14
H ABARI Zeitung der Freunde der Serengeti Schweiz (FSS) • 21. Jahrgang Nr. 4/06 Fr. 5.– Das Geheimnis um den Rhinotod ist gelüftet Vom «Umlegen» einer Giraffe «Der Bundesrat opfert die Urvölker»

Habari 4-06

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Das Geheimnis um den Rhinotod ist gelüftet Vom «Umlegen» einer Giraffe «Der Bundesrat opfert die Urvölker» Zeitung der Freunde der Serengeti Schweiz (FSS) • 21. Jahrgang Nr. 4/06 Fr. 5.–

Citation preview

Page 1: Habari 4-06

HABARIZeitung der Freunde der Serengeti Schweiz (FSS) • 21. Jahrgang Nr. 4/06 Fr. 5.–

Das Geheimnis um den Rhinotod ist gelüftetVom «Umlegen» einer Giraffe

«Der Bundesrat opfert die Urvölker»

Page 2: Habari 4-06

2 HABARI 4/06

Habari-ImpressumAusgabe: 21. Jahrgang, Nr. 4/06, Dezember 2006Auflage: 3000 ExemplareHerausgeber: Verein Freunde der Serengeti Schweiz (FSS)FSS-Vorstand: Beni Arnet, Präsident; Bruno Karle, Kassier; Silvia Arnet, Sekretärin.Sekretariat FSS: Silvia Arnet, Postfach, CH-8952 Schlieren. Tel.: ++41 044 730 75 77,

Fax: …78, Web: www.serengeti.ch, E-Mail: [email protected], PC: 84-3006-4Redaktion: Ruedi Suter, Pressebüro MediaSpace, Postfach, CH-4012 Basel,

Tel.: 061 321 01 16, E-Mail: [email protected]; Monica BornerTitelbild: Geier im Anflug. Foto: Gian Schachenmann, ArushaLeserbriefe: Bitte an die Redaktion. Kürzungen vorbehaltenAnzeigen: Schellenberg Media, André Bolliger, Postfach 130, CH-8330 Pfäffikon ZH

Tel.: 044 953 11 80, Fax: 044 953 11 54, E-Mail: a.bolliger©schellenbergdruck.chWissenschaftlicher Beirat: Die Zoologen Monica Borner, Zürich, und

Dr. Christian R. Schmidt, Frankfurt am Main.Layout: provista – concept • prepress • publishing • design, Urs Widmer,

Lettenweg 118, CH-4123 Allschwil, Tel.: 061 485 90 70, E-Mail: [email protected]: Schellenberg Druck AG, CH-8330 Pfäffikon, Tel.: 044 953 11 80Habari-Abonnement im Mitgliederbeitrag inbegriffen. Der FSS ist ZEWO-Mitglied.Habari heisst «Nachricht» auf Kisuaheli. Es erscheint 4x im Jahr.

Ihr Mitwirken ist entscheidendWir geben es zu: Der Verein Freunde der Serengeti Schweiz tanzt auf zweiHochzeiten.Im ostafrikanischen Tansania pflegt er enge Kontakte zu den lokalen Be-hörden und Fachleuten, um die wirklichen Bedürfnisse in den National-pärken erfassen zu können – und dies möglichst ungefiltert und klar for-mulierbar. In unseren Mitgliedern, die in Tansania leben und wirken, ha-ben wir für das Sammeln dieser wichtigen Informationen eine äusserst

wertvolle Quelle. Dies befähigt den FSS, die ausgewählten Projekte effizient und zielgerich-tet durchzuführen. So haben sich die Freunde der Serengeti in Tansania über Jahre bei denAfrikanerinnen und Afrikanern einen hohen Grad an Akzeptanz und Vertrauen geschaffen.Dies wiederum öffnet uns so manche Bürotür, so manches Park-Gate.Und in der Schweiz? Da tanzen wir nach derselben Melodie. Wir setzen auf Vertrauen,Zuverlässigkeit und Transparenz, was sich jetzt auch in der Verleihung des ZEWO-Gütesie-gels an den FSS manifestiert. Es gibt keine Zweifel: Unsere Mitglieder sind motiviert. Undsie sind sehr hilfsbereit, wenn man sie um einen Gefallen zu Gunsten unserer gemeinsamenLieblinge bittet – der schützenswerten Wildtiere Tansanias.Hier kommt uns zugute, dass sich unser Berufsspektrum enorm weit spannt. Unser Know-how verteilt sich auf zahlreiche Berufe wie zum Beispiel Handwerker, Juristen, Kauf- undMedienleute, Zoologen, Techniker, Landwirte und Ärzte beider Geschlechter. Alle dieseunterschiedlichsten Charaktere sind als engagierte Reisende auch bereit, das Ihrige für unsereArbeit in Tansania beizutragen. Dafür sei wieder einmal allen herzlich gedankt!Die durch uns zusammengetragenen Beträge für die Mitgliedschaft reichen aber leider beiweitem nicht aus, alle Bedürfnisse unserer afrikanischen PartnerInnen zu decken. Wir bittenSie darum: Beteiligen Sie sich an unserer Weihnachtsspende unter dem Motto «Wasser fürunsere Wildhüterfamilien»! Motivieren Sie Ihre FreundInnen, Ihre Firma, Ihre Abteilung, esIhnen gleichzutun! Fordern Sie HABARIS und FSS-Flyers an, welche Sie Ihren Bekanntenund Kunden abgeben können! Nennen Sie uns Investoren mit Herz, Institutionen und Stif-tungen, die allenfalls bereit wären, uns in unserer unentgeltlichen Arbeit zu unterstützen –auf dass wir voller Elan und mit genügend Mitteln in das Jahr 2007 starten können!

Beni Arnet, Präsident FSS

Fot

o: R

uedi

Sut

er

Inhaltsverzeichnis

Qualitätsbeweis: Der FSS hat jetzt das ZEWO-Zertifikat 5

Rinderpest: Und plötzlich krepierten sie zu Millionen 6

Tiermedizin: «Giraffen sind eine echte Herausforderung» 8

Protest: «Der Bundesrat opfert die Urvölker» 10

Weihnachtsspende: FSS im Kampf gegen den Durst der Ranger 13

Editorial

VON PETE MORKEL *

Januar 2001: Im Ngorongoro-Krater ster-ben überraschend die zwei NashornküheMaggie und Bahati. Bis kurz vor ihrem Todzeigen beide keinerlei Symptome, erst un-mittelbar bevor sie sterben, erscheinen siesehr geschwächt und müssen sich oft hinle-gen. Ein rätselhafter Tod. Als wir die Nas-hörner post mortem untersuchen, sind sie

Foto

: Arn

et

Spitzmaulnashorn im Ngorongoro-Krater in der Regenzeit.

* Der südafrikanische Tierarzt Dr. Pete Mor-kel ist Projektleiter der Zoologischen Gesell-schaft Frankfurt am Ngorongoro-Krater undverantwortlich für alle Nashornprojekte. Er hatauch den Transfer des vom FSS geretteten Nas-hornbullen Richi nach Südafrika überwacht.

Page 3: Habari 4-06

HABARI 4/06 3

N G O R O N G O R O

Nashornsterben:Das Geheimnis ist gelüftet

augenscheinlich in guter Verfassung, was ihrAbleben nur noch unerklärlicher macht. Beigenauerem Hinsehen jedoch diagnostizierenwir Gelbsucht, blutigen Urin und eine hä-molytische Anämie, was bedeutet: Die ro-ten Blutkörperchen hatten sich zunehmendaufgelöst.

Ausserdem sind der Darminhalt und derKot eine Spur dunkler als normal. Und un-ter dem Mikroskop sind in Blut-, Hirn- undMilzausstrichen viele kleine Einzeller, dieErreger von Babesiose, zu sehen. Die an-schliessende molekularbiologische Untersu-chung zeigt, dass unsere Nashorndamen tat-sächlich an Babesiose gestorben sind – undzwar an zwei neuen Arten des Einzellers:Babesia bicornis und Theileria bicornis.

Zecken, Stressund Siechtum

Babesiose erregende Einzeller wurden erst-mals vor 40 Jahren bei kenianischen Spitz-maulnashörnern nachgewiesen, seitherwurden jedoch verhältnismässig wenigeFälle von Erkrankungen beschrieben.Wahrscheinlich gehen aber einige Todesfäl-le von Nashörnern auf Babesias Rechnung,ohne dass es bemerkt worden wäre. War-um die Krankheit, die von Zecken über-tragen wird und meist unbemerkt verläuft,für unsere Nashörner plötzlich tödlich en-dete, fanden wir erst heraus, als wir uns dieökologischen Zusammenhänge im Kraternäher betrachteten. Typischerweise rafft

Es war eine Tragödie: Viele der sorgsam gehütetenNashörner im tansanischen Ngorongoro-Krater starben 2001unter mysteriösen Umständen. Heute weiss man warum.

Babesia Tiere dahin, die unter starkemStress stehen.

Durch den fast vollständigen Ausfall derbeiden Regenzeiten kam es 1999/2000 beiuns zu einer der schlimmsten Dürreperiodender Geschichte, die viele Tiere im Krater dasLeben kostete, insbesondere Büffel, aberauch Gnus, Zebras, Nilpferde und Elefan-ten. Hinzu kam, dass sich durch das El-Niño-Phänomen drei Jahre zuvor Unmen-gen an braunen Zecken im Krater entwickelthatten und nun die Tiere befielen. Diesebeiden Faktoren, die Dürre und die hoheAnzahl an Zecken, waren offenbar dieStressfaktoren, die den Ausbruch und denschweren Verlauf der Babesiose bei den Nas-hörnern im Krater begünstigten.

Page 4: Habari 4-06

4 HABARI 4/06

Problematische Pflanzen

Es galt zu handeln: Neun der im Krater ver-bliebenen Nashörner wurden mit Hilfe ei-nes Narkosegewehres geimpft. So wurdenmöglicherweise infizierte Tiere behandeltund bei den übrigen für eine gewisse ZeitVorsorge getroffen. Und als uns klar wur-de, dass ökologische Probleme im Krater dieStressfaktoren erhöhten, ergriffen wir sofortmehrere Massnahmen, um den Zustand imKrater zu verbessern: Es wurde kontrolliertFeuer gelegt, um zum einen die Zeckenzahlzu reduzieren und zum anderen die Gras-qualität wieder zu verbessern. Auch die Be-kämpfung bzw. Kontrolle von invasivenPflanzen zeigte Erfolge.

Zwei problematische Pflanzenarten wer-den nun während der Regenzeit regelmäs-sig mit Traktoren gemäht. Durch dieseMassnahmen wird der Krater hoffentlichwieder attraktiver für die Liebhaber vonkurzem Gras, beispielsweise die Gnus. Es istuns ausserdem gelungen, den Gorigor-Sumpf wieder herzustellen. Dieser war fastkomplett ausgetrocknet, da während der El-Niño-Niederschläge Abflussgräben gezogenworden waren, um die Touristenstrassen zuerhalten. Der Sumpf ist aber ein sehr wich-tiger Teil des Ökosystems und stellt wäh-rend der Trockenzeit für viele Tierarten im

Krater eine reich gedeckte Tafel dar. Seit denErfahrungen aus dem Jahr 2001 sind dieRanger zudem unerbittlich geworden, wasdie Störung der Nashörner anbelangt. Eini-ge Strassen, vor allem die durch den Lerai-Wald, wohin sich die Nashörner gerne zu-rückziehen, wurden für Kraterbesucher be-reits geschlossen.

Verbesserungen nötig

Klar ist: Solange es Nashörner im Krater gibt,wird es dort auch Babesiose geben. Wahr-scheinlich gibt es sie seit jeher, und bei dernächsten Dürreperiode werden mit Sicher-heit auch wieder Tiere erkranken. Deswe-gen müssen wir die Nashörner immer gutbeobachten, ganz besonders während derTrockenphasen. Und wenn man doch einNashorn mit Symptomen entdeckt, ist eswichtig, das Tier möglichst nicht aufzure-gen, da Babesiose durch die Zerstörung derroten Blutkörperchen die Sauerstoffmengeim Blut stark verringert und es so zu einerUnterversorgung mit Sauerstoff und zu Herz-versagen kommen kann. Es ist wichtig, dasswir weiterhin den ökologischen Zustand imKrater verbessern und den Nashörnern sowenig Stress wie nur möglich zumuten.

Mittlerweile haben sich die Nashörnerim Krater dank intensiver Betreuung und vor

allem durch die Reduzierung der Störungen,etwa durch zu dicht heranfahrende Touri-stenautos, gut von der Katastrophe des Jah-res 2001 erholt. Erst kürzlich wurde wiederein Jungtier geboren. Insgesamt leben nunwieder an die zwei Dutzend Nashörner imNgorongoro-Krater. Und diese stehen selbst-verständlich rund um die Uhr unter Beob-achtung durch die Park-Ranger.

Fot

o: R

uedi

Sut

er

Nicht tot, aber faul:Touristenmagnet Nashörnerim Ngorongoro-Krater.

Tückische Einzeller

Babesiose ist eine von Einzellern (Babesia)übertragene Krankheit, die hauptsächlich beiGrosssäugern in wärmeren Gebieten der Erdevorkommt. Der Parasit wird durch Zeckenübertragen und greift die roten Blutkörper-chen an. Die meisten grossen Säugetiere inAfrika sind mit diesem Parasiten infiziert,meist ohne Symptome zu zeigen. Es kannjedoch in bestimmten Stresssituationen dazukommen, dass sich der Parasit rasant ver-mehrt und dann das typische Krankheitsbildauslöst: Schwächung, Kurzatmigkeit, bluti-gen Urin, Gelbsucht und Anämie. Dass Ba-besiose zum Tode führt, ist bei Wildtiereneher selten zu beobachten, stellt aber beiNutztieren ein doch recht weit verbreitetesProblem dar. pm

Page 5: Habari 4-06

HABARI 4/06 5

Sie ist prima, die Arbeit des Vereins derFreunde der Serengeti Schweiz. Etwas, andem der ehrenamtlich wirkende Vorstanddes FSS nie gezweifelt hatte. Aber das ge-nügt nicht mehr, in einer raffgierigen Weltvoller Abzocker und krummer Geschäftema-cher. Zudem sind Nabelschauen nicht un-bedingt objektiv, und so ist es hilfreich undnützlich, wenn einmal professionelle Begut-achter ein strenges Auge auf das werfen, wasOrganisationen wie der FSS versprechen undtatsächlich machen oder eben nicht machen.

Das ist nun geschehen: Der FSS liess sichunter die Lupe nehmen. Und zwar von denrespektierten Fachleuten der StiftungZEWO, der schweizerischen Fachstelle fürgemeinnützige und Spenden sammelndeOrganisationen. Ihr Zweck ist es, die Trans-parenz und Lauterkeit im SpendenmarktSchweiz zu fördern.

«Existenzielle Bedeutung»

Wer nach genauer Prüfung ihren Segen er-hält, darf sich im Himmel der Ehrlichen undAngesehenen ein Plätzchen suchen, darf dasmagische ZEWO-Gütesiegel benutzen, darfauf Rabatte und Sonderkonditionen bekann-ter Unternehmen und Institutionen bauenund auf das gefestigte Vertrauen von Spon-soren und Spendern zählen. Kurzum, ein FSSmit dem rot umkreisten Gütesiegel ver-spricht nun auch offiziell, was ein FSS ohnedieses Siegel bislang einzuhalten versuchthat: Korrektheit, Transparenz und Verhält-nismässigkeit – Qualitäten, die nun auch diePrüfer bestätigen konnten, nachdem vomVorstand noch ein paar kleinere Verfahrens-anpassungen umgesetzt worden waren.

«Gute Nachrichten: Seit heute Morgenhaben wir das ZEWO-Zertifikat in denHänden», meldete FSS-Präsident Beni Ar-net am 24. Oktober den Vorstandsmitglie-dern erfreut. Und an der Herbstversamm-lung in Zürich konnte er die gute Kunde denVersammelten überbringen (Bild). Das seifür den Verein, so der Präsident, ein «Schrittvon existenzieller Bedeutung», eröffnen sich

doch jetzt neue Perspektiven und Wege zurGeldmittelbeschaffung – etwa beim Lotte-riefonds oder bei der Direktion für Entwick-lung und Zusammenarbeit (Deza). Aberauch bei allen Frauen und Männern, denender FSS noch kein Begriff ist und die miteinem guten Gefühl einen Batzen in denSchutz der ostafrikanischen Fauna investie-ren möchten.

Freude für Steuerzahler

Und übrigens: Spenden an Hilfswerke mitZEWO-Gütesiegel können sowohl bei derdirekten Bundessteuer als auch bei den Kan-tons- und Gemeindesteuern in Abzug ge-bracht werden.• Zulässige Abzüge bei der direkten Bun-

dessteuer: Alle natürlichen Personenkönnen freiwillige Geldleistungen an ge-meinnützige Organisationen mit Sitz inder Schweiz steuerlich in Abzug bringen.Die Zuwendung muss im Steuerjahr je-

Z E R T I F I K A T

FSS mitZEWO-Zertifikat!

Jetzt gehört auch der FSS zu den hehren Mitgliedern derStiftung ZEWO. Das bedeutet: Vorteile, Vorteile, Vorteile.

doch mindestens 100 Franken betragen.Ab dem Steuerjahr 2006 können neumaximal 20 Prozent vom Reineinkom-men abgezogen werden. – Dieselbe Re-gelung gilt für juristische Personen. Ein-schränkungen: Nicht abzugsfähig sindstatutarisch geschuldete Mitgliederbei-träge.

• Zulässige Abzüge bei den Kantons- undGemeindesteuern: Spenden an gemein-nützige Organisationen können bis zueiner von den Kantonen festgelegten Li-mite von den Steuern abgezogen werden.In den Kantonen Zürich und Aargaubeispielsweise können bis zu 20 Prozentdes Reineinkommens abgezogen wer-den, sofern die Zuwendungen insgesamtmindestens 100 Franken pro Jahr betra-gen. In den meisten anderen Kantonengilt: bis zu 10 Prozent des Reineinkom-mens. Die kantonalen Steuerbehördengeben gerne Auskunft.WICHTIG: In den Kantonen Zürich undAargau sind sowohl Spenden und Lega-te als auch reguläre Mitgliederbeiträgeabzugsfähig! Grundsätzlich müssen dieZuwendungen in allen Kantonen belegtwerden – was sich auch lohnt.

Fot

o: R

uedi

Sut

er

FSS-PräsidentBeni Arnet freut sich

am Vertrauensbeweis.

Page 6: Habari 4-06

6 HABARI 4/06

W I L D T I E R K R A N K H E I T E N

Und plötzlich krepiertensie zu Millionen

Es war ein verheerender Import: 1880 schleppten Europäerdie Rinderpest in Afrika ein. Diese kostete Millionen Tierendas Leben. Allein in der Serengeti starben über eine MillionGnus an der Virus-Seuche. Eine Katastrophe, der man heutevorzubeugen versucht.

VON TITUS MLENGEYA*

Bis zu zwei Millionen Gnus dürften einst diegrossen Herden in der Serengeti umfasst ha-ben. Doch beim Wechsel vom 19. zum 20.Jahrhundert war dieser riesige Bestand aufeinen kläglichen Rest zusammengeschmolzen.

Der Grund hiess Rinderpest. Die Her-den der im selben Gebiet lebenden Noma-

den litten ständig mehr oder weniger unterdieser rasch ansteckenden Seuche, und soschwappten die Krankheitswellen auch im-mer wieder in die Gnuherden hinein. Da vorallem die Jungtiere erkrankten und starben,konnte sich der Gnubestand nicht mehr er-holen – es überlebten nur noch zwischen200000 und 300000 Tiere.

Vorsorge mit Impfungen

Auf diesem Stand fanden Bernhard und Mi-chael Grzimek die Gnubestände noch Endeder 1950er-Jahre vor, als sie mit ihren Tier-

zählungen und Migrationsstudien begannen.Zur gleichen Zeit starteten die Behörden eineafrikaweite Impfkampagne gegen die Rin-derpest (siehe Kasten). Der Erfolg war baldsichtbar.

Als die Rinderherden als ständige Quel-le der Neuinfektion ausgeschaltet waren,begann auch die Gnupopulation der Seren-geti wieder kontinuierlich zu wachsen – biszu ihrem heutigen Stand von rund 1,2 Mil-lionen Tieren. Auf diesem Niveau hat siesich, reguliert durch die in der Trockenzeitzur Verfügung stehenden Futtermengen, ein-gependelt.

* Dr. Titus Mlengeya ist der leitende Veterinärdes Serengeti-Nationalparks. Er wuchs in einemDorf am Rande der Serengeti auf.

Page 7: Habari 4-06

HABARI 4/06 7

Ganz Afrika verseucht

Die Rinderpest ist eine tödliche Viruser-krankung, die alle Paarhufer befallen kann.In Afrika, genauer gesagt in Äthiopien, kamdieses Virus 1880 an – eingeschleppt voneiner italienischen Expedition. Ende des 19.Jahrhunderts breitete sich die Krankheitschliesslich wie ein Lauffeuer über den gan-zen Kontinent aus, vom Horn von Afrikabis runter zum Kap, und tötete massenwei-se Vieh und Wildtiere.

Der Tod ihrer Kühe und gleichzeitig derwilden Wiederkäuer bescherte den Bauern

Afrikas eine schreckliche Hungersnot, dieauch unzähligen Menschen das Leben kos-tete.

Überlebende sind immun

Ganze Landstriche wurden leergefegt vonWildtieren, Menschen und deren Vieh. Mitder Zeit jedoch konnten sich einige der über-lebenden Tiere erholen. Ihre geschrumpftenBestände waren ausserdem nicht mehr ganzso anfällig für weitere Krankheitswellen, dasich die Rinderpest nur in grossen Herdenhalten kann.

Tiere, welche die Krankheit überleben,sind zudem ihr Leben lang immun. Das be-deutete allerdings auch: Der Erreger war inden Herden immer präsent, und Jungtiereohne ausreichende Immunität wurden be-vorzugt Opfer der Krankheit.

Krankheitstransferausschalten

Heute wandern rund 1,2 bis 1,3 MillionenGnus durch die Savannen des Serengeti-Ökosystems. Dank der Ausrottung der Rin-derpest ist die endlose Wanderung der ge-waltigen Gnuherden heute wieder zu einemeinmaligen Schauspiel geworden, das dieMenschen immer wieder staunen lässt.

Unsere Aufgabe ist es, Krankheiten oderauch andere Störungen zu verhindern, diediese spektakuläre Gnuwanderung in ir-gendeiner Form beeinträchtigen könnten –vor allem den Krankheitstransfer zwischenHaustieren und Wildtieren. Das aber ist kei-ne leichte Aufgabe für unser kleines Teamder Serengeti-Tierärzte.

Rinderpest:Die Schreckensvision vom

letzten Gnu erfüllte sich nicht.

VerheerendeRinderpest

Die Rinderpest gilt alsdie schlimmste Rinder-seuche. Sie ist hochin-fektiös und für Rinderund Büffel meist töd-lich. Heute kommt sievor allem in Ostafrikaund Asien vor. Men-schen kann die Rinder-

pest direkt nichts anhaben. Aber in Gebie-ten, wo Nomaden von der Rinderhaltung le-ben, führt die Seuche auch zu Hungersnö-ten mit oft einschneidenden ökonomischenund politischen Folgen. Der Epidemie von1890 sollen in Afrika gegen 90 Prozent allerRinderbestände zum Opfer gefallen sein. Inden 1980er-Jahren wütete die Rinderpestauch im Sahel. Ihr Erreger ist ein Virus (Mor-billivirus [Bild]), das zur selben Gattung wiedas Staupe- und Masernvirus gehört. Über-tragen wird das Morbillivirus vor allem durchdirekten Kontakt, infiziertes Wasser undTröpfcheninfektion. So können auch wildeWiederkäuer wie Gnus und Büffel angestecktwerden. Die angesteckten Tiere leiden unterhohem Fieber und Ausfluss aus Augen, Naseund Maul. Sie fressen nichts mehr, werdenapathisch und bekommen blutigen Durch-fall mit Schleimhautfetzen. Nach rund einerWoche werden die Tiere vom Tod erlöst. Vorder Rinderpest geschützt sind einzig jeneWiederkäuer, die geimpft wurden oder eineImmunität entwickeln konnten. fss

Morbillivirus

Foto

: Gia

n Sc

hach

enm

ann

Page 8: Habari 4-06

8 HABARI 4/06

CS: Die Serengeti ist ja eigentlich ein «un-gestörtes Paradies» – ein intaktes Naturge-biet. Warum braucht der Nationalpark Tier-ärzte?Titus Mlengeya: Da haben Sie Recht – dieSerengeti selbst ist mehr oder weniger in-takt. Aber drum herum passiert viel, und dasbeeinflusst auch den Park. Wie überall le-ben immer mehr Menschen um den Parkherum. Landwirtschaft, Viehhaltung, Sied-lungen bis direkt an die Parkgrenzen – alldas beeinflusst den Park. Je intensiver derKontakt zwischen Haustieren und Wildtie-ren an diesen Grenzen wird, desto höher istdas Risiko für Krankheitsübertragungen.Nicht nur für Tiere, sondern auch für Men-schen. Daher wurde unsere Veterinärabtei-lung eingerichtet. Die Zoologische Gesell-schaft Frankfurt hat sie aufgebaut, und nunhat die Nationalparkbehörde TANAPA sieübernommen.

CS: Greifen die Veterinäre ein, wenn sichein Tier verletzt?Mlengeya: Unsere Politik ist es, den mensch-lichen Einfluss auf den Park und seine Tierezu minimieren und die Dynamik des Öko-systems nicht zu beeinträchtigen. Das heisst,wir entfernen zwar täglich Schlingen vonWilderern bei allen möglichen Tieren vomWarzenschwein bis zur Hyäne, aber an-sonsten beschränken sich unsere Eingriffeauf die Gebiete ausserhalb des Parks.

CS: Wie sieht es mit den Wildtierkrankhei-ten aus – ist das ein Problem im Park?Mlengeya : In den letzten Jahren habenKrankheiten die Wilderei von Platz eins derTodesursachen verdrängt. 1994 beispiels-weise gab es ein Massensterben von Löwendurch eine Staupe-Infektion. Ein Drittel derLöwen in der Serengeti – rund 1000 Tiere –starben, und die Krankheit ging dann aufSchakale und Hyänen über. Die Wildhundewaren aufgrund einer Tollwut- plus mögli-cherweise einer Staupe-Infektion mehr alszehn Jahre lang aus dem Serengeti-Ökosys-tem verschwunden. Die Maul- und Klauen-seuche setzte den Gnus 1997 zu, und ein Jahrspäter starben mehr als 1000 Impalas in dersüdlichen Serengeti durch eine Anthrax-Infektion.

CS: Also durch Milzbrand?Mlengeya : Genau. Und im Jahr 2000schliesslich hatten wir eine erschreckendeZahl von Todesfällen im Ngorongoro-Kra-ter! Mehr als 800 Büffel starben, und diewenigen, übrig gebliebenen Nashörner imKrater wurden ebenfalls stark in Mitleiden-schaft gezogen. Ich könnte jetzt endlos wei-termachen, aber was ich vor allem sagenwill: Krankheiten sind in der Tat ein echtesProblem, in der Serengeti wie auch in denanderen Parks.

CS: Titus Mlengeya, schildern Sie uns dochbitte kurz den Alltag eines Serengeti-Tier-arztes: Wie sieht der aus?Mlengeya: Oh, da gibt es viele verschiedeneAufgaben! Schwerpunkt ist jedoch in der Tatdie Krankheitsüberwachung. Das heisst: Wirpacken das Fernglas und das Narkosege-wehr, fahren ins Gelände hinaus und schau-en uns die Tierherden an. Oder wir bekom-men von Rangern, Wissenschaftlern oderauch Touristen über Funk konkrete Hin-weise auf kranke Tiere und wo sie zu fin-den sind. Wichtig ist auch die so genanntePostmortem Untersuchung an Kadavern. Danehmen wir zum Beispiel Gewebeprobenund untersuchen sie im Labor.

CS: Wie die Rinderpest drastisch zeigte,können tödliche Krankheiten auch von aus-serhalb eingeschleust werden. Was unter-nimmt Ihr Team dagegen?Mlengeya: Selbstverständlich stehen wirauch mit den Veterinären in den umliegen-den Dörfern in regem Austausch. Ihre In-formationen sind für uns ein wichtiges Früh-warnsystem. In den Dörfern führen wir zu-dem regelmässig Impfkampagnen durch.Damit wollen wir verhindern, dass Krank-heiten von den Haustieren auf die Wildtiereübertragen werden und so in den Park ein-dringen.

CS: Welches Tier ist für Sie die grösste Her-ausforderung?Mlengeya: Die meisten Leute denken, Lö-wen wären das Schwierigste. Aber Löwensind einfach zu behandeln. Wenn man sierichtig angeht und die Narkose gut macht,ist ein Löwe problemlos. Nein, da denke ichan einen ganz anderen Patienten. Dasschwierigste Tier ist für mich – die Giraffe!Sie zu behandeln, bedeutet eine echte Her-ausforderung. Denn wenn die Narkose ersteinmal sitzt, sind Giraffen in ihrem Verhal-ten absolut unkalkulierbar.

CS: Und wie äussert sich das?Mlengeya: Nun, manchmal fallen sie ein-fach sofort um. Manchmal aber laufen sieauch einfach wie in Trance weiter und knal-len mit Riesenschritten gegen die Bäume.Oder sie rennen unkontrolliert in uns rein,wenn wir nicht schnell aus dem Weg gehen.

«Giraffen sind eine echteHerausforderung»

Die Krankheiten der Tiere werden im Wildparadies Seren-geti genau beobachtet – von einer kleinen Tierarzttruppe,die bei Bedarf auch Hand anlegt. Was passiert, wenn eineGiraffe «umgelegt» werden muss, schildert Serengeti-Chef-Veterinär Titus Mlengeya* in einem Gespräch mit ChristianeSchelten von der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt.

T I E R M E D I Z I N

Der Giraffenhals ist einbevorzugter Kletterplatz

für hungrige Madenhacker.

Foto

: Rue

di S

uter

Page 9: Habari 4-06

HABARI 4/06 9

und zwar auf beiden Seiten – über die Bühnegeht.

CS: Ein abenteuerlicher Job, den Sie dahaben.Mlengeya: Na ja, wenn man ein Tier fängtund körperlich im Einsatz ist, kommt mansich schon manchmal wie ein Cowboy vor.Aber das täuscht. Der grösste Teil meinerArbeit ist harte Wissenschaft: Wir versuchenzu verstehen, was im Serengeti-Nationalparkpassiert, wir versuchen herauszufinden, wiedie Tiere und ihre Umwelt miteinander inWechselwirkung stehen. Und dann alle die-se Konferenzen und der ganze Papierkram!Das alles ist – glauben Sie mir – nicht wirk-lich abenteuerlich.

In solchen Situationen muss man fix und ent-schlossen zupacken. Wir versuchen dann, siemit einem Seil auf den Boden zu bringen,was oft unsere ganze Kraft erfordert.

CS: Das klingt gefährlich, auch für dieDoktoren!Mlengeya: Allerdings! Ich kann Ihnen ver-sichern: Eine Giraffe umzulegen, die drei bisvier Mal so gross und zehn Mal so schwerist wie du selbst, das ist kein Kinderspiel.Nicht viele in unserem Team haben denSchneid, eine Twiga umzulegen. Aber auchnachher wird’s nicht viel einfacher. Dennliegt sie schliesslich narkotisiert am Boden,kann es bei Giraffen leicht zu Atemproble-men kommen. Deshalb müssen wir ihr, so-bald sie liegt, das Gegenmittel spritzen.Dann versuchen wir sie festzuhalten, indemwir ihr Kopf und Hals auf den Boden drü-cken. All das ist ein ganz schöner Stress –und zwar für uns und die Giraffe! Denn sieist wach und wird nur mit einem Tuch überden Augen beruhigt. Ich bin jedes Mal heil-froh, wenn so ein Manöver ohne Schaden –

«Operation Heikel»:Eine Giraffe hinzulegen,braucht viel Fingerspitzengefühl.

Trio Langhalsmit Überblick.

* Dr. Titus Mlengeya ist der leitende Veteri-när des Serengeti-Nationalparks. Er wuchs ineinem Dorf am Rande der Serengeti auf.

(Das Interview erschien im Magazin «Gorilla»der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt.)

HABARI 4/06 9

Foto

: Rue

di S

uter

Foto

: ZG

F

Foto

: ZG

F

Page 10: Habari 4-06

10 HABARI 4/06

FORSCHUNG

Überall Sahara-StaubMAINZ. – Afrikareisende wissen es: In der Luftfliegt Staub mit, oft sehr viel Staub. Fragt sichnur, wie sich der Staub in der Atmosphäre aufdie Klimaveränderung auswirkt. In Südmarok-ko, am Rande der Sahara, versuchte darum eine40-köpfige Forschergruppe herauszufinden,wie es in der Luft um die Zusammensetzungund die Verteilung von Sand- und Staubteil-chen steht. «Bisher ist unbekannt, wie sich dieeineinhalb Milliarden Tonnen von Staub undSand auswirken, die jährlich von den Wüstender Erde in die Atmosphäre gelangen – ob siezum Temperaturanstieg auf unserem Planetenbeitragen oder ihm entgegenwirken», begrün-dete der deutsche Wissenschaftler LotharSchütz vom Institut für Physik der Atmosphärean der Universität Mainz den Wüsteneinsatz ge-genüber der Nachrichtenagentur pressetext.Dessen Ziel sei, meteorologische Situationenmit wenig Staub und solche mit Staubstürmenmesstechnisch zu erfassen. Das Forscherteamhatte Messcontainer im Atlas-Gebirge auf knapp4000 Meter Höhe aufgestellt. Jetzt werden dieDaten und gesammelten Proben ausgewertet.Dann hoffen die Experten, mehr über die Strah-lungswirkung von Staub und Sand und viel-leicht auch etwas über ihren Einfluss auf un-ser Klima sagen zu können.Verblüffend: Sahara-Staub wird bis zu 5000Meter hoch in die Atmosphäre getragen undzieht über den Atlantik bis in die Karibik undan den Amazonas. Dabei erreichen die Staub-wolken gigantische Ausmasse – bis zu einerhalben Million Quadratkilometer. Die Fragesei, welchen Einfluss dieser Transport vonStaub auf die Strahlungsbilanz in der Atmo-sphäre habe, da der Staub auch Träger undDeponieflächen von Gasen sei, erinnern dieWissenschaftler. Es könne sein, dass in dieserHöhe Prozesse stattfinden, die dem Tempe-raturanstieg entgegenwirken. Insgesamt ge-langen jährlich rund fünf Milliarden TonnenStaubteilchen oder Aerosolpartikel in die At-mosphäre. Der Grossteil davon stamme ausnatürlichen Quellen, ein Teil davon ist vonMenschen verursacht. 60 Prozent der 1,5Milliarden Tonnen Staub stammten aus demWüstenkomplex der Sahara. «Während der an-haltenden Dürreperiode in der Sahelzone derletzten Jahrzehnte wurde die weltweite Staub-produktion möglicherweise um ein Drittel er-

B U S C H T R O M M E L

höht, ohne dass dies in den bisherigen Ab-schätzungen zur Klimaveränderung berück-sichtigt wurde», sagen die Staubforscher. Spä-ter wollen sie den Staubwolken mit Flugzeu-gen nachfliegen – um zu sehen, wohin sichdiese Massen verschieben. pte/s

BESTÄNDE

Virunga-Flusspferdemassakriert

KINSHASA. – Die Ranger und Wildtiere des Vi-runga-Nationalparks in der Demokratischen Re-publik Kongo (DRC) werden zunehmend Op-fer massiver Gewalt und Wilderei: Ranger ster-ben, und einigen Tierarten droht die Ausrot-tung. So sollen wöchentlichdurchschnittlich 150 Flusspfer-de abgeschlachtet werden. Lauteiner neuen Zählung der Zoo-logischen Gesellschaft Frankfurt(ZGF) sollen inzwischen 98 Pro-zent der Flusspferde im Parkumgebracht worden sein.Der Park liegt im Osten vonKongo-Kinshasa. Er ist auchUNESCO-Weltnaturerbe undHeimat der seltenen Berggoril-las (vgl. HABARI 3/06, Seiten3-6). Die ZGF führte am 23.Oktober mit Unterstützung desUS Fish and Wildlife Service dieZählung der Flusspferde aus derLuft durch. Das Resultat bestä-tigte, was die seit längerem anhaltende Wil-derei befürchten liess: «Nur noch 629 Fluss-pferde sind übrig von einem Bestand, derAnfang der 70er-Jahre bei rund 30000 lag»,stellen Forscher fest. Dies entspreche einemBestandsrückgang von 98 Prozent. Allein inden ersten beiden Oktoberwochen hättenWilderer «mehr als 400 Flusspferde» umge-bracht.Grund für das massive Töten von Flusspfer-den und auch Elefanten sei das Elfenbein derTiere. Genau wie Elefantenstosszähne erzie-len die Hauer der Flusspferde hohe Preise aufdem Elfenbeinmarkt. «Das Elfenbein wird ausden Camps der Rebellen und Milizen wahr-scheinlich über Uganda und den Sudan aufden internationalen Schwarzmarkt gebracht»,erläutert ZGF-Projektleiter Robert Muir in Vi-runga. Die unübersichtliche Lage in der De-mokratischen Republik Kongo ausnutzend,hätten vor allem Mai-Mai-Rebellen, aber auchandere lokale militärische Gruppierungen be-gonnen, im grossen Stil im Park zu wildern.Seit September stünden nicht nur die Wild-tiere des Nationalparks unter Beschuss, son-dern auch die Ranger der kongolesischen Park-behörde ICCN (Institut Congolais pour la Con-servation de la Nature): «In letzter Zeit gabes wiederholt Überfälle auf Rangerposten undPatrouillen, die mehrere Tote und Verletzteforderten.»

INDIGENE

«Bundesratopfert Urvölker»

BERN. – «Der Bundesrat lässt Indigene imStich», kritisieren die sich in der Schweiz fürindigene Völker einsetzenden Nichtregie-rungsorganisationen das Ergebnis der Bundes-ratssitzung vom 18. Oktober, bei der auch derBericht zur Situation der Fahrenden in derSchweiz verabschiedet wurde. Ein wichtigerTeil des Berichts behandelt die innenpoliti-schen Auswirkungen einer allfälligen Ratifizie-rung der Konvention 169 der InternationalenArbeitsorganisation (ILO), die – als Ausnah-me – auch die Rechte der Urvölker themati-

siert. Nun aber rät der Bundesrat von einerÜbernahme dieses international bislang ein-zigen verbindlichen Rechtsinstruments zumSchutze von indigenen und tribalen Völkernab. Der verabschiedete Bericht, kritisiert dieNGO-Koalition Swisspro-ILO 169 (vgl. HABARI3/06, Seite 11), zeichne ein krass «übertrie-benes Bild» von dem, was der Schweiz nacheiner Ratifizierung der Konvention blühen soll:untragbare finanzielle und rechtliche Ver-pflichtungen. Mit der Abschreibung des Pos-tulats Nr. 99.3433 von Nationalrat Remo Gysin(BS) drohe die Diskussion um die Rechte derUrvölker im Schweizer Parlament «in weiteFerne zu rücken».Dies sei umso tragischer, als sich die Schweizmit dem Bericht über die Menschenrechtsaus-senpolitik für die Jahre 2003–2007 explizitauch für die Rechte der indigenen Völkereinzusetzen versprach. Zum Beispiel in derUNO oder der Entwicklungszusammenarbeit.Max Mader, Sprecher der NGO-Koalition,sagte gegenüber dem Schweizer Internetpor-tal OnlineReports.ch: «Ohne die Ratifizierungder ILO-Konvention 169 wird die Schweizweiterhin nicht fähig sein, gegenüber ande-ren Regierungen den notwendigen morali-schen und diplomatischen Einfluss zugunstender Rechte der indigenen und tribalen Völkerauszuüben: Das können wir nicht akzep-tieren.»

Hadzabe-Frauen in Tansania

Forschungsflug

Foto

: zvg

Foto

: Ber

ühm

t

Page 11: Habari 4-06

HABARI 4/06 11

� Neue Mitgliederbeiträge. Obwohl es denFSS-Mitgliedern weh tut, wurden an der FSS-Herbstversammlung vom 27. Oktober 2006tapfer die Mitgliederbeiträge erhöht: mit 78Stimmen bei keiner Gegenstimme und einerEnthaltung. Ein Resultat, das beeindruckt unddas überdurchschnittliche Engagement der FSS-Mitglieder spiegelt. Zuvor hatte der neueVereinspräsident, Beni Arnet, die Notwendig-keit einer Beitragserhöhung erklärt. Was 1994100 Franken wert war, sei heute nur noch 87Franken wert; der Mitgliederbestand von zur-zeit 1250 Personen stagniere, mit dem Rück-zug der Schweizerischen National-Versiche-rung sei der grösste Sponsor weggefallen, dasVereinsvermögen schmelze und, last but notleast, seien die Bedürfnisse der afrikanischenPartnerInnen für die kostspielige Erhaltungihrer Parks und Tierwelt nach wie vor gross.«Die weit offene Schere zwischen den Bedürf-nissen und den Mitteln droht, FSS-Projekte ab-zuschnipseln», warnte Arzt Arnet, der mitneuen Massnahmen dem FSS zu stärkerenMuskeln verhelfen will. Eine wichtige Mass-nahme hierfür sei darum auch die Erhöhungder Mitgliederbeiträge. Dass die nicht nur wehtun, dafür garantiert der FSS mit seinen Akti-vitäten im Busch: Afrika werden sie gut tun.

Mitgliederbeiträgebisher NEU

CHF CHFJunioren bis 18 Jahre 15.00 15.00Einzelpersonen 50.00 75.00Paare 75.00 100.00Gönner/Firmen ab 100.00 ab 200.00

� FSS zündet weitere Stufe. Der FSS-Vor-stand will für den Verein, in enger Zusammen-arbeit mit allen FSS-Mitgliedern, eine neueZündstufe starten, um bekannter zu werdenund das schwindende Vereinsvermögen auf-zustocken. Dies erklärte Vereinspräsident BeniArnet an der mit 80 Personen einmal mehrerfreulich gut besuchten Herbstversammlungvom 27. Oktober im Restaurant Neu Klösterliin Zürich. Angepeilt und teils bereits in derRealisierung sind:• Die Professionalisierung der Mittelbeschaf-

fung.• Die Modernisierung des Internet-Auftritts.• Die Ermunterung aller Mitglieder zum ak-

tiven Mitdenken und Mitmachen.• Die bessere Nutzung des Know-hows und

der Kontakte der FSS-Mitglieder.• Die Aktivierung oder Verstärkung der Ver-

bindungen zu Reiseveranstaltern, Trans-portfirmen und Fluggesellschaften.

• Die Platzierung einer Adress-, Anmelde-und Warenkarte im HABARI.

• Die Motivierung potenzieller Sponsorenund Vermächtnis- und Legat-Schenkendenfür eine FSS-Unterstützung.

• Das Auflegen des HABARI in Wartezimmernvon Praxen, Aufenthaltsräumen und Lese-sälen.

• Vermehrte Kooperation mit ähnlich orien-tierten Organisationen.

• Die Prüfung neuer Wege wie ein Co-Mar-keting mit Firmen.

Der FSS-Vorstand wird nun einen Leitfadenmit Richtlinien erarbeiten.

FSS-Kompass

� «EinfachLuxuriös Tansania». Das Schwei-zer Fernsehen hat zwei Mitarbeiterinnen mitEquipen nach Tansania entsandt, um eineFolge seiner Serie «EinfachLuxeriös» zu dre-hen. Der FSS-Vorstand hat das Fernsehteamim Zusammenhang mit dem Wildschutz undden Nationalpärken beraten. Läuft nichtsschief, wird die Sendung am 14. Dezemberum 21 Uhr auf SF1 ausgestrahlt. Mehr In-formationen können auf der Homepagewww.einfachluxurioes.sf.tv abgerufen wer-den.

Iraq-Jungmänner:Blick in die Zukunftdes FSS.

Fot

o R

uedi

Sut

er

HABARI: Immer und überall

Haben Sie einen Warteraum, ein Vorzimmer, eine Lese-Ecke? Wenn ja, liegen da auch schongriffbereite HABARI-Ausgaben, die zum Lesen und Fotogucken einladen? Wenn nicht,melden Sie sich doch bitte bei Silvia Arnet im FSS-Sekretariat (Tel. +41 [0]44 730 75 77)oder schreiben Sie [email protected] verlangen Sie Hef-te. Wir möchten denFSS auch vermehrt überdie Zeitschrift HABARIbekannt machen. Bitte,denken Sie immer undüberall daran – wie un-ser Leser, der ZoologeDieter Stumpf aus Ba-sel. Er hat uns diesen«Helge» (siehe Bild)unverzüglich geknipstund geschickt – ausWien, Österreich.

Page 12: Habari 4-06

12 HABARI 4/06

VON RUEDI SUTER

Im Sägewerk der Gebrüder Kappeler + Corollte ein Stapler mit riesigen Greifarmen aufden mit grossen Baumstämmen beladenenEisenbahnwaggon zu, griff einen der Stäm-me, hob ihn wie ein Zündholz hoch und

Schweizer Premiere:FSC-Holz aus Afrika

Was kürzlich undenkbar war, ist am 26. Oktober 2006Realität geworden: Umweltorganisationen, Bundesstellenund Holzindustrielle warben gemeinsam für das FSC-Holz-gütesiegel: In Klingnau (AG) wurde die Ankunft der über-haupt ersten Ladung von zertifiziertem Tropenholz ausAfrika gefeiert – mit gemischten Gefühlen.

karrte ihn zur Säge hinüber. Dort wurde derStamm aus dem Herzen Afrikas zu Bretternzersägt, die später als solide Türen Schwei-zer Heime schliessen werden.

Ein historisches Ereignis, nach den Aber-tausenden von Tonnen, die in den letztenDekaden unter zumeist zweifelhaften Um-ständen aus Afrika in die Schweiz transpor-tiert wurden. Anders diesmal: Jetzt durfteman mal sehen, wie ein im Kongo legal ge-schlagener, legal transportierter, legal expor-tierter und legal eingeführter und bezahlterSipo- oder Sapelli-Mahagoni als gestapeltesRundholz aussieht.

Gegner werden zu Partnern

Angereist waren Fachleute und zwei Diplo-maten der Volksrepublik Kongo (Brazza-ville), weil der Anlass auch eine Demonstra-

tion der «beispiellosen Partnerschaft» zwi-schen Nichtregierungsorganisationen, Bun-desstellen und Unternehmen sein sollte. Datraten tatsächlich Widersacher friedlich ge-eint auf, die sich vor wenigen Jahren teilsnoch böse in den Haaren lagen: Das Staats-sekretariat für Wirtschaft (Seco) mit seinerBerater-Organisation Intercooperation, derVerband Schweizerische Türenbranche(VST), die Türenfabrik Brunegg AG und derTropical Forest Trust (TFT). Dann aberauch der WWF Schweiz und GreenpeaceSchweiz, der FSC Schweiz als Gütegarantsowie die Holzlieferanten tt Timber Inter-national AG/Congolaise Industrielle des Bois(CIB) als Teil der DHL-Gruppe, die im Kon-gobecken Urwälder bewirtschaftet und die-se erste Tropenholz-Ladung aus ihrer erstenzertifizierten Konzession von Kabo in Kon-go-Brazzaville nach Europa lieferte.

«Zwiespältige Gefühle»

Das Verbindende ist das Gütesiegel desForest Stewardship Council (FSC), der mitdem einzigen international gültigen und an-

G L O B A L I S I E R U N G

Gebrüder Kappeler, Klingnau:Einzige Grosssägerei fürTropenholz in der Schweiz.

Fot o

s : R

uedi

Sut

er

Page 13: Habari 4-06

HABARI 4/06 13

Wasser für die Wildhüter! In der Schweiz sind wir reichlich mit Wasser versorgt undhalten dies für ziemlich selbstverständlich. Da denkt man vielleicht seltener an die Men-schen, für die sauberes Wasser leider fast ein Luxus ist. Sie müssen oft mit einem einzigenEimer Wasser pro Tag für eine ganze Fami-lie auskommen – zum Trinken, zum Ko-chen, zum Waschen.Auch die Ranger der tansanischen Natio-nalparks und ihre Familien kennen dieseSorge. Die abgelegenen Wildhüter-Postenwerden in erster Linie an Stellen gebaut,wo sie für den Parkschutz strategisch sinn-voll sind. Ob der Platz und seine Umgebungauch Wasser bieten, ist da von zweitrangi-ger Bedeutung. So liegen die Postenmanchmal weitab von jedem trinkbarenWasser. Ein existenzielles Problem, das derFSS seit Jahren zu lösen hilft. Um das Grund-bedürfnis der Ranger nach Wasser sicher-zustellen, investiert unser Verein regelmäs-sig in die Wasserversorgung.Im Westen der Serengeti zum Beispiel bau-te der FSS ein Bohrloch mit einer Solarwas-serpumpe, das fünf Ranger-Posten im Sü-den und Südwesten des Parks mit Wasserversorgt: Kirawira, Simiyu, Mamarehe/Duma,Nyamuma und Nyasirori. Der FSS konntezwei ehemalige Schweizer Armeelastwagender Marke Steyr organisieren, die das Was-ser in Tanks von der Pumpe zu den Postentransportieren (vgl. HABARI 3/06, S.14).Auch abgelegene Posten wie Moru werdenso dank dem FSS regelmässig mit Wasserversorgt.Ausserdem hat unser Verein im Südosten des Tarangire-Nationalparks ein Bohrloch anle-gen lassen und einen Wassertransporter für den Park zur Verfügung gestellt. In allen vomFSS gebauten Posten wurden zudem Regenwassertanks installiert. Die afrikanischen Part-ner zeigen sich immer wieder sehr dankbar für diese Art von Unterstützung.Natürlich müssen all diese Einrichtungen auch unterhalten werden. Die Bohrlöcher ver-sanden, die Pumpen brauchen Ersatzteile, und die Fahrzeuge, welche durch die schwerenLasten und die holprigen Strassen stark strapaziert werden, müssen hin und wieder er-setzt werden.Deshalb rufen wir dieses Jahr zu einer Weihnachtsspende für die Wasserversorgung der Ran-ger auf. Bitte helfen Sie kräftig mit! Die Menschen, die sich unter harten Lebensbedingun-

gen für den Schutz der einmaligen Parkseinsetzen, sollen darauf zählen können, je-den Tag für sich und ihre Familien genugsauberes Wasser zu haben. Vielen Dank undschöne Feiertage!

Ihr FSS-Vorstand

FSS-Weihnachtsspende

Der FSS sammelt:für die Wasserver-sorgung in Afrika

Foto

: Arn

et

erkannten Holzlabel glaubwürdig dafür sor-gen soll, dass die Waldbewirtschaftung ver-antwortungsbewusst betrieben wird. GuidoFuchs sagte als Geschäftsführer des FSCSchweiz: «Die 80 Kubikmeter haben sym-bolisch den Beweis erbracht, dass die FSC-Zertifizierung auch in Afrika möglich ist.Aber es ist erst ein Tropfen auf dem heissenStein. Wir brauchen noch viel mehr urwald-freundliches Holz aus Afrika.»

Dass die Umweltorganisationen nur mitzwiespältigen Gefühlen die afrikanischenBaumriesen im Schweizerland sehen, brachteDamian Oettli vom FSC-Förderer WWFzum Ausdruck: «Das Herz blutet, hier sol-che Stämme zu sehen. Aber nur Wälder, dieeinen Wert haben, werden erhalten.» Nach-haltige Waldbewirtschaftung sei deshalbnotwendig, unterstrich Oettli die Philoso-phie des WWF. FSC, betonte Greenpeace-Vertreter Frantisec Hudec, dürfe nicht dazuführen, dass auch noch die letzten intaktenUrwälder geöffnet werden.

Das kleinere Übel?

Etwas afrikanischen Charme in den Aare-nebel vermochte Gabriel Nguengue-Mont-se (Bild) zu bringen. Der Wirtschaftsattachéder kongolesischen Vertretung in Genf gabsich erfreut, dass sein Land dank der CIBnun zertifiziertes Holz liefern könne.

Für FSC-kritische Organisationen ist dasLabel im Zusammenhang mit Afrikas letz-ten Regenwäldern allerdings völlig untaug-lich, da sich insgesamt nichts ändere. An-dauernder Umweltzerstörung, Menschen-rechtsverletzungen und Korruption würdemit dem FSC kein Riegel geschoben. UndMarcus Walsh von der BirdLife EuropeanForest Task Force meint: «Zertifizierungs-Organisationen wie FSC haben das Problem,dass sie nicht den Umweltschutz, sonderndie Wirtschaft repräsentieren. Das wird vonRegierungen und Handel ausgenutzt, um inWäldern schlagen zu lassen, die streng ge-schützt werden müssten.»

Aber auch die FSC-Kritiker argumentie-ren nicht ohne Zwiespalt. Gerade im Zu-sammenhang mit dem bedrohten Kongo-becken, in das nun auch chinesische Holz-konzerne einfallen, die auf gar nichts Rück-sicht nehmen. Von den beiden Übeln scheintihnen da die zweischneidige FSC-Lösung im-mer noch das kleinere zu sein. Jedenfallsaber müsste, so die einhellige Meinung, dieEinhaltung der FSC-Vorschriften mit regel-mässigen, nicht angemeldeten Besuchenkontrolliert werden – und die Türen in derSchweiz müssten aus einheimischem Holzgefertigt werden.

Unser Konto:Freunde der Serengeti Schweiz

Postfach CH-8952 SchlierenPC: 84-3006-4

Vermerk: «Weihnachtsspende»

Page 14: Habari 4-06

14 HABARI 4/06

STREIFLICHT■ Rhino-Zunahme. Dank den ständigen An-strengungen zum Schutz der Spitzmaulnas-hörner in Kenia gibt es nach Jahren der Ver-luste durch Wilderei und Lebensraumzerstö-rung nun wieder erfreuliche Nachrichten. Lauteinem offiziellen Bericht der Kenya Wildlife Ser-vices gab es Ende 2003 nur noch 428 Tiere.Doch zwei Jahre später konnten die Rangerinsgesamt 539 Tiere zählen. Die Zunahme von111 Spitzmaulnashörnern wird auf den bes-seren Schutz der Bestände und der Sicherungvon Lebensräumen mit besonders geeignetemNahrungsangebot und günstigen Fortpflan-zungsmöglichkeiten zurückgeführt. Trotz die-ser guten Entwicklung warnt der WWF aberdavor, nun sorglos zu werden. In Kenia undandernorts in Afrika sind Spitzmaulnashörnernach wie vor speziell durch Wilderer gefähr-det, die auf ihre Hörner aus sind. Das Horn istimmer noch hochbegehrt für traditionelle Me-dizin in Teilen Asiens. mb/wwf �

■ Verhaftet. Der Elfenbeinhandel in Ostafrikaist nach wie vor streng verboten. Doch dieshinderte den Tansanier Elirehema Abbasi nicht,trotzdem mit Elfenbeinverkauf sein Glück zuversuchen. Abbasi lebt in Usa River nahe Aru-sha. Bei ihm fand die Polizei aufgrund einestelefonischen Hinweises 14 Stosszähne undzwei Felle von Leoparden, die ebenfalls strenggeschützt sind. Abbasi sei Mitte Oktober beimVersuch gefasst worden, seine illegale Ware anden Mann zu bringen, erklärte Basilio Matei,der Kommandant der Arusha Regional Police,gegenüber der Presse. Für die Stosszähne hätteer 900000 (900 CHF) und für die Leoparden-felle 400000 Tansanische Schillinge (400 CHF)einstreichen wollen. Bereits am 1. Oktoberwurde ein weiterer Tansanier verhaftet: BeiAzimio Saidi, Wachmann in der Kira Estate, wur-den zwei Stosszähne beschlagnahmt. ne �

■ Tutu tadelt. Friedensnobelpreisträger undBischof Desmond Tutu verurteilte in scharfenWorten die Regierung Botswanas wegen ihrerVertreibungspolitik gegen die Urbevölkerungder San (Buschmänner). Am 6. November riefer laut der Menschenrechtsorganisation Sur-vival International die Regierenden auf, dieSan-Gruppen der Gana und Gwi nicht zu zer-stören (vgl. HABARI 3/06, Seiten 8 – 11). «DieSan-Buschmänner verkörpern eine 100 000Jahre alte Kultur, die als Weltkulturerbe respek-tiert werden muss. Auch wenn Fortschrittnotwendig ist, kann es nicht sein, dass dereinzige Weg hierzu über die Vertreibung derSan vom Land ihrer Vorfahren und die Zerstö-rung ihrer Traditionen ist», machte DesmondTutu in einem Filminterview klar. Das traurigeSchicksal der Indianer, Aborigines und Tibeterzeige, was geschehe, wenn eine Kultur im

Namen des Fortschritts vernichtet werde:«Zehntausende Jahre an Weisheit, Naturwis-sen, Heilmethoden und Zusammenleben ver-schwinden mit diesen Menschen», sagte derfrühere Antiapartheidkämpfer. «Ich rufe dieRegierung Botswanas und die Welt auf, eineLösung zu finden, welche die wunderbare,spirituelle Kultur der San respektiert», schlossDesmond Tutu seinen Aufruf. �

■ Angst vor Schlangen. Sie ist jünger als derMensch: die Angst vor giftigen Schlangen.Und sie war mit ein Grund dafür, dass die Pri-maten ihre Sehfähigkeit enorm verbesserthaben. Das jedenfalls meint die ForscherinLynne Isbell von der University of Californiaaufgrund ihrer Studien. Vor rund 90 Mio. Jah-ren sei es dazu gekommen, dass die Augender Primaten mehr in Richtung Schädelmitte«wanderten», während sich bei anderen Tie-ren die Sehorgane rechts und links am Schä-del befinden. Die zentrale Augenposition er-laubt eine wesentlich grössere Tiefenschärfe,berichtet National Geographic. Vor rund 60Mio. Jahren sollen erstmals giftige Schlangenentstanden sein. Um ihren drohenden Angrif-fen auszuweichen, hätten die Primaten bes-sere visuelle Fähigkeiten zu entwickeln begon-nen. «Das Resultat war eine bessere Rundum-Sehfähigkeit der anthropoiden Primaten, zudenen auch der Homo sapiens gehört. Im Ver-gleich zu früheren Primaten, die sich aus-schliesslich vor Würgeschlangen in Acht neh-men mussten, war das ein evolutionärer Vor-teil», folgert nun die Forscherin. Moderne Säu-getiere entwickelten sich erst vor rund 100Mio. Jahren – und die Schlangen sollen allerWahrscheinlichkeit nach ihre ersten grossenFeinde gewesen sein. pte �

■ Europas Versagen. Der Völkermord inRuanda von 1994, den die Grossmächte nichtverhindern wollten, scheint sich mit anderenVoraussetzungen im sudanesischen Darfur zuwiederholen. Ausser Erklärungen der Betrof-fenheit und Geld für humanitäre Hilfe kom-me von Europa wenig Unterstützung für dieZivilbevölkerung, kritisiert Ulrich Delius, Afrika-experte der Gesellschaft für bedrohte Völker,in einer Medienmitteilung. Nur der britischePremierminister Tony Blair habe sich in jüng-ster Zeit hervorgetan durch energische For-derungen nach einem schnellen Einsatz vonUN-Friedenstruppen im Westen des Sudan.Hingegen sei von den Regierungen Deutsch-lands, Italiens, Frankreichs und Spaniens we-nig über konkrete Initiativen zum Stopp desGenozids in Darfur zu hören, kritisiert Delius.Eine einheitliche europäische Afrika-Politik steckenoch immer in den Kinderschuhen, und na-tionale Egoismen behinderten bis heute eineoffensive Vertretung gemeinsamer Interessenund Grundwerte. Ulrich Delius: «Die EU ge-bärdet sich gegenüber der sudanesischen Füh-rung wie ein zahnloser Tiger. Und wenn der

von Zeit zu Zeit laut brüllt, nimmt ihn in Khar-tum inzwischen auch niemand mehr ernst.»Da Brüssel seinen ständigen Erklärungen derBetroffenheit keine Taten folgen lasse, habedie Glaubwürdigkeit Europas in Menschen-rechtsfragen beträchtlich gelitten. �

■ Gnadenfrist für Elefanten. Das Elfen-beinhandelsverbot bleibt vorerst bestehen.Dies entschied der Ständige Ausschuss desWashingtoner Artenschutzübereinkommens(WA) Anfang Oktober. Unter dem Druck derElfenbeinhandelsgegner entschied die Konfe-renz in Genf, das bestehende Handelsverbotaufrechtzuerhalten. Zur Diskussion stand derVerkauf von 60 Tonnen Elfenbein aus Bots-wana, Namibia und Südafrika. Die Konferenzerteilte hierfür kein grünes Licht, weil ein ei-gens etabliertes Überwachungssystem bislangkeine adäquaten Informationen über das Aus-mass der Wilderei geliefert hat. Allerdings sollder Elfenbeinhandel nächsten Sommer neudiskutiert werden, sobald das KontrollsystemMIKE (Monitoring the Illegal Killing of Ele-phants) neue Daten zur Elfenbeinwilderei vor-legt. Die deutsche Organisation Pro Wildlifeäusserte allerdings grundsätzliche Zweifel anMIKE: Erfasst werde nur ein Bruchteil der tat-sächlichen Wilderei, und dies fast ausschliess-lich in Schutzgebieten, obwohl Elefantenmehrheitlich ausserhalb von Parks lebten.Zudem habe das vor sechs Jahren ins Lebengerufene MIKE «bereits Millionen Euro ver-schlungen», ohne zuverlässige Daten zu lie-fern. Pro Wildlife: «Anstatt Millionen in diefragwürdige Zählung toter Elefanten zu ste-cken, sollten die Gelder besser in sinnvolleSchutzprojekte investiert werden.» pw �

■ Java-Nashorn. In Indonesien haben Wis-senschafter in den letzten Wochen Zeicheneines wahren Baby-Booms bei den Java-Nas-hörnern gefunden. Nach einem Erdbeben aufJava untersuchte ein Team von Biologen undWildhütern im Ujung-Kulon-Nationalpark dieSituation der Nashörner und entdeckte dabeiSpuren von vier verschiedenen Nashornkäl-bern. Das sind die ersten bekannten Gebur-ten seit drei Jahren. Java-Nashörner leben tiefim Tropenwald und sind deshalb kaum zu be-obachten. Dennoch hatte ein Team das Glück,ein weibliches Kalb mit seiner Mutter zu se-hen. Mit im Park aufgestellten Fotofallen hofftnun das Team, auch Fotos der anderen Neu-geborenen zu erhalten. Das Java-Nashorn istdie seltenste der fünf Nashornarten. Sein Be-stand im javanischen Ujung-Kulon-National-park wird auf zwischen 28 und 56 Tiere ge-schätzt. Die einzige andere bekannte Popula-tion von höchstens acht Tieren lebt im Cat-Tien-Nationalpark in Vietnam. Dass die Popu-lation in Java sich so erfreulich fortpflanzt undhoffentlich nun langsam anwächst, gibt Hoff-nung für die Zukunft der seltensten Nashorn-art. mb/wwf �