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www.rummelsberg.de [email protected] KOMMENTAR Langeweile im Ruhestand. Na und? KALEIDOSKOP Das Leben geht weiter Dichter und Denker übers Älterwerden IM BLICKPUNKT Ich bin so frei Spenden: B 4972 Premiere: Jungs aus Rummelsberg pilgern auf dem Jakobsweg Veranstaltungen: Kongressmesse ConSozial feiert in Nürnberg 10. Geburtstag Im Einsatz für Feuerkinder in Tansania FOTO: SHOTSHOP Neue Freiheit und alte Ängste im Ruhestand 4/2008 DAS RUMMELSBERGER MAGAZIN aus Rummelsberg

Gruß aus Rummelsberg 4/08

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Page 1: Gruß aus Rummelsberg 4/08

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Langeweile im Ruhestand.Na und?

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Gefangen oder befreit?Von Diakon rüdiger Schweitzer

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Der Ruhestand: oft ersehnt, manchmal gefürchtet. Was wird er bringen? Eine Zeit der Entspannung, der Einsamkeit oder der neuen Freiheit? Vielleicht auch eine Zeit, um Zeit zu verschenken, meint Diakon rüdiger Schweizer.

Endlich Ferien! Urlaub, der nie zu Ende geht. Aber wer kann 20 oder 30 Jahre ausruhen, ohne unglücklich zu werden? Ein Rezept für ein gelungenes Leben im Ruhestand gibt es nicht, meint Heidrun graupner. Die Autorin der Süddeut-schen Zeitung spürt dem Schönen und Schweren des Älterwerdens nach.

Prominente werfen Schlaglichter aufs Altern – mal heiter, mal rabenschwarz. Immerhin tröstlich: Das Leben geht weiter.

Nur nicht rasten, immer in Aktion: der Rentner im Unruhestand. Höchste Zeit fürs Lob der Langeweile, das SZ-Redak-teur mathias Drobinski anstimmt.

Die ConSozial feiert 10. Geburtstag und blickt nach vorn. „Zukunft: Wertschät-zung durch Wertschöpfung“ ist die Kon-gressmesse überschrieben.

Am 1. November tritt Dr. Wolfgang Bub sein neues Amt als Rektor und Vor-standsvorsitzender der Rummelsberger an. Beim Brüdertag sprach er ein Gruß-wort.

ihr klaus Leder, redaktion

i m p r e S S u m„Gruß aus Rummelsberg“, Magazin der RummelsbergerAnstalten der Inneren Mission E.V. und der Rummelsberger Dienste für Menschen gGmbHHerausgeber: Brüdersenior Diakon Michael Herrmann und Vertrauensfrau Diakonin Andrea Heußner Postfach 1163, 90588 SchwarzenbruckTelefon 09128 50-2439, Telefax 09128 [email protected]

Redaktion: Klaus Leder (verantwortlich), Diakon Willi Haas, Bero von Fraunberg (unovaria)Gestaltung: Michael Gröters (unovaria)Druck: Hofmann Medien, NürnbergAuflage: 40.000, erscheint viermal im Jahr

Spendenkonto: HypoVereinsbank AG NürnbergKonto 2 275 023, BLZ 760 200 70Mitglied im Deutschen Spendenrat

Viele Angebote erreichen uns nahezu täglich, uns selbst oder unserer Gesundheit etwas Gutes zu tun. Die zahlrei-che Werbung für Pillen, Wässerchen und Wellness sehen wir in der Regel nebenbei, wir nehmen sie nicht bewusst wahr. Wollen wir uns nicht verbessern oder haben wir etwa keine Angst, alt zu werden?

Die Kindheit und Jugendzeit liegen hinter uns. Wie gehen wir mit unseren Erfolgen und Enttäuschungen aus un-

serem Leben um? Glorifizieren wir die liebevolle Kindheit, die stattliche Jugend oder die erfolgreiche Zeit des Berufslebens? Dürfen wir auch die Schattenbilder unseres Lebens betrachten? Das, was uns nicht so gut ge-lungen ist, das, wo wir versagt haben?

Die Erinnerung an unsere Vergangenheit ist für uns wichtig, denn sie ist ein Teil von uns. Es war unsere Zeit, einmalige Zeit, die Momente kommen so nicht wieder.

Aus unserer professionellen Arbeit mit Menschen mit Demenz wissen wir um die Bedeutung der Biografie eines Menschen. Wir versuchen, wesent-liche Erfahrungen aus der Vergangenheit so bald als möglich kennen zu lernen, um sie als Begegnungschance und Anker für die Persönlichkeit zu gegebener Zeit wieder einbringen zu können. Wir versuchen so, Menschen dabei zu unterstützen, dass „leere“ Zeit wieder zu erfüllter Zeit werden kann.

Es gibt Menschen, die ziehen sich im Alter zurück. Andere erkennen die Chancen des Alters, sie engagieren sich zum Beispiel ehrenamtlich, sie schöpfen aus der Fülle und der Erfahrung ihres Lebens und lassen andere daran teilhaben. Einsamkeit? Einsamkeit muss nicht sein. – Wer alleine sein will, der darf es bleiben, er ist dazu aber nicht verpflichtet.

Da bekommt die Aussicht auf den Ruhe- oder den Unruhestand, wie man-che sagen, einen ganz eigenen Ausblick. Werden sich die Erfahrungen wie-derholen oder gibt es Chancen für neue Lösungen? Ruhestand: Zeit der Entspannung, Zeit der Einsamkeit, Zeit der neuen Herausforderung, Zeit der neuen Freiheit, Zeit ...!? Was wird oder was kann er für Sie sein?

Sie könnten auch und gerade im Alter Zeit verschenken. Nutzen Sie Ihre persönliche Zeit für sich und andere, diese Augenblicke, die niemals wieder-kehren. Viele haben es vor Ihnen schon getan.

Diakon Rüdiger Schweizer ist Geschäftsführer der Rummelsberger Dienste für Menschen im Alter

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Der letzte Tag. Der Schreibtisch ist leergeräumt, die Reden haben die Seele gestreichelt, die

Reden sind wichtig. Wenn sie fehlen, dann nagt das noch Jahre am Selbstverständnis. Die Rührung lässt sich nicht verscheuchen, auch wenn dieser Moment herbeigesehnt wurde, der Schritt in die große Frei-heit, in den Ruhestand nach Jahrzehnten der Arbeit. Die Gefühle fahren Karussell, auch Angst ist dabei. Wie wird er gelingen, der Aufbruch in ein unbe-kanntes Terrain, ohne tägliche Pfl ichten, Stress und Ärger, ohne Erfolgserlebnisse und Kollegen?

760 000 menschen scheiden Jahr für Jahr aus dem Arbeitsleben aus und werden Teil des großen Heers von derzeit 19 Millionen Ruheständlern. Nur 45 Prozent der 50- bis 65-Jährigen arbeiten, obwohl die meisten so fi t sind wie ihre Großeltern mit 40 oder 55. Fast alle, die Altersteilzeit gewählt haben, können den Abschied kaum erwarten. Nach einer Forsa-Umfrage würden 43 Prozent aller Arbeitneh-mer am liebsten mit 60 in den Ruhestand gehen, nur ein Viertel kann sich vorstellen, bis 65 oder gar 67 im Betrieb zu bleiben. Nicht die Arbeit scheint für die Mehrheit das Maß aller Dinge zu sein, sondern die Zeit danach.

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Nicht endende FerienDer erste Tag. Ferien beginnen, nicht endende Ferien. Die Honey-moon-Phase nennt das Deutsche Zentrum für Altersfragen die Wochen und Monate nach der Pensionierung: Endlich reisen, lesen, wandern oder in den Hobbys aufgehen so lange man will. Vielleicht haben sich einige auf den Ruhestand vorbereitet, das Angebot an dergleichen Kursen ist gewaltig. Reiseveranstalter oder Banken umwerben die Rentner, Immobilienhändler locken mit einem Lebensabend im warmen Süden, in Panama soll alles ideal sein, das Wetter, die Landschaft und die Preise. Oh, wie schön ist Panama.

Wer kann 20 oder 30 Jahre ausruhen, ohne dabei unglücklich zu werden? So fragt der Wiener Soziologe Anton Amann. Sicher, manche können es, ein allgemein gültiges Rezept für das Leben im Alter existiert nicht, jeder muss sich seinen Weg suchen. Doch der Honeymoon der Rentner endet oft ziemlich ernüchternd mit einer Reihe von Fragen: Will ich so weiterleben? War das alles vor dem Tod? Wer bin ich jetzt? Ist es für etwas Neues zu spät? Nach einem Jahr wollen vor allem jene, die vorzeitig aus-gestiegen sind, in ihren Beruf zurückkehren. Und sie verstehen plötzlich Ernest Hemingway, der den Ruhestand als eines der abstoßendsten Worte bezeichnet hat: Den Abstieg ins Grab bedeute es.

Hadern mit dem SchicksalKrankheit und niedrige Renten machen die Suche nach einem erfüllten Ruhestand schwer oder unmöglich. Auch wer vorzei-tig gegen seinen Willen in Rente geschickt wird, hadert lange mit seinem Schicksal. Und es sind die Workaholics, die sich mit der neuen Existenz nicht abfinden können, weil ihr Leben der Beruf war mit allen sozialen und kulturellen Kontakten. Jutta Limbach, ehemals Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts

und des Goethe-Instituts, ist mit vielen Plänen in Pension gegangen, Kollegen hätten dabei mitgewirkt, „die wissen, wie krankheitsfördernd der Ruhestand sonst sein kann.“

Wie kann es geschehen, dass eine Zeit, die man sich so herbei-gewünscht hat, misslingt oder gar krank macht? Die Verän-derung des sozialen Status, schreibt der Gerontologe Andreas Kruse, der für den Altenbericht der Bundesregierung verant-wortlich ist, könne eine tiefe Kränkung bedeuten. Die bisherige Identität wird in Frage gestellt, vor allem, wenn Menschen in ihrem Beruf aufgegangen sind. Sie fühlen sich von der Leis-tungsgesellschaft ausrangiert, werden übertrieben aktiv oder

passiv und depressiv, auch dies ist ein Grund für den Suizid im Alter. Ältere Menschen werden mehr in ihrer Körperlichkeit als in ihrer Emotionalität und Geistigkeit wahrgenommen. „Forever young“ regiert die Gesellschaft und Ältere spielen mit, stürzen sich in Sport und Schönheits-Kult. Der 2006 verstorbene Bil-dungsforscher Paul B. Baltes fand dafür eine Formel: „Man will alt werden, aber nicht so sehr alt sein.“

Männer kommen oft schwer zurecht, sie empfinden nicht nur den Verlust des Berufs, sondern auch das Schwinden ihrer Kräf-te als persönliche Niederlage, nehmen keine Hilfe an. Frauen geht es meist besser, weil sie früher, in den Wechseljahren, auf Symptome des Alters vorbereitet werden, weil sie durch Beruf und Haushalt doppelt vernetzt sind und daher mehr Kontakte pflegen. Es sind Männer, die als Rentner nerven und wie Loriots „Papa ante Portas“ nun den Haushalt managen wollen. Schei-dungen im Ruhestand sind alles andere als eine Ausnahme. Und manche Rentner, schreibt Andreas Kruse, konzentrieren sich ausschließlich auf ihren körperlichen Verfall. Dies wird zum Lebensinhalt, was einsam macht. „Wenn niemand mehr auf einen wartet und niemand mehr etwas von einem erwartet, ist man im sozialen Sinne tot“, schreibt der Züricher Psychothe-

Ich bin so frei

Familie und Freunde

sind wichtige Bezugs-

personen, wenn die

Arbeitskollegen als

selbstverständliches

Umfeld von heute auf

morgen wegfallen.

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rapeut Jürg Wille. Man muss Freunde haben, auf die man sich ohne den beruflichen Status verlassen kann. Und man muss sich vor der Pensionierung überlegen, wo man steht, wie man dem Tag eine Struktur gibt, was man tun möchte: Ein Studium beginnen? Malen? Selbständig arbeiten? Einen Teilzeitjob über-nehmen?

Je höher man steigt, umso weiter sieht manViele Junge halten von einer zweiten Karriere der Älteren we-nig. Nur 25 Prozent trauen den Alten Kreativität zu, unflexibel seien sie, nicht belastbar und vergesslich, altes Eisen eben.

Die Jungen irren, glaubt man neuen Erkenntnissen von Neuro-wissenschaftlern. Zwar erkranken mindestens 15 Prozent aller 80-Jährigen an Alzheimer – doch insgesamt scheinen die älte-ren Gehirne die weiseren zu sein. Der schwedische Regisseur Ingmar Bergmann wusste das: „Mit dem Älterwerden ist es wie mit auf einen Berg steigen: Je höher man steigt, desto mehr schwinden die Kräfte – aber umso weiter sieht man.“ Ältere lernen nicht so gut und so schnell wie Jüngere, sie besitzen allerdings mehr emotionale Intelligenz und berufliche Exper-tise, sie sind ausdauernder und besonnener. Ihr Gehirn lässt sich schneller ablenken, doch dadurch verfügt es über mehr Informationen, da der Fokus der Aufmerksamkeit größer ist als in jungen Jahren. Und weil sie diese Informationen von einer Situation auf eine andere übertragen können, lösen sie Proble-me oft besser als Jüngere. Selbst Stress ist für die Älteren ein Gesundheitselixier, nur wenn sie ständig an ihrer Leistungs-grenze arbeiten, schaden sie sich.

Unternehmer haben erkannt, dass ihnen die Alten mit ihrer Erfahrung und ihrem Wissen fehlen. Eine Kultur der Arbeit im Alter existiert dennoch nicht, selbst die Altersteilzeit dient in der Regel nur der Frühverrentung. Dabei gibt es Beispiele für

eine solche Arbeitskultur: Der Pianist Arthur Rubinstein übte mit achtzig Jahren nicht mehr so viele Stücke wie in seiner Jugend, diese aber intensiver. Man nennt das die Technik der selektiven Optimierung von Fähigkeiten, die vielen Menschen im Alter helfen würde. Und jeder dritte Ruheständler will arbei-ten, nicht nur, weil die Rente nicht reicht. Viele stürzen sich in ein Ehrenamt, und die Gesellschaft wäre ohne sie um vieles ärmer, 60- bis 85-Jährige leisten jedes Jahr ehreamtliche Arbeit im Wert von 40 Milliarden Euro. Niemand behauptet, sie seien dafür zu alt und zu unflexibel. Im Gegenteil, die Politik wirbt für das Ehrenamt und auch die Kirchen, ältere Menschen sollen Verantwortung für die Gemeinschaft übernehmen. All das ist

wichtig. Doch ist das Ehrenamt ein Ersatz für den früheren Beruf, holt es alte Menschen vom Rand in die Mitte der Gesellschaft zurück? Das Deutsche Zentrum für Altersfragen sagt nein, differenzierte Tätigkeitsfelder müssten außerhalb des Ehrenamts geschaffen werden.

Alte beginnen sich zu wehrenSchriftsteller, Wissenschaftler, Schauspieler oder Musiker arbei-ten im Alter mit höchstem Anspruch und die Jungen verehren sie, selbst jene, die sonst griffig formulieren, „Alte, gebt die Löf-fel ab“. Der Widerspruch fällt ihnen nicht auf, die Missachtung der Alten – von den Prominenten abgesehen – ist wohlfeil. Manche Alte aber beginnen sich zu wehren, „The Zimmers“ zum Beispiel. Die Rentnerband in Großbritannien heißt nach einem Hersteller von Gehhilfen, die 40 rockenden Bandmitglieder haben ein Durchschnittsalter von 78, sie protestieren mit Musik gegen die Lage der Alten. Die Jungen jubeln ihnen zu, „The Zimmers“ haben die Charts erobert. Die Alten können eben viel mehr, als die Jungen glauben. Sie müssen es aber auch zeigen.

Heidrun Graupner

Ich bin so frei

Mehr unternehmen mit

Freunden und Familie

heißt auch, ein sicheres

Netz zu haben, das

einen auffängt, wenn

einmal die weniger

angenehmen Seiten

des Alters belasten.

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Das Leben geht weiterSinn und Sein Wer nicht den Sinn seines Alters begreift, hat alles Unglück seines Alters. Voltaire, Philosoph

Das Gute an der Senilität ist,dass sie einen selbst daran hindert,sie zu bemerken. Alfred Polgar, Satiriker

Wenn Sie älter werden, interessiert Sie weit mehr, wer Sie sind, als was Sie tun. Sie möchten sich die Menschen, Ereig-nisse und Orte vergegenwärtigen, denen Sie verdanken, dass Sie geworden sind, was Sie sind.

Rosemary Pittman, Gedächtnismalerin

Fluchtpunkt Ich denke oft an die Zukunft, weil das der Ort ist, wo ich den Rest meines Lebens verbringen werde. Woody Allen, Regisseur

Wenn man etwas in die Luft bauen will, so sind es immer besser Schlösser als Kartenhäuser. Lichtenberg, Philosoph

Lebenslanges Lernen Der Cellospieler Pablo Casals auf die Frage, warum er als 93-Jähriger jeden Tag stundenlang übe: „Weil ich das Ge-fühl habe, noch immer besser zu werden.

Wege zur Weisheit Mit 15 Jahren bemühte ich mich um das Studium der Weisheit; mit 30 gewann ich Sicherheit darin; mit 40 hatte ich keine Zweifel mehr; mit 60 konnte mich nichts auf der Welt mehr erschüttern; mit 70 vermochte ich den Wünschen meines Herzens zu folgen, ohne gegen das Sittengesetz zu verstoßen. Konfuzius, Philosoph

Jung und Alt Es ist bemerkenswert, dass man im Deutschen die Steigerung von „alt“, nämlich „älter“, dazu benutzt, das Alter des Betroffenen abzuschwächen. Ich misstraue Menschen, die zu mir sagen: „Aber Sie sind doch noch kein alter Mann, Sie sind ein rüstiger Herr.“ Georg Schramm, Kabarettist

Das Altern kann man nicht auf morgen verschieben, weil man dann noch älter ist. Deshalb sollte man mit dem Altern früh genug anfangen, damit man Freude daran hat. Dieter Hildebrand, Kabarettist

Soll das kurze Menschenlebenimmer reife Frucht dir geben,musst du jung dich zu den Alten,alternd dich zur Jugend halten. Paul Heyse, Schriftsteller

ruhestand Künftig ledig aller Bande Lebst Du nun im Ruhestande, brauchst nicht zeitig aufzustehn, musst nicht mehr zur Arbeit gehn, musst nicht werkeln, musst nicht rackern, brauchst nicht Akten durchzuackern, brauchst nicht, wenn die Vorgesetzten rufen, flugs zum Boss zu wetzen.

Fang als quietschvergnügter Mann Täglich mit der Einsicht an: Solche Arbeitslosigkeit ist doch eine wahre Freud!“

Dass Dir dieses wohl bekomme, dass die freie Zeit Dir fromme, dass Dir gute Jahre winken, darauf lasst uns einen trinken!

Quelle: www.planetsenior.de: Reden und Ansprachen über das Alter (Text gekürzt)

Düstere Aussichten Auch die Zukunft war früher besser. Karl Valentin, Komiker

Der Sozialstaat über dir,die Verwirrtheit in dir,die Rentenkürzung hinter dir,das Krematorium vor dir. Dieter Hildebrand, Kabarettist

Jungbrunnen Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist. Johann Strauß, Komponist

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Langeweile im Ruhestand

Na und?Der Höhepunkt der Sommerferien: Die Bayern packten ihre Autos voll und fuhren nach Süden, die Hessen und Rheinland-Pfälzer packten im Süden die Autos voll und fuhren nach Hause; bei den anderen war nach drei Wochen Bettenwechsel. Im Stau oder im Gedränge auf den Flughäfen und Bahnhöfen hätten sie sich im Vorbeireisen zurufen können: Braun geworden? Braun geworden! Erholt? Erholt! Spaß gehabt? Jede Menge! Andere Antwor-ten wären eine Niederlage: Wer ungebräunt und unbespaßt zurückkommt, hat versagt. Höchste Zeit also, das hohe Lied der Lange-weile zu singen.

Der Langeweile? Das Loblied auf diesen krat-zenden Seinszustand, in dem es einen juckt, dass man nicht weiß, ob man sitzen, stehen oder liegen soll? Der den Tag zum Kaugummi macht, die Uhr verklebt, Kinder unerträglich quengeln lässt? Gehört das Lob nicht der Muße, der schönen Schwester der Langeweile? Nein, es geht diesmal nicht um die Muße. Muße gibt es inzwischen zu kaufen wie den Spaß: den Spaß im Supermarkt, die Muße, sagen wir, bei Manufactum, zu gehobenem Preis, Sauna, Wellness und die fünf angesagtesten Bücher inklusive. Die Muße ist nun auch in den Dienst des allgemeinen Kampfes gegen die Langeweile gestellt.

Das Doppelgebot dieses Kampfes heißt: „Du sollst nicht lang-weilen!” Und: „Du darfst dich nicht langweilen!” Man darf ein Schuft sein, aber kein Langeweiler, muss interessant wohnen, sich aufregend kleiden und anregend reden; es ist eine so sanfte wie gnadenlose Diktatur des Unterhaltsamen entstanden. Für die Langeweile ist kein Platz mehr, sie gehört verscheucht, vor allem dann, wenn wir frei haben, und ganz besonders wenn Urlaub ist, durch die professionelle Animation oder die nicht weniger aufdringliche Selbstanimation: Was machen wir heute? Selbst das Nichtstun wird Teil des ausgeklügelten Machen-Plans, es muss zu etwas dienen und auf keinen Fall langweilen. Es ist wie beim Kampf gegen Pocken und Beulenpest: Das Übel soll verschwinden aus der Welt.

Dabei gehört die Langeweile zu den ersten zivilisatorischen Errungenschaften der Menschheit. Sie kam in die Welt, als sich die Steinzeitmenschen satt vor ihre Höhle setzten, rülpsten und dachten: Was nun? Und sie die eigene Existenz zu jucken und zu kratzen begann. Ohne Langeweile hätten die Griechen nie die Olympiade erfunden; Langeweile war das Privileg derer, die nicht fürs Überleben schuften mussten, der Könige und Adligen, die auch mal aus Langeweile Krieg begannen – unschuldig ist der Zustand des Unerfülltseins nicht.

Wilhelm Genazino, der Meister der Ironie, hat – als er 2004 den Büchner-Preis erhielt – den „Fernsehdirektoren, Event-denkern, Kaufhauschefs” zugerufen: „Lasst die Finger weg von unserer Langeweile!” Denn die Langeweile „ist unser letztes

Ich-Fenster, aus dem wir noch ungestört, weil unkont-rolliert in die Welt schauen dürfen!” Darum geht

es. Das Unerfüllte und Sehnsüchtige ist ein Fenster zum Ich, doch eine allumfassende

Erfüllungsindustrie sorgt dafür, dass man es nicht mehr öffnen kann.

Dabei lässt sich die Langeweile gar nicht dauerhaft verscheuchen. Sie fl attert

höchstens auf wie eine hungrige Krähe, um sich alsbald wieder niederzulassen. Jedesmal

wird die Mühe größer, sie noch ein bisschen zu erschrecken, und am Ende hockt der ganze Schwarm

da. Wer das juckend Unerfüllte immer nur verscheucht, wird also bald von noch größerer Langeweile geplagt. So wie einer, der immer die Traurigkeit aus seinem Leben drängt, nicht fröhlich wird, sondern depressiv. Vielleicht ist die grassierende Langeweile der Kinder ein Refl ex auf die Verdrängung der Erwachsenen. Sie quengeln um Aufmerksamkeit und nicht um Ablenkung, um die Befreiung vom Überangebot und nicht, weil sie ein neues Nintendo-Spiel wollen.

mut zur Langeweile!

Deshalb: Mut zur Langeweile! Sie ist bei Büchner wie zur Ferien-zeit subversiv; damals entlarvte sie gnadenlos die Hohlheit des Duodez-Absolutismus und rief die Gedankenpolizei auf den Plan, heute lässt sie der Unterhaltungsdiktatur die Luft raus, dass nur die schrumpelige Hülle bleibt. Man kann sich die Lange-weile nicht vornehmen: Heute langweilen wir uns, Schatz! Nein, man muss sie kommen und bleiben lassen können. Auf einmal ist sie da. Sie kratzt und juckt, erzeugt Überdruss, zu-nächst einmal ist sie überhaupt nicht schön. Dann aber weckt sie die Sehnsucht, sie macht das Unerfüllte bewusst, und nur so kann Neues keimen. Das ist ja das Eigentümliche dieses Zustands: Er ist, wie Friedrich Nietzsche sagte, „jene unange-nehme Windstille der Seele, welche der glücklichen Fahrt und den lustigen Winden vorangeht”.

Und wer die Windstille der Seele nicht kennt, kann auch nicht zur glücklichen Fahrt aufbrechen. Matthias Dobrinski

© Süddeutsche Zeitung, Mittwoch, 04. August 2008. Abdruck mit freundlicher Genehmigung

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Freude am miteinander

Eine Forsa-Studie hat ergeben: Jede zweite Frau und jeder dritte Mann über 40 halten die Wohngemeinschaft für die Wohnform der Zukunft. Im Gegensatz zur WG der 60er und 70er Jahre verfolgt die neue WG keine politischen Ziele. Sie sucht vielmehr praktikable Antworten auf sozi-ale Probleme: auf die demografi sche Entwicklung ebenso wie auf die zunehmende Vereinzelung einer Gesellschaft, in der viele Menschen ohne familiäre Bindungen leben.

Selbstbestimmt auch im Alter

Von und für Menschen im Alter gibt es eine ganze Reihe unterschiedlicher Wohnformen und Möbelkonzepte. Bei aller Verschiedenheit ist eines sicher, meinen Fachleute der Ludwig-Maximilians-Universität, München: Die „Generation Plus“ möchte so lange als möglich selbstbe-stimmt leben.

mehr rentner mit Behinderung

Die Zahl älterer Menschen mit Behinderung wird in den kommenden Jahren deutlich zunehmen. Im Jahr 2010 wird in den Wohnheimen für Menschen mit Behinderung schon 30 bis 35 Prozent der Bewohner über 65 Jahre alt sein. Männer und Frauen mit Handicaps, die heute noch zu Hause leben, sind im Alter verstärkt auf externe Hilfe angewiesen. Die demografi sche Entwicklung wird zudem die Nachfrage nach entsprechenden Angeboten von Betreuung und Assistenz verstärken. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Wohnheime vor allem für Kinder gebaut, die jetzt ins Rentenalter kommen. Der NS-Terror hatte nahezu eine ganze Generation von Menschen mit Behinderung ausgelöscht.

enorme kaufkraft

Wenn ältere Menschen heute aus dem Berufsleben aus-scheiden, haben sie laut Professor Ernst Pöppel (Ludwig-Maximilians-Universität, München) oft noch 20 Lebens-jahre vor sich, die sie aktiv verbringen können. Die Industrie hat die Wünsche älterer Menschen aber noch längst nicht im Blick. „Die haben oft keine Ahnung, worum es reiferen Menschen geht“, lautet - so eine Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) - das Urteil vieler Menschen ab 50 Jahren über die Werbetreibenden. Dabei ist diese Altersgruppe überaus kaufkräftig. Laut GfK investiert die „Generation Silber“ pro Jahr rund 310 Millionen Euro in Güter und Dienstleistungen. Sie stellt fast ein Drittel der Kaufkraft in Deutschland:

Sorgen vor dem Älterwerden

Eine Forsa-Studie hat erforscht, was Jung und Alt beim Gedanken ans Älterwerden am meisten bewegt. Hier ein Auszug:

Ergebnisse in % 18-29 60 Jahre insgesamt Jahre und älter

Schlechter 34 41 38Gesundheitszustand

Finanzielle 40 19 28Verschlechterung

Verlust der 12 19 17Selbständigkeit

Wegfall von Familien- 12 8 11und Freundeskreis

Umzug in eine 1 6 3neue Wohnung

Senioren piegelzahlen, Daten, Fakten

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Die Rummelsberger Dienste für Men-schen im Alter (RDA) sind eine Tochter-gesellschaft der Rummelsberger Dienste für Menschen. Als diakonischer Träger betreibt sie 17 stationäre Einrichtungen und drei ambulante Pfl egedienste an insgesamt 14 Standorten in Bayern. Damit ist die RDA in sechs von sieben Regierungsbezirken Bayerns vertreten. Die größte Einrichtung zählt rund 160 Plätze, die kleinste 50 Plätze.

Die RDA hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen durch die Veränderungen im Alter hindurch zu begleiten und sie dabei zu unterstützen, ihre Lebensqualität zu erhalten – mit pfl egerischen, medizini-schen und sozialen Angeboten.

Für ein selbstbestimmtes Leben in Ge-borgenheit bietet die Rummelsberger Altenhilfe vielfältige und individuelle Möglichkeiten an. Dazu zählt neben Wohn- und Pfl egeeinrichtungen auch das betreute Wohnen. Außerdem bieten wir besondere Betreuungsangebote für Menschen mit Demenz. Weitere Leistun-gen der RDA sind die beschützende Pfl e-ge, die Kurzzeitpfl ege, die Tagespfl ege, ambulante Pfl egeleistungen und mobile

Mahlzeitendienste. Ergänzt wird diese Palette an Angeboten durch Seelsorge, Hospizarbeit, Betreuung im privaten Umfeld sowie durch Beratung und Unterstützung für Angehörige.

Unser Leitbild heißt: aufgeschlossen, kompetent, verständnisvoll, transparent und christlich zu handeln. Das Leitbild ist auch die Grundlage für unser Qua-litätsmanagement. Alle unsere Einrich-tungen sind zertifi ziert nach ISO 9001 und mit dem Diakonie-Siegel Pfl ege ausgezeichnet. Christopher Klausnitzer

Weitere Infos zu den Rummelsberger Diensten für Menschen im Alter unter Telefon 09128 50-2412 oder im Internet:www.altenhilfe-rummelsberg.de

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Vielfältige Angebote für Menschen im AlterDie rDA stellt sich vor

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Das aktuelle Spendenprojekt

JULIA steht für ein Netzwerk der Hilfe und Nächstenliebe im oberfränkischen Rehau. Die Abkürzung bedeutet „Jederzeit Unterstützung für das Leben im Alltag“. Rund um die Uhr ver-mittelt das Projekt professionelle Hilfen und bietet kostenlose

Beratung. Viele der rund 115 Ehrenamtlichen gehen bei Bedarf Senioren praktisch zur Hand – ob beim Rasenmähen, Einkaufen oder bei der Fahrt zum Arzt. Für ihren Einsatz bekommen die engagierten Bürgerinnen und Bürger keinen Cent. Die Rummelsberger bilden sie aber in Seminaren fort, unterstützen sie bei ihren Aufgaben und tragen die Gemeinschaft. Damit das Netzwerk weiter bestehen kann, sind wir auf Ihre Spende angewiesen. Helfen Sie uns, bürgerschaftlilches Engage-ment und ein selbstbestimmtes Wohnen von Menschen im Alter zu fördern!

Spendenkonto: HypoVereinsbank Nbg., Kto. 22 750 23, BLZ 760 200 70, Stichwort: Julia.

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Gruß aus Rummelsberg 4/2008

Die rummelsberger V e r a n s t a l t u n g s t e r m i n

kongress und messe für den

Sozial markt am 5./6. November

in Nürnberg

Die ConSozial feiert Geburtstag. „In nur einem Jahrzehnt ist sie zum bedeutends-ten Forum für Führungs- und Fachkräfte der Sozialwirtschaft aus ganz Deutsch-land und aus den angrenzenden Nach-barländern geworden“, sagte Bayerns Sozialministerin Christa Stewens, als sie in München das diesjährige Programm der größten Veranstaltung für den So-zialmarkt im deutschsprachigen Raum vorstellte.

Organisiert und durchgeführt wird die ConSozial unter anderem von den Rum-melsbergern, die fürs Besucherbüro und das Programm die Verantwortung tra-gen. Die wissenschaftliche Leitung der Programm-Kommission liegt bei Diakon Christian Oerthel, Geschäftsführer der Rummelsberger Dienste für junge Men-schen. Das Motto 2008 lautet „Zukunft: Wertschöpfung durch Wertschätzung“.

Erstmals diskutieren dabei alle sechs Präsidenten und Vorsitzende der Wohl-fahrtsverbände in Deutschland über die Zukunft der Sozialwirtschaft. In etwa 50 Fachvorträgen, Workshops, Projekt-präsentationen und Praxisreferaten werden sozialpolitische Herausforde-rungen beleuchtet, wissenschaftliche Erkenntnisse und gelungene Beispiele aus Management und Praxis vorgestellt und diskutiert.

Auf der Fachmesse werden über 280 Aussteller ihre Produkte und Dienstleis-tungen präsentieren. Anregungen für die berufl iche Weiterentwicklung wird das Forum Bildung geben. Auch in diesem Jahr verleiht das Sozialministerium im Rahmen der ConSozial wieder zwei mit 8.000 Euro dotierte Preise für innova tive Management-Projekte und herausra-gende wissenschaftliche Arbeiten aus allen Tätigkeitsfeldern sozialer Einrich-tungen, Dienste und Verbände. Klaus Leder

Besuchen Sie uns auf der ConSozial! An unseren Messeständen können Sie sich aus erster Hand informieren. Schwerpunkte sind in diesem Jahr die Rummelsberger Dienste für Menschen mit Behinderung und die Aktion Schutz-bengel. Natürlich stehen Ihnen unsere Mitarbeitenden auch für andere Fragen rund um die Rummelsberger zur Verfü-gung. Das Programm der Kongressmesse können Sie unter www.consozial.de im Internet abrufen.

ConSozial feiert zehnten Geburtstag

Hauptgeschäftsführer Manfred Kallenbachverlässt die Rummelsberger

Hauptgeschäftsführer Manfred Kallenbach scheidet aus persönlichen Gründen zum Ende des Jahres aus dem Un-ternehmen aus. In einer Gesellschafterversammlung im September wurde darüber Einvernehmen erzielt. Kallenbach stand in den vergangenen vier Jahren an der Spitze der Rummelsberger Dienste für Menschen (RDM). Vorstand und Gesell-schafterversammlung danken dem scheidenden Hauptgeschäftsführer für sein Engagement und seine fachliche Kompetenz.

Der Diplom-Betriebswirt wurde 1949 in Eisenach in Thüringen geboren und stammt aus einem protestantisch lutherisch geprägten Elternhaus. Nach seiner Zeit als Sanitäter bei der Bundesluftwaffe absolvierte er ein Betriebswirtschaftsstudium an der Gesamthochschule Kassel. Anschließend war er mehrere Jahre in der Wirt-schaftsprüfung tätig, ab 1984 engagierte er sich in leitender Position in der Dia-konie. Manfred Kallenbach ist verheiratet und Vater von vier erwachsenen Kindern.

Die RDM steuert in Verantwortung gegenüber dem Verein den Unternehmens-bereich mit seinen gemeinnützigen Diensten und den gewerblichen Services. Die Hauptgeschäftsführung bestimmt die strategische Ausrichtung des Unternehmens und hat dafür zu sorgen, dass die satzungsmäßigen Ziele erfüllt werden. Sie berät und überwacht die Aktivitäten der Tochtergesellschaften und wirkt bei deren wesentlichen Grundsatzentscheidungen mit. Im Auftrag des Vereins verwaltet sie dessen Vermögen.

Manfred Kallenbach Brüdersenior Diakon Michael HermannHauptgeschäftsführer Vertrauensfrau Diakonin Andrea Heußner Vorstand

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Gruß aus Rummelsberg 4/2008

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umDienste für menschen mit Behinderung a k t u e l l e SDienste für menschen mit Behinderung

Reli bei unsk-Förderzentrum in Altdorf gewinnt ersten

preis bei Wettbewerb

Das kunterbunte Haus ist voller Leben. Hinter seinen großen Fenstern sind Kinder beim Malen und Basteln zu sehen.

Einer der jungen Bewohner gönnt sich gerade eine kleine Aus-zeit, wohlbehütet in den Armen seiner Betreuerin. Neben der Haustür steht abmarschbereit eine Gruppe von Rollifahrern und Fußgängern, während draußen einige Kinder die Geheim-nisse einer Blumenwiese erkunden.

Das Haus und seine Kinder sind eine Momentaufnahme, gestal-tet mit Farbstiften, Fotos und Buntpapier. Geschaffen hat es eine Klasse des Rummelsberger Förderzentrums für Körper-behinderte in Altdorf. „Bei Gott bin ich zu Hause“ steht auf dem großen Bild, mit dem Kinder und Erwachsene ihre Schule zeigen, genauer gesagt: den Religionsunterricht. Der gemein-same Einsatz hat sich gelohnt. Beim diesjährigen Wettbewerb der Förderschulen „Reli bei uns“ heimste die Kollage den ersten Preis ein.

Als Schirmherr des Wettbewerbs ließ es sich Landesbischof Dr. Johannes Friedrich nicht nehmen, den Preis persönlich zu überreichen. Im Wichernhaus Altdorf erwartete ihn ein bunt gemischtes Publikum. Schulleiter Andreas Kasperowitsch begrüßte mit dem Gast aus München zahlreiche Ehrengäste, Mitarbeitende und natürlich jede Menge Kinder. Da passte ein Ausspruch des Landesbischofs, den der Schulleiter zitierte, besonders schön: „Kirche ist ohne Kinderlachen unvorstellbar.“

In seiner Ansprache würdigte Friedrich die Arbeit der 18 Förder-schulen für Körperbehinderte, die häufi g im Schatten der ande-ren Schularten stünden: „Dort, wo ständig nach Eliten gerufen wird, dort, wo es um Wettbewerb geht und darum, im interna-tionalen Wettbewerb zu bestehen, da bilden Förderschulen leider oft genug das Schlusslicht.“ Für die Kirche gelte das nicht und – Gott sei Dank – auch nicht für den Staat.

Auf sich, ihre Leistung und den Reliunterricht könnten die Klassen stolz sein, meinte der Theologe, der allen Beteiligten herzlich dankte. Bevor er den Preis samt Urkunde überreichte, erhielt Rosemarie Handbaum ein besonderes Dankeschön; sie hatte mit großem Engagement und viel Geduld das Entstehen des prämierten Bildes begleitet. Viel Mühe haben sich auch die anderen 16 Religionsklassen gemacht, die an dem Wettbewerb des Religionspädagogischen Zentrums (RPZ) in Heilsbronn teil-nahmen. Deshalb sei das Fest „auch ein bisschen für euch“, sagte Friedrich. Den Gewinnern - der zweite Preis ging nach Aschaffenburg, der dritte nach Aschau am Chiemsee – wünschte er für die Zukunft: „Möge Gottes Geist – ein kreativer und viel-fältiger Geist – Sie in Ihrem Lehren und Lernen leiten.“

Die Seele im Blick

Was besonders am Fach Religion ist, nahm auch Dr. Johannes Ammon vom RPZ in den Blick. In einer ganzheitlichen Bildung komme hier die Seele der jungen Menschen in den Blick. Dabei hörten die Jungen und Mädchen wichtige Botschaften für ihr Leben. Von unserem Gott, „der sie beim Namen kennt und liebt“. Von Jesus Christus, der besonders auch ins Dunkel dieser Welt gekommen sei. Und von einem Menschenbild, das den Wert eines Menschen nicht danach misst, was er leisten kann oder welchen Profi t er erwirtschaftet. Nach der Feierstunde besuchte der Landesbischof eine Relistunde im Förderzentrum, bevor der Besuch mit einem Expertengespräch ausklang. Klaus Leder

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Die Preisverleihung mit Landesbischof Dr. Johannes Friedrich, Schulleiter Andreas Kasperowitsch (Förderzentrum für

Körperbehinderte), Religionslehrerin Rosemarie Handbaum, den Kindern Sebastian, Max und Sara sowie

Sonderschuloberlehrerin Martina Langer-Bader (von rechts).

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Spenden p O r t r a I t

Die Vision eines Sozialen Stadtteils Auhof nimmt Gestalt an. Jetzt sind in der großen Einrichtung der Rummelsberger, in der Menschen mit Behinderung wohnen, lernen und arbeiten, die Ergebnisse eines Architektenwettbewerbs in einer Ausstellung vorgestellt worden. Bei der Eröffnung sagte RDB-Geschäfts-führer Diakon Friedrich Gleißner allen ein herzliches Danke, die das Projekt begleiten und unterstützen. Einrichtungsleiter Joerg Schneider erläuterte, dass das Projekt entscheidend dazu beitragen soll, Menschen mit Behinderung eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen.

Deshalb ist geplant, gut 100 Wohnplätze in die umliegenden Städte zu verlagern. Außerdem soll sich der Auhof in einen Sozialen Stadtteil verwandeln. Größtmögliche Normalität ist dabei ein wichtiges Ziel. Deshalb werden die neuen Häuser

bedarfsgerechte und individuell gestaltete Wohnräume mit allen Wohnfunktionen bieten. Von den „vielversprechenden Lösungen“ der Architekten zeigte sich Schneider sehr angetan. Landrat Herbert Eckstein zollte den Rummelsbergern als Aus-lober des Wettbewerbs Anerkennung: „Wenn es gelingt, dass sich die Menschen wohlfühlen, haben Sie eine sensationell richtige Entscheidung getroffen.“ Klaus Leder

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Tipps für Wohltäter

Wenn Sie nachhaltig Gutes tun wol-len: Haben Sie schon einmal daran gedacht, sich an der „Rummeslberger Stiftung“ mit einer zustiftung zu beteiligen? Zustiftungen erhöhen das Stiftungskapital. Mit den Erträgen der Stiftung kann dann Jahr für Jahr noch mehr hilfsbedürftigen Men-schen geholfen werden. Wenn Sie mehr über diese Möglichkeit zu hel-fen wissen möchten: Diakon Mathias Kippenberg steht Ihnen gerne bera-tend zur Seite, Tel. 09128 50-2299.

Zu einem gala-Benefi zabend lädt Stifter Robert Prosiegel, Metz-germeister und Gründer der Stiftung Rotwängchen, am Samstag, 22. No-vember auf die Weißenburger Wülz-burg ein. Die Charity-Veranstaltung zu Gunsten der Berufsfachschule für Kinderpfl ege in Weißenburg fi ndet im Rahmen eines Gesundheitstages statt. Ein Drei-Gänge-Menü in stim-mungsvollem Ambiente erwartet sie! Einladungskarten können unter Tel. 09146 233 angefordert werden.

Was heißt es, wirklich Hunger zu haben? Wie fühlt man sich, wenn man andere beim Essen beobachten muss, während einem selbst der Magen knurrt? Vera Eckle musste sich mit diesen Fragen schon früh in ihrem Leben auseinandersetzen – und das hat sie für ihr Leben geprägt.

Die ausgebildete Kindergärtnerin war nach dem Zweiten Weltkrieg eine Pio-nierin in Sachen Kinderbetreuung, baute in Wilhelmsdorf eine der ersten Kinder-tagesstätten nach 1945 mit auf. Viele Familien waren so arm, dass sie sich keine Mahlzeit leisten konnte. Damit niemand hungern musste, teilten die Kinder ihr Essen.

„Teilen ist eine christliche Selbstver-ständlichkeit“, sagt Vera Eckle. Dass sie das ernst meint, hat sie während ihres ganzen Lebens gezeigt, nicht zuletzt als Leiterin des Rummelsberger Brüderhau-ses und als Internatsleiterin des BBW.

Noch heute ist sie politisch aktiv, ist stellvertretende Landesvorsitzende der Seniorenunion.

Am 7. Oktober wurde Vera Eckle 80 Jahre alt. Zu ihrem Geburtstag plante sie eine große Feier. Doch Geschenke wollte sie nicht, stattdessen Kindern helfen, denen es nicht so gut geht. Unter dem Motto „Spenden statt Geschenke“ bat die Jubi-larin um Unt erstützung für das Projekt „S-Löffel“. Dabei wird seit diesem Schul-jahr in der Nürnberger Südstadt an die Ärmsten unter den Schulkindern ein warmes Mittagessen ausgegeben. Denn noch immer gibt es zu viele Kinder, für die eine warme Mahlzeit keine Selbstver-ständlichkeit ist.

Vielversprechende Lösungenentwürfe für „Sozialen Stadtteil Auhof“

Geschäftsführer Gleißner mit den Preisträgern Wolfram und Volker Heid sowie Martin Botterweich-Bort und Regine Bort.

Einsatz für hungrige KinderFür Vera eckle ist teilen eine christliche Selbstverständlichkeit

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zehnter Hilfseinsatz für die

„Feuerkinder“ in tansania

Fast könnte man meinen, die Mütter hätten sich zum Picknick auf der Wiese niedergelassen, so farbenfroh ist das Bild mit den bunten Tüchern, den Kindern und dem mitgebrachten Essen. Doch der Eindruck täuscht. Alle warten gedul-dig zwischen den Klinikgebäuden des Nkoaranga-Krankenhauses in Nordtansania, im „Wartezim-mer“ unter freiem Himmel.

Bereits zum zehnten Mal sind Kinderorthopädin und Chefärztin Dr. Annemarie Schraml (Rummelsberg) und Anästhesist Dr. Heinz Giering (Nürnberg) mit einem Team von Ärzten, Schwestern und Therapeuten hier im Einsatz für die „Feuerkinder“, wie ihr Projekt heißt. Angespannt, mit ängstlichen Augen ver-folgen Kinder und Eltern die Untersuchung. Was wird die weiße „Mama Daktari“ sagen? Hilft sie mit einer Operation, damit das Kind gehen kann oder war der weite Weg um-sonst?

Es hat sich herumgesprochen, dass das „Feuerkinderteam“ kostenlos Kinder und Jugendliche behandelt. Die jungen Patienten kommen von weit her, an einem Tag an die 140, denn ein Ge-sundheitssystem wie in Deutschland gibt es in Tansania nicht. Die Familien müssen sonst alles selbst bezahlen – für viele ein oft nicht finanzierbarer Kraftakt. „Es geht den Menschen spürbar schlechter,“ bemerken Schraml und Giering.

Am häufigsten leiden die Kinder an Miss-bildungen von Armen und Beinen wie Klumpfüßen, X- und O-Beinen, manche so schwer, dass sie nur mühsam gehen können. Gründe dafür sind neben einer Mangelernährung häufig fluoridhaltiges Trinkwasser, das zu Knochenverformun-gen führt. Andere Kinder kommen nach schweren Verbrennungen, die sie sich an den offenen Feuerstellen geholt haben. Oft sind die bereits in einer Fehlstellung

vernarbt, die den Arm oder die Hand un-beweglich machen.

Ihnen hilft das rein durch Spenden finanzierte „Feuerkinderprojekt“ mit Operationen, Hilfsmitteln und Medika-menten. Darüber hinaus verbessert es die Situation im Krankenhaus mit so grundlegenden Dingen wie einem Dach, Kinderbetten, einer Warmwasser-Solar-

Anlage. Nachhaltigkeit ist das Ziel von Schraml und ihren Mitstreitern. Dafür unterstützen sie eine Ambulanzstation mit dem orthopädisch ausgebildeten „Medical Assistant“ Diakon Elineema Mollel, planen den Ausbau der Orthopä-dischen Werkstatt und lernen Schwestern aus der Region zur Vorbehandlung an.

Viel hat das Team in den drei Wochen geleistet, 115 Operationen durchgeführt

und mit über 200 Gipsen behandelt. Unzählbar sind die vielen Arbeitsstunden, die vielen menschlich-liebevollen Zuwendungen, die unbüro-kratische Unterstützung mit kleinsten Geldbeträgen, die Hilfe mit warmer Kleidung, Schuhen und was die Deut-schen noch an Gutem mitge-bracht haben.

Warum nehmen die Teammit-glieder immer wieder solche Strapazen auf sich, opfern ihre Zeit, setzten sich Malaria und sonstigen Gefahren aus? Für Annemarie Schraml ist die Antwort leicht. Sie trägt ihr christlicher Glaube, der Wunsch, das Gute, das sie erfahren hat, zu vergelten, gegen die Armut anzugehen und damit zum Zusammen-wachsen der Welt beizutragen. Ihre Begeisterung und Ener-gie reißen mit, immer mehr Menschen helfen, sei es in

Deutschland mit Spenden und in Tansania durch Mitarbeit. So, im gegenseitigen Respekt, im kontinentübergreifenden Miteinander und getragen von Nächs-tenliebe wird das Projekt „Feuerkinder“ weiter wachsen. Dorothée Krätzer

Spendenkonto: Commerzbank Nürnberg., Kto. 529 972 , BLZ 760 400 61,

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Hilfe von den „Daktaris“

Die „Mama Daktari“ hilft – Dr. Schraml bei der Visite.

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Die kleine Gruppe Pilger hält sich tapfer. Es ist heiß geworden, und der Weg bis zum Tagesziel ist noch weit. Jedes Kilo im Gepäck lastet jetzt schwer auf den Schultern. Umso mehr ist Diakon Thomas Grämmer erstaunt, einen seiner Schützlinge doppelt bepackt zu sehen. „Wo kommt der zweite Rucksack her?“, will er von Michael wissen. „Der Patrick kann nicht mehr“, heißt die Erklärung: „Da hab’ ich ihm den Rucksack abge-nommen.“

Dass einer des anderen Last trage, ist für die Jungs, die drei Tage lang mit ihren Betreuern auf dem Jakobsweg unterwegs sind, alles andere als selbst-verständlich. Aufmerksamkeit und Hilfs-bereitschaft zählten nicht unbedingt zu den Stärken, die sie in ihr Zuhause auf Zeit in Rummelsberg mitbrachten – vielleicht auch, weil sie diese Zuwendung in ihrem Leben selten erfahren haben.

Früh an einem Freitagmorgen beginnt das gemeinsame Abenteuer. Zum ersten Mal ist ein Gruppe aus dem Jugendhilfe-verbund auf dem Jakobsweg unterwegs. Nach einem Reisesegen in der Philip-puskirche geht es mit dem Zug nach

Heilsbronn. Sein Münster war einmal Zentrum eines weitläufigen Klosters.

geheimnisvolle treppe

Die Begeisterung für das altehrwürdi-ge Gebäude hält sich aber anfangs sehr in Grenzen.

„Müssen wir da rein?“, maulen die

jungen Pilger. Doch dann werden sie neugierig, einer nach

dem anderen verschwindet in der erfri-schend kühlen Kirche. Im Innern gibt es unerwartet viel zu entdecken. Wie diese geheimnisvolle Treppe, die bei einem der mächtigen Grabmale im Kirchenschiff nach unten führt. Wie gut, dass Michael seine Taschenlampe mitgenommen hat, dank der die Lage erkundet werden kann.

Die erste Etappe auf dem Jakobsweg wird zur Belastungsprobe. „Wir sind in völlig unbekannte Gegenden vorge-stoßen“, erinnert sich Michael, der mit seiner Wortschöpfung „Pilgermarsch“ das fromme Wandern um eine diszip-liniert-militärische Note erweitert hat. Die weiße Muschel auf blauem Grund als Wegmarke ist plötzlich verschwunden, und im wildfremden Gelände fällt es

schwer, sich zu orientieren. So wird der Fußmarsch lang und länger. Mehr als 30 Kilometer haben die Pilger in den Beinen, als sie endlich Lehrberg erreichen.

Wo immer die Gruppe ankommt, die Leute interessieren sich dafür, woher sie kommt und welches Ziel sie hat. Zwi-schen den Jungs gibt es – zur Verwunde-rung der Betreuer – weder Stress noch Streit, der zu Hause in Rummelsberg des öfteren zu schlichten ist. Auf dem Pilger-marsch unterstützt einer den andern.

gott und die Welt

Gemeinsam auf dem Weg zu sein, ist auch für die Betreuer etwas ganz Beson-deres. „Da klingelt kein Telefon, keine Mails sind zu beantworten“, sagt Thomas Grämmer. So können der Diakon, Petra Lober und Daniela Ruhle den Jungs ihre ungeteilte Aufmerksamkeit widmen. Anfangs bestimmen Themen aus dem Alltag die Gespräche. Doch dann haben die Erwachsenen auch ganz andre Fragen zu beantworten: „Wie geht das, wenn Gott am Leben teilhat, wo er doch da oben ist?“ Immer wieder sind Religion und Glaube bei dieser ganz andern Art von Erlebnispädagogik intensiv zu erleben.

Ein anstrengender Weg geht nun zu Ende. Wenn man Robert fragt, was ihm beson-ders gefallen hat, meint er: „Ich fand alles schön. Das Laufen. Das Wandern. Die Landschaft.“ Die Jungs werden wie ihre Betreuer viel zu erzählen haben, wenn sie wieder daheim sind – in ihren Familien und in ihrem Rummelsberger Zuhause auf Zeit. In einer Frage sind sich am Ende alle einig: „Wann laufen wir das nächste Stück?“ Klaus Leder

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Gemeinsam Neuland erkundet

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Die glückliche Pilgergruppe in Rothenburg mit einem Jakobspilger aus Bronze in ihrer Mitte.

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Segenswünsche für den gemeinsamen Weg überbrachte der neue Rektor Dr. Wolfgang Bub (rechts), auf unserem Foto mit Ehefrau Claudia Bub und Rektor a.D. Helmut Millauer.

aus dem Verein a k t u e l l e S

Ein Markenzeichen für andere: Das wollte Johann Hinrich Wichern setzen, als er verwahrlosten Kindern in seinem Rauhen Haus neue Chancen eröffnete. An den Ahnherrn der modernen Diakonie, der vor 200 Jahren geboren wurde, knüpfte Dr. Ulrich Schindler im Festgottesdienst am Brüdertag an. „Auch die Rummels-berger wollen Markenzeichen für andere setzen“, sagte der Theologe: „Wir wollen das nicht für uns selbst, sondern für die Menschen, die uns anvertraut sind.“

In der Dialogpredigt, die der Ausbildungs-leiter gemeinsam mit Brüdersenior und Vorstand Diakon Michael Herrmann hielt, nannte Dr. Schindler eine Reihe von Bei-spielen aus der Arbeit des diakonischen Trägers: die Aktion Schutzbengel, die sich für Kinder und Jugendliche einsetzt und die neue Einrichtung „Lacrima“, die – unterstützt vom Förderverein der Brüder-schaft – in München trauernden Kindern zur Seite steht.

Gerade den Schwachen und Einge-schränkten sei Gottes Zukunft zugesagt, seine Kraft sei in ihnen mächtig, sagte Diakon Herrmann. Gott durchkreuze manche Pläne der vermeintlich Starken. Unter den Menschen werde es weiter Macht geben. Aber die müsse sich messen lassen am erniedrigten, gekreuzigten Christus.

Ob in Korinth, in Rummelsberg oder in der Brüderschaft: „Wir predigen den ge-kreuzigten Christus“, betonte Herrmann. Er verstehe das als Einladung, ob auf der Kanzel oder bei der Andacht beim Sportfest von Kindern im Raumerhaus. Finanzen seien wichtig. „Aber die tätige diakonische Predigt macht unsere Kultur aus. Denn es geht um die Menschen, denen wir zur Seite stehen wollen.“

Segenswünsche

Dr. Wolfgang Bub, der am 1. November sein Amt als Rektor der Brüderschaft und Vorstandsvorsitzender der Rummelsberger antritt, stellte in seinem Grußwort in der Philippuskirche den Segen Gottes in den Mittelpunkt. Wenn Altes endet und Neues beginnt, spiele bei uns Christen der Segen eine besondere Rolle, sagte der Theologe: „Als Erinnerung und Verge-wisserung, dass Gott ins Neue mitgeht. Als Ermutigung, den Weg weiterzuge-

hen.“ Nach manchen schmerzlichen Erfahrungen der vergangenen Monate wäre es sein Segen, gemeinsam dazu beizutragen, dass das Vertrauen in die Brüderschaft neu wachsen könne. Für die Gemeinschaften wäre ein Segen, wenn sie künftig auch strukturell näher zusammenkämen, und für die Mitarbei-tenden, „wenn Gott uns immer wieder neu erfahren ließe, was uns letztlich trägt und hält“.

Auf dem gemeinsamen Weg wäre es ein Segen, so Dr. Bub, wenn für wirtschaft-liche Notwendigkeiten nachhaltige Lösungen gefunden würden. Lösungen, „die möglichst viele von uns mittragen könnten“. Für die vielfältigen diakoni-schen Unternehmen wäre es ein Segen, wenn an den vielen Standorten auch künftig viel Gutes geschehen würde – um Gott zu loben und Menschen zu helfen.

Ein Segen wäre es, „wenn Gott uns viel Mut und Kreativität schenken würde, offensiv das anzugehen, was angegangen werden muss“. Für die Zusammenarbeit wäre es ein Segen, sich auf gleicher Augenhöhe und mit Wertschätzung zu begegnen und so ein vom diakonischen Geist geprägtes Miteinander zu pfl egen.

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60. geburtstag des VereinsMit einem Gottesdienst in der Philippuskirche haben die Rummels-berger das 60-jährige Bestehen der Rummelsberger Anstalten der Inneren Mission E.V. gefeiert. Am 21. September 1948 wurde der Verein offi ziell gegründet. Mit dem Eintrag ins Vereinsregister übernahmen die Rummelsberger mehrere Häuser, die früher zum Landesverein für Innere Mission gehört hatten. Die diakoni-sche Arbeit vor Ort reicht bis ins Jahr 1905 zurück.

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Markenzeichen für AndereFestgottesdienst beim Brüdertag beschreibt

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AUS DER FÜLLE DES LEBENS(Oder „Carpe diem – täglich“)

Aus der Fülle des Lebenseine Frucht herausgreifenund sagen können:das ist ein Teil meines Lebens

das ist eine Fruchtmeines Lebens – vergänglich zwarund unvollkommen –

doch gere i f t

In diesen Augenblickenbei diesen Geräuschenund Klängenbezaubertvon diesen Farbenund Düften – dies alles genießenkönnen:hier und jetztGeschenk und Gnade

nach Ernst Schlatter

König David als Lautespieler