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Hilfe – Asthma! Patienten-Handbuch für unbeschwertes Atmen

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Hilfe – Asthma!Patienten-Handbuch

für unbeschwertes Atmen

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Hilfe – Asthma!Patienten-Handbuch

für unbeschwertes Atmen

Hilfe – Asthma!Das Patienten-Handbuch

2Inhalt

Hilfe – Asthma!Das Patienten-Handbuch

Inhalt

VorworteSie stehen im Mittelpunkt _______________________________________________Seite 5Unbeschwert atmen ___________________________________________________Seite 6

Worauf sollten Sie achten?Ursachen, Symptome, Einteilung ________________________________________Seite 7Asthma bronchiale – was ist das? ________________________________________Seite 8Ursachen: Was passiert im Körper? ______________________________________Seite 10Wann zum Arzt? ______________________________________________________Seite 12Schwere der Asthma-Erkrankung________________________________________Seite 13

Worauf achtet Ihr Arzt?Der Weg zur richtigen Diagnose _________________________________________Seite 16Der Untersuchungstermin _____________________________________________Seite 17Das ärztliche Gespräch ________________________________________________Seite 17Die körperliche Untersuchung __________________________________________Seite 19Die Lungenfunktionsprüfung ____________________________________________Seite 19Zusätzliche Untersuchungsmethoden ____________________________________Seite 20Das Allergie-Screening _________________________________________________Seite 24Die Laboruntersuchungen ______________________________________________Seite 25Die Röntgenuntersuchung ______________________________________________Seite 26

Kapitel 1

Kapitel 2

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3Inhalt

Hilfe – Asthma!Das Patienten-Handbuch

Was kann Ihr Arzt tun?Behandlung, Medikamente, begleitende Therapie _________________________Seite 28Die Asthma-Therapie ist immer individuell _______________________________Seite 29Die Kontrolle des Asthmas _____________________________________________Seite 30Medikamenteninfo____________________________________________________Seite 34 Beta-2-Sympathomimetika _________________________________________Seite 35 Anticholinergika __________________________________________________Seite 37 Glukokortikoide ___________________________________________________Seite 39 Leukotrien-Rezeptor-Antagonisten___________________________________Seite 43 Theophyllin ______________________________________________________Seite 45Anwendungsinfo ______________________________________________________Seite 48 Pulverinhalatoren _________________________________________________Seite 48 Dosiersprays ______________________________________________________Seite 50 Düsenvernebler ___________________________________________________Seite 52 Ultraschallvernebler _______________________________________________Seite 53Leichtes, nur ab und zu auftretendes Asthma ______________________________Seite 54Leichtes, regelmäßig auftretendes Asthma ________________________________Seite 54Anhaltendes mittelschweres Asthma _____________________________________Seite 56Anhaltendes schweres Asthma __________________________________________Seite 56Die medikamentöse Behandlung eines Asthma-Anfalls _____________________Seite 58

Asthma bei Kindern und Jugendlichen Hinweise auf ein kindliches Asthma _____________________________________Seite 63Die kinderärztliche Untersuchung _______________________________________Seite 64Medikamentöse Therapie bei Kindern ____________________________________Seite 67Die Kontrolle des kindlichen Asthmas ___________________________________Seite 69Inhalationssysteme für Kinder __________________________________________Seite 70

Kapitel 3

Kapitel 4

4Inhalt

Hilfe – Asthma!Das Patienten-Handbuch

Was können Sie selbst tun?Asthma-Therapie – viel mehr als „nur“ Medikamente _______________________Seite 73Die Peakflow-Messung – das A und O ______________________________________Seite 75Das Asthma-Tagebuch _________________________________________________Seite 78Die Atemgymnastik – atmen Sie konzentrierter ___________________________Seite 81

Asthma und der Alltag – Auslöser meiden, aktiv seinAllergene – häufige Auslöser ___________________________________________Seite 85Sport und Asthma ____________________________________________________Seite 92

Das Behandlungsteam – Sie und Ihr ArztDMP – Vorteile für Arzt und Patient ______________________________________Seite 99Teilnahmebedingungen _______________________________________________Seite 101Dokumentation des Krankheitsverlaufs __________________________________Seite 102Ihr Behandlungsplan __________________________________________________Seite 106

Glossar – die wichtigsten Fachausdrücke __________________________Seite 110Stichwortverzeichnis ______________________________________________Seite 113Impressum ________________________________________________________Seite 115

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Page 4: Hilfe – Asthma!€¦ · Hilfe Asthma! Patienten-Handbuch für unbeschwertes Atmen Hilfe Asthma! Das Patienten-Handbuch 2 Inhalt Hilfe Asthma! Das Patienten-Handbuch Inhalt Vorworte

ie strukturierten Behandlungspro-

gramme „AOK-Curaplan“ für Pa-

tienten mit Asthma laufen nun schon seit

dem Jahr 2006. Teilnehmen können nicht

nur Erwachsene, sondern auch Kinder ab

fünf Jahren und Jugendliche. Auswertun-

gen von Patientendaten und Begleitstudien

zeigen, dass sich die Programme in der Pra-

xis bewährt haben. So hat eine Befragung

der AOK beispielsweise ergeben, dass die

an diesem Programm teilnehmenden Ärz-

te bei ihren Patienten häufiger die richtige

Anwendung der Inhalationsmedikamente

überprüften. Die Patienten im Programm

und die Eltern der teilnehmenden Kin-

der und Jugendlichen schätzen vor allem

die intensivere Kontrolle der Erkrankung

durch die regelmäßigen Untersuchungen.

Es gibt also viele gute Gründe, an „AOK

Curaplan“ für Patienten mit Asthma bron-

chiale teilzunehmen. Doch der Erfolg Ihrer

Behandlung hängt vor allem von Ihnen

selbst ab. Ihre Mitarbeit ist gefordert – zum

Beispiel bei der gemeinsamen Planung Ih-

rer Behandlungsziele mit dem Arzt. Scheu-

en Sie sich nicht, Ihre eigenen Wünsche

und Vorstellungen zu formulieren und

dann mit Ihrem Arzt zusammen die pas-

sende Strategie zu finden, um diese Ziele

zu erreichen. Informieren Sie sich über

Hilfe – Asthma!Sie stehen im MIttelpunkt

5Vorwort 1

Geschäftsführender

Vorstand des AOK-

Bundesverbandes

D Ihre Asthma-Erkrankung und achten Sie auf

Warnsignale, die eventuell eine Verschlech-

terung Ihres Zustandes ankündigen können.

Die AOK unterstützt Sie dabei, beispielswei-

se mit diesem Patienten-Handbuch. Es gibt

Ihnen einen Überblick über die Erkrankung

und ihre Behandlung. Eltern von erkrankten

Kindern finden in einem gesonderten Kapitel

wertvolle Hinweise zum richtigen Umgang

mit Asthma bei Kindern und Jugendlichen.

Doch das ist nicht alles: Wir schaffen die

Rahmenbedingungen bei den Ärzten, damit

Sie optimal betreut werden. In Schulungen

erfahren Sie in kleinen Gruppen, wie Sie

aktiv an der Behandlung Ihrer Erkrankung

mitwirken können. Dabei haben Sie die Ge-

legenheit, sich nicht nur mit den Kursleitern

auszutauschen, sondern auch persönliche

Gespräche mit anderen Betroffenen zu füh-

ren. Welches Schulungsprogramm geeignet

ist, entscheidet Ihr Arzt gemeinsam mit Ih-

nen.

Wir hoffen sehr, dass Ihnen dieses Buch hilft,

gut mit Ihrer Asthma-Erkrankung oder der

Ihres Kindes umzugehen!

Ihr

Martin Litsch

Martin Litsch

Vorstandsvor-sitzender des AOK-Bundes-verbandes

ie Diagnose Asthma hat heute ihren

Schrecken verloren. Das ist ein ein-

drucksvolles Beispiel dafür, wie neue The-

rapien den Alltag von Kranken erleichtern

können. Ja, sogar der Begriff „Krankheit“

mag dafür schon beinahe zu schwerwiegend

erscheinen. Gutes Wissen über die Krank-

heit, entsprechende eigene Handlungsmög-

lichkeiten und die moderne medikamentöse

Therapie haben das Bild gewandelt.

Asthma war noch vor 25 Jahren ein häufiger

Anlass, den ärztlichen Notdienst zu rufen,

meist mitten in der Nacht, wenn man eigent-

lich niemanden behelligen will. Das ist selten

geworden. Durch die richtig gehandhabten

und regelmäßig angewandten Asthma-Sprays

kann Asthma heute gut behandelt werden, es

kann kontrolliert werden. Die Notfallspritze

ist nur noch selten notwendig.

Aber neben dieser Behandlung ist der eigene

Beitrag zur Gesundheit nicht zu vernachläs-

sigen und vor allen Dingen nicht zu unter-

schätzen. Vom rauchfreien Leben über die

Vermeidung der eventuellen Asthma-Aus-

löser bis zur ausreichenden Bewegung und

zweckmäßigen Lebensgestaltung hat jeder

Betroffene Einfluss auf den Verlauf seiner

Erkrankung, auf die Schwere und eventuelle

Komplikationen.

Dr. Diethard SturmFacharzt für

Allgemeinmedizin,

Patientenbeauf-

tragter des

Deutschen Haus-

ärzteverbandes

Hilfe – Asthma!Unbeschwert atmen

6Vorwort 2

D Verstehen Sie Asthma? Wie weit soll die

Diagnostik gehen? Kann ich geheilt wer-

den und mein Asthma wieder verlieren

oder bleibe ich auf ewig Patient? Und wie

gefährdet sind meine Kinder, ebenfalls die-

se Krankheit zu bekommen? Was sind die

ersten Anzeichen eines Asthma-Anfalls,

wann schrillen die Alarmglocken?

Antworten darauf finden Sie natürlich im

Gespräch mit Ihrem behandelnden Arzt,

aber auch in diesem Buch. Es nützt Ihnen

und Ihrer gesamten Familie. Zwar kann

es den Dialog in einer strukturierten Schu-

lung nicht ersetzen, wohl aber unterstüt-

zen. Ebenso Ihr Gespräch mit den behan-

delnden Ärzten, den Physiotherapeuten

und Ihrer Selbsthilfegruppe.

Damit Sie unbeschwert atmen können –

trotz Asthma.

Ihr

Dr. Diethard Sturm

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7

Worauf sollten Sie achten?Ursachen, Symptome, Einteilung

1. Kapitel

I

Asthma kann unterschiedliche Auslöser haben. >>

Asthmaist die häufi gste chronische Erkrankung im Kindesalter!

n diesem Kapitel möchten wir Ihnen ei-

nige wichtige Hintergründe über asthma-

tische Erkrankungen nahebringen: Was ist

eigentlich Asthma bronchiale, wie sehen die

häufi gsten Symptome aus, wie fi ndet man die

individuell am besten geeignete Behandlung?

Vielleicht sind es für Sie ein paar Augenbli-

cke, die Ihnen helfen, Ihre Krankheit oder die

Ihrer Angehörigen besser zu verstehen und

leichter damit umzugehen. Denn als Asthma-

tiker ist man nicht allein. Asthma bronchiale

ist eine sehr häufi ge chronische Erkrankung,

die bei rund fünf Prozent der Erwachsenen

in Deutschland auftritt. Bei Kindern ist sogar

rund jedes zehnte davon betroffen. Damit ist

Asthma die häufi gste chronische Erkrankung

im Kindesalter.

Asthma bronchiale – was ist das?Unter Asthma bronchiale versteht man eine

chronische Entzündung der Atemwege. Diese

äußert sich in einer Schwellung der Schleim-

häute, die alle Atemwege auskleidet, in einer

vermehrten Schleimbildung und in einer

Verkrampfung der Bronchialmuskulatur.

Dieses alles führt zusammen zu einer Ver-

engung der Atemwege. Die Atemluft kann

nur noch schwer in die Bronchien hinein-

fl ießen und noch schwerer wieder hinaus –

es kommt zur Atemnot. Diese Entzündung

der Atemwege kann durch unterschiedliche

Reize ausgelöst werden und es kommt dabei

zu einer dauerhaften, also chronischen Ent-

zündung in den Bronchien. Dies kann dazu

führen, dass die Bronchialschleimhaut im

Laufe der Zeit überempfi ndlich wird und auf

immer mehr Einfl üsse von außen mit eben

1. Worauf sollten Sie achten? Ursachen, Symptome, Einteilung

8Kapitel 1

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dieser Atemnot reagiert. Leider bleibt diese

Überempfindlichkeit oft ein Leben lang be-

stehen, auch wenn man keine Beschwerden

mehr hat. Der Arzt spricht dann von einem

hyperreagiblen Bronchialsystem.

Je nach auslösenden Situationen wird Asth-

ma in verschiedene Formen bzw. Zusatzva-

rianten eingeteilt. Doch diese Einteilung ist

nicht starr, meist überwiegen Mischformen.

Das bedeutet, dass sowohl der eine als auch

der andere Auslöser einen asthmatischen

Anfall provozieren kann. Beim kindlichen

Asthma ist häufig vorher bereits eine Allergie

vorhanden, entweder beim betroffenen Kind

selbst oder in der Familie.

9Kapitel 1

Wenn wir atmen, strömt mit jedem einzelnen Atemzug Luft durch Nase, Mund und Rachen-raum. Weiter fließt sie in die Luftröhre und dann in die großen Bronchien, die Luftleitungen der Lunge. Auf diesem Weg wird die Atemluft von Schmutz und Staubpartikeln befreit, sie wird angefeuchtet und angewärmt. Von den Bronchien aus gelangt die Luft in der Lunge in ein schier unendliches Geflecht immer kleiner werdender Verzweigungen. Diese luftleitenden Lungenästchen werden Bronchiolen genannt. Am Ende der Bron-chiolen liegen die Lungenbläschen. Diese haben eine sehr dünne Hülle, eine sogenannte Membran. Der Sauerstoff aus der Atemluft durchdringt diese nun und gelangt von dort aus zu den roten Blut-körperchen, die für den Transport des Sauerstoffs

zu allen Zellen des Körpers verantwortlich sind. Im Gegenzug geben die roten Blutkörperchen die verbrauchte Luft des Körpers in Form seines Ab-bauprodukts Kohlendioxid (CO2) an die Lunge ab. Wir atmen es einfach wieder aus. Dieser Vorgang geschieht völlig automatisch, wir bemerken ihn meist gar nicht. Gesteuert wird dieser Vorgang durch unser Atemzentrum im Gehirn. Im Körper wird permanent der Sauerstoff- und CO2-Gehalt im Blut gemessen. Diese Werte werden vom Atem-zentrum verarbeitet und in Aktion umgesetzt. Wenn es signalisiert „zu wenig Sauerstoff und zu viel Kohlendioxid“, dann wird die Atembewegung angepasst, wir holen dann zum Beispiel tiefer und schneller Luft und atmen kräftiger aus. Das ist ein perfekt eingespielter Ablauf.

Hintergrundwissen kompakt: die Atmung

Allergien bilden häufig die Basis für einen Asthma-Anfall. Blühende Gräser, die beispielsweise einen Heuschnupfen verursachen, können im Extremfall auch zum Auslöser für die gefährliche Atemnot werden.

>>

Das allergische AsthmaUrsächlich für die asthmatischen Beschwer-

den sind hier Allergien auslösende Substan-

zen, die sogenannten Allergene. Hierzu zäh-

len beispielsweise Gräserpollen, Hausstaub

und Tierhaare. Oft sind beim Patienten oder

in der Familie bereits andere Allergien wie

Heuschnupfen oder Nahrungsmittelallergi-

en aufgetreten. Geht dann die Allergie in eine

Asthma-Erkrankung über, spricht man von

einem „Etagenwechsel“. Wenn das Asthma

bei Kindern und jungen Erwachsenen auf-

tritt, handelt es sich meist um die allergische

Form.

Das nichtallergische AsthmaHierbei spricht man auch von einem „in-

trinsischen“ Asthma. Allergene sind hier

nicht der Auslöser, die Betroffenen leiden

insgesamt nur sehr selten unter Allergien.

Ein Asthma-Anfall dieser Kategorie beginnt

häufig nach einer Virusinfektion, wie etwa

einer Grippe. Nach der Entzündung bleiben

die Bronchien überempfi ndlich und reagie-

ren dann auch auf andere Reize wie etwa

kalte Luft, Rauch oder Anstrengung. Bei Kin-

dern tritt diese Variante sehr selten auf, nur

etwa fünf Prozent der Fälle sind rein intrinsi-

scher Art. Wenn dagegen aber im Erwachse-

nenalter zum ersten Mal ein Anfall auftaucht,

handelt es sich eher um diese Form.

Ursachen: Was passiert im Körper?Die Bronchien sind bei Asthmatikern die

Schwachstelle bei der Atmung. Am Anfang

steht immer eine Entzündung der die Bron-

chien auskleidenden Schleimhaut. Warum sie

auftritt, chronisch wird und die Bronchien

10Kapitel 1

Das Schmerzmittel-Asthma Diese Asthma-Form wird vor allem durch Acetylsalicyl-säure (ASS) und verwandte Substanzen wie Anti-Rheumatika ausgelöst. Betroffen sind davon in der Regel Erwachsene. Das Anstrengungsasthma Dieses ist im engeren Sinne keine eigene Asthma-Form, sondern wird ausgelöst durch die gesteigerte Atmung bei körperlicher Anstrengung. Der damit verbundene Wärme- und Wasserverlust führt zu Irritationen in den Bronchien und in der Folge zu einer Entzün-

dungsreaktion. Je trockener und kälter die eingeat-mete Luft ist, desto stärker fallen diese Reaktionen aus. Deswegen tritt diese Variante vor allem im Winter auf. Das gemischtförmige Asthma Die meisten Asthma-Betroffenen haben eine Mischform aus allergischem und nichtallergischem Asthma. Das heißt, dass ihre Anfälle sowohl durch Allerge-ne als auch durch intrinsische Faktoren ausgelöst werden können.

Zusatzvarianten des Asthma bronchiale

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11Kapitel 1

„Giemen und Brummen“Das typische Asth-ma-Geräusch kann man sogar ohne Stethoskop hören. Wenn sich die Luft durch die vereng-ten Bronchien in Richtung Lungen-bläschen quetscht, kommt es zu einem hohen Pfeifton, die Ärzte bezeichnen ihn als Giemen. Der Schleim, der den Luftstrom behindert, vibriert und äußert sich als brummendes Geräusch.

lich noch von außen zusammen. Diese mas-

sive Verengung nennt sich Obstruktion.

Die Atemluft muss sich jetzt durch immer

schmaler werdende Bronchien zwängen, die

bei der Ausatmung sogar noch enger werden

als bei der Einatmung. Luft kommt rein, aber

nur sehr schwer wieder heraus. Die Betroffe-

nen haben das Gefühl, an ihrer eingeatmeten

Luft zu ersticken. Oft kommt es dann zu ei-

ner Panikreaktion mit der Folge, dass der Pa-

tient versucht, noch schneller zu atmen und

damit die Symptome verstärkt. Der Anfall ist

in vollem Gange. Zwar kann er je nach Stär-

ke der Atemwegsverengung auch von alleine

wieder verschwinden, doch mit der richtigen

Atemtechnik oder dem richtigen Medika-

ment hat man die Situation besser im Griff.

dann überempfindlich macht, wissen wir

heute nur zum Teil. Eine große Rolle spielen

Allergien. So ist bei Allergikern gegenüber

Nichtallergikern die Wahrscheinlichkeit

erhöht, dass sie im Laufe ihres Lebens ein

Asthma bronchiale entwickeln. Die Allergie-

bereitschaft wird den Betroffenen oft mit in

die Wiege gelegt – und dann fehlt häufig nur

noch ein winzig kleiner Auslöser, um das

Bronchialsystem durcheinanderzubringen:

ein kalter Luftzug, ein allergischer Reiz, ein

kurzer Spurt. Schon schwellen die Bronchial-

schleimhäute stark an und sondern jede

Menge zählen, klebrigen Schleims ab, der

die Durchgängigkeit der Bronchien zusätz-

lich erschwert. Doch damit nicht genug. Die

Muskulatur, die sie umschließt, verkrampft

sich und drückt die feinen Luftwege zusätz-

Ein gesunder Bronchus hat eine weite Öffnung, die umgebende Muskulatur ist entspannt, die Bronchialschleimhaut zart und rosig, die Luft kann ungehindert durch den Bronchus fließen.Bei einem asthmatischen Bronchus sind die umge-benden Muskeln verkrampft, die Schleimhaut ist rötlich verdickt und sondert einen zähen Schleim ab, wodurch die Öffnung eng wird und die Luft nur schwer hindurchfließen kann. >>

Gesunder Bronchus

Bronchus bei Asthma

Die Vorgeschichte: Wenn die Bronchien Gewichte stemmenEin solch dramatischer Asthma-Anfall ist

meist nur der Endpunkt einer bereits jah-

relangen Entwicklung, die aber häufig gar

nicht als solche wahrgenommen wird. Das

erste asthmatische Anzeichen ist ein trocke-

ner Reizhusten, der auch nachts auftritt. Das

Atmen fällt zunehmend schwerer und viele

Betroffene haben das Gefühl, ihnen würden

kiloschwere Gewichte auf dem Brustkorb lie-

gen. Die Beschreibung dieser Symptome gibt

bereits den ausschlaggebenden Hinweis auf

die Diagnose „Asthma bronchiale“ – es sollte

erst gar nicht zu einem bedrohlichen Anfall

von Atemnot kommen.

Wann zum Arzt?Kurzzeitiger Husten ist in der Regel auf einen

harmlosen Infekt mit Viren oder Bakterien

zurückzuführen. Doch hält der Husten länger

als drei Wochen an, dann sollte der Hausarzt

aufgesucht werden, denn dieser Husten kann

durchaus ernsthafte Ursachen haben. Eine

davon ist das Asthma bronchiale, das sich vor

allem durch einen regelmäßig wiederkehren-

den trockenen Husten bemerkbar macht. Be-

sonders nachts kommt es zu Hustenattacken

mit Luftnot.

Bei Kindern sollte man ausgesprochen acht-

sam sein, wenn sie bei Erkältungen immer

wieder eine ausgeprägte Bronchitis entwi-

ckeln. Viele Kinder, die immer wieder unter

Entzündungen und gleichzeitig Verengungen

der Bronchien leiden, entwickeln in späteren

Jahren ein Asthma bronchiale. Doch es gibt

auch das genaue Gegenteil: Im Erwachsenen-

alter lassen bei vielen betroffenen Kindern

die asthmatischen Beschwerden nach, ver-

schwinden teilweise sogar ganz. Neuere Un-

tersuchungen haben allerdings gezeigt, dass

die Überempfi ndlichkeit des Bronchialsys-

tems in den meisten Fällen bestehen bleibt,

auch wenn es zu keinen asthmatischen Sym-

ptomen mehr kommt.

Bei entsprechenden Anzeichen, die auf einen

ungewöhnlichen Husten hindeuten, sollte

12Kapitel 1

Worauf sollten Sie besonders achten?

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13Kapitel 1

erhöhte Wahrscheinlichkeit hat, später eine

asthmatische Erkrankung zu entwickeln oder

gar schon ein Asthma bronchiale hat.

Schwere der Asthma-ErkrankungDie Beschwerden beim Asthma bronchiale

sind immer gleich: Husten, Engegefühl, Luft-

not. Doch je nachdem, wie ausgeprägt diese

regelmäßig wiederkehrenden Beschwer-

den sind, wird die Erkrankung von leicht

bis schwer eingeteilt. Der Patient mit einer

immer direkt der Kinderarzt aufgesucht wer-

den. Er wird entsprechende Untersuchungen

veranlassen. Für den Arzt ist Husten bei Kin-

dern etwas sehr Alltägliches. Für die richtige

Diagnosestellung ist er deshalb auch auf die

Angaben der Eltern angewiesen. Er möchte

erfahren, in welchen Situationen der Husten

auftritt, wie er sich anhört, ob er regelmäßig

wiederkehrt und ob das Kind auch schon mal

wenn auch nur kurze Anfälle von Atemnot

gehabt hat. Das liefert ihm wertvolle Hinwei-

se darauf, ob das Kind möglicherweise eine

Ist Asthma heilbar?Asthma ist eine chronische Er-krankung, die zwar nicht geheilt werden kann, aber die Behandlungs-möglichkeiten sind heutzutage sehr gut. Wenn ein Asthma unter Kon-trolle und gut be-handelt ist, besteht volle körperliche Leistungsfähigkeit. Die Lebensqualität eines Patienten muss also keines-wegs eingeschränkt sein.

1 regelmäßig wiederkehrender trockener Husten, vor allem wenn er immer wieder in gleichartigen Situationen (z. B. nachts, bei Tierkontakt, bei Pollenfl ug) auftritt

2 Infekte, die regelmäßig zur Bronchitis führen

3 Engegefühl im Brustkorb beim Atmen

4 anfallsartige Atemnot bei Anstrengung

5 auffällige Atemgeräusche wie Giemen und Brummen

14Kapitel 1

leichten Form des Asthmas hat regelmäßig

mindestens zweimal pro Woche tagsüber Be-

schwerden und nachts mehrmals im Monat.

Ein Patient mit einer mittelschweren Asth-

ma-Form hat mit täglichen Symptomen zu

kämpfen. Patienten mit einer schweren Form

haben anhaltende tägliche Beschwerden mit

plötzlichen Verschlechterungen und häufi gen

nächtlichen Anfällen.

Einige Betroffene haben nur unregelmäßige

Symptome, die maximal einmal pro Woche

tagsüber auftreten und nachts nur zweimal

pro Monat Beschwerden bereiten.

Zusammen-fassung

Asthma bronchiale entsteht durch eine chronische Entzündung in den Bronchien, die zu einer Überempfi ndlichkeit der Atemwege führt. Durch verschiedene allergische und nichtallergische Auslöser verengen sich die Bronchien und die Schleimhaut schwillt stark an. Außerdem sondert sie einen zähen Schleim ab. Die Luft gelangt immer schwerer durch die Bronchien in die Lunge hinein und noch schwerer wieder heraus. Ein Druckgefühl auf dem Brustkorb entsteht, das bis zu einer plötzlichen Atemnot, einem Asthma-Anfall, führen kann. Zwischen den einzelnen Episoden von Luftnot spüren die Betroffenen oft gar nichts. Eines der wichtigsten Symptome des Asthmas ist regelmäßig wiederkehrender trockener Husten. Die Häufi gkeit der Sym-ptome gibt Auskunft über die Schwere des Asthmas und hilft dem Arzt, die Erkran-kung bei der Diagnose richtig einzuordnen und die individuell geeignete Therapie auszuwählen.

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15

Worauf achtet Ihr Arzt?Der Weg zur richtigen Diagnose

2. Kapitel

A

Das Gespräch mit dem Arzt liefert Hinweise auf die Ursachen des Asthmas. >>

n dieser Stelle möchten wir Ihnen die

Untersuchungsmethoden bei Asth-

ma bronchiale näher erklären, damit Sie die

einzelnen Schritte Ihres Arztes, die zu einer

Diagnose führen, besser verstehen können.

Bitte bedenken Sie aber, dass Ihr Arzt je nach

Krankheitsbild und dessen Ausprägung un-

terschiedliche Diagnoseverfahren anwenden

kann.

Vielleicht fragen Sie sich, ob eine ausführli-

che ärztliche Untersuchung wirklich nötig ist,

um hinter eine Asthma-Erkrankung zu kom-

men. Die Antwort lautet ganz klar: Ja! Denn

eines der Hauptsymptome des Asthmas ist

der Husten. Und dieser ist ein sehr häufi-

ges Erkrankungsbild, das oft eben nicht mit

Asthma in Verbindung gebracht wird. Des-

wegen bedarf es genauer Fragen des Arztes

und weiterer körperlicher Untersuchungen,

um hinter die Ursache zu kommen.

Eine optimale Therapie wird dazu beitragen,

dass Ihre Beschwerden im Laufe der Zeit ab-

klingen oder sogar komplett verschwinden.

Die „Schwachstelle Bronchien“ wird aber le-

benslang bestehen bleiben und sollte darum

auch regelmäßig untersucht werden.

Oft stellt sich auch die Frage, ob der Haus-

bzw. Kinderarzt die Untersuchung und die

sich möglicherweise anschließende Behand-

lung durchführen kann oder ob vielleicht

doch besser ein Lungenfacharzt, ein Pneu-

mologe, dieses tun sollte. Zunächst sind Sie

bei Ihrem Haus- oder Kinderarzt gut auf-

gehoben. Er kennt die entsprechenden dia-

gnostischen Schritte und auch die aktuellen

Behandlungsmöglichkeiten. Bleiben aber

während der Diagnose bestimmte Fragen

offen oder schlägt die Therapie nicht wie

erwartet an, dann wird Ihr Haus- bzw. Kin-

derarzt Sie an einen Spezialisten überweisen.

2. Worauf achtet Ihr Arzt? Der Weg zur richtigen Diagnose

16Kapitel 2

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17Kapitel 2

Der UntersuchungsterminDen meisten Betroffenen ist es besonders

wichtig zu wissen, was beim Arzttermin auf

sie zukommt und auf welche Fragen und

Untersuchungen sie sich einstellen müssen.

Deshalb haben wir für Sie auf den folgenden

Seiten ausführlich die einzelnen Diagno-

seschritte zusammengestellt, die bei einem

Beschwerdebild von Husten und Atemnot

durchgeführt werden und zur Erkennung

eines Asthmas führen können.

Eventuell haben Sie bereits einen Teil der hier

aufgeführten Diagnoseschritte hinter sich

gebracht. Dann können Sie an dieser Stelle

nachlesen, welche Informationen Ihr Arzt

daraus ableiten kann, um Ihnen optimal zu

helfen.

Wenn Fragen offenbleibenHäufi g erinnert man sich erst nach einem Arzt-besuch, dass einem noch einige Punkte unklar sind. Nutzen Sie dieses Buch auch als Gedächtnisstütze! Markieren Sie sich entsprechende Passagen und nehmen das Buch beim nächsten Termin mit in die Sprechstunde. Ihr Arzt wird Ihren Fragen mit Sicher-heit aufgeschlossen gegenüberstehen. Denn auch für ihn ist es wichtig, dass seine Patienten gut informiert sind. Das ist eine wich-tige Voraussetzung für eine erfolgrei-che Therapie.

Das ärztliche GesprächAm Beginn jeder Untersuchung steht das

ärztliche Gespräch und damit die Erhebung

der Krankengeschichte. Mediziner sprechen

hierbei von der sogenannten Anamnese. Die-

ses Gespräch liefert erste Hinweise auf die

Ursache der bestehenden Beschwerden, es

kann also bereits direkt in die Richtung einer

asthmatischen Erkrankung weisen. Die Fra-

gen, auf die Sie sich einstellen sollten, haben

wir auf der folgenden Seite in einer Diagnose-

Checkliste für Sie zusammengestellt:

Asthma bronchiale hat viele verschiedene

Gesichter. Angefangen von „nur“ trocke-

nem Husten über die Brustenge bis hin zur

Luftnot. Darum ist es sehr wichtig, dass Sie

Ihrem Arzt Ihre Beschwerden möglichst ge-

Ein Asthma-Tagebuch kann helfen, die persönlichen Asthma-Aus-löser zu er-kennen und den eigenen Gesundheits-zustand besser einzuschätzen. >>

Fragen des Arztes

Seit wann besteht der Husten?

Bestanden in der letzten Zeit Fieber und Auswurf?

Rauchen Sie?

Welche Medika-mente nehmen Sie ein?

Bestehen bei Ihnen oder in Ihrer Fami-lie Allergien?

Tritt Ihr Husten oder die Atemnot in bestimmten Situationen auf?

Haben Sie Prob-leme, wenn Sie durch die Nase atmen?

Welchen Beruf üben Sie aus?

18Kapitel 2

Diagnose-Checkliste

Warum fragt der Arzt das?

Husten, der länger als drei Wochen besteht, muss unbedingt weiter abgeklärt werden.

Fieber und Auswurf sind typischen Zeichen eines Infekts, der wiederum Auslöser einer Asthma-Erkrankung sein kann.

Tabakrauch ist sehr schädlich für die Lunge und kann Asthma-Anfälle auslösen.

Bestimmte Medikamente wie Schmerzmittel oder Rheumamedikamente können einen Asthma-Anfall auslösen oder die Beschwerden verschlimmern.

Das allergische Asthma ist im Kindesalter und bei jungen Erwachsenen häufi g und wird durch vielfältige Stoffe ausgelöst.

Asthma kann durch Anstrengung, aber auch durch Kältereize ausgelöst werden. Ebenso liefert ein vorwiegend nächtlicher Husten Hinweise auf eine Asthma-Erkrankung.

Ein allergischer Schnupfen oder eine chronische Nasenneben-höhlenentzündung können asthmatische Beschwerden auslösen.

Bestimmte Berufsgruppen, die einer hohen Staubbelastung ausgesetzt sind wie z. B. Bäcker, können ein berufsbedingtes Asthma entwickeln.

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Dafür nutzt er verschiedene Untersuchungs-

möglichkeiten.

Das AbhörenDas haben Sie sicherlich schon oft beim Arzt

erlebt. Er legt Ihnen das Bruststück seines

Stethoskops auf den Rücken und bittet Sie,

mit offenem Mund tief ein- und auszuat-

men. Der Mediziner nennt dieses Verfahren

Auskultation. Der Arzt hört dabei durch das

Stethoskop verschiedene Geräusche, die beim

Ein- und Ausatmen im Brustraum entstehen.

Typisch für das Asthma sind Geräusche wie

das „Giemen“ und „Brummen“. Sie entste-

hen, wenn die Luft nicht ungehindert durch

die Bronchien strömen kann. Das Brummen

wird durch zähen Schleim verursacht, das

Giemen, ein pfeifendes Geräusch, durch die

Verengung der Luftwege. Das kann man sich

vorstellen wie beim Ausatmen durch den

Mund. Sind die Lippen weit, dann hört man

kaum etwas. Spitzt man hingegen die Lippen,

dann pfeift‘s.

Die LungenfunktionsprüfungIm Rahmen einer Asthma-Diagnose ist die

Lungenfunktionsprüfung die wichtigste Un-

tersuchungsmethode. Denn sie ermöglicht

die Abgrenzung zu anderen Lungenerkran-

kungen. Damit erfolgt schlussendlich die

Sicherung der Diagnose Asthma bronchiale,

die in den meisten Fällen mit der sogenann-

ten Spirometrie durchgeführt werden kann.

nau beschreiben können. Es kann durchaus

hilfreich sein, wenn Sie sich schon vorher

Notizen machen. Überlegen Sie sich, wann

Ihre Beschwerden auftreten. Vielleicht nur

im Frühling, vielleicht nur bei Nebel, wenn

Sie sich draußen bewegen? Möglicherweise

hauptsächlich dann, wenn Sie sich an Ihrem

Arbeitsplatz befinden oder Tiere in der Nähe

sind? Oder meist nachts? Es gilt die Devise:

Nur wenn man die Asthma-Auslöser kennt,

kann man sie meiden.

Damit Ihr Arzt Ihre Beschwerden korrekt be-

urteilen kann, muss er neben einer Asthma-

Erkrankung auch andere Ursachen in Erwä-

gung ziehen. Das kann dazu führen, dass für

Sie unerwartete Fragen auftreten. Wundern

Sie sich nicht. Aber wenn es Sie interessiert,

fragen Sie ruhig nach, warum er jetzt genau

diese Frage stellt.

Die körperliche UntersuchungSelbstverständlich müssen Ihre Beschwer-

den auch körperlich abgeklärt werden. Da-

für braucht der Arzt zunächst einmal seine

Beobachtungsgabe, seine Hände und sein

Stethoskop. Zuerst wird er Sie genau an-

schauen. Dabei achtet er auf die Form Ihres

Brustkorbs und Ihre Haltung. Er hört auf die

Geräusche, die Sie beim Atmen machen. Nun

muss er die einzelnen Informationen zuord-

nen. Denn Ihr Arzt untersucht Sie nicht nur

auf eine Asthma-Erkrankung hin, sondern

muss auch andere Krankheiten abklären, die

mit ähnlichen Beschwerden einhergehen.

19Kapitel 2

<< Mit einem Spirometer wird die Funk-tionalität Ihrer Lunge bestimmt. Es wird sowohl zur Diagnostik Ihrer Erkrankung als auch zur Verlaufskontrolle eingesetzt.

Daten, die diese Untersuchung liefert, sind

einfach zu erheben und sofort miteinander

vergleichbar. So kann Ihr Arzt ganz schnell

feststellen, ob sich Ihre Lungenfunktion seit

Ihrem letzten Untersuchungstermin verbes-

sert oder verschlechtert hat.

BodyplethysmographieBei schwierigeren Fragestellungen kommen

für die Lungenfunktionsprüfung auch auf-

wendigere Untersuchungstechniken infrage.

Eine ist die Bodyplethysmographie. Bei dieser

Methode ist ebenfalls Ihre Mithilfe gefragt,

denn auch hierbei müssen Sie auf Komman-

dos reagieren. Der Bodyplethysmograph er-

innert an die guten alten Telefonzellen. Der

Patient steht oder sitzt in dieser kleinen Zelle,

die komplett gegenüber der Außenluft abge-

riegelt ist. Der Ablauf der Untersuchung ent-

spricht in etwa der der Spirometrie.

Aus den Ergebnissen der Lungenfunktions-

messung lassen sich durch Berechnungen

noch weitere Werte ermitteln, etwa wenn ein

gemessener Wert zu einem anderen ins Ver-

hältnis gesetzt wird. Grundsätzlich sind diese

Befunde abhängig von Alter und Geschlecht

des Patienten. Da die Werte bestimmten

Standards zugeordnet sind, ermöglichen sie

SpirometrieDie Spirometrie dient als Standarduntersu-

chung, die einfach durchzuführen ist. Mit

einer Nasenklammer wird die Nasenatmung

des Patienten ausgeschaltet. Das dient dazu,

dass keine Luft ungemessen entweder in die

Lunge hineingelangen oder aus ihr entwei-

chen kann. Dann atmet der Patient so fest wie

möglich durch den Mund in ein Gerät hinein

und bläst damit die Luft wieder hinaus. Die-

ses Gerät zeigt an, wie schnell man ein- und

ausatmet und wie viel Luft man insgesamt in

das Gerät zu pusten imstande ist. Das setzt

Ihre Mitarbeit voraus. Sie müssen aktiv den

Anweisungen einer Fachkraft folgen und im

richtigen Moment entweder ein- oder ausat-

men. Das Ziel der Untersuchung ist es, die

wichtigsten Daten über die Funktion der

Lunge zu sammeln. Mit der Spirometrie wer-

den auch der Verlauf der Erkrankung sowie

der Therapieverlauf kontrolliert. Denn die

20Kapitel 2

Page 12: Hilfe – Asthma!€¦ · Hilfe Asthma! Patienten-Handbuch für unbeschwertes Atmen Hilfe Asthma! Das Patienten-Handbuch 2 Inhalt Hilfe Asthma! Das Patienten-Handbuch Inhalt Vorworte

Hinter-grund-wissen

Die wichtigsten Lungen-messwerte

21Kapitel 2

zeichnet den sogenannten Tiffeneau-Index,

die relative Einsekundenkapazität. Dieser

sagt etwas aus über den Grad der Verengung

der Bronchien. Zeigen sich niedrige Werte, so

deutet das auf einen behinderten Ausstrom

der Atemluft aus der Lunge hin. Der Arzt

schließt dann in den meisten Fällen noch

einen weiteren Test an: den Bronchospasmo-

lyse-Test. Werden beim Tiffeneau-Index Nor-

malwerte erreicht, ist allerdings eine Asthma-

Erkrankung noch nicht ausgeschlossen.

eine Unterscheidung zwischen verschiedenen

Lungenerkrankungen. Ihr Arzt vergleicht die

gewonnenen Ergebnisse und interpretiert sie

entsprechend. Dann wird er die für Sie geeig-

nete Therapie empfehlen.

Für die Diagnostik des Asthmas werden vor

allem der FEV1-Wert und der VC-Wert her-

angezogen. Die Werte für sich alleine genom-

men haben für den Arzt schon eine große

Aussagekraft. Noch eindeutiger wird diese,

wenn die beiden Zahlen ins Verhältnis gesetzt

werden, also FEV1/VC. Das Ergebnis be-

Abkürzung

TLC

FVC

VC

FEV1

Peakfl ow (PEF)

Bedeutung der Abkürzung

totale Lungenkapazität

forcierte inspiratorische Vitalkapazität

Vitalkapazität

forciertes exspiratorisches Ein-sekundenvolumen oder auch bezeichnet als Einsekunden-volumen oder als Atemstoßtest

maximaler exspiratorischer Fluss oder auch bezeichnet als Spitzen-fl uss

Was heißt das?

wie viel Luft in die Lunge passt

wie viel Luft maximal eingeat-met werden kann

wie viel Luft nach maximaler Einatmung maximal ausgeat-met werden kann

wie viel Luft nach maximaler Einatmung in einer Sekunde maximal ausgeatmet werden kann

wie groß der maximale Luftfl uss beim Ausatmen in Litern pro Minute ist

Der Tiffeneau-IndexBeim Tiffeneau- Index geht es um die Menge an Luft, welche maximal innerhalb einer Sekunde ausgeat-met werden kann, im Verhältnis zu der Luftmenge, die insgesamt ohne Zeitbegrenzung ausgeatmet werden kann. Damit Ihr Arzt diesen Wert er-mitteln kann, müs-sen Sie zunächst so tief wie möglich einatmen und anschließend so stark wie möglich in das Spirometer ausatmen.

22Kapitel 2

Broncho-spasmolyse-TestVerkrampfungen werden me-

dizinisch Spasmus genannt

und Lyse heißt lösen. Bei die-

sem Test geht es also darum

herauszufinden, ob sich die

verkrampfte Muskulatur in

Ihren Bronchien durch Medi-

kamente lösen lässt.

Für diesen Test bestimmt Ihr

Arzt zunächst Ihren FEV1-Wert. Fällt er nied-

riger als normal aus, so ist das ein Zeichen

dafür, dass die Luft nicht ausreichend schnell

ausgeatmet werden kann. Die Bronchien sind

zu eng, der Arzt spricht von einer Obstruk-

tion. Nun möchte Ihr Arzt wissen, was die

Ursache für die Enge der Bronchien ist. Ist

eine verkrampfte Bronchialmuskulatur dafür

verantwortlich, dann können die Verkramp-

fungen mit bestimmten Medikamenten soge-

nannten Beta-2-Sympathomimetika, gelöst

werden. Der Arzt wird Ihnen dieses Präparat

als Spray verabreichen und nach circa 20 Mi-

nuten erneut Ihren FEV1-Wert bestimmen.

Ist er besser als zuvor, ist das der Beleg dafür,

dass man die Engstellung der Bronchien auf

diese Weise behandeln kann. Das macht die

Diagnose Asthma bronchiale – zusammen

mit den anderen Diagnosebausteinen – mehr

als wahrscheinlich.

In Einzelfällen wird dieser Test auch mit ei-

nem Kortisonpräparat durchgeführt, dann

dauert die Wartezeit bis zur erneuten FEV1-

Messung deutlich länger.

ProvokationstestTreten bei Ihnen die Beschwerden nur in be-

stimmten Situationen wie etwa beim Joggen

in kalter Luft oder beim Kontakt mit Tierhaa-

ren auf, wird Ihr Arzt möglicherweise auch

einen Provokationstest durchführen. Das

bedeutet, die asthmatischen Beschwerden

werden bewusst hervorgerufen – natürlich

nur unter ständiger ärztlicher Beobachtung.

Dafür stehen unterschiedliche Methoden zur

Verfügung. Einmal die Gabe bestimmter Me-

dikamente wie Histamin oder Methacholin,

die eine entsprechende Überreaktion in der

Lunge provozieren. Zum anderen kann aber

auch die auslösende Situation selbst zur Di-

agnose genutzt werden. Beispielsweise kann

ein Belastungsasthma auch durch Laufen

auf einem Laufband oder freies Rennen und

Treppensteigen provoziert werden. Ebenso

können bestimmte Allergien auslösende Subs-

tanzen eingeatmet und damit eine Reaktion

hervorgerufen werden. Diese Art der Provo-

kation wird aber nur bei speziellen Fragestel-

lungen angewandt.

<< Bei schwie-rigen Fragestel-lungen führt Ihr Arzt eine Lun-genfunktionsprü-fung mittels der Bodyplethysmo-graphie durch.

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23Kapitel 2

ist der Nachweis einer Überempfi ndlichkeit

der Atemwege erbracht.

In sehr seltenen Fällen können die Patienten

bei diesem Test mit starker Luftnot reagieren,

dann wird der Arzt sofort die erforderlichen

Medikamente verabreichen, um die Atmung

wieder zu normalisieren. Zum Glück ist das

nur äußerst selten der Fall und der Nutzen

des Tests ist weit größer als das eventuelle

Risiko. Dieser Provokationstest hilft, die Di-

agnose zu sichern und in der späteren Thera-

piephase unnötige Medikamenteneinnahme

zu vermeiden.

Damit ein unverfälschtes Ergebnis erzielt

werden kann, müssen die Probanden vorher

einige Stunden auf alle bronchialerweitern-

den Medikamente verzichten. Als Diagnose-

instrument dient entweder die Spirometrie

oder die Bodyplethysmographie. Die Lun-

genfunktion des Patienten wird dauernd

überwacht. Dann werden die entsprechen-

den Substanzen der Einatemluft zugegeben

und gelangen so direkt in die Bronchien.

Kommt es zu einer Reaktion, so äußert sich

dies in einem zunehmenden Atemwegswi-

derstand, der sofort gemessen wird. Damit

Der Peakfl ow-Wert, auch Spitzenfl uss genannt, ist für Sie wichtig, wenn Ihr Arzt bei Ihnen ein Asthma bronchiale festge-stellt hat. Denn er dient dazu, den Verlauf Ihrer Asthma-Erkrankung zu kontrollieren und damit die Wirksamkeit einer The-rapie unabhängig von Ihren subjektiven Beschwerden zu dokumentieren. Der Spitzenfl uss kann im Gegensatz zu den meisten anderen Lungenfunktionsdaten von Ihnen selbst gemessen werden. Dazu benötigen Sie ein kleines, einfach zu handhabendes Gerät, das Peakfl ow-Meter. Je nach Hersteller ähnelt es meist einer etwas zu klein und zu kurz geratenen Blockfl öte, auf deren Vorderseite eine Skala aufgedruckt ist. Ein kräftiger Aus-atemstoß in das Mundstück des Geräts, etwa wie beim Ausblasen einer Kerze,

bewegt einen kleinen Plastikpfeil, der an der Skala entlangrutscht. Je nach Aus-atemdruck kommt er früher oder später zum Stillstand und zeigt dann die maxi-male Geschwindigkeit an, mit der die Luft ausgeatmet wurde. Das ist der Spitzen-fl uss. Er wird in „Litern pro Minute“ ange-geben. Je weiter die Bronchien sind, desto schneller kann die Luft strömen und desto höher ist der Spitzenfl uss. Natürlich gibt es nach Geschlecht und Alter geordnete Richtwerte, wie hoch der Spitzenfl uss nor-malerweise sein sollte. Jedoch sind Ihre individuellen Werte im Verhältnis zu Ihrem persönlichen „Bestwert“ viel wichtiger. Im Verlauf Ihrer Erkrankung werden diese Werte miteinander verglichen und eine Verbesserung oder auch Verschlechterung Ihrer Lungenfunktion erkannt.

Die Messung des Peak-fl ow-Werts

Die übliche Untersuchung auf eine mögliche

Allergie ist ein Hauttest, der auch als Prick-

Test bezeichnet wird. Allerdings bedeutet

eine Hautreaktion nur, dass der Körper eine

Empfindlichkeit gegen dieses Allergen hat.

Der Auslöser muss nicht zwangsläufig auch

Ihre Atembeschwerden im Alltag hervorru-

fen.

Eine weitere Möglichkeit, Allergien zu er-

kennen, ist der Nachweis von spezifischen

Allergie-Antikörpern im Blut. Diese Me-

thode wendet der Arzt vor allem dann an,

wenn ein Allergie-Hauttest wegen mangeln-

der Mitarbeit nicht möglich ist. Für diesen

Test wird dem Betroffenen zunächst Blut

abgenommen. Diese Blutprobe wird dann

gezielt mit typischen Allergien auslösenden

Substanzen zusammengebracht. Im Labor

kann dann sichtbar gemacht werden, ob sich

entsprechende Allergie-Antikörper an die-

se Stoffe binden. Allergie-Antikörper bildet

Die Tagesform der BronchienBei manchen Patienten ändert sich die Enge der Bronchien während des Tages. Bei der Untersuchung in der Praxis ist dann möglicherweise die Lungenfunktion ganz normal, obwohl sonst entsprechende Beschwerden bestehen. Um das herauszufinden, wird Ihnen Ihr Arzt ein Gerät mit nach Hause geben, welches sich Peakflow-Meter nennt und in das Sie mehrfach am Tag kräftig hineinpusten müssen. Es funktioniert ähnlich wie die FEV1-Messung. Erst die Beobachtung des Peakflow-Werts im häuslichen Umfeld über den Tag verteilt und an mehreren Tagen hintereinander kann in einem solchen Fall den entscheidenden Hinweis auf ein bestehendes Asthma geben.

24Kapitel 2

Zusätzliche UntersuchungsmethodenEventuell empfiehlt Ihnen Ihr Arzt bei Ihrem

Termin, weitere Untersuchungen anzuschlie-

ßen, um Ihre Asthma-Diagnose zu sichern

bzw. hinter die Ursachen Ihrer Beschwerden

zu kommen. Denn je klarer Ihrem Arzt Ihr

Krankheitsbild ist, desto besser kann er Sie

behandeln.

Das Allergie-ScreeningBei Verdacht auf ein allergisches Asthma

bronchiale wird Ihr Arzt einen entsprechen-

den Allergietest durchführen oder bei einem

Kollegen veranlassen. Auf welche Allergien

auslösenden Substanzen Sie getestet werden

sollten, leitet der Arzt aus einem ausführli-

chen Gespräch mit Ihnen ab. Außerdem gibt

es Standardkombinationen der häufigsten

Allergene, welche beim Testverfahren haupt-

sächlich Verwendung finden.

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Der Prick-TestDieser Test wird meist am Unterarm oder auf dem Rücken durch-geführt. Die infrage kommenden Allergien auslösenden Substan-zen werden in einer wässerigen Lösung als Tropfen auf die Haut aufgetragen. Dann wird mit einer winzi-gen Lanzette in die Haut gepikst. Dadurch gelangt die wässeri-ge Lösung unter die Haut. So kommt das Allergen in unmit-telbaren Kontakt mit den Abwehrzellen des Körpers. Besteht eine Allergie auf eine oder mehrere dieser aufge-tragenen Substanzen, so entsteht an der jeweiligen Stelle ein juckender, geschwol-lener Bereich, eine sogenannte Quaddel.

und Anzahl der Blutzellen untersucht. Dabei

geht es um die Frage, ob sich vermehrt aller-

gietypische Zellen des körpereigenen Ab-

wehrsystems finden lassen, der Arzt spricht

dann von einer Eosinophilie. Auch wird

untersucht, ob sich Anzeichen einer Entzün-

dungsreaktion im Blut finden lassen. Dieses

erkennt der Arzt beispielsweise an typischen

Entzündungswerten im Blut. Zusätzlich kann

bestimmt werden, wie viele Allergie-Antikör-

per insgesamt im Blut vorhanden sind, auf

dem Laborbefund werden diese als „Gesamt-

IgE“ ausgewiesen.

der Körper nur, wenn tatsächlich eine All-

ergie vorliegt. Allerdings bringt auch diese

Untersuchung nicht unbedingt den Beweis,

dass Ihre asthmatischen Beschwerden durch

diese Substanzen auch tatsächlich ausgelöst

werden.

In Einzelfällen kommt für den Nachweis ei-

ner Allergie auch der bereits beschriebene

Provokationstest zum Einsatz.

Die LaboruntersuchungHierfür wird Ihnen Ihr Arzt zunächst Blut

abnehmen. Dieses wird im Labor auf Art

25Kapitel 2

Bei einem Allergie-Test auf der Haut, dem sogenannten Prick-Test werden verschiedene Substanzen in wässeriger Lösung so unter Ihre Haut eingebracht, dass sich eine allergische Reaktion in Form eines jucken-den, geschwollenen Bereichs (Quaddel) bilden kann.

>>

Wenn darüber hinaus weitere technische Un-

tersuchungen notwendig sind, wird Ihr Arzt

ausführlich mit Ihnen darüber sprechen und

sie Ihnen erklären. Wenn bei Ihnen trotzdem

Unklarheiten bestehen, dann scheuen Sie sich

nicht, ruhig noch einmal genauer nachzufra-

gen.

Die RöntgenuntersuchungEin Asthma bronchiale kann man nicht auf

einer Röntgenaufnahme erkennen. Aber

manchmal ist eine Röntgenuntersuchung der

Lunge notwendig, um andere Erkrankungen

auszuschließen, die ähnliche Beschwerden

verursachen. Die Strahlenbelastung ist dabei

nicht höher als bei einem Transatlantikfl ug.

26Kapitel 2

Eine Blutunter-suchung oder ein Röntgenbild kann bei Unklarheiten

Ihrer Beschwerden hilfreich sein. >>

Die Diagnose Asthma bronchiale wird aufgrund der Schilderungen des Patienten und der Untersuchung durch den Arzt gestellt. Die sorgfältige körperliche Untersuchung sowie die anschließende Lungenfunktionsprüfung stehen im Mittelpunkt der Be-funderhebung. So können Erkrankungen ausgeschlossen werden, die zwar ähnliche Beschwerden machen, aber gänzlich anders behandelt werden müssen.

Weiterführende Untersuchungen wie der Prick-Test oder Blutuntersuchungen werden durchgeführt, um mögliche allergische Auslöser ausfi ndig zu machen. Hinweise auf die Asthma-Auslöser erhält der Arzt aus dem Gespräch mit Ihnen als Patienten und aufgrund gezielter Fragen nach den Situationen, in denen Ihre Beschwerden auf-treten. Eine aufwendige Apparatediagnostik ist nur in begründeten Ausnahmefällen erforderlich.

Zusammen-fassung

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27

Was kann Ihr Arzt tun?Behandlung, Medikamente, begleitende Therapie

3. Kapitel

D

Die Kindheit unbe-schwert genießen – mit der richtigen Therapie ist das auch für Kinder mit Asthma möglich. >>

ieses Kapitel ist für Sie vielleicht der

zentrale Abschnitt dieses Buchs. Denn

hier finden Sie die am häufigsten gestell-

ten Fragen zu Ihrer Erkrankung. Auf Basis

des aktuellen medizinischen Wissensstands

möchten wir Ihnen diese Fragen beantwor-

ten und Ihnen außerdem weiterführende Er-

läuterungen zu den entsprechenden Themen

geben.

Gerade beim Asthma gehören Medikamente

unabdingbar zum Konzept einer umfassen-

den, ganzheitlichen Therapie. Sie werden

zum ständigen Begleiter und natürlich ma-

chen sich die Betroffenen oder – wenn es sich

bei den Patienten um Kinder handelt – ihre

Eltern entsprechende Gedanken darüber.

Ist ein dauerhafter Einsatz der Medika-

mente gefährlich?

Kann ich die Medikamente irgendwann

wieder absetzen?

Reicht nicht vielleicht auch nur eine Be-

handlung direkt nach dem Anfall aus?

Kann mein Kind durch die Medikamen-

te Entwicklungsstörungen davontragen?

Das sind wohl die dringendsten Fragen, die

die Betroffenen beschäftigen. Werden sie

nicht zufriedenstellend beantwortet, kann

dieses sogar zur Unsicherheit im Umgang

mit den Medikamenten führen, die mög-

licherweise darin gipfelt, dass man sie gar

nicht mehr nehmen mag. Das gilt es ganz

klar zu vermeiden. Wir möchten Ihnen an

dieser Stelle die wichtigsten Antworten ge-

ben. Fehlt Ihnen dennoch die eine oder an-

dere Information, zögern Sie bitte nicht, Ih-

ren behandelnden Arzt danach zu fragen. Er

wird Ihnen Ihre Fragen gerne beantworten.

Denn nur ein Patient, der über seine Krank-

heit und seine Therapie Bescheid weiß, wird

3. Was kann Ihr Arzt tun? Behandlung, Medikamente, begleitende Therapie

28Kapitel 3

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Behandlung mit StrukturWir berücksichtigen an dieser Stelle auch die sogenann-ten strukturierten Behandlungspro-gramme, die Ihnen vielleicht auch unter dem Begriff Disease-Management-Pro-gramme oder kurz DMP ein Begriff sind. Die AOK bietet sie unter dem Na-men „AOK-Curaplan“ an. Als Teilnehmer haben Sie den Vorteil einer gut geplanten und kontinuierlich vom Hausarzt durch-geführten Therapie-begleitung. Das Ziel ist eine optimale Behandlung und Zusammenarbeit.

29Kapitel 3

Patienten erst einmal die Atemnot zu neh-

men. Das lässt sich mit modernen Präparaten

oft schon innerhalb von Minuten, Stunden

oder Tagen erreichen. Danach allerdings gilt

es, den guten Status zu erhalten und neuen

Anfällen vorzubeugen. Es geht also nicht nur

um die Behandlung akuter Symptome, son-

dern auch um die Vorbeugung. Diese beiden

Ziele können aber nur dann erreicht werden,

wenn der Betroffene bzw. seine Eltern und

der Arzt sehr eng und vertrauensvoll zusam-

menarbeiten. Sie bilden das Team im Kampf

gegen die Krankheit. Machen Sie sich das

bitte immer wieder klar, wenn Sie im Laufe

Ihrer Erkrankung mal in ein Motivationsloch

fallen. Und seien Sie versichert: Das geht fast

jedem irgendwann einmal so. Dann gilt es,

sich selbst aus diesem Tief zu befreien.

seinen Therapieplan auch mit ganzem Her-

zen und der notwendigen Gewissenhaftigkeit

einhalten.

Die Asthma-Therapie ist immer individuellEine moderne Therapie setzt heute immer

auf verschiedene Säulen der Behandlung.

Welche das jeweils sind, ist abhängig von un-

terschiedlichen Faktoren wie dem Alter und

der Konstitution des Betroffenen und der

Schwere des Krankheitsbilds. Das ist auch

einer der wesentlichen Ansätze der struktu-

rierten Behandlungsprogramme: Ein Patent-

rezept gibt es nicht, eine optimale Therapie

besteht immer aus individuell an den Patien-

ten angepassten Bausteinen.

Das erste Ziel der Behandlung ist es grund-

sätzlich, schnell eine Besserung der aktuellen

Beschwerden herbeizuführen, also Asthma-

Wie motiviere ich mich?Vier kleine Motivationssätze, die helfen durchzuhalten:

Ich selbst kann einen erneuten Anfall verhindern oder ihn zumindest deutlich abmildern.

Ich selbst kann meine Lungenfunktion bzw. die meines Kindes wieder auf ein Normalmaß bringen und so die besten Chancen auf ein beschwerdefreies Leben ohne Spätfolgen schaffen.

Ich selbst kann dazu beitragen, dass sich mein Kind normal entwickelt und durch seine Asthma-Erkrankung nur geringfügig beeinträchtigt wird.

Ich selbst kann mir oder meinem Kind ein Leben einrichten, in das die not- wendigen Schritte für die Behandlung des Asthmas mühelos eingebettet werden und den Alltag nicht beeinträchtigen.

Asthma ist in den allermeisten Fällen kein un-

ausweichliches Schicksal, in das Sie sich wehr-

los fügen müssen! Sagen Sie sich das immer

wieder, wenn es mal nicht so vorangeht, wie

Sie es gerne hätten. Sie haben zusammen mit

Ihrem Arzt die Möglichkeit, Ihre Krankheit

zu beherrschen – nicht umgekehrt. Ziehen

Sie aus diesem Satz die notwendige Energie,

trotz Ihrer Zweifel weiterzumachen. Das gilt

natürlich auch und insbesondere für Eltern

betroffener Kinder. Sie brauchen besonders

viel von dieser positiven Energie, das weiß

auch der Arzt. Er hat großen Respekt vor der

24-Stunden-Bereitschaft, die betroffene Eltern

aufbringen, um ihre asthmakranken Kinder

zu umsorgen, und wird ihnen immer das Ge-

fühl geben: Sie sind nicht allein!

Die Kontrolle des AsthmasDas wesentliche Ziel der Asthma-Therapie

ist, die Erkrankung unter Kontrolle zu brin-

gen. Für die Betroffenen bedeutet dieses:

möglichst keine Beschwerden mehr zu ha-

ben und eine möglichst hohe körperliche

Belastbarkeit zu erzielen. Die Behandlung

richtet sich daher nach den drei Graden zur

Bestimmung der Asthma-Kontrolle, die wie

folgt definiert sind:

kontrolliertes Asthma

teilweise kontrolliertes Asthma

unkontrolliertes Asthma

Diese Einteilung beruht auf bestimmten

Kriterien, die in folgender Tabelle zusam-

mengefasst sind:

30Kapitel 3

Quelle: Nationale VersorgungsLeitlinien Asthma, 2. Auflage

> Grad der Asthma-Kontrolle bei Erwachsenen

Symptome tagsüberEinschränkung von AktivitätenBedarfsmedikationNotfallbehandlungNächtliche SymptomeLungenfunktion(FEV1 oder Peakflow) Plötzliche Verschlechte-rung (Exazerbation)

Kontrolliertes Asthma(alle Kriterien müssen erfüllt sein)

2 x pro Woche

nein2 x pro Woche

neinneinnormal

nein

Teilweise kontrolliertes Asthma(ein bis zwei Kriterien innerhalb einer Woche müssen erfüllt sein)

> 2 x pro Woche

ja> 2 x pro Wochejaja< 80 % des Sollwertes (FEV1) o. des persönl. Bestwertes (Peakflow) eine oder mehrere pro Jahr

Unkontrolliertes Asthma(drei oder mehr Kriterien müssen innerhalb einer Woche erfüllt sein)

> 2 x pro Woche

ja> 2 x pro Wochejaja< 80 % des Sollwertes (FEV1) o. des persönl. Bestwertes (Peakflow) eine pro Woche

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Langzeit und BedarfDie medikamentöse Asthma-Therapie besteht aus zwei Komponenten: einer Langzeit- und einer Bedarfs-medikation. Die Langzeitmedika-mente müssen regelmäßig einge-nommen werden, um die Erkrankung insgesamt unter Kontrolle zu halten. Die Bedarfsmedi-kamente werden zusätzlich einge-nommen, wenn es zu einer plötzlichen Verschlechterung des Krankheits-bildes kommt und Symptome wie Luftnot und Enge-gefühl in der Brust auftreten.

Der „stete Tropfen“ höhlt das AsthmaDer stete Tropfen, das heißt die konstante

Größe in der Asthma-Therapie, ist die Lang-

zeitmedikation. Das A und O bei ihr ist: Sie

muss regelmäßig und kontinuierlich ent-

sprechend der Dosierungsempfehlung einge-

nommen werden. Nur ab und zu hilft nicht!

Aber genau das versuchen manche Patienten

– und daran scheitern viele nach modernsten

wissenschaftlichen Standards zusammenge-

stellte Therapiekonzepte.

Es ist ja durchaus nachvollziehbar. Jeder

Mensch möchte so wenig Medikamente wie

möglich einnehmen. Nun tauchen asthmati-

sche Beschwerden auf, der Arzt verordnet ein

Medikament, die Beschwerden verschwin-

den, also denken viele, dass sie jetzt auch

das Medikament wieder weglassen können.

Sie handeln nach dem Motto: „Einfach mal

Die initiale Therapie nach der Erstbeurteilung

erfolgt aufgrund der Schwere der Asthma-Er-

krankung. Im weiteren Verlauf wird Ihr Arzt

die Behandlung dann mittels der Asthma-

Kontrolle optimieren. Dies erfolgt mit einer

stufenweise Reduzierung (Step-down) oder

einer Erhöhung (Step-up) der Medikamen-

tendosis. Dieses nennt man auch Stufenbe-

handlung. Ein Beispiel für ein Step-up ist

der zusätzliche Einsatz von Medikamenten,

wenn sich beim Einsetzen des Pollenflugs

im Frühling die asthmatischen Beschwerden

gegenüber dem Winter verschlimmern. Um

weiterhin Beschwerdefreiheit zu erreichen,

muss die bestehende Medikamentendosis in

dieser Zeit erhöht bzw. müssen zusätzliche

Präparate eingenommen werden. Nimmt

dann die allergische Belastung im Laufe des

Jahres wieder ab, können die Medikamente

wieder reduziert werden.

31Kapitel 3

Welche Wirkstoffe heute in der mo-dernen Asthma-Therapie eingesetzt werden, können Sie der nachfolgenden Tabelle entnehmen.

abwarten, es ist ja besser geworden und ich

brauche vielleicht gar keine Medikamente

mehr. Also hör ich doch jetzt schon mal da-

mit auf. Wenn‘s wieder losgeht, kann ich ja

immer noch was einnehmen …“ Und schon

werden die verordneten Präparate auf ei-

gene Faust abgesetzt, weil der Betroffene ja

vermeintlich wieder gesund ist. Doch das ist

ein Trugschluss. Denn Asthma bronchiale ist

eine chronische Erkrankung, die, auch wenn

sie keine subjektiven Beschwerden macht,

immer noch vorhanden ist. Sie wird nur

durch die Medikamente in Schach gehalten.

Fällt jetzt die Medikamentendosis weg, dann

gewinnt das Asthma wieder die Oberhand,

die Beschwerden kommen wieder. Und zwar

oft genug schlimmer als vorher. Und das ist

genau das, was Ihr Arzt mit der Langzeitme-

dikation verhindern möchte. Er will für Sie

einen stabilen Zustand erreichen und diesen

möglichst auf Dauer erhalten.

Wenn Sie dennoch für sich das Gefühl haben,

dass Ihre Medikamente für Sie zu viel oder

gar überflüssig sind, dann sprechen Sie unbe-

dingt mit Ihrem Arzt darüber. Er wird Ihnen

sein Therapiekonzept sowie die Auswahl der

Medikamente erklären und gegebenenfalls

auch umstellen. Denn auf was es bei einer er-

folgreichen Therapie ankommt, ist letztend-

lich das gegenseitige Vertrauen. Es ist weder

in Ihrem noch im Sinne Ihres Arztes, wenn

Sie als „braver Patient“ nicht sagen, was sie

stört, dann das Rezept mitnehmen und sich

nicht an die Empfehlungen halten. Damit ist

niemandem gedient.

32Kapitel 3

Inhalative schnellwirkende Beta-2-Sympathomimetika

Zusätzliche Medikamente bei unzureichendem Therapieerfolg: Inhalative kurzwirk-same Anticholinergika, Theophyllin-Präparate mit rascher Wirkstofffreisetzung, systemische Glukokortikoiden (maximal bis zu zwei Wochen)

Basistherapie: inhalative Glukokortikoide

Als Erweiterung der Basistherapie: Inhalative langwirksame Beta-2-Sympatho-mimetika

In begründeten Einzelfällen: Leukotrien-Rezeptor-Antagonisten, Theophyllin-Präparate mit verzögerter Wirkstofffreisetzung, systemische Glukokortikoide, Antikörper gegen die „AllergieAntikörper“ (IgE)

Bedarfs-medikamente(On-demand-Therapie)

Langzeit-medikamente(Dauertherapie)

Quelle: DMP-Richtlinie

Medikamentöse Therapie bei Erwachsenen

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dass Sie im Falle einer akuten Anfl utung die-

ser auslösenden Faktoren verstärkt mit einem

Asthma-Anfall rechnen müssen. Kommt es

dann zu den Ihnen bereits bekannten Be-

schwerden wie Engegefühl in der Brust oder

Atemnot, dann nehmen Sie bitte umgehend

die verschriebenen Bedarfsmedikamente

nach Anweisung ein.

Schnelle Hilfe bei BedarfAuch bei eigentlich gut wirksamer Langzeit-

medikation kann es immer wieder mal zu

einem Asthma-Anfall kommen. Dafür hat

Ihr Arzt Ihnen ein Bedarfsmedikament ver-

ordnet. Dieses wird dann eingesetzt, wenn

es tatsächlich benötigt wird: bei plötzlicher

Verschlechterung der Erkrankung. Mediziner

sprechen dabei auch von einer On-demand-

Therapie. Diese Gruppe dieser Medikamen-

te schaffen bei akuter Atemnot rasch Abhilfe,

sodass Sie den Anfall mit ihrer Hilfe schnell

in den Griff bekommen können.

Außerdem hat Ihr Arzt mit Ihnen während

des Anamnesegesprächs bereits die Faktoren

erörtert, die bei Ihnen wahrscheinlich einen

Asthma-Anfall auslösen. Diese wird er be-

sonders beim Ansetzen einer Bedarfsmedi-

kation berücksichtigen und Ihnen erklären,

33Kapitel 3

Die medikamentöse Behandlung des Asthmas stützt sich auf zwei Säulen: die Lang-zeit- und die Bedarfsmedikamente. Je nachdem, wie stark Ihre Beschwerden sind und wie gut Ihr Asthma kontrolliert werden kann, müssen Sie regelmäßig ein Medi-kament oder mehrere Medikamente einnehmen. Bei akuten Beschwerden haben Sie zusätzlich ein Präparat, das für eine rasche Linderung der Symptome sorgt. Hauptziel der Therapie ist es, Ihre Beschwerden möglichst vollständig verschwinden zu lassen und Ihre körperliche Belastbarkeit wiederherzustellen. Dieser Zustand soll dann nach Möglichkeit dauerhaft erhalten bleiben. Die entscheidenden Fragen sind also: Wie gut geht es Ihnen mit den Medikamenten und wie hat sich die Lebensqualität im Alltag verbessert? Die Asthma-Kontrolle ist entscheidend für die Therapiestufen. Bei einer guten Kontrolle über einen längeren Zeitraum, zum Beispiel drei Monate Beschwerdefreiheit beim Einsatz von inhalativen Glukokortikoiden, kann eventuell die Therapie stufenweise reduziert werden.

Zusammen-fassung

Das ist eine Bildunterschrift in Schwarz

Was kann Ihr Arzt tun?Medikamenten-Info

A n dieser Stelle möchten wir Ihnen

einen Überblick über die heutzu-

tage bei einer Asthma-Erkrankung einge-

setzten Substanzen geben und Ihnen deren

Wirkungsweise erklären. So können Sie

nachvollziehen, was in Ihrem Körper vor

sich geht, sobald Sie die von Ihrem Arzt

verordneten Medikamente ordnungsge-

mäß einnehmen. Denn ganz besonders das

Verständnis dieser Vorgänge trägt dazu bei,

dass Sie Ihre Medikamente als wirksame

Helfer sehen, die Sie vor Beschwerden und

Notfällen schützen.

34Kapitel 3

Der Beipackzettel

Natürlich ist es bei jedem Medikament, das Sie einnehmen, immer gut, den Bei-packzettel aufmerksam zu lesen. Leider haben viele Patienten eine große Scheu davor. Denn die Formulierungen stiften oft mehr Verwirrung, als dass sie Klarheit bringen. Gerade in Bezug auf Nebenwirkungen kann einem schon angst und bange werden, wenn man da von „schweren Herzrhythmusstörungen“, „plötzlichem Kreis-laufversagen“ und „anaphylaktischem Schock“ liest. Solche Extremfälle kommen wirklich nur ganz selten vor. Aber die Pharmaunternehmen sind verpfl ichtet, sie trotzdem aufzuführen. Mittlerweile hat es sich eingebürgert, dass die möglichen Nebenwirkungen nach Häufi gkeiten geordnet werden. Das hilft Ihnen, die tatsäch-liche Wahrscheinlichkeit, dass ausgerechnet Sie eine solche Nebenwirkung zu spüren bekommen, besser einzuschätzen. Als kleine Hilfe haben wir für Sie hier die gebräuchlichen Ausdrücke und ihre statistische Wahrscheinlichkeit aufgeführt:

sehr häufi g: mehr als 1 von 10 Behandelten häufi g: weniger als 1 von 10, aber mehr als 1 von 100 Behandelten gelegentlich: weniger als 1 von 100, aber mehr als 1 von 1.000 Behandelten selten: weniger als 1 von 1.000, aber mehr als 1 von 10.000 Behandelten sehr selten: weniger als 1 von 10.000 Behandelten einschließlich Einzelfällen

Wenn Sie Fragen haben oder unsicher sind, sprechen Sie einfach Ihren Arzt darauf an. Verzichten Sie bitte auf keinen Fall auf die Medikamenteneinnahme, weil der Beipackzettel Ihnen Angst bereitet.

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9Kapitelname

4. Kapiteleinleitung Kapitelheadline

Das ist eine Bildunterschrift in Schwarz

Gegen die SymptomeBeta-2-Sympatho-mimetika wirken nur erweiternd auf die Bronchien. Sie haben keine entzündungs-hemmenden Eigenschaften und können so auch nichts gegen die Ursache des Asthmas, also die chronische Entzündung und die Überemp-fi ndlichkeit des Bronchialsystems ausrichten. Aber sie sind sehr gut dazu geeignet, plötzlich auftre-tende Atemnot zu beseitigen und anstrengungsbe-dingte oder durch Allergene ausge-löste Beschwerden zu unterdrücken.

de Muskulatur zusammen und verkrampft.

Das macht die Bronchien eng, die Atemluft

kann nicht mehr gut strömen und Luftnot

entsteht. Die Beta-2-Sympathomimetika

setzen genau an diesem Punkt an. Sie do-

cken an die Rezeptoren der Ausläufer des

Nervus sympathicus und stimulieren diese

ebenso, wie es der Nerv in gut funktionie-

rendem Zustand sonst selbst tun würde.

Die Muskulatur entspannt sich, die Bron-

chien werden wieder weit.

Bei den Beta-2-Sympathomimetika wird

zwischen kurz- und langwirksamen Medi-

kamenten unterschieden. Die kurzwirksa-

men eignen sich vor allem zur raschen Be-

handlung einer akut auftretenden Atemnot

bei einem Asthma-Anfall. Das zählt dann

zur Bedarfsmedikation. Langwirksame

Beta-2-Sympathomimetika werden dauer-

haft eingesetzt. Und zwar dann, wenn die

Erkrankungsverläufe schwerer sind, die

Bronchien also eigentlich ständig ver-

engt sind. Diese Substanzen wirken

nicht ganz so schnell wie die Beta-

35Kapitel 3

Medikamenten-InfoBeta-2-Sympathomimetika

Beta-2-SympathomimetikaUnter dieser Substanzgruppe wird eine

ganze Reihe von Wirkstoffen zusammenge-

fasst. Sie gibt es schon seit vielen Jahren und

gilt als zuverlässig und sicher. Meist werden

die Präparate inhaliert. Das hat den Vorteil,

dass das Medikament direkt dort ankommt,

wo es wirken soll: in den Bronchien. Neben-

wirkungen werden so auf ein Minimum

reduziert. Je nach Stärke des Asthmas oder

Anwendungssituation können Beta-2-Sym-

pathomimetika aber auch in Form von Tab-

letten oder als Flüssigkeit sowie als Spritzen

oder Infusionen gegeben werden.

Die Wirkungen:Beta-2-Sympathomimetika haben die Auf-

gabe, die verengten Bronchien zu erweitern

und damit den Widerstand beim Atmen, den

Sie als Gewicht auf dem Brustkorb spüren,

deutlich zu senken. Dafür setzen sie an dem

Nerv an, der für die Weitstellung der

Bronchien zuständig ist: dem Nervus

sympathicus. Er gehört zum vegeta-

tiven Nervensystem des Menschen

und ist ein durchaus sympathischer

Kollege, der aber unsympathisch

wird, wenn er nicht so funktioniert,

wie er soll. Dann nämlich zieht sich

die die Bronchien umgeben-

Das ist eine Bildunterschrift in Schwarz

Die richtige AnwendungPraxis geht vor Theorie! Es ist entscheidend, dass Sie die richtige Anwen-dung inhalierbarer Medikamente „aus dem Effeff“ beherrschen. Die-se sollten Sie sich ausführlich von Ihrem Arzt oder Ihrem Behand-lungsteam zeigen lassen. Im Verlauf der Behandlung wird die richtige Anwendung dann immer wieder überprüft. Denn nur bei einer richtigen An-wendung kommt das Medikament an den Ort des Geschehens.

36Kapitel 3

Medikamenten-InfoBeta-2-Sympathomimetika

2-Sympathomimetika für die Akutthera-

pie, können dafür aber für längere Zeit die

Bronchien offen halten.

Die Nebenwirkungen:Der Nervus sympathicus hat nicht nur die

Aufgabe, die Bronchien zu erweitern. Er

beeinflusst unter anderem auch die Herz-

frequenz und den Blutdruck. Dadurch

dass die Medikamente seine Aktivität quasi

nachahmen, kann es in diesen Bereichen zu

entsprechenden Nebenwirkungen kommen.

Die wichtigsten sind innere Unruhe und ein

schnellerer Herzschlag, die meist aber

nur in den ersten drei bis sechs

Tagen auftreten und danach wie-

der abklingen. In manchen Fällen

kann es zu Kopfschmer-

zen und Fingerzittern

kommen, was aber in

der Regel wieder von al-

leine verschwindet.

Lokale Reizungen durch die An-

wendung von Dosiersprays oder Pul-

verinhalatoren sind ebenfalls kurz-

fristig möglich, dann juckt oder

kratzt es im Hals. Durch Spülen

mit Wasser und das Nachtrin-

ken einiger Schlucke Flüssigkeit

lässt sich dieses Problem aber schnell wieder

beheben. Werden die Beta-2-Sympathomi-

metika als Tablette, Saft, Kapsel, Spritze oder

Infusion gegeben, sind die möglichen Ne-

benwirkungen meist stärker ausgeprägt als

bei der Inhalation.

Generell gilt: Sobald Sie eine Nebenwirkung

des Präparats bei sich beobachten, spre-

chen Sie bitte unverzüglich mit Ihrem Arzt

darüber. Er kann beurteilen, ob diese uner-

wünschten Begleiterscheinungen in wenigen

Tagen wieder verschwunden sein werden

oder ob man die Therapie anpassen muss.

Die Beurteilung:Beta-2-Sympathomimetika

sind die Klassiker in der

Asthma-Therapie und gel-

ten als wirksame Bekämp-

fer der Luftnot. Es gibt kei-

nen Grund, vor dem Einsatz

dieser Substanzen Angst zu ha-

ben. Sie sind seit Jahren bekannt,

werden millionenfach ange-

wendet und können damit

wirklich als sicher bezeich-

net werden. Übrigens auch

bei Kindern. Auch wenn

Sie Bedenken haben, durch

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11Kapitelname

4. Kapiteleinleitung Kapitelheadline

Das ist eine Bildunterschrift in Schwarz

die Anwendung vielleicht unruhig zu werden

oder einen schnelleren Puls zu bekommen,

seien Sie versichert, dass diese Nebenwirkun-

gen in den allermeisten Fällen nach einigen

Tagen wieder weg sein werden und Sie nur

noch von den „guten“ Wirkungen der Medi-

kamente profi tieren. Und überlegen Sie: Ist es

nicht besser, für ein paar Tage tagsüber etwas

unruhig zu sein, dafür nachts aber frei atmen

und damit endlich wieder durchschlafen zu

können?

Der ärztliche RatWenn Sie feststellen, dass Sie pro Tag Ihr Bedarfsmedikament bis zu 6-mal einset-zen müssen, um beschwerdefrei zu sein, kontaktieren Sie bitte Ihren behandelnden Arzt. Denn dann ist Ihre Asthma-Therapie außer Kontrolle geraten. Viel Bedarfsmedi-kation hilft in diesem Fall nicht viel. Eine häufi gere Anwendung erhöht die Wirkung nicht, sondern birgt das Risiko von Neben-wirkungen. Darum muss Ihr Arzt in einem solchen Fall überprüfen, ob die Dosis Ihrer bisherigen Medikamente verändert oder die Therapie umgestellt werden muss. Ändern Sie auf keinen Fall selbstständig die Medikamenteneinnahme!

AnticholinergikaBei der Behandlung asthmatischer Erkran-

kungen bei Kindern und Jugendlichen ge-

hören zu den Bedarfsmedikamenten neben

den Beta-2-Sympathomimetika auch die

Anticholinergika. Bei Erwachsenen werden

sie bei einer Asthma-Erkrankung eher sel-

ten eingesetzt. Grundsätzlich unterscheidet

man hier zwischen langwirksamen und

kurzwirksamen Medikamenten, wobei bei

der Behandlung eines Asthmas in der Regel

nur die kurzwirksamen zum Einsatz kom-

men.

Die Wirkungen:Der Effekt der Anticholinergika entspricht

in etwa dem der Beta-2-Sympathomimeti-

ka. Auch sie beeinfl ussen das unwillkürli-

che Nervensystem. Allerdings wirken sie auf

den Gegenspieler des Nervus sympathicus.

Der heißt Nervus parasympathicus und

macht nun das genaue Gegenteil des Sym-

pathicus – er zieht nämlich im Normalfall

die die Bronchien umgebende Muskulatur

zusammen und verengt damit die Atemwe-

ge. Bei einer asthmatischen Erkrankung soll

nun dieser „Normalzustand“ ausgeschaltet

werden. Und da setzen die Anticholiner-

gika an: „Anti“ heißt „gegen“, sie wirken

somit gegen die normalen Nervenimpulse

37Kapitel 3

Medikamenten-InfoBeta-2-Sympathomimetika / Anticholinergika

Das ist eine Bildunterschrift in Schwarz

M u

Die richtige AnwendungAnticholinergika werden bei der Anwendung als Asthma-Medikament ausschließ-lich als Dosieraerosol, Pulver oder Inhalationslösung direkt in die Bronchien gebracht. Es gibt auch einige Präparate auf dem Markt, die eine Kombination aus Anticholinergika und Beta-2-Sympathomimetika enthalten. Wichtig bei der Therapie ist, dass die Abstände zwischen den Anwendungen eingehalten werden. Die kurzwirksamen Anticholinergika wirken nach etwa 20–30 Minuten und für eine Dauer von etwa sechs bis acht Stunden. Mehr nützt in diesem Falle nicht mehr.

mit dem Ergebnis, dass die Bronchien weit

bleiben. Auch werden so die Bronchien

unempfi ndlicher gegenüber äußeren Rei-

zen. Zusätzlich reduzieren die Anticho-

linergika auch in einem gewissen Maß die

Schleimproduktion, indem sie direkt auf

die Schleimdrüse wirken und diese in ihrer

Aktivität hemmen. Inhalativ wirken sie vor

allem dort, wohin sie mit der Atemluft auch

gelangen, nämlich in den Bronchien.

Die Nebenwirkungen:Auch bei dieser Substanzklasse sind die Ne-

benwirkungen bei inhalativer Anwendung

recht gering. Die inhalierten Substanzen

können in einigen Fällen zum Hustenreiz

führen. Bei der Anwendung in Form eines

Sprays kann vorübergehend eine Mund-

trockenheit auftreten. Selten erhöht sich

die Frequenz des Herzschlags. Allgemein

gilt, dass inhalierbare Anticholinergika gut

verträglich sind und ihr Nutzen angesichts

der wenigen möglichen Nebenwirkungen

bei Weitem überwiegt.

38Kapitel 3

Medikamenten-InfoAnticholinergika

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13Kapitelname

4. Kapiteleinleitung Kapitelheadline

Das ist eine Bildunterschrift in Schwarz

Die Beurteilung:Im Vergleich mit Beta-2-Sympathomi-

metika ist der Wirkeintritt bei inhalativen

Anticholinergika deutlich verzögert. Auch

ist die Erweiterung der Bronchien nicht

so stark ausgeprägt. Diese Medikamente

werden je nach Krankheitsverlauf entwe-

der anstelle der Beta-2-Sympathomimetika

oder zusätzlich zu ihnen eingesetzt, denn

sie wirken durchaus additiv. Das bedeutet,

die Wirkung des einen Präparats setzt sich

noch auf die Wirkung des anderen drauf,

man hat also einen doppelten Effekt.

Der ärztliche RatAnticholinergika sind bei Kindern und Jugendlichen als Bedarfsmedikamente ein fester Bestandteil in der Asthma-Therapie und werden entweder alterna-tiv oder zusätzlich zu den Beta-2-Sym-pathomimetika eingesetzt. In der Regel sind sie gut verträglich. Sollten sich aber die beschriebenen Nebenwirkungen bei Ihrem Kind einstellen, sprechen Sie unbedingt mit Ihrem Arzt und setzen Sie sie nicht selbstständig ab. Es wird sich dann ein Alternativpräparat für Ihr Kind fi nden lassen.

Glukokortikoide(auch: Steroide, Kortison-Derivate, kortisonverwand-te Substanzen)Schon allein der Name „Kortison“ reicht bei

vielen Menschen aus, ihnen einen Schauer

des Schreckens über den Rücken zu jagen.

Sollten Sie zu diesen Personen gehören,

dann möchten wir an dieser Stelle gerne

Ihre Vorurteile gegenüber einer der wirk-

samsten und mit am besten untersuchten

Substanzen, die uns heute zur Verfügung

stehen, abbauen helfen. Gerade im Bereich

der Asthma-Therapie werden die Gluko-

kortikoide so eingesetzt, dass die gefürch-

teten Nebenwirkungen meist überhaupt

nicht auftreten. Denn inhalierbare Korti-

son-Präparate, die sogenannten topischen

Glukokortikoide, sind sehr sicher und pa-

cken die asthmatischen Beschwerden an der

Wurzel, sprich sie bekämpfen die Ursache.

Sie lindern die Dauerentzündung in den

Bronchien und wirken fast nicht im Rest des

Körpers. Diese Substanzklasse ist nachweis-

lich die einzige, die das wirkungsvoll kann,

und darum ist sie das Basismedikament in

der Langzeitbehandlung.

39Kapitel 3

Medikamenten-InfoAnticholinergika / Glukortikoide

Moderne Spacer erleichtern die Inhalation und reduzieren die Ablagerungen von Wirkstoffen im Mund- und Rachenraum.>

>

Das ist eine Bildunterschrift in Schwarz

Vorbeugen ist nicht gleich heilenInhalative Gluko-kortikoide sind die ideale Be-handlungsoption zur Vorbeugung weiterer Asthma-Anfälle. Denn sie vermindern die Entzündung in den Bronchien. In diesem Bereich sind sie unschlag-bar. Doch auch wenn Sie damit völlig beschwerde-frei werden, heißt das leider nicht, dass Ihre Asth-ma-Erkrankung geheilt ist. Denn die Überemp-fi ndlichkeit Ihres Bronchialsystems bleibt weiterhin bestehen.

Topisch bedeutet, dass ein Medikament

fast ausschließlich an dem Ort wirkt, wo es

im Körper auftrifft. Denken Sie zum Bei-

spiel an eine Brandsalbe. Die wird auf den

verletzten Bereich, etwa auf dem rechten

Handrücken, aufgetragen und hilft dort

der Haut, wieder zu heilen. Andere Körper-

stellen, etwa der linke Arm oder gar innere

Organe, werden von ihr nicht beeinfl usst.

So ist es auch mit den inhalativen Gluko-

kortikoiden. Sie gelangen über den Luftweg

direkt in die Bronchien und wirken dort.

Nebenwirkungen treten bei Kortison-Prä-

paraten vor allem dann auf, wenn sie über

einen längeren Zeitraum systemisch, also

auf den ganzen Körper wirkend, gegeben

werden. Das ist dann der Fall, wenn Sie

Kortison-Tabletten oder -Infusionen be-

kommen. Bei asthmatischen Beschwerden

ist das nicht die Regel, kann aber vorkom-

men. Dann wird Ihr Arzt darauf achten,

die Zeit der Therapie so kurz wie möglich

zu halten – aber eben auch so lange wie

nötig. Denn Kortison kann durchaus le-

bensrettend sein. Und dieser Vorteil wiegt

sicherlich den Nachteil einiger möglicher

unerwünschter Nebenwirkungen auf, die

nach Absetzen des Präparats wieder ver-

schwinden.

Die Wirkungen: Glukokortikoide wirken stark entzün-

dungshemmend. Und das nicht nur bei

akuten, sondern auch in chronischen Fäl-

len, wie es bei der Asthma-Erkrankung der

Fall ist. Durch die Abschwächung der Dau-

erentzündung in den Bronchien kommt

es zu einem Abschwellen der verdickten

Schleimhaut, die Rötung und damit Rei-

zung gehen zurück, die Bronchien werden

unempfi ndlicher. Auch legen die Glukokor-

tikoide um die Entzündungszellen einen

regelrechten „Schutzschirm“. Der führt

dazu, dass Asthma-Reize weniger oder so-

gar gar keine Reaktionen, die im Extremfall

zum Anfall führen, mehr hervorrufen. Die

Bronchien neigen weniger zu Verkramp-

fungen und auch die Produktion des zähen

Schleims in den Bronchien geht zurück.

Die Dosierung der Ihnen verschriebenen

inhalierbaren Glukokortikoide sollte re-

gelmäßig von Ihrem Arzt kontrolliert und

angepasst werden. Denn bleiben Sie über

einen längeren Zeitraum ohne Symptome,

dann kann das Medikament stufenweise

niedriger dosiert werden. Bleiben Ihre Be-

schwerden trotz der Glukokortikoide na-

hezu unverändert weiter bestehen, dann

ist eventuell eine Erhöhung der Medika-

mentendosis vonnöten. Wenn Sie an einem

40Kapitel 3

Medikamenten-InfoGlukokortikoide

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15Kapitelname

4. Kapiteleinleitung Kapitelheadline

Das ist eine Bildunterschrift in Schwarz

strukturierten Behandlungsprogramm

(auch DMP genannt) teilnehmen, dann ist

der Zeitpunkt der einzelnen Diagnose- und

Therapiegespräche genau festgelegt und

sie können so gar nicht erst in Vergessen-

heit geraten. Darüber hinaus steht Ihnen

Ihr Arzt selbstverständlich zur Verfügung,

wenn Sie Fragen bezüglich Ihrer Beschwer-

den haben. Informieren Sie ihn auch unbe-

dingt darüber, wenn sich Ihre Symptome

verändern oder Nebenwirkungen bei der

Medikamenteneinnahme auftreten.

Die Nebenwirkungen:Viele Menschen denken beim Begriff Kor-

tison an ein aufgedunsenes rundliches

Vollmondgesicht. Das ist tatsächlich eine

Nebenwirkung dieses Wirkstoffs – aber

erst nach monatelanger systemischer Ein-

nahme in höheren Dosierungen. Bei der

inhalativen Anwendung als Spray kommt

dieses nicht vor. Viele Eltern haben zudem

Angst, dass es durch die Gabe von Gluko-

kortikoiden bei ihren Kindern zu Wachs-

tumsverzögerungen kommen kann. Groß

angelegte Studien konnten nachweisen,

dass diese Befürchtung bei niedriger und

mittlerer Dosierung glücklicherweise un-

begründet ist. Eher im Gegenteil: Wird das

Asthma bei Kindern nicht effektiv behandelt,

führt vielmehr dieses zu einer mangelhaften

Entwicklung des Kindes. Denn der kleine

Körper wird dauerhaft nicht ausreichend mit

Sauerstoff versorgt.

Nennenswerte Nebenwirkungen der to-

pischen Glukokortikoide treten vor allem

dort auf, wo die Medikamente außer in den

Bronchien noch ankommen, nämlich im

Mund- und Rachenraum. Dort können

die Medikamente die ansonsten reibungslos

funktionierende Immunabwehr des Körpers

stören, das fein ausbalancierte Abwehrsys-

tem gerät aus den Fugen. Die Folgen können

dann ein Pilzbefall im Mund, der sogenannte

Soor, oder

auch eine

Reizung der

Rachen-

41Kapitel 3

Medikamenten-InfoGlukokortikoide

Moderne Inha-lierhilfen haben ein Ventil

Bei der An-wendung von Glukokortikoiden sollten Spacer zum Einsatz kommen

>>

>>

Das ist eine Bildunterschrift in Schwarz

42Kapitel 3

hinterwand sein. Manche Patienten klagen

auch über Heiserkeit. Diese Nebenwirkun-

gen kann man aber durch ein gründliches

Ausspülen des Mundes bzw. Zähneput-

zen nach Anwendung des Glukokortikoids

vorbeugen. Kommt es dennoch einmal zu

einer Pilzinfektion im Mund, helfen Lutsch-

tabletten dagegen. Die Inhalationsthera-

pie kann dabei problemlos weitergeführt

werden.

Wirklich schwere Verläufe bei den Nebenwir-

kungen oder echte Überempfi ndlichkeiten

gegen den Wirkstoff sind Ausnahmen. Was

wann zutrifft, kann nur Ihr Arzt in Kenntnis

der gesamten Krankengeschichte beurteilen.

Haben Sie den Mut, Ihren Arzt nach mög-

lichen Nebenwirkungen zu fragen, insbe-

sondere wenn eine Dosissteigerung ansteht.

Bitten Sie ihn, eine Nutzen-Risiko-Analyse

mit Ihnen zu machen, damit Sie selbst be-

urteilen können, ob Sie die Medikamente

guten Gewissens einnehmen werden. Denn

nur so können Sie diese Dauertherapie an-

nehmen und die Präparate auch wirklich

regelmäßig anwenden. Vielleicht hilft Ihnen

auch der Hinweis, dass die Glukokortikoide

seit Jahren millionenfach bewährt sind und

bereits unzähligen Asthmatikern das Leben

gerettet haben.

Die Beurteilung:Die inhalierbaren topischen Glukokortikoi-

de sind heutzutage ein sehr sicheres Thera-

peutikum. Nur bei sehr hohen Dosierungen

über längere Zeiträume steigt das Risiko von

Nebenwirkungen, die außerhalb des Mund-

Rachen-Raums auftreten können.

Beim allergischen Asthma ist die Anwen-

dung topischer Glukokortikoide unter Um-

ständen nur phasenweise, also z. B. während

des Pollenflugs, notwendig. Dadurch dass

die ersten vorbeugenden Wirkungen relativ

schnell eintreten, kann es für Sie durchaus

ausreichen, nur einige Wochen vor Beginn

und während dieser Zeit die Medikamente

zu inhalieren.

Bei richtigem Einsatz wird sich eine Thera-

pie mit den inhalierbaren Glukokortikoiden

auszahlen: Sie werden weniger Asthma-Be-

schwerden haben und dafür mehr Spaß und

Freiheit, die Dinge zu tun, die sonst für Sie

nicht denkbar wären.

Es ist wesentlich, dass Sie Ihrem Arzt alle Fra-

gen stellen, die nötig sind, um Sie von der po-

sitiven Wirkung dieser Therapie für Sie oder

Ihr Kind zu überzeugen. Insbesondere dann,

wenn eine hohe Dosierung nicht zu umge-

hen ist. Bitte haben Sie auch keine Angst vor

einer Langzeitanwendung, denn im Rahmen

der Stufentherapie wird die Dosierung im-

Medikamenten-InfoGlukokotrikoide

Inhalierhilfen, sogenannte Spa-cer, sind meist für bestimmte Präpa-rate optimiert und von daher nicht immer austausch-bar

>>

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17Kapitelname

4. Kapiteleinleitung Kapitelheadline

Das ist eine Bildunterschrift in Schwarz

43Kapitel 3

mer wieder dem aktuellen Beschwerdebild

angepasst. Und wenn die Anzahl oder die

Heftigkeit der Anfälle abgenommen hat, ist

dies der beste Beweis dafür, dass die Thera-

pie bei Ihnen gut wirkt. Aber sie wirkt eben

nur dann, wenn Sie sie fortsetzen. Versagen

Sie sich diesen Schutz nicht! Aber sprechen

Sie bei Unsicherheiten auf jeden Fall mit Ih-

rem Arzt darüber. Möglicherweise wird er

im Verlauf der Behandlung einen Versuch

unternehmen, Ihre Medikamentendosis zu

reduzieren.

Der ärztliche RatDas Wichtigste bei dieser Therapie ist Ihr Vertrauen in die Entscheidung Ihres behandelnden Arztes. Wenn Sie nicht von der Notwendigkeit der Therapie über-zeugt sind, wird sie fehlschlagen. Sollten Ihre Fragen durch ein ausführliches Gespräch mit Ihrem Arzt nicht ausrei-chend beantwortet werden, dann zögern Sie nicht, eine zweite Meinung eines ärztlichen Kollegen einzuholen. Das wird Ihnen ganz sicher niemand übelnehmen. Jeder kann sich einmal irren: Ärzte in der Auswahl der Therapie und Patienten in der Beurteilung eines Medikaments.

Medikamenten-InfoGlukokotrikoide / Leukotrien-Rezeptor-Antagonisten

Leukotrien-Rezeptor-AntagonistenLeukotriene sind körpereigene Botenstoffe,

die bei Entzündungen von körpereigenen

Abwehrzellen freigesetzt werden. Wenn

sich diese Botenstoffe an den Andockstel-

len der Bronchialschleimhaut, den Rezep-

toren, festsetzen, lösen sie eine Reihe

verschiedener Reaktionen

aus und es kommt zu den

typischen asthmatischen

Beschwerden. Die Bronchien

verengen sich und es wird ver-

mehrt zäher Schleim produziert.

Antagonist nun bedeutet nichts anderes

als Gegenspieler. Diese Medikamente sind

also dafür geeignet, genau diese Reaktionen

zu verhindern und damit die Entzündung

abzuschwächen.

Die Wirkungen:Die Leukotrien-Rezeptor-Antagonisten

setzen sich auf die Rezeptoren der Bron-

chialschleimhaut und halten sie damit be-

legt. Wenn jetzt Reize wie z. B. Gräserpol-

len kommen, dann werden die Botenstoffe

ausgeschüttet, die gerne an diese Rezep-

toren andocken wollen. Da diese aber be-

reits durch die Medikamente besetzt sind,

können sich die Botenstoffe nicht an die

Das ist eine Bildunterschrift in Schwarz

Die AnwendungLeukotrien-Rezeptor-Antago-nisten werden als Kautabletten oder normale Tabletten zum Schlucken angeboten. Das macht die Anwen-dung sehr einfach und führt bei den meisten Patienten deshalb zu einer guten Akzeptanz des Medikaments. Eine Pille lässt sich nun einmal schnell und leicht einnehmen. Nur sollte die regel-mäßige Einnahme nicht vergessen werden.

Wirksam, aber langsamNach der Einnahme einer Tablette dauert es rund 24 Stunden, bis sich die bron-chialerweiternde Wirkung der Leukotrien-Rezeptor-Antagonisten bemerkbar macht. Leider sind sie in der Wirksamkeit den inhalativen Glukokortikoiden unterlegen. Deswegen gelten diese Medikamente als Mittel der zweiten Wahl, etwa wenn die Glukokortikoide nicht vertragen werden. Auch können Sie als Ergänzung zu diesen zum Einsatz kommen, wenn eine nachhaltigere Wirkung erzielt werden soll.

Rezeptoren binden und damit auch keine

Reaktionskette auslösen. Das ist das Prin-

zip der Gegenspieler. Die heftige Reaktion

in den Bronchien unterbleibt.

Die Nebenwirkungen:Diese Wirkstoffe sind noch recht neu und

befinden sich erst seit einigen Jahren auf

dem Markt, sodass über Langzeiteffekte

und Spätfolgen bislang wenig bekannt ist.

Im Allgemeinen werden Leukotrien-Re-

zeptor-Antagonisten gut vertragen. Zu

den häufigsten Nebenwirkungen zählen

bei Kindern, Jugendlichen und Erwach-

senen Kopf- und Bauchschmerzen sowie

Überempfindlichkeiten gegen das Präpa-

rat. Diese unerwünschten Wirkungen sind

in der Regel milde und führen zu keinen

bzw. nur sehr wenigen Therapieabbrüchen.

Allerdings konnte festgestellt werden, dass

ein Teil der Betroffenen überhaupt nicht

auf das Medikament reagiert, man spricht

dann von sogenannten Non-Respondern.

In einem solchen Fall ist es nutzlos, das

Medikament zunächst abzusetzen und zu

einem späteren Zeitpunkt noch einmal aus-

zuprobieren. Sollten Sie zu den Non-Res-

pondern gehören und Ihren behandelnden

Arzt wechseln, dann setzen Sie Ihren neuen

Arzt bitte auf jeden Fall von dieser Tatsache

in Kenntnis.

Die Beurteilung:Diese Substanzgruppe zählt zu den Mitteln

der zweiten Wahl. Eine Behandlung mit ihr

sollte nur dann erfolgen, wenn eine unkon-

trollierte Asthma-Form besteht, die mit den

vorher beschriebenen Klassikern der Asth-

ma-Therapie nicht ausreichend beherrscht

werden kann. Aber Leukotrien-Rezeptor-

Antagonisten sind auch eine Alternative,

wenn beispielsweise andere Dauermedika-

44Kapitel 3

Medikamenten-InfoLeukotrien-Rezeptor-Antagonisten

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19Kapitelname

4. Kapiteleinleitung Kapitelheadline

Das ist eine Bildunterschrift in Schwarz

mente wie inhalative Glukokortikoide nicht

vertragen werden.

Nehmen Sie zum ersten Mal einen Leu-

kotrien-Rezeptor-Antagonisten ein, dann

dauert es in der Regel rund 24 Stunden, bis

sich die erste Wirkung bemerkbar macht.

Denn die Wirkstoffe müssen ja erst einmal

ihren Weg zu den Rezeptoren in der Bron-

chialschleimhaut fi nden und diese besetzen.

Diese Medikamente sind also keine rasch

wirksamen Präparate. Dafür hält die Wir-

kung aber länger an. Deshalb sollten Sie die

Therapie auch in solchen Phasen weiterfüh-

ren, in denen Sie keine Beschwerden haben.

Haben Sie das Gefühl, dass das Medika-

ment bei Ihnen überhaupt nicht wirkt, Sie

also vielleicht zu den Non-Respondern ge-

hören, dann setzen Sie es bitte auf keinen

Fall in Eigenregie ab. Sprechen Sie zunächst

ausführlich mit Ihrem Arzt darüber. Mög-

licherweise hat das Nichtansprechen ande-

re Gründe, die sich relativ einfach beheben

lassen. Und dann hätten Sie die Chance auf

eine wirksame Behandlung Ihrer Beschwer-

den verschenkt. Ihr Arzt wird mit Ihnen

genau besprechen, wie Sie weiter vorgehen

sollten und so mit Ihnen gemeinsam eine

exakt auf Sie abgestimmte Therapie fi nden.

45Kapitel 3

Medikamenten-InfoLeukotrien-Rezeptor-Antagonisten / Theophyllin

Der ärztliche RatLeukotrien-Rezeptor-Antagonisten sind keine „Sofortpillen“, die beim akuten Anfall gegen die Atembeschwerden hel-fen. Darum werden sie als Dauertherapie eingesetzt, müssen also täglich einge-nommen werden. Bei einem Asthma-Anfall sind sie nicht hilfreich. Dann müs-sen Sie auf die nach wie vor bewährten kurzwirksamen bronchialerweiternden Substanzen zurückgreifen.

TheophyllinTheophyllin zählt zu der Wirkstoffgruppe

der Xanthine. Ihre bronchialerweiternde

Wirkung ist schon sehr lange bekannt – al-

lerdings auch ihre mitunter sehr unange-

nehmen Nebenwirkungen. So weiß man

beispielsweise, dass das Medikament Nervo-

sität und Unruhe mit sich bringt und für die

Betroffenen manchmal sogar das Einschlafen

nachts unmöglich macht. Darum kommen

sie nur im Einzelfall zur Anwendung. Dann

allerdings gelten sie als gut wirksam. Bei Ih-

rer individuellen Anpassung der Dosis ist

mitunter eine sehr engmaschige Kontrolle

durch den Arzt notwendig. Denn der Grat

zwischen günstiger und unerwünschter Wir-

kung ist sehr schmal.

Das ist eine Bildunterschrift in Schwarz

Die Wirkungen:Sobald der Wirkstoff im Blut angekommen

ist, verteilt er sich zügig im ganzen Körper

und unterdrückt die Freisetzung von Asth-

ma-Botenstoffen. Außerdem entspannt es

die die Bronchien umgebende Muskulatur

und erleichtert damit die Atmung. Dane-

ben wird die Aktivität der Flimmerhärchen

in den Bronchien gesteigert, die für das Fil-

tern der Atemluft und den Abtransport des

zähen Schleims sorgen.

Die Nebenwirkungen:Bei einer individuell zu hohen Dosierung

kommt es zu Unruhezuständen, Nervosi-

tät, Zittern, Herzrasen und Magen-Darm-

Beschwerden. Sehr starke Überdosierun-

gen können sogar lebensgefährlich werden.

Daher ist es entscheidend, den optimalen

Wirkspiegel im Körper zu erreichen. Dieser

ist deswegen so schwierig zu ermitteln, weil

die Menschen Theophyllin unterschiedlich

schnell abbauen. Bei ansonsten gesunden

jungen Asthmatikern dauert es etwa sie-

ben bis neun Stunden, bis die Hälfte der

im Körper kreisenden Wirkstoffe abgebaut

sind. Bei Rauchern sind es aber nur vier bis

fünf Stunden, bei Kindern liegt diese soge-

nannte Halbwertszeit zwischen drei und

fünf Stunden. Sind nun die Betroffenen

auch noch anderweitig erkrankt, beispiels-

weise an einer Herzschwäche, dann kann

der Abbau tatsächlich bis zu 24 Stunden

dauern. Allein diese Beispiele zeigen, wel-

che Erfahrung Ihr Arzt haben muss, um für

Sie die bestmögliche Therapie zusammen-

zustellen. Eine Therapie, die ständiger Auf-

merksamkeit bedarf.

46Kapitel 3

Medikamenten-InfoTheophyllin

Der kleine Bruder des KaffeesTheophyllin gehört zu den Xanthinen ebenso wie das Koffein, das ja bekannterma-

ßen im Kaffee steckt. Und genauso wie Kaffee bei manchem so anregend wirkt, dass er die ganze Nacht kein Auge zutun kann, und beim anderen nicht, so

wirkt eben auch Theophyllin bei verschiedenen Personen ziemlich unter-schiedlich. Der Abbau dieser Substanzen im Blut ist nämlich von vielen Faktoren abhängig, die von Mensch zu Mensch anders sind. Deswegen

bleibt Theophyllin bei einigen lange im Körper und kann dann zu schwerwiegen-den Nebenwirkungen führen.

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21Kapitelname

4. Kapiteleinleitung Kapitelheadline

Das ist eine Bildunterschrift in Schwarz

Die AnwendungJe nach Behand-lungsansatz kann Theophyllin als Tabletten, Saft oder Tropfen ein-genommen oder als Spritze bzw. Infusion verab-reicht werden. Die Anfangsdo-sis sollte sehr vorsichtig gewählt und dann langsam gesteigert werden, der Arzt spricht dabei von einer einschleichenden Dosierung. Zudem wird der Subs-tanzspiegel im Körper regelmäßig per Blutabnahme ermittelt.

Die Beurteilung:Theophyllin ist eine seit Jahren in der

Asthma-Behandlung bekannte Substanz.

Entsprechend gut untersucht ist sie auch

und es liegen umfassende Erfahrungswerte

vor. Wenn der Einsatz ergänzend oder im

Bedarfsfall auch alternativ zu den anderen

Medikamenten unumgänglich wird, dann

ist eine sehr enge und vertrauensvolle Zu-

sammenarbeit zwischen Patient und Arzt

gefragt. Die richtige Dosis muss peinlich

genau herausgefunden und zwischendurch

immer wieder angepasst werden, z. B. bei

einer Infektion. Treten Nebenwirkungen

auf, müssen die Betroffenen unmittelbar ih-

ren behandelnden Arzt informieren. Funk-

tioniert dieses Zusammenspiel reibungslos,

dann ist Theophyllin eine Erfolg verspre-

chende Therapieoption. Haben Sie keine

Angst, wenn Ihnen Ihr Arzt Theophyllin

verordnen möchte. Denn richtig dosiert

kann das Medikament Ihre Beschwerden

spürbar reduzieren.

Theophyllin wird nur in Ausnahmefällen

eingesetzt, wenn eine Ergänzung zu den

Beta-2-Sympathomimetika gefunden wer-

den muss. Bei richtiger Dosierung halten

sich dann auch die Nebenwirkungen in

Grenzen. Einigen Nebenwirkungen kann

man allerdings auch mit kleinen Tricks

gut Herr werden. Um Schlafstörungen

während der Therapie mit Theophyllin zu

vermeiden, sollten Sie die abendliche Do-

sis erst unmittelbar vor dem Schlafengehen

einnehmen. Denn die volle Wirksamkeit

und damit auch der Höhepunkt der mögli-

chen Nebenwirkungen treten dann erst ein,

wenn Sie im Tiefschlaf sind. So können Sie

unerwünschte Effekte einfach verschlafen.

Der ärztliche RatSollte Ihnen der Arzt eine Therapie mit Theophyllin vorschlagen, so sollten Sie mit ihm auch über aktuelle und zurück-liegende Erkrankungen sprechen. Be-sonders wichtig ist die Erwähnung von Herzerkrankungen wie beispielsweise Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck, Funktionsstörungen der Schilddrüse, Magen- und Zwölffi ngerdarmgeschwüren und Lebererkrankungen. Diese könnten den Einsatz von Theophyllin verbieten.

47Kapitel 3

Medikamenten-InfoTheophyllin

Maginalspalte HeadMaginalspalte Fließtext

22Kapitelname

KapiteleinleitungKapitelheadline

a die meisten Asthma-Medikamente

ja bis in die Bronchien transportiert

werden sollen, ist der direkte Weg der bes-

te: einatmen. So gelangt das Präparat ohne

Umwege an seinen Bestimmungsort. Wenn

Sie Tabletten oder einen Saft einnehmen,

müssen diese dagegen den langen Weg

durch den Magen-Darm-Trakt beschrei-

ten, eine Spritze oder Infusion muss durchs

Blutsystem wandern. Wenn das Medika-

ment dagegen direkt das Ziel erreicht, ist

nicht nur die Zeit bis zum Eintritt der Wir-

kung kürzer, sondern es sind meist auch die

Nebenwirkungen geringer. Denn die Wirk-

stoffe gelangen nur in kleiner Menge in den

Blutkreislauf und werden deshalb schnell

über die Leber abgebaut. So beeinflussen

sie nur geringfügig andere Organe.

Um nun das Medikament tief in die Lun-

ge zu befördern, stehen heute verschiedene

Systeme zur Verfügung, die sich allesamt

bewährt haben. Je nach Alter und Fertigkei-

ten des Betroffenen muss aber das für ihn

individuell geeignete System ausgewählt

werden. Dieses wird Ihr Arzt mit Ihnen

gemeinsam tun. Anschließend muss Ihnen

dieses Gerät ausführlich erklärt und seine

Anwendung gezeigt werden.

Zur Verfügung stehen heute:

Pulverinhalatoren

Dosiersprays mit oder ohne zusätzliches

Mundstück

Düsenvernebler

Ultraschallvernebler

Auf den folgenden Seiten möchten wir Ih-

nen diese Systeme etwas genauer erklären

sowie ihre Vor-, aber auch ihre Nachteile

aufzeigen.

PulverinhalatorenGenerell ist zu den Pulverinhalatoren zu

sagen, dass sie, wenn man den Umgang mit

Ihnen gut beherrscht, ein wunderbares In-

strument sind, mit wenig Aufwand ein sehr

gutes Inhalationsergebnis zu erreichen.

Vorteile:Pulverinhalatoren sind transportabel und

kommen alle ohne Treibgas aus. Unmittel-

bar vor seinem Einsatz wird der Inhalator

mit dem Medikament „geladen“. Wie das

genau abläuft, ist bei jedem System ein we-

nig anders, aber letztendlich bedeutet es,

dass das Präparat aus einem Medikamen-

tenspeicher oder einer Einzelverpackung in

die Nähe des Mundstücks gebracht wird.

48Kapitel 3

AnwendungsinfoPulverinhalatoren

D

Moderne Pulverinhalatoren machen die Anwendung leichter und unkompliziert, sodass mit wenig Aufwand ein optimales Inha-lationsergebnis erzielt werden kann.

>>

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23Kapitelname

4. Kapiteleinleitung Kapitelheadline

Das ist eine Bildunterschrift in Schwarz

Maginalspalte HeadMaginalspalte Fließtext

KapiteleinleitungKapitelheadline

23Kapitelname

49Kapitel 3

Das Mundstück wird dann an den Mund

gesetzt und mit einem kräftigen, schnellen

Atemzug wird das Medikament eingeat-

met. Das war‘s. Der Rest ist reine Physik.

Die sehr kleinen Wirkstoffteilchen werden

vom Luftstrom mitgerissen und gehen mit

ihm gemeinsam auf die Reise in die Tiefen

der Lunge.

Nachteile:Die Strömungsgeschwindigkeit der Ein-

atemluft muss ausreichend hoch sein,

um die Medikamente wirklich tief in die

Bronchien zu befördern. Das ist bei einem

schweren Asthma-Anfall oft leider nicht

der Fall. Auch Kinder unter sechs Jahren

können häufig noch nicht kräftig genug

einatmen. Bei diesen Patienten sollte eine

Alternative zum Pulverinhalator gefunden

werden, damit auch ihnen in einem kriti-

schen Fall schnell und wirksam geholfen

werden kann.

Praktische Tipps:Bitte atmen Sie nach einer Anwendung

nicht in das Mundstück aus und lagern

den Inhalator bis zum nächsten Einsatz

trocken. Lassen Sie sich unbedingt ne-

ben der korrekten Anwendung auch die

Reinigung Ihres Inhalators erklären. Die

kann von Hersteller zu Hersteller völlig

unterschiedlich sein. Also, auch noch mal

in die „Reinigungsschule“ gehen, wenn Sie

einen Systemwechsel vornehmen.

Auch Ihr eigener Mund sollte nach einer

Inhalation „sauber gemacht“ werden . Vor

allem nach dem Einatmen von Glukokor-

tikoiden, also Kortison, sollte der Mund

mit Wasser gründlich ausgespült und das

Wasser ausgespuckt werden. Anschließend

trinken Sie bitte einen Schluck Wasser

nach. Denn das Medikament haftet natür-

lich auch in Spuren an der Schleimhaut

des Mund- und Rachenraums. Wenn es da

bleibt, dann kann es beispielsweise Pilzin-

fektionen begünstigen. Durch das Ausspü-

len kann das vermieden werden. Die win-

zigen Reste, die durch das Nachtrinken in

den Magen wandern, können über diesen

Weg rasch unschädlich gemacht werden.

Vor allem Kinder muss man immer wieder

dazu anhalten, sich den Mund gründlich

zu spülen. Man sollte auch gar nicht erst

damit anfangen zu sagen, bei diesem

Medikament muss man spülen, bei je-

nem nicht. Generell sollten deshalb nach

jeder Inhalation Mund und Gerät gereinigt

werden.

AnwendungsinfoPulverinhalatoren

Beim Diskus ist jede Medikamen-tendosis einzeln verpackt. >

>

Maginalspalte HeadMaginalspalte Fließtext

24Kapitelname

KapiteleinleitungKapitelheadline

DosierspraysDosiersprays werden auch als Dosier-Aero-

sole bezeichnet und gelten als die Klassiker,

wenn es darum geht, Medikamente direkt

in die Bronchien zu transportieren.

Vorteile:Die auf dem Markt befindlichen Präpa-

rate kommen heute ohne ozonbelastende

Treibgase aus. Die Funktionsweise ist recht

simpel: Während der Patient einatmet, wird

per Fingerdruck aus einem Druckbehälter

die jeweils angegebene Wirkstoffmenge

herausgepresst und fein vernebelt. Neuere

Entwicklungen machen dieses System noch

einfacher. Bei ihnen wird das Medikament

automatisch freigesetzt, wenn das Gerät er-

kannt hat, dass der Patient einatmet. Beide

Varianten liefern ein gutes Inhalationser-

gebnis, aber natürlich nur dann, wenn die

Anwendung einwandfrei beherrscht wird.

Lassen Sie es sich von Ihrem Arzt, Ihrem

Behandlungsteam oder Ihrem Apotheker

genau zeigen. Nach der Inhalation sollte

wie bei den Pulverinhalatoren die Luft kurz

angehalten werden, damit das Medikament

Gelegenheit hat, sich in den Bronchien

niederzuschlagen. Anschließend ist auch

hier die Reinigung des Mund- und Ra-

chenraums wichtig: mit Wasser ausspülen,

ausspucken und dann einen Schluck nach-

trinken.

Nachteile:Manchen Patienten bereitet die Koordina-

tion von Einatmen und dem gleichzeitigen

Auslösen des Dosiersprays Probleme. Ab-

hilfe schaffen hier selbstauslösende Dosier-

sprays, die nicht auf Fingerdruck, sondern

über den Atemzug aktiviert werden. Oder

Inhalierhilfen, die im Folgenden genauer

beschrieben werden. Sie mildern auch den

durch das Treibgas häufi g als unangenehm

empfundenen Kältereiz im Rachenraum ab.

Inhalierhilfen:Um die Inhalation noch einfacher und ef-

fektiver zu machen, können bei den Do-

sier-Aerosolen Inhalierhilfen, sogenannte

Spacer, verwendet werden. Dieser Spacer

ist eine Kammer, die zwischen Behälter und

Mundstück gesteckt wird. Es gibt sie in zwei

verschiedenen Größen. Spacer mit kleinem

Volumen haben die Funktion einer Mund-

stückverlängerung und sollen den kalten

Anprall des Sprühstoßes an der Rachen-

wand vermindern. Der wird von vielen Ver-

wendern von Dosiersprays als unangenehm

empfunden, weil er die Schleimhaut reizt.

50Kapitel 3

Praktisch alle Hersteller von inhalierbaren Asthma-Medika-menten bieten ihre Präparate als Dosiersprays bzw. Dosier-Aerosole an.

AnwendungsinfoDosiersprays

>>

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25Kapitelname

4. Kapiteleinleitung Kapitelheadline

Das ist eine Bildunterschrift in Schwarz

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KapiteleinleitungKapitelheadline

25Kapitelname

51Kapitel 3

Durch die Verlängerung des Einatemwegs

ist der Stoß weniger stark spürbar. Geht es

nur um eine Erleichterung bei der Inhalati-

on, dann reichen kleinvolumige Spacer oft

völlig aus.

Werden allerdings entzündungshemmende

Wirkstoffe wie Glukokortikoide inhaliert,

dann sollte ein großvolumiger Spacer mit ei-

nem Fassungsvermögen ab etwa 300 ml ver-

wendet werden. Dieser funktioniert wie eine

Vorschaltkammer. Das Medikament wird als

Aerosol in die Kammer gepumpt. In ihr ver-

mischt es sich wie ein ganz feiner Nebel mit

der im Spacer vorhandenen Luft. Nun kann

aus dem Spacer ganz normal eingeatmet

werden. Das erleichtert die Koordination

zwischen Atmung und Medikamentenabga-

be, da ein Auslösen des Sprays und gleich-

zeitiges Einatmen nicht mehr vonnöten ist.

Grundsätzlich ist das Inhalationsergebnis bei

Dosier-Aerosolen mit Spacern deutlich bes-

ser, da allein durch ihren Einsatz die Abla-

gerung von Wirkstoffen im Mund- und Ra-

chenraum deutlich vermindert wird. Auch

wenn der Einsatz dieser Inhalierhilfen stark

rückläufi g ist, so haben sie bei bestimmten

Indikationen immer noch ihren festen Platz.

Wenn Sie einen Spacer verwenden, ist es

wichtig, dass Sie die Anzahl der Hübe Ihres

Medikaments der Größe der Inhalierhil-

fe entsprechend anpassen. Wie viel genau,

können Sie entweder in der Packungsbei-

lage nachlesen oder sprechen Sie mit Ihrem

Arzt darüber.

Wie voll ist mein Dosierspray?Leider verfügen die meisten Dosiersprays mit ihren Druckbehältern über keine Anzeige, wann die Wirkstoffmenge zur Neige geht. Aber es gibt einen Trick, mit dem Sie nachschauen können, wie voll der Behälter noch ist: Nehmen Sie die Druckfl asche und legen Sie sie ohne Mundstück in eine Schale mit Wasser. Anhand der Schwimm-künste Ihrer Flasche können Sie auf den Füllstand schließen. Ist sie voll, sinkt sie zu Boden, ist sie leer, schwimmt sie oben.

AnwendungsinfoDosiersprays

Maginalspalte HeadMaginalspalte Fließtext

26Kapitelname

KapiteleinleitungKapitelheadline

Praktische Tipps:Auch bei Dosiersprays müssen die Geräte

nach der Anwendung gereinigt werden. Sie

sollten Mundstück und Druckfl asche aber

nur mit warmem Wasser abspülen. Geben

Sie dem Wasser etwas Zeit, um Wirkstoff-

reste zu lösen und trocknen Sie danach

alle äußeren Flächen gut ab. Versuchen Sie

bitte nicht, mögliche Verkrustungen durch

Abkratzen zu entfernen – insbesondere

nicht an der Druckfl asche, denn das kann

im schlimmsten Fall zur Explosion führen,

ebenso wie auch die Lagerung der Druck-

fl asche über 50 °C. Vorsicht also bei direkter

Sonneneinstrahlung oder bei Lagerung der

Druckfl aschen im heißen abgestellten Auto.

Übrigens passen die meisten Mundstücke

der Dosier-Aerosole nur auf das jeweilige

Herstellersystem. Sollte Ihnen der Arzt also

zu einem anderen Präparat raten, dann fra-

gen Sie ihn auch gleich nach einem neuen

Mundstück, denn Ihr altes wird sich kaum

mit dem neuen Dosierspray vertragen.

DüsenverneblerDiese Inhalatoren kommen vor allem in

Notfallsituationen, bei schweren akuten

Asthma-Anfällen, zur Schleimlösung oder

bei Säuglingen zum Einsatz.

Vorteile:Mit Düsenverneblern lässt sich das Medi-

kament sehr leicht einatmen. Eine Koor-

dination von Atmung und Freisetzung der

Wirksubstanz sind nicht erforderlich. Denn

das Prinzip dieser Geräte beruht auf reiner

Mechanik. Eine bestimmte Wirkstoffmen-

ge wird mit etwas Kochsalzlösung ver-

mischt und dann in das Düsensystem gege-

ben. Über eine Pumpe wird in dem Gerät

Druck aufgebaut, der dann die Flüssigkeit

zerstäubt. Über ein Mundstück wird diese

nun einfach wie ein kühler Dampf eingeat-

met. Es kommt also nicht auf einen einzi-

gen Atemzug an, sondern das Medikament

wird vielmehr über einige Minuten über

den Luftweg bis in die Lunge transportiert.

Nachteile:Die Geräte sind recht sperrig und schwer.

Außerdem dauert die Inhalation einige

Zeit, je nach Flüssigkeitsmenge können es

bis zu zehn Minuten sein. Das führt beson-

ders bei kleinen Patienten oft zur Ungeduld.

52Kapitel 3

Mit einem Mundstück ist die Inhalation am effektivsten.

AnwendungsinfoDosiersprays / Düsenvernebler

>>

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4. Kapiteleinleitung Kapitelheadline

Das ist eine Bildunterschrift in Schwarz

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KapiteleinleitungKapitelheadline

27Kapitelname

53Kapitel 3

Praktische Tipps: Wenn Sie mit Ihrem Kind über den Düsen-

vernebler inhalieren, dann machen Sie doch

aus jeder Inhalation ein kleines Ereignis.

Zum Beispiel indem Sie während dieser Zeit

– und nur dann – aus einem ganz bestimm-

ten Buch vorlesen. Ebenso können Sie mit

Hörspielen verfahren, die nur während der

Inhalationszeit gehört werden. Fortsetzung

folgt dann beim nächsten Mal. Vielleicht

kann Ihr Kind es dann kaum mehr erwar-

ten. Ist Ihr Kind schon in einem Alter, in dem

es fernsehen darf, können auch kindgerechte

Sendungen den kleinen Patienten zum Still-

halten während der Inhalation bewegen.

Bitte besprechen Sie die korrekte Anwen-

dung sowie die Reinigung dieses Systems

mit Ihrem Arzt, dem Behandlungsteam oder

auch dem Apotheker. Denn Mundstück und

Düsenteil sollten auch bei Düsenverneblern

nach jeder Anwendung gesäubert werden.

UltraschallverneblerUltraschallvernebler werden vor allem zur

notwendigen Lösung des zähen Schleims in

den Bronchien eingesetzt.

Vorteile:Diese Geräte ermöglichen eine intensive

Inhalation auch bei großen Flüssigkeits-

mengen. Sie enthalten Kochsalzlösungen.

Zusätzlich können sie auch für ein ständiges

Anfeuchten der Atemluft verwendet werden.

Dafür werden sie beispielsweise nachts neben

dem Bett aufgestellt und sorgen dafür, dass

die Einatemluft nicht zu trocken ist und die

Atemwege des Betroffenen reizt.

Nachteile: Die Geräte sind groß und sperrig. Ihre Reini-

gung ist aufwendig, aber es ist äußerst wich-

tig, dass die Hygiene entsprechend beachtet

wird. Sonst bilden sich Keime, die mit der

Atemluft in die Lunge des Patienten gelan-

gen und dort zu weiteren Krankheiten führen

können.

Der Einsatz von Ultraschallverneblern ist in

der Regel für bettlägerige Patienten sinnvoll

oder für Betroffene, die auf eine andere Art

und Weise keine Nachtruhe fi nden.

<< Düsenvernebler sind zwar etwas komplizierter zu

bedienen, sie sind aber eine angenehme Metho-

de, Asthma-Medikamente über einen längeren Zeit-

raum einfach einzuatmen.

Der Einsatz von Ultraschallver-neblern sollte genau bedacht werden, da sie in der Handhabung mitunter kompli-ziert und in der Hygiene aufwen-dig sind.

AnwendungsinfoDüsenvernebler / Ultraschallvernebler

Routine statt PanikBesonders wenn ein Medikament nur selten zum Einsatz kommt, vergisst man schnell die Hand-habung – und muss sich dann im aku-ten Fall erst einmal damit auseinander-setzen. Das kostet wertvolle Zeit. Also bitten Sie Ihren Arzt, dass er Ihnen den Mechanismus des Geräts genau erklärt und machen Sie sich den Ablauf der Einnahme am Anfang häufiger bewusst. Bald wird es Ihnen dann „in Fleisch und Blut“ übergehen, sodass Sie bei einem An-fall akuter Atemnot routiniert reagieren können.

54Kapitel 3

Leichtes, nur ab und zu auftretendes AsthmaBeim leichtem Asthma handelt es sich um

eine Asthma-Form mit milden Symptomen,

die nicht besonders häufig auftreten. Die

asthmatischen Beschwerden äußern sich bei

den Betroffenen seltener als zweimal pro Wo-

che und sind meist undramatisch. Für den

Patienten gehört der immer mal wieder auf-

tretende Husten einfach zum Leben dazu, er

denkt vielleicht an eine kleine Infektion oder

bemerkt ihn irgendwann gar nicht mehr be-

wusst. Das Gewicht auf dem Brustkorb ist für

ihn auch „irgendwie normal“ und er schenkt

ihm keine Beachtung mehr. Zudem werden

die Symptome von langen beschwerdefreien

Zeiträumen abgelöst. Dies ist wohl auch der

Grund, warum die leichte und unregelmäßig

auftretende Asthma-Form häufig nicht er-

kannt wird und unbehandelt bleibt.

Wird diese in einer akuten Phase aber doch

einmal als Asthma bronchiale diagnostiziert,

dann ist die Behandlung vor allem pragma-

tisch und beschwerdeorientiert. Das bedeu-

tet, eine Dauertherapie ist in diesem Stadium

nicht nötig, sondern nur eine Bedarfsmedi-

kation. Wenn es also zu Symptomen wie

Husten und Luftnot kommt, dann müssen

die Bronchien mithilfe der sogenannten

Beta-2-Sympathomimetika erweitert wer-

den. Dieses Medikament wird entweder als

Dosierspray oder als Pulverinhalator ange-

boten. Für den Patienten ist es sehr wichtig,

sich genau mit der Anwendungsweise ver-

traut zu machen.

Doch es ist nicht nur das Medikament, das

Sie möglichst immer griffbereit bei sich tra-

gen sollten. Zusätzlich kommt es jetzt auf das

richtige Asthma-Verhalten an. Mehr darüber

erfahren Sie im Kapitel „Was können Sie

selbst tun?“.

Leichtes, regelmäßigauftretendes AsthmaBeim leichten, regelmäßig auftretenden Asth-

ma sind die Asthma-Symptome immer noch

leicht, aber im Vergleich zur vorigen Stufe in-

tensiver und häufiger. Es gilt: Die Beschwer-

den wie trockener Husten, Luftnot oder auch

asthmatypische Atemgeräusche wie das Gie-

men treten zwar nicht täglich, aber mindes-

tens zweimal pro Woche tagsüber und nachts

öfter als zweimal pro Monat auf. Der Peak-

flow-Wert sollte bei mindestens 80 Prozent

des Altersdurchschnitts liegen.

In diesem Stadium des leichten, aber regel-

mäßigen Asthmas reicht eine reine Bedarfs-

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medikation nicht mehr aus. Das häufige

Auftreten der Symptome zeigt, dass schon

kleinere Anlässe ausreichen, um die Bron-

chien zu irritieren und überempfi ndlich re-

agieren zu lassen. Nun ist es wichtig, weitere

Asthma-Anfälle zu verhindern und ihnen

vorzubeugen. Der Arzt spricht dabei von

einer Anfallsprophylaxe. Dieses geschieht,

indem die dauerhafte Entzündung in den

Bronchien abgeschwächt wird. Dafür stehen

inhalierbare Glukokortikoide zur Verfügung,

welche nun als Dauertherapie, also regelmä-

ßig eingesetzt werden. In Einzelfällen, also

wenn beispielsweise die Glukokortikoide

nicht vertragen werden, kommen andere

Substanzen wie die Leukotrien-Rezeptor-

<< Mehr Freiheit durch die richtige Therapie: Mit dem erfolgreichen Ein-satz einer Dauer-medikation können Sie wieder aktiv am Leben teilnehmen.

55Kapitel 3

Vergessen gilt nicht

Das tägliche Inhalieren der Dauerme-dikamente sollte für Sie zum Alltag dazugehören wie das Zähneputzen oder das Frühstück. Also, warum verbinden Sie das nicht einfach miteinander? Eine gute Möglichkeit ist beispielsweise, den Inhalator mit in das Zahnputzglas zu stellen. Und wenn Ihre Zahnbürste reist, dann reist Ihr Asthma-Medikament gleich mit.Die Positionierung im Bad hat mehrere Vorteile: Sie inhalieren und können sich gleich anschließend den Mund spülen und die Zähne putzen, um die nicht in die Bronchien gelangten Wirkstoffe auf diese Weise unschädlich zu machen.

Wer morgens und abends ins Bad geht, hat schon zwei feste Anlaufpunkte, wirklich an seine Inhalation zu denken.Natürlich sind auch andere alltägliche Wege denkbar. Durchforsten Sie doch einmal Ihren Tagesablauf und überprü-fen Sie, welcher regelmäßige Ablauf bei Ihnen am besten geeignet ist, um an Ihre Asthma-Therapie zu denken: Kleben Sie das Asthma-Spray außen an den Kühlschrank oder an Ihren Schmink-spiegel, stellen Sie es neben die Müsli-packung oder neben die Kaffeemaschine oder platzieren Sie es einfach bei Ihrer Unterwäsche – die werden Sie garantiert nicht vergessen!

56Kapitel 3

Antagonisten als Medikamente der zweiten

Wahl zum Einsatz. Zusätzlich bleiben in je-

dem Fall kurzwirksamen Beta-2-Sympatho-

mimetika für den Bedarfsfall auf dem Me-

dikamentenplan, denn sie sorgen bei einem

Asthma-Anfall für eine rasche Erweiterung

der Bronchien und damit für eine schnelle

Linderung der Atemnot. Ziel der Therapie ist,

wie bereits erwähnt, die Asthma-Kontrolle.

Anhaltendes mittelschweres AsthmaSpätestens ab dieser Stufe lassen sich die Be-

schwerden und die damit verbundenen Be-

einträchtigungen des täglichen Lebens nicht

mehr herunterspielen. Der quälende, jetzt

oft laute, trockene Husten, die beängstigende

Atemnot und auch asthmatypische Atemge-

räusche wie das Giemen und Brummen tau-

chen nahezu täglich auf, zumindest mehrfach

in der Woche. Auch nachts lassen die Symp-

tome nicht nach, man kommt einfach nicht

zur Ruhe, und schlafen ist ohne eine Behand-

lung häufig sogar nur im Sitzen möglich. Die

Lungenfunktion ist deutlich eingeschränkt,

der Peakflow-Wert liegt meist nur zwischen

60 und 80 Prozent des Altersdurchschnitts.

Die medikamentöse Therapie setzt in dieser

Stufe auf dieselben Bausteine wie bei den

leichteren Asthma-Formen – nur in anderer

Dosierung. Ziel ist auch hier die Kontrolle

des Asthmas.

Die Dauermedikation besteht aus inhalier-

baren Glukokortikoiden. Gegebenenfalls

wird zusätzlich ein langwirksames Beta-2-

Sympathomimetikum eingesetzt, das die

Bronchien erweitern soll. Ergänzend kann im

Einzelfall auch eine dauerhafte Behandlung

mit Leukotrien-Rezeptor-Antagonisten oder

Theophyllin-Tabletten erforderlich sein.

Im Bedarfsfall, also bei einem akuten Asth-

ma-Anfall, werden die Symptome durch

kurzwirksame Beta-2-Sympathomimetika

vermindert.

Anhaltendes schweres AsthmaDas anhaltende schwere Asthma ist die

schwerste Form dieser Erkrankung. Die Betrof-

fenen fühlen sich sehr geschwächt und massiv

beeinträchtigt. Das Asthma ist ein ständiger

und bedrohlicher Begleiter. Die Luftnot ist

meist unerträglich, immer wieder entwickeln

sich daraus Asthma-Anfälle. Auch die Nächte

verlaufen unruhig und sind geprägt vom ste-

ten Ringen nach Atem. Die Lungenfunktion ist

stark eingeschränkt. Die Peakflow-Werte liegen

unter 60 Prozent des Altersdurchschnitts.

>> Erholsamen Schlaf finden Betroffene mit anhaltendem mittelschwerem Asthma nur mit einer individuell auf sie abgestimm-ten optimalen Therapie.

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parate die Dauertherapie komplettieren. Bei

akuter Atemnot sind die kurzwirksamen Be-

ta-2-Sympathomimetika mit ihrer schnellen

bronchienerweiternden Wirkung die Mittel

der Wahl, um dem Betroffenen rasch Erleich-

terung zu verschaffen.

Bei schwerem persistierendem Asthma mit

starker allergischer Beteiligung kann in be-

gründeten Einzelfällen ein Medikament

verschrieben werden, das gegen die Allergie-

Antikörper wirkt. Dieses ist aber ein echter

Ausnahmefall und es gibt bislang noch nicht

besonders viele Erfahrungswerte zu dieser

Form der Therapie. Als Fazit bleibt festzuhal-

ten, dass die Inhalation von topischen Gluko-

kortikoiden auch bei dieser Asthma-Schwere

die verträglichste und effektivste Therapie-

maßnahme ist – und damit die erste Wahl.

Die medikamentöse Dauertherapie setzt da-

bei auf die Bausteine, die sich auch bei den

anderen Formen als erfolgreich erwiesen

haben. Doch sie werden entsprechend höher

dosiert und angepasst.

Entscheidend ist, dass die starke Entzün-

dung in den Bronchien durch inhalierbare

Glukokortikoide massiv zurückgedrängt

wird. Dazu sind eventuell hohe Dosierungen

nötig. Wenn die inhalativen Formen nicht

ausreichen, um die Entzündung zu beherr-

schen, wird Kortison zusätzlich auch oral

verordnet, etwa als Tabletten, Kapseln oder

Saft. Weil hierbei aber auch die Gefahr von

Nebenwirkungen steigt, erfolgt die Einnahme

nur so niedrig und so kurz wie möglich.

Zusätzlich kommen langwirksame Beta-2-

Sympathomimetika zum Einsatz. In Einzel-

fällen können ergänzend Theophyllin-Prä-

57Kapitel 3

Die Lungenfunk-tion beim anhal-tenden schweren Asthma ist stark eingeschränkt, der Peakflow-Wert liegt nur noch bei 60 Prozent oder darunter. >>

Verschlechterung am TagDie Messung des Peakflow-Werts sollte mehrfach am Tag erfolgen und auch dokumentiert werden. Denn auch bei leichteren Asthma-Formen ist es möglich, dass sich diese Werte über den Tag verschlechtern. Sollte das bei Ihnen der Fall sein, versuchen Sie, zu den jeweiligen Werten zu notieren, was Sie jeweils vorher getan und in welcher Situation Sie sich befunden haben. Bringen Sie Ihrem Arzt beim nächsten Besuch diese Liste mit, vielleicht lässt sich ein immer wiederkehrendes Beschwerdeschema erkennen, an das Ihre Medikation angepasst werden kann.

Besondere Vorsicht bei KindernKinder sind bei einem Asthma-Anfall besonders stark gefährdet. Dazu kommt noch, dass sie ihre Beschwerden anders ausdrücken, ein Anfall von den Kindern selbst also möglicherweise in den ersten Momen-ten verkannt wird. Wenn Sie als Eltern spüren, dass etwas nicht in Ordnung ist, dann vertrauen Sie auf Ihr Gefühl, vertrauen Sie sich selbst. Denn das beste Kriterium dafür, dass es einem Kind nicht gut geht, ist ein schlechtes Gefühl der Eltern. Ignorie-ren Sie es niemals!

58Kapitel 3

Die medikamentöse Behandlung eines Asthma-AnfallsEin Asthma-Anfall ist nicht nur für die Be-

troffenen erschreckend. Ein Mensch ringt

nach Luft, keucht, hustet und droht zu ersti-

cken. Ein solcher Anfall kann unter entspre-

chenden Umständen praktisch jeden von ei-

ner asthmatischen Erkrankung Betroffenen

heimsuchen. Allerdings sinken das Anfalls-

risiko und auch die Anfallsstärke nachweis-

lich, wenn die Bronchien durch vorbeugen-

de Medikamente unempfi ndlicher gemacht

werden.

Tritt ein Anfall auf, dann ist es wichtig, ihn

möglichst früh auch als solchen zu identi-

fizieren. Im Idealfall schon, bevor die Be-

schwerden überhaupt auftreten. Möglich ist

das durch die regelmäßige Kontrolle mit dem

Peakfl ow-Meter.

Kommt der Anfall voll zum Ausbruch, dann

handelt es sich um eine echte Notsituation!

Denn seine Schwere kann innerhalb von Mi-

nuten so stark zunehmen, dass Lebensgefahr

besteht. Auch wenn Sie schon lange mit Asth-

ma zu tun haben und feststellen, dass sich bei

Ihren Beschwerden etwas verändert, dass es

„irgendwie schlimmer wird“, als es früher

war, dann zögern Sie bitte nicht, einen Arzt

zu rufen. Und machen Sie es dringend. Ein

Asthma-Anfall duldet keine Verzögerung!

Dieses Kapitel soll Ihnen ein wenig als Ori-

entierungshilfe dienen. Mehr nicht. Ob ein

Asthma-Anfall leicht, mittelschwer oder

gar schwer ist, kann nur Ihr Arzt sicher

beurteilen.

<< Ein Asthma-Anfall ist immer eine Notfallsituation, denn auch leichte Anfälle können sich innerhalb nur weniger Minuten dramatisch verschlimmern.

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Einen genauen Plan, wie in einer brenzligen

Situation vorzugehen ist, müssen Sie ge-

meinsam mit Ihrem Arzt erstellen. An dieser

Stelle finden Sie ein Beispiel, wie so ein Plan

aussehen kann. Aber denken Sie daran: Es ist

nur ein Beispiel. Gehen Sie bitte in jedem Fall

nach Ihrem eigenen Selbstmanagementplan

vor.

Schon bevor ein Asthma-Anfall eintritt, soll-

te eine entsprechende Vorsorge getroffen

werden. Dazu gehört der richtige Umgang

mit dem Peakflow-Meter und ein Selbst-

managementplan für kritische Fälle. Dieser

sollte von Ihrem Arzt gemeinsam mit Ihnen

erarbeitet werden. Der Plan hilft, diese Situa-

tionen rechtzeitig zu erkennen und die rich-

tigen Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Wenn

alles gut geht, können so Notfallsituationen

vermieden werden. Und bei einem schweren

Anfall können Sie die Zeit, bis der Arzt ein-

trifft, sinnvoll nutzen.

Was kommt jetzt auf den Betroffenen zu?In einer akuten Notfallsituation gelten ande-

re Regeln. Vieles, was in diesem Kapitel bis-

lang beschrieben wurde, kann bei einem aku-

ten Asthma-Anfall nicht mehr berücksichtigt

werden. Denn jetzt kommt es nur noch auf

eins an: die Atemnot zu durchbrechen und

dem Betroffenem wieder Luft zu verschaffen.

Das kann auch bedeuten, dass auf solche Me-

dikamente schrittweise zurückgegriffen wird,

die man in der Dauertherapie zu umgehen

versucht.

59Kapitel 3

1 Kurzatmigkeit: Das Sprechen fällt schwerer. 2 Atemnot: Die Atemfrequenz steigt.

3 Herzrasen: Der Puls wird schneller.

<< Ein akuter Asthma-Anfall beginnt mit Kurzatmigkeit, Luftnot und Herzrasen.

Zeichen eines beginnenden Anfalls

Wichtig: Ihr Selbst-management-planJe nach Schwere des Anfalls können sich die Dosierun-gen der Notfall-Me-dikamente unter-scheiden. Deshalb ist Ihr Selbstma-nagementplan auch individuell auf Ihre Beschwerden und Ihre Konstitution abgestimmt. Ihr Arzt wird diesen Plan detailliert mit Ihnen besprechen. Halten Sie sich deshalb genau an die Anweisungen und Dosierungsan-gaben, die speziell auf Ihre Situation zugeschnitten sind.

60Kapitel 3

Schritt 1: Als Erstes verwenden Sie zwei

Hübe des Notfallsprays.

Schritt 2: Warten Sie fünf bis zehn Minu-

ten in einer atemerleichternden Körperhal-

tung, z. B. im Kutschersitz. Bei der Atmung

sollten Sie auf eine dosierte Lippenbremse

achten, Ihr Arzt zeigt Ihnen, wie das geht.

Nun kommt es darauf an, ob sich der Anfall

bereits gebessert hat. Ist das nicht der Fall, ge-

hen Sie zum nächsten Schritt.

Schritt 3: Nehmen Sie noch einmal zwei

Hübe Ihres Notfallsprays und zusätzlich 40

bis 50 mg Kortison als Tablette.

Schritt 4: Warten Sie wieder fünf bis zehn

Minuten, damit die Medikamente ihre Wirkung

entfalten können. Sollten die Beschwerden

dann immer noch nicht weniger werden,

dann handelt es sich um einen ernsthaften

Anfall. Gehen Sie dann über zum nächsten

Schritt.

Schritt 5: Jetzt sollten Sie auf jeden Fall

den Notarzt alarmieren (Notruf 112).

Schritt 6: Der Arzt beginnt direkt vor

Ort mit der Behandlung. In einigen Fällen

wird er zusätzlich Kortison in Form einer

Spritze oder als Infusion verabreichen.

Bei jedem Anfall gilt: Wenn Sie auch nur den

geringsten Zweifel haben, ob Sie den Anfall

Notfälle vermeiden

Notfälle sind immer ein einschneidendes Ereignis. Auch wenn in Deutschland ein Notarzt und ein Rettungswagen meist schnell zur Stelle sind und das nächste Krankenhaus innerhalb kurzer Zeit erreicht werden kann. Besser ist es aber, rechtzeitig zu reagieren und einen Notfall abzuwenden.

Mit einem Peakflow-Meter kann eine Verschlechterung bereits lange vor dem Auftreten der ersten subjektiven Beschwerden erkannt werden. Ein Ampel- Schema macht die Gefahr deutlich.

Anhand des Ampel-Schemas merkt der Patient rechtzeitig, dass eine Anpassung seiner Therapie nötig ist.

Der Selbstmanagementplan kommt im Notfall zum Einsatz. Er wird vorher mit dem behandelnden Arzt genau besprochen und enthält klare Anweisungen, was bei einem Asthma-Anfall zu tun ist, welche Medikamente eingesetzt werden und wann der Notarzt alarmiert werden muss. Ein Formular für einen Selbstma- nagementplan finden Sie zum kostenlosen Download unter www.aok.de/asthma- notfallplan.

Ihre notwendigen Medikamente, Ihr Bedarfsspray und Kortison-Tabletten sollten Sie stets griffbereit bei sich tragen.

Page 32: Hilfe – Asthma!€¦ · Hilfe Asthma! Patienten-Handbuch für unbeschwertes Atmen Hilfe Asthma! Das Patienten-Handbuch 2 Inhalt Hilfe Asthma! Das Patienten-Handbuch Inhalt Vorworte

61 Kapitel 3

Bei der modernen Asthma-Therapie steht die Kontrolle der Erkrankung im Mittel-punkt. Damit sollte nicht nur die Stärke, sondern auch die Häufi gkeit der Anfälle abnehmen. Im Idealfall werden die eigentlichen Beschwerden, die das Asthma aus-machen, gar nicht mehr bemerkt. Die Symptome lassen sich mit sicheren und seit vielen Jahren bekannten Wirk-stoffen, den Beta-2-Sympathomimetika, die speziell erweiternd auf die Bronchien wirken, effektiv zurückdrängen. Bei der Vorbeugung, also der Behandlung der Asthma auslösenden Dauerentzündung der Atemwege, kommen inhalierbare Glukokortikoide zum Einsatz, die kaum noch Nebenwirkungen haben.Auf den Punkt gebracht: Das Asthma bronchiale hat heute viel von seinem Schrecken verloren. Und mehr noch: Durch eine optimale Therapie ist es heutzutage für viele Betroffene möglich, dass sie im Alltag so gut wie nichts mehr von ihren Asthma-Beschwerden bemerken und ein unbeschwertes Leben führen können. Medikamente sind dafür die unverzichtbare Basis. Doch es gehört noch mehr dazu, damit nicht das Asthma Ihr Leben kontrolliert, sondern Sie Ihr Asthma. Mehr dazu erfahren Sie im Kapitel „Was können Sie selbst tun?“.

Zusammen-fassung

<< Zögern Sie nicht, im Zweifels-fall den Notarzt zu alarmieren, sonst verlieren Sie bei einem gefährlichen Anfall wertvolle Zeit!

beherrschen können, rufen Sie bitte immer

sofort den Notarzt, um keine wertvolle Zeit

zu verlieren! Alle bisherigen Erkenntnisse

weisen eher darauf hin, dass sowohl Patien-

ten und Angehörige, aber auch Ärzte eher

dazu neigen, die Gefahr zu unterschätzen als

zu übertreiben. Deshalb ist falsche Scheu an

dieser Stelle absolut unangebracht. Niemand

wird es Ihnen übelnehmen, wenn Sie sich

geirrt haben und der Anfall nachher doch

„gar nicht so schlimm“ war – im Gegenteil.

Die Freude über einen glimpfl ichen Ausgang

dürfte weitaus größer sein. Denn nicht nur

Sie denken: Gut, dass es kein lebensbedrohli-

cher Anfall war …

62

Asthma bei Kindern und JugendlichenHinweise auf ein kindliches Asthma

4. Kapitel

Page 33: Hilfe – Asthma!€¦ · Hilfe Asthma! Patienten-Handbuch für unbeschwertes Atmen Hilfe Asthma! Das Patienten-Handbuch 2 Inhalt Hilfe Asthma! Das Patienten-Handbuch Inhalt Vorworte

Wenn Ihr Kind im Rahmen eines akuten In-

fekts asthmaähnliche Beschwerden hat, dann

muss bei ihm noch keine chronische Ent-

zündung der Atemwege vorliegen. Ein klarer

Risikofaktor für die Entwicklung eines dau-

erhaften Asthmas allerdings sind allergische

Erkrankungen in der Familie. Je mehr Fami-

lienmitglieder Allergien haben, desto höher

ist auch die Wahrscheinlichkeit für Ihr Kind,

dass es ebenfalls eine Allergie, Neurodermitis,

Heuschnupfen oder eben ein Asthma bron-

chiale entwickelt. Auch kann sich eine allergi-

sche Erkrankung über die Jahre verschieben:

Aus einem Heuschnupfen kann ein allergi-

sches Asthma werden. Wie bei Erwachsenen

auch spricht man dann von einem „Etagen-

wechsel“. Allergien sind bei Kindern und Ju-

gendlichen übrigens der häufi gste Auslöser

für ein Asthma, aber auch andere Auslöser,

der Arzt redet von Triggern, sind möglich.

sthma bronchiale ist eine Erkran-

kung, die bereits im Säuglings- und

Kindesalter auftreten kann. Im Grunde un-

terscheidet sich das kindliche Asthma nicht

von dem eines Erwachsenen, doch wird es

leider häufig erst spät erkannt und behan-

delt. Das liegt unter anderem daran, dass

Virusinfekte, die mit Husten und vermehr-

ter Schleimproduktion einhergehen, gerade

bei Kleinkindern häufig vorkommen. Die

Vermutung, dass es sich um Asthma handeln

könnte, taucht häufi g gar nicht auf, zumal,

wenn in der Familie bisher keine asthmati-

schen Beschwerden bekannt sind.

Für die Eltern und auch die Kinderärzte ist es

besonders in der Anfangszeit nicht leicht zu

unterscheiden, ob es sich um einen „norma-

len Husten“ oder um Asthma-Beschwerden

handelt.

4. Asthma bei Kindern und Jugendlichen Hinweise auf ein kindliches Asthma

63Kapitel 4

<< Im Säuglings- und Klein-kindalter steht als wichtigstes Asthma-Symptom der Husten im Vordergrund.

A Ältere Kinder entwickeln beim Asthma neben dem typischen trocke-nen Husten auch Luftnot und ein Engegefühl in der Brust.

64Kapitel 4

Die asthmatischen Beschwerden müssen

nicht zwingend regelmäßig und in gleicher

Stärke auftreten. Sie können auch vorrangig

zu bestimmten Jahreszeiten, zum Beispiel im

Frühling, wenn die Pollen fl iegen, auftauchen.

Wenn Kinder Asthma haben, dann leiden sie

nicht nur in Phasen der Atemnot unter ihrer

Krankheit. Auch ihr Allgemeinzustand kann

sich über die Zeit deutlich verschlechtern. Sie

werden blass, fühlen sich müde und schlapp.

Ursachen dafür sind meist nächtliche Hus-

tenattacken, die den Schlaf unterbrechen und

damit die Erholungszeit, welche der kindli-

che Körper dringend braucht, verkürzen.

Kinder mit Asthma sind durch die Atemnot

weniger belastbar als ihre gesunden Spiel-

kameraden. Das kann dazu führen, dass sie

sozial isoliert werden und sich dann min-

derwertig fühlen. Wenn Sie bei Ihrem Kind

bemerken, dass es kaum noch mit Freunden

spielen geht, sondern lieber die Zeit alleine zu

Hause verbringt, dann fragen Sie bitte kon-

kret nach, woran das liegt. Haben Sie auch

nur im Mindesten das Gefühl, die Ursache

könnte eine körperliche Schwäche Ihres Kin-

des sein, zögern Sie nicht, Ihren Kinderarzt

aufzusuchen.

Die kinderärztliche Untersuchung Die Diagnose „Asthma“ kann Ihr Kinderarzt

meist schon aus der Erhebung der Kran-

kengeschichte, der sogenannten Anamnese,

sowie aus den Befunden der körperlichen

Untersuchung stellen. Für die Krankenge-

schichte ist es wichtig, dass Ihr Kind, wenn es

alt genug ist, selbst so viel wie möglich über

seine eigenen Beschwerden erzählen kann.

Aber auch Sie sollten dem Arzt genau Bericht

erstatten. Dafür können Sie sich schon ein

bisschen vorbereiten. Wir haben für Sie eine

Liste zusammengestellt, damit Sie sich auf die

möglichen Fragen Ihres Kinderarztes einstel-

len können. Außerdem möchten wir Ihnen

erklären, warum er diese Fragen stellt bzw. was

er mit Ihrer Antwort anfangen kann. Machen

Asthma kann auch vorübergehend auftretenAufgrund ihrer körperlichen Besonderheiten leiden viele kleine Kinder zeitweilig an Beschwerden, die dem Asthma ähneln. Von ihnen entwickeln rund zehn Prozent tatsächlich ein Asthma bronchiale. Es ist schwierig, im Voraus zu sagen, bei welchem Kind das Asthma dau-erhaft bleibt und bei welchem Kind die Symptome bis zum Schulalter verschwinden. Beide Verläufe sind möglich.

Ein starkes Immunsystem schützt vor Asthma

Wird das Immunsystem von Säuglingen und Kleinkindern früh gefordert und damit gestärkt, dann sinkt vermutlich ihr Risiko, später Asthma zu entwickeln. So zeigen Studien, dass Kinder, die mehr als zwei Geschwister haben oder früh in Kinder-krippen gehen, also stets mit anderen Kindern und deren Infekten in Berührung kommen, seltener an Asthma erkranken als diejenigen, welche alleine und haupt-sächlich zu Hause aufwachsen. Bei Kindern, die oft erkältet sind oder auf dem Bauernhof aufwachsen und Kontakt zu Stalltieren haben, besteht ebenfalls eine geringere Wahrscheinlichkeit, dass später eine Asthma-Erkrankung auftritt.

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65Kapitel 4

Der AtemstoßtestMit dem Atem-stoßtest lässt sich feststellen, wie viel Luft Ihr Kind innerhalb einer Sekunde ausat-men kann. Dieses wird auch Einse-kundenkapazität, abgekürzt FEV1, genannt. Dabei muss das Kind erst möglichst tief ein-atmen und dann so stark wie möglich in ein Gerät wieder ausatmen. Vielen Kindern hilft dabei die Vorstellung, sie würden ihre Kerzen auf dem Geburtstagskuchen ausblasen.

beim Ein- und Ausatmen. Stellt er diese fest,

dann wird er Ihrem Kind ein bronchiener-

weiterndes Spray geben und prüfen, ob die

Atemgeräusche danach verschwinden. Ist das

der Fall, ist das ein klares Zeichen dafür, dass

die Beschwerden Ihres Kindes durch Medika-

mente rückgängig gemacht werden können

und sich seine Atmung dadurch verbessert.

Außerdem wird der Arzt die Lungenfunkti-

on Ihres Kindes überprüfen. Dafür benutzt

er wie bei Erwachsenen auch die Spiromet-

rie (vgl. Seite 20). Da eine gewisse Mitarbeit

des Kindes für diesen Test vonnöten ist, wird

Sie sich doch schon vor

dem Arztbesuch ein

paar Notizen, damit Sie

während des Termins

nichts vergessen. Denn

das kann bei der Aufre-

gung eines Arzttermins

schnell mal passieren.

Machen Sie sich klar,

dass Sie als Eltern-

teil gerade bei kleinen

Kindern der wichtigste

Hinweisgeber sind. Es

kommt auf Ihre Beob-

achtungsgabe und Ihr Erinnerungsvermö-

gen an.

Die körperliche Untersuchung ist neben dem

Gespräch die zweite Grundvoraussetzung für

die Sicherung der Diagnose. Der Kinderarzt

wird Ihr Kind zunächst genau anschau-

en und dabei seine Körperhaltung und die

Form seines Brustkorbs beurteilen. Anschlie-

ßend wird er Herz und Lunge des Kindes mit

einem Stethoskop abhören. Dabei achtet er

auf typische Atemgeräusche, die beim Asth-

ma auftreten, beispielsweise ein Giemen, das

ist ein hoher Pfeifton, und ein Brummen

regelmäßig wiederkehrender und anfallsartiger Husten, auch nachts Atemnot pfeifende Atemgeräusche häufi ges Räuspern

Hinweise auf eine Asthma-Erkrankung bei Kindern

66Kapitel 4

er meist erst ab dem 6. Lebensjahr durchge-

führt.

Vermutet der Kinderarzt eine allergische Ur-

sache des Asthmas, kann er dem auslösenden

Faktor mit verschiedenen Methoden auf die

Schliche kommen. Zunächst sind natür-

lich erst einmal Hinweise darauf wichtig, in

welchen Situationen die asthmatischen Be-

schwerden auftauchen. Auf ein pollenbeding-

tes Asthma weisen etwa Beschwerden immer

im Frühling oder nie bei Regen hin. Dann

besteht die Möglichkeit, wie bei Erwachse-

nen auch, einen Allergietest auf der Haut, der

auch Prick-Test genannt wird, durchzufüh-

ren, um mögliche Überempfindlichkeiten auf

bestimmte Stoffe nachzuweisen. Der Prick-

Test (siehe S. 25) funktioniert einfach, kann

jedoch für die Kinder etwas unangenehm

sein. Bitte sagen Sie Ihrem Kind nicht, dass

es „nicht wehtut“, denn sie werden dabei in

die Haut gepikst. Vereinbaren Sie lieber eine

kleine Belohnung, wenn das Kind alles über-

standen hat. Sollte sich bei diesem Test erge-

ben, dass Ihr Kind tatsächlich auf bestimmte

Substanzen allergisch reagiert, bestätigt das

leider noch nicht mit Gewissheit, dass auch

die Asthma-Symptome tatsächlich dadurch

ausgelöst werden.

Eine weitere Methode, die auch schon im

Säuglingsalter angewendet werden kann, ist

Frage des Arztes

Seit wann besteht der Husten?

Gab es Fieber und Auswurf?

Ist der Husten abhängig von der Tageszeit? Tritt der Husten vorrangig in bestimmten Situationen auf?

Bestehen beim Kind oder in der Familie Allergien?

Wird im Umfeld des Kindes geraucht?

Warum fragt der Arzt das?

Husten, der länger als drei Wochen besteht, muss abgeklärt werden.

Fieber und Auswurf sind keine typischen Zeichen der Asthma-Erkran- kung, aber eine Infektion kann asthmaähnliche Symptome auslösen.

Nächtlicher Husten ist typisch für Asthma.

Bestimmte Situationen wie Sport oder feuchtes Nebelwetter können Asthma auslösen. Aber auch der Kontakt z. B. mit Katzen kann auf ein allergisches Asthma hinweisen.

Das allergische Asthma kommt bei Kindern häufig vor und kann durch viele Stoffe ausgelöst werden.

Tabakrauch ist sehr schädlich für die Lungen und kann Asthma-Anfälle auslösen.

Diagnose-Checkliste

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67Kapitel 4

nicht anders als bei Erwachsenen. Doch bei

ihnen soll möglichst auch verhindert werden,

dass ihre Entwicklung durch die Erkrankung

beeinträchtigt wird. Studien haben gezeigt,

dass es bei Kindern, deren Asthma-Erkran-

kung nicht ausreichend behandelt wurde, zu

Langzeitschäden an der Lunge und Störun-

gen in der allgemeinen Entwicklung kom-

men kann. Kinder, die sich beispielsweise

aufgrund der Atemnot nicht ausreichend

bewegen und körperliche Belastungen ver-

meiden, haben später große Probleme so-

wohl im gesamten Bewegungsablauf als auch

mit der Koordination einzelner Bewegungen.

Auch Haltungsschäden aufgrund einer ge-

schwächten Bauch- und Rückenmuskulatur

sind möglich.

die Suche nach Allergie-Antikörpern im Blut.

Wenn man die Allergieauslöser kennt, dann

kann man versuchen, Ihnen aus dem Weg

zu gehen. Doch es ist ganz wesentlich, die

Testergebnisse mit den Informationen aus

den Gesprächen mit Ihnen und Ihrem Kind

zusammen zu bewerten. Der Arzt muss sich

ein Gesamtbild machen. Erst dann kann er

den tatsächlichen Auslösern der asthmati-

schen Beschwerden Ihres Kindes auf die Spur

kommen.

Medikamentöse Therapie bei KindernDie hauptsächlichen Therapieziele in der

Asthma-Behandlung sind die Beschwerde-

freiheit und die Verbesserung der Lebensqua-

lität. Das ist bei Kindern und Jugendlichen

Anstrengungsasthma bei KindernUnter körperlicher Belastung tritt besonders im Kindes- und Jugendalter Atemnot auf. Auch wenn das Anstrengungsasthma streng gesehen keine eigenständige Form des Asthmas ist, so gelten hierfür doch besondere Regeln. Denn einerseits ist die sportliche Bewegung wichtig für die körperliche Entwicklung, andererseits führt genau diese zur Atemnot beim Kind und damit auch zu Ängsten und dem Wunsch, solche Situationen künftig zu vermeiden. Doch genau dieses Vermeidungsverhalten gilt es zu überwinden, denn durch den Mangel an Bewegung fällt die Leistungsfähigkeit des Kindes weiter ab, und das wiederum führt vermehrt zu Luftnot bei Belastung. Diese Abwärtsspirale muss dringend durchbrochen werden. Sport ist wichtig und bessert über die Zeit die Asthma-Beschwerden. Deshalb ist es in einer solchen Situation sehr wichtig, gemeinsam mit dem Kinderarzt eine entspre-chende Strategie zu entwickeln. Da kann es sinnvoll sein, die Dauertherapie zu opti-mieren. Aber auch der Einsatz von kurzwirksamen Beta-2-Sympathomimetika einige Minuten vor der Sporteinheit kann dazu führen, dass die Symptome gar nicht auftreten und Ihr Kind wieder Spaß an der Bewegung hat.

68Kapitel 4

Bei leichtem Asthma mit unregelmäßigen Be-

schwerden und auch längeren symptomfreien

Intervallen wird eine Behandlung bei Bedarf

angewandt. Im Großen und Ganzen stehen

bei Kindern dafür zwei Wirkstoffgruppen

zur Verfügung. Zunächst wird versucht, den

Beschwerden wie bei Erwachsenen mit inha-

lierbaren Beta-2-Sympathomimetika Herr zu

werden. Verschwinden die Symptome damit

nicht, wird Ihr Kinderarzt entweder alterna-

tiv oder zusätzlich ein Anti-cholinergikum

verordnen. Beide Medikamente werden auch

bei plötzlichen Asthma-Anfällen eingesetzt.

Treten die Beschwerden wie Husten oder

Atemnot regelmäßig auf, dann muss den

Bedarfsmedikamenten eine Dauertherapie

hinzugefügt werden. Hier werden stufen-

weise Langzeitmedikamente eingeführt, bis

eine Asthma-Kontrolle erreicht ist. Der Arzt

spricht in einem solchen Fall auch von ei-

ner Stufentherapie. Jede Stufe bedeutet eine

höhere Dosierung eines Medikaments oder

das Hinzufügen eines weiteren. Dieses soge-

nannte „Step-up“ wird so lange fortgesetzt,

bis eine optimale Therapie und damit die

bestmögliche Lebensqualität erreicht ist.

In der Langzeitbehandlung kommt es vor

allem auf die entzündungshemmende Wir-

kung der Medikamente an. Sowohl Gluko-

kortikoide, also Kortison, als auch Leukot-

rien-Rezeptor-Antagonisten haben diesen

entzündungshemmenden Effekt.

Im Rahmen der Stufentherapie können auch

zusätzlich langwirksame Beta-2-Sympatho-

mimetika (nur kombiniert mit inhalativen

Glukokortikoiden) oder auch Theophyllin

eingesetzt werden. Sie zeichnen sich haupt-

sächlich durch einen die Bronchien erwei-

ternden Effekt aus, entspannen die Atemwe-

ge über eine Dauer von mehreren Stunden

und schützen so vor der gefürchteten Atem-

not. In der Stufentherapie gibt es neben dem

„Step-up“ natürlich auch ein „Step-down“.

Wenn also bei einer erfolgreichen Behand-

lung das Asthma längere Zeit unter Kon-

trolle ist, können die Medikamente auch

Therapie mit Fingerspitzen-gefühlBei der medika-mentösen Be-handlung greifen die Ärzte wie bei den Erwachse-nen auch auf die langen Erfahrun-gen und die guten therapeutischen Ergebnisse der Medikamente aus den Wirkstoffgrup-pen der Beta-2-Sympathomimetika und der Gluko-kortikoide zurück. Die Medikamente werden ebenfalls vorrangig inha-liert. Aber: Kinder sind keine kleinen Erwachsenen! Und darum gibt es in ihrer Therapie Be-sonderheiten, die zu berücksichtigen sind.

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Bedarfs-medikamente

Langzeitmedikamente (Dauertherapie)

inhalativ raschwirkende Beta-2-Sympathomimetika inhalative kurzwirksame Anticholinergika

inhalative Glukokortikoide inhalative langwirksame Beta-2-Sympathomimetika

(nur in Kombination mit inhalativen Glukokortikoiden) Leukotrien-Rezeptor-Antagonisten

Therapiestufen bei Kindern und Jugendlichen

In begründeten Einzelfällen: Theophyllin (Präparate mit verzögerter Wirkstoff-freisetzung) systemische Glukokortikoide monoklonale Antikörper

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69Kapitel 4

prägung. Steht für den Arzt die Diagnose fest,

wird er anhand der Häufigkeit der Beschwer-

den eine bestimmte Therapie für Ihr Kind

festlegen. Das Ziel der Behandlung ist die

Asthma-Kontrolle. Dieses ist dann erreicht,

wenn Ihr Kind beschwerdefrei ist und sich

uneingeschränkt entwickeln kann.

Lassen sich die Asthma-Symptome über ei-

nen gewissen Zeitraum so kontrollieren, dass

keine Anfälle mehr auftreten, dann kann

eventuell auch über eine Reduzierung der

Medikamente nachgedacht werden – aber

wirklich erst dann. Der Zeitraum, in dem das

Asthma stabil kontrolliert bleiben muss, um

solche Überlegungen anzustellen, wird von

Ihrem Kinderarzt festgelegt. Sprechen Sie mit

wieder stufenweise, quasi rückwärts redu-

ziert werden. Ein Beispiel für die flexible

Anpassung der Therapie ist die Asthma-Ver-

schlechterung bei einem grippalen Infekt. In

dieser Zeit können sich die asthmatischen

Beschwerden verschlimmern und die Thera-

pie muss angepasst werden (Step-up). Nach

Abklingen der Infektion bessert sich in der

Regel auch das Asthma wieder und die Me-

dikamente können dann reduziert werden

(Step-down).

Die Kontrolle des kindlichen AsthmasAsthma zeigt sich immer mit den gleichen

Symptomen, aber in unterschiedlicher Aus-

Quelle: Nationale VersorgungsLeitlinien Asthma, 2. Auflage

In der nachfolgen-den Tabelle können Sie ablesen, wann bei Kindern und Jugendlichen ein kontrolliertes und wann ein unkont-rolliertes Asthma vorliegt:

Grad der Asthma-Kontrolle bei Kindern und Jugendlichen

Symptome tagsüberEinschränkungen von AktivitätenBedarfsmedikationNotfallbehandlungNächtliche SymptomeLungenfunktion(FEV1 oder Peakflow) Plötzliche Verschlechte-rung (Exazerbation)

Kontrolliertes Asthma(alle Kriterien müssen erfüllt sein)

nein

neinneinneinneinnormal

nein

Teilweise kontrolliertes Asthma(ein bis zwei Kriterien innerhalb einer Woche müssen erfüllt sein)

ja

jajajaja< 80 % des Sollwertes (FEV1) oder des persönli- chen Bestwertes (Peakflow)eine oder mehrere pro Jahr

Unkontrolliertes Asthma(drei oder mehr Kriterien müssen innerhalb einer Woche erfüllt sein)

ja

jajajaja < 80 % des Sollwertes (FEV1) oder des persönli-chen Bestwertes (Peakflow)eine pro Woche

Quelle: Nationale VersorgungsLeitlinien Asthma, 2. Auflage

Inhaliersysteme

Düsenvernebler

Dosierspray mit Inhalierhilfe und Gesichtsmaske Düsenvernebler

Dosierspray mit Inhalierhilfe und Mundstück Pulverinhalator

Dosierspray mit oder ohne Inhalierhilfe Pulverinhalator

Kinder sind in ihrer körperlichen wie auch geisti-gen Entwicklung unterschiedlich. Dies muss auch bei den Inhaliersyste-men berücksichtigt werden. Deshalb ist es entscheidend, dass das Kind die unterschiedlichen Systeme in der Arztpraxis kennen-lernt und dann das am besten geeig-nete System aus-gewählt wird.

möglich beigebracht werden, ihre Bedarfs-

medikamente immer bei sich zu haben. Da

diese mit ihren stabilen kleinen Behältnissen

in nahezu jede Tasche passen, stellt auch das

keine große Schwierigkeit dar.

Ganz kleinen Kindern sollten die Medika-

mente per Düsenvernebler zugeführt werden.

Bei dieser Methode brauchen sie einfach nur

ganz normal ein- und ausatmen. Ab etwa

ihm darüber, wenn Sie das Gefühl haben, ein

solcher Zeitpunkt könnte erreicht sein. Set-

zen Sie auf keinen Fall die Medikamente Ih-

res Kindes selbstständig ab!

Beim unkontrollierten Asthma stellt sich

die Situation natürlich gänzlich anders dar.

Treten auch unter der medikamentösen Be-

handlung bei Ihrem Kind immer wieder An-

fälle auf, dann wird die Therapie stufenweise

erhöht, bis sie optimal eingestellt ist und das

Asthma unter Kontrolle gebracht wurde, also

bei Ihrem Kind keine Anfälle mehr auftreten.

Inhalationssysteme für KinderKinder haben normalerweise wenig Proble-

me, sich die Inhalationstechnik anzueignen,

vor allem wenn sie ihnen spielerisch vermit-

telt wird. Auch sollte ihnen schon so früh wie

70Kapitel 4

>> Kindgerechte Inhalier-hilfen für die Therapieder unteren Atemwegesind für Kleinkinder ab etwa zwei Jahren geeignet.

Alter

< 2 Jahre

2 bis 4 Jahre

5 bis 8 Jahre

> 8 Jahre

Inhaliersysteme für Kinder

Die nachfolgende Tabelle gibt Ihnen einen kurzen Überblick darüber, welche Inhalationssysteme in welchem Alter für Ihr Kind infrage kommen könnten:

Page 37: Hilfe – Asthma!€¦ · Hilfe Asthma! Patienten-Handbuch für unbeschwertes Atmen Hilfe Asthma! Das Patienten-Handbuch 2 Inhalt Hilfe Asthma! Das Patienten-Handbuch Inhalt Vorworte

zwei Jahren wird empfohlen, Dosiersprays

einzusetzen, weil dann schon kontrolliert

geatmet werden kann. Die Sprays sollten

unbedingt mit einer Inhalationshilfe, einem

sogenannten Spacer, verwendet werden. Zu

Beginn kommt noch eine kleine Gesichts-

maske zum Einsatz, ab etwa dem 4. Lebens-

jahr kann man die Geräte auf das Mundstück

umstellen. Diese Umstellung ist auf jeden Fall

ratsam, da die Verteilung der Medikamente

und damit die gesamte Inhalation effektiver

71Kapitel 4

Ein kindliches Asthma bronchiale zu erkennen ist für Eltern und Ärzte nicht ganz ein-fach. Im Säuglings- und Kleinkindalter steht als wichtigstes Symptom der Husten im Vordergrund. Die Abgrenzung zu normalen Infekten, die mit Husten und vermehrter Schleimbildung einhergehen, fällt schwer, vor allem wenn sich diese Infekte zu einer spastischen Bronchitis, also einer Entzündung und Verkrampfung der Bronchien entwickeln. Anders ist das bei älteren Kindern. Bei ihnen kommt häufi g noch Luftnot und ein Engegefühl in der Brust hinzu. Diese gelten als typische Asthma-Symptome und machen eine Diagnose einfacher. Wenn Ihnen als Eltern auffällt, dass Ihr Kind bei Erkältungen immer wieder mit einer Bronchitis reagiert, weisen Sie bitte Ihren Kinderarzt darauf hin.Bei Verdacht auf das Vorliegen eines Asthmas werden bei älteren Kindern Untersu-chung wie der Lungenfunktionstest durchgeführt. Sollte sich dabei die vermutete Diagnose bestätigen, können durch eine optimale Therapie nicht nur Notfälle ver-mieden werden, sondern die Kinder sich auch ganz normal entwickeln.Viele Eltern haben allerdings Bedenken, ihren Kindern nach dem Abklingen der Beschwerden weiterhin dauerhaft Medikamente zu geben, da sie vor Folgeschäden Angst haben. Über viele Jahre gesammelte Erfahrungen haben allerdings gezeigt, dass für diese Befürchtungen kein Grund besteht. Im Gegenteil: Eine gute medika-mentöse Asthma-Kontrolle sorgt für die ungestörte Entwicklung Ihres Kindes ohne Langzeitschäden. Aber der Schaden für ein Kind, das unbehandelt bleibt, ist nicht abzuschätzen. Und der Gefahr wollen Sie Ihr Kind doch ganz sicher nicht aussetzen!

Zusammen-fassung

ist als über die Maske, die über Mund und

Nase gestülpt wird. Dadurch bleibt bei der

Maskeninhalation immer schon ein Teil des

Wirkstoffs auf dem Weg in die Lunge in der

Nase haften.

Ab dem 6. Lebensjahr kann das Kind auch

einen Pulverinhalator benutzen. Zu die-

sem Zeitpunkt ist seine Atemzugkraft meist

so weit entwickelt, dass es das pulverartige

Medikament mit einem Atemzug bis in die

Lunge „einsaugen“ kann.

72 5. KapitelWas können Sie selbst tun?

Asthma-Therapie – viel mehr als „nur“ Medikamente

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Bestimmen Sie regelmäßig Ihren Peak-

fl ow-Wert, um mögliche Notfälle frühzei-

tig zu erkennen und ihnen entgegenzu-

wirken.

Treiben Sie Sport.

Gehen Sie zur Patientenschulung, üben Sie

dort die verschiedenen Atemtechniken und

den Umgang mit entsprechenden Hilfsge-

räten.

Beherzigen Sie im Alltag die Informationen

und Tipps aus Ihren Asthma-Schulungen.

Informationen – nutzen Sie alle ChancenBei den Schulungen im Rahmen des struk-

turierten Behandlungsprogramms Asthma

geht es nicht nur um die theoretische Ver-

mittlung von Wissen. Vielmehr bekommen

Sie konkrete Tipps, wie Sie Ihr Verhalten im

rundsätzlich gilt: Je mehr Sie über

sich, Ihren Körper, Ihre Krankheit

und Ihre Behandlung wissen, desto besser

können Sie mit Asthma leben. Wenn Sie gut

informiert sind, dann haben Sie die besten

Voraussetzungen, voll hinter Ihrer Therapie

zu stehen und sie deshalb mit einem guten

Gefühl in Ihren Alltag zu integrieren.

Dabei kommt es vor allem auf sechs Aspekte

an, die den Krankheitsverlauf entscheidend

beeinfl ussen:

Nehmen Sie Ihre Dauermedikamente regel-

mäßig ein und warten Sie mit dem Einsatz

Ihrer Bedarfsmedikation nicht zu lange,

wenn es „eng“ wird.

Vermeiden Sie Ihre bekannten Allergie- und

Asthma-Auslöser, wenn es irgend möglich

ist.

<< Der gut informierte Patient wird mittels Informationsmaterial und qualifi zierter Schulungsan-gebote zum Experten in eigener Sache.

73Kapitel 5

5. Was können Sie selbst tun? Asthma-Therapie – viel mehr als „nur“ Medikamente

G

74Kapitel 5

Informationen über den optimalen Medi-

kamenteneinsatz

All dies ist das theoretische Rüstzeug, das

es den Betroffenen selbst bzw. den Eltern

asthmakranker Kinder möglich macht, die

Krankheit und damit auch die Notwendig-

keit der medikamentösen wie auch der nicht-

medikamentösen Therapie besser zu verste-

hen. Dadurch wird auch die unabdingbare

Selbstbeobachtung erst richtig möglich.

Schließlich sollte in der Schulungsgruppe

auch die praktische Umsetzung der erlernten

Theorie nicht zu kurz kommen – zum Bei-

spiel das praktische Üben der Atemtherapie.

Dazu gehört auch das Erlernen atemerleich-

ternder Haltungen und der Umgang mit

Hilfsmitteln. Außerdem treiben Sie Grup-

pensport mit dem Peakflow-Meter. Denn

dieses kleine Gerät ermöglicht es Ihnen, die

eigene Belastbarkeit richtig einzuschätzen.

Und ganz nebenbei werden Sie bemerken,

dass sich Sport und Asthma nicht ausschlie-

ßen.

täglichen Leben und auch Ihre persönliche

Situation verändern können, um die Krank-

heit besser in den Griff zu kriegen.

Das Motto der Schulungen: Werden Sie Ihr

eigener Experte! Ihr Arzt wird mit Ihnen ge-

meinsam Kursangebote auswählen und Sie zu

den Veranstaltungen anmelden. Unterrichtet

wird jeweils in kleinen Gruppen. Erfahrene

Referenten richten ihre Schulungen nach den

alltäglichen Bedürfnissen aus. Zum Beispiel:

Wozu dient der Selbstmanagementplan und

wie wichtig ist Sport für Sie?

Die Schulungen vermitteln auch medizini-

sches Wissen, das es Ihnen ermöglicht, auch

das „Fachchinesisch“ der Ärzte zu verstehen.

Dazu zählt:

Aufbau der Bronchien, Regelung der Atmung

und der Schleimabsonderung

Ablauf des Gasaustauschs in der Lunge

Krankheiten der Bronchien und der Lunge

Auslöser für Asthma und Vermeidung dieser

Auslöser

Lungenfunktion, ihre Messung und ihre

Beurteilung

Selbst-beobach-tung kann man lernen

In den Schulungen erlernen und trainieren Sie unter der Anleitung erfahrener Referenten neben theoretischem Wissen auch folgende für eine erfolgreiche Selbstbeobachtung notwendige Fertigkeiten:

Wie gehe ich richtig mit dem Peakfl ow-Meter um? Warum soll ich ein Patienten-Tagebuch führen und wie mache ich das? Wie schätze ich meine Symptome selbst richtig ein? Wie reagiere ich im Notfall richtig?

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Gleiche Probleme schaffen VerständnisKursteilnehmer stellen schnell fest, dass sie mit ihren Beschwerden nicht alleine auf der Welt sind und dass andere Menschen von ganz ähnlichen Problemen und Asthma-Situatio-nen zu berichten haben. Sie erfahren Verständnis, be-kommen aber auch hilfreiche Tipps für den Alltag. Der Austausch in der Gruppe ist für die meisten Betroffe-nen sehr motivie-rend – probieren Sie es doch einfach aus!

er eine wichtige Entscheidungshilfe im All-

tag, um auszumachen, welche Behandlungs-

schritte gerade erforderlich sind und wie die

Bedarfsmedikamente zu dosieren sind.

Nutzen Sie diese eigene Asthma-Beurteilung

durch eine regelmäßige Überprüfung Ihrer

Atmung.

Der Begriff „Peakflow“ kommt aus dem Eng-

lischen und heißt so viel wie „höchste Atem-

stromstärke“ bzw. „Spitzenfluss“. Gemessen

wird der maximale Atemstrom in Litern pro

Sekunde, manchmal auch pro Minute, wel-

cher bei größtmöglicher Anstrengung aus-

geatmet werden kann. Hört sich kompliziert

an, ist aber in der Umsetzung ganz einfach.

Lassen Sie sich die Anwendung des Peakflow-

Meters von Ihrem Arzt oder Ihrem Behand-

lungsteam zeigen. Und fragen Sie ruhig nach,

wenn Sie die Handhabung am Anfang nicht

richtig verstehen. Wie heißt es doch so schön:

Die Schulungen im Rahmen des struktu-

rierten Behandlungsprogramms bieten also

Unterstützung in Form von Wissensvermitt-

lung sowie praktischer Hilfestellung durch

den Kursleiter, aber auch durch die Gruppe

selbst. Denn hier ist Zeit für einen Austausch

über die Krankheit mit anderen Betroffenen.

Die Peakflow-Messung –das A und OIn den zurückliegenden Kapiteln war schon

oft die Rede vom Peakflow-Wert. Er zeigt,

wie es um die Enge der Bronchien bestellt

ist. Wenn eine akute Atemnot vorliegt, ist

die Verengung der Atemwege meist schon

weit fortgeschritten. Leichtere Verengungen

kann unsere Lunge durch ihre Reserven aus-

gleichen. Wir spüren diese leichte Engstel-

lung zwar noch nicht, doch sie ist über den

Peakflow-Wert bereits erkennbar. Damit ist

75Kapitel 5

Vielleicht geht noch mehrLegen Sie mit Ihrem Arzt gemein-sam die zweiwöchi-ge Testphase für die Bestimmung Ihres Peakfl ow-Bestwerts fest. Es kann sein, dass Ihr Arzt in dieser Zeit Ihre medikamentö-se Behandlung ein wenig intensiviert, um herauszufi n-den, ob man aus Ihren Bronchien noch ein bisschen mehr herausholen kann und sich der Peakfl ow-Wert noch steigern lässt. Denn je höher Ihre persönliche Bestmarke ist, umso besser haben Sie Ihr Asthma im Griff.

Ihr persönlicher Bestwert ist Ihre persönliche RichtlinieErmitteln Sie nach einem einfachen Schema

Ihren Peakfl ow-Bestwert. Dafür werden zwei

Wochen lang viermal täglich Ihre Peakfl ow-

Werte bestimmt. Am besten immer zu ähnli-

chen Tageszeiten. Messen Sie immer dreimal

hintereinander und schreiben Sie nur den

besten Wert auf.

Messen Sie bitte morgens nach dem Aufstehen

vor der Einnahme Ihres bronchialerweitern-

den Sprays. Planen Sie außerdem regelmäßig

eine Messung einmal zehn und einmal 45 Mi-

nuten nach der Einnahme Ihres bronchialer-

weiternden Sprays ein, um dessen Wirksam-

keit zu dokumentieren. Messen Sie zusätzlich

abends kurz vor dem Zubettgehen. Und mes-

sen Sie außer der Reihe immer dann, wenn Sie

eine Luftnot verspüren.

Allerdings sind diese Testmessungen nur

dann wirklich aussagekräftig, wenn Sie sich

in einer stabilen Phase befi nden. Sie sollten

keinen Infekt und auch keine akuten Aller-

gie- bzw. Asthma-Beschwerden haben.

Die Peakfl ow-Messung – so machen Sie es richtig

Notieren Sie sich nach drei aufein-anderfolgenden Peakfl ow-Messungen jeweils den höchsten Wert. >>

76Kapitel 5

Es gibt keine dummen Fragen, es gibt nur

dumme Antworten.

Beurteilung der WerteJe mehr und je schneller die Luft durch Ihre

Atemwege fließt, desto höher ist der Wert,

den Ihr Peakflow-Meter anzeigt. Und im

Umkehrschluss gilt natürlich auch: Je enger

Ihre Atemwege sind, desto weniger Luft kann

ungehindert strömen und entsprechend

niedriger ist dann auch Ihr Peakfl ow-Wert.

Eine Orientierung an einem „perfekten

Wert“ ist für Asthmatiker schwierig. Es gibt

zwar entsprechende Normwerte, die nach

Geschlecht, Alter und Körpergröße statis-

tisch ermittelt wurden, doch berücksichtigen

diese natürlich nicht Ihre ganz persönliche

Konstitution. Darum sind Ihre eigenen Wer-

te viel wichtiger als diese Standardtabellen.

Orientieren Sie sich an Ihren besten Werten.

Und seien Sie achtsam, besonders was eine

Veränderung nach unten betrifft.

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Liegen die Werte am Morgen zwischen 50

und 80 Prozent Ihres persönlichen Bestwer-

tes, steht es um Ihre Atemwege nicht ganz so

gut. Die Dauermedikation reicht im Moment

nicht aus und müsste stufenweise an die Ver-

schlechterung angepasst werden. Sie liegen

im gelben Bereich, sprechen Sie bit-

te Ihren Arzt darauf an.

Bewegen sich die Werte trotz Inhalation Ih-

res bronchienerweiternden Medikaments

sogar unter 50 Prozent des persönlichen

Bestwerts, ist das ein Anzeichen für einen ge-

fährlichen Asthma-Anfall. Jetzt beginnt die

rote Warnlampe der Atemwege zu

blinken. Bewahren Sie nun möglichst Ruhe

und wenden Sie die Atemhilfstechniken an.

Die Einnahme Ihrer Notfallmedikamente ist

jetzt unbedingt erforderlich. Sollte dadurch

keine Besserung eintreten, müssen Sie den

Notarzt rufen.

An dieser Stelle möchten wir Sie noch einmal

dringend darauf hinweisen: Scheuen Sie sich

nicht davor, den Notarzt zu verständigen,

Bewerten Sie nach zwei Wochen nun alle

Messungen und küren Sie den höchsten Wert

zu Ihrem persönlichen Peakflow-Bestwert.

Anhand dieses Wertes können Sie alle wei-

teren Peakflow-Messungen beurteilen. Das

beinhaltet natürlich, dass Sie auch nach der

Testphase regelmäßig weitermessen. Sonst

war die ganze Mühe umsonst.

Wie bewerten Sie nun Ihre Alltagswerte? An-

hand des Vergleichs mit Ihrer persönlichen

Bestleistung können Sie ablesen, wie gut oder

schlecht es Ihren Lungen gerade geht. Recht

anschaulich lässt sich das mit einem Am-

pelschema darstellen: Grün steht für „Alles

ist in Ordnung“, Gelb bedeutet „aufpassen“

und bei Rot schrillen die Alarmglocken, denn

dann befinden Sie sich in einer akuten Ver-

schlechterung.

Beträgt der morgendliche Peakflow-Wert

mehr als 80 Prozent Ihres persönlichen Best-

wertes und Sie sind beschwerdefrei, dann ist

Ihr Asthma gut eingestellt. Für die Ampel be-

deutet das: Alles im grünen Bereich.

77Kapitel 5

1 Führen Sie den Test im Stehen durch, halten Sie das Peakflow-Meter dabei waagerecht. 2 Der kleine Zeiger muss vor Beginn der Messung auf „null“ stehen und darf durch Ihren Finger nicht auf seinem Weg behindert werden. 3 Atmen Sie tief ein und halten Sie dann die Luft kurz an. 4 Umschließen Sie mit Ih-ren Lippen fest das Mundstück des Peakflow-Meters. 5 Atmen Sie mit aller Kraft und so tief wie möglich aus, aber husten Sie nicht in das Gerät. 6 Durch das Ausatmen wird der Zeiger verschoben; der Wert, an dem er stehen bleibt, ist Ihr aktueller Peakflow-Wert. 7 Führen Sie die Messung dreimal hintereinander durch und notieren Sie sich den höchsten Wert.

Ein leicht abzulesen-des Ampelschema macht es für Sie einfach, Ihre regel-mäßig bestimmten Peakflow-Werte richtig einzuschät-zen.

>>

78Kapitel 5

kann die Therapie möglichst weitreichend

und optimal zusammen mit Ihnen planen.

Sicherlich ist der Gedanke gewöhnungsbe-

dürftig, dass Sie fortan einen Teil Ihres Le-

bens dokumentieren sollen. Und es ist an-

fangs sicher auch nur ein kleiner Trost, dass

auf diese Art ein Leben mit Asthma besser zu

managen ist. Doch seien Sie versichert: Diese

Aufgabe wird für Sie schnell zur Routine wer-

den und Ihren Alltag kaum belasten. Wenn

über jeden Tag genau Buch geführt wird, ist

es für Sie und für Ihren Arzt leichter, Ihre

persönlichen und vielleicht auch noch ver-

steckten Asthma-Auslöser zu erkennen – so

dies bislang durch die unterschiedlichen Dia-

gnoseverfahren noch nicht in ausreichendem

Maße möglich war. Dadurch wird Ihre Diszi-

plin auf Dauer mit einem beschwerdefreieren

Leben belohnt.

Bitte notieren Sie in Ihrem Tagebuch auch,

ob die Asthma-Medikamente regelmäßig ge-

nommen wurden. Es geht nicht darum, Sie

zu entlarven, wenn Sie die eine oder andere

auch wenn es vielleicht nur falscher Alarm

ist. Besser einmal zu viel als einmal zu wenig!

Das Asthma-TagebuchDa die Veränderung der Peakfl ow-Werte ein

wichtiger Anhaltspunkt für die momentane

Aktivität Ihrer Erkrankung ist, sollten Sie sie

regelmäßig messen. So lernen Sie am besten,

Ihre Krankheit selbst zuverlässig einzuschät-

zen. Führen Sie darüber ein Tagebuch, in das

Sie alle Werte mit Uhrzeit eintragen. Anhand

der Messung können Sie auch Schwankun-

gen bei Ihren Peakfl ow-Werten feststellen.

Bei „Ausreißern“ schreiben Sie bitte in Ihrem

Tagebuch dazu, in welcher Situation Sie sich

vor der Messung befunden und was Sie gera-

de gemacht haben.

Wenn Sie verschiedene Messungen im Asth-

ma-Tagebuch regelmäßig dokumentieren,

können Sie Ihren Arzt bei der Beurteilung

Ihres aktuellen Befi ndens aktiv unterstützen.

Denn er bekommt so den bestmöglichen

Einblick in den Verlauf Ihres Asthmas und

Damit Sie nicht jedes Mal nachschauen müssen, auf welche Farbe Ihre Ampel ge-rade springt, kleben Sie sich doch einfach farbige Streifen auf Ihr Peakfl ow-Meter. Diese markieren dann die jeweilige prozentuale Grenze im Vergleich zu Ihrem per-sönlichen Bestwert. So sehen Sie auf einen Blick, wie es um Ihre aktuelle Lungen-funktion bestellt ist. Auch Ihre Medikamentenschachteln können Sie entsprechend farbig kennzeichnen und direkt mit Hinweisen zur Dosierung versehen. Kleben Sie einen grünen Punkt auf Ihre Dauermedikamente und einen roten auf Ihre Notfall-medikamente, damit Sie auch auf die Schnelle wissen, welches Medikament wann zu nehmen ist.

Der praktische Tipp

Viele Werte – viele Schwan-kungenGeringe Schwan-kungen der Peakfl ow-Werte, die über den Tag verteilt auftreten, sind normal und kein Grund zur Be-unruhigung. Aber falls die Schwan-kungen mehr als 20 Prozent betra-gen, sollten Sie mit Ihrem Arzt über eine Anpassung der Therapie sprechen.

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Einnahme einmal vergessen haben. Aber es

ist wichtig zu wissen, wie es um Ihren Ein-

nahmerhythmus bestellt ist und welchen

Effekt die Präparate bezüglich Ihrer Erkran-

kung haben.

Nur wenn Sie genauestens Protokoll führen,

können Sie nachvollziehen, ob die Anfälle

wirklich weniger, wirklich schwächer oder

vielleicht auch häufi ger werden. Vor allem die

Langzeiteffekte der entzündungshemmenden

Medikamente werden so sichtbar. Das Tage-

buch wird damit für Sie zur persönlichen

„Erfolgskontrolle“.

Auch wenn Ihr Arzt mal im Urlaub ist, kann

ein Asthma-Tagebuch durchaus hilfreich

sein. Denn es erspart zusätzlich zahlreiche

Erklärungen gegenüber Ärzten, die Sie nicht

kennen – egal ob im Notfall oder auch an Ih-

rem eigenen Urlaubsort.

Fangen wir mit den Peakflow-Werten an:

Protokollieren Sie immer den höchsten der

drei hintereinander gemessenen Werte und

runden Sie die Ergebnisse in 10er-Schritten

auf bzw. ab. Konkret heißt das: Bei einem

Wert von 353 notieren Sie 350. Bei einem

Wert von 358 notieren Sie 360. Diese Zahl

müssen Sie jetzt nur noch in die entspre-

chende Zeile eintragen. Notieren Sie bitte

auch, wie Sie sich fühlen, ob Sie Beschwerden

verspüren und, wenn ja, welche, sowie welche

Asthma-Medikamente Sie wann genommen

haben. Gerade diese persönlichen Eindrücke

geben wichtige Hinweise auf Ihre Asthma-

Situation.

79Kapitel 5

Auf einen Blick:Wie es um Ihre Bronchien steht und was Sie wann tun sollten

Peakfl ow-Wert

80 % und mehr

50 bis 80 %

unter 50 %

Ampel-Check

grün

gelb

rot

Maßnahmen

keine weiteren Maßnahmen erforderlich

Die Tagestherapie sollte nach Absprache mit dem Arzt intensi-viert werden bzw. bei häufi gerem Auftreten sollte mit dem Arzt eine Neukombination bzw. Anpassung der Dauertherapie besprochen werden.

sofort die Notfallmedikamente nehmen, die im Selbstmanagement-plan stehen, und einen Arzt hin-zuziehen

Beurteilung

freie Fahrt

Achtung

Gefahr

Quelle: Deutsche Atemwegsliga e.V.

80Kapitel 5

Tagebuch schreiben mit SystemDamit Sie nicht vor lauter leeren Zetteln sitzen und sich mühevoll ein Schema ausden-ken müssen, in das Sie Ihre Werte und Erfahrungen eintragen, gibt es Asthma-Tagebücher mit vorgegebenen Tabellen. Ihr eige-nes Asthma-Tage-buch erhalten Sie von Ihrem behan-delnden Arzt. Ein Tagebuch-Formular finden Sie auch zum kostenlosen Download auf www.aok.de/asthma-tagebuch.

trauen Sie also sich und Ihren persönlichen

Eindrücken. Mit der Zeit lernen Sie Ihren ak-

tuellen Gesundheitszustand gut einzuschät-

zen und entsprechend zu reagieren.

Natürlich sind persönliche Eindrücke wie

die Stärke der Atemnot oder ein Schwäche-

gefühl immer subjektiv. Letztlich reagiert ja

jeder Mensch anders und genau deshalb ist es

optimal, wenn Sie sowohl den Peakflow-Wert

als auch Ihr persönliches Empfinden notie-

ren. Sie werden bemerken, dass beides häufig

parallel läuft und sich gewisse Strukturen er-

kennen lassen. Im Laufe der Zeit werden Sie

feststellen, dass Sie allein über Ihr Empfinden

den Peakflow-Wert gut voraussagen können.

Nutzen Sie diese Chance!

Für Kinder gibt es übrigens spezielle Asthma-

Tagebücher. Die können je nach Fragestel-

lung noch ein bisschen ausführlicher sein.

Das Kind bzw. ein Elternteil soll täglich ein-

tragen, wie der Peakflow-Wert vor und nach

dem Inhalieren der Medikamente ist. Auch

sollen die kleinen Patienten festhalten, wel-

che Beschwerden sie haben und wie schwer

sich das Gewicht auf ihrer Brust anfühlt. Da-

mit die Kinder das möglichst früh selbsttätig

können, werden kindgerechte Symbole wie

Smileys verwendet.

Wenn Sie Ihre Krankheitssymptome und die

ersten Zeichen einer Verschlechterung dank

des Tagebuchs gut kennen, kann dieses sogar

ein zweites Ampelsystem für Sie darstellen,

das Sie in kritischen Fällen zusätzlich warnt

oder bei gleichbleibend guten Werten und

gutem Befinden auch Entwarnung gibt. Ver-

<< Füllen Sie Ihr Asthma-Tagebuch einfach Zeile für Zeile aus – so kön-nen Sie nichts ver-gessen, was für die Langzeitbeurteilung Ihrer Erkrankung wichtig ist.

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Die Atemgymnastik – atmen Sie konzentrierterAngst vor der nächsten Luftnot – die meisten

Asthmatiker kennen dieses Gefühl leider nur

zu gut. Das Fatale daran ist, dass ausgerech-

net diese Angst die Luftnot auslösen oder

verstärken kann. Mit gezielten Übungen

kann diese Angst aber ein Stück weit abge-

baut werden. Damit haben die Betroffenen

ein effektives Hilfsmittel zur Hand, damit sie

beim nächsten Anfall intuitiv richtig handeln.

Eigentlich ist die Atmung ein Vorgang, den

der Körper automatisch steuert. Bei einem

akuten Atemnotfall aber gerät das Atemsys-

tem des Körpers aus den Fugen. In einer sol-

chen Situation kann man sich das Luftholen

etwas erleichtern, indem man sich bewusst

zwingt, langsam und ruhig zu atmen. Denn

ein häufigeres hektisches Atmen, also eine

höhere Atemfrequenz, verengt die Luftwege

nur zusätzlich und verstärkt so die Beschwer-

den.

Es gibt Profis, die Ihnen das bewusste Atmen

gerne beibringen. Am besten lernen Sie es

mithilfe eines Physiotherapeuten, entweder

ambulant in der Praxis, im Krankenhaus

oder in einer der angebotenen Schulungen.

Wenn Sie an einem strukturierten Behand-

lungsprogramm wie AOK-Curaplan teil-

nehmen, wird Ihnen Ihr Arzt entsprechende

Kurse vorschlagen, denn die gehören ein-

fach zu einem solchen Programm dazu. Die

Übungen sind übrigens kinderleicht – müs-

sen sie auch sein, denn auch kleine Asthma-

Patienten sollten sie beherrschen.

Atmen Sie doch einfach andersAn dieser Stelle möchten wir Ihnen eini-

ge Atem- und Körperhaltungstechniken

vorstellen, die auch in den Schulungen für

Patienten mit Asthma vermittelt werden.

Wenn Sie bereits einen solchen Kurs besucht

haben, können Sie das Gelernte hier noch

einmal nachlesen.

Lippenbremse Viele Asthmatiker

berichten davon, dass ihnen vor allem die

sogenannte „dosierte Lippenbremse“ bei

Atemproblemen hilft – zum Beispiel wäh-

rend eines Anfalls, aber auch bei anstren-

genden und schwierigen Alltagssituationen

wie etwa beim Treppensteigen. Bei der Lip-

penbremse werden die Lippen nach dem

Einatmen geschürzt, also sanft nach vorne

gestülpt und leicht aufeinandergelegt. Dann

atmen Sie langsam durch den Mund aus.

Auf diese Weise wird der Prozess des Ausat-

mens verlangsamt und der Atemstrom ab-

gebremst. Im Inneren der Bronchien bleibt

nun der Druck der eingeatmeten Luft länger

erhalten und dadurch bleiben die Bronchien

selbst länger geöffnet.

Lungenentlastung Den meisten

Asthmatikern hilft es bei aufkommender

Luftnot zusätzlich, eine die Lunge entlas-

tende Körperhaltung einzunehmen. Es gibt

gleich mehrere Haltungen, die empfohlen

werden. Probieren Sie alle immer einmal

wieder für sich aus und entscheiden Sie je-

81Kapitel 5

Belohnung fürs Kinder-TagebuchUm die Motiva-tion der kleinen Asthma-Patienten in Bezug auf das regelmäßige Füh-ren eines Tages-buchs zu steigern, sollte immer eine kleine Belohnung in Aussicht gestellt werden. Zum Beispiel könnte nach zwei Wo-chen ordentlichen Protokollierens ein Kinobesuch win-ken. Dieser kleine Trick funktioniert übrigens auch bei Erwachsenen, die mitunter zumin-dest anfangs recht schreibfaul sein können ...

Techniken kombinierenDer Hintergedanke aller Atem- und Körperhaltungs-techniken ist es, die Lunge zu ent-lasten und damit die Atmung zu erleichtern. Im Ide-alfall kombinieren Sie verschiedene Techniken – also die Lippenbremse mit einer atem-erleichternden Körperposition. Be-herrschen Sie diese kleinen Übungen, haben Sie im Ernstfall effektive Hilfsmittel gegen die Luftnot.

82Kapitel 5

nig so aus, als wollten Sie ein kleines Schläf-

chen auf dem Tisch machen. Tatsächlich aber

entspannen Sie so Ihre Oberkörpermuskula-

tur und können automatisch ruhiger atmen.

Die Torwartstellung Diese Übung

führen Sie im Stehen durch. Gehen Sie da-

für leicht in die Hocke, bis Ihre Knie ein we-

nig angewinkelt sind. Dann stützen Sie Ihre

Hände auf den Knien ab, richten Sie dabei

die Daumen nach außen. Dadurch kann die

sogenannte Atemhilfsmuskulatur, also zum

Beispiel die Muskeln an den Schultern, effek-

tiv eingesetzt werden und Ihnen so Erleich-

terung beim Ein- und Ausatmen verschaffen.

Erleben Sie, dass Sie mit der Atemnot richtig

umgehen können. Und vergessen Sie nicht,

dass Sie das alles für ein Ziel tun: Ihre Angst,

Ihre Panik vor der nächsten Atemnot zu ver-

ringern. Nutzen Sie diese Möglichkeiten, Ihre

Atemfrequenz im Fall der Fälle unter Kont-

rolle zu bringen. Denn eine Zunahme der Pa-

weils nach Ihrem aktuellen Befinden, welche

die richtige für Sie ist.

Der Bettsitz Setzen Sie sich auf die

Bettkante, stützen Sie Ihre Hände seitlich oder

hinter dem Gesäß auf und versuchen Sie, sich

möglichst steil aufrecht zu halten. Atmen Sie

nun ganz ruhig ein und aus.

Der Kutschersitz Hierfür benötigen

Sie einen Stuhl. Setzen Sie sich mit nach vor-

ne gebeugtem Oberkörper darauf und stützen

Sie die Ellenbogen auf Ihren Knien ab. Auch

hier sollten Sie versuchen, ganz bewusst ruhig

und langsam zu atmen.

Der Tischsitz Dieses ist eine ideale Po-

sition, um die Lunge beispielsweise bei einem

Anflug von Luftnot im Büro zu entlasten. Sie

sitzen auf einem Stuhl und legen Kopf und

Arme ganz entspannt auf der Tischplatte vor

sich ab. Es sieht zugegebenermaßen ein we-

<< Die Lippen-bremse ist eine Ausatemtechnik, die Ihnen hilft, beim Aufkommen eines Asthma-Anfalls möglichst ruhig und dosiert weiterzuatmen.

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nik bedeutet in den allermeisten Fällen auch

eine Zunahme der Atemfrequenz und damit

einen Anstieg der Beschwerden. Das wollen

wir und vor allem Sie verhindern.

Bleiben Sie bei einem Anfall akuter Luftnot

bitte so ruhig wie möglich. Sicher, das ist

viel leichter gesagt als getan. Aber mit den

entsprechenden Trainingseinheiten kann

Ihnen genau das gut gelingen. Und unter

Umständen können Ihnen dabei auch Ent-

spannungstechniken wie autogenes Training

oder die progressive Muskelrelaxation helfen.

83Kapitel 5<< Beim Bettsitz

ist es wichtig, den Oberkörper möglichst gerade nach oben zu strecken, um so der Lunge den größtmög-lichen Platz im Brust-korb zu verschaffen.

<< Die Tor-wartstellung verschafft Ihnen Erleichterung beim Ein- und Ausatmen.

Zusammen-fassung

Das regelmäßige Führen des Asthma-Tagebuchs zusammen mit den Werten der Peakfl ow-Messungen hilft Ihnen im Alltag, den aktuellen Zustand Ihres Asthmas selbst einzuschätzen. Mehr noch: Sie lernen durch das „bewusste Hineinhören“ in sich selbst, Ihren Gesundheitszustand zunehmend ohne technische Hilfsmittel richtig zu beurteilen. Und selbst wenn die Atemnot kommt, bleiben Sie bitte ruhig. Durch eine ganze Reihe verschiedener Techniken können Sie gezielt lernen, mit Ihrer Asthma-Er-krankung besser umzugehen. Fragen Sie daher bitte Ihren Arzt oder seine Mitarbeiter nach speziellen Asthma-Schulungen. Im Rahmen des strukturierten Behandlungspro-gramms Asthma bronchiale gehören solche Angebote automatisch dazu. Auch wäh-rend einer Rehabilitation in einer Lungenfachklinik können Ihnen all diese Techniken vermittelt werden.

84

Asthma und der Alltag – Auslöser meiden, aktiv seinAllergene – häufi ge Auslöser

6. Kapitel

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Allergien sind mit die häufi gsten Ursachen

für Asthma. Man spricht ja auch vom „aller-

gischen Asthma“. Die wichtigsten Auslöser

dabei sind:

Gräserpollen

Pollen von Bäumen und Sträuchern,

vor allem Birke, Erle und Haselnuss

Schimmelpilze

Hausstaubmilben

Tierhaare

Da bleibt vielen die Luft weg – unspezifi sche Asthma-TriggerIm Gegensatz zu den erwähnten Allergenen

gibt es aber auch sogenannte Asthma-Trigger.

Dies sind Stoffe, die keine Allergien hervor-

rufen, aber bei Asthmatikern die Luftwege

irritieren und zur gefürchteten Atemnot füh-

ren. Zu diesen Triggern zählen:

as Ziel der modernen Asthma-Thera-

pie ist es, den Betroffenen eine mög-

lichst uneingeschränkte Bewegungsfreiheit in

ihrer normalen Umgebung zu ermöglichen.

Mit den heute eingesetzten Medikamen-

ten und einer konsequent und regelmäßig

durchgeführten Behandlung klappt das im

Allgemeinen auch sehr gut. Trotzdem ist es

sinnvoll, im persönlichen Alltag bestimmte

Vorsorgemaßnahmen zu treffen. Welche das

jeweils sind, hängt vom Typ Ihres Asthmas

ab. Um diesen zu klassifi zieren, ist es beson-

ders wichtig, sich selbst genau zu beobachten.

Nur so können Sie herausfi nden, auf welche

Auslöser Sie mit den asthmatypischen Be-

schwerden reagieren. Mit diesem Wissen

gewappnet, lassen sich kritische Situationen

besser einschätzen und letztlich auch vermei-

den.

<< Eine blühende Wiese kann zu einem Asthma-Anfall führen, wenn der Betroffene auf Gräserpollen allergisch reagiert.

85Kapitel 6

6. Asthma und der Alltag – Auslöser meiden, aktiv sein Allergene – häufi ge Auslöser

D

Menschen mit Allergien leiden häufi g auch an an-deren allergischen Erkrankungen.

>>

86Kapitel 6

kalte Luft

körperliche Anstrengung

Feinstaub und chemische Dämpfe

Zigaretten- und anderer Rauch

grippale Infekte, also Erkältungen

psychische Belastungen wie Aufregung,

Ärger, aber auch große Freude

bestimmte Medikamente wie z.B.

Acetylsalicylsäure (ASS)

Besonders wenn bei Ihnen ein Asthma-Anfall

einmal oder auch mehrfach durch diese Trig-

ger ausgelöst wird, ist die Selbstbeobachtung

von herausragender Bedeutung. Denn bei

jedem Menschen äußert sich die Erkran-

kung anders – und am häufigsten gibt es die

Mischformen. Das heißt, wenn Sie eigentlich

unter einem nichtallergischen Asthma leiden,

könnten dennoch auch Blütenpollen bei Ih-

nen Luftnot auslösen.

Um solchen versteckten Faktoren auf die

Spur zu kommen, sollten Sie unbedingt ein

Asthma-Tagebuch führen. Viele kleine, aber

ausgesprochen wichtige Beobachtungen aus

Ihrem Alltag gehen sonst schnell verloren.

Wenn Sie aber solche Situationen exakt do-

kumentieren, so werden Sie bald feststellen,

dass Sie genau diese Übeltäter, also die Auslö-

ser Ihres Asthmas, auf diese Weise entlarven

können. Dann können Sie gemeinsam mit

Ihrem Arzt, aber auch alleine einiges tun, um

sie unschädlich zu machen.

Die spezifische ImmuntherapieDie spezifische Immuntherapie ist auch

unter dem Begriff Hyposensibilisierung be-

kannt und wird in erster Linie erfolgreich

bei Heuschnupfen oder Insektengiftallergien

eingesetzt. Auch Asthmatiker können von ihr

profitieren. Und zwar dann, wenn ihre Aller-

gie trotz Meidung der Allergene und medi-

kamentöser Behandlung starke Symptome

auslöst.

Ziel der Immuntherapie ist es, den Körper

des Betroffenen langsam an den allergieaus-

lösenden Stoff zu gewöhnen und ihn damit

unempfindlicher zu machen. Wenn Sie sich

für eine solche Behandlung interessieren,

sollten Sie einen Facharzt für Allergologie

aufsuchen. Wenn auch dieser zu einer Hypo-

sensibilisierung rät, dann wird er Ihnen in

einem festgelegten Rhythmus über mehrere

Jahre die infrage kommenden Stoffe in ver-

dünnter Form unter die Haut spritzen.

Positive Effekte haben sich vor allem bei einer

Allergie auf Pollen oder Hausstaubmilben

gezeigt. Allerdings ist diese spezifische Im-

muntherapie nicht ganz unproblematisch.

Deshalb sollten Sie gemeinsam mit Ihren be-

Allergie über KreuzEs zeigt sich, dass Menschen, die allergische Reaktio-nen auf bestimmte Stoffe aufweisen, zusätzlich auch eine Überemp-findlichkeit gegen chemisch oder biologisch verwand-te Substanzen ent-wickeln können. In der Medizin nennt man das Kreuzaller- gie. Das bedeutet zum Beispiel, wenn Sie auf Beifuß-pollen allergisch sind, reagieren Sie vielleicht auch auf Sonnenblumenker-ne. Eine typische Kreuzallergie bei Birkenpollen ist die Überempfindlich-keit gegen Nüsse und Erdbeeren.

<< Tabletten mit dem Wirk-stoff Acetylsali-cylsäure (ASS), die häufig bei Schmerzen

eingesetzt werden, führen bei rund 10 Prozent aller Asthmatiker zu Atemnot

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Eine Hausstaub-milbe unter dem Rasterelektronen-mikroskop: So gefährlich, wie sie hier aussieht, ist sie für Allergiker tatsächlich.

87Kapitel 6

MilbenHausstaubmilben aus dem Weg zu gehen ist

fast unmöglich. Denn wie der Name schon

sagt, findet man diese mikroskopisch klei-

nen Lebewesen nahezu überall, wo Staub

ist. Allergiker reagieren gar nicht unbedingt

auf die Tierchen selbst, sondern auf ihre

Aus-scheidungen, ihren Kot. Durch ein paar

Hygienemaßnahmen lässt sich aber die Zahl

dieser lästigen kleinen Mitbewohner herun-

terschrauben.

Hier ein paar Tricks für Ihr Zuhause:

Verzichten Sie auf langhaarige Teppiche und

wischen Sie glatte Böden mindestens jeden

zweiten Tag feucht.

Wenn Sie Teppiche auslegen möchten,

dann verwenden Sie solche, die speziell

für Milben-Allergiker geeignet sind.

Staubfänger wie Gardinen sollten Sie vor

allem im Schlafzimmer meiden, abwisch-

bare Rollos oder Jalousien sorgen auch für

ungestörten Schlaf.

Versehen Sie Matratzen mit einem Überzug,

einem sogenannten Encasing, der keine

Milben durchlässt. Er ist im guten Fach-

handel erhältlich ebenso wie Bettzeug und

-bezüge für Allergiker.

Erneuern Sie Ihre Matratze mindestens

alle acht Jahre.

Benutzen Sie keine Kissen und Decken, die

mit Federn oder Tierhaaren gefüllt sind.

Waschen Sie Ihre Bettwäsche mindestens

einmal pro Woche und Ihren Matratzen-

überzug spätestens alle drei Monate bei

mindestens 60 Grad Waschtemperatur.

handelnden Ärzten genau überlegen, ob der

mögliche Nutzen einer solchen Therapie das

eventuelle Risiko überwiegt.

Auslöser meiden – nicht einfach, aber lohnendWenn sich bei Ihnen ein bestimmter Auslöser

identifizieren lässt, dann können Sie versu-

chen, Ihre persönliche Umgebung oder Ihre

Lebensgewohnheiten so umzugestalten, dass

Ihr Körper diesen Reizen in einem gerin-

geren Ausmaß ausgesetzt ist und damit die

Asthma-Symptome weniger werden. Bespre-

chen Sie das Vorgehen dafür mit Ihrem Arzt

oder in Ihrer Schulungsgruppe. Dort sind

vielleicht auch andere Betroffene, die auf

dieselben Faktoren reagieren, und die haben

möglicherweise schon einen passenden Tipp

für Sie. Denn manchmal gibt es ganz einfach

anzuwendende Methoden, die Ihre Lebens-

qualität bereits entscheidend verbessern kön-

nen.

Ihr Arzt und Ihre Bekannten können Ihnen

in Sachen Vermeidung von Allergie-Auslö-

sern nur Hilfestellung geben. Tätig werden

müssen Sie selbst – und diese Mühe kann

sich lohnen. Denn viele spezifische sowie

unspezifische Allergene lauern in Ihrem un-

mittelbaren Umfeld, nämlich in Haus und

Garten. Sicherlich ist es nicht möglich, sie

vollständig aus Ihrem Leben zu verbannen,

doch zumindest können Sie die Zahl deutlich

reduzieren. Mit ein paar Tricks und ein wenig

Disziplin können Sie sich eine Umgebung für

ein besseres Leben mit Asthma schaffen.

Langhaarige Teppiche sind nicht nur Staubfänger, sondern bergen auch gefährliche Allergene wie Mil-ben, Feinstaub oder gar Pilzsporen.

>>

>>

Sporen machen es noch schlimmerAuf Sporen von Schimmelpilzen reagieren viele Asthmatiker ganz besonders sen-sibel. Geraten diese Sporen in die Luftwege, dann verstärken sie dort die Entzündung in den Bronchien. Manchmal setzt diese gefährliche Reaktion schon innerhalb von Minuten ein. Die Bronchialschleim-haut verdickt sich und sondert plötzlich viel mehr Schleim als vorher ab. Dadurch kann ein bestehendes Asthma deutlich verschlimmert werden.

88Kapitel 6

Ihr Kind muss nicht auf sein geliebtes

Schmusetier verzichten, sondern es nur ab

und zu „in den Urlaub“ schicken. Frieren

Sie Teddy & Co. einfach für zwei Tage ein

und waschen Sie sie anschließend. Damit

werden auch plüschige Lieblinge wieder

weitgehend milbenfrei.

Lüften Sie regelmäßig alle Zimmer bei

weit geöffnetem Fenster gut durch.

SchimmelpilzeSchimmelpilze kommen überall in der Na-

tur vor – nicht nur auf verdorbenen Lebens-

mitteln oder an nassen Wänden. Insgesamt

gibt es über 100.000 Arten von Schimmel-

pilzen. Wir finden sie im Erdreich, im Wald,

in Blumentöpfen und natürlich auch in

feuchten, schlecht belüfteten Häusern und

Wohnungen. Dazu haben sich Klimaanlagen

als ideale Brutstätte für die Pilze entwickelt.

Für Allergiker sind nicht die Pilze selbst

gefährlich, sondern vielmehr ihre Sporen.

Das sind kleine Ausläufer, mit denen die

Pilze sich vermehren und verbreiten und

die ähnlich wie Pollen an die Luft abgege-

ben werden. Atmen wir nun diese Sporen

ein, dann können sie zu den verschiedens-

ten Beschwerdebildern führen, angefan-

gen von Kopfschmerzen über allergischen

Schnupfen bis hin zu Bauchkrämpfen. Und

natürlich können Pilzsporen auch Asthma-

Anfälle auslösen.

Um die Sporenbelastung in Ihrer direkten

Umgebung möglichst gering zu halten, be-

herzigen Sie einfach folgende Ratschläge:

Verzichten Sie auf Klimaanlagen und Raum-

befeuchter. Sie sind meist nicht nur Schim-

melpilz-, sondern auch Milbenschleudern.

Möchten Sie die Geräte trotzdem einset-

zen, dann achten Sie bitte auf eine regel-

mäßige Wartung und einen häufigen Aus-

tausch der Filterelemente.

Feuchte Stellen an den Wänden, hinter Holz-

verkleidungen oder im Keller müssen so

schnell wie möglich saniert werden.

Lüften Sie mehrmals täglich Ihre Wohnung

bei weit geöffnetem Fenster.

Vorsicht mit Biotonnen und gelbem Sack!

Hier tummeln sich die Pilze und ihre Spo-

ren besonders gerne.

Entfernen Sie die Blumenerde aus den

Töpfen Ihrer Zimmerpflanzen und stellen

Sie auf Hydrokulturen um. Die kleinen

gebrannten Tonpartikel sind ein guter Er-

satz und im Gegensatz zur Erde kein guter

Speicher für Schimmelpilze.

So schön eine üppige Blütenpracht auch anzusehen ist – Frühling und Sommer sind die Leidenszeit von Pollenallergikern.

>>

Page 46: Hilfe – Asthma!€¦ · Hilfe Asthma! Patienten-Handbuch für unbeschwertes Atmen Hilfe Asthma! Das Patienten-Handbuch 2 Inhalt Hilfe Asthma! Das Patienten-Handbuch Inhalt Vorworte

Allergiker sollten schadstoffbelastete Standorte bei der Wahl des eigenen Wohnorts meiden.

89Kapitel 6

vorbei ist, können die Medikamente wieder

geringer dosiert werden.

Aber auch Sie selbst können etwas tun, um

eine unnötige Pollenbelastung zu vermeiden:

Da Pollen gut an Kleidung haften, trock-

nen Sie Ihre Wäsche besser nicht im Freien.

Außerdem sollten Sie Ihre Kleidung abends

nicht im Schlafzimmer ablegen, damit Ihr

Schlafplatz möglichst allergenfrei bleibt.

Duschen Sie und waschen Sie Ihre Haare,

bevor Sie zu Bett gehen. So können Sie die

meisten Allergene von Ihrer Körperober-

fl äche entfernen.

Schließen Sie während der Pollenfl ugsaison

nachts die Fenster, um die allergische Be-

lastung während des Schlafens zu mini-

mieren.

NahrungsmittelallergienÜberempfi ndlichkeiten auf bestimmte Nah-

rungsmittel sind selten der Auslöser einer

Asthma-Erkrankung. Und wenn, dann tre-

ten sie eher im Kindesalter auf. Trotzdem

PollenPollenstaub aus dem Weg zu gehen ist wäh-

rend der Blütezeit einfach unmöglich. Einige

Pollen können mehrere hundert Kilometer

weit fliegen, sodass man auch anhand der

genauen Betrachtung seiner unmittelbaren

Umgebung gar nicht mehr unbedingt fest-

stellen kann, was da eigentlich so alles durch

die Luft schwebt.

Reagieren Sie während des Pollenfl uges ver-

stärkt mit asthmatischen Beschwerden, dann

sind diese sicherlich ein Auslöser dafür. Viel-

leicht lässt sich die Art der Pollen, auf die Sie

besonders stark reagieren, mit einem Aller-

gietest eingrenzen. Das kann Ihre Therapie

beeinflussen, denn jede Pollenart hat ihre

bestimmten Zeiträume, in der sie unterwegs

ist. Fragen Sie unbedingt Ihren Arzt nach ei-

ner besseren Einstellung der Medikamente

für diesen Zeitraum. Die Stufentherapie in

der Asthma-Behandlung sollte Ihnen auch

im Frühjahr oder Sommer ein normales Le-

ben ermöglichen. Und wenn der Pollenfl ug

Was sind Außenluft-Allergene?

Zu den Bestandteilen der Außenluft gehören Luftschadstoffe wie Feinstaub, Ozon und Dieselabgase, aber auch Allergene wie Pollen und Schimmelpilzsporen. All diese kön-nen zu einer Verstärkung der Asthma-Beschwerden führen – besonders dann, wenn die Grenzwerte, die für die Luftschadstoffe gelten, überschritten werden. Um möglichst wenig beeinträchtigt zu werden, vermeiden Sie Aktivitäten in der Mit-tagszeit, wenn die Ozonbelastung am höchsten ist. Wenn Sie verstärkt auf Luftschad-stoffe reagieren, dann berücksichtigen Sie dies doch vielleicht auch bei Ihrer nächsten Urlaubsplanung: So hat sich zum Beispiel die schadstoffarme Luft im Hochgebirge als günstig für Asthmatiker erwiesen.

>>

Abschied von Bello und MinkaEine wirklich gute Vorbeugung ist leider nur mög-lich, wenn auf das Haustier verzichtet wird, auch wenn man es noch so lieb gewonnen hat. Wenn bei Ihnen eine entsprechende Allergie festgestellt wurde, machen Sie sich bitte ganz klar: Ihr Tier macht Sie krank. Es wäre sicher falsch ver-standene Tierlie-be, unter seinem ehemals liebsten tierischen Gefähr-ten gesundheitlich so zu leiden, dass Sie nicht mehr richtig für ihn da sein können. Dann leidet nämlich auch noch Ihr Tier.

90Kapitel 6

sollten Sie Ihren behandelnden Arzt darauf

hinweisen, wenn Sie das Gefühl haben, auf

bestimmte Lebensmittel mit Beschwerden

zu reagieren. Es könnte nämlich auch eine

Kreuzallergie dahinterstecken, die dann ei-

nen entscheidenden Hinweis auf Ihren ei-

gentlichen Asthma-Auslöser liefern kann.

HaustiereHaustiere stellen für Asthmatiker eine klare

Gefahrenquelle dar. Dabei sind es aber meist

nicht die Tierhaare, sondern der Speichel

und die Hautschuppen, die an den Haaren

hängen bleiben und sich verteilen. Bei Katzen

ist besonders der Speichel ein starker Aller-

gieauslöser. Und da sich ja Katzen bekannt-

lich den ganzen Tag putzen und lecken, ist

dieser auch überall zu finden.

Auch wer nur gelegentlich unter Asthma lei-

det, sollte sich besser kein Haustier mit Fell

oder Federn anschaffen. Allerdings spricht

nichts gegen die Haltung von Fischen, Rep-

tilien oder auch Schildkröten – nur sind die

eben nicht ganz so kuschelig.

Rauchen – die schlimmste InnenraumbelastungEs gibt keine Lungenerkrankung, die nicht

durch Tabakrauch verschlimmert wird. Das

gilt auch und gerade für das Asthma bron-

chiale. Aus Zigarettenrauch konnten bisher

mehr als 4 000 verschiedene Inhaltsstoffe

isoliert werden. Die meisten davon gelten

als gesundheitsschädlich, über 40 sind sogar

nachweislich krebserregend. Auch für Passiv-

raucher ist der Qualm schädlich, denn wenn

die Zigarette glimmt, entwickelt sich der

ebenso gefährliche Nebenstromrauch. Kin-

der rauchender Eltern haben darüber hinaus

ein zwei- bis dreifach erhöhtes Risiko, später

einmal an Asthma zu erkranken.

Leiden Sie oder Ihr Kind an Asthma, sollten

Sie also besser nicht rauchen.

Besonders als Asthmatiker sollten sich genug

Gründe finden lassen, um mit dem Rauchen

aufzuhören. Lassen Sie sich von Ihrem Arzt

beraten. Heute gibt es ein großes Angebot an

Programmen zur Raucherentwöhnung. Be-

stimmt ist da auch etwas für Sie dabei.

Alles beginnt mit der eigenen WohnungKeine Angst, wir möchten Ihnen jetzt nicht

gleich vorschlagen umzuziehen. Aber sollten

Sie sich sowieso gerade mit dem Gedanken

an einen Wohnungswechsel tragen, dann

haben wir für Sie an dieser Stelle ein paar

Denkanstöße, die vielleicht in die Auswahl

Ihres neuen Wohnorts miteinbezogen wer-

den können.

<< Gut für Asthma-tiker sind glatte Böden wie Fliesen oder Laminat, die sich leicht und gründlich reinigen lassen.

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Was macht der Rauch?Im Körper richtet der Rauch immen-sen Schaden an. Er reizt nicht nur die Schleimhäute, sondern zerstört zusätzlich die Flim-merhärchen in den Bronchien, die eine wichtige Rolle bei der Reinigung der Atemluft und beim Abtransport von Schleim aus den Bronchien spielen. Von den entzün-dungsverstärken-den Effekten in den Bronchien erst gar nicht zu reden.

91Kapitel 6

ländlichen Regionen gemessen. Aber es gibt

ja auch in der Stadt ruhige Wohnstraßen mit

wenig Verkehr und abseits von Industriege-

bieten gelegen. Was alle Allergiker brauchen,

ist schlicht saubere Luft zum Atmen.

Ist die entsprechende Umgebung gefun-

den, sollte aber auch die Wohnung genau

inspiziert werden. Schon der erste Blick in

die Räumlichkeiten kann Böses aufdecken:

Schimmel im Bad, feuchte Flecken an den

Wänden oder ein muffiger Geruch können

für Sie negative gesundheitliche Konsequen-

zen nach sich ziehen.

Allergiebelastete Menschen sollten nicht

unbedingt in die Nähe von qualmenden

Schornsteinen, Entsorgungsbetrieben oder

des Hauptverkehrszentrums ziehen. Abgese-

hen davon, dass das sowieso nicht gerade die

attraktivsten Wohngegenden sind, leiden All-

ergiker besonders unter der Schadstoffbelas-

tung. Zwar kann auch eine Stadtwohnung für

Allergiker die bessere Alternative zum Landle-

ben sein, besonders wenn sie unter dem Flug

von Gräserpollen leiden. Denn in diesen Regi-

onen wird während der Gräserblüte weniger

als die Hälfte an Pollen im Vergleich zu eher

<< Gardinen sind nicht nur Staubfän-ger, sondern bieten auch Allergenen wie Milben oder Schim-melpilzsporen einen Platz zum Verweilen.

<< Abwaschbare Rollos sind eine gute Alternative zu Stoffgardinen und lassen sich leicht selbst mon-tieren.

So verbannen Sie Allergene aus Ihrer Wohnung

Richtig durchlüften: Fenster lieber fünf bis zehn Minuten weit öffnen, als stundenlang gekippt offen stehen lassen Keine Kamine oder Ölöfen in der Wohnung betreiben Nicht in der Wohnung rauchen oder andere rauchen lassen Für Teppiche und Polster einen speziellen Hygienestaubsauger mit Feinstaub-

filter (Hepa-Filter) benutzen und den Beutel häufig und regelmäßig wechseln Gardinen und Stores durch abwaschbare Rollos oder Jalousien ersetzen Polstermöbel regelmäßig reinigen oder durch Möbel mit Leder- oder Kunststoff-

bezügen ersetzen

„Lungensport“Für schwer be-troffene Asthma-Patienten werden spezielle Trai-ningsprogramme angeboten, der so-genannte Lungen-sport. Erfahrene Trainer unterstüt-zen Sie dabei, den richtigen Start in Ihr neues aktives Leben zu fi nden. Ihr Arzt kann Sie im Rahmen des strukturierten Behandlungspro-gramms Asthma bronchiale ent-sprechend beraten und Ihnen solche Kursangebote vorschlagen.

92Kapitel 6

Sport und AsthmaSport und Asthma passen nicht zusammen

– noch immer hält sich dieses Vorurteil

hartnäckig. Dabei ist es grundfalsch. Und

es gibt schon lange genug prominente Bei-

spiele, die trotz ihrer Asthma-Erkrankung

nicht nur Sport treiben, sondern dabei auch

noch Höchstleistungen vollbringen, z. B. die

Eisschnellläuferin Anni Friesinger oder die

Schwimmerin Sandra Völker. Es hat sich ge-

zeigt, dass Betroffene, die sportlich aktiv sind,

meist wesentlich besser mit ihrer Krankheit

zurechtkommen. Ganz einfach, weil sie fi tter

sind und ihr Immunsystem besser funktio-

niert. Deshalb möchten wir Ihnen in diesem

Kapitel ein paar Tipps geben, wie Sie trotz

oder gerade wegen Ihres Asthmas aktiv sein

können.

Erstens: für die AusdauerGerade das Ausdauertraining ist für Asth-

matiker besonders hervorzuheben. Denn

wer trainiert ist, der keucht und japst nicht

gleich bei jeder Anstrengung. Die Atmung ist

einfach ruhiger. Zusätzlich hilft regelmäßige

Bewegung, den täglichen Stress besser abzu-

bauen. Und Sie erinnern sich: Auch Stress

kann ein Auslöser für Ihre Asthma-Attacken

sein. Sport führt also zu einer besseren Be-

wältigung der Anforderungen des Alltags

und erhöht die Lebensqualität.

Besonders geeignet sind dafür, je nach Ge-

schmack, Alter und persönlicher Konstituti-

on, Walken, Joggen oder auch Schwimmen.

Probieren Sie einfach verschiedene Sportar-

ten aus, bis Sie diejenigen gefunden haben,

die zu Ihnen passen und Ihnen Spaß machen.

Das dürfen durchaus auch verschiedene sein.

Was Sie aber in jedem Fall tun sollten, ist,

vorher mit Ihrem Arzt darüber zu sprechen.

Sie sollten gemeinsam festlegen, welche Be-

lastungen Sie sich zumuten können und auch

sollten und welche Vorbereitungen zu treffen

sind. Dazu kann beispielsweise eine regelmä-

ßige Messung des Peakfl ow-Werts während

der Sporteinheit zählen oder auch, dass Sie

Ihre Notfallmedikamente stets griffbereit in

Ihrer Sporttasche deponieren.

<< Leichte bis mittlere sportliche Be-tätigung ist für nahezu jeden Asthma-tiker geeignet, um seine Kondition und Lungenfunktion zu verbessern.

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93Kapitel 6

wie die ihrer gesunden Altersgenossen. Das

schnelle, fast automatische Zusammenspiel

von Augen, Kopf, Rumpf und Gliedma-

ßen beherrschte auf einem Hindernis-Test-

Parcours nur jeder zweite Asthmatiker. Die

Gründe dafür mochten darin gelegen haben,

dass sich die Kinder von selbst nur wenig zu-

trauten oder ihre Eltern die Kinder auf Scho-

nung drängten. Dabei schnitten die Mädchen

noch deutlich schlechter ab als die Jungen. 44

Prozent der untersuchten Mädchen zeigten

eine „gestörte“ Koordination, bei 25 Prozent

war sie „auffällig“. Unter den Jungen wiesen

31 Prozent eine „gestörte“ Koordination auf,

„auffällig“ war sie bei 16 Prozent. Vermutlich

sind diese geschlechtsspezifi schen Unterschie-

de auf eine unterschiedliche Erziehung, we-

niger Sportangebote mit weiblichen Trainern

und weniger weibliche Vorbilder im Leis-

tungssport zurückzuführen.

Doch gerade für Asthmatiker ist es wichtig,

sich in puncto Koordination ganz auf ihren

gut funktionierenden Körper verlassen zu

können. Und das lernen Kinder spielerisch

im Alltag, wenn man sie lässt.

Schulsport? Unbedingt!Jeder Arzt wird in seiner Praxis vermutlich

schon einmal diese Frage von Eltern asthma-

kranker Kinder gehört haben: Kann ich es

meinem Kind zumuten, am Sportunterricht

teilzunehmen? Die Antwort: Sie sollten ihm

auf keinen Fall diese Chance verwehren. Und

Sie sollten mit dem Lehrer über das Handi-

cap Ihres Kindes sprechen, damit dieser die

Gerade wenn Sie länger keinen Sport mehr

getrieben haben, wird es Sie am Anfang ein

wenig Überwindung kosten. Sie wissen nicht

genau, wie Ihr Körper reagiert. Daher sollten

Sie ihn zu Beginn auch nicht gleich überstra-

pazieren und Höchstleistungen von sich er-

warten. Beginnen Sie langsam und steigern

Sie sich nach und nach. Ziel sind wöchentlich

zwei bis drei Sporteinheiten. Allerdings kön-

nen Sie auch schon mit einem leichten Kon-

ditionstraining einmal in der Woche kleine

Leistungsfortschritte erreichen. Wenig Sport

ist immer besser als gar keiner. Und bitte le-

gen Sie vor allem Wert auf eine ausgedehnte

Aufwärmphase von circa 15 Minuten.

Zweitens: für die GeschicklichkeitAsthma hat mehr mit Geschicklichkeit zu tun,

als Sie vielleicht vermuten. Koordinationsfä-

higkeit ist im täglichen Leben gefragt. Wer

sich nahezu automatisch geschickt allen Le-

benssituationen anpasst, hat den Kopf frei für

das Wesentliche. Koordination – das ist, einen

Ball auf sich zufl iegen zu sehen, bis zum ver-

mutlichen Aufprallpunkt zu laufen, die Arme

vorzustrecken, die Hände zu öffnen, den Ball

zu fangen, gleichzeitig nicht das Atmen zu

vergessen und dann zu rufen: „Ich hab ihn!“.

Ist einfach, meinen Sie? Nicht unbedingt für

Asthmatiker.

Eine Studie an 93 asthmakranken Kindern,

die im Durchschnitt elf Jahre alt waren, hat

nämlich gezeigt, dass ihre Koordination von

Bewegungsabläufen nur halb so gut war

Ausdauersport-arten wie Joggen oder Walken sind für Asthmatiker besonders gut geeignet.

>>

94Kapitel 6

Leistungen richtig einschätzen kann. Verges-

sen Sie nicht, dass auch die Nichtteilnahme

am Schulsport Ihr Kind in die soziale Isola-

tion treiben kann. Es fühlt sich ausgegrenzt

und kann so auch keinen Mannschaftsgeist

entwickeln, was ja eines der Ziele des Schul-

sports ist.

Auch wenn vielleicht Ihrer Meinung nach ei-

nige Argumente gegen den Sportunterricht

sprechen, sollte Ihr Kind bei den Trainings-

einheiten dabei sein. Ein hoher Prozentsatz

von Kindern leidet an Belastungsasthma, das

heißt, die Luftnot wird nicht von äußeren

Allergenen wie Staub, Schimmel oder Mil-

ben verursacht, sondern von der gesteigerten

Atmung bei Bewegung. Der Wärme- und

Wasserverlust in den Bronchien verändert

die Bronchialschleimhaut, was dann eine

Entzündungsreaktion hervorruft. Die Folge:

Die Bronchialmuskeln ziehen sich zusam-

men. Diese Reaktion ist umso ausgeprägter,

je stärker die Belastungssteigerung ist und je

länger sie andauert, aber auch je trockener

und kälter die eingeatmete Luft ist.

Etwa 70 bis 90 % aller Kinder mit Asthma

reagieren mit Luftnot auf körperliche An-

strengung und auf Sport. Dem kann aber

mit einer vorherigen Medikamentengabe

entgegengewirkt werden. Je nach Belastungs-

fähigkeit des Kindes wird der Arzt die pas-

sende Behandlung auswählen. So kann eine

Verbindung aus den richtigen Medikamen-

ten und sportlicher Aktivität langfristig gute

Erfolge liefern.Überlegenswert ist, dem Lehrer für den Not-

fall ein bronchienerweiterndes Spray zu ge-

ben, das im Medikamentenschrank der Turn-

halle aufbewahrt werden kann für den Fall,

dass das Kind einmal sein eigenes Notfall-

spray vergessen hat. Bitte denken Sie daran,

dem Lehrer eine schriftliche Erklärung zu ge-

ben, dass Ihr Kind bei einem Asthma-Anfall

dieses Spray erhalten soll, und notieren Sie

auch die empfohlene Dosierung.

Bitte informieren Sie neben dem Sportlehrer

auch den Klassenlehrer über die Erkrankung

Ihres Kindes und besprechen Sie mit ihm, auf

was im Einzelnen zu achten ist. Bedenken Sie,

Asthmakranke Kinder sollten sich von klein auf möglichst viel bewegen.

Eltern, die sich gemeinsam mit ihrem Kind in qualifi zierten Schulungen beraten lassen, erfahren dort aus erster Hand, wie wichtig der Sport gerade für Asthmatiker ist. So können auch die Eltern ihrem Nachwuchs aktiv helfen, normal am Schulsport, an Wettkämpfen und damit auch an der Klassengemeinschaft teilzu-nehmen. Wertvolle Informationen fi ndet man auf der Internetseite der Arbeitsgemeinschaft Asthmaschulung im Kinder- und Jugendalter (www.asthmaschulung.de).

Sport ist Gemein-

schaft

>>

Page 49: Hilfe – Asthma!€¦ · Hilfe Asthma! Patienten-Handbuch für unbeschwertes Atmen Hilfe Asthma! Das Patienten-Handbuch 2 Inhalt Hilfe Asthma! Das Patienten-Handbuch Inhalt Vorworte

Frühzeitig den Lehrer einweihenUm Missverständnisse in der Schule zu vermeiden, sollten Eltern so früh wie möglich mit dem Sportleh-rer sprechen und die Situation erklären. Es ist dabei jedoch nicht erforderlich, dass Sie die gesamte Asthma-Geschichte Ihres Kindes offenlegen. Ein ärztlicher, speziell für den Sportlehrer verfasster Bericht kann hilfreich sein. Er sollte auch darauf eingehen, wie sich das Lehrpersonal im Falle eines Asthma-Anfalls verhalten sollte.

95Kapitel 6

die Leistungsfähigkeit. Und eine stets abneh-

mende Leistungsfähigkeit wiederum führt zu

mehr Atemnot bei Belastung.

Infekte vermeiden – das Leben geniessenDas A und O für jeden aktiven Menschen ist

es, körperlich fit zu sein und damit sein Im-

munsystem zu stärken. Das gilt für Gesunde

wie für Asthmatiker. Doch es ist nicht nur

richtiger Sport, der zählt. Um Ihre Immun-

abwehr flott zu machen, können Sie noch ei-

niges anderes tun. Beziehen Sie da ruhig auch

Ihre Familie mit ein, denn diese Tipps sind

nicht nur für Asthma-Kranke wertvoll.

Was zählt, ist: Bewegung, Bewegung und

noch mal Bewegung. Nehmen Sie öfter mal

die Treppe, statt den Fahrstuhl zu benutzen.

Besonders gut tut Bewegung an der frischen

Luft. Also legen Sie den kurzen Weg zum Bä-

cker oder zum Briefkasten besser zu Fuß oder

mit dem Fahrrad zurück, anstatt mit dem

Auto zu fahren.

Lehrer sind keine Ärzte. Sie reagieren nur so

gut, wie ihr Wissensstand es zulässt. Sie als

Eltern sind mit dem Wissen um die Situation

Ihres Kindes und mithilfe der ärztlich emp-

fohlenen Medikamente der beste Ratgeber –

auch für den Lehrer!

Was muss vor dem Sport getan werden?Wahrscheinlich brauchen Sie oder Ihr Kind

vor dem Sport eine Art „Vorbehandlung“,

damit die Luftwege mit der Belastung fertig

werden. Sprechen Sie unbedingt mit Ihrem

Arzt darüber, was er empfiehlt. In der Regel

wird er zur Gabe eines bronchienerweitern-

den Sprays etwa fünf bis 15 Minuten vor

der Sporteinheit raten. Wird parallel dazu

eine antientzündliche Dauertherapie konse-

quent durchgeführt, kann ein asthmakran-

ker Mensch in der Regel ganz normal Sport

treiben.

Denken Sie daran, dass Anstrengungsasth-

ma bei regelmäßiger körperlicher Belastung

abnimmt. Denn Bewegungsarmut mindert

Asthma-Kinder sind nicht alleinBetonen Sie im Gespräch mit dem Lehrer, dass Ihr Kind gerne am Sportunterricht teil-nimmt, dass aber auch bestimmte krankheitsbedingte Einschränkungen gelten. Da rein statistisch in jeder Klasse ein bis drei Kinder mit asthma-tischen Beschwer-den zu finden sind, haben die Lehrer meist schon eine gewisse Erfahrung damit und sind in der Regel dankbar über eine intensive Zusammenarbeit mit den Eltern.

Sportpause bei Infekt oder AnfallVorsicht in puncto Bewegung ist bei Erkältungen oder Infekten im Nasen- und Rachenraum geboten. Hier sollte erst einmal auf Sport verzichtet werden, bis der Infekt komplett abgeheilt ist. Auch wenn vor kurzer Zeit ein Asthma-Anfall aufgetreten ist, sollte erstmal auf Sport verzich-tet werden und gegebenenfalls die Basistherapie neu angepasst werden.

96Kapitel 6

Vermeiden Sie „Kaltstarts“ und wärmen Sie

sich vorher immer gut auf! Regen Sie mit

leichten Übungen Ihren Kreislauf an und le-

gen Sie dann erst los. Wer gerne früh mor-

gens, wenn es noch kühl ist, unterwegs sein

möchte, etwa im Herbst oder bei Nebel, sollte

vorher ein bronchienerweiterndes Spray ein-

nehmen, mindestens aber eines dabeihaben

– aber das haben Sie ja sowieso.

Auch die Ernährung spielt eine wichtige Rol-

le bei der Stärkung unserer Abwehrkräfte.

Ernähren Sie sich abwechslungsreich. Hier-

bei kann Ihnen ebenfalls eine Ampel-Regel

helfen: Nehmen Sie jeden Tag rotes, gelbes

und grünes Gemüse und Obst zu sich. Legen

Sie insgesamt den Schwerpunkt auf eine vi-

taminreiche, fettarme Kost, die viele „gute“

Kohlenhydrate enthält, also nicht unbedingt

Produkte aus Weißmehl, sondern Vollkorn-

produkte. Sie liegen goldrichtig mit Gemü-

seeintöpfen, Kartoffelgerichten, Kohlsuppen,

Salaten, Haferfl ocken, Vollkornbrot und Hül-

senfrüchten. Die haben viele Vitamine, Mi-

neralstoffe, belasten den Körper nicht und

machen außerdem nicht dick.

Asthma ist kein Grund, nicht zu impfen. Im Gegenteil, die Impfungen gegen Pneumokokken und die saisonale Grippe-impfung sind ratsam. Diese Impfungen beugen schwerwiegen-den Asthma-Anfällen vor, die nach Infekten auftreten können. Natürlich sollten auch bei allen asthmakranken Kindern die von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlenen Schutzimpfungen durchgeführt werden.

<< Trinken Sie ausreichend Flüs-sigkeit, am besten Mineralwasser. Auch das hilft Ihrem Körper, fi t zu bleiben.

<< Leichte Auf-wärmübungen vor dem Sport reduzieren das Risiko für einen Anfall.

Einmal impfen,

bitte!

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97Kapitel 6

platz. Kommen Sie diesen Personen mög-

lichst nicht zu nahe und waschen Sie sich

häufig die Hände, um eine Ansteckung zu

vermeiden. Denn Sie müssen im Fall einer

Infektion mit einer Verschlechterung Ihrer

Lungenfunktion rechnen.

Sollte es Sie aber doch einmal erwischt ha-

ben, dann gehen Sie bitte direkt zu Ihrem

behandelnden Arzt und besprechen mit ihm

das Vorgehen in einer solchen Situation. Es

spricht nichts gegen den Einsatz von Haus-

mitteln, solange Sie Ihren Peakflow-Wert

regelmäßig bestimmen und je nach Ergebnis

entsprechend reagieren. Verschlechtert er

sich auf unter 80 Prozent Ihres Bestwerts, ist

wieder einmal der Rat Ihres Arztes gefragt.

Und was wir Ihnen noch einmal dringend

ans Herz legen wollen: Verzichten Sie bitte

aufs Rauchen. Egal ob Zigarette, Pfeife oder

Zigarre – der Qualm irritiert Ihr Bronchial-

system sehr stark und führt unweigerlich zu

einer Verschlechterung Ihrer Asthma-Situa-

tion.

Wer regelmäßig in die Sauna geht, stärkt sei-

ne Immunabwehr. Das ist allgemein bekannt

und gilt im Prinzip auch für Asthmatiker. Sie

müssen nur ein paar Punkte beachten, da-

mit auch Sie Ihren Saunabesuch ungetrübt

genießen können: Seien Sie vorsichtig bei

Aufgüssen, die ja mitunter noch mit äthe-

rischen Ölen versetzt sind und dadurch die

Atemwege reizen können. Außerdem sollten

Sie möglichst den Sprung ins eiskalte Tauch-

becken vermeiden. Wie auch der Aufguss be-

lastet er den Kreislauf sehr stark und kann

möglicherweise dazu führen, dass bei Ihnen

ein Asthma-Anfall ausgelöst wird. Besser für

Sie geeignet sind mittelheiße Saunen oder

Dampfbäder ohne Zusätze und ein gemä-

ßigtes Abkühlen unter der Dusche.

Seien Sie bitte vorsichtig, wenn Sie Kontakt

mit erkälteten Personen haben. Besuche von

Freunden, die einen Infekt haben, kann man

zwar verschieben. Aber manchmal lässt sich

der Kontakt mit Schnupfen- und Husten-

Opfern nicht vermeiden, etwa am Arbeits-

Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V. (DAAB) Fliethstraße 114, 41061 Mönchengladbach Tel.: (0 21 61) 81 49 40, Fax: (0 21 61) 8 14 94 30 www.daab.de, E-Mail: [email protected]

Patientenliga Atemwegserkrankungen e.V. Berliner Straße 84, 55276 Dienheim Tel.: (0 61 33) 35 43, Fax: (0 61 33) 92 45 57 www.patientenliga-atemwegserkrankungen.de E-Mail: [email protected]

Lieber eine kühle WohnungÜberheizen Sie Ihre Wohnräume nicht. Eine Tempera-tur von 20–22 °C im Wohnbereich und 16–18 °C im Schlafzimmer reicht völlig aus. Abge-sehen davon, dass Sie so Heizkosten sparen, trocknen bei höheren Innenraum-temperaturen Ihre Bronchien zu sehr aus. Und achten Sie darauf, ausreichend oft bei weit geöffne-tem Fenster zu lüften.

Unser Service für Sie: Adressen, die Ihnen weiterhelfen können!

98

Das Behandlungsteam – Sie und Ihr ArztDMP – Vorteile für Arzt und Patient

7. Kapitel

Page 51: Hilfe – Asthma!€¦ · Hilfe Asthma! Patienten-Handbuch für unbeschwertes Atmen Hilfe Asthma! Das Patienten-Handbuch 2 Inhalt Hilfe Asthma! Das Patienten-Handbuch Inhalt Vorworte

und Experte in eigener Sache, dann kann und

wird ein solches Programm Erfolg haben.

Die Programme beinhalten neben regelmä-

ßigen und in bestimmten Abständen von

vornherein festgelegten Arzt-Patienten-Ge-

sprächen und medizinischen Kontrollun-

tersuchungen auch Informationsmaterialien

wie dieses Patientenhandbuch sowie prak-

tische Schulungen. Hierbei werden Sie aus-

führlich über Ihre Erkrankung informiert

und aktiv in die Behandlung einbezogen.

Sie lernen, sich selbst besser einzuschätzen.

Denn Ziel des DMP ist auch immer ein ei-

genverantwortlicher Umgang mit Ihrer

Krankheit. Nur wenn Sie über Medikamen-

te, Dosierungen und das richtige Verhalten

im Alltag genau Bescheid wissen, können Sie

mit Ihrem Asthma bronchiale auf Dauer so

beschwerdefrei und gut wie möglich leben.

ie Abkürzung „DMP“ steht für Disease-

Management-Programm, der eng-

lische Ausdruck für ein strukturiertes Be-

handlungsprogramm, über das Sie ja schon

mehrfach in diesem Buch lesen konnten.

Diese Programme beinhalten eine langfristi-

ge und intensive Zusammenarbeit von Pati-

enten, Ärzten und Krankenkassen. Dahinter

steckt die Idee, dass chronisch Kranke eine

kontinuierliche, nach modernsten wissen-

schaftlichen Erkenntnissen zusammenge-

stellte Versorgung erhalten, die die besten

Chancen auf ein Leben mit so wenig Be-

schwerden und Folgeerkrankungen wie mög-

lich eröffnen soll. Das Asthma bronchiale

gehört zu den Krankheiten, für die ein solch

sinnvolles Programm besteht. Dabei geht es

aber nicht nur darum, dass binnen kurzer

Zeit die richtige Diagnose gestellt und eine

optimale Therapie gefunden wird, sondern es

geht um Sie! Werden Sie ein aktiver Partner

<< Ihr behandelnder Arzt berät Sie gerne über das strukturierte Behand-lungsprogramm Asthma bronchiale und schreibt Sie auch ein.

99Kapitel 7

7. Das Behandlungsteam – Sie und Ihr Arzt DMP – Vorteile für Arzt und Patient

D

Der aktive PatientEs hat sich viel getan im Verhältnis zwi-

schen Arzt und Patient. Aus dem viel zitier-

ten „mündigen Patienten“ ist ein echter, gut

informierter Partner geworden. Das ist be-

sonders positiv, denn es kommt gerade bei

chronischen Erkrankungen auf die inten-

sive Mitarbeit des Betroffenen an. Und die

ist nachweislich besonders gut, wenn dieser

weiß, worum es für ihn geht. Dann kann er

mit dem Arzt gemeinsam am bestmöglichen

Konzept für seine Behandlung arbeiten.

Wenn Sie nachvollziehen können, warum Sie

z. B. Ihre Umgebung auf allergieauslösende

Substanzen durchforsten müssen, obwohl Sie

aktuell gar keine Beschwerden haben, halten

Sie die medizinisch begründeten Vorgaben

einfach besser durch. Wenn Sie wissen, was

Ihre Medikamente in Ihrem Körper bewir-

ken, dann können Sie sie auch aus voller in-

nerer Überzeugung einnehmen. Genau das

funktioniert nicht, wenn man sich beim Arzt

nur schnell ein Rezept holt. Es geht darum,

Abmachungen, ja Bündnisse zwischen Ihnen

als Patienten und Ihrem Arzt zu schaffen.

Information und SchulungDie beiden Säulen „Information“ und „Schu-

lung“ sind die Basis eines jeden strukturier-

ten Behandlungsprogramms. Ausführliche

Informationen wie in diesem Buch und die

persönlichen Beratungen sollen Ihnen hel-

fen, Ihre Erkrankung genauer zu verstehen

und besser mit ihr umgehen zu können.

Außerdem erhalten Sie während dieser Ge-

spräche Informationen über die Ursachen,

den Verlauf, mögliche Komplikationen und

Spätfolgen Ihrer Krankheit. Aber es gehört

auch die Aufklärung über Ihre ganz persön-

lichen Möglichkeiten dazu, um Ihre Erkran-

kung positiv zu beeinflussen. Das Programm

Asthma bronchiale überstützt Sie dabei.

Zentraler Ansprechpartner ist in der Regel

Ihr Hausarzt, der eng mit den Krankenkassen

Die sehr gute Nachricht Spätfolgen und Komplikationen treten bei gut infor-mierten Patienten seltener auf als bei denjenigen, die nur wenig über ihre eigene Krankheit wissen. Auch konn-te nachgewiesen werden, dass es den an DMP-Pro-grammen teilneh-menden Patienten durch die kontinu-ierliche Betreuung besser geht als vor-her. Warum sollten Sie diese Chance also nicht nutzen? Ihre Krankenkasse kommt für alle Kosten auf und unterstützt Sie so auf dem Weg, zum Experten in eigener Sache zu werden.

100Kapitel 7

1 regelmäßige Untersuchungen und kontinuierliche Betreuung 2 optimale Empfehlungen zu einer gezielten Diagnose der Krankheitsschwere 3 strukturierte Behandlung mit erwiesenermaßen wirksamen Medikamenten und Therapien

4 genau abgestimmte Behandlung durch den koordinierenden Arzt, Hand in Hand mit Fachärzten, Kliniken und anderen 5 umfangreiche Information und Unterstüt-zung im Umgang mit der Krankheit 6 Angebot von Schulungs- und Behandlungs-programmen 7 Vereinbarung von individuellen Therapiezielen, ausgerichtet an Ihrem individuellen Erkrankungsgrad bzw. Risiko

Ihre Vorteile einer Teilnahme an einem DMP-Programm auf einen Blick:

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101Kapitel 7

Eine weitere Voraussetzung für die Teilnah-

me ist außerdem, dass Ihr Krankheitsverlauf

durch das Programm voraussichtlich positiv

beeinflusst werden kann. Das ist normaler-

weise bei jedem Betroffenen der Fall, der In-

teresse an der eigenen Situation hat und ak-

tiv an seiner Behandlung mitwirken möchte.

Allein schon die Tatsache, dass Sie jetzt die-

ses Buch in der Hand halten, zeigt, dass Sie

genau der passende Partner für ein solches

Programm sind.

Den wichtigsten Anteil übernehmen Sie!

Wenn Sie an einem strukturierten Behand-

lungsprogramm teilnehmen, stimmen Sie

automatisch zu, dass Sie sich in speziellen

Schulungen über Ihre Erkrankung informie-

ren möchten. Dazu gehört beispielsweise, wie

und wann Sie Ihre Medikamente einnehmen,

wie Sie die Peakflow-Messung korrekt durch-

führen und wie Sie Ihre Lunge fit halten kön-

nen. Darüber hinaus bekommen Sie Infor-

mationsmaterial mit nach Hause, damit Sie

bei Bedarf immer nachlesen können und das

Gelernte so optimal im Alltag umzusetzen

wissen.

zusammenarbeitet. Die Schulungen werden

meist von ärztlich geleiteten Schulungsteams

durchgeführt. Dabei sollen Sie Fähigkeiten

und Kenntnisse erwerben, mit denen Sie ak-

tiv Ihren Krankheitsverlauf steuern können.

Und so sind Sie dann auch kompetenter Part-

ner Ihres Arztes, um bei wichtigen Therapie-

entscheidungen mitzuwirken.

TeilnahmebedingungenFür die Aufnahme in das strukturierte Be-

handlungsprogramm Asthma bronchiale

muss zunächst einmal festgestellt werden,

ob Sie tatsächlich an einem Asthma leiden.

Dazu gehören ein Gespräch mit Ihrem Arzt

über Ihre Krankengeschichte, die sogenannte

Anamnese, sowie eine körperliche Untersu-

chung. Lungenfunktionstests und eventuell

weitere Untersuchungsmethoden sichern

die Diagnose.

Wer sich bereits seit Längerem wegen Asth-

mas in Behandlung befindet, kann sich na-

türlich auch dann noch in das Programm

einschreiben. Wenn er bereits mit Medika-

menten behandelt wird, muss er diese selbst-

verständlich nicht absetzen, um die Kriterien

für eine Teilnahme zu erfüllen. Hier reicht es,

dass vor Beginn der Dauertherapie die Diag-

nose Asthma sicher feststand.

Kann ich auch über meinen Lungenfacharzt am DMP teilnehmen?In der Regel koordiniert Ihr Hausarzt das Disease-Management-Programm. In Einzelfällen kann diese Aufgabe auch von Lungenfachärzten übernommen werden. Voraussetzung ist aber, dass der Arzt am DMP teilnimmt. Sollte er das nicht tun, sprechen Sie bitte mit Ihrem Hausarzt darüber. Er wird für Sie eine passende Lösung finden.

Wenn Sie Ihre Krankheit mög-lichst umfassend verstehen und aktiv an Ihrer Behand-lung teilnehmen wollen, ist ein DMP genau das Richtige für Sie.

>>

ls Teilnehmer am strukturierten Be-

handlungsprogramm AOK-Curaplan

kommen Sie zu den regelmäßigen Untersu-

chungs- und Kontrollterminen in die Praxis

Ihres Arztes. Am Ende der Untersuchungen

gibt Ihr Arzt Ihnen einen Computerausdruck

mit Ihren erfassten Werten mit nach Hause.

Am besten ist es, wenn Sie alle DMP-Bögen

in einem Ordner abheften. Sie können dann

bei Bedarf immer wieder nachschauen.

Zugegeben: Der Ausdruck sieht ein bisschen

kompliziert aus und lädt oft nicht gerade

zum Lesen ein. Aber es lohnt sich, wenn Sie

es dennoch tun. Denn durch die Dokumen-

tation erhalten Sie zahlreiche wichtige Infor-

mationen über den Stand Ihrer Behandlung.

So fi nden Sie beispielsweise die wichtigsten

aktuellen Werte zu Ihrer Erkrankung. Außer-

dem vermerkt der Arzt, welche Medikamente

er Ihnen zur Behandlung des Asthmas ver-

schrieben hat und was er darüber hinaus an

Therapien für Sie vorsieht.

Die Tabellen auf den folgenden Seiten sollen

Ihnen diese Dokumentation ein wenig nä-

herbringen. Beschäftigen Sie sich ruhig schon

einmal im Vorfeld damit, dann können Sie

die Ausdrucke besser verstehen. An dieser

Stelle können Sie erfahren, was die einzelnen

Werte bedeuten, die Ihr Arzt erhebt. Selbst-

verständlich können diese Erläuterungen

nicht das Gespräch mit Ihrem Arzt ersetzen.

Sprechen Sie ihn an, wenn Sie Fragen zu ein-

zelnen Punkten haben.

102Kapitel 7

Die Auswertung Ihrer persönlichen Daten erfolgt nicht unter Ihrem Namen, sondern unter der DMP-Fallnummer, die Ihnen ganz persönlich zugeordnet ist. Dieses Verfahren nennt sich „pseudonymisieren“ und dient dazu, dass Sie von bestimmten Personen, die Ihre Identität nichts angeht, nicht identifi ziert werden können.

Hier wird dokumentiert, wegen welcher Erkrankung Sie am DMP teilnehmen. Bei mehreren chronischen Erkrankungen ist es auch möglich, an mehreren Programmen teilzunehmen.

Was wird dokumentiert? Warum ist die Dokumentation wichtig?

Administration

DMP-Fallnummer

Einschreibung wegen

Dokumentation des Krankheitsverlaufs

A

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103Kapitel 7

Sie wird erfasst, um beispielsweise bei der Messung der Lungenfunktion die Normalwerte zu errechnen.

Ein zu hohes Körpergewicht ist allgemein nicht gesundheitsförderlich.

Die Messung des Blutdrucks gehört zur ärztlichen Routineuntersuchung. Die Erkennung von Bluthochdruck ist wichtig, um Schäden an den Gefä-ßen zu vermeiden.

Die Häufi gkeit von Asthma-Symptomen sagt etwas über die Asthma-Kon-trolle aus und ist wegweisend für die Wahl der Therapie.

Dieser Wert dient vor allem der Kontrolle Ihres Krankheitsverlaufs. Sie und Ihr Arzt können durch die Messung und Dokumentation feststellen, wie sich Ihre persönlichen Werte über die Zeit verändert haben.

Jede Zigarette kann die asthmatischen Beschwerden verschlimmern.

Es können neben Asthma auch eine chronische Bronchitis (COPD), andere Lungenprobleme oder auch Erkrankungen des Herzens Ursache Ihrer Symptome sein. Genauere Untersuchungen geben hier Aufschluss.

Ein wichtiges Ziel im DMP Asthma bronchiale ist, solche Notfälle zu vermei-den. Dieser Wert dient dazu, den Verlauf Ihrer Erkrankung zu dokumentie-ren. Wenn Sie wegen eines Notfalls im Krankenhaus behandelt worden sind, ist anschließend die Überweisung zu einem Facharzt vorgesehen, wenn das Krankenhaus nicht schon selbst die notwendige Qualifi kation hatte.

Anamnese- und Befunddaten

Körpergröße

Körpergewicht

Blutdruck

Häufi gkeit vonAsthma-Symptomen

Aktueller Peakfl ow-Wert

Raucher/-in

Begleiterkrankungen

Relevante Ereignisse

Stationäre notfallmäßige Behandlungen des Asthmas seit der letzten Dokumentation

Dokumentation des Krankheitsverlaufs 104Kapitel 7

Als Spray oder Pulverinhalator angewendet, wirken die Medikamente dieser Wirkstoffgruppe praktisch nur in den Bronchien. Nebenwirkungen werden dadurch so gering wie möglich gehalten. Die Wirkstoffe schwächen die Dauerentzündung ab und machen die Bronchien unempfi ndlicher. Gluko-kortikoide dienen vor allem der Vorbeugung und werden als Basismedika-mente in der Langzeitbehandlung eingesetzt.

Diese Substanzen wirken nicht ganz so schnell wie die kurzwirksamen Beta-2-Sympathomimetika für die Akuttherapie, können dafür aber für längere Zeit die Bronchien offen halten. Sie werden in der Dauertherapie zusätzlich zum Kortison eingesetzt.

Die Substanzen kommen bevorzugt in der Bedarfstherapie bei akuten Be-schwerden zum Einsatz. Sie werden als Spray oder Pulverinhalator angewen-det. Kurzwirksame Beta-2-Sympathomimetika lindern innerhalb weniger Mi-nuten die Beschwerden und helfen auch vorbeugend bei Anstrengungsasthma.

Bei einer sehr schweren Asthma-Erkrankung oder im Notfall kann zusätz-lich die Gabe von Kortison in Tablettenform oder auch als Infusion nötig sein. Vor Beginn der Dauertherapie mit diesem Medikament sollte aber immer die Meinung eines Facharztes eingeholt werden.

Andere Medikamente, die zur Behandlung der Asthma-Erkrankung ein-gesetzt werden, sind Theophyllin, Leukotrien-Rezeptor-Antagonisten oder Anticholinergika oder Anti-lgE-Antikörper. Diese Substanzen werden als Alternative oder zusätzlich zur bestehenden Asthma-Therapie eingesetzt.

Eine Überprüfung der Inhalationstechnik sollte bei jeder Kontrolluntersu-chung stattfi nden. Denn wenn die Technik der Inhalation nicht richtig ange-wendet wird, gelangen selbst die besten Medikamente nicht an ihren Zielort.

Dokumentation des Krankheitsverlaufs

Medikamente

Inhalative Glukokortikoide(Steroide)

Inhalative langwirksame Beta-2-Sympathomimetika

Inhalative kurzwirksameBeta-2-Sympathomimetika

Systemische Glukokortikoide

Sonstige asthmaspezifi sche Medikation

Inhalationstechnik überprüft

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105Kapitel 7

Hier vermerkt der Arzt, ob Sie zu einer Asthma-Schulung angemeldet wer-den. Für die meisten Teilnehmer sind diese Schulungen ein zusätzlicher Erkenntnisgewinn in Sachen Asthma und tragen dazu bei, den Umgang mit der Erkrankung positiv zu beeinfl ussen.

Haben Sie bereits an einer solchen Schulung teilgenommen, wird Ihr Arzt hier „Ja“ eintragen. Wenn Sie den Termin ohne nachvollziehbaren Grund nicht wahrgenommen haben, kreuzt er „Nein“ an. Da Ihre aktive Mitarbeit für den Erfolg der Behandlung unbedingt nötig ist, kann diese Angabe zum Ausschluss aus dem Programm führen. „War aktuell nicht möglich“ bedeu-tet: Sie konnten aus nachvollziehbaren Gründen (zum Beispiel wegen eines Krankenhausaufenthaltes) nicht teilnehmen.

Der Selbstmanagementplan ist bei der Behandlung eines Asthma bron-chiale unverzichtbar. Der richtige Umgang mit dem Ampel-Schema oder der Einsatz des Asthma-Tagebuchs werden hier festgehalten. Besteht ein solcher Plan noch nicht, sollte er gleich zu Beginn des Behandlungspro-gramms gemeinsam erstellt werden. Hier kreuzt der Arzt „Ja“ an, wenn er Sie aufgrund Ihrer Asthma-Erkrankung zu einem anderen Arzt überwiesen oder in ein Krankenhaus eingewiesen hat.

Zu den Informationsangeboten gehören die Empfehlung zum Tabakverzicht mit dem Angebot von Raucher-Entwöhnungsprogrammen, Ernährungsbera-tung oder auch körperliches Training.

Hier notiert der Arzt, ob die Kontrolluntersuchungen bei Ihnen jedes Quartal oder nur jedes zweite Quartal durchgeführt werden sollen.

Dokumentation des Krankheitsverlaufs

Schulungen

Asthma-Schulungempfohlen

Empfohlene Schulung wahrgenommen

Behandlungsplanung

Schriftlicher Selbstmanagementplan

Asthmabezogene Über- bzw. Einweisung veranlasst

Vom Patienten gewünschte Informationsangebote

Dokumentationsintervall

was vor, einige Tage oder Wochen klappt es

auch, dann aber fällt man leider in den alten

Trott zurück. Machen Sie es rund um Ihre

Asthma-Erkrankung anders. Sie werden für

Ihre Mühe belohnt. Und zwar durch weni-

ger Anfälle, abnehmende Beschwerden im

Alltag, eine zunehmende Leistungsfähigkeit

und damit schlicht mehr Spaß am Leben.

Und Sie werden sehen: Schon bald ist die

Mühe gar keine mehr. Haben Sie Ihre neue,

dem Asthma angepasste Lebensweise über

einige Monate verinnerlicht, dann wird sie

Ihnen derart in Fleisch und Blut übergegan-

gen sein, dass Sie sich ein anderes Leben gar

nicht mehr vorstellen können.

Nehmen Sie Ihr Schicksal also in die eigenen

Hände! Durchforsten Sie Ihre Wohnung und

den Arbeitsplatz, um beispielsweise versteck-

ten Allergenen auf die Schliche zu kommen.

Passen Sie Ihr Verhalten an und meiden Sie

Asthma auslösende Situationen wie stunden-

langes Sitzen in verrauchten Kneipen. Sollten

Sie selbst rauchen, dann hören Sie damit auf.

Die AOK bietet z. B. das Nichtrauchertrai-

ning „Ich werde Nichtraucher“ an (www.

ich-werde-nichtraucher.de). In diesem Kurs

werden Sie über circa zwei Monate auf Ihrem

Weg weg vom blauen Dunst betreut.

Zweitens: Bei Asthma bronchiale ist es

unumgänglich, eine auf Sie individuell zu-

geschnittene medikamentöse Therapie zu

as Wichtigste für Sie ist eine opti-

male Behandlungsstrategie. Diese

besprechen Sie gemeinsam mit Ihrem Haus-

arzt. Neben der richtigen Medikation geht

es vor allen Dingen um die Änderung Ihres

Lebensstils – zum Beispiel darum, dass Sie

mehr Sport treiben oder bestimmte Allerge-

ne bzw. Asthma auslösende Substanzen ver-

meiden lernen. Festgelegt werden außerdem

anstehende Schulungstermine. Bitte denken

Sie an diese Termine, tragen Sie sich diese am

besten direkt in Ihren persönlichen Kalender

ein. Denn nur wenn Sie lückenlos an Ihrem

strukturierten Behandlungsprogramm teil-

nehmen, haben Sie die besten Chancen auf

ein beschwerdefreies Leben.

Zusätzlich besprechen Sie bitte mit Ihrem

behandelnden Arzt die weiteren Untersu-

chungstermine.

Das BasisprogrammDie erfolgreiche Behandlung besteht aus drei

Teilen:

Erstens: Den ersten und wichtigsten

Baustein kennen Sie bereits – das sind Sie

selbst. Allerdings gilt es schon hier, die erste

große Herausforderung zu meistern.

Denn jeder Mensch hat Schwächen und

wahrscheinlich sind auch Sie nicht frei da-

von. Eine dieser Schwächen besteht häufig

im Nichtdurchhalten. Man nimmt sich et-

Der besondere ServiceRegelmäßige Arzt-termine sind für Sie absolut notwen-dig, um Ihre The-rapie individuell auf Ihre Situation zuzuschneiden und falls nötig entspre-chend anzupassen. Das ist ein ganz besonderer Service. Denn durch die kontinuierliche Do-kumentation Ihres Krankheitsverlaufs ist Ihr Arzt in der Lage, auch kleine Veränderungen zu erkennen und mit einer Korrektur Ihrer Behandlung darauf zu reagie-ren.

106Kapitel 7

Ihr Behandlungsplan

D

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Seien Sie egoistischAuch wenn Ihr so-ziales Umfeld Sie manchmal zu etwas anderem überreden möchte, behalten Sie immer Ihre ganz persönlichen Ziele im Auge. Ein Barbesuch macht Spaß, aber gut tut er Ihnen nur in rauchfreien Räu-men. Auch wenn der beste Freund gerne rauchen möchte, bitten Sie ihn, dafür doch mal kurz vor die Tür zu gehen. Seien Sie gänzlich egoistisch und haben Sie nur Ihre eigenen Ge-sundheitsziele im Blick. Das dürfen Sie nicht nur, das müssen Sie sogar!

107Kapitel 7

spielsweise der Umgang mit den Inhalations-

geräten wie Sprays oder Pulverinhalatoren.

Ihr Arzt wird Ihnen die korrekte Handha-

bung gerne demonstrieren. In entsprechen-

den Schulungen üben Sie den Umgang mit

den Geräten dann noch einmal ganz explizit.

Drittens: Bei jedem Untersuchungster-

min legen Sie zusammen mit Ihrem Arzt

neue Behandlungsziele fest, die es gemein-

sam zu erreichen und zu dokumentieren gilt.

Das kann zum Beispiel sein, die Häufigkeit

der Asthma-Anfälle zu reduzieren. Damit Ihr

Arzt auch wirklich nachvollziehen kann, wie

häufig und in welchen Situationen diese An-

fälle bei Ihnen auftreten, sollte Ihr Asthma-

Tagebuch deshalb bei jedem Arztbesuch ein

treuer Begleiter sein.

Zusätzliche BausteineGerade bei allergisch bedingtem Asthma

kann es vorkommen, dass die Maßnahmen

zur Verminderung der Allergene in der Woh-

nung oder Atemluft sowie der gezielte Ein-

satz von Medikamenten nicht ausreichen, um

Ihre Beschwerden zufriedenstellend in den

Griff zu bekommen. Dies ist für die Betroffe-

nen und den Arzt zunächst erst einmal frus-

trierend. Doch man muss sich klar machen,

dass nicht alle Faktoren durch Vermeidung

beeinflussbar sind. Beispielsweise vor den

Gräserpollen im Frühjahr und Sommer kann

man fast nicht fliehen. Die gute Nachricht: Es

gibt weitere Therapiebausteine, die Ihr Arzt

kennt und die jetzt zum Einsatz kommen

können.

finden und diese auch kontinuierlich einzu-

setzen. Hierfür stehen heute gut wirksame

und nebenwirkungsarme Substanzen zur

Verfügung.

Ihr Arzt wird mit Ihnen ausführlich über die

Wirkungsweise und die eventuell auftreten-

den Nebenwirkungen der einzusetzenden

Medikamente sprechen. Wenn Sie Bedenken

oder Fragen haben, scheuen Sie sich nicht

nachzuhaken. Ihr Arzt wird sich ganz sicher

die Zeit nehmen, mit Ihnen ausführlich über

Ihre Ängste und Befürchtungen zu sprechen.

Dafür sind die strukturierten Behandlungs-

programme da. Ihr behandelnder Arzt ist

auch Ihr erster Ansprechpartner, wenn es

darum geht, die richtige Anwendung Ihrer

Medikamente zu erlernen. Hierzu zählt bei-

Ihr Arzt ist Ihr erster Ansprechpartner, wenn es um Fragen rund um Ihre Erkran-kung und deren Therapie geht.

>>

Spezifische Immuntherapie –HyposensibilisierungDas Ziel einer Hyposensibilisierung ist es,

die überschießende Wirkung der Allergene

im Organismus dauerhaft herabzusetzen.

Der Körper soll sich an die zwar ungebete-

nen, aber dennoch harmlosen Reize gewöh-

nen. Um das zu erreichen, führt der Arzt

dem Körper genau diejenigen Allergene zu,

auf die Sie nachweislich mit asthmatischen

Beschwerden reagieren.

Dabei werden die identifizierten Substanzen

als verdünnte Lösung in steigender Dosie-

rung gespritzt. Eine Reaktion gibt es meistens

nur an der Einstichstelle. Dennoch verläuft

die gesamte Behandlung unter genauer ärzt-

licher Kontrolle, damit Sie im Fall der Fälle

niemals einer wirklichen Gefahr ausgesetzt

sind. Dieser Vorgang des Verabreichens des

Allergens wird alle ein bis zwei Wochen wie-

derholt. Insgesamt dauert die Behandlung

in der Regel drei Jahre, je nach auslösendem

Faktor und Ihrer ganz persönlichen Konsti-

tution. Im Idealfall bleiben nach dem Ende

der Therapie allergisch ausgelöste Asthma-

Vorsicht bei neuen BeschwerdenBesonderes Au-genmerk sollten Sie auch auf neu aufgetretene oder neuerdings anders gelagerte Symp-tome legen und diese sofort Ihrem Arzt mitteilen. Er kann dann ent-scheiden, ob dies besorgniserregend ist oder nicht. Bitte bedenken Sie, dass Ihr Arzt und Sie nur dann als Team funktionie-ren, wenn absolute Offenheit zwischen Ihnen herrscht. Der Erfolg der Thera-pie hängt damit entscheidend von Ihnen beiden ab.

108Kapitel 7

Anfälle aus, meist sind sie aber zumindest in

ihrer Anzahl deutlich reduziert.

Kontinuierliche BetreuungVergessen Sie nie: Ihr Arzt und Sie bilden ein

Team. Ob die Zusammenarbeit erfolgreich

ist, hängt von beiden Partnern ab. Um den

Erfolg zu bemessen, werden regelmäßig Fort-

schritte und Rückschläge gemeinsam bespro-

chen und für negative Entwicklungen neue

Lösungsmöglichkeiten gesucht. Wichtig ist,

dass Sie Veränderungen, wie sie zum Beispiel

bei Ihrem durchschnittlichen Peakflow-Wert

auftreten können, umgehend Ihrem Arzt

mitteilen. Und sprechen Sie darüber, wie Sie

mit den empfohlenen Medikamenten zu-

rechtkommen. Sie tun Ihrem Arzt und sich

selbst erst recht keinen Gefallen, wenn Sie

ihm sagen, alles sei okay, und letztlich doch

Ihre Präparate lieber nicht nehmen möchten

oder sie gar selbsttätig absetzen.

Sobald Sie erste Erfolge aufzuweisen haben,

heißt es, nicht lockerzulassen. Weitermachen!

Definieren Sie zusammen mit Ihrem Arzt

Ihre neuen Ziele. Gerade beim Asthma gibt

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109Kapitel 7

verschwinden. Mit je weniger Medikamenten

dies langfristig zu erreichen ist, desto besser.

Das ist für die meisten Asthmatiker eine Vi-

sion, aber eine sehr realistische. Denn da-

durch, dass jetzt die Betroffenen selbst über

ihre Erkrankung weitaus informierter sind,

sich selbst besser kennen und eine gezielte

vorbeugende Medikamentenbehandlung

heutzutage zum Standard zählt, lässt sich

viel mehr tun als noch vor ein paar Jahren.

Außerdem haben Sie gelernt, im Alltag mit

schwierigen Situationen richtig umzugehen

und sind auch auf kritische Momente vorbe-

reitet. Es gibt also einen wesentlichen Grund,

warum Sie so intensiv wie möglich an dem

strukturierten Behandlungsprogramm Asth-

ma bronchiale teilnehmen sollten:

Sie selbst!

es keinen Stillstand. Ihre Ziele können Sie

wie ein Leichtathlet immer höherschrauben:

Noch weniger Beschwerden. Noch weniger

Anfälle. Ihren Peakfl ow-Wert dauerhaft auf

einem bestimmten Niveau zu halten usw.

Der größte Nutzen des strukturierten Be-

handlungsprogramms Asthma bronchiale

liegt darin, dass Sie und Ihr Arzt bei jedem

Termin Ihre gemeinsam erarbeitete Be-

handlungsstrategie neu überdenken und be-

trachten, ob Sie die gesteckten Ziele erreicht

haben. Es gibt nicht den einzig richtigen Be-

handlungsweg oder gar ein Patentrezept ge-

gen Asthma, sondern lediglich eine Therapie,

die exakt an Ihre Bedürfnisse und Symptome

in diesem Moment angepasst ist.

Das große Ziel aber ist bei allen Betroffenen

mit Asthma gleich: Die Beschwerden sollen

Ihre Zielsetzung

Folgende Ziele sollten Sie mit dem strukturierten Behandlungsprogramm Asthma bronchiale erreichen:

Verringerung bzw. Vermeidung von akuten und chronischen Krankheitsbeein- trächtigungen wie Kurzatmigkeit und Asthmaanfällen

Die körperliche und geistige Entwicklung bei Kindern und Jugendlichen soll trotz Asthma ganz normal verlaufen

Unbeschwertes Erleben des Alltags Sport treiben ohne Angst Steigerung der eigenen Leistungsfähigkeit Verhindern einer Verschlimmerung der Erkrankung Vermeiden von Nebenwirkungen oder Problemen mit der Therapie Lungenfunktion so gut wie möglich wiederherstellen und erhalten Die Überempfi ndlichkeit der Bronchien nimmt ab

Acetylcholin > Substanz, die die Bronchien verengt

Allergen > Substanz, die eine Allergie hervorruft

Allergie > Überempfindlichkeit gegenüber körperfremden,

eigentlich unschädlichen Substanzen

Alveolen > Lungenbläschen

Anamnese > Erhebung der Krankengeschichte

Anfallprophylaxe > Vorbeugung eines Asthma-Anfalls durch

Medikamente

Anticholinergika > Bestimmte Gruppe von Medikamenten,

die die Bronchien erweitern

Antikörper > Körpereigene Abwehrzellen gegen Fremdstoffe

(Antigene)

Asthma > Chronische Entzündung der Atemwege mit

Überempfindlichkeit der Bronchien und

anfallsweise auftretender Atemwegsverengung

Auskultation > Abhören der Lunge mit dem Stethoskop

Beta-2-Sympathomimetika > Medikamente, die die Bronchien erweitern

Bronchialobstruktion > Verengung der Atemwege

Bronchien > Äste der Luftröhre, über die die Luft in der

Lunge verteilt wird

Bronchiolen > Kleinere Aufzweigungen der Bronchien

Bronchitis > Entzündung der Schleimhäute der Bronchien

Bronchodilatatoren > Medikamente, die die Bronchien erweitern

(z. B. Beta-2-Sympathomimetika)

Bronchoskopie > Untersuchung der Atemwege mit einem dünnen

Schlauch, durch den der Arzt in die Bronchien

hineinsehen kann

Bronchospasmolyse > Entkrampfung der Bronchialmuskulatur durch

Medikamente (z. B. Theophyllin)

Bronchospasmolytika > Medikamente, die die verkrampften Muskeln

in den Bronchien löst

Brummen > Dröhnend-brummendes Atemgeräusch bei

Asthma

Computertomographie (CT)

> Computergesteuertes Verfahren, bei dem der

Körper in einer Röntgenröhre Schicht für Schicht

durchstrahlt wird

Compliance > Bereitschaft eines Patienten zur Mitarbeit bei

der Therapie

Cortison > siehe unter „Kortison“

Hilfe – Asthma! Die wichtigsten Fachausdrücke

110Glossar

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111Glossar

Dosier-Aerosol (= Dosierspray)

> Treibgasgetriebenes Dosiergerät zum Einatmen

v. Medikamenten, z. B. Beta-2-Sympathomimetika

Emphysem > Siehe: Lungenemphysem

Eosinophilie > Vermehrung bestimmter Zellen (Eosinophile) im

Blut als Zeichen einer allergischen Reaktion

Expirium > Das Ausatmen

Feuchtinhalation > Bei der Feuchtinhalation wird das Medikament

in wässriger Lösung mithilfe eines Düsenver-

neblers, Druckverneblers oder Ultraschallver-

neblers eingeatmet

Giemen > Pfeifendes Atemgeräusch, häufig verbunden

mit Brummen

Glukokortikoide (Steroide)

> Gruppe von entzündungshemmenden Medika-

menten; dienen als Dauermedikamente zur

Anfallsprophylaxe

Histamin > Botenstoff, der bei einer allergischen Reaktion

vom Körper freigesetzt wird

Hyperreagibilität > Gesteigerte Reaktionsbereitschaft der Bronchien

bei Asthma bronchiale

Hyposensibilisierung (= Desensibilisierung) > Schrittweises Herabsetzen der allergischen

Reaktionsbereitschaft des Körpers

Hypoventilation > Abgeflachte oder verlangsamte Atmung

intrinsisches Asthma > Nichtallergisches Asthma

Kernspin (Magnetresonanztomographie, MRT)

> Bildgebendes Verfahren zur Herstellung von

Schichtaufnahmen des Körpers unter Nutzung

eines Magnetfeldes

Kombinationspräparate > Medikamente, die zwei oder mehr Wirkstoffe

enthalten

Kortison > Körpereigenes Glukokortikoid, das in der

Nebennierenrinde gebildet wird und

entzündungshemmend wirkt

Leukotrien-Rezeptor-Antagonist > Entzündungshemmendes Medikament, das für

die Dauertherapie eingesetzt wird

Lungenbläschen (Alveolen)

> Endaussackungen der kleinen Luftröhrenäste in

der Lunge

Lungenemphysem > Beim Lungenemphysem sind die kleinsten

Bronchien und die Lungenbläschen dauerhaft

erweitert (Überblähung), die Lungenstruktur

wird zerstört

Lungenfunktionsdiagnostik (Spirometrie, Bodyplethysmographie)

> Verfahren, um die Lungenfunktion zu untersuchen

Nervus sympathicus > Teil des vegetativen Nervensystems, das für un-

bewusste Vorgänge im Körper verantwortlich ist

Hilfe – Asthma! Die wichtigsten Fachausdrücke

112Glossar

Pulverinhalator > Dosiergerät zur Inhalation von Medikamenten,

die in Pulverform vorliegen (z. B. Glukokortikoide)

Quaddel > Juckender, geröteter Hautbereich, wird durch

die Freisetzung von Histamin verursacht

Screening > Suchtest

sensibilisieren > Den Körper für einen Stoff empfindlich machen

Spirometer > Gerät zur Messung der Lungenfunktion

Sputum > Auswurf

STIKO > Ständige Impfkommission

systemisch > Den ganzen Körper einbeziehend, z. B. Anwen-

dung eines Medikaments als Tablette oder Infu-

sion, systemische Glukokortikoide

Theophyllin > Medikament, das die Bronchien erweitert und in

Einzelfällen zur Anwendung kommt

Thorax > Brustkorb

topisch > Örtliche Anwendung eines Medikaments,

z. B. bei inhalativen Glukokortikoiden

Ultraschallvernebler > Ultraschallgesteuertes Gerät zur Inhalations-

behandlung bei Asthma und anderen Atemwegs-

erkrankungen

wie für den schnellen Herzschlag und die Erhö-

hung des Blutdrucks bei Angst, Wut oder Fluchen,

bewirkt auch eine Erweiterung der Bronchien

Nervus parasympathicus > Teil des vegetativen Nervensystems, Gegenspieler

des Nervus sympathicus, verursacht eine

Verengung der Bronchien

Obstruktion > Verengung (hier der Atemwege)

obstruktiv > Verengt, eingeengt

Peakflow-Meter > Messgerät, das den Spitzenfluss der Luft beim

Ausatmen misst

Placebo > Scheinmedikament, d. h. Präparat ohne Wirkstoff

Pneumologie > Lehre von den Erkrankungen der Atmungsorgane

Pneumonie > Lungenentzündung

Prick-Test > Allergie-Haut-Test

Prostaglandine > Hormonähnliche körpereigene Substanzen, die

eine Rolle bei der Entstehung von Fieber,

Schmerzen, Entzündungsreaktionen spielen

Provokationstest > Untersuchung zum Nachweis einer Hyperrea-

gibilität der Bronchien durch Inhalation be-

stimmter Substanzen wie Histamin, Acetylcholin

Hilfe – Asthma! Die wichtigsten Fachausdrücke

Page 58: Hilfe – Asthma!€¦ · Hilfe Asthma! Patienten-Handbuch für unbeschwertes Atmen Hilfe Asthma! Das Patienten-Handbuch 2 Inhalt Hilfe Asthma! Das Patienten-Handbuch Inhalt Vorworte

AAcetylsalicylsäure >10, 86

Aerosol > 50, 51

Allergene > 10, 24, 35, 85-87, 89, 91, 94, 106-108,

Allergie > 9-11, 18, 22, 24, 32, 25, 63, 67, 73, 76,

85-87, 89, 90, 97

Allergie-Antikörper > 24, 25, 32, 57, 67

Allergie-Screening > 24

Anamnese > 17, 33, 64, 101, 103

Anstrengungsasthma > 10, 67, 95, 104

Asthma-Anfall > 9, 10, 12, 14, 18, 33, 35, 40, 45, 49, 52,

55, 56, 58, 59, 60, 66, 68, 77, 82, 85, 86, 88, 94,

95, 96, 97, 107

Asthma-Kontrolle > 30, 31, 33, 56, 68, 69, 71, 103

Asthma-Provokationstest > 22, 23, 25

Anticholinergika > 32, 37, 39, 68

Antikörper > 25, 24, 32, 57, 67, 68

Atemgymnastik > 81

Atemnot > 8, 9, 12-14, 17, 18, 29, 33, 35, 54, 56, 57, 59,

64, 65, 67, 68, 75, 80-83, 85, 86, 95

Atemwege > 8, 14, 23, 37, 53, 61, 63, 68, 70, 75-77, 97

Atemzentrum > 9

Atmung > 9-11, 20, 23, 46, 51, 52, 60, 65, 74, 75, 81,

82, 92, 94

Ausatmen > 19-22, 65, 70, 77, 81-83

Auslöser > 8-11, 14, 17-19, 24, 26, 63, 67, 73, 74, 78,

85-87, 89, 90, 92

Auswurf > 18, 66

BBasistherapie > 32, 96

Beipackzettel > 34

Bestwert, persönlicher > 23, 30, 69, 76-78, 97

Beta-2-Sympathomimetika > 22, 32, 35-39, 47, 54, 56,

57, 61, 67, 68, 104

Bettsitz > 82, 83

Blut > 9, 25, 26, 46, 48, 54, 67, 106

Bodyplethysmographie > 20, 22, 23

Bronchialschleimhaut > 8, 11, 43, 45, 88, 94

Bronchien > 8-12, 14, 16, 19, 21-24, 35-41, 43, 44, 46,

48-50, 53-58, 61, 68, 71, 74-76, 79, 81, 88, 91,

94, 97, 104, 109

Bronchiolen > 9

Bronchitis > 12, 13, 71, 103

Bronchitis, chronische > 103

Bronchospasmolyse-Test > 21, 22

CCortison > siehe Kortison

Curaplan > 5, 29, 81, 102

D Dauerentzündung > 39, 40, 61, 104

Diagnose > 12-14, 15-19, 22, 23, 26, 41, 64-66, 69, 71,

99-101

Disease-Management-Programm > 98-109

Dokumentation > 102-106

Dosierspray > 36, 48, 50-52, 54, 70, 71

Düsenvernebler > 48, 52, 53, 70

113Stichworte

Hilfe – Asthma!Stichwortverzeichnis

114Stichworte

KKinder > 8, 10, 12, 13, 16, 28, 30, 36, 37, 39, 41, 44, 46,

49, 58, 62-71, 74, 80, 81, 90, 93-95-96, 109

Kontinuierliche Betreuung > 100, 108

Kortison > 22, 39-41, 49, 57, 60, 68, 104

Krankenkasse > 99, 100

Kreuzallergie > 86, 90

Kutschersitz > 60, 82

LLeukotrien-Rezeptor-Antagonisten > 32, 43-45, 56,

68, 104

Lippenbremse > 60, 81, 82

Lunge > 9, 14, 18, 20-22, 26, 48, 49, 52, 53, 65, 67, 71,

74, 75, 77, 81-83, 101

Lungenbläschen > 9, 11

Lungenentlastung > 81

Lungenfunktionsprüfung > 19, 20, 22, 26

Lungenkapazität, totale > 21

MMaske > 70, 71

Methacholin > 22

Milben > 85-88, 91, 94

Monoklonale Antikörper > 68

Mundstück > 23, 48-53, 70, 71, 77

NNotarzt > 60, 61, 77

Notfall > 34, 52, 59, 60, 71, 73, 74, 79, 94, 103, 104

Notfall-Medikament > 60, 77-79, 92

EEinsekundenvolumen > 21

Entwicklungsstörungen > 28

Entzündung > 8, 10, 12, 14, 25, 35, 40, 43, 55, 57, 63,

71, 88

Entzündungszellen > 40

FFEV1-Wert > 21, 22, 24, 30, 69

Feinstaub > 86, 87, 89, 91

GGlukokortikoide > 32, 33, 39-42, 44, 45, 49, 51, 55-57,

68, 104

Gräserpollen > 10, 43, 85, 91, 107

HHausarzt > 12, 29, 100, 101, 106

Haustier > 90

Heiserkeit > 42

Herzschlag > 36, 38

Histamin > 22

Husten > 12-14, 16-18, 54, 56, 63-66, 68, 71, 77, 97

IImpfung > 96

Infektion > 10, 42, 47, 49, 54, 66, 69, 97

Inhalator > 48, 49, 52, 55

Inhalierhilfe > 50, 51, 70

Hilfe – Asthma!Stichwortverzeichnis

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115Stichworte

Hilfe – Asthma!Stichwortverzeichnis

OObstruktion > 11, 22

PPatienten-Tagebuch > 74

Peakflow-Messung > 101

Peakflow-Wert > 24, 56, 57, 75, 77, 79, 80, 97

PEF-Wert > siehe Peakflow-Wert

Pneumologe > 16

Pollen > 85, 86, 89

Prick-Test > 24-26, 66

Pulverinhalator > 36, 48-50, 54, 70, 71, 104, 107,

RRauchen > 18, 90, 91, 97, 106, 107

Röntgenuntersuchung > 26

SSauerstoff > 9, 41

Säuglingsalter > 66

Schimmelpilze > 85, 88

Schmerzmittel-Asthma > 10

Schulsport > 93, 94

Schulung > 73-75, 81, 83, 87, 94, 99-101, 105-107

Soor > 41

Spacer > 39, 41, 42, 50, 51, 71

Spasmus > 22

Spezifische Immuntherapie > 86

Spirometrie > 19, 20, 23

Sport > 66, 67, 73, 74, 92, 93-96, 106, 109,

Spray > 22, 38, 41, 51, 55, 65, 71, 76, 94-96, 104, 107,

Strukturiertes Behandlungsprogramm > 98-109

Stufentherapie > 42, 68, 89

Systemische Glukokortikoide > 32, 68, 104

TTheophyllin > 32, 45-47, 56, 57, 68, 104

Tierhaare > 10, 22, 85, 87, 90

Tischsitz > 82

Topische Glukokortikoide > 39, 41, 42, 57

Torwartstellung > 82, 83

UUltraschallvernebler > 48, 53

VVC-Wert > 21

Vitalkapazität, forcierte, exspiratorische > 21

Vorbeugung > 29, 40, 61, 90, 104

XXanthine > 45, 46

ZZigarettenrauch > 90

116Impressum

Hilfe – Asthma!Impressum

HerausgeberAOK-BundesverbandRosenthaler Straße 31

10178 Berlin

Freigabe durch BVA: Juni 2015

Deutscher Hausärzteverband e.V. Edmund-Rumpler-Straße 2

51149 Köln

Realisationmedi cine medienproduktions gmbh

Claudia Gellermann-Schultes, Redaktion

Karin Neumert-Marutschke, Buchgestaltung

Petra Greiner-Senft, Lektorat

Volkhardt Caruna Medien, Druck

Medizinische RedaktionDr. med. Eike Eymers

Ärztliche BeraterDr. med. Michael Wittmann

Dr. med. Wolfgang Soldan

Dr. med. Diethard Sturm

FotografieJochen Tack, Michael Jarmusch

BildnachweisAOK-Bundesverband

medi cine medienproduktions gmbh

KoordinationPeter Willenborg

HinweisDie Informationen in diesem Buch sind von den

Autoren, der Redaktion und den Herausgebern nach

bestem Wissen und Gewissen sorgfältig erwogen

und geprüft, stellen aber keinen Ersatz für eine

medizinische Betreuung jeglicher Art dar. Dies gilt

insbesondere für die in diesem Buch vorgestellten

Heilmittel, die je nach Konstitution des Anwenders

Überempfindlichkeitsreaktionen auslösen oder zu

Nebenwirkungen führen können. Bevor Sie ein hier

aufgeführtes Heilmittel bei sich anwenden, sollten

Sie daher in jedem Fall vorab mit Ihrem Arzt oder

Apotheker Kontakt aufnehmen und sich entspre-

chend beraten lassen.

Autoren, Herausgeber und Redaktion übernehmen

keinerlei Haftung für etwaige Personen- oder Sach-

schäden, die sich aus Gebrauch oder Missbrauch der

in diesem Buch aufgeführten Anwendungsmöglich-

keiten ergeben.

Die Verwendung von Texten und Bildern, auch aus-

zugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung der

Herausgeber unzulässig und strafbar.

Copyright für diese Ausgabe

© 201

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55129 Mainz

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Andreas Görner, Projektleitung

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Hilfe – Asthma! Curaplan Patienten-Handbuch für unbeschwertes Atmen

Asthma beginnt häufi g schon im Kindesalter. Durch unterschiedliche Einfl üsse kommt es zu einer dauer-

haften Entzündung der Atemwege, die zu einer Verengung der Bronchien führt. Die Folge ist Atemnot.

Ziel der Behandlung ist es, dem Patienten diese Atemnot zu nehmen und die Erkrankung unter Kontrolle

zu bringen. Plötzliche Verschlechterungen und gefährliche Asthma-Anfälle sollen vermieden werden.

Dieses Patienten-Handbuch richtet sich an Patienten mit Asthma bronchiale und an Eltern von

erkrankten Kindern. Es informiert Sie über die Ursachen des Asthmas, enthält alles Wissenswerte

zur modernen Therapie und gibt Ihnen wichtige Tipps für das Leben mit der Erkrankung. Das Buch

soll Ihnen helfen, aktiv an der Behandlung der Erkrankung mitzuarbeiten und ihren Verlauf positiv

zu beeinfl ussen. Damit Sie unbeschwert atmen können – trotz Asthma.

Schutzgebühr: 9,90 Euro