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Grumo & Pepito (de)

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Eine märchenhafte Erzählung über Wale und Delfine rund um die Kanarischen Inseln

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Thomas Hausberg

Grumo & PepitoEine märchenhafte Erzählung über Wale und Delfine

in kanarischen Gewässern

Dieses Buch ist meinem Vater Günter Hausberg gewidmet, der mich schon von frühester Kind-heit an mit Erzählungen über seine Erlebnis-se als junger Matrose auf dem Segelschulschiff «Deutschland» für die Ozeane und die Tiere, die dort ihren Lebensraum haben – insbesondere den Delfinen und Walen – begeistert hat. Ich bin dankbar für die vielen gemeinsamen Stunden, die ich zu Land und zu Wasser mit ihm verbringen durfte.

Günter Hausberg ist am 17. Dezember 2010 in Alter von 91 Jahren verstorben.

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Grumo & PepitoEine märchenhafte Erzählung über das Leben

von Walen und Delfinen in kanarischen Gewässern

Aufgeschrieben und illustriertvon Thomas Hausberg

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F ür Grumo – einem kleinen Tuffsteinklümpchen, das vor Millio-nen von Jahren aus dem alten Vulkan `Pico del Teide´ auf der Kanareninsel Teneriffa gespuckt worden war – ist nur ein Wim-pernschlag Zeit vergangen, seit er als Talisman von Linda, der

Winzerin aufgenommen wurde. Nach unserem Zeitempfinden sind aller-dings einige Jahre – um genauer zu sein: es sind nahezu 15 Jahre ins Land gegangen, seit die Geschichte von Grumo und Cepita* geendet hat.

Es ist viel passiert in dieser Zeit. Insbesondere, dass Linda und Pepe drei Kinder bekamen. Ein Jahr nachdem die beiden geheiratet hatten wurde Alejandro geboren. Ein weiteres Jahr darauf kam Lucia zur Welt. Linda und Pepe waren überglücklich. Und so vergingen die Jahre, Pe-pe machte gute Geschäfte mit seinem Ziegenkäse, der mittlerweile auf allen Inseln der Kanaren verkauft wurde und Lindas Weine bekamen sogar Auszeichnungen und fanden Abnehmer im fernen England und selbst in Amerika trank man gerne ihren `Canary Sac´.

Die Kinder gediehen prächtig. Während Alejandro seinem Vater in Aussehen und Art sehr ähnelte und am liebsten bei den Ziegen verweil-te, war Lucia – zu Lindas Freude, ihr wie aus dem Gesicht geschnitten. Sie bewies schon früh ein glückliches Händchen bei der Pflege der Wein-stöcke, wie überhaupt bei allem, was im Garten der Familie wuchs.

Ein paar Jahre später erblickte dann der kleine Pepito das Licht der Welt. Linda hatte sich immer drei Kinder gewünscht. Das Leben war nun nahezu perfekt.

Hin und wieder nahm Linda ihren Talisman `Grumo´ von seinem Eh-renplatz in einer eigens für ihn und Cepita geschaffenen Mauernische gleich neben der Haustür in die Hand. Dann streichelte sie liebevoll sei-ne raue Oberfläche. Sie war fest davon überzeugt, dass sie nur ihm all dieses Glück zu verdanken hatte.

* Grumo & Cepita – Eine märchenhafte Erzählung über die Geschichte der Kanarischen Inseln

Weitere Infos zum Buch auf der Umschlagrückseite

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P epito war anders als seine beiden älteren Geschwister. Er hat-te eine eher zierliche Gestalt und war ein ruhiger, oft etwas nachdenklicher Junge. Er konnte stundenlang im Schatten einer Palme sitzen und mit allem spielen, was ihm gerade in

die Finger kam. Dabei hatten es ihm Steine ganz besonders angetan. Er besaß bald eine ganze Sammlung mit den unterschiedlichsten Far-ben und Formen. Linda beobachtete ihren Jüngsten oft bei seinen Spie-len und sie erinnerte sich daran, wie sie damals Grumo am Rande des Weinbergs gefunden hatte. `Vielleicht ist da ja auch ein solcher Grumo dabei, der meinem Nesthäkchen einmal Glück und Zufriedenheit brin-gen wird,´ dachte sie so im Stillen.

Als Pepito größer wurde, ging er bei jeder Gelegenheit an die nahe-gelegene Küste. Das Meer faszinierte ihn. Es sah jeden Tag anders aus. An manchen Tagen war es ganz friedlich und schien zu schlummern, an anderen rauschten mächtige Wogen an die Klippen und man hatte den Eindruck, als wollten sie ein Stück von der Insel abbeißen. Pepito konnte nicht genug bekommen, von diesem Schauspiel.

Seine beiden Geschwister hatten allerdings wenig Verständnis für Pe-pitos Leidenschaft. Sie neckten ihn und begrüßten ihn, wenn er dann endlich wieder nach Hause kam mit einem: „Ah – El Soñador – der Träu-mer kehrt heim.“

Pepito ärgerte das und er überlegte sich, wie er die Zeit auf den Klip-pen mit etwas Nützlichem, etwas was Alejandro und Lucia aber auch seine Eltern beeindrucken sollte, verbinden könnte. Denn Ziegen hüten wie Alejandro oder Weintrauben pflücken wie Lucia, dass war nicht sein Ding. Es musste etwas anderes sein und es musste vor allem mit dem Meer zu tun haben. Nach einer ganzen Weile kam Pepito eine glänzen-de Idee: Seine Mutter kaufte doch jede Woche an der Mole in Las Gal-

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letas – das ist ein kleines Fischerdorf im Süden von Teneriffa – frischen Fisch oder Muschel oder was sonst gerade an Meeresfrüchten feilge-boten wurde. Und er hatte schon des Öfteren die Fischer beobachtet, wenn sie von ihren nächtlichen Fangtouren zurück in den Hafen ka-men. Aber auch die Angler, die mit ihren Ruten auf der Mole saßen, hatten Pepitos Interesse geweckt. `Ich werde Fischer,´ dachte Pepito so bei sich. `Ich werde meinen Vater fragen, ob er mir eine Angelrute und Angelschnüre und Haken und was man sonst noch alles braucht, kau-fen kann. Dann werde ich meiner Mutter so oft sie will frische Fische fangen!´

Und tatsächlich, eine Wo-che später saß Pepito ganz stolz mit seiner neuen Angel auf seiner Lieblingsklippe am Meer und wartete auf seinen ersten großen Fang.

Er saß Stunde um Stun-de, aber der Schwimmer – das ist ein buntes Korkstück, dass man an die Angelleine bindet und dass dem Ang-ler anzeigt, wenn ein Fisch am Köder knabbert – mach-te keinen Mucks.

Enttäuscht gab Pepito schließlich auf und ging mit seiner Angel und dem leeren Eimer nach Hause zurück.

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Kaum war er durch das Gartentor gegangen, kamen auch schon Ale-jandro und Lucia auf ihn zugelaufen. Schon von Weitem riefen sie: „Ho-la Pepito – El Pescador magno – der große Fischer kehrt mit fetter Beute zurück! Mama stelle schon mal die große Pfanne auf den Herd, heute gibt es einen Festschmaus.“ Aber als sie den leeren Eimer sahen, began-nen sie ihn wieder zu neckten. Alejandro rief: „Oh, waren die Fische so groß, dass sie nicht in den Eimer gepasst haben?“ Und Lucia: „Sollen wir runter zum Meer laufen und dir beim Tragen helfen?“

Linda hatte das Gejohle gehört und kam aus dem Haus. „Alejandro! Lucia! – Hört auf euren Bruder zu ärgern,“ rief sie mit forscher Stim-me und zu Pepito sagte sie aufmunternd: „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Das nächste Mal wirst Du bestimmt mehr Glück ha-

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ben.“ Etwas besorgt kniete sie sich neben ihren Jüngsten. Pepito aber wollte sich nicht trösten lassen, er war bitter enttäuscht. Er packt seine neue Angel in den hintersten Winkel im Geräteschuppen und sprach kein Wort mehr. Er hatte sich das einfacher vorgestellt und er wollte doch zeigen, dass auch er etwas Sinnvolles tun konnte.

Am Abend, die Kinder waren schon zu Bett gegangen, erzählte Lin-da ihrem Mann von den Ereignissen des Tages: „Du musste dem Klei-nen helfen. Er ist so enttäuscht, dass er den ganzen Tag nur traurig in seinem Zimmer saß und mit niemandem reden wollte.“

Am anderen Morgen, die beiden Großen – Alejandro und Lucia waren schon in die Schule gegangen, nahm Pepe seinen Jüngsten zur Seite: „Ich habe von deinem Misserfolg gehört. Es ist eben nicht so einfach Fische

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zu fangen. Aber du kennst doch auch den alten José. Der ist sein Leben lang zur See gefahren und kennt sich aus mit dem Fischen, wie kein anderer. Ich wer-de ihn fragen, ob er dir das Angeln beibringen kann. Wenn du wirklich Fischer werden möchtest, dann wird er dir bestimmt ein guter Lehrmeister sein.“

Es dauerte allerdings ein paar Tage, bis Pepito wie-der über das Angeln nach dachte. Zu groß war die Enttäuschung über sein

erstes Angelererlebnis gewesen. Aber dann machte er sich ganz früh morgens, die anderen schliefen noch alle, auf den Weg zur Mole. Er wusste, dass `El Pescador´ – so nannten die Leute im Dorf den alten Jo-sé respektvoll – immer der Erste war, der seine Angeln auswarf.

Und Pepito hatte recht. An der Mole angekommen, sah er José im fahlen Licht des beginnenden Tages an seinem Stammplatz sitzen.

„Buenos dias – Don José – ich bin Pepito, der Sohn von Pepe, dem Zie-genhirten und Linda, der Winzerin,“ sprach Pepito den alten Mann mit leiser, etwas schüchterner Stimme an. Es verging eine geraume Zeit, Pe-pito dachte schon der Alte hätte ihn nicht gehört. Er hatte ihn keines Blickes gewürdigt. Statt dessen blickte José mit zusammengekniffenen

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Augen auf die in den Wellen tanzenden Schwimmer. Pepito beäugte abwartend den alten Mann. Er hatte ein von tausenden Falten durch-furchtes Gesicht. Die Haut war von der vielen Sonne und der salzigen Meeresluft dunkelbraun gegerbt. Aber seine meergrünen Augen blitz-ten hellwach unter den buschigen Augenbrauen hervor. Er hatte Hände, so groß wie Bratpfannen. Aber an seiner linken Hand bemerkte Pepi-to, fehlte der kleine Finger.

Als ob er die Gedanken des Jungen hatte lesen können murmelte José mit einer Stimme, die aus einer dunklen Felsengrotte zu kommen schien: „Bueas … Pepito? … Den Kleinen von meiner Linken hat sich der größte Merlin, der je vor der Küste von Teneriffa am Haken hing geholt … bevor er die Leine abgerissen hat und auf nimmer Wiederse-hen mit meinem Finger im Atlantik verschwunden ist.“

Pepito lief ein kalter Schauer über den Rücken.Und während der Alte seine Schwimmer nicht aus den Augen lies, fragte er Pe-pito: „Du willst also `Pesca-dor´ werden!?“ Pepito hatte neben José Platz genommen und schaute ebenso ange-strengt auf die offene See. „Si, Señor,“ murmelte er lei-se und versuchte dabei sei-ner Stimme einen ebenfalls dunklen Klang zu geben.

Ein kaum merkliches Lä-cheln huschte über Josés Ge-sicht. „Du liebst das Meer?“

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„Si, Señor,“ antwortete Pepito. Dabei war seine Begeisterung nicht zu überhören.

Es verging eine ganze Weile, bevor der Alte die morgendliche Stil-le erneut unterbrach: „Und du hast Geduld?“ „Si, Señor,“ sagte Pepito rasch, denn er wollte einen guten Eindruck machen.

Die beiden saßen einträchtig nebeneinander. Pepito gefiel das. Und auch der Alte schien von der Anwesenheit des Jungen angetan zu sein, auch wenn er dies nicht so offen zeigte.

Dann plötzlich – einer der Schwimmer begann zu zucken. Pepito war das nicht entgangen und er wollte gerade den Alten darauf aufmerk-sam machen, als dieser mit einem kurzen Ruck an der Leine zog.

Nichts passierte, der Schwimmer gaukelte weiter ruhig im Wasser. Dann wieder ein erneutes leichtes Zucken. „Na, da scheint ja jemand Geschmack an meinem Köder gefunden zu haben,“ hörte Pepito den

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Alten sagen, als dieser auch schon blitzschnell die Rute nach hinten riss.

Pepito war heftig erschrocken. Der Schwimmer tauchte ab! Pepito sprang ganz aufgeregt auf. „Er hat gebissen! Ein Fisch, er hat angebissen“: rief er dem Alten mit sich überschlagender Stimme zu.

„Hattest du nicht gerade gesagt, du wärst geduldig?“, knurrte José. „Dann setz dich mal wieder auf deine vier Buch-staben. Jetzt gilt es Ruhe zu bewah-ren.“ Mit diesen Worten drückte er Pepito die Angelrute in die Hand. Pepito brach der Schweiß aus. Er hatte seinen ersten Fisch an der Angel! Die Leine begann wie wild von rechts nach links und wieder zu-rück zu ziehen. Pepito konnte die Ru-te kaum halten. „Lass ihn erst einmal müde werden. Wenn du die Leine zu schnell einholst, reißt der Bursche sie ab. Und wenn du spürst, dass er nä-her kommt, dann rolle die Angel-leine ganz gleichmäßig auf. Wehrt sich der Fisch, muss du wieder ruhig abwarten. Das ist ein ebenbürti-ger Kampf zwischen dir und dem

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Fisch. Man weiß im Voraus nie wer gewinnt! Willst du der Sieger sein, gilt es Ruhe zu bewahren und zu Geduld haben.“

Der Alte machte sich am Käscher zu schaffen. „Wenn der Fisch na-he genug ist, brauchst du ein solches Netz. Denn so wie dieser Bursche kämpft, wirst du es nicht schaffen, ihn einfach so an der Leine an Land zu ziehen.“ Die Rute in Pepitos Hand spannte sich in einem tiefen Bo-gen. Immer wieder versuchte der Gefangene zu entwischen. Aber die Leine war stark genug und der Haken hatte sich fest im Maul des Fi-sches verhakt. Und Pepito würde nicht aufgeben. Er drillte, wie ihn der Alte angewiesen hatte, die Schnur Stück für Stück ein.

Die Sonne tauchte gerade am Horizont auf, als er seinen Fang das erste mal sehen konnte. Es war ein wahrhaft prächtiger, orange-gold

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glänzender Fisch. Der durfte ihm nicht vom Haken gehen! Aber es dau-erte noch eine geraume Zeit, bis Pepito den Kampf gewonnen hatte. Im letzten Moment griff José nach dem Käscher, fuhr damit unter den Fisch und hob ihn auf die Mole. „Petri Heil,“ sagte der Alte: „Deine erste Goldbrasse – eine Dorade, wie man auch sagt. Kein schlechter Fang … für den Anfang. Nun darfst du das Tier nicht länger leiden lassen. Mach den Haken aus dem Maul und bring die Jagd fachgerecht zu Ende.“

Pepito starrte den Alten mit offenem Mund an. `Muss ich den Fisch nun etwa selbst töten?´ durchschoss es ihn wie ein Blitz. Darüber hatte er sich noch gar keine Gedanken gemacht. Das würde er nicht können!

José wusste was Pepito gerade durchmachte. Er konnte sich noch gut an seinen eigenen ersten Fang erinnern. Ohne weitere Worte beugte er sich über die Beute und erlöste den Fisch.

Pepito hatte etwas an-gewidert aber doch inte-ressiert dem Alten über die Schulter geschaut. `Ja, als richtiger Fischer muss ich das in Zukunft wohl auch können,´ dachte er mit einem et-was flauen Gefühl in der Magengegend. Und wie sich bald zeigen wird, war das nicht das Letz-te, was Pepito im Lau-fe seines Fischerlebens noch zu lernen hatte.

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José legte die Brasse in den Eimer, den Pepito mitgebracht hatte: „Nun geh nach Hause und zeige deiner Familie deinen Fang. Das hast du schon sehr gut gemacht. Wenn du möchtest, treffen wir uns Morgen wieder hier um die gleiche Zeit, dann werde ich dir zeigen welcher Köder wel-chem Fisch schmeckt und wie du die guten Fangplätze erkennst. Grüß mir deinen Vater, er kann stolz auf dich sein.“

Pepito war noch ganz mitgenommen. Mit einem etwas kleinlauten `hasta mañana´ machte er sich auf den Heimweg. Aber mit jedem Schritt wuchs sein Stolz. Er hatte seinen ersten Fisch gefangen. Eine Dorade!

Die Spötteleien seiner Geschwister hatten von diesem Tag an ein Ende. Er hatte sich ihren Respekt verdient. Und auch Linda und Pepe waren mächtig stolz auf ihren Jüngsten.

Und so vergingen die Jahre. Pepito ging regelmäßig mit dem alten José zum Angeln und erlernte alles, was man über das Fischen wissen musste. Die ruhige und besonnene Weise, in der der Alte sein Wissen weitergab, gefiel Pepito besonders.

Hin und wieder erzählte José auch von seinen Erlebnissen, als er noch jünger war und noch ein eigenes Fischerboot hatte. Aber das musste schon einige Jahre her sein, denn Pepito kannte den Alten eigentlich nur von seinem Platz auf der Mole. So erfuhr Pepito viel vom Leben ei-nes Fischers.

Auch wenn man so manches Mal mit nur wenigen Fischen nach Hause gehen musste, dies gehörte eben zum Fischerdasein dazu. Denn es war immer ein wenig List erforderlich, um einen guten Fang zu machen. Ein-fach nur einen Köder auf den Haken spießen und diesen ins Meer wer-fen, damit war es nicht getan, dass hatte Pepito schnell begriffen.

Aber besonders beeindruckte Pepito der respektvolle Umgang des Al-ten mit allem, was das Meer und die dort lebenden Geschöpfe betraf.

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P epito war nun 16 Jahre alt und hatte seine Schule abgeschlos-sen. Es war keine Frage, welchen Beruf er erlernen würde. Im-merhin hatte er schon eine Menge über das Fischen vom alten José gezeigt bekommen. Dieser besorgte ihm auch einen Platz

auf einem der Fischerboote im Hafen von Playa de San Juan. Das hat-te den wohlkingenden Namen «Reina de los Mares», also `Königin der Meere´ und war ein gutes und sicheres Schiff. Es gehörte dem erfah-renen Skipper Luis, der sich – wie José wusste – mit dem traditionellen Thunfischfang mit Bambusruten und Leinen bestens auskannte.

Linda sah das allerdings mit gemischten Gefühlen. Zum einen wusste sie, dass ihr Jüngster eine gute Wahl getroffen hatte und bestimmt ein ausgezeichneter Fischer werden würde. Zum anderen machte sie sich aber Sorgen um Pepito. Sie hatte schon so viele Geschichten von Fischern gehört und so mancher war von See nicht mehr zurück gekehrt. Der At-lantik konnte durchaus tückisch sein. Besonders die starken Strömun-gen und die meist kräftigen Winde zwischen den Inseln waren schon so manchem Seefahrer zum Verhängnis geworden.

Sie wollte Pepito nicht schutzlos in die weite Welt entlassen. Und so gab sie `ihrem´ Kleinen zum Abschied ihren Talisman `Grumo´ in die Hand: „Ich möchte, dass du diesen Stein immer bei dir trägst. Grumo ist etwas ganz Besonderes. Er hat mir über viele Jah-re Glück gebracht und nun sollst du ihn als Talisman und Glücksbringer bei dir haben.

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Wenn du gut auf ihn achtest, wird er Unheil von dir fern halten. Er ist auch ein guter Zuhörer, dem du all deine Sorgen und Ängste anver-trauen kannst.“ Linda nahm ihren Jüngsten in die Arme und drückte ihn fest an sich. Er sollte die Tränen, die sich in ihren Augen sammel-ten, nicht sehen.

Auch Pepito hatte einen Klos im Hals und er blinzelte in die gerade am Horizont untergehende Sonne, ganz so als wäre sie daran Schuld, dass auch seine Augen feucht geworden waren. Ihm war das überaus peinlich und er war froh, als sich seine Mutter zur Seite wendete und sein Vater ihm kräftig auf die Schulter klopfte. „Allzeit gute Fahrt und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel – so sagt man doch unter See-leuten!“ Damit verabschiedete er seinen jüngsten Sprössling.

Am Ende der Mole saß der alte José und beobachtete die Szenerie. Ach würde er den Jungen vermissen, der ihm ein so lieber Freund ge-worden war. Erinnerungen an seine Jugend kamen in ihm hoch, als er damals zum ersten Mal auf den Atlantik hinausgefahren war. Nun hat-te auch für Pepito ein neuer Lebensabschnitt begonnen. Schon am Vor-abend hatten die beiden sich voneinander verabschiedet.

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G rumo fand das alles total spannend. Endlich ging seine Reise weiter. Er würde nun mit Pepito auf das große, weite Meer hinaus fahren. Pepito trug ihn immer in seiner Hosentasche bei sich und wenn er eine Hand frei hatte griff er hinein und

ließ Grumo durch seine Finger gleiten. Manchmal, wenn Pepito sich un-beobachtet fühlte, nahm er Grumo auch heraus und erzählte ihm von seiner neuen Arbeit. Das gefiel Grumo besonders und er wurde dann ganz warm in Pepitos Hand.

So vergingen die Tage. Pepito lernte schnell und Luis, sein Kapitän war sehr zufrieden, denn Pepito erledigte alle Arbeiten, die auf einem Fischerboot anfielen, äußerst flink – ohne das man hätte viele Worte machen müssen. Zudem hatte Luis das Gefühl, dass seit Pepito an Bord war, sie mehr Fische fingen als in der Zeit bevor er seinen neuen Gehil-fen hatte. Was Luis nicht wusste, Pepito hatte eine heimliche Hilfe:

Immer wenn das Fanggeschirr her-gerichtet war, setzte sich Pepito an die Bordkante und beobachtete das Meer. Dabei lies er seine Hand, in der er Grumo hielt, durch die vor-beirauschende Bugwelle gleiten. Ir-gendwann bemerkte Pepito, dass er plötzlich ein merkwürdiges Pochen in seiner Hand spürte, ganz so als ob Grumo seinen Herzschlag wiedergä-be. Wenig später tauchte dann wie aus dem Nichts eine Gruppe Delfi-ne auf. Das war ein ziemlich siche-res Zeichen, dass auch Thunfische

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in der Nähe waren. Denn Delfine und Thunfische jagen oft zusammen Makrelen oder Schwärme anderer kleiner Fische.

Dieses Pochen konnte doch kein Zufall sein!? Pepito schaute Grumo an und dachte bei sich: `He mein kleiner Freund, lockst du vielleicht die Fische zum Boot?´ Und wie er dabei wieder diese besondere Wärme in seiner Hand spürte, huschte ein verstehendes Lächeln über sein Gesicht. „Das bleibt unser Geheimnis,“ murmelde er vor sich hin.

Während die anderen Fischer oft stundenlang nach Beute Ausschau halten mussten, war es auf der `Reina de los Mares´ immer das gleiche Ritual: Pepito hielt seine Hand mit Grumo ins Wasser und kurz darauf sichteten sie auch schon den ersten Fischschwarm.

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Pepito hatte aber keine Zeit mehr weiter über dieses seltsame Geschehen nachzudenken, denn Luis rief von seinem Steuerhäuschen aus: „Pepito – Schluss mit den Träumereien … Steuerbord voraus scheint ein großer Schwarm Bonitos vorbeizuziehen. Bring rasch die Köderfische aus und mach die Ruten klar, die Fische warten nicht auf uns!“

Schnell warf Pepito ein paar Sardinen ins Wasser und schnappte sich eine der Angelruten. Kaum hatte er den blinkenden Haken im Wasser, spürte er den ersten Biss und im nächsten Moment zog er auch schon mit einem kräftigen Ruck einen Thunfisch an Bord. Luis hatte schon lange keinen so geschickten Fischer mehr auf seinem Boot gehabt. Er stellte das Steuerrad fest und die Maschine auf mittlere Fahrt voraus

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und griff sich eine der bereitstehenden Bambusruten an deren Leinen-ende sich ein künstlicher Köder befand. Die gierigen Bonitos, angelockt durch die kleinen Köderfische, schnappten nach allem, was sie für fress-bar hielten.

Die Beiden – oder besser gesagt – die Drei waren schon ein eingespiel-tes Team: Thunfische aufspüren, Köderfische auswerfen und mit Rute und Leine die gefräßige Beute fangen, das ging Hand in Hand. Es war zwar nicht leicht, so ein Fischerleben, aber nicht zuletzt durch Grumo´s Hilfe waren sie überaus erfolgreich und Luis zahlte einen ehrlichen An-teil von allem, was sie täglich an die Fischhändler verkaufen konnten, an Pepito aus.

Pepito hatte sich schnell auch bei den anderen Fischern Respekt und Anerkennung – aber auch einen bischen Neid verdient. Sein Gespür für die richtigen Fangplätze war auch ihnen nicht entgangen. Immer öf-ter änderten sie ihren Kurs und folgten der `Reina de los Mares´ in der Hoffnung von Pepitos Nase auch zu profitieren. Pepito konnte sich dann ein Lächeln nicht verkneifen. Denn nur er wusste um das Geheimnis um Grumo und würde es auch um keinen Preis verraten.

Wenn die Fischer von ihren Fahrten zurück im Hafen und die Boote an ihren Liegeplätzen vertäut waren, trafen sich alle in ihrer Stamm-Bodega. Dann erzählte man sich Geschichten von Riesenfischen, die Angelschnüre wie Bindfäden abrissen und von früheren Fangfahrten, bei denen so viele Fische gefangen worden waren, dass man die Boote kaum mehr hatte steuern können. Aber das war schon lange her, denn die Meere seien nahezu leer gefischt, darin war man sich einig.

Hin und wieder kam auch ein Fischer in die Bodega, der nur wenige Jahre älter war als Pepito. Dieser stammte nicht aus der Gegend. Er re-dete ziemlich laut und prahlte gerne mit seinem Geld und winkte immer

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herablassend ab, wenn die anderen ihre Geschichten zum Besten gaben: „Was erzählt ihr da? Wenn ihr richtig Beute machen wollt, dann könnt ihr eure althergebrachte Angelei mit Rute und Leine vergessen. Dann müsst ihr raus auf die wirklich hohe See und nicht hier zwischen den In-seln herumdümpeln. Langleinen mit hunderten Haken und kilometer-lange Netze, die bringen richtig gutes Geld in die Taschen. Mit unserem Trawler machen wir das große Geschäft. Seht her, dies ist der Lohn für eine einzige Fangfahrt. Da könnt ihr mit euren Nussschalen nicht mit-halten, oder?!“ Dabei wedelte er mit einem dicken Bündel Geldscheine herum und warf eine Handvoll Münzen achtlos auf den Tresen.

Die anderen Fischer mochten diesen Fremden nicht, doch Pepito lausch-te gespannt. Er nahm Grumo aus der Tasche und flüsterte ihm zu: „Hast

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du das gehört? Fette Beute und mit einem Fang so viel Geld, wie ich nicht mal in einem Monat verdienen kann!“

Grumo blieb ganz kalt in Pepitos Hand. Doch der junge Fischer ach-tete nicht weiter darauf. Zu sehr lockte ihn die Aussicht auf das gro-ße Geld und schon eine Woche später, Pepito hatte von der «Reina de los Mares» abgemustert, ging er an Bord der «OLBAID». `Ein seltsamer Name für ein Schiff´, dachte Pepito bei sich. `Das wird wohl irgend eine fremdländische Gottheit sein, von der ich noch nie gehört habe.´ Der fremde Fischer hatte ihm die Heuer auf diesem Schiff vermittelt. Es war ein schon in die Jahre gekommener Kahn, der nicht nur einen neuen Anstrich dringend nötig gehabt hätte. Pepito machte sich aber darü-ber keine weiteren Gedanken, denn er war mächtig beeindruckt als er das erste Mal die riesigen Netze und Ladebrücken sah, mit denen die-

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ses Schiff ausgerüstet war. Er ließ Grumo, die Hand in der Hosentasche, durch die Finger gleiten. Ihm fiel überhaupt nicht auf, dass sein Talis-man nicht mehr die sonst so vertraute Wärme ausstrahlte.

Schon am gleichen Abend stachen sie in See und nahmen Kurs in Richtung Süd-Südost in die Gewässer vor der afrikanischen Küste. Dort fließt der Benguelastrom, eine aus den antarktischen Gewässern ge-speiste kalte Meeresströmung, die sehr sauerstoffhaltig und daher auch reich an Plankton* ist. Das ist die Nahrung vieler Fische und lockt daher eine Menge Fischschwärme an.

Als sie am Abend Gran Canaria und Fuerteventura – das sind die beiden Inseln, die südöstlich von Teneriffa liegen – passiert hatten und deren Umrisse am Horizont verschwunden waren, brach-te man das riesige Schlepp-netz aus. `Da gibt es kein Entkommen,´ dachte Pepito, als er die wahre Größe die-ses mächtigen Fanggeschirrs beim Auslegen erfasst hat-te. Schon als es an Deck lag, hatte Pepito gestaunt. Aber nun war er doch ein wenig erschrocken.

* Als Plankton bezeichnet man im Wasser schwe-bende, mikroskopisch kleine Organismen, die sich nicht selbst fortbewegen können.

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Der Trawler zog das Netz die ganze Nacht mit gedrosselter Geschwin-digkeit hinter sich her. Dabei gab es für Pepito wenig zu tun. Er wurde mit ein paar Reparaturarbeiten beauftrag, bevor seine Schicht zu Ende ging und er sich für vier Stunden in seine Koje verkriechen konnte. Weh-mütig dachte er noch an die Zeit mit Luis auf der «Reina de los Mares» zurück, denn so hatte er sich die angeblich so glorreiche Großfischerei nicht vorgestellt. Aber er war hundemüde und bald übermannte ihn ein unruhiger Schlaf.

Es war eine kurze Nacht und nach einem hastigen Frühstück musste Pepito auch schon wieder an Deck. Die See war unruhig. Eine langge-zogene Dünung lies die «OLBAID» von einer Seite zur anderen rollen.

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Auch ohne den schwankenden Boden unter den Füßen wäre es schwer genug gewesen, das riesige Netz über die hydraulischen Winden an Bord zu holen. Das Ende des Netzes war prall gefüllt mit hunderten, nein mit abertausenden zappelnder Fische. Pepito staunte nicht schlecht. Dafür hätte er mit Luis und der kleinen «Reina de los Mares» wochenlang un-terwegs sein müssen.

Als das Netz allerdings geöffnet wurde und sich sein Inhalt über die Decksplanken ergoss, traute er seinen Augen nicht: Was war denn das? Eigentlich waren sie doch auf Thunfische aus gewesen! Die hatten sie zwar auch gefangen, aber für mehr als die Hälfte ihres Fangs gab es überhaupt keine Verwendung. Was Pepito da sah gefiel ihm ganz und gar nicht. Zum Teil waren die Fische viel zu klein und hätten überhaupt nicht gefangen werden dürfen. Aber da waren auch eine Unzahl Rochen und Tintenfische, einige Haie und was ihn besonders erschrocken mach-te, es waren sogar Delfine und kleine Wale ins Netz gegangen! Für sie kam jede Hilfe zu spät! Denn das wusste Pepito: Diese Tiere haben keine Kiemen, mit denen sie den lebensnotwendigen Sauerstoff aus dem Was-ser aufnehmen können, sondern atmen wie wir Menschen mit ihren Lungen und müssen an die Wasserober-fläche schwimmen, um Luft zu holen. Sie waren qualvoll erstickt, ebenso wie die to-ten Seevögel, die sich beim Beutemachen in den Schlingen des Net-zes verfangen hatten.

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Das war für Pepito eine schreckliche Vorstellung. So wollte er kein Fischer mehr sein! Er wusste über-haupt nicht was er ma-chen sollte, so erschreckte ihn dieser Anblick. Wie in Trance griff er in seine Ta-sche und suchte nach Gru-

mo. Dieser fühlte sich eiskalt an – lies Pepito aber ein heftiges Pochen spüren. So hatte er Grumo noch nie empfunden! Ein Gefühl sagte Pepi-to, dass sein kleiner Freund ihn vor irgend etwas warnen wollte.

Pepito zuckte heftig zusammen, als ihn der Bootsmann mit poltern-der Stimme anfuhr: „Wir sind hier nicht auf dem Traumschiff. Steh nicht dumm herum sondern pack mit an. Die Bonitos müssen in die Kühlräu-me, der andere Mist geht zurück ins Meer.“ „Aber …“ Pepito wollte ent-gegnen: `… das kann man doch nicht machen!´ Doch der andere drehte ihm bereits den Rücken zu und begann die Thunfische durch die Lade-luke in den Bauch des Schiffe zu werfen.

Pepito griff nach dem Netz. Dabei bemerkte er eine kleine Leder-schildkröte, die verzweifelt strampelnd versuchte sich aus dem Schlin-gen zu befreien. Schnell packte Pepito zu, löste das kleine Tier aus den Maschen und warf es zurück ins Meer. Dem Matrosen neben ihm war dies nicht entgangen. „Seht her,“ rief er den anderen zu: „Wir haben hier einen echten Tierfreund!“ Das darauf folgende grölende Geläch-ter traf Pepito schlimmer als eine Ohrfeige.

Und als ob das alles nicht schon schlimm genug gewesen wäre, in die-sem Moment legte sich die «OLBAID» in einer langgezogenen Welle

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plötzlich zur Seite. Von der heftigen Bewegung überrascht, kam Pepito ins Straucheln. Er rutschte aus und landete, begleitet vom Hohngelächter der übrigen Mannschaft, der Länge nach Mitten im Beifang. Dabei fiel ihm Grumo aus der Tasche und rollte quer über die Decksplanken direkt durch eines der Speigatten – das sind die Wasserabläufe in der Reling – und plumpste in den Atlantik. Pepito rappelte sich sogleich wieder auf und hechtete entsetzt zur Bordwand. Mit zusammengekniffenen Augen suchte er verzweifelt das vorbeirauschende Wasser nach seinem verlo-renen Freund ab. Dabei fiel sein Blick auf den Namenszug des Schiffes. Und wie er ihn nun so von oben auf dem Kopf stehend buchstabierte: ` – Diablo´, durchzuckte es ihn wie ein Blitz: `Ich habe auf dem Schiff des Teufels angeheuert!´ Sein Gesicht wurde kreidebleich.

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A uch Grumo war mächtig erschrocken, als er so plötzlich direkt durch das Speigatt ins rauschende Wasser fiel. Rasch fuhr das Schiff außer Sichtweite und Grumo war völlig alleine im wei-ten Meer. Er sank tiefer und tiefer.

Da schoss plötzlich wie aus dem Nichts ein Schwarm Thunfische auf ihn zu. Sie schnappten nach Grumo, spuckten ihn aber schnell wieder aus, als sie bemerkten, dass sie nur einen Stein erwischt hatten. Er wurde her-umgewirbelt und verlor ganz die Orientierung. Grumo hatte schreckli-che Angst. `Wenn das so weiter geht, wird mich wohl niemand mehr finden´, durchzuckte es ihn. `Dann muss ich bis zum Ende der Welt am Meeresgrund liegen, wie all die anderen Steine. Ist das nun das Ende meiner Reise?´ So hatte er sich das nicht gewünscht. Er woll-te doch die Welt entdecken.

Ringsherum war es mittlerweile stockfinstere Nacht, als unverhofft etwas nach ihm griff. Als würde er abgelutscht, wanderte er von einem dieser komischen `Sauger´ zum nächsten und dann begann etwas Schnabelartiges an ihm zu knabbern. Er hörte ein: „Die Muscheln sind auch nicht mehr dass, was sie mal waren.“

Jetzt musste Grumo handeln! „Hola,“ rief er verzweifelt: „Du da – ich bin keine Muschel, ich bin Grumo das Tuffsteinklümpchen vom Pico del

Teide und ich gehöre zu Pepito, dem Fischer.“ „Ein Stein, der sprechen kann? Sehr ungewöhnlich

– und nichts für einen alten Riesenkalmar* wie mich.“ Damit spuckte das fremd-

artige Wesen Grumo etwas angewidert aus. Mit einem sprechenden Stein

oder gar mit einem Fischer woll-te es nichts zu tun haben.

* Fälschlicherweise werden Riesenkalmare häufig auch als Riesenkraken bezeichnet.

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G rumo wäre nun wohl endgültig auf den Grund des Atlantiks gesunken und dort auch für immer liegen geblieben, hätte ihn der alte Riesenkalmar nicht in Mitten einer starken Meeres-strömung fallenlassen. Da Tuffsteine ja bekanntlich nicht all-

zu schwer sind, wurde Grumo rasch fortgetrieben. Hin und wieder stieß er zwar gegen einen Felsen, doch Grumo hatte Glück und verkeilte sich nicht zwischen den unzähligen Steinbrocken oder verschwand in einer der vielen Felsspalten, die es rund um die Kanarischen Inseln gibt.

Grumo war fasziniert von dieser `neuen´ Welt. Bisher hatte er sich – als er noch zusammen mit Pepito auf der `Reina de los Mares´ über den Atlantik fuhr – nicht vorstellen können, dass es unter der Wasserober-fläche fast 4.000 Meter tiefe Täler gab. `Das ist ja so tief, wie der mäch-tige `Pico del Teide´ hoch ist´, kam ihm in den Sinn.

Es war aber alles ein bischen anders, als in der Welt über Wasser. Er zog an großen Korallenbänken vorbei, die sich mit Sand bedeckten Ebe-nen abwechselten. Auf Felsvorsprüngen wuchsen farbenprächtige See-anemonen. Und überall war ein reges Treiben buntschillernder Fische zu sehen. Grumo entdeckte Hummer und Langusten, Seesterne und See-gurken und hin und wieder eine Meeresschildkröte. Ganze Schwärme von Makrelen und Sardinen zogen an ihm vorbei. Und manchmal segel-te ein Rochen majestätisch durch die endlose Weite des Atlantiks.

Als er einmal ganz nahe an einer Felsspalte vorbei kam, lugte eine Moräne aus ihrem Versteck. „Du musst dich wohl verstecken, weil du so gruselig aussiehst!“ rief Grumo ihr zu. Worauf diese ihr mit messerspit-zen Zähnen gespicktes Maul aufriss, nach ihm schnappte und rief hin-ter Grumo her: „Was für eine verrückte Welt: Jetzt gibt es schon Steine, die sprechen können und glauben, sich über Moränen lustig machen zu dürfen. Schau zu, dass Du nicht verschluckt wirst!“

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In diesem Moment drang ein leises Pfeifen, Schnattern und Klicken* zu Grumo durch. Er dachte zuerst an das vielfältige Gezwitscher der Vögel, die er von Teneriffa kannte. Aber das konnte ja nicht sein, denn so was wie `Unterwasseramseln´ gibt es ja nicht. Das wusste auch Grumo. Neu-gierig schaute er sich um. Und dann sah er sie. Es musste ein Mutter-tier mit ihrem Jungen sein, die sehr schnell und elegant auf Grumo zu

schwammen. Dabei ruderten sie kräftig mit ihren Schwanzflossen – die man übrigens `Fluke´ nennt – auf und ab. Es sah aus wie ein lustiges Spiel, als wenn sie sich gegenseitig jagen würden. Dabei schwammen sie immer wieder an die Wasseroberfläche, um Luft zu holen. Grumo war ganz hingerissen von den Schwimmkünsten der beiden und hatte

* Im Internet kannst Du die Stimmen der Wale anhören. Die Adresse findest Du auf Seite 64.

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große Lust da dabei zu sein. Bevor er allerdings nach den beiden rufen konnte, hatte das Jungtier Grumo entdeckt und schwamm zielstrebig auf ihn zu. „Das ist nichts zum Fressen!“ hörte Grumo die Mutter ru-fen. „Das weiß ich doch“, erwiderte der Kleine fast ein wenig gekränkt. „Aber der ist so schön rund, da kann man toll mit spielen.“

Das war das richtige Stichwort für unseren kleinen Freund: „Hola, ich bin Grumo und will die Welt entdecken. Aber Spielen, dass ist das Größte für mich!“ „Hast du das gehört?“ rief der kleine Delfin: „Ein Stein, der sprechen kann!“ „Das ist sehr ungewöhnlich und etwas ganz Besonderes,“ antwortete die Mutter und gab Grumo dabei einen klei-nen Schubs. Sogleich jagte der kleine Delfin hinter Grumo her. „Ich bin übrigens `Delphi´, so nennen mich die Anderen aus meiner Schule*.“

* Als `Schule´ bezeichnet man einen Schwarm oder eine Gruppe von Delfinen oder Walen.

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Es begann ein munteres Wettschwimmen zwischen Delphi und seiner Mutter und Grumo war mitten drin. Auf und ab und hin und her und über und unter Wasser – Grumo konnte nicht genug bekommen.

Doch plötzlich brach das Spiel ab. Ein erst leises, dann immer lauter werdendes Surren erfüllte das Wasser. Für die Delfine war das ohren-betäubend. Ihr aufgeregtes Klicken konnte man kaum mehr wahrneh-men. Völlig orientierungslos ergriffen sie die Flucht.

Als die Krachmacher endlich vorbeigerauscht waren, erklärte Delphi´s Mutter: „Es ist rücksichtslos, was die Menschen da machen. Wir Delfine und die Wale `sehen´ und orientieren uns auch mit dem Gehör, darum kli-ckern wir immer und erkennen am Widerhall – dem Echo – ein Hindernis oder unsere Beute. Und diese kleinen Flitzer, die großen Motorschiffe

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aber auch der Lärm von Bohrinseln und ganz abgesehen von Sonar* und Sprengungen und Explosionen**, das macht uns ganz taub, so dass schon viele Wale so verwirrt waren, dass sie in zu niedriges Wasser geraten und gestrandet sind. Ihr Tod ist jedes Mal eine furchtbare Tragödie.“

In diesem Moment zog ganz gemächlich der Atlantische Nordkaper vorbei. „Ja, ja – da gibt es schreckliche Geschichten,“ grummelt er: „Aber vergesst nicht die Walfängern, die heute noch Jagt auf uns ma-chen. Früher waren wir Zigtausende auf unseren Wanderungen durch den Atlantik. Heute zählen wir gerade noch ein paar Hundert. Und nur weil das Öl, dass man aus unserem Speck gewinnen kann so etwas Be-sonderes ist, haben uns die Menschen fast ausgerottet.“

* Beim Sonar werden Schallwellen zur Ortung und Vermessung von Gegenständen unter Wasser, z. B. von U-Booten, ausgesendet und der Widerhall (Echo) gemessen.

** Immer wieder werden Unterwasserbomben und Torpedos bei militärischen Übungen der Marine getestet.

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„Genau, genau – erzähle diesem wunderlichen Stein von unseren Sorgen und Nöten und dem Dreck, den die Menschen achtlos ins Meer werfen, weil es ja sooo groß ist und sich alles sooo schön verteilt. Wie es uns da-bei ergeht, dass interessiert sie allen Anschein nicht!“ Zwei `Nördliche Entenwale´ hatten sich zu der Gruppe gesellt und `schnatterten´ mun-ter drauf los. Dabei beäugten sie Grumo von allen Seiten.

Aber bald schienen die Beiden ihre Neugierde gestillt zu haben, denn nach einem kräftigen Luftschnappen tauchten sie senkrecht in die Tiefe ab. „Die werden wir so schnell nicht wiedersehen,“ bemerkte Delphi: „Das sind wahre Tauchkünstler. Die tauchen manchmal über eine Stun-de ohne Luft zu holen und erreichen dabei eine Tiefe von weit mehr als 1.000 Meter. Das schafft sonst kein anderer Wal.“ Und an seine Mutter gewandt rief er: „Lass uns weiter spielen und schauen, wer sich sonst noch alles hier herumtreibt!“ Mit einem kräftigen Schnauzen-Schubser und einem „… und Grumo kommt natürlich mit!“ jagten die Drei wei-ter durch die Wellen.

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Es dauerte nicht lange da hörte Grumo aus der Ferne ein vielstimmiges „Tiiiilüüüüüh-Tiiilüüüüh“ , das von einem ständigen „Klick-Klick Klick-Klick-Klick“ begleitet wurde. „Schau nur,“ rief Delphi, „da kommt eine große Schule Grindwale. Bhoa – das sind ja bestimmt 40 oder gar 50 Tiere!“

Grumo war fasziniert von den gleichmäßigen Schwimmbewegungen dieser Wale. Wie eine Wandergruppe die es nicht allzu eilig hat, zogen sie ihres Weges. Dabei tauchte die ganze Gruppe fast zur gleichen Zeit auf, um Luft zu holen. Allen voran schwamm ein kräftiges Männchen.

„Die sehen ja lustig aus mit ihren dicken Köpfen,“ stellt Grumo fest. „Diesen `dicken Kopf´, wie du das nennst, bezeichnet man als `Melo-ne´,“ erklärte die Mutter von Delphi: „Übrigens nennt man die Grind-wale auch Pilotwale. Das kommt daher, weil die ganze Gruppe ihrem Anführer folgt, der sie wie ein Pilot an die besten Futterstellen `steu-ert´. So eine Gruppe von Grindwalen bleibt immer zusammen. Aber lei-der wird ihnen genau dies immer öfter zum Verhängnis. Denn wenn ein Mitglied der Gruppe, weil es verletzt oder verwirrt ist, in einer Bucht

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Schutz sucht und dabei in zu niedriges Wasser gerät, dann folgen ihm die anderen und bleiben bei ihm, auch wenn sie selbst dadurch in Ge-fahr geraten. Davon hast du bestimmt auch schon gehört.“

Grumo erinnerte sich an die Gespräche der Fischer in Playa de San Juan. Da hatte Pepito des Öfteren mit den anderen über solche Massenstran-dungen gerätselt. Die einen behaupteten, es wären Krankheiten oder Verletzungen schuld, anderen waren der Meinung, dass der zunehmende Lärm unter Wasser der Grund sein könnte. Einige schoben es sogar auf ei-ne Veränderung des Erdmagnetfeldes. Aber so richtig einig war man sich nicht. Selbst die Meeresforscher konnten bis heute dieses Phänomen nicht entschlüsseln. Einig sind sich die meisten Menschen aber darüber, dass man die Wale schützen muss, um sie vor dem Aussterben zu retten.

Wie die Grindwale so an Grumo vorbei zogen bemerkte er, dass auch an-dere große Fische mit der Schule mitschwammen. Delphi schien Grumo´s Gedanken verstanden zu haben, denn er erklärte seinem neuen Freund: „Da sind auch `Große Tümmler´ dabei. Die schwimmen oft zusammen

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mit den Grindwalen. Aber eines musst du dir unbedingt merken: Wir Delfine und die Wale sind keine `Fische´!“ Und mit einem gewissen Stolz fuhr er fort: „Wir gehören zu den so genannten Säugetieren. Wie du ja schon bemerkt hast, bekomme ich von meiner Mutter Milch zu trinken. Und wir werden lebend geboren, wie andere Säugetiere die an Land le-ben oder auch Menschenkinder. Unsere Vorfahren haben übrigens vor Millionen Jahren auch an Land gelebt. Darum haben wir keine Kiemen und müssen zum Luftschnappen an die Wasseroberfläche schwimmen. Der Nachwuchs der Fische dagegen wächst in Eiern heran. Und die jun-gen Fische kennen weder Mutter noch Vater.“

`… kennen weder Mutter noch Vater? … ja, das ist so wie bei mir.´ dachte Grumo und wurde ein wenig traurig. `… aber ich bin ein Talis-man und habe meinen Pepito! Der vermisst mich bestimmt schon ganz schrecklich,´ so wie Grumo das Zusammensein mit Pepito fehlte.

Bevor aber so richtig Heimweh aufkommen konnte, wurde Grumo von Delphi aus seinen wehmütigen Gedanken gerissen: „Ja und sie sind stumm und können nicht so schön singen wie die Wale oder Pfeifen wie wir Delfine. Wir sind schon etwas Besonderes – findest du nicht auch?“

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Ohne auf eine Antwort zu warten, gab Delphi Grumo einen kräfti-gen Schubs und so zog das Trio weiter durch die Gewässer rund um die Kanarischen Inseln. Dabei begegneten ihnen der Zügeldelfin, den man an den dunklen Linien, die wie Zügel vom Kopf bis zur Finne – so nennt man die Rückenflosse – verlaufen, erkennt. Oder dem Rauzahndelfin, der sich durch seine schmale Schnauze und die Flecken auf der Bauch-seite, die manchmals hellrosa gefärbt ist, unterscheidet.

„Wie du siehst, haben unsere Verwandten ganz unterschiedliche Namen. Bei manchen sind diese vom Aussehen hergeleitet,“ erklärte Delphi´s Mutter: „Dem Borneodelfin wurde der Name einer Insel gegeben, in deren Gewässer er zum ersten Mal von Menschen gesehen wurde.“

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Grumo fand das alles total spannend. Aber eine Frage beschäftigte ihn schon eine ganze Weile: „Erkläre mir doch, wie man – er dachte dabei an Pepito – Delfine oder Wale bei ihren Streifzügen durch die Meere ausfindig machen kann?“

Delphi und seine Mutter freuten sich über Grumo´s reges Interesse: „Uns Delfine entdeckst du, wenn du ganz aufmerksam die Wasseroberflä-

che beobachtest. Dann siehst du unsere Finnen, wenn wir zum Luftholen auftauchen. Oder du erkennst uns am `Splash´, wenn wir unsere Luft-sprünge machen und uns ins Wasser platschen lassen. Das macht einen riesen Spaß, wie du es dem Blau-Weißen Delfin dort ansehen kannst.

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Hin und wieder kommen Wale zwar auch mit einem gewaltigen Splash aus der Tiefe an die Oberfläche, aber meist verraten sie dir ihre Anwe-senheit durch den `Blas´. So nennt man die Fontäne aus Luft und Wasser, die sie beim Auftauchen lautstark ausstoßen. Früher hat der Ausguck auf den Walfangschiffen dann gerufen: `Wal – dort bläst er!´, um dem Steuermann die Richtung zu weisen und dem Harpunier das Startzei-chen für sein schreckliches Handwerk zu geben.“ Angewidert stockte Delphi´s Mutter, fuhr dann aber nach einer kurzen Pause fort: „Aber besonders gefällt mir, wenn diese großen Tie-re beim Abtauchen ihre mächti-ge Fluke aus dem Wasser

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heben, als wollten sie sich mit einem kräftigen Wink verabschieden. Das hat so etwas Friedfertiges und zeigt wie perfekt diese Giganten der Meere an ihr Element angepasst sind.“

Delphi schubste seine Mutter kurz an und stieß ein paar Pfeiftöne aus. Dabei deutete er mit seinem Kopf in Richtung eines langsam näher kom-menden Schattens. Auch Grumo schaute sich um. Irgendwie hatte der Neuling das Aussehen eines Wals. Aber mit einem Riesen hatte der wahr-lich nichts zu tun. Er war nicht sehr viel größer als Delphi´s Mutter.

„Oh ja,“ fuhr die Mutter mit ihren Erklärungen fort: „wenn man von Walen spricht, dann denken die meisten an den berühmten `Moby Dick´, der als gefährliches Monster dargestellt wird, was so überhaupt nicht

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stimmt. Aber das ist eine andere Geschichte. Man vergisst dabei, dass es auch kleine Wale gibt, wie diesen Zwergpottwal. Er kommt aller-dings selten in die Nähe der Inseln. Er ist sehr scheu und schwimmt lie-ber draußen in der offenen See, um Tintenfische zu fangen oder Krebse auf zu stöbern.“

„Und schau mal da!“ fiel Delphi seiner Mutter ins Wort: „Da kommen die Zweizahnwale. Die habe ich schon oft her gesehen. Diese beiden nennt man Blainville-Schnabelwal. Wenn sich die Männchen um ein

Weibchen streiten, dann geht es ganz schön zur Sache, wie du an den vielen Narben sehen kannst.“

In diesem Moment rauschte ein Finnwal mit gut 50 Stundenkilometern an den Dreien

vorbei. Delphi´s Mutter erklärte Grumo, dass diese Wale bis

zu 28 Meter lang und über 70 Tonnen schwer

werden kön-nen. Das ist

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immerhin so viel, wie zwei große, vollbeladene Lastwagen zu-sammen auf die Waage bringen. Aber auch der kleinere Eden-wal ist mit einer Länge von 11 Meter und einem Gewicht von

bis zu 20 Tonnen nicht gerade ein Winzling. Grumo konnte sich an diesen majestätischen Tieren nicht

satt sehen. So spannend hatte er sich das Leben un-ter Wasser nicht vorgestellt. Wie er nun die

verschiedenen Delfine und Wale kennen gelernt

hatte, frage er sich, wie

so große Tiere überhaupt ihren doch bestimmt gewalti-gen Hunger stillen konnten.

Und tatsächlich, aus Delphi spru-delten die Antworten nur so hervor, denn immerhin war er ja gerade dabei, die Jagdtech-niken der Delfine zu erlernen. Schließlich war die Zeit, in der er von seiner Mutter Milch zu trinken bekam bald vorbei.

„Zum einen haben wir sehr empfindliche Ohren*, so dass wir die Ge-räusche und Schwingungen, die die Schwärme der Makrelen oder Sar-dinen erzeugen, schon von Weitem hören und sogar spüren können,“ erklärte Delphi seinem Freund. „Außerdem beobachten wir bei unse-ren Sprüngen aus dem Wasser die Möwen, wenn sie Jagt auf Fische machen. Aus der Luft können die nämlich ihre Beute bestens ausma-chen. Wenn wir dann den Fischschwarm eingeholt haben, schwimmen

* Wale und Delfine haben zwar keine, für Säugetiere typischen Ohrmuscheln, aber sie haben dennoch Ohren, die von außen als kleine Öffnungen zu erkennen sind.

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wir ganz schnell um sie herum, bis sie ganz dicht ge-drängt im Kreis schwimmen. Dann stoßen wir zu. So einfach ist das,“ en-dete Delphi mit Stolz seine Lehrstunde.

„Hast du da nicht etwas vergessen?“ hakte seine Mut-ter nach. „Oh ja,“ fuhr Delphi fort: „Dabei müs-sen wir auf die Orcas, die Killerwale achten, denn die machen wieder-

um gerne Jagt auf uns.“„Die großen Bartenwale – die nennt man so, weil sie keine Zähne,

sondern Barten* im Maul haben – folgen uns auch manchmal und schwimmen mit aufgeklapptem Maul mitten in den Schwarm. Dabei

saugt zum Beispiel der Finnwal bis zu 80.000 Liter Meerwasser auf einmal in seinen riesigen Kehlsack. Das ist so viel, wie

in einen Swimmingpool passt. So ein Riese braucht am Tag bis zu

zwei Tonnen Krill – das sind winzige Krebstierchen –

aber auch kleine Fische, Kalmare und sogar Quallen verschmä-hen sie nicht.“

* Als Barten bezeichnet man vom Oberkiefer herabhängenden Horn-platten, mit denen Wale ihre Nah-rung aus dem Meerwasser filtern.

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In Grumo´s Gedanken schwirrte es nur so von den vielen Informationen, die ihm die beiden Delfine in den vergangenen Tagen gegeben hatten. Das wollte erst einmal verarbeitet werden.

Aber dazu bekam Grumo keine Gelegenheit. Denn ganz in der Nähe entdeckte Grumo eine Gruppe von Walen, die er noch nicht kannte. Sie hatten mächtige Flipper – so nennt man die beiden Brustflossen – und waren übersät von Seepocken und Kieselalgen.

Sie hatten unterhalb eines Sardinenschwarms begonnen im Kreis zu schwimmen. Dabei bliesen sie Luft aus ihren Atemlöchern und bauten so eine `Wand´ um die Fischer herum auf. Durch die zu abertausenden aufsteigenden, glitzernden Luftbläschen waren die Sardinen ganz ver-wirrt und sahen keinen Ausweg mehr. Das machte sie zur leichten Beu-te für die Wale. „Das sind Buckelwale,“ hörte er Delphi rufen „… und was die da machen ist doch ganz schön clever, oder?“

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Grumo war sehr beeindruckt: `Ein Luftkäfig – auf so eine abgefahrene Idee muss man erst einmal kommen.´

„Ja, das ist ein toller Trick, den nur die Buckelwalen beherrschen,“ er-gänzte Delphi´s Mutter: „Aber sie sind auch wahre Gesangskünstler. Die Männchen komponieren jedes Jahr neue Lieder mit verschiedenen Strophen. Da gibt es dann eine richtige Hitparade. Denn die kleineren Männchen merken sich das Lied, dass der größte und stärkste Walbulle komponiert hat und singen dasselbe Lied dann auch, um Eindruck bei den Weibchen zu machen. So ein Song kann bis zu 20 Minuten dauern.“

Grumo lauschte fasziniert dem Gesang der Buckelwale, die nachdem die Sardinen, die ihrem Beutezug entkommen konnten die Flucht er-griffen hatten, ihre Wanderung durch den Atlantischen Ozean fortsetz-ten. Auch als Grumo sie schon lange nicht mehr sehen konnte, war das Wasser immer noch von ihren Lauten erfüllt.

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A ls die Walgesänge langsam verstummten zogen Grumo, der kleine Delphi und seine Mutter weiter ihres Weges. Dabei erfuhr Grumo von den beiden noch viele Details über das Leben dieser besonderen Tiere. So zum Beispiel, dass in den

Gewässern rund um die Kanarischen Inseln schon 27 verschiedene Wal- und Delfinarten gesichtet worden sind. Dies ist eine erstaunlich hohe Zahl, wenn man bedenkt, dass es in allen Meeren dieser Welt ungefähr 80 Arten von Meeressäugetieren gibt. Erklären lässt sich dies durch die Lage der Inseln. Nicht weit von der afrikanischen Küste entfernt, lie-gen die Inseln im Kanarenstrom. Das ist eine mäßig warme Meereströ-mung, die kühles, nährstoffreiches Tiefseewasser mit sich führt und aus über 6.500 Meter Tiefe Plankton an den steilen Küsten der Inseln an die Meeresoberfläche spült.

Einige Arten wie beispielsweise der Finnwal und der Pottwal durch-streifen im Frühjahr und im Herbst die Kanarischen Gewässer auf ihren Wanderungen zwischen den warmen, tropischen Gebieten und den kalten Regionen. Andere, wie der Gemeine Delfin, der Große Tümmler oder die Pilotwale sind immer in den Gewässern rund um das Kanari-sche Archipel zu finden und bringen vorwiegend zwischen den Inseln Teneriffa und La Gomera ihre Jungen zur Welt.

Grumo konnte von all dem nicht genug bekommen. Dabei dachte er an seinen Freund Pepito, den er nun schon so lange nicht mehr gese-hen hatte. Ihm wollte er – falls sie jemals wieder zusammen sein wür-den – von seinem neuen Wissen berichten.

Doch während Grumo noch seinen Gedanken nach ging, wurden die beiden Delfin ganz unruhig. „Habt ihr das auch gehört?“ fragte Del-phi in die Runde: „… da ruft doch jemand um Hilfe!“ Grumo versuchte das zaghafte Pfeifen, dass er nun auch hören konnte zu orten. Es war

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nicht leicht, da das Wasser vom stampfenden Getöse eines großen Schiffsmotors und dem Strudeln des Schiffspropellers erfüllt war.

Aber dann sah er es plötzlich: Ein riesiges Schleppnetz zog seine Bahn direkt auf die Drei zu. An dessen Rand entdeckte Grumo ei-nen jungen Delfin, der schon ganz erschöpft zu ersticken drohte. Jetzt musste rasch gehandelt werden!

Delphi und seine Mutter hatten die Gefahr ebenfalls erkannt und jagten so schnell sie konnten in Richtung der armen Kreatur – im-mer darauf bedacht, nicht selbst in das Netz zu geraten. Verzweifelt zerrten sie an den Maschen. Doch es war sinnlos, die Schnüre waren einfach zu fest. Da durchschoss es Grumo wie ein Blitz. Er erinnerte sich an das Öffnen der Netze auf der «OLBAID»!

„Ihr müsst an der gelben Leine ziehen!“ rief er den beiden Del-finen zu. „So machen es auch die Fischer, wenn sie die Netze an Bord entleeren!“

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Delphi zögerte nicht lange. Mit einem behenden Schnapp packte er zu und zog mit all seinen Kräften. Und tatsächlich, gerade noch rechtzeitig öffnete sich das riesige Netz und der kleine Delfin kam frei. Allerdings war er viel zu schwach, um aus eigener Kraft an die Wasseroberfläche zu schwimmen.

„Delphi, du musst ihm helfen, damit der Kleine rasch nach oben kommt,“ wies Grumo seinen Freund an. Sogleich schob sich Delphi unter das Jung-tier und bugsierte es vorsichtig an die rettende Oberfläche.

Aber nicht nur der kleine Delfin konnte so vor dem sicheren Tod be-wahrt werden. Ein großer Schwarm Thunfische und unzählige andere Meeresbewohner nutzten sogleich die Gelegenheit und ergriffen fluchs die Flucht. Das Netz hing alsbald wie eine ausgelutschte Wurstpelle an den Schleppleinen.

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Dass das Netz plötzlich von seiner Last befreit war, blieb auch bei den Seeleuten nicht unbemerkt. Verwirrt hievten sie das Fanggeschirr an Bord. Niemand konnte sich erklären, wie sich das Netz hatte öffnen können. Lediglich ein Schwarm Möwen kreischten verärgert über die entgangene Beute. Sie hatten die Rettungsaktion aus luftiger Höhe beobachtet und waren alles andere als erfreut.

Aus sicherer Distanz kümmerten sich Delphi und seine Mutter un-terdessen um den kleinen Delfin. Nachdem er kräftig durchatmen könnte, kehrten auch langsam seine Lebensgeister zurück und nach einer kleinen Weile konnte er sich wieder auf die Suche nach seiner Familie machen. Delphi´s Mutter gab dem Kleinen noch einige gu-te Ratschläge mit auf den Weg und so verabschiedeten sie sich, froh dieses dramatische Erlebnis gut überstanden zu haben.

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Grumo hatte die Zeit genutzt, um den Fischtrawler genauer unter die Lupe zu nehmen. Es war die «OLBAID» – jener heruntergekommene Seelenverkäufer*, auf dem Pepito zuletzt angeheuert hatte. Doch trotz aller Anstrengungen, Grumo konnte ihn in dem geschäftigen Treiben an Deck nirgends entdecken. Wo war Pepito?

Beim Anblick der «OLBAID» übermannte Grumo das Heimweh und die Sehnsucht nach Pepito. Die ganze Zeit über, seit er in die tosenden Flu-ten des Atlantiks gestürzt war, hatten ihn die Erlebnisse in dieser neuen Welt unter Wasser und die Erzählungen von Delphi und seiner Mutter kaum an Pepito denken lassen. Aber nun wollte Grumo zurück. Er muss-te Pepito unbedingt wiederfinden, wo immer er auch war.

„Delphi… ,“ hob Grumo ganz zaghaft an, so dass die beiden Del-fine ihn etwas besorgt anschau-ten: „…sei mir bitte nicht böse, es war eine wunderschöne und spannende Zeit mit dir und deiner Mutter, aber ich habe schreckli-ches Heimweh nach meinem frü-heren Zuhause und nach Pepito. Bring mich doch zurück und…“ an beide gewandt, „…könnt ihr mir bitte helfen Pepito zu finden?“

„Aber sicherlich helfen wir dir, wie es sich für gute Freunde ge-hört!“ antworteten die Beiden wie aus einem Mund: „Du bist doch

* Als Seelenverkäufer bezeichnet man ein Schiff, das nicht mehr voll seetüchtig ist und dadurch die Seele, sprich das Leben der Besatzung aufs Spiel setzt.

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ein Talisman und gehörst zu Pepito. Wir werden aber immer für dich da sein, wenn du uns brauchst. Das ist versprochen.“ Und so schwammen die Drei in Richtung der Südwestküste von Teneriffa – genauer gesagt zu der senkrecht aus dem Meer aufsteigenden Felswand bei Los Gigantes. Hier treffen sich oft große Schulen von Pilotwalen und Delfinen und vielleicht hatte ja einer von ihnen den jungen Fischer Pepito gesehen.

Es dauerte auch nicht lange, da sahen sie ein kleines Motorboot mit einem leuchtend roten Rumpf, dass mit gedrosselter Fahrt direkt auf sie zu steuerte. Am Steuerrad stand keiner anderer, als Pepito. Grumo war außer sich vor Freude und Delphi zögerte nicht lange und warf Grumo im hohen Bogen in die Luft, sodass sein steinerner Freund im nächsten Moment an Deck der «Amiga de las Ballenas»* landete.

* Schiffe bekommen in aller Regel einen weiblichen Namen, so auch die «Amiga de las Ballenas», was

übersetzt «Freundin der Wale» bedeutet.

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Pepito hatte den Aufprall gehört und wollte zuerst nicht glauben, was er da sah – da kullerte doch tatsächlich sein verloren geglaubter Talis-man über Decksplanken direkt auf ihn zu.

Delphi war unterdessen neben der «Amiga de las Ballenas» aufge-taucht und `schnatterte´ munter drauflos: „Mach es gut Grumo und er-zähle Pepito von uns und den Walen. Und sage ihm, dass er uns nicht suchen muss, denn wir Delfine und die Wale kommen – wenn wir Lust haben – zu den Menschen, um in den Bugwellen ihrer Schiffe zu `sur-fen´. Das machen wir dann ganz freiwillig. Bedrängt man uns oder jagt sogar hinter uns her, macht uns das Angst und wir flüchten lieber, als dass wir zum Spielen kommen!“ Damit warf sich Delphi herum und mit ein paar kräftigen Schlägen seiner Fluke jagte er zu seiner Mutter, die bereits vor der «Amiga de las Ballenas» ihre Schwimmkünste zeigte.

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Auch bei Pepito hatte sich seit ihm Grumo aus der Tasche gefallen und in den Tiefen des Atlantiks verschwunden war viel verändert. Nach sei-nen traurigen Erlebnissen auf der «OLBAID» war er im nächsten Hafen von Bord gegangen und nach Teneriffa zurückgekehrt. Er kaufte sich von seiner letzten Heuer ein kleines Motorboot und gab den Beruf als Fischer auf. Er wollte in Zukunft den Menschen die einmalige Welt der Wale und Delfine zeigen und bot das so genannte `Whale-watching´, also das Beobachten der Wale und Delfine in ihrer natürlichen Umge-bung an. Dafür hatte er sich genauesten informiert und wusste, dass man die Tiere nicht mit Futter oder durch Klopfen am Rumpf oder an-deren Tricks anlocken durfte. Er hielt zu vorbeiziehenden Schulen im-mer genügend Abstand und gefährdete die Tiere nicht durch plötzliche Richtungswechsel oder zu schnelle Fahrt.

Schnell hatte sich Pepitos umsichtige Art der Tierbeobachtung auf der Insel herumgesprochen. Sowohl die Einheimischen wie auch die un-zähligen Besucher fuhren gerne mit Pepito hinaus zu den Walen und Delfinen. Besonders die interessanten Geschichten, die Pepito wie kein anderer zu erzählen wusste, waren sehr beliebt. So fuhr auch Karin, die vom fernen Hamburg nach Teneriffa ausgewandert war, gerne auf der «Amiga de las Ballenas» hinaus, um zusammen mit ihrem Sohn Yannik das anmutige Spiel der Delfine und den majestätischen Zug der kleinen und großen Wale zwischen Teneriffa und La Gomera zu beobachten.

Grumo aber bekam nach seiner Rückkehr einen Ehrenplatz auf der Vordersteven der «Amiga de las Ballenas» und konnte so auf unzähli-gen Fahrten vor den Küsten der Kanarischen Inseln immer ganz nahe bei Pepito und seinem Freund Delphi und den anderen Meeresbewoh-ner sein. Und wenn Pepito oder einer der Gäste an Bord über seine raue Oberfläche streichelte, war er der wohl glücklichste Stein der Welt.

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Auf dem Kanarischen Archipel vorkommende Delfin- und Wal-Arten

DELFINE (Familie Delphinidae = Delfinartige)Gemeiner Delphin (Delphinus delphis)Größe: 1,7 – 2,4 MeterGewicht: 70 – 110 KilogrammNahrung: Fische und Kopffüßer*

Großer Tümmler (Tursiops truncatus)Größe: 1,9 – 3,9 MeterGewicht: 150 – 650 KilogrammNahrung: Fische und Kopffüßer

Blau-Weisser-Delfin (Stenella coeruleoalba)Größe: 1,8 – 2,5 MeterGewicht: 90 – 150 KilogrammNahrung: Fische, Kopffüßer und Krebstiere

Zügeldelfin (Stenella frontalis)Größe: 1,7 – 2,30 MeterGewicht: 100 – 140 KilogrammNahrung: Fische und Kopffüßer

Ostpazifischer Delfin (Stenella longirostris)Größe: 1,3 – 2,1 MeterGewicht: 45 – 75 KilogrammNahrung: Fische und Kalmare

Rauzahndelfin (Steno bredanensis)Größe: 2,1 – 2,6 MeterGewicht: 100 – 150 KilogrammNahrung: Fische und Kopffüßer

Rundkopfdelfin (Grampus griseus)Größe: 2,6 – 3,8 MeterGewicht: 300 – 500 KilogrammNahrung: Kopffüßer und Fische

Borneo-Delfin (Lagenodelphis hosei)Größe: 2 – 2,6 MeterGewicht: 160 – 210 KilogrammNahrung: Fische und Kopffüßer

Kleiner Pottwal, Kleinstpottwal (Kogia simus)Größe: 2,1 – 2,7 MeterGewicht: 135 – 275 KilogrammNahrung: Kalmare, auch Fische und Tiefseegarnelen

Zwergpottwal (Kogia breviceps)Größe: 2,7 – 3,4 MeterGewicht: 315 – 400 KilogrammNahrung: Kalmare, auch Fische und Tiefseegarnelen

POTTWALE (Physeteridae, Kogiidae)

* Kopffüßer sind Weichtiere mit Tentakeln und einem großen Kopf. Zu diesen wirbel-losen Tieren gehören Kalmare und Tintenfische / Sepien.

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FURCHENWALE (Balaenopteridae)

Blauwal (Balaenoptera musculus)Größe: 24 – 30 MeterGewicht: 100 – 120 TonnenNahrung: Leuchtkrebse, auch Ruderfuß- und Zehnfußkrebse

Finnwal (Balaenoptera physalus)Größe: 18 – 22 MeterGewicht: 30 – 80 TonnenNahrung: Schwarm bildende Leuchtkrebse, auch Schwarmfische und Kopffüßer

Edenwal (Balaenoptera edeni)Größe: 9 – 15 MeterGewicht: 12 – 20 TonnenNahrung: Leuchtkrebse und Schwarmfische

Seiwal (Balaenoptera borealis)Größe: 12 – 16 MeterGewicht: 20 – 30 TonnenNahrung: Ruderfußkrebse, Schwarmfische und Kopffüßer

Nördlicher Zwergwal (Balaenoptera acutorostrata)Größe: 7 – 10 MeterGewicht: 5 – 15 TonnenNahrung: Leuchtkrebse, Schwarmfische und Kopffüßer

Buckelwal (Megaptera novaeangliae)Größe: 11,5 – 15 MeterGewicht: 25 – 30 TonnenNahrung: Krill, im Norden auch Schwarmfische

Pottwal (Physeter macrocephalus)Größe: 11 – 18 MeterGewicht: 20 – 50 TonnenNahrung: vor allem Kalmare, auch andere Kopffüßer, Fische und Krebstiere (Garnelen)

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SCHNABELWALE (Ziphiidae)Cuvier-Schnabelwal (Ziphius cavirostris)Größe: 5,5 – 7 MeterGewicht: 2 – 3 TonnenNahrung: Kalmare und Tiefseefische

Blainville-Schnabelwal (Mesoplodon densirostris)Größe: 4,5 – 6 MeterGewicht: ca. 1 TonnenNahrung: Kalmare und Fische

Gervals-Zweizahnwal (Mesoplodon europaeus)Größe: 4,5 – 5,2 MeterGewicht: 1 – 2 TonnenNahrung: Kalmare

True-Wal (Mesoplodon mirus)Größe: 4,9 – 5,3 MeterGewicht: 1 – 1,5 TonnenNahrung: Kalmare

Nördlicher Entenwal (Hyperoodon ampullatus)Größe: 7–9 MeterGewicht: 5,8–7,5 TonnenNahrung: Kalmare auch Seesterne, Seegurken, Tiefseefische und Heringe

Weitere Informationen im Internet & Quellennachweishttp://www.wale.info • http://de.wikipedia.org/wiki/Wale • http://www.dolphinwhalewatch.com

http://www.geo.de/_components/GEO/article/specials/walgesang/index.html (Walgesänge)

GLATTWALE (Balaenidae)Nördlicher Glattwal, Atlantischer Nordkaper (Eubalaena glacialis)Größe: 11 – 18 MeterGewicht: 30 – 80 TonnenNahrung: Ruderfußkrebse und Leuchtkrebse

SCHWERT- UND GRINDWALE (Delphinidae)

Kleiner Schwertwal (Pseudorca crassidens)Größe: 4,3–6 MeterGewicht: 1,1–2,2 TonnenNahrung: Fische, Kalmare, kleinere Wale

Grindwal, Pilotwal (Globicephala melas)Größe: 3,8–6 MeterGewicht: 1,8–3,5 TonnenNahrung: Schwarmfische und Kalmare

Indischer Grindwal (Globicephala macrorhynchus)Größe: 3,6–6,5 MeterGewicht: 1–4 TonnenNahrung: Kalmare, Kraken und Schwarmfische

Schwertwal, Killerwal (Orcinus orca)Größe: 5,5–9,8 MeterGewicht: 2,6–9 TonnenNahrung: Fische, Kopffüßer, Wale, Robben, Seekühe und Meeresvögel