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4].8 M. ]~I~ASSNIG: Haben siGh die Grenzen im HN0-Fach versehoben ? 41. M. KRASSNIG-Graz: Haben sich die Grenzen zwischen funktionellen und organische, n St(irungen im HN0-Faeh verschoben '.~ Im ttandbuch DENKI~lc-KAttLEI~ bearbeitete UILBANTSCtIITSC/cIdie obigen St6rungen und kommt z.B. bezfiglich der Otalgie, als Ohr- schmerz ohne 6rtlichen Befund, zum Ergebnis, dal3 die rheumatische Otalgie etwa 25% und die Hysterie bzw. Neurasthenie einen kaum kleineren Prozentsatz an Otalgien ausmache. Ieh komme, besonders seit ich ffir die hierher geh6rigen akuten klinischen St6rungen eine neurale Steuerung vom Ganglion oticum bzw. pterygo-palatinum annehme, zu wesentlich anderen Ergebnissen. Fasse ich unter den Otalgien der Reihe naeh eine Tympano-, Mastoid-, Meat-, und Tubalgie zusammen, dann kann ich an einer l%eihe hierher gehSriger Beobachtungen am besten das darlegen, was ich meine: Fall 1. 30j~hriger M0mn mit heftigstem Ohr-Warzenfortsatzschmerz naehts. Befund: t. Tag Erosion an der hinteren Geh6rgangswand, knapp am Trommel- fell. 2. Tag Facialisl/~hmung, I-[ammergefgBinjektion ohne Sehwellung und mg$ige GehOrsverminderung. 3. Tag 80% Innenohrschwerh6rigkeit, beginnender Spontan- nystagmus mit Schwindel. Diagnose: Herpes zoster otieus, abet ohne ldaren t:Ierpesbefund im Ohrbereieh, jedoch 20 IIerpesblasen am vorderen G~umenbogen der gleiehen Seite. Schmerzen durch eine ganze Woche sehr stark anha~tend. Fall 2. 40j~hriger Mann. 1. Tag naehts heftiger Ohrschmerz, erst ohne Befund. 2. Tag hirsekorngroge Blutblase an der Vorderwand des GehSrganges knapp am Trommelfell. 3. Tag beginnende GehOrsminderung (Fliistern 3 NIeter). Diagnose: Otitis serosa, lV[eatitis bullosa, starker Schmerz t Tag. Fa/l 3. 35ji~hrige Frau. Sub~ektiv mehr Ohrjueken Ms Ohrsehmerz, am 3. Tag objektiv feuchte Sehuppen in der Tiefe des GehOrgangs, Geh6rgang nach 10 Tagen geheilt, abet erst naeh Katheter wieder normales Geh6r, akut. Tubenkatarrh. Fall d. Als Type: kurzdauernder, wiederholter, steehender Sehmerz meist in der Kiefergelenksgegend. :Befund : ge~6hnlieher Tubenkatarrh. Naeh dieser einwandfrei beobachteten Stufenleiter versehiedener, neural- gesteuerter grippaler Entziindungen im Bereiehe des Geh6rorgans mit dem Leit- symptom Otalgie bin ich natiirlich nicht geneigt, eine Otalgie im Bereiehe des Kiefergelenkes ohne 6rtliehen Befund als Kiefergelenksrheumatismus anzuerkennen -- ieh konnte reich aueh rOntgenologisch nie davon iiberzeugen lassen --, sondern hier handelt es sieh um eine Neuritis des Kiefergelenksastes des Nervus aurieulo- tempor., die dann eindeutig zu erkennen ist, wenn aueh der Sehl~fenast mit er- griffen ist. Bei einer solehen Auffassung wird begreifheherweise auch die Zahl der psyehogenen Otalgien wesentlieh kleiner ausfallen. Aueh ieh lasse psyehogene Otalgien gelten, abet sie sind gewi$ nieht h~ufig, besonders wenn wit noeh die otalgisehe Migrs absondern, die immer wieder einmal vorkommt. Die Prurigo des Geh6rganges als rein psyehogen-funktionelle St6rung ist zweifellos ein praktiseh notwendiger Begriff, die Abgrenzung aber

Haben sich die Grenzen zwischen funktionellen und organischen Störungen im HNO-Fach verschoben?

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4].8 M. ]~I~ASSNIG: Haben siGh die Grenzen im HN0-Fach versehoben ?

41. M. KRASSNIG-Graz: Haben sich die Grenzen zwischen funktionellen und organische, n St(irungen im H N 0 - F a e h verschoben '.~

Im t t andbuch DENKI~lc-KAttLEI~ bearbeitete UILBANTSCtIITSC/cI die obigen St6rungen und k o m m t z . B . bezfiglich der Otalgie, als Ohr- schmerz ohne 6rtlichen Befund, zum Ergebnis, dal3 die rheumatische Otalgie etwa 25% und die Hysterie bzw. Neurasthenie einen kaum kleineren Prozentsatz an Otalgien ausmache.

Ieh komme, besonders seit ich ffir die hierher geh6rigen akuten klinischen St6rungen eine neurale Steuerung vom Ganglion ot icum bzw. p terygo-pala t inum annehme, zu wesentlich anderen Ergebnissen. Fasse ich unter den Otalgien der Reihe naeh eine Tympano- , Mastoid-, Meat-, und Tubalgie zusammen, dann kann ich an einer l%eihe hierher gehSriger Beobachtungen am besten das darlegen, was ich meine:

Fall 1. 30j~hriger M0mn mit heftigstem Ohr-Warzenfortsatzschmerz naehts. Befund: t. Tag Erosion an der hinteren Geh6rgangswand, knapp am Trommel-

fell. 2. Tag Facialisl/~hmung, I-[ammergefgBinjektion ohne Sehwellung und mg$ige GehOrsverminderung. 3. Tag 80% Innenohrschwerh6rigkeit, beginnender Spontan- nystagmus mit Schwindel.

Diagnose: Herpes zoster otieus, abet ohne ldaren t:Ierpesbefund im Ohrbereieh, jedoch 20 IIerpesblasen am vorderen G~umenbogen der gleiehen Seite. Schmerzen durch eine ganze Woche sehr stark anha~tend.

Fall 2. 40j~hriger Mann. 1. Tag naehts heftiger Ohrschmerz, erst ohne Befund. 2. Tag hirsekorngroge Blutblase an der Vorderwand des GehSrganges knapp am Trommelfell. 3. Tag beginnende GehOrsminderung (Fliistern 3 NIeter).

Diagnose: Otitis serosa, lV[eatitis bullosa, starker Schmerz t Tag. Fa/l 3. 35ji~hrige Frau. Sub~ektiv mehr Ohrjueken Ms Ohrsehmerz, am 3. Tag

objektiv feuchte Sehuppen in der Tiefe des GehOrgangs, Geh6rgang nach 10 Tagen geheilt, abet erst naeh Katheter wieder normales Geh6r, akut. Tubenkatarrh.

Fall d. Als Type: kurzdauernder, wiederholter, steehender Sehmerz meist in der Kiefergelenksgegend.

:Befund : ge~6hnlieher Tubenkatarrh. Naeh dieser einwandfrei beobachteten Stufenleiter versehiedener, neural-

gesteuerter grippaler Entziindungen im Bereiehe des Geh6rorgans mit dem Leit- symptom Otalgie bin ich natiirlich nicht geneigt, eine Otalgie im Bereiehe des Kiefergelenkes ohne 6rtliehen Befund als Kiefergelenksrheumatismus anzuerkennen - - ieh konnte reich aueh rOntgenologisch nie davon iiberzeugen lassen -- , sondern hier handelt es sieh um eine Neuritis des Kiefergelenksastes des Nervus aurieulo- tempor., die dann eindeutig zu erkennen ist, wenn aueh der Sehl~fenast mit er- griffen ist.

Bei einer solehen Auffassung wird begreifheherweise auch die Zahl der psyehogenen Otalgien wesentlieh kleiner ausfallen. Aueh ieh lasse psyehogene Otalgien gelten, abet sie sind gewi$ nieht h~ufig, besonders wenn wit noeh die otalgisehe Migrs absondern, die immer wieder

einmal vo rkommt . Die Prurigo des Geh6rganges als rein psyehogen-funktionelle St6rung

ist zweifellos ein praktiseh notwendiger Begriff, die Abgrenzung aber

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A. LASKIEWICZ: St6rungen im Verlaufe der cervicalen Spondylosis 4t9

gegeniiber neuralgisehen (nenritischen) Zustgnden nur durch Beobaeh- tung und Erfahrung m6glich.

Meine eben dargelegte Auffassung yon der meist neural-gesteuerten und -bedingten Otalgie sehe ieh aueh dadureh gestfitzt, daf~ ieh im Laufe der Jahre Patienten beobaehten konnte, die in meiner Kartei bei der Erstnntersuehnng als funktionelle Otalgien bezeiehnet wurden, wahrend ieh denselben Patienten mit denselben otalgisehen Besehwerden auf der- selben Seite ein paar Jahre spgter, meist im selben Monat, mit sieheren 6rtliehen Entzfindungsvorggngen, etwa ngssender akuter Externa oder akntem Ohrtrompetenkatarrh usw. wiedersehen konnte. Dadureh ist es ffir mieh zumindest ffir solehe Fglle wahrseheinlieh, dab beim Erstbefund ohne 5rtliehe Vergndernngen tier geringere Grad des Infektes lediglich zur Neuritis mit Sehmerzen reiehte.

Was ieh hier yon der Otalgie ausgeffihrt habe, gilt natiirlich mutatis mutandis aueh yon der Glossodynie usw.

42. A. LASIimwlCz-London: Funktionelle und psyehogene Stiirungen im Hals-, Nasen- und 0hrengebiet im Verlaufe der eerviealen Spondylosis

Als ,,Migraine eervieale" haben B~I~TSCI-ILI und I~OUCHAIX halb- seitige, vom tI interhaupt zur Stirn strahlende Kopfsehmerzen bezeiehnet, welehe allmahlich auf die gleiche I-Ialsseite und den Arm fibergehen. Diese Sehmerzen unterseheiden sieh yon jenen, die als klinisches Sym- ptom der Meningopathia adh/~siva auftreten, dutch heftige, pl6tzlieh auftretende, gr6Btenteils halbseitige Kopfschmerzen mit Naekensteifig- keit und Sehsehwaehe. l~aehen- und Kehlkopfparasthesien ira Verlaufe der eervicalen Spondylosis zeichnen sieh aus dutch Brennen, ein Geffihl der Steffheit und Uberempfindlichkeit in der Kehlkopfgegend, sowie stechen- de, his zum Ohr und Hinterhaupt strahlende Sehmerzen wahrend der Kehlkopfbewegungen in sagittaler l~ieh~nng beim Sehlucken. Die Kran- ken haben das Geffihl, als ob der Kehlkopf fiber einen Knochenwulst gleite. Dieses war besonders deutlieh in einem Fall yon zuckergnBartigem Knoehenwulst an der Vorderflaehe des zweiten, dritten und vierten Halswirbels bei einer 74jghrigen Frau, die ebenfalls fiber Schluekbe- sehwerden, besonders bei fester Nahrung, klagte. Gleiehartige Besehwer- den waren in drei anderen Fallen zu verzeichnen, bei denen oesophago- skopiseh eine spastische Kontraktur des M. ericopharyng, und teilweise aueh der Kardia zum Vorsehein kam. In einem Fall yon Exostose an der Vorderfl/iehe des sechsten tIalswirbels waren t~achenpars und Sehluckbesehwerden verbunden mit neuralgischen Sehmerzen weehseln- den Charakters, die bis zum Naeken, Hinterhaupt und Seheitel ausstrahl- ten.