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15; 8. 1936 | Heft 8 J Zum Schluf$ seien noch zwei K~tfer erwiihnt, deren Larven sich gem in Holz einbohren, um in R. ROESLER. Herzlosigkei~ an Blumenkolfl durch Blasenfiil3e (Tbrips). 95 Falderm. (Abb. 25). Die Larven des Speckki~fers, die yon D/irmen, H~iuten usw. leben, bohren sich zur Verpuppung in samtliche Gegen- st~nde, die dies zulassen. Genannt seien bier Filz, Torf, Kreide, Bleirohr und, wie gesagt, auch Holz. Die Larven des Messingkiifers, die yon st~rkehaltigen Stoffen leben und haufig im Kaff von Ful~bodenfiillungen vorkommen, Abb. 23. ~reidenbSckchen~ Fral~ der Larve an Korbweiden. der Puppenruhe geschfitzt zu sein. Dies sind die Larven des Speckkafers Dermestes lardarius L. (Abb: 24) und des M~ssingkafers, Niptus hololeucus Abb. 24. Der Speckk/ifer~ Dermestes lardaritts L, (Vergr. 4 fach). Abb. 25. Der .Messing- ktifer~ Niptus hololeueus Falderm. (Vergr. 4 fach). bohrert sich zu ihrer Verpuppung besonders gern in morsches Holz, we meist, schon Anobien und Schwamm giinstige Vorbe- dingungen geschafft haben. Bet starkem Auf- treten kann die Bek~impfung des Messingkiifers in Gebiiuden durch das Heiilluftverfahren der Deutschen Bautentrocknungs-Gesellschaft Hart- never erfolgen. Staatl. Hauptstelle ffir g~rinerischen Pflanzenschuiz, Pillnitz (Elbe), zurzeit Zitlau (Sa.). Herzlosigkeit an Blumenkohl durch BlasenfiiBe (Thrips). Unter dem Namen ,,Herzlosigkeit ~ werden seit Jahren eine ganze Reihe von Krankheits- erscheinungen des Blumenkohls zusammengefaltt, die nur das eine gemeinsam haben, dab in den letzten Stadien das Herz der Pflanze vSllig fehlt. Als Ursaehen yon Herzlosigkeit seien genannt: 1. Schw/iche des Samens. Tritt nur im An- zuchtkasten besonders bet hochgezficllteten Sorten auf. 2. Frost. Die Schadigung zeigt sich nament- lich bet einseitiger Stickstofffiberdiingung. Vorl Dr. Rudolf Roesler. (Mit 2 Abbildungen.) 3. Frail der Larven des Kohitriebriiil- lers ( Ceulorrhynchus quadridens Panz.). Die Larven gehen bisweilen im Stengel so weit hinauf, dail das Herz abstirbt. 4. Frail von Erdraupen, die off die jllngen zarten BlOtter bevorzugen und das Herz ausfressen. 5. Blattl~iuse, die bei starkem Auftreten durch ihre Saugtiitigkeit die Herzblatter derart schadigen kSnnen, dat~ sie ab- sterben.

Herzlosigkeit an Blumenkohl durch Blasenfüße (Thrips)

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Page 1: Herzlosigkeit an Blumenkohl durch Blasenfüße (Thrips)

15; 8. 1936 | Heft 8 J

Zum Schluf$ seien noch zwei K~tfer erwiihnt, deren Larven sich gem in Holz einbohren, um in

R. ROESLER. Herzlosigkei~ an Blumenkolfl durch Blasenfiil3e (Tbrips). 95

Falderm. (Abb. 25). Die Larven des Speckki~fers, die yon D/irmen, H~iuten usw. leben, bohren sich zur Verpuppung in samtliche Gegen- st~nde, die dies zulassen. Genannt seien bier Filz, Torf, Kreide, Bleirohr und, wie gesagt, auch Holz. Die Larven des Messingkiifers, die yon st~rkehaltigen Stoffen leben und haufig im Kaff von Ful~bodenfiillungen vorkommen,

Abb. 23. ~reidenbSckchen~ Fral~ der Larve an Korbweiden.

der Puppenruhe geschfitzt zu sein. Dies sind die Larven des Speckkafers Dermestes lardarius L. (Abb: 24) und des M~ssingkafers, Niptus hololeucus

Abb. 24. Der Speckk/ifer~ Dermestes lardaritts L,

(Vergr. 4 fach).

Abb. 25. Der .Messing- ktifer~ Niptus hololeueus Falderm. ( Vergr. 4 fach).

bohrert sich zu ihrer Verpuppung besonders gern in morsches Holz, we meist, schon Anobien und Schwamm giinstige Vorbe- dingungen geschafft haben. Bet starkem Auf- treten kann die Bek~impfung des Messingkiifers in Gebiiuden durch das Heiilluftverfahren der Deutschen Bautentrocknungs-Gesellschaft Hart- never erfolgen.

Staatl. Hauptstelle ffir g~rinerischen Pflanzenschuiz, Pillnitz (Elbe), zurzeit Zitlau (Sa.).

Herzlosigkeit an Blumenkohl durch BlasenfiiBe (Thrips).

Unter dem Namen ,,Herzlosigkeit ~ werden seit Jahren eine ganze Reihe von Krankheits- erscheinungen des Blumenkohls zusammengefaltt, die nur das eine gemeinsam haben, dab in den letzten Stadien das Herz der Pflanze vSllig fehlt. Als Ursaehen yon Herzlosigkeit seien genannt:

1. Schw/iche des Samens. Tritt nur im An- zuchtkasten besonders bet hochgezficllteten Sorten auf.

2. Frost . Die Schadigung zeigt sich nament- lich bet einseitiger Stickstofffiberdiingung.

Vor l

Dr. Rudol f Roesler.

(Mit 2 Abbildungen.)

3. Frail der L a r v e n des Kohi t r iebr i i i l - l e r s ( Ceulorrhynchus quadridens Panz.). Die Larven gehen bisweilen im Stengel so weit hinauf, dail das Herz abstirbt.

4. Frail von E r d r a u p e n , die off die jllngen zarten BlOtter bevorzugen und das Herz ausfressen.

5. Blattl~iuse, die bei starkem Auftreten durch ihre Saugtiitigkeit die Herzblatter derart schadigen kSnnen, dat~ sie ab- sterben.

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96 R. RoF, sLvJt. Herzlosigkeit an Blumenkohl durch BlasenfiiBe (Thrips). 15.8. 1936 Heft 8

Abb. 1. Durch Thripshefall herzlose Blumenkohlpfianze, Endstadium.

In den letzten Jahren, besonders im Sommer 1935, trat bei Ziitau und auch in anderen Gegenden Mitteldeutschlands an Blumenkohl neben den oben genannten Erscheinungen eine Art der Herzlosig- keit auf, die ebenfalls im Endstadium das gleiche Bild darbot (Abb. 1), aber auf eine andere Ur- sache zurfickgefiihrt werden konnte.

Die Krankheit tritt fast ausschlie[~lich an den Blumenkohlpflanzen auf, die zuletzt - - im Juli - - ins Freiland gesteckt werden. Schon kurz nach dem Anwachsen finden sich Pflanzen, deren innere Herzblt~tter verkiimmert sind. Spttter fehlt das Herz in den meisten Fttllen vollstandig, und anstelle der Herz- blotter finder sich eine kahle narbige Platte. Manchmal erheben sich aus dieser Narbe ein oder mehrere stengelartige, verkriippelte, oft spi- ralig gedrehte Gebilde als Reste der zersttirten Triebspitze. Diese Pflanzen waehsen noch wochenlang ohne Herz welter, wobei oft zahl- reiche WurzelschSl~linge ausgebildet werden (Abb. 2). Es kann abet auch wenn diese his auf einen ent- fernt werden, wegen der vorge- schrittenen Jahreszeit keine brauch- bare Kopfbildung mehr erzielt wer- den. Der Ausfall war1935 bei Zittau sehr gro~; auf einigen Feldern xyaren 60--80O/o der Pflanzen vernichtet.

In den Anfangsstadien i.~t ttul~er- Abb. 2. lich kein Unterschied gegeniiber ge-

sunden Pflanzen zu bemerken. Wenn sich die aul~eren. Herzblatter 5ffnen, ist die Zer- stSrung der Triebspitze bereits so welt vor- geschritten, dab nur noch eine kahle Narbe vorhanden ist. Als Ursache lieii sich ein- wandfrei Thripsbefall feststellen. Herr Dr. W. R i c h t e r, Zo01og. Museum der Univ. Berlin hatte die Freundlichkeit, die Art als Thrips tabaci Lindemann ZU bestilnmen. Schon im Anzuchtkasten werden die Pflttnz- chen von den Blasenfii~en aufgesucht, die bis ins Innere des Herzens vordringen. Sie zerst6ren durch ihre Saugt~tigkeit den Vege- tationspunkt der Pflanze, wobei sich dieser erst gelblich, dann braunlich veiffttrbt. Im weiteren Verlauf finden sich kleine minen- artige Hohlrttume und darin in grSgerer Zahl die Blasenfiige, er~vachsene wie auch Larven. Dieses Stadium ftillt ungeftthr in die Zeit des Auspflanzens, t/nd da der Befall i~ugerlich noch nicht erkennbar ist, gelangen auch die kranken Pfianzen ins Freiland. Die

Blasenfiil~e verlassen die Pflanzen, kurz bevor sich die ttul~eren Herzbltttter 5ffnen. Die Erreger sind also bereits versehwunden wenn die Krank- heir augeniMlig wird. Durch die Trockenheit des letzten Sommers wurde die Entwicklung der Blasenffi[~e stark gef6rdert.

Eine Bekampfung konnte 1935 nieht mehr durchgefiihrt werden. Wiederholtes Spritzen mit Nikotinseifenbriihe im Anzuchtkasten diirfte von Erfolg sein. Die Schwierigkeit liegt darin, da[~ die Krankheit meist so spat erst erkannt

Zahlreiche Wurzelschosse einer herzlosen Blumenkohlpflanze. Rechts vorn die zur Seite gedl~ngte Mutte:'pflanze.

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15. 8. 1936] Heft 8 J

Kleine Mitteilungen. 97

wird, wenn die Erreger bereits abgewandert sind.

Alle Erscheinungen yon Herzlosigkeit streben zum SchluB demselben Typus zu, so da[~ man in diesem Endstadium einer herzlosen Pflanze die Entstehungsursache mitunter nicht mehr mit Sicherheit nachweisen kann. Leider werden auch heute noch in manchen Gegenden nicht nur von der Praxis die Besch/idigungen der Drehherz- miicke (Conlarinia torquens de Meyere)als Herz- losigkeit bezeichnet, sondern auch in der Literatur finden sich diese Verwechselungen. (In Zittau war anfangs die Ansicht verbreitet, dag die Herz- losigkeit [Thrips] dutch die Drehherzmficke ver- ursacht set, u n d e s war sehr schwer, diesen Irrtum wieder auszurotten.) Da alle diese Erschei- nungen so oft durcheinander geworfen werden, ist es manchmal schwer, das Auftreten in den einzelnen Anbaugebieten zu verfolgen. Es set hier kurz auf die Unterschiede der Drehherzig- keit (Contarinia) und der Herzlosigkeit (Thrips) hingewiesen. Bet D r e h h e r z m f i c k e n b e f a l l sind immer die H e r z b l a t t e r f i pp ig e n t w i c k e l t ; sie zeigen starke K r / ~ u s e l u n g e n und die cha-

rakteristische Drehung der SproBachse wie auch der jiingeren Blattstiele. Bei Trockenheit erholt

s i c h oft die Pflanze wieder und wachst normal weiter, oder sie zeigt noeh nach Wochen das g e s e h l o s s e n e Drehherz. Bei nasser Witterung tritt yon innen her Faulnis auf. Die Beschadi- gungen dureh Blasenffii~e sind immar dadurch ge- kennzeiehnet, dag das Herz v o l l s t i ~ n d i g f e h l t und dafiir eine k a h l e , n a r b i g e P l a t t e vor- handen i s t . Wenn noch Teile des zerst6rten Herzens als gekrfimmte oder gedrehte Blattreste stehen bleiben, so ist in diesem Falle meist keine Spur einer Blattspreite vorhanden, sondern nu t ganz diirftige, dfinne, stielartige Bildungen.

Die Aul~enstation Zittau der Staatliehen Haupt- stelle fiir gartnerischen Pflanzenschutz Pillnitz a. d. Elbe ist mit eingehenden Untersuehungen iiber die Drehherzkrankheit und Herzlosigkeit be- sehaftigt und bittet um rege Mitarbeit, besonders um Angaben iiber Auflreten und Befallsst~rke in alien Gebieten, m6glichst unter Einsendung yon befallenem Material. (Anschrift: Dr. R. R o e s l e r , Zittau [Sa.], Neustadt 16.)

Kleine Mitteilungen. .Die Sonnenlaus." Der ,Hamburger Anze iger ' vom 19. Mai 1936

Ein Beitrag zur naturwissensehaftlichen Berichterstattung in Tageszeitungen.

Von

Prof. Dr. K. Escltcrieh~ Mtinchen.

Im Juni d. J. e~chien in eGer Reihe yon Tages- zeitungen ein Artikel unter den verschiedensten Titeln, wie ,Motten: Motten n ich t s als Motten"; , P ro - fessor Esche r i chs s o n d e l b a r e Fa rm 'r ,.Ein Mann ztichtet Motten, j~ihrlieh 2 0 0 M i l l i a r d e n Stiick" - - ,Der Mot tenpro fesso r von F r a n k - furt" usw.

Es ist bier mit meinem Namen MiBbrauch getrieben worden, denn wenn auch yon einem F r a n k f u r t e r Professor E. die Rede ist, so l~iBt ein Hinweis auf die ,Deutsche Gesellsehaft fiir angewandte Entomologie" keinen Zweifel dartiber, wer mit dem Professor E ge- meint ist, zumal es in Frankfurt weder einen Professor E. noch eine ,,Mottenfarm" gibt. Wie eine solehe Ver- quickung you meiner Person mit Mottenzuehten zustande kommen konnie, ist mir unverst~tndlieh, da ich reich hie- reals mit Kleidermotten besehiiftigt und reich atmh nie- mals mit einem Zeitungsberiehterstatter dariiber unter- halten habe. Vielleieht hat die J. O. Farben A.-G. Interesse daran, der Entstehungsgeschichte dieses Motten- romans naehzuspiiren, da auch sie darin genannt ist und manehes deft Oesagte auf das der J. O. Farben ge- hSrende Mottenlaboratorium in Leverkusen zutrilR.

S|eht in dem Mottenaufsatz doch wenigstens einiges sachlich Begriindete, so ist in" dem f01genden ,,Draht- bericht" so viel heller Unsinn beisammen, daf~ man un- willkiirlich an emen Karnevalsscherz glauben muB.

sehreibt: Giftgas gegen .Sonnealiiuse"

,,Die Romintener Heide bedroht"

-Berlin, den 18. Mat 1936. (Drahtbel:icht unseres Berliner Biiros.)

,Ein groBer Teil der bekannten Rominiener Heide, ruud 12 Morgen Hochwald, ist durch Sonnenfral~ be- drohi. Zu ihrer Bek~impfung ist der Arbeitsdienst ein- gesetzt worden. Auf einzelnen grof~en B/iumen bat man 6000)--140000 Sonnenl~iuse festgestellt. Zu ihrer Bek/impfung verwendet man einen besonderen Giftstoff, der durch Flugzeuge fiber den B/iumen ab- geblasen wird. Diese Giftgase rufen zwar auch gewisse Sch/iden unter denTieren des Waldes hervoL die man aber mit in Kauf nehmen muB, weil ja bet der Ver- nichtung der Pflanzen auch die Tierwelt zugrunde gehen miiBte.

Bis zu 11 Flugzeugen hat man zur Bek~impfung ein- gesetzt. Al'be{tsdienstm~inner sind im Verein mit Wald- arbeitern dabei, in riesigen Feuern Zweige, RiMe und Fichtennadeln, die mit Millionen und aber Millionen yon Eiern besetzt sind, zu verbrennen. Nicht weniger als 186000 fm Holz miissen auf diese Weise vernichtet werden."

Gibt es denn gab kein Mittel, das lesende Publikum vor einem solchen Unsinn zu bewahren? Wenn eine Tageszeitung keinen eigenen Naturwissenschaftler in ihrem Redaktionsstab sitzen hat - - bet der immer stiirker werdenden Bedeutung der Naturwissenschaften sollte jede gr61~ere Tageszeitung fiber einen solchen ver- fiigen -- , so wird doch jede Schriftleitung eine naiur- wissenschaftlich gebildete Stelle am Ort wissen, bet der sie im Zweifelsfalle telephonisch anfragen kann. Dadureh