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Herzogenrath.ppt
Entwicklung und Perspektiven der Arbeitsgesellschaft
Eckart Hildebrandt
Bildungs- und Begegnungsstätte der KAB und CAJ:Europäische Tagung: Leben und Arbeiten in Europa –
für ein europäisches Sozialmodell18.-22. April 2007, Herzogenrath
S. 2Herzogenrath.ppt
Eckart Hildebrandt, April 2007
Entwicklung der breiten Erwerbsquote in Deutschland 1985 – 2005
5,0
6,4
5,4
8,8
0
10
20
30
40
50
60
70
80
1985 1991 97 98 2001 04 05
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5 Ja
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)
* Stille Reserve in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen = beschäftigungslose Personen, die bei den Arbeitsämtern nicht als Arbeitslose registriert sind
68,0
76,2
37,0
33,9
Breite Arbeitslosigkeitregistrierte Arbeitslose stille Reserve in arbeits-marktpolitischen Maß-nahmen*
Teilzeitbeschäftigunggeringfügige Beschäftigung ohne geringfügige Beschäf-tigung SelbstständigeTeilzeit Vollzeit VollzeitbeschäftigungLeiharbeit befristete Beschäftigung Auszubildende andere Formen der abhän-gigen Beschäftigung (Beamte, Soldaten) "Normalarbeitsverhältnisse"(Angestellte und Arbeiter, Vollzeit, unbefristet, ohne Leiharbeit)
1985
5,75,4
0,3
7,11,55,6
7,32,35,0
47,90,12,03,65,2
37,0
2005
9,88,8
1,0
15,05,59,5
7,61,26,4
43,80,83,12,93,1
33,9
9,55,6
S. 3Herzogenrath.ppt
Eckart Hildebrandt, April 2007
Entwicklung der Erwerbstätigkeit 2000 – 2006
S. 4Herzogenrath.ppt
Eckart Hildebrandt, April 2007
Individuelle Gefährdungspotenziale flexibler Erwerbsarbeit – Prekarität
Merkmale:Gefährdung von • Subsistenzeinkommen,
Einkommensstabilität• Beschäftigungsstabilität• Beschäftigungsfähigkeit• Integration in System
sozialer SicherheitErfahrungen von Marginalisierung und Unsicherheit
1. Gesicherte Integration („Die Gesicherten“)
2. Atypische Integration („Die Unkonventionellen“ oder „Selbstmanager“)
3. Unsichere Integration („Die Verunsicherten“)
Zone der Integration
4. Gefährdete Integration („Die Abstiegsbedrohten“)
5. Prekäre Beschäftigung als Chance/temporäre Integration („Die Hoffenden“)
6. Prekäre Beschäftigung als dauerhaftes Arrangement („Die Realistischen“)
Zone der Prekarität
7. Entschärfte Prekarität („Die Zufriedenen“)
8. Überwindbare Ausgrenzung („Die Veränderungswilligen“) Zone der
Entkopplung 9. Kontrollierte Ausgrenzung/inszenierte Integration („Die Abgehängten“)
Quelle: Klaus Dörre (2005, S. 60)
S. 5Herzogenrath.ppt
Eckart Hildebrandt, April 2007
Spektrum Zukunftskonzepte von Arbeit
Erhöhung der Nachfrage nach Arbeit (Steuersenkungen und Abgaben,Niedriglohnsektor, sog. Bürgerarbeit)
Erhöhung des Arbeitsangebots (Erwerbsquoten, Arbeitszeitverlängerung)
Verbesserung des Arbeitsangebots (Flexicurity, Employability)
Verringerung des Arbeitsangebots (Arbeitszeitverkürzung)
Erweiterung des Arbeitsbegriffs (Tätigkeitsgesellschaft, Nachhaltigkeit)• Mehrschichtenmodell produktiver Tätigkeiten (Club of Rome
1998)• optionale Lebensarbeitszeit• Halbtagsgesellschaft• Bergmanns Neue Arbeit• Becks Bürgerarbeit• Grundsicherung
S. 6Herzogenrath.ppt
Eckart Hildebrandt, April 2007
Verringerung der Arbeitszeit
Arbeitszeit(Std./Wo.)
Lebensjahre
40
35
25
20
30 30-Std.-Woche
Halbtagsgesellschaft
20 30 40 50 60 65
optionale Arbeitszeit
„Normalarbeitszeiten“ im Lebensverlauf
Instrumente der Optionalität: • befristete Teilzeit• Wahlarbeitszeit• Arbeitszeitkonten• geregelte Freistellungen
S. 7Herzogenrath.ppt
Eckart Hildebrandt, April 2007
Erweiterter Arbeitsbegriff: analytisches Konzept der Mischarbeit
Normal-Arbeits-Verhältnis Erwerbsarbeit
Arbeitslosigkeit
Versorgungs-arbeit
Gemeinschafts-arbeit
Eigenarbeit
MischarbeitMischqualifikationMischbelastung
Mischeinkommen
prekäre Beschäftigung
Teilzeit
Selbständigkeit
Schwarzarbeit
S. 8Herzogenrath.ppt
Eckart Hildebrandt, April 2007
Alltägliche Entgrenzung von Erwerbsarbeit (schwarz) und Freizeit (weiß)
Traditioneller Berufsalltag Flexibler Berufsalltag
Quelle: S. Gruber; K. Löffler; K. Thien (Hg.) (2002): Bewegte Zeiten. München, Wien: Profil Verlag, S. 113
S. 9Herzogenrath.ppt
Eckart Hildebrandt, April 2007
Neue Vielfalt und Diskontinuität im Lebenslauf
NormalerwerbsbiografieFlexible Erwerbsverläufe
1 Gleitender bzw. verzögerter Einstieg2 Vorübergehende Unterbrechung des Erwerbslebens (z.B. Geburt eines Kindes) mit stufenweise wieder
angehobener Arbeitszeit (Teilzeit)3 Phase von Arbeitslosigkeit oder Selbstständigkeit oder längerer Freistellung (z.B. Sabbatical für
Erholung oder Weiterbildung) 4 Vorübergehende Verlängerung der Arbeitszeit (Mehrarbeit) oder Reduktion (Wahlarbeitszeit)5 Gleitender, vorgezogener oder verzögerter Ausstieg
Indiv
iduelle
wöch
entl
iche A
rbeit
szeit
1 2 3 4 5
Lebensalter
Risiken: Einstieg und Wiedereinstieg, Freiwilligkeit von Erhöhung und Reduktion, Planbarkeit
„Vollzeitnahe Teilzeit“
S. 10Herzogenrath.ppt
Eckart Hildebrandt, April 2007
Neue variante Lebensläufe
Männlicher Normal-lebenslauf
Weibliche Lebensläufe Neue Lebensläufe
Ausbildung Ausbildung Ausbildung
Erste Erwerbsphase Berufsvorbereitende Jobs
Familien- und Haushaltsphase
Kontinuierliche Vollzeit-beschäftigung
Mögliche zweite Erwerbsphase und Mischarbeit (z.B. Teilzeitar-beit)
Flexible und diskontinuierli-che Erwerbstätigkeit
Mögliche Pflegephase (z.B. kombiniert mit Teilzeitarbeit)
Übergangsphase
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-Alte
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Alte
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Ruhestand Ruhestand (Un-)Ruhestand
Quelle: in Anlehnung an European Foundation for the Improvement of Living and Working Conditions (2003), S. 19-20
S. 11Herzogenrath.ppt
Eckart Hildebrandt, April 2007
Ein neuer prekärer Unternehmertyp?
Künstler (Haak/Schmid) – Alleinselbstständige (Betzelt/Gottschall) Merkmale der Arbeitssituation:• hoher Stellenwert von Kreativität und Wissensintensität, kaum Eigenkapital • kontinuierliche Weiterqualifikation durch Selbstlernen • selbstbestimmte projektförmige Arbeit für verschiedene Kunden, Netzwerke • Einkommens-Status-Disparität (relativ niedrige und schwankende
Einkommen, Selbstausbeutung) • lange und variable Arbeitszeiten mit untypischer Lage, Entgrenzung von
Arbeit und Leben• mehrere Statuswechsel und Phasen der Mehrgleisigkeit (Diskontinuität des
Lebenslaufs als Normalität, Brotjob und kreative Tätigkeit)• erhöhte Risiken der Familien-Unmöglichkeit und der Altersarmut
Aktuell: kreative Klasse (Florida/Horx), digitale Boheme (Friebe/Lobo), Generation Prakti-kum, urbane Penner (Mercedes Bunz)
„Die digitale Boheme beeinflusst die gesamte Arbeitsgesellschaft schon insofern, als sie eine Alternative zu den beiden gleichermaßen unattraktiven Optionen Angestelltenwelt und Prekariat erst mal aufzeigt und vormacht. Es ist eine praktisch vorgelebte Kritik an der Arbeitswelt“ (Friebe in zitty 22/2006, S. 31)
S. 12Herzogenrath.ppt
Eckart Hildebrandt, April 2007
Risiken flexibler Arbeitszeiten und diskontinuierlicher Lebensläufe
1. Desynchronisations- und Planungsrisiko(Arbeitswelt und Lebenswelt, Kalkulierbarkeit aufgeschobener Zeiten bezüglich Entnahme und geplanter/gewünschter Nutzung)
2. Gesundheitsrisiko(steigende Belastung bei flexibler Arbeit und Mehrarbeit, Belastungskumulation in der Lebensmitte)
3. Beschäftigungs-/Karriererisiko(z.B. betriebliche Wahrnehmung abweichender Arbeitszeitwünsche, Rückkehrbedingungen/-garantien)
4. Qualifikationsrisiko(unterdurchschnittliche Teilnahme an Weiterbildungsmaßnahmen)
5. Einkommensrisiko(Arbeitsarmut bei geringfügiger Beschäftigung, Abzüge in der sozialen Sicherung, Verfall von Konten bei Insolvenz, Zugriff bei Kurzarbeit)
S. 13Herzogenrath.ppt
Eckart Hildebrandt, April 2007
Selbsthilfeökonomie
Ziele Aktivierung brachliegender
Ressourcen (sinnvolle, gesellschaftlich nützliche Tätigkeiten)
Beitrag zur Lebensqualität der Individuen und der Quartiere
kleine Brücken in Erwerbstätigkeit Kooperationen in Netzwerken,
Aufbau egalitärer Organisationen Organisation individueller und
kollektiver Lernprozesse
Vielfalt der Betriebsformen genossenschaftliche Unternehmen Wohn- und Gemeinschaftsprojekte Tauschringe fairer Handel und
Direktvermarktung Ideenwerkstätten Selbsthilfe im Gesundheitsbereich freie Schulen und andere Bildungs-
einrichtungen
S. 14Herzogenrath.ppt
Eckart Hildebrandt, April 2007
Mischarbeit und Grundeinkommen
Verstärkende Effekte• Einstieg in Erwerbstätigkeit: Subvention von Erwerbsarbeitsplätzen mit
geringerer Produktivität • Gestaltung von Erwerbstätigkeit: Möglichkeit zur Ablehnung nicht
menschenwürdiger Arbeitsplätze • Relativierung der Erwerbstätigkeit: Teilnahme an der Erwerbsarbeitswelt
nicht mehr existenziell
• Weit gefasster Begriff legitimer Beschäftigung; Aufwertung produktiver informeller Tätigkeiten
• Ermöglichung von individuellen Entscheidungen über Zeitverwendungen, Erleichterung von Teilzeitarbeit
• Erleichterung von Übergängen (transitional labour markets) • Interpretation als Entschädigung für informelle Arbeiten (insbesondere
care) (Modell: participation income – Bedingung: gesellschaftlich nützliche Tätigkeiten; Vanderborght/Van Parijs 2005, S. 121)
Das allgemeine Grundeinkommen ist ein Einkommen, das von einem politischen Gemeinwesen an alle seine Mitglieder individuell, ohne Bedürftigkeitsprüfung und ohne Gegenleistung ausbezahlt wird. Vanderborght/Van Parijs 2005: 37)