GrundKruger Lippke 2013.2 (FS Janowski Gebetsliteratur) Content-Libre

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  • Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

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    1. AuflageCopyright 2013 by Gtersloher Verlagshaus, Gtersloh,in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Mnchen

    Dieses Werk einschlielich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschtzt. Jede Verwertung auer-halb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulssig undstrafbar. Das gilt insbesondere fr Vervielfltigungen, bersetzungen, Mikroverfilmungen und dieEinspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

    Satz: SatzWeise, FhrenUmschlagabbildungen von links nach rechts: Rollsiegel aus ockerfarbenem Marmor, Assyrien, neu-assyrische Zeit, 8.-7. Jh. v. Chr.; BOM.FR VR 1993.11 // Augenidol aus Alabaster, Nordsyrien, Beginnder Frhbronzezeit, 3300-3000 v. Chr.; BOM.FR VFig 1995.14 // Beterfigur aus Mamor, Syrien, frh-dynastisch III, 2500-2350 v. Chr.; BOM.FR VFig 2006.1Die Bildrechte liegen smtlich bei der Stiftung Bibel+Orient, Fribourg, verwaltet durch das Bi-bel+Orient Museum (http://www.bible-orient-museum.ch/). Fr den vorliegenden Zweck wurdensie von Urheberrechtsabgaben befreit. Hierfr danken die Herausgeberinnen und der Herausgeberherzlich.Druck und Einband: Hubert & Co, GttingenPrinted in GermanyISBN 978-3-579-08152-6

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  • Inhalt

    Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11Alexandra Grund / Annette Krger / Florian Lippke

    I. Psalmenstudien

    1. Anthropologie der Psalmen

    Aus dem Mund von Kindern und Suglingen Ps 8,3 im Spiegel der Teilkomposition Ps 3-14 . . . . . . . . . . . . . 15Ute Neumann-Gorsolke

    Some Reflections about the Literary Structure andabout the Anthropology of Psalm 8 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36Miguel Gutierrez

    Das innere ChaosBeobachtungen zu Ps 36 und der Mglichkeit zur Sndeim eigenen Herzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49Michael Lichtenstein

    Deine Trstungen erfreuen meine Lebenskraft (Psalm 94,19)berlegungen zur Bedeutung der Trostaussagen in denIndividualpsalmen des Alten Testaments . . . . . . . . . . . . . . . 68Peter Riede

    Schadenfreude und Rachegedanken in den Sprchen und Psalmen 80Jan Dietrich

    Gottebenbildlichkeit in anthropomorpher DimensionBelege aus dem Psalmenbuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93Florian Lippke

  • 2. Kosmologie und Jerusalemer Kulttradition

    Vom Vlkerchaos zum VlkerkosmosZu einem Aspekt der Jerusalemer Kultkonzeption . . . . . . . . . . 123Beate Ego

    Groknig und Vlkerkampf in Ps 48Zur historischen, religions- und theologiegeschichtlichen Verortungzweier zionstheologischer Motive . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142Martin Leuenberger

    Der gttliche GrtnerBaum- und Gartenmotivik im Psalter . . . . . . . . . . . . . . . . . 157Michaela Bauks

    Unterweltsflsse, Chaoswasser oder gefhrliche Wadis?Notizen zu den Strmen Belials in Ps 18,5 = 2 Sam 22,5 . . . . . . 180Nikita Artemov

    Exklusiver und inklusiver MonotheismusZum Wesen der Gtter in Deuterojesaja und in denspten Psalmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194Friedhelm Hartenstein

    3. Exegesen ausgewhlter Psalmen

    Von Gottes Gerechtigkeit erzhlenZum Lob Gottes in Psalm 71 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 223Kathrin Liess

    Kostbar sei ihr Blut in seinen Augen (Ps 72,14)Erlsung der personae miserae als Gerechtigkeitserweiseines Knigs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 238Tomohisa Yamayoshi

    Und ich will meine Hnde erheben zu deinen Geboten (Ps 119,48)Ungewhnliche Aspekte eines Gebetsgestus . . . . . . . . . . . . . 253Tina Arnold

    6 Inhalt

  • Wider die Freuden und Vergelichkeiten des Exilsberlegungen zu Ps 137 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265Angelika Berlejung

    Wie Ps 139 zum Osterpsalm wurde . . . . . . . . . . . . . . . . . . 288Walter Gro

    The Bibles Hidden DictionaryThe Example of Psalms . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 299Yair Zakovitch

    II. Alttestamentliche Gebete auerhalb des Psalters

    Gebetsintentionen in Genesis 37-50 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 309Arndt Meinhold

    Die Entstehung von Intertextualitten in Hannas Gelbde(1 Sam 1,11.21-24) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 324Raik Heckl

    Hannas Lobgesang (1 Sam 2,1-10)Beobachtungen zu Text, Sprache und Komposition . . . . . . . . . . 340Heinz-Dieter Neef

    Gegen die Furcht vor den Gttern der Welt:Eine Art Psalm Jeremias fr Israel in MT-Jer 10,1-16 . . . . . . . . 356Karin Finsterbusch

    Von fremden Hnden und blogestellten FrauenEin Zwischenruf zur Inflation sexueller Gewalt in der Deutung vonKlagelieder 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 373Christian Frevel

    Das Doppelbekenntnis von Klgl 5 in biblisch-theologischer Hinsicht 394Hoby Randriambola-Ratsimihah

    Dankt JHWH singt ihm, spielt ihm! (1 Chr 16,8f.)Zum Zusammenhang von Dank und Kultmusik in denChronikbchern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 410Alexandra Grund

    Inhalt 7

  • III. Gebete aus dem Umfeld des Alten Testaments

    1. bergreifende Studien

    Der betende MenschEine Auenansicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 435Helga und Manfred Weippert

    Stufen und Treppen in der Levante, in der Bibel und in den Wallfahrtspsalmen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 491Hermann Michael Niemann

    Tora und Totenbuch als Codices der RechtfertigungKodifizierung und Kanonisierung von Recht in der Alten Welt . . . . 519Jan Assmann

    2. gypten und Alter Orient

    Die Blindheit des BetersBemerkungen zu einem Gebetsostrakon der 18. Dynastie . . . . . . 541Hartwig Altenmller

    Lobpreis der Gottheit und Hoffnung auf Beistand imsptramessidischen gyptenEine Neubearbeitung der sogenannten Gebete eines ungerechtVerfolgten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 557Joachim Friedrich Quack

    Zum Problem von Schuld und Shne in den sumerischenGottesbriefen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 594Hans Neumann

    Knigtum und Gebet in UgaritDer Knig als Beter, das Gebet fr den Knig und das Gebetzum Knig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 603Herbert Niehr

    8 Inhalt

  • 3. Antikes Judentum und Islam

    Das Gebet bei Philon von Alexandria . . . . . . . . . . . . . . . . . 625Otto Kaiser

    Die Jerusalemorientierung von 11QPsa . . . . . . . . . . . . . . . . 645Herrmann Lichtenberger

    Der vom Himmel Wasser herabkommen lie und dadurch Frchteals Lebensunterhalt fr euch hervorbrachteZur Rezeption von Psalm 104 im Koran . . . . . . . . . . . . . . . . 658Annette Krger

    IV. Systematisch- und praktisch-theologische Beitrge

    Beten ohne zu bitten?Zum Problem der Aufzehrung des Gebets und des Betens inI. Kants Religionsphilosophie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 671J. Christine Janowski

    Die Affizierbarkeit Gottes im GebetEine Problemskizze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 709Gnter Thomas

    Wo der Geist Gottes ist, da ist Freiheit! . . . . . . . . . . . . . . . 732Michael Welker

    Der ganze MenschEine Anthropologie der Psalmen mit Schlerinnen und Schlernentwickeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 750Andreas Reinert

    Die Autorinnen und Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 767

    Inhalt 9

  • Vorwort

    Mit dem vorliegenden Sammelband Ich will dir danken unter den Vlkern.Studien zur israelitischen und altorientalischen Gebetsliteratur gratulierenwir Kolleginnen und Kollegen, Schlerinnen und Schler, alte und neueWeggefhrten Prof. Dr. Bernd Janowski zu seinem 70. Geburtstag. Da die-se Gabe ein Forschungsbeitrag zu den Gebeten inner- und auerhalb des Psal-ters werden sollte, lag von vorneherein nahe, um auf diese Weise einen Wis-senschaftler zu ehren, der seit langen Jahren magebliche Beitrge zurPsalmenforschung erbringt. Ebenfalls stand auer Frage, da dabei die aus-drckliche Bercksichtigung der Gebete aus dem Umfeld des Alten Testa-ments bei einer Festgabe fr den Herausgeber der Texte aus der Umwelt desAlten Testaments. Neue Folge nicht fehlen soll. Und so erscheint die Vlker-welt durchaus nicht zufllig in der als Titel ausgewhlten Zeile aus Ps 18,50bzw. 57,10. Auch das Motiv des Dankens im Titel ist bewut gewhlt, hatdoch der Jubilar durch eigene Studien die Bedeutung des anthropologischenStichworts Dankbarkeit zu recht hervorgehoben; und bei nicht wenigen derBeitragenden ist es gewi auch Dank fr Herrn Janowskis zahlreiche Anre-gungen und vielfltige Untersttzung, fr Kooperationen und fr Zeichender Kollegialitt, den sie mit ihrem Festschriftbeitrag verbinden.

    Wir freuen uns, da so viele unserer Einladung gefolgt sind und dieseFestschrift tatschlich ein Sammelband zur israelitischen und altorienta-lischen Gebetsliteratur geworden ist, in dem sich zugleich die Forschungs-schwerpunkte von Herrn Janowski spiegeln. So sind in der Rubrik Psalmen-studien neben Studien zu ausgewhlten Psalmen, in denen Einzelpsalmen alsMikrokosmos in den Blick kommen, Studien zur Anthropologie sowie zurKosmologie und Jerusalemer Kulttradition enthalten. In den Gebeten auer-halb des Psalters kommt die Vielstimmigkeit des Gebets im kanonischenGesamtzusammenhang in den Blick. Die Rubrik Gebete aus dem Umfelddes Alten Testaments hebt die Einbettung der alttestamentlichen Gebete indie Kulturen der Umwelt und die Bedeutung ihrer Rezeptionsgeschichte her-vor. Die Beitrge aus der Systematischen und Praktischen Theologie schlie-lich laden zum Gesprch der theologischen Disziplinen ber eine Theologiedes Gebets ein und erschlieen Vermittlungswege des biblischen Betens ingegenwrtigen Praxisfeldern.

    Wir bedanken uns bei allen Beitragenden fr die so erfreulich verlaufenenKooperationen, auf die eine solche Festgabe ja in besonderer Weise angewie-sen ist. Der Evangelischen Landeskirche in Wrttemberg haben wir fr einen

  • namhaften Druckkostenzuschu zu danken. Von unschtzbarem Wert wardie professionelle verlegerische Betreuung des Bandes durch Frau T. Scheifeleund Herrn D. Steen vom Gtersloher Verlagshaus sowie die sorgfltigeDrucklegung durch Herrn Dr. J.-U. Andres. Viele haben mitgeholfen undauf vielfach sehr engagierte Weise zum Erscheinen dieses Buches beigetragen.Besonders zu nennen sind hier Dr. R. Poser, cand. theol. L. Sedlmayr, cand.theol. Ph. Meyer, Frau A. Schnfeld, stud. theol. Hauke Not, cand. theol.M. Lissek und N. Rahn. Auch Prof. Dr. Th. Naumann und Dr. Martina Kep-per sei fr hilfreiche Hinweise gedankt.

    Marburg / Tbingen / Bern im Februar 2013 Alexandra GrundAnnette KrgerFlorian Lippke

    12 Vorwort

  • I. Psalmenstudien

    1. Anthropologie der Psalmen

  • Aus dem Mund von Kindern und Suglingen

    Ps 8,3 im Spiegel der Teilkomposition Ps 3-14

    Ute Neumann-Gorsolke

    I. Einleitung

    Die Psalmenexegese hat im Laufe der letzten 30 Jahre vor allem unter dergide von F.-L. Hossfeld und E. Zenger ()1 ihre Perspektive erweitert2, in-dem sie neben die form- und traditionsgeschichtliche Analyse des Einzel-psalms die kontextbezogene Psalterexegese der Psalmen stellt: Denn derPsalter ist sowohl entstehungsgeschichtlich als auch hermeneutisch eineBuchkomposition, die auch als solche gelesen und ausgelegt werden muss3.Das bedeutet, da Einzelpsalmen als Teilelemente von Kompositionsbgen,Teilsammlungen oder sogar im makrostrukturellen Zusammenhang des gan-zen Buches verstanden werden mssen, um der theologischen Aussage, dieihren jeweiligen Einzelsinn bersteigt4, ansichtig zu werden. Wenngleichdem Nachspren der redaktionellen Absichten bei der Psalterkompositionnaturgem keine Gewiheit zukommt5, so weisen die literarischen Tech-niken der planvollen Anordnung (iuxtapositio) und die gezielten, redaktio-nellen Stichwort- und Motivverkettungen (concatenatio) darauf hin, da siedie Einzelpsalmen in grere Sinnzusammenhnge bringen und die ber-legt gestaltete Aufeinanderfolge von Psalmen neue Sinnrume konstituie-ren6. Diese Sinnrume erschlieen sich dann, wenn das Neben- und Hinter-einander der Psalmen als sich wiederholende Lektrerichtung (lectiocurrens bzw. Ablauflesung7) bei der Exegese der einzelnen Psalmensamm-

    1. Von den zahlreichen Publikationen seien nur einige genannt: Hossfeld / Zenger, Ar-men; dies., Psalmen 1993; dies., Psalmen 2000; Zenger, Psalmenexegese.

    2. Da schon in Psalmenkommentaren des 19. Jh. die Bedeutung der Psalterkomposi-tion gesehen wird, darauf hat Hartenstein, Recht, 229, hingewiesen.

    3. Zenger, Einfhrung, 1.4. Zenger / Hossfeld, Buch, 431.5. Vgl. dazu Hartenstein, Recht, 232 f., der auf die Analogie bei den Ergebnissen der

    redaktionsgeschichtlichen Prophetenforschung hinweist.6. Zenger / Hossfeld, Buch, 431 f.7. Zenger, Psalmenexegese, 64. Zenger, aaO., 64, betont, da die Psalterexegese die Ab-

    folge der Teilkompositionen und Teilpsalter () als anthropologisches, geschichts-theologisches und theozentrisches Gesamtprogramm liest.

  • lungen ernst genommen wird8 und die Psalmen und ihre Aussagen im Spiegelder Sammlung untersucht werden.

    Die Psalterexegese zielt darauf, vor dem Hintergrund bewuter komposi-tioneller Zusammenstellungen herauszuarbeiten, da und wie sich Psalmen-aussagen im Kontext ihrer Sammlung steigern, gegenseitig erhellen und kon-turieren und ein theologisches Konzept sichtbar werden lassen9.

    Die Methode der Psalterexegese haben Hossfeld / Zenger10 und krzlichausfhrlich F. Hartenstein11 anhand der ersten Teilsammlung des Davidpsal-ters vorgefhrt und das Profil der Komposition der Psalmensammlung 3-14und insbesondere die Funktion von Ps 8 herausgestellt: Inmitten von ber-wiegend Bitt- und Dankpsalmen habe Ps 8 als einziger Schpferhymnus dieFunktion eines Gelenktextes inne, der die lineare Leserichtung wieder zurck-lenke und dadurch deutlich mache, da bestimmte Stichworte und seman-tisch verwandte Begriffe, die unter Umstnden groe Konzepte evozieren,(sich) berlagern12. Auf diese Weise wrden Psalmen bzw. Einzelelementeaufeinander transparent und bilden unterschiedlich durchlaufende Linien13.Ps 8 sei als hermeneutischer Tiefentext zu verstehen, der die Psalmensamm-lung 3-14 schpfungstheologisch und anthropologisch fundiert14.

    Diese neue Perspektive einerseits, Psalmaussagen nicht nur im Kontextdes Einzelpsalms wahrzunehmen, sondern im Kontext der bewut zusam-mengestellten und z. T. redaktionell bearbeiteten Psalmensammlung zu ver-stehen, sowie die schon dargelegte Erkenntnis, da Ps 8 psaltertheologischeine besondere hermeneutische Funktion zukommt, birgt m. E. die Chance,sich dem bislang nur unvollstndig erklrbaren, mit cruces interpretum(J. A. Soggin) beladenen V. 3 des Psalms15 neu zuzuwenden16. Denn inner-

    16 Ute Neumann-Gorsolke

    8. Vgl. Hossfeld / Zenger, Armen, 22.9. Dazu gehrt darber hinaus die Frage, wieweit sie selbst (= die Redaktoren;

    Verf.in) die ihnen vorgegebenen Texte bearbeitet und ob sie gar eigene Psalmen nurmit Blick auf die jeweilige Sammlung verfat haben (Hossfeld / Zenger, Armen, 21).Demgegenber geht z. B. Barbiero, Psalmenbuch, 20, vom Endtext des Psalters alssinnvolle kompositorische Einheit aus (kanonische Psalterexegese) und spricht sichgegen eine Mischung von synchroner und diachroner Methodik aus.

    10. Hossfeld / Zenger, Armen, 34-49; dies., Buch, 432.11. Hartenstein, Recht.12. Hartenstein, Recht, 231.13. Ebd. Als Beispiel kann hier die schon hufig beobachtete zeitliche Abfolge von Tag

    und Nacht in den Ps 3-8 genannt werden, die Vorstellung vom Thronen Gottes inder Hhe usw. S. dazu im einzelnen Hartenstein, Recht., und Hossfeld / Zenger, Ar-men, 34-49.

    14. Vgl. Hartenstein, Recht, 247 f.; hnlich Hossfeld / Zenger, Armen.15. Vgl. zu den Problemen Neumann-Gorsolke, Herrschen, 22-33.16. Dazu gehrt auch, da der V. 3 immer wieder als redaktioneller Zusatz angesehen

  • halb eines vergrerten Kontextes, im Spiegel von Stichwort- und Motivver-bindungen zu anderen Psalmen, die die Rezeption in der Komposition darle-gen, knnen sich neue Sinnzusammenhnge auftun und Bedeutung undFunktion der Psalmaussage neu beleuchten17.

    Da hier als Arbeitshypothese davon ausgegangen wird, da sich durchMotiv- und Stichwortverbindungen innerhalb der Psalmensammlung 3-14Sinn und Funktion des Verses im theologischen Gesamtkontext der Samm-lung erschlieen kann, sollen zunchst die Stichwort- und Motivverbindun-gen der einzelnen Verselemente herausgearbeitet (II.) und dann seine Bedeu-tung im Kontext der Sammlung beschrieben werden (III.). Dabei werdenimmer wieder Rekurse auf die Ergebnisse der Psalterexegese zu dieser Samm-lung von Hossfeld / Zenger und Hartenstein erfolgen.

    Vorausgesetzt wird die von Hossfeld / Zenger und Hartenstein plausibilisierte Chro-nologie der Entstehung der Sammlung 3-14: Danach bildeten die Bittgebete / Kla-gelieder des Einzelnen Ps 3-7 eine erste (vorexilische?) Sammlung, die in sptexili-scher / frhnachexilischer Zeit mit Ps 8 als anthropologischem Scharniertext undden fr diesen Kontext zusammengestellten Ps 11-14 verbunden wurden. Erstin hellenistischer Zeit wurde der fr diesen Zusammenhang gestaltete Doppelpsalm9/10 mit seiner Armentheologie als zweites Zentrum neben Ps 8 gestellt und eineNeudeutung der Anthropologie intendiert18.

    II. Stichwort- und Motivverbindungen zu Ps 8,3in der Sammlung 3-14

    Die Problematik von Ps 8,3 besteht vor allem darin, da zwar einzelne Satz-elemente in ihrer Bedeutung verstndlich sind, sich der gedankliche Zusam-menhang dieser Satzelemente jedoch kaum erschliet19. Daher ist es m. E.geboten, zunchst nach Stichwortverbindungen und motivlichen Verkettun-gen dieser einzelnen Satzelemente zu suchen, um im Spiegel dieser Vernet-zungen die Bedeutungen dieses Verses fr die Psalmensammlung zu eruieren

    Aus dem Mund von Kindern und Suglingen 17

    wird, vgl. Hossfeld / Zenger, Armen, 41 Anm. 51, die Ps 8,3 als nachexilische redak-tionelle Einfgung bewerten, durch die Ps 3-7 noch enger an Ps 8 herangercktwerden sollen, wie etwa die Aufnahme der Feindbegriffe von Ps 3-7 in Ps 8,3 nahe-legten.

    17. Vielleicht ergeben sich von dieser Perspektive sogar neue Anhaltspunkte fr die Ein-zelpsalmexegese.

    18. Vgl. Hartenstein, Recht, 239.19. Vgl. zu den zahlreichen Erklrungsversuchen und Konjekturen Neumann-Gorsolke,

    Herrschen, 22-33.

  • und in dieser Rezeption evtl. Anhaltspunkte fr die Bedeutung bzw. Grndefr die mgliche redaktionelle Einfgung in Psalm 8 zu finden.

    Der Vers lt sich in drei grere Satzelemente gliedern (|), deren Einzel-elemente wiederum gesondert betrachtet werden sollen (/), um ein mglichstdichtes Netz von Beziehungen zu den umgebenden Psalmen herauszustellen:

    Aus dem Mund / von Kindern und Suglingen | hast du gegrndet / eineMacht(stellung) | um deiner Feinde willen, / um ein Ende zu machen / Feind / unddem, der sich rcht.

    Besonders deutlich werden neben den Stichwortverbindungen die motivi-schen Aufnahmen in den umgebenden Psalmen, wenn man sich das in derhebrischen Bibel bezeugte Bedeutungsspektrum der Satzelemente vergegen-wrtigt20.

    1. Aus dem Mund von Kindern und Suglingen

    a) jq(m)Mit eq ist alttestamentlich neben Mund auch Wort oder Sprecher des Wor-tes gemeint. An dem, was der Mund ausspricht, erweist sich, wer oder wasdie sprechende Person ist21 und wie ihr Verhltnis zu Gott und seinen Wei-sungen aussieht.

    In der Teilsammlung 3-14 kommt eq als Stichwort auer in Ps 8,3 nur inPs 5,10 und 10,7 vor. In Ps 5 charakterisiert der V. 10 den Feind22 des Beters(vgl. 5,923) als denjenigen, in dessen Mund nichts Festes, fest Gegrndetesbzw. Rechtes, Verlssliches24 (Partizip Nifal von xfk) zu finden ist:

    Denn nicht ist fest Gegrndetes / Verlliches in seinem (ihrem?) Mund, ihr Inneresist Verderben,

    ein offenes Grab ist ihre Kehle, sie gltten ihre Zunge (= schmeicheln mit ihrerZunge).

    18 Ute Neumann-Gorsolke

    20. Hier greife ich auf Ergebnisse meiner eigenen Untersuchung zurck, ohne diese hiernoch einmal ausfhrlich herzuleiten, vgl. Neumann-Gorsolke, Herrschen, 46 ff.

    21. Neumann-Gorsolke, Herrschen, 51.22. LXX, Peschitta, Targum und Hieronymus haben angleichend an das folgende ein

    Pluralsuffix.23. Ob mit jttfU in Ps 5,9, wie Seybold, Psalmen, 40, meint, der Feind als Verleumder

    bezeichnet wird, muss angesichts der unsicheren Ableitung von Akk. sru II ver-leumden im G und D-Stamm (vgl. AHw 1093 und in Ges18 1338) offen bleiben.

    24. Ges18 532.

  • Wie in der einzigen Parallelstelle Hi 42,7 f. steht enfkn fr die wahrhafte, ver-lliche Rede, die Richtiges von Gott aussagt25 und vor Gott gilt.26 Ps 5,10przisiert im weiteren das Fehlen des Wahrhaftigen: Mit Kehle und Zungewerden nochmals Organe des Sprechens genannt und auf die Verderben undTod bringende Rede abgehoben. Damit greift V. 10 die Thematik von V. 7 auf,der die Feinde als Lgner (bgk jtbd) qualifiziert. Das Stichwort eq in 5,10verbindet die Charakteristik der Feinde als Lgner (Ps 4,3; 5,7; 7,15) bzw.jene, die Hilfe Gottes fr den Beter in Abrede stellen (3,3; 4,7), mit Ps 8,3.

    Auch der spte Doppelpsalm 9/10 weist in 10,7 das Stichwort eq auf undveranschaulicht das negative, ja bsartige Gebaren des Frevlers (pUt, vgl.V. 4):

    Von Fluch ist sein Mund erfllt, und von Hinterlist und Bedrckung,unter seiner Zunge ist Mhsal und Unheil.

    Wie 10,8-10 veranschaulichen, zeigt sich das Wesen darin, da er die Armenbedrckt. Innerhalb des Psalms korrespondiert der V. 7 der Reden des Frev-lers in V. 4 und 11, in denen er leugnet, da es einen Gott (fr ihn) gibt (V. 4)oder da er das Eingreifen Gottes frchten mte (V. 11). Es wird ein Auf-stand gegen Gott dargestellt (10,3-4.11). Der Gottlose beherrscht die Szenemit seinen Worten27. Diese Feindcharakteristik findet sich auch in 12,2-5;14,1 und bildet ein Netz ber die gesamte Teilsammlung, besonders den zwei-ten Teil 11-1428.

    Neben den Feinden und Frevlern erhebt in den Ps 3-6 (3,5; 4,2.4b; 5,2.3.4; 6,9.10)auch der Beter selbst seine Stimme, um JHWH um Hilfe anzurufen. Es wird jedochsemantisch deutlich zwischen der Rede der Lgenredner sowie Gottesleugner undder Gottesanrede des Beters unterschieden: Whrend mit den feindlichen uerun-gen Mund, Zunge, Kehle assoziiert werden, dominieren fr die verbalen Hinwen-dungen des Beters zu Gott die Begriffe Stimme (lfs), z. T. erweitert als Stimmemeines Schreiens (Ps 5,3) oder meines Weinens (Ps 6,9), und als Verb rufen

    Aus dem Mund von Kindern und Suglingen 19

    25. In Hi 42,7 f. kritisiert Gott die Freunde Hiobs, die nichts Wahres, Verlssliches berihn gesprochen haben; vgl. dazu Ebach, Hiob, 160-164.

    26. xfk Ni. wird auch fr das fest gegrndete Bauwerk oder den von JHWH gegrndetenErdkreis verwendet (vgl. Ps 93,1; 96,10) und zeigt die Bedeutung von Konkret-Ar-chitektonischem wie auch Geistig-Ethischem, was m. E. ebenfalls einen konstrasti-ven Widerhall in Ps 8,3 findet, da hier von der Grndung einer Machtstellung ausdem Mund der Kinder und Suglinge die Rede: Den Worten der Feinde fehlt jedesFeste, Wahrhafte (das in Gott grndet), whrend JHWH durch den Mund der Kin-der und Suglinge seine (feste) Machtstellung gegrndet hat! S. dazu im folgenden.

    27. Barbiero, Psalmenbuch, 146.28. Vgl. u. a. Barbiero, Psalmenbuch, 149 f. und zu den Feindaussagen im folgenden (II.

    3.). Zur diskursiven Struktur und Funktion der Feinduerungen vgl. Hartenstein,Recht, 241.

  • (ats)29. Diesem Rufen des Beters entspricht auf gttlicher Seite das Hren (pmU)und das Antworten (enp). In der Leserichtung von Ps 3 zu Ps 6 ist auffllig, da dieErhrungsgewiheit zuzunehmen scheint: In Ps 4,2; 5,2 und 3 wird imperativischum die Erhrung JHWHs gebeten, 4,4 und 5,4 gehen von der festen Hoffnung aus,da JHWH erhren wird (PK), whrend in Ps 6,9 f. in der AK berichtet, da JHWHden Betenden erhrt hat. Diese Erhrungsgewiheit kann als Voraussetzung fr Ps 7verstanden werden, da hier ein knigliches Ordnungshandeln30 des gerechtenRichters JHWH erwartet wird, aber auch fr Ps 8,3, da JHWH hier eine Macht-stellung gegen die Feinde gegrndet hat.

    Das Stichwort eq wird in den Psalm 8 umgebenden Psalmen im Kontext derCharakterisierung der Feinde des Beters und der Frevler verwendet, die L-genreden verbreiten und aus deren Mund nur Fluch und Bedrckung kommtund, um Ps 5,10 aufzugreifen, nichts Verlliches, Wahrhaftes in ihrer Redehaben. In Ps 8,3 dagegen wird mit eq eine gnzlich anders konnotierte Men-schengruppe assoziiert, die Medium des Handelns JHWHs ist. Die Rede /Worte der Kleinkinder und Suglinge ist nicht nher bestimmt, kann aberals Kontrast zu den Feindesworten verstanden werden31, transparent fr dieRufe und Vertrauensaussagen der Beter.

    b) wjsnfjf wjllfpDie Wortverbindung Kleinkinder und Suglinge bezeichnet in der hebri-schen Bibel immer Menschen, meist innerhalb einer Aufzhlung, alsschwchsten und wehrlosesten Teil einer Volksgemeinschaft. Sie sind in dasSchicksal dieser Gruppe (Krieg, Bann, Hungersnot) einbezogen, ohne selbstdarauf handelnd oder verbal Einflu nehmen zu knnen32.

    In der gesamten Teilsammlung Ps 3-14 kommen weder die Wortverbin-dung Kleinkinder und Suglinge noch diese Nomen einzeln vor. Allerdingsthematisieren die meisten Psalmen bestimmte Menschengruppen, die gleich-falls als wehrlos und schwach gezeichnet sind: Den Frommen (djoh, in Ps4,4 im Gegensatz zu Uja jnb Herrenshne (4,3), und in Ps 12,2 in Parallelezu den wjnfma Treuen); den Gerechten (sjdr in Ps 5,13; 11,3.533, in Op-

    20 Ute Neumann-Gorsolke

    29. Darber hinaus bieten Ps 5,2 meine Worte par. zu mein Sthnen und Ps 6,10mein Flehen.

    30. Hartenstein, Recht, 245. Wie Hartenstein, Recht, 242-247, herausgestellt hat, ist dasVertrauen auf den kniglichen Richtergott die theologische Zentralaussage der aufPs 8 zulaufenden Psalmen.

    31. Vgl. dazu z. B. Ps 12,7: Die Worte JHWHs sind reine Worte, , durch die das inV. 6 ergangene Gotteswort von den trgerischen und lebenszerstrenden Wortender Frevler abgesetzt wird (Hossfeld / Zenger, Psalmen 1993, 96).

    32. Vgl. Neumann-Gorsolke, Herrschen, 47-49.33. Strittig ist nach Hossfeld / Zenger, Psalmen 1993, 88, ob sjdr in Ps 11,3 der (ein)

  • position zum pUt Frevler und omh bea dem, der Gewalttat liebt) sowieden Aufrechten / Aufrichtigen im Herzen (tUj / bl'jtUj in Ps 7,11; 11,2,im Gegensatz zu wjpUt Frevlern). Sind mit dem Frommen34, dem Gerech-ten35 und Aufrichtigem (im Herzen)36 diejenigen bezeichnet, die ihr Lebennach den gttlichen Forderungen ausrichten, wird in Ps 12,6 mit den Armen(wjnfjba) und Unterdrckten (wjjnp, vgl. auch Ps 14,6) eine Menschengruppegenannt, deren Lebensgrundlage armselig (verschuldete Kleinbauern; Tage-lhner) ist und die ihr Leben nur noch in wirtschaftlicher Abhngigkeitvon den Mchtigen und Reichen fristen knnen37. Sie knnen ihre Hoffnungnur noch auf JHWH setzen, der sich fr sie einsetzen wird (vgl. Ps 12,6)38.Gerade diese gesellschaftlich schwache Gruppe ist im Doppelpsalm 9/10 dasbeherrschende Thema, wie sich dort an dem umfassenden Armen-Vokabularzeigt: Das Leitwort jnp taucht in Ps 9,13. (vgl. V. 14) 19par xfjba; 10,2.9.12.17auf, daneben illustrieren auch Begriffe wie das nur 4mal belegte Yd Unter-drckter (Ps 9,10; 10,18), jsn Unschuldiger (Ps 10,8), wfvj Vaterloser (Ps10,14.18) und eklh Unglcklicher, Armer (Ps 10,8.10?.14) die ganze Band-breite sozialer, rechtlicher und wirtschaftlicher Marginalisierung und Ver-elendung in hellenistischer Zeit39.

    Einerseits berlagern sich in der gemeinsamen Wehrlosigkeit und Un-schuld Kleinkinder und Suglinge in Ps 8,3 und jene Menschengruppen,die wegen ihrer Treue zu JHWH angefeindet oder wegen ihrer Armut margi-nalisiert werden: In den Kleinkindern und Suglingen knnen auch dieseRandgruppen mitgelesen werden. Andererseits wird durch die Kleinkin-der und Suglinge ein rein anthropologischer Akzent gesetzt, denn sie ver-

    Aus dem Mund von Kindern und Suglingen 21

    gerechte(r) Mensch oder JHWH ist; auch in V. 5 lsst sjdr zwei Zuordnungen zu:Ist hier davon die Rede, da JHWH den Gerechten prft oder da JHWH alsGerechter prft? (ebd.). Auch die Tempusfrage in V. 3b ist umstritten: Nach De-litzsch, Psalmen, 144, hat das Imperfekt in V. 3a Prsenzbedeutung, das Perfekt desHauptsatzes msse als Konjunktiv aufgefasst werden: was knnte da der Gerechtewirken? Vgl. auch Gunkel, Psalmen, 40 mit Verweis auf Hiob 11,8. Hartenstein,Recht, 250 Anm. 54, gibt zu Bedenken, da man 11,3, nimmt man das qatal ernst,am ehesten im Blick auf die Erfahrung der Vergeblichkeit der Einwirkung der Gu-ten auf das Tun der Gottlosen deuten kann, d. h. da hier von einem gerechtenMenschen auszugehen ist.

    34. Vgl. Ringgren, djoh, 84 f.35. Vgl. Johnson, sdr, 917-919.36. Vgl. Schkel, tUj, 1065-106737. Hossfeld / Zenger, Psalmen, 95.38. Vgl. Barbiero, Psalmenbuch, 155. Hossfeld / Zenger, Armen, 43 betonen, da in Ps

    11-14 der einzelne (Arme) inmitten einer feindlicher Welt sichtbar werde, dieihm also solche zur radikalen Gottesanfechtung zu werden droht.

    39. Vgl. Hossfeld / Zenger, Psalmen 1993, 81-83, dies., Armen, 47.

  • krpern den Menschen in seiner elementaren Angewiesenheit (auf Gott)40.Durch diese Differenz zu den in den umgebenden Psalmen agierenden undleidenden Menschen, ob Fromme oder Frevler, wird das ihnen gemeinsameMenschsein und die ihnen gemeinsame Angewiesenheit auf den Schpfer ak-zentuiert: Die Feindschaft gegen Gott erscheint in dieser Perspektive imwahrsten Sinne des Wortes als Perversion: Daher haben die Kleinkinderund Suglinge Anteil an der berwindung der Feinde.

    2. hast du gegrndet eine Machtstellung

    a) gpIm Psalter ist gp 44mal belegt und steht fr die Strke und Macht JHWHs vomZion, auf die sich die Beter verlassen knnen und an der JHWH Menschen(Knig; Volk; Klagenden) Anteil geben kann. Darber hinaus qualifiziert gpBauwerke als stark / fest und hat selbst durchaus lokale Bedeutung. Auch aufJHWH selbst kann als starker Turm (Ps 61,4) diese architektonische Be-zeichnung angewendet und seine rettende Funktion fr die Beter so deutlichgemacht werden41.

    Das Nomen gp kommt in der Teilsammlung 3-14 als Stichwort nicht vor.Jedoch ist die Vorstellung von JHWHs Strke in vergleichbarer Art und Funk-tion semantisch in der Sammlung durchaus prsent, indem die Strke undSchutzmacht JHWHs materiell-architektonisch dargestellt wird und auf dieseWeise wichtige Aspekte von gp zur Geltung kommen42.

    Diese architektonische Konnotation zeigt sich z. B. in der Gleichsetzungvon JHWH mit eohm Zufluchtsort. Wie insbesondere die Parallelitt voneohm und gp in Ps 46,2 und der Ausdruck gp'eohm starke Zuflucht indizie-ren, gibt es semantische berschneidungen beider Begriffe: Die StrkeJHWHs ist hier in rumlicher Dimension gedacht. In Ps 14,6 fungiert JHWHselbst fr den Elenden, dessen Plne von beltuenden bedroht sind, als Zu-

    22 Ute Neumann-Gorsolke

    40. Diese elementar anthropologische Perspektive teilt V. 3 mit Ps 8,5, und zwar imPsalmkontext jeweils angesichts der Schpfermacht JHWHs am Himmel (vgl. 2b.4).

    41. Neumann-Gorsolke, Herrschen, 53 f. Das in Ps 8,3 verwendete doj Pi. unterstreichtebenfalls die Annahme, da die rumlich-architektonische Vorstellung von gp hier(mit-)gemeint ist bzw. vom Kontext her mitgelesen werden kann und soll. S. dazuim folgenden.

    42. Zu dieser rumlich erfahrbaren Schutzmacht JHWHs gehrt in gewisser Weise auchdie Gleichsetzung JHWHs mit einem Rund- oder Setzschild (xcm / enr) in Ps 3,4;5,13, 7,11, da es den Beter vor Gefahren wie bei einem kriegerischen Angriff be-schirmt. Zu den Einzelbelegen und den z. T. schwierigen Lesarten vgl. Riede, Netz,143-149.

  • fluchtsort. Auch die Verwendung des Verbums eoh in Ps 5,1243; 7,2 und 11,1,das jedes Mal den bergenden Schutz JHWHs fr den/die Beter meint, unter-streicht die Bedeutung dieser rumlichen Dimension gttlicher Strke.

    Eine vergleichbare semantische Konnotation hat auch die in Ps 9,10 mitJHWH gleichgesetzte bcUm Feste / Schutzburg, da in Ps 59,10.18 JHWHals meine Strke44 angeredet und parallel als Schutzburg fr den Beterbezeichnet werden kann. Ps 9,10 zeichnet JHWH als Schutzburg fr den Un-terdrckten, in Zeiten der Bedrngnis (etrb45 vfvpl)46.

    Eine deutliche Verbindung zwischen der Vorstellung der Schutzburg undZion als Wohnort des Knigsgottes JHWH wird in Ps 9,12.15 und in Ps 14,7durch die Nennung Zions hergestellt. Diese, wohl erst in einem spten Text-stadium erfolgte Verbindung im Zuge der Armenredaktion,47 wirkt m. E. jetztauch ber das Stichwort gp auf Ps 8,3 ein: Im Endtext der Sammlung ist eseindeutig JHWH vom Zion, der hier seine Schutzmacht gegen die Feinde ge-grndet hat48.

    Whrend in den Psalmen 14 (vgl. aber auch 5,12; 7,2 und 11,1) und 9,10die mit gp thematisierte Strke JHWHs durch eohm / eoh und bcUm eindeutigrumlich konnotiert ist und die positive Schutzmacht JHWHs fr den Beterbeschreibt, weist das Stichwort gp in seiner verbalen Form ggp in Ps 9,20 ineine andere Richtung:

    Steh auf, JHWH, da nicht Menschen (Ufna; koll. Sg.) die Oberhand gewinnen /(zu) mchtig werden (gpj'la)

    Der Appell an JHWH wendet sich gegen hybride menschliche Machtentfal-tung (vgl. auch V. 21); statt dessen soll JHWH selbst aktiv werden49 und

    Aus dem Mund von Kindern und Suglingen 23

    43. Im Lobversprechen am Schlu von Ps 5,12 wird mit Yko beschirmen wiederumeine rumlich konnotierte Metapher fr die Schutzmacht JHWHs genannt, die zuJHWHs schtzender Thronsphre (Hartenstein, Angesicht, 206) gehrt; vgl. dazudie Nennung des Tempels als Ort JHWHs (Ps 5,8).

    44. Mit einigen hebrischen Handschriften, dem Targum und der LXX ist in V. 10 wie inV. 18 hier das Suffix der ersten Person und nicht wie im MT der dritten Person zulesen, vgl. auch Hossfeld / Zenger, Psalmen 2000, 142.

    45. etr Bedrngnis nimmt die Wortwurzel des Feindbegriffs Yjttfr aus Ps 8,3 auf,d. h. da die Funktion von bcUm in Ps 9,10 und gp in Ps 8,3 in gleicher Weise alsFeindabwehr verstanden werden kann.

    46. Die semantische Nhe von gp und Zufluchtsttte zeigt sich in der Aufnahme diesesVerses in Ps 37,39, in der statt bcUm das bedeutungsgleiche Nomen gfpm verwendetwird.

    47. Vgl. Hossfeld / Zenger, Psalmen 1993, 100; vielleicht beeinflut vom Promium desPsalters, s. Ps 2,6.

    48. Diese Beobachtung fgt sich auch zu dem Verb doj Pi., s. dazu im folgenden.49. Zu efej emfs als Leitwort der Sammlung vgl. Hartenstein, Recht, 240 f.

  • seine Souvernitt als richtender Gott vom Zion zeigen. Indem hier Macht-gebaren von Menschen als Gefahr betrachtet und zurckgewiesen wird, zeigtsich eine kritische Perspektive auf die Aussage vom kniglichen Menschen inPs 8,5 ff.50; es wird jedoch vice versa gleichfalls die Sicht von Ps 8,3 unter-mauert, da es JHWH ist, der die vor Feinden bergende Macht (gp) gegrndethat. Dem Menschen kommt diese Macht nicht zu!51 Dies erweist sich von 9,20her als die grundstzliche Einsicht, die der Welt des Beters und der gesamtenSchpfung zugrunde liegt.

    b) dojDas in Ps 8,3 verwendete Verb doj Pi. wird nicht wie das Qal als Terminus frdie Grndung der Erde verwendet, sondern richtet sich auf die von demGegrndetsein durch JHWH herrhrende Festigkeit und Uneinnehmbarkeit(Zions)52. Diese Semantik von doj Pi. fgt sich zu dem schon dargestelltendurchaus rumlichen-lokalen Verstndnis von gp.

    In der Sammlung 3-14 wird doj als Stichwort nicht aufgenommen. Einesemantische hnlichkeit kann man vielleicht in der Wurzel xfk ausmachen,die im Ni. ebenfalls Festigkeit zum Ausdruck bringt53. Wie oben bereits er-whnt, bringt das Partizip Ni. in Ps 5,10 fehlende Festigkeit im Sinne vonVerllichem, Wahrhaftigem im Mund des Lgenredners zum Ausdruck.Mit eq kommt ein weiteres Nomen von Ps 8,3 vor, so da neben der seman-tischen Beziehung zwischen doj und xfk auch eine Stichwortverbindung zwi-schen den Versen vorliegt. Von Ps 5,10 kann Ps 8,3 als kontrastierende Aus-sage verstanden werden: Whrend nach Ps 5,10 nichts Festes, Wahrhaftes imMund der Lgenredner ist, erhlt von JHWH die aus dem Mund von Kindernund Suglingen gegrndete Macht eine Festigkeit, die Feinden Einhalt zu ge-bieten vermag (vgl. Ps 8,3b)54.

    24 Ute Neumann-Gorsolke

    50. Ps 9,20 zeigt die dem kniglichen Mensch innewohnende Mglichkeit, das wenigerals Gott (Ps 8,6) zu vergessen.

    51. Vgl. dazu auch Barbiero, Psalmenbuch, 91.52. Neumann-Gorsolke, Herrschen, 54-56.53. Ges18 532 gibt als die ersten vier Grundbedeutungen fr xfk im Nifal an: 1. fest, steif

    werden; 2. aufgestellt, fest gegrndet sein; 3. feststehen, bestehen; 4. fest, ruhig, be-stndig sein.

    54. Auch wenn den Polel und Hifil-Belegen von xfk semantisch vor allem der Aspekt desBereitens anhaftet (vgl. Koch, xfk, 95), steckt in den Belegen mit Subjekt JHWH(7,10; 8,4; 9,8, 10,17; mit xfk wird in 7,13 f. und 11,2 dagegen das Zurichten derWaffen durch die Feinde / den Gottlosen beschrieben) ebenso die Bedeutung desauf Dauer und Bestndigkeit gerichteten Zubereitens. Diese Belege betreffen die un-terschiedlichen Wirkungsbereiche JHWHs: Das Einwirken auf das Leben der Beter(7,10 Gerechter; 10,17 Herz der Elenden), indem er ihn in seinem Denken undErkennen ausrichtet und festigt (vgl. Koch, xfk, 102), das Ausben seiner kniglichen

  • Auf andere Weise sehe ich die mit doj ausgesagte Festigkeit der GrndungJHWHs in dem Nomen vfvUe Grundpfeiler / Fundament55 in Ps 11,3widergespiegelt56:

    Wenn die Grundpfeiler (vfvUe) eingerissen werden, der Gerechte was hat er (da-zu) getan?57

    Whrend in Ps 8,3 die Macht JHWHs als fest gegrndet gegen die Feindebeschrieben wird, erscheint hier die vom Schpfergott gesetzten Fundamentedes Kosmos58, die auch die soziale Welt bestimmen, als fragil und zerstrbardurch das Handeln der Frevler (wjpUt, vgl. 11,2). Gegen diese bermachtkann der Gerechte nichts bewirken. Wird in 11,3 die Gefhrdung der Weltdurch die Frevler deutlich, so aber auch und das unterstreicht m. E. die zen-trale theologische Bedeutung von Psalm 8 inmitten der Sammlung Ps 3-14 die Abhngigkeit des gesamten Kosmos von der grndenden Macht JHWHs.

    3. um deiner Feinde willen, um ein Ende zu machen Feind und dem,der sich rcht

    Die Feindtermini, die in Ps 8,3 massiert auftreten, gehren nach der Unter-scheidung von O. Keel zu jener Gruppe von Feindbegriffen, die eine reineGegenstzlichkeit aussagen (Typ bjfa)59 und ein nach auen hin orientiertes

    Aus dem Mund von Kindern und Suglingen 25

    Richtergewalt (Ps 9,8: Aufstellen seines Thrones) und seiner Schpfermacht (Gestir-ne Ps 8,4). Auch in diesen Handlungsweisen kann man m. E. die grndende MachtJHWHs widergespiegelt sehen.

    55. Zur Herleitung der Bedeutung Grundpfeiler aus dem Ugaritischen und Phni-zischen vgl. Dahood, Psalmen, 69 und s. auch Ges18 1417, der auch auf das Akka-dische und Syrische hinweist und in Ps 11,3 die staatliche Ordnung bildlich aus-gedrckt sieht. Anders wird dieser Vers in lteren Kommentaren beurteilt. Gunkel,Psalmen, 40, hlt aufgrund des Kontextes Konjekturen fr notwendig und bersetzt:Wenn die Bogen (vfvUs) morden (xfcthj), . Fr diese Lesart gibt es jedoch keineTextzeugen.

    56. Die semantische Nhe wird durch die griechische bersetzung von Ps 8,3 und 11,3(bzw. 10,3) gesttzt, da sowohl fr doj Pi. wie auch fr vfvU LXX whlt hier eben-falls eine Verbalform eine Form von katartzein gewhlt wird. Katartzeinwird nur im Psalter und in Esra 4-6 verwendet und kann als bersetzung fr hebr.xfk fungieren bzw. wird in Esr 4-6 ausschlielich fr die Errichtung der Mauer unddes Tempels eingesetzt. D. h. da mit diesem Verb ebenfalls der Gedanke der Grn-dung und der Festigkeit (von Gebuden) mit gesetzt ist.

    57. Zu den strittigen bersetzungsproblemen in Ps 11,3 s. oben Anm. 34.58. Vgl. Hossfeld / Zenger, Psalmen 1993, 91.59. Keel, Feinde, 129.

  • Feindbild beschreiben, das Handlungsstrategien des Fernhaltens / Drauen-haltens, der Feindabwehr und -berwindung60 erzeugt:

    a) Yjttfr (xpml)ttfr, ein substantiviertes Partizip der Wurzel ttr befeinden / bedrngen,tritt meist als Synonym oder Parallelaussage zu bjfa auf. Eine charakteristi-sche Eigenbedeutung kann nicht erhoben werden. Verwendet wird diese all-gemeine Feindbezeichnung als Kollektivbegriff fr Feinde Israels, im Psalter,gehuft in den Klageliedern fr die Feinde des einzelnen. Nur in Ps 8,3 be-zeichnen die Yjttfr die Feinde JHWHs61.

    Innerhalb der Teilsammlung 3-14 wird dieser Begriff fr die Feinde / Be-drngnis des Beters am hufigsten verwendet, allerdings ausschlielich in denKlage- / Bittgebeten 3-7 (3,2; 4,2; 6,8; 7,5.7) wie in dem Klagelied des Einzel-nen 13,562. Lautlich und semantisch eng verwandt mit Ps 8,3 ist Ps 5,9 xpmljttfr um meiner Feinde willen und kann daher zu den Stichwortverbin-dungen dazu gerechnet werden.

    Zwar fehlt dem Lexem eine signifikante Eigenbedeutung, dennoch ergibtsich eine Charakteristik der Feinde aus den Kontexten von Ps 3,2; 5,9 und13,563, die signifikante hnlichkeiten aufweisen: Die Bedrnger schchternden Beter durch ihre Rede ein und bestreiten die rettende Macht seines Gottes(fl evpfUj xja Ps 3,3; 5,1064; vgl. auch 4,7) bzw. knnten sich ihrer Macht berden Beter rhmen, wenn dieser ins Wanken geriete (Ps 13,5), was vice versader Bestreitung der gttlichen Macht gleichkme65.

    In Leserichtung auf Ps 8,3 ergibt sich aus diesen Feindaussagen, da dieBedrnger, indem sie den Beter mit Lgenworten attackieren und ihm dieHoffnung auf Rettung durch JHWH bestreiten, sich letztlich als FeindeJHWHs selbst erweisen. Dies wird profiliert durch das Suffix in Ps 8,3, das

    26 Ute Neumann-Gorsolke

    60. Hartenstein, Feind, 21. Dem gegenber stehen Feinde im ethischen Sinn (pUt-Gruppe), die als Frevler das Bse verkrpern, vgl. Keel, Feinde, 129; Hartenstein,Feind, 4; Janowski, Konfliktgesprche, 70 f. Der Feindterminus pUt dominiert in denPs 8 folgenden Psalmen, insbesondere in den Ps 9-12, wird aber in Ps 3,8; 5,5 und7,10 verwendet, so da zwischen Ps 3-7 und 9/10.11-14 Verbindungslinien sichtbarwerden.

    61. Vgl. Neumann-Gorsolke, Herrschen, 57.62. In Ps 10,5 wird fjttfr ebenfalls verwendet, bezeichnen jedoch nicht die Feinde des

    Beters, sondern im Gegenteil die Bedrnger der Gottlosen.63. Die Belege Ps 4,2; 7,5.7 geben nur das grundstzliche Feindsein wieder.64. Zu Ps 5,10 s. oben 1.a).65. Zum theologischen Horizont des hier verwendeten Verbums ifm vgl. Hartenstein,

    Feind, 26-28, und Janowski, Konfliktgesprche, 71 f.

  • sich singulr auf JHWH bezieht66. Das Grndungshandeln JHWHs aus demMund von Kindern und Suglingen richtet sich gegen diese Bedrnger, diedurch ihre Lgen dem Beter die Hoffnung zu rauben versuchen und dieMacht JHWHs als Schpfer in Frage stellen.

    b) wsnvmf bjfawsnvmf bjfa finden sich in dieser Verbindung neben Ps 8,3 nur noch in Ps44,17. Hier bezeichnen sie, in Parallele zu dem Schmhenden und Lstern-den, wahrscheinlich menschliche, nationale Feinde.

    Fr den Feindbegriff bjfa lt sich nicht mehr als der grundstzlicheCharakter der Gegenstzlichkeit feststellen, die Intensitt und auch Intentio-nalitt der Feindschaft unterstreicht das seltene Partizip Hitp. von wsn r-chen und impliziert ein Agieren bis zum Tod des Widersachers67, ohne daklar wrde, an wem und wofr hier Rache genommen werden soll68. Im Ge-gensatz zum ersten Feindterminus fehlen hier Suffixe, so da eine ausschlie-liche Beziehung auf JHWH nicht intendiert scheint69.

    bjfa kommt wie ttyr hauptschlich in den Klagepsalmen vor (Ps 3,8;6,11; 7,6; 13,3.5; vgl. aber auch Ps 9,4.7). Die auf Ps 8,3 zulaufenden Aussagenmit bjfa enthllen zwar die Feindlichkeit der Feinde, zeigen sie aber nichtals agierende Tter: In Ps 3,8 werden die jbjfa (parallel zu wjpUt) im Kontextder Rettungsbitte an JHWH als die genannt, die JHWH (auf) die Kinnbackengeschlagen hat (AK), d. h. deren Gesicht- bzw. Sprechorgane zertrmmertsind: In Ps 6,11 tauchen die jbjfa des Beters erst im Kontext der Erhrungs-gewiheit auf, d. h., da die Feinde weichen mssen und beschmt sein wer-den oder, wie Hossfeld / Zenger es ausdrcken: da das ganze System derGewalt, mit dem alle Feinde den Leidenden gengstet (sic!) haben, zu-schanden wird70. In Ps 7,6 wird die Effektivitt eines bjfa eklatant: Er istVerfolger, der das Leben zu Boden tritt und die Ehre in den Staub streckt71.Doch bleiben innerhalb des Psalms diese Handlungen nur Potentialitt, weilsie Fluchfolgen im Kontext einer bedingten Selbstverfluchung beschreiben,die nur eintreffen, falls der Beter wirklich die Untat begangen haben sollte.Doch da der gerechte Gott durch seine Prfung die Unschuld des Beters fest-stellen wird, wird der bjfa nicht zum Zuge kommen.

    Aus dem Mund von Kindern und Suglingen 27

    66. So auch Barbiero, Psalmenbuch, 91.67. Vgl. Lipinski, wsn.68. Die weiteren drei Hitpael-Belege haben JHWH zum Subjekt, der sich als Rcher an

    seinem Volk zeigt (Jer 5,9.29; 9,8).69. Vgl. Neumann-Gorsolke, Herrschen, 57 f.70. Hossfeld / Zenger, Psalmen 1993, 71.71. Das Handeln eines Feindes in 7,6 steht damit im direkten Kontrast zum Handeln

    JHWHs am Menschen in Ps 8,6, wie die Stichwortverbindung durch dfbk anzeigt.

  • D. h.: Im Leselauf zu Ps 8,3 hin zeigt sich der bjfa (oft Plural) zwar inseiner fr den Beter lebensbedrohlichen Feindlichkeit (Ps 7,6), aber unddas ist m. E. bemerkenswert Ps 3,8 und 6,11 bringen deutlich zum Aus-druck, da JHWH diesen Feind / diese Feinde mundtot gemacht hat undauch weiterhin beschmen und zur Umkehr bewegen wird. Die Mchtigkeitder Feinde erscheint also letztlich als eine gebrochene. Auch in Ps 8,3 ist derbjfa nicht der Handelnde, sondern ist Objekt der ausgrenzenden TatenJHWHs (vjbUel72). Diese Beobachtung fgt sich zum theologischen Profilder Ps 3-7, das wesentlich von dem Vertrauen auf den barmherzigen RichterJHWH bestimmt ist, der jederzeit zur Abwehr des Unheils bereit ist73. Dadiese Perspektive innerhalb der Psalmensammlung 3-14 nicht zurckgenom-men wird, zeigt sich sowohl an der Verwendung von bjfa in Ps 13 wie auch indem spten Ps 9:

    Auch in Ps 1374 haben die Feindhandlungen nur den Charakter der Po-tentialitt: Zwar beklagt der Beter in V. 3, da der Feind sich ber ihn erhebe(wft), aber die Bitte an Gott in V. 4 f., sich ihm (wieder) zuzuwenden, formu-liert Folgen, die nicht eintreten sollen, so auch, da der Feind nicht in diePosition komme zu sagen, er habe den Beter berwunden (lkj). Der Feindknnte ber den Beter und damit ber Gott triumphieren, wenn Gott nichteingriffe. Diese Mglichkeit stnde im Gegensatz zum Grundtenor desPsalms, wie das folgende Lobversprechen anzeigt (V. 6)75. In dem spter ne-ben Ps 8 gestellten Ps 9/10 wird bjfa zweimal erwhnt (9,4.7). Die Feinde resp.der Feind (in V. 7 mit bestimmtem Artikel) erscheinen jedoch nicht als Agie-rende, sondern als diejenigen, die vor dem gttlichen Angesicht beim Zu-rckweichen (bfU) straucheln (lUk ni.) und umkommen (dba) werden (V. 4;vgl. Ps 6,11) bzw. als Konsequenz der Rechtdurchsetzung JHWHs (V. 7) frimmer vollstndig aufgerieben (wmv), zu Trmmern (vfbth) gewordensind (AK).

    Die Aussagen zum bjfa machen deutlich, da in der Perspektive derPsalmsammlung 3-14 JHWH ber diesen Feind schon immer dominiert hatund weiterhin dominieren wird76.

    28 Ute Neumann-Gorsolke

    72. S. dazu unten II.3.c).73. Hartenstein, Recht, 246.74. Wie Ps 11 bezieht sich auch Ps 13 innerhalb der Sammlung 3-14 auf 3-7 zurck, vgl.

    Hartenstein, Recht, 238.75. Zur Satzstruktur von Ps 13,4 f. und deren Implikationen vgl. Janowski, Konflikt-

    gesprche, 70 ff. Zu Recht betont Janowski, ebd., 84, da die Vertrauensgewiheitund das Lobversprechen in V. 6 den gesamten Psalm prgen.

    76. Vgl. auch Hartenstein, Feind, 29: Eine auf gttliche Gerechtigkeit gegrndete Welt-ordnung kann Feindschaft nur unter bestimmten Voraussetzungen der Eindm-mung und Rettung aus Bedrohungen tolerieren.

  • Der neben bjfa gestellte Feindterminus wsnvm einer, der sich rchtkommt als Stichwort in der Psalmensammlung 3-14 nicht vor. Als motivlichverwandt knnen m. E. jedoch Konstruktusverbindungen, oft mit Partizipien,gelten, die ebenfalls das feindliche Handeln oder die feindliche Existenz deut-lich zum Ausdruck bringen: Massiert treten diese Bezeichnungen in Ps 5,6 f.auf: Die Feinde sind charakterisiert als Betrger (wjllfe), Unheil Tuende(xfa jlpq, vgl. auch 6,9; 14,4), Lgen Redende (bgk jtbd) und als Mann derBluttaten und des Verrats (emtmf wjmd'Uja). hnliche Beschreibungen findensich auch in Ps 7,2: Die Feinde sind die Verfolgenden (jqdt), und in Ps 11,5 istder Feind derjenige, der Gewalttat liebt (omh bea), in Ps 14,1+3 treten nebendie Negation: keiner, der Gutes tut (bfi'eVp xja) in 14,4 noch der UnheilTuende und die, die mein Volk fressen (jmp jlka) hinzu. In dem spterenPs 9,4 lesen sich die Hassenden (janV) geradezu wie eine Steigerung zu wsnvm:Das Feindliche, das nach Ps 8,3 in der Schpferwelt JHWHs situiert ist, ist inder Welt des Beters ebenfalls immer, in verschiedenen Gestalten, prsent. Aberso eindrcklich das Negative, Bsartige und Feindselige aus diesen Umschrei-bungen herausklingt, so unkonkret bleibt das Agieren der Feinde. Dies liegtnicht nur an dem berindividuellen Charakter der Psalmen, insbesondere derIndividualklagen77, sondern hat seine Ursache auch darin, da diese Feindeebenfalls nicht als Handelnde erscheinen, sondern auer in Ps 1478 aus derPerspektive Gottes gesehen werden: So werden sie in Ps 5,6 f. wegen ihres Ver-haltens von Gott gehat (anV), vernichtet (dba Pi.) und verabscheut (bpv)und daher in ihrer Dominanz gebrochen. hnliches gilt auch fr Ps 11,5: Der,der Gewalttat liebt, den hat (anV) Gott. In Ps 7,2 und in Ps 9,14 sind dieFeindbeschreibungen Teil der Bitte an Gott einzugreifen, die Feinde agierenjedoch nicht selbst.

    Im Spiegel der Psalmengruppe 3-14 lesen sich die Feindbegriffe in Ps 8,3unterschiedlich nuanciert. Die Bedrnger (Yjttfr) lassen sich am besten cha-rakterisieren: Sie bedrngen den Beter, indem sie seiner Hoffnung auf gtt-liche Rettung widersprechen und mit Lgenworten das attackieren, was vorGott als wahrhaftig gilt. Daher sind sie nicht nur Gegner des Beters, sondernFeinde JHWHs, des Schpfers selbst, wie das Suffix in Ps 8,3 betont. Da dieBedrnger in den Psalmen 3-7 sich durch ihr Bestreiten der MachtJHWHs / Gottes in Szene setzen, schlgt einerseits den Bogen zu weiteren

    Aus dem Mund von Kindern und Suglingen 29

    77. Vgl. dazu Janowski, Konfliktgesprche.78. Ps 14 unterscheidet sich von den anderen Psalmen und stellt einen Kontrast zu Ps 8

    insgesamt dar. Gegenber der bei aller Ambivalenz positiven Sicht des Menschencoram Deo wird in Ps 14 die Bosheit der Frevler und Gottesleugner (Feinde voninnen!) in ihrer universalen Dimension dargestellt: Es gibt keinen, der Gutes tut(14,1). Vgl. Hartenstein, Recht, 239.

  • Reden der Feinde, die wie in 12,5 explizit in der Frage kulminieren Wer istunser Gott?79 und im spten Ps 10,3 f.6 f. als Gottlose (wjpUt) qualifiziertwerden, die behaupten: Es ist kein Gott! (Ps 10,4). Andererseits wirft dieseCharakteristik auch ein Licht auf den Beginn von Ps 8,3, der mit jqm ebenfallsdas Verbale als Medium JHWHs thematisiert80.

    Die in Parallele zu Yjttfr gesetzte Aufzhlung wknvmf bjfa ohne Suffixepotenzieren in Ps 8 das Feindliche. Die bjfa-Belege in der Gruppe 3-7.13 zei-gen die Prsenz des Feindlichen und Bedrohlichen in der Welt des Beters an,allerdings werden die Feinde nicht agierend geschrieben, sondern von Gott /JHWH gebndigt, mundtot gemacht und zurckgetrieben. hnliches giltauch fr vielfltigen Umschreibungen, die wie wknvm zum Wortfeld Feindgehren und sich motivlich zu diesem gesellen: Der sich Rchende spiegeltsich in den vielen Umschreibungen wie bel Tuender oder Gewalttat Lie-bender etc. wider und steht fr die Vielfalt des Feindlichen und Bsartigen,die jedoch entschieden von JHWH / Gott abgelehnt und bekmpft wurdenund werden.

    c) vjbUelvbU Hi., in der Bedeutung machen, da etwas aufhrt, ein Ende machen,beseitigen, ausrotten (fr Ps 8,3)81, ist, meist mit JHWH als Subjekt, in pro-phetischen Gerichtsankndigungen, die z. B. den Hoffrtigen in Israel oderden Feinden Israels das Ende ansagen, belegt82. Die Verwendungen im Psalter(Ps 89,45a; 46,10) legen nahe, da mit vbU Hi. ein Zuendebringen vongrundstzlicher und endgltiger Art gemeint ist83.

    Zwar kommt das Verb vbU in der Sammlung 3-14 nicht vor, doch stehtvjbUel mit seiner Semantik in einer Motivreihe mit den Aussagen, die dasHandeln JHWHs an den Feinden in Rckblicken beschreiben bzw. in denGottesbitten erhoffen84. In vielfltigen Aussagen wird dieses Handeln als dieVernichtung der Feinde dargestellt85. Knnen die Feinde in Ps 8,3 als Lgen-

    30 Ute Neumann-Gorsolke

    79. Zu Recht weist Hartenstein, Recht, 249, darauf hin, das Ps 12,5 kontrastiv zu Ps8,2.10 gelesen werden kann: Die Gottesleugner setzen sich selbst an die StelleJHWHs!

    80. Vgl. dazu oben II.1.a) und im folgenden II.3.c).81. Ges18 1321.82. Vgl. im einzelnen Neumann-Gorsolke, Herrschen, 58.83. Neumann-Gorsolke, Herrschen, 59.84. Lediglich Ps 4 und 14 enthalten keine Aussagen zum Handeln Gottes an den Fein-

    den.85. Ein berblick ber die verwendeten Verben zeigt die Drastik der gttlichen

    (Wunsch-)Handlungen, die als Widerhall der Bedrohlichkeit der Feinde aufgefasstwerden muss: Ps 3,8: ekn Hi. (AK) schlagen; tbU Pi. (AK) zerschmettern; 5,7:

  • redner (5,7; vgl. 4,7 u. .) verstanden werden, so fallen insbesondere die dras-tischen Aussagen ins Auge, die sich explizit gegen die Feinde richten, die laut-hals die Macht JHWHs antasten und ihn als Hilfe fr den Beter leugnen: In3,8 ist davon die Rede, da JHWH auf die Kinnladen der Feinde geschlagenund ihnen die Zhne ausgeschlagen hat. Nach 5,7 vernichtet JHWH die L-genredner. Whrend diese Aussagen indizieren, da die Feinde regelrechtmundtot gemacht werden / wurden, weist das semantisch verwandte Verbtmc aufhren / ein Ende finden in 7,10 auf das erhoffte endgltige Endeder Bosheit der Frevler hin. In der Richtung auf Psalm 8 hin liest sich V. 3 wieeine Erfllung dieses Wunsches, die in ihrer Endgltigkeit 3,8 und 5,7 in sichaufnimmt. Diese Endgltigkeit nimmt auch 9,7 mit dem Verb wmv Qal (AK)fertig sein / zu Ende kommen auf: Das Umkommen der Feinde undGottlosen ist hier Konsequenz der richterlichen Ttigkeit JHWHs auf demZion und liest sich wie eine Besttigung von 8,3: Der Feind sie sind zuEnde gekommen, (sind) Trmmer fr immer .

    Ps 8,3 nimmt hier also eine Zentrumsfunktion ein, die inmitten einesSchpferhymnus die grundstzliche Ausgrenzung der Feinde aus der Weltdes Beters festhlt. Da dennoch in Ps 12,4 um die Ausrottung der glattenZunge und derjenigen, die von sich selbst grer reden als von JHWH, ge-beten wird, zeigt an, da trotz der erfahrenen Hilfe durch JHWH es immerwieder Zeiten gibt, in denen das Unheil der Frevler berhand nimmt86. VonPs 8,3 bleibt dennoch die schpfungstheologische Botschaft, da die Welt deskniglichen Menschen ein Ort ist, an dem dieses Feindliche endgltig vonGott ausgegrenzt ist (vgl. Ps 8,4 ff.).

    III. Resmee: Ps 8,3 im Spiegel der Sammlung Ps 3-14

    Ausgangspunkt der berlegungen war, den schwierigen Vers 3 im erweitertenKontext der Psalmensammlung 3-14 zu betrachten und auf diese Weise seinenSinn und seine Funktion im Kompositionszusammenhang zu eruieren undihn als Teil des hermeneutischen Tiefentextes Ps 8 zu lesen.

    Festzuhalten ist zunchst, da die einzelnen Satzelemente des VersesStichwort- und Motivverbindungen zu den Psalmen dieser Komposition auf-

    Aus dem Mund von Kindern und Suglingen 31

    dba Pi. (PK) vernichten; 9,6: dba Pi. (AK) vernichten; ehm Qal (AK) aus-lschen; 9,7: dba Pi. (AK) vernichten (konj. 2. sg.); 10,15: tbU Qal (Imp) zer-brechen; Utd Qal (PK) ahnden; 11,6: Er lsst Klappnetz, Feuer und Schwefel aufden Frevler regnen; 12,4: vtk Hi. (PK) ausrotten.

    86. Vgl. auch Ps 14; zum Charakter der Ps 11-14 Hartenstein, Recht, 250 ff.

  • weisen, die ein psaltertheologisches Lesen des Verses m. E. mglich machen.Dadurch hat sich zum einen ergeben, da Ps 8,3 an einem Hauptthema derSammlung Anteil hat: der Bekmpfung und Ausgrenzung der Feinde durchJHWH, den kniglichen Richter. In dieser Hinsicht nimmt Ps 8,3 insbeson-dere die Thematik der Ps 3-7 auf, wie auch die verwendeten Feindbegriffezeigen, die aber auch in den brigen Psalmen der Sammlung vorhanden sind(vgl. u. a. Ps 13).

    Die vielfltigen Stichwort- und Motivverbindungen erffnen neue Sinn-horizonte des Verses und konturieren sein besonderes Profil:

    1. Der Charakter der Feinde lt sich von den Verwendungen des Feind-terminus ttfr und von dem Stichwort eq in der Sammlung her nher er-schlieen: Die Feinde werden als Lgenredner (5,7) erkennbar, die die helfen-de Macht JHWHs bestreiten (3,3; 4,7 u. .) und sich dadurch als diejenigenzeigen, die nichts Verlliches, Wahrhaftiges ber JHWH wissen (5,10). Sieschchtern den Beter / die Beter ein, verletzten aber dadurch ebenso die EhreJHWHs (10,7; s. Suffix in Ps 8,3) und, wie sich in 10.11-14 steigernd zeigt,leugnen das Herrsein JHWHs berhaupt, weil sie sich voller Hybris selbst anseine Stelle setzen wollen (12,5).

    2. Der unwahrhaftigen Rede der Feinde setzt JHWH nach Ps 8,3 Fest-gegrndetes entgegen: (S)eine Macht (gp), die sich im Kontext der Sammlungberlagert mit der lokalen Vorstellung einer Zufluchtsttte oder Bergfeste,also einem Ort, wo Beter Schutz vor Feinden finden, und die das Feindlicheausgrenzt. Spte Zufgungen zur Sammlung (9,12.15; 14,7) erffnen eineIdentifizierung dieser Zufluchtsttte mit Zion, also jenem Zentralort Jerusa-lemer Theologie, an dem JHWH als Knig und Richter prsent ist87.

    3. Die feste Grndung dieser Macht vollzieht JHWH nach der hym-nischen Aussage von V. 3 durch den Mund (jqm) von Kleinkindern undSuglingen. V. 3 profiliert sich damit innerhalb der Sammlung zweifach alsKontrastaussage:

    Der Mund der Kleinkinder und Suglinge steht im Gegensatz zu denlgnerischen Sprechwerkzeugen der Feinde und Frevler, die JHWH als Hel-fer der Klagenden leugnen (s. unter 1). Da JHWH seine Macht durch die Re-de / Worte der Kleinkinder und Suglinge gegrndet hat, knnen diese imGegensatz zu Ps 5,10 als das verstanden werden, was richtig und wahrhaftigvon JHWH gesagt werden kann88.

    32 Ute Neumann-Gorsolke

    87. Zu den Stichworten und Motiven, die diese Vorstellung in der Sammlung ebenfallsevozieren, vgl. Hartenstein, Recht, 243 ff.

    88. Sie knnen vielleicht als Entsprechung zu Ps 12,7 JHWHs Worte sind reine Worte,[wie] Silber, gelutert im Schmelztiegel (bersetzung Weber, Werkbuch, 84) ver-standen werden.

  • Wie Kleinkinder und Suglinge die Angewiesenheit des Menschen (aufGott) zum Ausdruck bringen und im Kontext der Sammlung zur Chiffre frdie unterdrckten und auf Gott gewiesenen Menschengruppen werden, sowird das jqm m. E. auch transparent fr das Rufen nach JHWH als Hilfe undZuflucht wie fr das vertrauensvolle Bekenntnis zu ihm, denn beides bildetdie Grundlage des Gottesverhltnisses (vgl. Ps 6,6), von dem die Feinde aus-geschlossen sind.

    4. Wie der Leseablauf von Ps 3-8 vertiefend gezeigt hat, zielt JHWHs Han-deln, als kniglicher Richter und Schpfergott, auf die grundstzliche Aus-grenzung der Feinde aus der Welt der Beter, um den Menschen ein Leben inWrde (dfkb), vgl. Ps 8,5 f., zu ermglichen. Wie gefhrlich die Feinde demBeter auch vorkommen mgen, die Psalmaussagen lassen sie letztlich nicht alsdie autonom Agierenden erscheinen, sondern zeigen sie JHWH unterlegen,wenngleich die Durchsetzung seiner Gerechtigkeit angesichts ausufernderGottlosigkeit (vgl. 10.11-14) bisweilen fraglich bleibt.

    Die anthropologisch-theologische Zentralfunktion des 8. Psalms fr dieSammlung 3-14 spiegelt sich in V. 3 wider: Einerseits betont V. 3 die Bezie-hung des Menschen in seiner elementaren Angewiesenheit zur schtzendenMacht JHWHs (vgl. 8,5). Dies ist die Grundlage menschlichen Lebens, diealles berbietet, was Lgenredner zu sagen haben, denn ihre Rede hat keinFundament und keine Wahrhaftigkeit (Ps 5,10). V. 3 teilt hier die anthropo-logische Zuspitzung des gesamten Psalms. Zum anderen wird JHWH mitMacht, Kraft assoziiert, die Festigkeit und Bestand und die grundstzli-che Ausgrenzung der Feinde garantiert. Diese Macht kommt Menschen nichtzu (Ps 8, 4-6; vgl. 9,20), sie ist JHWH vorbehalten, der die Schpfung undsoziale Ordnung gewhrleistet. Auf diese Weise wird das Bild von JHWH alskniglichem Richter in der Psalmensammlung schpfungstheologisch fun-diert.

    Ist Ps 8,3 aufgrund seiner aufgewiesenen Vernetzung mit den Psalmen derSammlung 3-14 nun als Werk der nachexilischen Redaktion zu betrachtenoder ergeben sich diese Verbindungen durch die Komposition der Sammlung?Natrlich kann diese Frage nicht mit letzter Sicherheit beantwortet werden,mir erscheinen jedoch die inhaltlichen Verwurzelungen im Gesamtpsalm, z.B.die parallele Abfolge: JHWHs Hoheit am Himmel (V. 2b.4) der Mensch inseiner Angewiesenheit (V. 3a.5), so wesentlich fr den Psalm, da V. 3 durch-aus als integraler Bestandteil des 8. Psalms verstanden werden kann.89

    Die Stichwort- und Motivverbindungen von Ps 8,3 zur SammlungPs 3-14 sind daher als Resultat kompositorischer Gestaltung und redaktionel-ler Ergnzungen (s. Ps 9/10) anzusehen.

    Aus dem Mund von Kindern und Suglingen 33

    89. Vgl. dazu Neumann-Gorsolke, Herrschen, 22-25.

  • Literatur

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    34 Ute Neumann-Gorsolke

  • , Das Buch der Psalmen (bearbeitet von F.-L. Hossfeld), in: E. Zenger u. a. (Hg.),Einleitung in das Alte Testament. Achte, vollstndig berarbeitete Auflage, hg. v.Chr. Frevel, Stuttgart 2012, 428-452

    Aus dem Mund von Kindern und Suglingen 35

  • Some Reflections about the Literary Structure andabout the Anthropology of Psalm 81

    Miguel Gutierrez

    Psalm 8 is one of the most important texts when we think about biblicalanthropology. But this Psalm is not a simple text, and also its anthropologicalmessage is complex. As a result, the interpretation of Psalm 8 has not alwaysbeen able to give a balanced picture of its message. We would like to contri-bute, with this article, to the study of the Psalm in a more integral way.

    1. The Psalm2

    1 O Lord, our Sovereign,how majestic is your name in all the earth,who have set your glory above the heavens.

    2 Out of the mouths of babes and infantsyou have founded a bulwark because of your foesto silence the enemy and the avenger.

    3 When I look at your heavens, the work of your fingers,the moon and the stars that you have established;

    4 what are human beings that your are mindful of them,mortals that you care for them?

    5 Yet you have made them a little lower than God,and crowned them with glory and honor.

    6 You have given them dominion over the work of your hands;you have put all things under their feet,

    7 all sheep and oxen,and also the beasts of the field,

    8 the birds of the air, and the fish of the sea,whatever passes along the paths of the seas.

    1. This article is a revision of a presentation for the 3rd International Bible Confer-ence organized by Adventist church in Jerusalem, Israel. The theme of the BibleConference was Biblical Anthropology.

    2. We follow the translation of the New Revised Standard Version (NRSV). Anychange will be noted. The numbers in square brackets indicate the verse number inthe original Hebrew.

  • 9 O Lord, our Sovereign,how majestic is your name in all the earth!

    V. 1b [2b in the Hebrew text] is a well known crux interpretum. The prin-cipal problem is the translation of the verb tenah (env). We take it to be theinfinitive of the verb natan (xvn), which could be translated in the past tense(who have set ), or in the present (who set your glory ). We preferthe latter cf. Delitzsch, Psalms, 92, who observes that the use of the infinitiveapparently serves to describe a continual action from the part of God. For agood discussion of the problem together with a reading of tenah (env) as aninfinitive, following some Jewish commentators of the middle ages, cf.Barthlemy, Critique textuelle, 21-23 cf. also Waltke / OConnor, Introduc-tion, 216, Anm. 205. On the other hand, we read the relative pronoun 3asher(tUa) at the beginning of v. 1b which is neglected by the NRSV. We changethe typography accordingly, reading v. 1b together with v. 1a cf. infra, forthe discussion.

    V. 4 [v. 5]. It would be better to interchange the translation of two im-portant terms, one in each line of the v. That means to translate 3enosh (Ufna)as mortal in the first line (v. 4a), and ben-3adam (wda'xb) as human beingin the second line (v. 4b).

    V. 5 [v. 6]. We modify here the typography of the NRSV which indicatesthe beginning of a new paragraph in v. 5 the impf. cons. wattekhasserehu(fetohvf), at the beginning of the v., attach it to v. 4.3 That means that wetake vv. 3-8 as a unit, the central and main unit of the Psalm cf. infra, for thediscussion.

    Some Reflections about the Literary Structure and about the Anthropology of Psalm 8 37

    3. The main function of an impf. cons. is to subordinate a situation to a precedingstatement, cf. Waltke / OConnor, Introduction, 547. They observe that the subordi-nation can be absolute the description of a temporal sequence or subjective, thatis the way a speaker sees the relationship between situations. In case of the latterpossibility, the described relationship could be one of logical entailment or one ofcontrast ibid. The NRSV has chosen the latter possibility (Yet you have madethem ). We think that the former possibility (a logical entailment) goes betterwith the context (Thus you have made them ). That means that v. 5 [6] explainsin which way the interest of God in man (v. 4) manifests itself cf. also Irsigler,Frage, 12-13. Talstra, Singers, who has given particular attention to the problem,thinks of a consecutive sense for the impf. cons. at the beginning of v. 5 [6] (thatyou ), in continuation of the consecutive sense of the imperfects in v. 4 [5] cf.his translation of vv. 4-7 [3-6] in p. 19. But in this way he cannot explain why thepsalmist uses an impf. cons. in v. 5 [6] after all. In that case he should have continuedwith another imperfect.

  • 2. The Literary Structure of Psalm 8

    We would like to work out first the literary structure of the Psalm, in orderto, in the second part, study its anthropological message in the context of itspoetical structure. The first thing which calls our attention is the inclusio or envelope figure which frames the whole psalm.4 We notice how v. 1a isrepeated verbatim at the end of the Psalm (v. 9) clearly to frame the poem.This poetic device is known in the OT, but it is very rare that a whole verse isused in this way.5 It appears that the author of the Psalm is trying to tell ussomething important. Now, one of the main purposes of using an inclusioin a poem is to underline its main theme.6 So, the Psalm, by using an inclu-sio is saying that the main theme of the Psalm is the glory lit. the ma-jesty (tjda) of the name of God in all the earth cf. v. 1a and v. 9. Intheological terms that means that the theme of the Psalm is as much theol-ogy as anthropology. Another important point is the syntax and structureof v. 1. Our Psalm doesnt have here a simple phrase, v. 1 is in fact a complexone, v. 1b being a subordinate phrase attached to the main phrase in v. 1a the TM has the relative pronoun (tUa) at the beginning of v. 1b [v. 2b], whichthe NRSV omits. That means that the inclusio is not perfect or, rather, thatthe inclusio leaves out v. 1b at the end (v. 9), apparently, on purpose.7 Wethink that the mention of the glory of God above the heavens, in v. 1b,serves as a complement and a counterpart to the majesty of the name of

    38 Miguel Gutierrez

    4. Cf. Watson, Poetry, 282-285, for a definition and a description of the use of thispoetic device in the poetry of the OT.

    5. Cf. also Alter, Art, 119.6. Cf. Aletti / Trublet, Approche, 234.7. The NRSV and a good number of interpreters want to have a perfect inclusio in

    the Psalm, thats one of the reasons they change the text at the beginning of v. 1b[2b] and attach it to v. 2 [3] cf., for instance, Goldingay, Psalms, 153-155. Fokkel-man, Poems, sees even a parallelism between v. 1b [2b] and v. 2 [3]. He reads tenah(enT) in v. 1b as tunnah, from the root tinnah (piel) (to praise); then he attaches v.1b [2b] to v. 2aa [3aa] to form one line (You whose glory is praised above theheavens by the mouths of babes and infants). This reconstructed line is then seenin parallel with the rest of v. 2, which forms another line cf. Fokkelman, Poems, 70.In this way Fokkelman gets a perfect inclusio between v. 1a and v. 9 cf. alsoFokkelman, Poems, 143. The reading tunnah in v. 1b is not new, Delitzsch, Psalms,92, knows it already, and has been adopted by different interpreters cf. the list inFokkelman, Poems, 143, Anm. 39, to which we could add Krinetzki, Stilistik, 23-24,Sarna, Psalms, 227-228, and Goldingay, Psalms, 153. Krinetzki and Goldingay alsoattach v. 1b [2b] to v. 2aa [3aa] to form one line. However the principal problemwith this reading is that the interpreters who follow it dont give attention to theparallelism between v. 1a [2a] and v. 1b [2b] cf. infra.

  • God on earth (v. 1a). Notice the parallelism of the two phrases by mention-ing (in a discontinuous way and in an inverted order) the typical couple hea-vens and earth; notice also the parallelism between the terms majestic(tjda) and glory (dfe), both of them with reference to God cf. the useof the 2 per. suff. in both cases (YmU tjda and Ydfe).8 In fact, v. 1b, with themention of heavens, serves as a contrasting point to the affirmation in v. 1a,which concerns the earth. In short, this means that v. 1b has a poeticalfunction at the beginning of the Psalm: it underlines that the glory of Godwhich appears in heaven, and is evident to every one (v. 1b), is also present onearth (v. 1a), to the eyes which are careful enough to see it.9

    However the use of a relative phrase in v 1b has a reason: the psalmistdoesnt really praise God for his glory in heaven, but for his glory on earth.That is actually why the affirmation about the glory of God in heavencomes in a relative clause.10 Clearly the accent falls on the affirmation in v.1a. So, in the end, the mention of the glory of God in the heavens, in v. 1b,serves to focus our attention on an extraordinary thing: that the glory of God lit. the name of God manifests itself also on earth. Once this point hasbeen made, the poet doesnt need to repeat it at the end, in v. 9. What thepsalmist wants to underline at the end is only his thesis that the glory of

    Some Reflections about the Literary Structure and about the Anthropology of Psalm 8 39

    8. Spieckermann, Heilsgegenwart, 229, doesnt agree with seeing a parallelism betweenthe two phrases of v. 1 [2], he thinks that v. 1b is the work of a later redactor. But,howsoever the history of the text might have been, in the end text there is parallelismbetween the two phrases of v. 1, a parallelism which follows the abc / bc pattern, thedouble divine name, O Lord, our Sovereign (fnjnda efej), doing double duty.

    9. Different interpreters of the Psalm have noticed the relationship between the twophrases of v. 1 [2]. Auffret, Essai, 259, for instance, sees an evident rapport betweenv. 1a et v. 1b; he notices that both phrases say almost the same thing but with refer-ence to two different places. Also Krinetzki, Stilistik, 28, even though he attaches v.1b to v. 2, is aware that there is a contrast between heavens and earth not only invv. 3-4 but also in v. 1a and v. 1b; cf. also Tate, Exposition, 350, for a reading of thetwo lines of v. 1 together. Steck, Beobachtungen, on his part, has insisted in theseparation of v. 1a and v. 1b in the name of the structure of the Psalm, a doubleparallel structure (v. 1b + 2 / v. 3 + vv. 4-8) with a perfect inclusio between v. 1aand v. 9 cf. infra, for the discussion of the Psalms structure. His principal argu-ment is the presence of a double contrast between heavens and earth in thePsalm: v. 1b + v. 3 and v. 3 + vv. 4-8 pp. 55-56. But he ignores the even clearercontrast between heaven and earth in v. 1a [2a] and 1b [2b], where the termsheavens (wjmU) and earth (Zta) appear literally, which is not the case in v. 3. It istrue however that there is a contrast between heavens and earth also in vv. 3-4[4-5], but we should see that contrast as a continuation of the one introduced in v.1a and v. 1b. In fact, the contrast in v. 1a and v. 1b is the introduction of a thesis thatthe rest of the Psalm will make the effort to demonstrate.

    10. As is well noted by Steck, Beobachtungen, 55.

  • God does reveal itself also on earth, which he achieves with great effect afterthe two examples he has given of it in the body of the Psalm11 the one in v. 2and the other, more developed, in vv. 3-8.

    A second important literary feature of the Psalm is of course the descrip-tion of the glory of man in vv. 3-8. Already the space dedicated to this partshows its importance for the psalmist. There are some specific poetic devicesthat underline these verses, first of all, the use of parallelism. Especially vv. 3-6show a classical semantic parallelism in every line, where each time the Bmember intensifies in some way the A member.12 It is important to noticethat the Psalm doesnt show this use of the parallelism either at the beginningof the Psalm or at its end vv. 7-8 dont show it anymore. That means that theparallelism is used as a device to underline vv. 3-6 on purpose. The samecould be said about the syntax, especially the verbal syntax. The central partof the Psalm, beginning with v. 3 shows a conspicuous use of verbal phrases.The verb in v. 3 [v. 4], an imperfect (eata), does double duty in its line. In v.4 [v. 5] the two imperfects share the same grammatical structure, each oneintroduced by the conjunction that (jk). In v. 5 [v. 6] we have an impf. cons.in chiasm with an imperfect and, finally, in v. 6 [v. 7] we have, as we noticedbefore, an imperfect in parallel with a perfect, the latter in an invertedphrase which underlines the pronoun all (lk) at the beginning of thephrase.13 Again, it is important to notice that the syntax at the beginning of

    40 Miguel Gutierrez

    11. Cf. Delitzsch, Psalms, 95, and Kraus, Psalmen, 212, even though the latter doesntseem to be aware of the poetical effect of the repetition at the end of just v. 1a. Onthe other hand, Krinetzki, Stilistik, 26, observes well that the repetition of v. 1a in v. 9 the inclusio of the Psalm is not just a poetical device, both vv. give the poem acommunity atmosphere cf. the use of 1st pers. pl. suff. in the phrase ourSovereign (v. 1a) and above all a distinctive Israelite outlook by the only mentionof Israels God (Yhwh) in the Psalm.

    12. Furthermore, the parallelism takes a variety of forms in these verses: an abc / bcstructure in v. 3 [4] and v. 4 [5], in this later v. with the repetition of the samegrammatical structure in both members. In v. 5 [6] the parallelism is enforced by achiasm and, lastly, in v. 6 [7] we observe the use of parallelism with a change ofverbal tense in the B member to explain and to specify the A member of the line.

    13. Concerning the tense value of these different verbal forms, we need to follow thecontext. The imperfects in vv. 3-4 [4-5] are situated, following the context, in thepresent, the imperfect in v. 3a [4a] being an iterative imperfect. On the otherhand, the impf. cons. and the imperfect of v. 5 [6] are both clearly situated in thepast cf. v. 6 [7]. Both of them express an attachment to the foregoing verse, theimperfect expressing a lighter attachment the poet uses it to permit the chiasm.The verbs in v. 6 [7] are also situated in the past, the imperfect in v. 6a [7a] continuesthe line of v. 5 [6], and the perfect in v. 6b [7b] serves to specify the phrase in v. 7a.We follow here the aspectual theory of the Hebrew verb developed by Michel,

  • the Psalm is composed for the most part of nominal phrases or an invertedverbal phrase like the one in v. 2a [v. 3a]. The same happens at the end of thePsalm, from v. 7 [v. 8] on we have just nominal phrases. It is probable that theuse of verbal phrases in vv. 3-6 goes hand in hand with the desire to increasethe use of parallelism in those verses.14 For what concerns us here the ana-lysis of the poetical composition of the Psalm vv. 3-6 are obviously under-lined by the syntax and by the important use of the parallelism.

    One last poetic device to mention, this time concerning the structure ofthe whole, is the strategic use of the interrogative pronoun (adverb) what(em). What is used in v. 1a and in v. 9 as a part of the inclusio toexpress admiration for the majestic presence of the name of God on earth.It is important to notice that what is used again in the middle of the Psalm(v. 4), this time what serves to express amazement for the divine interestand care for such a small and fragile creature as a human being is.15 Thus weobserve that the term what underlines the two main points of interest of thePsalm. And, at the same time, it ties both of them together as constitutiveparts of the whole.

    We come finally to the structure of the Psalm. The foregoing observationshave already shown the main structure of the Psalm. We can describe it in thefollowing form:

    A. The majesty of the name of God in all the earth and his glory in the heavens(v. 1)B. Foundation of a bulwark out of the mouth of babes and infants (v. 2)B. The glory of mortal man on earth (vv. 3-8)

    A. The majesty of the name of God in all the earth (v. 9)

    Some Reflections about the Literary Structure and about the Anthropology of Psalm 8 41

    Tempora, which has been picked up for a good part by Waltke / OConnor, Introduc-tion. The latter authors pick up the work of Michel in the context of a dialogue withmodern linguistic theory cf. especially ch. 29. For a similar interpretation of theverbs in vv. 3-6, also following Michel, cf. Krinetzki, Stilistik, 24-25.

    14. Spieckermann, Heilsgegenwart, 234, note 22, wonders why there is a change of verbaltense in v. 5b [6b], from an impf. cons. to an imperfect; he also notices the chiasm inthe v. The reason is the parallelism of the phrases in the v. That is also the reason forthe use of another imperfect in v. 6a [7a], in this case we have an external paralle-lism between vv. 5 [6] and 6 [7]. The psalmist could hardly have used anotherverbal form in those vv., because he shows there an interest in constructing parallelstatements just the perfect in v. 6b [7b] interrupts the sequence, to underline thestatement in v. 6a [7a] and to close the sequence.

    15. Alonso-Schkel, Salmos, 67-68, in particular, has called attention to the use of mah(em) in the composition of Psalm 8; cf. also Ravasi, Salmi, 190, and Perlitt, Mensch,74. It is true that mah (em) in v. 4 [5] has a different function and sense than in vv. 1a[2a] and 9 [10] cf. Talstra, Singers, 12-14. But in a literary text, especially in poetry,one element can have different functions at different levels.

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