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Grünes Blatt Berlin 08-2018 Fachinformation Pflanzenschutz für den Dienstleistungsgartenbau vom 20.11.2018
Pflanzenschutzamt Berlin, Mohriner Allee 137, 12347 Berlin E-Mail: [email protected] Internet: www.berlin.de/senuvk/pflanzenschutz
Weitergabe bitte nur im Original.
Bildnachweis:© Pflanzenschutzamt Berlin
Pflanzenschutzamt Berlin
Die Trockenheit hat sich in den letzten Wochen fortgesetzt und die Böden sind noch immer nicht aus-
reichend feucht. Überaus milde Temperaturen bis Mitte November haben das Laub sehr zögerlich fal-
len lassen. Die Auswirkungen des Witterungsverlaufes sind besonders an flachwurzelnden Gehölzen
deutlich sichtbar (Abb. 1 u. Abb. 2).
Solange der Boden noch nicht dauerhaft gefroren ist, sollten besonders immergrüne Laub- und Na-
delgehölze weiterhin ausreichend gewässert werden. Über ihr Nadel- und Laubkleid verdunsten sie
auch bei niedrigen Temperaturen Wasser. Sonne und Windbelastung verstärken die Austrocknung.
Laub als Winterschutz und Humusbildung
Abgefallenes Laub wirkt sich positiv auf die Humusbildung aus. Es kann zur Abdeckung des Bodens
zwischen Sträuchern oder auch auf abgeräumten Beeten genutzt werden (mit Ausnahme des Kasta-
nienlaubes). Die Bodenfeuchte bleibt dadurch länger erhalten und der Frost dringt nicht so tief in den
Boden ein. Wo es möglich ist, sollte die Laubauflage bis zum Frühjahr liegen bleiben. Oberflächlich
eingearbeitet wirkt es positiv auf das Bodenleben und fördert die Humusbildung.
Auch auf Staudenflächen darf zwischen den Stauden Laub liegen bleiben, aber nicht als dichte Laub-
decke darauf, da bei Nässe die Gefahr von Fäulnis zu groß ist. Bei immergrünen Stauden sollte auf
eine Laubdecke ganz verzichtet werden.
Rasen sollte allerdings regelmäßig abgeharkt und von nassem Laub befreit werden. So werden die
typischen Rasenkrankheiten im Winter, wie z.B. Schneeschimmel (Microdochium nivale) und Typhula
(Typhula incarnata), vermieden. Unter dem Laub bleibt der Rasen länger feucht und schafft somit
ideale Infektionsbedingungen. Lichtmangel führt zu Vergilbungen und andauernde Nässe zu Fäulnis.
Auf laubfreien Flächen können die Gräser das Licht länger nutzen und mehr Assimilate für die Win-
terhärte und Regeneration im Frühjahr einlagern.
Abb. 1: Trockenschaden Abb. 2: abgestorbene Triebe vom Rhododendron
Pflanzenschutzamt Berlin, Grünes Blatt Berlin 08-2018 vom 20.11.2018 Seite 2 von 6
Weitergabe bitte nur im Original.
Vorbereitungen für den Winter
Nach den ersten Temperaturen um 0 °C kann der Winterschutz für empfindliche Gehölze vorbereitet
werden. Solange jedoch die Temperaturen noch mild und warm sind, benötigen die Pflanzen noch
keinen Schutz. Wird die Abdeckung zu früh ausgebracht, so kann es unter der Abdeckung zu warm
werden und es besteht dann die Gefahr, dass es bei Frostgraden zu Schäden kommt.
Rosen
In unserer Region mit eher kontinental geprägten Wintern sollten Rosen (Edel-, Hochstamm- und
Kletterrosen) entsprechend geschützt in den Winter gehen. Dazu gehören ein leichter Rückschnitt im
Herbst, das Anhäufeln der Rosen zum Schutz der Veredlungsstelle und die Abdeckung der Rosen
zum Schutz vor der Wintersonne. Eine luftige Abdeckung ist stets vorzuziehen. Ideal wären Tannen-
oder Fichtenzweige, die über eine lockere Laubschicht gelegt werden. Letztere schützt und fördert
zudem das Bodenleben.
Abb. 3: Laub zwischen Vinca Abb. 4: Fichtenabdeckung für Rosen
Abb. 5: Anhäufeln der Rosen im Spätherbst Abb. 6: Sonnenschutz für Rhododendron aus Fichtenzweigen
Pflanzenschutzamt Berlin, Grünes Blatt Berlin 08-2018 vom 20.11.2018 Seite 3 von 6
Weitergabe bitte nur im Original.
Immergrüne Gehölze
Stehen sie an sehr sonnigen Plätzen, sollte als Verdunstungsschutz und zum Schutz vor der Winter-
sonne ein Schattenleinen vorbereitet werden oder auch Fichtenreisig (Abb. 6).
Kübel
Gehölze, besonders immergrüne Gehölze, im Kübel, wie sie besonders vor Eingangsbereichen von
Geschäften, Hotels und Behörden zu finden sind, leiden im Winter besonders. Die Gefäße frieren
frühzeitig durch, die Wurzeln können kein Wasser aufnehmen, die Pflanzen verdunsten jedoch wei-
terhin Wasser und es kommt zum Vertrocknen der Pflanzen. Schattenleinen oder/und Schutz für den
Kübel können hier Abhilfe (Abb. 8) schaffen.
Obst- und Jungbäume
Zum Schutz der Stämme vor der tiefstehenden Sonne im Spätwinter soll-
ten junge, glattrindige Bäume mit einer weißen Stammschutzfarbe (Abb.
9) versehen werden. Diese verhindert das Aufreißen der Stämme, wenn
es bei sonnigem, frostigem Winterwetter zu starken Schwankungen zwi-
schen Tag- und Nachttemperaturen kommt.
In Bereichen, in denen mit Wildverbiss und/oder Kaninchenfraß zu rech-
nen ist, kann ein Verbissschutz (u.a. Drahthosen, Kunststoffbänder, Abb.
10), ein Wildverbissmittel oder eine Pflanzung in Drahtkörbe notwendig
sein.
Abb. 7: ungeschützter Kübel Abb. 8: Winterschutz
Abb. 9: Sonnenbrandschutz
Pflanzenschutzamt Berlin, Grünes Blatt Berlin 08-2018 vom 20.11.2018 Seite 4 von 6
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Gräser und Stauden
In Anlagen und Gärten werden verstärkt Stauden und Gräser angepflanzt. Auch für diese gilt es, sie
gut über den Winter zu bringen. Stauden, die grüne Blätter behalten, wie viele Steingartenpflanzen
sollten bei Kahlfrösten zum Schutz vor der Wintersonne locker mit Reisig bedeckt werden.
Einige Stauden werden erst nach dem Winter zurückgeschnitten, u.a. Astern, Phlox, Sedum und ein-
ziehende Gräser, wie Lampenputzergras und Chinaschilf. Die alten Halme und Stiele schützen die
Pflanzen (Abb.11), bieten Vögeln und Insekten Nahrung und Unterschlupf und sehen nebenbei sehr
schön aus.
Mäuse
Mäuse sind ein Dauerthema. Aufgrund der guten Entwicklungsbedingungen – milde Winter – konnten
sie sich hervorragend vermehren.
Abb. 10: Schutz vor Wildverbiss Abb. 11: Pflanzeneigener Winterschutz durch alte Halme
Abb. 12: Ausfälle an Liguster durch Mäuse
Abb. 14: Wühlmausloch Abb. 15: Verstecktes Wühlmaus-loch
Abb. 13: Wühlmausgang
Pflanzenschutzamt Berlin, Grünes Blatt Berlin 08-2018 vom 20.11.2018 Seite 5 von 6
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Besonders auf Randbereichen zu unbewirtschafteten oder stark verkrauteten Flächen, Böschungen,
Baumscheiben oder Pflanzbeeten sind sie zu finden. Auch Herabgefallenes Laub dient Mäusen als
Unterschlupf und Schutz.
Die Schäden treten im unteren Stammbereich von Gehölzen auf, wobei die Rinde über dem Wurzel-
hals abgenagt wird. Häufig sind auch Wurzeln, Knollen und Zwiebeln betroffen. Bei starker Schädi-
gung können Pflanzen absterben. Das Entfernen von Falllaub und Unkräutern wirkt einer Ansiedlung
der Mäuse entgegen.
Neben dem Schutz vor den Nagern durch das Pflanzen in Drahtgeflechte/-körbe kann durch das An-
locken oder Ansiedeln von natürlichen Gegenspielern die Mäusepopulation reduziert werden.
Natürliche Gegenspieler, wie tagaktive Beutegreifer (u.a. Turmfalke, Bussard, Milan, Habicht, Sper-
ber) können mittels Ansitz oder Sitzkrücke in großen Gärten und Anlagen angelockt werden. Neben
Fuchs und Marder jagen auch Wiesel die Mäuse. Letztere können mit einem Stein- und Holzhaufen
(50 bis 80 cm hoch) an einer ruhigen Stelle der Anlage / des Gartens angelockt werden.
Darüber hinaus gibt die Möglichkeit mit Fallen oder Ködern die Mäuse zu reduzieren. Weiteres aus-
führlich dazu unter:
https://www.berlin.de/senuvk/pflanzenschutz/merkblaetter/de/download/wuehlmausbekaempfung.pdf
Frostspannerflug
Der Flug der Frostspanner begann Mitte November und wird mit Leimringen überwacht. An Standor-
ten mit wertvollen Gehölzen, die im Frühsommer einen starken Lochfraß aufweisen, kann durch das
rechtzeitige Anbringen der Leimringe die kommende
Raupengeneration dezimiert werden.
Die Weibchen dieser Schmetterlingsart können nicht
fliegen und klettern am Stamm empor, um im Kronen-
bereich an Knospen und Rindenritzen ihre Eier abzu-
legen. Weiteres zum Frostspanner unter:
http://www.berlin.de/senuvk/pflanzenschutz/stadtgrue
n/de/ueberwachung/frostspanner.shtml
Abb. 162: Leimring am Stamm Abb. 17: belegter Leimring Abb. 18: Weibchen bei der Eiablage
Abb. 19: Frostspannerfraß im Frühsommer
Pflanzenschutzamt Berlin, Grünes Blatt Berlin 08-2018 vom 20.11.2018 Seite 6 von 6
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Massaria an Platane
Nachdem nun der Laubfall abgeschlossen ist, lassen sich die Kronen der Bäume genauer auf
Schadmerkmale kontrollieren. Bedingt durch die trocken-heiße Witterung in diesem Sommer ist gera-
de an Platanen aktuell wieder ein deutlicher Schub der Massaria-Erkrankung (verstärkte Totholzbil-
dung) sichtbar. Platanen sind daher aufmerksam hinsichtlich entsprechender Symptome zu kontrollie-
ren.
https://www.berlin.de/senuvk/pflanzenschutz/stadtgruen/de/ueberwachung/massaria.shtml
Nützlingsförderung
Laub das unter Pflanzungen verbleibt, bietet vielen
nützlichen Gegenspielern ein geeignetes Winterquar-
tier. Bei der Verwendung von Laubpustern und -
saugern sollte bedacht werden, dass alle nützlichen
Helfer weg- bzw. eingesaugt werden.
Holz- und Reisighaufen
Schnittgut von nicht erkrankten Pflanzenteilen kann
gehäckselt als Mulchmaterial verwendet werden oder
als Asthaufen in einem abgelegenen Teil des Gartens
oder der Anlage verbleiben. Diese Reisighaufen wer-
den gern von vielen nützlichen Tieren (Igel, Blind-
schleichen, Kröten etc.) als Winterlager benutzt.
Nützlingshotels
In aufgeräumten Gärten gibt es kaum Versteck-
oder Überwinterungsmöglichkeiten für Insekten, wie z. B. für
Florfliegen, die als Blattlausvertilger wichtige Nützlinge im
Garten sind. Wer kein Herbstlaub unter den Büschen liegen
lassen kann oder will, kann auch sogenannte „Nützlingsho-
tels“ aufstellen, um den zahlreichen Helfern eine gute Über-
winterungsmöglichkeit zu geben.
Mittlerweile gibt es sie in unterschiedlichen Größen zu kau-
fen oder man baut sie selbst.
Weiteres dazu unter: http://www.insekten-hotels.de/
Abb. 22: Nützlingshotel
Abb. 21: Reisighaufen als Unterschlupf
Abb. 20: Nekrose durch die Massaria-Erkrankung auf der Astoberseite einer Platane mit dunklem Sporenstaub der Nebenfruchtform des Pilzes