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http://www.don-bosco-schule-rostock.de/hro/index.php Grundschulrelevante didaktische Modelle - Newsletter - Inhalte dieser Ausgabe: Kindheit im Wandel…………....Seite 2 Individualisierung des Lernens……………………………...Seite 5 Die Bedeutung von gutem Unterricht…..…………………....Seite 11 Die Rechte der Kinder…………………………......Seite 18 Die Don-Bosco-Schule Rostock……………………………Seite 21 Zukunftsvisionen einer modernen multikonzeptionellen Schule…………………………......Seite 26 Das Thema dieser brandneuen Ausgabe unseres Newsletters ist zunächst die Auseinander- setzung mit grundlegenden In- halten der Grundschulpädagogik (Seite 2 bis 20). Besonders wichtig ist uns die Überführung der gewonnenen theoretischen Erkenntnisse in die Praxis. Dazu stellen wir euch das Schulkonzept der Don- Bosco-Schule in Rostock vor. Schlussendlich findet ihr ein kurzes Resümee auf den Seiten 26 bis 29.

GSP - grundschulrelevante didaktische Modelle · Newsletter – Die Kindheit im Wandel 2 Die Kindheit im Wandel von Sandra Pach Das Bild des Kindes, wie wir es heute kennen, war nicht

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http://www.don-bosco-schule-rostock.de/hro/index.php

GrundschulrelevantedidaktischeModelle

-Newsletter--

InhaltedieserAusgabe:

KindheitimWandel…………....Seite2

Individualisierungdes

Lernens……………………………...Seite5

DieBedeutungvongutem

Unterricht…..…………………....Seite11

DieRechteder

Kinder…………………………......Seite18

DieDon-Bosco-Schule

Rostock……………………………Seite21

Zukunftsvisioneneinermodernen

multikonzeptionellen

Schule…………………………......Seite26

DasThemadieserbrandneuenAusgabeunseresNewslettersist

zunächstdieAuseinander-

setzungmitgrundlegendenIn-

haltenderGrundschulpädagogik

(Seite2bis20).

BesonderswichtigistunsdieÜberführungdergewonnenen

theoretischenErkenntnissein

diePraxis.Dazustellenwireuch

dasSchulkonzeptderDon-

Bosco-SchuleinRostockvor.

SchlussendlichfindetihreinkurzesResümeeaufdenSeiten

26bis29.

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Newsletter–DieKindheitimWandel

2

DieKindheitimWandel

vonSandraPach

Das Bild des Kindes, wie wir es

heutekennen,warnichtimmerso

undwirdesauch inZukunftnicht

mehrsein.DiesesPhänomenführt

aufverschiedeneUrsachenzurück,

dieindiesemBeitragkurzerläutert

werden.WirddieAltersspannebe-

trachtet, so sprechen wir von ei-

nemKind,wennessichimZeitrah-

menvomnulltenbiszumvollende-

ten14.Lebensjahrbefindet.Recht-

lichbetrachtet entstandendiesbe-

züglich genauere Rahmenabste-

ckungen,dieineinemspäterenBei-

trag dieser Zeitschrift dargestellt

wird.

Mit der Entwicklung einer Gesell-

schaft, verändert sich auch die

Kindheit und was unter ihr ver-

standen wird. Kulturelle, soziale

undstrukturelleBedingungenver-

änderndieGesellschaftundpassen

sie im Laufe der Jahre an deren

neuenGegebenheitenan.

DieKindheitselbstwurdeüberei-

nen langenZeitraumgarnichtbe-

achtet bzw. als diesewahrgenom-

men. Kinder wurden mit Beendi-

gung der Säuglingsphase bereits

als kleine Erwachsene angesehen.

Erst seit derNeuzeit, in der Ariès

undRousseauihrBildvomKindin

ihrenliterarischenWerkendarstel-

len,wirdsichmitdemThemaaus-

einandergesetzt. Die Phase der

Kindheit wurde als Vorbereitung

ausdasErwachsenwerdenundals

körperlichen Entwicklungsverlauf

verstanden.

Erst im 19. Jahrhundert, als sich

das Bild der Familie veränderte,

wandelte sichdasBilddesKindes

mit einem großen Meilenstein.

Während sich zuvor alle Erwach-

sen inderUmgebungumdieKin-

der mitkümmerten, begann mit

dem Zurückzug der Familie eine

neue Denkweise bezüglich der

Kindheit. Die Familie zog sich in

kleines privates Wohnumfeld zu-

rückundwardamit allein fürdas

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Newsletter–DieKindheitimWandel

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Aufwachsen ihrer Kinder verant-

wortlich.DasAufwachsendesKin-

des wurde zur Privatangelegen-

heit. Hier ist festzuhalten, dass

vieleFamilienihrKindalsMitglied

zum Unterhaltsbeitrag betrachte-

ten. Erst die weiterentwickelten

Kinderrechte,stelltendieKindheit

unterSchutzundsprachendenEr-

ziehungsberechtigten neben der

Betreuung auch Erziehungspflich-

tenzu.

Betrachtet man die Kindheit aus

heutigerSicht,bestehtsieimüber-

wiegendenAnteilnichtausderhei-

lenWunschfamiliemitMutter,Vat-

ter, Kind und vermutlich einem

Haustier. Viele Eltern entscheiden

sichheutegegendasHeiraten.Dies

erleichtert es, kurzentschlossen

eine Trennung hinzunehmen. Die

Folgedaraus istes,dasseinestei-

gendeAnzahlvonKindernvonnur

einem Elternteil großgezogen

wird.ZudementstehenneueFami-

lienkonstellationen,wiediePatch-

work-Familie.

Der erwartete Leistungsdruck der

Arbeitgeber,wirktsichindieheu-

tigeErziehungderKindermitaus.

DasKindwirdnebenderSchulein

vielenweiterenBereichen,wie im

Sport oder im musikalischen Ge-

biet,gefördertundgefordert.Nicht

selten kommt es dabei gar zur

Überforderung. Verfolgt man die

Medien, so nimmt die Anzahl der

sichdarausentwickelndenpsychi-

schenErkrankungenstetigzu.

DieWeiterentwicklungderMedien

spielt ebenfalls in der Weiterent-

wicklungderKindheiteineweitrei-

chende Rolle. Die Kinder heute

können jederzeit auf alle ge-

wünschten Information, oft sehr

leicht, darauf zugreifen.DieMedi-

enwelt sorgt für grenzenlose Un-

terhaltungfürdasKind.Daherwird

es immer wichtiger, den Kindern

denUmgangmitdenMedienzuer-

klären und sie dabei zu begleiten.

ZudemwirddieBeachtungvonge-

sunder Ernährung, genügend

SchlafundausreichendBewegung

immer wichtiger. Den Kindern

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Newsletter–DieKindheitimWandel

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droht schonheute durchden ver-

mehrten Mediengenuss ein enor-

merBewegungsmangel.

FürdieLehrpersonsinddieseEnt-

wicklungenwichtigeBedingungen

fürdieGestaltungdesUnterrichts.

Es sollten immer wieder Bewe-

gungseinheiteneingebautwerden.

Zudemmüssen die Schüler gefor-

dert,jedochnichtüberfordertwer-

den. Die Vermittlung von sinnvol-

len Methoden zur präzisen Infor-

mationsfilterung ist heute wichti-

ger,alsjezuvor.DerSchülerbenö-

tigt einGefühlvonkonstanterGe-

borgenheit.DajedesKindeinenin-

dividuellen Zugang zum Erlernen

desunterrichtlichenInhaltesbenö-

tigt,istesdieAufgabederLehrper-

son,denUnterrichtsinhaltvielfältig

undanschaulichzugestalten.

Quelle:

Kränzl-Nagel,Renate&Mierendorff,Johanna.

(2007). Kindheit im Wandel. In: SWS Rund-

schau,Heft1,47.Jahrgang

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Newsletter–IndividualisierungdesLernens

5

Individualisierung

desLernens

vonKathleenHolz

„Die Grundsätze der Chancen-

gleichheit und der bestmöglichen

Förderung des Einzelnen verlan-

gen,dassdieunterschiedlichenIn-

teressen,MotivationenundFähig-

keitenderLernendenvonallenBil-

dungseinrichtungenzuberücksich-

tigen sind. Deswegen müssen die

Lehrangebote so vielfältig sein,

dass der Lernende seinen Bil-

dungsweg individuell gestalten

kann.Dasbedeutet,dassCurricula

angebotenwerden,dieaufdieun-

terschiedliche Lerngeschwindig-

keit und Motivationslage der Ler-

nendensowieaufderenInteressen

und Lernvoraussetzungen abge-

stimmt sind. Diese Individualisie-

rungistdievordringlicheAufgabe“

(Deutscher Bildungsrat: Struktur-

planfürdasBildungswesen,1970,

S.36)

Seit 1970 hat sich der Unterricht

selbst wenig zu einer Individuali-

sierungdesLernensverändert.Zu

klärenistwasmanunterIndividu-

alisierung verstehen soll. Erstens

istesimschulischenKontextaufin-

stitutioneller Ebene, das bei allen

unterschiedlich profilierte Bil-

dungsgänge geben kann oder bei

WahlfreiheitbeiFächernundKur-

sen. Zweitens bedeutet es auf der

unterrichtlichenEbeneeineinnere

Differenzierung, was Maßnahmen

sind die zumindest zeitweilig die

TeilungderSuSeinerKlasseinUn-

tergruppen. Die Gruppen, Partner

oder Einzelarbeit je nach Voraus-

setzungenunterschiedlicheAufga-

benjenachLerntempozubearbei-

ten. Auch sind Ziele, Methoden,

HilfeoderAufgabendesjeweiligen

Klassengefüges verschieden. Der

Einsatz ist sinnvoll,wenndieKin-

der in einer Klasse auf im Leis-

tungsgefüge und ihren Vorausset-

zungen unterschiedlichen. Denn

eine Klasse ist nicht leistungsho-

mogenunddennochwirdderUn-

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Newsletter–IndividualisierungdesLernens

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terricht an einem fiktiven mittel-

mäßigen Schüler fingiert. Es gibt

keinenNachweis,dassdasLernen

in solchen Gruppen effektiver ist,

aber nachweislich stabilisieren

sichLeistungszuschreibungenund

oft das (negative) Selbstbild der

SuS durch selektierende Maßnah-

men.AlsoguteGründefürdenAb-

bau von Selektion im Schulwesen

ist die große Heterogenität, der

manmitdidaktischenMaßnahmen

und durch Unterrichtsformen des

individualisierten Lernens begeg-

net.EinGrund fürdie Individuali-

sierungdesLernensineinerKlasse

ist die innere Differenzierung.

Diese soll dem individuellen Kind

besser gerechtwerden und damit

eineEffektivierungdesLernensbei

jedemEinzelnenerreichen.Auchin

Vorbereitung auf die Gesellschaft

mit der wachsenden Komplexität

derLebenszusammenhänge,diezu

Individualisierungsprozessen füh-

ren,waseinerseitsalsGewinnvon

neuen Freiheiten und Möglichkei-

ten,andererseitsalsVerlustderSi-

cherheiten und Orientierungen

dargestelltwird.SollendieKinder

späterinderWeltzurechtkommen.

Um Befremdung, die durch Men-

schen anderer Nationen, Religio-

nenundKultureninjedemAusge-

löst werden, positiv begegnen zu

können, bedarf es eines starken

und positiven Selbstbildes. Dieses

wirderstdurchinnereAutonomie,

Persönlichkeit und Individualität

erreicht.Eswirddas ganzeLeben

gelernt,somitistLernenimmerin-

dividuell. Nach Piaget wird der

Mensch(Lernende)alseinSubjekt

gesehen, das eine individuelle Ge-

schichte, eine eigene Weltbedeu-

tungundSinnkonstruktionhat,an

dieerbeineuenVerunsicherungen

anknüpft,aktivlernfähigistundin

diesem Prozess Identität entwi-

ckelt. Als Fazit für Lehr-Lern-Ar-

rangementsliegtesnahe,dassLeh-

renjeindividuellaufderBasisdes

Lernendenansetztundgleichzeitig

Interaktionen unter den SuS und

zwischendenSuSundLehrerner-

möglichen muss. Individualisie-

rende Lehr-Lern-Arrangements

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Newsletter–IndividualisierungdesLernens

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aufderEbenederDifferenzierung

sindzumBeispiel:

• Differenzierung im Umfang

des Lernstoffes und bezüg-

lichdeskognitivenNiveaus

• DifferenzierungderBearbei-

tungshilfen

• Differenzierung der Inhalte

bzw.Gegenständenachindi-

viduellenInteressen.

DieswirktsichpositivaufdieMoti-

vationundLernbereitschaftaus.

Individualisierung kann unter-

schiedliche methodische Arrange-

ments haben, hier drei grundle-

gendeFormen:

• Arbeitspläne(zurbesseren

StrukturierungvonAufga-

ben)

• IndividuelleArbeitinner-

halbeinerGruppe(Auftei-

lungnachInteressenunddie

Besonderheit,individuellbe-

arbeiteteTeilewiederzu-

sammenzufügen)

• IndividuelleProjekte:

Wunschthema,freieVorha-

ben,Fach-undJahresarbei-

ten(selbstgewählteArbei-

ten,hoheMotivationamBe-

ginn,ausreichendesMaßan

Durchhaltevermögen).

„Wenn individualisiertes Lernen

nicht Einzelunterricht bedeutet,

heißtdas,dassdieLernenden im-

merwiederaufsichgestelltarbei-

ten.IndividualisiertesLernenkann

dann gleichzeitig selbstständiges

Lernen sein.“ (Bräu, S.136) Die

Selbstständigkeit der Lernenden,

Entscheidungsfreiheitunddiever-

änderteLehrerrollesinddiewich-

tigsten Merkmale selbständigen

Lernens,indenensichdieGemein-

samkeit zum Individualisierten

Lernenzeigen.DieveränderteLeh-

rerrolleisteinebesondereHeraus-

forderung,weilsieineinemSpan-

nungsfeldwiderstrebender Anfor-

derungen(dasRechtaufGleichheit,

dasRechtaufDifferenzierung)ge-

schieht. Jedes Kind soll als Indivi-

duum in seiner Eigenart und Ein-

zigartigkeit anerkannt und gleich-

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Newsletter–IndividualisierungdesLernens

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zeitiggleichberechtigtalseinsun-

terGleichenbehandeltwerden.So-

mit muss der Lehrer individuell

Förderung und für alle geltende

Standards weitergeben. Einen

nächstenWiderspruch gibt esmit

demselbstständigenLernen,denn

dort müssen eigene Entscheidun-

gen getroffen werden können, ei-

gensinnigzuseinundsichalsIndi-

viduumvonanderenabzugrenzen.

All dies steht im Konfliktmit den

bestehenden Lernanforderungen.

Auf derHandlungsebene des Leh-

rerssteht:

• Selbsttunlassen–Interve-

nierenbzw.Helfen

• Bewertungnachindividuel-

lerodernachsachlicherBe-

zugsnorm.

Eine sinnvolle Zusammenstellung

derAufgabenmussaufderGrund-

lage einer regelmäßigen Diagnose

des Lernstandes jeden einzelnen

Kindes erfolgen. Somit ist die Be-

wertung individuellen Lernens

eineparadoxeAufgabe,daBewer-

tung auch den Sinn vonRückmel-

dung ist für eine erbrachte Leis-

tung,dieAuswirkungaufdaswei-

tere Lernen haben soll. Bewerten

kann man wenn man sehr viel

RückmeldungenübereineLeistung

gibt und somit den individuellen

FortschrittdesKindessehenkann,

auchmüssen„objektive“bzw.lern-

zielorientierteKriterienanBewer-

tungenangelegtwerden.Ineinigen

SchulengibteskeineNotenalsZif-

fer,sondernVerbalzeugnisse(vor-

wiegend in der Grundschule), das

schafftdenKonkurrenzdruckunter

denKindernab.

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Newsletter–IndividualisierungdesLernens

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IchwerdejetztaufdenBesuchder

Don-Bosco-Schule in Rostock ein-

gehen. Die Umsetzung des Bil-

dungs- und Erziehungsauftrages

erfolgtinAnlehnungandenMarch-

talerPlandurchvierSäulen,deren

Fundament das christliche Men-

schenbildist.DiesevierSäulensind

• der'Morgenkreis',

• das'SelbstständigeLernen',

• der'VernetzteUnterricht'

und

• der'Fachunterricht'.

"Hilfmir,esselbstzutun."

(MariaMontessori)

Das "Selbstständige Lernen" ist

eine Form schulischen Arbeitens,

dasdieIndividualitätdesSchülers

indieMittedespädagogischenBe-

mühens stellt. Dabei wird dem

Kind dieWahl desArbeitsthemas,

dieArbeits-undZeiteinteilung,die

WahlderPartner,dieWahldesAr-

beitsplatzesunddieFormdesAr-

beitsergebnisses in Freiheit zuge-

traut.

Das "Selbstständige Lernen" dient

der individuellen Erarbeitung,

Übung und Wiederholung der

grundlegenden Lerninhalte. Die

Kinder wählen aus den bereitge-

stellten Materialien selbstständig

oder mit Hilfe des Lehrers pas-

sende Aufgaben aus, helfen und

kontrollieren sich gegenseitig. Die

Kinder halten die Aufgabenaus-

wahlschriftlichfest,umsichselbst

die Organisation und dem Lehrer

den Überblick zu ermöglichen.

DieseFormdesselbstorganisierten

LernenshilftdemSchüler,Verant-

wortung für sein eigenesHandeln

zu übernehmen sowie sich selbst

und seine Fähigkeiten zu entde-

cken.Genausokannaberauchder

LehrerdenSchülerbesserkennen

lernen und einschätzen. Er hat

währenddes"SelbstständigenLer-

nens" Zeit, bei einzelnen Schülern

zuseinundkannsieinihremLern-

prozessbegleiten.

Gezeigt wurde eine Unterrichts-

stunde, in der die SuS einige Re-

chenaufgabenselbstständiglösten.

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Newsletter–IndividualisierungdesLernens

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JedesKindkonntezumLehrerge-

henundsichvonihmRechenwege

erklären lassen und sichHilfe ho-

len. Es gab einen Jungen, derwar

auffällig, er hatte auch leichtere

Aufgabenbekommen,damiterein

Erfolgserlebnis mitnehmen

konnte.EswarfürdieLehrerinzu

demZeitpunkt imSchuljahrschon

klar, dass er die Klasse nochmal

machen muss. Die Lehrerin ging

trotzdem individuell auf ihn ein

und war sehr bemüht alle Kinder

gleich zu behandeln. Natürlich

brauchteneinigeKinderkeineHilfe

und trotzdem ging die Lehrerin

durch das Klassenzimmer und

würdigte jede Leistung, auch

konntesiesodenindividuellenIst-

undSollzustandeinesjedeneinzel-

nen Kindes überprüfen. Das Fazit

dieser Stunde bei dieser Lehrerin

war eine engagierteFachkraftmit

Ausdauer undRuhe. Sie besaß ei-

nigeVoraussetzungen, damit indi-

viduelles Lernen gelingen kann:

Bewusstsein des Paradoxienprob-

lems, Diagnosekompetenz, gutes

ZeitmanagementundGelassenheit,

die Fähigkeit sich immer wieder

auf ihre Schüler_innen neu einzu-

lassen.Auchbraucht individuelles

Lernen Orte zur Informationsbe-

schaffung;diesewarenimKlassen-

zimmerundderBibliothekvorhan-

den. Individualisiertes Lernen ist

im Schulprogramm festgeschrie-

ben und somit ziehen alle Lehrer

am selben Strang und bilden gute

Erwachseneaus.

Quelle:

http://www.don-bosco-schule-

rostock.de/hro/Grundschule/Konzept/Still-

arbeit.php

IndividualisierungdesLernens–ZumLehrer-

handeln bei der Bewältigung eines Balan-

ceproblems;In:Bräu,Karin/Schwerdt,Ulrich:

Heterogenität als Chance. Vom produktiven

Umgangmit Gleichheit und Differenz in der

Schule,UTVerlag,Münster,2005,S.129-149

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Newsletter–DieBedeutungvongutemUnterricht

11

DieBedeutungvongutemUnterricht

vonAnnaSchwienheer

„LehrermüssendiePerspektive

ihrerSchülereinnehmenkönnen,

undSchülermüssensichalsei-

geneLehrerbetrachten.“

(EwaldTerhart)

DerIhnenhiervorliegendeArtikel

beschäftigt sich mit dem Thema

Unterricht. Wann ist Unterricht

gut?IndiesemKontextmöchteich

schonjetztdaraufhinweisen,dass

„gut“ besonders im Schulkontext

schwerzudefinierenist.ZuBeginn

wollenwir daher klären, was Un-

terrichtbedeutetundwie „gut“ in

diesem Zusammenhang einzuord-

nenist.

Esistfestzuhalten,dassUnterricht

keinedirektenundlinearenEffekte

hat. Die Wirkung von Unterricht

entsteht unteranderem über indi-

viduelle Verarbeitungsprozesse.

Hierzu gehören Lern- und Denk-

prozesse sowie Motivation und

Emotionen. Hinzukommt, dass

nichtnureinWegzumgewünsch-

ten Ziel führt. Undwas nicht ver-

gessenwerden darf:man kann es

nichtjedemrechtmachen.

Schrader und Helmke weisen da-

rauf hin, dass die Unterrichtsfor-

schungzeigt,dassdieQualitätdes

Unterrichtsnichtnurvonderpro-

fessionellenKompetenz,demWis-

senundKönnenvonLehrpersonen

abhängt,sondernzueinemerhebli-

chen Teil auch von Bedingungen

wiederKlassenzusammensetzung

„GuterUnterrichtisteinUnterricht,indemmehrgelerntwird,als

gelehrtwird.“(Weinert1998)

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Newsletter–DieBedeutungvongutemUnterricht

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im Hinblick auf lernrelevante

Merkmale. Dies ist eine der Ursa-

chen,diedieBenennungundMes-

sung von Merkmalen von gutem

Unterrichterschweren.

Dies unterstützt die Aussage von

Helmke,dersagt,dasseinundder-

selbeUnterrichtmalgutseinkann,

malschlecht,malangemessenund

mal unangemessen, je nachdem,

aufwelcheVoraussetzungenerauf

derSeitederSchülertrifft.

Dieszeigt,dassdieFrage,obUnter-

richt „gut“ sei, präzisiert werden

muss:Gutwofür,fürwen?Mitwel-

chen Startbedingungen und aus

welcherPerspektive?

DieQualitätjedenUnterrichtsist

vonzahlreichenFaktorenabhän-

gig,dieüberdieReichweiteein-

zelnerLehrer/innendeutlich

hinausgehen.

HilbertMeyer hat zehnMerkmale

für einen gutenUnterricht formu-

liert,dieimFolgendenstichpunkt-

artigvorgestelltwerden.

1. Klare Strukturierung des Un-

terrichts

Prozess-,Ziel-und Inhaltsklar-

heit, Rollenklarheit, Absprache

vonRegeln,RitualenundFrei-

räumen

2. HoherAnteilechterLernzeit

durch gutes Zeitmanagement,

Pünktlichkeit,Auslagerungvon

Organisationskram, Rhythmi-

sierungdesTagesablaufs

3. LernförderlichesKlima

durch gegenseitigen Respekt,

verlässlich eingehaltene Re-

geln, Verantwortungsüber-

nahme,Gerechtigkeit und Für-

sorge

4. InhaltlicheKlarheit

durchVerständlichkeitderAuf-

gabenstellung,Plausibilitätdes

thematischen Gangs, Klarheit

undVerbindlichkeitderErgeb-

nissicherung

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Newsletter–DieBedeutungvongutemUnterricht

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5. SinnstiftendesKommunizieren

durchPlanungsbeteiligung,Ge-

sprächskultur, Sinnkonferen-

zen,LerntagebücherundSchü-

lerfeedback

6. Methodenvielfalt

Reichtum an Inszenierungs-

techniken, Vielfalt der Hand-

lungsmuster, Variabilität der

Verlaufsformen und Ausbalan-

cierendermethodischenGroß-

formen

7. IndividuellesFördern

durch Freiräume, Geduld und

Zeit, durch innere Differenzie-

rungundIntegration,durchin-

dividuelle Lernstandanalysen

undabgestimmteFörderpläne,

besondere Förderung von

SchülernausRisikogruppen

8. IntelligentesÜben

durch Bewusstmachen von

Lernstrategien, Passgenaue

Übungsaufträge, gezielte Hilfe-

stellungen und „überfreundli-

che“Rahmenbedingungen

9. Transparente Leistungserwar-

tungen

durch an ein Richtlinien oder

Bildungsstandardsorientiertes,

dem Leistungsvermögen der

Schüler entsprechendes Lern-

angebot und gütige förderori-

entierte Rückmeldungen zum

Lernfortschritt

10. VorbereiteteUmgebung

durch gute Ordnung, funktio-

naleEinrichtungundbrauchba-

resLernwerkzeug

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Newsletter–DieBedeutungvongutemUnterricht

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Nun haben Sie einen kleinen Ein-

blick in die schwierigeDiskussion

bekommen, was Unterricht guter

Unterricht ist. Ich denke, es ist

deutlich geworden, dass es gar

nicht so einfach ist, einen „guten“

Unterricht zu definieren. Es gehö-

ren viele große und kleine Dinge

dazu, die Einfluss auf den Unter-

richtnehmenundzumTeilsteuer-

barsind,manchmaldiesaberauch

nicht.

Zum Abschluss dieses Artikels

möchte ichnochkurzaufdreibe-

kannteLerntheorieneingehen,die

füreinengutgeplantenUnterricht

beachtetwerdensollten.

Behaviorismus ist dieTheorieder

Wissenschaft des menschlichen

und tierischen Verhaltens. Be-

kannte Vertreter sind John B.

Watson und Skinner. Skinnerwar

der Überzeugung, dass das Be-

wusstseinundderfreieWilleeine

Illusion seien und dass das

menschlicheVerhaltenausschließ-

lich aus gelernten Reaktionen auf

Reize aus der Umwelt besteht.

Diese radikale Ansicht gilt heute

nichtmehr.Jedochsindexperimen-

tell messbare Gesetzmäßigkeiten

im menschlichen Verhalten auch

heutenocheinwichtigerBestand-

teilderLernforschung.Das innere

desMenschen(Emotionen,Motiva-

tion,Absicht)wirdnichtgeleugnet,

bleibt jedoch bewusst unberück-

sichtigt. Deshalb wird das innere

des Menschen in diesem Zusam-

menhang auch als Blackbox be-

trachtet.DasVerhalten istdasEr-

gebnisvonverstärkendenundab-

schwächendenFaktoren.

Konkretbedeutetdas,dass,sobald

einbestimmtesVerhalteneinange-

nehmesEreigniszurFolgehat,bei-

spielsweise Lob, Belohnung oder

ein Lernerfolg, das entsprechende

Verhaltenverstärktwird.Dieswird

Behaviorismus

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Newsletter–DieBedeutungvongutemUnterricht

15

als positive Verstärkung bezeich-

net.ImGegensatzdazuistdienega-

tiveVerstärkungdieWandlungei-

nesbestimmtenVerhaltensausei-

nemunangenehmenZustandinei-

nen angenehmen. Das Verhalten

wirdsomitebenfallsverstärkt.

Wenn ein bestimmtes Verhalten

ein unangenehmes Ereignis zur

Folgehat,wirddasVerhaltenabge-

schwächt.

„JegrößerdieBefriedigungoder

dasUnbehagen,destogrößerdie

StärkungoderdieSchwächung

derVerbindung“

(Thorndike)

Im Kontext schulischer Lehr- und

Lernmethoden steht der Behavio-

rismus für das klassische Einpau-

ken von Informationen. Vorgege-

bene Aufgaben werden solange

wiederholt, bis sie richtig gelöst

werden.DurchLoboderLernerfolg

werden Reize geschaffen, die das

Lernenverstärken.DieLerninhalte

werden dann so aufbereitet, dass

häufig Erfolgserlebnisse ausgelöst

werden.

„VerstärkungdesLernverhaltens

durchErfolg:Wererfolgreich

lernt,lerntlieberundbesser!“

(Vontobel)

Der Kognitivismus ist ein Teilge-

biet der Psychologie und beschäf-

tigt sich insbesonderemit der In-

formationsverarbeitung und den

höheren kognitiven Funktionen

desMenschen.AndersalsbeimBe-

haviorismus wird menschliches

VerhaltenhiernichtalseineKonse-

quenzvonUmweltbedingungenge-

sehen,sondernüberkognitivePro-

zesse erklärt. Es stehen insbeson-

deredie„inneren“ProzesseimMit-

telpunkt, die Art und Weise, wie

Menschen Informationen aufneh-

men, verarbeiten, verstehen und

sichdaranerinnern.Einwichtiger

VertreteristNoamChomsky.Erist

derÜberzeugung,dassderBehavi-

orismus nicht ausreicht, um bei-

spielsweisekomplexeAspektedes

SpracherwerbsbeiKindern zu er-

Kognitivismus

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Newsletter–DieBedeutungvongutemUnterricht

16

klären. Hierzu werden die im Ge-

hirn ablaufenden Prozesse benö-

tigt um zum Beispiel Wahrneh-

mung, Aufmerksamkeit, Entschei-

dungsprozesse, Problemlösen und

Sprachezuverstehen.

Für den Unterricht bedeutet das,

dass der Kognitivsmus den Lern-

vorgangalsProzessderInformati-

onsverarbeitung in den Mittel-

punktstellt.DiesschließtdieInter-

pretationundBewertungdes auf-

genommenenWissensmitein.Das

heißt, Lernen kann als Lernen

durchEinsichtbzw.Verstehenund

Nachvollziehen gesehen werden.

Es geht dementsprechend um die

AuseinandersetzungmitdemLern-

inhaltunddemErwerbvonMetho-

denundFähigkeitenfürdasLösen

vonProblemstellungen.Esistdes-

halb wichtig, dass im Unterricht

folgendeszurGeltungkommt:

• Aufmerksamkeitwecken

• Vorwissenaktivieren

• Wahrnehmungsprozesseun-

terstützen

• Speicherung im Gedächtnis

verbessern

• Wissenüberprüfenundver-

bessern.

„MankanneinenMenschen

nichtslehren,mankannihmnur

helfen,esinsichselbstzu

entdecken.“

(GalileoGalilei)

Die grundlegende Idee des Kon-

struktivismus besteht darin, dass

derMenschnichtaufReizeausder

objektiven Welt reagiert, sondern

sichanhandvonSinneseindrücken

seine subjektive Realität erzeugt.

DieseistinstarkemMaßevonder

individuellen Prägung abhängig.

Wird dies auf den Kontext der

Lerntheorie bezogen, bedeutet es,

Konstruktivismus

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Newsletter–DieBedeutungvongutemUnterricht

17

dassWissennichtvoneinerPerson

aufdieandereübertragenwerden

kann,sondernvondemLernenden

neukonstruiertwerdenmuss.Ein

Schüler,dereineThematikvonsei-

nemLehrererklärtbekommt,spei-

chert die neuen Informationen

nichteinfachab,sondernkonstru-

iert sich sein persönliches, indivi-

duellesAbbildderRealitätabhän-

gig von seinemVorwissen, seinen

Einstellungen und der aktuellen

Lernsituation.

LernenistkeinpassivesSpei-

chern,sonderneinaktivesKon-

struierenvonWissen.

Die Bedeutung für den Unterricht

ist folgende: Lernende setzen sich

selbstständigmitdenLerninhalten

auseinander, erschließen sie und

entdeckenZusammenhänge.

Quellen:

Helmke,A.(2006):Waswissenwirüberguten

Unterricht? Über die Notwendigkeit einer

RückbesinnungaufdenUnterrichtalsKernge-

schäft der Schule. In: PÄDAGOGIK. 58. Jahr-

gang,Heft2/2006.Weinheim:Beltz

Terhart,E.(2011):HatJohnHattietatsächlich

denHeiligenGralderSchul-undUnterrichts-

forschung gefunden? Eine Auseinanderset-

zungmitVisibleLearning.In:Keiner,E.etal

(Hrsg),Metamorphose derBildung.Historie-

Empirie-Theorie.FestschriftfürHeinz-Elmar

Tenorth. Bad Heilbrunn: Klinkhardt, S. 277-

292

http://www.lernpsychologie.net/lerntheo-

rien/

http://www.duden.de/rechtschrei-

bung/Buecherregal

https://rahelviola.wordpress.com/uberblick-

lerntheorien/

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Newsletter–DieRechtederKinder

18

DieRechtederKinder

vonSandraPach

Die Kinderrechtskonvention hat

festgelegt, dass ein Kind seine

RechtemitderGeburterhält.Diese

RechtebelaufensichbiszurVollen-

dungdes18.Lebensjahres.

DieKinderbenötigendringendden

SchutzdurchdieRechtederGesell-

schaft.EinKindistklein,kannvie-

les auf Grund seiner Größe noch

nichtbedienenundkannvielesei-

ner Bedürfnisse nicht alleine stil-

len.EinKindkannsichgegenüber

Erwachsenen nur schwer wehren

undvertrautihnen.DieErwachse-

nen dienen oftmals als Vorbild-

funktion.ÜberdasKindwirdvieles

hinweg entschieden. Gesetze, die

denWillendesKindesmiteinbezie-

hen, entstehen immer mehr, aber

sindlängstnochnichtausreichend.

DasKindstehtinAbhängigkeitvon

seinen Bezugspersonen. Daher ist

einRegelwerksehrwichtig,umdas

Kind zu schützen, wenn der Er-

wachseneseineRollederMächtig-

keitmissbraucht.

Vor nicht einmal 400 Jahren galt

das Kind als kleiner Erwachsene.

Das Recht bzw. die Pflicht eine

Schule zu besuchen, gab es noch

nicht. Das Kind erlernte das, was

die Erwachsenen in seiner Umge-

bung ihn beibrachten. Die Schul-

pflichtwurde erstmit Beginn des

20. Jahrhunderts eingeführt. Die

UmsetzungdiesesGesetzeshatsich

jedochauchdannnochlangehinge-

zogen.BiszumheutigenStandhat

sichfürdieRechtederKindersehr

vielgetan,abersiesindauchheute

nochlängstausbaufähig.

InDeutschlandimGrundgesetzAr-

tikel 6 sind Gesetzte festgehalten,

die den grundsätzlichen Rahmen

der Familie abstecken. Über die

Fürsorge des Kindes wacht der

Staat.Eswirdhierjedochnichter-

wähnt,dassderWillendesKindes

selbstmiteinbezogenwird.

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Newsletter–DieRechtederKinder

19

Erst im Jahr 2000 verabschiedete

derBundestageinGesetz,wasent-

würdigende Erziehungsmaßnah-

menuntersagt.Zuvorwaresinvie-

lenFamilienüblich,dieKinderals

Erziehungsmaßnahme körperlich

zu züchtigen. Im Erwachsenen-

strafrechtkannbereitsschoneine

OhrfeigezurAnzeigeundsomitzur

Strafverfolgung führen.DiesesGe-

setz ist ein Meilenstein für die

RechtederKinder.DasProblemist

hierbei,dassdasGesetznichtprä-

zise genug dargestellt ist und Ge-

setzesverstöße diesbezüglich erst

geahndet werden, wenn bereits

mehrere Beweise gegen den Ver-

stoßvorliegen.DieserSachverhalt

bedeutet für viele Kinder auch

heuteimmernoch,dasseinelange

Zeit vergeht, in der sie entwürdi-

gende Dinge erfahren. Bis staatli-

che Institutionen reagieren, ist so

manchenKindschonsehrvielLeid

wiederfahren.DerKinder-undJu-

gendreport) der 2010 veröffent-

lichtwurde)gibtdazuan,dassun-

gefährjedesfünfteKindderbefrag-

ten Kinder in Deutschland immer

nochkörperlicheGewaltinderFa-

milie erfährt. Dieser Zustand be-

weist, dass die Rechte der Kinder

noch weiter ausbaufähig sind. So

ist doch imGrundgesetz Artikel 1

beschrieben, dass die Würde des

Menschen unantastbar ist. Die

Kindheit ist deine Entwicklungs-

phasedesMenschenundsomitist

dasKindimBegriffMenschmitein-

begriffen.

Kinder- und Jugendhilfegesetz

(KJHG) befasst sich präziser mit

denGesetzenfürundüberdieKin-

der.SoistdasderWilledesKindes

entwicklungsgemäß bei Entschei-

dungender Jugendhilfemiteinzu-

beziehen. In Trennungsfragen ist

es nicht mehr das alleinige Recht

derMutter, dasKind alsHaupter-

ziehungsberechtigte groß zu zie-

hen. Die Gesetze wurden diesbe-

züglichgelockertunddieMöglich-

keit,dassderVaterdasKindansich

nehmen kann, ist erheblich ange-

stiegen.

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Newsletter–DieRechtederKinder

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Zusammenfassend ist festzustel-

len,dassdieRechtederKinderim-

mermehrindenFokusdesInteres-

ses der allgemeinenÖffentlichkeit

gerückt ist. Das Bild des Kindes

wird als schutzbedürftig angese-

henundderWilledesKindeswird

zunehmend beachtet. Dem Kind

solltejedochvondenErwachsenen

nochmehr zugetrautwerden.Das

Kindweißintuitivoftmalsambes-

ten, was es benötigt. Zum Schutz

des Kindes und unter Beachtung

seiner Persönlichkeit, müssen die

Gesetze jedoch präziser gestaltet

undweiterausgebautwerden.

Quellen:

www.kinderrechte.de(Zugriffam26.06.2017)

Beiner, F. (2002). Das Recht des Kindes auf

AchtungFröhlichePädagogik.Gütersloh:Gü-

tersloherVerlagshausGmbH.

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Newsletter–DieDon-Bosco-Schule

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DieDon-Bosco-Schule

vonAnnaSchwienheer

„Fröhlichsein,

Gutestununddie

Spatzenpfeifen

lassen.“

DieserberühmteSatz stammtvon

Don Giovanni Bosco, dem Schutz-

patron der Jugend, und dient als

Leitbild für die katholische Don-

Bosco-Schule hier in Rostock. Die

Schulewurde1997nachlangjähri-

ger Zwangspause wiedereröffnet

und liegt nun in der Trägerschaft

derBernostiftung.

WerwarDonGiovanniBosco?

Am 16. August

1815 wurde Don

GiovanniBoscoin

Becchi bei Turin

(Italien)geboren.

Er stammte aus ärmlichen

Verhältnissen und musste in der

Landwirtschaft helfen, sodass er

erst mit neun Jahren bei einem

KaplanLesenundSchreibenlernte.

Mit15JahrenbesuchteDonBosco

das erstemal eine öffentliche

Schule. Während er zum

Gymnasium in Chieri ging,

gründete er den Club der

Fröhlichkeit. Sein Ziel war es,

seinen Glauben mit ansteckender

Freundezuleben.

Im Jahre 1835 trat er dem

Priesterseminarbei.Kurznachdem

er 1841 in Turin zum Priester

geweiht wurde, bekam er die

Aufgabe eines Seelsorgers für die

Jugend.Esstelltesichheraus,dass

dies keine einfache Aufgabe war.

Durch die industrielle Revolution

zogen tausende Familien in die

Großstädte und suchten dort

Arbeit und Wohnraum. Es gab

immermehrentwurzelteJugendli-

che,diekeineArbeitfandenundso

dem Teufelskreis aus Armut,

Einsamkeit, Hilflosigkeit und

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Newsletter–DieDon-Bosco-Schule

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Kriminalität verfielen. Durch das

unkonventionelle Auftreten Don

Boscos gewann er das Vertrauen

der Jugendlichen. Er konnte auf

einem Seil tanzen, führte Karten-

tricks vor, sang und spielte Geige

sowieKlavier.

Schritt für Schritt errichtete

Giovanni Bosco ein Erziehungs-

und Bildungszentrum namens

„Oratorium des Hl. Franz von

Sales“, welches später zu einer

Volks-, Latein- und Berufsschule

wurde. Das galt als eine kleine

Revolution, da das Schulleben bis

dato nur priviligierten Bürgern

vorbehaltenwar.

Nachdem 1845 in Turin eine

Jugendhaftanstalt gegründet

wurde, nahm sich Don Bosco der

Inhaftierten an. Auch hier fand er

schnellVertrauen.

ImAlter von 72 Jahren starbDon

Giovanni Bosco. Er wurde 1934

heilig gesprochen und Papst

JohannesPaul II nannte ihn einen

„Meister der Spiritualität für

Jugendliche.“SeinGeheimnisseies

gewesen, dass er „die tiefen

Sehnsüchteder Jugendlichennach

Leben, Liebe, innerer Weite,

Freude,FreiheitundZukunftnicht

enttäuschte.“ Dies ist einer der

Gründe warum die Don-Bosco-

Schule ihn als Vorbild für ihren

Schulunterrichtsieht.

ZurDon-Bosco-Schulegehörendie

Grundschule,dieRegionaleSchule,

das Gymnasium sowie ein

integrierter Hort. Des Weiteren

gibteseineangrenzendeKita.

Der Folgende Bericht beschäftigt

sich insbesondere mit der

Grundschule der Don-Bosco-

Schule.

WiesiehtdasUnterrichtskonzept

derDon-Bosco-Grundschuleaus?

Die Umsetzung des Bildungs- und

Erziehungsauftrags erfolgt in

AnlehnungandenMarchtalerPlan.

Dieser besteht aus vier Säulen,

deren Fundament das christliche

Menschenbildist.

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Newsletter–DieDon-Bosco-Schule

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DievierSäulensind

• derMorgenkreis,

• dasSelbstständigeLernen,

• derVernetzteUnterrichtund

• derFachunterricht.

Der Hort steuert drei weitere

Säulenbei:

• diebegleiteteMittagszeit,

• die aktiveFreizeitgestaltung

und

• offene und gebundene

Workshopangebote.

Wasbedeutendie

vierSchul-Säulenkonkret?

Der Morgenkreis eröffnet den

Schultag.ErdientzurPlanungdes

TagesundgibtihmStruktur.Jeden

Montaggibteseinengemeinsamen

Morgenkreis mit der ganzen

Schule. Das Zusammenfinden in

diesem Kreis ist eine

Ritualisierung, die den Kindern

vermittelnsoll,dass jedereinTeil

der Gemeinschaft ist, aus der

keiner ausgeschlossen wird. Ein

Abschlusskreis am Ende des

Unterrichtstages dient zur

Reflexion mit der Fragestellung:

„Washabeichheutegelernt?“

Beim selbstständigen Lernen steht

die Individualität des Kindes im

Mittelpunkt. Die Arbeitsthemen,

Arbeits-undZeitplanungsowiedie

WahldesPartnersunddesArbeits-

platzessindfreiwählbar.Aufdiese

Weise soll das individuelle Arbei-

ten,dasÜberunddasWiederholen

vonAufgabengeschultwerden.Die

Schüler und Schülerinnen lernen

Verantwortung für ihr eigenes

Handelnzuübernehmen.

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Newsletter–DieDon-Bosco-Schule

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Fachwissen und Unterrichtsin-

halte,dienichtsinnvollimvernet-

zenUnterrichteingebettetwerden

können,werdenimFachunterricht

vermittelt. Hierzu gehören die

Unterrichtsfächer Sport, Musik,

EnglischundWerken.Indenersten

beiden Schuljahren haben die SuS

katholischen Religionsunterricht.

Ab der dritten Klasse wird dieser

nach Möglichkeit nach

Konfessionengetrennt.

GibtesNoten?

Im Gegensatz zu den meisten

staatlichen Schulen gibt es an der

Don-Bosco-Schule in den ersten

vierSchuljahrenkeineZensierung.

Eswirdhingegeneineindividuelle

Rückmeldung gegeben, die aus

zweibisdreiElternsprechtagenim

Schuljahr sowie einem nach

Kompetenzen gegliederten

Zeugnisbesteht.

WiesiehtderSchulalltagaus?

DerFrühhortbeginntum7.00Uhr,

ab7.30UhrfolgtderoffeneBeginn

desSchultages imKlassenzimmer.

Der Unterrichtstag lässt sich in

zwei große Lernzeiten einteilen:

8.00-10.30 Uhr und 11.00-13.45

Uhr.ZwischendenbeidenLernzei-

tengibteseinegroßeHofpause.Da

es nur eine offizielle Pause gibt,

kann der Unterricht frei gestaltet

werdenundistankeinen45-Minu-

ten-Rhythmusgebunden.Diesbie-

teteinerseitsdieMöglichkeit,anei-

nem Thema weiter zu arbeiten,

wenndie SuS geradekonzentriert

sind,undandererseitszehnMinu-

teneheraufhörenzukönnen,falls

dieAufmerksamkeiterschöpftist.

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Newsletter–DieDon-Bosco-Schule

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Jede Klasse hat vier zusätzliche

Wochenstunden.Fürdieersteund

zweiteKlasseendetderUnterricht

bereitsum13.00Uhr.DerHortist

anschließend bis 17.00 Uhr geöff-

net. An der Grundschule gibt es

acht Klassen mit insgesamt 202

Schülerinnen und Schülern sowie

16Lehrpersonen.Zudemwirddie

SchulevonvierSchulbegleitern,ei-

ner Sekretärin, einer Büroange-

stellten und regelmäßig auch von

Praktikanten unterstützt. Da die

Schule eng mit dem Hort zusam-

menarbeitet, gehören außerdem

elfErzieherinnenundErzieher,ein

FSJler/ eine FSJlerin sowie ein

Hausmeister und drei Hauswirt-

schaftskräftezumSchullebendazu.

JedeKlassehatnebenderKlassen-

lehrerineinenfestzugewieseneEr-

zieherinodereinenfestzugewiese-

nenErzieher, die zumTeilmit im

Unterrichtsgeschehen involviert

sind.

Quellen:

http://www.don-bosco-schule-

rostock.de/hro/Grundschule/Konzept/ (letz-

terZugriffam1.7.2017)

http://www.don-bosco-mondo.de/wer-wir-

sind/don-bosco-und-sein-werk/wer-war-don-

bosco/

(letzterZugriffam30.6.2017)

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Newsletter–ZukunftsvisioneneinermodernenmultikonzeptionellenSchule

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Zukunftsvisionen

einermodernen

multikonzeptionellenSchule

vonKathleenHolz

Systeme evidenzbasierter Steue-

rung des Schulsystems stellen ge-

genwärtigdasdominanteDenkmo-

dellderBildungspolitikund–admi-

nistration für die Erneuerung der

„Governance“, d.h. der Koordina-

tionundAbstimmungimSchulwe-

sen, in den entwickelten europäi-

schenLänderndar.Solche„Gover-

nance“-Modelle formulieren Er-

wartungen für die Leistungen des

Schulsystems und kommunizieren

sieentschiedeneralszuvor.Evalu-

ation und Rechenschaftslegung

werden als Schlüsselelemente für

die Sicherstellung qualitätsvoller

angebote gesehen. Evaluations-

maßnahmensollenEvidenzprodu-

zieren, ob die zuvor formulierten

„Erwartungen“ durch die prakti-

sche Arbeit der einzelnen Syste-

meinheiten erfüllt wurden. Diese

„Evidenz“sollnunSystementwick-

lung und –verbesserung stimulie-

ren und in die richtige Richtung

weisen. Akteure auf allen System-

ebenen –BildungspolitikerInnen,

dieVerwaltung,Schulleitung,Lehr-

personen, Lernende usw. – sollen

die Evaluationsinformationen ver-

wenden, um rationalere Entschei-

dungen in Hinblick auf ihre Bei-

träge zu den Systemleistungen zu

treffenundumihreSystemleistun-

genzuverbessern.EinigeLehrper-

sonenwärenbereitsichmitdenEr-

gebnissenvonLernstandserhebun-

genauseinanderzusetzenundKon-

sequenzen für den Unterricht zu

ziehen. Diese Ergebnisse, die den

Unterrichtsprozessenamnächsten

sind, sind bei den Lehrpersonen

schwierig umzusetzen. Die Frage,

die sich daraus ergibt, was kann

mantun,damitLehrpersonenjene

Einstellungen und Kompetenzen

erwerben, die sie in die Lage ver-

setzen, „evidenzbasierte Rückmel-

dungen“fürdieWeiterentwicklung

ihresUnterrichtsundvielleichtso-

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Newsletter–ZukunftsvisioneneinermodernenmultikonzeptionellenSchule

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garderSchulezuverwenden.Lehr-

personenscheineneherbereit,die

Rückmeldung aus externen Leis-

tungsprüfungen für Aufgaben der

Leistungsbeurteilung und Lerndi-

agnose zuverwenden, alsdidakti-

scheWeiterentwicklungausihnen

abzuleiten. Damit bleiben sie eng

an der „Testförmigkeit“ der ver-

wendeten Instrumente:Leistungs-

tests werden im Schulalltag für

Förder- und Selektionsdiagnose

eingesetzt. Die Ziele der Verände-

rungsollennichtmehrvomsubjek-

tivenMeinenundWollenderLehr-

personen einer Schule und den

Machtkonstellationen im Kolle-

giumabhängigsein,sondern„rati-

onaler“ von Soll-Ist-Vergleichen

vonZielenund tatsächlichenLeis-

tungen abgeleitet werden. Die

Lehrpersonen ihrer Identitätsent-

wicklung als „professionelle Lehr-

person“ braucht demnach eine

Community,dieindividuelleErfah-

rungen nachfragt und ihnen

dadurchersteineBedeutunginei-

nem größeren professionellen

Kontext gibt. Für die nachhaltige

Entwicklung von Neuerungen ist

ein produktives Zusammenspiel

vonMotivendes „Müssens“, „Wol-

lens“ und „Könnens“ nötig. Ler-

nende in den Prozess des „For-

schenden Lernens“ einzuführen,

um sie somit zu eigenständigem

FragenstellenundFindenvonAnt-

worten anzuregen. Nach Hubert

(2009. S.11) zeichnet sich for-

schendes Lernens „vor anderen

Lernformendadurchaus,dassdie

LernendendenProzesseinesFor-

schungsvorhabens, das auch auf

dieGewinnungvonauchfürDritte

interessantenErkenntnissegerich-

tetist,inseinenwesentlichenPha-

sen (mit-)gestalten, erfahren, re-

flektieren(Huber, 2009, S. 11) Im

Zentrumfüreinenhandlungskom-

petenten Unterricht im Sinne des

forschenden Lernens besteht die

AufgabederLehrperson(alsLern-

begleitung) darin, eine anregende

Lernkultur zu schaffen, eine ziel-

orientierteundgenaugeplante,auf

keinen Fall beliebige Lernumge-

bungzugestaltenunddasLernen

derSuSzubegleiten.

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Newsletter–ZukunftsvisioneneinermodernenmultikonzeptionellenSchule

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Esscheinttatsächlich,dassdiere-

aleund fiktiveAdministrationdes

LernensdurchdieSchulealsgesell-

schaftliche Institution und die

zwangsläufig damit verbundene

EntwicklungundPerfektionierung

einer auf Planung, Methode und

KontrollederLernprozesseausge-

richteten Schulpädagogik und Di-

daktikhatdiePerspektiveaufdas

Phänomen des menschlichen Ler-

nens nicht nur gefährlich verengt,

sondern den anthropologischen

SachverhaltgeradezuaufdenKopf

gestellt.Unterricht,derausschließ-

lichobjektiveLehrzieleandenSub-

jektenexekutiertundderenErfül-

lung zumessen versucht,wird si-

cherlich als ich-fremdes und ich-

feindlichesSystemempfunden,als

rein formalesKontrollgebilde,wie

die Soziologen es ausdrücken.Die

Schulpädagogik und Didaktik ver-

fügenneuerdingsübereinweitge-

fächertes Instrumentarium fürdie

Objektivierung der Lernprozesse,

allerdings vorwiegend in der Ge-

stalt von Handlungsbegriffen des

Lehrens. Aber ein zureichendes

Konzeptüberdieindividuierenden

Folgen des Schulunterrichts, also

überWirkungsbegriffedesLehrens

undLernens liegtnicht vor.Es ist

deshalb klar, daß Lernen haupt-

sächlich von der Verwirklichung

vonLebenssinn, -zweck, vomAuf-

bauvonIdentitätabhängigistund

deshalb für die jungen Menschen

ausHoffnungsbildernihrerkünfti-

genExistenzundderdaraufgerich-

teten Ausbildung und Strukturie-

rungvonFähigkeitenundKönnen

lebt.Gleichwohlgibtes inderGe-

sellschaft zahlreiche Bemühungen

die Zukunftkrise aktiv und kon-

struktivaufzuarbeiten.AlsZeichen

dafürmögenstehen:DiehoheZahl

von Selbsthilfegruppen, von Bür-

gerinitiativen und Basisgruppie-

rungen;sieverdeutlichendieSuch-

richtung: Subsidiarität, Offenheit,

Solidarität, Empathiefähigkeit und

gemeinsameAktion.Nursoistdie

Zukunftskrise zu bewältigen und

ermöglicht neueZukunftssysteme,

die Menschenwürde und Mit-

menschlichkeit in der modernen

Gesellschaftzulassen.

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Newsletter–ZukunftsvisioneneinermodernenmultikonzeptionellenSchule

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An der Don-Bosco-Schule wird

auchpraktischinRichtungZukunft

gearbeitet, indem Schnuppertage

anderUniversitätRostockoderBe-

suche im Berufsinformationszent-

rumoder berufliche Frühorientie-

rungorganisiertwerden.

In unterschiedlichen Berufen, wie

z. B. Bäcker, Metallbauer, Kfz-Me-

chatroniker oder auch Sport- und

Fitnesskauffrau,warendie Jungen

und Mädchen unterwegs und ha-

bendabeiauchmalganzuntypisch

gewählt.DennjungeMännerinder

Friseurbrancheoder jungeFrauen

in einer Tischlerwerkstatt trifft

man im Alltag ja eher selten. Sie

konnten endlich mal Fähigkeiten

einbringen,dieimschulischenAll-

tagnichtsogefordertsindundne-

benbei auch erfahren, wie es sich

anfühlt,täglichzurArbeitzugehen.

Und die Erkenntnis bei den Schü-

lern? Die Zukunft muss nicht nur

schwarzoderweißsein.Jedochist

dieberuflicheZukunftderSchüler

in den letzten Tagen ein ganzes

Stück näher gerückt. Auch wenn

noch zwei Jahre Schule vor ihnen

stehen,istesgutzuwissen,inwel-

che Richtung es gehen kann, und

vielleicht auch noch einen Plan B

imHinterkopfzuhaben.

Quelle:

HerbertAltrichter,KatharinaSoukup-Altrich-ter;LastoderLust?ForschungundLehrer_in-nenbildung;Waxmann;Band1,S.55-87

http://www.don-bosco-schule-rostock.de/hro/Regionale_Gymnasium/Ar-chiv/2011_2012/110930_Beruforientie-rung.php,25.07.2017,12:27

Huber,L. (2009).Warum forschendes Lernen

nötig undmöglich ist. In L.Huber, J. Helmer

&F.Schneider(Hrsg.),ForschendesLernenim

Studium (S. 9-35). Bielefeld: Universitätsver-

lagWebler.