 1995, 35). Grant nimmt an,dass Suger mit dieser Schrift Ludwig gegenüber dem Klerus als Verteidiger der Kirche undSaint-Denis darstellen wollte (Grant 1998, 39).

40 Siehe Grant 1998, 36-37; Kramp 1995, 38-39. - Der erhaltene Teil behandelt nur das erste Jahrseiner Herrschaft. Bei allen geschilderten Ereignissen war Suger beteiligt oder anwesend, dochgleichzeitig unterschlägt er einige wichtige Ereignisse (Grant 1998, 36-37).

41 Die Briefe stammen aus den letzten sieben Lebensjahren Sugers. Sie sind in zwei Sammlungenerhalten, eventuell von Wilhelm von Saint-Denis zusammengestellt (Grant 1998, 42). Grantnimmt an, die Sammlung habe das Ziel Sugers Herrschaft zu rechtfertigen und ihn alsführenden Kopf der Kirche darzustellen. Zu den Sammlungen sind noch viele Fragen offen(Grant,1998, 43). - Erst kürzlich hat Michel Nortier die Briefe neu gesichtet und erstmalschronologisch geordnet, siehe Nortier, Michel: Étude sur un recueil de lettres écrites par Sugerou à lui adressées (1147 - 1150), in: Journal des savants, 1 (2009), 25-102.

42 Suger besaß gute Kenntnisse von den in Saint-Denis archivierten Urkunden und manipuliertediese zugunsten seiner Abtei (Lutz 2008, 193). Dies haben kürzlich Clausen (Clausen 2004,109-116) und Morelle (Morelle 2004, 117-139) dargelegt. - Siehe auch Glaser 1958, 35-40.

43 Sein Testament wurde am 17. Juni 1137 zusammen mit zwei weiteren Urkunden ausgefertigt(Grant 1998, 47). Darin gibt er Auskunft über andere von ihm errichtete Gebäude und denBeginn der Arbeiten am Westbau der Kirche. Er hat ein neues Refektorium, ein neuesDormitorium und ein Gästehaus erbauen lassen (Misch 1957, 113-114; Grant 1998, 241, 243).Zudem legt er fest, dass seine Stiftungen zu seinem Todestag ausgestellt werden sollen (Grant1998, 250).

44 Auf der Urkunde findet sich keine Datumsangabe, aber eine Datierung auf den Herbst 1124ergibt sich aus der Nennung zweier päpstlicher Gesandter als Zeugen (Grant 1998, 46-47).

45 Suger argumentiert hier mit Verweis auf eine erhaltenen Urkunde des Kaisers (ord 23-24). Karlhabe Saint-Denis als seine Grablege bestimmt. Hierfür habe er der Kirche wichtige Reliquiengestiftet. Suger erwähnt die Armreliquien des heiligen Jakobus d. Ä., des Stephanus, desVincentius und des Simeon, sowie Nagel und Dornenkrone Jesu Christi, die durch Karl nachSaint-Denis gelangt sein sollen (ord 25, 30).

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Westbaus (ord 34) und die Grundsteinlegung des Chorneubaus im Beisein des

Königs (ord 38-41).

4.1.2 Datierung

Eine Datumsangabe fehlt, aber da die Weihe des Westbaus am 9. Juni 1140, die

Grundsteinlegung des Chorneubaus am 14. Juli 1140 stattfanden46 und der Abt

Robert von Corbier, der am am 22. Januar 1142 starb,47 als einer der Zeugen

genannt wird, ergibt sich eine Entstehung zwischen Sommer 1140 und Frühjahr

1142, sehr wahrscheinlich kurz nach der Grundsteinlegung.48

4.2 De consecratione

4.2.1 Inhalt

Im Prolog (cons 1-7) philosophiert Suger über die ausgleichende Rolle „der einen

und einzigartigen höchsten Vernunft“ (cons 1).49 Darauf folgt die Legende der

Errichtung der Kirche durch König Dagobert I. (cons 8), die zwar prachtvoll

ausgestattet, aber zu klein sei (cons 9). Diese Enge, die er äußerst dramatisch

beschreibt, habe er schon seit seiner Schulzeit beheben wollen (cons 10-14). Der

Text gliedert sich in zwei Abschnitte: zuerst die Baumaßnahmen im Westen (cons

16-48), dann die im Osten (cons 46-97).50 Er berichtet detailliert über die

Weiheprozessionen, die Reliquientranslation sowie über die Finanzierung und die

beim Bau geschehenen Wunder.51 Abschluss bildet ein Gebet über die Versöhnung

von Menschlichem und Göttlichem (cons 98).52

46 Suger selbst datiert die Weihe in das 19. Jahr seiner Amtsführung (ord 34). Suger ist seit dem12. März 1122 Abt von St. Denis. Das 19. Amtsjahr ist also der Zeitraum zwischen dem 12.März 1140 und dem 11. März 1141. Weiterhin habe das Fest „fünf Tage vor den Iden des Juni“(ord 40) stattgefunden, das ist der 9. Juni. Die Weihe des Westbaus fand also am 9. Juni 1140statt. Die Grundsteinlegung für den Neubau des Chors sei „am Vortag der Iden des Juli“ (ord38) gewesen, das ist der 14. Juli. Der Mörtel sei hierfür von den Bischöfen „aus demWeihwasser der kürzlich, fünf Tage vor den Iden des Juni, vollzogenen Weihe“ (ord 40)angerührt geworden. Die Angabe legt nahe, dass es sich also um den 14. Juli 1140. handelt.

47 Pickavé 2005, 157.48 Van der Meulen/Speer 1988, 258; Pickavé 2005, 157; vgl. zudem Speer 2005, 21. - Grant

spricht von 1140 oder 1141 (Grant 1998, 47).49 Der Gegensatz zwischen Menschlichem und Göttlichen solle „durch das glückliche

Zusammenstimmen der einen höheren, wohl ausgeglichenen Harmonie“ (cons 1) überwundenwerden.

50 Der Absatz über die Grundsteinlegung am 14. Juli 1140 wurde aus der Ordinatio übernommen(cons 52-53 = ord 40-41).

51 Wunder der Entdeckung der Säulen: cons 20-22, Wunder bei der Bergung der Säulen: cons 24-31, Baumstamm-Wunder: cons 32-41, Gewölbebogen-Wunder: cons 67-69, Schaffleisch-Wunder: cons 70-73.

52 Siehe hierzu auch Speer 2005, 25.

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4.2.2 Datierung

Die Schrift entstand nach dem 11. Juni 1144 wohl in kurzem Abstand zu den

Weihehandlungen. Ein terminus ante quem ist bis heute nicht genau definiert.53

4.3 De administratione

4.3.1 Inhalt

Thema sind hier, wie Suger im Prolog selbst treffend zusammenfasst, seine

Errungenschaften „sowohl im Erwerb neuer als im Wiedererwerb verlorener wie

in der Vermehrung wieder instandgesetzter Besitzungen, in der Errichtung von

Gebäuden, in der Anhäufung von Gold, Silber, kostbarsten Edelsteinen und auch

vollkommensten Paramenten“ (adm 1). Seine Bemühungen seien allein dem Wohl

der Kirche gewidmet gewesen (adm 2). Der Text gliedert sich in drei Abschnitte:

Im ersten Abschnitt (adm 3-159) gibt Suger Auskunft über die diversen

Ländereien der Abtei und seine sie betreffende Politik. Er berichtet von

Befriedung, Wiederaufbau und wirtschaftlicher Blüte. Den Ausbau des Klosters

Champs zum Pilgerort (adm 132-139) rechtfertigt er mit zwei Wundern (adm 111-

117).54 Der zweite Teil (adm 160-189) dreht sich wieder um die Bauarbeiten55 und

Weihen an Westanlage (adm 164-169), Oberkirche (adm 170-182) und Chor (adm

183-189) sowie die Gestaltung der Türen56 (adm 170-175). Im dritten Abschnitt

(adm 190-288) beschreibt Suger die diversen durch ihn gestifteten oder veredelten

Kunstschätze der Kirche. Da gibt es Antependien (adm 193-197), Schreine (adm

198-200), Kruzifixe (adm 201-213, 256), Altäre (adm 214-221, 240-242), Fenster

(adm 263-274) und andere Gegenstände (adm 222-239, 257-262). Es werden

immer wieder Verbindungen der Schätze mit den Dynastien aufgezeigt (adm 204,

214, 216, 256, 261). Zudem legt er Rechenschaft über deren Bedeutung ab (adm

201-202, 224-239, 282).57 Er sieht in der Hagia Sophia ein Vorbild, das er

53 Rudolph, Change 1990, 23; Pickavé 2005, 157-158; Kramp 1995, 36. - Die Weihe des neuenChors und Reliquientranslation setzt Suger für „den zweiten Sonntag des Juni fest, also auf dendritten Tag vor den Iden“ (cons 75), das ist der 11. Juni. In adm 179-180 findet sich das Jahrder Weihe: „Das Jahr tausend einhundert vierzig / und vier war dasjenige Jahr des(inkarnierten) Wortes, in dem sie geweiht wurde.“ Weihedatum des neuen Chors ist also der 11.Juni 1144.

54 Wunder an der Stummen: adm 118-123, Wunder an der Wassersüchtigen: adm 124-139.55 Es begegnet uns wieder das Argument der Enge (adm 164).56 Die Türen wurden stark unterschiedlich gedeutet und als Beleg für Sugers anagogische

Kunstauffassung betrachtet, siehe hierzu kritisch Speer 2005, 29.57 Auch hier fehlt das Wunder nicht: Wunder der Edelsteine: adm 205-208..

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übertreffen möchte (adm 224-230). Der Höhepunkt ist die detectio der Reliquien

am „Heiligen Altar“ (adm 240-255). Abschluss bildet eine Verfügung über die

Ausstellung seiner Kunstschätze zu seinem Jahrestag (adm 287).

4.3.2 Datierung

Aufgrund eines Bezugs auf De consecratione (adm 176) und der Annahme, diese

sei sicherlich nach der Ordinatio entstanden, ist De administratione wohl die

jüngste Schrift.58 Grant zufolge ist die Schrift unvollständig geblieben, Suger habe

demnach über mehrere Jahre hinweg immer wieder neue Angaben hinzugefügt.59

Andere Forscher datieren sie meist in die Zeit zwischen 1147 und Ende 1150.60

4.4 Art und Funktion der Schriften

Die Schriften lassen sich schwer klassifizieren.61 Bei der Ordinatio handelt es sich

zweifellos um eine Urkunde.62 Sie orientiert sich nach Grant an karolingischen

Vorbildern.63 In De consecratione gibt Suger sein Motiv selbst an. Er möchte die

Ereignisse der Translation und Weihe „zur Kenntnis unserer Nachfolger

niederschreiben“, Gott damit Dank abstatten und um Fürsprache der Märtyrer

bitten (cons 7). Ausdruck und Form sind durch den Urkundenstil geprägt.64 Grant

58 Speer 2005, 19; Pickavé 2005, 157. - In der Ordinatio finden sich keine Bezüge auf die anderenSchriften. In De consecratione wird ein Abschnitt der Ordinatio im Wortlaut übernommen, inDe administratione finden sich Bezüge zur Ordinatio und zu De Consecratione (ebd.). DenBeschluss zur Abfassung des Textes datiert Suger in das dreiundzwanzigste Jahr seinerAmtsführung (adm 1), das ist zwischen dem 12. März 1444 und dem 11. März 1145.

59 Grant 1998, 33-34. - Einige testamentarisch bezeugte Gebäude (Grant 1998, 34; Kramp 1995,78; Anm. 43) und viele offensichtliche Neuerungen am Westportal (Radfenster, Portalfiguren,etc.) nennt Suger nicht (Crosby, 1987, 122). Deshalb kann hier das Verschweigen von Faktennicht argumentativ gewertet werden (Grant 1998, 35, 252). - Da keine originalen Manuskripteerhalten sind, ist Sugers Arbeitsweise unklar (Grant 1998, 32). Grant vermutet aber, dass Sugerden Text selbst schrieb und nicht diktierte (Grant 1998, 34).

60 Pickavé argumentiert für eine Entstehung nach 1147, denn Suger erwähnt u.a. den Besuch vonPapst Eugen III. 1147 und den Tod von Ebrard von Breteil, von dem er erst 1148 erfuhr(Pickavé 2005, 158). Rudolph schlägt 1150 vor, weil er annimmt, dass Suger den Text nichtwährend seiner Regierungszeit geschrieben hat (Rudolph, Change 1990, 21-24). Laut Krampenstand sie in jedem Fall in den letzten Lebensjahren (Kramp 1995, 37).

61 Annas 2005, 68; Lubich 1995, 59-60. - „De Consecratione is not specifically on theconsecration of the west and east ends; and De Administratione is not actually on Suger'sadministration of St-Denis.“ (Rudolph, Change 1990, 20.)

62 Linscheid-Burdich 2004, 168; Rudolph, Change 1990, 20; Speer 2005, 19, 21, 31-32; auchGlaser 1958, 148. - Sie dient zur Beglaubigung der durch Suger initiierten Umbaumaßnahmenund Reformen (Speer 2005, 19). Neuheuser beschreibt sie als ein „Dokument mitwirschaftlich-rechtlicher Ausprägung“. (Neuheuser 1993, 116.)

63 Grant 1998, 46. - Hier besonders eine Reformverordnung Abt Hilduins von 832 und dasTestament Abt Fulrads von 777 (ebd.).

64 Speer 2005, 36-37.

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vermutet, dass es sich um eine kircheninterne Schrift handelt.65 Der Text ist kein

reiner Weihebericht66 und auch keine Exegese des Kirchenbaus.67 Glaser,

Panofsky und Trachtenberg sehen ihn als Rechenschaftsbericht.68 Ludich hält es

für ein individuelles Werk mit Nähe zu Translationsberichten und

Stifterchroniken.69 Neuheuser und Speer betonen dagegen den liturgischen

Kontext der Schrift.70 Inhaltliche und strukturelle Parallelen bestünden mit der

Narratio de consecratione ecclesiae Casinensis.71 Speer, Pagel/Schröder und Grant

führen weiterhin die Chronica Monasterii Casinensis als Vorbild an.72 Aufgrund

der großen Ähnlichkeiten mit diesen Texten sieht Speer sogar eine

„Montecassino-Imitatio“; Suger verbinde „Repräsentation (…) und Kodifikation

(schriftliche Fixierung der Weihen)“.73

Auch den Grund für die Abfassung von De administratione verrät uns Suger

selbst. Die Mönche hätten ihn gebeten, seine Taten für die Nachwelt festzuhalten

(adm 1-2).74 Speer beschreibt den Text als „eigentümliche Verschränkung von

Verzeichnissen und Urkunden“.75 Neuheuser sieht in dem Text eine

„Inventarisierung des neuen Kirchengebäudes“76, für Kramp ist er ein

65 Grant 1998, 33. - Sie sollte wohl in Institutionen außerhalb von Saint-Denis zirkulieren (ebd.).66 Lubich 1995, 60-62.67 Dies hat Linscheid-Burdich durch einen Vergleich mit der Gemma animae von Honorius

Augustodunensis dargelegt (Linscheid-Burdich 2004, 201).68 Glaser 1958, 165; Panofsky 1979, 10-15, 18; Trachtenberg 2000, 195.69 Ludich 1995, 62-63.70 Neuheuser 1993, 170; Speer 2005, 37-38, 65. - „In allen drei Texten finden sich, trotz der

jeweiligen wirtschaftlichen und rechtlichen, der vorsorgenden oder einer sich rechtfertigenden,der lediglich beschreibenden oder dauerhaft dokumentierenden Absicht des VerfassersAusführungen über ein ganz spezifisches Liturgieverständnis.“ (Neuheuser 1993, 116.) BereitsGlaser hat betont, dass die Schrift „um liturgische Vorgänge willen geschrieben“ worden sei(Glaser 1958, 133). Sugers Baubeschreibungen seien ähnlich wie die von Gervasius vonCanterbury und Saint-Bénigne in liturgische Kontexte eingebettet (Speer 1994, 964). „Seinetheologischen Quellen (…) sind vor allem die gelebte Liturgie: Stundengebet undEucharistiefeier, ferner Schriftlesung und religiöse Dichtung. Hinzu kommen die das Klosterbetreffenden Urkunden“. (Speer 2005, 65.)

71 Pickavé/Speer 1996, 222-230; Speer 2005, 35. - Die Narratio ist ein Bericht über den Neubauder Klosterkirche von Montecassino unter Abt Desiderius. Er entstand 1094 (ebd.).

72 Speer 2005, 35-36; Pagel/Schröder 1995, 100-101; Grant 1998, 33, 35. - Leo von Ostia hat sieim ersten Viertel des zwölften Jahrhunderts verfasst. Sie hat wiederum die Narratio als Vorbild(ebd.). Suger besuchte Montecassino 1123 (Grant 1998, 33). - Siehe auch Glaser 1958, A49,Anm. 101.

73 Speer 2005, 36. - Ähnlich auch Grant (Grant 1998, 304).74 Glaser spricht hier von „Tatenstolz" (Glaser 1958, 150-151). - Siehe auch Kramp 1995, 37 und

Crosby 1987, 115.75 Speer 2005, 37. - Auch hier findet sich die Urkundensprache (Glaser 1958, 148). Susanne

Linscheid-Burdich hat zudem auf stilistische Parallelen mit dem Schulautor Prosper vonAquitanien und auf die Carmina des Paulinus von Nola hingewiesen (Linscheid-Burdich 2005,113-119, 146). - Eine weitere Einschätzung von Sugers Stil bei Crosby 1987, 115-116 undHanning 1987, 145-150.

76 Neuheuser 1993, 116.

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Page 13: GRÖSSE, KUNST UND TRADITION König Dagobert in Sugers Schriften Ordinatio, De consecratione und De administratione

Verwaltungsbericht,77 für Glaser ein Rechenschaftsbericht mit

autobiographischem Charakter bzw. „Tatsachenbericht“ mit dem Ziel der

„Rechtssicherung“, womit die Schrift in die Gattung der gestae falle;78 dem

stimmt Büchsel zu.79 Laut Grant und Linscheid-Burdich ähnelt sie inhaltlich und

formal Tatenberichten von Gauzelin von Fleury und des Bischofs von Le Mans.80

Sugers Text unterscheide sich von diesen nur dadurch, dass er ihn selbst

geschrieben habe. Hierfür gebe es aber als Vergleichsbeispiel Abt Henry von

Blois' Fragment zur Verwaltung von Glastonbury.81 Suger griff somit wohl auf

verschiedene Textsorten zurück.82 Laut Speer sind beide Schriften „Weihe- und

Rechenschaftsberichte über bedeutende Umbauten“ und stünden in dem „breiten

Zusammenhang von Kirchweihberichten und Kirchweihallegoresen.“83

4.5 Publikationen, Übersetzungen und Biografien

Die Texte sind in verschiedenen Handschriften überliefert84 und in diversen

Editionen erschienen und übersetzt worden. Die Ordinatio wurde erstmals 1621

von Jacques Doublet, De consecratione und De administratione 1641 von

François Duchesne abgedruckt.85 Michel Félibien hat 1706 alle Texte mit den

Korrekturen von Jean Mabillon vollständig publiziert.86 Die Veröffentlichung von

Albert Lecoy de la Marche von 1867 war bis 2001 immer noch die einzige

vollständige Sammlung aller Schriften inklusive der Briefe.87 Am

einflussreichsten war wohl die englische Teilübersetzung von Erwin Panofsky von

77 Kramp 1995, 37.78 Glaser 1958, 147-150.79 Büchsel 1997, 11-14.80 Linscheid-Burdich 2004, 168; Grant 1998, 35-36. - Der Ursprung sei im Liber Pontificalis zu

suchen (Grant 1998, 35).81 Grant 1998, 35-36. - Suger und Henry betonen beide die Wichtigkeit des Gedenkens an ihre

Taten. Aufgrund der Ähnlichkeiten könnte auch ein direkter Zusammenhang zwischen denTexten bestehen, die Äbte kannten sich (ebd.). - Albrecht hat jüngst das Vergangenheitsbild inSaint-Denis mit dem von Glastonbury verglichen, siehe Albrecht, Stephan: Die Inszenierungder Vergangenheit im Mittelalter. Die Klöster von Glastonbury und Saint-Denis, München-Berlin 2003.

82 Linscheid-Burdich 2004, 18-19.83 Speer 1994, 959.84 Diese können hier im Detail nicht besprochen werden, eine umfassende und kommentierte

Aufstellung bei Pickavé 2005, 147-152.85 Doublet, Jacques: Histoire de l'Abbaye de S. Denys en France, Paris 1625, 870-875. -

Duchesne, Francois: Historiae Francorum Scriptores coaetanei, Bd. IV, Paris 1641, 331-350,350-358. - Pickavé 2005, 152.

86 Félibien, Michel: Histoire de l'Abbaye royale de Saint-Denys en France, Paris 1706, CII-CV,CLXXII-CLXXXVII, CLXXXVII-CXCIV. - Pickavé 2005, 152.

87 Lecoy de la Marche, Albert (Hg.): Œuvres complètes de Suger. Recueillies, annotées etpubliées d'après les manuscrits par A. Lecoy de la Marche, Paris 1867 (Nachdruck, Hildesheim1979).

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1946 (überarbeitete Neuerscheinung 1979).88 In den Jahren 1996 und 2001 hat

Françoise Gasparri eine vollständige Neuedition und die erste französische

Übersetzung aller Schriften und Briefe vorgelegt.89 Weitere Teilübersetzungen gibt

es von Jean Leclercq 194590, Michel Bur 199491 (beide französisch) und

auszugsweise von Ernst Gall 192592 (deutsch) und Arthur Kingsley Porter 191293

(englisch). Die erste vollständige deutsche Übersetzung der Ordinatio, De

consecratione und De administratione wurde von Andreas Speer und Günther

Binding 2000 herausgegeben.94 Die erste Monographie zu Suger stammt von Otto

Cartellieri aus dem Jahr 1898,95 es folgte 1950 Marcel Aubert.96 Daneben gibt es

die Einleitung von Panofsky97 und den Beitrag von John F. Brenton zum New

Yorker Symposion 1981.98 Die neuesten Biografien stammen von Lindy Grant99

und Gabriele Annas.100

5 Forschungsstand

Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts etablierte sich ein Forschungsparadigma, das

die Entstehung des gotischen Stils als gezielten Bruch Sugers mit der Romanik

durch Anwendung der neuplatonischen Lichtmetaphysik nach Pseudo-Dionysius

Areopagita speziell auf die Architektur erklärt.101 Suger, ein Genie von

88 Panofsky, Erwin: Abbot Suger on the Abbey Church of St.-Denis and its art treasures, bearb.,übers. und komment. v. Erwin Panofsky, Princeton 1946 (21979). - Siehe dazu Abschnitt'Forschungsstand'.

89 Gasparri, Françoise (Hg.): Suger. Œuvres 1. Ecrit sur la consecration de Saint-Denis. L'œuvreadministrative.Histoire de Louis VII, (Les Classiques de l'Histoire de France au Moyen Age,37) Paris 1996. - Gasparri, Françoise (Hg.): Suger. Œuvres 2. Lettres de Suger. Chartes deSuger. Vie de Suger par le moine Guillaume, (Les Classiques de l'Histoire de France au MoyenAge, 41) Paris 2001.

90 Leclercq, Jean (Hg.): Suger. Comment fut construit Saint-Denis, Paris 1945.91 Bur, Michel (Hg.): Suger. La Geste de Louis VI et autres œuvres, Paris 1994.92 Gall, Ernst: Die gotische Baukunst in Frankreich und Deutschland, Bd. 1, Leipzig 1925.93 Kingsley Porter, Arthur: Medieval Architecture. Its origins and development, Bd. 2, New

Haven 1912.94 Binding, Günther, Speer, Andreas (Hgg.): Abt Suger von Saint-Denis. Ausgewählte Schriften:

Ordinatio, De consecratione, De administratione, Darmstadt 2000.95 Cartellieri, Otto: Abt Suger von Saint-Denis 1081-1151, Berlin 1898.96 Aubert, Marcel: Suger, Rouen 1950.97 Panofsky 1979, 1-37. - In deutscher Übersetzung bei Panofsky 1978, 125-166.98 Brenton, John: Suger's Life and Personality, in Gerson, Paula Lieber (Hg.): Abbot Suger and

Saint-Denis. A symposium, New York 21987, 3-15.99 Grant, Lindy: Abbot Suger of St-Denis. Church and state in early twelfth-century France,

London-New York 1998.100 Annas 2005, 67-111.101 Simson 1968, 93, 152, 169. - Der gotische Stil sei Ausdruck des Willens, das göttliche Licht

im Materiellen erscheinen zu lassen, um den Kirchenbesucher näher an Gott heranzuführen(Simson 1968, 147; Panofsky 1979, 18-26). - Zusammenfassend Speer 2005, 15-17 undReudenbach 1994, 113. - Die dionysische Theorie im Überblick bei Kramp 1995, 32-34.

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internationalem Rang, sei somit der innovative Alleinschöpfer der Gotik.102 Diese

Ansicht geht im wesentlichen auf die obengenannte Einleitung Panofskys

zurück.103 Dort entwarf er eine Art Persönlichkeitsprofil des Abtes,104 das bis heute

allgemein in der Kritik steht.105 Panofsky selbst stellte aber, wie Bruno

Reudenbach dargelegt hat, in dem genannten Text den direkten Zusammenhang

zwischen Architektur und Philosophie nicht her, dies tat erst Otto von Simson.106

Obwohl diese These bis heute in unterschiedlicher Ausformung vertreten wurde,

herrscht diesbezüglich keine Einstimmigkeit; vor allem in den letzten drei

Jahrzehnten wurde sie zunehmend relativiert und nicht selten komplett

verworfen.107 Bei den Vertretern des dionysischen Einflusses hat sich die

Forschung auf die Frage verlagert, ob Suger aktiv pseudo-dionysische Philosophie

anwendete oder diese eher fragmentarisch und eklektizistisch in seinen Gedanken

auftaucht.108 Hierbei wird besonders auch die Frage nach der Vermittlung der

102 Simson 1968, 140-142. - Leitgedanke hierbei ist, dass eine neue Kunstströmung einer neuenIdee bedarf, die dann durch ein durch und durch innovatives Initialwerk Ausdruck findet.Damit verbunden sei ein radikaler Bruch mit alten Auffassungen und diese Leistung setze ebenein außergewöhnliches Individuum voraus (Simson 1968, 93-94; kritisch Speer 2005, 16).Dies erfordere ein hohes Maß an architektonischem Verständnis und, da Sugers Schriftensowohl dies wie auch eine spezifisch neo-platonische Intention aufzeigen, sei er nicht nurBauherr, sondern auch im gewissen Maße Architekt gewesen (Simson, 140-142). Für den Chorhabe er aber einen Architekten engagiert (Simson 1968, 145, 169).

103 Grant 1998, 4-5; Van der Meulen/Speer 1988, 256.104 Suger sei ein Emporkömmling von kleiner Statur, „Proto-Humanist“ (Panofsky 1978, 143),

genialer und eitler Mäzen, „Amateur-Architekt“ (Panofsky 1978, 163), Theologe, Poet,patriotischer Vater der Monarchie, rastloser und ehrlicher Geschäftsmann, mutiger, friedlicherund redlicher Politiker, „gerechter und humaner Mensch“ (Panofsky 1978, 130), lebenslangerVertrauter und Freund von Ludwig VI. sowie Freund von Heinrich I. und Bernhard vonClairvaux (Panofsky 1978, 125-166, insb. 125-136, 147, 156-159, 163-165). - Ähnlich dannauch Simson (Simson 1968, 98).

105 Besonders Bruno Reudenbach hat kritisch auf die Subjektivität dieser Charakterisierunghingewiesen. Panofsky idealisiere Suger (Reudenbach 1994, 119-122). Dem folgend u.a. auchBüchsel (Büchsel 1997, 14-16), Markschies (Markschies 1995, 22-23.) und Speer (Speer 1994,958-959).

106 Reudenbach 1994, 115-116, - Panofsky verbindet die Lichtmetaphysik mit den leuchtendenGlasfenstern und dem von Suger beschriebenen Glanz einiger Schätze der Abtei (ebd.). -Vorbereitet hat Simsons These Ernst Gall (Gall 1925, 93-101, 103) und weiter ausgebaut hatsie vor allem Hans Sedlmayr (Sedlmayr 1993, 235-237). - Siehe hierzu auch Markschies 1995,23-33, insb. 28.

107 Siehe hier die teilweise stark unterschiedlichen Ansichten von Misch (Misch 1957, 148-149),Glaser (Glaser 1958, 127), Beierwaltes (Beierwaltes 1976, 237), Duby (Duby 1980, 175-177),Caviness (Caviness 1987, 262), Zinn (Zinn 1987, 34), Crosby (Crosby 1987, 287), Suckale(Suckale 1990, 73-74), Binding (Binding 2000, 51-52). - Erst 2003 hat Alain Erlande-Brandenburg die These von der Gotik als bewussten Akt gegen den romanischen Stil erneuert(Erlande-Brandeburg 2001, 13-36). Laut Rudolph fehlen für eine solche Behauptungeindeutige Schriftquellen (Rudolph, 2003, 982).

108 Neuheuser erkennt bei Suger nur eine oberflächliche Rezeption von Pseudo-Dionysius(Neuheuser 1993, 157-158, 163-164, 182). Dies tun auch Grant (Grant 1998, 23, 270-271) undLinscheid-Burdich (Linscheid-Burdich 2004, 30, 43, 48-49, 58-59). Konrad Hoffmann sieht inSuger zwar den dionysisch beeinflussten Architekten, betont aber die Rolle von SugersTraditionsempfinden bei der Gestaltung des Westbaus (Hoffmann 1985, 29-38). Rudolph

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Gedanken und speziell nach der Rolle von Hugo von Saint-Viktor und Johannes

Scottus Eriugena gestellt.109 Eine genaue vergleichende philologische

Untersuchung fehlt hier immer noch.110 Auch die oft angesprochene augustinische

Prägung von Sugers Denken bedarf einer systematischen Analyse.111

Einige Autoren hingegen sehen hinsichtlich des gesamten dionysischen Aspekts

eine voreingenommene Interpretation der Texte.112 Martin Büchsels erstem

Gegenargument von 1983 haben sich andere Forscher angeschlossen und dies

durch weitere Thesen unterstützt. Bei den Passagen über das Licht handle es sich

um eine traditionelle, frühchristlich und karolingisch geprägte Lichtmetaphorik.

Eine spezielle Rezeption von Pseudo-Dionysius sei nicht nachweisbar.113 Laut

Andreas Speer sei Sugers Lichtmetaphorik „eng mit der Vorstellung der irdischen

Liturgie als Abbild des himmlischen Glanzes verbunden“.114 So erhielten sein

Bezug zur Liturgie von Saint-Denis, sein Geschichtsbild und sein

entdeckt einen „superficial use of a Pseudo-Dionysian justification of his art program, but onethat is characterized by the absence of any real philosophical application of Pseudo-Dionysiantheory.“ (Rudolph, Change 1990, 51.)

109 Rudolph postulierte eine in der Forschung stark kritisierte Zusammenarbeit von Hugo undSuger. Er führte die komplexe Ikonographie von Sugers Kunstwerken auf den Theologen Hugozurück (Rudolph, Change 1990, 32-47). Hierzu kritisch Markschies (Markschies 1995, 30,Anm. 66, sowie 37), Linscheid-Burdich (Linscheid-Burdich 2004, 31, 50), Büchsel (Büchsel1997, 16-19) und Speer streitet generell eine Verbindung von Hugo und Suger ab (Speer 2005,33-34). - Panofsky und auch Simson sehen in Eriugenas Übersetzung das Verbindungsgliedzwischen Pseudo-Dionysius und Suger (Markschies 1995, 13-19, 30-31). Nach Linscheid-Burdich hat Suger Eriugena nur oberflächlich rezipiert (Linscheid,-Burdich, 2004, 48-50). - ZuEriugena siehe auch Markschies 1995, 15-16. - Neuheuser hat auf die Schwierigkeit einesNachweises der direkten Rezeption des Gedankengutes von Pseudo-Dionysius hingewiesen(Neuheuser 1993, 164) .- Weiteres zur Diskussion bei Speer 2005, 33-34 und Linscheid-Burdich 2004, 20-21, 28-34. Siehe im Speziellen die Beiträge in: Poirel, Dominique (Hg.):L'abbé Suger, le manifeste gothique de Saint-Denis et la pensée victorine. Colloque organisé àla Fondation Singer-Polignac, le mardi 21 novembre 2000, Turnhout 2001. ZurForschungssituation siehe Rudolph 2003, 981-983.

110 Linscheid-Burdich 2004, 18.111 Glaser 1958, 165-166; Markschies 1995, 54; Rudolph, 2003, 982; Grant 1998, 267; Neuheuser

1993, 164, 182.112 Van der Meulen/Speer 1988, 290, 297-298; Speer 2005, 18, 32; Linscheid-Burdich 2004, 14-

15, 44; Büchsel 1994, 63; Markschies 1995, 37. - Auf Reudenbach wurde bereits hingewiesen.113 Büchsel 2005, 32-37; Büchsel 1994, 63. - Zu diesem Ergebnis kamen vor allem auch Peter

Kidson (Kidson 1987, 17) und Christoph Markschies (Markschies 1995, 46-65, insb. 59). -Sugers anagogische Methode müsse nicht von Pseudo-Dionysius stammen, sondern gehöre„zum Grundinventar der allegorischen Bibelexegese“. (Markschies 1995, 47.) Markschies siehtin den dionysisch interpretierten Textstellen für das Mittelalter nicht unübliche Fälle der „Topikder theologischen Kirchengebäude-Allegorese oder (...) literarische Topoi der Kirchen-Bauinschriften.“ (Markschies 1995, 47.) Textbezüge gebe es eher zur Vulgata oder demJohannesevangelium (Van der Meulen/Speer 1988, 296; Büchsel 1994, 61; Markschies 1995,58-59). - Eine Zusammenfassung der Diskussion bei Linscheid-Burdich 2004, 28.

114 Speer 2005, 61. - Darunter vor allem die Formulierung, die „das Erleuchten der Dunkelheit,das Erstrahlen des Kirchbaus" beschreiben (ebd.). - Speer hat seine Ansichten in den letztenJahren in diversen Aufsätzen mehrfach dargelegt (Speer 2000, 19-37; Speer, Suger 2005, 41-50; Speer 2006, 65-83).

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Selbstverständnis als Abt und Mönch in der neueren Forschung immer mehr

Aufmerksamkeit.115 Sugers übergeordnetes Ziel sei es gewesen, die Abtei Saint-

Denis in ihrer politischen wie religiösen Bedeutung so wiederherzustellen, wie sie

in merowingischer Zeit seiner Meinung nach Bestand gehabt hatte. Dies habe

Suger vor allem durch Wiederbelebung und Erneuerung alter Kulte zu erreichen

versucht (renovatio).116 Es wird auch angenommen, dass der Umbau Teil von

Sugers Klosterreform war, aber eine dahingehende genaue Einordnung der

Baumaßnahmen steht noch aus.117 Suger habe Saint-Denis zu einem Pilgerzentrum

ausbauen wollen. Der neue Kapellenchor sollte dabei den passenden Raum für die

Passions- und Patronatsreliquien und ihre Altäre schaffen.118 Suger habe versucht,

115 Büchsel 1997, 12; Kidson 1987, 17; Van der Meulen/Speer 1988, 290-291; Neuheuser 1993,153, 168, 181-183; Speer 1994, 959; Grant 1998, 5, 15; Speer 2005, 59. - Laut Van der Meulenund Speer haben aber dies gerade frühere Forscher in ihrer Fokussierung auf Pseudo-Dionysiusnicht berücksichtigt (Van der Meulen/Speer 1988, 121-122, 295-296) oder „zu einer politisch-strategischen Größe herabgewürdigt“ (Speer 2005, 64). - Bereits 1958 hat Glaser SugersSelbstverständnis als Abt betont (Glaser 1958, 154, 157, 159, 166-167). - Die Liturgie in Saint-Denis folgte grundsätzlich der Benediktregel und wurde maßgeblich durch Abt Hilduingeprägt. Zentral war das Totengedenken und die Verehrung von Dionysius (Grant 1998, 69-70).Suger schildert sie mit großer Genauigkeit (Neuheuser 1993, 130; Speer 2005, 44; Van derMeulen/Speer 1988, 295). Sie orientiert sich, wie Neuheuser und Speer dargelegt haben, amSchema des Pontificale Romanum. Der Zusammenhang ist noch näher zu erforschen, da Sugerliturgisch wichtige Ereignisse auslässt. Suger könnte es nur um die Besonderheiten gehen unddie Kenntnis des Lesers voraussetzen (Neuheuser 1993, 131-139; Speer 2005, 45-51). Büchselhebt dabei die Bedeutung der Eucharistie für Suger mit Verweis auf cons 98 hervor (Büchsel1997, 52). Hierzu kritisch Linscheid-Burdich (Linscheid-Burdich 2004, 40-42). - Linscheid-Burdich hat jüngst auf die Bedeutung der Meditation hingewiesen (Linscheid-Burdich 2004,22-28, 35-36). Vorbildcharakter hätten hier die Conlationes von Johannes Cassianus(Linscheid-Burdich, 2004, 22-23, 38-39).

116 Neuheuser 1993, 175-176; Kramp 1995, 31, 46; Grant,1998, 306-307; Speer 2005, 65-66;Linscheid-Burdich 2004, 16, 18; Büchsel 1997, 17-18. - Seine Handlungen stünden alle „imKontext einer umfassenden renovatio der bestehenden liturgischen und kultgeschichtlichenTraditionen in Saint-Denis.“ (Speer 2005, 39.) - Wieder bereits bei Glaser (Glaser 1958, 149).Panofsky habe dies nicht erkannt (Van der Meulen/Speer, 291, Anm. 954; Speer 2005, 42,Anm. 80). Zur Wiederherstellung des Königskultes gehörte die detectio der von Karl demKahlen gestifteten Jakobus-, Stephanus- und Vincentius-Reliquien (Van der Meulen/Speer1988, 267-268; Speer 2005, 30) und die „Umgestaltung der Kultstätte der gleichfalls von Karldem Kahlen gestifteten Passions- und Simeonsreliquien.“ (Speer 2005, 41,) - RelevanteTextstellen sind ord 22-30, adm 240-255. In De consecratione fehlt der Hinweis auf denKarlskult und auch die detectio (Speer 2005, 42).

117 Grant 1998, 10, 239; Markschies 1995, 62; Constable 1987, 18-20; Annas 2005, 96. - In denSchriften wird niemals eine Reform als Grund des Umbaus angegeben. Es gibt allgemein sehrwenig Hinweise auf ihren genauen Inhalt (Kimpel/Suckale 1995, 78; Führer 2004, 81-83). Siewar wohl moderater als in vergleichbaren Klöstern dieser Zeit (Führer 2004, 87). FrankHirschmann hat im Vergleich mit den Leistungen anderer Reformäbte herausgearbeitet, dassSugers Klosterreform wohl den seit ungefähr hundert Jahren üblichen Praktiken entsprach(Hirschmann 2004, 21-30, insb. 30). - Zu der Reform siehe Rudolph, Things, 36-38; Rudolph,Change 1990, 9-10; Kramp 1995, 47-50 und zuletzt Führer 2004, 81-93.

118 Kidson 1987, 17; Van der Meulen Speer, 1988, 303-306; Rudolph, Change 1990, 20; Kramp1995, 72-74; Grant,1998, 5, 30, 249, 258-260; Speer 2005, 42-43. - Der Chor war alsDoppelkapelle konzipiert. In der Unterkapelle sollten die Passionsreliquien für dieVolksandacht ausgestellt werden, oben dagegen die Patronatsreliquien für die Andacht derKirchenmänner (Van der Meulen/Speer 1988, 270-273). Der Kapellenchor ist keine Erfindung

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den volkstümlichen Kult der Passionsreliquien, die Kulttradition um die

Patronatsheiligen, die Legenden um die Dagobertkirche und den Kultdienst für

König Dagobert selbst zu verknüpfen, um dadurch auf die Verbindung zwischen

dem französischen Königtum und der Abtei als Königsgrablege hinzuweisen119

Diese habe er festigen und in Liturgie und Bau zum Ausdruck bringen wollen.120

Dabei habe Suger in keiner Weise im Sinn gehabt, einen neuen Stil zu

begründen.121 Martin Büchsel hat überzeugend dargelegt, dass Sugers Umbau

durch den Topos der prächtigen Kirche Dagoberts geprägt war.122 Die

Baumaßnahmen seien niemals ästhetischer Selbstzweck gewesen,123 sondern

hauptsächlich von der alten, von Christus selbst geweihten Dagoberts-Basilika

(consécration légendaire124), den damit verbundenen liturgischen Traditionen und

den merowingisch-karolingischen Königs- und Kaiserkulten bestimmt.125 Sugers

Schaffen sei geprägt vom Streben nach Einklang von Altem und Neuem.126 Im

Sugers (Grant 1998, 260). - Er betont seine Absicht, die Schreine der Heiligen besser sichtbarzu positionieren (Linscheid-Burdich 2004, 200). Reliquien hatten einen enormen Einfluss aufdas Spendeverhalten der Pilger. Eine optimale Platzierung kam ihren Schaubedürfnis entgegen(Warnke, 69-73). Ausstellungen von Reliquien in der Oberkirche fanden schon im zehnten undelften Jahrhundert statt (Töpfer 1957, 51). - Zur Entwicklung des Pilgertums siehe Töpfer1957, 29-57.

119 Speer 2005, 22, 42; Linscheid-Burdich 2004, 16, 18; Frank, 2002, 110. - „Der Rekurs auf diePerson des Merowingerkönigs diente einer lückenlosen Anbindung der kapetingischenDynastie an die fränkische Herrscherlinie durch die Konstruktion eines historisch-genealogischen Geschichtsmodells.“ (Corsepius 2004, 149.)

120 Corsepius 2004, 145; Speer 2005, 42-43; Van der Meulen/Speer 1988, 284-285, 289, 291-294;Büchsel 1997, 48. - Die Erhebung der Reliquien durch den König selbst sei dabei einSonderritus, der die Bedeutung Saint-Denis' als Königsgrablege nochmals verdeutlichen soll,indem Ludwig Dionysius hierdurch zum offiziellen Patron seines Reiches erkläre (Petersohn1975, 439; Speer 2005, 50; Corsepius 2004, 148. - Für eine Bewertung der politischeBedeutung der Translation siehe Petersohn 1975 420-454, insb. 436-447.

121 Binding 1993, 206; Neuheuser 1993, 171-172; Speer 2005, 65-66; Kimpel/Suckale, 1995,234; Kramp 1995, 150; Binding 1995, 212-213. - Die ersten nachgewiesenen Baumaßnahmensind Ausbesserung und Auffrischung der Bemalung der alten Mauern (Kramp 1995, 65).

122 Büchsel 1997, 39-55, insb. 45, 52, 90, 99-100. - „Suger beginnt mit dem ToposDagobertkirche, der zum Leitbild der Erneuerungen wird. Deren Geschichte wird alsFortsetzung der Gesta Dagoberti geschrieben.“ (Büchsel 1997, 99.) - Neben der GestaDagoberti haben auch viele andere Quellen die geschmückte Kirche Dagoberts beschriebenund als Topos geprägt (Büchsel 1997, 41-42).

123 Van der Meulen/Speer 1988, 282-283, 291-294; Neuheuser 1993, 170; Grant 1998, 255, 306;Pagel/Schröder 1995, 122. - Speer hat dies erst 2004 wieder dargelegt (Speer 2004, 95-107).

124 Dagoberts Kirchengebäude soll, wie die consécration légendaire berichtet, von Christus selbstin Begleitung von Petrus und Paulus sowie den Märtyrern Dionysius, Rusticus und Eleutheriusgeweiht worden sein (Van der Meulen/Speer 1988, 148-149; Crosby 1987, 45). Die Legendeerscheint nicht in der Gesta Dagoberti von Abt Hilduin um 835 und wird das erste Mal vonSuger erwähnt. Es wurde daher vermutet, die Legende sei von einem Mönch in Saint-Denisgegen Ende des elften Jahrhunderts erfunden bzw. verbreitet worden (Van der Meulen/Speer1988, 148; Crosby 1987, 46, 101; Große 2002, 149-150). - Zur consécration légendaire sieheVan der Meulen/Speer 1988, 147-172; Große 2002, 147-151; Albrecht 2003, 143-146.

125 Van der Meulen/Speer 1988, 283, 292-295; Neuheuser 1993, 144-145, 171-172; Speer 1994,961; Grant 1998, 239-240; Speer 2005, 39, 43-44, 65-66.

126 Büchsel 199792-104; Grant 1998, 255-258; Speer 2005, 40; Neuheuser 1993, 171-172; Glaser

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Denken, Handeln und seiner Religiosität sei er eher retrospektiv, orthodox und

stets um die Tradition der Vorfahren wie auch um seine eigene bemüht gewesen.127

Suger agiere somit als Bewahrer und Restaurator der alten liturgischen und

dynastischen Traditionen von Saint-Denis.128

Nach Meinung einiger Forscher verfolgte Suger auch eine spezifische Ideologie

der Monarchie. So soll er erstmals den kapetingischen König als Spitze einer

französischen Feudalgesellschaft gesehen haben und damit auch Begründer des

französisch-kapetingischen Königtums sein.129 Doch auch hierzu gibt es keine

einheitliche Meinung.130

Die Aussagekraft von Sugers Schriften hinsichtlich architektonisch-technischer

Aspekte wird heutzutage gemeinhin bezweifelt.131 So wird er auch von vielen

Forschern nicht mehr als Architekt, sondern eher als fähiger Bauherr gesehen;132

dabei sei er durchaus Autor des ikonographischen Programms.133 Die Bedeutung

1958, 124-125; Hanning 1987, 147-149; Büchsel 1997, 41-42. - Dies besonders auch in derArchitektur (Pagel/Schröder 1995, 109-110). Grant betont auch den Vorbildcharakterfrühchristlicher Basiliken wie S. Giovanni in Laterano und St. Peter, aber auch neuere Kirchenwie S. Clemente und speziell Montecassino (Grant 1998, 256-258).

127 Hanning 1987, 145-146; Kidson 1987, 17; Neuheuser 1993, 178; Speer 1994, 964;Grant,1998, 5, 30, 269, 304-305; Speer 2005, 65; Annas 2005, 109-110; Büchsel 1997, 92. -Wieder auch Glaser (Glaser 1958, 130, 156)

128 Speer 2005, 61; Constable 1987, 18. - Eine Politik, die, wie Große dargelegt hat, von SugersVorgänger Abt Adam wesentlich vorbereitet wurde (Große 2002, 131-136).

129 Simson 1968, 94-100; Lewis 1987, 49; Spiegel 1987, 156; Bournazel 1987, 60-66; Dufour2004, 13, 18. - Dieses Bild von Suger entstammt der französischen Forschung des achtzehntenund neunzehnten Jahrhunderts (Speer 2005, 17-18). Auch Neuheuser betont SugersKönigstreue (Neuheuser 1993, 173-174).

130 Grant zufolge hat Suger zwar eine wichtige, aber nicht überzubewertende Rolle bei derEtablierung von Paris als Regierungszentrum gespielt (Grant 1998, 3-4, 8, 294, 298-301), aberseine Schriften gäben keinen Anlass, ihn als politischen Ideologen zu betrachten (Grant 1998,10-19). Seine Einwirkung auf die Monarchie habe stets dem Nutzen der Abtei gegolten (Grant1998, 21, 301-303). Ähnlich kritisch argumentieren auch Kramp (Kramp 1995, 149-150),Crosby (Crosby 1987, 111), Van der Meulen (Van der Meulen/Speer 1988, 295), Speer. (Speer2005, 17-18) und Linscheid-Burdich (Linschied-Burdich, 2004, 187), Grant hat ihreArgumentation erst 2002 wieder erneuert (Grant 2004, 45-56). - Zum Verhältnis zwischenSuger und König Ludwig VI. siehe Anm. 15).

131 Binding 1993, 206-207; Pagel/Schröder 1995, 98-99; Van der Meulen/Speer 1988, 1-8; Speer2005, 54-56; Speer 1994, 960; Speer 2005, 56; Kidson 1987, 17; Grant 1998, 5; Binding 1995,212-213. Dies auch bereits bei Simson (Simson 1968, 176). - Sugers Angaben zu der Bauzeitdes Chores sind zweifelhaft (John 2007, 149-152; Grant 1998, 247). - Zur Diskussionen überdie dahingehende Textauslegung siehe Crosby 1987, 267-268; Van der Meulen/Speer 1988,273-282 und Annas/Binding 1989, 7-24.

132 Markschies 1995, 24-25, 44-45; Grant 1998, 253-255; Crosby 1987, 120; Kramp 1995, 77-79;Trachtenberg 2000, 195; Büchsel 1997, 98. - Durch vorherige Bautätigkeiten sei er als Bauherrsehr erfahren gewesen (Grant 1998, 29, 238-239; Crosby 1987, 117). - Es sind keine Daten zuden Architekten erhalten (Grant 1998, 253-254).

133 Grant 1998, 26, 265-270; Crosby 1987, 120. - Nach Grants Meinung wurde es aberüberschätzt, es sei typologisch und fundamental (Grant 1998, 265-270). Dabei bezweifelt siedie Autorenschaft Sugers an den Versen. Er habe sie durch Intellektuelle seiner Abtei schreibenlassen. Prosa und Verse würden sich zu stark unterscheiden (Grant,1998, 269). Crosbybetrachtet ihn als Autor (Crosby 1987, 115) und Susanne Linscheid-Burdich hat die Verse

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von Saint-Denis und Suger wird im Zuge einer generellen Neubewertung der

Ursprünge der Gotik in Frage gestellt.134 Die obigen Punkte wurden in den letzten

Jahren bei diversen Tagungen wieder verstärkt diskutiert und scheinen sich durch

ihre stark textinterpretatorische Abhängigkeit einer endgültigen Beantwortung zu

entziehen.135 Zentrale Fragen, wie die Klassifizierung seiner Schriften,136 die

Diskrepanz zwischen der modernen Architektur und seinen konservativen

Äußerungen, der genaue Einfluss von Hugo und Eriugena, aber auch Sugers

Rezeption von Augustinus, die Einordnung des Umbaus in seine Klosterreform,

seine Beziehung zu Bernhard137 und auch sein konkreter Einfluss auf das

kapetingische Frankreich138 bedürfen immer noch einer Klärung.

6 Darstellung des Umbaus und der Bezug zu Dagobert I. in Sugers Texten

6.1 Fragestellung und Methodik

1993 hat Hanns Peter Neuheuser in einem Aufsatz Argumente gegen eine

ästhetizistische Textinterpretation (wie sie vor allem von Otto von Simson

vertreten wurde) vorgebracht.139 Kunstwerke besäßen demnach für Suger eine rein

eingehender untersucht und dies bestätigt (Linscheid-Burdich in Speer 2005, 146).134 Binding 1993, 206-207; Van der Meulen/Speer 1988, 289-290, 295, 307; Grant, 271-274, 304-

307; Markschies 1995, 23-39, 42-43; Große 2002, 9-10; Trachtenberg 2000, 183-205;Kimpel/Suckale 1995, 91-92. - Grant bezeichnet Saint-Denis als letzte romanische Pilgerkirche(Grant 1998, 30). Reudenbach hat darauf hingewiesen, dass die Gestalt von Bauwerken eherdurch „eine bestimmte Zweckgebung, durch konstruktive und statische Gesetze oder durchformale Traditionen und zeitgebundene ästhetische Vorstellungen" geprägt sei als durchTheorien und Allegoresen (Reudenbach 1980, 337). - Hierzu auch Markschies 1995, 42 undKimpel/Suckale 1995, 234. - Laut Conrad Rudolph sei der Stil eher durch politische undklösterliche Aspekte zu erklären (Rudolph, 2003, 982). - Panofsky sah in der Scholastik denUrsprung der Gotik (Rudolph, 2003, 982). Kimpel/Suckale widersprechen hier(Kimpel/Suckale 1995, 75). Nach Markschies ist immer noch zu klären, welcheZusammenhänge genau zwischen gotischer Architektur und scholastischer Theologie wirklichnachweisbar seien und inwiefern sich die Rezeption der gotischen Kathedrale von dertraditionellen Allegorisierung unterscheide (Markschies 1995, 64).

135 Zum New Yorker Symposium von 1981 siehe Gerson, Paula Lieber (Hg.): Abbot Suger andSaint-Denis. A symposium, New York 21987. Die Beiträge zum Colloquium von 2000 in Pariswurden publiziert in: Poirel, Dominique (Hg.): L'abbé Suger, le manifeste gothique de Saint-Denis et la pensée victorine. Colloque organisé à la Fondation Singer-Polignac, le mardi 21novembre 2000, Turnhout 2001. - Jeweils eine Tagung im Palais des Papes in Avignon (30.November- 2. Dezember 2000), am Princeton Art Institute (12. bis 14. Oktober 2001) und imDeutschen Historischen Institut in Paris am 7. Oktober 2002. - Die Texte zum zweiten PariserColloquium „Pour une meilleure compréhension du rôle de l'abbé Suger: Saint-Denis aux Xieet XIIe siècles" von 2002 wurden veröffentlicht in: Große, Rolf (Hg.): Suger en question.Regards croisés sur Saint-Denis, München 2004. - Zur Konferenz im Princeton Art Institutevon 2003 im Druck: Blum, Pamela, Clark, William, Zinn, Grover (Hgg.): Saint-DenisRevisited. Suger, Art and Architecture (Conference of the Index of Christian Art, 24th and 25thOctober 2003, Princeton University).

136 Hierauf hat bereits Markschies hingewiesen (Markschies 1995, 41).137 Zu diesem Hinweis siehe Neuheuser 1993, 174; Markschies 1995, 62-64.138 Dieser Hinweis auch bei Harcourt-Smith 2000, 169.139 Neuheuser, Hanns Peter: Die Kirchweihbeschreibungen von Saint-Denis und ihre

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„dienende Funktion“ innerhalb der Liturgie.140 Seinem Fazit wird hier nicht

widersprochen, aber seine These falsifiziert werden, dass es sich bei cons 9 um

eine Quelle zu Sugers liturgischem Verständnis des Kirchenbaus handelt.

Während cons 8 eine topische Beschreibung der Dagobertkirche ist,141 scheint

cons 9 dagegen ein Indiz für Sugers Identifikation mit König Dagobert I. als

Stifter und Bauherr zu sein. Diese Annahme soll direkt am Text durch weitere

Analogien zwischen Sugers Selbstdarstellung und der Darstellung von Dagobert

erhärtet werden; deshalb sei im Voraus kurz dargelegt, wie Suger seinen

Kirchenschmuck legitimiert und Wundergeschichten rechtfertigend einsetzt, um

darauffolgend besonders Parallelen bezüglich der Auffassung zu Bau und

Kirchenschmuck herauszuarbeiten.

6.2 Rechtfertigung des Kirchenbaus

6.2.1 Die Rechtfertigung des Kirchenschmucks durch seine liturgische

Funktion

Es ist umstritten, ob Suger mit der Verteidigung seines Kirchenschmucks direkt

auf Vorwürfe Bernhards von Clairvaux antwortet.142 Er selbst schreibt nur, er

wolle sich gegen diejenigen verteidigen, „die dem nicht uneingeschränkt

beipflichten“ (adm 236).143 Suger bringt im wesentlichen zwei Argumente vor:

Aussagefähigkeit für das Schönheitsempfinden des Abtes Suger, in: Binding, Günther, Speer,Andreas (Hgg.): Mittelalterliches Kunsterleben nach Quellen des 11. bis 13. Jahrhunderts,Stuttgart-Bad Cannstatt 1993, 116-183. - Seiner Kritik folgt auch Büchsel (Büchsel 1997, 102-107).

140 Neuheuser 1993, 181-183. - Albrecht betont zudem die Bedeutung von Kunst für dieVergangenheitsinszenierung (Albrecht 2003, 266).

141 Vgl. Anm. 122.142 Panofsky nahm an, dass Sugers Hauptmotiv für die Abfassung der Schriften die Verteidigung

seiner Taten gegenüber zisterziensischer Kritik war. Dafür habe Suger sich die anagogischeMethode nach Pseudo-Dionysius zu Nutze gemacht (Panofsky 1978, 145-153). Simson glaubtedagegen sogar, dass Sugers Programm die Ideen von Bernhard wiedergibt (Von Simson, 1974,123, 111, 113 und 112, Anm. 70). - Neuheuser sieht in ständigen „Relativierungen seinerSchönheitsempfindungen und die Funktionalisierung alles Schönen“ ein Indiz hierfür(Neuheuser 1993, 174, auch 181). Zustimmend Kramp (Kramp 1995, 48-49). KritischLinscheid-Burdich (Linscheid-Burdich 2004, 165-166, 176), Speer (Speer 2005, 34), Rudolph(Rudolph, Things 1990, 30-31) und Kidson (Kidson 1987, 3). - Bernhard wird in den SchriftenSugers nie genannt. Nur wenige Briefe existieren (Führer 2004, 83). - Zu Suger und Bernhardsiehe Misch 1957, 103-105; Glaser 1958, 160-161; Crosby 1987, 109; Grant 1998, 24-26;Führer 2004, 81-93; Speer 2005, 63. - Zu den Ansichten Bernhards über die Kunst sieheDinzelbacher, Peter: Bernhard von Clairvaux. Leben und Werk des berühmten Zisterziensers,Damrstadt 1998, 90-97 und Leclercq, Jean: Bernhard von Clairvaux. Ein Mönch prägt seineZeit, München-Zürich-Wien 2005, 43-45.

143 Rudolph meint, dass die Intensität der Verteidigung in den drei Schriften stetig zunimmt. InDe consecratione argumentiere Suger nur oberflächlich, während in De administratione „thetheme receives perhaps its most classic treatment in the Romanesque and Gothic periods“.(Rudolph, Things 1990, 31.) So vermutet er, dass sich Sugers Verteidigung als Reaktion auf

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Erstens: Alle kostbaren Dinge seien der Eucharistie gewidmet (adm 231). Diese

erfordere die Verwendung von möglichst prachtvollem Material (adm 232, cons

60);144 jedoch reiche auch dies natürlich niemals aus (adm 233-234).145 Zweitens:

Die Schönheit des Schmucks lenke von äußeren Sorgen ab und schaffe deshalb

Raum für Meditation (adm 224). Dem Standpunkt der Kritiker nach lenke der

Schmuck ab146 und die geistige Haltung stehe über den äußeren Dingen (adm

236).147 Auch Suger halte dies für „vorzüglich, wesentlich und besonders von

Bedeutung“ (adm 237), aber die Eucharistie müsse „sowohl in aller Reinheit im

inneren wie in aller Vornehmheit im äußeren“ vollzogen werden (adm 238-239).148

Die Kunst wird somit allein durch ihre liturgische Funktion legitimiert.149 Er

wachsenden Widerstand gegenüber seiner Politik erst langsam entwickelte (Rudolph, Change1990, 24-25). - Die jüngste Analyse zum Thema stammt von Linscheid-Burdich (Linscheid-Burdich 2004, 164-176). Demnach entspringe die zunehmende Intensität nicht einemgestiegenen Bedürfnis der Rechtfertigung, sondern sei auf die unterschiedlichen Textsortenzurückzuführen. Weil De Administratione eine Lebens- und Leistungsdarstellung sei, gebe eshier mehr Raum für die Beschreibung und Rechtfertigung des Kunstprogramms (Linscheid-Burdich 2004, 168).

144 Die Märtyrer würden nur das Beste verlangen, er habe somit keine andere Wahl (cons 62). - Erbedient sich einer Deutung von Hebr. 9,13-14 (Glaser 1958, 130-131). - Die wertvollenMaterialien seien Geschenke Gottes. Diese Wechselseitigkeit des Gottesdienstes behandelt erbereits im Prolog (cons 5-6). Siehe hierzu auch Rudolph, Change 1990, 28-29.

145 Linscheid-Burdich 2004, 41-42. - Suger nutzt in adm 232 eine Interpretation von Psalm 25,8,dies hat Rudolph untersucht (Rudolph, Things 1990, 32-36). - Indem Suger betont, dassZisterzienser ihm Edelsteine bereitgestellt hätten, „weist er eine wesentliche Unterstützungdemjenigen Orden zu, dessen wichtigster Vertreter sich so entschieden gegen dergleichenAufwand ausgesprochen hat: in der Ausgestaltung des prächtigen Kruzifix sind die getrenntenStandpunkte miteinander versöhnt.“ (Linscheid-Burdich 2004, 172.) Rudolph behauptet, dasEdelsteinwunder „specifically meant to embarrass Bernard and the Cistercians“. (Rudolph,Change 1990, 27.) Rudolph vermutet sogar, dass es Bernhard selbst war, der die Steine gab(Rudolph, Change 1990, 28-29).

146 Auf dieses Problem geht Suger in adm 220 eher subtil ein (Linscheid-Burdich 2004, 173-175).147 Dies ist zisterziensisch (Rudolph, Things 1990, 104-124; Linscheid-Burdich 2004, 164).148 Eine vor 1144 von Suger gestiftete Kanne wird dahingehend von Markschies besprochen

(Markschies 1995, 62-64). - Suger hebt auch das prächtige Ornat bei Prozessionen hervor (cons50, 80, 85). Das Äußere stehe für die innere Haltung (cons 80). Dies ist ein Bezug zuAugustinus (Binding/Speer 2005, 241, Anm. 48).

149 Speer 2005, 64; Grant 1998, 25; Neuheuser 1993, 167, 173, 179; Glaser 1958, 128-129;Kramp 1995, 69-70; Linscheid-Burdich 2004, 169. - Schmuck war im Mittelalter beirepräsentativen Bauten und im besonderen bei Bischofskirchen legitim. Auch Bernhardunterscheidet zwischen dem Repräsentationsbedarf von Bischofs- und Klosterkirchen. Beiersteren sei Schmuck erlaubt (Warnke 1984, 26; Linscheid-Burdich 2004, 166). - Weitereshierzu bei Warnke 1984, 63-66.

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argumentiert selektiv und geht nicht auf alle Vorwürfe Bernhards ein,150 die

genutzten Argumente sind traditionell.151

6.2.2 Wunder als Beweis göttlicher Unterstützung und der Vergleich mit

Salomon

Suger lässt, wie es sich am deutlichsten an den Wunderberichten zeigt, kaum eine

Möglichkeit aus, seinen Umbau als ein durch Gott und die Märtyrer legitimiertes

Unternehmen darzustellen.152 Fast alle Wunderberichte bezüglich des Baus finden

sich in De consecratione und stellen gut ein Viertel des gesamten Textes dar.153 In

der programmatischen Einleitung zu den Berichten setzt Suger sein Engagement

in Relation zum Tempelbau Salomons (cons 18-19). Weil Gott bei beiden Werken

als Urheber erkennbar sei, seien beide Bauaufgaben gleichwertig.154 Alle

Wunderberichte folgen einem konkreten Schema: Es besteht zuerst ein Zustand

des Mangels und der Bedrohung des Baus (Sturm, Mangel an Säulen, Arbeitern,

150 Bernhard kritisiert weiterhin, dass die finanziellen Aufwendungen für den Kirchenschmuckbei der Armenfürsorge fehlen würden (Rudolph, Things 1990, 30-31, 80-103) und Kunst nurals Spendenmotor fungiere (Rudolph, Things 1990, 20-21). Sugers detaillierte Aufstellung derLeistungen für die Armenfürsorge könnte gegen diese Kritik gerichtet sein (Speer 2005, 63). -Seine typologischen Darstellungen seien nur den litterati verständlich, womit er entgegenGregors These argumentiert, Bilder seien die Schrift der Ungebildeten (Büchsel 1997, 72-73). -Zur Armenfürsorge in Saint-Denis siehe Große 2002, 157-167.

151 Speer 2005, 65; Rudolph, Change 1990, 26. - Matthäus von Albano und Bischof von Alvisevon Arras teilten Sugers Ansichten (Grant 1998, 25). Neuheuser sieht dies dagegen alseigenständigen Beitrag Sugers (Neuheuser 1993, 167). „Suger's attitude of ascribing all to Godand the saints is common enough; what is of interest is the way he uses it as a justification ofexcessive art.“ (Rudolph, Things 1990, 31, Anm. 56.)

152 Pagel/Schröder 1995, 124; Van der Meulen/Speer 1988, 297; Rudolph, Things 1990, 31;Glaser 1958, 151, 154, 163. - Trachtenberg sieht in Sugers Wundern eine gezielteVerteidigungsstrategie für das gesamte Gebäude. Suger bringe drei große Argumente zurVerteidigung vor. Das funktionalistische Argument der Enge (Trachtenberg 2000, 195), dieBetonung der Schönheit des Neubaus (Trachtenberg 2000, 195) und die durch Wunderausgedrückte Gottgefälligkeit (Trachtenberg 2000, 196). Suger habe seine Wunder klarorganisiert und in die Bauabfolge eingeordnet (Trachtenberg 2000, 196). Es gebe zweiKategorien von Wundern: Die Wunder, die auf den Bau als Ganzes bezogen sind (Steinbruch,Arbeiter, Schafe) und diese, die sich speziell auf Säulen, Rippengewölbe und Dach, aber lautTrachtenberg sich so auch auf das ganze Gebäude beziehen lassen (Trachtenberg 2000, 196-198). - In den Säulen- und Gewölbewundern wolle Suger die Harmonie zwischen Altem undNeuem zeigen (Trachtenberg 2000, 198).

153 Die Textstellen sind cons 20-22, 24-31, 32-41, 67-69, 70-73 und adm 118-123, 124-139, 205-208. - Die Wunder bilden das zentrale Thema im Abschnitt zwischen der Beschreibung deralten Kirche und den Weiheberichten zum Westwerk und können in zwei Blöcke eingeteiltwerden (Pickavé/Speer 1996, 232).

154 Für Suger ist es selbstverständlich, dass Gott selbst die Kirche ausgeschmückt hat (adm 190).- Linscheid-Burdich hat hier den Bezug zu Mt 6, 28-30 herausgearbeitet (Linscheid-Burdich2004, 210-211). - Vergleiche von Bauherren mit Königen und Kaisern waren traditionell undnicht selten (Warnke 1984, 22). - Zu Sugers indirektem Vergleich mit David in adm 164 sieheGlaser 1958, 162. Auch Wilhelm vergleicht Suger in seiner Vita mit David (Rudolph, Things1990, 31, Anm. 55). - Zum Vergleich mit Salomon siehe Linscheid-Burdich 2004, 210-211;Glaser 1958, 136; Simson 1968, 139; Kramp 1995, 70-71; Pagel/Schröder 1995, 111-112, 119.

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Balken, Schafen und Edelsteinen).155 Die scheinbar naheliegendste Lösung des

Problems wäre stets mit hohen Kosten und Anstrengungen verbunden, über die

uns Suger detailliert Auskunft gibt und die er bereit wäre, auf sich zu nehmen.156

Die göttliche Unterstützung drückt sich nun in einer plötzlichen, unerwarteten und

punktgenauen Lösung aus, die nicht dem Zufall zugerechnet werden kann.157 Auch

hier orientiert sich Suger, wie Rudolph ausführlich dargelegt hat, an diversen

Vorbildern.158 Die Wunderberichte dienen eindeutig als Beweise für die „Identität

von Urheber und Werk“ und Sugers uneingeschränktes Engagement für den

Bau.159

155 Eingeständnisse der Knappheit an eigenen Mitteln waren üblich und oft mit Spendenaufrufenverbunden. Dies war baupolitisch relevant, denn Spenden bestimmten die politischeAbhängigkeit (Warnke 1984, 31-33, 37-38). Wunder sind somit auch Quellen für die innerenund externen Zustände der jeweiligen Institutionen (Rudolph 1997, 406). - In diesemZusammenhang wurde besonders das Säulen-Wunder viel diskutiert, siehe Linscheid-Burdich2004, 190-196.

156 Pagel/Schröder 1995, 108. - Indem Suger betone, dass die Sachen von weit her gebrachtwerden müssen, äußere er überregionale Geltung (Rudolph, Change 1990, 31).

157 Die Wunder mit den Steinen, Schafen und Holzbalken zeigen, dass Suger dem typischmittelalterlichen Weltverständnis (auch in cons 41) folgt, welches auch alltägliche glücklicheBegebenheiten leicht als Wunder gelten lässt (Rudolph 1997, 404; Angenendt 2002, 104).

158 Mit seiner Geschichte über die wundersame Bewegung der Säulen greift Suger einen Toposauf, der auch bei Gregor von Tours und Guibert de Nogent vorkommt. Wesentlichen Einflusshatte wohl eine Wundergeschichte aus der Vita Benedicti (Rudolph 1997, 403, 408). Auch dasGewölbebogen-Wunder steht in der Tradition der Geschichten von göttlichem Schutz vorGefahren. Es gibt ebenfalls ein Vorbild in Gregors Benedikt-Vita (Rudolph 1997, 403, 406-407). Eine Geschichte über die Auffindung passender Deckenbalken gibt es bei Gregor vonTours und im Zusammenhang mit dem Bau von Saint-Rémi (Rudolph 1997, 404, Binding2006, 113). Zahlreich sind die Vorbilder für die Geschichte der Entdeckung von Säulen(Warnke 1984, 95-96; Binding 2006, 108-109). Suger knüpft wohl an Wunder aus der VitaGenovevas oder der Vita Odonis an (Rudolph 1997, 407). Finanzielle Wunder haben ihrenUrsprung in Heiligenviten und Mirakelbüchern, sie tauchen bei Odo im Kontext des Baus vonCluny I, aber auch bei Cluny III und Bangor auf (Rudolph 1997, 404-405). Speer und Pickavésehen die Wunder in der Tradition von Berichten über Post-Mortem-Wirkungen von Heiligen(Pickavé/Speer 1996, 232-233). Erzählungen dieser Strukur finden sich in den Miracula sanctiDionysii (Pickavé/Speer 1996, 233; Linscheid-Burdich 2004, 202). Sugers Wunder gehörenaber nicht zu den typischen Heilungs-, Befreiungs- und Bestrafungswundern, die dieWundererzählungen bis zum dreizehnten Jahrhundert dominieren (Heller-Schuh 2002, 159-160).

159 Kramp 1995, 80-82; Linscheid-Burdich 2004, 191, 196; Pickavé/Speer 1996, 232; Neuheuser1993, 172; Rudolph 1997, 405; Trachtenberg 2000, 196; Glaser 1958, 124, 155-157, 159. -Suger drückt dies auch unmissverständlich aus (cons 17). Er nutzt hierfür ein Zitat nach 2 Kor3,5: „sufficientia nostra ex Deo est.“ (cons 16) - Die Thematik taucht auch in Deadministratione wieder auf (adm 177-179).

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6.3 Sugers Beziehung zu König Dagobert als Gründer und Förderer des

Klosters

6.3.1 Der Kirchenbau als Gottesdienst

Indem Suger in cons 58 ein Zitat aus dem Epheserbrief (Eph 2,19-22) nutzt,160

parallelisiert er den Bau der Kirche mit geistigem Bauen.161 Dieses Motiv der

Annäherung von Irdischem an Göttliches162 begegnet uns sowohl im Prolog (cons

1-7) als auch im Schlussgebet (cons 98) von De consecratione und bildet somit

einen thematischen Rahmen.163 Linscheid-Burdich schließt hieraus, dass Suger

überzeugt ist, „göttliche Gnade nicht nur später als Lohn seines Bemühens um die

Kirche, sondern bereits im Vollzug des Bauens selbst zu erfahren. Die Gelegenheit

dazu ist schon Gnadenerweis.“164 Gott habe Suger auserwählt (cons 15, etc.)165

und, indem Suger wiederholt seine Dankbarkeit hierfür bekundet (cons 46, adm

164, 177, 182, etc.), präsentiert er so sein Engagement als Dienst an Gott; hierzu

sei er hingerissen (cons 15: „raptus ad augmentacionem“). Gemäß der

160 „Je höher und je passender uns wir in ihm bemühen, materiell zu bauen, desto mehr werdenwir belehrt, daß wir durch uns selbst geistlich 'zu einer Wohnung Gottes im Heiligen Geistauferbaut werden'.“ (cons 58)

161 Diese Metapher ist keine Schöpfung Sugers (Van der Meulen/Speer 1988, 296-297;Linscheid-Burdich 2004, 209). Er könnte hier durch Haimo von Auxerre beeinflusst sein(Linscheid-Burdich 2004, 209). Zur Entwicklung des Motivs siehe Meier 1977, 71-83 undReudenbach 1980, 316-317. - Es finden sich noch andere rechtfertigende Bezüge zu denPaulusbriefen (Glaser 1958, 165). Besondere Bedeutung haben hier auch 1 Kor 3,9-17 und 1Petr 2,6 (Meier 1977, 74-75, 76-77). Die Verwendung von Pauluszitaten erklärt Crosby damit,dass Paulus Lehrer von Dionysius war, m. E. ein schwacher Standpunkt (Crosby 1987, 222).Die Lesung von Paulusbriefen war Teil der Liturgie (Rasmussen 1987, 44; Büchsel 1997, 69-70). - Zur Bedeutung der Paulusbriefe für die Allegorese von Kirchenbauten siehe Meier 1977,71-77 und Pfammatter, Josef: Die Kirche als Bau. Eine exegetisch-theologische Studie zurEkklesiologie der Paulusbriefe, Rom 1960. - Weitere Literaturangaben bei Reudenbach 1980,317, Anm. 39 und Meier 1977, 72, Anm. 204.

162 Diese Thematik ist eng verknüpft mit den Metaphern des Himmlischen Jerusalems, des BergesZion (cons 57) und des Tempels Salomons (Van der Meulen/Speer 1988, 296-297;Pagel/Schröder 1995, 119-121; Neuheuser 1993, 165; Crosby 1987, 221; Binding 1995, 220-222). Jacqueline Frank hat die Behauptung weiter ausgeführt, Suger habe im Bauwerk bewusstdas Bild des Himmlischen Jerusalems anklingen lassen, um biblische, königliche undklösterliche Geschichte zu verbinden. Dabei stellt sie die Frage nach dem Einfluss von FlaviusJosephus (Frank/Clark 2002, 121-123).

163 Die Annäherung des Materiellen mit dem Göttlichen wird als anagogicus mos bezeichnet.Dieses Motiv wurde in der Forschung intensiv im Zusammenhang mit dem dionysischenAspekt besprochen (siehe Kapitel 'Forschungsstand'). Zum Kontext des Motivs sieheLinscheid-Burdich 2004, 28-34 und Binding 1995, 214-222. - Laut Pagel/Schröder ist dies beiSuger eher zweitrangig und überhöhend (Pagel/Schröder 1995, 118-119). Büchsel zufolgegeschieht für Suger das Einigen der Gegensätze durch die Eucharistie, hierfür sei keinespezielle neuplatonische Metaphysik nötig (Büchsel 1994, 62). Auch Neuheuser betont denBezug zur Liturgie (Neuheuser 1993, 162-168). Dies legt auch besonders adm 168 nahe.

164 Linscheid-Burdich 2004, 213, zudem 210. - Sie folgt hier Glaser 1958, 131-132, 136, 151,164-165.

165 Hierfür nutzt er ein Zitat aus Gal 1,15: „Cum autem placuit illi qui me segregauit ex uteromatris mee et uocauit per gratiam suam".

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Gründungslegende, die uns Suger direkt nach dem Prolog erzählt, war König

Dagobert in das Heiligtum des Dionysius geflohen und weil die Märtyrer dort

„seruitium suum requirere et auxilium promittere“, hatte er „iri affectu mirabili“

die Basilika erbaut (cons 8).166 Suger präsentiert also seinen wie auch Dagoberts

Bau als einen leidenschaftlichen Dienst aus Dankbarkeit für die Erwählung durch

Gott und die Märtyrer.167

6.3.2 Die Hagia Sophia und die Bedeutung des Kirchenschmucks

Suger vergleicht seine Kirche mit der Hagia Sophia.168 Er behauptet, dass er „diese

(Erbauung) innezuhaben sich selbst mit ganzem Gemüt mehr wünschte als die

Schätze Konstantinopels (zu besitzen)“ (adm 164). Heimgekehrte Pilger hätten

ihm bezeugt, dass seine Schätze bedeutender seien als die der Hagia Sophia (adm

225-226). Suger habe anderes gehört und vermutet, dass die Griechen die besten

Schätze „aus Furcht vor den Franken vorsichtshalber versteckt“ hätten (adm

226);169 dabei versäumt er es nicht, zu erwähnen, dass seine Schätze sicher

verwahrt sind (adm 228). Auch hier ist Suger nicht originell; Aussagen dieser Art

waren nicht unüblich, sie sollten den überregionalen Rang des Gebäudes in einer

scheinbar objektiven Manier verdeutlichen.170 Beachtlich ist aber, dass er seine

Kirche nur hinsichtlich der Schätze mit der Hagia Sophia vergleicht.171

An die Schilderung der Gründungslegende (cons 8) schließt nahtlos eine

ausschweifende Beschreibung der Ausstattung der Dagobert-Basilika an (cons 9),

in der die marmornen Säulen, die bestickten Tücher und die Silber-, Perlen- und

166 Zur Legende siehe Albrecht 2003, 128-129.167 Alle Taten, die Suger in De Consecratione schildert, werden nach Linscheid-Burdich als

Dienst an Gott beschrieben (Linscheid-Burdich 2004, 167). 168 Auf Sugers Gleichsetzung von Saint-Denis, der Hagia Sophia und Salomons Tempel hat

bereits Glaser hingewiesen (Glaser 1958, 130). „In der Baugestalt und Ausstattung der HagiaSophia war bewiesen, daß seit alters her die größten Heiligtümer der Christenheit zur EhreGottes ausserordentlichen Prunk entfalteten.“ (Glaser 1958, 128.) - Siehe auch Kramp 1995, 71und Linscheid-Burdich 2004, 41.

169 Offensichtlich ein Topos der Bescheidenheit!170 Warnke 1984, 25. - Ein repräsentativer Bau sollte nicht nur die unmittelbare Umgebung

dominieren, sondern auch mit Gebäuden außerhalb des eigenen Machtbereiches konkurrieren.Hierfür nutzte man im Mittelalter eine Vergleichstopik. Warnke unterscheidet dabeiTraditionsvergleiche und Rangvergleiche (Warnke 1984, 21-22). Es handelt sich hierbei umeinen klassischen Rangvergleich. Dabei wird der eigene Bau mit einem königlichen oderkaiserlichen Gebäude auf eine Ebene gesetzt (Warnke 1984, 22-23). „ZahlreicheRangvergleiche, die mittelalterliche Autoren zu imperialen oder königlichen Bauten ziehen,suchen oberhoheitliche Befugnisse in eine abgeleitete Verfügungsberechtigung einzubringen.“(Warnke 1984, 22.)

171 Auf die außerordentlich hohe Bedeutung des Kirchenschmucks für Suger wurde von andererSeite bereits hingewiesen, siehe hierfür Büchsel 1997, 48-55 und Pagel/Schröder 1995, 106.

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Goldschätze bewundert werden.172 Der Schmuck dieser Kirche, der „auf jegliche

Weise in unvergleichlichem Glanz erblühend und mit aller irdischen Schönheit

angetan, in unvorstellbarer Pracht erglänzte“, übertreffe alles andere. Zudem

betrachtet Suger es als wesentliche Leistung Dagoberts (cons 9, 88, adm 261)173

und auch Kaiser Karls des Kahlen (ord 30, adm 214, 216, 256), dass sie (neben

der Stiftung von Reliquien und Ländereien) die Kirche mit Kunstwerken

ausgestattet hätten.174 Außerordentliche Stiftungen sollten stets die memoria

sichern. Um dieselbige war Suger auch für seine Person sehr bemüht:175 er ließ

seinen Namen und Stifterbilder überall in der neuen Kirche auf liturgischem Gerät

(ornamenta!), Altären und auch Fenstern anbringen176 und achtete darauf, dass die

Altäre möglichst gut sichtbar positioniert werden (cons 59);177 zudem verfügte er -

auch testamentarisch178 - dass alle seine Kunstwerke an seinem Jahrestag

ausgestellt werden sollen (adm 287).179 Sugers Fokus liegt also eindeutig auf der

Wirkung seines Kirchenschmucks, durch die er die Hagia Sophia und den Altbau

übertreffen und als Stifter und Bauherr in Erinnerung bleiben möchte.180

6.3.3 Cons 9: keine Quelle zu Sugers liturgischem Verständnis des

Kirchenbaus

Auf die Beschreibung des Altbaus (cons 8) folgt dieser Absatz: „hoc solum ei

defuit, quod quandam181 oporteret magnitudinem non admisit, non quod aliquid

eius deuotioni aut uoluntati deesset, sed quod forsitan tunc temporis in primitiua

ecclesia nulla adhuc aut maior aut equalis existeret aut quod breuior fulgorantis

172 Diese hat Suger teilweise wortwörtlich aus den Gesta Dagoberti von Abt Hilduin übernommen(Albrecht 2003, 133; Speer 2005, 55). Die Gesta Dagoberti betont die Rolle Dagoberts alsWohltäter und ist ein grundlegendes Dokument für den Dagobertkult in Saint-Denis (Große2002, 131-133; Van der Meulen/Speer 1988, 143-147).

173 Siehe Van der Meulen/Speer 1988, 136-147.174 Büchsel 1997, 26- 27, 45-47. - Er bezeichnet Karl als „tam familiaris et precordialis beati

Dyonisii amicus“ (ord 30) und Dagobert sei „ecclesie Dei deuotus“ (cons 8). - ZurStifterverehrung in Saint-Denis siehe Büchsel 1997, 21-28.

175 Büchsel 1997, 24-28.176 Panofsky 1978, 156; Crosby 1987, 118; Büchsel 1997, 27-28; Glaser 1958, 149; Kramp 1995,

68-70.177 Büchsel 1997 48.178 Grant,1998, 250.179 Allein hiermit wollte sich Suger laut Panofsky schon mit Dagobert, Karl dem Kahlen und

Ludwig dem Dicken auf eine Stufe stellen, „die bislang als einzige dermaßen geehrt wordenwaren." (Panofsky 1978, 156).

180 Laut Büchsel präsentiert Suger die ornamenta als „Beweisstücke des göttlichen Segens."(Büchsel 1997, 11-12). - Zur weiteren liturgischen und historischen Einordnung desKirchenschmucks siehe Büchsel 1997, 48-55.

181 Bei Panofsky nur „quam“ (Panofsky 1979, 86,18).

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auri et splendorem gemmarum182 propinquitati arridentium oculorum acutius

delectabiliusque refundendo ultra satis, quam si maior fabricaretur, irradiaret.“

(cons 9, 74-80)183

In der Übersetzung von Binding/Speer: „Nur dieses eine fehlte ihr: Er gab ihr

nicht jene Größe, die ihr gebührt hätte – nicht etwa weil an seiner Frömmigkeit

oder seinem Willen etwas gefehlt hätte, sondern weil es vielleicht zur damaligen

Zeit in der frühen Kirche noch keine größere oder gleich große gab, oder weil sie

in ihrer kleineren Gestalt dadurch, daß sie den Glanz des blitzenden Goldes und

der Edelsteine auf die aus der Nähe zulächelnden Augen schärfer und angenehmer

zurückwarf, weit mehr erstrahlte, als wenn sie größer geschaffen worden wäre.“184

Die fragmentarische Übersetzung von Neuheuser: „Suger (…) vermutet man habe

geglaubt, das Licht werde 'in einer kleineren Kirche (…) mit Hilfe der Leuchtkraft

der Goldes und des Juwelenschimmers wegen der Nähe zu den bewundernden

Betrachtern umso heller strahlen, weil die Blicke die Strahlen köstlicher

zurückwerfen können, und dies (sei) über alles genug und (eher) vorzuziehen (…)

als die Strahlen in einer größer gebauten Kirche allein'“.185

Neuheuser schließt aus dem Obigen: „Die liturgisch genutzte kleine Kirche ist

somit Suger wichtiger als eine große Kirche ohne gottesdienstliche Gemeinde.

Die wahren Strahlen sind nicht auf bauliche Maßnahmen angewiesen, sondern

182 Suger verbindet oft 'aurum' mit 'gemma' bzw. 'lapis' (ord 30, cons 9, 59, 62, adm 193, 203,220, 276, 280, 282). Er betont stets den Überfluss davon (ord 30, cons 59, 62, adm 203, 276,206, 209, etc.). Silber spielt kaum eine Rolle (z.B. cons 8, adm 285). An bestimmten Stellenunterscheidet er die verschiedenen Steine genauer (cons 64, adm 206, 215, 276). In adm 281beschreibt er sehr detailliert die Musterung eines Sardonyx. Durchgehend verbindet er mit'gemma' bzw 'lapis' das Adjektiv 'preciosus' (u.a. ord 30, cons 53, 59, 62, 63, adm 193, 203,222, 232, 276, 278). Er zitiert in adm 222 mit „lapis preciosus“ Ez 28,13. Es scheint wie eineformelhafte Wendung.

183 (Hervorhebungen durch den Verfasser) - Der lateinische Text der Ausgabe von Binding/Speer2005 ist in Übereinstimmung mit Gasparri 1996, 8.

184 In der Übersetzung von Panofsky: „Only one thing was wanting in him: that he did not allowfor the size that was necessary. Not that anything was lacking in his devotion or good will; butperhaps there existed thus far, at that time of the Early Church, no [church] either greater or[even] equal in size; or perhaps [he thought that] a smallish one – reflecting the splendor ofgleaming gold and gems to the admiring eyes more keenly and delightfully because they werenearer – would glow with greater radiance than if it were built larger.“ (Panofsky 1979, 87.)Und die Übersetzung von Gasparri: „Une seule chose lui manquait: elle n'était pas aussi grandequ'il l'eût fallu, non qu'il eût manqué quelque chose à la dévotion ou à la volonté [du roi] maissans doute en ce temps-là, dans la primitive Eglise, n'en existait-il aucune qui fût plus grandeou égale, ou bien [cette église] étant plus petite répandait-elle de manière plus vive et plusdélectable, parce que de plus près, la splendeur de l'or éclatant et des pierres précieuses dansles regards éblouis, et rayonnait ainsi bien plus que si elle avait été construite plus grande.“(Gasparri 1996, 9.) (Hervorhebungen durch den Verfasser)

185 Neuheuser 1993, 153-154. - (Hervorhebungen durch den Verfasser) - Neuheuser bezieht sichauf den lateinischen Text bei Panofsky.

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bedienen sich der Reflexion durch die Gläubigen.“186 Etwas später fügt er hinzu:

„Es [das alte Gebäude, d. V.] verfügte über alle irdische 'Schönheit', doch weil

Dagobert die Ausstrahlung nur auf das Irdische bezogen hatte, wird sofort als

Defizit reklamiert, daß er eines übersah: nämlich die spirituellen Anforderungen

an das Gotteshaus – die Möglichkeit, daß sich die pulchritudo der Märtyrer in den

Besuchern spiegeln konnte und im liturgischen Vollzug, der erst in der Harmonie

mit dem Gebäude die ganze pulchritudo entfalten kann.“187

Dies alles folgt nicht aus Sugers Ausführungen. Neuheusers Übersetzung trifft

nicht den Wortsinn. Es ist äußerst zweifelhaft, ob es sich um eine Äußerung über

die „Reflexion durch die Gläubigen“ handelt. Der letzte Abschnitt des Satzes ist

sehr verklausuliert und kann verschieden gedeutet werden. Seiner Übersetzung

folgend behauptet Neuheuser, dass es die Augen sind, die den Glanz

zurückwerfen, doch der Bezug von „refundendo“188 auf das Gebäude ist

naheliegender.189 In der gröbsten zulässigen Interpretation scheint es sich um eine

Äußerung über die bessere Wirkung der Kunst in einem kleineren Kirchenraum zu

handeln, wie auch immer diese genau geartet sein mag. Suger kreidet Dagobert

auch nicht an, dass er „die Ausstrahlung nur auf das Irdische bezogen“ oder „die

spirituellen Anforderungen an das Gotteshaus“ übersehen hat. Er hebt im

Gegenteil hervor, dass es Dagobert eben nicht an Willen und Frömmigkeit bei Bau

und Ausstattung der Kirche fehlte. Ebenfalls spricht Suger in keinem Wort davon,

dass die Strahlen der kleinen Kirche denen einer größeren Kirche vorzuziehen

sind.190 Betrachtet man all dies zusammenfassend, scheint es sich bei diesem

186 Neuheuser 1993, 154.187 Neuheuser 1993, 180.188 Laut Binding/Speer verwendet Suger hier die sogenannte Emissionstheorie: „Das Auge sendet

Sehstrahlen aus, die vom jeweiligen Erkenntnisobjekt zurückgeworfen werden, das so in daserkennende Auge eintritt und vom Sehstrahl bis in die Seele getragen wird. Diese auf Platon(Timaios 67C-68D) zurückgehende Erklärung des Sehvorgangs wurde von Augustinusaufgegriffen und blieb bis zur Ausbreitung des scholastischen Aristotelismus maßgeblich."(Speer/Binding, 2005, 207, Anm. 6.) Ob Suger bei der Abfassung dieser Textstelle einerTheorie mit diesem Tiefgang folgte, bleibt unklar. - Eventuell besteht auch ein Bezug zu Mt6,22-23: „Das Auge gibt dem Körper Licht. Wenn dein Auge gesund ist, dann wird dein ganzerKörper hell sein. Wenn aber dein Auge krank ist, dann wir dein ganzer Körper finster sein.Wenn nun das Licht in dir Finsternis ist, wie groß muss dann die Finsternis sein!“

189 In allen anderen Übersetzungen wird dies auch so berücksichtigt. - Ich schlage folgendeÜbersetzung vor: "...weil sie, indem sie den Glanz des blitzenden Goldes und der Edelsteineder [bzw. 'auf die'] Nähe der zulächelnden Augen schärfer und angenehmer zurückwarf,kleiner weit mehr erstrahlte, als wenn sie größer geschaffen worden wäre." - Ich danke indiesem Zusammenhang Otfried Krafft für die Hinweise.

190 Die Worte „ultra satis" beziehen sich ohne Zweifel auf „irradiaret" und nichts anderes.

29

Page 30: GRÖSSE, KUNST UND TRADITION König Dagobert in Sugers Schriften Ordinatio, De consecratione und De administratione

Textabschnitt um keine Quelle für Sugers liturgisches Verständnis des

Kirchenbaus zu handeln.

6.3.4 Cons 9 als Indiz für die Identifikation Sugers mit König Dagobert

Laut Gasparri versucht Suger in diesem Absatz (cons 9) die geringe Größe der

Dagobertbasilika durch die Sitten der Zeit und auch das ästhetische Anliegen

Dagoberts, den Glanz der materiellen Dinge aus der Nähe zur Geltung zu bringen,

zu rechtfertigen.191 Warnke ordnet Suger aufgrund dieser Äußerung dem seit

Beginn des elften Jahrhunderts wirkenden Strömung zu, alte Kirchengebäude zu

vergrößern.192 Dies ist nachvollziehbar, denn der einzige beschriebene Mangel ist

ihre ungebührliche Kleinheit.193 Aber Suger sieht in der geringen Größe der

Kirche keinen Fehler des Erbauers, er sucht sogar nachvollziehbare Gründe dafür.

Seine erste Vermutung ist daher, dass sie zu ihrer Zeit ohnehin als größte Kirche

weit und breit geplant gewesen war; falls das nicht zutreffe, habe Dagobert die

Kirche hinsichtlich der optimalen Wirkung des Schmucks konstruiert.194 Diese

Intentionalität Dagoberts wird durch „non admisit, non quod aliquid eius

deuotioni aut uoluntati deesset, sed quod“ klar signalisiert. Pagel/Schröder haben

dargelegt, dass Suger den Kirchenbau besonders hinsichtlich dreier Kategorien

erfasst, nämlich Größe, Schönheit und Funktionstüchtigkeit.195 Somit

korrespondiert nicht nur der Bau als „Träger von Schatzkunst“ mit Sugers eigenen

Ansichten,196 sondern auch die mutmaßlichen Motive Dagoberts. Sugers

Annahme, Dagobert habe im Sinn gehabt, die größte Kirche seiner Zeit zu bauen,

ist eine klare Analogie zu Sugers eigenem Streben nach überregionaler Geltung

und Größe. Wenn Suger vermutet, dass Dagobert die Kirche wegen der optimalen

191 „Suger tente de justifier l'exiguité de l'église construite, suivant la légende, par Dagobert, parles habitudes du temps et sans doute aussi le souci esthétique de ce roi de vouloir mettre envaleur et en relief l'éclat des matières brillantes en les présentant de près aux visiteurs.“(Gasparri 1996, 180, Anm. 11.)

192 Warnke 1984, 20-21. - Zur Baubewegung siehe Kimpel/Suckale 1995, 72-74.193 Pagel/Schröder 1995, 104.194 Suger trennt diese beiden Annahmen mit einem ausschließenden „aut", d.h. Dagobert hätte die

Kirche entweder des Schmuckes wegen klein gebaut oder sie sei damals sowieso die größtegewesen.

195 Pagel/Schröder 1995, 108, 113-114, 125.196 Pagel/Schröder, 106-107. - „Die den Bau erhellenden Fenster stehen zugleich der Schatzkunst

nahe, als deren Träger Suger auch die Dagobertbasilika, die zumindest hinsichtlich ihrerBelichtung und der Enge ihres Chores nicht dem Sugerschen Ideal entsprochen haben kann, zuloben erscheint.“ (Pagel/Schröder 1995, 125.)

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Wirkung des Schmucks so gebaut haben mag, dann ist dies analog zu der

Bedeutung, die Suger demselbigen zumisst.197

6.3.5 Die Verknüpfung von cons 9 mit den Argumenten der Enge und

Baufälligkeit

Bei den Passionsreliquien gab es nach Berichten Sugers den meisten

Volksandrang.198 Direkt nach cons 9 schildert er, wie die alte Kirche schlicht der

angestiegenen Zahl an Pilgern und Festen nicht mehr gerecht werde (cons 10-

15);199 die Enge störe zudem bei der Liturgie (cons 46 und cons 88)200 und die

Kirche sei überdies einsturzgefährdet (cons 16). Die alte Bausubstanz sei aber

heilig und Suger würde es niemals wagen, „Hand daran zu legen oder auch nur

darüber nachzudenken, wenn es nicht eine so bedeutende ebenso aufwendige wie

nützliche und angemessene Gelegenheit erfordern würde.“ (cons 15).201 Der

Umbau sei also allein zum Wohle der Gläubigen notwendig und nicht wegen

irgendeines Fehlers von Dagobert.202

197 Zu Sugers Bewunderung des Schmuckes siehe Albrecht 2003, 174-175. - Zuzustimmen isthier Neuheusers Behauptung, dass der Glanz der Kirche in erster Linie von den Passions- undden Armreliquien ausgeht (Neuheuser 1993, 154; zustimmend auch Van der Meulen/Speer1988, 268-269). Dies trifft zu, weil Suger in ord 30 und cons 60 selbst schreibt, dass die Kirchedurch die Reliquien „gleichsam vom strahlendsten Schein der wahren Sonne erstrahlt“ (ord30). Der Glanz des Goldes und der Edelsteine werde durch diese Stiftung um ein Vielfachesgesteigert. In diesem Zusammenhang scheint auch Neuheusers Fazit folgerichtig: „Auch hierwird deutlich, daß nur die liturgische Reliquienverehrung eine Teilhabe an diesem 'eigentlichenSonnenschein' ermöglicht“. (Neuheuser 1993, 154.)

198 Grant 1998, 259; Van der Meulen/Speer 1988, 268-272; Speer 2005, 42; Van derMeulen/Speer 1988, 268, 271.

199 Jede Schrift enthält mindestens einen Abschnitt, in dem Suger die Baumaßnahmen durch dieRaumproblematik rechtfertigt, in De consecratione am ausführlichsten. Auffällig ist zudem diebeinahe unveränderte Wiederholung der dramatischen Schilderung über die Zustände in derKirche während großer Feiern (ord 36-37, cons 10-13, adm 164).

200 Crosby vermutet, dass auch Fulrads Umbau aufgrund von Platzmangel bei der Einführung derrömischen Liturgie begonnen wurde (Crosby 1987, 54, 56).

201 Albrecht führt diesen Respekt vor dem Altbau nicht nur auf die consécration légendairezurück, sondern auch auf die Verehrung Dagoberts (Albrecht 2003, 146). Hierzu ausführlicherAlbrecht 2003, 140-142, 146-148. - Crosby fragt, warum Suger mit den Bauarbeiten im Westenbegonnen habe, obwohl doch vor allem im Osten das Gedränge herrschte (Crosby 1987, 121-123). Für den Neubau wurde ein Teil des Gebäudes abgerissen, das nicht als Teil derDagobertskirche bezeichnet wurde, sondern als karolingischer Anbau. Crosby sieht hierin denVersuch, Kritik an den Arbeiten zu vermeiden und vermutet, dass Suger plante, durch dasbeeindruckende neue Portal Unterstützung für einen kompletten Umbau zu bekommen (Crosby1987, 123, 280-281). Es wird heute allgemeinhin angenommen, dass Suger plante, die gesamtealte Kirche zu ersetzen (Simson 1968, 135; Grant 1998, 250-251; Van der Meulen/Speer 1988,260-261; Kramp 1995, 76; Albrecht 2003, 147). - Weitere Vermutungen bei Grant 1998, 244.

202 Zum Umbau gehört eine Anpassung der Altäre an das Pilgeraufkommen (adm 199), dieVerdreifachung des Eingangs und die „Errichtung hoher und ehrenvoller Türme" (adm 166). -Sugers Begründungen folgen dabei üblichen Argumentationsweisen (Warnke 1984, 26;Rudolph 1997, 400). Bereits um 530 wurde die Kirche von Bischof Amelius aus demselbenGrund umgebaut (Kramp 1995, 12). Vorbild könnte auch ein Bericht von Anselm von Saint-

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Page 32: GRÖSSE, KUNST UND TRADITION König Dagobert in Sugers Schriften Ordinatio, De consecratione und De administratione

6.3.6 Cons 46: eine Zusammenführung aller Argumente

Suger leitet den Abschnitt über die Baumaßnahmen im Osten wie folgt ein: „...tam

ex ipsa sui prosperitate animabatur deuotio, quam ipsa circa sanctorum tanto

tempore tam intolerabiter opprimebat coartatio, uotum nostrum illo conuerit, ut

prefato uacantes operi turriumque differendo prosecutionem in superiori parte,

augmentacioni matris ecclesie operam et impensam pro toto posse pro gratiarum

accione eo, quod tantillo tantorum regum et abbatum nobilitati succedenti tantum

opus diuina dignatio reseruasset, quam decentius quam gloriosius rationabiliter

effici posset, fieri inniteremur.“203 (cons 46)

In der Übersetzung von Binding/Speer: „...unsere Hingabe, die ebenso durch ihr

gedeihliches Wirken beseelt wurde, wie die drangvolle Enge in dem Bereich der

Heiligen sie während so langer Zeit und in so unerträglicher Weise bedrückte,

wandte unser Verlangen dahin, daß wir uns darauf verlegten, Mühe und

Aufwendung nach all unserem Können für die Vergrößerung unserer Mutter

Kirche geschehen zu lassen, so angemessen und herrlich sie vernünftigerweise

ausgeführt werden könne, um unseren Dank dafür abzustatten, daß die göttliche

Gnade einem so geringen Nachfolger der hohen Würde so großer Könige und

Äbte ein so erhabenes Werk vorbehalten hatte."204 (cons 46)

Suger verknüpft das hier wiederum sehr stark betonte („tanto tempore tam

intolerabiter opprimebat“) Argument der Enge mit seinem Drang („operam et

impensam pro toto posse“) zur Vergrößerung des Kirchenbaus.205 Indem er

erwähnt, dass sie vernünftigerweise so angemessen wie auch herrlich gestaltet

werden soll („quam decentius quam gloriosius rationabiliter“)206, stellt er einen

Bezug zu seinen Gedanken über die Vernunft207 im Prolog (cons 1-7) her und

Remi sein (Kramp 1995, 73). Abt Folcuin von Lobbes (965-990) begründet in derselben Weiseseinen Abriss der Kirche (Binding 1993, 188). Paulinus von Nola ließ die Basilika Sankt Felixerweitern. Diese Baumaßnahmen rechtfertigt er mit der Enge des alten Gebäudes, er bewundertdie neuen helleren Räume und betont die Einheit von Altem und Neuem (Linscheid-Burdich2005, 118-119). - Weiteres zum Umbau aus Notwendigkeit bei Van der Meulen/Speer 1988,271; Grant 1998, 30-31, 258-260; Simson 1968, 133; Markschies 1995, 12-1; Speer 2005, 20;Neuheuser 1993, 169-170; Kramp 1995, 72-74; Rudolph, Change 1990, 30-31; Linscheid-Burdich 2004, 200.

203 Hervorhebungen durch den Verfasser204 Hervorhebungen durch den Verfasser205 „augmentacioni matris ecclesie“ besitzt eine offensichtliche Doppelbedeutung. Es bezieht sich

sowohl auf die Kirche als Institution als auch auf den konkreten Bau. Der Kontext desAbsatzes zeigt aber klar den Bezug zum Bau. Weitere Textstellen zum Thema 'Vergrößerung':ord 34, cons 15, 47, adm 164.

206 Suger betont, dass er weit mehr hätte machen können, wenn es möglich gewesen wäre (adm191, 202).

207 Siehe hierzu auch Reudenbach, 1980, 315-316.

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rechtfertigt gleichzeitig relativierend die geplante Ausschmückung. In einem

Traditionsvergleich208 betont er abschließend, all seine Mühe geschehe aus

Dankbarkeit dafür, dass Gott ihn zum Nachfolger von Äbten und Königen

bestimmt hat („tantillo tantorum regum et abbatum nobilitati succedenti“).209 Er

weist damit eindeutig auf die vielen königlichen Äbte und Bauherren von Saint-

Denis hin, hebt sich aber selbst allgemein hervor, indem er den Eindruck erzeugt,

dass nach dem neunten Jahrhundert keine weiteren Bauarbeiten mehr

stattgefunden hätten.210

7 Zusammenfassung

Während also cons 9 nachweislich keine Auskunft über Sugers liturgisches

Verständnis des Kirchenbaus gibt, konnte in dieser Stelle eine weitere Facette von

Sugers Traditionsbewusstsein entdeckt werden und auch im übrigen Text finden

sich wesentliche Analogien zwischen der Darstellung Dagoberts und Sugers

eigenen Präsentation. König Dagobert habe, nachdem er durch Gott und die

Märtyrer auserwählt wurde, die Kirche mit aller Leidenschaft und Dankbarkeit als

Dienst an Gott und den Märtyrern erbaut. Eine wesentliche Leistung von ihm sei

die Ausstattung der Kirche mit prachtvollsten Kunstwerken, für deren optimale

Wirkung er eventuell die Kirche extra kleiner gebaut habe oder, falls das nicht

zutreffen mag, habe er ohnehin die größte Kirche seiner Zeit erbauen wollen.

Dagobert sei es also beim Bau der Kirche um Größe im überregionalen Vergleich

oder optimale Wirkung des Kirchenschmucks gegangen und dies sind auch die

Kriterien Sugers.211 Anscheinend möchte Suger in seinem Bau das erreichen, was

Dagobert nicht gelungen sei, nämlich ein durch Gott legitimiertes, großes und

prachtvolles Gebäude zu errichten, um dadurch Saint-Denis überregional einen

zeitgemäßen und gebührlichen Rang zu verschaffen. Durch den Vergleich seines

208 „Ein legitimationsstützender Vergleich kann, gerade dort, wo Neuerungen einengeschichtlichen Anknüpfungspunkt suchen, historische Erinnerungen und Assoziationenwecken, über die eine Beziehung zu zeitübergreifenden Maßstäben hergestellt wird. ImMittelalter können diese Traditionsvergleiche die Bauten mit antiken oder karolingischenVorbildern oder Leistungen in Verbindung bringen. Die Berufung auf einen allgemeinanerkannten Traditionsbestand stellt Kriterien zur Verfügung, die für die HerrschaftsträgerGeltung besitzen und an denen sich die herrschaftliche Praxis messen läßt.“ (Warnke 1984, 21-22.)

209 Die Kirche habe ihm „ehrenvoll zwischen den Fürsten der Kirche und des Reiches einen Platzangewiesen“ (adm 182). Er betont dabei seine niedere Herkunft (adm 177).

210 Albrecht 2003, 132-133; Grant 1998, 69.211 Dies natürlich ohne moralische Wertung! Es ist keine „Protzerei“ und „Prahlerei“, wie

Panofsky dies beschrieb (Panofsky 1978, 161). Der politische Aspekt darf hier nicht übersehenwerden (siehe Crosby 1987, 122 und Kramp 1995, 49-50, Anm. 218).

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Kirchenschmucks mit den Schätzen der Hagia Sophia wird der erneuerte

überregionale Geltungsanspruch mehr als deutlich.212 Weil Suger hierzu göttlich

auserwählt sei, beschreibt er den Umbau ebenfalls als dankbaren Dienst an Gott

und den Märtyrern. Diese fordern das Beste und Suger betont sein

uneingeschränktes Engagement, dessen Gottgefälligkeit durch Wunderberichte

bewiesen werden soll. Umbau und Umgestaltung werden von Suger stark

pragmatisch gerechtfertigt. Der Umbau sei keine Korrektur eines Fehlers von

Dagobert, sondern eher eine Reparatur des baufälligen Gebäudes mit baulicher

Anpassung an das neue Pilgertum; auch die Kunstwerke erhalten ihre

Berechtigung erst durch ihren liturgischen Zweck.

Das Bild von Dagobert als Erbauer, Stifter und Wohltäter des Klosters war in

Saint-Denis zu Sugers Zeit stets präsent, seine Verehrung rangierte direkt hinter

der des Dionysius. Auch Suger kümmerte sich fleißig um seine memoria, indem er

seinen Namen und sein Stifterbild auf fast allen Kunstwerken anbringen ließ,

diese in De administratione ausführlichst beschrieb, darauf achtete, dass die Altäre

möglichst gut sichtbar positioniert werden und verfügte, dass alle seine

Kunstwerke an seinem Jahrestag ausgestellt werden. Wenn er zudem betont,

Nachfolger von Königen zu sein, sich dadurch auch mit Dagobert in eine Linie

setzt und den Eindruck erzeugt, dass nach dem neunten Jahrhundert keine

weiteren Bauarbeiten mehr stattgefunden hätten, hebt er sich selbst als Abt und

Bauherr „a tempore Dagoberti usque ad nostra tempora“ (adm 204) hervor.213 Das,

was Stephan Albrecht mit „repräsentativem Bauzwang“ und „Zwang zur

Erinnerung“ beschrieb, äußert sich somit auch in Sugers Bild von Dagobert,

dessen topischer Charakter dabei aber nicht übersehen werden darf.214 In einer

dahingehenden Analyse von Sugers restlichen Schriften könnte dieser Aspekt

weiter konkretisiert und durch Vergleiche mit anderen Tatenberichten in einem

größeren Kontext bewertet werden.

212 Den überregionalen Geltungsdrang bringt Suger auch im Rahmen der Weihe zum Ausdruck.Er verschickte Einladungen „per uniuersas Galliarum regiones“ (cons 76), bei der Weihe seienzwar unzählbar viele Menschen anwesend (cons 78), aber „gratantius omnes, si fieri posset.“(cons 77).

213 Corsepius hat vermutet, dass Suger den Thron Dagoberts, den er restaurieren ließ (adm 261),auch als Abtsthron nutzte (Corsepius 2004, 147). Jüngere Quellen berichten über die Nutzungdieses Throns sowohl als Abts- wie auch als Königsthron (Corsepius 2004, 140). Suger betontdie damit verbundene Tradition und dessen schlechten Zustand vor der Restaurierung. - ZumThron siehe Albrecht 2003, 161-164.

214 Albrecht 2003, 266. - In jeden Fall handelt es sich bei Sugers Selbststilisierung nicht um „einBeispiel (...) für die 'moderne Form des Ruhmes'", wie dies Panofsky empfand (Panofsky 1978,157).

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8 Literaturverzeichnis

8.1 Literatur (Kurztitel)

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Albrecht, Stephan: Die Inszenierung der Vergangenheit im Mittelalter. Die

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Angenendt 2002

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in: Heinzelmann, Martin (Hg.): Mirakel im Mittelalter. Konzeptionen -

Erscheinungsformen – Deutungen, Stuttgart 2002, 95-113.

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(Hgg.): Abt Suger von Saint-Denis. Ausgewählte Schriften: Ordinatio, De

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Annas/Binding 1989

Annas, Gabriele, Binding, Günther: Arcus superiores. Abt Suger von

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Jahrbuch 50 (1989), 7-24.

Aubert 1950

Aubert, Marcel: Suger, Rouen 1950.

Bandmann 1951

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Beierwaltes 1976

Beierwaltes, Werner: Negati affirmatio: Welt als Metapher. Zur

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Binding 1993

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Saint- Denis, in: Binding, Günther, Speer, Andreas (Hgg.):

Mittelalterliches Kunsterleben nach Quellen des 11. bis 13. Jahrhunderts,

Stuttgart-Bad Cannstatt 1993, 184-207.

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