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Grundbegriffe und Theorie der politischen Systemlehre
Jakob Lempp
S Die politischen Systeme Europas und Amerikas
Wichtige Grundbegriffe der vergleichenden Systemlehre
• Politik, System, politisches System, Regierungssystem, Staat, zentrales politisches Entscheidungssystem
• Vergleichbarkeit, Gleichheit, Ähnlichkeit, Vergleichskategorie, Vergleichsfälle
• Macht, Demokratie, Demokratisierung, Transformation Legitimität, Responsivität
• Freiheitliche demokratische Grundordnung (fdGO)
• Gewaltenteilung, Repräsentation
Elemente politischer Systeme I:Regierung
Regierungen sind:
• nicht einfach eine ‚Exekutive‘, welche die Vorgaben einer anderen Institution (etwa der ‚Legislative‘) einfach nur ‚ausführt‘,
• sondern in einer ausdifferenzierten Herrschaftsordnung jene Institution,– welche die umfassende politische Führungsrolle ausübt,
und– welcher legitimerweise die Gesamtleitung aller staatlichen
Tätigkeiten zukommt.
• Problem: Die Probleme transzendieren die Grenzen der Staaten Notwendigkeit des Regierens OHNE Regierung!
Elemente politischer Systeme I:Regierung
Funktionen von Regierungen:
• Steuerungsfunktion = Regierung als Ausübung allgemeiner politischer Führung hier insbesondere: Pflicht zur Prärogative, d.h.: zum staatlichen
Handeln, wann immer solches Handeln nötig ist• Durchführungsfunktion = Anwendung und Durchsetzung jener
allgemein verbindlichen Regelungen und Entscheidungen, die ein politisches System hervorgebracht hat hier: Regierung als ‚Verwaltungsführung‘
Elemente politischer Systeme I:Regierung
Instrumente des Regierens:
• Rechtliche Maßnahmen• Förderprogramme• Kommunikative Führung
Typische Probleme dieser Instrumente:
rechtliche Maßnahmen: Unübersichtlichkeit, Widersprüchlichkeit, schwierige Anwendbarkeit der neuen oder veränderte Vorschriften
Förderprogramme: Mitnahmeeffekte, Subventionsdoping, Unterschwelligkeit
Kommunikative Führung: Wirkungslosigkeit
Elemente politischer Systeme II:Parlament
Parlamentsfunktionen:
• Repräsentationsfunktion • Vernetzungsfunktion• Responsivitätsfunktion• Darstellungsfunktion (‚Öffentlichkeitsfunktion‘)• kommunikative Führungsfunktion
• Kontrollfunktion • Gesetzgebungsfunktion• Wahlfunktion
• im parlamentarischen Regierungssystem zentral und systemprägend: Regierungsbildungsfunktion
• Führungsfunktion
Anschlussstelle: Freies Mandat vs. Imerpatives Mandat; Fraktionsdisziplin
Elemente politischer Systeme III:Parteien Parteien sind: dauerhafte, öffentlich agierende, bei Wahlen
Kandidaten präsentierende organisatorische Zusammenschlüsse von sozial und / oder interessenmäßig und / oder durch gemeinsame politische Ziele verbundenen Personen, die in einem politischen System danach streben, die Ausübung öffentlicher Macht und Herrschaft in ihrem Sinne zu gestalten und zu diesem Zweck politische Führungspositionen besetzen wollen.
Funktionen von Parteien:
• Bindeglied- bzw. Netzwerkfunktion• Responsivitätsfunktion• Führungsfunktion• Personalmarktsfunktion (Rekrutierung, Sozialisation,
Kandidatenpräsentation)
Elemente politischer Systeme III:Parteien
Parteien und Wahlsysteme:
• Verhältniswahlrecht ohne Sperrklausel: viele, auch kleine Parteien
• Verhältniswahlrecht mit Sperrklausel: Mehrparteiensystem• Absolutes Mehrheitswahlrecht: in der Regel zwei Wahlgänge –
und darum wenige ‚Parteifamilien‘, viele (fluktuierende) Parteien• Relatives Mehrheitswahlrecht: Zweiparteiensystem mit
‚Nebenparteien‘
Elemente politischer Systeme IV:Sonstige Elemente
• Interessengruppen (Dauerhaftigkeit, Mitgliederbindung, Thematische Ausrichtung)• Politische Kultur (Parochialismus, Bürgerkultur und Untertanenkultur)• Politische Sozialisation (Instanzen der Sozialisation; Rolle von Parteien)• Rekrutierung politischen Personals (Selbstrekrutierung vs. staatliche Steuerung)• Direktdemokratische Elemente (Volksgesetzgebung vs. Referendumsdemokratie)• Massenmedien (politische Rolle, Demokratie und Massenmedien,
Bestimmungsfaktoren der Medienwirklichkeit)
Typen politischer Systeme: Übersicht
• Anarchie (zerfallende Staaten, failed states, failing states, weak states etc.)• Diktatur
– Autoritarismus (Erziehungsdiktatur, Entwicklungsdiktatur, Sultanismus, Militärdiktatur etc.)– Totalitarismus (Nationalsozialismus, Stalinismus, Islamismus etc.)
• (liberale) demokratische Verfassungsstaaten– Präsidentielle Regierungssysteme– Parlamentarische Regierungssysteme– Semipräsidentielle Regierungssysteme– Proporzsysteme
• Direkte Demokratie (nicht zu verwechseln mit um plebiszitäre Elemente angereicherte repräsentative Demokratie)
Typen politischer Systeme: Kategorialer Raum
Herrschaftsstruktur
Willensbildung
• monistisch
• gewaltenteilend
politischerGestaltungsanspruch
• begrenzt• unbegrenzt
• konkurrierend
• monopolisiert
(2) totalitäre Diktatur
(3) liberaler demokratische
r Verfassungssta
at(1) autoritäre
Diktatur
Vorzüge von Staatlichkeit
• Bannung der Gefahr des Bürgerkriegs, Chancen friedlicher Entwicklung im Inneren.
• Effektivierung der Steuerungs- und Gestaltungsmöglichkeiten des Staates:– wirksame Fiskalsysteme– rationale Verwaltungsstrukturen– Erzeugung eines – ggf. nach
Gerechtigkeitsgesichtspunkten staatlich umzuverteilenden – ‚Mehrprodukts‘.
• Klare institutionelle Ansatzpunkte für die Bändigung und Begrenzung von Staatsmacht.
‚Kosten‘ von Staatlichkeit
• wirtschaftliche Kosten: Armeen, Verwaltungen (‚harter Kern‘ von Staatlichkeit), Sozialstaatlichkeit, Infrastruktur etc.
• politische Kosten: Durchsetzung eines staatlichen Waffen- und Bewaffnetenmonopols, Notwendigkeit der Unterdrückung von Aufständen, Mißlingen ‚guten Regierens‘ mit erheblichen Folgelasten für die Legitimitätslage
• soziale Kosten: schwer durchzusetzender oder durchzuhaltender Verzicht auf Sozialstrukturen und Kulturmuster, die sich schlecht mit einem hierarchischen Institutionengefüge vertragen (z.B. stets Nomadentum, oft auch auf Eigenleben bedachte ethnische Vielfalt)
• Transaktionskosten sowohl von Verfassungsstaatlichkeit als auch von Diktatur
Theorien
• Behaviorismus• Systemtheorie• Institutionalismus
– Rational-Choice Institutionalismus– Soziologischer Institutionalismus– Historischer Institutionalismus– Evolutorischer Institutionalismus
• Theorien mittlerer und sehr kleiner Reichweite• Staatstheorien aus der Ideengeschichte (etwa Vertragstheorien)
Theoriestruktur: Allsätze und nicht nur Existenzaussagen; klar definierter Geltungsbereich; grundsätzlich: widerlegbare Aussagen über die Wirklichkeit
Problem: Was ist Wirklichkeit, was ist Wahrheit? (Erkenntnistheorie)
Bis zur nächsten Sitzung:
1. Gründliches Überprüfen, ob der gesamte Stoff des Basismoduls / Einführungskurses gut beherrscht wird; nötigenfalls: nacharbeiten!
2. Lesen!3. Herunterladen des Layouts für die Faktenpräsentation 4. Gründliches Vertrautmachen mit der Geographie,
Einwohnerzahlen, Hauptstädten, Lage, Wirtschaftskraft dieser Länder im groben Überblick (Fischer Weltalmanach, Atlas, WWW, o.ä.)
5. Beginnen mit Referatsvorbereitung und Arbeitspapier.