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Hand- und Hautschutz KB 002 8/2016 kurz & bündig Die Haut ist unser „Außenorgan“. Sie prägt unser Aussehen und damit auch in sehr starkem Maß das Eigenbild des Menschen. Als Grenze zur Umwelt kann sie schädigenden Einflüssen ausgesetzt sein. Die Haut der Hände ist davon besonders betroffen. Abbildung 1: Auau der Haut Nerv Haarfollikel Fettzellen Schweißdrüsen Blutgefäße 1 2 3 Regulierung der Körpertem- peratur durch Änderung der Hautdurchblutung Kühlung durch Verdunstung von Schweiß Sinneswahrnehmung (Tastsinn, Wärme/ Kälte, Vibration, Schmerz) Schutz vor Sonnenstrahlen durch Bräunung Mechanischer Schutz Begrenzter Schutz vor Gefahrstoffen Aufnahme von Stoffen (Pflegeprodukte etc.) Schutz vor Krankheits- erregern Auau und Funktion der Haut Unsere Haut setzt sich von außen nach innen aus drei Schichten zusammen: der Oberhaut 1 , der Lederhaut 2 und der Unterhaut  3 (Abbildung 1).

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Hand- und Hautschutz

KB 002

8/2016 kurz & bündig

Die Haut ist unser „Außenorgan“. Sie prägt unser Aussehen und damit auch in sehr starkem Maß das Eigenbild des Menschen. Als Grenze zur Umwelt kann sie schädigenden Einflüssen ausgesetzt sein. Die Haut der Hände ist davon besonders betroff en.

Abbildung 1: Aufb au der HautNervHaarfollikel

FettzellenSchweißdrüsen

Blutgefäße

1

2

3

Regulierung der Körpertem-peratur durch Änderung der Hautdurchblutung

Kühlung durch Verdunstung von Schweiß

Sinneswahrnehmung (Tastsinn, Wärme/Kälte, Vibration, Schmerz)

Schutz vor Sonnenstrahlen durch Bräunung

Mechanischer Schutz

Begrenzter Schutz vor Gefahrstoff en

Aufnahme von Stoff en (Pflege produkte etc.)

Schutz vor Krankheits -erregern

Aufb au und Funktion der HautUnsere Haut setzt sich von außen nach innen aus drei Schichten zusammen: der Oberhaut 1 , der Lederhaut 2 und der Unterhaut  3 (Abbildung 1).

Beruflich verursachte Hauterkrankungen stehen seit Jahren an der Spitze der Meldungen auf Verdacht einer Berufskrankheit. Diese

Broschüre gibt Hinweise zu Hautgefährdungen, zum Schutz, zur Reinigung und zur Pflege der Haut.

Schädigung der HautDie Haut und ihre Funktionsfähigkeit kann durch verschiedene Einwirkungen gestört werden. Eine akute Schädigung kann z. B. direkt nach dem Kontakt mit Säuren und Laugen auftreten. Chro-nische Schädigungen werden durch immer wiederkehrende Ein-wirkungen von Wasser, Reinigungsmitteln, Stäuben und organi-

schen Lösemitteln (dazu zählen auch Kleber, Verdünner usw.) verursacht.

Austrocknung, Rissbildung, Juckreiz, Schuppung und letztlich Ek-zembildung können die Folgen sein.

Abbildung 2: Intakte Oberhaut mit Hornschicht Abbildung 3: Oberhaut und Hornschicht geschädigt

Daten zur Haut

Fläche: Beim normalgewichtigen erwachsenen Menschen ca. 1,5–2 m2

Gewicht: Durchschnittlich ca. 3–4 kg, mit Fettgewebe 10–12 kg

Dicke: Ca. 1,5–4 mm Oberhaut: durchschnittlich 0,6 mm Hornschicht: ca. 0,04–0,4 mm (deutlich höher an den Hand innenflächen und im Bereich der Fußsohlen)

Regenerationszeit: 24–40 Tage, bei einer Schädigung oder Erkrankung 8–10 Tage

pH-Wert: Beim gesunden Menschen 4,5–6,5

Hautschuppe: Eine sichtbare Hautschuppe besteht aus ca. 500 Hornzellen

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KB 002 Hand- und Hautschutz

HautgefährdungenBei Hautkontakt mit bestimmten Gefahr- oder Biostoff en ist mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu rechnen. In der Spalte „Notizen“ können z. B. die verwendeten Produkte eingetragen werden.

Neben der Gefährdung durch Stoff e sind noch weitere Gefähr-dungen zu beachten.

Bestehen Hautgefährdungen, müssen vorrangig Schutzmaßnah-men wie der Ersatz des Gefahrstoff es, eine Verfahrensänderung oder eine technische Schutzmaßnahme ergriff en werden. Ist dies nicht möglich, müssen Persönliche Schutzausrüstungen ge-tragen werden. Weitere Informationen in den Merkblättern A 023 „Hand- und Hautschutz“ und A 017 „Gefährdungsbeurteilung – Gefährdungskatalog“.

Gefährdung Beispiel Trifft zu? Notizen

Gef

ährd

ung

durc

h St

off e

Entfettend EUH066Seife, Lösemittel, Desinfektions mittel

Reizend

H315

Reinigungsmittel

Sensibili sierend

H317

Isocyanate, Epoxidharze

Ätzend

H314

Säuren, Laugen, Beizen, Zement

Lebens gefährlich/Gift ig

H310, H311

Phenol, Flusssäure

(Vermutlich) Krebser-zeugend, erbgutverän-dernd, fortpflanzungs-gefährdend (CMR)

H340, H341, H350, H351,H360, H361

Trichlorethen, Ethylenoxid

Feuc

ht ar

beit

Häufi ge bzw. intensive Reinigung der Hände

Schmutz

Tätigkeiten im feuchten Milieu oder Wasser

oder

Tätigkeit mit flüssigkeits-dichten Schutzhand-schuhen

Zeiten addieren

zwei bis vier Stunden pro Tag

mindestens vier Stunden pro Tag

3

Hand- und Hautschutz KB 002

Gefährdung Beispiel Trifft zu? Notizen

Mec

hani

sche

Gef

ährd

ung

Schneiden/ Stechen

Stoßen

Quetschen

Hautabrieb (durch raue Oberflächen, Staub oder Fasern)

Schleifstäube, Glaswolle, Dachsteine, sägeraues Bauholz

Han

dsch

uh-

trag

ever

bot Drehende oder rotierende

MaschinenteileBohrständer, Fräse, Dreh-maschine, Rührwerke

Einzugstellen Walzwerke, Kalander

Biol

ogis

che

Gef

ährd

ung

BakterienStaphylokokken, Streptokokken

Pilze Schimmelpilze, Hefepilze

VirenHerpes, Papilloma (Warzen)

ParasitenMilben, Läuse, Scabies (Krätze)

Gef

ährd

ung

durc

h ph

ysik

alis

che

Einw

irku

ngen

Hitze

Flammen

Funken

Kälte

UV-StrahlungSchweißen, Son nen - strah lung

ionisierende Strahlung Radioaktivität

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KB 002 Hand- und Hautschutz

Verwendung von Schutzhandschuhen

Schutzhandschuhe sind in vielen Arbeitsbereichen unverzichtbar.

Folgende Punkte müssen dabei beachtet werden: > Benutzung der in der Betriebsanweisung oder im Hand- und

Hautschutzplan festgelegten Schutzhandschuhe > Richtige Größe und Passform > Vor dem Anziehen müssen die Hände trocken und sauber sein > Bestimmungsgemäße Benutzung > Bei starker Schweißbildung können Unterziehhandschuhe

aus Baumwolle oder gerbstoffhaltige Hautschutzmittel der Hauterweichung vorbeugen. Unterziehhandschuhe und flüs-sigkeitsdichte Handschuhe sind zusammen bei Feuchtegefühl gegen trockene Paare zu tauschen, unter Umständen mehr-fach in der Schicht.

> Aufhängen zum Trocknen > Regelmäßige Kontrolle auf Beschädigungen > Tragezeitbegrenzung beim Umgang mit Gefahrstoffen > Kontakt mit Gefahrstoffen vermeiden

Schutzhandschuhe, die von innen oder außen in Kontakt mit Ge-fahrstoffen gekommen sind, müssen sachgerecht entsorgt wer-den. Je nach Herstellerangaben können anderweitig verschmutz-te Handschuhe gereinigt werden, wenn sie weiterverwendet werden sollen: Je nach Verschmutzung durch Abspülen unter flie-ßendem Wasser oder durch Abwischen, z. B. mit Zellstoff.

Abbildung 4: Richtiges Ausziehen wiederverwendbarer flüssigkeitsdichter Handschuhe

1 Ggf. Reinigung der Handschuhe

2a Anlösen der Finger der einen Hand

3 Zweiten Handschuh durch Griff an die Stulpen abziehen

4 Trocknen der Handschuhe

2b Anlösen der Finger und Abziehen des Handschuhs der anderen Hand

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Hand- und Hautschutz KB 002

HautschutzHautschutzmittel werden vor einer hautbelastenden Tätigkeit, auch vor Wiederaufnahme z. B. nach dem Händewaschen, auf die saubere und trockene Haut aufgetragen. Hautschutzmittel schützen bedingt gegen Arbeitsstoffe, Hauterweichung oder Son-nenstrahlung und erleichtern die Hautreinigung.

Die Schutzwirkung von Hautschutzmitteln ist allerdings begrenzt und kann das Tragen eines geeigneten Schutzhandschuhs nicht ersetzen.

HautreinigungDer Reinigungsvorgang wird dem Verschmutzungsgrad ange-passt.

Folgende Reinigungsmöglichkeiten, abhängig von der Verschmut-zung, stehen zur Auswahl: > Leicht: Abspülen mit Wasser > Leicht – Mittel: Benetzen mit Wasser, etwas Tensid (wasch-

aktive Substanz) dazu geben und verteilen, abspülen > Mittel: Einreiben mit Tensid und danach mit Wasser abspülen

Dies wird empfohlen, wenn die Haut durch Verschmutzungen benetzt ist und diese direkt mit den Tensiden angelöst werden sollen. Durch Verwendung von Papierhandtüchern kann die „Schmutzlast“ vorab reduziert werden. Mit Hautreinigungs-ölen können Verschmutzungen noch viel leichter angelöst und anschließend unter Zugabe einer geringen Menge Tensid und Wasser abgewaschen werden.

> Stark: Kombination Tensid und Reibemittel Anwendung des Produktes direkt auf der Haut, Verteilung auf

Schmutzstellen und anschließendes Abspülen mit Wasser. Die meisten Reibemittel verursachen aber ihrerseits eine mechani-sche Belastung der Haut.

> Ausnahmefall/spezielle Verschmutzung: Kombination Ten sid, Reibemittel und lösemittelhaltiges Hautreinigungsmittel

Anwendung des Produktes direkt auf der Haut, Verteilung auf Schmutzstellen und anschließendes Abspülen mit Wasser. Lö-semittelhaltige Hautreinigungsmittel sollten nur in äußersten Problemsituationen zur Anwendung kommen.

Auch die Anwendung von Hautbürsten stellt eine erhebliche me-chanische Belastung der Haut und damit eine vermeidbare Ge-fährdung dar.

HautpflegeDie Hautpflege nach der Arbeit ist besonders wichtig, wenn die Haut durch Wasser, Tenside, Lösemittel oder andere Belastungen ausgetrocknet oder entfettet wird. Hautpflegemittel unterstützen die Hautregeneration. Sie sollten nach dem Händereinigen vor ei-ner Arbeitspause, nach dem Arbeitsende und in der Freizeit auf-getragen werden.

Entscheidend für die Wirksamkeit der Maßnahmen ist die regelmäßige und korrekte Anwendung der Hautschutz- und -pflegemittel.

1 Creme auf Hand-rücken auftragen

2 Handrücken gegen-einander reiben 3 Fingerzwischen-

räume

4 Nagelfalze und Fingerkuppen 5 den Rest durch Wasch-

bewegungen verteilen

Abbildung 5: Richtiges Eincremen

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KB 002 Hand- und Hautschutz

Hand- und Hautschutzplan Der Hand- und Hautschutzplan zeigt die richtige Auswahl der Schutzhandschuhe, Hautschutz-, Hautreinigungs- und Hautpfle-gemittel am Arbeitsplatz. Er enthält folgende Angaben: > Hautgefährdungen am Arbeitsplatz, > Angabe der Schutzhandschuhe, wenn das Tragen von Schutz-

handschuhen erforderlich ist, > Hautschutzmittel vor und während der Arbeit,

> Hautreinigungsmittel entsprechend dem Verschmutzungsgrad sowie

> Hautpflegemittel nach der Arbeit.

Unter downloadcenter.bgrci.de finden Sie Beispiele für Hand- und Hautschutzpläne, einen entsprechenden Vordruck und einen in-teraktiven Hand- und Hautschutzplan.

HändedesinfektionIn einigen Betrieben ist die hygienische Händedesinfektion Vor-aussetzung für den Produktschutz, in seltenen Fällen auch den Infektionsschutz. Für die hygienische Händedesinfektion ist das in Abbildung 6 gezeigte Vorgehen Standard.

Entgegen der weit verbreiteten Meinung wird die Haut haupt-sächlich durch die vorangegangenen Reinigungen (häufiges Hän-dewaschen) ausgetrocknet und nicht durch richtig durchgeführte Desinfektionen der Hände.

Hand- und Hautschutzplan

Firma: Arbeitsbereich Gültig ab:

Arbeitsplatz/Tätigkeit Unterschrift

Gefährdung > Gefahrstoffe > biologische Arbeitsstoffe > Feuchtarbeit > mechanische > physikalische

Schutzhand schuhe während der Arbeit

Hautschutzmittel vor und während der Arbeit

Hautreinigungsmittel Hautpflegemittel nach der Arbeit

Standard-Einreibeverfahren

Es ist nach den Schritten 1 bis 6 vorzugehen. Die vom Hersteller angegebene Menge des Mittels für die Händedesinfektion wird in die trockenen hohlen Hände gegeben.

Schritt 1Handfläche auf Handfläche

Schritt 4Handfläche auf Hand-fläche mit verschränk-ten Fingern (fünf Mal)

Die Hände werden für 30 s eingerieben und das gesamte Verfahren wird weitere 30 s wiederholt (Anweisungen des Herstellers in Bezug auf Einwirkzeit und mögliche Wiederholungen des Verfahrens einhalten!).

Schritt 2Kreisendes Reiben, hin und her mit geschlossenen Fingern der rechten Hand in der linken Handfläche und umgekehrt (fünf Mal)

Schritt 5Außenseite der Finger auf gegenüberliegen-de Hand f läche mit verschränkten Fingern (fünf Mal)

Schritt 3Rechte Handfläche über linkem Handrücken und linke Handfläche über rechtem Handrücken (fünf Mal)

Schritt 6Kreisendes Reiben des rechten Daumens in der geschlossenen linken Handfläche und umgekehrt (fünf Mal)

Abbildung 6: Standard-Einreibeverfahren

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Hand- und Hautschutz KB 002

Lernmodul zum A 023: Hand- und Hautschutz(im Downloadcenter)

Berufsgenossenschaft Rohstoff e und chemische Industrie

Postfach 10 14 8069004 HeidelbergKurfürsten-Anlage 6269115 Heidelbergwww.bgrci.de

Die Präventionsstrategie VISION ZERO strebt eine Arbeitswelt an, in der niemand verletzt, getötet oder so schwer verletzt wird oder erkrankt, dass er lebenslange Schäden davonträgt. Arbeitsschutz ist Teamwork!

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> Schrift lich:Berufsgenossenschaft Rohstoff e und chemische Industrie, Prävention, KC Präventionsprodukte und -marketing, Referat MedienPostfach 10 14 80, 69004 Heidelberg

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A 023

Hand- und Hautschutz

BGI 540

Allgemeine Themen 1/2014

Merkblatt A 023:Hand- und Haut-schutz

Bezugsquelle:

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Interaktiver Hand- und Hautschutzplan (im Downloadcenter)

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