12
Zeitschrift f~r angewandtc: Chemie. 1901. Heft 40. €Iaaptversammlung des Vereins deutscher Chemiker in Dresden am 29. Mai bis 1. Jnni 1901. 1. Hitzung des Gesaiiimtvorstandes am Mittwoch, den 29. Mai in1 Conferenzzimmer cler Kiiniglich T P c h n i s c h e n H o c h s chu 1 e Mitt a g s '' Uhr* [Schluss uon 8. 984.1 10. Antrag des Bezirksvereins Frankfurt aaf Aunahme der folgenden Resolution: ,,Der Vereiii deutscher Chemiker erltlirt sieh niit den auf cler let,zten Naturforscher- rersammlung in Anchen geiiia chten Ausfiih- rungen der Herren Professor Ur. His, Dr. Eiclrengriin und Professor Kobert 'betr. die Ertlieilung von irztlichrn Guta,clrten iiber neii crfuizdenc Arzneimittel im Allgemeinen einverstanden. Insbesondere nimmt er die von Professor .His aufgestellten Thesen in der nachstehenden abgeiinderten und erweiterten Fassung an: 1. Die Abgabe yon iirzt,lichen Gutachten zum Zwecke geschiftlichcr Reclnirre direct an die Industriellen ist zu untersagcn. 3. Die Empfehlung neuer Pvlittel durch hzte in der Laicnpresse oder in Reclnnie- flugschriften an die Laien ist zu unterlassen. 3. Bei der Abgabe von arztlkhen Gut- achten ist die griisste Vorsicht zu beachten. Sie sincl nur in Fachzeitschriften zu veriiffent- lichen. (Voreilig abgegebene Urtheile sch8- digen das Publicum und die Industrie.) 4. Die Publicationen in Fachzeitschriften, Cresellscliaftsberichten LI. s. w. sincl, soweit cs gesetzlich miiglich, gegen Abdruck zu Reciame- zwecken in Laienkreisen zn schiitzen. (Die Versendung von Separatabzugen wissenschaft- licher Arbeiten an h z t e und Beilage clerselben zu Fachblittern muss unbedingt Ton der In- dustrie als erlaubt gefordert werden.) 5. Arztliche Erfinder sind fiir die Form der Reclame verantwortlich zu halten. 6. Annahme und Forclerung von Honorar fur Gutnchteii und gutachtliche Publicationen in der Fachpresse iiber an Krankenmaterial gesammelte Erfahrung.Cn mit neuen Arznei- niitteln ist den Arzten zu nntersagen. Da- Ch. 1901. gegen ist cler Ersatz fiir baare Auslagen, z. R. fiir niithig gewordene Reisen, gcstattet. Der Honorirung phariiiakologischer, hakteriolo- gischer und physiulogischcr Arbeiten steht nichts im Wege. Was die Professor Kob ert'schen Vor- schlige anbetrifft, so ist der Verein deutscher Chemiker ebenfalls der Ansicht, dass die Be- nutzung nicht an Thieren genugcnd vorge- priifter Arzneimittel unzulassig ist und class hicrgegen yon zustandigcr Stelle (hztekam- mern) eingescliritten merden soll. Hinskht- lich der von Professor Kobert in Satz 4 nnd 5 gemachten Vorschliige betr. die Ein- setzung einer Commission zur Prufung neuer Arzneimittel erkljirt cler Verein deutscher Chemiker Polgendes: In Anbetracht der grossen Schwierigkeiten, welchen die in Aussicht genommene Thitig- keit der Commission zur Priifung neuer Arznei- mittel begegnen diirfte, kann der Verein deutscher Chemiker sich derselben gegeniiber gewisser Bedenken nicht entschlagen; er nimint deshttlb diesen Kob ert'schen Vor- schlagen gegeniiber einstweilen eine abwartende Stellnng ein. Immerhin spricht schon jetzt der Verein deiitscher Chemiker, weichcr sonst der Kob ert'sc,hen Anregung sympathisch gegeniibersteht, die IIoffnung aus, dass aus der Thiitigkeit jener Commission der freien wissenschaftlichen Forschung der cheniisch- pharmaceutischen Industrie kein Hemmniss erwachsen miige. '' Vorsitzencler: Der Antragliegt gedruckt vor. Der Vorstand kann den Antrag in dieser Form nicht cmpfehlen. Es kiinnen sich daraus viele Unannehmlichlreiten cntwickeln. Die Arzte werdeii sich wahrscheinlich sehr ge- kriinkt fiihlen, wenn wir uber ihre Ehre zii Gericht sitzen wollen; es ist daher eine an- dere Fassung dieses Antrages besprochen worden; ich gete dazn Herrn Professor Dr. Freund das Wort. Professor Dr. Freund: Uber die Ent- stehong dieses Antrages giebt Ihnen die Ab- handlnng des Herrn Dr. Fuchs in unserer Zeitschrift Anskunft. Der dntrag ist clnrch- so

Hauptversammlung des Vereins deutscher Chemiker in Dresden am 29. Mai bis 1. Juni 1901

  • View
    217

  • Download
    3

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Hauptversammlung des Vereins deutscher Chemiker in Dresden am 29. Mai bis 1. Juni 1901

Zeitschrift f ~ r angewandtc: Chemie. 1901. Heft 40.

€Iaaptversammlung des Vereins deutscher Chemiker in Dresden a m 29. Mai bis 1. Jnni 1901.

1. Hitzung des Gesaiiimtvorstandes am Mittwoch, den 29. Mai

in1 Confe renzz immer cler Ki in ig l ich T P c h n i s c h e n H o c h s chu 1 e Mitt a g s '' Uhr*

[Schluss uon 8. 984.1

10. A n t r a g d e s B e z i r k s v e r e i n s F r a n k f u r t a a f A u n a h m e d e r f o l g e n d e n

R e s o l u t i o n : ,,Der Vereiii deutscher Chemiker erltlirt

sieh niit den auf cler let,zten Naturforscher- rersammlung in Anchen geiiia chten Ausfiih- rungen der Herren Professor Ur. H i s , Dr. Eic l rengr i in und Professor K o b e r t 'betr. die Ertlieilung von irztlichrn Guta,clrten iiber neii crfuizdenc Arzneimittel im Allgemeinen einverstanden.

Insbesondere nimmt er die von Professor .His aufgestellten Thesen in der nachstehenden abgeiinderten und erweiterten Fassung an:

1. Die Abgabe yon iirzt,lichen Gutachten zum Zwecke geschiftlichcr Reclnirre direct an d i e Industriellen ist zu untersagcn.

3. Die Empfehlung neuer Pvlittel durch h z t e in der Laicnpresse oder in Reclnnie- flugschriften an die Laien ist zu unterlassen.

3. Bei der Abgabe von arztlkhen Gut- achten ist die griisste Vorsicht zu beachten. Sie sincl nur in Fachzeitschriften zu veriiffent- lichen. (Voreilig abgegebene Urtheile sch8- digen das Publicum und die Industrie.)

4. Die Publicationen in Fachzeitschriften, Cresellscliaftsberichten LI. s. w. sincl, soweit cs gesetzlich miiglich, gegen Abdruck z u Reciame- zwecken in Laienkreisen z n schiitzen. (Die Versendung von Separatabzugen wissenschaft- licher Arbeiten an h z t e und Beilage clerselben zu Fachblittern muss unbedingt Ton der In- dustrie als erlaubt gefordert werden.)

5. Arztliche Erfinder sind fiir die Form der Reclame verantwortlich zu halten.

6. Annahme und Forclerung von Honorar fur Gutnchteii und gutachtliche Publicationen in der Fachpresse iiber an Krankenmaterial gesammelte Erfahrung.Cn mit neuen Arznei- niitteln ist den Arzten zu nntersagen. Da-

Ch. 1901.

gegen ist cler Ersatz fiir baare Auslagen, z. R. fiir niithig gewordene Reisen, gcstattet. Der Honorirung phariiiakologischer, hakteriolo- gischer und physiulogischcr Arbeiten steht nichts im Wege.

Was die Professor K o b ert'schen Vor- schlige anbetrifft, so ist der Verein deutscher Chemiker ebenfalls der Ansicht, dass die Be- nutzung nicht an Thieren genugcnd vorge- priifter Arzneimittel unzulassig ist und class hicrgegen yon zustandigcr Stelle (hztekam- mern) eingescliritten merden soll. Hinskht- lich der von Professor K o b e r t in Satz 4 nnd 5 gemachten Vorschliige betr. die Ein- setzung einer Commission zur Prufung neuer Arzneimittel erkljirt cler Verein deutscher Chemiker Polgendes:

In Anbetracht der grossen Schwierigkeiten, welchen die in Aussicht genommene Thitig- keit der Commission zur Priifung neuer Arznei- mittel begegnen diirfte, kann der Verein deutscher Chemiker sich derselben gegeniiber gewisser Bedenken nicht entschlagen; er nimint deshttlb diesen Kob ert'schen Vor- schlagen gegeniiber einstweilen eine abwartende Stellnng ein. Immerhin spricht schon jetzt der Verein deiitscher Chemiker, weichcr sonst der K o b ert'sc,hen Anregung sympathisch gegeniibersteht, die IIoffnung aus, dass aus der Thiitigkeit jener Commission der freien wissenschaftlichen Forschung der cheniisch- pharmaceutischen Industrie kein Hemmniss erwachsen miige. ''

Vors i tzenc ler : Der Antragliegt gedruckt vor. Der Vorstand kann den Antrag in dieser Form nicht cmpfehlen. Es kiinnen sich daraus viele Unannehmlichlreiten cntwickeln. Die Arzte werdeii sich wahrscheinlich sehr ge- kriinkt fiihlen, wenn wir uber ihre Ehre zii Gericht sitzen wollen; es ist daher eine an- dere Fassung dieses Antrages besprochen worden; ich ge te dazn Herrn Professor Dr. F r e u n d das Wort.

Professor Dr. F r e u n d : Uber die Ent- stehong dieses Antrages giebt Ihnen die Ab- handlnng des Herrn Dr. F u c h s in unserer Zeitschrift Anskunft. Der dntrag ist clnrch-

so

Page 2: Hauptversammlung des Vereins deutscher Chemiker in Dresden am 29. Mai bis 1. Juni 1901

aus nicht etwa von uns aus eigener Initiatire gestellt worden und man kann deshalb aucli darin keinen Eingriff in die Rechte der Arzte erbliclren, sondern auf der Nnturforscherver- sammlung zu Aachen haben von irztliclier Seite die Professoren H i s und Rober t , die Frage anfgeworfen, \vie weit Arzte bei der Ertheiliing von Gutachten behufs Einfuhrung neuer Mcclicnmente gehen diirfen. und sie haben dabei eigentlich einen Standpunkt ein- genonimen, mit dem d.ie chemisehe Intlustric im Grossen und Ganzen znfrieden sein kann. Sie haben nicht einen vollkommen ablehnenden Standpunkt eingenommen, sondern sit: liaben nur gewisse Missstande, die auf diesem Ge- biet sich herausgestellt hibben, geriigt, und haben gesucht, ihrerseits diesen h'1issbriiixhen gegeniiber den Arzten gewisse Resc,hr%nltung aufznerlegen; und zwv:ir haben sie diese Re- schrinlrung festgelegt in eiiier Anzalil von Thesen. Wenn wir Chemiker z n diesen Thesen Stellung nehmen, so liegt doch darin sicher- lich kein Eingriff in die Rechte der Arzte; es diirfte denselben vielmehr erwiinscht sein, unsere Anschnuiingen darubrr kennen Z U

lernen, vas schon daraus hervorgeht, tlass zu den Berathungen der Mediciner zu Aidien die Chemiker eingeladen worden 'waren. Herr Dr. A. E ichengr i in ist ja :tuch bei dieser Gelegenheit fiir die Interessen der chemischen Industrie eingetreten. Also nicht, dass wir Chemiker diese Thesen aufgestellt hnl,en, sie sind von medicinischer Seite anfgestellt worden und wir miichten niir einige ganz nnmesent- liche AbSinderungen anbringen, die slier I)c- zwecken sollen, dass die chemisehe Incliistrie nicht gcschiidigt wird. Wenn es z. B. in These 4 heisst: ,,Die Publicationen in Fach- zeitschriften, Gesellschaftsberichten u. s. w. sind, soweit es gesetzlich moglich, gegen Ab- druck zii Reclamezwecken in Laienkreisen zu schiitzen", so wollen wjr dunrch 13iufY~Iirung der Worte : ,,In Laienkreisen" betonen, dass die Versendung von Separatabzugen Seitens der Fabriken an Arzte unbedingt gestattet sein muss, sonst ist die Einfiihrnng neiier Medicamente uberhaupt nicht miiglich.

Ebenso verhklt es sich mit These 6, wonach die Forderung von Honorar fiir arzt- liche Gutachten unzuliissig ist. Nach unseren Vorschligen soll sich dieses Verbot nur nuf solche Gutachten beziehen, welche sich mit klinischen , an Krankenmaterial gcsammelten Versuchen beschaftigen.

Wenn dagegen Jemand zu einem Rakte- riologen konimt, ein Mittel auf seine bakte- riologisc,hen Eigenschaften untersuchen llsst, so wird dieser fiir sein G-utachtcn ein Honorar bennspruchen konnen, ohne dass ein Odium auf ihm lastet. Also das sind unwesentliche

[ Zeitschrift flir angewantlte Chemie. 994 Hauptversammlung in Dresden.

A.nderungen. Ieh niiichte hier erwiiihnen, und will es morgen auf der Hauptversanirnlung s:r,gen, dass unsere deutsche Arztewelt gerade durch diese von medicinischer Seite aufge- stellte These in argen Misscredit gebracht \Turden ist , und zwxr meiner hleinung nach unberechtigter Weise. Ich habe mich auch niit dein Auffinclcn von neiien Arzneimitteln beschlftigt und hnbe wegen Priifung derselben \\.oh1 niit hunderten von Arzten correspon- dirt , es ist mir aber nienials vorgekomrnen, class einer geschrieben hatte: ,,Ich will die S:tche klinisc,h prufen, aber es 1c.ostr.t so und so rieI, wenn ich rneine Erfahrungrn dariiber publicire". Ich habe aucli von den Herren, die in der Commission gesesscn haben, keiue hlagen daruber gehiirt, dass da Honorar ge- fordert wiirde, wenigstens nicht von deutschen Arzten ; es siud ganz verschwindend meuig ;\ rzte, welclii: clerzrtige Priifungen gegen Be- z:i.hlung ubernehmen , millrend diese These geeignet ist, die Verniuthung zu erwecken, es sei gang und gibe, Ahhandlungen fiber new Medicamente nur gegen Honorar zii publiciren.

Wenn der Vorstandsrath in seiner hlehr- lieit der Ansicht ist, dass wir cliese Resolu- t,ion etwas anders zuschneiden, Tielleicht nuch etwas kurzer, so merde ich mich dem nicht widersetzen. Vielleicht werden erst die An- deningen bekannt gegeben, die im engeren Vorstand angeregt worden sind ; ioh kann danu zu diesen Anclerangen nochmals das Wort nehmen.

Dr. E. E r d m a n n : Ich kann die An- nahme dieser Resolution nicht fiir zweck- massig halten. Was den ersten Theil ider- selben betrifft, der sich auf die yon Eerrn Professor H i s aufgestellten Thesen bezieht. so sind das Thesen, die Vorschriften f6r tien arztlichen Stand enthalten und die wir :LIS Chemiker gar nicht in der La,ge sind nnziiiiehrnen oder gar zu erweitern. Es ltlingt doch wunderlich, wenn wir hier be- schliessen wollen: Die Abgabe von arztlichen Gutachten ist zu untersagen. Die Empfeh- lung neuer Mittel durch Arzte ist zu unter- lassen u. s. w., wo doch eine solche Bevor- mundung des lrztlichen Standpunktes gar nicht unsere Sache ist.

Was nun den zweiten Theil der Reso- lution betrifft, die K o b ert'schen Vorschlige, zu denen wir allerdings mehr Anlass haben uns zu aussern, so stehe ich auf dem Stand- punkt, dass diese Vorschlage praktisch nicht durchfuhrbar sind. Nach Professor Hob e r t soll die Naturforscherversammlung eine Com- mission einsetzen, welche sich bemiiht. mit Hiilfe von Fragebogen - zu iversenden an samnitliche angesehene Specialisten und

Page 3: Hauptversammlung des Vereins deutscher Chemiker in Dresden am 29. Mai bis 1. Juni 1901

Hauptversammluag in Dresden. 995 XIV. Jahrgang. Heft 40. 1. October 1901.l

niedicinische Autoritiiten - clas Material zu beschxffen, aus dem dann die Quintessenz fiber den Werth neuer Heilmittel heraus- deitillirt werden soll. Icli vermuthe - und ich habe berechtigten Grund zu dieser Vermuthung - diese Idee wird daran scheitern. dass die wenigsten jener medici- nischen Autoritaten die Fragebogen ausfiillen werden. Einestheils fehlt es ihnen an Zeit zur Bearbeitung einer solchen fortlaufenden Statistik. andererseits werden sie wenig ge- neigt win, auf Grund einzelner Beobachtungen bundige Urtlieile uber ein neues Heilmittel in item einen oder anderen Sinne abzugeben.

Was endlich das Nebelbild betrifft, wel- ches clcn Befurwortern jenes Comitbs vor- schn ebt, das Reichsinstitut zur Prufung neuer Iieihnittel, von den1 auch die ,, Cliemiker- Zeitang" in einer ihrer letzten Nummern spricht, so hat dasselbe erst recht noch keine fassbare Gestalt angenommen und ich halte ein solches amtliches Institut keines- wegs fiir wiinschenswerth. Die gegebenen Stellen zur Prufung neuer Heilmittel sind unserc 20 deutschen Universitaten mit ihren pharmakologischen Instituten, ibren Kliniken und Polikliniken, welche fur den Fortschritt anf t-liesem Gebiete vie1 mehr zu thun in der Lage sind, als es jemals ein einzelnes Centrxlinstitut vermiichte. Ich bin nicht im Stande, ulir eine Vorstellung za bilden, v i e eine solche Stelle uberhaupt arbeiten soll.

Ich meine nun, wir kiinnen auch im Hin- blick auf die Iiobert 'schen Vorschliige zu- nachst die Beschlusse ruhig abwarten, die der wissenschaftliche Ausschuss der dies- jahrigen Naturforscherversammlung in Ilam- burg dariiber fassen wird. Die ganze Ton Frankfurt beantragte Resolution ist m. E. uberfliissig.

Dr. D u i s b e r g : Ich stehe auf demselben Standpunkt, den der Herr Vorredner eben entwickelt hat. Als ich die Resolution zu meiner grossen Uberraschung in der Zeit- schrift abgedruckt sah, da hatte ich den- selben Eindruck, der vorhin schon angedeutet wurde: wir kiimmern nns hier um Dinge, die uns nichts angehen. Wir k6nnen doch den Arzten keine Vorschriften dariiber machen, wie sie handeln, was sie thun und was sie lassen sollen, das ist deren Sache. Ich hiitte es iiberhaupt fiir das Richtigste gefunden, wenn die game Frage nicht auf die Tages- ordnung gestellt worden ware. Nachdem es aber geschehen, nachdem vor Allem die vor- geschlagene Resolution, was gar nicht niithig war, in unserer Zeitschrift veriiffentlicht wor- den ist, bin ich in Ubereinstimmung mit dem Vorstande der Meinung, dass es jetzt falsch wiire. wenn wir keine Stellung ZLI der Frnge

nehmen wiirden. Wir mussen dies aber in ganz anderer Weisc thun, als es hier 7-orge- schlagen wird.

Seit den Beschlussen der Aachener Natur- forscherversammlung hat die pharmaceutische Industrie bereits grosse Benachtheiligungen erfahren, wie dies Herr Professor F r e u n d ancleutete. Jeder Arzt, der heute schon in rein objectiver Weise ohne irgend eine Beein- flussung oder Bezahlung ein Gutachten uber ein pharmaceutisches Product erstattet, muss furchten, dass seine Collegen ihm den Vor- wurf machen, er habe sich beeinflussen oder gar bezahlen lassen. Ich kann auch meiner- seits nur bestatigen, dass mir kein Fall be- kannt ist , wo deutsche Mediciner sich fiir derartige Gutachten haben Geld geben lassen. Es war iiberhaupt ein grosser Fehler, dass die Aachener Versammlung diese Geldfrage ange- schnitten und damit den Eindruck hervorge- rufen hat, als wenn dies in Deutschland die Regel sei, wo doch, wie bekannt, das Gegen- theil der Fall ist. Was nun die vorliegende Resolution angeht, so muss dieselbe nicht nur vollkommen umgeformt, sondern auch noch erweitert werden. Wie ich namlich erfahren habe, gehen die Antragsteller Professor H i s und Professor K u b e r t u. s. w. mit dem Ge- clanlrcn nm, die Natiirforscherversammlung dahin zu bringen, dass eine Commission er- nannt wird, welche jahrlich der Naturforscher- versammlung uber die im abgelaufenen Jahre erschienenen Heilmittel Bericht erstatten soll. Sie werden mir zugeben, dass dies zwar ein ein sehr guter Vorschlag ist , dass es aber ausserordentlich darauf ankommt , wie die Berichte zu Stande kommen und in weleher Wcise sic erstattet werden. Wird es so ge- maclit, dass man auf sammtlichen Kliniken Umfrage halt, ob das oder jenes Mittel ver- wendet wurde, ob es gut oder schadlich ge- wirkt hatte, so werden wir die seltsamsten Dinge hiiren. E s wurde dann ein falsches Bild zu Tage treten. Deshalb darf diese Commission unseres Erachtens nur referirend wirken. Sie darf auch nicht nur aus Medi- cinern bestehen, sondern bei den vielen Inter- essen, die die pharmaceutisch-chemische In- dustrie an der Behandlung dieser Frage hat, mussen auch Chemiker dabei sein, und zwar nicht nur wissenschaftliche Chemiker, sonclern auch Techniker, welche die Verhaltnisse in der Technik kennen. Aus diesen Griinden schlagt Ihnen der Vorstand deshalb eine Resolution in folgender Fassung vor:

,,Der Verein deutscher Chemiker erachtet die Abgabe von iirztlichen Gutachten zum Zwecke geschaftlicher Reclame direct an die Industriellen , die Empfehlung neuer Mittel durch Arzte in der Laienpresse oder in

80 *

Page 4: Hauptversammlung des Vereins deutscher Chemiker in Dresden am 29. Mai bis 1. Juni 1901

Reclameflugschriften an die Laien, die Ver- iiffentlichung voii Gutachten an anderer Stelle als in Fachzeitschriften, den Abdruck von wissenscliaftlichen Publicationen a,us P"ncl1- zeitschriften zum Zweck der Rec,lame in Laienkreisen, Benntzuiig oder Priifung an Thieren nicht geniigend vorgepriiftrr Arznei- mittel als schadlich fiir die gedeihliche Ent- wicklung der Indiistrie der chemiscli-p1i:irm:t- ceu tkhen Heilmittel und geeignet . dieselbe in der Meinung cler Arzte nnd des Poblicmms hm-abzusetzen.

Der Verein cleutsclier Chemilter schliesst sicli dalier im Grossen und Ganzeri den nuf tler letzten Nnt,urforscherversamrnluiiig in Aachen gemachten Aixsfiihrungen d(br Herren Professor Dr. H i s , Dr. E ichenpr i in uncl Professor Dr. K o b e r t an, halt es :her im Interesse eiiier gedeihlichen weitciren Eat- wicklung der cliemisah-phnrmaceutisc:hen In- dnstric: fur dringend geboten, dass tdie Ver- sendung von Scparatnbdrii c,k en wissm sc:h:tft- licher Arbeiten an Arzte und l3tyil:tgt. dcr- selben zu Pachblattern und die Hoiiorirung von pharmalrologischen, bakteriologischen und physiologischen Arbeiten unbedingt, gestattet wircl.

Was endlich die aiif der 72. Nntnr- forscherversammlung zii Aachen Iwantragte Commission nnbetrifft, welche vcrtnuthlich nuf der 73. Versammlung zu Ha,rnburg znr defiiiitiven Wahl konimen wird, so ist der Verein tier therzeugung, class die Tkiiitiglceit einer derartigen Comniission nur d:tnn eine allseitig befriedigencle sein kann , wmn dic- selbe eine rein referirende ist und weiin die Cominission selbst aus einer griisseren Aiiznhl von Sfitglieclern best,eht, welche zii gleichen Theilen nos Jleclicinerii untl Chemikern be- stelit.

An den Vorstmd cler Natarforsdier- versamnilung riclitet deslialb drr Vt.rein ileutscher Chemiker d i e Ritte, bei evmtiiellen Vorschliigen fiir die Wahl einer derttrtigen Commission dn,raiif bedacht zu sein, bei dcr- selbeu nebeii den Vertretern der wissenschaft- lichen Chernie auch solche der aiige-wandten Clieinie (pharmac:eutisch-cheinische Tecliniker) zii btirfdrsichtigen",

IV. S t e f f en : Gestntten Sie mir, cler ich in cler ganzen Angelegenheit otwas mchr hinter die Coulissen gescliaut habe und etwas genauer Auskunft geben kann, wo tlcr Brenn- piinkt iii dieser Frage liegt, dass ich mic,h clariiher etwas naher ausspreche. Dnss wir den Arzten derartige Vorschriften nicht machen sollen and diirfen, liegt anf der Hand. Zustandig ist dufur (lie krzte- lraminer ; diese wirtl die, welchr in diesen Dingen Unlauteres 1Jegehen , zu ninassregeln

[ Zeitschrift f ~ r angewandte Chemie. 996 Hauptversammlung in Dresden.

x-issen. Aber die Sache ist nnders. sie ist nicht so harmlos, und diejenigen Arztr, die sich wehren, treten etwas zu bescheiden hervor mit ihren Beschwerden; sic hnben aber nicht Unrecht. Ich will ein Beispiel niifiihren: Es giebt chcmische Fabriken, be- zichungsweise Grosshandlungen - niir sind Schriftstucke in dieser Beziehung in die Hand gekommen - die von Mit,beln. die sonst nur auf iirztliche Verordnung Ton der Apotheke verabfolgt werden, Senclungen von einem halben Kilogr. in das Publieuin hin- cainwerfen. Ich habe vor zmei Jahren einen Fall festgestellt, wo eine sogen. clieniische Fabrik, die aber mehr Grosshandlung nls Pabrik ist , Heilmittel an Private versandt hat, die oline arztliche VerordnLing nicht :ingeman& und anch von Apothelrern nicht vcrabfolgt werden diirfen. In eineni anderen Fnlle, wo sich der Patient direct uni ein grosses Quantum eines solchcn 3Iit.tels an eint: Fabrik wandte, wurde dies Ansinnen nicht zuriickgewiesen, sondern die directe Lieferung eines halben Kilos durch einen Ilintermnnn im Auftrage cler Fabrik besorgt. Derartige directe Liefernngen yon durchaus nicht harmlosen Mitteln schadigen die Arzte am meisten und sind sehr gefahrlich, indem das Publieuin nicht zu beurtheilen T-ermng, dass das giinstig wirkenclc Priiparnt, ohne iirztliche Controle langere Zeit genoniiiien, grosses Unheil anrichten kann.

Was die Gutachten von Arzten ZLI

ILeclainezwec,ken nnbelangt, so gehen diese meist von Leuten aus, die liingst von ihren Standesgenossen verachtet 17-erdcn. Diese medicinischen Reclainemiinner scheueii sich nicht, sich in Winltel- und Dorfblattclien nennen zu lassen und Snchen zu begntnchten, die mit der eigentlichen soliden elitwisehen Industrio gar nichts gemein hnben. Es h:Lndc:lt sich aher auch meistens uni Yittel, die von eineni verdorbcnen Apothelrer oder cxineni ehemaligen Stiisser herriihren. Ich h ihe , ehe ich hierher kam, noch eine ltechnung iiber eine Sendung derartiger Fabrikate zu Gesicht bekommen, wo 25 Flaschen auf einmal bezogen mit der Be- merkuiig fncturirt waren : Bei Abnahnie von 12 Flnuchen tritt der volle Rabatt ein, den der Grosshandler bekommt. Ein gem6hn- licher Glasarbeiter hntte diese Saclien be- konimen. Das schidigt die Arzte beriiflich :LIII ineisten, und ausserdem sagt cler Patient Clem Arzt bei der Behandlnng nie, \\-as er alles voii solcliem Zeug schon eingenommen hat; die Brzte werden bei der Bchmdlung irre oder haben aus diesen Griinden weniger zu thun. Es giebt jetzt sogar grosse Knssen (Krankenliassen), die nnch noch derartige

Page 5: Hauptversammlung des Vereins deutscher Chemiker in Dresden am 29. Mai bis 1. Juni 1901

Hauptversammlung in Dresden. 997 XIV. Sahrgang. Heft 40. 1 . October 1901.1

Rechnungen iiber solche auf IIintertreppen bezogeiie Priiparate honoriren. Das ist der Grund, weshalb wir mitthun sollten, Abhiilfe zu scliaffcn. Ich will aber nicht versaunzen, ausclriieklich zu bemerlren, dass die Sache fur die Fabriken, mit denen u s e r Verein zu thnn hat, keine Bedeutung hat. Diese lassen sich auf einen Verkauf von Arznei- stoffen an Private uberhanpt nicht ein. Solchen lileinlichen Handel kiinnen nnr Leute, die in die Hiihe kommen wollen und es iiiclit nnders zu machen wissen, treiben.

Professor F r e u n d : Ich wollte sagen, dass ich der Resolution, \vie sie jetzt vor- geschlngen wird, durchaus meine Zustimmung gebe. Sie besagt dasselbe, was wir gesagt haben; sie liisst nur weg, was auf die Arzte Bezug hat. Sie lehnt sich an die His’schen Thesen an und es ist 7-ielleicht besser, wenn wir das, was auf die Arzte Bezug hat, heraus- lassen. Ich miichte nochrnals betoncn, class wir die Sache nicht aufgeworfen haben ; wenn wir sie aber nicht in die Discussion gezogen hatten, so hatten wir Vogelstrauss- Politik getrieben. Die Sache ist durch die Arzte auf der Katurforscherversammlung her- vorgernfen morden und wir haben nur Stel- lung dazn genommen; und zwar ist unsere Stellungnahme hervorgerufen durch Anregnng nus inclnstriellen Kreisen. Ich gebe meine Einwilligung zu dcr AbHnderung und glaube, dass ich die Interessen meines Bezirksyereins dainit fiirdere.

Dr. D u i s b e r g : Ich miichte mich dem, was Herr Professor F r eu n d ausgefiihrt hat, anschliessen. Man darf nur nicht den Ge- danken aufkommen lassen, als ob die pharniaceutische Industrie, wie vielleicht, nus den Worten des Herrn Vorredners hervor- geheii kiinnte, sich derartiger Mittel bediente. Wie Herr Professor F r e u n d schon gesagt hat, sind es hauptsiichlich die Geheiinmittel und die scharf~virlicnden Mittel, gegen welche die Herren anzulrampfeu versuchen. Gegen die ersteren giebt es Handhaben genug und fur die letzteren bestehen Verordnungen, nach welchen die Behiirden jeden Augenblick das Recht haben, jedes Mittel dem freien Verkehr zu entziehen und es unter die Scparanda zu verweisen. Wenn die Arzte und Apotheker ncir dahin wirken und dafur sorgeii wollten, dass in dieser Richtung recht- zeitig eingegriffen wird, d a m ware Alles ver- mieden, wv3s dern hz t e s t and Gefalir bringen kann.

W. S t e f f e n : Ich miichte aber noch ganz besonders hervorheben, dass der Hauptrniss- stand c h i n liegt, dass die gesetzliche Be- stiinninng, welche den Grosshandel bei der Beschrlnkung des Verkaufs einer AnzaEil

Das geschieht aber sehr oft nicht.

Arzneistoffe an die Apotheker ausniniiiit, nicht gleichzeitig auch unzweideutig T-er- bietet, dass ein Grosshandel mit unberech- tigten Wiederverlriiufern und mit Privaten mit solchen Arzneistoffen untersngt ist, denn mangels dieses klareu Ausspruchcs wird unter dein Declrmantel dcs Grosshandels das Verbot umgangcn. Ich kenne eincn Fall, bei dem sich auf Anordnung des Vorsitzen- den der Krankenkasse eines Kgl. Hetriebes der Verbandsstoft’lieferant , eiii Bandagist , griissere Mengen von Chloroform, Jodo- form, Morphium, Opium in Tinctur, Sublimat in Pastillen etc. verschaffte und dann die Kasseniirzte angewiesen wurden, bei Bedarf den Bezug dieser Stoffe an jenen Bandagisten zn verweisen. Ich bin, als mir von diesem ungesetzlichen neuen Arzneihandel durch den Bnndagisten mitgetheilt wurde, als Vorsitzen- der beirn Kassenvorstande pcrsiinlich vor- stellig geworden, erhielt aber von dem Iierrn Assessor den Reschejd, dass der Bezug dieser gefahrlichen Stoffe Seitens des Bandagisten seiner Kasse juristisch als Grosshandel nuf- zufassen sei, der von jener einschrankenden Bestimmung ausgenommen sei. Die Haupt- sache ist also die, dass auch die Fabrilranten und Grosshandler solche Umgehungen der Bestimmungen nicht unterstiitzen und anch Anpreisungen yon Mitteln Privaten iiberhaupt nie ins Ha,us schicken. Die bedeutendsteii Fabrikanten sind schon langst der Ansicht, dass von Seiten der Eegierung der grosse Fehler gernacht werde, eine ganze Anzahl yon Arzneistoffen frei zu geben, die nicht so ungefahrlich aeien, dass sie dem Publicuni ohne Controle und in unbeschrankten Mengen zuganglich gemacht werden durften. Hier liegt eine grassere Gefahr fur das Publicuni und die Arzte und auch fiir die chemische Industrie, als in dem Ertheilen von Gut- achten Seitens einzelner Arztc.

Dr. E. E r d m a n n : Ich sehe nicht ein, was wir fur Anlass haben, uns daruber aus- zusprechen, dass die Arzte keine Ilonorare zu fordern hatten. Was haben wir fur ein Interesse daran, dagegen einzuschreiten? Warum sol1 ferner nicht die cliemische In- dustrie auf wissenschnftliche Arbeiten iiber neue Heilmittel hinweisen? Warum nicht die- srlben in Separatabdrucken ihren Reclainen beilegen?

ITofrath Dr. H. C a r o : Der Vorstnud hat simmtliche Tliesen des Frankfurter An- trages in seine abgelnderte Fassung mit hineingenommen, aber vnm Ptandpunkte des chemischen und nicht cles arztlichen Interesses am. Der Vorstand wird nichts gegen einr Kurzung der Resolution einzuwenden haben, falls die Frankfurter Antragsteller auch da-

Page 6: Hauptversammlung des Vereins deutscher Chemiker in Dresden am 29. Mai bis 1. Juni 1901

____

mit einverstanden sind. Nach meinvr persiin- lichen Ansicht wird es vollkommen aiweichen, wenn wir erkliiren: Der Verein cleutsclirr Chemiker erwhtet die Abgabe von iirztljc,hen Gutachten zii dem Zwecke gesch iiftlicher Beclame an Industrielle und die Enipfehlung neuer Mittel durch Arzte in der Laienpresse oder in Reclameflugschriften an die Laien schadlich fur die gedeihliche Entwic.kelung der Jndustrie der chemisch-pliarmacentise~ien Heilmittel und geeignet, dieselbr in tler Meinung der Arzte und des Publiciinis z u discreditiren.

Uber die Frxge der Annahme von Honorar ist in t lw Com- mission vie! discutirt worden und es besteht vielfnch die Meinung, das sei Sache der Arztckamniern. Es lag fur die Falirilien, welche sic11 mit der Einfuhrung neuer Medi- camente liefassen, um so weniger Ver:inlassung vor, sich mit dieser Frage zu beschaftigen, als, v i e ich schon vorhin sagte, (lie uber- wiegende Anzahl der publicirendm Arzte weder Honorar fordert, noch annimitit.

Schliesslich sind wir iibereinstiminend zu der Ansicht gekommen, dass es fiir die chemische Industrie nutzlich ware, wcnn die Annahme von Honoraren fur klinische Unter- sixhungen den Arzten verboten wiirde, nm damit Ton den publicirenden Arzten dxs Ocliim zu nehmen, dass sie gegen Bczahlung arbeiten. Thatsachlich liegen die Berhiilt- nisse so, dass manche Kliniken die Priifung von Medicamenten resp. die Publication ihrer Beobachtungen ablehnen, lediglich urn nicht in den Verdacht zu kornmen, dass dies gegen H-onora,r geschehe. Wenn aber bekannt wird, dass die Annahme von Honorar ver1)oten ist, so werden diese Elemente wieder fur lrlinische Untersiichungen zu haben sein.

Dr. D u i s b e r g : Ich miichte : m y den Griinden , die ich vorhin angefuhrt habe, doch bitten, dass wir, um Klarheit in d l e n Punkten zu haben, bei den aufgestellten Thesen bleiben. Wir mussen Stellung nehmcn, damit wir nicht in den Verdacht lroinmen, als ob wir die hier geschilderten Missstiinde unterstutzen wollten. Wir haben dann nvch Gelegenheit zu betonen, dass die tmsthafte chemisehe Industrie derartige Falle ii1)erhailpt nicht kennt. Geld wird nur bezahlt; fur Ge- heimmittel nnd Mixturen. Ich boantrage, dass zwei Herren ernnnnt werden, die eine weitere Stilisirung der Resolution vornehmen, welche wir morgen der Hauptversaminluiig vorlegen.

T 'ors i tzender : Ich miiclite den Antrag des Herrn Dr. D u i s b e r g unterstutzcw, zwei Herren mit der Redigirung der R esolntion z u betrnuen, uncl schlage dazu dii, R(wen

Professor Dr. F r e u n d :

[ Zeitsdhrift fur angewandtft Cbr 998 Hauptversammlung in Dresden.

5 ) Dr. D a i s b e r g iincl Dr. F r e n n d vi, kl 8ie damit einverstanden ? (Allgenie: 1- stimin ling.)

12 . Ver s chi e d en e g e s ch 5f t 1 i c l ~ e M i t t h e i l u a g en.

a) A n t r a g d e s V e r e i n s d e u t s c h e r B 1 c i f a r b en f ab r ik an t en.

Director L u t y : Der Verein deutscher Blcifarbenfabrikanten hat sich an clen Yerein deutscher Chemiker rnit der Frage gewendet, ob e,s nicht angangig erscheine, dass Qeitens des Vereins deutscher Chemiker in autorita- tiver Weise ein fur das deutsclxe Geschiift massgebendes Gutachten dariiber abgegeben wird, welche Anforderungen im liandels- iiblichen Sinne an die chemisclie Reinheit der mit dieser Bezeichnung verkauften Blei- farben (Bleiweiss, Mennige, Glatte) gestellt merden diirfen.

Nachdem sich der Vorstand im Princip damit einverstanden erkliirt hat. mit dem Verein der Bleifarbenfabrikanten bezuglich der aufgciworfenen Frage in Verbiudung zu trcten, habe ich mit den Herren persiinlich verhandelt. Es hat, sich dnbei herausgestellt, dass die Mitglieder des .Irereins deutscher Hleifarbenfabrikanten die Producte ihres Ver- bandes schon seit ca. 50 Jahren unter der Rezeichnung : ,, Chemisch rein" Yerkaufen. Diese Bezeichnung soll entstanden sein, um den Gegensatz unverfilschter Producte gegen- uber verfalschten Producten zu charalrterisiren. Die Bezeichnung selbst hat sich ini Laufe der Jahre zu einer Handelsusance ausge- bildet , welche soviel bedeuten soll wie : fabrikatorisch rein, nicht verinischt niit anderen, der Fabrikation fremdeii Stoffen. Der Begriff, welchen der Verband cler Blei- farbenfabrikanten mit ,, Chemisch rein'' ver- bindet, deckt sich also nicht niit dem Be- griff? welchen der Chemiker mit ,.Chemisch rein" verbindet. Die Ersetzung des Begriffes ,, Chemisch rein" clurch ?, Techniscli rein " sol1 ni c,ht durchfuhrbar erscheinen.

D er Tr erein drr B1 eifarb enfabrikanten g1:rubt nun, dass es miiglich sei, clurch eine allgemeinc Definition des Begriffes ,, Chemisch rein" fiir die gelieferten Bleifabrikate dnhin zii kommen, die Handelsusance z u normiren, clerart, class die Analytiker sich der vom Verein oder einer Commission cles T'ereins gegebenen BegriiYsbestimmnng anachliessen werden .

Der Verein der BleifarbenfalJrikanten machte daher folgenden Vorschlag :

Von den Producten der in Betracht kommenden Fabriken werden gute Stanrlarcl- proben gezogen und, r n i t Nummern wrsehen, ilem Verein dentscher Chemiker eingerendet.

Page 7: Hauptversammlung des Vereins deutscher Chemiker in Dresden am 29. Mai bis 1. Juni 1901

. Jahrgang. Hauptversammlung in Dresden. 999 Het%<, 1. October 1901]

Diese siimmtlichen Proben werden Seitens des Vereins einem iinalytiker ubcrgeben zur Bestimmung der gewiihnlichen Verunreini- gnngen; z. B. in der Bleiglatte wird bestimmt der Gehalt an in Salpetersaure unlSslichen Pubstanzen, an Superoxyd, metnllischem Blei untl dergl.; im Bleiweiss wird bestimmt tler Gehalt an unliislichen Substanzen, an 16s- lichem essigsanren Rlei, metallischem Blei u. s. w. Auf Grund diescr Zahlen hat die Commission unseres Vereins festznstellen, wvelche Quantitaten dieser einzelnen Veruii- reinigungen in eiiier guten Wa:rre zulassig erscheinen. Die auf diesc Weise gewonnenen Norinen wiirden dann vom Verein der Blei- farbenfabrikanten als Lieferungsnormen fur d i e Handelsmarke ,, Chemisch rein'' z u Grunde gelegt werden. Die Kosten, welche clurch die Untersuchung entstehen wiirden, wiirde der Verein der Bleifarbenfabrikanten tragen.

Was da verlangt wird, ist etwas UnmSgliches. Uber den Begriff ,,Chemise11 rein'' sind die Chcmiker einig; wenn wir Proben zu benrtheilen haben, ob sic cheiiiisch rein sind, so ist das ein ahso- luter 13egriE, an dcm nicht zu rutteln ist. Wenn eine Fabrik ein Product, welches :, Tcchnisch rein" ist, unter der Flagge ,, Che- misch rein" in den IIandel bringt, SO kiinnen wir iiffeittliche Analytiker nicht d i e Hande bieteii; ein solches Ansinnen miissen wir :t priori ablehnen. ,, Teclinisch rein" und ,,Che- niisch rein'' sind zw6.i gaiiz scharfe Begrifle. -41s ,,Teclinisch rein" bezeichnet manpriiparate, welche geringe durch die Grossfabrikation bedingte Verunreinigungen enthalten, als ,, Clie- misch rein" durfen nur wirklich reine Priipa- rate bezeichnet werden.

Dr. Wimrner : Ich kann miclt den Aus- fiihrungen des Herrn Dr. L a n g f u r t h ganz anschliessen. Ich verstehe nicht, warum die Bleifarbenfabrikanten cliesen Ausdruck fur sicli in Aiispruch nehmen wollen. Der Aus- druck ,, Chemisch rein" ist seit langer als 50 Jahren ganz genau definirt.

Th. I i y l l : Die Bezeichnung ,,Technisch rein" wird auch fiir Bleipraparate angewendet. Es kann sogar vorkommen, class die Bezeich- nung ,, Technisch rein" beiHandelswaareu, z. B. Bleiweiss, iiber ,, Chemisch rein'' steht. Das hangt von der Fabrikation ab. Ein soge- nanntes chemisch reines Bleiweiss kann ge- ringer im Preise st,ehen und einen geringeren Werth haben, als ein technisch reines, z. B. ein Kammerbleiweiss ist technisch rein, steht aber im Preise bedeutend iiber dem chemisch reinen Bleiwciss, das in sotirenden Trom- meln fabricirt wird. Wir haben anf elektro- lytischem Wege dargestelltes Bleiweiss , das ist sehr rein, man lrann es aber vielleicht

Dr. L a n g f u r t h :

nicht so sch6n deckend mnclien wie tlas Kammerbleiweiss. Bei starker Vergrijsserung sieht man, dass dim elektrolytisch dargestellte Blciweiss krystallinisch ist , das mit dem Kannnerverfahren hergestellte besteht abcr aus lauter kleiuen Kiigelchen. Wir stellen Bleiweiss dar mittels natiirliclier Kohlensaure, waschen je nachdem rnit mehr oder weniger kalkhaltigeni Wasser uiid erhalten so scliliess- lich die verschiedenen Sorten, deren Preis und Gute mit der chemischen Reinheit sich nicht imm er declien.

Dr. H c r z f e l d : Wenn wir als Verein deutsclirr Cheiiiiker uns niit solclien Pragen befassen, so werden wir bald Veranlassung haben, uns mit cler Definition der Reinlieit von anderen Producten beschaftigen ZLI miissen, und das wiirde eine Arbeit sein, die iiber unsere Kraft und unsere Ziele hiiiausgeht. Der Verein der Bleifarbriifabrilranten findet clurch Consult'ation und Heranziehung der 6ffentlichrn S:tcliverstindigeri reichlichc Ge- legenheit, solclic Fragen auszittrageii.

Vor s i t z e n d e r : Nachdein clieser Schriften- wcchsel ergangen war, bekam ich eine Vor- ladung, in eineni Process ein sachverst,andiges Gutachteii abzugeben iiber den Begriff ,, Che- misch rein". Ich habe die Erstattung dieses Gutaehtens abgrlelint. Wir niiissen uns nuii- mehr schliissig machen. Sollen wir eirie Commission ernennen, die die Sache priift ? (Znruf: Ablehnen.)

Prof. Dr. De lb r i i ck : Ich halte es fiir nothwendig, dass mir den Antrag der Blei- farbenfabrikanten ablehnen. Was der Vor- sitzencle geaagt hat, heleuchtet die Sache geradezu rnit elelrtrischem Licht. Es kann sehr wohl sein, dass in dieser Industrie der Ausdrnck ,,Chemisch rein" mit Reeht fiir ein Product gebraucht wird, weil es in dieser Industrie Usance ist. Wenn wir nun dem- gegeniiber den Beschluss fassen und sagen : ,, Chemisch rein" ist ein Fachausdruck der chemischen Wissenschaft , der das und das bedeutet, so kiinnen wir miiglicherweise eine Schadigung aus'iben, die nach Lnge des Processes nicht angebracht ware. Es ist das eine Sache, in die wir uns m. E. nicht mischen sollten.

Dr. G o l d s c h m i d t : Ich bin dafiir, dass wir die Sache ablehnen mit der Motivirung, dass wir h6ren, dass ilber die Frage Processe schweben und wir nicht berufen sind, da einzugreifen. Die Thatsmhe bleibt be- stehen, dass eine Menge I-Iandelsartikel niit deni Ausdrnck ,, Chemisch rein" Lelegt werden, die es iin wissenscliaftlichen Sinne nicht sind. Sie werden aber seit Jalirzehnten usuell SO gehandelt uncl nls chemiseh rein wcept'irt. Es wiirde zii weit fiihren, zu unter-

Page 8: Hauptversammlung des Vereins deutscher Chemiker in Dresden am 29. Mai bis 1. Juni 1901

.____

suchen, welche Artikel etwa ein historiselm Reclit haben, cliemisch rein genannt, xi1 wer- den, ohne dass sie es sind. Wir lehnen daher am besten eine Renntwortiing nb rnit der hiotivirung, dass dariibcr Processc sclirve- ben unil wir niclit in der Lage sind. in eincr Parteis ach e ein Gutacht en abx ugeb e ti,

V o r s i t z e n d e r : 1st Jemnnd gegen die Ablehnnng :J

Gegen eine Stimme ist die Ablehnung beschlossen. Wollen Sie diesen Eeschluss in der angedeuteten Weise motivirelz :J (All- gemeine Zustimmung.)

b) H e r a u s g a b e e i n e s t e c h u i s c h e n 1, e x icon s.

Hofrath Dr. I f . C a r o : Im. vorigcn Jahre ist ciem Vorstande eine Anfrage des Yereins deiitscher Ingenieure betreffend die Mitarbeit unseres Vereins an tier Herausgnbe eines internatioiialcn teclinischen Wiirterbiiches zu- gegangen. Der Yorstand des Ingrnieurver- eins hattje sich durch Vorerhebungen iiber- zeugt, dass ein derartiges Untcrnehitien schr niitzlich und nothwendig sei , uiid hatte eine grosse Zahl von inlandischen nnd aus- liindischen Vereinen ljefragt, ob sic claran mitzuwirlren geneigt seien , nicht durch Be- theiligung an den Kosten, sondern (lurch Bezeichnung verschiedener Perstin1 iclikciten fur die verschiedenen Pachgcbiete. Auf diese Anfrage hatte uiiser Vorstancl cine vor- laufige zustimmende Antwort ertEif:'ilt. In Polge dessen sind uns in diesem Jahrc weitere Mittlieilungen iiber das geplante Unternehmen von dein Verein deutscher Ingenielire zage- gangen, aus denen sich ergiebt, dass die Herausgabe des Wiirterbuches allgemeinen hnklang gefunclen und iiberall als t.in drin- gendes Bedurfniss erkliirt worden ist. Es sei daher \-on dem Torstmde des Inglsnicrirver- eins clie Herausgabe des Wiirterbuches unter dem Nainen : ,, Technolexicon" in tlrei Brtn- den, dcntsch, franziisisch und engl iscli, be- schlossen, ein standiger Reclactions3usschlIss eingesetzt uncl eine bt:sondere Gescliiiftsstelle fur das Unternehmen unter dcr Leitwig cles Herrn Dr. H u b e r t J a i i s e n in Berliii rrrichtet worden. Jeder in der Technik Bcschaftigte, lriinne zu dem Werke beitragen, indem er die in seinem Wirltungskreise vorkninrnenden technischen Wijrter,Ausdrucke, Redelyvndungen u. s. w. aufzeichnet iind sie der Ibtdaction des Technolexicon einsendet,. Den hlitthei- lungen des Yereins deutscher Ingeni(wt: sind Dsrlegungen der leitenden Grundsiitm h i der Ahfassung des Wiirterbuches heigegebf.ii~~,orcln.

Dic? erste Frage ist nun: Wollen Sie der vorlaufig gegebenen Zusage des Vorstandes, an diesem Werke sich zu betheiligcu, ilire Zustimniung ertlieilen?

Zeitsohi'l [mgewmdte:memie. 1000 Hauplversammlung in Dresden.

Die zweite Frage wiirde lauten: Sollen wir versachen, den Theil des Wiirterbuches, dnr die in der chemischen Technik gebrauch- lichen Ansclriicke iimfasst, iiberhaupt nrif tins xi1 nehmcn?

Wollrn wir nicht unter deli vielen anderen eiiizelnen Mitarbeitern verschwinden, sondern zum Ausdruck bringen, class der chemisclie Theil des Wiirterbuches bearbeitet sei voii deiii Verein deutscher Chemiker? Wir liijnneu sicliorlich nur munschen, dasa uns eiii so hrrvorragender Antlieil eingeriumt wird, aber wir durfen xuch nicht uber unsere Hrafte

Daher die dritte Frnge: Glauben Sie, dass der Verein einige hinliinglich arbeit.s- freutlige Kriifte unter seinen Mitgliedern finden k:tnn, damit die Mitarbeit auch eine voll- stiindige wird? Unsere grossen Pal)riken, namentlich solche, die auf den Weltmarkt treten, sind wohl am besten in der Lage. fiir chcmische Prodncte sowie fur die Mnni- pulationen , Processe , Verfahren , App:tr:ite u. s. IT., die zu ihrer IIerstellung dienen, die tachnischen Ausdriicke uiid deren richtige cbersetznngen an die Redactionscommissioii einzuscnden. Aber a-~~cl i unsere Technologen iind Sc,liriftsteller, sovie Alle, die sich berufs- miissig mit der Patentlitteratur beschlftigen, werden in der h g e sein, werthvolIe Beitrage zu liefern.

Die A.uslagen, die mit der Herausgabr des Wiirterbuches verknupft sind, uberninimt der Ingenieurverein ; aber er rechnet darsnf, dnss aus Fachinteresse die geistige Mitarbeit. d. 11. die Zusamnienstellnng der Wiirter und clcren Ubersetzung lrostenfrei erfo~ge. Er lint ein Merkbuchlein eingesendet, in das man die technischen Bezeichnungcn fortlnufencl und systematiscli eintrageii soll.

Wiinschenswerth ware es jedenfalls, dass wir uns :tls alleinige Mitarbeiter an deni chemischen Theile dieses Unternehinens be- theiligen.

Professor Ilr. D e l b r u c k : Ich wiirde es fiir sehr erwiinscht halten, wenn wir uns an der Arbeit betheiligen kijnnten, aber ich bezweifle, dass wir Krlfte dafiir h:rben. Dxsselbe Anschreihen ist an mich ergangeii. als Vorsteher des Instituts fur (ilhrungs- gewerbe, uiid ich habc ohne Weiteres ange- iiommen , fur clie ganze Gahrungsindustrir (1:~s Materi:d zu besorgen, natiirlich in dem Sinne, dass der Verein der Spiritnsfnbrikanten, der Brauerrerein u. s. w. die Hosten tragen. Es ist vklar, dass die missenschaftlichen Be- amten nicht in der Lage sind, diese sehr erhebliclie hrbeit ohne Hoiiorar zu inachen. TVwn unser Verein das fur die gesarnmte clieioische lndustrie iibernehnien wollte , so

gcllcn.

Page 9: Hauptversammlung des Vereins deutscher Chemiker in Dresden am 29. Mai bis 1. Juni 1901

Heuptveraammlung in Dresden. 1001 XIY. Jahrgang. Keft 4p. 1. October 1901.3

wiirde "??amit eine ganz bedeutende Last iibernehmen; denn es wcrdcn sicli nicht viele Mitglieder finden, die geneigt wiiren, eine solche sehr erhebliche und auch sehr verantwortliche Arbeitslast auf sich zu neh- men. Etwas Anderes ist es, wenn unser Verein die Organisirung der Mitarbeiterschaft iilJernimmt, indem er es dem Speeialverein iibrrllsst, seinerseits die Mittel aufzubringen. Sullen wir selber das Geld hergeben, so er- scheint mir die Sache zweifelhaft.

IIofrath Dr. Caro : Die an uns gerieh- tete Frage des Tngenieurvereins lautet: Ob wir solche Personen, Firmen u. s. w. be- zeichnen wollen, auf deren erfolgreiche Mit- arbeit an dem Unternehmen zu rechnen ist. ZunBchst sollen wir also n q Namen nennen. Gleich Anfangs heisst es ferner: Da- mit die Kosten des Unternehmens nicht un- erschwinglich hoch werden, musse darauf gerechnet werden, dass die Mitarbeit eine unentgeltliche sei , wahrend der Ingenieur- verein all e damit verbundenen Anslagen tragen wolle.

Th . K y l l : Das ist ein buchhandlerisch sehr niitzliches Unternehmen, das sich sicher rentiren wird, denn die Werke khnlicher Tendeiiz sind veraltet. Ohne bezahlte h'rkfte wird meiner Ansicht iiach das Werk nicht zu Stande kommen. Machen wir in unserer Zeitschrift bekannt, dass diejenigen sich mel- den sollen, die nnentgeltliche Mitarbeiter werden wollen, so werden sich sicherlich sehr viele melden, aber die Verpflichtung, rasch und prompt zu arbeiten und zur bestimmten Zeit die betreffenden Artikel abzuliefern, liegt nicht Tor, zum Schaden des Unternehmens. Es kiinnte alsdann diesem Unternehmen er- gehen wie unserem ,,Neuen Handwiirterbuch der Cliemie", dessen erste Lieferung Tor mehr denn 35 Jahren erschien und welches heute noch nicht zu Ende gefuhrt ist. Nnr wenn clie Mitarbeiter fur ilire Leistungen entspre- chend lionorirt werden, miichte ich das Werk, dessen Bediirfniss ich anerkenne, fiir ge- sichert erachten.

Dr. T,ange: Im Berliner Rezirksvcrcin ist die Frage des Technolexicons eingehend be- sproe.hen wordcn; es hat sich eine grussci Anzahl Herren gefunden, die sicli fur die Sache interessiren. Soweit mir bekannt, han- delt es sich nicht darum, Mitarbeiter in dem Sinne, \vie hier eben besprochen wurde, zii gewinnen, sondern das Rednctionsbureau fur das Werk will nur die Erfahrungen der grossen Firmen beziiglich der Namengebung 11. s. m. benutzen iind zn Clem Zwecke giebt es dieses Merkbiichlein einem Jeden, der sich fnr die Sache interessirt. Das Bucli soll in cler Weise benutzt werden, dass man beim

Ch. 1901.

Lesen eines Briefes oder einer technischen Arbeit Ausdrucke technischer Natur, die eineni aufstossen, notirt. Spater rergleicht man diese Notizen mit den AushLngebogen, die dann zur Verfugung gestellt werden. Das soll, so weit ich verstanden habe, die Thatigkeit sein, die von uns gewiinscht wird. Es soll eine ganze Reihe von Herren fur die Correcturen interessirt werden, damit bei denselben noch Ausdrucke hineingebracht werden, die viel- leicht vergessen worden sind.

Vors i t zende r : Demnach sieht die Sach:hc ganz nnders aus. Ich bin daher der Ansicht, dass wir dem Verein deutvcher Ingenierire er- klaren, dass wir im Princip einverstanden sind, zu helfen. Man miigc uns sagen, wns wir thun sollen.

Die Versammlung erklart sich hierinit ein- verstanden.

c) V. I n t e r n a t i o n a l e r Congress. Vors i t zende r : Wie Ihnen bekannt sein

durfte, hat in Berlin eine vorbereitende Sitzung des Ausschusses fur den V. inter- nationalen Congress fur angewandte Cheniic? getagt. In der Sitzung waren vom Verein Herr Hofrath C a r o und ich anwesend. Herr Geheini- rath Professor Dr. 0. N. W i t t wurcle als Yor- sitzeuder gewahlt nnd das EhrenprBsidium Herrn Geheimrath Professor Dr. GI. W i n k l e r - Freiberg angetragen. Herr Director Dr. B ii t - t i n g e r in Elberfeld wurde als Kassirer er- wghlt. Die Kosten des Congresses werden 80 - 90 000 Mark betragen; die Summe soll von den einzelnen Vereinen aufgebracht wer- den. Der Vorstand des Vereins deutscher Chemiker hat, die Zustimmung der Haupt- versammlnng vornusgesetzt, sich bereit er- k k t , eine Summe von 1 500 -- 2 000 N. fur diesen Congress beizutragen. Der Con- gress wird voraussichtlich erst im Jahre 1903 oder 1904 stattfinden. Ich bitte Sie, Ihre Zustiminung zu geben, dass f i r den V. inter- nationalen Congress ein Beitrag bis zu 2000 M. zur Verfugung gestellt wircl.

Professor Dr. De lb r i i ck : An] 4. J u n i findet in Berlin wieder eine Sitzung statt und hat mich der Vorstand delegirt, den Vercin deutscher Chemiker dort zu vertreten. Icli miichte bei dieser Gelegenheit mich etwas iiber Ihre Ansichten beziiglich des Zeitpunk- tes der Tagung des Congresses unterrichten. Ic,h vermuthe, der Termin wird 1903 sein. Man muss sich nun dariiber klar sein, ob unser Verein in dem betreffenden Jahre eine besondere Tagung haben soll, oder ob man die Tagung mit derjenigen des internationalen Congresses vereinigen wird. Ich wiirde letz- teres fur ansserordentlich zweckmlissig halten: clenn es hiesse die Krifte zu sehr i n Au- spruch nehmen, wenn wir zu Pfingsten eine

81

Page 10: Hauptversammlung des Vereins deutscher Chemiker in Dresden am 29. Mai bis 1. Juni 1901

1002 Hauptversammlung in Dresden. [&:EE"C*e. ~~ ~

Reise niachen sollen und Ende diili noch einitial in Berlin zusammentriifen. 1 cli bitt,e daher um Ihre Zustimmung, dass ich die 13r- klarung abgeben kann, der Verein deutscher Cliemiker wiirde dafur sein., die beidcn Ta- gungen zu vereinigen.

Dr. D u i s b e r g : Die Frage, ob wir unsere Hauptversammlung zusammen mit dim inter- nationden Congress halten konnen, muss ver- iieint werden ; wir kiinnen aber gleichzeitig tagen und es so einrichten, dass wir einen Tag fruher beginnen, unsere geschlftlichen Sngelegenheiten erledigen und dann :die Vor- triige, Excursionen, Ausfluge und festlichen Veranstaltungen gemeinsam machen.

Dr. Lange : In der Hauptversamirilung zu K6nigshutte hat der Berliner Bezirksverein den Antrag gestellt, die Hauptvers:tmmlung unseres Vereins gemeinsam abzuhaltcn init dem internationalen Congress. Der Berliner Bezirksverein halt sich selbstverstiindlich an diese Einladung auch weiter gebunclen. Es muss also vermieden werden, dass etwa im Mai die I-Iauptversammlung unseres Vereins und im Juli der internationale Congress in Berlin abgelialten wird.

Dr. Go ldschmid t : Wenu wir die Ver- sammlung in dieser Weise zusamnienlegen, miissen wir an einem Tage unsere Geschafte erledigen, um uns dam dem internationalen Congress zu widmen.

Vo r s i t z e n d e r : Ich nehme an, rlass Nie- mand gegen die Bewiliigung der vorgeschla- genen Summe von 2000 M. etwas ( ' mzuwen- den hat und glaube, dass Herr Geheinirath De lb r i i ck die Zustinimung unseres Vereins d a z u aussprechen darf, dam unsere JIxiptver- sammlung mit dem internationalen Congress zusammenfiallt. (Allseitige Zustinmiung.)

d) S a t z u n g e n des B e z i r k s v e r c i n s Hannover .

Director L ut y legt die Satzungeu tles Be- zirksvereins Hannover z u r Genehmigung dem Vorstandsrathe vor. Nach eingehender Er- kliirung der vorgeschlagenen Ander iqen er- theilt die Versammlung die satzungsmiissige Genehmigung.

e) U n t e r s t ii t z ungs k as s e. Director Russ ig : Ich miichte ini Nanien

meines Bezirksvereins vorschlagen : ,,Der Verein deutscher Cherniker wolle (lie Griin- dung einer Unterstutzungskasse fiir seine Mit- glieder in Erwagung ziehen."

Mit den Zielen des Vereins deutscher Chemiker , Farderung der Chemie und ihrer Vertreter, iibereinstinimend, besteht bereits eine Anzahl von Einrichtungen, welche die Zuwendung wirthschaftlicher Vortheile an die Vereinsmitglieder zum Zwecke haben. Icli erinnere hier an die Vertriige mit den Ver-

sicherungsgesellschaften, nlimlieh der L oens- vc:rsicherungs- und Ersparnissbank in Stntt- gnrt und der Frankfurter Transport-, Unfdl- und Glasversicherungs-Actiengesellschaft, bei der man sich sogar gegen Einbruchsdiebstahl vcrsichern kann. Ich erinnere an die Verein- bnrung mit der Direction des Waarenhauses fiir deutsche Beninte und schliesslich, last not least, an die jungste dieser Schiipfungen, clie St ellenvermittelung.

In der Entwickelungsreihe der Wohlfahrts- einrichtungen Bhnlicher Art, welche ja mutatis niutandis bei fast allen wirthschaftlichen Ver- eineri anzutreffen ist, befindet sich aber viel- fach noch die Institution einer Iliilfs- oder Lhterstiitzungskasse, welche das Werk der gemeinsamen Interessenbethatigung durch die Krone der Nachstenliebe kront. Die Unter- stiitzungskasse sol1 in denjenigen Fallen ein- greifen, wo es in Folge yon eintretenden Schick- salsschlBg.en, wie Krankheit otler liingere Stel- lenlosigkeit , den Mitgliedern nicht miiglich ist, &re Verpflichtungen gegen ihre Familien zii erfullen oder aucli die Aufrechterhaltung der abgeschlossenenVersicherungen zum Besten ihrer Angehiirigen durch rechtzeitige Beitrags- zahlung zu ermiiglichen, und schliesslich, wo in Folge von Todesfall hei Mange1 anderwei- tiger Sicherstellung die Angeliiirigen in Noth z iiriickbleiben.

Auf dieser Grundlage arbeitet die Hulfs- kasse des Vereins deutscher Ingenicure, welche fiir unseren Verein vorbildlich sein wild ; diesen Zweck verfolgen auch die bereits vor- hnncleiien IIulfsknssen einiger unserer Bezirks- vereine. Gerade in jiingster Zeit haben die deutschen Arzte einen Verband ziir Walirung ilirer wirthschaftlichen Interessen gegrhndet, clessen erste namentlich angefiihrte Einrich- tung die einer Unterstutzungskasse ist.

Wie im Verein deutscher Ingenieure und Verband tleutscher Arzte, so haben wir im C'erein deutscher Chemiker die gleiche brei- teste Grundlage, die aber auch unbedingt zur Erreichung des guten Zweckes erforderlich ist und das Gelingen des Werkes von vorii- herein sichert; darum frisch ans Werk. Icli bitte Sie deshalb, meinc Herren, die Sache im Vorstsndsrathe in Erwagung zu ziehen. Heute kann ich den Antrag nicht einbringen, wenn nicht der Vorstandsrath die Dringlieli- Beit beschliesst ; jedenfalls wurde ich bitten, (lass die Sache im Auge behalten wird.

V o r s i t z en d e r : Wiinscht die Versamm- lung diesen Gegenstand nls dringlich zu be- 11 antleln ? (Widerspruch.)

Ich glaube auch nicht, class clas zwcck- mlissig ware; aber ich glaube, der Vorstand ist sehr geneigt, sich mit der Sache zu be- schaftigen und wird sie im niichsten Jahre

Page 11: Hauptversammlung des Vereins deutscher Chemiker in Dresden am 29. Mai bis 1. Juni 1901

1003 Hauptvernammlung In Dresden. XI' J. Jahrgang. - Hefl40. -. I . October 1901.l

wohl vorbringen. Sind Sic damit einver- standen? (Zustimmung.)

Hofrath Dr. H. C a r o : Die Grundung einer Iliilfskasse halte auch ich fiir niitzlich und nothwendig ; wenn der Verein Mitglieder ge- winnen und sich erhalten will, so muss er sich ihnen auch in jeder Weise niitzlich maehen. Die Frage einer Hiilfskasse wird aber erst reif werden, wenn weitere Erfahrun- gen niit der bereits in unserem Bezirksverein bestehenden Hulfskasse gemacht sind. Es geliijren vor Allem bedeutende Geldmittei dazu, wenn man eine Hiilfskasse fur den ge- sammten Verein schaffen will.

Nach anderer ltichtung k6nnen wir uns inzwischen wohl noch niitzlicher machen. Ich miichte heute nur anregen, dass aus Ihrern Schoosse Vorschlage und ldeen hervorgehen iniigen, die auf eine nutzbringende Vereins- thatigkeit abzielen. Was denken Sie z. B. von der Stellung von Preisaufgaben als Fiirde- rungsniittel fur die wissenschaftliche Thktig- keit unserer Vereinsmitglieder? Halten Sie die Stellung von Preisaufgaben fur ein geeig- netes Mittel, die ideellen Ziele unseres Ver- eins zu fiirdern?

Dr. H e r z f e l d : Nach den Erfahrungen, welche man anderweitig gesammelt hat, finde ich, dass mit der Stellung von Preisaufgaben iiicht viel erreicht wird. Entmeder sind es Preisaufgabrn, die so zugeschnitten sind, dass sie nur voii ganz bestimmten Personen geliist werden kiinnen, denen gaiiz bestimmte Ein- richtungen zur Verfiigung stehen, oder es sind solehe, die mit dem Preise doch nicht ge- niigend bezahlt sind, die durch eine Patentirnng viel besser bezalilt wiirden. Wenn man fur den Verein eine Aufgabe stellen soll, so wiirde das z, B. geschehen kiinnen in der Richtung, in der sich vorhin der Antrag des Vereins der Bleifarbenfabrikanten bewegtc: Sammlung der IIandelsusancen. Das ist in der That eine wichtige Aufgabe.

Hofrath Dr. H. Caro : Wenn ich vorhin von Preisaufgaben sprach, so miichte ich diescn Ausdruek in sehr weitem Sinne ver- standen wissen, z. B. auch im Sinne der Herausgabe von preisgekrhten Abhandlungen, Unterstiitzung und Pramiirung von wissen- schaftlic,hen und technisdien Untersuchungen, Veranstwltung von Vortragen, die unserer Zeit- schrift %up Zierde gereichen. Die Mannheimer Ortsgruype des Oberrh einischeii Bezirksvcreine beabsichtigt z. B. die von ihr veranlassten vorziiglichen Vortrage von Prof. H e i n r i c h G o l d s c h m i d t iiber physikalische Chemie hcrauszugeben. Sie wird damit Ehre einlegen und einem namentlich in der Technik gefiihlten Bedurfniss entgegenliommen. Ungefahr 180 Zu- hiirer, ineist technische Chemiker, haben bis

zuletzt niit gespanntemInteresse an den1 Cyclus von 6 Vortragen Theil genommen, darunter viele, die bis dabin dein Vereine nicht an- gehiirt hatten und in. Folge dieser Vortrage unsere Mitglieder geworden sind. Nach d l e n solchen Richtungen hin kiinnte unser .Verein mit verhaltnissmassig menigen Mitteln meiner Ansicht nach viel leisten. Die Elire, von dem Verein deutscher Chemiker ausgezeichnet zu werden, wollen wir nicht gering anschlagen. Wenn wir hervorragende Arbeiten und Er- findungen mit Preisen kriinen, auch wenn sie bereits verijffentlicht oder patentirt sind, so soll der Lohn, den wir den Porsc,hern und Erfindern darreichen, fiir sie eine iiberwiegend inoralische Bedeutung haben; der Geldwertli darf hier nicht allzusehr ins Gewicht fallen. Man kiinnte daher einem Forscher z. B. eine schiine Waage iiberreichen oder ein anderes Pracisionsinstrument, das er sich gern an- schaffen miichte; Apparatefabriken, die umere Mitglieder sind, wiirden uns gewiss gern ent- gegenkommen und Werth darauf legen, dass ihre Instrumente und Apparate zu solchen ehrenden Auszeichnangen verwendet werden. Das ware in grossen Ziigen eine Andeutung von dem, was niir vorsehwebt.

V o r s i t z e n d e r : Der Vorstand kann die gcgebene Anregung nur dankbar begriisscn und wird sich der Sache annebmen. Er er- wartet aber auch von Ihnen, dass Sie dem Vorstande Vorschlage unterbreiten.

Hofrath Caro : Wie ware es z. B. mit Folgendem? O s t w a l d giebt die Ihnen be- kannte schiine Sammlung der Classiker der exacten Wissenschaften heraus, aber die Ab- handlungen darin sind ausschliesslich wissen- schaftliche Abhandlungen, und uberwiegend thcoretischen physikalischen nncl mathemn- tischen Inhaltes. Wie ware es, wenn wir eine Sammlung von classischen technischen Abhandlungen herausgeben wiirden? Ich muss z. B. gestehen, dass ich die Originalabhand- lung von L e b l a n c iiber sein Sodaverfahren noch nicht gelesen habe, sie miisste zugang- lich gemacht, iibersetzt und mit Comrnentar versehen werden. Es ist ein unendlicher Genuss, die eigenen Worte des urspriinglichen Erfinders zu lesen, seine Gedanken und Zielc von ihm selbst zu vernehmen. Wie ware es also, wenn wir eine Bibliothek der tech- nischen Classiker herausgaben? Wir haben vorziigliche Krafte unter uns, die zu einer solchen Arbeit die Feder mit Leichtigkeit ansetzen kiinnten.

Professor Dr. F r e u n d : Ich wollte be- merken, dass nach dieser Richtung ein eigener Verein besteht, unter der Fiihrung Ton Pro- fessor K a h l b a u m in Basel, der diese Studien wieder etwas neu belebt urid zuletzt die

81 *

Page 12: Hauptversammlung des Vereins deutscher Chemiker in Dresden am 29. Mai bis 1. Juni 1901

S c h i i n b ein-Nonographie herausgrgixhen hat. Ich glsube, dieser Verein vwfolgt h:iuptsach- lich den Zv eck. historische Ptudicn auf deui Grbiet der Chemic: anzustrelren tind solcbc Arb eiten neu her auszuieb en.

Professor Dr. D e l b r i i c k : Ich lniwhte carwzhnen , dabs dab Institut f i r (;Shrungs- gewerbe auch die Absicht h a t , Neiidrucke von wichtigen Bltcren Arbeiten zu veran- lassen.

Hofr:tth Dr. C a r o : Irh mijchte niich fur meinen Thcil anheischig machen, :iltr. Arlieiten run R II n g e heraurzugabcn insbeooiidera tiller

Sericht uber die 73. Versammlung dentsclier Naturforscher und Arzte in Hamburg.

1.

Abtheilung: Chemie, einschliesslich Elektrochemie.

K r s t e S i t z u n g v o m 23. S e i J t e m b e r , N:ac hm itt,ags 3 Uh r. Prasidium : T"Jf. D en n - s t e (1 t (Hamburg). - E. Wedekind (Tiibingen) h5lt eincn T-ortrag

Uber die Producte der Halogenwasserstoff. en t zie h u n g au s Sau r e h al o'id e n .

Wie Redner sclion friiher') festgestellt hat, fiihrt die Einwirkung von 1I:l.loi'den dar ihlrnuischen SAiircsn nnf starke tcrtiiirr Smine , wiu Py'idin, TriLtliylamin u. s. w., n i c h t zu q n : t t e r n a r e n S d z m der allgemaineu Formel

sondern im S i m e folgender Gleichung

Z I I den hnlogcnwasserstoffs:ti~ren Salzen dt:r betreffenden Basen ; zugleirh entstrhen stick- stoff- nnd Iialogenfreie Korper. welche :ils i'ol~ruerisationsproducte der an rich nir-ht cxistenzfahigen Atomgruppirung

nuftreten. In Gemeinwhaft mit J . Ira e n s 9 e rm a 1111

:tusgefiihrtc Versuche haben uun grll:hrt, d:isb die Natur diescr K'Brper ahhimgig ist w n tler Constitution cler a i i g c ~ a d t t u IIuucicnr- Iionsauren. Acetylchlorid liefert njiinlich, wie srhon friiher erinittclt ist, diirch Einwirkiuig Y O ~ I Pyridin') otlvr Triathylarnin ein Pyrcl- no n derivat, div D e h y d r a c e t s i i i r e C8€Ia0,T welche clas Ti crfache clrr h!]~oth?tisi'Iicn Atomgruppirung C,H,O (aus c i i i e r blolekpl Chloracetyl) darstellt. Schou Iias niichste

(I?, - RJ . c . GO

') Verhandlungcii deiitschor Nalii~fiir~~hrr iind 8 1 x t u 1899, 11, 109, und Annal. d. G l u m . 818, 90 11.

winv Entdeckung des Anilins, der Cartiol- siirire nnd d r s Chinolins i r r i Steinkohlentheer. Sie siad heute nusoervrde~itlicb interrssant. wenn man sic: richtig licst und deutet.

V o r s i t z c n d e r : Ich kann nur nochluals wruprwhen, dass dcr Vorstand dic: Sache im Auge bchalten wird und auch \-on Ihrer Seite geeignete Vorschlage erwnrtet.

Dn Niemaud weiter das Wort ergreift, so schliesse ich die Verhandlungen und danke Ihnen fur die grossc: Iiingalie. mit der Sie an tier Sitzung des Gesammtvorstandes theil ci1nunimeii haben.

Hoinologe, das Propionylchlorid, liefert einrn :tnder.j gr:arteten Kiirpcr. rlciin clcrselLe be- -itzt die tlreifache J1ulecul;Lrgrossc des denk- b:ireu primgren Prodiictes ; ebenstr verlialten siCh ilic: Chloride drr Phenylessigsiiure unri l'heny lpropionsaurc ( I lydrozimmtsiiire). Unter iler naheliegenden Annahme. dass der fiir die ; l i : ~ l z s ~ r ~ r e a ~ ~ ~ p a l t u n g erfcrrderliche Wasserstoff Clem Mcthylen der Gruppe - C132. CO - entnommen ist, findet z. B. der R.cac,tionsver- Isuf beim Phenylac.~.t,ylchlorid f o l p i d e n Aus- i h c k :

3 C,H, . CHZ . CO C1 - :1LlCI [CGH, . CH . CO],. - *

Die neiigewonnenen Producte besitzi:n nun sowohl Kctcin- als Phenolcharakter: oHcnbar 1 r : i n t l e l t cs sic11 nnvli i \~n lug ie der Siesitylen- synthese ;tiis Aceton 11111 die n i ldung eines Benzolkeriies und zwar cines Phlorogl11 c i n - derivates , ein Polpmerisationsvorgang den folgendes Schema*) erliiitert:

CC, C:. OH HI:.CH.CO +H.CH/\HC.R+ n.c," ),c.i<

l i I CO\/CO OH.C\. j C - 0 1 1

CH C.R R

%,,

nit: Annahme, class die Endproducte als T r i a1 p h y 1 p h 1 o r og l u c i n e zu betracht'en sind, stiitzt sich hauptsiichlich ni i f clas T'er- hnlten beim Erhitzvn mit verdiknter Kali- lauge unter Druck; gleich \vie ~ : L S gewBhn- liche l'tiloroglucin hydrolytisch i n . Aceton, Essigsiiiire und Kohlenslure zerfzllt, so liefert die als T r i p h en y 1 p 11 1 or o g 111 c i n aiigesprrr- chene Subst~anz als Spaltungsproiluote Di- phenylacetnn, Phenylcssigsaure und Kohlen-